der
Geschichts-
lügen
Die folgende Auflistung von Lügen gegen deutsche Soldaten ist nicht vollständig. Es sind
typische Beispiele, wie gefälscht wurde und wird. Selbstverständlich sind nicht alle Vorwürfe,
die man gegen deutsche Soldaten erhebt, Erfindungen. Es gab unbestreitbare Exzesstaten und
tragische Irrtümer, denen unschuldige Menschen zum Opfer fielen. Etliche Fehlentscheidungen
und grauenhafte Verbrechen sind Deutschlands damaliger politischer Führung anzulasten. Dazu
gibt es eine grosse Zahl zeitgeschichtlicher Werke, die man aufmerksam studieren sollte. Das
LEXIKON DER GESCHICHTSLÜGEN soll die Kollektivanklagen gegen den deutschen Land-
ser widerlegen. Im Lexikon werden auch einige der Hauptverantwortlichen für antideutsche
Hetze vorgestellt. Ausführliche Informationen über Umerzieher und Vergangenheitsbewältiger
bietet das FZ-Lexikon PROMINENTE OHNE MASKE – 1’000 Lebensläufe bekannter Zeitge-
nossen.
385
Abgehackte Hände nie, dass dieselben Belgier vermittels der
französischen Hetzpropaganda ihr eigenes
Behauptet wurde, die deutschen Soldaten hät- Verbrechen den Deutschen zuschieben muss-
ten im Ersten Weltkrieg belgischen Kindern ten. Die Tatsache war vorhanden, warum also
die Hände abgehackt. Die «abgehackten Hän- nicht Gebrauch von ihr machen und mit so ge-
de» spielten in der deutschfeindlichen Propa- ringem Aufwand von Phantasie den Feind so
ganda 1914-1918, aber auch lange Zeit danach tödlich zu treffen?»
eine erhebliche Rolle.
Tatsächlich handelt es sich bei der Greueltat
um ein belgisches Kolonialverbrechen, das Antwerpener Priestermord
man den deutschen Soldaten anlastete. Sechs
Jahre nach Ende des Ersten Weltkrieges er- Arthur Ponsonby, ab 1930 Führer der Oppo-
schien das Buch «Die Tragödie Europas». sition im britischen Oberhaus, dokumentierte
Verfasser war der italienische Ministerpräsi- in seinem Buch «Falsehood in War Times»
dent Francesco Nitti. Er schildert auf Seite 57 (London 1928) die Entstehungsgeschichte ei-
eine der niederträchtigsten Propagandalügen: ner besonders schwerwiegenden Anschuldi-
«Jeder ehrliche Mensch muss heute zugeste- gung gegen Deutschland:
hen, dass die Geschichte von den abgeschnit- Es begann im Oktober 1914 mit der Meldung
tenen Händen eine Lüge ist, aber nur wenige in der «Kölnischen Zeitung», dass nach Be-
kennen den Ursprung der Legende. Im Jahre kanntwerden der Eroberung Antwerpens
1895 wurden die Belgier in englischen Zeitun- durch deutsche Truppen in Deutschland die
gen grösster Grausamkeit im Kongo ange- Kirchenglocken läuteten. Kurz darauf mel-
klagt, darunter auch der raffinierten Scheuss- dete der Pariser «Le Matin»: «Nach einer
lichkeit, Frauen und Kindern der Eingebore- Meldung der «Kölnischen Zeitung» wurde
nen zum Zwecke der Einschüchterung die die Geistlichkeit von Antwerpen gezwungen,
Hände abgeschnitten zu haben. Diese Ankla- nach der Einnahme der Festung die Kirchen-
gen erhob Murphy am 16. November 1895 in glocken zu läuten.» Die englische «Times»
der «Times», Anklagen, denen sofort neue wusste es bald noch genauer: «Nach dem, was
Anklagen ähnlicher Art des amerikanischen «Le Matin» aus Köln vernommen hat, wurden
Pastors Joseph Clark folgten. Sir Roger Case- die belgischen Priester, die sich weigerten, bei
ment, der infolgedessen von der englischen der Einnahme von Antwerpen die Kircheng-
Regierung in den Kongo geschickt wurde, be- locken zu läuten, aus ihren Ämtern vertrie-
stätigte sämtliche Anklagen als wahr, die üb- ben.» Die italienische Tageszeitung «Corriere
rigens bereits schon von Glave, dem Begleiter della Sera» stellte den Vorgang dann so dar:
Stanleys, in dem «Century Magazine» erho- «Nach dem, was die «Times» von Köln über
ben worden waren. Es waren also die Belgier, Paris erfahren hat, wurden die armen belgi-
denen man eine so scheussliche Misshandlung schen Priester, die sich weigerten, bei der Ein-
nachgewiesen hatte, und es ist eine wahre Iro- nahme von Antwerpen die Kirchenglocken
387
zu läuten, zu Zwangsarbeit verurteilt.» Mit Tötung von 320 Geiseln Befehlsnotstand zu.
folgendem Bericht, der die Dinge auf den Hö- Das Urteil auf «lebenslänglich» erging wegen
hepunkt trieb, schloss wiederum «Le Matin» der Erschiessung von 15 weiteren Geiseln:
den Kreis: «Nach Mitteilungen, die dem zehn, die Kappler nachträglich als Vergeltung
«Corriere della Sera» von Köln über London für den Tod eines weiteren deutschen Solda-
zugegangen sind, bestätigte es sich, dass die ten bestimmt habe, und fünf, die aus Versehen
barbarischen Eroberer von Antwerpen die ar- hingerichtet worden sind. Dieser tragische
men belgischen Priester zur Strafe für ihre «Zählfehler» geht höchstwahrscheinlich auf
heldenhafte Weigerung, die Kirchenglocken das Konto der römischen Gefängnisverwal-
zu läuten, als lebendige Klöppel, mit dem tung, die fünf Kriminelle mehr als gefordert
Kopf nach unten, an die Glocke gehängt ha- zur Exekution in die Steinbrüche geschickt
ben.» hatte. Ausserdem starben, wie schon erwähnt,
zehn weitere Deutsche an den Folgen des At-
tentats, so dass die Repressalquote letztlich
Ardeatinische Höhlen erheblich unter den befohlenen 1:10 lag. Die
Quote 1:10 basierte auf einen Erlass des
Behauptet wird, der deutsche Offizier Herbert OKW vom 16. September 1941. Als gegen
Kappler habe am 24. März 1944 in den Stein- Ende des Krieges angloamerikanische und
brüchen von Ardeatine bei Rom 335 italieni- französische Truppen in Westdeutschland
sche Zivilisten ermorden lassen. einbrachen, verhängten sie weitaus drakoni-
Tatsächlich handelte es sich um eine Geisel- schere Repressalquoten: 1 zu 25 in Stuttgart,
erschiessung als Repressalie für den Massen- 1 zu 50 in Berlin, 1 zu 200 in Leutkirch, in
mord an 44 Menschen durch kommunistische Saulgau, im ganzen Südharz. In einem Befehl
Partisanen in der römischen Via Rasella, den der französischen Militärverwaltung wurde
Kommunisten-Führer Togliatti persönlich be- dann am 11. Juli 1945 für Deutschland die Er-
fohlen hatte. Der Explosion der Bombe fielen schiessungsquote 1 zu 10 verbindlich ge-
32 Angehörige einer aus Südtirolern gebilde- macht, also Erschiessung von zehn Deutschen
ten deutschen Polizeitruppe und zwei italieni- im Falle der Tötung eines alliierten Soldaten.
sche Zivilisten auf der Stelle zum Opfer. Zehn Die deutsche Repressalie in den Höhlen von
weitere Personen erlagen später ihren schwe- Ardeatine stand somit nicht im Widerspruch
ren Verletzungen. Andere vom Attentat Be- zu den Gepflogenheiten jener Sieger, die sich
troffene verloren das Augenlicht; auch Am- nach dem Kriege anmassten, über deutsche
putationen mussten vorgenommen werden. Soldaten zu richten, sie ins KZ zu werfen und
Mit solchen Terrormethoden wollten die umzubringen.
Kommunisten Gegenmassnahmen der Deut- Generalfeldmarschall Kesselring, damals
schen provozieren, um das Klima zwischen deutscher Oberbefehlshaber Südwest, be-
Landser und Zivilbevölkerung zu vergiften. zeugte in einer eidesstattlichen Erklärung,
Ein italienisches Militärtribunal – kein or- dass Kappler alles tat, eine möglichst geringe
dentliches Gericht! – billigte Kappler für die Repressalquote durchzusetzen, die durch be-
388
reits inhaftierte und verurteilte Todeskandida- lande-Division (Gen.Maj. Urquhart) ab 21.9.
ten hätte erfüllt werden können. Auch die Tat- nicht mehr ihre zahlreichen Verwundeten im
sache, dass Kappler kinderreiche Familienvä- Kampfgebiet um Oosterbeek bei Arnheim
ter von der Erschiessungsliste strich, spricht versorgen. Nach britischen Quellen hatte die
für ihn. Übrigens intervenierte er auch mit Er- 1. LL-Division bis zum 26.9. von 10‘095
folg bei Himmler gegen die geplante Depor- Mann Eingangsstärke an Toten, Verwundeten
tation römischer Juden. 1977 gelang es seiner und Vermissten 7‘605 (!) Soldaten verloren.
Frau in einer tollkühnen Nacht- und Nebelak- Bis zum 22.9. war die Anzahl der britischen
tion, den schwerkranken Kappler aus einem Verwundeten so stark angestiegen, dass die
italienischen Gefängniskrankenhaus zu be- überforderten Ärzte und Sanitätssoldaten nur
freien. Einige Monate später starb er. noch denen helfen konnten, die eine Überle-
benschance hatten. Da entschloss sich nach
britischer Version der Leitende Sanitätsoffi-
Arnheim zier der britischen Luftlandetruppen (1. briti-
sche LL-Div.), Colonel (Oberarzt) Dr. War-
Während Exzesstaten einzelner und Verbre- rack, seinen Divisionskommandeur, General-
chen der politischen Führung dem deutschen maj or Urquhart, um Genehmigung zu bitten,
Landser angelastet werden, unterschlägt man dass er das nächste deutsche Lazarett aufsu-
die vielen humanitären Taten. Deshalb hier chen könne, um den dortigen dienstältesten
als Beispiel der Bericht über die Rettungstat deutschen Sanitätsoffizier zu bitten, ihn sicher
von Arnheim im September 1944: zum Stabsquartier der 9. SS-Panzer-Division
Am 10. September 1944 beschlossen die Ge- «Hohenstaufen» (Harzer) geleiten zu lassen.
nerale Eisenhower (USA) und Montgomery Im Stabsquartier angekommen, sei Colonel
(GB) in Brüssel, durch Luftlandungen im Warrack vom Divisionsadjutanten, Haupt-
Raum Arnheim einen Brückenkopf über den sturmführer Schwarz, empfangen worden.
Rhein zu bilden (Operation «Market Gar- Gleich danach sei auch der Divisionsführer,
den»). Obersturmbannführer Harzer (1912-1982),
Überraschend für die Deutschen erfolgten die erschienen. «Ich bin sehr traurig», habe Har-
Fallschirm- und Luftlandeeinsätze am 17. 9. zer gesagt, «dass sich dieser Kampf zwischen
bei Eindhoven, Nimwegen und Arnheim. Die unseren Völkern abspielt. Sicher werden wir
Hauptlandung bei Arnheim wurde zuerst von Ihnen bei Ihrem Verwundetenproblem hel-
nur schwachen Kräften des II. SS-Panzer- fen.» Dann sei vorerst eine Feuerpause von
korps (Bittrich) und Behelfskräften, darunter zwei Stunden vereinbart worden, während-
die II./Ln. Rgt. 213 (Hptm. Weber) pariert. dessen britische Jeeps und deutsche Sanitäts-
Nach Anfangserfolgen kamen die Briten bei kraftwagen die Verwundeten aus der unmit-
Arnheim bereits nach einigen Tagen in eine telbaren Kampfzone hätten bergen können
sehr schwierige Lage. Insbesondere konnten (Lit.Quelle: Farrar-Hockley «Airborne Carpet», London
die Briten im Bereich der 2. Britischen Luft- 1970).
389
Nach dem Ende der Schlacht erhielt der deut- nem Buch «Als Botschafter in Berlin», Frank-
sche Divisionsarzt Dr. Skalka von Colonel reichs Generalstabschef Gamelin habe betont,
Dr. Warrack ein Schreiben: «2. Oktober 1944 dass sein Land 1933 einen Rüstungsvor-
– Ich möchte hiermit meinen Dank und meine sprung von 20 Milliarden Francs gegenüber
Anerkennung für die äusserst wirksame Art Deutschland besass. In den Haushaltsjahren
aussprechen, in der die deutschen Sanitäts- 1933/34 und 1934/35 wandte Deutschland
dienste mehr als 2‘200 Verwundete der 1. LL- 4% des Volkseinkommens für Rüstungsaus-
Division während der Zeit vom 24. bis 26.9. gaben auf, Grossbritannien 3%, Frankreich –
44 aus dem Raum von Oosterbeek evakuier- 1932 – 8,1%, Sowjetunion 9% («Die deutsche
ten. Der deutsche Sanitätsdienst arbeitete Tag Industrie im Kriege 1939-1945», herausgege-
und Nacht, zeitweise im Feuer beider Fronten. ben vom Deutschen Institut für Wirtschafts-
Er beendete seine Arbeit erst, als die Dunkel- forschung, S. 16). In seinem Buch «The Ori-
heit am 26. 9. einbrach, an dem alle britischen gin of the Second World War» schreibt der
und deutschen Verwundeten in Sicherheit wa- britische Historiker A.J.P. Taylor: «Die Fran-
ren. – Apeldoorn, Holland zosen haben den Startschuss für das Wettrü-
gez. Warrack, Colonel» sten gegeben . . . Viele der frühen Alarme
über die deutsche Aufrüstung waren falsche
In ähnlicher Form schrieb auch Major (Ober- Alarme. Sogar im Jahre 1939 war die deut-
stabsarzt) Longland, Chefarzt des britischen sche Armee nicht für einen längeren Krieg
St.-Elisabeth-Krankenhauses / Feldlazarett ausgerüstet; und 1940 waren die deutschen
Arnheim an Dr. Skalka: «Ganz England wird Heeresgruppen den Franzosen in allem unter-
Ihnen für diese Hilfsaktion danken!» legen mit Ausnahme der Führerschaft.» Ein
Den Dank des Siegers erlebten Harzer und Dr. anderer britischer Historiker zählt 106 deut-
Skalka dann am Kriegsende, als beide meh- sche Divisionen im Jahre 1939, während al-
rere Jahre in alliierten KZs verbringen muss- lein die französische Armee zu Kriegsbeginn
ten. die gleiche Anzahl umfasste, obwohl Frank-
reich nur die Hälfte der Einwohnerzahl
Deutschlands aufwies (siehe: T.Taylor
Aufrüstung vor 1939 «Sword and Swastica»). Laut B. Kleins Un-
tersuchung «Germany’s Economic Prepara-
Behauptet wird, aus der gigantischen deut-
tions for War» hatten in Deutschland 1914 na-
schen Aufrüstung vor 1939 hätte jedermann,
hezu eine Million Mann mehr unter Waffen
erst recht die Soldaten, schliessen können,
gestanden als 1939. Sowjet-Historiker W.A.
dass ein Raub-, bzw. Weltkrieg geplant war.
Sekistow schreibt («Der seltsame Krieg im
Tatsächlich waren andere europäische Staaten
Westen Europas»): «Die Streitkräfte Eng-
höher gerüstet als Deutschland.
lands, Frankreichs, Belgiens und der Nieder-
Der ehemalige französische Botschafter in
lande betrugen im ganzen 142 Divisionen
Deutschland, François-Poncet berichtet in sei-
(nach anderen Angaben sogar insgesamt 156
Divisionen); ihnen standen 136 deutsch-fa-
390
schistische Divisionen gegenüber.» Deutsch- als Deutschland (vgl. B. Klein «Germany’s
land verfügte im Jahre 1939 an Flugzeugen, Economic Preparations for War»). Der sowje-
Panzern und Munition relativ zur Bevölke- tische Botschafter in London erinnerte an die
rung über etwas mehr als die Hälfte der Rü- diplomatischen Gespräche zwischen den Ver-
stung Englands, eines einzigen seiner Haupt- tretern der Sowjetunion, Grossbritanniens
gegner. Hierbei bleibt noch die für die briti- und Frankreichs in den Monaten vor Kriegs-
sche Rüstung arbeitende Industrie Kanadas beginn und zog das Fazit: «Wie wir sehen,
unberücksichtigt. Unberücksichtigt ist auch, waren die bewaffneten Streitkräfte, über die
dass US-Präsident Roosevelt bereits Monate die Mitglieder des Dreierpaktes verfügten,
vor Kriegsbeginn an England und Frankreich sehr beeindruckend und weit den damaligen
weitgehende Hilfsversprechen abgegeben Kräften Deutschlands und Italiens überle-
hatte und England ausserdem durch seine In- gen.» (I.M. Maisky: «Wer half Hitler?», rus-
sellage militärisch geschützt war. Sven Hedin sisch, Seite 158).
schreibt («Amerika im Kampf der Konti-
nente»), dass im letzten Friedensjahr (vom 1.
Januar bis 5. September 1939) Deutschland Belgrad (Bombardierung)
für 23’000 Dollar, Frankreich für 16 Millio-
nen Dollar und Grossbritannien für 21 Millio- Behauptet wird, die deutsche Luftwaffe habe
nen Dollar Kriegsmaterial aus den USA bezo- am 6. April 1941 Jugoslawiens Hauptstadt
gen. Die Totalstärke der einsatzfähigen deut- Belgrad völkerrechtswidrig in Schutt und
schen Luftwaffe wird sowohl von deutscher Asche gelegt. Luftkriegsexperte Dr. Czesany
als auch von gegnerischer Seite mit 3’000 nimmt dazu wie folgt Stellung:
Flugzeugen (T. Taylor «Sword and Swa- Am 27. März 1941, 2 Uhr nachts, kam es in
stica»), in anderer Quelle mit 1’000 Bombern Belgrad zum Staatsstreich. Prinzregent Paul
und 1050 Jägern angegeben (B. Klein «Ger- und die prodeutschen Politiker mussten emi-
many’s Economic Preparations for War»). Al- grieren. Antideutsche Ausschreitungen in der
lein die kriegsfähigen Luftflotten Englands jugoslawischen Hauptstadt waren die Folge.
und Frankreichs umfassten 7‘300 Flugzeuge. Die neue Regierung, im Bunde mit London
Die deutsche Flotte war wesentlich schwächer und Moskau, steuerte ganz offenkundig auf
als im Jahre 1914. Flugzeugträger waren die direkte Konfrontation mit dem Deutschen
keine vorhanden, U-Boote nur 57, davon 42 Reich zu. Am 6. April 1941 begann der deut-
einsatzfähig (siehe F.O. Miksche «Uncondi- sche Feldzug gegen Griechenland und Jugo-
tional surrender»). Frankreich verfügte im slawien. An diesem Tag führte die deutsche
Juni 1940 über eine wesentlich stärkere Pan- Luftwaffe überraschende Bombenangriffe auf
zerwaffe als Deutschland (so Oberst Goutart jugoslawische Flugplätze, Flakstellungen,
«The Battle of France», New York 1959). Versorgungs- und Verkehrsanlagen, militäri-
England und Frankreich haben in den Vor- sche Unterkünfte und Lager durch. In der
kriegsjahren – jedes Land für sich – ebenso- Hauptstadt Jugoslawiens, Belgrad, wurden
viel oder mehr für die Rüstung aufgewendet
391
ausserdem auch die Regierungs- und Militär- Ausserordentlich bedauerlich dabei war, dass
behörden sowie das königliche Schloss bom- die Bombenangriffe auch Wohngebäude, ein-
bardiert. Nach diesen ersten strategischen schliesslich der deutschen Botschaft (trotz der
Luftangriffen gelangte die Luftwaffe in Jugo- auf dem Dach ausgelegten Hakenkreuzfahne)
slawien nur noch zu taktischen Einsätzen zur trafen sowie Zivilisten töteten).
Unterstützung des Heeres. Bald nach Beginn der deutschen Angriffe ver-
In der Nacht zum 7. April 1941 unternahm die sucht die jugoslawische Regierung, Belgrad,
britische Luftwaffe einen Angriff auf die bul- Laibach und Agram zu «offenen Städten» zu
garische Hauptstadt Sofia, welcher von erklären. Nun hat die Gültigkeit einer solchen
Grossbritannien als Repressalienhandlung Erklärung zur Voraussetzung, dass sich in ei-
bezeichnet wurde. ner derartigen Stadt keine militärisch bedeut-
Betrachten wir nun die Angriffe der deut- samen Verbände, Behörden und Einrichtun-
schen Luftwaffe auf Belgrad und die Bombar- gen befinden. Ausserdem ist aber auch eine
dierung Sofias durch die britische Luftwaffe einseitige Erklärung insoweit bedeutungslos.
näher: Bei den Bombardierungen Belgrads ist Castren schreibt in «The present Law of War
zunächst festzuhalten, dass es sich um Tages- and Neutrality» (Helsinki, 1954, Seite 204):
einsätze handelte. Tageseinsätze gegen mili- «Eine einseitige Erklärung ist in dieser Hin-
tärische Ziele entsprechen den Bestimmun- sicht ohne Bedeutung, wie es im Zweiten
gen des Kriegsrechts. Allerdings könnten sich Weltkrieg durch die Beispiele von Rom und
hinsichtlich der Beurteilung, ob die Gebäude Manila gezeigt wurde.» Tatsächlich haben die
der Regierungs- und Militärbehörden sowie Deutschen im späteren Verlauf des Krieges
das Königliche Schloss als militärische Ob- verschiedene italienische Ortschaften neutra-
jekte zu betrachten sind, Meinungsverschie- lisiert oder zu offenen sowie zu Sanitätsstäd-
denheiten ergeben. Diese Gebäude waren ten erklärt.
aber in Belgrad deshalb eindeutig zu den mi- Obwohl sich die deutschen Truppen an diese
litärischen Objekten zu zählen, weil sie zum Erklärungen genau gehalten haben (so wur-
Erfolg der Kampfhandlungen in einem ange- den z.B. trotz starker militärischer Benachtei-
messenen ursächlichen Zusammenhang stan- ligung Truppenbewegungen weit um solche
den. Dies geht besonders deutlich aus der Tat- Städte herum anstatt hindurch geleitet) sind
sache hervor, dass die Bombardierung dieser sie von den Alliierten vielfach nicht zur
Ziele eine starke Lähmung der jugoslawi- Kenntnis genommen worden (z.B. Rom, Flo-
schen Führung verursachte, wodurch wie- renz, Monte Cassino).
derum zur völligen Behinderung der jugosla- Nun war Belgrad aber weder von militäri-
wischen Mobilmachung ein wesentlicher schen Einrichtungen entblösst, noch war es zu
Beitrag geleistet wurde. (Vergleiche Ploetz, Ge- einer beiderseitigen Vereinbarung gekom-
schichte des Zweiten Weltkriegs, 24. Auflage, Bielefeld, men. Die Bombardierung Belgrads erfolgte
1951, Seite 26; Spetzer, Luftkrieg und Menschlichkeit,
den Bestimmungen des Kriegsrechts entspre-
Göttingen-Berlin-Frankfurt/Main 1956, Seite 274).
chend.
392
Infolgedessen kann dem britischen Luftan- Benice
griff auf Sofia von vornherein keine Berech-
tigung als Repressalienhandlung zuerkannt Behauptet wird, Generalmajor Richard
werden. Darüber hinaus wäre aber dieser An- Schmidt, Kommandeur der 254. Infanterie-
griff nicht einmal dann als eine rechtmässige Division, habe im Februar 1945 das tschechi-
Repressalie anzusehen gewesen, wenn sich sche Dorf Benice, südöstlich von Prag, liqui-
die deutsche Luftwaffe tatsächlich eine Ver- diert. Tatsächlich befand sich Schmidt mit
letzung des Luftkriegsrechts hätte zuschulden seiner Division in der fraglichen Zeit 200 Ki-
kommen lassen. Die Repressalie hätte sich in lometer von Benice entfernt.
jedem Fall nämlich hier nicht gegen jenen Anfang der 50er Jahre war das heutzutage auf
Staat gerichtet, der für die Verletzung des antideutsche Umerziehung festgelegte Maga-
Völkerrechts die Verantwortung trug, son- zin «Stern» bemüht, Lügen gegen den Land-
dern gegen seinen Verbündeten, der zur Vor- ser zu widerlegen. In seiner Ausgabe Nr. 36/
nahme einer solchen Handlung überhaupt kei- 1951 berichtete der «Stern» über dan Fall
nen Anlass gegeben hat. Bulgarien hatte sich Schmidt/Benice: «Am 5. Mai 1945 wurde der
überhaupt noch keine Verletzung des Kriegs- Kommandeur der 254. Infanterie-Division,
rechts gegenüber Grossbritannien zuschulden Generalmajor Richard Schmidt, in Nem-Brod
kommen lassen können, da es sich zu diesem in der Tschechoslowakei von den Russen ge-
Zeitpunkt noch nicht einmal im Kriegszu- fangengenommen. General Schmidt wollte
stand mit England befand. Lag also auch versuchen, mit Teilen seiner versprengten Di-
keine Berechtigung zur Vornahme einer Re- vision, aus dem Raum Cosel kommend, wo er
pressalie gegen Bulgarien vor, so bestand sich am 18. 3. von der Kampflinie an der Oder
doch kein Hindernisgrund für die Durchfüh- gelöst hatte, die Amerikaner an der Moldau zu
rung eines britischen Luftangriffs auf militä- erreichen und sich mit seiner Truppe von ih-
rische Ziele Sofias, denn Bulgarien hatte, nen internieren zu lassen. Nach mehr als 5jäh-
ähnlich wie auf der anderen Seite schon Grie- riger Gefangenschaft in der Sowjetunion
chenland, seinen neutralen Status durch die wurde General Schmidt am 14. Oktober 1950
Genehmigung des Durchzugsrechts für deut- den Tschechen übergeben. Der Prager Staats-
sche Truppen verloren. Da es sich aber bei gerichtshof befand ihn für schuldig, das tsche-
dem Angriff der britischen Flugzeuge auf So- chische Dorf Benice, südöstlich Prag, im Fe-
fia um einen Nachteinsatz handelte, während bruar 1945 liquidiert zu haben und verurteilte
die Bombardierung Belgrads bei Tag stattge- ihn zum Tode. Im Februar 1945 aber befand
funden hatte, ist auch insoweit von Seiten der sich General Schmidt in seinem Divisions-
britischen Luftwaffe die Bestimmung, dass Gefechtsstand bei Cosel, etwa 200 km von
eine Repressalie der verletzenden Kriegs- Benice entfernt. Er leitete die schweren Ab-
handlung möglichst gleichwertig sein soll, wehrkämpfe seiner Soldaten gegen die Rus-
nicht beachtet worden. Die Bombardierung sen. Den Ort Benice hat er überhaupt nicht ge-
Belgrads jedenfalls war nicht völkerrechts- kannt.» Walter Schürmann stiess in den ersten
widrig.
393
Tagen des Jahres 1945 von der Kriegsmarine selben Bild in verschiedenen Umerziehungs-
her als Nachrichtenspezialist zur Division des büchern grundverschiedene Texte geliefert
Generals Schmidt. Er übernahm die Leitung werden. Wir stellen im folgenden beispielhaft
der Nachrichtenzentrale und war über jedes einige Bildfälschungen gegen den deutschen
Telefongespräch und jede Fahrt des Generals Soldaten vor. Viele, die durch die Geschichts-
genau informiert. Schürmann: «Zur fragli- bücher auch heute noch geistern, konnten wi-
chen Zeit, nämlich im Februar 1945, als das derlegt werden. Bei weiteren liegt der Ver-
Dorf Benice unter Befehl General Schmidts dacht nahe, ohne dass bislang der letzte Be-
zerstört worden sein soll, habe ich mich mit weis erbracht werden konnte.
Schmidt auf unserem Gefechtsstand bei Cosel
aufgehalten. Erst am 18. März 1945 haben wir
uns von dort abgesetzt und überschritten am
29. April die Grenze zum damaligen Protek-
torat Böhmen-Mähren.» Der «Stern» weiter:
«Alle noch lebenden Offiziere der Division
haben die Angaben Schürmanns der Frau des
Generals gegenüber schriftlich erhärtet.»
Bildfälschung
Ein besonders übles Kapitel der Hetze gegen Bildfälschung aus dem Ersten Weltkrieg: Das obere Foto
den deutschen Soldaten ist das der Bildfäl- stammt aus der Berliner Illustrirten Zeitung. Sie berich-
schungen. Schon im Ersten Weltkrieg be- tete über die «Reichs-Wollwoche»: Rote-Kreuz-Sammler
ziehen durch die Strassen Berlins.
diente sich die gegnerische Propaganda dieser
Methode. Oft sind die Fälschungen so plump,
dass sie leicht widerlegt werden können.
Meist jedoch werden sie nur mehr oder weni-
ger zufällig entlarvt. Wenn sich zum Beispiel
Frontsoldaten auf einem Bild wiedererken-
nen, das sie als «brutale KZ-Schergen» aus-
weist an einem Ort, welchen sie nie betreten
haben. Oder wenn eine aufmerksame Leserin
der National-Zeitung die Vorlagen entdeckt,
welche man zusammengeschnippelt hat, um
eine «mordende deutsche Landser-Bestie»
vorzuführen. Oder wenn zu einem und dem
Dieses Foto erschien im französischen Blatt «Le Miroir».
Man hat das Rot-Kreuz-Symbol auf der Kutsche wegre-
tuschiert und den Hintergrund etwas verundeutlicht. «Le
Miroir» schreibt dazu: «Plündernde Deutsche in Frank-
reich».
394
Barbie inmitten seines damaligen «SS-Teams». Die Na-
tional-Zeitung veröffentlichte das Foto, um – im Sinne der
Gerechtigkeit – den wahren Sachverhalt aufzuklären. Ein
Leser aus Nordrhein-Westfalen erkannte sich wieder. Er
gab zu Protokoll: Auf dem Bild ist er als Unteroffizier zu
sehen. Es zeigt Männer des Artillerie-Regiments 62, die
beim Ausbau des Westwalls eingesetzt waren. Aufgenom-
men wurde es bei einem Besuch in Trier. Mit diesem Re-
giment, das keineswegs zur SS gehörte, hatte Barbie nie
in seinem Leben irgend etwas zu tun.
395
Zu Seite 396:
397
form einwandfrei erkennbar – um Luftwaffen-Sanitäts- es nicht! Wir haben es mit einer Mischung aus Fotomon-
Offiziere. Auch die Behauptung, das Bild zeige einen Un- tage und Zeichnung zu tun.
terkühlungsversuch, erfreut sich kritischer Anmerkung.
Einer der Ärzte: «Nach dem Bild bleibt höchstens die
Vermutung, dass es sich hier um Schwimmwestenversu-
che für die Seenotrettung abgeschossener oder abge-
stürzter Flieger handelt.» Ein anderer Mediziner erläu-
tert noch genauer: «Unterkühlungsversuche wurden von
der Luftwaffe zur Erprobung und Verbesserung von Ret-
tungsanzügen des fliegenden Personals zur Überlebens-
hilfe bei Notwasserung oder Fallschirmabsprung ins
Meer durchgeführt. Als Versuchspersonen dienten Frei-
willige der Luftwaffe. Niemand kam dabei zu Schaden.»
Die Redaktion des Ärzteblattes entschuldigte sich mit der
Herkunft des Bildes: Man habe es dem ARD-Film «Der
Ärzteprozess von Nürnberg» entnommen und seiner von
der Sendeanstalt gelieferten Erklärung geglaubt. So Diesem Bild, das einen mordenden Landser zeigen soll,
leichtfertig wird hierzulande Zeitgeschichte «dokumen- begegnet man sehr häufig.
tiert»!
Dazu das Gutachten des bekannten Photospezialisten und
Fachautoren Professor Dr. Otto Croy: «Der schiessende
Soldat sieht nicht wie ein deutscher Soldat aus. Der Ho-
senschnitt, die sehr hohe Taille, die Schaftstiefel sowie die
kleine Kappe bieten ein ungewohntes Bild. Nicht ganz
glaubhaft ist die Stellung des Soldaten. In dieser Stellung
steht ein Scharfschütze, der ziemlich lange auf ein ent-
ferntes Ziel feuert. Auf die Distanz von 2 Metern pflegt
man auch mit dem Gewehr nicht in dieser Stellung zu
schiessen.
Ausserdem: Aus der Haltung des Gewehres kann entnom-
men werden, dass der Soldat links an der Frau mit dem
Kind vorbeischiesst.
