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Disciplina
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Letteratura tedesca III
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Bertolt Brecht
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* 10. Februar 1898 in Augsburg, † 14. August 1956 in Berlin
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Leben
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Brecht wurde am 10. Februar 1898 in Augsburg als Sohn eines Fabrikdirektors geboren.
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1917 machte er Abitur: er studierte Medizin in München. 1918 leistete er Kriegs- und
Sanitätsdienst. Das gleiche Jahr schrieb er sein erstes Stück, „Baal". Als er 21 Jahre alt
war, schrieb er auch „Trommeln in der Nacht". Dieses Stück konzentrierte sich auf ein
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revolutionäres Thema, den Spartakusaufstand, es sprach über den Klassenkampf.
1923 wurde er Dramaturg an den Münchener Kammerspielen, 1924 am Deutschen
Theater. Ab 1924 lebte er als freier Schriftsteller in Berlin. Schon 1926 begann er
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Marxismus zu studieren. 1927 wurde er ein Mitglied einer dramaturgischen Gruppe, die
Piscators Theater gründete.
1928 schrieb er „Die Dreigroschenoper". Die Uraufführung war am 31. August. Dieses
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sozialkritische Stück war ein Welterfolg, weil es durch die Leichtfertigkeit der 20er Jahre
gekennzeichnet war. Deshalb übertraf dieses Stück alle anderen Stücke aus dieser Zeit!
1929 provozierte die Weltwirtschaftskrise Konflikte zwischen den linken proletarischen und
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den nationalsozialistischen Kräften. Brecht war ein gutes Beispiel dafür: er bekannte sich
zum Sozialismus. Der Höhepunkt dieser Phase war Die Massnahme. Er versuchte, die
marxistischen philosophischen und politischen Gedanken in seine Stücke einzubauen. Nach
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dem Stück Die Massnahme wurde Die Mutter 1931 aufgeführt. Das war seine letzte
Aufführung vor seiner Flucht ins Exil, weil Hitler Kanzler geworden war.
Ende Februar 1933, als die Nazis an die Macht kamen, floh er über Österreich in die
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Schweiz, nach Dänemark, England, Schweden, in die Sowjetunion und die USA. Er musste
sich auch bemühen, seine Verwandten in Deutschland vor Nazis zu schützen. Aber diese
Exiljahre waren eine Schaffungsperiode, in der er viele wichtige Stücke schrieb.
1947 verliess er Amerika und kam er in die Schweiz. Zwei Jahre später kehrte er nach Ost-
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Berlin zurück. Dort gründete er das Berliner Ensemble, und bis 1956 errang er
internationalen Ruf. Er war auch ab 1950 Mitglied der Akademie der Künste in Ostberlin.
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Die Dreigroschenoper, 1928
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Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny, 1930
Leben des Galilei, 1938/1939
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Mutter Courage, 1939
Der gute Mensch von Sezuan, 1942
Der kaukasische Kreidekreis, 1945
Herr Puntila und sein Knecht Matti, 1948
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Kritik der Einfühlung. Aus: Brechts theoretische Schriften zum Theater
„Als aristotelische Dramatik, von der sich abgrenzend eine nichtaristotelische sich
definieren will, wird da alle Dramatik bezeichnet, auf welche die aristotelische Definition
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der Tragödie in >Poetik< in dem, was wir für ihren Hauptpunkt halten, passt. Die
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bekannte Forderung der drei Einheiten betrachten wir nicht als diesen Hauptpunkt, sie
wird vom Aristoteles auch gar nicht erhoben, wie die neuere Forschung festgestellt hat.
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Uns erscheint von größtem gesellschaftlichen Interesse, was Aristoteles der Tragödie als
Zweck setzt, nämlich die Katharsis, die Reinigung des Zuschauers von Furcht und Mitleid
durch die Nachahmung von furcht- und mitleiderregenden Handlungen. Diese Reinigung
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erfolgt auf Grund eines eigentümlichen psychischen Aktes, der Einfühlung des Zuschauers
in die handelnden Personen, die von den Schauspielern nachgeahmt werden. Wir
bezeichnen eine Dramatik als aristotelisch, wenn diese Einfühlung von ihr herbeigeführt
wird, ganz gleichgültig, ob unter Benutzung der vom Aristoteles dafür angeführten Regeln
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(…)
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Solange der Aristoteles (…) ganz allgemein über die Freude an der nachahmenden
Darstellung spricht und als Grund dafür das Lernen nennt, gehen wir mit ihm. Aber (…)
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{er} begrenzt für die Tragödie das Feld der Nachahmung. Es sollen nur die furcht- und
mitleiderregenden Handlungen nachgeahmt werden, und es ist eine weiter Begrenzung,
dass sie zum Zweck der Auflösung von Furcht und Mitleid nachgeahmt werden sollen.
