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Hecker: Die richtlinienkonforme und die verfassungskonforme Auslegung im JuS 2014,


Strafrecht 385

Die richtlinienkonforme und die verfassungskonforme Auslegung im


Strafrecht

Prof. Dr. Bernd Hecker*

Der Beitrag beleuchtet vor allem die Begründung, den Inhalt und die Grenzen der unionsrechtlichen
Pflicht zur richtlinienkonformen Auslegung mitgliedstaatlicher Strafnormen. Anhand konkreter
Beispiele wird die praktische Bedeutung dieses Interpretationsgebots aufgezeigt. Das
herangezogene Fallmaterial erfasst ein breites Kriminalitätsspektrum, namentlich
Verbrauchertäuschung (Betrugs-, Wettbewerbs- und Lebensmittelstrafrecht), Internetkriminalität
(DoS-Angriffe, Kinderpornografie), grenzüberschreitende Umweltkriminalität
(Luftverunreinigungen) sowie Verstöße gegen Sicherheitsvorschriften bei der Produktherstellung
(Fahrlässigkeitsdelikte).

I. Einführung

Wenn in den Lehrbüchern zum Europäischen Strafrecht von einem „Europäisierungssog“ die Rede
ist, so wird damit schlagwortartig das Phänomen benannt, dass die aktuelle europäische
Strafrechtsentwicklung in erheblicher Weise von Unionsrecht überlagert und determiniert wird1.
Unter „Europäisierung des Strafrechts“ lässt sich im weitesten Sinne jede Form der Beeinflussung
innerstaatlichen Strafrechts durch europäisches Recht verstehen2. Als herausragend wichtiger
Europäisierungsfaktor innerhalb der EU erweist sich die richtlinienkonforme Auslegung
mitgliedstaatlicher Strafbestimmungen, d. h. die Ausdeutung von Strafgesetzen im Lichte der für
alle Mitgliedstaaten verbindlichen Zielvorgaben einer Richtlinie (vgl. Art. 288 UAbs. 3 AEUV). Dieses
Institut führt – als bedeutsamster Unterfall der unionsrechtskonformen Auslegung – zu einer
inhaltlichen Anpassung des Strafrechts der 28 EU-Mitgliedstaaten an europäisches Richtlinienrecht.
Im Zuge der durch „schlichte“ Norminterpretation bewirkten Rezeption unionsrechtlicher Wertungen
lösen sich die hiervon betroffenen nationalen Strafnormen nicht selten von dem Inhalt, der ihrer
bisherigen, unter Umständen schon lange zurückreichenden innerstaatlichen Auslegungstradition
entspricht3. Dies mag mitunter – je nach rechtspolitischem Standpunkt – als unerwünschter Eingriff
in die nationale Rechtskultur empfunden werden4. Auf der anderen Seite vermag die
richtlinienkonforme Auslegung aber auch zur Schonung der nationalen Rechtsordnung beizutragen,

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wenn sich damit Kollisionen mit unmittelbar geltendem Unionsrecht5 und eine hieraus folgende
Unanwendbarkeit (sog. Neutralisierung)6 innerstaatlicher Strafvorschriften vermeiden lassen7.

Von der hier zu behandelnden Thematik strikt zu trennen sind die Sachverhaltskonstellationen, in
denen eine den Bürger begünstigende Richtlinienbestimmung ausnahmsweise unmittelbare
Wirkung entfaltet mit der Folge, dass ein ihr zuwiderlaufender Straftatbestand unanwendbar wird8.
Dies ist z. B. der Fall, wenn die Strafvorschrift eines Mitgliedstaates die Ausübung eines
medizinischen Berufes ohne inländische Approbation pönalisiert und damit auch den Inhaber eines
im EU-Ausland erworbenen Diploms mit Strafe bedroht, obwohl eine von dem Mitgliedstaat nicht
fristgerecht umgesetzte Richtlinie die gegenseitige Anerkennung der in den Mitgliedstaaten
erworbenen Diplome anordnet9.

II. Begründung und Beginn der Pflicht zur richtlinienkonformen Auslegung

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Nach dem in Art. 4 III UAbs. 2, 3 EUV verankerten Prinzip der Unionstreue (Loyalitätsgebot) sind
die Mitgliedstaaten zur Durchsetzung des Unionsrechts verpflichtet und müssen alle Maßnahmen
unterlassen, welche die Verwirklichung der Ziele der Union gefährden könnten. Vor diesem
Hintergrund erscheint es naheliegend, die an die Mitgliedstaaten adressierte Pflicht zur
richtlinienkonformen Auslegung nationalen Strafrechts als Konkretisierung des Loyalitätsgebots zu
begreifen10. Nach h. M., die auch vom EuGH vertreten wird, ist zur Begründung einer im
Unionsrecht wurzelnden Pflicht zur richtlinienkonformen Auslegung zusätzlich Art. 288 UAbs. 3
AEUV heranzuziehen11. Dies überzeugt, denn die Inpflichtnahme der darin ausdrücklich genannten
„innerstaatlichen Stellen“, also auch der zur Rechtsanwendung berufenen staatlichen Organe
(Gerichte, Staatsanwaltschaften, Verwaltungsbehörden), ist notwendiger Bestandteil der
mitgliedstaatlichen Umsetzungsverpflichtung. Würde sich diese nur auf die Setzung
richtlinienkonformer Rechtsvorschriften beschränken, also nur den Gesetzgeber binden, bestünde
die Gefahr, dass bei der konkret-individuellen Rechtsanwendung auseinanderfällt, was durch die
Richtlinie harmonisiert worden ist.

Dient ein Strafgesetz der Umsetzung einer Richtlinie12, so lassen bereits die „klassischen“
nationalen Auslegungsmaximen, insbesondere die historische und teleologische Interpretation, eine
richtlinienkonforme Ausdeutung der strafrechtlichen Umsetzungsnorm zu13. Jedoch ist die oben
aufgezeigte unionsrechtliche Fundierung der richtlinienkonformen Auslegung schon deshalb
unverzichtbar, weil nur auf ihrer Grundlage ein für die innerstaatlichen Stellen verbindliches
Interpretationsgebot begründet werden kann. Würde man die richtlinienkonforme Auslegung
lediglich als Topos der nationalen Rechtsmethodik einstufen, so reduzierte man sie auf eine zwar
zulässige, aber eben keine (relativen) Vorrang beanspruchende und sich zwingend durchsetzende
Auslegungsmaxime14. Auch ist zumindest zweifelhaft, ob die richtlinienkonforme Auslegung einer
Strafnorm, die nicht explizit der Umsetzung einer Richtlinie dient (vgl. hierzu u. III), auf der Basis
innerstaatlicher Interpretationsmaximen überhaupt begründbar ist15. Im Übrigen unterliegt die
Beachtung des Gebots der richtlinienkonformen Auslegung – verstanden als unionsrechtliche
Verpflichtung – der Überwachung durch Kommission und EuGH. So kann die Kommission ein
Vertragsverletzungsverfahren (Art. 258 AEUV) gegen einen Mitgliedstaat mit dem Ziel anstrengen,
eine dem Richtlinienzweck zuwiderlaufende Strafrechtsanwendung abzustellen bzw. eine im
Einklang mit der Richtlinie stehende Strafrechtsanwendung durchzusetzen16. Staatliche Gerichte,
deren Entscheidung nicht mehr mit Rechtsmitteln angefochten werden können, sind nach Art. 267
UAbs. 3 AEUV verpflichtet, die Frage nach der Gültigkeit bzw. Auslegung einer Richtlinie dem EuGH
zur Vorabentscheidung vorzulegen, wenn einerseits die richtlinienkonforme Auslegung der im
konkreten Fall entscheidungserheblichen Strafnorm geboten, andererseits die Gültigkeit bzw.
Auslegung der einschlägigen Richtlinie zweifelhaft ist17. Nach alledem steht fest, dass die
unionsrechtliche Fundierung der Pflicht zur richtlinienkonformen Auslegung nicht mit dem Argument
ausgeblendet werden darf, die Beachtung der Richtlinie ergebe sich bereits aus dem üblichen
Auslegungskanon der innerstaatlich praktizierten Rechtsmethodik18.

Richtlinien räumen den Mitgliedstaaten regelmäßig eine Frist zur Umsetzung ein. Daher stellt sich
die Frage, ab welchem Zeitpunkt die innerstaatlichen Stellen verpflichtet sind, nationales
(Straf-)Recht richtlinienkonform auszulegen. Einigkeit besteht darüber, dass die Richtlinie jedenfalls
bei der Interpretation solcher Vorschriften zu berücksichtigen ist, die bereits vor Ablauf der
Umsetzungsfrist gerade zu dem Zweck

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erlassen worden sind, die Vorgaben der Richtlinie in nationales Recht zu transferieren. Ein Teil der
Literatur19 vertritt die Auffassung, dass die innerstaatlichen Stellen generell bereits ab dem