Zur fototechnischen Seite:
Aus der Licht- und Schattenbildung ist zu ersehen, dass
die Aufnahme bei Sonne gemacht wurde, wobei die Sonne
Dieses Bild wurde u.a. in hunderttausendfacher Auflage in halber Höhe rechts hinter der Kamera stand. Die
als Postkarte verbreitet. Es stellt einen Landser bei seinen Glanzlichter sitzen jeweils rechts, während sich die
«Mordtaten» dar. Schatten etwas tiefer im Hintergrund links befinden.
Die Beleuchtung der beiden Bildhälften ist miteinander Die Frau mit dem Kind müsste einen entsprechenden
unvereinbar, der Schattenwurf uneinheitlich. Die Uni- Schatten links hinter sich werfen. Dasselbe müsste auf
form des SS-Unterscharführers (laut Dienstgradabzei- den Soldaten zutreffen. Hier scheint also etwas nicht in
chen) stimmt über dem Koppel nicht mit der unteren Ordnung zu sein. Die andere Beleuchtung trifft selbst auf
Hälfte überein. Die Seitentaschen unter dem Koppel feh- den Soldaten zu. Licht und Schatten lassen hier auf einen
len; die Jackenmittelkante verläuft nicht richtig von oben höheren Sonnenstand schliessen, wobei die Sonne schär-
nach unten. Die linke Hand (rechts im Bild als heller fer von rechts einstrahlt.
Fleck) müsste im Schatten liegen. Die Pistole hängt Das rechte Bein des Soldaten müsste normalerweise auch
falsch und ist mit der rechten Hand (im Bild links) «iden- noch von den Sonnenstrahlen getroffen sein.
tisch». Ausserdem hätte man Häftlinge kaum an solchen Das Bild ist auch nicht frei von Retusche. Zwischen dem
Bäumen aufgehängt, die allenfalls im ausserordentlich Soldaten und der Frau ist die Hintergrundlinie mit grauer
hohen Wipfel eine «Halterung» haben. Und was das
Wichtigste ist: Gehenkte mit angewinkelten Beinen gibt
398
Farbe abgespritzt, ebenso der Hintergrund an der linken
und an der rechten Bildkante. Offensichtlich ist die Rük-
kenpartie der Frau sowie das hängende Haar nachge-
spritzt worden. Manuelle Retuschen machen sich am
Kopf des Kindes und auf dem Gewehr bemerkbar.»
399
Bitburg ten.» Soweit die Stellungnahme des US-Prä-
sidenten.
Nachdem sich US-Präsident Reagan dazu ent- Die daraufhin einsetzende Kampagne kom-
schlossen hatte, bei seinem Deutschland-Auf- mentierte die «Frankfurter Allgemeine» mit
enthalt 1985 den deutschen Soldatenfriedhof den Worten:
Kolmeshöhe bei Bitburg zu besuchen, auf «Eine mächtige publizistische Maschinerie
dem auch gefallene Soldaten der Waffen-SS seines (Reagans) Landes pflegt die Verfol-
begraben sind, setzte eine gross angelegte gung bis ins siebte Glied und ist für Jeden An-
Kampagne ein. Reagan brachte seine Ent- lass dankbar, das Zerrbild des hässlichen
scheidung auf einer Pressekonferenz am 21. Deutschen wieder auszugraben und alte Wun-
März 1985 in Washington der Öffentlichkeit den aufzureissen. Ihren Betreibern macht es
zur Kenntnis. Nachfolgend ein wörtlicher nichts aus, selbst die Toten noch zu sortieren
Auszug: und den Präsidenten zur Marionette zu ma-
«FRAGE: Herr Präsident, können Sie uns sa- chen. Hier verquicken sich Machtgelüste mit
gen, warum Sie die Entscheidung getroffen den geschäftlichen Interessen einer Unterhal-
haben, während Ihrer Deutschland-Reise im tungsindustrie, der das «Nazi-Thema» alle-
Mai am Tage des Sieges in Europa kein Nazi- mal willkommen ist. Von Differenzierung
Konzentrationslager zu besuchen? und Verantwortung keine Spur. Jene Ameri-
kaner, die sich heute die Hirne vernebeln las-
ANTWORT: Jawohl, das kann ich Ihnen sa- sen, die vier Jahrzehnte einer gewachsenen
gen. Ich bin sehr dafür, dass dieses Mal bei Freundschaft bedenkenlos aufs Spiel setzen
dem Gedenken an die Beendigung des gros- und dem Freund das gemeinsame Gedächtnis
sen Krieges wir statt der Wiedererweckung an Millionen unschuldig Hingeopferter ver-
der Erinnerungen usw. und der Leidenschaf- weigern: Sie werden es noch bereuen. Heute
ten jener Zeit diesen Tag vielleicht als den wird ihnen Beifall von einer Seite zuteil, die
Tag begehen sollten, an dem vor 40 Jahren sich sonst in jeglicher Form von Anti-Ameri-
Frieden und Freundschaft begannen. Heute kanismus gefällt. Aber es wird ein kurzlebi-
finden wir uns als Verbündete und Freunde ger, taktischer Beifall sein, der schon morgen
der Länder, gegen die wir einst gekämpft ha- in eine mitunter geradezu hasserfüllte Aver-
ben. Und dass wir es beinahe als eine Feier sion umschlagen wird.»
des Endes einer Ara und des Beginns dessen Reagan besuchte schliesslich sowohl die Ge-
begehen sollten, was jetzt für uns 40 Jahre des denkstätte Bergen-Belsen als Referenz für die
Friedens bedeutet. Opfer nationalsozialistischen Terrors als auch
Und ich war der Meinung, dass das deutsche den Bitburger Soldatenfriedhof, auf dem 100
Volk ein Gefühl hat, ein Schuldgefühl, das deutsche Soldaten des Ersten Weltkrieges und
ihm aufgezwungen worden ist. Und ich halte 1838 Gefallene des Zweiten Weltkrieges ru-
das für unnötig. Ich meine, die Deutschen hen.
sollten Anerkennung finden für die Demokra- Der US-Präsident beendete seinen Deutsch-
tie, die sie aufgebaut haben und die demokra- land-Aufenthalt mit einer Rede auf dem Ham-
tischen Prinzipien, für die sie heute eintre- bacher Schloss, wo 1832 die berühmte Mas-
400
senkundgebung für Deutschlands Einheit und urteilt worden zu sein. Er habe jedoch aus
Freiheit stattgefunden hatte. Bei dieser Gele- dem Gefängnis fliehen können. In US-Kriegs-
genheit sagte er: gefangenschaft sei ihm von zwei Kameraden
«Aber wenn die nationale Einheit auch nicht mitgeteilt worden, dass am 4. oder 5. Mai
sofort erreicht werden kann, können Sie, die 1945 120 bis 150 Soldaten den Hinrichtungs-
Jugend Deutschlands, die Deutschlands Zu- kommandos der Waffen-SS zum Opfer gefal-
kunft ist, die Kraft demokratischer Ideale be- len seien. Der Artikel in den «Salzburger
weisen, indem Sie sich selbst der Sache der Nachrichten» löste erhebliches Aufsehen aus.
Freiheit hier in Europa und anderswo ver- Die Deutsche National-Zeitung meldete bald
schreiben . . . darauf Zweifel an der Richtigkeit des «Waf-
Kein Land der Welt ist schöpferischer gewe- fen-SS-Massenmordes von Kuehl»: Nachfra-
sen als Deutschland. Und kein anderes Land gen bei Friedhofsverwaltungen, Gendarmerie
kann besser dazu beitragen, unsere Zukunft zu und Bürgermeister des Ortes hätten ergeben,
gestalten. Wir haben bereits ein Wunder er- dass niemand von einem solchen «Massaker»
lebt, Ihr Wirtschaftswunder. Die Experten ha- weiss. In ihrer Ausgabe vom 9. Oktober 1985
ben gesagt, es würde Jahrzehnte dauern, ehe lassen die «Salzburger Nachrichten» den Zeit-
Deutschlands Wirtschaft ihren Vorkriegs- geschichtler Ernst Hanisch zu Wort kommen,
stand erreichen würde. Sie haben es in weni- der sich mit den Vorwürfen eingehend be-
ger als einem Jahrzehnt geschafft.» schäftigt hat. Er hat die Gendarmeriechroni-
ken untersucht: «Von den Erschiessungen
keine Spur.» Ein derart grosses Massenver-
Blutbad von Kuehl brechen müsste der einheimischen Bevölke-
rung in Erinnerung geblieben sein. Hanischs
Dass deutsche Zeitungen Verleumdungen ge- Recherchen in Kuehl: «Darüber war nichts
gen unsere Soldaten bringen, ist leider an der bekannt.» Der nächste Weg führte ihn in die
Tagesordnung. Ungewöhnlich hingegen, dass Pfarrkanzlei. Der Historiker berichtet: «Das
ein Blatt zur öffentlichen Korrektur bereit ist, Sterbebuch Nr. 12 löste das Rätsel. Am 8. Mai
wenn sich die Behauptungen als haltlos her- 1945 wurden fünf Tote auf gefunden. Drei er-
ausgestellt haben. Die «Salzburger Nachrich- schossene deutsche Soldaten, sie waren ver-
ten» jedenfalls sind anständig genug, einen mutlich tatsächlich das Opfer der SS: ein
schwerwiegenden Irrtum einzugestehen. Der Selbstmörder, wahrscheinlich ein Nationalso-
Fall im Zusammenhang: zialist; ein französisches SS-Mitglied, das von
Am 15. April 1985 meldeten die «Salzburger den Amerikanern erschossen wurde.» Von
Nachrichten», dass Anfang Mai 1945 in Ku- den 150 «Erschossenen» blieben also drei üb-
ehl 120 bis 150 deutsche Soldaten von der rig, die «vermutlich» auf das Konto der Waf-
Waffen-SS erschossen worden seien. Das fen-SS gehen, wobei hier die Überlegung na-
Blatt berief sich auf Landeshauptmann Has- heliegt, dass Fahnenflucht eine Rolle gespielt
lauer, der berichtete, von einem Standgericht hat. Schlussfolgerung des Zeitgeschichtlers
der Waffen-SS in jenen Tagen zum Tode ver-
401
Hanisch: «In Umbruchzeiten spielen Gerüch- und einseitigen Vergangenheitsbewältiger.
te immer eine enorme Rolle . . . Die mündli- Die «Parlament»-Redaktion lässt «Stationen
che Überlieferung gewinnt eine unglaubliche seines reich bewegten Lebens noch einmal
Stärke. Wie im Mittelalter haben angegebene Revue passieren». Dann folgt eine Beschrei-
Zahlen keinen exakten, sondern lediglich bung, die den Porträtierten als engagierten
symbolischen Wert. Das zeitgenössische ma- Widerstandskämpfer gegen Hitler darstellt:
thematische Denken wird ausser Kraft ge- Er habe «in Verbindung mit einem Kreis von
setzt. Legenden und Mythen beginnen zu wu- Exponenten des Widerstandes» gewirkt, «Be-
chern. So wurden auch in Kuehl aus den drei kanntschaft mit den Schergen des Regimes»
deutschen Soldaten 150.» gemacht, sei in konspirativen Kontakt zu
Deutschlands Feinden getreten, habe sich «als
Privatlehrer durchgeschlagen» und die «Ago-
Bundeszentrale für politische nie des Dritten Reiches» als «Untergetauch-
Bildung ter» überlebt.
Wir nehmen uns die Freiheit, noch einige wei-
Neben der alliierten Propaganda, etlichen li- tere «Stationen des reich bewegten Lebens»
zenzierten deutschen Massenmedien und dem aufzulisten: Bis 1935 war Franken Geschäfts-
Institut für Zeitgeschichte ist es besonders die führer des Kartellverbandes der deutschen ka-
Bundeszentrale für Politische Bildung in tholischen Studentenvereinigungen, 1939
Bonn, die – von Steuergeldern finanziert – wurde er Dozent an der Pädagogischen Hoch-
Hetze gegen den deutschen Soldaten betreibt. schule Vechta. Ab 1940 leitete er diese PH als
Wie glaubwürdig diese Institution ist, zeigte Direktor, sass also an einer pädagogischen
die National-Zeitung 1985 auf, als der zum Schaltstelle im Dritten Reich. Sein «Wider-
«Widerstandskämpfer» erklärte Bundeszen- stand» war derart unauffällig, dass ihn das
tralen-Gründer Paul Franken starb: NS-Regime während des Krieges sogar in
Dr. Paul Franken, von 1952 bis 1968 Direktor Geheimdiensten verwendete. Franken wirkte
der Bundeszentrale für politische Bildung, ist im Auslands-Nachrichtendienst der Wehr-
verstorben. Dem kurz vor Vollendung seines macht und war Verbindungsmann der Ab-
81. Geburtstages von uns gegangenen Volks- wehr zum Vatikan.
pädagogen widmet das Bundeszentralen-Blatt In der Weimarer Zeit war die Reichszentrale
«Parlament» einen ausführlichen Nachruf. Er für Heimatdienst das wichtigste Instrument
habe den «Geist der Bundeszentrale» geprägt, der Regierungen zur Politischen Bildung. Die
heisst es da. Man trauere um einen «grossen Institution wurde 1927 in die Reichskanzlei
Lehrmeister». Seine Ideen seien verbessert, eingegliedert, zugleich bildete man 18 Lan-
ergänzt, an neue Entwicklungen und Verhält- desabteilungen. Die Reichszentrale hatte im
nisse angepasst worden, keine jedoch hätte Gegensatz zur Bundeszentrale keineswegs
man aufgeben müssen. die Aufgabe, Deutschlands Schuldkonto zu
Die Bundeszentrale für politische Bildung ist belasten, sondern war beauftragt, die gegen
seit langer Zeit Sprachrohr der Umerzieher Deutschland im Umlauf befindliche Greuel-
402
propaganda sachlich zu widerlegen. Leider an.» (Richards and Saunders: Royal Air Force
wurde diese Tradition sozialdemokratischer 1939-1945, London 1953).
und vom Zentrum geführter Reichsregierun- «Kurz nach Mitternacht wurden Bomben auf
gen nach Gründung der Bundesrepublik 1949 die Stadt abgeworfen – Luisenstrasse und
nicht fortgeführt. Stadtzentrum – 4 Tote, darunter eine Englän-
derin» (nach Mitteilung der Stadtverwaltung
an den Verfasser).
Coventry Der engliche Jurist F.J.P. Veale sagt in seinem
Buch (Der Barbarei entgegen): «Der Flug der
Die englische Stadt Coventry ist ein Symbol 18 englischen Whitley – Bomber in der Nacht
für deutsche Kriegsverbrechen, seit sie einem 10./11. Mai 1940 zum Angriff gegen west-
Bombardement der Luftwaffe am 15. Novem- deutsche Städte wendete ein wichtiges Blatt in
ber 1940 ausgesetzt war. Grosse Teile der Öf- der Geschichte und setzte den Schlusspunkt
fentlichkeit sind der Überzeugung, dass Cov- hinter eine Epoche, die zweieinhalb Jahrhun-
entry das erste Opfer des Luftterrors gewesen derte angedauert hatte.»
sei. Tatsächlich war der deutsche Angriff eine Luftkriegsexperte Dr. Czesany berichtet: Be-
Repressalie. Sir Liddell Hart, der bekannte trachten wir nun die deutsche Reaktion auf
englische Militärhistoriker, schreibt in seinem den alliierten Luftkrieg gegen die unbewaff-
Werk «The Revolution in Warfare», S. 79: nete Zivilbevölkerung. Vor dem 10. Mai 1940
«Als Churchill an die Macht kam, gehörte es war man so weit gegangen, den deutschen
zu den ersten Entscheidungen seiner Regie- Flugzeugbesatzungen Bombenwürfe, selbst
rung, den Bombenkrieg auf das Nichtkampf- auf britische Hafenanlagen und Kriegswerften
gebiet auszudehnen.» zu verbieten, um den Alliierten keinen Anlass
Der Inspekteur des deutschen Brandschutz- für den unbeschränkten Luftkrieg zu geben.
wesens, Hans Rumpf, kommt in seinem rich- So durfte z.B. das britische Schlachtschiff
tungweisenden Werk «Das war der Bomben- «Repuls», das in einem Dock auf der Reede
krieg» zu dem Schluss: «Als Datum der Er- von Firth of Forth lag, nicht bombardiert wer-
öffnung des uneingeschränkten Luftkriegs den, damit auf keinen Fall eine Bombe auf bri-
muss nach dem fundierten Zeugnis zuverläs- tischen Boden falle. (Spetzler in «Luftkrieg
siger Forschung die Nacht vom 10. zum 11. und Menschlichkeit», Göttingen, Berlin –
Mai 1940 gelten.» Frankfurt a. M., 1956, S. 239).
Rumpf, einer der massgeblichen deutschen Aber auch nach Beginn der britischen Bom-
Spezialisten in der Luftkriegsforschung, der beroffensive gegen Deutschland blieb der
lange beim Internationalen Roten Kreuz in deutschen Luftwaffe jeder Bombenwurf auf
Genf an einer Konvention zum Schutz der Zi- Grossbritannien streng untersagt. Erst 6 Wo-
vilbevölkerung mitarbeitete, zitiert die unwi- chen nach dem 10. Mai 1940, nämlich am 20.
derlegbaren Quellen: Juni, griffen deutsche Bomber erstmalig – al-
«In dieser Nacht griffen 36 RAF-Bomber u.a. lerdings rein militärische – Ziele in England
die Aussenbezirke von Mönchengladbach an. Laut höchstem Befehl wahren Angriffe
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gegen Wohnsiedlungen auch jetzt unter allen Oberkommandos vom folgenden Tage stellt
Umständen zu vermeiden. Von deutscher nochmals ausdrücklich fest, dass diese An-
Seite wurde dieser Angriff offiziell im Rund- griffe «Vergeltung für die von England be-
funk (OKW-Bericht) als Repressalie bezeich- gonnenen und in den letzten Wochen gestei-
net. Eine Repressalie war der Angriff aller- gert geführten Nachtangriffe auf Wohnviertel
dings nur bedingt, da er den Luftkrieg gegen und andere nichtmilitärische Ziele im Reichs-
die unbewaffnete Zivilbevölkerung mit einem gebiet» darstellten. Der bereits zitierte In-
Bombardement rein militärischer Anlagen be- spekteur des deutschen Brandschutzwesens,
antwortete. Weitere deutsche Angriffe, alle- Hans Rumpf, hält in seinem Werk «Das war
samt streng begrenzt auf rein militärische der Bombenkrieg» fest.
Ziele – folgten. Erst 4 Monate nach dem 10. «Deutschland hat sich also nicht zu allem
Mai 1940 – am 7. September –, nachdem im- sonst berechtigten Schuldgefühl, an dem wir
mer wieder aufs Neue deutsche Städte, darun- schwer zu tragen haben, auch noch das Blei-
ter allein Berlin 8mal, angegriffen worden wa- gewicht der Entfesselung des totalen Luft-
ren, und Warnungen nichts genutzt hatten, er- krieges aufzubürden. Diese Zumutung ist uns
folgte der deutsche Gegenschlag mit einem auch von unseren ehemaligen Kriegsgegnern
schweren gezielten Tagesangriff auf die niemals ernstlich gestellt worden. Die zuver-
Markt- und Lagerhallen, Güterbahnhöfe und lässige Kritik hat vielmehr so gut wie einhel-
Docks – den «Bauch» Londons. lig Deutschland das Recht auf Notwehr zuge-
Eine besonders deutliche Warnung an die Bri- standen.» Der britische Physiker und Nobel-
ten war vorher beispielsweise am 19. Juli im preisträger Blackett schreibt:
Reichstag ausgesprochen worden. Am 4. Sep- «Die Deutschen waren streng genommen im
tember 1940, nachdem systematisch die Bom- Recht, den Angriff auf London eine Vergel-
bardements der deutschen Reichshauptstadt tungsmassnahme zu nennen, insbesondere, da
begonnen hatten, wies Berlin nochmals auf sie vor unserem 6. Angriff auf Berlin ange-
die Beeinträchtigung der deutschen Zivilbe- kündigt hatten, sie würden zurückschlagen,
völkerung durch die britischen Angriffe hin wenn wir unsere Angriffe nicht einstellten.
und kündigte eine entsprechende Vergeltung Ein paar Wochen später schlugen sie trotz ih-
an, falls die Angriffe nicht eingestellt würden. rer überwältigenden Überlegenheit an Bom-
Diese Vergeltung bestand im Angriff von 70 bern vor, die Städteangriffe zu beenden. Dies
deutschen Kampfflugzeugen in der Nacht zeigt nicht die Humanität der Deutschen,
vom 6. zum 7. September auf London. Nach- wohl aber ihren Realismus.»
dem die Briten daraufhin wiederum Berlin an- Und der britische Generalmajor J. F. C. Fuller
griffen, kam es am Nachmittag des 7. Septem- sagt:
ber mit 270 deutschen Bombenflugzeugen «Hitler schlug zunächst nicht zurück, aber es
zum ersten deutschen Grossangriff auf die bri- ist kein Zweifel, dass diese Angriffe auf west-
tische Hauptstadt. Der Bericht des deutschen deutsche Städte ihn förmlich darauf hinsties-
sen, nun auch seinerseits zum Angriff überzu-
gehen.»
404
Liddell Hart: «Die Deutschen waren vollkom- Unberührt von dem akademischen Streit um
men berechtigt, ihren Angriff auf London als die Schuld am Luftterror bleibt das Andenken
Repressalie zu bezeichnen, zumal da sie vor an die vielen unschuldigen Opfer, seien es
unserem sechsten Angriff auf Berlin erklärt Deutsche oder seien es englische Frauen und
hatten, dass sie zu einer solchen Handlungs- Kinder, die von Bomben der Luftwaffe zerris-
weise übergehen würden, falls wir unsere sen wurden, seien es Angehörige jedweder
Nachtangriffe auf Berlin nicht einstellen.» Nation, die in dieses entsetzliche Geschehen
Die englische Flugwaffe setzte den Bomben- verwickelt war.
krieg gegen deutsche Städte und Dörfer trotz
der deutschen Repressalien weiter fort. In der
ersten Zeit nach Beginn dieser neuen Repres- Dönitz
salienhandlungen kam es zu folgenden briti-
schen Bombenangriffen auf deutschem Geboren 1891 in Berlin, war er im Ersten
Reichsgebiet: in der Nacht zum 9. September Weltkrieg U-Boot-Kommandant. 1935 wurde
auf nichtmilitärische Ziele in Deutschland; in er Befehlshaber der neuen deutschen U-Boot-
der Nacht zum 10. September auf einwandfrei Waffe, 1943 Oberbefehlshaber der deutschen
nichtmilitärische Ziele in Berlin, darunter das Kriegsmarine und am 30. April 1945 Reichs-
Brandenburger Tor, das Reichstagsgebäude, präsident.
die Akademie der Künste, das Haus des Ver- Er rettete über die Ostsee Millionen Soldaten
eines Deutscher Ingenieure, das St.-Hedwig- und Flüchtlinge vor den Sowjets; die grösste
Krankenhaus, ein Altersheim und Wohnvier- Seerettungsaktion der Menschheitsgeschich-
tel; in der Nacht zum 11. die Wohnviertel te. Im Nürnberger Folterprozess erhielt er 10
mehrerer Städte, darunter Hamburg, Bremen Jahre Haft, die er in Spandau absitzen musste.
und Berlin; in der Nacht zum 18. September Dönitz verstarb 1980 in Aumühle bei Ham-
die Krankenanstalt von Bethel (nach erfolg- burg. Sein herausragendes staatspolitisches
reicher Abwehr eines Angriffes auf Ziele in Verdienst ist die de jure-Rettung des Deut-
Westdeutschland); in der Nacht zum 19.9. schen Reiches, da er nur die militärische Ka-
Wohnviertel in west- und südwestdeutschen pitulation vollzog. US-Admiral Hart, Oberbe-
Städten u.a. die Heidelberger Arbeitersied- fehlshaber der Asiatischen Flotte im 2. Welt-
lung Pfaffengrund; in der Nacht zum 20. Sep- krieg, schrieb an Dönitz:
tember westdeutsche Städte,; in der Nacht «Thos. C. Hart King House Sharon,
zum 23. Berlin; desgleichen in der Nacht zum Connecticut, 12. April 1957
24. September 1940. In ähnlicher Art gingen Grossadmiral Karl Dönitz,
die Angriffe der britischen Flugwaffe auch in Sehr verehrter Admiral,
den folgenden Wochen weiter. ich war auf Reisen, als ich von Ihrer Freilas-
Das Bombardement von Coventry vom 15. sung aus dem Gefängnis durch mein Land und
November 1940 war eine unzweifelhafte Re- andere Nationen las. Es drängte mich sofort,
pressalie.
405
irgend etwas dazu zu sagen und ich freue Sie können aber absolut sicher sein, dass zu-
mich, feststellen zu können, dass es auch an- mindest Ihr Platz in der Geschichte einer der
deren so ergangen ist; erlauben Sie aber, dass besten sein wird. Sie haben den Krieg geführt,
ich mich zuerst kurz vorstelle: der Ihnen befohlen worden war, und zwar
Ich bin im Jahre 1945 aus unserer Marine aus- kämpften Sie lange Jahre unter grössten
geschieden, nach 52 Dienstjahren, von denen Schwierigkeiten mit ausserordentlicher Wirk-
ich acht auf Unterseebooten verbrachte. In samkeit, – technisch und als inspirierter Trup-
den Jahren 1917 und 18 hat sich meine Flo- penführer. Und dann, als Sie am Ende die
tille an der Jagd auf Ihre Unterseeboote betä- volle Last der Staatsgeschäfte Ihres Landes
tigt. Als wir in den Zweiten Weltkrieg eintra- übernehmen mussten, haben Sie auch diese
ten, war ich im Dezember 1941 Oberstkom- Aufgabe glänzend gelöst. An meinem Mitge-
mandierender unserer asiatischen Flotte, de- fühl liegt Ihnen wahrscheinlich nichts, darf
ren Hauptmacht aus 27 Unterseebooten (S/ ich Ihnen aber meine Hochachtung ausspre-
Ms) bestand. chen.
Natürlich war das Vorgehen gegen Sie in Darf ich zum Schluss noch der aufrichtigen
höchstem Masse ungerecht; und es stellt ei- Hoffnung Ausdruck geben, dass Sie gesund
nen bedauerlichen Flecken auf der Geschichte sind und dass Ihnen noch viele Jahre des
meines Landes dar. Ich könnte mich in diesem Glücks und der Zufriedenheit beschieden sein
Sinne noch sehr viel mehr verbreiten, aber ich mögen.
möchte hier nur wenigstens meine Befriedi- Ihr sehr ergebener gez.
gung zum Ausdruck bringen; – meine Lands- Thos. C. Hart.»
leute, die im Nürnberger Gerichtsverfahren
tätig waren, hatten zwar einige Titel und Uni-
formen, aber keiner von ihnen war wirklich Dössel
ein Militär oder Seemann.
Eine meiner ersten Dienstobliegenheiten bei Um ein Haar wäre diese westdeutsche Ort-
unserem Eintritt in den letzten Krieg bestand schaft zu einem weiteren Symbol für angebli-
darin, meinen Unterseebooten den Befehl un- che Greueltaten der deutschen Wehrmacht ge-
serer Marineleitung mitzuteilen, gegen Japan worden, hätten nicht noch lebende Augenzeu-
einen «unbeschränkten» Krieg zu führen. gen vehement in die Diskussion eingegriffen
Wenn ich mir die Einzelheiten des sogenann- und die Sachlage richtiggestellt. Die Deutsche
ten Gerichtsverfahrens gegen Sie ins Ge- National-Zeitung berichtete 1984:
dächtnis zurückrufe, bestand der Hauptankla- Dem zweifelhaften Ruhm, Stätte eines deut-
gepunkt gegen Sie in genau demselben Tatbe- schen Massenmordes an Polen gewesen zu
stand. Ich führte einen Befehl aus. Sie, ver- sein, ist die Ortschaft Dössel bei Warburg
ehrter Admiral, haben über zehn Jahre lang im (Nordrhein-Westfalen), nur knapp entkom-
Gefängnis gelitten, weil auch Sie die Befehle men. In dem Bestreben, das deutsche Schuld-
Ihrer Regierung ausgeführt hatten. konto mit möglichst vielen und hohen histori-
Herr Admiral, Sie haben viel durchgemacht. schen Hypotheken zu belasten, verbreiteten
406
Vergangenheitsbewältiger die Behauptung, in Berechtigung des Wehrmachtwiderstandes
Dössel seien 100 polnische kriegsgefangene gegen den Feind in Zweifel gezogen werden.
Offiziere von Deutschen ermordet worden. Seitens deutscher Stellen während des Dritten
Eine «sauerländische Hausfrau» (Ortspresse) Reiches ist stets das Bemühen vorherrschend
fühlte sich von derart grosser moralischer gewesen, die eigenen Todesziffern eher zu re-
Schuld gebeutelt, dass sie Familienangehö- duzieren. So sah sich in den «Mitteilungen für
rige der Toten und offizielle Vertreter der die Truppe», Ausgabe Nr. 282, Juli 1943, das
Jaruzelski-Junta zu sich einlud. Den Impetus Oberkommando der Wehrmacht (OKW) ge-
zur Sühne hatte sie auf dem Dösselner Fried- zwungen, den nach Bombardierungen in der
hof empfangen, der die Gebeine der Ermorde- Heimat entstandenen «Schreckensmeldun-
ten birgt. Entsprechende Artikel der Presse gen» an der Front entgegenzutreten: «Wie
machten aus der Sühneübung ein Mediener- Frontsoldaten besonders gut verstehen wer-
eignis. Es kam zu Spenden für die polnischen den, entstehen die tollsten Gerüchte nach den
Gäste, der Oberkreisdirektor persönlich sagte schweren Bombenangriffen auf unsere Gross-
Unterstützung zu, hilfsbereite Sauerländer städte. Die Zahl der Todesopfer, die dann in
chauffierten die Gäste von der Weichsel den nächsten Tagen herumschwirrt, ist oft ge-
durch die Landschaft zu ihren flugs eingerich- radezu ungeheuerlich. Schon unter Soldaten
teten Gastquartieren. Die Stadt Warburg draussen ist es nach einem schweren Angriff
schliesslich enthüllte einen Gedenkstein. Da schwierig, bei der Beurteilung der Lage kaltes
wirkte es schon fast störend, was die «West- Blut zu wahren und nicht zu übertreiben. In
falenpost» entdecken musste. Die Telefone in unseren Städten daheim, wo die ganze Zivil-
der Redaktion hätten nicht mehr stillgestan- bevölkerung mitbetroffen wird, kann man mit
den. Etliche Augenzeugen der damaligen Er- dem besten Willen nicht verlangen, dass an-
eignisse meldeten sich. «Westfalenpost»: «Je- gesichts der Trümmerfelder und des bitteren
der versicherte, dass die polnischen Offiziere Leidens, das viele Familien getroffen hat,
vor 40 Jahren . . . bei einem Bombenangriff nüchterne Urteile über die Zahl der Todesop-
der englischen Streitkräfte ums Leben ka- fer abgegeben werden. Aus Gründen, die je-
men.» Kommentar des Lokalblattes: «Na, der Soldat versteht, können die genauen Zah-
wenn das kein Mord war!» Eben! Doch die len nicht veröffentlicht werden. Sie wären ein
Sühne müsste woanders geleistet werden. gefundenes Fressen für den Feind. Wenn aber
in Städten wie Köln, Düsseldorf und Wupper-
tal Zahlen von 20’000 bis sogar 50’000 ver-
Dresden breitet wurden, wenn der englische Sender
nach dem Angriff auf die Talsperren sogar be-
Behauptet wird, beim alliierten Terrorangriff hauptet, die Verluste betrügen 70’000 Tote,
auf Dresden seien «nur» 35’000 Menschen so sind diese Zahlen heller Wahnsinn. In ei-
ums Leben gekommen. Die NS-Propaganda nem einzigen Falle hat ein solcher Angriff
habe die Zahl der Toten bewusst übertrieben. rund 3’000 Opfer gefordert. Das war in einer
Mit der Untertreibung der Opferzahl soll die Stadt, in der die Bevölkerung vielleicht auch
407
zu sorglos war. In den meisten Fällen liegt die wortlich Zeichnenden, dem Historiker Dr.
Zahl der Todesopfer bei schweren Angriffen Grosse, ausdrücklich bestätigt wird:
unter tausend. Das ist bitter genug, bleibt aber «Der höhere Polizei- und SS-Führer Der Be-
Gott sei Dank weit hinter den Schreckzahlen fehlshaber der Ordnungspolizei
zurück, die der Feind gern verbreitet wissen Dresden, den 22.3.45
möchte.» Tagesbefehl Nr. 47
Selbst das SED-Zentralorgan «Neues 1. Luftangriff auf Dresden.