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„Der Zuschauer des dramatischen Theaters sagt: Ja, das habe ich auch schon gefühlt. -
So bin ich. - Das ist nur natürlich. - Das wird immer so sein. - Das Leid dieses Menschen
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erschüttert mich, weil es keinen Ausweg für ihn gibt. - Das ist große Kunst: das ist alles
selbstverständlich. Ich weine mit den Weinenden, ich lache mit den Lachenden.
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Der Zuschauer des epischen Theaters sagt: Das hätte ich nicht gedacht. - So darf man es
nicht machen. - Das ist höchst auffällig, fast nicht zu glauben. - Das muss aufhören. - Das
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Leid dieses Menschen erschüttert mich, weil es doch einen Ausweg für ihn gäbe. - Das ist
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große Kunst: da ist nichts selbstverständlich. - Ich lache über den Weinenden, ich weine
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über den Lachenden.
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Das Epische Theater. Aus: Brechts theoretische Schriften zum Theater
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„Nach Friedrich Schiller soll das Theater eine moralische Anstalt sein. Als Schiller diese
Forderung aufstellte, kam es ihm kaum in den Sinn, dass er dadurch, dass er von der
Bühne herab moralisierte, das Publikum aus dem Theater treiben könnte. Zu seiner Zeit
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hatte das Publikum nichts gegen das Moralisieren einzuwenden.
(…)
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Das Bürgertum ging daran, die Idee der Nation zu konstituieren. Sein Haus einrichten,
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seinen eigenen Hut loben, seine Rechnungen präsentieren ist etwas sehr Vergnügliches.
Dagegen ist vom Verfall seines Hauses reden, seinen alten Hut verkaufen müssen, seine
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Rechnungen bezahlen wirklich eine trübselige Angelegenheit, und so sah Friedrich
Nietzsche ein Jahrhundert später die Sache. Er war schlecht zu sprechen auf Moral und
also auch auf den ersten Friedrich.
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Auch gegen das epische Theater wandten sich viele mit der Behauptung, es sei zu
moralisch. Dabei traten beim epischen Theater moralische Erörterungen erst an zweiter
Stelle auf. Es wollte weniger moralisieren als studieren. Allerdings, es wurde studiert, und
dann kam das dicke Ende nach: die Moral von der Geschichte.“
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PEACHUM zum Publikum: Es muss etwas Neues geschehen. Mein Geschäft ist zu
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schwierig, denn mein Geschäft ist es, das menschliche Mitleid zu erwecken. Es gibt einige
wenige Dinge, die den Menschen erschüttern, einige wenige, aber das Schlimme ist, dass
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sie, mehrmals angewendet, schon nicht mehr wirken. Denn der Mensch hat die furchtbare
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Fähigkeit, sich gleichsam nach eigenem Belieben gefühllos zu machen. So kommt es zum
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Beispiel, dass ein Mann, der einen anderen Mann mit einem Armstumpf an der
Straßenecke stehen sieht, ihm wohl in seinem Schrecken das erste Mal zehn Pennies zu
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geben bereit ist, aber das zweite Mal nur mehr fünf Pennies, und sieht er ihn das dritte
Mal, übergibt er ihn kaltblütig der Polizei.
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Die Moritat von Mackie Messer, aus: Die Dreigroschenoper
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Und der Haifisch, der hat Zähne
Und die trägt er im Gesicht
Und Macheath, der hat ein Messer
Doch das Messer sieht man nicht.
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Und es sind des Haifischs Flossen
Rot, wenn dieser Blut vergiesst
Mackie Messer trägt'nen Handschuh
Drauf man keine Untat liest.