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Zeitpunkt des Inkrafttretens der Richtlinie (Art. 297 II UAbs. 2 AEUV) eine Pflicht zur
richtlinienkonformen Auslegung treffe. Diese Lehre beruft sich auf die Judikatur des EuGH, nach der
die Mitgliedstaaten bereits vor Ablauf der Umsetzungsfrist gehalten sind, keine Vorschriften zu
erlassen, die geeignet sind, die Erreichung des in der Richtlinie vorgeschriebenen Ziels bei Ablauf
der Umsetzungsfrist ernstlich in Frage zu stellen20. Aus der hiernach bestehenden Vorwirkung einer
erlassenen, aber noch nicht umgesetzten Richtlinie lässt sich jedoch nach zutreffender h. L. keine
Pflicht zur richtlinienkonformen Auslegung des nationalen Rechts vor Ablauf der Umsetzungsfrist
ableiten. Der Sache nach postuliert der EuGH nämlich nicht mehr als ein Vereitelungs- oder
Frustrationsverbot, wie es auch im Recht der völkerrechtlichen Verträge bekannt ist, während die
richtlinienkonforme Auslegung (positiv) auf die materielle Verwirklichung der Richtlinienvorgaben
gerichtet ist. Ein dahingehendes Interpretationsgebot vermag aber erst mit Ablauf der
Umsetzungsfrist zur Entstehung zu gelangen21. Da die Pflicht zur richtlinienkonformen Auslegung
aus der Umsetzungsverpflichtung des Art. 288 UAbs. 3 AEUV abzuleiten ist, kann eine Bindung der
innerstaatlichen Stellen an dieses Interpretationsgebot auch erst mit dem Ablauf der
Umsetzungsfrist in Betracht kommen. Erst ab diesem Zeitpunkt will das Unionsrecht einen der
jeweiligen Richtlinie entsprechenden Rechtszustand gesichert wissen. Auch würde es nicht
überzeugen, durch eine bereits vor Fristablauf einsetzende Inpflichtnahme der nationalen Gerichte
in den legislativen Entscheidungsspielraum des mitgliedstaatlichen Gesetzgebers über Form und
Mittel der Umsetzung einzugreifen. Da das Richtlinienrecht grundsätzlich ein innerstaatliches
Gesetzgebungsverfahren durchlaufen muss, bei dem erhebliche Ermessensspielräume gegeben sein
können, dürfen die Gerichte vor Ablauf der Umsetzungsfrist nicht in die Rolle eines
„Ersatzgesetzgebers“ gedrängt werden. Freilich folgt aus dem soeben Ausgeführten wiederum kein
Verbot einer richtlinienkonformen Auslegung vor Ablauf der Umsetzungsfrist22. Die Verwerfung
einer Pflicht zur richtlinienkonformen Auslegung vor Ablauf der Umsetzungsfrist steht somit der
Zuerkennung einer entsprechenden Interpretationsbefugnis der staatlichen Stellen nicht entgegen,
soweit nationale Rechtsdogmatik und Verfassungsrecht eine richtlinienkonforme Rechtsanwendung
zulassen.

III. Gegenstand und Inhalt der Pflicht zur richtlinienkonformen Auslegung

Zu beachten ist, dass eine Richtlinie nur dann zur Ausdeutung eines nationalen Strafgesetzes
herangezogen werden darf, wenn sie hinreichend bestimmt ist23. Ob eine den
Bestimmtheitsanforderungen genügende Richtlinie eine inhaltliche Vorgabe für die Auslegung des
nationalen Strafrechts enthält, ist anhand der für das Unionsrecht geltenden Auslegungsgrundsätze
unter besonderer Berücksichtigung der Rechtsprechung des EuGH zu ermitteln24. Wenn dies der
Fall ist, muss die mit der Strafverfolgung befasste Stelle das für die strafrechtliche Beurteilung
einschlägige Strafgesetz „im Lichte der Richtlinie“ auslegen und anwenden. Dies bedeutet, dass sie
ihre Rechtsinterpretation so weit wie möglich am Wortlaut und Zweck einer Richtlinie auszurichten
hat, um ein mit deren Zielvorgaben kompatibles Ergebnis zu erreichen. Innerhalb des von
Verfassungsrecht und Rechtsmethodik abgesteckten Interpretationsspielraums ist diejenige
Auslegung zu wählen, die dem – ggf. vom EuGH im Rahmen eines Vorabentscheidungsverfahrens
konkretisierten – Inhalt der Richtlinie am besten gerecht wird25. Die höchstrichterliche deutsche
Judikatur in Strafsachen hat die – auch vom BVerfG26 grundsätzlich anerkannte –
richtlinienkonforme Auslegung in den Kanon der Auslegungsmethoden aufgenommen, zumeist
allerdings ohne diese explizit zu benennen und näher zu begründen27.

Das Gebot, im Wege der Auslegung Richtlinienkonformität zu erzielen, betrifft nicht etwa nur das
Umsetzungsrecht, sondern das gesamte innerstaatliche (Straf-)Recht. Unerheblich ist, ob dieses
vor oder unabhängig vom Erlass der heranzuziehenden Richtlinie geschaffen wurde28. Wenn die

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nationale Rechtsordnung bereits ein dem sachlichen Regelungsziel der Richtlinie entsprechendes
Rechtsinstrumentarium bereithält, kommt der richtlinienkonformen Auslegung die Funktion zu, eine
schon vor Inkrafttreten der Richtlinie existierende Strafnorm in den unionsrechtlichen Kontext zu
stellen und anhand der sich hieraus ergebenden Vorgaben neu zu interpretieren. Auf diese Weise
wird ohne Zutun des Gesetzgebers europäisiertes nationales Strafrecht in den Mitgliedstaaten
erzeugt.

Ein anschauliches Beispiel hierfür bietet das lebensmittelrechtliche Irreführungsverbot des § 11 I


LFGB29. Dieses untersagt das Inver

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kehrbringen von Lebensmitteln unter irreführender Aufmachung bzw. das Werben für Lebensmittel
mit irreführenden Aussagen. Vorsätzliche Zuwiderhandlungen sind mit Strafe, fahrlässige Verstöße
mit Bußgeld bedroht (vgl. §§ 59 I Nr. 7, 60 I Nr. 2 LFGB). Das lebensmittelrechtliche
Irreführungsverbot existierte als zentraler Pfeiler des deutschen Lebensmittel(straf)rechts schon
lange vor dem Inkrafttreten der am 18.12.1978 erlassenen RL 79/112/EWG zur Angleichung der
Rechtsvorschriften der Mitgliedstaaten über die Etikettierung und Aufmachung von Lebensmitteln
sowie die Werbung hierfür (EtikettierungsRL30). Diese schreibt den Mitgliedstaaten u. a. vor, den
Schutz der Endverbraucher vor irreführungsgeeigneter Etikettierung bzw. Aufmachung von
Lebensmitteln und Werbung sicherzustellen. Da die EtikettierungsRL und die deutsche Bestimmung
das gleiche Regelungsziel (Schutz der Verbraucher vor Täuschung) verfolgen, ist § 11 I LFGB
richtlinienkonform auszulegen31. Bei der Beurteilung der Irreführungseignung einer beanstandeten
Lebensmitteldarbietung ist mithin von dem unionsrechtlich geprägten Leitbild eines
„durchschnittlich informierten, aufmerksamen und verständigen Durchschnittsverbrauchers“
auszugehen32. Eine Lebensmittelpräsentation, die lediglich geeignet ist, bei einem flüchtigen
Verbraucher (so die Maßstabsfigur des tradierten deutschen Verbraucherleitbilds) eine
Fehlvorstellung hervorzurufen, darf somit von dem nationalen Lebensmittelstrafrecht nicht
pönalisiert werden33. Auf der Basis des unionsrechtlichen Verbraucherleitbildes lässt sich –
unterstellt, die Lebensmittelverpackungen sind jeweils mit korrekten Produktinformationen
versehen – z. B. nicht (mehr) vertreten, dass der Aufdruck „10 frische Farm-Eier“ in Verbindung mit
dem stilisierten Bild eines ländlichen Wohnhauses34 oder die Bezeichnung „fruchtig-frisch“ für eine
industriell hergestellte Rote Grütze, die sich aus tiefgefrorenen Früchten zusammensetzt35, zur
Irreführung der (das Zutatenverzeichnis lesenden) Verbraucher geeignet sind.

Der Blick auf das soeben behandelte Anwendungsbeispiel macht zugleich deutlich, dass es sich bei
der richtlinienkonformen Auslegung regelmäßig um einen mehrphasigen Interpretationsakt
handelt36. Zumeist reicht nämlich eine isolierte Analyse lediglich des Richtlinientextes nicht aus,
denn das primäre Unionsrecht – namentlich die Grundfreiheiten – überlagert das nationale
(Straf-)Recht und das EU-Sekundärrecht. So kann z. B. der in der EtikettierungsRL und in §§ 11 I,
59 I Nr. 7, 60 I Nr. 2 LFGB enthaltene Begriff der „Irreführung“ nur im Lichte der sog. Cassis-
Rechtsprechung37 zur Warenverkehrsfreiheit (Art. 34, 35 AEUV) unionsrechtskonform konkretisiert
werden. Der gesamte Auslegungsvorgang, also die Interpretation der nationalen Vorschrift und der
Richtlinie, muss den primärrechtlichen Hintergrund reflektieren, weil andernfalls nicht in jedem Fall
die Unionsrechtskonformität des Auslegungsergebnisses gewährleistet wird38. Die besondere
Bedeutung der mehrphasigen Interpretation tritt immer dann hervor, wenn nationales Strafrecht
eine Begrenzung im Primärrecht erfährt.

Wie der Fall „Skanavi“39 lehrt, darf der Inhaber einer in einem anderen Mitgliedstaat erworbenen
Fahrerlaubnis, die er nach richtlinienkonform einzustufendem deutschen Fahrerlaubnisrecht in eine

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deutsche Fahrerlaubnis umschreiben zu lassen hat, nicht wegen Fahrens ohne Fahrerlaubnis (§ 21 I
Nr. 1 StVG) bestraft werden, wenn er auf öffentlichen Straßen ein Kfz führt, ohne seiner
Umschreibungsverpflichtung nachgekommen zu sein. Die Gleichstellung desjenigen, der es lediglich
versäumt hat, seinen Führerschein umtauschen zu lassen, mit dem, der ein Fahrzeug ohne
Fahrerlaubnis führt, steht im Hinblick auf die damit verbundenen strafrechtlichen Konsequenzen
außer Verhältnis zur Schwere dieses Verstoßes und ist daher unvereinbar mit den primärrechtlichen
Gewährleistungen.