Deutschland» macht in seiner Ausgabe vom Um den wilden Gerüchten entgegentreten zu
10. Februar 1985 klar, dass die Zahl von können, folgt nachstehender kurzer Auszug
35’000 Dresden-Toten keinesfalls stimmen der Schlussaufstellung des Polizeipräsidenten
kann: von Dresden über die vier Angriffe am 13.,
«Was die Zahl der Toten in Dresden angeht, 14., 15. 2. 1945 auf Dresden.
so wird sie gewöhnlich auf 35’000 angesetzt. Bis zum 2.3.45 abends wurden 202‘040 Tote,
Sie ist errechnet aus Strassenbüchern, Kenn- überwiegend Frauen und Kinder, geborgen.
zetteln und Totenlisten. Wird sie der ganzen Es ist damit zu rechnen, dass die Zahl auf
Dimension des Grauens gerecht? Wer weiss 250’000 Tote ansteigen wird. Von den Toten
wirklich, wie viele Menschen sich damals in konnten nur annähernd 30 Prozent identifi-
Dresden aufhielten – an 650’000 Einwohner, ziert werden.
noch einmal Hunderttausende von den Nazis Für den Befehlshaber der Ordnungspolizei
aus dem Osten Herbeigetriebene, Verwun- Der Chef des Stabes
dete, Zwangsarbeiter, Gefangene. Wie viele Grosse
mögen in der Stadt zu Asche zerfallen sein? Oberst der Schutzpolizei»
Oder auch auf den Elbwiesen, im Grossen
Garten, wohin sie geflüchtet und dann von 1985 meldete sich ein kompetenter Augen-
Splittern zerrissen wurden, schlecht und recht zeuge der Ereignisse zu Wort: Werner Mühe,
unter die Erde gebracht, ihren ewigen Schlaf langjähriger Chefredakteur der «Celle‘schen
schlafen? Zeitung» schreibt im «Schwarzwälder Bo-
Erinnerungen des Kreuzkantors Rudolf Mau- ten»:
ersberger, der Tanzpädagogin Gret Palucca «Leider muss ich die Zahl der angeblich
und anderer, die nachts zwischen den Angrif- 35’000 Opfer in Dresden aus besserer Sach-
fen in der Stadt umherirrten, drängen solche kenntnis im Interesse der geschichtlichen
Fragen auf. Im Ehrenhain des Heidefriedhofes Wahrheit ganz entschieden berichtigen. Ich
vor den Toren Dresdens trägt eine Tafel die war damals Chef vom Dienst der politischen
Inschrift: «Wie viele starben? Wer kennt die Zentralredaktion des Deutschen Nachrichten-
Zahl? An den Wunden sieht man die Qual der büros (DNB), dem Vorgänger der heutigen
Namenlosen, die hier verbrannt, im Höllen- DPA, in Berlin und wurde sofort als Sonder-
feuer aus Menschenhände» berichterstatter in das noch brennende Dres-
Hier der Tagesbefehl Nr. 47 vom 22.3.1945, den beordert. Noch immer wüteten nach mei-
dessen Richtigkeit vom Sohn des als verant- ner Ankunft in der grausig zerstörten Stadt
408
riesige Flächenbrände. Blindgänger und Zeit- mals weitaus mehr als eine Million Menschen
zünder detonierten, und die Zahl der geborge- in seinen Mauern.»
nen Toten wuchs stündlich. Hinzu kamen die
zahllosen verstümmelten Toten. In einer amt- Dünkirchen
lichen, streng vertraulichen Verlautbarung
des Polizeipräsidenten von Dresden, die mir Am 24. Mai 1940 erhielten die zur Kanalküste
damals zur Verfügung gestellt wurde, hiess es vordringenden deutschen Panzerverbände der
unter anderem: «Bisher wurden 202‘040 Tote, Heeresgruppe A den Befehl, den Vormarsch
überwiegend Frauen und Kinder, geborgen. einzustellen. Den im Kessel von Dünkirchen
Es ist damit zu rechnen, dass die Zahl auf weit eingeschlossenen britischen und französi-
über 250’000 ansteigen wird. Von den Toten schen Streitkräften wurde bis zum 4. Juni Zeit
konnten nur annähernd 30 Prozent identifi- gelassen, mehr als 335’000 Soldaten auf die
ziert werden. Da der Abtransport der Toten britische Insel zu evakuieren. Es wäre den
nicht rechtzeitig und rasch vonstatten gehen Deutschen ohne weiteres möglich gewesen,
konnte, wurden bisher 68‘650 eingeäschert.» das gesamte britische Expeditionskorps und
Mein Sonderbericht, ich erlebte auch damals mehr als 100’000 französische Soldaten durch
die amerikanischen Tagesangriffe, es waren massierten Panzer-Einsatz, durch Artillerie
Tiefflieger, die rücksichtslos in die Flücht- und Luftwaffe entweder zu vernichten oder
lingstrecks schossen, kam über das DNB nicht innerhalb verhältnismässig kurzer Zeit zur
an die Presse; er wurde in Berlin von der Zen- Kapitulation zu zwingen. Der führende briti-
sur auf höchste Weisung (Goebbels) sofort sche Militärschriftsteller Liddell Hart schreibt
gesperrt. «Es ist alles zu grausig», hiess es. in seinem Grundlagen-Werk «Der Zweite
Und das war vielleicht damals auch gut so. Weltkrieg», durch das Anhalten der deutschen
Dresden, das bis dahin noch keinen Luftan- Panzer volle drei Tage lang seien die briti-
griff erlebt hatte, war damals – 1945 – eine schen Streitkräfte gerettet worden als nichts
riesige Lazarettstadt und mit Verwundeten anderes mehr sie hätte retten können. «Da-
und Genesenden überbelegt. Hinzu waren in durch konnten sie entkommen und sich in
den letzten Tagen vor dem Angriff Tausende England sammeln, den Krieg fortsetzen und
und Abertausende in riesigen Trecks aus den sich der Drohung einer Invasion entgegenstel-
Ostgebieten, besonders aus Schlesien, auf der len. Dadurch bewirkte Hitler seinen und
Flucht vor der mit starken Panzerkräften vor- Deutschlands Sturz fünf Jahre später.» Liddell
rückenden Roten Armee nach Dresden ge- Hart zitiert General Blumentritt, der meinte,
kommen, die nicht registriert waren und deren der Haltebefehl sei aus anderen als militäri-
Opfer man auch später nicht amtlich feststel- schen Gründen gegeben worden, und es habe
len konnte. Ich sah zahlreiche Trecks, die von sich um den Teil eines politischen Plans ge-
Tieffliegern bei Tagesangriffen, die den handelt, um den Frieden mit England leichter
Nachtangriffen folgten, erbarmungslos zu- möglich zu machen. Wäre die britische Expe-
sammengeschossen waren. Dresden hatte da- ditionstruppe bei Dünkirchen gefangenge-
409
nommen worden, so hätte bei den Engländern chen «unverbesserlichen deutschen Militaris-
das Gefühl aufkommen müssen, dass ihre mus». Es symbolisiert auch die Armee des de-
Ehre befleckt sei und wiederhergestellt wer- mokratischen Deutschland. Der preussische
den müsse. Indem man sie entkommen liess, König Friedrich Wilhelm III. stiftete das EK
habe Deutschland gehofft, sie zu versöhnen. am 11. März 1813 als Tapferkeitsauszeich-
Liddell Hart: «Da diese Darstellung von Ge- nung für die Freiheitskämpfer. Es war kein
nerälen stammt, die Hitler sehr kritisch gegen- Orden wie ihn früher Fürsten für Söldnertrup-
überstanden und die zugeben, dass sie selbst pen verliehen, sondern die Auszeichnung für
die britische Armee vernichten wollten, ist sie mutige Taten in einem Befreiungskrieg. Das
von umso grösserer Bedeutung.» Auch in den erste überhaupt verliehene EK II. Klasse er-
Tagebüchern Cianos und Halders aus der da- hielt Major Karl August Ferdinand vom Bor-
maligen Zeit finde man entsprechende Indi- cke, Kommandeur des Füsilierbataillons des
zien. An anderer Stelle seiner «Geschichte des Pommerschen 2. Infanterieregiments, für das
Zweiten Weltkriegs» schreibt Liddell Hart, es Gefecht von Lüneburg am 2. April 1813. Von
sei eine der Merkwürdigkeiten der Ge- Mannschaften wurde Füsilier Lemke als erster
schichte, dass Deutschland keinerlei Vorbe- mit dem EK II für die gleiche Kampfhandlung
reitungen für den Kampf gegen England ge- ausgezeichnet. Das Eiserne Kreuz I. Klasse
troffen habe. «Noch seltsamer war, dass in der erhielten als erste der Oberstleutnant von Hel-
fast neun Monate langen Pause, ehe im Mai wig, Kommandeur des 9. Husarenregiments,
1940 die deutsche Offensive im Westen be- und der Unteroffizier Peter Sieloff vom 2. In-
gann, nichts dergleichen geschah. Sogar als fanterieregiment im April bzw. Dezember
Frankreichs Zusammenbruch feststand, wur- 1813. Als erste Frau bekam Friederike Krüger
den keine Pläne dafür aufgestellt.» Daraus ge- im Juni 1814 vor Laon das EK II. Von den
he eindeutig hervor, dass Deutschland auf 271’000 preussischen Mitkämpfern in den
eine Verständigung mit der englischen Regie- Feldzügen 1813 bis 1815 erhielt etwa jeder
rung gehofft habe. In Deutschland sei mit ei- 30. diese Auszeichnung. Am 19. Juli 1870 er-
nem Kompromissfrieden gerechnet, den deut- neuerte Wilhelm I. das Eiserne Kreuz für die
schen Generälen zu verstehen gegeben wor- Dauer des Krieges gegen Frankreich. Bei rund
den, der Krieg sei beendet. Liddell Hart: «Es 600’000 preussischen Mitkämpfern kam auf
wurde Urlaub gewährt und ein Teil der Luft- etwa 20 ein EK II, auf 600 ein EK I. Im Laufe
waffe an andere eventuelle Fronten verlegt.» des Ersten Weltkrieges (13 Millionen Mit-
Ausserdem sei am 22. Juni 1940 die Demobi- kämpfer) erhielten 218’000 Soldaten das EK
lisierung von nicht weniger als 35 deutschen I, über fünf Millionen das EK II. Am 1. Sep-
Divisionen befohlen worden. tember 1939 wurde das EK zum dritten Mal
erneuert. Die Gesamtzahl der im 2. Weltkrieg
verliehenen Eisernen Kreuze dürfte etwa 2,5
Eisernes Kreuz
Millionen betragen haben, also die Hälfte der
Das Eiserne Kreuz ist ein Symbol bester deut- Dekorationen des 1. Weltkrieges, obschon die
scher Soldatentradition, nicht etwa das Zei-
410
Zahl der Kriegsteilnehmer viel grösser war. Erster Weltkrieg (Aufrüstung)
Während des Zweiten Weltkrieges bekamen
auch einige besonders tapfere Frauen das EK Behauptet wird, Deutschlands aggressive Rü-
II. Klasse: Die Flugkapitäne Hanna Reitsch stung sei ursächlich für den Ersten Weltkrieg
und Melitta Gräfin Schenk von Stauffenberg gewesen. Tatsache ist, dass das Deutsche
sowie die Schwestern des DRK, Elfriede Reich verhältnismässig gering aufgerüstet
Wnuk und Marga Droste. Hanna Reitsch er- hatte.
hielt als einzige Frau das EK I. Zu bedenken In den «Dokumenten Deutschen Daseins»
ist, dass viele Soldaten allein auf sich gestellt, veröffentlicht Dr. Venohr eine Gegenüber-
ohne Zeugen, tapfer kämpften und fielen. Das stellung der Aufrüstung vor 1914.
EK ehrt alle pflichtgetreuen Landser und ist 1) Heeresvermehrung der Grossmächte
1905 bis 1907
das Symbol deutschen Soldatentums.
Russland um 40‘000 Mann
Frankreich um 20‘000 Mann
Eisner-Fälschung Deutschland um 7‘000 Mann
Österreich-Ungarn um – Mann
Der Führer der kommunistischen Münchner um 391‘000 Mann
Räterepublik Kurt Eisner alias Kosmanowski 2) Heeresvermehrung der Grossmächte
liess im November 1918 ein angebliches Ge- 1907 bis 1914
heimdokument anfertigen, das vom bayeri- Russland
schen Gesandten in Berlin im Juli 1914 ver- Frankreich um 215‘000 Mann
fasst worden sein soll und die «Genugtuung» Deutschland um 132‘000 Mann
Österreich-Ungarn um 96‘000 Mann
beinhaltet, mit der die Reichsregierung aus
dem Thronfolger-Attentat in Sarajewo einen 3) Friedensstärken der Landheere 1914
Weltkrieg sich entwickeln sah. Dieses «Doku- Deutschland ca. 760‘000 Mann
ment» diente der antideutschen Propaganda Österreich-Ungarn ca 490‘000 Mann
als Beweis für Deutschlands Kriegslüstern- Russland ca 1‘640‘000 Mann
Frankreich ca 910‘000 Mann
heit. Während der Weimarer Zeit gab es dies- England ca 250‘000 Mann
bezüglich einen Prozess. Zwölf ausländische Aus diesem Vergleich ergibt sich dreierlei:
Sachverständige beurteilten den «Bericht» a) Die beiden Mittelmächte Deutschland
einmütig als Fälschung. Es stellte sich heraus, und Österreich-Ungarn waren mit 1‘250‘000
dass er im Auftrage Eisners erstellt worden Soldaten dem gegnerischen Block mit seinen
war. Ein Professor an der Pariser Universität 2‘800‘000 Mann zahlenmässig bei weitem
Sorbonne, Edouard Dujardin, äusserte: «Ich unterlegen.
bin der Meinung, dass der Text, so wie er von b) In Deutschland standen nur 1,12% der
der Bayerischen Staatszeitung veröffentlicht Bevölkerung unter Waffen, während es in
worden ist, eine der offenkundigsten und ver- Frankreich gut 2% waren.
brecherischsten Fälschungen ist, welche die c) Im Jahre 1914 hatte die französische Na-
Geschichte kennt.» tion mit etwa 44 Millionen Menschen
150’000 Soldaten mehr unter den Fahnen als
Deutschland mit seinen 68 Millionen Bewoh-
nern. Selbst die weitverbreitete Vorstellung,
411
Deutschland habe vor 1914 eine Spitzenstel- Einige Beispiele aus der Zeit 1880 bis 1913:
lung in der maritimen Rüstung eingenommen, In der Steinkohlenförderung liess Deutsch-
ist falsch. Die Flottenausgaben der damaligen land Frankreich weit hinter sich. Es vervier-
Grossmächte in den letzten zehn Jahren vor fachte seine Produktion und rückte England
dem 1. Weltkrieg lesen sich, wenn man sie im sehr nahe.
Jahresdurchschnitt auf den Kopf der Bevölke- Die Roheisenproduktion Deutschlands versie-
rung umlegt, in Goldmark so: benfachte sich und liess nicht nur Frankreich,
sondern auch Grossbritannien hinter sich zu-
England 17,80 rück. Seit 1903 stand Deutschland in der Roh-
Frankreich 8,07 eisenproduktion in Europa an erster Stelle.
USA 5,86 Die Stahlproduktion wurde in Deutschland
Deutschland 5,82
verdreissigfacht und betrug 1913 fast das
Italien 5,05
Japan 3,05 Zweieinhalbfache der britischen und das Vier-
Russland 1,94 fache der französischen. Schon 1893 stand
Osterreich-Ungarn 1,89. Deutschland hier an der Spitze des Konti-
nents.
Untersucht man die wahren Ursachen des 1. Die Maschinenindustrie des Reiches eroberte
Weltkrieges, führt ein Zitat des US-amerika- sich 1913 die erste Stelle in Europa. Aber be-
nischen Präsidenten Woodrow Wilson vom 5. reits auf der Brüsseler Weltausstellung des
9.1919 viel eher auf die richtige Fährte: Jahres 1910 hatte Deutschland viermal soviel
«Gibt es einen Mann oder eine Frau – ja lasst Maschinen wie England und fünfzehnmal so-
mich sagen, gibt es ein Kind –, das nicht viel Maschinen wie Frankreich verkauft.
weiss, dass der Samen des Krieges in der mo- Deutschlands Anteil am Welthandel stieg in
dernen Welt, der industrielle und wirtschaftli- den fünfzig Jahren von 1862 bis 1912 von ur-
che Wettbewerb zwischen den Nationen ist?. sprünglich 8,8% auf 12%. Der britische Anteil
. . Dieses war ein Industrie- und Handels- ging in der gleichen Zeit von 25% auf 17,6%
krieg.» zurück. Am 23. August 1887 erliess man in
In der Tat gab es vor 1914 ein deutsches Wirt- London ein Markenschutzgesetz, dem zufolge
schaftswunder ähnlich wie in den dreissiger alle aus Deutschland in das Britische Welt-
und wiederbeginnend in den fünfziger Jahren. reich eingeführten Fabrikate die Aufschrift
Dr. Venohr: «In einem geradezu atemberau- «Made in Germany» zu tragen hatten. Das
benden Wettlauf schoss Deutschland an den wirkte sich aber für die Deutschen eher gün-
alten Wirtschaftsgrossmächten England und stig aus, denn in den zwanzig Jahren von 1888
Frankreich vorbei und setzte sich nach den bis 1908 stieg der deutsche Aussenhandel um
USA an die zweite Stelle der industriellen 250%, der britische im selben Zeitraum nur
Weltentwicklung. Ja, auf manchen Gebieten, um 80%.
wie zum Beispiel der Grosschemie und der
Elektrotechnik, wurde es Nr. 1 in der Welt.»
Deutschland lief allen anderen europäischen
Staaten den Rang ab.
412
Fernseh-Umerzieher reichen Dokumentationen analysierte er die
deutsche Vergangenheit. Bekannt wurden
Im Fernsehen sitzen die entscheidenden Mei- seine Arbeiten für die «Stern»-Serie «Die
nungsmacher gegen den deutschen Soldaten. letzten 100 Tage des Hitlerreiches» und «Die
Der National-Zeitung gelang es, vier der Mörder sind wie Du und ich» (über Ausch-
massgeblichsten Männer, die Umerziehung witz). Ausserdem ist er im ZDF Autor und
bis zum Exzess betreiben, als einstige fanati- Regisseur der Sendereihe «Augenzeugen be-
sche Nationalsozialisten zu entlarven: Jochen richten» und schuf mit Filmen über Robert M.
von Lang alias Piechokki, Lothar Günther W. Kempner («Ankläger von Nürnberg» und
Buchheim, Werner Höfer, Peter von Zahn. Sie Leopold Trepper («Der Mann, den Stalin Otto
stehen stellvertretend für viele, die einst hun- nannte») zeitgeschichtliche Dokumente. Als
dertfünfzigprozentig auf Hitler-Linie lagen Autor und Herausgeber ist er mit den Büchern
und zu den Haupteinpeitschern gehörten, «Adolf Hitler, Gesichter eines Diktators» und
heute aber «Moral» predigen. «Hitlers Tischgespräche im Bild» hervorge-
treten.» Diskret übergangen wird seine Mit-
Jochen von Lang alias Piechocki wirkung im Propagandaapparat des Dritten
«Nun zeigt sich die Wahrheit in all ihrem Reiches: von Lang-Piechocki trommelte zu-
Schrecken», hiess es im «Journal» des Süd- nächst in den SS-Propagandakompanien für
westfunks über die fünfteilige Fernsehserie den «Endsieg». Schliesslich verbreitete er als
«Krieg der Bomber», die Anfang 1985 lief. Sprecher des Reichspropagandaministeriums
Der Mann, der die Verantwortung für die Tag für Tag die absurdesten NS- Thesen und
Luftterror-Serie des Fernsehens trägt, der das wilde Durchhalteparolen.
Buch für alle fünf Folgen geschrieben hat und Von Lang erlebte den Untergang der NS-
sich heute Jochen von Lang nennt, heisst ei- Führer im Berliner Bunker. Am 2. Mai 1945
gentlich Piechocki, war bis 1945 im Reichs- gelang ihm der Ausbruch und die Flucht vor
propagandaministerium tätig und dessen letz- der Roten Armee. An jenem Tag (zur selben
ter SS-Sprecher. Stunde?) flüchtete auch Reichsleiter Martin
Seitdem das Fernsehen am 10. Januar 1985, Bormann, Hitlers «Braune Eminenz», aus
20.18 Uhr, die erste Folge von «Krieg der dem Bunker. Ein bemerkenswerter Zufall,
Bomber» ausgestrahlt hat, in der von Lang- dass es von Lang-Piechocki war, der ein Vier-
Piechocki trotz einer riesigen Menge histori- tel Jahrhundert später «nach intensiven Re-
scher Dokumente, die Grossbritanniens cherchen» die Gebeine des in aller Welt ge-
Schuld beweisen, Deutschland die Verant- suchten, seit jenem 2. Mai 1945 vermissten
wortung für den Luftterror aufbürdete, erregte Bormann fand und aus der Geschichte ein
die Sendereihe die Gemüter. Sensationsbuch zimmerte, das sich ausseror-
Langs Lebenslauf liest sich in seinem Buch dentlich erfolgreich verkaufte.
«Der Sekretär. Martin Bormann, der Mann, Auch 1983 sorgte von Lang für Schlagzeilen.
der Hitler beherrschte» (Deutsche Verlags- Das Fernsehen brachte das Stück «Eichmann-
Anstalt Stuttgart, 1977) so: «Redakteur für Protokolle». Die National-Zeitung schrieb:
Zeitgeschichte des Magazins «Stern». In zahl-
413
«Kein geringerer als der beim «Stern» gross fallene Berühmtheit, um vor allem gegen den
gewordene Journalist Jochen von Lang will Chef der deutschen Marine und letzten
die «Eichmann-Proto- kolle» – das Gespräch Reichspräsidenten, Grossadmiral Dönitz, zu
zwischen Eichmann und seinen israelischen hetzen.
Vernehmern – in einer Sternstunde gefunden Dass Buchheim in der nationalsozialistischen
haben: Nicht weniger als 3’000 Seiten sind Propaganda wirkte, wird verschwiegen.
es.» Uber seinen Schmähstreifen «Zu Tode ge-
Zum eigentlichen Skandal aber kam es wäh- siegt», den die Dritten Programme 1985 aus-
rend der Ausstrahlung des Stückes: angeblich strahlten, heisst es in einer Verlautbarung des
«spontane Zwischenrufe» anwesender Zu- WDR: «Buchheim wendet sich mit Leiden-
schauer. Am Ende der Sendung, die direkt aus schaft gegen eine Führung aus blindwütigen
einer alten Bonner Fabrikhalle übertragen Fanatikern, die im Verein mit zynischen Pro-
wurde, stand Eichmann-Darsteller Werner pagandisten den Wahnsinn des Seekrieges un-
Kreindl auf und verliess, scheinbar entnervt, ter Wasser zum «Opfergang» stilisierten. Als
die Bühne: «Tut mir leid, ich kann nicht einer der wenigen überlebenden Tatzeugen
mehr.» Die Weltöffentlichkeit war schockiert schildert Buchheim, von keiner beschönigen-
über die Zwischenrufer, die judenfeindliche den Tendenz verblendet, wie der Seekrieg im
Sprüche von sich gegeben hatten. Kurz darauf Nordatlantik wirklich war: Kriegsdienst an
musste das Fernsehen zugeben, dass zwölf der Grenze des Ertragbaren, ein grausames
Schauspieler – im Auftrag des Senders vorher Killen pflichttreuer alliierter Seeleute und
ins Publikum gemischt – ihre «spontanen blutjunger Besatzungen von U-Booten, die
Zwischenrufe» einstudiert hatten. Regisseur ihre tauchfähigen Schiffe selber stählerne
Dieter Wedel gab Kreindl vorher genau An- Särge nannten. Der Film schildert, wie ihr Be-
weisung, wann «empört und entnervt» abzu- fehlshaber, Karl Dönitz, sich mehr und mehr
treten war. als dem Führer höriger erbarmungsloser Ein-
Der im Publikum sitzende Herbert Wehner peitscher erwies, der Boot um Boot, Besat-
war in die Inszenierungskünste vorsorglich zung um Besatzung, in einen für die Gesamt-
eingeweiht, um Wutausbrüchen des SPD-Alt- kriegführung längst nutzlosen Tod schickte,
meisters entgegenzuwirken. Das sind die Me- auch dann noch, als die Chance für die Wie-
thoden der Umerzieher in unseren Medien. derkehr nur noch 1:10 war, und der ehedem so
überschwenglich glorifizierte U-Boot-Krieg
Lothar Günther Buchheim längst zu einem mörderischen Kinderkreuz-
Mit einem selbst für unsere Umerziehungsge- zug zur See geworden war.»
sellschaft aussergewöhnlichen Fanatismus 1934 begann Buchheims steile Karriere in der
betreibt Lothar-Günther Buchheim Vergan- nationalsozialistischen Presselandschaft. Er
genheitsbewältigung. Der Publizist nutzt die war bereits für eine ganze Seite einer Tages-
ihm durch die TV-Ausstrahlung der Serie zeitung verantwortlich. Es öffneten sich ihm
«Das Boot», entstanden nach seinem 1973 die Tore zu den exklusiven Kunstakademien
veröffentlichten gleichnamigen Roman, zuge-
414
Dresden und München. 1940 erschien Buch- zum Thema «Aufbau und Werk der NSDAP-
heims erstes Buch «Tage und Nächte steigen Deutsche Grösse» erschien seine heldische
aus dem Strom». Die NS-Rezensenten waren Grafik «Im Strassenkampf» – im Rahmen des
überaus begeistert. Am 27. Mai 1942 veröf- Beitrages «Hier spricht die Front». Dr. Goeb-
fentlichte die Berliner «Woche» (auf dem Ti- bels’ Vorzeigeblatt «Das Reich» nutzte des
telblatt mit riesigem Hakenkreuz) eine Be- heutigen Umerziehers Feder und veröffent-
sprechung des Buchheim-Erstlings. «Anmu- lichte etliche Buchheim-Artikel.
tig» sei es, was «der junge Schriftsteller und 1943 erschien Buchheims Schrift «Jäger im
Maler Lothar-Günther Buchheim» da zu Pa- Weltmeer».
pier gebracht habe, «wirklich entzückend». Während er heute Grossadmiral Dönitz einen
Das Jahr 1941 brachte einen ersten Höhe- «Totschläger!» nennt, liess sich Buchheim
punkt in Buchheims Karriere. Dr. Goebbels von diesem untadeligen Soldaten 1943 das
hielt seine Zeichnungen für «volksaufkläre- Vorwort zum Propaganda-Buch schreiben.
risch» genug, dass sie in der Berliner Ausstel- Über den von ihm heute geschmähten Dönitz,
lung «Die Pressezeichnung im Kriege» be- Befehlshaber der U-Boote (BdU), fand Buch-
wundert werden konnten. Auch im Münchner heim 1943 Worte überschwenglicher Bewun-
Kulturweihetempel «Haus der deutschen derung.
Kunst» wurden nicht weniger als einund-
zwanzig Buchheim-Zeichnungen ausgestellt. Peter von Zahn
Darunter Titel wie «Fertigmachen», «Auf Über diesen Umerzieher berichtet der einstige
Vorposten», «Auf dem Vormarsch», «Solda- britische Besatzungsoffizier Michael Thomas
tenkopf», «Sprungbereit». Die NS-Propagan- (in Wahrheit: Ulrich Hollaender) in seinen
da war von seinem Schaffen so begeistert, höchst aufschlussreichen Memoiren
dass das heroische Werk «Fertigmachen» «Deutschland, England über alles». Die Szene
1941 in der nationalsozialistischen Zeitschrift spielt im August 1945 am Hamburger Funk-
«Die Kunst im Deutschen Reich» ganzseitig haus an der Rothenbaumchaussee. Dort traf er
erschien. Die Monatsschrift «Kunst dem auf «den jungen Rundfunkredakteur». Tho-
Volk», September 1942, (ein Sonderdruck für mas: «Peter von Zahn, Anfang dreissig, röt-
das Hauptkulturamt in der NSDAP-Reichs- lich blond, mit blauen Augen, leicht vernarb-
propagandaleitung), mochte da nicht zurück- tem Gesicht, auffallend gut aussehend und
stehen. Auch sie bringt ganzseitig ein Kreide- von allen Mädchen angehimmelt, war PK-Of-
Rötel-Werk Buchheims mit dem Titel «Aus- fizier (Propagandakompanie-Kriegsberichter-
guck». Dargestellt ist ein U-Boot-Fahrer. Die- statter) an der Front gewesen. Mit einer Eng-
ses Werk zierte die «Grosse Deutsche Kunst- länderin verheiratet, sprach er perfektes Eng-
ausstellung 1942».
lisch – mit sächsischem Akzent. Zahn war
Auch das offizielle NSDAP-Organ «Der
voller Ingrimm gegen die Nazis; er wollte
Schulungsbrief» bediente sich gerne Buch-
auch unteren und mittleren Chargen der HJ
heims Propagandakünste. Im Heft 5/6 1941
keine «mildernden Umstände» zubilligen.»
415
Peter von Zahn promovierte 1939 zum Dr. nem der Zuschauer helle Begeisterung: Wer-
phil. – nach Besuch der Fürstenschule St. ner Höfer. Voller Enthusiasmus hämmerte er
Afra zu Meissen. Dann begann seine Lauf- einen Beitrag in die Maschine für die «Berli-
bahn beim «Deutschen Verlag» in Berlin, ner Zeitung am Mittag», der am 1. September
dem «arisierten» Ullstein-Verlag. Der «Deut- 1942 in diesem Blatt auch erschien. Über-
sche Verlag» gehörte dem Zentralverlag der schrift: «Shylock als Komödienfigur», ge-
NSDAP und brachte u.a. «Das Reich» heraus. zeichnet: «Werner Höfer».
Im Zweiten Weltkrieg betätigte sich von Zahn Der heutige Oberlehrer der Nation begeistert
als Agitator in den Propagandakompanien. Er sich darüber, dass die entsetzliche antisemiti-
sei «mürrisch und lustlos» Soldat gewesen, sche Tirade des Paul Rose «fraglos» eine «ent-
erzählt er heute. Damals jedoch spornte er die larvende Zeichnung des Juden» gewesen sei.
braven Feldgrauen mit Verblutungsparolen Besonders angetan hatte es Höfer der Schau-
an. So hiess es aus seiner Feder in der «Feld- spieler Strelow, «der den Antonio mit der
zeitung» der 16. Armee: «Die Verluste sind Noblesse des königlichen Kaufmanns ausstat-
hart aber unvermeidlich.» Mit dem Zusam- tete und so das rechte Gegenbild zum
menbruch der NS-Diktatur schaltete von Schacherjuden schuf». Dem Verantwortlichen
Zahn auf die alliierten Militärdiktatoren um, der Inszenierung quittiert Höfer in besagtem
die die Macht übernommen hatten. Er wurde Artikel «guten Instinkt», die Aufführung sei
zunächst Briten-Dolmetscher, dann – noch von «volkstümlichem Zuschnitt» gewesen.
1945 – Abteilungsleiter beim NWDR, um Dieser Vorfall ereignete sich sieben Monate
dann steile Medienkarriere als Umerzieher zu nach der berüchtigten Wannsee-Konferenz
machen. («Endlösung der Judenfrage»). Seit Jahr und
Tag ist Höfer darum bemüht, seine NS-Ver-
Werner Höfer gangenheit zu vernebeln. In einem «Playboy»-
Am 30. August 1942 fand im Berliner Rose- Interview (Februar 1977) behauptete er: «Ich
Theater eine Aufführung des Shakespeare- habe kein einziges Mal in meinem Leben in
Stückes «Der Kaufmann von Venedig» statt. einem negativen Sinn beispielsweise das Wort
Darin geht es bekanntlich um das Treiben ei- Jude geschrieben.» Wir veröffentlichen im
nes Juden namens Shylock, der von seinem folgenden den authentischen, ungeschminkten
Schuldner im Falle der Nichtzahlung ein Lebenslauf eines der massgeblichen Männer
Stück Fleisch aus der Brust verlangt. Theater- der Umerziehung und antideutschen Propa-
Leiter Paul Rose trieb bei der Aufführung den ganda:
damals grassierenden Antisemitismus auf die 21. März 1913: Werner Höfer wird als Sohn
Spitze: Um zu verhetzen, verstreute er Stati- eines beamteten Strassenbaumeisters in Kai-
sten unter die Zuschauer, die beim Auftreten sersesch, Kreis Cochem, geboren. Er macht
Shylocks in Pfeifen, Schmährufe und sein Abitur am Gymnasium in Mayen/Eifel
Schimpfen ausbrachen. Während etliche und studiert anschliessend in Köln Philoso-
Theaterbesucher von solcher Propaganda an- phie, Geschichte, Theater- und Zeitungswis-
geekelt waren, weckte sie besonders bei ei- senschaft.
