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VDI-Gesellschaft Bautechnik
Ausschuss VDI 6200
Tabelle 1. Schadensfolgeklassen (Consequence Classes) für Bauwerke mit Beispielen (nicht vollständig)
Schadens- Merkmale Gebäudetypen und exponierte Beispielhafte Bauwerke
folgeklasse Bauteile
Zur Einstufung in eine der in Tabelle 2 genann- eingesetzten Werkstoffe, deren Langzeitverhalten
ten Robustheitsklassen sind das statisch- und die bauphysikalischen Randbedingungen zu
konstruktive Konzept des Bauwerks, die Detail- berücksichtigen. Werden neue Werkstoffe
ausbildung in Verbindung mit einer Bewertung der und/oder neue Fertigungs- und Herstellverfahren
–6– VDI 6200 Entwurf
eingesetzt oder weichen die Einwirkungen und gen, wie Erdbeben oder andere dynamische Bean-
Umweltbedingungen wesentlich vom bekannten spruchungen, Hochwasser, Brand, Bergsenkungen,
und abgesicherten Niveau ab, so ist das Bauwerk ungewöhnlich hoher Schnee, extreme Sturmereig-
in die Robustheitsklasse RC 1 einzustufen. nisse oder plötzlich aufgetretene, schlagartige Be-
lastungen, geschehen.
4.3 Einstufung der Bauwerke
Die Einstufung der Bauwerke in Schadensfolge-
6 Bauwerksbestand
und Robustheitsklassen bildet die Grundlage für
die Festlegung der Zeitintervalle der regelmäßigen Bei Bestandsbauten müssen die für die Beurteilung
Überprüfungen. Bei Neubauten sollte der Prüfin- erforderlichen Unterlagen bei der Erstüberprüfung
genieur/Prüfsachverständige für Standsicherheit durch eine besonders fachkundige Person gesich-
die Einstufung vornehmen. Bei bestehenden Bau- tet, oder neu erstellt werden. Hierzu ist die tragen-
werken erfolgt die Einstufung bei der Erstüberprü- de Bausubstanz geometrisch und qualitativ zu er-
fung durch eine besonders fachkundige Person. fassen und mit dem Dokumentationsstand abzu-
gleichen. Dabei sind Fragen des Bestandsschutzes
sowie zum Zeitpunkt der Errichtung gültige Nor-
5 Regelmäßige Überprüfungen
men und Materialgüten in die Beurteilung mit ein-
Folgende Überprüfungsstufen werden unterschie- zubeziehen [3].
den:
Ferner ist bei der Erstüberprüfung abzuklären, ob
Begehung durch den Eigentümer/Verfügungs- und in welchem Umfang Nutzungsänderungen im
berechtigten gemäß Abschnitt 10.1.1 Lebenszyklus stattgefunden haben, die Auswir-
Inspektion durch eine fachkundige Person ge- kungen auf die Standsicherheit haben können.
mäß Abschnitt 10.1.2 Abnutzungserscheinungen und die Stellen mögli-
Eingehende Überprüfung durch eine besonders cher Materialermüdungen sollen festgestellt und
fachkundige Person gemäß Abschnitt 10.1.3 erforderlichenfalls genauer untersucht werden.
Für die regelmäßigen Überprüfungen werden – in Die Einschätzung der Prüfintervalle, die Einord-
Abhängigkeit von der Schadensfolgeklasse – die in nung in Bauwerkstypen und die Entscheidung,
Tabelle 3 angegebenen Zeitintervalle empfohlen. welche Unterlagen Bestandteil des Bauwerksbu-
Die im konkreten Einzelfall zu wählenden Über- ches werden, erfolgen bei der Erstüberprüfung
prüfungsintervalle hängen von vielen einzelnen durch eine besonders fachkundige Person.
