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Kenngro

Èûen von Turbo-Molekularpumpen


Characteristics of Turbomolecular Pumps
Gerhard Voss

Zusammenfassung Summary 1 Einleitung


In diesem Artikel werden die Diagramme Graphs of ªhigh-vacuum pressure as a SaugvermoÈgen und Kompression sind
¹Hochvakuum-Druck als Funktion des function of backing pressureº (ªpHV versus zweifelsohne die wichtigsten KenngroÈûen
Vorvakuum-Drucksª (¹pHV gegen pVVª) und pVVº) and ªcompression as a function of einer Turbo-Molekularpumpen, denn sie
¹Kompression als Funktion des Vorvakuum- backing pressureº (ªK versus pVVº) are bestimmen, in welchen Anwendungen und
Drucksª (¹K gegen pVVª) vorgestellt. Mit presented in this article. The performance mit welchen Vorpumpen die Turbo-Mole-
Hilfe dieser Diagramme kann die Leis- of any turbomolecular pump can be fully kularpumpe eingesetzt werden kann.
tungsfaÈhigkeit jeder Turbo-Molekularpum- and reliably evaluated with the aid of these Im Mittelpunkt dieses Artikels stehen
pe vollstaÈndig und zuverlaÈssig beurteilt graphs. Until now these graphs have only daher die Diagramme ¹Hochvakuum-Druck
werden. Beide Diagramme werden bislang seldom been shown in catalogs. als Funktion des Vorvakuum-Drucksª (¹pHV
nur selten in Katalogen gezeigt. The catalogs generally lack the so-called gegen pVVª) und ¹Kompression als Funkti-
GrundsaÈtzlich fehlen in den Katalogen ªlimit linesº (ªQ as a function of on des Vorvakuum-Drucksª (¹K gegen
die sogenannten ¹Grenzkurvenª (¹Q als pVV, Kmaxº). For a prescribed gas throughput pVVª). Mit Hilfe dieser Diagramme kann die
Funktion von pVV, Kmaxª). Diese Kurven Q, the limit line indicates what minimum LeistungsfaÈhigkeit jeder Turbo-Molekular-
geben an, welchen Mindest-Druck die pressure must be generated by the backing pumpe vollstaÈndig und zuverlaÈssig beur-
Vorvakuum-Pumpe bei vorgegebenem Gas- pump at the fore-line port of the turbo- teilt werden. Dies will der vorliegende Ar-
Durchsatz Q am Vorvakuum-Stutzen der molecular pump so that a stable pressure tikel an Hand eines konkreten Beispiels
Turbo-Molekularpumpe erzeugen muss, exists at the high-vacuum side of the tur- aufzeigen.
damit sich auf der Hochvakuum-Seite der bomolecular pump.
Turbo-Molekularpumpe ein stabiler Druck Using the gas-type-specific limit line and
einstellen kann. the corresponding, usually well-docu- 2 Das Diagramm
Mit Hilfe der Gas-Art-spezifischen mented pumping-speed curve, one can ¹pHV gegen pVVª
Grenzkurve und der meistens gut doku- already describe the functional proficiency
mentierten entsprechenden SaugvermoÈ- and performance of a selected combination Abb. 1 zeigt stark vereinfacht einen heute
genskurve kann man die FunktionstuÈch- of turbomolecular pump plus backing uÈblichen Versuchsaufbau zur Bestimmung
tigkeit und LeistungsfaÈhigkeit einer ausge- pump in an approximate manner ± but not der KenngroÈûen von Turbo-Molekular-
waÈhlten Kombination Turbo-Molekular- yet completely. pumpen.
pumpe plus Vorvakuum-Pumpe bereits In this article we also indicate analytical Auf der Hochvakuum-Seite der Turbo-
naÈherungsweise ± aber eben nicht voll- functions which excellently describe the Molekularpumpe (TMP) kann mit einem
staÈndig ± beschreiben. pressure dependence of the compression PraÈzisionsmessgeraÈt der externe Gas-
DaruÈber hinaus werden in diesem Artikel and pumping speed. Durchsatz Q exakt eingestellt und gemes-
analytische Funktionen angegeben, die sen werden. Ein zweites PraÈzisionsmess-
die Druck-AbhaÈngigkeit der Kompression geraÈt dient zur Messung des Hochvakuum-
und des SaugvermoÈgens ausgezeichnet Drucks pHV.
beschreiben. Auf der Vorvakuum-Seite ist moÈglichst
nahe am Vorvakuum-Stutzen der Turbo-

