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TRACHEOSTOMA

Eine Tracheostomaversorgung wird immer dann notwendig, wenn ein Betroffener


nicht mehr auf dem natürlichen Weg, durch Mund oder Nase, ein-, bzw. ausatmen
kann. Der Begriff Tracheostoma setzt sich aus:

> Tracheo, von Trachea = Luftröhre und

> Stoma = griech. für Mund, Mündung zusammen.

Tracheotomie

Eine Tracheotomie ist das chirurgische Anlegen einer Öffnung in der Vorderwand
der Luftröhre (Trachea), die zur Erleichterung der Beatmung bzw. Atmung dient.

Laryngektomie

Laryngektomie ist die Bezeichnung für die totale Entfernung des Kehlkopfes, z. B.
nach Tumorerkrankungen. Der Stumpf der Luftröhre (Trachea) ist an der Mündung
eingenäht. Der Betroffene atmet ausschließlich durch sein Tracheostoma

Funktion der Atemwege


Um zu verstehen, inwieweit diese Operationen das Leben der Betroffenen
verändert, hilft es die Funktionen unserer oberen Atemwege zu kennen:

Bei der Einatmung gelangt die Atemluft zunächst durch die Nase, bzw. den Mund
in die Nasen-/Mundhöhle, von dort strömt die Luft durch den Rachen (Pharynx),
weiter über den Kehlkopf (Larynx) in die Luftröhre und dann in die Lunge.

Durch feine Flimmerhärchen auf der Schleimhaut der Nasenhöhle, wird hier die
Atemluft gefiltert, gereinigt und erwärmt.

Der Kehlkopf (Larynx*) verbindet den Rachen (Pharynx*) mit der Luftröhre
(Trachea*). Der Kehldeckel (Epiglottis) ist dafür verantwortlich, die Luftröhre beim
Schlucken zu verschließen und somit zu vermeiden, dass Speisebrei in die Lunge
gelangt. Zusätzlich ist der Kehlkopf mit seinen Stimmlippen maßgeblich an der
Stimmbildung beteiligt. Über die Luftröhre wird die Luft weiter in die Lunge geleitet.
Auf ihrem ganzen Weg sorgen die Atemwege für eine Erwärmung und
Befeuchtung der Atemluft. Schließlich gelangt die Luft in der Lunge, in der der
Gasaustauch (O2 Aufnahme und CO2 Abgabe ins Blut).

Was ist nach der Operation anders?

Nach der Operation atmen die Betroffenen nicht mehr durch Nase bzw. Mund,
sondern durch eine Atemöffnung im Hals, dem sog. Tracheostoma.

Die Funktionen der oberen Atemwege (wie oben beschrieben) entfallen somit. Die
Atemluft wird nicht mehr erwärmt, gefiltert/gereinigt und befeuchtet. Diese
Funktionen müssen zukünftig geeignete Hilfsmittel übernehmen.

Ersetzt man diese Funktionen nicht, so kann es zu vermehrten Infektionen,


Borkenbildungen und zu Einschränkungen der Lungenfunktion kommen.

Ziel einer individuellen Hilfsmittelversorgung

Die Fa. Luttermann verfolgt mit  ihrer individuellen Hilfsmittelversorgung, neben


dem Ausgleich aller ausgefallenen Funktionen und der  Vermeidung von
Folgeschäden, insbesondere auch die Erhaltung/Förderung der größtmöglichen
Eigenständigkeit der Betroffenen.
Welche Hilfsmittel erhalten die Betroffenen?

Trachealkanülen

Sie dienen zum Offenhalten der Atemöffnung im Hals (Tracheostoma) und der
ungehinderten Atmung.