Bauwerkseigenschaften ab, z.B. der Art des Trag- Wenn nicht sichergestellt ist, dass nur sehr geringe
werks, seiner Robustheit, von Alter und Erhal- Baugrundverformungen auftreten, wird zur mögli-
tungszustand, den Nutzungs- und Umweltbedin- chen Erfassung des Setzungsverhaltens empfohlen,
gungen. Die Richtwerte der Tabelle 3 können dass bei der Errichtung oder gegebenenfalls bei der
grundsätzlich für Neu- und Bestandsbauten Ver- Erstüberprüfung geeignete Messpunkte angeordnet
wendung finden. Sollten in einem Jahr Inspektion und eingemessen werden.
und eingehende Überprüfung zusammenfallen, so
kann die Inspektion entfallen. 7 Baustoffe
Tabelle 3. Zeitintervalle für die regelmäßigen Baustoffe unterliegen im Lauf ihrer Nutzung einer
Überprüfungen Alterung. Wie schnell dieser Prozess während der
Schadens- Begehung Inspektion Eingehende geplanten Nutzungsdauer voranschreitet und in-
folge gem. gem. Überprü- wieweit sich dadurch maßgebende Eigenschaften
klasse Abschnitt Abschnitt fung gem.
10.1.1 10.1.2 Abschnitt der Baustoffe verändern, hängt zum einen vom
10.1.3 Werkstoff selbst ab, zum andern wird dies wesent-
CC 3 1 bis 2 Jahre 2 bis 3 Jahre 6 bis 9 Jahre lich von der Art und Intensität der Einwirkungen
CC 2 2 bis 3 Jahre 4 bis 5 Jahre 12 bis 15 aus der Umgebung bestimmt. Dabei spielen so-
Jahre wohl Beanspruchungen aus äußeren Lasten als
CC 1 3 bis 5 Jahre nach Erfordernis auch lastunabhängige (meist umweltbedingte)
Einwirkungen eine Rolle.
Ungeachtet der Anhaltswerte in Tabelle 3 wird
empfohlen, eine Begehung gemäß Abschnitt 10.1.1 Die Veränderungen der Baustoffeigenschaften
nach Umbauten, Umnutzungen und technischen können für die Standsicherheit eines Bauwerks
Modernisierungen vorzunehmen, soweit keine essenziell werden. Daher gilt es, solche bei den
Standsicherheitsprüfung durchgeführt wurde. Das regelmäßigen Überprüfungen zu erfassen und zu
sollte auch nach außergewöhnlichen Einwirkun- bewerten. Hierfür stehen verschiedene Untersu-
chungsmethoden zur Verfügung.
Entwurf VDI 6200 –7–
der Bauwerke sollten gegebenenfalls die ständigen Wänden, Decken, Deckenträgern sowie Dachbin-
Einwirkungen anhand eines Aufmaßes genau be- dern, sind dies vor allem Verformungen, Schief-
stimmt werden, die nicht ständigen Einwirkungen stellungen, Risse, Durchfeuchtungen, Ausblühun-
können, falls erforderlich, durch Nutzungsbe- gen und Korrosion. Über diesen Tragwerkszustand
schränkungen verringert werden (z.B.) Einschrän- hinaus ist auch auf weitere, die Standsicherheit
kung der Verkehrslast in einer Fabrik oder Lager- möglicherweise zukünftig beeinträchtigende Ein-
halle, Räumungsanordnung für Schnee). Neben der flüsse zu achten, wie eindringende Feuchte, schad-
absoluten Lasthöhe ist es auch wesentlich, den hafte Entwässerungen, bauphysikalische Unzuträg-
Charakter der Last – konstant, schwellend, wech- lichkeiten u.a.
selnd – zutreffend zu erfassen. Erkenntnisse, Ergebnisse sowie gegebenenfalls.
einzuleitende Maßnahmen dieses Überprüfungs-
9 Bauwerksbuch Standsicherheit schritts sind im Bauwerksbuch Standsicherheit
Das Bauwerksbuch Standsicherheit soll in kom- gemäß den Vorgaben in Anhang C zu dokumentie-
pakter Form einen Überblick über das Bauwerk, ren.
die Basisdaten der statischen Berechnung und die 10.1.2 Inspektion durch eine fachkundige
Genehmigungsunterlagen geben und bei den re- Person
gelmäßigen Überprüfungen der fachkundigen Per- Die Inspektion durch eine fachkundige Person
son und der besonders fachkundigen Person, die stellt eine visuelle Überprüfung des Tragwerks dar.
mit der Überprüfung eines Bauwerks beauftragt ist, Sie erfolgt im Allgemeinen ohne Verwendung
als gesicherte Informationsquelle dienen. technischer Prüfhilfsmittel.
