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17. Wahlperiode 13.10.2017 17/17454
Drucksachen, Plenarprotokolle sowie die Tagesordnungen der Vollversammlung und der Ausschüsse sind im Internet unter www.bayern.landtag.de –Dokumente abrufbar.
Die aktuelle Sitzungsübersicht steht unter www.bayern.landtag.de–Aktuelles/Sitzungen/Tagesübersicht zur Verfügung.
Seite 2 Bayerischer Landtag · 17. Wahlperiode Drucksache 17/17454
Aufgrund dieser Erkenntnisse war nach objektiver Be- 3.3 Inwiefern wurden auch Personen, die nicht aktiv
trachtung anzunehmen, dass das Aktionstraining in Rosen- am Blockadetraining teilgenommen haben, kont-
heim unter der Leitung oder zumindest unter Beteiligung der rolliert (bitte unter Angabe der Gründe)?
Gruppierungen aus Rosenheim durchgeführt wird und als Es kann nicht mit Sicherheit ausgeschlossen werden, dass
Vorbereitung auf die Aktionen anlässlich des Bundespartei- Personen kontrolliert wurden, die zuvor nicht am „Aktions-
tags der AfD in Köln und dem bevorstehenden G20-Gipfel training“ teilgenommen haben, da sich zu Beginn des Po-
dienen sollte. lizeieinsatzes Personen in unterschiedliche Richtungen
Sogenannte „Aktionstrainings“ (Eigenbezeichnung durch entfernten. Diese wurden dann im Umfeld der „Vetternwirt-
die linksextremistische Szene) werden regelmäßig vor Groß- schaft“ einer Identitätsfeststellung unterzogen.
ereignissen, wie dem kommenden G20-Gipfel in Hamburg,
durchgeführt. Diese beinhalten in der Regel einen theoreti- 4.1 Wurden auch die Räume der Örtlichkeit durch-
schen Teil zum Verhalten bei Versammlungen (z. B. Befug- sucht?
nisse der Polizei, Rechtshilfetipps) sowie einen praktischen Nein.
Teil. Dieser Teil ist häufig auf die Störung opponierender Ver-
sammlungen gerichtet. Dabei wird beispielsweise auch das 4.2 Wann ja, warum?
(gewaltsame) Vorgehen gegen polizeiliche Absperrungen Entfällt.
sowie die aktive Verhinderung von Festnahmen trainiert.
Im Rahmen des „Aktionstrainings“ in Rosenheim wurde 5.1 Wie lief der Einsatz im Einzelnen ab?
von der „Roten Hilfe“ ein Vortrag gehalten, wodurch of- Aufgrund der Mitteilung der Erkenntnisse des Landesamtes
fensichtlich wurde, dass dieses Training nicht auf ein rein für Verfassungsschutz wurden am besagten Objekt Aufklä-
friedliches Demonstrieren ausgerichtet war. Die „Rote Hilfe“ rungsmaßnahmen durchgeführt. Im Rahmen der Aufklä-
versteht sich als „linke Schutz- und Solidaritätsorganisati- rungsmaßnahmen wurde festgestellt, dass es sich nicht um
on“, welche Straf- und Gewalttätern aus dem linksextremis- ein rein defensives „Aktionstraining“ handelte, sondern dass
tischen Spektrum Unterstützung, Rechtshilfe und Beihilfe zu tätliche Angriffe geübt wurden und das „Aktionstraining“ auf
Prozesskosten und Geldstrafen gewährt, wenn diese „Opfer öffentlichem Verkehrsgrund stattfand. Aufgrund dessen er-
staatlicher Repression“ werden. Die „Rote Hilfe“ fordert da- folgten Identitätsfeststellungen bei den Personen.
bei die völlige Verweigerung einer Zusammenarbeit mit Poli- Nach Heranführen von Polizeikräften an das Objekt
zei und Justiz sowie den Verzicht auf eine Distanzierung von entfernte sich die Mehrzahl der Teilnehmerinnen und Teil-
begangenen Straftaten. Einlassungen vor Gericht, die über nehmer in unterschiedliche Richtungen. Die Kontrollen der
eine Erklärung hinausgehen, oder gar Entschuldigungen Personen erfolgten insoweit im näheren Umfeld der „Vet-
bei verletzten Polizeibeamten führen zu einer Kürzung oder ternwirtschaft“. Die Personen wurden aus Eigensicherungs-
Ablehnung der Unterstützung. In Bayern existieren „Orts- gründen durchsucht und deren Identität festgestellt.
gruppen der Roten Hilfe“ in Augsburg, Nürnberg/Fürth/
Erlangen, München und Würzburg. 5.2 Gab es Verletzte aufseiten der Polizei oder auf-
seiten der Teilnehmer/-innen des Demotrainings
2.1 Stand die Bayerische Polizei mit der Polizei oder durch den Einsatz?
sonstigen Behörden anderer Bundesländer oder Weder aufseiten der Polizei noch aufseiten der Teilneh-
mit österreichischen Behörden zu diesem Thema merinnen und Teilnehmer sind Verletzte bekannt. Für eine
in Kontakt? Teilnehmerin des „Aktionstrainings“ wurde der Rettungs-
Ja. dienst hinzugezogen, da sie einen Asthmaanfall erlitt.