228 Vakuum in Forschung und Praxis 14 (2002) Nr. 4 228±233 0947-076X/02/0408-/$17.50+.50/0


Ó WILEY-VCH Verlag GmbH, D-69451 Weinheim, 2002
Abb. 2: Diagramm
¹Hochvakuum-Dru-
ck als Funktion des
Vorvakuum-Druck-
sª (¹pHV gegen pVVª)
TURBOVAC TW 70 H,
Gas-Art: Stickstoff a:
Qa ˆ 1,8  10 2
mbar  l/s, b: Qb ˆ
1,8  10 1 mbar  l/
s, c: Qc ˆ 9,2  10 1
mbar  l/s, d: Qd ˆ
1,8 mbar  l/s

Im Folgenden soll an Hand eines kon- eine geringfuÈgige weitere ErhoÈhung des
kreten Beispiels aufgezeigt werden, wie die Vorvakuum-Drucks aus, um den Hochva-
KenngroÈûen einer Turbo-Molekularpumpe kuum-Druck rasant in die HoÈhe schnellen
ermittelt werden. zu lassen. Man gelangt zum Punkt P4 in
In unserem Beispiel ist die zu untersu- Abb. 2 (pVV ˆ 23,6 mbar, pHV ˆ 1,0 ˆ 10 2
chende Turbo-Molekularpumpe eine Wide mbar). Man beachte, dass bei P4 der
Range-Pumpe (* 2) von LEYBOLD mit der Hochvakuum-Druck gegenuÈber seinem
Abb. 1: Schematische Darstellung des Bezeichnung TURBOVAC TW 70 H. Als Wert bei P3 bereits um den Faktor 33
Versuchsaufbaus zur Bestimmung der Vorvakuum-Pumpe wird eine zweistufige, zugenommen hat. An dieser Stelle bricht
KenngroÈûen von Turbo-Molekularpum- È l-gedichtete Drehschieber-Pumpe vom
pen: Q: Messinstrument zur Messung des
O die Messreihe ¹aª ab, weil bei einer wei-
externen Gas-Durchsatzes Q, pHV: Mess- Typ LEYBOLD TRIVAC D 8 B eingesetzt. Es teren ErhoÈhung des Vorvakuum-Drucks der
instrument zur Messung des Hochvaku- soll reiner Stickstoff gepumpt werden. Hochvakuum-Druck nicht mehr stabil ist.
um-Drucks pHV, pVV: Messinstrument zur FuÈr alle Punkte der Messreihe ¹aª (Sym-
Messung des Vorvakuum-Drucks pVV, (* 1) es muss die gleiche Gas-Art wie auf bol &) betraÈgt der Stickstoff-Gas-Durchsatz
TMP: Turbo-Molekularpumpe, VVP: Vor-
vakuum-Pumpe, D1, D2: Verstellbare der Hochvakuum-Seite benutzt Qa ˆ 1,8  10 2 mbar  l/s. Um die in
Drosseln, QVV: Vorvakuum-seitiger Gas- werden Abb. 2 gezeigten Messreihen ¹bª, ¹cª und
Einlass (* 2) d. h. eine Turbo-Molekularpumpe ¹dª aufnehmen zu koÈnnen, muss man den
mit Compound-Stufe Gas-Durchsatz erhoÈhen. So ist zum Beispiel
Qb ˆ 10  Qa, Qc ˆ 50  Qa und
ZunaÈchst wird bei vollkommen geoÈffneter Qd ˆ 100  Qa. Die Aufnahme der Mess-
Drossel D1 und geschlossener Drossel D2 punkte erfolgt in der gleichen Weise wie es
Molekularpumpe ein weiteres Druck- ein (zeitlich) konstanter Gas-Durchsatz Q oben fuÈr die Messreihe ¹aª beschrieben
MessgeraÈt installiert, mit dem der Vorva- eingestellt. Wir starten mit Qa ˆ 1,8  wurde.
kuum-Druck pVV gemessen wird. 10 2 mbar  l/s. Auf der Hochvakuum-Seite Die Messreihen ¹Hochvakuum-Druck
Bei der DurchfuÈhrung der Messungen der Turbo-Molekularpumpe misst man pHV als Funktion des Vorvakuum-Drucks
kommt es darauf an, dass der Vorvakuum- dann den Druck pHV ˆ 2,8  10 4 mbar, pVVª mit den Parametern Qa bis Qd bilden
Druck pVV uÈber mehrere Zehnerpotenzen auf der Vorvakuum-Seite pVV ˆ 2,8  das grundlegende Diagramm ¹pHV gegen
hinweg variiert werden kann. Dazu gibt es 10 2 mbar. In der Auftragung ¹pHV gegen pVVª. Dieses Diagramm enthaÈlt die voll-
zwei MoÈglichkeiten: pVVª, die in Abb. 2 gezeigt wird, ist dies der staÈndige Information uÈber die KenngroÈûen
Zum einen ist zwischen Turbo-Moleku- Punkt P1. der zu untersuchenden Turbo-Molekular-
larpumpe und Vorvakuum-Pumpe (VVP) Was passiert auf der Hochvakuum-Seite, pumpe und kann somit zur Beurteilung der
eine verstellbare Drossel (D1) eingebaut. wenn der Vorvakuum-Druck nun sukzes- LeistungsfaÈhigkeit dieser Pumpe herange-
Wird D1 immer weiter geschlossen, so wird sive erhoÈht wird ? ¹Erst einmal gar nichtsª zogen werden.
das SaugvermoÈgen der Vorvakuum-Pumpe ist die Antwort. So misst man zum Beispiel Am Schluss dieses Kapitels soll erlaÈutert
am Vorvakuum-Stutzen der Turbo-Moleku- bei pVV ˆ 2,9 mbar ± wir haben den Vor- werden, wie die fett durchgezogenen
larpumpe immer weiter reduziert, und pVV vakuum-Druck gegenuÈber seinem Wert bei Kurven in Abb. 2 zustande kommen. Bei
steigt an. P1 um den Faktor 100 erhoÈht ± nach wie diesen Kurven handelt es sich nicht um die
Zum anderen gibt es auf der Vorvakuum- vor einen Hochvakuum-Druck von Verbindung von Messpunkten, sondern um
Seite der Turbo-Molekularpumpe einen 2,8  10 4 mbar (Punkt P2 in Abb. 2). Er- die graphische Darstellung von Fit-Funk-
externen Gas-Einlass, der mit Hilfe der hoÈht man den Vorvakuum-Druck weiter auf tionen fuÈr die einzelnen Messreihen.
Drossel D2 geregelt werden kann. Durch 20,7 mbar, so steigt pHV nur ganz leicht an, Die vom Autor vorgeschlagene Fit-
ErhoÈhung des externen Gas-Durchsatzes naÈmlich auf 3,0  10 4 mbar (Punkt P3 in Funktion lautet:
QVV (* 1) wird pVV ebenfalls erhoÈht. Abb. 2). An dieser Stelle reicht aber bereits