416
März 1933: Höfer tritt der Nationalsozialisti- Besonders schäbig benahm sich Höfer im
schen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP), «Fall Kreiten»: Am 3. September 1943 hatte
Ortsgruppe Köln, bei und erhält die Mit- der «Volksgerichtshof» unter seinem berüch-
gliedsnummer 2 129 383. tigten Präsidenten Roland Freisler, der in den
1935: Er wird Feuilleton-Redakteur beim 20er Jahren noch bolschewistischer Kommis-
«Neuen Tag» in Köln. Seine steile NS-Pres- sar in der Sowjetunion gewesen war, den
sekarriere beginnt. In dem Jahrzehnt bis 1945 27jährigen Pianisten und begnadeten Künstler
erscheinen seine Propaganda-Artikel unter Karlrobert Kreiten zum Tode verurteilt, weil
anderem in folgenden Organen: «Bremer er Zweifel am «Endsieg» geäussert und Hitler
Nachrichten», «BZ am Mittag», «Deutsche einen «Wahnsinnigen» genannt hatte. Krei-
Allgemeine Zeitung», «Koralle», «National- tens Hinrichtung fand am 7. September 1943
sozialistische Korrespondenz», «Das Reich», am Galgen von Berlin-Plötzensee statt. Da der
«Signal», «Die Wehrmacht», «12-Uhr-Blatt». junge Künstler im Volke sehr beliebt war und
1939: Als der Krieg kommt, geht Höfer nach er sich ansonsten nichts hatte zuschulden
Berlin. Seine zynische Begründung in einem kommen lassen, gab es eine breite Protestbe-
Gespräch mit der «Zeit» (veröffentlicht am wegung gegen das Todesurteil. Wilhelm Furt-
18. Dezember 1981): «Weil in Köln zu viele wängler, der grossartige Dirigent, wurde ver-
Bomben fielen, sagte ich mir, in Berlin ist es geblich bei Dr. Goebbels vorstellig, um die
bestimmt ruhiger.» Höfer wird Redakteur des Hinrichtung zu verhindern. Fritz von Borries,
in der Reichshauptstadt ansässigen NSDAP- Referent für Personalangelegenheiten in der
eigenen «Deutschen Verlags», des «arisier- Abteilung Musik des Propagandaministeri-
ten» Ullstein-Verlages. ums, bemühte sich ebenfalls um eine Begna-
1943: Höfer rückt unaufhaltsam in der Gunst digung. Es ging sogar ein Gnadengesuch der
der NS-Mächtigen nach oben. Jetzt nimmt er NSDAP-Gauleitung Essen durch den kom-
sogar an geheimen Rüstungskonferenzen und missarischen Gaukulturreferenten Wilhelm
Waffenvorführungen mit den Ministern Speer Raupp, genehmigt von Gauleiter Florian, ein.
und Dr. Goebbels teil. Vorher war er noch Während also selbst hochrangige NSDAP-
zum Kriegsberichter in der «Organisation Führer die Hinrichtung des jungen Mannes
Todt» geworden, allerdings ohne Frontberüh- ablehnten, verfasste Werner Höfer eine Wo-
rung. 1. April 1944: Höfer steigt zum Presse- che nach Kreitens tragischem Ende eine ab-
referenten im Rüstungsministerium unter Lei- stossende Hinrichtungs-Hymne, die für alle
tung von Albert Speer auf. Zeiten ein Schandfleck des deutschen Journa-
1. Dezember 1944: Höfer wird Sachbearbeiter lismus bleiben wird und in dem unerhörten
(Vergütungsgruppe IV) mit Ministerialzulage Satz gipfelte: «Es dürfte heute niemand Ver-
im Ministerium. Seine Dienststelle: ZA Kul- ständnis dafür haben, wenn einem Künstler,
tur und Propaganda, Potsdamer Strasse 188, der fehlte, eher verziehen würde, als dem letz-
Berlin. ten gestrauchelten Volksgenossen . . . Gerade
1945: Er gerät in amerikanische Gefangen- Prominenz verpflichtet.»
schaft.
417
Während Höfer für diesen Galgen-Aufsatz 75 1963: Er arbeitet beim «Stern» mit, dessen
Reichsmark Honorar einstreichen konnte, er- Chef Henri Nannen ebenfalls massgeblich in
hielten die verzweifelten Eltern Kreitens eine der NS-Propaganda tätig war.
Rechnung für die Hinrichtung: 639,20 Reichs- 1964: Höfer wird Verantwortlicher für den
mark, «zahlbar innerhalb von acht Tagen». Aufbau des Dritten WDR-Fernsehpro-
Die Mutter des NS-Opfers, die 1985 im Alter gramms. Bei der Wahl zum WDR-Programm-
von 91 Jahren in Düsseldorf verstarb, sagte direktor setzt er sich gegen Peter von Zahn
kurz vor ihrem Tode: «Werner Höfer kann durch, der (siehe oben) ebenfalls zu den Hit-
seinen Artikel, mit dem er den Mord an mei- ler-Trommlern von einst gehört, die heute
nem Sohn Karlrobert billigte, nicht ungesche- umerziehen.
hen machen. Ich habe Mitleid mit diesem 1972: Höfer wird Direktor des Ersten und
Mann – er muss mit der Erinnerung an sein Dritten WDR-Fernsehens und stellvertreten-
menschliches Versagen leben. Stünde er aller- der Intendant. Im folgenden Jahrfünft kontrol-
dings plötzlich vor mir, ich würde ihm die Tür liert er ein Viertel der ARD-Sendezeit und
weisen.» Nie hat Höfer einen Versuch unter- stellt alle Weichen auf extreme Umerziehung.
nommen, sich bei den Eltern Kreitens zu ent- 1977/78 erfolgt ein neues Gastspiel beim
schuldigen. Nie zeigte er auch nur einen «Stern».
Hauch von Reue. Im Gegenteil versucht er mit Seitdem konzentriert sich Höfer auf den «In-
immer waghalsigeren Ausreden, seine Schuld ternationalen Frühschoppen», schreibt Bü-
abzustreiten. cher, setzt sich für linke und deutschfeindli-
1946: Höfer schwimmt wie ein Korken wieder che Initiativen ein (z.B. «Kölner Appell gegen
oben. Schon ist er Redakteur beim «Rheini- Ausländerfeindlichkeit»). Er residiert in einer
schen Merkur», Köln. Zwei-Millionen-Prachtvilla an der Kölner
1947: Auf der Suche nach geeigneten Kolla- Uferstrasse. Einige Bekenntnisse aus seinem
borateuren für die Vermittlung der Sieger- Munde: «Ich freue mich über mich selbst und
Propaganda wird er vom britischen Medien- möchte mit mir verheiratet sein.» «Ich liebe
spezialisten Hugh Greene zusammen mit etli- das Leben, weil ich nur das gemacht habe,
chen anderen einstigen NS-Propagandisten in was mir Spass brachte.» «Worauf ich stolz
eine Schlüsselstellung gebracht: Höfer wird bin? Dass es ein paar Bundespräsidenten ge-
Redakteur beim NWDR, später beim WDR, geben hat, die mich anriefen und fragten, ob
verantwortlich für die «Aktuelle Abteilung» wir nicht ein Bier zusammen trinken können.»
(u.a. Sendung «Hier und Heute»). «Ich trete nur nach oben.»
Januar 1952: Der erste «Internationale Früh-
schoppen», unter Höfers Leitung, wird vom
Rundfunk ausgestrahlt. Fesselung von
August 1953: «Internationaler Frühschoppen» Kriegsgefangenen
erstmals im Fernsehen.
1961: Höfer wird Chefredakteur und Kolum- Behauptet wird, die deutsche Wehrmacht
nist der «Neuen Illustrierten». habe völkerrechtswidrig Kriegsgefangene ge-
fesselt. Entsprechende Berichte erregten 1942
418
gewaltige Empörung in der westlichen und land hauptsächlich mit solchen schweren
neutralen Welt und belasten bis heute das An- Bombern durchführen konnten. Die Luftan-
sehen der Wehrmacht. griffe auf das deutsche Reichsgebiet erfolgten
Tatsächlich war der deutsche Fesselungs-Be- jedoch nach wie vor fast ausschliesslich bei
fehl nur die Antwort auf eine vorausgegan- Nacht. Wohl sollten die Ziele, vor allem Indu-
gene britische Massnahme. In seinem Buch strieanlagen, durch das sogenannte «Präzisi-
«Deutschland in der öffentlichen Kriegsziel- onsbomben», also durch gezielte und treffsi-
diskussion Grossbritanniens « stellt Histori- chere Angriffe, genau bekämpft werden, doch
ker Fromm richtig: «Englische Soldaten hat- liess sich dies bei Nacht auch im Jahre 1941
ten während der «Raids» gegen Dieppe (19. noch nicht den Forderungen des Luftkriegs-
August 1942) und Sark (3. Oktober 1942) rechtes entsprechend durchführen. Die Me-
deutsche Gefangene zum Zweck des Abtrans- thoden der Zielfindung und des Zielwurfes
portes gefesselt, wobei im ersten Fall eine An- hatten sich nämlich noch immer nicht so weit
zahl deutscher Soldaten ertrank, als das Lan- gebessert, dass eine entsprechende Treffsi-
dungsboot, in dem sie abtransportiert werden cherheit bei Nacht zu gewährleisten gewesen
sollten, versenkt wurde. Bei der Operation ge- wäre. Die Trefferergebnisse blieben im Ge-
gen die von den Deutschen besetzte Kanalin- genteil weiterhin so schlecht, dass die Wir-
sel Sark wurden mehrere im Laufe der Aktion kungen der Angriffe unverändert nichtmilitä-
gefangengenommene deutsche Soldaten «auf rische Objekte trafen. Nach wie vor waren
der Flucht erschossen». Daraufhin befahl das solche Angriffe daher nicht als kriegsrecht-
deutsche Oberkommando am 8. Oktober lich erlaubt anzusehen.
1942, die bei dem fehlgeschlagenen Unter- Ab Juli 1941 begann das britische Bomber-
nehmen gegen Dieppe gefangengenommenen kommando mit der Durchführung der soge-
britischen Soldaten und Offiziere als Akt der nannten «Flächenangriffe». Mit dieser neuen
Vergeltung zu fesseln.» Angriffsmethode sollte neben der Störung des
deutschen Verkehrsnetzes auch die Zermür-
bung der Moral der deutschen Zivilbevölke-
Flächenbombardement rung vor allem des Industriegebietes an der
Ruhr und im Rheinland erreicht werden. Mit
Die Schuld an dieser Holocaust-Methode im zunehmender Stärke wurden diese Angriffe in
Zweiten Weltkrieg trifft nicht Deutschland, mehreren Wellen unter Abwurf von jeweils
sondern die britische Führung. Dr. Czesany etwa 50 Prozent Brandbomben ausgeführt.
schreibt dazu in seiner Grundlagenarbeit über Die militärischen Erfolge blieben gering,
den Luftkrieg: denn die Störungen der Produktion waren
Ab Anfang 1941 stand der englischen Flug- kaum nennenswert. Wo solche Störungen in
waffe auf Grund von bereits im Jahre 1936 Erscheinung traten, waren sie weniger auf tat-
vergebenen Bauaufträgen eine so grosse An- sächlich verursachte Industrieschäden als auf
zahl viermotoriger Bomber in drei Typen zur Arbeitsunterbrechungen durch Luftalarme
Verfügung, dass sie von da an den strategi- und auf Leistungsabfall durch Übermüdung
schen Luftkrieg gegen das europäische Fest-
419
nach Nächten im Luftschutzkeller zurückzu- gegenüber den bisherigen Bombenangriffen
führen. Ebensowenig konnte von einer mora- eine beträchtliche Steigerung erfahren. Die
lischen Auswirkung der Angriffe auf die Zi- Wirkung der Angriffe auf Lübeck und Ro-
vilbevölkerung die Rede sein, es sei denn, stock war verheerend. Das Zentrum Rostocks
dass sich der Durchhaltewille verstärkte. wurde zu einem Trümmerhaufen gemacht,
Insgesamt wurden im Jahre 1941 von der ohne dass die Dockanlagen der Stadt nen-
RAF auf Deutschland und die besetzten West- nenswert beschädigt worden wären.
gebiete 35 509 Tonnen Bomben abgeworfen. Zu einer weiteren Ausdehnung des «Gebiets-
Auf Deutschland allein sind nach unserer Be- bombens» kam es in der Nacht zum 31. Mai
rechnung 1941 etwa 23’000 Tonnen Bomben 1942 durch einen schweren Angriff auf Köln.
niedergegangen. Es war dies der erste der sogenannten «1’000-
Im folgenden Jahr kam es zu einer neuerli- Bomber-Angriffe». In Wirklichkeit nahmen
chen Verschärfung des britischen Luftkrieges daran sogar 1130 Bomber teil, die innerhalb
gegen Deutschland. Ab März 1942 änderten von 90 Minuten Bomben im Gewicht von
die Engländer nämlich ihre Angriffstaktik 1‘500 bis 2‘000 t abwarfen. Nach diesem
grundlegend. Bis dahin waren die Ziele in Bombenüberfall war die Innenstadt Kölns im
aufeinanderfolgenden Wellen angegriffen Ausmass von 5’000 Morgen ein Trümmer-
worden, nun sollten sie durch eine möglichst haufen und 11’000 bis 14’000 Menschen hat-
grosse Anzahl von Bombern in einem mög- ten ihr Leben verloren, ohne dass sich darun-
lichst kurzen Zeitraum bekämpft werden. Da- ter eine wesentliche Anzahl von Kombattan-
bei sollte überhaupt auf kein bestimmtes mi- ten oder Quasikombattanten befunden hätte.
litärisches Objekt mehr gezielt werden, son- Das Industriegebiet Kölns lag nämlich in den
dern man erstrebte dessen Vernichtung da- Aussenbezirken und wurde nur wenig in Mit-
durch zu erreichen, dass man das ganze Ge- leidenschaft gezogen. Fuller weist dement-
biet, in dem es lag, durch Bombenteppiche sprechend auch die englische Behauptung,
zerstörte. Die Briten nannten diese Art der dass in Köln 250 Fabriken zerstört worden
Bombardierung «target area bombing», was seien, als lächerlich zurück, da das «Hauptziel
im Deutschen etwa mit «Gebietsbomben» des Angriffs nicht die Industrien rund um
ausgedrückt werden kann. Köln waren, sondern die Einwohner von
Der erste grössere Angriff nach dieser neuen Köln».
Methode erfolgte in der Nacht zum 29. März Vom britischen Luftmarschall Harris selbst
1942 auf die Stadt Lübeck. Weitere Angriffe stammt das schöne, seine feine soldatische Fi-
dieser Art richteten sich in der Zeit vom 24. gur kennzeichnende Wort: «Es muss mit
bis 27. April gegen Rostock. Es waren jeweils Nachdruck gesagt werden, dass, von Essen
etwa 200 bis 300 schwere Bomber eingesetzt abgesehen, wir niemals ein besonderes Indu-
worden, die immer etwa 500 t Bomben ab- striewerk als Ziel gewählt haben. Die Zerstö-
warfen. Die angerichteten Schäden und Ver- rung von Industrieanlagen erschien uns stets
luste unter der Zivilbevölkerung hatten dabei als eine Art Sonderprämie. Unser eigentliches
Ziel war immer die Innenstadt.» Nach Feuch-
420
ter, S. 295, und Spetzler, S. 291, lehnte «Har- Fussballspiel-Mord Kiew
ris eine Luftkriegsbeschränkung auf wichtig-
Behauptet wird, zuletzt in Pressemeldungen
ste Objekte wie Ölziele... ab und hielt die Zer-
1985, die deutsche Wehrmacht habe im Früh-
störung der grossen Industrie- und Bevölke-
jahr 1942 nach einem verlorenen Fussball-
rungszentren ohne Rücksicht auf moralische
spiel gegen sowjetische Kriegsgefangene in
und rechtliche Bedenken für wirksamer zur
Kiew aus Rache vier Spieler der gegnerischen
Vernichtung des deutschen Potentials und Wi-
Mannschaft erschossen.
derstands, wobei er völkerrechtliche Regeln
Auf Anfrage erklärte die zuständige Staatsan-
im Luftkrieg überhaupt leugnete.»
waltschaft Hamburg den Vorwurf für haltlos
Die deutsche Luftwaffe führte im Jahre 1942
(s. S. 423).
nur einige wenige Angriffe gegen England
durch. Es waren dies die sogenannten «Baede-
ker-Angriffe» auf Bath, Canterbury, Exeter, Generale
Norwich und York im April und Mai dieses
Jahres. Dabei wurden etwa 3’000 Tonnen Behauptet wird, die militärische Führung der
Bomben abgeworfen gegenüber 37’000 Ton- Wehrmacht habe zwar den einfachen Landser
nen alliierten Bomben auf deutsches Gebiet. bluten lassen, sich selbst jedoch gedrückt.
Da sich die deutschen Angriffe gegen histori- Tatsächlich aber zeigt die Verlustliste der
sche Bauten in den genannten britischen Städ- deutschen Generale während des Krieges
ten richteten, verstiessen sie an sich gegen das 1939 bis 1945, dass zu keiner anderen Zeit
Kriegsrecht. Sie waren aber ausdrücklich als und in keiner anderen Truppe die militärische
Repressalienhandlungen für die britischen Führungsschicht einen derart hohen Blutzoll
Angriffe auf Bremen, Lübeck und Rostock geleistet hat wie die deutsche im Zweiten
bezeichnet worden und als solche gerechtfer- Weltkrieg. Die deutsche Wehrmacht zählte
tigt. Auch die deutschen Wehrmachtberichte zwischen 1939 und 1945 3‘453 Generale bzw.
vom 25. und 28. April 1942 sprachen wörtlich Admirale einschliesslich der im Generalsrang
von Repressalienhandlungen. befindlichen Sanitätsoffiziere, Veterinär-Of-
fiziere, Richter, Ingenieure, Intendanten und
Beamten (Heer 2‘448, Luftwaffe 580, Marine
Folter 257, Waffen-SS 99, Polizei 69). Davon sind
gefallen 289, tödlich verunglückt 52, 110
Behauptet wird, die deutsche Wehrmacht ha- wählten den Freitod, 22 wurden von der deut-
be Kriegsgefangene gefoltert. schen Gerichtsbarkeit, 58 von der alliierten
Tatsächlich lässt sich diese Behauptung nicht Rachejustiz hingerichtet, in KZ der Sieger
belegen. Selbst das Münchner «Institut für starben 188, an den Kriegsfolgen 196, ver-
Zeitgeschichte», das ansonsten stets bestrebt misst werden 48. Das macht zusammen einen
ist, das deutsche Schuldkonto zu belasten, Verlust von 963 Generalen bzw. Admiralen.
muss die Haltlosigkeit des Folter-Vorwurfes Damit ergibt sich nach vorsichtiger Schätzung
eingestehen (s. S. 422). eine Verlust- (Fortsetzung Seite 424)
421
INSTITUT FÜR ZEITGESCHICHTE MÖNCHEN 5.3.84
- Bibliothek – B 4 00653/84
(Schweiz)
wir beziehen uns auf Ihre Anfrage vom 27.2.84 und überreichen Ihnen anliegend eine
Reihe von einschlägigen Titeln. Es handelt sich um eine Auswahl. Wir haben davon
abgesehen, Ihnen die Vielzahl der Titel von Erlebnisberichten aus Gestapogefängnis-
sen abzulichten, da deren dokumentarischer Wert doch oft problematisch ist.
über Foltermethoden der Wehrmacht ist uns nichts bekannt; wir können jedenfalls
dazu keine Literatur nachweisen.
(Ingrid Ggrlach)
422
STAATSANWALTSCHAFT BEI DEM
HANSEATISCHEN OBERLANDESGERICHT
REFERAT: 11
8000 München 60
Beck l
Oberstaatsanwalt
quote von etwa 30 Prozent, bei der Waffen-SS mussten ins Grab springen, oder sich am
sogar fast zwei Drittel. Als Vergleich dazu sei Rande des Grabes aufstellen. Auf Befehl ei-
aufgeführt, dass im Krieg 1866 ein gefallener nes Russen wurde auf sie aus vier leichten und
General auf 5‘500 gefallene Offiziere, Unter- einem schweren MG geschossen.
offiziere und Mannschaften kam, im Krieg Wer noch ein Lebenszeichen von sich gab,
1870/71 ein General auf 5‘900 gefallene Offi- wurde durch Handgranaten oder MG-Salven
ziere, Unteroffiziere und Mannschaften, im getötet. Dies geschah am 21. September 1944
Krieg 1914-1918 ein General auf 10‘200 ge- zwischen 13 und 14 Uhr. Pfarrer Josef Pöss
fallene Offiziere, Unteroffiziere und Mann- und zwei weitere Verletzte konnten sich nach
schaften, im Krieg 1939/45 ein General auf Abzug des Erschiessungskommandos aus
4‘600 gefallene Offiziere, Unteroffiziere und dem Grabe befreien.» Nachdem der rotslowa-
Mannschaften. kische Aufstand 1944 niedergeschlagen wor-
den sei, habe man 187 Leichen exhumiert, be-
richtet die «Karpatenpost» weiter.
Glaserhau
Behauptet wird, zuletzt von der rotslowaki- Goethe
schen Propaganda (u.a. 1984 in der Zeitung
«Praca»), die deutsche Wehrmacht habe in Sogar Deutschlands berühmtester Dichter
dem Karpatenort Glaserhau ein Massaker an- sollte herhalten, um den «Militarismus» der
gerichtet. Deutschen zu belegen. Der britische Haupt-
Tatsächlich geht der Massenmord auf das ankläger beim Nürnberger Prozess, Sir Hart-
Konto von Partisanen. Die deutsche Siedlung ley Shawcross, würzte seine Anklagerede mit
Glaserhau, slowakisch Sklene, ungarisch Turc- einem angeblichen Goethe-Zitat. Am 27. Juli
nemeti, ist erstmals 1360 belegt. Die Vertrie- 1946 liess der ehrenwerte britische Adlige
benenzeitung «Karpatenpost» berichtet: «Es den Dichter vor dem Siegertribunal sprechen.
stimmt auch, dass es in Glaserhau ein Massen- Goethe, so Shawcross, über die Deutschen:
grab gibt. In der Nacht vom 20. zum 21. Sep- «Das Schicksal wird sie schlagen, weil sie
tember 1944 wurden von schwerbewaffneten sich selbst verrieten und nicht sein wollten,
Partisanen 215 Glaserhauer im Alter von 16 was sie sind. Dass sie den Reiz der Wahrheit
bis 60 Jahren zusammengetrommelt und am nicht kennen, ist zu beklagen, dass ihnen
Bahnhof in Waggons zu je 40 Mann verladen. Dunst und Rausch und berserkerisches Un-
Ungefähr drei Kilometer ausserhalb des Ortes mass so teuer ist, ist widerwärtig. Dass sie
an einem alten Bahndamm mussten die Stärk- sich jedem verrückten Schurken gläubig hin-
sten von ihnen ein Massengrab ausheben. In geben, der ihr Niedrigstes aufruft, sie in ihren
Dreierreihen wurden die Männer zum Grab Lastern bestärkt und sie lehrt, Nationalität als
geführt. Dabei kam es zu einem verzweifelten Isolierung und Rohheit zu begreifen, ist mise-
Ausbruchsversuch, einige Männer konnten in rabel.» Shawcross: «Mit welch prophetischer
den nahegelegenen Wald fliehen. Die übrigen Stimme hat er gesprochen.» Das «Goethe-Zi-
424
tat» ging seinerzeit um die ganze Welt. In sei- Aber es kommt die Zeit, da solche Besonder-
nem Buch «Freispruch für Deutschland» lüf- heiten, während sie noch in der Öffentlichkeit
tet der um die Wahrheitsfindung sehr ver- geleugnet werden, berücksichtigt werden
diente Heinrich Härtle das Geheimnis: «Nur müssen, wenn eine Stellungnahme von uns
wenige erfahren, dass dieser Belastungszeuge gefordert wird.
nicht Goethe, sondern Thomas Mann war. Als Wir kennen die vom bolschewistischen Dik-
Emigrant hatte er vom sicheren Amerika aus tator angewandten Herrschaftsmethoden in
Brandreden gegen sein eigenes Volk gehal- Russland selbst, und zwar durch die Artikel
ten. Später versuchte er, sich für diesen geisti- und Reden des Premierministers persönlich
gen Landesverrat in seinen Nachkriegsroma- im Verlauf der letzten zwanzig Jahre. Wir
nen zu rechtfertigen. So hatte er auch mit der wissen, wie die Rote Armee sich in Polen
ihm eigenen Überheblichkeit in «Lotte in 1920 verhielt und in Finnland, Estland, Li-
Weimar» seinem Vorgänger Goethe kollegial tauen, Galizien und Bessarabien erst kürzlich.
auf die Schulter geklopft und ihm diese De- Wir müssen daher in Rechnung stellen, wie
nunziation seines eigenen Volkes angedich- die Rote Armee sich sicherlich verhalten
tet.» wird, wenn sie Zentral-Europa überrennen
wird. Wenn nicht Vorsichtsmassnahmen in
Greuelpropaganda / Angriff genommen werden, dann werden die
augenscheinlich unvermeidlichen Schrecken,
Zweiter Weltkrieg die sich ergeben, eine unpassende Belastung
Am 29. Februar 1944 gab das britische Infor- auf die öffentliche Meinung in diesem Land
mationsministerium eine Note an alle höheren werfen. Wir können die Bolschewisten nicht
Beamten und Gestalter der öffentlichen Mei- reformieren, aber wir können unser Bestes
nung in Umlauf, durch die sie angewiesen tun, um sie – und uns – vor den Konsequenzen
wurden, von den zu erwartenden Greueln der ihres Handelns zu retten. Die Enthüllungen
nach Mitteleuropa vorstossenden Roten Ar- des letzten Viertels eines Jahrhunderts geben
mee abzulenken. In seinem 1958 in London lediglich nicht überzeugende Leugnungen
erschienenen Buch «Allied Wartime Diplo- wieder. Die einzige Alternative zur Leugnung
macy-A Pattern in Poland» druckt Edward J. ist, die öffentliche Aufmerksamkeit von dem
Rozek dieses vom Ersten Lord der Admirali- ganzen Thema abzulenken.
tät und Informationsminister Brendan Bra- Erfahrung hat gezeigt, dass die beste Ablen-
cken veranlasste britische Rundschreiben ab: kung eine gegen den Feind gerichtete Greuel-
«Sir, propaganda ist. Unglücklicherweise ist die
ich bin vom Ministerium angewiesen, Ihnen Öffentlichkeit nicht mehr so empfänglich wie
den folgenden Rundbrief zu übersenden: Es in den Tagen der «Leichen-Fabriken», der
ist oft die Pflicht guter Bürger und frommer «verstümmelten belgischen Kinder» und der
Christen, ein Auge zuzumachen gegenüber «gekreuzigten Kanadier».
Besonderheiten jener, die mit uns verbündet
sind.
425
Ihre Zusammenarbeit ist daher ernsthaft erbe- birgsjägerregiment 141 infolge der Über-
ten, um die öffentliche Aufmerksamkeit von macht des Feindes und der Ungunst des Ge-
den Taten der Roten Armee abzulenken und ländes vorübergehend in eine bessere Stel-
zwar durch Ihre volle Unterstützung der ver- lung zurückkämpfen; a) Alle Verwundeten,
schiedenartigsten Anklagen gegen die Deut- die dabei nicht mehr zurückgeschafft werden
schen und Japaner, welche bereits vom Mini- konnten, sind ermordet worden; b) Ein gros-
sterium in Umlauf gebracht worden sind und ser Teil der am nächsten Tag vorgefundenen
weiter in Umlauf gebracht werden. Toten war verstümmelt.
Ihre zum Ausdruck gebrachte Anschauung in 3. Einheiten der englischen Kriegsmarine
diesen Dingen möge andere überzeugen. haben auf deutsche Soldaten, deren Schiffe
Ich bin, Sir, Ihr ergebener Diener, gezeichnet sie versenkt hatten und die etwa 100 km vor
H. Hewet, Assistant Secretary Kreta wehrlos im Wasser trieben, geschossen.
Hermann Neubacher schildert in seinem Buch
Das Ministerium kann in keinerlei Korres- «Sonderauftrag Südost 1940-1945» (Göttin-
pondenz über diese Mitteilung, welche nur gen 1956, Seite 142 f.), wie deutsche Soldaten
verantwortlichen Persönlichkeiten eröffnet ihre von Partisanen ermordeten Kameraden
werden sollte, eingehen.» vorfanden: «Entsetzlich verstümmelt, gekreu-
zigt, gepfählt, lebendig geröstet. . . Dann gibt
es im ersten Augenblick des Entsetzens und
Griechenland der Wut kein Halt für die Rache. Wer traut
sich eine ruhige Beurteilung des Falles zu,
Dem deutschen Landser wird vorgeworfen, wenn er seine Kampfgefährten als blutige
massakrierend und marodierend durch Eu- Strünke findet, weil sie zum langsamen Tod»
ropa marschiert zu sein. Dass harten deut- verurteilt worden waren?»
schen Vergeltungsschlägen nicht selten Selbst Heinz Kühnrich weiss in seinem 1965
furchtbare Partisanenverbrechen vorausgin- im Ostberliner Dietz-Verlag erschienenen
gen, oder dass der Feind oft mit den Völker- Buch «Der Partisanenkrieg in Europa 1939-
rechtsverletzungen begann, verschweigt man. 1945» von schaurigen Grausamkeiten der
Am Beispiel Griechenlands zeigt sich diese griechischen Guerilla zu berichten, wobei er
Seite des Krieges. natürlich nur die nichtkommunistischen
Die deutsche Militärgerichtsbarkeit hat Völ- Gruppen erwähnt: «Am 21. Juni 1943 fielen
kerrechtsverletzungen der britischen Streit- EDES-Kräfte in das Gebiet bei Gotista und
kräfte und von Zivilisten auf der griechischen Kalamas-Filiates ein, misshandelten die Be-
Insel Kreta 1941 festgestellt: völkerung, lösten ihre Organisationen auf,
1. Sehr viele deutsche Fallschirmjäger sind nahmen Mitglieder der EAM fest und ermor-
in unmenschlicher Weise misshandelt und deten sie.» (Seite 251).
verstümmelt worden. Stolz wiederum erfüllt den Ost-Autoren, der
2. Bei den Kämpfen um die Sudabucht den KP-Partisanenterror feiert, wenn er die
musste sich am 27. Mai 1941 das erste Ge-
426
«Erfolge» der Rot-Partisanen schildert: «Al- schlecht gewesen. Der deutsche Gelehrte, der
lein die ELAS-Verbände der griechischen deutsche Offizier genossen seit alters grosse
Partisanenbewegung fügten dem Gegner Achtung im Lande. Der kurze Krieg des Jah-
während der Zeit des Partisanenkrieges Ver- res 1941 wurde als ein gemeinsames Unglück
luste zu in Höhe von 17‘536 getöteten, 7‘133 betrachtet. Eine tiefe seelische Wunde riss
Verwundeten und 2‘102 gefangenen Deut- freilich schon die Abtrennung nordgriechi-
schen, 1‘534 getöteten, 1‘248 verwundeten, schen Gebietes, das zu Bulgarien geschlagen
2‘252 gefangenen Bulgaren, 2‘739 getöteten, wurde. Aber die deutsche Militärverwaltung
1‘108 verwundeten, 2‘109 gefangenen Italie- galt als korrekt, die Wehrmacht war auch als
nern. Das sind insgesamt 21‘809 getötete, Arbeitgeber geschätzt. Das Auftreten von
9‘489 verwundete und 6‘463 gefangene Ok- Banden in Nordgriechenland, gegen die im
kupanten.» (S. 418). Oktober 1941 der Militärbefehlshaber Sa-
In seiner Unterhausrede vom 24. Mai 1944 loniki – Ägäis die 164. Infanterie-Division
bescheinigte Churchill der griechisch-kom- einsetzen musste, blieb eine vorübergehende
munistischen Partisanenbewegung ELAS ab- Erscheinung. Lange Zeit hindurch war bei-
stossende Ausschreitungen, die einen Teil der spielsweise in Athen das Tragen von Waffen
griechischen Bevölkerung dahin gebracht überflüssig. Deutsche Krankenreviere und
hätten, sich von den Deutschen in Sicherheits- Lazarette behandelten unentgeltlich die grie-
Bataillonen zusammenfassen zu lassen und chische Bevölkerung, die deutschen Stellen
unter deutscher Leitung die ELAS zu be- nahmen sich der Versorgung der Zivilkran-
kämpften. Diesen «Banditen» (Churchill) sol- kenhäuser aus Wehrmachtsbeständen an und
le kein massgebender Einfluss auf die Gestal- leiteten zur Bekämpfung der Malaria umfang-
tung des Zukunft-Griechenlands eingeräumt reiche Massnahmen, vor allem die Trockenle-
werden. gung von Sümpfen, ein. Auch bemühten sie
Übrigens entartete der Machtkampf zwischen sich um die Steigerung der landwirtschaftli-
den rivalisierenden griechischen Partisanen- chen Leistungsfähigkeit des Landes, um die
gruppen, den kommunistischen und den Ernährung der Bevölkerung sicherzustellen.