IV. Grenzen des Gebots richtlinienkonformer Auslegung

Nach deutschem Methoden- und Verfassungsverständnis ist davon auszugehen, dass für die
Auslegung einer Gesetzesbestimmung der in der Norm zum Ausdruck gelangende Wille des
Gesetzgebers maßgeblich ist, wie er sich aus dem Wortlaut und dem Sinnzusammenhang ergibt, in
den die Norm hineingestellt ist40. Im Strafrecht kommt der grammatikalischen Auslegung eine
besondere Bedeutung zu, weil der mögliche Wortsinn einer Strafnorm mit Blick auf das in Art.
103 II GG verankerte Analogieverbot eine äußerste Auslegungsgrenze setzt41. Nach der jüngsten
Judikatur des BVerfG dürfen einzelne Tatbestandsmerkmale sogar innerhalb ihres möglichen
Wortsinns nicht so weit ausgelegt werden, dass sie vollständig in anderen Tatbestandsmerkmalen
aufgehen, also zwangsläufig mit diesen mitverwirklicht werden und damit ihre eingrenzende
Wirkung verlieren (sog. Verschleifung von Tatbestandsmerkmalen)42.

Würde das Gebot zur richtlinienkonformen Auslegung unbegrenzt gelten, so folgte hieraus eine
Pflicht der innerstaatlichen Stellen, den Anwendungsbereich einer Strafbestimmung
erforderlichenfalls auch über ihren äußersten möglichen Wortsinn hinaus auszudehnen, wenn nur
auf diese Weise dem Unionsrecht zur Durchsetzung verholfen werden könnte43. Dies aber käme der
Schaffung neuen Strafrechts, mithin der Anmaßung einer (grundsätzlich nicht bestehenden) Straf

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rechtssetzungskompetenz der Union44 gleich. Die Pflicht zur richtlinienkonformen Auslegung findet
jedoch ihre Grenzen sowohl im nationalen Recht als auch im Unionsrecht. Ein Konflikt zwischen
diesen kumulativ nebeneinander stehenden Schranken ist von vornherein ausgeschlossen, da die
richtlinienkonforme Interpretation innerstaatlicher Vorschriften nach der Rechtsprechung des EuGH
nur im Rahmen des nach nationalem Recht bestehenden Auslegungsspielraums vorzunehmen ist45.
Sie darf daher nicht als Grundlage für eine Auslegung contra legem dienen. Folglich stellen
insbesondere die im nationalen Verfassungsrecht verankerten Bindungen eine auch vom
Unionsrecht zu akzeptierende Auslegungsgrenze dar46.

Die praktische Relevanz des Ausgeführten lässt sich an folgendem Beispiel aus dem Bereich der
Computerkriminalität aufzeigen: Art. 4 der RL 2013/40/EU des Europäischen Parlaments und des
Rates v. 12.8.2013 über Angriffe auf Informationssysteme und zur Ersetzung des
Rahmenbeschlusses 2005/222/JI des Rates47 verpflichtet die Mitgliedstaaten, die erforderlichen
Maßnahmen zu treffen, um sicherzustellen, dass die vorsätzliche und unbefugte schwere
Behinderung oder Störung des Betriebs eines Informationssystems durch Eingeben von
Computerdaten zumindest dann unter Strafe gestellt wird, wenn kein leichter Fall vorliegt.
Rechtswidrige Systemeingriffe dieser Art werden nach deutschem Recht grundsätzlich von § 303 b
StGB (Computersabotage) pönalisiert, der bereits durch das 41. StrÄndG v. 7.8.2007 europäischen
Vorgängerregelungen angepasst worden ist48. § 303 b I Nr. 2 StGB erfasst die Störung einer
Datenverarbeitung, die für einen anderen von wesentlicher Bedeutung ist, indem Daten in der
Absicht eingegeben und übermittelt werden, einem anderen Nachteil zuzufügen. Nach der

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Gesetzesbegründung können auch an sich neutrale Handlungen wie das „Eingeben“ oder
„Übermitteln“ von Daten in ein Computersystem bei unbefugter oder missbräuchlicher
Begehungsweise geeignet sein, erhebliche Störungen zu verursachen49. In diesem Zusammenhang
ist etwa an sog. Denial-of-Service-Attacken (DoS-Attacken) zu denken, also Angriffe, bei denen ein
Server gezielt mit so vielen E-Mail-Anfragen bombardiert wird, dass die Funktionsfähigkeit des
Systems durch Überlastung beeinträchtigt oder gar beseitigt wird. Mit dem „Eingeben“ von Daten
ist nach dem der Richtlinie zu Grunde liegenden Verständnis der Vorgang gemeint, durch den
einem Rechner von außen Daten zugeführt werden, z. B. durch einen USB-Port oder manuell über
die Tastatur. Eine richtlinienkonforme Auslegung des § 303 b I Nr. 2 StGB hat sich somit an dieser
Bedeutung zu orientieren. Da die Strafvorschrift hinsichtlich des Begriffs „Daten“ aber ausdrücklich
auf die Legaldefinition des § 202 a II StGB verweist und diese nur solche Daten als
tatbestandsrelevant einstuft, die „gespeichert sind oder übermittelt werden“, kann sich das
„Eingeben“ i. S. des § 303 b I Nr. 2 StGB lediglich auf Daten beziehen, die von einem externen
Datenträger eingelesen werden50. Nur die nach ihrer Eingabe vorgehaltenen Daten sind nämlich
gespeichert. Der manuell vorgenommene Input und eine damit bezweckte DoS-Attacke ist somit
kein tatbestandsmäßiges Eingeben, was der Richtlinienvorgabe nicht gerecht wird. Eine
richtlinienkonforme (berichtigende) Auslegung des Eingebens im Sinne von „Erzeugen von Daten“
scheitert an der Wortlautgrenze51. Für die Richtlinienkonformität der Strafvorschrift kann somit nur
der Gesetzgeber sorgen.

Einige Stimmen in der Literatur halten die sog. strafbarkeitserweiternde richtlinienkonforme


Auslegung eines Strafgesetzes, die zu Ungunsten des Beschuldigten von der bisherigen nationalen
Auslegungspraxis abweicht, für schlechthin unzulässig. Sie erblicken hierin entweder einen Verstoß
gegen Art. 103 II GG, da sich der Strafanspruch nicht mehr allein auf die deutsche Strafvorschrift,
sondern auf Unionsrecht gründe52, oder eine Missachtung des Grundsatzes der Rechtssicherheit, da
diese Rechtsanwendung im Ergebnis faktisch einer unmittelbaren Anwendung des Unionsrechts zu
Lasten des Einzelnen gleichkomme53. Nach zutreffender h. M. vermag jedoch eine von der Judikatur
früher vertretene Auslegung die Gerichte nicht zu binden. Eine Rechtsprechungsänderung, die sich
unter Beachtung der innerstaatlichen Verfassungsvorgaben für eine nach nationalen
Auslegungskriterien vertretbare Auslegungsvariante entscheidet, ist aus verfassungsrechtlicher
Sicht unproblematisch, mag die gewählte Auslegung im konkreten Fall für den Beschuldigten auch
ungünstiger sein als die verworfene Auslegungsvariante. Das Vertrauen in den Fortbestand einer
bestimmten Auslegungspraxis wird nicht geschützt54. Wenn es somit schon kein Gebot einer
starren, in sich verharrenden Interpretation strafrechtlicher Normen gibt, so überzeugt es nicht,
eine richtlinienkonforme Auslegung, die zu einer für den Beschuldigten gegenüber der früheren
Rechtsprechung ungünstigeren Interpretation des Strafgesetzes führt, generell für unzulässig zu
halten. Ändert sich eine für den Täter günstige Auslegungspraxis, ohne dass er dies bei der Tat
wissen konnte, kann diesem Umstand durch Annahme eines unvermeidbaren Verbotsirrtums (§ 17
StGB) Rechnung getragen werden. Auch die vom EuGH im Zusammenhang mit der
richtlinienkonformen Auslegung von Strafgesetzen herangezogenen allgemeinen Rechtsgrundsätze,
insbesondere das Prinzip der Rechtssicherheit und das Rückwirkungsverbot, stehen einer Auslegung
zu Ungunsten des Beschuldigten nicht entgegen. Der Gerichtshof will nur sichergestellt wissen, dass
die strafrechtliche Verantwortlichkeit des Einzelnen nicht allein auf die Richtlinie, sondern stets auf
ein nationales Strafgesetz gestützt wird55. Solange eine richtlinienkonforme Auslegungsvariante
gewählt wird, die sich innerhalb des nach nationalem Recht möglichen Interpretationsspielraumes
bewegt, also keine Auslegung contra legem darstellt, schließen die allgemeinen Rechtsgrundsätze
eine Auslegung im Lichte der Richtlinie nicht aus. In diesem Rahmen ist es dem innerstaatlichen

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Gericht insbesondere erlaubt, eine Richtlinie als Bestätigung des aus dem nationalen Recht
gewonnenen Aus

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legungsergebnisses heranzuziehen, wie dies der BGH im Hinblick auf den in einer Richtlinie
definierten Abfallbegriff i. R. des § 326 I StGB praktiziert hat56.

V. Anwendungsbereiche der richtlinienkonformen Auslegung

Nachfolgend sollen exemplarisch einige zentrale Anwendungsbereiche der richtlinienkonformen


Auslegung im Strafrecht aufgezeigt werden57.