Vakuum in Forschung und Praxis 14 (2002) Nr. 4 229


pHV ˆ pHV …pVV † ˆ
Abb. 3: Diagramm
¹Kompression als
p1  ‰exp …b …pVV C2 †† ‡ 1Š …1†
Funktion des Vorva-
kuum-Drucksª (¹K
Die zum Fit der Messreihen ¹aª bis ¹dª gegen pVVª) TURBO-
verwendeten Q-abhaÈngigen Fit-Parameter VAC TW 70 H, Gas-
Art: Stickstoff a: Qa ˆ
p1, b und C2 sind in Tab. 1 aufgelistet. Wie
1,8  10 2 mbar  l/
Abb. 2 zeigt, wird die gemessene AbhaÈn- s, b: Qb ˆ 1,8  10 1
gigkeit des Hochvakuum-Drucks vom Vor- mbar  l/s, c:Qc ˆ
vakuum-Druck durch die analytische 9,2  10 1 mbar  l/
Funktion (1) ausgezeichnet wiedergege- s, d: Qd ˆ 1,8 mbar 
l/s
ben.
WaÈhrend b und C2 rein empirische Pa-
rameter sind, ist die Bedeutung von p1
unmittelbar klar: p1 ist der niedrigste
Hochvakuum-Druck, der bei einem vorge- ist zum Beispiel bei P1 pVV ˆ 2,8  10 2 Die fett durchgezogenen Kurven in
gebenem Gas-Durchsatz Q mit der Turbo- mbar und K ˆ 100, woraus sich der aus Abb. 3 sind die Graphen der Fit-Funktion
Molekularpumpe erreicht werden kann. Abb. 2 bereits bekannte Hochvakuum-
Als Beispiel: Im Fall der Messreihe ¹aª aus Druck wieder errechnen laÈsst: pHV ˆ 2,8  K ˆ K…pVV † ˆ …pVV = p1 †
Abb. 2 mit vorgegebenem Qa ˆ 1,8  10 2 10 2 mbar/100 ˆ 2,8  10 4 mbar.
mbar  l/s wurde fuÈr den Parameter p1 der Hier wird deutlich, dass das Diagramm ‰exp …b …pVV C2 †† ‡ 1Š 1 ; …3†
Wert 2,75  10 4 mbar gewaÈhlt. Damit ¹pHV gegen pVVª und das Diagramm ¹K als
weiû man: Der niedrigste Hochvakuum- Funktion von pVVª vollkommen Èaquivalent die sich unmittelbar aus der Definition (2)
Druck, der mit einer TW 70 H bei einem sind. und der Fit-Funktion (1) fuÈr pHV(pVV) ergibt.
Stickstoff-Gas-Durchsatz von 1,8  10 2 Gehen wir nun zum Punkt P3 Die zum Fit der Messreihen ¹aª bis ¹dª
mbar  l/s erreicht werden kann, ist (pVV ˆ 20,7 mbar, K ˆ 69 000), der inso- verwendeten Q-abhaÈngigen Fit-Parameter
2,75  10 4 mbar. fern interessant ist, als dass die Kompres- p1, b und C2 sind in Tab. 1 aufgelistet.
sion bei dem vorgegebenen Gas-Durchsatz DaruÈber hinaus ist in Tab. 1 bei jeder
von Qa ˆ 1,8  10 2 mbar  l/s hier ihr Messreihe derjenige Vorvakuum-Druck
3 Die Kompression pVV, Kmax angegeben, bei dem die Fit-Funk-
Maximum erreicht. FuÈr pHV ergibt sich
Die Kompression K einer Turbo-Moleku- wieder der bekannte Wert: pHV ˆ 20,7 tion (3) ihr Maximum annimmt.