nichtkommunistischen, nach Abzug der deut- Im Hungerwinter von 1941/42, einer Folge
schen Truppen zu einem bestialischen Bür- der Zerstörung der wichtigsten Verkehrsver-
gerkrieg, der das griechische Volk weitaus bindungen durch das zurückgehende engli-
mehr Opfer kostete als der Zweite Weltkrieg. sche Expeditionskorps und der Blockade des
Auch das gehört zur historischen Wahrheit. Landes durch die britische Mittelmeerflotte,
Der Historiker Walter Görlitz schildert in sei- half die deutsche Militärverwaltung für ihren
nem Werk «Der Zweite Weltkrieg 1939-1945 wie auch für den italienischen Bereich, so gut
(II. Band, Stuttgart 1952, Seite 155ff.), wie es ging, aus Verpflegungslagern der Wehr-
anständig sich die deutsche Wehrmacht in macht, später unterstützte sie eine Hilfsaktion
Griechenland benahm: «Zunächst war das des Schwedischen Roten Kreuzes. In den
Verhältnis der griechischen Bevölkerung und deutschen Stäben fanden sich wie in Frank-
der deutschen Besatzungsmacht nicht
427
reich viele Gelehrte und Wissenschaftler als cherten, sie seien Kommunisten, die im Reich
Reserveoffiziere. General der Flieger, Wil- in Haft gesessen hätten.
helm Speidel, ehemals Chef der Luftwaffen- Zu den Vergeltungsmassnahmen in Kalavrita
Mission Rumänien, dann ab Oktober 1942 Mi- (vorher waren 78 deutsche Soldaten ermordet
litärbefehlshaber Südgriechenland, ein hoch- wurden) und bei Klissura (die Partisanen hat-
gebildeter Generalstabsoffizier der alten Schu- ten vorher acht deutsche Soldaten «auf tieri-
le, wirkte eher wie ein Philosoph als wie der sche Weise» verstümmelt) stellt Görlitz fest
militärische Repräsentant einer Eroberungs- (Seite 161): «Diese harten Kollektivmassnah-
macht. « Soweit die Schilderung des Histori- men trafen sicher auch Unschuldige, aber die
kers. Dann jedoch wurde die Versorgungslage Saat, die nun blutig aufging, hatte nicht der
zunehmend kritischer. Trotz Rotkreuz-Liefe- deutsche Soldat gelegt.»
rungen herrschte im Land wirtschaftliche Not, In der 1953 erschienenen «Bilanz des Zweiten
ein idealer Nährboden für die bolschewisti- Weltkrieges» lesen wir: «Wenn auch das Tö-
sche Propaganda. Hinzu kam, dass die Partisa- ten Unschuldiger dem natürlichen Empfinden
nen durch Rommels Niederlage in Ägypten, widerspricht, so waren doch ebenso die Sol-
die im ganzen Mittelmeerraum grossen Ein- daten, die durch die gesetzwidrigen und heim-
druck hervorrief, Auftrieb erhielten. Viele tückischen Methoden der Partisanen getötet
Griechen wollten trotzdem mit den Freischär- wurden, unschuldige Opfer. Aus dem Kon-
lern nichts zu tun haben. Görlitz (Seite 158): flikt zwischen Menschlichkeit und Kriegsnot-
«Auf dem Peleponnes stellte der ehemalige wendigkeit gab es keinen Ausweg.»
griechische Oberst Papadongonas im Einver-
ständnis mit dem deutschen Kampfkomman-
danten Freiwilligenverbände in Stärke von Guernica
5’000 Mann auf. Hätten die deutschen Dienst-
stellen die notwendige Ausrüstung liefern Behauptet wird, deutsche Flugzeuge der Le-
können, hätte sich leicht die doppelte Zahl von gion Condor hätten 1937 den heiligen Ort der
Freiwilligen bewaffnen lassen.» Die Taktik Basken, Guernica, dem Erdboden gleichge-
der griechischen Guerilla, so Görlitz auf Seite macht. Dem Terrorangriff seien 2’000 Men-
160, sei die gleiche gewesen wie diejenige der schen zum Opfer gefallen. Der kommunisti-
Tito-Partisanen: «Der Kampf wurde mit jener sche Maler Picasso schuf ein anklagendes
düsteren Wildheit geführt, die einst die grie- Werk zu dieser Tragödie.
chischen Andarten in den Kämpfen gegen die Tatsächlich wurde Guernica von der Legion
Türken gekennzeichnet hatten . . . Gefangene Condor weder dem Erdboden gleichgemacht,
und Verwundete wurden durchweg ermordet, noch kamen 2’000 Einwohner der Stadt bei
oft unter wüsten Grausamkeiten.» Selbst dem Bombenangriff ums Leben. Am 26.
Überläufer aus den in Griechenland zahlreich April 1937 wurde vielmehr im Zuge normaler
eingesetzten 999er Strafeinheiten hätten nur militärischer Operationen ein Fliegerangriff
selten Gnade gefunden, auch wenn sie versi- «auf Brücke und Strassengabel hart ostwärts
428
Guernica» befohlen. 23 Flugzeuge beteiligten Hamburger Ehrenmal
sich. Die Sicht war schlecht, der Wind stand
ungünstig, die Zielvorrichtungen der Ju 52 Behauptet wird, das Hamburger Soldaten-Eh-
eigneten sich nicht für Punktziele. Aus diesen renmal am Dammtor sei ein Nazi-Symbol und
Gründen fiel ein Teil der Bomben in die Stadt, verherrliche den Krieg. Es wurde nicht nur
deren meisten Einwohner freilich längst in wiederholt mit Farbe beschmiert, sondern war
den Bunkern und Kellern waren. Ein Drittel auch Ziel eines Bombenanschlags. In einer
Guernicas wurde in Mitleidenschaft gezogen. Fernsehsendung von Radio Bremen wurde es
Nach den Lösch- und Bergungsarbeiten stellte 1985 in aller Öffentlichkeit mit Lappen «sym-
sich heraus, dass 226 Menschen ums Leben bolisch» verdeckt und verhöhnt. Junge Ham-
gekommen waren, gewiss schrecklich genug. burger, die die Schmierereien beseitigen
Die kommunistische Propaganda, von Willy wollten, wurden 1985 mehrfach von der Poli-
Münzenberg gesteuert, verzehnfachte die Op- zei daran gehindert. Das Hamburger Ehren-
ferzahl, ergänzte sie mit grauenvollen «Erleb- mal ist zum Symbol für geschändete deutsche
nisberichten» und zahlte 150’000 Francs an Soldatendenkmäler in der Bundesrepublik ge-
den schon damals in Frankreich lebenden Pi- worden. Es wird jetzt auch noch durch den
casso, damit dieser ein passendes Gemälde fa- marxistischen Bildhauer Hrdlicka «verfrem-
briziere. Insgesamt wurden 600’000 engli- det».
sche Pfund aufgewendet, um die Guernica- Das Denkmal wurde zur Zeit der Weimarer
Tragödie weltweit auszuwalzen. Republik errichtet, unter der Verantwortung
Das Militärgeschichtliche Forschungsamt der eines sozialdemokratischen Senates. Die Auf-
Bundesrepublik hat eine im Auftrag des Ver- schrift «Deutschland muss leben und wenn
teidigungsministeriums erstellte Untersu- wir sterben müssen» stammt von Deutsch-
chung über den Fall Guernica vorgelegt. In ihr lands berühmtesten Arbeiterdichter Heinrich
wird präzise und umfassend bewiesen, dass Lersch, der 1936 verstarb.
die Stadt keineswegs einem «Terrorbombar- Das Monument ehrt die Gefallenen des Han-
dement» ausgesetzt war (wie später Hunderte seatischen Infanterieregimentes 76. Es gibt in
von deutschen Städten mit Hunderttausenden ganz Deutschland nicht ein einziges Soldaten-
von zivilen Opfern), sondern dass Guernica Ehrenmal, das den Krieg verherrlicht. Sie
durch das beschriebene militärische Missge- würdigen vielmehr Leid und Leistung des
schick teilweise in den Strudel des Krieges deutschen Landsers.
gezogen wurde. Im Übrigen ist noch immer
«umstritten», so die Untersuchung, ob nicht
«republikanische», also rote Einheiten, die Hansa-Frachter
Panne der Legion Condor mit Sprengungen
und Brandstiftungen in der Wirkung vergrös- Behauptet wird, die Besatzungen der drei
serten, um ein Potemkinsches Dorf des Schre- deutschen Handelsschiffe Braunfels, Dra-
ckens zu errichten. chenfels und Ehrenfels hätten durch Bewaff-
nung die Neutralität der portugiesischen
Überseebesitzung Goa/Indien verletzt, und
429
ein Teil der deutschen Matrosen hätte am 9. Jodl
März 1943 gemeutert, woraus sich eine hef-
tige Schiesserei entwickelte. Der Vorfall Der 1890 geborene Generaloberst Alfred Jodl
wirkte sich negativ auf die deutsch-portugie- wurde am 16. Oktober 1946 in Nürnberg ge-
sischen Beziehungen aus und wirft bis heute henkt. Er war Chef des Wehrmachtführungs-
ein schlechtes Licht auf die deutsche Marine. stabes. Die Nürnberger Ankläger behaupteten
Tatsächlich überfiel seinerzeit ein britisches unter anderem, Jodl habe die «Machtergrei-
Geheimdienstkommando die drei Schiffe der fung der Naziverschwörer und die Festigung
Hansa-Linie. Es ermordete sechs Mann der ihrer Kontrolle über Deutschland» angeführt
unbewaffneten Besatzung. Der britische Ge- und gefördert. Die NS-Machtübernahme war
heimdienst-Offizier Lewis Pugh war auf die im Januar 1933, doch erst 1939 – wenige Tage
Idee gekommen, deutsche Waffen und deut- nach Beginn des Polenfeldzuges – wurde Jodl
sche Munition bei dem völkerrechtswidrigen erstmals Hitler vorgestellt. Zudem war jedem
Piratenakt zu benutzen. Die Deutschen flohen Offizier der Reichswehr und der Wehrmacht
an Land und wurden von der portugiesischen untersagt, einer Partei anzugehören. Ebenfalls
Polizei verhaftet. Man hielt sie bis Kriegsende behauptete die Anklage, Jodl habe die «Vor-
in der rattenverseuchten Militärfestung Agua- bereitung für den Krieg» mitgetroffen. Dabei
da gefangen. Auf die Frage, wie er heute zur ist er erst kurze Zeit vor Beginn des Feldzuges
Ermordung der deutschen Seeleute stehe, ant- gegen Polen mit der Geschäftsführung des
wortete der britische Geheimdienstler Pugh Führungsstabes im OKW beauftragt worden;
1980: «Well, I did my job!» 1980 wurde der zu einer Zeit, als der «Plan Weiss» zum Po-
britische Film «The Sea-Wolves» (Die See- lenfeldzug längst fertiggestellt war. Ein Be-
wölfe) gedreht, der das Kommandounterneh- weis dafür, dass Jodl keiner Verschwörung
men als Heldentat feiert. Eine der Hauptrollen zur Führung des Angriffskrieges angehört ha-
spielte der britische Mime David Niven, als ben kann, ist seine zehnmonatige Abwesen-
Absolvent der berühmten Sandhurst- Militär- heit vor Beginn des Krieges. Er besorgte sich
akademie im Zweiten Weltkrieg selbst hoch- noch im Juli 1939 Schiffsfahrkarten zu einer
dekorierter Offizier. Er äusserte sich kritisch mehrwöchigen Seereise, die im September
über das Filmthema: «Militärisch war das hätte einsetzen sollen. So sicher rechnete er
Ganze ein Witz und wahrlich kein Ruhmes- mit einer friedlichen Weiterentwicklung.
blatt für England. Die Deutschen waren doch In seinem Schlusswort in Nürnberg sagte Jodl
völlig unbewaffnet. Eine MP und drei Hand- unter anderem: «Es ist mein unerschütterli-
granaten in der Hand nur eines einzigen Ma- cher Glaube, dass eine spätere Geschichts-
trosen, und das Unternehmen wäre mit Si- schreibung zu einem objektiven Urteil über
cherheit gescheitert.» Diese Bedenken hinder- die hohen militärischen Führer und ihre Ge-
ten Niven nicht daran, sein Können für die hilfen kommen wird. Denn sie und mit ihnen
Zeitgeschichtsfälschung zur Verfügung zu die ganze deutsche Wehrmacht standen vor
stellen. einer unlösbaren Aufgabe, nämlich einen
430
Krieg zu führen, den sie nicht gewollt, unter Kapitulation und der Flucht von 50’000 briti-
einem Oberbefehlshaber, dessen Vertrauen schen Soldaten – Wiederholung von Dünkir-
sie nicht besassen und dem sie selbst nur be- chen in kleinerem Massstab – wurden die
schränkt vertrauten, mit Methoden, die oft ih- 218’000 gefangenen Griechen von der Wehr-
ren Führungsgrundsätzen und ihren überkom- macht entlassen. Der griechische General
menen erprobten Anschauungen widerspra- Tsolakoglu bildete eine neue Regierung. Ge-
chen, mit Truppen und Polizeikräften, die ringe deutsche, stärkere italienische Besat-
nicht ihrer vollen Befehlsgewalt unterstanden zungstruppen blieben im Land.
und mit einem Nachrichtendienst, der teil- Infolge der Mittelmeer-Blockade kommt es
weise für den Gegner arbeitete. Und dies alles zu einer Hungersnot, die trotz Rot-Kreuz-Sen-
in der vollen und klaren Erkenntnis, dass die- dungen aus Deutschland nicht beseitigt wer-
ser Krieg entschied über Sein oder Nichtsein den kann. Auch die Währung verfällt in rasen-
des geliebten Vaterlandes. Sie haben nicht der dem Tempo. Es entsteht ein günstiges Klima
Hölle gedient und nicht einem Verbrecher, für die kommunistische Agitation. Die be-
sondern ihrem Volke und ihrem Vaterlande.» waffnete Widerstandsbewegung gegen die
Besatzer bestand aus zwei rivalisierenden
Gruppen: zum einen die kommunistisch ge-
Kalavrita lenkte ELAS, zum anderen die bürgerlich-
monarchistische EDES, die von England un-
Behauptet wird, die deutsche Wehrmacht ha- terstützt wurde. Beide Gruppen bekämpften
be in Griechenland eine Reihe von Blutbä- sich bis aufs Messer. Der Machtkampf entar-
dern unter der Zivilbevölkerung angerichtet. tete nach dem Abzug der Deutschen und Ita-
Genannt werden vor allem Klissura, Disto- liener zu einem blutigen Bürgerkrieg, der
mon, meist jedoch Kalavrita. Griechenland jahrelang erschütterte und dem
Tatsächlich handelte es sich in all diesen Fäl- Volk einen weitaus höheren Blutzoll abver-
len um Opfer von Kampfhandlungen zwi- langte als der kurze Kampf gegen Deutsch-
schen Wehrmacht und Partisanen oder um land.
deutsche Repressalien nach Überfällen der Die zur Partisanenbekämpfung im Lande ge-
Partisanen. bliebenen deutschen Truppen waren so
Durch Mussolinis Vorgehen gegen Griechen- schwach, dass sie sich nur auf engste Objekt-
land und durch den militärischen Zugriff der sicherung beschränken konnten. Der deutsche
Briten auf Hellas sah sich die deutsche Wehr- Oberbefehlshaber Südost griff auf griechische
macht im April 1941 veranlasst, in den euro- Freiwilligenverbände zur Verstärkung der Si-
päischen Südosten vorzustossen. Dieser Feld- cherungsformationen zurück. Vor diesem
zug verzögerte den geplanten Angriff auf die Hintergrund spielte sich das grausame Ge-
Sowjetunion um entscheidende Wochen, so schehen in Kalavrita ab. Die Erschiessung der
dass das «Unternehmen Barbarossa» im männlichen Dorfbewohner muss im Zusam-
furchtbaren Winter 1941/42 vor den Toren menhang gesehen werden mit einer Terrortat
Moskaus steckenblieb. Nach der griechischen von Partisanen: Im November 1943 überfie-
431
len griechische Freischärler bei Kalavrita eine worden. Man habe die Partisanen zum Kampf
Kompanie der 117. Gebirgsjägerdivision. stellen können. Sie seien jedoch nach zu-
Drei verwundete Deutsche wurden von den nächst geringem Widerstand auf das Dorf
Partisanen zunächst in ein Krankenhaus ein- selbst ausgewichen und hätten von dort aus
geliefert, aber drei Tage später wieder heraus- geschossen. Nach Feuervorbereitung durch
geholt und umgebracht. Die Leichen warf schwere Waffen sei der Ort im Sturm genom-
man in einen tiefen Brunnenschacht. Die üb- men worden. Die Beschiessung hätte vielen
rigen 80 gefangenen Deutschen wurden von Frauen und Kindern das Leben gekostet, was
den Partisanen noch einige Zeit mitgeführt, der deutsche Kommandeur selbst zutiefst be-
dann aber bei Herannahen deutscher Truppen dauert habe. Es kam zu einer Wehrmachtin-
von einem Felsen in den Abgrund gestürzt. ternen Prüfung des «Falles Klissura». Das
Nur zwei überstanden den Massenmord mit Oberkommando der Heeresgruppe E fand je-
entsetzlichen Verwundungen. doch heraus, dass die «von griechischer Seite
Am 10. Dezember 1943 schliesslich rückte erhobenen Anschuldigungen als unbegründet
die deutsche Sühneexpedition in Kalavrita ein zurückgewiesen werden müssen». Die Vor-
und fand die grässlich zugerichteten Leichen gänge seien nicht als «Sühnemassnahme» an-
ihrer Kameraden. Die Bevölkerung beteuerte, zusehen, sondern als «Kampfhandlungen im
mit den Untaten nichts zu tun zu haben, was Zuge eines Verfolgungsgefechts». Der ver-
nach Quellenlage für die allermeisten Ein- antwortliche Standartenführer Schümers,
wohner zutreffen dürfte. Dennoch kam es zur Träger des Ritterkreuzes und des Deutschen
Anwendung der kriegsrechtlichen Vergel- Kreuzes in Gold, fiel am 18. August 1944 ei-
tungsmassnahme, der eine unbekannte Zahl nem Minenanschlag der Partisanen zum Op-
von männlichen Einwohnern der Ortschaft fer.
zum Opfer fiel.
Zum Thema Distomon heisst es in der Divisi-
onsgeschichte, aus gut getarnten «Banden- Katyn
Stellungen» seien italienische und deutsche
Soldaten beschossen worden. «Ähnlich geht Behauptet wird, die Deutsche Wehrmacht
es weiter auch für die folgenden Tage: bei Di- habe Tausende polnische Offiziere im Wald
stomon mehrere Tote und Verwundete beim von Katyn ermordet und dort verscharrt. 1985
Versuch, die Banden aus ihren gut ausgebau- wurde in Warschau ein Denkmal für diese Of-
ten Stellungen zu werfen. Mit MG und Gra- fiziere eingeweiht, auf welchem die Tat aber-
natwerfern leisten sie hartnäckigen Wider- mals als «deutsches Verbrechen» gebrand-
stand.» Über Klissura heisst es in der Divisi- markt wird. Tatsächlich fielen die polnischen
onsgeschichte: «Die guten Glaubens waren», Offiziere Stalins Genickschusskommandos
auf der Passhöhe bei der Ortschaft seien sie- zum Opfer.
ben Kameraden durch die Partisanen ermor- Über das Schicksal der polnischen Divisio-
det worden. Es sei eine Kampfgruppe zur nen, die nach ihrer Niederlage Ende 1939
Verfolgung der Banden zusammengestellt nach Osten geflüchtet und von den einrücken-
den Sowjets gefangengesetzt worden waren,
432
herrschte bis 1943 weitgehend Unklarheit. Leichen von tausenden polnischen Offizieren
Nur soviel war bekanntgeworden: dass man – durch Genickschuss getötet.
das Gros der polnischen Truppen in mehreren Der Wald von Katyn hatte sein Geheimnis
grossen Lagern konzentriert hatte, Offiziere preisgegeben, das spurlose Verschwinden der
und Mannschaften voneinander getrennt. Al- polnischen Offiziere seine Aufklärung gefun-
len Nachfragen der polnischen Exil-Regie- den.
rung in London setzte Moskau Schweigen Am 13. April 1943 meldete der deutsche
entgegen; alle Versuche der polnischen Ver- Rundfunk den Fund und wies auf die sowjeti-
tretung in der UdSSR, die Gefangenenlager sche Verantwortung hin. Zwei Tage später
aufzusuchen, wurden mit Verhaftungen we- antwortete Radio Moskau mit Gegenvorwür-
gen «Spionage» beantwortet. fen. Die zunächst abgegebenen offiziellen
Im Sommer 1942 kamen einige Polen im Stellungnahmen der britischen und der ameri-
deutschen Wehrmachtgefolge in die Nähe kanischen Regierung schenkten dem Dementi
von Smolensk. Gerüchteweise erfuhren sie des sowjetischen Verbündeten Glauben. Eine
von der einheimischen Bevölkerung, auf dem andere Reaktion hätte bestätigt, dass die
Bahnhof Gniesdowa seien wiederholt Trans- Westmächte mit einem Verbrecherregime ge-
porte mit gefangenen polnischen Offizieren meinsame Sache gegen Deutschland mach-
angekommen, die dann in Lastwagen abtrans- ten.
portiert und von den Sowjets im nahen Wald Um der Wahrheit zum Durchbruch zu verhel-
erschossen worden seien. Die Polen, über sol- fen, lud die deutsche Regierung zwölf auslän-
che Meldungen natürlich entsetzt, gingen dem dische Gerichtsmediziner, zudem Mitglieder
Schicksal ihrer Landsleute nach und stiessen des Polnischen Roten Kreuzes sowie ameri-
beim Graben an den bezeichneten Stellen tat- kanische und britische Kriegsgefangene, nach
sächlich auf Leichen polnischer Offiziere. Katyn ein. Die Gerichtsmediziner führten
Dass es sich um ein Massengrab handelte, eine genaue Leichenschau durch und stellten
wurde zunächst nicht offenbar, da die kaum durch Obduktion zweifelsfrei fest, dass die
informierte deutsche Einheit, mit der die Po- Tötungen im Jahre 1940 – als Katyn im so-
len gekommen waren, alsbald wieder abzog. wjetischen Herrschaftsbereich lag – vorge-
Es verging fast ein weiteres Jahr, bis kompe- nommen worden waren.
tente deutsche Stellen von den Leichenfunden Die Kommission bestand aus folgenden Her-
hörten. Energisch und systematisch wurden ren:
umgehend alle Mittel eingesetzt, den Fall auf- 1. Belgien: Dr. Speleers, ord. Professor der
zuklären. Grabungen ergaben nach kurzer Augenheilkunde an der Universität Gent,
Zeit ein grauenhaftes Bild des Massenmor- 2. Bulgarien: Dr. Markov, ord. Dozent für
des: In einer Reihe von Hügeln mit einer Aus- gerichtliche Medizin und Kriminalistik an
dehnung von je 15 mal 30 m bis zu einer Tiefe der Universität Sofia,
von 4 m lagen, dicht zusammengepresst, die 3. Dänemark: Dr. Tramsen, Prosektor am In-
stitut für gerichtliche Medizin in Kopen-
hagen,
4. Finnland: Dr. Saxén, ordentlicher Profes-
433
sor der pathologischen Anatomie an der sich von alliierter Seite nicht widerlegen.
Universität in Helsinki, Aber wenige Wochen nach seiner Veröffent-
5. Italien: Dr. Palmieri, ord. Professor der lichung gelang es der Roten Armee, das Ge-
gerichtlichen Medizin und Kriminalistik biet von Katyn zurückzuerobern. Eine «aus-
an der Universität Neapel, serordentliche Staatskommission» wurde im
6. Kroatien: Dr. Miloslavich, ord. Professor November 1943 gegründet, um das neutrale
der gerichtlichen Medizin und Kriminali- Katyn-Gutachten zu «widerlegen». Um Wis-
stik an der Universität Agram, senschaftlichkeit war man in Moskau gar
7. Niederlande: Dr. de Burlet, ord. Professor nicht erst bemüht; die kommunistischen Pro-
der Anatomie an der Universität in Gro- pagandisten behaupteten einfach das Gegen-
ningen, teil.
8. Protektorat Böhmen und Mähren: Dr. «Katyn» – in seiner sowjetischen Interpreta-
Häjek, ord. Professor der gerichtlichen tion – wurde Bestandteil der Anklage im
Medizin und Kriminalistik in Prag, Nürnberger Prozess: «Im September 1941
9. Rumänien: Dr. Birkle, Gerichtsarzt des wurden 11’000 kriegsgefangene polnische
rumänischen Justizministeriums und er- Offiziere (von deutscher Seite) im Katyn-
ster Assistent am Institut für gerichtliche Wald in der Nähe von Smolensk getötet.»
Medizin und Kriminalistik in Bukarest, Dazu erklärte der sowjetische Ankläger Pok-
10. Schweiz: Dr. Naville, ord. Professor der rowsky am 14. Februar 1946: «Wir ersehen
gerichtlichen Medizin an der Universität aus der Anklageschrift, dass eine der wichtig-
Genf, sten verbrecherischen Handlungen, für die die
11. Slowakei: Dr. Subik, ord. Professor der Hauptkriegsverbrecher verantwortlich sind,
pathologischen Anatomie an der Univer- die Massenhinrichtung polnischer Kriegsge-
sität Pressburg, Chef des staatlichen Ge- fangener war, die in den Wäldern von Katyn
sundheitswesens der Slowakei, bei Smolensk von den deutschen faschisti-
12. Ungarn: Dr. Orsös, ord. Professor der ge- schen Eindringlingen vorgenommen wurde.»
richtlichen Medizin und Kriminalistik an Auf westalliierter Seite war man über diese
der Universität Budapest. offenkundige Lüge nicht gerade glücklich,
Bei den Arbeiten und Beratungen der Delega- wurde dadurch doch der Wert der gesamten
tion waren ferner anwesend: Anklage in Frage gestellt. So verzichtete man
1. der vom Oberkommando der Deutschen auf eine Erörterung des Falls Katyn im Pro-
Wehrmacht mit der Leitung der Ausgrabun- zess und lastete es auch im Urteil nicht den
gen in Katyn beauftragte ord. Professor der Deutschen an. Die Sowjets fügten sich still-
gerichtlichen Medizin und Kriminalistik an schweigend.
der Universität Breslau, Dr. Buhtz, Dennoch blieb Moskau bis heute bei seiner
2. Médecin-inspekteur Dr. Costedoat, der Version. Auch Stalins Tod und die angebliche
vom Chef der französischen Regierung be- Abkehr von ihm bewirkten keinen Sinnes-
auftragt worden war, den Arbeiten der Kom- wandel bei den sowjetischen «Historikern».
mission beizuwohnen. Als im September 1976 auf dem Friedhof von
Dieses Gutachten, aus dem die Täterschaft Gunnersbury von polnischen Exilkreisen ein
der Sowjets einwandfrei hervorgeht, liess Katyn geweihter Obelisk errichtet wurde, auf
434
dem die sowjetische Täterschaft eingeschrie- Der deutsche Generalfeldmarschall bekam
ben ist, protestierte Moskau heftig bei der bri- vom fair urteilenden Gegner bestes Zeugnis
tischen Regierung, so dass diese keine Vertre- ausgestellt. Der britische Heerführer Alexan-
ter zur Einweihung entsandte. Dazu kommen- der, im Krieg Stellvertreter General Eisen-
tierte die «Times»: «In den dreissig Jahren howers und OB der alliierten Truppen im Mit-
seit Kriegsende ist genug veröffentlicht wor- telmeerraum (von 1952 bis 1954 leitete er das
den, um jeden, der kein engagierter Verteidi- Londoner Verteidigungsministerium), schrieb
ger der Sowjets ist, davon zu überzeugen, zum Fall Kesselring: «Ich kann natürlich nicht
dass das Massaker tatsächlich 1940 verübt zum Urteil des Kriegsgerichts über General-
wurde, als Katyn unter sowjetischer und nicht feldmarschall Kesselring Stellung nehmen, da
deutscher Kontrolle stand.» mir die Unterlagen fehlen. Ich kann jedoch
feststellen, dass ich überrascht war, als dieser
Mann, den ich als einen so ausgezeichneten
Kesselring deutschen Soldaten kannte, wegen Kriegsver-
brechens verurteilt wurde. Ich habe sowohl in
Wegen angeblicher Kriegsverbrechen wurde Nordafrika wie auch in Italien gegen den Ge-
Luftflottenchef und Südfront-Oberbefehlsha- neralfeldmarschall gekämpft und konnte mich
ber Generalfeldmarschall Albert Kesselring nie über seine Kriegführung beschweren. Er
1947 von einem alliierten Tribunal zum Tode war ein sehr tüchtiger Gegner, und er und sei-
verurteilt. Als die Einsicht auf westlicher ne Truppen führten den Kampf gegen uns
Seite wuchs, dass an deutschen Soldaten durchaus anständig und fair. Das ist alles, was
schweres Unrecht begangen wurde, «begna- ich zu sagen habe – und ich habe es übrigens
digte» man ihn, so dass er 1952 das Sieger- schon früher gesagt.» Diese Äusserung über-
KZ von Werl verlassen konnte. Trotzdem gilt mittelte Lord Alexander dem «Stern», der sie
Kesselring der ewiggestrigen Umerziehungs- in seiner Nummer 32/ 1951 veröffentlichte.
propaganda als Prototyp des deutschen Das Hamburger Magazin war damals noch
«Kriegsverbrechers». Seine Verurteilung darum bemüht, dem deutschen Soldaten Ge-
wurde vor allem auf die Erschiessung von rechtigkeit widerfahren zu lassen, während
335 Italienern in den Ardeatinischen Höhlen der einstige NS-Propagandist Henri Nannen
bei Rom am 24. März 1944 gestützt. Die Er- später in opportunistischer Weise sich dem
schiessung war eine kriegsrechtlich zulässige Zeitgeist anbiederte und voll auf einseitig an-
Repressalie als Antwort auf ein schweres Par- tideutsche Vergangenheitsbewältigung um-
tisanenverbrechen in Rom (Ardeatinische schaltete.
Höhlen). Kein Heerführer eines anderen Staa- Der Anwalt des Feldmarschalls, der unverges-
tes hat grundsätzlich anders gehandelt oder sene Dr. Hans Laternser, verlas zum Ab-
würde grundsätzlich anders handeln als Kes- schluss des Plädoyers, nachdem er den lük-
selring, wenn es gegen kriegsrechtswidrig kenlosen Beweis für die Unschuld seines
kämpfende Partisanen geht. Mandanten erbracht hatte, einen Brief des ita-
435
lienischen Erzbischofs von Chieti, Giuseppe tigen Intervention – sei es mit den strengsten
Venturi. Darin heisst es: «Wir aus Chieti be- militärischen Massnahmen – zu veranlassen.
fanden uns gute acht Monate nur sieben Kilo- 5. Kesselring war von wahren Gefühlen der
meter entfernt von der Operationslinie unter Menschlichkeit beseelt. Fast jedesmal, wenn
der deutschen Herrschaft. In dieser ganzen ich mich zugunsten eines Verurteilten an ihn
Zeit habe ich niemals seitens des deutschen wandte, wurde ich erhört. Und wenn dies auf
Kommandos einen Affront erlebt, insbeson- Grund der Kriegserfordernisse nicht möglich
dere nicht von Feldmarschall Kesselring und war, entschuldigte er sich, indem er die Ver-
den Generalen, die ihm unterstanden. Im Ge- sicherung erteilte, dass er alles tun würde, um
genteil bin ich von diesen letzteren – und ins- die Strafe zu mildern.
besondere von Feldmarschall Kesselring – 6. Er hielt unter den deutschen Truppen Dis-
wie es sich darum handelte, die Stadt Chieti ziplin, damit diese die italienische Bevölke-
und alles, was noch möglicherweise gerettet rung und ihre Interessen respektierten, und
werden konnte, zu retten, unterstützt und in bestrafte streng die Schuldigen. Zusammen-
jeder Beziehung gefördert worden, soweit die fassend muss ich gewissenhaft erklären, dass
Kriegslage es gestattete. Verhalten und Taten Feldmarschalls Kessel-
Was Einzelfälle anbelangt, steht für den Un- ring hier jeden öffentlichen Lobes würdig
terzeichneten fest, dass Feldmarschall Kes- sind. Und diese Auffassung ist auch die mei-
selring sich bei den folgenden Angelegenhei- nes Klerus und – soviel ich weiss – auch die
ten grosse Verdienste erworben hat: aller ordentlich denkenden Menschen in
1. Er arbeitete mit den kirchlichen Behörden Chieti. Es ist Feldmarschall Kesselring zu
Hand in Hand zum Schutze der religiösen Ge- verdanken, dass die Stadt Chieti inmitten der
fühle, der kirchlichen Interessen, der künstle- allgemeinen Zerstörung gerettet wurde. Ein
rischen, historischen Werke usw. besonderes Lob schulde ich den Herren Ge-
2. Er bemühte sich um die Wahrung italieni- neralen Günter Baad, Feuerstein und Mälzer
scher Interessen: der Landwirtschaft, der In- für all das Gute, das sie unter der Führung
dustrie, des Handels, damit alle diese zum Le- Kesselrings dieser Stadt angetan haben. Diese
ben notwendigen Verdienstquellen den ar- Namen und der Name des Feldmarschalls
men Italienern nicht verlorengingen. werden hier stets gesegnet sein.
