Beruflich Dokumente
Kultur Dokumente
Europäische Bienenfresser
Portfolio
Es herrscht ständige Aktivität inner- sein Versteck nachts, um die Tiere mög-
halb der Bienenfresserkolonien: die Part- lichst wenig zu stören. Die mögen sich
nersuche, das Graben von Bruttunneln, dann allenfalls wundern, dass da über
immer wieder und aufflackernde Kämp- Nacht ein neuer Busch gewachsen ist.
fe zwischen den Vögeln, die Paarbil- Kurz nach dem Eintreffen der Vögel,
dung und gegenseitiges Füttern. Und kann man dann Putzaktivitäten, Part-
später wechseln sich Paarungen mit nerwerbung und später dann erste Paa-
dem Ausbau der Bruträumen ab, in die rungen und beispielsweise die Übergabe
sich das Weibchen dann zurückzieht, um von „Brautgeschenken“ – meist großen
drei Wochen lang die Eier auszubrüten Insekten – einfangen. Geduld ist dabei
– manchmal auch mit Unterstützung des die wichtigste Tugend, denn die Wahr-
Männchens. scheinlichkeit für außergewöhnliche Bil-
Einen ganzen Monat lang bleiben die der steigt mit jedem Tag, den man bei
Kleinen in der dunklen Höhle, in der sie den Vögeln verbringt. Und so kann
geboren wurden. Dann stecken sie ab man dem Glück zumindest ein wenig
und zu ihren Kopf aus dem Eingang und auf die Sprünge helfen.
fangen kurz darauf an, unbeholfen um Während der Brutperiode sollte man sei-
das Nest herum zu fliegen. ne fotografischen Aktivitäten ausset-
Bienenfresser sind die vermutlich meist zen. Einige Tage nach dem Schlupf,
fotografierte Vogelart Spaniens. Ama- wenn die Eltern abwechselnd Futter für
teur- wie Profifotografen erliegen glei- die Nestlinge herantragen, kann man
chermaßen ihrem Reiz. Sie sind recht sich wieder ins Versteck begeben, das
leicht zu finden und nicht besonders am besten am Rande der Kolonie plat-
scheu – und so versuchen Heerscharen ziert wird, um so die Störung zu mini-
von Fotografen jedes Jahr schöne Erin- mieren.
nerungen dieser so exotisch anmutenden Ich setze Objektive vom 70-200 mm-
Vögel mit nach Hause zu bringen. Zoom bis zur 600 mm Festbrennweite
Böschungen und Steilwände entlang ein. Die Bienenfresser sind immer wun-
von Flüssen sind Orte, an denen man derschön, doch ergeben sich je nach
die Vögel oft antrifft. Das nahe Wasser Sonneneinstrahlung zuweilen beträcht-
schafft gute Lebensbedigungen für vie- liche Farbunterschiede im Gefieder. So
le Insekten und damit eine gute Nah- kann beispielsweise das Brustgefieder ein
rungsgrundlage für die Bienenfresser. und desselben Individuums mal sma-
ragdgrün und dann wieder blau er-
Bienenfresser fotografieren scheinen, je nachdem, in welchem Win-
Am Anfang steht eine genaue Analyse kel das Licht auf die Federn trifft.
der Umgebung. Es gilt einen optimalen Schließlich verlassen die Jungen das
Standort für das Tarnversteck zu ermit- Nest und begeben sich dann bald schon
Ein Pärchen verteidigt aggressiv sein Revier. teln und dieses dann so zu gestalten, auf ihre lange Reise über die Straße
Canon EOS-1D Mark II | dass es möglichst gut mit der Umgebung von Gibraltar zu ihren Überwinte-
420 mm | 1/1.600 sec | f5 | ISO 250 verschmilzt. Idealerweise errichtet man rungsgebieten.
Nach einer Nacht in seinem Unterschlupf gähnt der Bienenfresser
zunächst kräftig, bevor er aktiv wird.
Canon EOS-1D Mark II N | 600 mm | 1/250 sec | f6,3 | ISO 250
42 NaturFoto 5/2011
Portfolio
5/2011 NaturFoto 43
44 NaturFoto 5/2011
Portfolio
5/2011 NaturFoto 45
Portfolio
46 NaturFoto 5/2011
Rechts: Ankunft am
Nest mit Insektenbeute.
Canon EOS-1D Mark II N |
140 mm | 1/250 sec |
f10 | ISO 200
Ramón Navarro
Der spanische Fotograf hat sich auf Sport- und Naturfotografie spezialisiert.
Er lebt nahe dem Doñana-Nationalpark im Süden Spaniens, in dem er
viel Zeit verbringt und der für ihn ein echtes Paradies für Naturfreunde ist.
Besonders die Vogelwelt interessiert ihn. Verhaltensweisen möchte er mit sei-
nen Fotos ebenso einfangen wie die Schönheit der Tiere und der Landschaften,
in denen sie leben. Internet: www.ramonnavarro.net
5/2011 NaturFoto 47