larpumpe ist definiert als das VerhaÈltnis von mbar/69 000 ˆ 3,0  10 4 mbar.
Vorvakuum-Druck pVV zu Hochvakuum- Nach dem Maximum faÈllt die Kompres- 4 Die Leerlauf-Kompression
Druck pHV, d. h. es ist sion bei geringfuÈgiger ErhoÈhung des Vor-
vakuum-Drucks rapide ab. Was bedeutet Die Leerlauf-Kompression K0 einer Turbo-
K ˆ K…pVV † ˆ pVV = pHV ˆ pVV = pHV …pVV † das fuÈr die Praxis ? Molekularpumpe ist definiert als die Kom-
…2† Um im Dauerbetrieb bei einem Stickstoff- pression dieser Pumpe beim Gas-Durchsatz
Gas-Durchsatz von Qa ˆ 1,8  10 2 mbar  ¹Nullª.
Auf der Basis dieser Definition kann das in l/s stabil arbeiten zu koÈnnen, muss die Das Problematische an dieser Definition
Abb. 2 gezeigte Diagramm ¹pHV gegen pVVª Vorvakuum-Pumpe am Vorvakuum-Stutzen ist die Tatsache, dass man den geforderten
problemlos in ein Diagramm ¹K als Funk- der Turbo-Molekularpumpe dauerhaft ei- Gas-Durchsatz ¹Nullª nie realisieren kann.
tion von pVVª transformiert werden. Abb. 3 nen Druck von kleiner pVV, Kmax ˆ Es reicht nicht aus, den Messdom oder die
zeigt das Ergebnis dieser rein mathemati- 20,7 mbar erzeugen. Nur unter dieser Be- Turbo-Molekularpumpe blind zu flanschen.
schen Transformation. Man beachte, dass dingung wird sich auf der Hochvakuum- Die Leckrate, das Ausgasen der Dich-
die Messreihe ¹aª aus Abb. 2 auch in Abb. 3 Seite der Turbo-Molekularpumpe ein sta- tungselemente und die Desorption von den
wieder mit ¹aª gekennzeichnet ist. Ent- biler Druck einstellen. vorhandenen WandflaÈchen kann man zwar
sprechendes gilt fuÈr die Messreihen ¹bª bis
¹dª.
Da ¹aª die Messreihe mit dem niedrigsten
Gas-Durchsatz ist und ¹dª die Messreihe mit Tab. 1: Fit-Parameter
dem hoÈchsten Gas-Durchsatz (Qa < Qb < Pumpe: TW 70 H; Gas-Art: Stickstoff
Qc < Qd), wird eines sofort deutlich: Kurve Q p1 C2 b pVV, Kmax
Die Kompression einer Turbo-Moleku- [mbar  l/s] [mbar] [mbar] [mbar 1] [mbar]
larpumpe steigt an, wenn bei vorgegebe- a 1,8E-02 2,75E-04 22,05 2,000 20,50
nem Vorvakuum-Druck der Gas-Durchsatz
reduziert wird. b 1,8E-01 3,30E-03 22,05 2,000 20,20
Die vier Punkte P1 bis P4 der Messreihe c 9,2E-01 2,45E-02 20,00 1,800 18,00
¹aª korrespondieren mit den entsprechen-
d 1,8E‡00 8,55E-02 18,00 1,550 16,00
den Punkten der Messreihe ¹aª in Abb. 2. So