3. Er hat sich in jeder Weise bemüht, die Par- Sehr geehrter Herr Dr. Laternser, ich habe ge-
tisanenkämpfe zu unterbinden und bat mich schrieben, was mir mein Gewissen als Erzbi-
durch seine Untergebenen, ihm bei dieser hei- schof geboten hat zu schreiben, und ich bin
ligen Aufgabe durch Verbreitung der Auffor- sehr glücklich, dass ich etwas – wenn auch in
derung zu Frieden und Verständigung zu hel- geringem Masse – zum Beweise der Un-
fen. schuld des Feldmarschalls beitragen konnte.
4. Auch die guten Sitten haben in Feldmar- So füge ich auch – den Allmächtigen anfle-
schall Kesselring einen Beschützer gefunden. hend – das Gebet hinzu, dass er die Herren
Die Meldung über einen Übergriff seitens Richter erleuchten und lenken möge, damit
deutscher Truppen genügte, um ihn zur sofor-
436
sie mit ihrem Urteil den Erfordernissen der aus Zeugenaussagen hervorgeht, fand eine
Gerechtigkeit entsprechen.» ideologische Indoktrinierung nicht statt, die
Erziehung war vielmehr auf allgemein gültige
Werte abgestimmt. Die Religionsausübung
Kinderlandverschickung war frei, grundsätzlich erlaubt, teilweise sogar
gefördert. Die Rückführung der Kinder nach
Neben der Rettung von Millionen Ostflücht- Kriegsende geschah zumeist in voller Ord-
lingen über See war die Kinderlandverschik- nung. Aber ab Januar 1945 wurden Strassen
kung die grösste humanitäre Leistung des und Eisenbahnlinien systematisch von alliier-
Zweiten Weltkrieges. Millionen deutscher ten Jabos beschossen und mit Bomben belegt.
Kinder wurden vor den alliierten Terrorbom- Dabei kamen tausende Kinder ums Leben. In
bern gerettet. Die KLV wird in der zeitge- seinem im Auftrag der Dokumentations-Ar-
schichtlichen Literatur kaum, in den Schulbü- beitsgemeinschaft KLV zusammengestellten
chern gar nicht gewürdigt. In den Medien, zu- Buch, zu dem die Gattin des einstigen Kanz-
letzt in der sechsteiligen Serie «Die Deut- lers Schmidt (ehedem selbst KLV-Betreuerin)
schen im Zweiten Weltkrieg», kommt sie ein Vorwort schrieb, stellt Gerhard Dabei fest:
schlecht weg. Zwischen den Kriegsjahren «Die KLV der Jahre 1940 bis 1945 war in ei-
1940 und 1945 wurden fast sechs Millionen nem infernalischen Krieg eine humane Tat,
deutscher Kinder evakuiert, genauer gesagt: die Hunderttausenden Kindern, Jugendlichen
vor dem Bombenterror der Alliierten in Si- und Müttern Gesundheit und Leben erhalten
cherheit gebracht. Diese Kinder bis zu 10 Jah- hat. Die Jugendbewegung hat sich hier in ein-
ren wurden mit ihren Müttern privat unterge- zigartigem Einsatz bewährt, von HJ-BDM bis
bracht und von der Volksfürsorge (NSV) be- zu den tausenden Lehrerinnen und Lehrern,
treut, während man Schulklassen mit Kindern von denen sehr viele keineswegs NS-hörig
ab 10 Jahren mit ihren Lehrern in Gemein- waren, sich aber von diesem sozial-pädagogi-
schaftsunterkünften, Jugendherbergen, Ho- schen Auftrag mitreissen liessen und ihre
tels und Pensionen gemeinsam unterbrachte, Kinder und Jugendlichen bis zum Kriegsende
damit der Schulunterricht ungestört fortge- (teilweise bis Mitte 1946) an Elternstatt erzo-
setzt werden konnte. Bevorzugt wurden Ge- gen und betreuten.»
biete im Osten: Ostpreussen, Westpreussen,
Danzig, Warthegau, Brandenburg, Pommern,
Böhmen und Mähren, Ungarn, Slowakei, Kommissar-Befehl
Bulgarien, also Gebiete, die einstweilen vor
dem Terror der westlichen Bomber sicher wa- Behauptet wird, die deutsche Wehrmacht
ren. Insgesamt gab es 30’000 KLV-Lager. habe sich mit dem «Kommissar-Befehl», der
Die Lagerleiter waren Lehrer, denen zur Be- die sofortige Erschiessung bolschewistischer
treuung und Freizeitgestaltung HJ-Führer und Kommissare vorschrieb, massenhafter
BDM-Führerinnen beigegeben wurden. Wie Kriegsverbrechen schuldig gemacht.
437
Am 6. Juni 1941 wurde der Kommissar-Be- Kreuzigungen
fehl von Hitler erlassen. Diese Richtlinie be-
stimmte: «Insbesondere ist von den politi- Behauptet wurde, die Deutschen hätten im Er-
schen Kommissaren aller Art als den eigent- sten Weltkrieg ihre Feinde gekreuzigt. Tat-
lichen Trägern des Widerstandes eine hasser- sächlich handelt es sich um Erfindungen der
füllte, grausame und unmenschliche Behand- britischen Presse.
lung unserer Gefangenen zu erwarten... Sie «Times» meldete am 10. Mai 1915 aus einem
(die Kommissare) sind aus den Kriegsgefan- Lazarett kanadischer Soldaten bei Paris: «Sie
genen sofort, das heisst noch auf dem Ge- erzählten alle, dass einer ihrer Offiziere von
fechtsfelde, abzusondern ... Sie sind nach den Deutschen gekreuzigt worden sei. Er sei
durchgeführter Absonderung zu erledigen.» mit Bajonetten, die man ihm durch Hände und
Die deutsche Heeresleitung forderte Hitler Füsse gestossen hatte, an eine Mauer ge-
mehrfach auf, den furchtbaren Befehl auszu- spiesst worden, ein anderes Bajonett hätte
setzen oder mindestens abzuschwächen. Im man ihm durch den Hals gebohrt und zum
Mai 1942 wurde er aufgehoben. Bei der Schlüsse sei er noch mit Kugeln durchschos-
Fronttruppe wurde der Kommissar-Befehl sen worden.» Am 15. Mai 1915 wiederholte
weitestgehend nicht beachtet. General Lothar «Times» diese Beschuldigung und ergänzte
Rendulic berichtet auf den Seiten 259 f. sei- sie durch einen «gekreuzigten Wachmeister»,
nes Buches «Soldat in stürzenden Reichen»: den man mit Bajonetten an einen Zaun «fest-
«Ein Führerbefehl ordnete an, gefangene geheftet» hätte. Diese Meldung wurde ver-
Kommissare zu erschiessen («Kommissarbe- breitet, obwohl es am 12. Mai 1915 im briti-
fehl»). Der Befehl ging von der Erwägung schen Unterhaus zu einer Klärung gekommen
aus, dass die Haager Landkriegsordnung im war. Der Unterstaatssekretär des Kriegsmi-
Krieg nur jene Personen schützt, die einem nisteriums bestritt die Kreuzigungsberichte.
Befehlshaber im Feld unterstehen. Dies traf
bei den Kommissaren nicht zu. Sie unterstan-
den keinem Befehlshaber im Felde. Sie stan-
Kriege seit 1945
den ausserhalb der militärischen Hierarchie
Behauptet wird, der Zweite Weltkrieg sei
und waren einer zentralen Stelle in Moskau
durch deutsche Aggressivität entstanden, die
unterstellt. Sie hatten deshalb weder die Stel-
Wehrmacht sei Werkzeug der Kriegstreiber
lung von Soldaten noch die von Heeresge-
gewesen und müsse als Friedensstörer erster
folge. Da sie sich am Kampf beteiligten, kam
Ordnung angesehen werden. Tatsächlich gab
ihnen der Charakter von Freischärlern zu, und
es seit der Niederwerfung der Wehrmacht
diese standen ausserhalb des Rechts. Die
mindestens einhundertfünfzig Kriege auf der
Truppen der Division haben diesen Befehl nie
Welt, ohne deutsche Beteiligung oder Schuld.
ausgeführt, weil er ihnen widerstrebte. Mir ist
Im Februar 1985 berichteten die Nachrichten-
überhaupt kein einziger Fall bekannt, dass ein
agenturen über eine UNO-Studie. Diesem
Gefangener erschossen worden wäre.»
«Jahresbericht über die soziale Situation auf
438
der Erde» zufolge starben seit 1945 monatlich seien von fünf Toten drei Zivilisten. Insge-
durchschnittlich zwischen 33’000 und 41’000 samt, so die UNO, müsse man mit mindestens
Menschen bei kriegerischen Auseinanderset- 21 Millionen Kriegstoten seit 1945 rechnen.
zungen. 1983 seien 40 grössere und kleinere 1984 brachte der DEUTSCHE ANZEIGER
Kriege registriert worden. Die Ausgaben für eine Auflistung der wichtigsten Konflikte seit
Rüstung seien 1984 mit rund umgerechnet dem Ausbruch des «ewigen Friedens», den
2,64 Billionen Mark viermal so hoch gewesen man für den Fall der Wehrmacht-Kapitulation
wie 1945. Davon seien rund 80% für konven- versprach. Es fällt auf, dass an sehr vielen Ge-
tionelle Waffen ausgegeben worden. Bei den walttätigkeiten nach 1945 jene Mächte betei-
Konflikten, wo es möglich sei, zwischen Sol- ligt waren, die einen «Kreuzzug des Frie-
daten und Zivilisten zu unterscheiden, dens» gegen Deutschland geführt hatten:
439
1949 Bolivien Regierungstruppen I Guerillas
1950-1953 Korea Nordkorea, China / Südkorea, UN-Truppen
(hauptsächlich USA)
1951-1952 Ägypten Regierungstruppen, Grossbritannien / Gue-
rillas
1952-1954 Tunesien Frankreich / Unabhängigkeitsbewegung
1952 Bolivien Regierungstruppen / Guerillas
1952-1956 Kenia Grossbritannien / Unabhängigkeitsbewegung
1952-1956 Marokko Frankreich / Unabhängigkeitsbewegung
1954 Guatemala Regierungstruppen / Oppositions- und US-
Truppen
1954-1957 Kolumbien Regierungstruppen / Guerillas
1954-1962 Algerien Frankreich / Unabhängigkeitsbewegung
1955 Chinesisches Meer Volksrepublik China / Taiwan, USA
1955 Mittelamerika Costa Rica, USA / Nicaragua
1955-1959 Zypern Grossbritannien, türkische Zyprioten / grie-
chische Zyprioten
1955-1963 Kamerun Frankreich, Regierungstruppen / Guerillas
1955-1975 Vietnam Regierungstruppen, USA, andere Länder /
Kommunisten
1955-1963 Oman Regierungstruppen, Grossbritannien / Gue-
rillas
1956-1963 Indien Regierungstruppen / Autonomisten
1956 Ungarn Regierungstruppen, Sowjetunion / Opposi-
tionsgruppen
1956 Suez, Nahost Israel, Grossbritannien, Frankreich / Ägyp-
ten
1956-1959 Kuba Regierungstruppen / Guerillas
1956-1958 Aden, Jemen
Herrscher, Grossbritannien / rivalisierende
Herrscherfamilie
1957-1958 Indonesien Regierungstruppen /Separatisten
1957 Mittelamerika Honduras / Nicaragua
1957-1958 Spanisch-Marokko
Spanien, Frankreich / Unabhängigkeitsbewe-
gung, Marokko
1958 Libanon
Regierungstruppen, USA / Oppositions-
gruppen
1958 Jordanien
Regierungstruppen, Grossbritannien / Oppo-
sitionsgruppen
1958 China
VR China / Taiwan, USA
1959 Nyassaland Grossbritannien / Unabhängigkeitsbewegung
1959 Tibet
VR China / Autonomisten
440
1959-1962 Laos Regierungstruppen, USA / Nordvietnam, Kom-
munisten
1959 Dominikanische Republik Regierungstruppen / Guerillas
1959-1960 Paraguay Regierungstruppen, Guerillas
1960-1964 Zaire (Kongo) Regierungstruppen, Belgien, UNO-Streitmacht /
Separatisten, Aufständische
1961-1974 Angola Portugal / Unabhängigkeitsbewegung
1961-1962 Nepal Regierungstruppen / Guerillas
1961 Kuba Regierungstruppen / Oppositionsgruppen / USA
441
1965 1965 Dominikanische Republik Regierungstruppen, USA / Guerillas
1965-1976 Peru Regierungstruppen, USA / Guerillas
Oman Regierungstruppen, Grossbritannien, Iran, Jor-
1965-1972 danien / Guerillas
1965- Sudan Regierungstruppen / Autonomisten
(dauert an) Thailand Regierungstruppen, Malaysia, USA / Guerillas
1965-1967
1967 1967 Indien Regierungstruppen / Autonomisten
1967 Bolivien Regierungstruppen, USA / Guerillas
Nahost Israel / Araber
1967-1970 Zaire Regierungstruppen, Belgien, USA / Separatisten
1967- 1980
1968 Nigeria, Biafra Regierungstruppen / Separatisten
Rhodesien Regierungstruppen / Guerillas
1968- Südjemen Regierungstruppen /Oppositionsgruppen,
(dauert an) Saudi-Arabien
1968 Tschad Regierungstruppen, Frankreich, Libyen / Gueril-
1969 las
1969 Tschechoslowakei UdSSR, Warschauer Pakt (Besetzung)
1969- Mittelamerika El Salvador / Honduras
(dauert an) Arabien Südjemen /Saudiarabien
1968- 1975 Nordirland Grossbritannien / Separatisten
442
1975- Osttimor Indonesien / Guerillas
(dauert an)
1975- Angola Regierungstruppen, Kuba / Guerillas, Süd
(dauert an) afrika
1975- Namibia, SW-Afrika Südafrika / Guerillas
(dauert an)
1975- West-Sahara Marokko, Mauretanien / Sahauris
(dauert an)
1975-1977 Argentinien Regierungstruppen / Guerillas
1976-1980 südliches Afrika Rhodesien / Guerillas in Angola, Botswana,
Mosambik, Sambia
1976-1979 Irak Regierungstruppen / Kurden
1976-1978 Laos Regierungstruppen, Vietnam / Guerillas
1977-1978 West-Irian Indonesien / Guerillas
1977- Kampuchea Regierungstruppen, Guerillas, Vietnam,
(dauert an) Laos
1977 Nordjemen rivalisierende Herrscher
1977-1980 Ogaden Äthiopien, Kuba / Somalia
1977 Zaire Regierungstruppen, Marokko / Separatisten
1977-1984 südliches Afrika Südafrika / Mosambik, Sambia
1977-1979 Nicaragua Regierungstruppen / Opposition
1977- Guatemala Regierungstruppen / Guerilla
(dauert an)
1978- El Salvador Regierungstruppen / Guerillas
(dauert an)
1978-1980 Kolumbien Regierungstruppen / Guerillas
1978- Afghanistan UdSSR, Regierungstruppen / Guerillas
(dauert an)
1978 Jemen Nordjemen / Südjemen
1978 Zaire Regierungstruppen, Frankreich, Belgien,
Marokko, Gabun / Separatisten Uganda, Libyen
1978-1979 Ostafrika / Tansania, Guerillas
1978- Baskenland Regierungstruppen / Separatisten
(dauert an)
1979 Äquatorial-Guinea Regierungstruppen / Putschisten
1979 Saudi-Arabien Regierungstruppen /Aufständische
1979-1980 Nordjemen Regierungstruppen / Guerillas
1979- Iran Regierungstruppen / Separatisten
(dauert an)
1979-1980 Syrien Regierungstruppen / moslemische Wider
standsgruppen
1979 Indochina VR China / Vietnam
443
1980- Iran/Irak Iran / Irak
(dauert an)
1981 Gambia Rebellen / Senegal
1981- Uganda Regierungstruppen, Tansania / Guerillas
(dauert an)
1982 Falkland-Inseln Argentinien / Grossbritannien
Seitdem sind weitere bewaffnete Konflikte hinzugekommen. Zu ergänzen ist die obenstehende
Liste auch durch die vielen Konflikte und Freiheitskämpfe innerhalb des kommunistischen La-
gers, zum Beispiel den Kampf der Mitteldeutschen gegen die sowjetischen Panzer, aber auch
den blutigen Grenzkonflikt zwischen der Sowjetunion und China am Ussuri.
«Kriegstagebuch» im
Schwarzen See
Behauptet wird, im Schwarzen See (Böhmer- die «Aktion Neptun» durch. Man machte sich
wald) habe man 1964 Beweismaterial über den Umstand zunutze, dass ein Aufnahme-
Greueltaten der Wehrmacht und der Waffen- team des tschechischen Fernsehens einen
SS gefunden. Diese «Dokumente» spielten Film über den sagenumwobenen «Schwarzen
z.B. in der öffentlichen Diskussion um die See» an der böhmisch-bayerischen Grenze
Verlängerung der Verjährung 1964/65 eine bei Markt Eisenstein drehen wollte. Auf dem
grosse Rolle. Grund des Sees, der bei Kriegsende neben der
Tatsächlich handelt es sich um eine Fäl- Rückmarschroute der deutschen Wehrmacht
schungsaktion des tschechischen Geheim- lag, wurden von Froschmännern der Desin-
dienstes in Zusammenarbeit mit Moskau. formationsabteilung sorgfältig präparierte
Dies enthüllte der 1968 in den Westen geflo- alte deutsche Militärkisten deponiert. Prompt
hene Major des tschechoslowakischen Ge- stiess die tschechische TV-Mannschaft auf
heimdienstes, Dr. Ladislav Bittman. Er war die scheinbaren Überbleibsel aus der NS-Zeit.
von 1964 bis 1966 stellvertretender Chef der Das Propaganda-Karussell kam in Bewegung.
Abteilung für Desinformation in Prag. Bereitwillig übernahmen westliche Agentu-
Er beschreibt in seinem Buch «Geheimwaffe ren das östliche Material unter dem Schlag-
D», woher die «Massenmordgeständnisse» wort: «Neue Beweise für deutsche Verbre-
des «Kriegstagebuches» der 1. SS-Infante- chen gefunden!» Die Kisten waren – so Bitt-
riebrigade stammen: Im Frühjahr 1964 wurde man – mit leerem Papier gefüllt. Die «Doku-
in Westdeutschland heftig die Frage der Ver- mente» wurden erst aus Moskau, wo man die
jährungsfrist für NS-Verbrechen diskutiert; perfektesten Fälscherwerkstätten hat, nachge-
die Frist sollte im Mai 1965 ablaufen. Um liefert.
dies zu vereiteln, führte Bittmanns Abteilung
444
Beim tschechoslowakischen Geheimdienst würfe gegen die Deutschen und klagte sie so-
registrierte man mit Genugtuung, wie die gar an, sie hätten am 27. Mai 1943 auf der
westlichen Medien auf den Leim gingen. Bitt- Terrasse der Tuillerien in Paris etwa sechs-
man: hundert Gemälde von Picasso, Klee, Miro,
«Wir freuten uns mächtig. Durch die Tsche- Max Ernst und anderen öffentlich verbrannt.
choslowakische Akademie der Wissenschaf- Tatsächlich wurde in den vielen Prozessen ge-
ten wurden im Herbst 1964 in Prag zwei gen Deutsche nach 1945 wegen dieser oder ei-
österreichischen Historikern, Prof. Dr. Lud- ner ähnlichen angeblichen Freveltat nie An-
wig Jedlicka und Dr. Rudolf Steiner, in einer klage erhoben. Gerhard Utikal, der Cheforga-
akademischen Zeremonie Photokopien des nisator des deutschen «Einsatzstabes» und Dr.
betreffenden Materials überreicht. Im Jahr Bruno Lohse, Verbindungsmann zwischen
darauf gab der österreichische Europa-Verlag Einsatzstab und Reichsmarschall Göring,
diese Schriftstücke in Buchform heraus.» wurden von französischen Militärgerichten
Es fügte sich auch noch, dass der wissen- sogar in allen Punkten freigesprochen.
schaftliche Bearbeiter der angeblichen SS- Selbst das der Umerziehung verpflichtete
Kriegstagebücher, Professor Jedlicka, schwer «Magazin» der Hamburger Wochenzeitung
NS-belastet war. Er hatte als HJ-Führer und «Die Zeit» musste einräumen: «Verbrannt
völkischer Buchautor im Dritten Reich Hym- wurde Abfall, nicht ein einziges Kunstwerk. .
nen auf den Anschluss verfasst, der ihn da- Die Widerlegung war so nachhaltig, dass Ma-
mals als «letzte und höchste Erfüllung» er- dame Valland alle Auskünfte verweigerte, als
schien. Im Nachkriegsösterreich wurde er Matila Simon (Autorin des Buchs «The Battle
Leiter des Instituts für Zeitgeschichte an der of the Louvres New York 1971) sie eingehend
Universität Wien. Mit dem Geheimdienst- zu befragen wünschte.»
Coup erreichte Prag, was der Kreml wollte:
Nach dramatischen Debatten im Bonner Bun-
destag wurde die Verjährungsfrist verlängert. Laconia-Befehl
Bittman: «Es ist unbestritten, dass die Opera-
tion Neptun einer der Faktoren war, die diese Behauptet wird, die deutsche Kriegsmarine
Entscheidung herbeiführten.» habe schiffbrüchige Feinde vorsätzlich nicht
gerettet und dem Tod auf See überlassen.
Tatsächlich gab es den sogenannten «Laco-
Kulturschändung nia»-Befehl von Grossadmiral Dönitz, der le-
diglich die Antwort auf eine Völkerrechtsver-
Behauptet wird, die deutsche Wehrmacht letzung der anderen Seite war. Gleichwohl
habe auch in Frankreich Kulturgüter von un- retteten deutsche Schiffe auch weiterhin tau-
schätzbarem Wert geraubt und vernichtet. senden gegnerischen Seeleuten das Leben.
Rose Valland, Konservatorin der Nationalen Am Abend des 12. September 1942 fiel der
Museen Frankreichs, erhob 1961 in ihren Er- britische Truppentransporter Laconia im Süd-
innerungen «Le front d’art» schwerste Vor-
445
atlantik nordöstlich der Insel Ascension den Zur Begründung erklärte der Admiral: «Ich
Torpedos des deutschen U 156 unter Leitung hatte nach der Versenkung der Laconia meine
von Korvettenkapitän Hartenstein zum Opfer. eigenen U-Boote aufs Spiel gesetzt, um
Auf der Laconia befanden sich 3’000 Mann, Schiffbrüchige zu retten, während umgekehrt
unter ihnen 1‘800 italienische Kriegsgefan- der Gegner das Leben seiner englischen
gene, die von 103 polnischen Soldaten be- Schiffbrüchigen riskiert hatte, um die deut-
wacht wurden. Zur Überraschung Harten- schen U-Boote auch beim Rettungswerk zu
steins waren auf dem stark bewaffneten vernichten. Ich musste daher jetzt einen Be-
Schiff auch Frauen und Kinder. Der deutsche fehl erlassen, der solche Fälle künftig aus-
U-Boot-Kommandant wandte sich in einem schloss und der den Kommandanten die Er-
offenen Funkspruch an alle in der Nähe be- messensfreiheit und die Entscheidung ab-
findlichen Schiffe und bat um Unterstützung nahm, ob die Luftgefahr ein Retten erlaubte
bei der Rettung der Schiffbrüchigen. Dönitz oder nicht.» Diese Darstellung wird auch von
beordere zusätzlich U 506, U 507 und ein ita- dem polnischen Militärhistoriker Janusz Piel-
lienisches U-Boot an die Versenkungsstelle. kalkiewicz in seinem Grundlagen-Werk
Gleichzeitig ging seine Bitte an die französi- «Seekrieg» bestätigt.
sche Marine in Westafrika, sich an der Ber-
gung der in Not geratenen Schiffbrüchigen zu
beteiligen. Die Briten schickten den Hilfs- Lamsdorf
kreuzer Corinthian und den Frachter Empire
Haven. Die deutschen U-Boote fischten bis Behauptet wird, das Kriegsgefangenen-Lager
zur Grenze ihres Fassungsvermögens Überle- STALAG VIII B bei Lamsdorf / Oberschle-
bende auf und nehmen Rettungsboote in sien sei ein «Vernichtungslager» gewesen, in
Schlepp. Doch plötzlich erschien ein US- dem Zehntausende ermordet wurden. Beson-
Bombenflugzeug, ein «Liberator». Er bom- ders die Warschauer Propaganda legt Wert
bardierte das deutsche U 156 aus niedriger auf diese Darstellung. Tatsächlich wurden
Höhe fünfmal, obwohl das Geschütz des Boo- auch in STALAG VIII B die Kriegsgefange-
tes mit einer Rot-Kreuz-Fahne bedeckt war nen dem Völkerrecht gemäss behandelt, wäh-
und die Besatzung dem Piloten im internatio- rend Lamsdorf nach 1945 ein polnisches Ver-
nalen Code die bestehende Notlage signali- nichtungslager war, in dem Tausende von
siert hatte. Einige Rettungsboote fielen dem Deutschen bestialisch zu Tode gemartert wur-
Bombardement zum Opfer, zahlreiche Schiff- den.
brüchige wurden getötet. Auch das deutsche Der einstige Dolmetscher und Leiter der Be-
U 506 wurde in dieser Situation von einem treuungsabteilung in STALAG VIII B, M.
Flugzeug angegriffen. Als Antwort auf diese Meyer aus Bayreuth, bestätigte gegenüber der
Überfälle befahl Dönitz allen deutschen U- National-Zeitung, dass das Lager eine nach
Booten, die Rettung Schiffbrüchiger von ver- den Abkommen von Haag und Genf geleitete
senkten Schiffen zu unterlassen (Laconia-Be- Internierungsstätte für britische Gefangene
fehl). war. Es gab unter anderem eine britische
446
Fussballmannschaft, ein Tanzorchester, eine kriegserfahrenen, in endlosen Aneinanderrei-
Theatergruppe und Filmvorführungen. Die ärzt- hungen von Kriegen (besonders in den Kolo-
liche Betreuung sei hervorragend gewesen. Gab nien) mit allen Kniffen und Listen operieren-
es infolge schwerer Kriegsverletzungen oder den englischen Truppen trafen. So wurde tra-
Krankheit Tote, fanden würdige Bestattungen gischerweise die deutsche Friedfertigkeit vie-
statt, mit englischen und deutschen Fahnen und len jungen Menschen zum Verhängnis. Oft la-
allen militärischen Ehren. Ehemalige englische gen die deutschen Sturmtruppen stundenlang
Lamsdorf-Gefangene veröffentlichten nach dem vor einem vermeintlichen englischen Graben
Krieg eine Dokumentation, in der das einwand- und entdeckten beim Sturmangriff, dass er
freie Verhalten der Wehrmacht zum Ausdruck nur aus einer Reihe ausgehobener Graben-
kommt. stücke bestand, die mit Attrappen garniert wa-
In der Zeit von August 1945 bis zum Herbst ren. In die Verwirrung, die jedem Angriff
1946 hatte Warschau bei Lamsdorf ein KZ für folgt, prasselte dann das Feuer aus dem dahin-
Deutsche eingerichtet. Mindestens 6‘480 deut- terliegenden richtigen Graben und mähte un-
sche Zivilisten, darunter 623 Kinder, wurden sere Jugend hinweg. Häufig lagen deutsche
dort ermordet. Der Augenzeugenbericht des La- Sturmabteilungen im Angriff vor Waldrän-
gerarztes unter dem Titel «Die Hölle von Lams- dern. Entsprechend den Paragraphen eines
dorf» gibt näheren Aufschluss. Die bundesdeut- veralteten Exerzierreglements liessen die
sche Justiz ermittelte jahrzehntelang gegen die Schützen fein säuberlich den unteren Wald-
namentlich bekannten polnischen KZ-Mörder. rand aufsitzen und staunten über die geringe
Da man ihrer jedoch nicht habhaft werden kön- Wirkung ihres Feuers. Wenn endlich unter
ne, so hiess es, müsse das Verfahren eingestellt schweren Verlusten die ersten Baumreihen
werden. In den 70er Jahren erklärte die Bundes- erkämpft waren, wurde festgestellt, dass sich
regierung mehrfach, dass die Übersendung der der Gegner in den Baumkronen eingenistet
Ermittlungsunterlagen an die polnische Regie- hatte und aus dem Laubdach seine Gewehre
rung aus «entspannungspolitischen» Gründen abfeuerte. Die Mängel an Ausbildung mach-
«nicht sinnvoll» sei. ten sich bei unseren Truppen an allen Ecken
und Kanten bemerkbar. Hinzu traten militäri-
sche Fehlentscheidungen, die den schnellen
Langemarck Vorstoss ins Herz Frankreichs, den Schlief-
fen-Plan, und damit ein rasches Ende der
Behauptet wird, der Opfertod der jungen Kampfhandlungen vereitelten. Noch heute
deutschen Soldaten vor Langemarck im Er- schwankt man in der Beurteilung, ob es sich
sten Weltkrieg sei symbolisch für den men- um Sabotage oder Unfähigkeit handelte.
schenverachtenden deutschen Militarismus. Gültig in bezug auf Langemarck sind unver-
Das Gegenteil ist richtig. Wenn vor Lange- ändert die Worte Werner Beumelburgs in sei-
marck ein hoher Blutzoll entrichtet werden ner 1926 für das Reichsarchiv erstellten
musste, lag es daran, dass die völlig unzu- Schrift «Ypern 1914»: «Heute, wo wir wis-
reichend ausgebildeten Deutschen auf die
447
sen, dass im unzähmbaren Drang zur raschen 15. Juli 1918 mussten britische Zeitungen,
Entscheidung die Blüte unserer Jugend sich zum Beispiel der «Manchester Guardian»,
opferte, deren Fehlen später verhängnisvoll eingestehen, dass es sich um eine «irrtümliche
für den inneren Gehalt der Armee wurde, liegt Meldung» gehandelt habe.
die entsetzliche Tragik klar vor aller Augen.
Es hat keinen Sinn, in nachträglicher Erkennt-
nis eine Schuld und ein Versäumnis heraus- Lille
zufinden. Das Recht verlangt die Beurteilung
einer Tat nach den im Zeitpunkt des Gesche- Behauptet wird, die deutsche Wehrmacht
hens geltenden Verhältnissen. Es bleibt uns habe in der nordfranzösischen Stadt Lille
nur übrig, in Trauer uns zu verneigen vor dem 1944 ein Massaker an der Zivilbevölkerung
heroischen Opfer unserer Besten und ihren verübt. Tatsächlich fand dieses «Massaker»
Tod als Vermächtnis in unsere Herzen einzu- nach Auskunft der Stadtverwaltung gar nicht
schliessen. Gedenket ihrer in ihrem Geiste!» statt.
Der amerikanische Schriftsteller Cornelius
Ryan schrieb über die Invasion 1944 sein be-
Lazarettbombardierung rühmtes Werk «Der längste Tag», das auch
mit grossem Aufwand verfilmt wurde (der
Behauptet wurde, die Deutschen hätten im Film lief mehrfach im Deutschen Fernsehen).
