Block III
Der besiedelte
Mensch
II
Sie sehen sich als Einzelwesen? Sie irren sich. In diesem Block wollen wir das „Ökosystem
Mensch“ betrachten, um die Grundlagen der Ökologie zu behandeln. Welche (vielfältige)
Bedeutung haben Symbiose und Parasitismus für den Menschen? Warum ist die
Nahrungskette nicht nur für Wölfe, sondern auch im Zusammenhang mit Antibiotika
interessant?
III
Inhaltsverzeichnis
1.2 Stickstoffkreislauf 3
1.1 Biozönose
In Ökosystemen setzt sich die Biozönose (die Lebewesen) innerhalb eines Biotops
(eines Lebensraums) aus Produzenten, Konsumenten und Destruenten zusammen.
Produzenten sind alle Grünpflanzen und grüne Algen. Sie sind autotroph,
„Selbstversorger“. Durch Photosynthese binden sie etwa ein Prozent der einfallenden
Sonnenenergie in Molekülen als Energievorrat und als Baustoffe.
Konsumenten sind Lebewesen, die energetisch von den Produzenten abhängig sind.
Man nennt sie heterotroph, denn sie verwerten durch Nahrungsaufnahme, entweder
direkt als Pflanzenfresser oder indirekt als Fleischfresser, ein bis zehn Prozent der durch
die Produzenten gebundenen Sonnenenergie.
Biozönosen bestehen aus verschiedenen Teilkreisläufen, die sich auch über Luft,
Wasser und Boden erstrecken können.
1.2 Stickstoffkreislauf
Wir wollen exemplarisch den Stickstoffkreislauf betrachten, an dem vielerlei
Bodenbakterien beteiligt sind.
In der → Abbildung 1.2 können Sie erkennen, wie Stickstoff, ein wichtiger Bestandteil
jedes Proteins, unterschiedliche Verbindungen mit Sauerstoff und Wasserstoff eingeht.
Die Auf- und Abbauprozesse erfolgen größtenteils durch Bakterien, wo der Stickstoff in
Form verschiedener Ionen gebunden wird.
Viele Abbauprozesse – und damit die Rückführung vieler Stoffe in den Kreislauf –
werden erst möglich, weil Mikroorganismen aerob und anaerob atmen können. Denn
damit geht eine Vielfalt an Stoffwechselwegen einher, welche chemisch neue Wege öffnen.
Bei der aeroben Atmung wird die Biomasse zu Kohlendioxid und Wasser abgebaut.
Dieser Prozess findet beispielsweise auch bei der Kompostierung statt.
Bei den anaeroben Abbauprozessen unterscheidet man die anaerobe Atmung von
der Gärung. Als anaerobe Atmung bezeichnet man Prozesse, bei denen nicht Sauerstoff
als finaler Elektronenakzeptor dient, sondern ein anderer anorganischer Stoff,
beispielsweise Nitrat. Bei der Gärung dienen organische Verbindungen als finale
Elektronenakzeptoren. Den Prozess der Gärung kennen wir von der Milchsäuregärung
(durch Milchsäurebakterien) und der alkoholischen Gärung (durch Hefen). Gärung liefert
im Gegensatz zur anaeroben Atmung nur wenig Energie, die Endprodukte sind immer
noch sehr energiereich.
Die Gärung spielt aber auch beim Thema Energie eine besondere Rolle: Denn auch die
Produktion von Biogas ist eine Vergärung (von Biomasse). So werden beispielsweise
Dung und Gülle unter Zusetzung von nachwachsenden Rohstoffen oder auch von Bioabfall
(Kofermentation) zu methanhaltigem Gas vergoren.
Am Anfang der Nahrungskette stehen die Produzenten. Die Konsumenten kann man
nach sogenannten Trophiestufen unterteilen.
Schadstoffe reichern sich mit jeder Trophiestufe weiter an, so dass sie für Lebewesen
giftige Konzentrationen erreichen können. Hierzu gehören neben Schwermetallen und
Mikroplastik auch einige Antibiotika, bei denen es sich um Pharmazeutika mit
unterschiedlicher Stabilität und biologischer Abbaubarkeit handelt, auf die in Block IV,
Kapitel 1.2.9 noch näher eingegangen wird.
Antibiotika sind jedoch nicht nur wegen ihrer möglichen Anreicherung innerhalb der
Nahrungskette „interessant“.