230 Vakuum in Forschung und Praxis 14 (2002) Nr. 4


ˆ 12 mbar erzeugt, kann auf der Hochva-
kuum-Seite als niedrigster Druck

p1 …Qf † ˆ pVV; K0; max = K0; max ˆ


Abb. 4: Leerlauf-K-
ompression als
Funktion des Vorva- 12 mbar = 5,5  109  2,2  10 9
mbar
kuum-Drucks (¹K0 …4a†
gegen pVVª) TURBO-
VAC TW 70 H, Gas- erzielt werden. DemgegenuÈber wird mit
Art: Stickstoff e: O- È l-gedichteten Dreh-
einer zweistufigen, O
Ring-gedichtete
schieber-Pumpe, die bei Qf am Vorvakuum-
Pumpe,
f: Metall-gedichtete Stutzen der Turbo-Molekularpumpe einen
Pumpe, a ± d: Mess- Druck von pVV ˆ 1  10-2 mbar liefert,
reihen aus Abb. 3
p1 …Qf † ˆ pVV = K0 …pVV † ˆ
2
1  10 mbar = 1,8  107 
sehr sehr klein machen, aber eben nie auf DemgegenuÈber zeigt sich, dass die Fit- 5,6  10 10
mbar …4b†
¹Nullª bringen. Funktion (3) bei kleinen Werten von Q
Um eine Vorstellung zu gewinnen, wel- nicht mehr erfolgreich angewendet werden erreicht.
che Auswirkungen der U È bergang von einer kann, da sich fuÈr die Kompression im Be- Dieses Beispiel verdeutlicht, dass man
O-Ring-gedichteten Messanordnung zu ei- reich des Maximums zu hohe Werte erge- die gesamte K0(pVV)-Kurve kennen muss,
ner Metall-gedichteten Messanordnung fuÈr ben. um aus Kompressions-Daten auf den End-
die Leerlauf-Kompression der Turbo-Mole- Es ist wichtig, am Ende dieses Kapitels druck der Pumpe schlieûen zu koÈnnen.
kularpumpe hat, betrachten wir zunaÈchst eine weitere Anmerkung zu machen:
die Messreihe ¹eª in Abb. 4. Diese Mess- In fast allen Katalogen findet man bei den
reihe zeigt den Verlauf von K0 fuÈr die O- technischen Daten von Turbo-Molekular- 5 Das Saugvermo
È gen
Ring-gedichtete TURBOVAC TW 70 H, mit pumpen Angaben wie ¹Die maximale
Die SaugvermoÈgenskurve der Turbo-Mole-
der auch die vier Messreihen ¹aª bis ¹dª aus Leerlauf-Kompression K0, max betraÈgt
kularpumpe gewinnt man unmittelbar aus
Abb. 3 aufgenommen wurden. Diese vier 1  1010ª. Welchen Nutzen hat diese An-
dem Diagramm ¹pHV gegen pVVª, indem
Messreihen sind zum Vergleich in Abb. 4 gabe fuÈr den Einsatz einer Turbo-Moleku-
man bei jeder Messreihe gemaÈû der Re-
nochmals dargestellt. larpumpe in der Praxis? Die Antwort lautet
chenvorschrift
Eine AbschaÈtzung ergibt, dass bei der ¹Gar keinenª, denn mit Abb. 4 im Hinter-
Messreihe ¹eª der Gas-Durchsatz Q in der kopf draÈngen sich sofort zwei Fragen auf:
S…p1 † ˆ Q = p1 …Q†
GroÈûenordnung von 5  10 6 mbar  l/s 1) Bei welchem Vorvakuum-Druck