Man unterscheidet die Trachealkanülen nach folgenden  Kriterien:

 Mit Cuff (geblockt) und ohne Cuff (ungeblockt); Kanülen mit Cuff haben um
den Kanülenschaft einen kleinen mit Luft zu füllenden Ballon, der für die
Beatmung erforderlich ist, und/oder bei Schluckstörungen vermeidet, dass
Speisebrei, oder Speichel in die Lunge gelangt.
 mit/ohne Stimmoption; mit einer Kanüle mit einer „Fensterung“ wird dazu
beigetragen dass der Betroffene wieder sprechen kann
 Bauart (Krümmung)
 mit/ohne Innenkanüle; Eine Kanüle ohne Innenkanüle erhöht die Qualität
einer Beatmung, eine Kanüle mit Innenkanüle vereinfacht die Reinigung,
ohne die Belastung immer die Kanüle komplett zu entfernen.
 mit / ohne Universalansatzstück (Konnektor); dieses Ansatzstück
ermöglicht die gleichzeitige Nutzung von Sprechventilen und
„Wärmefeuchtigkeitsaustauscher“
 Material (Silber/Kunststoff/Silikon/Kunststoff mit Spirale); Je nach
Krankheitsbild, Mobilität, Beatmung, Wachheitszustand

Wärmefeuchtigkeitsaustauscher „HME“, oder „Feuchte Nase“

Um die fehlende Funktion der Nase (Befeuchten, Erwärmen und Filtern der Luft)
zu ersetzen, ist der Einsatz von sog. „Feuchten Nasen“ erforderlich.Die feuchten
Nasen bestehen aus einem Kunststoffgehäuse und einem Filterkern, der aus
Schaumstoff oder Papier gefertigt ist. Bei der Ausatmung wird die in der Atemluft
befindliche Feuchtigkeit im Filter gespeichert und bei der nächsten Einatmung
wieder an die Atemluft  abgegeben. So wird vermieden, dass die Schleimhäute
der Luftröhre austrocknen und dort befindlicher Schleim „verborkt“ und die
Atemwege einengt.

Darüber hinaus filtert das Material der „Feuchten Nasen“ die Atemluft und
verhindert die Einatmung von  Fremdkörpern und Staubpartikel. Beim ersten
Einsatz einer „Feuchten Nase“ merkt der Betroffene dass die Atmung wieder
gegen einen leichten Widerstand erfolgt, ähnlich der Zeit vor der Operation.

Dies ist sehr wichtig, kann so doch der Atemwiderstand an den Zustand vor der
Operation angepasst werden und die Lungenkapazität langfristig erhalten bleiben.

Trachealkompressen:Trachealkompressen dienen zum einen der Abpolsterung


der Kanüle, zum anderen nehmen sie das aus dem Tracheostoma austretende
Sekret auf. Einige der Kompressen besitzen eine Beschichtung, die das Verkleben
mit der Wunde bzw. der Haut verhindern soll.

Für mobile Betroffene mit Kanüle ohne Cuff, sind die Trachealkompressen nur
gelocht, sie werden vor dem Kanülenwechsel auf die Kanüle geschoben. Diese
Kompressen bieten auch bei Bewegungen einen optimalen Halt.

Für Betroffene mit einer hohen Sekretbildung, bzw. mit einer geblockten Kanüle,
kommen meist gelochte und geschlitzte Kompressen zum Einsatz. Sie
ermöglichen auch bei liegender Kanüle den Wechsel der Kompresse.
Eine Sonderform sind luftdurchlässige Schaumstoffkompressen. Sie werden bei
Betroffenen, die keine Kanüle mehr tragen müssen über das Tracheostoma
geklebt und filtern und befeuchten die Atemluft.

Kanülentragebänder

Zur sicheren Fixierung der Trachealkanülen, werdenTragebänder eingesetzt. Zur


Auswahl stehen Bänder die gepolstert, oder ungepostert sind, ein-, oder mehrteilig
und mit unterschiedlichen Befestigungsmöglichkeit.

Besonders bei immobilen Patienten ist es wichtig, darauf zu achten, dass das
Band nicht abschnürt oder scheuert. Für mobile Betroffene stehen unauffällige,
waschbare, hautfarbene Tragebänder zur Verfügung.