Antibiotika werden sowohl in der Human- als auch in der Tiermedizin eingesetzt. Im
Jahr 2016 wurden in Deutschland 742t Antibiotika in der Tiermedizin eingesetzt und 666t
von Krankenhäusern, Ärzten und Apothekern abgegeben. Dabei sank der Einsatz von
Antibiotika als Tierarzneimittel (TAM) im Vergleich zu 2011 (1706t) um gut die Hälfte,
während die Verwendung als Humanarzneimittel (HAM) im gleichen Zeitraum leicht
anstieg (von 624t).
Die Abbildung 1.3 verdeutlicht, wie die Antibiotika in die Umwelt gelangen. Dabei
muss man sich klarmachen, dass ein Großteil der Wirkstoffe – je nach Antibiotikum
zwischen 10 und 90 % – ausgeschieden werden. Antibiotika können über die Abwässer
von Kläranlagen oder über Klärschlämme, die auf Böden ausgebracht werden, in die
Umwelt und damit auch ins Grundwasser gelangen. Analoges gilt für Jauche, Gülle und
Stallmist, die als Wirtschaftsdünger eingesetzt werden.
Hierüber werden jedoch nicht nur Antibiotika (und -Rückstände) in die Umwelt
eingetragen, sondern auch antibiotikaresistente Bakterien (ARB). Durch die relativ
hohe Bakteriendichte gerade in diesen Düngemedien können Resistenzen auch leichter
von einer Bakterienspezies auf andere übertragen werden (genauere Informationen
folgen in Block IV, Kapitel 1.3.4 und 1.3.5).
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Kapitel 1 – Grundlagen der mikrobiologischen Ökologie
Abbildung 1.3: Die Einträge von Arzneimitteln und deren Rückstände in die Umwelt
Mit jeder Antibiotikaanwendung steigt die Gefahr der Verbreitung von Resistenzen,
da Antibiotika einen Selektionsdruck auf die vorhandenen Bakterienstämme erzeugen. So
existieren gegen Standardantibiotika, wie Tetracycline oder Aminopenicilline
Resistenzen, sodass im Krankenhaus zunehmend sogenannte Reserveantibiotika
eingesetzt werden, die eigentlich schwerwiegenden Infektionen vorbehalten sind.
Die Auswirkungen des heutigen Antibiotikaeinsatzes lassen sich schon bei kleinen
Kindern beobachten: Eine Studie stellte 2013 fest, dass die kindliche Darmflora bereits
Resistenzen gegen einen Großteil der gängigen Antibiotika trägt (→ Abb. 1.4).
Die multiresistente Darmflora an sich ist ambivalent zu sehen: Einerseits wird die
Darmflora durch Antibiotikagabe nicht so stark geschädigt, andererseits können die
Resistenzen im Darm auch an pathogene Keime übertragen werden. Wie es dazu
kommen kann, beschreiben wir im Kapitel Bakteriengenetik.
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Kapitel 2 – Populationsdynamik und Wechselbeziehungen zwischen Organismen
2 Populationsdynamik und
Wechselbeziehungen zwischen
Organismen
Erarbeitungshilfen
Die Biozönose, also die Gesamtheit aller Lebewesen im Ökosystem, besteht aus vielen
verschiedenen Organismen. Populationen nennt man Gruppierungen von Lebewesen
einer Art, aber natürlich besteht die Biozönose aus vielen verschiedenen Arten. Wir
wollen im nächsten Abschnitt betrachten, wie sich Lebewesen innerhalb einer Population
beeinflussen können, aber auch, wie das Zusammenleben verschiedener Arten
gegenseitigen Einfluss nimmt.
Die Dynamik (Veränderung in der Größe) von Populationen ist von vielen
verschiedenen Faktoren abhängig. Den Einfluss dieser Faktoren versucht die
Populationsdynamik anhand verschiedener Modelle zu beschreiben. Wir wollen den
einfachsten Fall einer isolierten Population betrachten und wählen das bakterielle
Wachstum als Modell.
Wir wollen als Beispiel dafür das Wachstum von Bakterien betrachten. Generell folgt
das bakterielle Wachstum einer Kurve, die in vier Phasen unterteilt werden kann
(→ Abb. 2.1).
1. Die Latenzphase: In der Anlaufphase (oder englisch lag phase) müssen die
Bakterien die zur Verfügung stehenden Rohstoffe erst analysieren und
möglicherweise erst die Gene exprimieren, die zur Verwertung benötigt
werden. Dies nimmt eine gewisse Zeit in Anspruch – abhängig von der
Bakterienspezies und dem Nährmedium bzw. der Verfügbarkeit der
Nährstoffe in der Umgebung.
• Kommensalismus: Eine Art zieht Nutzen aus der Beziehung, die andere wird
nicht beeinflusst.