liegt, und damit um den Faktor 3600 kleiner pVV, K0, max wird die maximale Leerlauf- den Gas-Durchsatz durch den niedrigsten
ist als bei Messreihe ¹aª. Der niedrigste Kompression erreicht? Hochvakuum-Druck dividiert, der bei die-
erreichbare Hochvakuum-Druck ist 2) Ist die Pumpe O-Ring- oder Metall-ge- sem Gas-Durchsatz erreicht wird.
p1 ˆ 6,5  10 8 mbar. Das Maximum von dichtet? So ergibt sich zum Beispiel bei der
K0 liegt bei pVV, Kmax ˆ 14,8 mbar und be- Nun, bei einem K0, max von 1  1010 darf Messreihe ¹aª fuÈr das SaugvermoÈgen:
traÈgt 1,1  108. Man beachte, dass bei einer man davon ausgehen, dass es sich um eine
Reduzierung des Gas-Durchsatzes um den Metall-gedichtete Turbo-Molekularpumpe S …2,75  10 4
mbar† ˆ
Faktor 3600 das Maximum der Kompressi- handelt. Damit muss jedem Anwender aber
on um den Faktor 1,1  108/6,9  104  auch klar sein, dass er eine Leerlauf-Kom- 1,8  10 2
mbar  l=s = 2,75  10 4
mbar
1600 zunimmt. pression von 1  1010 mit einer O-Ring-
Messreihe ¹fª dokumentiert die Leerlauf- gedichteten Pumpe nie erreichen wird. ˆ 65; 5l=s
Kompression einer Metall-gedichteten, Ohne die Angabe von pVV, K0, max ist es
nicht ausgeheizten TURBOVAC TW 70 H. natuÈrlich nicht moÈglich, auf den erreich- In Abb. 5 sind fuÈr die Messreihen ¹aª bis ¹dª
Man erkennt, dass K0 beim U È bergang zur baren Enddruck zu schlieûen. An Hand von die Wertepaare (p1, S(p1)) graphisch dar-
Metall-gedichteten Pumpe nochmals deut- Abb. 4 kann man verfolgen, dass die Turbo- gestellt (Symbol &).
lich zunimmt, und zwar etwa um den Molekularpumpe nicht unbedingt dann Zum Fit dieser experimentell ermittelten
Faktor 100 bei jedem Wert von pVV. den niedrigsten Hochvakuum-Druck er- Punkte schlaÈgt der Autor hier die folgende
Im Hinblick auf die in Kapitel 3 ange- reicht, wenn die Pumpe bei maximaler Fit-Funktion vor:
gebene Fit-Funktion ist folgendes anzu- Kompression arbeitet.
merken: Betrachten wir dazu die Messreihe ¹fª, S ˆ S…p1 † ˆ S0  ‰…p1 = p1h †a ‡ 1Š 1 : …5†
Wie Abb. 3 beweist, wird die Druck-Ab- bei der Qf  8  10 8 mbar  l/s ist. Mit
haÈngigkeit der Kompression im Fall Q einer Vorvakuum-Pumpe, die bei Qf am WaÈhrend bei niedrigen DruÈcken (p1  p1h)
groÈûer 1  10 2 mbar  l/s durch die Vorvakuum-Stutzen der Turbo-Molekular- S(p1) ˆ S0 ˆ konstant ist, gilt fuÈr p1  p1h:
Funktion (3) ausgezeichnet beschrieben. pumpe genau einen Druck von pVV, K0, max S(p1) / 1 / pa1 . Beim ¹Halbwertsdruckª p1h