1. Wettbewerbs- und Betrugsstrafrecht

Nach zutreffender Auffassung ist im Anwendungsfeld des Wettbewerbs- (§ 16 I UWG)58 und


Betrugsstrafrechts (§ 263 I StGB)59 das als Irreführungsmaßstab fungierende europäische
Verbraucherleitbild (vgl. o. III) heranzuziehen. Zu beachten ist nämlich, dass die RL 2005/29/EG v.
11.5.2005 über unlautere Geschäftspraktiken (RLuG)60 einen unionsrechtlichen
Täuschungsschutzstandard festlegt, der sich ausweislich ihres 18. Erwägungsgrundes an dem vom
EuGH entwickelten Leitbild eines „durchschnittlich informierten, aufmerksamen und verständigen
Verbrauchers“61 orientiert. Da das in Art. 5 IV, 6 RLuG statuierte Verbot unlauterer, insbesondere
irreführender Geschäftspraktiken vollharmonisierend wirkt, darf der unionsrechtlich vorgegebene
Täuschungsschutzstandard nicht über- und nicht unterschritten werden. Geschäftspraktiken, die
nach den Vorgaben der RLuG nicht unlauter sind, dürfen vom nationalen Recht nicht verboten oder
gar mit Strafe bedroht werden. Somit muss auch der schon lange vor Inkrafttreten der RLuG
existierende Betrugstatbestand richtlinienkonform ausgelegt werden. Hierfür bietet sich eine an den
Wertungen der RLuG orientierte normative Auslegung des Irreführungsmerkmals an. Für die
Bejahung eines betrugsrelevanten Irrtums genügt daher entgegen der tradierten Betrugsdogmatik
nicht schon die bloße Feststellung, dass es auf Seiten des Verbrauchers zu irgendeiner faktischen
Fehlvorstellung über Tatsachen gekommen ist. Erforderlich ist zusätzlich, dass diese Fehlvorstellung
auch bei einem als Maßstabsfigur heranzuziehenden Durchschnittsverbraucher i. S. des Art. 5 II, III
RLuG eingetreten wäre.

Eine an das allgemeine Publikum gerichtete Produktwerbung für ein Badezusatzmittel, die eine
Gewichtsabnahme ohne Diät und Sport verspricht, wobei der Körper „im Blitztempo von nur zwölf
Bädern wieder schlank, straff und jung“ geformt werden soll, ist demnach mangels
Irreführungseignung grundsätzlich nicht betrugsrelevant. Gleiches gilt für die Anpreisung eines
Haartonikums mit dem Versprechen, es bewirke eine „Verdoppelung des Haarwuchses bereits nach
einer Anwendung binnen zehn Minuten mit 100 %iger Garantie“62.

Die RLuG steht dem betrugsstrafrechtlichen Schutz besonders empfindlicher Verbraucher jedoch
nicht entgegen63. Geschäftspraktiken, die voraussichtlich in einer für den Gewerbetreibenden
vernünftigerweise vorhersehbaren Art und Weise das wirtschaftliche Verhalten nur einer eindeutig
identifizierbaren Gruppe von Verbrauchern wesentlich beeinflussen, die auf Grund von geistigen
oder körperlichen Gebrechen, Alter oder Leichtgläubigkeit im Hinblick auf diese Praktiken oder die
ihnen zu Grunde liegenden Produkte besonders schutzbedürftig sind, müssen aus der Perspektive
eines durchschnittlichen Mitglieds dieser Gruppe beurteilt werden (Art. 5 III RLuG). Des Weiteren
darf nicht übersehen werden, dass nach Art. 5 V RLuG die in Anhang I (sog. „schwarze Liste“)
aufgeführten Geschäftspraktiken unter allen Umständen als unlauter bzw. irreführend gelten.

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Hierzu gehört u. a. „die falsche Behauptung, ein Produkt könne Krankheiten, Funktionsstörungen
oder Missbildungen heilen“ (Ziff. 17).

Daher ist z. B. die unzutreffende Behauptung, ein Badesalz entfalte sogar bei krankhafter
Fettleibigkeit (Adipositas) eine medizinische Wirkung, aus unionsrechtlicher Sicht zwingend als
irreführende Geschäftspraktik einzustufen, zu deren wirksamer Bekämpfung bzw. Sanktionierung
die Mitgliedstaaten verpflichtet sind (Art. 13 RLuG)64.

2. Umweltstrafrecht

Am 6.12.2011 wurde das 45. StrÄndG zur Umsetzung der RL des Europäischen Parlaments und des
Rates über den strafrechtlichen Schutz der Umwelt erlassen65. Angesichts seiner Zielsetzung, die
RL 2008/99/EG66 in nationales Recht zu überführen, bildet dieses Gesetz mit seinen Änderungen
der §§ 311, 325, 326, 327, 328, 329, 330, 330 c, 330 d StGB einen Prototyp für die Europäisierung
des Strafrechts67. Da die genannten Strafbestimmungen die Umsetzung unionsrechtlicher
Regelungsvorgaben bezwecken, müssen sie richtlinienkonform ausgelegt werden (vgl. hierzu o. II).

Die RL 2008/99/EG geht von einer unionsrechtsakzessorischen Struktur der Umweltdelikte aus,
indem sie in Art. 2 lit. a bestimmt, dass Verstöße gegen die in Anhang A der Richtlinie aufgeführten
Rechtsakte der Union oder gegen nationale Gesetze, Verwaltungsvorschriften oder Entscheidungen
einer zuständigen Behörde, die der Umsetzung dieser

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Strafrecht(JuS 2014, 385) 391

Rechtsakte dienen, als „rechtswidrige“ Verhaltensweisen zu erfassen sind. Ob und inwieweit bei der
Ausfüllung von Umweltdelikten, welche die Verletzung verwaltungsrechtlicher Pflichten
voraussetzen, auf ausländisches Verwaltungsrecht abgestellt werden kann, galt bislang als nicht
abschließend geklärtes Problem68. Wenn beispielsweise der Tatbestand der Luftverunreinigung (§
325 I StGB) so auszulegen ist, dass nur der Verstoß gegen deutsches Umweltrecht eine
tatbestandsmäßige „Verletzung verwaltungsrechtlicher Pflichten“ begründet69, lässt sich aus dieser
Vorschrift von vornherein kein Strafanspruch gegen einen im Ausland handelnden Anlagenbetreiber
herleiten, mag die von ihm verursachte Veränderung der Luft auch geeignet sein, die in § 325 I
StGB genannten Rechtsgüter in Deutschland zu schädigen. Das soeben skizzierte
Auslegungsproblem hat sich durch den berühmten „Federstrich des Gesetzgebers“70 erledigt71. In
Umsetzung des Art. 2 lit. a der RL 2008/99/EG führte das 45. StrÄndG in § 330 d II StGB eine
Legaldefinition ein, die eine ausdrückliche Anbindung des deutschen Umweltstrafrechts an
harmonisiertes ausländisches Verwaltungsrecht vorsieht. Durch diese Regelung wird klargestellt
und bestätigt, dass sich die Verwaltungsakzessorietät des Umweltstrafrechts nicht ausschließlich
auf deutsches Verwaltungsrecht bezieht72. Der im Ausland handelnde Anlagenbetreiber, der gegen
(harmonisiertes) Umweltrecht des Tatortstaats verstößt (hier: Luftreinhaltevorschriften), verletzt
somit „verwaltungsrechtliche Pflichten“ i. S. des § 325 I StGB.

Mit Hilfe der richtlinienkonformen Auslegung kann auch die Frage beantwortet werden, ob sich der
ausländische Anlagenbetreiber im Rahmen eines gegen ihn in Deutschland wegen
Luftverunreinigung geführten Strafverfahrens auf eine Genehmigung des Tatortstaats berufen
kann, wenn er diese durch Bestechung eines Amtsträgers oder durch Täuschung erlangt hat. Nach
zutreffender Ansicht gelangt hier die Rechtsmissbrauchsklausel des § 330 d I Nr. 5 StGB zur
Anwendung73. Sie bestimmt, dass ein Handeln auf Grund einer durch Drohung, Bestechung oder
Kollusion erwirkten oder durch unrichtige oder unvollständige Angaben erschlichenen
Genehmigung, Planfeststellung oder sonstigen Zulassung als Handeln ohne Genehmigung,
Planfeststellung oder sonstige Zulassung zu bewerten ist. Nicht gefolgt werden kann der

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Auffassung, wonach die Rechtsmissbrauchsklausel auf die nunmehr in § 330 d II StGB erfassten
ausländischen Genehmigungen keine Anwendung finde74. Dass die Rechtsmissbrauchsklausel des §
330 d II StGB keinen ausdrücklichen Verweis auf § 330 d I Nr. 5 StGB enthält, steht ihrer
Anwendbarkeit auf ausländische Genehmigungen nicht entgegen. Dies folgt daraus, dass § 330 d I
Nrn. 4, 5 StGB im Lichte der – zwingend gebotenen – richtlinienkonformen Auslegung auch
(harmonisierte) ausländische verwaltungsrechtliche Pflichten und Genehmigungen einschließt. Der
Gleichstellungsbestimmung des § 330 d II StGB kommt somit nur eine klarstellende Funktion zu75.
Sie vermag daher keine Beschränkung des Anwendungsbereichs der Rechtsmissbrauchsklausel zu
begründen.