• Symbiose: Beide Arten ziehen Nutzen aus der Beziehung.
• Antibiose: Diese umfasst mehrere Möglichkeiten, unter anderem:
o Konkurrenz auf interspezifischem Niveau: Beide Arten werden durch die
Beziehungen benachteiligt.
o Prädation (Raub) und Parasitismus: Eine Art zieht Nutzen aus der
Beziehung, schädigt aber gleichzeitig die andere Art.
Auf den ca. zwei Quadratmetern Haut, die unseren Körper bedecken, tummeln sich
etwa so viele Bakterien wie es Menschen auf der Erde gibt. Über den ganzen Körper
betrachtet kommen auf jede Körperzelle zehn Bakterienzellen, die uns besiedeln [3, 14].
Steriles Leben ist nicht möglich. Versuche, in denen Mäuse und Ratten unter sterilen
Bedingungen aufgezogen wurden, stellten klar heraus, dass diese Tiere kein normal
funktionierendes Immunsystem entwickeln konnten [4]. Sie entwickelten beispielsweise
eine extrem erhöhte Neigung zu Allergien, Autoimmunerkrankungen des Darmes und
Diabetes. Das liegt auch daran, dass Bakterien, die einen Körper besiedeln, mit dem
Immunsystem kommunizieren. Fehlen bestimmte Signale, hat das gravierende
Auswirkungen auf die Funktionsweise des Immunsystems und des ganzen Körpers. [5],
[6]
14
Kapitel 2 – Populationsdynamik und Wechselbeziehungen zwischen Organismen
Neben den direkten Effekten auf das Immunsystem haben Bakterien auch die
wichtige Funktion, bestimmte Nährstoffe zu produzieren. Fehlen die Bakterien,
entwickeln wir Mangelerscheinungen.
Den wohl besten Eindruck des Ökosystems Mensch erhält man, wenn man den
menschlichen Darm betrachtet. In jedem Gramm Darm leben sogar noch mehr Bakterien
als Menschen auf der Erde. Über die genaue Zahl der verschiedenen Arten und deren
Zusammensetzung ist noch nicht viel bekannt, da diese Forschung methodisch recht
anspruchsvoll ist. Schätzungen gehen von etwa tausend bis anderthalbtausend
verschiedenen Arten von Mikroben im Darm aus.
Was die Zusammensetzung betrifft, konnte in den letzten Jahren ein bisschen Licht
ins Dunkel gebracht werden. Es zeichnen sich drei Haupt-Enterotypen ab, also
Variationen der Darmbesiedlung bei verschiedenen Menschen, die jeweils von einem
Bakterienstamm dominiert werden [7]. Diese Typen sind in → Abb. 2.2 dargestellt. Diese
Abbildung soll durch die grafische Darstellung ein besseres Bild von den Unterschieden
vermitteln. Sie müssen sich nicht merken, welche Bakterien beteiligt sind.
Ein wichtiger Umweltfaktor für die Darmbesiedlung ist die Ernährung – denn die
Erhöhung des Ballaststoffanteils in der Nahrung führt zu einer höheren bakteriellen
Diversität im Darm [8]. Für Sie ist vielleicht auch interessant, dass man einen
Zusammenhang zwischen der Diversität der Darmbesiedlung und dem selteneren
Auftreten von Symptomen des metabolischen Syndroms beobachten kann.
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Kapitel 2 – Populationsdynamik und Wechselbeziehungen zwischen Organismen
Die jeweiligen Arten sind außerdem je nach Art der Ernährung sehr „flüchtig“: Es
dauert gerade einmal einen Tag, bis sich die Darmflora an eine neue Ernährungsweise
anpasst. Strömt vorwiegend pflanzliche Nahrung durch den Verdauungstrakt, vermehren
sich Fasern und Kohlenhydrate liebende Bakterien. Ist es hauptsächlich Kost tierischen
Ursprungs, dominieren Mikroben, die Proteine und Fett zerlegen können.
Man ist heute aber noch weit davon entfernt, die Enterotypen oder gar spezifische
Bakterien als Marker für bestimmte Stoffwechselvorgänge und -zustände nutzen zu
können. Künftig wird die Darmbesiedlung aber hoffentlich helfen können, den Patienten
in seiner Individualität zu beschreiben und diagnostisch besser angepasste
Ernährungshinweise oder medikamentöse Therapien zu entwickeln.