Ein Muster für die Gliederung und den Inhalt des Eine Checkliste mit Mindestanforderungen an die
Bauwerksbuchs Standsicherheit ist in Anhang B Inspektion durch eine fachkundige Person enthält
abgedruckt. Anhang D. Erkenntnisse, Ergebnisse sowie, falls
Das Bauwerksbuch Standsicherheit sollte handlich erforderlich, einzuleitende Maßnahmen dieser In-
bleiben, da es bei den regelmäßigen Überprüfun- spektion sind im Bauwerksbuch Standsicherheit zu
gen mitgeführt werden soll. Es sollte stets auch als protokollieren.
elektronisches Dokument (möglichst im TIF- oder
10.1.3 Eingehende Überprüfung durch eine
PDF-Format) geführt werden.
besonders fachkundige Person
Liegen bei Bestandsbauten keine Unterlagen wie
In der Eingehenden Überprüfung werden alle maß-
Bauzeichnungen oder statische Berechnungen vor,
gebenden Tragwerksteile, auch die schwer zugäng-
muss die besonders fachkundige Person bei der
lichen, handnah im Sinne einer Schwachstellensu-
Erstüberprüfung entscheiden, welche Unterlagen
che auf Schädigungen hin überprüft. Dabei können
oder Maßnahmen zur Beurteilung der Standsicher-
stichprobenartige Materialentnahmen mit Feststel-
heit erforderlich bzw. zu erstellen sind.
lung der Restfestigkeiten und der Reststeifigkeiten
erforderlich werden.
10 Überprüfungsverfahren
In diesem Untersuchungsschritt sollen eventuell
Das methodische Konzept ist Teil eines systemati- aufgedeckte Mängel oder Schädigungen auch in
schen Risikomanagements ausgehend von den ihrer Relevanz für die Standsicherheit des Trag-
regelmäßigen Überprüfungen gemäß Abschnitt 5 werks beurteilt werden. Gegebenenfalls erfordert
über die Bestimmung möglicher Sicherheitsdefizi- dies eine Sicherheitsanalyse. Darunter versteht
te, Restsicherheiten und festgestellter Schädigun- man statische Berechnungen unter Berücksichti-
gen bis zur Sanierungsplanung und den hieraus gung der festgestellten aktuellen Festigkeiten und
folgenden Sicherungsmaßnahmen. Außerdem er- Steifigkeiten, mindestens in den lokalisierten
läutert es mögliche Maßnahmen eines weiterfüh- Schwachstellen, mit dem Ziel der Bestimmung der
renden Sicherheitsmanagements. aktuellen Sicherheit.
10.1 Regelmäßige Überprüfungen Das Ergebnis der Eingehenden Überprüfung ist im
10.1.1 Begehung durch den Eigentümer/ Bauwerksbuch Standsicherheit zu dokumentieren.
Verfügungsberechtigten Bei unzureichender Restsicherheit ist der Eigentü-
Begehungen durch den Eigentümer/Verfügungs- mer/Verfügungsberechtigte unverzüglich über die
berechtigten umfassen die Besichtigung des Bau- erforderlichen Konsequenzen zu informieren.
werks auf offensichtliche Mängel oder Schädigun-
gen und deren Dokumentation. Am Tragwerk, das
heißt an allen tragenden Bauteilen wie Stützen,
– 10 – VDI 6200 Entwurf
10.2 Vertiefte Untersuchungen, Sanierungs- bewusst sein, dass das Ziel die Bestimmung der
planung, Sicherheitsmanagement aktuellen Sicherheit und Gebrauchstauglichkeit ist.