Ersten Weltkrieg planmässig Fliegerangriffe In seinem Buch lässt Ryan einen Feldwebel
auf englische Lazarette unternommen. Tat- Stanley Hollis berichten, wie die deutsche
sächlich handelte es sich um eine Falschmel- Wehrmacht in Lille über hundert französische
dung aus der britischen Propaganda, die spä- Männer, Frauen und Kinder «mit Maschinen-
ter selbst von der englischen Presse widerru- gewehren niedergemäht» hätte. Er sei in einer
fen wurde. Strasse den «noch warmen Leichen» begeg-
Am 24. Mai 1918 meldete die «Times» von net. «In den Mauern hinter den Leibern staken
gezielten und wiederholten Fliegerattacken Hunderte von verschossenen Patronen.»
der Deutschen auf englische Lazarette. Das Der schwerversehrte Frontsoldat Fritz Ruf
Londoner Blatt kommentierte: «Es steht dies aus München las von diesem «Massaker» und
auf gleicher Stufe mit all den übrigen Schand- schrieb am 21. November 1961 an den Bür-
taten, die seit Kriegsbeginn den deutschen germeister der französischen Stadt Lille mit
Namen in den Nasen der ganzen Menschheit der Bitte um nähere Auskunft. Schon wenige
stinken machen und für alle Zeiten stinken Tage später, am 29. November 1961, erhielt
machen werden.» Man empfahl, man solle die er vom Bürgermeisteramt folgende Antwort
Deutschen nach ihrer Niederlage «aus der Ge- (Übersetzung):
sellschaft der zivilisierten Völker ausschlies- «Sehr geehrter Herr Ruf! In Beantwortung Ih-
sen». Auch das englische Magazin «Punch» rer Anfrage vom 21. November teile ich Ih-
beteiligte sich an der Kampagne und veröf- nen zu meinem Bedauern mit, dass Herr De-
fentlichte eine entsprechende Zeichnung. Am
448
trez in seinen Schriften «Als Lille hungerte» sche Einsatz von Kampfflugzeugen. Opera-
und «Tragödie in Flandern» uns nichts über tionen zur Unterstützung der Armee und der
die Entdeckung des Feldwebels Stanley Hol- Marine sind von zweitrangiger Bedeutung,
lis vom Mai 1940 berichtet, nach der in einer falls sie einmal notwendig sein sollten. Sie
Sackgasse von Lille etwa hundert Leichen ge- lenken nur von der Hauptaufgabe ab.» Mit ei-
funden wurden, die die Deutschen mit Ma- ner Luftflotte von 100 Flugzeugen führte
schinengewehren niedermachten. Auch un- Trenchard Mitte Mai 1918 die erste Luftwaf-
sere standesamtlichen Register bringen kei- fenoperation gegen das kaiserliche Deutsch-
nen Hinweis auf ein solches Blutbad. land aus.
Hochachtungsvoll 1925 erschien in der Weltpresse ein Artikel
Im Auftrag des Bürgermeisters von Lille. Der aus der Feder des späteren britischen Kriegs-
Stellvertreter. Unterschrift.» premiers Winston Churchill, in dem er das
Furchtbare vorausdachte:
,,Alles, was in den vier Jahren des Weltkrie-
Luftterror ges geschah, war nur ein Vorspiel zu dem,
was für das fünfte Kriegsjahr von mir vorbe-
Behauptet wird, Deutschland habe mit dem reitet war. Die nicht geschlagene Schlacht des
Bombenterror auf die Zivilbevölkerung im Jahres 1919 hätte ein riesiges Anwachsen der
Zweiten Weltkrieg begonnen. Die Alliierten zerstörenden Kräfte gesehen. Tausende von
hätten lediglich zurückgeschlagen. Tatsäch- Flugzeugen hätten die deutschen Städte ein-
lich liegen zahlreiche Bekundungen vor, auch schliesslich Berlin mit Bomben belegt. Zu
britischer Historiker und Politiker, die bezeu- dieser Luftschlacht von 1919 ist es nicht ge-
gen, dass die Royal Air Force begann. kommen, aber ihre Ideen leben weiter. Der
Der amerikanische Kapitänleutnant Richard Tod steht in Bereitschaft, er wartet nur auf
G. Alexander schrieb 1956, dass die Studien den Einsatzbefehl. Vielleicht wird es sich das
für die strategischen Luftangriffe gegen nächstemal darum handeln, Frauen und Kin-
Deutschland «von Engländern erstmalig in der oder die Zivilbevölkerung überhaupt zu
der Mitte der 20er Jahre unternommen wur- töten, und die Siegesgöttin wird sich zuletzt
den . . . Einzelheiten für die zur Durchführung voll Entsetzen mit jenem vermählen, der dies
der Angriffe bestimmten Bombereinheiten in gewaltigem Ausmass zu organisieren ver-
wurden bereits 1932 in den Vereinigten Staa- steht. Zum erstenmal bietet sich einer Gruppe
ten und England niedergelegt.» Der britische gesitteter Menschen die Möglichkeit, die an-
General Hugh Trenchard, später Marshall of dere Gruppe zu vollständiger Hilflosigkeit zu
the Royal Air Force, erhielt schon im Mai verdammen.» Soweit Churchill im Jahre
1918 den Befehl, «unabhängige Luftstreit- 1925. Solche grauenhaften Gedanken wieder-
kräfte aufzustellen, um Deutschland mit holte er 1930 in seinem Memoirenwerk
Bomben anzugreifen». In einer Denkschrift «Nach dem Krieg».
schreibt Trenchard: «Hauptbestand einer je- 1940 besuchte Charles de Gaulle Premier
den Luftstrategie ist der unabhängige strategi- Churchill in dessen Landsitz bei Chequers.
449
Der französische General berichtete später 453: «Die britische Initiative ist völlig klar.
über dieses Treffen: Die deutsche Bombardierung von Warschau
«Die Royal Air Force indessen stand alarm- und Rotterdam war Teil eines militärischen
bereit. Es gab in England viele, die, um aus Feldzugs, eine Ausdehnung vorausgegange-
einer fast unerträglichen Spannung herauszu- ner Artilleriebeschiessung verteidigter Städte.
kommen, ganz ungescheut den Wunsch aus- Der Blitz (die Luftangriffe auf London) be-
sprachen, dass der Feind den Angriff wagen gann erst, nachdem die Briten schon fünf Mo-
sollte. Vor allem Churchill verlor seine Ge- nate lang deutsche Städte bombardiert hat-
duld. Ich sehe ihn heute noch, wie er eines Ta- ten.» Der englische Militärwissens chaftler
ges im August in Chequers die Faust gegen Liddell Hart bestätigt diese Darstellung: «Die
den Himmel hob und rief: «Sie kommen also Deutschen hatten vor unserem sechsten
nicht.» – «Haben Sie es so eilig», sagte ich, Nachtangriff auf Berlin erklärt, dass sie als
«Ihre Städte in Trümmern liegen zu sehen?» Vergeltung zu gleicher Handlungsweise über-
– «Begreifen Sie» erwiderte er, «dass die gehen würden, falls wir unsere Nachtangriffe
Bombardierung von Oxford, Coventry und auf Berlin nicht einstellten.» Der englische
Canterbury in den Vereinigten Staaten eine Unterstaatssekretär J. M. Spaight, die erste
solche Woge der Entrüstung aufpeitschen britische Autorität auf dem Gebiet des Luft-
wird, dass sie in den Krieg eintreten werden». kriegsrechts, schrieb in seinem 1944 (!) in
Dass die britischen Verantwortlichen längst London erschienenen Buch «Bombing vindi-
vor der Regierung Hitlers den Luftkrieg ge- cated»:
gen die Zivilbevölkerung geplant hatten, be- «Wir begannen Ziele in Deutschland zu bom-
stätigte 1961 auch der englische Wissen- bardieren, ehe die Deutschen das in England
schaftler Sir Charles Snow: «Die Briten setz- taten. Das ist eine historische Tatsache, die
ten ihre Hoffnung auf den «strategischen auch öffentlich zugegeben worden ist. Wir
Luftkriegs das heisst auf Luftangriffe gegen wählten damit den besseren, aber härteren
die feindliche Zivilbevölkerung; sie entwik- Weg. Wir verzichteten, indem wir die deut-
kelten schon lange vor dem Krieg Flugzeug- schen Städte zerschlugen, auf das Privileg,
muster für diese Sonderaufgabe.» Bereits im unsere Städte intakt zu erhalten. Wir brachten
Jahre 1929 hatte das britische Aussenamt, in London zum Opfer dar, denn die Vergeltung
Verbindung mit dem britischen Luftstab ein war gewiss. Es ist keine absolute Gewissheit,
Nachrichtennetz gegründet, um Informatio- aber doch sehr wahrscheinlich, dass die Deut-
nen über solche deutsche Ziele zu sammeln, schen London und das Industriegebiet nicht
die «bombardierungswert» waren. Im Jahre angegriffen hätten. Ich begründe das so: Die
1936 gab die Royal Air Force den Bau von Deutschen hätten ihren bisherigen Grundsatz
viermotorigen Bombern in Auftrag und be- damit aufgegeben, den sie in Befürchtung der
gann mit der Organisation eines Bomber- Folgen strikt bewehrten. Deutschland be-
Kommandos. mühte sich um ein Stillhalteabkommen im
Der Oxforder Historiker A.J.P. Taylor notiert Bombenkrieg, sooft sich dafür die leiseste
in seiner «English History 1914-1945, Seite Chance zu bieten schien.»
450
Der britische General Fuller bemerkt dazu: schen Entlastungs-Behauptungen. Allein im
«So war es nach Spaights Zeugnis Winston Heckbereich des Wracks fand sich Kriegs-
Churchill, der die Zündschnur in Brand setzte, ware in gewaltigen Mengen, die auf der offi-
die einen Krieg der Zerstörung und des Ter- ziellen Ladeliste der Lusitania nicht erscheint.
rors hochgehen liess, für den es seit dem Ein- Zahllose Kisten mit Zündern für Granaten la-
fall der Seldschuken kein Beispiel gibt.» Ähn- gen auf dem Meeresgrund verstreut. Ausser-
lich sah es Liddell Hart 1946: «Als Mr. dem klafft auf der Backbordseite des Schiffes
Churchill an die Macht kam, war eine der er- ein Loch von 14 Metern Durchmesser, wel-
sten Entscheidungen seiner Regierung, den ches – so Sprengstoffexperten – durch eine
Bombenkrieg auf das Nichtkampfgebiet aus- «wuchtige Explosion im Schiffsinneren» ver-
zudehnen – die unzivilisierteste Art der ursacht worden war.
Kriegsführung, die die Welt seit den Verhee- Nicht die Kessel seien in die Luft geflogen,
rungen durch die Mongolen gesehen hat.» wie dies die seinerzeitige britische Untersu-
chungskommission behauptete, sondern eine
riesige Ladung von Granaten. Noch etwas er-
Lusitania schien den Tauchern verdächtig: Offenbar
wurden viele Spuren zu einem früheren Zeit-
Behauptet wird, der deutsche U-Boot-Kom- punkt entfernt. Der vordere Frachtraum zum
mandant Schwieger habe im Mai 1915 das Beispiel war wie leergefegt. Wie die engli-
englische Passagierschiff «Lusitania» völker- sche Presse daraufhin meldete, waren bereits
rechtswidrig torpediert und damit den Tod 1946 und 1954 von der britischen Admiralität
von 1198 Menschen verursacht. Ein Sturm gecharterte Bergungsschiffe im Bereich der
der Entrüstung ging damals um die Welt. Da Untergangsstelle tätig gewesen. Für die «Sun-
sich unter den Opfern auch 120 Amerikaner day Times» gab es danach keinen Zweifel
befanden, verschlechterten sich die deutsch- mehr, dass die Behauptung der kaiserlichen
amerikanischen Beziehungen schlagartig, die deutschen Marineführung zutreffend war: Bei
«Falken» in Washington bekamen Oberwas- der «Lusitania» handelte es sich um einen Rü-
ser, der zwei Jahre später erfolgende Kriegs- stungstransporter. Folglich war die Torpedie-
eintritt der USA wurde psychologisch vorbe- rung kriegsrechtlich gerechtfertigt.
reitet. Schon 1973 hatte der englische Publizist Co-
Tatsächlich war die Lusitania keineswegs ein lin Simpson behauptet, Marineminister Win-
harmloser Ausflugdampfer, sondern vielmehr ston Churchill habe die Lusitania absichtlich
ein randvoll mit Waffen beladenes Kriegs- den deutschen Torpedobooten vor die Mün-
schiff, das zur Tarnung Zivilisten über den dung geführt, um den Kriegseintritt der USA
Ozean trug. zu beschleunigen. Mit diesen Zusammenhän-
1982/83 tauchten britische Experten des Spe- gen beschäftigte sich seinerzeit auch die Na-
zialschiffes «Archimedes» nach dem Wrack tional-Zeitung:
der Lusitania, das in 104 Metern Tiefe 21 Ki- Die «Lusitania» hatte sich ihre Auslaufgeneh-
lometer vor der irischen Küste im Atlantik migung aus dem New Yorker Hafen mit Hilfe
liegt. Gefunden wurden Beweise für die deut-
451
gefälschter Ladepapiere erschlichen. Anstatt, Zeitungen die Warnung inseriert, Atlantikrei-
wie angegeben, Käse, waren 1‘248 Kisten sende täten gut daran, sich nicht auf engli-
Schrapnellmunition, grosse Mengen Pyroxy- schen Schiffen in das Kriegsgebiet rund um
lin-Sprengstoff und 4‘927 Karton Gewehr- die britische Insel fahren zu lassen. Täten sie
munition an Bord gehievt worden. Das hat das doch, dann auf eigenes Risiko.
man in den später erst nachgereichten Ladeli- Doch weder von diesem gutgemeinten Rat-
sten auch deutlich aufgeführt, nur landeten schlag noch von dem Vorfall mit den drei
die aufschlussreichen Papiere sogleich im Ge- Deutschen an Bord liess sich «Lusitania»-Ka-
heimarchiv des US-Schatzamtes – von Präsi- pitän William R. Turner bekümmern. Nervös
dent Wilson persönlich mit der handschriftli- gewordene Passagiere beruhigte er mit dem
chen Weisung versehen: «Nur vom Präsiden- Hinweis, die Sicherheit des Luxusliners sei
ten der Vereinigten Staaten zu öffnen». durch die wachsame Royal Navy voll gewähr-
Ein harmloser Musikdampfer war die «Lusi- leistet.
tania» schon seit 1913 nicht mehr. In den Un- Tatsächlich hatte die britische Admiralität
terlagen der Cunard-Reederei ist nachzulesen, den Kreuzer «Juno» als Geleitschutz für den
dass das Schiff bereits ein Jahr vor Kriegsbe- letzten, gefährlichsten Teil der Route in
ginn zum Hilfskreuzer umgebaut und einige Marsch gesetzt. Nachdem man in London al-
Zeit darauf mit Geschützen bestückt wurde. lerdings erfuhr, dass im St.-Georgs-Kanal ein
Die nichtsahnenden Zivilpassagiere dienten deutsches Unterseeboot gesichtet worden sei
nur der Tarnung des auf alleinigen Befehl der – genau hier musste die «Lusitania» durch –,
Admiralität fahrenden «bewaffneten Hilfs- wurde die «Juno» zurückbefohlen. Winston
kreuzers» (so die Bezeichnung im Flottenre- Churchill, damals Marineminister, billigte
gister). dies ausdrücklich. Bezeichnend auch, dass
Dem deutschen Nachrichtendienst waren die Kapitän Turner von der veränderten Situation
Veränderungen am Charakter der «Lusitania» nichts erfuhr. Statt dem Schiff eine Kursände-
nicht verborgen geblieben. Um sich letzte Ge- rung zu befehlen, gab die Admiralität eine
wissheit über den Auftrag des Schiffes zu ver- blosse U-Boot-Warnung heraus mit oben-
schaffen, gingen drei Deutsche mit Kameras drein irreführender, da veralteter Positionsan-
an Bord und der Weisung, den «Käse» zu fo- gabe.
tografieren. Sie wurden kurz nach dem Aus- Und dann geschah das Merkwürdigste: Der
laufen am 1. Mai 1915 entdeckt (wohl verra- Funker der «Lusitania» empfing am Mittag
ten), verhaftet und in den Arrestzellen einge- des 7. Mai 1915 den verhängnisvollen
schlossen. Der Untergang des Schiffes mach- Spruch, jetzt solle man das südirische
te die Zellen zu Todeskammern für die Inhaf- Queenstown ansteuern. Nicht wissen konnte
tierten. er, dass damit der Marineschlepper «Hel-
Noch wenige Tage, bevor die «Lusitania» lespont» gemeint war, der – welch Zufall – im
ihre letzte Reise begann, hatte die Kaiserliche Funkcode ebenfalls die Rufbezeichnung
Deutsche Botschaft in 50 amerikanischen MFA trug. Kapitän Turner fühlte sich ge-
meint, befahl Kursänderung – und sein mit
452
Passagieren getarnter Kriegstransporter lief ineinander oder suchten auszubrechen. In we-
dem deutschen U-20 direkt vors Sehrohr. Ein nigen Sekunden bot sich ein chaotisches Bild.
Torpedo genügte, um den sprengstoffgefüll- Die Fahrzeugkolonne brannte aus.
ten Schiffsbauch zum Bersten zu bringen. Ein Teil dieser amerikanischen Soldaten
Rettungsmassnahmen waren in der kurzen ergab sich den anrückenden Deutschen, an-
Zeit nicht möglich, das verursachte den mas- dere jedoch leisteten Widerstand oder ver-
senhaften Tod der überraschten Menschen. suchten, fliehend den nahen Waldrand zu er-
Die englische Admiralität hatte nichts Besse- reichen. Der Kommandant der fünf deutschen
res zu tun, als dem nach vier Stunden halbtot Panzer kümmerte sich nicht weiter um die
aus dem Wasser geholten Kapitän Turner die überrumpelten Amerikaner. Die Deutschen
Schuld in die Schuhe zu schieben. Trotzdem hatten frontalen Widerstand zu brechen und
fiel der Gerichtsvorsitzende, Lord Mersey, ohne Rücksicht auf Flankenbedrohung ihren
nicht auf die vorprogrammierten Zeugen und Vormarsch fortzusetzen. Sie vergassen jedoch
manipulierten Papiere herein. Der Kapitän nicht, alle Amerikaner, die sich gefangenge-
des Unglücksschiffes verliess den Verhand- geben hatten, in Richtung Osten zu verweisen.
lungssaal voll rehabilitiert. Zu seinen Kindern Die kurz darauffolgenden deutschen Panzer
sagte Richter Mersey, dies «war ein ver- mussten die amerikanischen Soldaten an der
dammt schmutziges Geschäft». Strassenkreuzung als Feindtruppe anspre-
chen, weil sich diese zum erneuten Wider-
stand eingerichtet und ihre Offiziere die Fort-
Malmedy führung des Kampfes befohlen hatten. Erst als
das Feuer der Deutschen neue Verluste
Behauptet wird, deutsche Soldaten hätten im brachte, ergaben sich die Feindsoldaten zum
Dezember 1944 bei Malmedy amerikanische zweitenmal.
Kriegsgefangene ermordet. Tatsächlich ereig- Doch die amerikanischen Soldaten dachten
nete sich folgendes: nicht daran, sich endgültig gefangen zu geben.
Im Zuge der Ardennen-Offensive erreichten US-Leutnant Lary schilderte später diese Be-
deutsche Panzer gegen Mittag des 17. Dezem- gebenheit mit folgenden Worten: «Ein Teil
ber 1944 eine Strassenkreuzung südostwärts sprang auf und versuchte zu fliehen. Auf sie
Malmedy. Im gleichen Augenblick rollte eine schoss ein Maschinengewehr. Alle warfen
von Malmedy kommende Kolonne einer ame- sich zu Boden. Jemand sagte: «Los geht’s!»
rikanischen Beobachtungsbatterie in Rich- Das gab eine fast einmütige Reaktion. Wer
tung St. Vith und schnitt so die Marschstrasse überhaupt konnte, sprang auf, und wir mach-
der Panzer der Waffen-SS. Das sofort auf ten einen Ausbruch!». Aber nur wenigen ge-
mittlere Entfernung eröffnete Feuer der deut- lang die Flucht.
schen Waffen wirkte verheerend. Die völlig Nach internationalem Kriegsrecht war es
überraschten Amerikaner verloren die Ner- selbstverständlich, dass auf die flüchtigen
ven. Teils sprangen sie von den in voller Fahrt Kriegsgefangenen das Feuer eröffnet wurde.
befindlichen Fahrzeugen ab, teils fuhren sie Entgegen späteren Behauptungen der US-An-
453
klagebehörde wurde in keinem Falle von den Manstein
deutschen Soldaten an der Strassenkreuzung
von Malmedy eine kriegsrechtswidrige Tat Der deutsche Heerführer Erich von Manstein
begangen. (1887-1973) wurde von Kanzler Adenauer
Die Masse der 71 an diesem Kampfplatz ge- beim Aufbau der Bundeswehr zu Rate gezo-
fallenen amerikanischen Soldaten fiel einem gen. Über seine Leistung im Kriege sagte der
rein gefechtsmässigen Zusammenprall zum einstige Verteidigungsminister der Sowjet-
Opfer. Nur wenige wurden – aus zwingender union, Marschall Malinowski: «Es wäre viel-
Notwendigkeit – auf der Flucht erschossen. leicht schlecht um uns bestellt gewesen, wenn
Die Gefangenen, die sich in ihr Schicksal er- alle Generäle der deutschen Wehrmacht sein
geben hatten, blieben unangetastet. Noch eine Format besessen hätten.» Am 23. August
Stunde (!) nach dieser Gefechtshandlung 1949 begann gegen ihn der «Kriegsverbre-
wurde der Unteroffizier Kurt Briesemeister cherprozess» in Hamburg, vier Jahre nach
mit einem Einzelfahrzeug erneut an der Stras- Kriegsende. Eine Flut von offenen Briefen
senkreuzung von Amerikanern beschossen. ging wegen des Prozesses durch die britische
Das ist die ganze Wahrheit über den «Mal- Presse. Der Philosoph Bertrand Russell, der
medy-Fall», der sich in einer Zeit von höch- Dichter J. B. Priestley, Lordkanzler Stokes,
stens zwölf Minuten abgespielt hat. der englisch-jüdische Verleger Victor Gol-
Von dem britischen Kriegspropagandisten lancz nannten das Tribunal einen Verrat an
Sefton Delmer wurde die Kampfhandlung so- der englischen Rechtsauffassung. Zwei engli-
fort über sämtliche alliierte Sender zu einem sche Verteidiger stellten sich den deutschen
Massenmord an wehrlosen Kriegsgefangenen Anwälten Dr. Laternser und Dr. Leverkuehn
verfälscht. Im KZ Dachau kam es 1946 zu ei- zur Seite: Samuel Charles Silkin und der
nem Schauprozess, bei dem 73 deutsche Sol- Kriegsdienstverweigerer R.T. Paget. Eine
daten, die bei Malmedy gekämpft hatten, ver- englische Bürgerinitiative sammelte Geld für
urteilt wurden, 43 davon zum Tode – an ihrer Mansteins Verteidigung, sogar Churchill
Spitze Jochen Peiper. Er und die meisten sei- zeichnete einen Betrag. Der deutsche Ober-
ner verurteilten Kameraden kamen später frei, staatsanwalt in Hamburg versuchte, eine ähn-
nachdem sich herausgestellt hatte, dass es in liche deutsche Gemeinschaftsspende in Höhe
dem Prozess nicht mit rechten Dingen, son- von 50’000 Mark als «illegale Sammlung» zu
dern mit inquisitorischen Foltermethoden zu- beschlagnahmen. Die Verhandlung dauerte
gegangen war. Ein Beispiel: Achtundsechzig 62 Tage. Am 19. Dezember 1949 verurteilte
Angeklagten waren die Hoden zerquetscht das britische Gericht von Manstein wegen
worden. Jochen Peiper, Kommandeur des SS- neun der 17 Anklagepunkte. Strafmass: 18
Panzerregiments 1 «Leibstandarte», wurde 30 Jahre Gefängnis. Für all die Punkte, in denen
Jahre später, am 14. Juli 1976, in Frankreich er schuldig gesprochen wurde, sieht die Haa-
von bis heute nicht gefassten Tätern ermordet. ger Landkriegsordnung Entschuldigungen
vor. Nämlich entweder die «Kriegsnotwen-
digkeit» oder aber den «höheren Befehl». Der
454
damals noch um Gerechtigkeit für den deut- der die strafbaren Handlungen, die er als Indi-
schen Soldaten bemühte «Stern» schrieb zum viduum begangen haben soll, noch das Ge-
Urteil gegen Manstein: setz, das er angeblich brach.
«Nicht nur, dass Erich v. Manstein kein Un- Das Recht schliesslich, mit dessen Hilfe der
recht beging – an ihm wurde Unrecht began- deutsche Feldmarschall verurteilt wurde, ist
gen. dreifaches Unrecht. Es ist Ausnahmerecht,
Schon vor der Verurteilung wurde er wie ein das in einer Verordnung des englischen Kö-
Verbrecher behandelt. Man liess ihn 1945 nigs verkündet und gegen einen Deutschen
durch britische Militärpolizei in Schleswig- angewandt wurde. Es ist einseitiges Recht,
Holstein verhaften. Man nannte ihn durch den das immer nur gegen Besiegte, und noch nie
Mund des Anklägers einen «rücksichtslosen gegen einen Sieger angewandt wurde. Es ist
Kriminellem. rückwirkendes Recht, das zur Zeit der Feld-
Während des Prozesses wurde Beweismate- züge des Marschalls noch gar nicht existierte.
rial der Anklage zugelassen – beispielsweise Alle diese Massnahmen und Methoden ver-
Dokumente, deren Authentizität nie geprüft letzten die Haager Landkriegsordnung, die
worden ist –, das bei jedem ordentlichen Ge- Genfer Konvention über die Kriegsgefange-
richt unzulässig gewesen wäre. Ein Kron- nen und die UNO-Deklaration über die Men-
zeuge der Anklage war der bereits zum Tode schenrechte».
verurteilte Massenmörder von 90’000 Juden, 1952 wurde Erich von Manstein aus dem alli-
Otto Ohlendorf, dessen Hinrichtung zum ierten Sieger-KZ von Werl entlassen.
Zweck der Vernehmung extra ausgesetzt wor-
den war. Jede Urteilsbegründung wurde ver-
weigert. Marktheidenfeld
Jeder Verbrecher hat in Deutschland und Eng-
land das Recht, innerhalb von 24 Stunden Behauptet wird, Teilnehmer am Veteranen-
nach seiner Verhaftung einem Richter vorge- treffen der 4. Polizei-Panzergrenadierdivision
führt zu werden; v. Manstein musste vier Jah- der Waffen-SS 1984 im fränkischen Markt-
re warten. heidenfeld hätten demonstrativ auf Schilder
Jeder Kriegsgefangene hat Anspruch darauf, uriniert, die dem Gedanken an ehemalige KZ-
von einem Gericht abgeurteilt zu werden, das Opfer gewidmet gewesen seien.
sich aus Soldaten gleichen Ranges zusam- Tatsächlich treffen sich die alten Soldaten be-
mensetzt; v. Manstein wurde als Feldmar- reits seit Jahrzehnten in Marktheidenfeld,
schall von einem Gericht verurteilt, dessen ohne dass es je von ihrer Seite zu einer Straftat
Präsident der Generalleutnant Sir Frank gekommen wäre. Wenige Wochen nachdem
Simpson war. der «Pissoir-Vorfall» in der Presse für Schlag-
Jeder Verurteilte darf Berufung einlegen; für zeilen gesorgt hatte, teilte die Staatsanwalt-
v. Manstein gibt es keine Revisionsinstanz. schaft mit, sie habe das Ermittlungsverfahren
Der Feldmarschall wurde unter keinem be- wegen Verunglimpfung des Andenkens Ver-
kannten oder definierten Gesetz angeklagt. storbener eingestellt. Der von der Presse an
Die Anklageschrift gegen ihn definierte we-
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den Pranger gestellte 70jährige «Täter» aus Hintergrund des mörderischen Partisanen-
den Reihen der alten Kameraden sei unschul- kampfes gesehen werden: Vorwiegend kom-
dig. Es habe sich niemand von den einstigen munistische Banden sollten ausgeschaltet
Frontsoldaten strafbar gemacht. Die Ermitt- werden.
lungen der Staatsanwaltschaft ergaben viel- Während der gesamten deutschen Operation
mehr, dass die KZ-Schilder aus der Werkstatt gegen die Partisanen der Brigade «Stella
linksgerichteter Gegendemonstranten weder Rossa» in der bewaldeten Bergzone zwischen
in der Pissoirrinne einer Marktheidenfelder dem Reno- und Setta-Tal am 29./30. Septem-
Hotelgaststätte lagen, noch dass darauf uri- ber 1944 blieb die Ortschaft Marzabotto aus-
niert wurde. Es habe sich, so der Sprecher der serhalb des Operationsgebietes jenseits des
Würzburger Staatsanwaltschaft, um eine «ge- Reno-Flusses liegen. Sie wurde daher in kei-
stellte Angelegenheit» gehandelt. Ein Journa- ner Weise durch die Kämpfe berührt und lag
list aus der Gegend von Hanau sei geständig, auch ausserhalb des Wirkungsbereiches aller
den angeblichen «Vorfall» erfunden zu ha- in der Gefechtszone eingesetzten Waffen. In
ben, um zu erreichen, dass in Zukunft die der Stadt selbst herrschte zur fraglichen Zeit
Treffen ehemaliger deutscher Waffen-SS- völlige Ruhe. Die in Marzabotto stationierten
Soldaten verboten würden. Zu seiner Ent- deutschen Heereseinheiten und italienischen
schuldigung behauptete der Journalist, sein Miliztruppen fanden keinen Anlass, gegen
Vater sei im Konzentrationslager gewesen Ruhestörer vorzugehen oder als Sühne für
und habe ihm Furchtbares davon erzählt. Die Anschläge Repressalien gegen die Zivilbevöl-
Richtigstellung der Staatsanwaltschaft er- kerung anzuwenden. Die Einwohnerschaft
schien in den meisten Medien, die vorher sen- hatte nur deshalb Verluste zu beklagen, weil
sationell «berichtet» hatten, entweder gar wehrfähige Männer zu den Partisanen der
nicht oder versteckt. Noch Monate danach «Roten Stern»-Brigade gehörten und bei den
fand sich in Presseorganen die Lügenge- Feuergefechten im Setta-Tal gefallen waren.
schichte wiederholt. Allerdings erlitt die Zivilbevölkerung von
Marzabotto lange nach diesen Kämpfen Scha-
den an Leben und Gut, als die Front näherge-
Marzabotto rückt war und die Ortschaft das Ziel alliierter
Bombenangriffe und amerikanischer Artille-
Behauptet wird, der deutsche Major Reder rie wurde.
und seine Soldaten hätten in der italienischen Kein Soldat der SS-Panzer-Aufklärungsabtei-
Ortschaft Marzabotto ein furchtbares Massa- lung 16 und auch nicht Walter Reder haben
ker an der Zivilbevölkerung verübt. Von ei- jemals die Ortschaft Marzabotto betreten. Es
nem italienischen Militärtribunal, das unter ist daher eine Lüge, wenn später behauptet
erheblichem kommunistischen Druck stand, wurde, Major Reder und seine Panzergrena-
wurde Reder zu lebenslänglicher Haft verur- diere hätten in dieser Stadt Massaker veran-
teilt, die er bis 1985 auf der Festung Gaeta staltet und Zerstörungen angerichtet.
verbüsste. Selbst in der Glorifizierungsschrift der italie-
Tatsächlich müssen die Vorgänge vor dem
456
nischen Partisanenvereinigung ist an keiner heitsbehörden im rückwärtigen Gebiet bereits
Stelle die Rede davon, dass es seitens der angeordnete Deportation von über 2’000 ita-
Deutschen in Marzabotto oder Umgebung zu lienischen Männern nach dem Osten; Offi-
Übergriffen oder kriegsrechtswidrigen Hand- ziere und Mannschaften der Pz.-Aufklärungs-
lungen kam. Wenn auch nur der geringste Tat- abteilung 16 wurden daraufhin von der dank-
bestand zu finden gewesen wäre, hätten es die baren Bevölkerung Correggios tagelang als
Verfasser dieser Erinnerungsschrift 1945 ge- Helden gefeiert;
wiss nicht unterlassen, derlei Vorkommnisse allein dem Dazwischentreten Reders hatte die
anzuprangern. Ortschaft Monzone es zu verdanken, dass sie
Im völligen Widerspruch zu den nach Kriegs- nicht von anderen Truppenteilen niederge-
ende erhobenen Behauptungen bewahrte der brannt wurde.
