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I. Das Erechtheion
• Name: „Stätte des Erechtheus“ → mythischer Urkönig von Attika
• Bauform: kommt der Form eines Plastes am nähesten; Gebäudeteile aus verschiedenen
Formate, Aussehen, Höhe und Bodenniveau zusammengesetzt
• Götterverehrung: mindestens 13 Gottheiten und Heronen, u.a. Athena Polias, Poseidon,
Zeus, Hermes, Hephaistos, Erechtheus, Kekrops, Pandrosos und Butes
• Datierung: laut Bauinschriften während einer Pause innerhalb des Peloponnensischen
Krieges errichtet (ab 421 v. Chr. bis 409/406 v. Chr.)
• Korenhalle: auf der Südseite, dem Parthenon zugekehrt; Gebälk nicht von Säulen, sondern
von Frauen getragen („Karyatiden“)
Kore A
• Darstellung einer schlichten, einfachen, jedoch schweren Frau
• kräftige Modelierung: rechte Schulter, Oberarme, breiter Oberkörper mit breiten Brüsten →
Schwerfälligkeit und gleichzeitig Schlichtheit
• schwerer Blick durch dicke Augenlider
• nur andeutungsweise pondiert: rechte Schulter minimal gedenkt
• linkes Spielbein
Kore B
• Ponderation wie bei Kore A nur schwach angedeutet
• Form des Gesichts ähnlich wie Kore A aber etwas zierlicher
• wie Kore A: massive Körpergestalt
• auffällig starke Hervorwölbung des Leibes unter der Thorax
• linkes Spielbein
Kore C
• best erhalteste Kore: Original im British Museum, London
• 1803 von Lord Elgin aus dem Bauzusammenhang gelöst und nach England gebracht
• Höhe: Oberseite der Plinthe bis Unterseite des Architravs 229,80 cm hoch
• Gesicht verhältnismässig kurz, breit und weiche Konturen
• Ponderation kaum zum Ausdruck gebracht
• Körperform tretet nicht so stark hervor wie bei den anderen Koren
• flache, breite Brüste, die hoch und weit auseinander sitzen → deuten auf eine
jungmädchenhafte Darstellung → realistischer Bezug auf eventuelle Deutung als
Arrhephoroi
• gedämpfte, zurückhaltende Charakterisierung der Körperlichkeit
• Gewand so wirklichkeitsnah und lebenswahr wie möglich dargestellt
• linkes Spielbein
Kore D
• Gesicht: viel schmaler als bei Kore C
• Gewand klebt und betont stark den Körper, v.a. das rechte Spielbein wird deutlich
herausmodeliert
• Kore D „bewegter“ als alle anderen Koren → kontrapostische Haltung am stärksten spürbar
• wichtig: leichte Neigung und Drehung von Hals und Kopf → Unterschied zu der sonstigen
Frontalität der Koren
• dargestellter Mädchentypus ist viel schlanker als Kore C, feingliedriger als Kore A und B,
v.a. durch das schmale Gesicht deutlich
• Brüste sind klein und fest → Körper beherrscht das Gewand, nicht umgekehrt
III. Deutung
Stilanalyse
Araische Elemente Elemente der Frühklassik Mischform
(Strenger Stil)
Motiv der gedrehten Motiv der geflochten Zöpfe, die Entlasteter Bein nach vorne
Korkenzieherlocke auf den sich um den Hinterkopf kreuzen gestellt (Klassik) ↔ beide Füße
Schultern treten mit der ganzen Sohle auf
(Archaik)
Motiv des Mantelfassens Gebundener Schopf (Archaik:
flach und breit ↔ Frühklassik:
knapp, schmall und dichter)
Die Verantwortlichen
• Aus Bauinschriften und literarischer Überlieferung weiß man, dass es eine Baukommission
(Epistatai) gegeben hat, die demokratisch vom Volk gewählt wurde.
• Dennoch wird vermuttet, dass politisch-religiöse Gruppierungen (z. B. Der Clan der
altadelige Eteobutade → Zurückführung auf Erechtheus/Butes) durchaus die Mittel hatten
die Planung und Gestaltung von öffentlichen Bauten zu beeinflussen.
III. Abbildungen
Die Korenhalle auf der Südseite des Erechtheion Grundriss des Erechtheion
Koren A – E
Literatur
– J. M. Hurwit, The Athenian Acropolis. History, mythology and archaeology from the neolithic era to the
present (Cambridge 1999)
– H. Lauter, Die Koren des Erechtheion, AntPl 16 (Berlin 1976)
– A. Leibundgut, Künstlerische Form und konservative Tendenzen nach Perikles. Ein Stilpularismus im 5. Jh. v.
Chr.?, TrWPr 10 (1989)
– L. Schneider – C. Höcker, Die Akropolis von Athen. Eine Kunst- und Kulturgeschichte (Darmstadt 2001)
– A. Scholl, Choephoroi. Zur Deutung der Korenhalle des Erechtheion, JhI 110, 1995, 179 - 212