10.2.1 Weitergehende Untersuchung zur Fest-
stellung der aktuellen Sicherheit 11 Anforderungen an die Überprüfenden
Soll aufgrund einer unzureichenden Sicherheit Bei der Überprüfung der Standsicherheit einer
nach Überprüfungsschritt gemäß Abschnitt 10.1.3 Tragwerkskonstruktion kommt es vor allem auf
eine Sanierungsplanung durchgeführt werden, das Erkennen und Beurteilen von Schädigungen
können weitergehende Untersuchungen erforder- an. Diese Aufgabe erfordert besondere statische,
lich sein. Hierzu bedarf es gegebenenfalls umfang- konstruktive, materialtechnologische und bauphy-
reicher Beprobungen zur detaillierten Ermittlung sikalische Kenntnisse und Erfahrungen.
der aktuellen Festigkeiten und Steifigkeiten in Inspektionen können von fachkundigen Personen
allen geschädigten Tragwerksteilen im Sinn einer vorgenommen werden. Fachkundige Personen sind
Bestandsaufnahme. Hieran schließen sich vertiefte Bauingenieure und Architekten, die mindestens
Sicherheitsanalysen an, z.B. verfeinerte statische fünf Jahre Tätigkeit mit der Aufstellung von
Berechnungen mit einer die handnahe Beprobung Standsicherheitsnachweisen, mit technischer Bau-
modellierenden Auflösung. leitung und mit vergleichbaren Tätigkeiten, davon
Das Ergebnis dieses Untersuchungsschritts ist die mindestens drei Jahre mit der Aufstellung von
Quantifizierung der Sicherheit des Tragwerks. Standsicherheitsnachweisen, nachweisen können.
Ergibt sich diese als unzureichend, so sind umge- Sie sollen vor allem Erfahrung mit vergleichbaren
hend Sicherungsmaßnahmen zu treffen. Ist die Konstruktionen nachweisen können.
Sicherheit noch vertretbar, aber die Prognose nega- Als fachkundig gelten auch Bauingenieure und
tiv, so kann man ein Sicherheitsmanagement be- Architekten, die eine mindestens dreijährige Erfah-
treiben, das ein Frühwarnsystem integriert. rung mit der Überprüfung vergleichbarer Kons-
10.2.2 Sanierungsplanung und Sicherungs- truktionen belegen können.
baumaßnahmen Die Eingehenden Überprüfungen sollen nur von
Hierbei handelt es sich im Allgemeinen um übliche besonders fachkundigen Personen vorgenommen
Planungsaufgaben im Bestand mit anschließenden werden. Besonders fachkundige Personen sind
Bauausführungen. Bauingenieure, die mindestens zehn Jahre Tätig-
keit mit der Aufstellung von Standsicherheitsnach-
10.2.3 Sicherheitsmanagement zur Zustands- weisen, mit technischer Bauleitung und mit ver-
prognose
gleichbaren Tätigkeiten, davon mindestens fünf
Ein modernes Sicherheitsmanagement zur Zu- Jahre mit der Aufstellung von Standsicherheits-
standsprognose für ein Tragwerk besteht stets aus nachweisen und mindestens ein Jahr mit techni-
zwei Komponenten: scher Bauleitung, nachweisen können. Sie sollen
Computersimulation des aktuellen Tragwerks- Erfahrung mit vergleichbaren Konstruktionen in
zustands sowie zukünftiger Tragwerkszustände der jeweiligen Fachrichtung nachweisen können.
Bauwerksmonitoring Die Fachrichtungen sind Massivbau, Metallbau
und Holzbau.