3. Besitz kinderpornografischer Schriften (§ 184 b StGB)

In Rechtsprechung und Literatur wird kontrovers über die Frage diskutiert, ob das gezielte Suchen
nach kinderpornografischen Dateien im Internet zu dem ausschließlichen Zweck, diese nach Aufruf
zu betrachten, als „Unternehmen zur Besitzverschaffung“ i. S. des § 184 b IV 1 StGB zu werten
ist76. Nach § 184 b IV 2 StGB ist der Besitz kinderpornografischer Schriften, die ein tatsächliches
oder wirklichkeitsnahes Geschehen wiedergeben (sog. Realkinderpornografie), strafbar. Zu einer
Vorverlagerung der Vollendungsstrafbarkeit führt § 184 b IV 1 StGB, welcher bereits das
„Unternehmen“ (vgl. § 11 I Nr. 6 StGB: Versuch und Vollendung), sich den Besitz solcher Schriften
zu verschaffen, mit Strafe bedroht. Eine Handlung, die nach allgemeinen Regeln (§ 22 StGB)
lediglich einen Tatversuch darstellen würde (z. B. Ansprechen eines Verkäufers zwecks Erwerbs von
kinderpornografischem Material), ist somit als vollendetes Delikt einzustufen. Die fakultative
Strafmilderung gem. §§ 23 II, 49 I StGB ist daher ebenso ausgeschlossen wie ein Rücktritt nach §
24 StGB77. Bild- und Videodateien mit kinderpornografischem Inhalt sind entsprechenden Schriften
gleichgestellt (vgl. §§ 184 b I i. V. mit 11 III StGB). Nach einhelliger Auffassung ist ein von §
184 b IV 2 StGB erfasster „Besitz“ zu bejahen, wenn der Täter die im Internet aufgefundenen
Dateien dauerhaft auf einem Datenträger (z. B. Festplatte, USB-Stick, Diskette, CD-ROM)
gespeichert hat78. Das (echte) Unternehmensdelikt des § 184 b IV 1 StGB wird somit jedenfalls von
einem Täter erfüllt, der unmittelbar dazu ansetzt, die von ihm nach gezielter Suche aufgefundenen
Dateien kinderpornografischen Inhalts auf einem Datenträger permanent zu speichern. Falls dem
Internetnutzer nicht nachgewiesen werden kann, dass er sich der dauerhaften Abspeicherung
kinderpornografischer Dateien im Cache-Verzeichnis seines PC bewusst war, scheidet seine
Strafbarkeit gem. § 184 b IV 1 bzw. 2 StGB insoweit mangels Vorsatzes aus. Damit gewinnt die
Frage ausschlaggebende Bedeutung, ob er an den von ihm betrachteten kinderpornografischen
Dateien bereits dadurch „Besitz“ erlangt hat, dass diese mit dem Aufrufen in den Arbeitsspeicher
seines PC gelangt sind.

Nach umstrittener Auffassung des OLG Hamburg79 ist ein Unternehmen der Besitzverschaffung in
der vorliegenden Sachverhaltskonstellation begrifflich erfüllt. Mit dem bewussten und gewollten
Herunterladen der aufgerufenen Datei in den Arbeitsspeicher zwecks Betrachtens auf dem
Bildschirm schaffe der Computernutzer ein hohes Maß an Datenherrschaft. Die Arbeitsspeicherung
eröffne als notwendiges

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Strafrecht(JuS 2014, 385) 392

Durchgangsstadium jeder Weiterverarbeitung der Daten grundsätzlich volle Verfügungsgewalt. Der


Nutzer entscheide eigenverantwortlich, wie lange er eine Seite betrachtet, ob er einzelne
Darstellungen vergrößert und vor allem, ob er die noch nicht perpetuierte Herrschaft über die
aufgerufenen Informationen durch deren Speicherung oder Ausdrucken dauerhafter gestaltet und
ob er die Information durch Versendung an Dritte weitergibt. Auch wenn sich das OLG Hamburg mit

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dem von ihm entwickelten computerspezifischen Besitzbegriff von den Kriterien entfernt, die für
den Besitz körperlicher Gegenstände konstitutiv sind, wird damit die äußerste Grenze des
möglichen Wortsinns wohl noch nicht überschritten80. Jedoch sind die aus der vom Senat zitierten
Entscheidung (BGHSt 47, 55 = NJW 2001, 3558) abgeleiteten systematischen Schlussfolgerungen
keineswegs zwingend. Zwar geht der BGH davon aus, dass ein „Verbreiten“ kinderpornografischer
Schriften i. S. des § 184 b I Nr. 1 StGB anzunehmen sei, wenn die Datei in den Arbeitsspeicher des
Empfängers gelangt. Hieraus folgt aber nicht, wie das OLG Hamburg annimmt, dass deshalb auch
das Herunterladen der aufgerufenen Datei in den Arbeitsspeicher zwecks Betrachtens auf dem
Bildschirm bereits eine Besitzverschaffung auf Seiten des Betrachters darstellen müsse. Das
Verbreiten knüpft nämlich nicht an den Besitzerwerb des Empfängers an81. Vielmehr reicht insoweit
ein „Auf-den-Weg-Bringen“ der Datei aus. Die Erfüllung dieses Tatbestandsmerkmals setzt also
gerade nicht denknotwendig den Besitzerwerb an der Darstellung durch Dritte voraus. In
kriminalpolitischer Hinsicht lässt sich durchaus bezweifeln, ob es notwendig ist, nicht nur ernsthaft
an pädosexuellen Inhalten interessierte Personen mit Strafe zu bedrohen, sondern auch solche, die
von Neugier verbunden mit der Lust an einer Tabuverletzung zu einem unbedachten Schritt
veranlasst wurden82.

Die hier nur kursorisch referierte rechtsdogmatische und kriminalpolitische Diskussion erhält neue
Impulse durch die am 17.12.2011 in Kraft getretene und spätestens bis 18.12.2013 umzusetzende
RL des Europäischen Parlaments und des Rates v. 13.12.2011 zur Bekämpfung des sexuellen
Missbrauchs und der sexuellen Ausbeutung von Kindern sowie der Kinderpornografie und zur
Aufhebung des Rahmenbeschlusses 2004/68/JI83. Diese statuiert in Art. 5 III eine Verpflichtung der
Mitgliedstaaten, den bewussten Zugriff auf Kinderpornografie mittels Informations- und
Kommunikationstechnologie unter Strafandrohung (Freiheitsstrafe im Höchstmaß von mindestens
einem Jahr) zu stellen. Ausweislich ihres 18. Erwägungsgrunds soll eine Person strafrechtlich
belangt werden können, wenn sie auf eine Webseite mit Kinderpornografie sowohl absichtlich als
auch in dem Wissen, dass derartige Bilder dort zu finden sind, zugreift. Die vom OLG Hamburg
vertretene Interpretation des Besitzbegriffs lässt sich nunmehr also auch auf eine
richtlinienkonforme Auslegung des § 184 b IV 1 StGB stützen. Falls man mit einem Teil der Literatur
zu der Auffassung gelangt, diese Normdeutung bewege sich bereits außerhalb des mit Art. 103 II
GG im Einklang stehenden Interpretationsspielraums84, zwingt das unionsrechtlich fundierte Gebot
richtlinienkonformer Auslegung nicht etwa zu einer Auslegung contra legem (vgl. o. IV). Vielmehr
ist dann eine Richtlinienumsetzung durch gesetzgeberisches Handeln erforderlich.

4. Fahrlässigkeitsdelikte (§§ 222, 229 StGB)

Die Fahrlässigkeitsdelikte knüpfen an die Verletzung einer Sorgfaltspflicht an. Inhalt der
Sorgfaltspflicht ist es, die aus dem konkreten Verhalten resultierenden Gefahren für das geschützte
Rechtsgut zu erkennen und sich darauf richtig einzustellen, also die gefährliche Handlung nur unter
ausreichenden Sicherheitsvorkehrungen vorzunehmen oder ganz zu unterlassen. Art und Maß der
anzuwendenden Sorgfalt ergeben sich aus den Anforderungen, die bei einer Betrachtung der
Gefahrenlage ex ante an einen besonnenen Menschen in der konkreten Lage und in der sozialen
Rolle des Handelnden zu stellen sind85. In zahlreichen Lebens- und Arbeitsbereichen kann der
Rechtsanwender bei der Ausfüllung der Sorgfaltspflicht auf sog. Sondernormen zurückgreifen.
Dabei handelt es sich um außerstrafrechtliche (nicht notwendigerweise gesetzliche)
Verhaltensvorschriften oder allgemeine Erfahrungssätze, die zum Ausdruck bringen, wie sich der
Einzelne in einer konkreten Situation zu verhalten hat (z. B. Verkehrsregeln,
Unfallverhütungsvorschriften, Sport- und Wettkampfregeln, anerkannte Regeln der Technik,
Produktsicherheitsbestimmungen, ärztliche Kunstregeln etc.)86. Wenn sich der Täter an eine

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rechtlich verbindliche Sondernorm gehalten hat, wird man ein sorgfaltswidriges Verhalten
regelmäßig ausschließen müssen (erlaubtes Risiko). Der Rückgriff auf Sondernormen bildet das
dogmatische „Einfallstor“ zur richtlinienkonformen Auslegung von Fahrlässigkeitstatbeständen87.

So bestimmt z. B. die RL 2009/48/EG des Europäischen Parlaments und des Rates v. 18.6.2009 zur
Angleichung von Rechtsvorschriften der Mitgliedstaaten über die Sicherheit von Spielzeug88, dass
die Mitgliedstaaten alle zweckdienlichen Maßnahmen treffen, damit Spielzeug nur in den Verkehr
gebracht werden kann, wenn es den in Anhang II angegebenen besonderen
Sicherheitsanforderungen entspricht. Dieser Anhang enthält einige äußerst konkrete
Sicherheitsanforderungen, wie z. B. die Festsetzung von Höchstmengen bestimmter
gesundheitsgefährdender Stoffe in Kinderspielzeug. Die Richtlinienvorgaben sind so konkret, dass
sie zumindest als Indiz für die anzuwendende Sorgfalt herangezogen werden können89. Hält der
Hersteller die in der Richtlinie festgelegten Grenzwerte ein, so bewegt er sich in Bezug auf die
Gesundheitsgefährdung der mit dem Spielzeug unter vorhersehbaren und normalen Umständen in
Kontakt kommenden Kinder im Bereich des erlaubten Risikos. Freilich muss durch Auslegung der
Richtlinie ermittelt werden, ob diese nur einen bestimmten Mindeststandard oder einen
Höchststandard herbeiführen will90. Sollte sich hierbei ergeben, dass die Richtlinie nur auf die
Herstellung eines

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unionsweiten Mindeststandards abzielt, so steht es den Mitgliedstaaten frei, im innerstaatlichen


Recht strengere Sicherheitsanforderungen zu stellen, deren Verletzung in eine strafrechtliche
Fahrlässigkeitshaftung des Herstellers münden kann.