Man muss sich immer wieder bewusst machen, dass der Mensch – genauso wie
andere Tiere – ohne seine Enterosymbionten bestimmte Nährstoffe gar nicht erschließen
könnte, und er insgesamt sehr viel weniger Energie und Nährstoffe aus der Nahrung
aufnehmen könnte. Daher ist das Zusammenleben von Mensch und Bakterien ein
klassisches Beispiel für eine Symbiose, da beide Partner vom Zusammenleben profitieren.
Trotzdem werden unsere Mitbewohner – leider auch in der Fachliteratur – meist noch als
Kommensale bezeichnet. Lassen Sie sich nicht irritieren, wenn Sie über den Begriff
stolpern. Neben dem Darm sind unsere Besiedler auch an anderen Stellen unverzichtbar:
Auf unserer Haut und den Schleimhäuten (auch in der Lunge [9]) bilden sie einen
Schutzschild, der von Krankheitserregern nur schwer durchdrungen werden kann. Jede
nach außen zugängliche Oberfläche des Menschen ist also von einer schützenden
bakteriellen Schicht überzogen! Vor diesem Hintergrund wollen wir noch betrachten,
welche Auswirkungen die Antibiotikagabe auf das bakterielle Ökosystem hat ([5], [6],
[10]).
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Kapitel 2 – Populationsdynamik und Wechselbeziehungen zwischen Organismen
Es lässt sich leicht nachvollziehen, dass die meisten Antibiotika nicht nur spezifisch
gegen den jeweiligen Krankheitserreger vorgehen, zu dessen Behandlung sie eingesetzt
werden, sondern auch Auswirkungen auf die Gesamtheit unserer Oberflächenbesiedler
haben.
Bisher ist man davon ausgegangen, dass sich die bakterielle Gemeinschaft kurz nach
der Medikamentengabe regeneriert. Einige neuere Studien zeigen allerdings, dass die
Störung des Ökosystems auch sehr langfristige Folgen hat. Während und direkt nach der
Antibiotikagabe verringert sich die Populationsdichte bei der Hälfte aller Bakterienarten
drastisch. Einige Spezies werden dabei gänzlich eliminiert. Häufig ist bei einmaliger Gabe
etwa nach einer Woche die ursprüngliche Zusammensetzung der Darmflora größtenteils
wiederhergestellt. Weitere Einsätze innerhalb weniger Monate führen dann allerdings zu
deutlichen bakteriellen Unterschieden, die noch Monate später erhalten bleiben –
manchmal sogar jahrelang!
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Kapitel 2 – Populationsdynamik und Wechselbeziehungen zwischen Organismen
Welche Auswirkungen hat das auf den menschlichen Wirt? Durch die veränderte
bakterielle Gemeinschaft werden einige Patienten anfälliger für Infektionen.
Nachgewiesen ist eine höhere Anfälligkeit gegenüber Salmonella spp. nach Streptomycin-
Gabe, die verschwindet, wenn die ursprüngliche bakterielle Diversität wiederhergestellt
ist. Neomycin und Vancomycin können die Darmflora so verändern, dass sie zu mehr als
97 Prozent aus bestimmten Enterokokken besteht.
Es ist also leicht ersichtlich, dass Antibiotika einen negativen Einfluss auf das
Mikrobiom, die Immunität und damit auch die Gesundheit an sich haben können. Das
ändert allerdings nichts daran, dass Antibiotika Leben retten, indem sie schwere
Infektionen eindämmen oder eliminieren. Damit das auch in Zukunft so bleibt, sollte ihr
Einsatz nur nach sorgfältiger Abwägung erfolgen.
Ein Weg, um den negativen Effekten zu begegnen, ist der Einsatz von Probiotika, also
lebenden Bakterien. Im Tierversuch konnte nach Streptomycin-Gabe durch den Einsatz
anaerober Mikroben die häufig auftretende Infektion mit Salmonellen teilweise
verhindert werden. Der Einsatz einer Mischung aus Streptococcus thermophilus,
Lactobacillus casei und Lactobacillus bulgaricos kann bei Menschen die Darmprobleme
durch C. difficile verhindern.
Doch zurück zu den verschiedenen Formen des Zusammenlebens. Wir haben nun
einiges darüber erfahren, wie wir als Menschen von Mitbewohnern profitieren. Natürlich
gibt es auch Lebewesen, die uns weniger gewogen sind.
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Kapitel 2 – Populationsdynamik und Wechselbeziehungen zwischen Organismen
Als Mediziner sind die Parasiten des Menschen für Sie von Bedeutung. Man kann
menschliche Parasiten nach Ihrem Hauptvorkommen beispielsweise in
unterteilen.