Die Computersimulation sollte alle im Tragwerk
vorhandenen aktuellen Steifigkeiten und Festigkei- Die Voraussetzungen für eine besonders fachkun-
ten möglichst detailgetreu abbilden. Ergebnis die- dige Person erfüllen
ser Simulationen sind die aktuellen Sicherheiten. Bauingenieure mit oben genannter Qualifika-
Das Bauwerksmonitoring dient dazu, das aktuelle tion und
Tragwerksverhalten stets mit dem des Computer- Prüfingenieure/Prüfsachverständige für Stand-
modells zu synchronisieren, das heißt Letzteres so sicherheit für die jeweilige
zu validieren und zu kalibrieren, dass die aktuelle Fachrichtung und Mitarbeiter von Prüfämtern,
Wirklichkeit in erforderlicher Qualität abgebildet die bauaufsichtliche Prüfaufgaben im Bereich
wird. Hierzu sind die im Zuge des Monitoring oder der
in Testzuständen zu überprüfenden Kontrollgrößen
sorgfältig auszuwählen und zu beobachten, insbe- Standsicherheit wahrnehmen.
sondere auch unter Beachtung der Fehlergrenzen Die Ingenieurkammern einiger Länder führen Lis-
des eingesetzten Messsystems [4]. ten von fachkundigen Personen und von besonders
Bei Planung und Betrieb eines derartigen Sicher- fachkundigen Personen. Dabei wird die Überprü-
heitsmanagements sollten sich alle Beteiligten stets fung der Qualifikation in einer Verfahrensordnung
geregelt.
Entwurf VDI 6200 – 11 –
12 Hinweise für die Begehung durch den Der dritte Grundsatz wendet sich an den Bauherrn,
Eigentümer/Verfügungsberechtigten der die Erstellung der Bestandsdokumentation
Für die ordnungsgemäße Instandhaltung von bauli- Standsicherheit und des Bauwerksbuchs Standsi-
chen Anlagen ist der Eigentümer/Verfügungs- cherheit gemäß Abschnitt 10 dieser Richtlinie be-
berechtigte verantwortlich. Unter Instandhaltung reits bei der Vergabe der Planungsleistungen in
werden dabei in der vorliegenden Richtlinie ent- Auftrag zu geben beziehungsweise zu veranlassen
sprechend der Definition in Abschnitt 3 alle hat. Dazu gehört insbesondere die laufende Pflege
Maßnahmen zur Aufrechterhaltung des planmäßi- und Fortschreibung der Bestandsdokumentation
gen Zustands bzw. der Sicherstellung der uneinge- und des Bauwerksbuchs Standsicherheit während
schränkten Gebrauchstauglichkeit einer baulichen der gesamten Nutzungsdauer der Immobilie.
Anlage verstanden. Wartung und regelmäßige Die nachfolgend beschriebenen Anforderungen
Überprüfung sind wesentliche Bestandteile der sind beispielhaft und nicht abschließend. Sie die-
Instandhaltung. nen auch als Orientierung für die regelmäßigen
In Anhang C wird in Form einer Checkliste ein Überprüfungen.
Leitfaden für die Begehung von baulichen Anlagen 13.1 Anforderungen an die Objektplanung
zur Verfügung gestellt, der primär als Hilfsmittel
Tragwerksteile und Knotenpunkte mit großen
für den nicht fachkundigen Eigentümer/Ver-
Beanspruchungen möglichst sichtbar lassen
fügungsberechtigten gedacht ist. Aufbau und Inhalt
sind so gehalten, dass Immobilienstrukturen von Vorsehen von Revisionsöffnungen in Decken-,
Einfamilienhäusern bis zu Produktionsgebäuden Wand- und Bodenverkleidungen
der Industrie abgedeckt werden. nicht begehbare bzw. inspizierbare Hohl- oder
Werden Hinweise auf Schädigungen an der Trag- Zwischenräume vermeiden
konstruktion, Belastungsänderungen, Nutzungsän- bauphysikalische Beanspruchungen (Tempera-
derungen oder bauliche Veränderungen festge- turunterschiede, hohe Luftfeuchtigkeit, Tau-
stellt, wird dem Eigentümer/Verfügungsberechtig- wasser etc.) vermeiden, insbesondere bei Holz-
ten empfohlen – sofern er nicht selbst fachkundig konstruktionen
ist – eine fachkundige Person oder eine besonders
Planung von ausreichendem Gefälle und funk-
fachkundige Person hinzuzuziehen.