VI. Zentrale Thesen

1. Aus Art. 4 III UAbs. 2, 3 EUV und Art. 288 UAbs. 3 AEUV folgt eine Pflicht der staatlichen Stellen
(insbesondere Gerichte und Staatsanwaltschaften) zur richtlinienkonformen Auslegung nationaler
Strafgesetze. Die Pflicht entsteht mit Ablauf der in einer Richtlinie vorgesehenen Umsetzungsfrist.

2. Die Pflicht zur richtlinienkonformen Auslegung beinhaltet das Gebot, die Interpretation
strafrechtlicher Normen so weit wie möglich am Wortlaut und Zweck einer Richtlinie auszurichten,
um ein mit deren Zielvorgaben kompatibles Ergebnis zu erreichen. Innerhalb des von
Verfassungsrecht und Rechtsmethodik abgesteckten Interpretationsspielraums ist diejenige
Auslegung zu wählen, die dem Inhalt der Richtlinie am besten gerecht wird. Das Gebot, im Wege
der Auslegung Richtlinienkonformität zu erzielen, betrifft nicht nur das der Umsetzung einer
Richtlinie dienende (Straf-)Recht, sondern das gesamte innerstaatliche (Straf-)Recht, unabhängig
davon, ob es vor oder unabhängig vom Erlass der heranzuziehenden Richtlinie geschaffen wurde.

3. Die richtlinienkonforme Auslegung darf nicht als Grundlage für eine Strafrechtsanwendung contra
legem dienen. Die im nationalen Verfassungsrecht (insbesondere Analogieverbot des Art. 103 II
GG) verankerten Bindungen stellen eine auch vom Unionsrecht zu akzeptierende Auslegungsgrenze
dar.

* Der Autor ist Inhaber einer Professur für Deutsches und Europäisches Strafrecht,
Strafprozessrecht sowie Umwelt- und Wirtschaftsstrafrecht an der Universität Trier.
1 Ambos, Int. StrafR, 3. Aufl. (2011), § 9 Rdnrn. 14 ff.; Hecker, Europ. StrafR, 4. Aufl. (2012), § 1
Rdnrn. 1 ff.; Satzger, Int. u. Europ. StrafR, 6. Aufl. (2013), § 9 Rdnrn. 1 ff.
2 Ambos (o. Fußn. 1), § 9 Rdnr. 4; Hecker (o. Fußn. 1), § 1 Rdnr. 5; Satzger, in: Sieber/Satzger/v.
Heintschel-Heinegg, Europ. StrafR, 2. Aufl. (2014), § 9 Rdnr. 1.

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3 Hecker (o. Fußn. 1), § 10 Rdnr. 1; Rönnau/Wegner, GA 2013, 561.


4 Vgl. hierzu den sehr krit. Standpunkt v. Di Fabio, NJW 1990, 947 (949), u. exemplar.
Wessels/Hillenkamp, BT II, 36. Aufl. (2013), Rdnr. 488, wonach einer Auslegung des
betrugsstrafrechtl. Täuschungselements im Lichte des europ. Verbraucherleitbilds entgegenzutreten
sei. Vgl. demgegenüber zutr. Gaede, in: AnwKomm-StGB, 2011, § 263 Rdnrn. 6, 23; Satzger, in:
Satzger/Schmitt/Widmaier, StGB, 2009, § 263 Rdnrn. 66 ff.; Soyka, wistra 2007, 127.
5 Hierbei handelt es sich um PrimärR (insb. Grundfreiheiten; Charta der Grundrechte),
Verordnungen o. ausnahmsweise unmittelbar anwendb. RichtlinienR; vgl. hierzu Hecker (o. Fußn.
1), § 4 Rdnrn. 47 ff., 51, 53.
6 BVerfGE 126, 286 = NJW 2010, 3422 (3423 Tz. 53); Ambos (o. Fußn. 1), § 11 Rdnrn. 41 ff.;
Hecker (o. Fußn. 1), § 9 Rdnrn. 8 ff.; Satzger (o. Fußn. 1), § 9 Rdnrn. 79 ff.
7 EuGH, NJW 2012, 509 (510 Tz. 23) = JuS 2012, 858 (Streinz); Hecker (o. Fußn. 1), § 10 Rdnr. 1;
Rönnau/Wegner, GA 2013, 561 (567 f.); Satzger (o. Fußn. 1), § 9 Rdnr. 90.
8 Ambos (o. Fußn. 1), § 11 Rdnr. 43; Begemeier, HRRS 2013, 179 (181); Hecker (o. Fußn. 1), § 4
Rdnr. 53, § 10 Rdnrn. 24 ff.; Herrmann/Michl, JuS 2009, 1065; Rönnau/Wegner, GA 2013, 561
(566 f.); Ruffert, in: Calliess/Ruffert, EUV/AEUV, 4. Aufl. (2011), AEUV Art. 288 Rdnr. 81; Satzger
(o. Fußn. 1), § 9 Rdnrn. 78 ff.; Christian Schröder, Europ. Richtlinien u. dt. StrafR, 2002, S. 249 ff.;
Tonikidis, JA 2013, 598 (601 ff.).
9 EuGH, Slg. 1983, 2727 = NJW 1984, 2022 – Auer; vgl. auch EuGH, Slg. 1979, 1629 = NJW 1979,
1764 – Ratti.
10 Nettesheim, AöR 119 (1994), 261 (268 ff.); Rönnau/Wegner, GA 2013, 561 (562); Satzger (o.
Fußn. 1), § 9 Rdnr. 91.
11 EuGH, NJW 1984, 2021 (2022 Tz. 26); NJW 1994, 2473 (2474 Tz. 26); Slg. 2004, I-8878 = NJW
2004, 3547 (3549 Tz. 113) = JuS 2005, 357 (Streinz); Slg. 2006, I-6091 = NJW 2006, 2465 (2467
Tz. 108); Slg. 2010, I-393 = NJW 2010, 427 (429 Tz. 48); NJW 2012, 509 (510 Tz. 24) = JuS
2012, 858 (Streinz); BGH, BeckRS 2013, 11592 (Tz. 40); Hecker (o. Fußn. 1), § 10 Rdnr. 7;
Herrmann/Michl, JuS 2009, 1065 (1068); Ruffert, in: Calliess/Ruffert (o. Fußn. 8), AEUV Art. 288
Rdnr. 79; Satzger, in: Sieber/Satzger/v. Heintschel-Heinegg (o. Fußn. 2), § 9 Rdnr. 52; Christian
Schröder (o. Fußn. 8), S. 337 ff.
12 Vgl. exemplar. das am 14.12.2011 in Kraft getretene 45. StRÄndG zur Umsetzung der RL d.
Europ. Parlaments u. d. Rates über den strafrechtl. Schutz d. Umwelt (BGBl 2011 I, 2557) u. hierzu
Heger, HRRS 2012, 211; Möhrenschlager, wistra 2011, V; Szesny/Görtz, ZUR 2012, 405.
13 Hecker (o. Fußn. 1), § 10 Rdnr. 9; Satzger (o. Fußn. 1), § 9 Rdnr. 91; Christian Schröder (o.
Fußn. 8), S. 338.
14 Satzger, Die Europäisierung d. StrafR, 2001, S. 526.
15 Satzger (o. Fußn. 14), S. 525.
16 Böse, in: Sieber/Satzger/v. Heintschel-Heinegg (o. Fußn. 2), § 54 Rdnr. 40; Hecker (o. Fußn. 1),
§ 4 Rdnr. 37; vgl. hierzu grdl. (auf das Loyalitätsprinzip abstellend) EuGH, NJW 1990, 2245 –
Griechischer Mais, u. zu aktuellen Vertragsverletzungsverfahren die Pressemitteilung der
Kommission v. 20.6.2013, EuZW 2013, 526.
17 EuGH, NJW 1983, 1257 (1258); NJW 1988, 1451; Slg. 2008, I-448 = NVwZ 2008, 870 (871) =
JuS 2008, 542 (Streinz); BVerfGE 82, 159 (195) = NVwZ 1991, 53 (57); BVerfG, NJW 2010, 1268
(1269); Böse, in: Sieber/Satzger/v. Heintschel-Heinegg (o. Fußn. 2), § 54 Rdnr. 8; Hecker (o.
Fußn. 1), § 6 Rdnr. 6.
18 Zutr. Christian Schröder (o. Fußn. 8), S. 336 ff., gegen Di Fabio, NJW 1990, 947 (953), und
Dänzer-Vanotti, StV 1991, 1 (4 ff.).
19 Lenz, DVBl 1990, 903 (908); Satzger, in: Sieber/Satzger/v. Heintschel-Heinegg (o. Fußn. 2), § 9
Rdnr. 54.