Durch das Leben in der Zivilisation kommen wir heute nur noch sehr selten mit
eukaryotischen Parasiten in Kontakt. Für den Menschen relevante Parasiten sind
hauptsächlich Zecken, Läuse, Stechmücken, Bandwürmer oder Malaria-Plasmodien.
Heutzutage beruht die Schädigung durch Parasiten jedoch weniger auf dem Nährstoff-
und Energieentzug als vielmehr durch die Krankheiten, die der Parasit übertragen kann.
Zecken können in Deutschland beispielsweise die Viruserkrankung FSME (Frühsommer-
Meningoenzephalitis) oder die bakterielle Borreliose übertragen. Eine Liste der
wichtigsten menschlichen Parasitosen, auch mit Hinweisen zur Diagnostik, finden Sie bei
Bedarf auf den Seiten der CDC (Centers for Disease Control and Prevention) unter:
http://www.cdc.gov/parasites/az/index.html
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Kapitel 3 – Besondere Eigenschaften von Bakterien
Auch einige Bakterien sind klassische Parasiten des Menschen. Sie haben sich
dauerhaft an das Leben innerhalb von Zellen angepasst. Ein Beispiel dafür sind
Chlamydien. Es handelt sich um obligat intrazelluläre Parasiten, die außerhalb der Zelle
nicht lebensfähig sind. Es gibt mehrere Arten mit klinischer Relevanz, beispielsweise
Chlamydia trachomatis, den Erreger des Trachoms und Chlamydia psittaci, den Erreger
der Psittakose (Papageienkrankheit).
Das Trachom ist eine schwere Augenerkrankung, bei der die Hornhaut vascularisiert
(Gefäße bildet) und vernarbt. Das chlamydiale Trachom ist die Hauptursache für
Erblindung beim Menschen.
Die Psittakose ist eine Vogelkrankheit, die gegebenenfalls auf den Menschen
übertragen werden kann. Symptomatisch ähnelt sie einer Lungenenzündung.
Ebenfalls ausschließlich innerhalb von Zellen leben Rickettsien, Parasiten, die beim
Menschen eine Reihe von mitunter gefährlichen Krankheiten auslösen können. Das
Genom der Rickettsien zählt mit 1,2 bis 1,6 mbp zu den kleinsten bekannten Genomen
überhaupt. Sie lösen das Fleckfieber aus, eine weltweit verbreitete Krankheit. Übertragen
werden die Bakterien durch Läuse oder Flöhe. Zur Übertragung reicht auch schon der
Kontakt mit infiziertem Kot, beispielsweise in floh- oder lausbefallenen Betten. Das
Fleckfieber bricht nach 10 bis 14 Tagen aus und zeichnet sich durch hohes Fieber, einen
schwer angeschlagenen Allgemeinzustand und blaue oder rötliche Einblutungen aus
(daher der Name).
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Kapitel 3 – Besondere Eigenschaften von Bakterien
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1.1: Biozönose 2
Abbildung 1.3: Die Einträge von Arzneimitteln und deren Rückstände in die
Umwelt 6
Literaturverzeichnis
[1] Umweltbundesamt, „Antibiotika und Antibiotikrasistenzen in der Umwelt -
Hintergrund, Herausforderungen und Handlungsoptionen“, 2018.
[3] J. Blech, Leben auf dem Menschen: Die Geschichte unserer Besiedler. Reinbek bei
Hamburg: rororo, 2010.
[6] C. Ubeda und E. G. Pamer, „Antibiotics, microbiota, and immune defense“, Trends
Immunol. Sep 2012; 33(9): 459–466.
[8] S. informed today und E. Day, „Wider understanding“, The Economist. [Online].
Verfügbar unter: http://www.economist.com/news/science-and-
technology/21586269-how-bacteria-your-gut-may-be-shaping-your-waistline-
wider-understanding. [Zugegriffen: 30-Sep-2013].
[11] D. Janzen H., „Why Fruits Rod, Seeds Mold, and Meat Spoils“, Am. Nat., Bd. 111, Nr.
980, S. 691–713, 1977.
[13] Costello EK et al. „Bacterial Community Variation in Human Body Habitats Across
Space and Time“ Science. Dec 18, 2009; 326(5960): 1694–1697.
[14] Sender R, Fuchs S, Milo R, „Revised estimates for the number of human and
bacteria cells in the body“, Jan 6, 2016, http://dx.doi.org/10.1101/036103
[15] https://www.rki.de/DE/Content/Service/Presse/Pressemitteilungen/2019/
[16]
https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/Antibiotikaresistenz/LA_MRSA_und_ESB
L.html?nn=2374030#doc2774670bodyText1, RKI, 2016, (Stand 6.10.2020)