Vakuum in Forschung und Praxis 14 (2002) Nr. 4 231


Abb. 5: Saugvermo
Ègen als Funktion des Ansaug-Drucks (¹S Abb. 6: Gas-Durchsatz als Funktion des Ansaug-Drucks (¹Q
gegen p1ª) TURBOVAC TW 70 H, Gas-Art: Stickstoff gegen p1ª) TURBOVAC TW 70 H, Gas-Art: Stickstoff, Q(p2):
Charakteristik der Vorvakuum-Pumpe TRIVAC D 8 B, M: Cha-
rakteristik der Membran-Pumpe DIVAC 4,8 VT, G: Grenzkurve
Q(pVV, Kmax)

ist das SaugvermoÈgen S auf die HaÈlfte des FuÈr die Berechnung der in Abb. 6 darge- 1) Bei Q ˆ 1,8  10 2 mbar  l/s stellt sich
Wertes von S0 abgefallen. stellten fett durchgezogenen Kurve Q(p1) auf der Hochvakuum-Seite der Turbo-
Abb. 5 zeigt, dass die Fit-Funktion (5) mit wurden die gleichen Fit-Parameter wie in Molekularpumpe der Druck p1 ˆ 2,75
S0 ˆ 68 l/s, p1h ˆ 3,4  10 2 mbar und Abb. 5 verwendet (S0 ˆ 68 l/s, p1h ˆ 3,4   10 4 mbar ein [Schnittpunkt der
a ˆ 0,75 den experimentell ermittelten 10 2 mbar und a ˆ 0,75). Horizontalen Q ˆ 1,8  10 2 mbar  l/s
S(p1)-Verlauf ausgezeichnet wiedergibt. Die Kurve Q(p1) ist ein Charakteristikum mit der Kurve Q(p1) ˆ Punkt ¹aª].
Ein groûer Vorteil der Funktion (5) be- (ˆ Leistungsmerkmal) der Turbo-Moleku- 2) Bei Q ˆ 1,8  10 2mbar  l/s stellt sich
steht darin, dass man das SaugvermoÈgen larpumpe. Das heiût, der Q(p1)-Verlauf darf am Vorvakuum-Stutzen der Turbo-Mo-
auch im Druckbereich p1 > 10 1 mbar nicht davon abhaÈngen, welcher Typ von lekularpumpe der Druck p2 ˆ 2,8 
berechnen kann. Dieser Bereich ist dem Vorvakuum-Pumpe bei der Aufnahme des 10 2 mbar ein [Schnittpunkt der Hori-
Experiment nur mehr bedingt zugaÈnglich, Diagramms ¹pHV gegen pVVª eingesetzt zontalen Q ˆ 1,8  10 2 mbar  l/s mit
da sich die Turbo-Molekularpumpe bei wurde. der Kurve Q(p2) ˆ Punkt ¹a*ª].
solch hohen Werten von p1 im Dauerbe- Um eine Vorstellung zu gewinnen, mit 3) Bei Q ˆ 1,8  10 2 mbar  l/s arbeitet
trieb deutlich erwaÈrmt. welcher Kompression die Turbo-Moleku- die Turbo-Molekularpumpe mit einer
Aus einer Vielzahl von Fits ergibt sich, larpumpe beim Einsatz einer bestimmten Kompression von Kaa* ˆ 2,8  10 2
dass der empirische Parameter a immer Vorvakuum-Pumpe arbeitet, ist es sinnvoll, mbar/2,75  10 4 mbar  100.
zwischen 0,75 und 1 liegt und sich als im Diagramm ¹Q gegen p1ª auch die Cha- Diese Information kann man fuÈr andere
Pumpen-spezifischer Parameter erweist. rakteristik Q(p2) dieser Vorvakuum-Pumpe Werte von Q in gleicher Weise gewinnen.
DemgegenuÈber sind S0 und p1h Gas-Art- einzutragen. p2 ist hier der niedrigste Vor- In Abb. 6 ist eine weitere, auûerordent-
spezifische Parameter. DaruÈber soll jedoch vakuum-Druck, der beim Gas-Durchsatz Q lich wichtige Kurve dargestellt, naÈmlich die
an anderer Stelle berichtet werden. mit der Vorvakuum-Pumpe am Vorvakuum- Grenzkurve ¹Q als Funktion von pVV, Kmaxª
Stutzen der Turbo-Molekularpumpe er- (s. Tab. 1). Es wurde bereits am Ende von
reicht wird. Kapitel 3 darauf hingewiesen, dass sich auf
der Hochvakuum-Seite der Turbo-Moleku-
6 Das Diagramm
Als Beispiel: larpumpe nur dann ein stabiler Druck
¹Gas-Durchsatz
Im Diagramm ¹pHV gegen pVVª (Abb. 2) ist einstellen kann, wenn die Vorvakuum-
gegen Ansaugdruckª
bei der Messreihe ¹aª Q ˆ 1,8  10 2 mbar Pumpe am Vorvakuum-Stutzen der Turbo-
Benutzt man wiederum die Daten aus dem  l/s und p2 ˆ 2,8  10 2 mbar. Dies ist der Molekularpumpe dauerhaft einen Druck
Diagramm ¹pHV gegen pVVª und traÈgt direkt Punkt ¹a*ª in Abb. 6. von kleiner pVV, Kmax erzeugt. FuÈr die
Q gegen p1 auf (s. Tab. 1), so erhaÈlt man ein Abb. 6 zeigt die Charakteristik Q(p2) fuÈr die zweistufige, O È l-gedichtete Drehschieber-
fuÈr die Praxis sehr nuÈtzliches Diagramm, zweistufige, OÈ l-gedichtete Drehschieber- Pumpe vom Typ LEYBOLD TRIVAC D 8 B
das in Abb. 6 gezeigt wird. Pumpe vom Typ LEYBOLD TRIVAC D 8 B. ist diese Bedingung bei allen Werten von Q
Unter Benutzung von (5) lautet die Fit- Zeichnet man ferner in Abb. 6 die Hori- (* 1) erfuÈllt, da die Charakteristik Q(p2)
Funktion zontale Q ˆ 1,8  10 2 mbar  l/s ˆ dieser Vorvakuum-Pumpe ± anschaulich
konstant ein, so kann man fuÈr das Verhalten gesprochen ± ¹links von der Grenzkurve Gª
Q…p1 † ˆ p1  S…p1 † ˆ des Vakuum-Systems Turbo-Molekular- verlaÈuft. Diese Pumpe kann daher als Vor-
pumpe ‡ Vorvakuum-Pumpe folgende vakuum-Pumpe zur Turbo-Molekularpum-
p1  S0  ‰…p1 = p1h †a ‡ 1Š 1 : …6† Aussagen machen: pe TW 70 H problemlos eingesetzt werden.