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20 EuGH, Slg. 1997, I-7411 (7450 f. Tz. 50) = NVwZ 1998, 385; ebenso EuGH, Slg. 2005, I-10013=
NJW 2005, 3695 (3698 Tz. 67) = JuS 2006, 357 (Streinz); Slg. 2006, I-6091 = NJW 2006, 2465
(2468 Tz. 121).
21 Ambos (o. Fußn. 1), § 11 Rdnr. 49; Böse, Strafen u. Sanktionen im europ. GemeinschaftsR,
1996, S. 427; Brechmann, Die richtlinienkonforme Auslegung, 1994, S. 264 f.; Hecker (o. Fußn. 1),
§ 10 Rdnr. 30; Roth, EWS 2005, 385 (387); Rönnau/Wegner, GA 2013, 561 (563 f.); Ruffert, in:
Calliess/Ruffert (o. Fußn. 8), AEUV Art. 288 Rdnr. 80; Christian Schröder (o. Fußn. 8), S. 461 ff.
Ebenso explizit EuGH, Slg. 2006, I-6091 = NJW 2006, 2465 (2468 Tz. 124).
22 Hecker (o. Fußn. 1), § 10 Rdnr. 31; Christian Schröder (o. Fußn. 8), S. 464 f.; vgl. hierzu auch
BGHZ 138, 55 (64) = NJW 1998, 2208.
23 EuGH, Slg. 1996, I-6609 (Tz. 31) = NZA 1997, 307; Hecker (o. Fußn. 1), § 10 Rdnr. 52;
Christian Schröder (o. Fußn. 8), S. 387.
24 BVerfG, NJW 2010, 1268 (1271); Christian Schröder (o. Fußn. 8), S. 397 ff., u. exempl. BGHZ,
BeckRS 2013, 11592 (Tz. 41).
25 EuGH, NJW 1984, 2021 (2022 Tz. 26); Slg. 2004, I-8878 = NJW 2004, 3547 (3549 Tz. 113) =
JuS 2005, 357 (Streinz); Slg. 2006, I-6091 = NJW 2006, 2465 (2467 Tz. 108); Slg. 2010, I-393 =
NJW 2010, 427 (429 Tz. 48); NJW 2012, 509 (510 Tz. 27) = JuS 2012, 858 (Streinz); Slg. 2010, I-
840 = EuZW 2010, 261 (263 Tz. 45); EuZW 2013, 469 (473 Tz. 71); BVerfG, NJW 2012, 669
(670); BGHSt 50, 347 (355) = NJW 2006, 1297 (1300); BGH, NJW 2010, 882 (883); BGHZ 179,
27 = NJW 2009, 427 (428) = JuS 2009, 274 (Faust); BGH, BeckRS 2013, 05647; Ambos (o. Fußn.
1), § 11 Rdnr. 46; Dannecker, Jura 2006, 173 (175); Hecker (o. Fußn. 1), § 10 Rdnr. 4;
Rönnau/Wegner, GA 2013, 561 (563); Satzger (o. Fußn. 1), § 9 Rdnr. 90; Christian Schröder (o.
Fußn. 8), S. 338.
26 BVerfG, NJW 2010, 1268 (1271); BVerfGE 129, 78 = NJW 2011, 3428 (3430) = JuS 2012, 379
(Sachs); BVerfG, NJW 2012, 669 (670).
27 BGHSt 37, 333 (336) = NJW 1991, 1621; 47, 343= NJW 2002, 3036 (3037 f.); 48, 373 (378)=
NJW 2004, 302 (303); 50, 347 (355)= NJW 2006, 1297 (1300); BGH, NJW 2010, 882 (883);
BeckRS 2013, 11592 (Tz. 40); BayObLGSt 1992, 105 (107); 1996, 117 (119) = NStZ-RR 1997, 83;
OLG Stuttgart, NStZ-RR 2000, 25; OLG Zweibrücken, BeckRS 2011, 21715.
28 EuGH, Slg. 1990, I-4135 (4159 Tz. 8) = BeckRS 2004, 74075; Slg. 2006, I-6091 = NJW 2006,
2465 (2467 Tz. 108); Slg. 2010, I-393 = NJW 2010, 427 (429 Tz. 48); Begemeier, HRRS 2013,
179 (180); Hecker (o. Fußn. 1), § 10 Rdnr. 10; Rönnau/Wegner, GA 2013, 561 (564); Satzger (o.
Fußn. 1), § 9 Rdnr. 91; Christian Schröder (o. Fußn. 8), S. 339.
29 Lebensmittel- u. Futtermittelgesetzbuch i. d. Fassung v. 3.6.2013, BGBl 2013 I, 1426.
30 ABlEG 1978 Nr. L 33/1; konsolidiert durch RL 2000/13/EG, ABlEG 2000 Nr. L 109/29.
31 Dannecker, WiVerw 1996, 190 (199); ders., Jura 2006, 173 (174); Hecker, Strafbare
Produktwerbung im Lichte d. GemeinschaftsR, 2001, S. 102 ff.; ders. (o. Fußn. 1), § 10 Rdnrn.
16 f.; Herbst, Grundprobleme d. lebensmittelstrafrechtl. Irreführungsverbots, 2000, S. 43 ff.,
171 ff.; Christian Schröder (o. Fußn. 8), S. 418 f.; Vergho, Der Maßstab d. Verbrauchererwartung
im VerbraucherschutzstrafR, 2009, S. 220 ff.
32 EuGH, Slg. 1990, I-4827 = EuZW 1991, 183; Slg. 1995, I-1923 (1944) = NJW 1995, 3243; Slg.
1998, I-4657 = NJW 1998, 3183; Slg. 1999, I-513 = EuZW 1999, 281 = JuS 2000, 76 (Streinz);
Slg. 2000, I-117 = NJW 2000, 1173; Slg. 2000, I-2297 = EuZW 2000, 508; BVerwG, GRUR-Prax
2011, 388; Dannecker, in: Dannecker/Gorny/Höhn u. a., LFGB, 2013, § 59 Rdnr. 48; Vergho,
wistra 2010, 86.
33 OLG Zweibrücken, BeckRS 2011, 21715; anders noch OLG Koblenz, LMRR 1987, 77.
34 So noch OLG Köln, NJW 1985, 1911 (1912).
35 So noch OLG Hamburg, ZLR 1999, 791, m. abl. Anm. Gorny, ZLR 1999, 810 (812).
36 Hecker (o. Fußn. 1), § 10 Rdnr. 22; ausf. hierzu Christian Schröder (o. Fußn. 8), S. 408 ff.,
451 ff.

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37 Grdl. EuGH, Slg. 1979, 649 (664) = NJW 1979, 1766; Dannecker, Jura 2006, 174 (175); Hecker
(o. Fußn. 1), § 9 Rdnr. 34; Schütz, Jura 1998, 631 (636 f.); vgl. auch EuGH, Slg. 1995, I-1923 =
NJW 1995, 3243; EuZW 2012, 508 (510) = JuS 2012, 759 (Streinz).
38 Begemeier, HRRS 2013, 179 (180); Gaede/Mühlbauer, wistra 2005, 9 (16); Christian Schröder
(o. Fußn. 8), S. 410 ff.
39 EuGH, Slg. 1996, I-929 = EuZW 1996, 317; bestätigt durch EuGH, Slg. 1998, I-6781 = EuZW
1999, 52. Vgl. hierzu ausf. Christian Schröder (o. Fußn. 8), S. 411 ff.
40 BVerfGE 11, 126 (132) = NJW 1960, 1563; 105, 135 (157) = NJW 2002, 1779; 110, 226 = NJW
2004, 1305 (1306); Eser/Hecker, in: Schönke/Schröder, StGB, 29. Aufl. (2014), § 1 Rdnrn. 36 ff.;
Rengier, AT, 5. Aufl. (2013), § 5 Rdnrn. 4 ff.
41 BVerfGE 85, 69 (73) = NJW 1992, 890; 105, 135 (157)= NJW 2002, 1779; BVerfG, NJW 2007,
1666 = JuS 2007, 689 (Jahn); NJW 2008, 3627 = JuS 2009, 78 (Jahn); BGH, NJW 2007, 524
(525); Eser/Hecker, in: Schönke/Schröder (o. Fußn. 40), § 1 Rdnrn. 25 ff.; Rengier (o. Fußn. 40), §
4 Rdnrn. 31 ff.
42 BVerfGE 126, 170 = NJW 2010, 3209 (3211); 130, 1 = NJW 2012, 907 (915) = JuS 2012, 266
(Jahn); BVerfG, NJW 2013, 365 (366).
43 So vertreten v. Thomas, NJW 1991, 2233 (2237).
44 Vgl. hierzu EuGH, Slg. 2005, I-7879 (Tz. 47) = EuZW 2005, 632 = JuS 2006, 164 (Streinz); Slg.
2007, I-9128 = NStZ 2008, 703 (704 Tz. 66); Hecker (o. Fußn. 1), § 4 Rdnrn. 68 ff.; Satzger (o.
Fußn. 1), § 8 Rdnrn. 18 ff.; Zöller, ZIS 2009, 340 (342).
45 Vgl. hierzu die Nachw. o. Fußn. 25.
46 Ambos (o. Fußn. 1), § 11 Rdnrn. 49 ff.; Begemeier, HRRS 2013, 179 (182); Dannecker, Jura
2006, 173 (176); Hecker (o. Fußn. 1), § 10 Rdnrn. 33 ff.; Satzger (o. Fußn. 1), § 9 Rdnrn. 91 f.;
Christian Schröder (o. Fußn. 8), S. 355 ff.; vgl. hierzu auch BVerfG, NJW 2012, 669 (670); BGH,
NJW 2013, 2674 (Tz. 42).
47 ABlEU 2013 Nr. L 218/8.
48 Vgl. hierzu Sieber, in: Sieber/Satzger/v. Heintschel-Heinegg (o. Fußn. 2), § 24 Rdnr. 18; Popp,
JuS 2011, 385; Stree/Hecker, in: Schönke/Schröder (o. Fußn. 40), § 303 b Rdnr. 1 i. V. mit § 303 a
Rdnr. 1.
49 BT-Dr 16/3656, S. 13.
50 Altenhain, in: Matt/Renzikowski, StGB, 2013, § 303 b Rdnr. 7; Gröseling/Höfinger, MMR 2007,
627; Stree/Hecker, in: Schönke/Schröder (o. Fußn. 40), § 303 b Rdnr. 7; Vassilaki, CR 2008, 134;
a. A. wohl Popp, JuS 2011, 385 (389).
51 Rengier, BT I, 15. Aufl. (2013), § 26 Rdnr. 16; a. A. wohl Popp, JuS 2011, 385 (389).
52 Hugger, NStZ 1993, 421 (423).
53 Brechmann (o. Fußn. 21), S. 275; Köhne, Die richtlinienkonforme Auslegung im UmweltstrafR,
1997, S. 107.
54 BVerfGE 18, 224 (240) = NJW 1965, 243; BVerfG, NJW 2000, 1480; BGHSt 41, 101 (111) =
NJW 1995, 2728; BayObLG, NJW 1990, 2833; Ambos (o. Fußn. 1), § 11 Rdnr. 50; Eser/Hecker, in:
Schönke/Schröder (o. Fußn. 40), § 2 Rdnr. 7; Rengier (o. Fußn. 40), § 4 Rdnrn. 17 f.; Satzger (o.
Fußn. 1), § 9 Rdnrn. 94 f.; a. A. Schmitz, in: MünchKomm-StGB, 2. Aufl. (2011), § 1 Rdnrn. 33 f.
55 EuGH, Slg. 2004, I-651 (Tz. 61) = EuZW 2004, 285; Slg. 2005, I-3624 = EuZW 2005, 369 (371
Tz. 74); BeckRS 2012, 81321 (Tz. 52); Hecker (o. Fußn. 1), § 10 Rdnr. 41; Christian Schröder (o.
Fußn. 8), S. 380 ff.
56 BGHSt 37, 333 = NJW 1991, 1621; vgl. hierzu Hecker (o. Fußn. 1), § 10 Rdnrn. 55 ff.
57 Zu weiteren Anwendungsfeldern d. unions- u. richtlinienkonformen Auslegung im StrafR
Eser/Hecker, in: Schönke/Schröder (o. Fußn. 40), Vorb. § 1 Rdnr. 28 m. w. Nachw.
58 Dannecker, ZStW 117 (2005), 697 (710 ff.); Hecker, in: Sieber/Satzger/v. Heintschel-Heinegg
(o. Fußn. 2), § 27 Rdnr. 17; Rengier, in: Fezer, LauterkeitsR – Komm. zum UWG, 2. Aufl. (2009), §