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An der Themse grünem Wasser
Fallen plötzlich Leute um
Es ist weder Pest noch Cholera
Doch es heisst: Mackie geht um.
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In der Menge Mackie Messer, den
Man nicht fragt, und der nichts weiss.
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Und die minderjähr'ge Witwe
Deren Namen jeder weiss
Wachte auf und war geschändet
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Mackie welches war dein Preis?
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Aus: Die Dreigroschenoper. Dritter Akt
MAC Wir wollen die Leute nicht warten lassen. Meine Damen und Herren. Sie sehen den
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untergehenden Vertreter einer untergehenden Standes. Wir kleinen bürgerlichen
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Handwerker, die wir mit dem biederen Brecheisen an den Nickelkassen der kleinen
Ladenbesitzer arbeiten, werden von den Großunternehmen verschlungen, hinter denen die
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Banken stehen. Was ist ein Dietrich gegen eine Aktie? Was ist ein Einbruch in eine Bank
gegen die Gründung einer Bank? Was ist die Ermordung eines Mannes gegen die
Anstellung eines Mannes? Mitbürger, hiermit verabschiede ich mich von euch. Ich danke
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Ihnen, dass Sie gekommen sind. Einige von Ihnen sind mir sehr nahe gestanden. Dass
Jenny mich angegeben haben soll, erstaunt mich sehr. Es ist ein deutlicher Beweis dafür,
dass die Welt sich gleichbleibt. Das Zusammentreffen einiger unglücklicher Zustände hat
mich zu Fall gebracht.
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(...)
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Und zwar, als er am größten war.
Wie schrie der laut: Auch du, mein Sohn!
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Denn seht, da war es noch nicht Nacht
Da sah die Welt die Folgen schon:
Die Kühnheit hatte ihn so weit gebracht!
Beneidenswert, wer frei davon!
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(...)
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Der stets die Wahrheit sprach:
Ach nein, sie wußten ihm keinen Dank
Vielmehr stellten die Obern böse ihm nach
Und reichten ihm den Schierlingstrank.
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Wie redlich war des Volkes großer Sohn!
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Und seht, da war es noch nicht Nacht
Da sah die Welt die Folgen schon:
Die Redlichkeit hatt' ihn so weit gebracht!
Beneidenswert, wer frei davon!
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(...)
(…)
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Aus: Leben des Galilei. Erste Szene
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GALILEI (…) Durch zweitausend Jahre glaubte die Menschheit, dass die Sonne und alle
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Gestirne des Himmels sich um sie drehten. Der Papst, die Kardinäle, die Fürsten, die
Gelehrten, Kapitäne, Kaufleute, Fischweiber und Schulkinder glaubten, unbeweglich in
dieser kristallenen Kugel zu sitzen. Aber jetzt fahren wir heraus, Andrea, in großer Fahrt.
Denn die alte Zeit ist herum, und es ist eine neue Zeit. Seit hundert Jahren ist es, als
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erwartete die Menschheit etwas.
Die Städte sind eng, und so sind die Köpfe. Aberglauben und Pest. Aber jetzt heißt es: da
es so ist, bleibt es nicht so. Denn alles bewegt sich, mein Freund.
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(…)
Denn wo der Glaube tausend Jahre gesessen hat, eben da sitzt jetzt der Zweifel. Alle Welt
sagt: ja, das steht in den Büchern, aber lasst uns jetzt selbst sehn. Den gefeiertsten
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Wahrheiten wird auf die Schulter geklopft; was nie bezweifelt wurde, das wird jetzt
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bezweifelt.
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Aus: Leben des Galilei. Dritte Szene
SAGREDO Dass da also nur Gestirne sind! - Und wo ist dann Gott?
GALILEI Was meinst du damit?
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Weltsystem?
GALILEI In uns oder nirgends!
SAGREDO schreiend: Wie der Verbrannte gesagt hat?
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DER KLEINE MÖNCH (…) Ich bin als Sohn von Bauern in der Campagna aufgewachsen. Es
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sind einfache Leute. (…) Es ist ihnen versichert worden, dass das Auge der Gottheit auf
ihnen liegt, forschend, ja, beinahe angstvoll, dass das ganze Welttheater um sie aufgebaut
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ist, damit sie, die Agierenden, in ihren großen oder kleinen Rollen sich bewähren können.