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Das Gleiche gilt fuÈr die Membran-Pumpe log-Werte fuÈr das SaugvermoÈgen S(p2) (* 1) d. h. fuÈr Q < Qmax im Dauerbetrieb
vom Typ LEYBOLD DIVAC 4.8 VT, denn die (* 2) verwendet wurden. In Wirklichkeit  2,5 mbar  l/s
Charakteristik M dieser Pumpe liegt eben- ist das effektive SaugvermoÈgen Seff(p2) am (* 2) damit wird Q(p2) ˆ p2  S(p2)
Vorvakuum-Stutzen der Turbo-Molekular-
falls links von der Grenzkurve G (s. Abb. 6).
pumpe immer kleiner als das am Ansaug-
Als Beispiel: Stutzen der Membran-Pumpe gemessene Autor
Bei Q ˆ 1,8  10 2 mbar  l/s ergibt sich SaugvermoÈgen S(p2). Somit wird die wahre
Dr. Gerhard Voss, Jahrgang 1951, Physik- und
p2  2 mbar [Schnittpunkt der Horizonta- Charakteristik der Membran-Pumpe QM(p2) Mathematik-Studium an der UniversitaÈt zu KoÈln,
len Q ˆ 1,8  10 2 mbar  l/s mit der ˆ p2  Seff(p2) immer ¹rechts von der Kurve seit 1984 beschaÈftigt bei LEYBOLD VAKUUM
Kurve M]. Mª liegen. Dies bedeutet, dass bei der GmbH, derzeit dort taÈtig als Produktmanager fuÈr
Auslegung eines Pumpsystems der Saug- Turbo-Molekularpumpen
Es sei hier jedoch ausdruÈcklich darauf vermoÈgensverlust Seff ± S stets beruÈcksich-
hingewiesen, dass fuÈr die graphische Dar- tigt werden muss.
stellung der Kurve M ausschlieûlich Kata-

Vakuum in Forschung und Praxis 14 (2002) Nr. 4 233

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