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16 Rdnr. 77; Ruhs, Strafbare Werbung, 2006, S. 161 ff.; Sosnitza, WRP 2008, 1014 (1028 f.);
Tiedemann, WirtschaftsstrafR BT, 3. Aufl. (2011), Rdnrn. 218 ff.
59 Gaede, in: AnwKomm-StGB (o. Fußn. 4), § 263 Rdnrn. 6, 23; Hecker, in: Hecker/Zöller,
Fallsammlung zum Europ. u. Int. StrafR, 2012, S. 92 f.; Ruhs, in: Festschr. f. Rissing-van Saan,
2011, S. 567 ff.; Satzger, in: Satzger/Schmitt/Widmaier, (o. Fußn. 4), § 263 Rdnrn. 66 ff.; Soyka,
wistra 2007, 127 ff.; abl. Vergho (o. Fußn. 31), S. 175, 301; ders., wistra 2010, 86 (92);
Wessels/Hillenkamp (o. Fußn. 4), Rdnr. 488. Zu der seit jeher bestehenden Begrenzung d.
Betrugsstrafbarkeit im schweizerischen StrafR (Art. 146 chStGB) vgl. Ackermann, in: Festschr. f.
Roxin, 2011, S. 950 ff. (relativ leicht überprüfbare Täuschungen begründen kein Betrugsunrecht).
60 ABlEU 2005 Nr. L 194/22.
61 Vgl. hierzu die Nachw. o. Fußn. 32.
62 Anders jedoch BGHSt 34, 199 (201 f.) = NJW 1987, 388.
63 Rönnau/Wegner, GA 2013, 561 (566). Die vorgenannten Autoren plädieren im Übrigen dafür,
beim tradierten Schutzniveau des § 263 StGB zu bleiben, wenn die Täuschung v. Leichtgläubigen
sich mangels unternehmerischer Verfasstheit d. Tätergruppe völlig außerhalb d. unionsrechtl.
geprägten Marktkontexts abspielt. Dies soll z. B. der Fall sein, wenn die Täter so operieren, dass
geprellten Personen die Möglichkeit genommen wird, ihr unionsrechtl. verbrieftes WiderrufsR bei
Haustürgeschäften geltend zu machen. Zu denken ist etwa an eine ad hoc gebildete betrügerische
Bande, die – von Haustür zu Haustür ziehend – Leichtgläubige mittels trickreicher Manöver zu
schädigenden Vermögensverfügungen veranlasst.
64 Hecker, in: Hecker/Zöller (o. Fußn. 59), S. 93 f.
65 BGBl 2011 I, 2557; vgl. hierzu Heger, HRRS 2012, 211; Möhrenschlager, wistra 2011, V;
Szesny/Görtz, ZUR 2012, 405.
66 ABlEU 2008 Nr. L 328/28.
67 Heger, HRRS 2012, 211 (212).
68 Heine, in: Schönke/Schröder (o. Fußn. 40), § 330 d Rdnr. 19.
69 So Wimmer, ZfW 1991, 140 (146 ff.).
70 In Anlehnung an das berühmte Zitat v. Kirchmanns: „Ein Federstrich des Gesetzgebers (im
Original: ‚Drei berichtigende Worte des Gesetzgebers‘), und ganze Bibliotheken werden zur
Makulatur“, in: Die Wertlosigkeit der Jurisprudenz als Wissenschaft, 1848, S. 23.
71 Vgl. hierzu ausf. Hecker, in: Festschr. f. Meinhard Schröder, 2012, S. 531 ff.
72 So bereits früher Hecker, ZStW 115 (2003), 880 (896 ff.); Heine, in: Schönke/Schröder (o. Fußn.
40), § 330 d Rdnrn. 12, 19.
73 Hecker, in: Festschr. f. Meinhard Schröder (o. Fußn. 71), S. 531 ff.; Schall, in: SK-StGB, 2012, §
330 d Rdnr. 47.
74 So aber Heger, HRRS 2012, 211 (218); ders., ZIS 2013, 289 (291 ff.); Pfohl, ZWH 2013, 95
(100).
75 So auch BT-Dr 17/5391, S. 11.
76 Bejahend OLG Hamburg, NJW 2010, 1893 = JuS 2010, 928 (Hecker); OLG Schleswig, NStZ-RR
2007, 41; Eckstein, ZStW 117 (2005), 117 (120); verneinend LG Stuttgart, NStZ 2003, 36; Harms,
NStZ 2003, 646 (649); Heinrich, NStZ 2005, 361 (363); Hörnle, in: MünchKomm-StGB, 2. Aufl.
(2012), § 184 b Rdnr. 35; dies., NStZ 2010, 704 (706); Perron/Eisele, in: Schönke/Schröder (o.
Fußn. 40), § 184 b Rdnr. 15 a.
77 Eser/Hecker, in: Schönke/Schröder (o. Fußn. 40), § 11 Rdnrn. 41, 45 f.
78 BGH, NStZ 2005, 444 (445); BayObLG, NJW 2003, 839 (840); OLG Hamburg, NStZ-RR 1999,
329; LG Stuttgart, NStZ 2003, 36; Hörnle, in: MünchKomm-StGB (o. Fußn. 76), § 184 b Rdnr. 29;
Perron/Eisele, in: Schönke/Schröder (o. Fußn. 40), § 184 b Rdnr. 15 a.
79 Vgl. die befürwortenden u. ablehnenden Nachw. o. Fußn. 76.

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80 So aber Mintas, NJW 2010, 1898; Scheffler, in: Festschr. f. Herzberg, 2008, S. 627 ff.
81 Harms, NStZ 2003, 646 (648); Heinrich, NStZ 2005, 361 (364); Perron/Eisele, in:
Schönke/Schröder (o. Fußn. 40), § 184 b Rdnr. 15 a.
82 Hörnle, NStZ 2010, 704 (706).
83 ABlEU 2001 Nr. L 335/1.
84 Vgl. hierzu die Nachw. o. Fußn. 80.
85 BGHSt 37, 184 (187 ff.) = NJW 1991, 501; BGH, NJW 2000, 2754 (2758); BGHSt 53, 38 = NJW
2009, 240 (241); Rengier (o. Fußn. 40), § 52 Rdnrn. 7 ff.
86 Bohnert, JR 1982, 6; Rengier (o. Fußn. 40), § 52 Rdnrn. 16 ff.; Christian Schröder, NStZ 2006,
669 (670).
87 Hecker (o. Fußn. 1), § 10 Rdnr. 75; Satzger (o. Fußn. 1), § 9 Rdnrn. 107 ff.; Christian Schröder,
NStZ 2006, 669 (670 ff.).
88 ABlEU 2009 Nr. L 170/1.
89 Hecker (o. Fußn. 1), § 10 Rdnr. 76; Satzger (o. Fußn. 1), § 9 Rdnrn. 108 f.
90 Christian Schröder (o. Fußn. 8), S. 397 ff.

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