tionierender Entwässerung von Flächen, die mit
Bei Schäden an der Gebäudehülle sollte, mit Hin- Niederschlags-, Tropf- oder eingeschlepptem
blick auf mögliche sich daraus ergebende negative Schmelzwasser beaufschlagt werden
Auswirkungen auf die Tragkonstruktion, zügig
Vermeidung von Schnee- und Wassersäcken
eine Instandsetzung veranlasst werden.
korrosive (z.B. chloridhaltige) Ausbaumateria-
13 Hinweise für die Planung und lien (Klebstoffe, Baustoffe) vermeiden
Ausführung bei Einwirkung von Sonnenlicht nur UV-
Bereits bei der Planung werden die maßgebenden beständige Baustoffe bzw. Ausbaumaterialien
Randbedingungen für den im Lauf der anschlie- vorsehen
ßenden Nutzungsphase zu erwartenden Aufwand Standsicherheitsnachweise von Fassadenver-
für die regelmäßige Überprüfung und die Instand- kleidungen (insbesondere Naturstein und
haltung festgelegt. Stahl/Glas) anfertigen lassen
Der erste Grundsatz für Planung und Ausführung Erstellen eines Wartungsplans für alle nicht
lautet, dass Stellen mit großen Beanspruchungen lebensdauerhaften Materialien (z.B. Beschich-
im Tragwerk jederzeit zugänglich und kontrollier- tungen), z.B. als Reinigungs-, Pflege- und
bar zu planen und auszuführen sind. Wartungsanweisung
Der zweite Grundsatz formuliert die Notwendig- Veranlassung der Planung von Befestigungs-
keit des konstruktiven und dauerhaften Schutzes punkten für Überprüfungs- bzw. Revisionsge-
von tragenden Bauteilen, z.B. vor Feuchtigkeit rüste und Vorsehen von erforderlichen Aufstell-
und ihren schädlichen Folgen wie Korrosion, Holz- flächen
fäulnis usw.
13.2 Anforderungen an die Tragwerksplanung
Diese beiden Grundsätze richten sich an alle Fach-
planer, wobei der Objektplaner für das Integrieren Planung dauerhafter Markierungen von Funda-
der Leistungen aller an der Planung fachlich Betei- menten, bei denen der seitliche Erddruck für die
ligten verantwortlich ist. Standsicherheit erforderlich ist
– 12 – VDI 6200 Entwurf
Vorsehen von Revisionsöffnungen bei der 13.4 Anforderungen an die Planung der
Verwendung von Dauerankern, Seilabspannun- Außenanlagen
gen, Befestigungen, Anschlüssen etc. Holzbauteile und nicht korrosionsgeschützte
Dauerhafte Kennzeichnung von Bauteilen mit Stahlbauteile dürfen keinesfalls mit Erdreich
Spanngliedern planen („Dübel- und Kernboh- zu- oder teilweise eingeschüttet werden, son-
rungsverbot“) dern sind z.B. auf ausreichend hohe Sockel zu
stellen.
Planen von anzubringenden Hinweisschildern,
falls untergeordnete Bauteile, z.B Industriefuß- Außerhalb des aufgehenden Gebäudes liegende
bodenplatten oder Trapezblechverkleidungen, unterirdische Bauteile müssen entsprechend den
für die Gebäudeaussteifung herangezogen wer- Anerkannten Regeln der Technik von oben ab-
den gedichtet werden. Eine Mindestüberschüttung
von 60 cm wird empfohlen.