2.2 Wenn ja, inwiefern wurden Informationen zwi- 5.3 Wurden Personen auch außerhalb des Geländes,
schen den Behörden ausgetauscht (bitte einzeln auf dem das Training stattgefunden hat, kontrol-
auflisten unter Angabe der Informationen und des liert?
Zeitpunktes des Austauschs)? Hierzu darf auf die Antworten zu den Fragen 3.3 und 5.1
Der Landespolizeidirektion Salzburg wurden am 3. April verwiesen werden.
2017 die Personalien von am „Aktionstraining“ beteiligten
österreichischen Staatsangehörigen übermittelt. Am 3. Mai 6.1 Wie vielen Personen wurden im Nachgang Mel-
2017 übermittelte die Landespolizeidirektion Salzburg den deauflagen geschickt?
Hinweis, dass eine dieser Personen mit Wohnsitz in Salz- Für 17 Personen wurden Bescheide für Meldeauflagen er-
burg der dortigen linksautonomen Szene zuzurechnen sei. lassen.
2.3 Wie viele Polizist(inn)en nahmen an dem Einsatz 6.2 Haben alle kontrollierten Personen Meldeauflagen
teil? bekommen?
Es waren insgesamt 55 Polizeibeamtinnen und Polizeibe- Nein.
amte beteiligt.
6.3 Falls nein, nach welchen Kritieren wurden die Mel-
3.1 Wie lange dauerte der Einsatz? deauflagen erteilt?
Der Einsatz dauerte sechs Stunden. Die Meldeauflagen wurden aufgrund einer individuellen
Einzelfallentscheidung beantragt. Hierbei wurde insbeson-
3.2 Wie viele Personen wurden bei dem Einsatz kont- dere berücksichtigt, ob zu erwarten war, dass die jeweilige
rolliert? Person sich an unfriedlichen bzw. strafbaren Aktionen im
Es wurde im Rahmen des Einsatzes bei 28 Personen die Rahmen der Aktionen anlässlich des AfD-Parteitages am
Identität festgestellt. 22. April 2017 beteiligen wird. Ausstellende Behörde war
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in sieben Fällen die Stadt Rosenheim, in sechs Fällen das 8.1 Sollte mit der Anordnung der Meldeauflagen ver-
Landratsamt Rosenheim, in zwei Fällen das Landratsamt hindert werden, dass die Betroffenen an den Ge-
Traunstein, in einem Fall das Landratsamt Berchtesgadener gendemos anlässlich des AfD-Parteitags am 22.
Land und in einem Fall die Verwaltungsgemeinschaft Wörth April 2017 in Köln teilnehmen?
an der Donau. Durch die Meldeauflagen sollte verhindert werden, dass die
betroffenen Personen an gewalttätigen Aktionen im Zusam-
7.1 Haben auch Personen, die nicht am Blockadetrai- menhang mit dem AfD-Bundesparteitag in Köln am 22. April
ning teilgenommen haben, Meldeauflagen erhal- 2017 teilnehmen. Durch die gezielte Terminierung wäre den
ten? betroffenen Personen die Teilnahme an den friedlichen Pro-
In einem Fall konnte nicht abschließend festgestellt wer- testen am 23. April 2017 möglich gewesen.
den, ob die Person an dem Training teilnahm oder sich ge-
mäß ihrer Einlassung nur zufällig an der Kontrollörtlichkeit 8.2 Welche Kenntnisse hat die Staatsregierung bzw.
befand. die Polizei, ob die Personen, die an dem Demotrai-
ning teilgenommen haben, auch zur Gegendemo
7.2 Wie wurden die einzelnen Meldeauflagen jeweils des AfD-Parteitags am 22. April 2017 nach Köln
begründet? fahren wollten?
Durch die Teilnahme der Personen an einem derartigen Die linksextremistischen Gruppierungen aus Rosenheim
„Aktionstraining“ war zu befürchten, dass diese sich an un- haben in den sozialen Netzwerken eine Teilnahme an den
friedlichen Aktionen, z. B. im Rahmen des Bundespartei- als gewalttätig geplanten Aktionen aktiv beworben und ihre
tages der AfD in Köln, beteiligen werden. Der Charakter des Teilnahme angekündigt.
hier durchgeführten „Aktionstrainings“ schien bei objektiver
Betrachtung auf Eskalation im Zusammenhang mit Ver- 8.3 Woher hatte die Polizei ihre Erkenntnisse dazu?
sammlungsgeschehen ausgerichtet zu sein. Diese Erkenntnisse wurden aus den frei zugänglichen Auf-
tritten in sozialen Netzwerken gewonnen.