Zur Auswahl des individuell richtigen Tragebandes spielt auch eine  Rolle, ob und
wie der Betroffene das Band eigenständig anwenden kann.Einen optimalen Sitz
eines Tragebandes erhält man, wenn 1 Finger locker zwischen Kanüle und
Trageband passt.

Reinigungszubehör:Die Mehrzahl der Trachealkanülen ist wiederverwendbar.


Wie lange eine Kanüle benutz werden darf hängt vom Material, der Bauart,
individuellen Gegebenheiten u.v.m. ab. Hierbei sind die Herstellerangaben zu
befolgen.

Bei einer Reinigung wird die Kanüle in ihre Einzelteile zerlegt in Wasser oder eine
milde Reinigungslösung eingeweicht (bitte Herstellerangaben berücksichtigen).

Je nach Art der Trachealkanüle erhalten die Betroffenen für die Reinigung ein
Kanülenreinigungspulver bzw. -lösung, eine Reinigungsdose - in der die Kanüle
eingeweicht werden kann - und Reinigungsbürsten. Mit den Reinigungsbürsten
kann die Trachealkanüle besonders innen von festsitzendem Schleim gesäubert
werden.

INDIKATIONEN
• Tumoren als Indikation für ein Tracheostoma
Tumoren, z. B. bei Krebs, können den Kehlkopf befallen oder den
Mundbereich oder Rachenbereich. Wenn dies zu einer Obstruktion der
Atemwege führt, liegt eine Indikation für ein Tracheostoma vor.
• Weitere mögliche Ursachen für Obstruktionen der Trachea: Unfälle,
Verletzungen, oder Quetschungen im Gesichts- oder Halsbereich,
Schwellungen, Ödeme oder Stenosen (Stauungen).
Wenn die Stimmbänder beidseitig gelähmt sind
• Künstliche Beatmung als Indikation für ein Tracheostoma
Langzeitbeatmung (>14 Tage) als Indikation hierfür ist möglich:
eine neurologische Krankheit, ein Schädelhirntrauma
Querschnittslähmung, ein Hirntumor,eine intensivmedizinische
Behandlung
• Andere Faktoren für ein Tracheostoma
Erschwertes/Prolongiertes Weaning
Eine Laryngektomie -> Kein Kehlkopf ->kein Kehldeckel! Nix was die
Trachea verschließt!
Verätzungen/Verbrennungen, die die Luftröhre betreffen
Aspirationsschutz -> ABER: geblockte Kanüle ist kein 100%er
Aspirationsschutz!!! – Sekretmanagement superwichtig
Verlegung der Atemwege im Notfall

BEATMUNGSFORMEN
Nicht invasiv, Invasiv
CPAP vs. BIPAP: Kontinuierlicher Druck vs.
Biphasischer Druck (weniger bei Expiration)
KANÜLENSYSTEME
• Geblockt
– Blockung zur Abdichtung, nötig bei Beatmung
– Vorteil: Stabile Lage
– Nachteil: Risiko von Druckschäden an der Trachealschleimhaut -
Dekugefahr; Sprechen nicht möglich
– Kein 100%er Aspirationsschutz gegeben! Flüssigkeit läuft am Ballon
vorbei! (Experiment Dr. Diesener) –
Tatsächlich erhöht der Cuff die Aspirationsgefahr, weil durch fehlenden
Luftdruck von unten der Reflex zur
Schließung der Stimmbänder und des Kehldeckels beim Schlucken nicht
ausgelöst wird
• Gefenstert
– Erleichtert Expiration bei angeschlossenem Sprechventil – Ausatemluft
kann nicht nur rundherum, sondern
auch durch Fensterung nach oben!
• Mit Seele / Ohne Seele?!
– Seele = Innenkanüle
– Vorteil: erleichtert Reinigung bei zähem Schleim; Bei Systemen ohne
Innenkanüle muss bei Verlegung die
gesamte Kanüle gewechselt werden
– Nachteil: Seele verringert Lumen – daher mehr
Widerstand!