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Was würden meine Leute sagen, wenn sie von mir erführen, dass sie sich auf einem
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kleinen Steinklumpen befinden, der sich unaufhörlich drehend im leeren Raum um ein
anderes Gestirn bewegt, einer unter sehr vielen, ein ziemlich unbedeutender. Wozu ist
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jetzt noch solche Geduld, solches Einverständnis in ihr Elend nötig oder gut? Wozu ist die
Heilige Schrift noch gut, die alles erklärt und als notwendig begründet hat, den Schweiß,
die Geduld, den Hunger, die Unterwerfung, und die jetzt voll von Irrtümern befunden
wird? Nein, ich sehe ihre Blicke scheu werden, ich sehe sie die Löffel auf die Herdplatte
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senken, ich sehe, wie sie sich verraten und betrogen fühlen. Es liegt also kein Auge auf
uns, sagen sie. Wir müssen nach uns selber sehen, ungelehrt, alt und verbraucht, wie wir
sind?
(…)
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Es sind die allerhöchsten Beweggründe, die uns schweigen machen müssen, es ist der
Seelenfrieden Unglücklicher!
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Aus: Leben des Galilei. Zwölfte Szene
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DER PAPST Ich lasse nicht die Rechentafel zerbrechen. Nein!
DER INQUISITOR Dass es die Rechentafel ist und nicht der Geist der Auflehnung und des
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Zweifels, das sagen diese Leute. Aber es ist nicht die Rechentafel, sondern eine
entsetzliche Unruhe ist in die Welt gekommen. Es ist die Unruhe ihres eigenen Gehirns, die
diese auf die unbewegliche Erde übertragen. Sie schreien: die Zahlen zwingen uns! Aber
woher kommen ihre Zahlen? Jedermann weiß, dass sie vom Zweifel kommen. Diese
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Menschen zweifeln an allem. Sollen wir die menschliche Gesellschaft auf den Zweifel
begründen und nicht mehr auf dem Glauben?
(…)
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DER PAPST Schließlich ist der Mann der größte Physiker dieser Zeit, das Licht Italiens, und
nicht irgendein Wirrkopf. Er hat Freunde. Da ist Versailles. Da ist der Wiener Hof. Sie
werden die Heilige Kirche eine Senkgrube verfaulter Vorurteile nennen. Hand weg von
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ihm!
(…)
DER PAPST Das Alleräußerste ist, dass man ihm die Instrumente zeigt.
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DER INQUISITOR Das wird genügen, Eure Heiligkeit. Herr Galilei versteht sich auf
Instrumente.
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ANDREA Und wir dachten, Sie wären übergelaufen! Meine Stimme war die lauteste gegen
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Sie!
GALILEI Das gehörte sich. Ich lehrte die Wissenschaft und ich verneinte die Wahrheit.
ANDREA Dies ändert alles. Alles.
GALILEI Ja?
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ANDREA Sie versteckten die Wahrheit. Vor dem Feind. Auch auf dem Felde der Ethik
waren Sie uns um Jahrhunderte voraus.
(…)
GALILEI (…) Ich halte dafür, dass das einzige Ziel der Wissenschaft darin besteht, die
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Mühseligkeit der menschlichen Existenz zu erleichtern. Wenn Wissenschaftler,
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eingeschüchtert durch selbstsüchtige Machthaber, sich damit begnügen, Wissen um des
Wissens willen aufzuhäufen, kann die Wissenschaft zum Krüppel gemacht werden, und
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eure neuen Maschinen mögen nur neue Drangsale bedeuten. Ihr mögt mit der Zeit alles
entdecken, was es zu entdecken gibt, und euer Fortschritt wird doch nur ein Fortschreiten
von der Menschheit weg sein. Die Kluft zwischen euch und ihr kann eines Tages so groß
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werden, dass euer Jubelschrei über irgendeine neue Errungenschaft von einem
universalen Entsetzensschrei beantwortet werden könnte. - Ich hatte als Wissenschaftler
eine einzigartige Möglichkeit. In meiner Zeit erreichte die Astronomie die Marktplätze.
Unter diesen ganz besonderen Umständen hätte die Standhaftigkeit eines Mannes große
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