Hinweis auf den notwendigen Unterhalt von
Korrosionsschutzüberzügen (insbesondere Feuerwehrzufahrten, die auf unterirdischen
Stahlbau) und Beschichtungen (im Betonbau, Bauteilen angeordnet sind, müssen dauerhaft
z.B. in Parkgaragen) an den Objektplaner bzw. ausgeschildert werden. Dies gilt auch für die
Bauherrn Angabe des zulässigen Gesamtgewichts von
anderen Fahrzeugen, die unterirdische Bauteile
Nachweis nachträglich erstellter Kernbohrun-
befahren, z.B. zur Pflege der Außenanlagen.
gen, Öffnungen und Durchbrüche bzw. An-
schweißteile/Aufhängungen und Übernahme in Vorsehen von Aufstellflächen für Fassadenge-
die Bestandspläne rüste und Reinigungsgeräte
Weiterhin wird empfohlen, Tragwerke robust zu Auf das Erdreich oder auf Pflasterflächen auf-
konstruieren und an Stellen mit großen Beanspru- treffendes Regen- oder Spritzwasser darf nicht
chungen Querschnittsreserven vorzusehen. Da- an ungeschützte tragende Bauteile spritzen.
rüber hinaus sollten Vorkehrungen für spätere An dieser Stelle sei nochmals auf den Grundsatz:
Umbauten oder Nutzungsänderungen (z.B. höhere „Wasser weg von tragenden Bauteilen“ besonders
Lasten, anderer Ausbau) in Abstimmung mit dem hingewiesen.
Bauherrn getroffen werden.
13.5 Anforderungen an die Ausführung
13.3 Anforderungen an die Planung der Fundament- und Kelleraußenwandverfüllungen
Technischen Ausrüstung
erst nach Abnahme der Bauteile (und deren
Versorgungs- und Regenwasserleitungen nicht eventuellen Schutzsystemen) ausführen.
einbetonieren, sondern jederzeit zugänglich, in-
Verkleidungen bzw. Putze oder Estriche erst
spizierbar und auswechselbar planen
nach Abnahme und Dokumentation der tragen-
Planung von Ansaug- und Ausblasöffnungen den Rohbaukonstruktion an- bzw. aufbringen
so, dass keine Tauwasserbildung oder unzuläs-
keine unplanmäßigen Trenn- oder Dränage-
sige Austrocknung von tragenden Bauteilen
schichten (z.B. Rohglasvlies) unter Fahrbahn-
entstehen
belägen einbauen
Planung von Dach- oder Hofeinläufen nicht an
laufende Dokumentation der Messungen der
Hochpunkten bzw. direkt neben Stützen und
Betondeckung und der Dicke von Korrosions-
Unterzügen, sondern möglichst in Feldmitte der
schutzüberzügen und Schutzschichten
Deckenflächen, Dachträger bzw. Trapezbleche
Dokumentation sämtlicher nachträglich ange-
Einläufe gut zugänglich und kontrollierbar pla-
ordneten Kernbohrungen, Öffnungen und
nen
Durchbrüche bzw. nachträglicher Anschweiß-
Notüberläufe vorsehen, z.B. auf Balkonen und teile/Aufhängungen und Veranlassen der Über-
Flachdächern nahme in die Bestandspläne
Die nachträgliche Erstellung von Kernbohrun- Übergabe der Materialzeugnisse aller verwen-
gen, Öffnungen und Durchbrüchen bzw. An- deter Materialien und der eventuell erforderli-
schweißteilen/Aufhängungen muss mit dem chen Zulassungen an den Objektüberwacher
Tragwerksplaner abgestimmt werden. bzw. den Ersteller der Bestandsdokumentation
Entwurf VDI 6200 – 13 –
Anschrift: ___________________________________________________________________
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Eigentümer/Verfügungsberechtigter: ________________________________________________
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Durchführender: ___________________________
Anschrift: ___________________________________________________________________
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Durchgeführter Überprüfungsschritt:
Inspektion durch eine fachkundige Person (Inspektion)
Eingehende Überprüfung durch besonders fachkundige Person (Überprüfung)
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Überprüfender: ___________________________