VON MENSCH ZU MENSCH VERSCHIEDEN


• Verschiedene Durchmesser
– Sowohl außen als auch innen (auch Innenkanülen gibt’s in
verschiedenen Dimensionen)
• Verschiedene Längen
– Die Länge des im Hals liegenden Teils ist oft auch justierbar
– Das ist wichtig um den entsprechenden Abstand zur Bifurkation
beizubehalten
• Verschiedene Krümmungswinkel
– 90 bis 110 Grad
– Muss zur Anatomie des Patienten passen
CAVE: Unterschiede beachten und immer die jeweils
vorgeschriebene Kanüle verwenden

SPRECHVENTIL
• Kann auf Kanüle aufgesetzt werden (statt feuchter Nase)
• Schließt bei Expiration – ONE WAY – dadurch entweicht Luft nicht
durch Kanüle, sondern durch
Kehlkopf – Stimmbänder
– DAS FUNKTIONIERT ABER NUR WENN CUFF ENTBLOCKT IST
(zusätzlich kann auch eine
gefensterte Kanüle verwendet warden)
– Vorsicht bei entblocktem Cuff – Halsfixierung muss dran sein zur
Sicherheit!
• Alternative: Kanüle beim Ausatmen zuhalten ;) stellt aber ein höheres
Hygienerisiko dar
• CAVE: Sprechventil verunmöglicht Ausatmung bei geblockter und nicht
gefensterter Kanüle! –
Gefahr einer CO2 Narkose – Symptom: Müdigkeit!

PFLEGE DES TRACHEOSTOMAS


• Details siehe Pflege Heute S. 1066 -1068 oder jeweilige hausinterne
SOP
• Kernpunkte:
– Mindestens einmal täglich, bei Problemen öfter
– Haut oder Wunde pflegen
– Druckkontrolle Innen und Außen
• Innen mittels Manometer (Heute werden im Regelfall Niederdruckcuffs
verwendet – 25-30 cm Wassersäule
bzw. ca. 20 mmHg)
• Außen durch Hautkontrolle – Druckstellen
CAVE: Manipulation kann für Patient unangenehm sein! Beim Wechsel
der Distanzplatte darauf achten,
dass die Kanüle nicht reinrutscht – also Festhalten um
Reizung zu vermeiden.

ABSAUGEN
• Mit atraumatischem Absaugkatheter – saugt sich nicht an
Trachealwand fest
• Saugleistung ca. 24 Liter/Minute
• Bei häufiger Notwendigkeit ist es in Erwägung zu ziehen
endotracheales Absaugen unter
Sichtgebung zu bevorzugen (Arzttätigkeit!) – höherer Langzeiteffekt
• EmpfohlenerVorgang:
– Länge des Absaugkatheters so wählen, dass nicht über die Kanüle
hinaus eingedrungen wird
– Evtl. Pulsoxymetrie anhängen (fix bei kognitiven
Einschränkungen/verminderter Vigilanz/etc.)
– Wenn kein Schleim sichtbar – ohne Sog rein
– Wenn Schleim schon rauskommt – mit Sog rein
– Unter Sog und Drehung rausziehen

CAVE: Unter 90 Grad Drehung und in leicht geblocktem Zustand


wechseln!
Dadurch kann unnötigen Reizungen/Verletzungen vorgebeugt werden.
Entblockter
Cuff hat „scharfe Kanten“

CAVE
• Hygiene
• Optimal Handling
• Absaugen mit atraumatischem Katheter
• Wechsel mit 90 Grad Drehung
• Distanzplatte vor Neuanlage draufgeben und richtige Dimension
wählen
• Leicht geblockt wechseln
• Essen nur mit entblocktem Cuff
• Riechen ist erschwert oder unmöglich, weil Luft nicht durch Nase
strömt
• Risiken:–CO2 Abatmung behindert– Verlegung– Druckschäden–
Auswirkung auf AEDLs

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