Kommandeur der Pz.-Aufklärungsabteilung Am 4. Mai 1945 verliess Major Reder trotz
16, Major Walter Reder, auch im Kampf ge- seiner schweren Verwundung das Lazarett in
gen Partisanen jene ihm selbstverständliche Bad Aussee, um sich zu seiner Truppe an die
soldatische Ritterlichkeit. Er unterliess es Front zu begeben. Als er seine Abteilung ver-
nicht, seine Truppe unmissverständlich zur fehlte, schloss er sich der 23. Panzer-Division
Schonung der Zivilbevölkerung anzuhalten, an und geriet nach den letzten Endkämpfen
soweit dies bei Gefechten mit in Ortschaften bei Salzburg in amerikanische Gefangen-
und Gebäuden verschanzten Banditen über- schaft. Die Offiziere der 3. US-Infanterie-Di-
haupt möglich schien. Auf Reders Befehl hin vision nahmen auf seinen schlechten Gesund-
wurden alle verwundeten Zivilisten, gleich- heitszustand (seit 1943 Fehlen des linken Un-
gültig ob sie Partisanen waren oder nicht, so- terarms, Radialislähmung rechte Hand, ausser
fort ordnungsgemäss von Sanitätsdienstgra- sonstigen Verletzungen schwere und behin-
den versorgt und in die nächsten Lazarette ge- dernde Beinschäden) Rücksicht und liessen
bracht. ihn am 15. Mai auf freien Fuss setzen.
Major Reder verzichtete in seinem Gefechts- Obwohl Reder wusste, dass er nach der Ver-
streifen auch auf Repressalien, wozu er nach nichtung der kommunistischen Partisanen-
den Bestimmungen der Haager Landkriegs- Brigade von Badoglio auf die Liste der
ordnung und auf Grund entsprechender Be- «Kriegsverbrecher» gesetzt und bereits im
fehle des Oberbefehlshabers Süd-West abso- November 1944 durch den von deutschen
lut berechtigt gewesen wäre. Verrätern und englischen «Leftisten» (= briti-
Partisanen, die sich nach offenem Kampf ge- sche Linksintellektuelle) geleiteten britischen
fangen gaben, wurden wie Soldaten behandelt Militärsender in Bari im Rahmen wildester
und zum Abtransport in normale Gefangenen- Greuelmeldungen diskriminiert worden war,
lager bestimmt; hinterhältige Attentäter wur- dachte er nicht daran, sich einem möglichen
den der Heeres-Feldgendarmerie übergeben; Zugriff seitens der Alliierten zu entziehen. Er
durch persönliche Intervention und Einschal- war sich keiner Schuld bewusst, so dass er je-
tung eines Offiziers seiner Truppe verhinderte den Gedanken an eine Flucht weit von sich
Reder im letzten Augenblick die von Sicher- wies. Aber gerade dieser Glaube an Recht
457
und Gerechtigkeit sollte ihm zum Verhängnis geklagten Aussagen vor dem Internationalen
werden. Gericht machen würde, müsste ich damit
rechnen, wegen Kriegsverbrechen angeklagt
zu werden. Ich erklärte, ich hätte keinerlei
Milch, Generalfeldmarschall
Kriegsverbrechen begangen und sähe deshalb
Erhard Milch (1892-1972) war der Schöpfer keinen Grund, mich anzuklagen. Emery erwi-
der deutschen Luftwaffe. Sein Vater ent- derte: «Das ist eine sehr einfache Sache, wenn
stammte einer jüdischen Familie. Während wir wollen, können wir jeden Deutschen we-
des Ersten Weltkrieges erwarb sich Erhard gen Kriegsverbrechen anklagen und ihm den
Milch beide Eiserne Kreuze. In der Weimarer Prozess machen, gleichgültig ob er Kriegs-
Zeit war er entscheidend am Aufbau der Luft- verbrechen begangen hat oder nicht. Warum
hansa beteiligt. 1933 wurde er Staatssekretär, sprechen Sie für Göring und die anderen,
1939 Generalinspekteur der Luftwaffe. 1940 diese würden das für Sie auch nicht tun: ich
erfolgte die Beförderung zum Generalfeld- möchte Ihnen den guten Rat geben, sprechen
marschall. Im Mai 1945 geriet er in britische Sie gegen diese Leute, es liegt in Ihrem In-
Gefangenschaft. Die Sieger klagten ihn als teressen Ich erwiderte ihm, dass ich nur die
«Kriegsverbrecher» an. Wie es zur Verurtei- Wahrheit sagte, dass meine Person keinerlei
lung kam, schilderte Milch eidesstattlich wie Rolle spielte, und dass ich keinerlei Angst vor
folgt: einem Prozess hätte.
«Am 5.11.1945 stattete der mir gut bekannte Emery antwortete: «Bedenken Sie, dass Sie
Major Emery, wie er sich in Deutschland noch jung sind, noch eine Rolle spielen könn-
nannte, aber auch Engländer, wie er sich in ten, und dass Sie auch an Ihre Familie denken
England nannte, einen Besuch in Nürnberg müssen.» Ich lehnte den Rat, den er mir gab,
ab. Er war mir schon von England her be- natürlich ab, selbst wenn er gut gemeint war.
kannt. Ich vermute, dass sein wahrer Name Emery beendete die Unterhaltung mit den
anders lautet. Er war, wie er mir einmal er- Worten, dann könne er mir nicht helfen. Von
zählte, Bankier in New York. Er leitete das diesem Augenblick an wusste ich, dass man
englische Untersuchungslager Nr. 7, zu wel- versuchen würde, gegen mich einen Kriegs-
chem auch der Captain Tracy (bestimmt auch verbrecherprozess anhängig zu machen. Ich
ein falscher Name) gehörte. Als Major Emery habe dies Kameraden in Nürnberg und
beim Nürnberger Gericht eintraf, beschäftigte Dachau erzählt, ebenso Delegierten des Gen-
sich gerade ein amerikanischer Untersu- fer Internationalen Roten Kreuzes.»
chungsrichter mit mir. Ich hörte zufällig, dass Milch wurde daraufhin wegen «Beihilfe beim
es ein Major Mahagan (?) sein sollte. Nach ei- Sklavenarbeitsprogramm» und «Verbrechen
ner kurzen Unterhaltung zu dreien bat Major gegen die Menschlichkeit» zu lebenslangem
Emery den Major Mahagan, uns allein zu las- Zuchthaus verurteilt, 1951 zu 15 Jahren «be-
sen. gnadigt» und 1954 vorzeitig entlassen.
Emery kündigte mir dann an, wenn ich wei- So erging es vielen deutschen Heerführern.
terhin für Göring, Speer und die anderen An-
458
Es war nicht leicht, eine Anklage gegen Feld- von General Karl Wolff und Generalober-
marschall Milch zu konstruieren. Man kam stabsarzt Prof. Dr. Erich Hippke als Kronzeu-
auf die abwegige Idee, den Generalfeldmar- gen bei den Amerikanern. Nach wenigen Ta-
schall für Menschenversuche in Konzentrati- gen wurde ihm mitgeteilt, man könne weder
onslagern verantwortlich erklären zu wollen. den einen noch den anderen auffinden. Um
Auch der Vernehmungsoffizier Hauptmann das Theater noch glaubwürdiger zu gestalten,
Koch, ein amerikanischer Staatsangehöriger, erliessen die alliierten Militärbehörden Wo-
konnte Milch zu dem gewünschten Geständ- chen hindurch Rundfunkaufrufe an Dr. Hipp-
nis seiner «Schuld» nicht bringen. Milch ke, «sich zu melden», und teilten nach gerau-
konnte nur bestreiten, für irgendwelche derar- mer Zeit Milchs Verteidiger mit, dass der als
tigen Befehle verantwortlich zu sein. Als Zeuge Gesuchte «vermutlich» nach Mittel-
Hauptmann Koch aufstand, um zu gehen, deutschland geflohen sei. Assistent der Ver-
hielt Milch ihn zurück: «Darf ich das Fol- teidigung war der Bruder des Feldmarschalls,
gende sagen. Mein Schicksal ist mir gleich- der Rechtsanwalt Dr. Werner Milch. In Ir-
gültig. Das möchte ich ausdrücklich betonen. vings «Tragödie der Deutschen Luftwaffe»
Wenn jemand zu mir sagt, Sie waren ein Feld- wird geschildert, wie Rechtsanwalt Dr. Milch
marschall, Sie waren in einer hohen Position die Zeugen fand, die die Sieger angeblich
– wir wollen Sie aufhängen, dann sage ich: nicht hatten ausfindig machen können: «Wer-
Nur zu! An meinem Leben liegt mir nichts. ner Milch fuhr zu der letzten bekannten
Aber ich werde nicht die Verantwortung für Adresse des Arztes (Prof. Hippke) nach Ham-
Gemeinheiten übernehmen, von denen ich burg; die Frau des verschollenen Arztes sagte
überhaupt nichts weiss und die meiner Natur ihm, dass ihr Mann vor einigen Tagen mor-
völlig fremd sind». gens wie üblich das Haus verlassen habe und
Am 14. November 1946 wurde Milch von seither spurlos verschwunden sei; die Besat-
US-Oberst Charles Mays die Anklageschrift zungsbehörden wüssten nichts von ihm. Aber
überreicht. Die ihm zur Last gelegten Kriegs- eine Nachbarin erinnerte sich da-ran, am frag-
verbrechen und Verbrechen gegen die lichen Morgen gesehen zu haben, wie ein
Menschlichkeit schlossen die Versklavung, Mann von britischen Soldaten verhaftet wor-
Deportation und Misshandlung von Millionen den sei; die Beschreibung passte auf Hippke.
Menschen ein – von zivilen Zwangsarbeitern Milchs Bruder holte in jedem Hamburger Ge-
und Kriegsgefangenen; ebenso wurden ihm fängnis Erkundigungen ein und erfuhr
auch die Beteiligung an kriminellen medizini- schliesslich von dem Personal des Zuchthau-
schen Versuchen an Menschen sowie die Be- ses Fuhlsbüttel, dass sich Dr. Hippke dort be-
teiligung an Morden, Misshandlungen, Grau- finde; er sei auf Weisung aus Nürnberg dort-
samkeiten, Folterungen, Greueln und anderen hin gebracht worden. Die Amerikaner hatten
unmenschlichen Taten zur Last gelegt. Um die Gefängnisbehörden ersucht, Hippkes Exi-
dieses Lügengebäude einstürzen zu lassen, stenz niemandem bekanntzugeben.» Die Alli-
beantragte Milchs Verteidiger, der Nürnber- ierten hatten also den Generaloberstabsarzt
ger Dr. Friedrich Bergold die Einvernahme einfach verhaftet, um ihn keinesfalls als Zeu-
459
ge für Milch aussagen zu lassen. Gleichzeitig mente gegen Milch zusammen.» Unter faden-
sperrten sie den General Wolff, den anderen scheinigen Vorwürfen wurde Generalfeld-
Hauptentlastungszeugen, in ein Nürnberger marschall Milch trotzdem «zu lebenslanger
Irrenhaus, wo ihn Rechtsanwalt Milch Freiheitsstrafe, abzuleisten im Gefängnis von
schliesslich ausfindig machen konnte. Rebdorf» verurteilt.
Inzwischen fertigte die Siegerjustiz zur Bela- Für alle diese Kriegsverbrecherprozesse der
stung von Milch eine «eidesstattliche Versi- Sieger gilt, was US-Senator Robert A. Taft
cherung» des mittlerweile toten Göring. «Gö- sagte, den Prof. Diwald in seiner «Geschichte
rings» Ausführungen waren allerdings so ab- der Deutschen» zitiert: «Ein von den Siegern
surd, dass sie als Fälschung ohne weiteres zu über die Besiegten geführter Prozess kann
erkennen waren. Irving: «Ein grosser Teil der nicht unparteiisch sein, in welchen Rechtsfor-
amerikanischen Aussagen war von Leuten men er auch gehalten wird . . . Über diesem
aufgebaut, die inzwischen nicht mehr leb- ganzen Verfahren schwebt der Geist der Ra-
ten.» Entgegen dem Protest von Milch-Ver- che, und Rache ist selten identisch mit Recht.
teidiger Dr. Bergold liess der Präsident des . . Wir haben in diesem Prozess die russische
Gerichtshofes die Falsifikate in die Anklage Auffassung akzeptiert, derzufolge der Zweck
aufnehmen. von solchen Prozessen in der Regierungspoli-
Als die Verteidigung mitteilte, dass die Kron- tik besteht und nicht in der Rechtsprechung –
zeugen General Wolff und Generaloberstabs- eine Haltung, die wenig Bezug zu unserem
arzt Dr. Hippke in ein Irrenhaus und ein Ham- angelsächsischen Erbe hat. Indem wir Politik
burger Gefängnis gesteckt worden waren, um in die Formen legalen Vorgehens kleiden,
sie dem Prozess fernzuhalten, blieb den Alli- können wir die Idee der Gerechtigkeit auf
ierten nichts anderes übrig, als die beiden Jahre hinaus in Europa diskreditieren.»
doch noch als Zeugen zuzulassen. Gegen
beide wurde Druck ausgeübt. «Hippke, den Militärjustiz der Wehrmacht
die Anklagebehörde am 16. Januar zu einem
«Gespräch» holen liess, machte gegenüber Behauptet wird, die deutschen Kriegsgerichte
hätten unmenschlich geurteilt. Tatsächlich
Bergold keinen Hehl daraus, dass er jetzt für
seine eigene Zukunft fürchte, falls er für entsprachen die Urteile der deutschen Militär-
justiz im grossen und ganzen rechtsstaatli-
Milch aussage.» Im Gegensatz zu Speer
(«Sein Gedächtnis dahin, ein gebrochener chen Anforderungen. Zu diesem Ergebnis
Mann»), der als Zeuge zur Belastung von kommt eine grossangelegte wissenschaftliche
Untersuchung des langjährigen Oberstaatsan-
Feldmarschall Milch beitrug, entlasteten
Prof. Hippke und General Wolff den Feld- walts bei der Bundesanwaltschaft, Otto Peter
Schweling. Schweling begann seine Arbeit
marschall. «Generaloberstabsarzt Prof. Dr.
Erich Hippke betrat den Zeugenstand am 7. 1962 im Auftrag des früheren Präsidenten des
Februar. Mit seinen ersten Antworten fiel die Bundesgerichtshofes, Dr. Hermann Wein-
kauff und schloss sie 1966 ab. Nach seinem
Anklage hinsichtlich der Dachauer Experi-
Tod brachte der führende Strafrechtsprofessor
460
Erich Schwinge die Dokumentation unter denjenigen Delikten straffer angezogen wor-
dem Titel «Die deutsche Militärjustiz in der den sind, die für Manneszucht und Schlag-
Zeit des Nationalsozialismus» heraus. Darin kraft von vitaler Bedeutung waren – Fahnen-
heisst es zusammenfassend: flucht, Feigheit und Selbstbeschädigung.
«Die deutsche Militärjustiz verdient die Vor- Wenn die Zahl der Fahnenflüchtigen in die
würfe nicht, die pauschal gegen sie erhoben Höhe geht, werden in den Streitkräften aller
worden sind. Sie war keine Terrorjustiz, die Nationen auch die Todesurteile zunehmen.
mit rücksichtsloser Härte und Strenge jeder Das gleiche wird bei Feigheit und Selbstbe-
strafrechtlichen Verfehlung und jedem politi- schädigung der Fall sein. Dass es im letzten
schen Aufbegehren entgegengetreten wäre. Krieg in der Deutschen Wehrmacht zu über
Sie hat sich nicht zum blinden Werkzeug dra- 10’000 Todesurteilen gekommen ist, ist
konischer Gesetze degradieren lassen, und schmerzlich, wegen der fortschreitenden Ver-
man kann ihr auch nicht zum Vorwurf ma- schlechterung der Kriegslage aber begreif-
chen, dass sie bei der Strafzumessung jedes lich. Eine andere Frage ist, wieviele von die-
Mass verloren habe. Behauptungen solcher sen Urteilen vollstreckt worden sind.»
Art lassen sich mit Hilfe der statistischen Un- Die Dokumentation erinnert daran, dass in
terlagen und des über 110’000 Einzelfälle den britischen Streitkräften des 1. Weltkrie-
umfassenden Aktenmaterials, das in Kor- ges, die unter Bedingungen kämpften, die
nelimünster lagert, eindeutig widerlegen. weitaus erträglicher waren als die die deut-
Keine menschliche Institution ist frei von schen Truppen im Zweiten Weltkrieg aufleg-
Fehlleistungen, und der Wehrmachtjustiz ha- ten, 3080 Todesurteile gefällt wurden, in der
ben zeitweise mehr als 3’000 Richter ange- französischen Armee habe es zwischen 1914
hört. So sind auch Urteile zu beklagen, die im und 1918 zwei- bis dreitausend Todesurteile
Gesetz keine Deckung fanden oder im Straf- gegeben. («Spiegel»-Redakteur Höhne wies
mass überzogen waren. Aber das waren Aus- darauf hin, dass die sowjetische Militärjustiz
nahmen. in den Friedensjahren 1935-37 eine halbe
Nicht zu bestreiten ist, dass die Zahl der To- Million Todesurteile gefällt hat). Hinzu
desurteile gegen Wehrmachtsangehörige im komme, so die Schweling-Untersuchung,
Laufe des Krieges erheblich angestiegen ist dass während des ganzen Zweiten Weltkrie-
und insgesamt etwa die Zahl 10’000 oder ges bei rund einem Viertel der Straftaten die
12’000 erreicht hat. Dieser Anstieg setzte Vollstreckung von der deutschen Militärjustiz
aber erst seit Ende des Jahres 1941 ein, als die ganz oder teilweise zur Bewährung ausgesetzt
deutsche Wehrmacht vor Moskau wegen des worden sei. In der Anwendung NS-geprägter
frühen Wintereinbruchs, völlig unzureichen- Gesetze seien die Kriegsgerichte vorsichtig
der Versorgung und des Hitlerschen Haltebe- und zurückhaltend gewesen, die Strafzumes-
fehls in eine Krise geriet, die um ein Haar zur sungen in der Regel niedrig. Dies hätten die
Auflösung der Front und zum totalen Zusam- erhalten gebliebenen Statistiken und die in
menbruch geführt hätte. Kornelimünster verwahrten Urteile ein-
Beachtet werden muss, dass die Zügel nur bei drucksvoll dargetan.
461
War ein Soldat wegen politischer Äusserun- fallen. Tatsächlich führten die Deutschen in
gen angezeigt worden, so wichen die Kriegs- den letzten Jahrhunderten weniger Kriege als
gerichte von der Wehrkraftzersetzung oder andere Völker.
der Heimtücke allermeist auf mildere Tatbe- Italiens einstiger Ministerpräsident Nitti
stände aus bzw. erkannten auf niedrige Stra- schrieb in den 20er Jahren in seinem Werk
fen oder verwiesen auf den Weg disziplinari- «Das friedlose Europa» zu diesem Thema: «In
scher Erledigung. Weiter heisst es in der er- den letzten Jahrhunderten haben Frankreich
wähnten Dokumentation: und Grossbritannien weitaus mehr Kriege ge-
«Die Arbeit hat gezeigt, dass vor den deut- führt als Deutschland.» Im Buch «Bedin-
schen Kriegsgerichten in aller Regel die tra- gungsloser Hass?» des britischen Historikers
ditionellen Verfahrensgarantien beachtet und Grenfell wird aufgelistet: In den 48 Jahren
gewahrt worden sind. Mitunter hat man der nach der Schlacht von Waterloo (1815) waren
Frage der Verteidigung nicht genügend Auf- verwickelt: Engländer in 6 Kriege, einen ko-
merksamkeit gewidmet. Bei der Fronttruppe lonialen Eroberungszug, eine Unterdrückung
war es aber häufig schwierig, wenn nicht un- eines grösseren Aufstandes; Frankreich in1
möglich, geeignete Personen aufzutreiben, vier Kriege, zwei koloniale Eroberungen;
und so ist mancher Angeklagte ohne den Bei- Russland in fünf Kriege und Ausdehnung in
stand geblieben, den man ihm wünschen Asien sowie zwei Unterdrückungen von Auf-
musste. Das sind aber Schwierigkeiten, mit ständen in Polen; Österreich in zwei Kriege
denen unter anderem auch die amerikani- und die Bekämpfung einiger Revolten;
schen Streitkräfte zu kämpfen hatten. Alles in Preussen in keinen einzigen Krieg. In der Zeit
allem kann man den deutschen Kriegsgerich- von 1850 bis 1941 führten Kriege: England
ten nicht den Vorwurf machen, dass sie den 20, Frankreich 18, Savoyen/Italien 12, Russ-
Boden der Rechtsstaatlichkeit verlassen hät- land 11, China 10, Spanien 10, Türkei 10, Ja-
ten.» pan 9, Preussen-Deutschland 8, USA 7, Öster-
Das Werk Schwelings und Schwinges zeigt reich 6, Polen 5 (Q. Wright, A Study of War).
auch Beispiele für harte Entscheidungen deut- Seit 1945 wurden ca. einhundertfünfzig bluti-
scher Kriegsgerichte. Für die Vergewaltigung ge Kriege geführt – ohne deutsche Schuld
einer Französin z.B. erhielt ein deutscher Sol- oder Beteiligung. Insgesamt schätzt man die
dat acht Jahre Zuchthaus, für die Verführung Zahl der grösseren bewaffneten Konflikte in
eines französischen Jungen ein anderer fünf der überschaubaren Menschheitsgeschichte
Jahre Gefängnis. Für Plünderung im besetz- auf fünfzehntausend.
ten Gebiet wurden teils Todesstrafen, teils
hohe Zuchthausstrafen verhängt.
Monte Cassino
Militarismus
Behauptet wird, das italienische Kloster
Behauptet wird, Deutschland sei besonders Monte Cassino sei 1944 durch die Schuld der
häufig kriegerisch über andere Völker herge- Wehrmacht zerstört worden. Tatsache ist,
dass das Heiligtum von alliierten Bombern
462
vernichtet wurde und dass der deutschen der Zerstörung des Monte Cassino dem neu-
Wehrmacht die Rettung der Kunstschätze aus seeländischen General Bernhard Freyberg zu.
dem Kloster zu verdanken ist. 1984 berichte- Dieser habe mit dem Abzug seiner Truppen
ten die «Dolomiten», Tageszeitung aus Bo- gedroht, falls die Offensive der Alliierten hier
zen: endgültig zum Stillstand kommen sollte.»
«Der alliierte Bombenangriff, mit dem am 15. Retter der Kunstschätze von Monte Cassino
Februar 1944 das italienische Kloster Mon- ist Oberstleutnant Julius Schlegel (1895-
tecassino dem Erdboden gleichgemacht wur- 1958). Der aus Wien stammende Offizier
de, war «überflüssig und sinnlose Zu dieser diente im Ersten Weltkrieg bei der k. u. k.
Auffassung sind die beiden amerikanischen Fliegertruppe. Im Zweiten Weltkrieg kämpfte
Historiker David Richardson und David Schlegel in Afrika und machte den Rückzug
Hapgood gelangt. In ihrem nunmehr erschie- in Sizilien und auf dem italienischen Festland
nenen Band «Montecassino» versicherten sie, mit. Dort, wo der italienische Stiefel am
das aus dem sechsten Jahrhundert stammende schmälsten ist, versuchte die deutsche Armee-
Kloster in Süditalien sei nicht von deutschen führung den Vormarsch der Alliierten zu
Truppen besetzt gewesen. Diese Erkenntnis stoppen. Im Bereich dieser «Gustav-Linie»
stützen sie auf ein bisher unveröffentlichtes lag auch die Abtei Monte Cassino. Das be-
Tagebuch von Martino Matronola, Sekretär rühmteste Kloster der katholischen Christen-
des Abts von Monte Cassino, und einem Ge- heit, vom heiligen Benedikt 529 gestiftet,
heimbericht eines britischen Offiziers namens thront auf dem 519 m hohen Berg über der
F. Jones. Der Luftangriff auf die Abtei war Stadt Cassino. Schlegel führte eine Werkstatt-
von den Alliierten beschlossen worden, als kompanie, die in der Nähe stationiert war.
der Truppenvormarsch von der unterhalb ge- Schon frühzeitig erkannte der Major die Ge-
legenen Stadt Cassino zum Stillstand gekom- fahr, die dem Kloster drohte. In eigener Ver-
men war. Die amerikanische Luftwaffe warf antwortung beschloss Schlegel, wenigstens
über dem historischen Benediktinerkloster die Kunstschätze zu retten. Er liess sie mit 120
435 Tonnen Bomben ab. Laut dem zitierten Lastkraftwagen, die er zu diesem Zweck ei-
Bericht des britischen Offiziers hatte General genmächtig abzweigte, nach Rom bringen.
Henry Maitland Wilson, der Kommandie- Der Abtransport begann am 15. Oktober
rende der Alliierten Streitkräfte im Mittel- 1943. Ganze Galerien von Bildern (Tizian,
meer, niemals schlüssige Beweise für die Be- Tintoretto, Raffael), Berge von Büchern aus
setzung der Abtei durch die deutschen Trup- der Bibliothek wurden verladen und in den
pen geliefert. Der Sekretär des Abtes ver- Vatikan verfrachtet. Die Reliquien des heili-
zeichnete in seinem Tagebuch, die Deutschen gen Benedikt und der heiligen Scholastika
hätten das Kloster selbst nicht besetzt, jedoch wurden in Pappkartonkoffern weggebracht.
in unmittelbarer Nähe Maschinengewehre po- Schlegel war mit der Aktion ein grosses per-
stiert und Munitionslager angelegt. Der Band sönliches Risiko eingegangen. 120 Lastkraft-
der beiden amerikanischen Historiker wagen der Front zu entziehen, war vom mili-
schreibt einen Grossteil der Verantwortung an
463
tärischen Standpunkt nicht unbedenklich. Im- ders gut gegangen. Ein kleines Papiergeschäft
merhin wurden damals die Artilleriegeschüt- in der Döblinger Hauptstrasse in Wien ge-
ze zum Teil mit Ochsengespannen in die Stel- währte ihm und seiner Familie eine mehr als
lung gefahren. Erst nach vollbrachter Rettung bescheidene Existenz. Er erhielt ein Dank-
informierte Schlegel seine Vorgesetzten. schreiben des Abtes von Monte Cassino, an-
Diese sprachen ihm Dank und Anerkennung sonsten hat man ihm seine Rettungstat nicht
aus. Schlegels Kulturtat wurde in der deut- gedankt. Erst nach seinem Tod kam der Öf-
schen Presse und jener des neutralen Aus- fentlichkeit zum Bewusstsein, was das christ-
lands gelobt. liche Abendland dem deutschen Offizier zu
Am 15. Februar 1944, drei Monate nachdem verdanken hat. Oberstleutnant Schlegel er-
die Kunstschätze nach Rom gebracht worden hielt ein Ehrengrab der Stadt Wien, an seinem
waren, wurde Monte Cassino, obwohl sich im Wohnhaus wurde eine Gedenktafel ange-
Kloster kein deutscher Soldat befand, auf bracht, im Stadtbezirk Floridsdorf eine Stras-
Veranlassung des neuseeländischen Generals se nach ihm benannt.
Freyberg durch amerikanische Bomber dem
Erdboden gleichgemacht. 142 Fliegende Fe-
stungen und 112 mittlere Bomber flogen in «Nacht der Generale»
zwei Wellen an und luden Tausende von Ton-
nen tödlicher Fracht über dem Heiligtum ab. Die filmische Diffamierung des deutschen
Unter den Mönchen gab es Tote und Ver- Soldatentums begann mit der 08/15-Trilogie
letzte, Abt Diamara überlebte in der Krypta des Hans Hellmut Kirst. Der Autor war seit
des heiligen Benedikt. 1933 Berufssoldat, wurde 1943/44 Aufsichts-
Erst nach der Zerstörung wurde Monte Cas- offizier der Luftkriegsschule 6 in Kitzin-
sino in die Verteidigungsstellung der 1. deut- gen/Main und gegen Ende des Krieges Natio-
schen Fallschirmjägerdivision einbezogen. nalsozialistischer Führungsoffizier und Ic auf
Ein alliierter Grossangriff, der 18 Stunden der Luftkriegsschule 6. Nach seiner 08/15-Se-
nach dem Bombardement begann, konnte von rie veröffentlichte er das – ebenfalls verfilmte
den «Grünen Teufeln» erfolgreich abgewehrt – Buch «Die Nacht der Generale». Auf dem
werden. Monte Cassino wurde noch drei Mo- «Höhepunkt» der Handlung schlachtet ein
nate gehalten. Dann eroberten polnische deutscher General eine französische Dirne
Söldner in britischer Uniform am 18. Mai brutal ab. Millionen Leser des Buches und
1944 die umkämpften Ruinen. Monte Cas- Betrachter des Filmes im In- und Ausland be-
sino ist heute in seiner ursprünglichen Form kamen einen verheerenden Eindruck von der
wiederaufgebaut. Schlegel, der Retter der deutschen Wehrmacht. Doch es stellte sich
Kunstschätze, war zum Oberstleutnant beför- heraus, dass «Die Nacht der Generale» seiten-
dert worden. Er wurde auf dem weiteren weise gleiche oder beinahe gleiche Szenen
Rückzug in Italien schwer verwundet, ein enthielt wie ein amerikanischer Kriminalthril-
Bein musste amputiert werden. ler namens «Der scharlachrote Mund» von
Schlegel ist es nach dem Krieg nicht beson- Raymond Marshall. Am 3. April 1967 wandte
464
sich der um die historische Wahrheitsfindung abrechnung mit Wehrmacht, Waffen-SS, Po-
ausserordentlich verdiente Schriftsteller Erich lizei, den «Vollstreckern nationalsozialisti-
Kern an das ansonsten extrem vergangen- scher Verbrechen». Während des Dritten Rei-
heitsbewältigende Münchner Institut für Zeit- ches war A. aktives NSDAP-Mitglied, be-
geschichte: «Ich wäre Ihnen äusserst verbun- währte sich im NSKK-Sturm 3/M 33, wirkte
den, wenn Sie mir für eine zeitgeschichtliche im NS-Rechtswahrerbund mit und diente dem
Studie mitteilen könnten, ob Ihnen bekannt ist Regime seit 1942 als Staatsanwalt. In seiner
oder ob Sie vielleicht sogar Unterlagen über Doktorarbeit («Der Reichsstatthalter im Ge-
einen Kriminalfall besitzen, in welchem ein meinschaftsstaat») feierte er hymnisch das
früherer General der Deutschen Wehrmacht NS-Amt des Reichsstatthalters («sein Führer-
oder der Waffen-SS mit einem Messer eine tum tritt besonders scharf hervor») und for-
Prostituierte ermordete. Ich wäre Ihnen dank- derte für dieses Amt Sonderrechte sowie
bar, wenn Sie mir nähere Hinweise geben strenge Strafverfolgung von NS-Gegnern.
könnten, falls Ihnen ein solcher Kriminalfall
zur Kenntnis gelangt ist.» Die Antwort: «Auf Czeslaw Pilichowski
Ihre Anfrage vom 3. 4. 1967 müssen wir Ih- «Nazijäger» im polnischen Machtbereich. Bei
nen leider mitteilen, dass uns der von Ihnen einem Vortrag in Freiburg betonte der Leiter
angeführte Kriminalfall nicht bekannt ist. Mit der polnischen «Hauptkommission zur Unter-
freundlichen Grüssen i. a. Dr. L. Gruch suchung von Naziverbrechen» stolz, dass sein
mann.» Verein in den letzten 17 Jahren die Verurtei-
lung von 5‘352 Deutschen erreicht habe.
Ausserdem versorgte er die westdeutsche Ju-
Nazi-Jäger
stiz ständig mit «Dokumenten». 1983 schrieb
«Nazi-Jäger» werden jene Deutschenverfol- Wlodzimierz Rozenbaum, Präsident der jü-
ger genannt, die verantwortlich sind für ein- dischpolnischen Vereinigung in den USA in
seitige Bewältigungsjustiz. Viele von denen, «The Jewish Post and Opinion», P. sei ein Hit-
die auch deutsche Landser aufs Schafott oder ler-Kollaborateur in Polen gewesen. Und P.s
lebenslänglich hinter Gittern brachten, waren westlicher Jagdgenosse Wiesenthal beschul-
einst glühende Nationalsozialisten. Wir stel- digte seinen polnischen Kollegen, im Vor-
len vier von ihnen vor: kriegspolen der berüchtigten antisemitischen
Schlägerbande ONR angehört zu haben. So-
Heinz Artzt gar als KP-Mann habe er sich nach 1945 an
schwer NS-belasteter Umerzieher. Geboren antisemitischen Agitationen in Polen betei-
1910. Von 1964 bis 1977 war er stellvertre- ligt. Vor diesem Hintergrund stellte die Natio-
tender Dienststellenleiter der Zentralen der nal-Zeitung die Frage, wieviele Deutsche
Landesjustizverwaltungen zur Aufklärung wohl unschuldig hinter Gittern sitzen oder
von NS-Verbrechen in Ludwigsburg. Aus sei- hingerichtet worden sein mögen, weil rasend
ner Feder stammt das Buch «Mörder in Uni- antisemitische Judenschinder fingiertes Bela-
form» (Vorwort: Gert Bastian), eine General-
465
stungsmaterial geliefert haben – womöglich, Nesselwang
um von eigener Schuld abzulenken. Pili-
chowski starb 1984. Nach Aufrufen des Ortspfarrers Gress und
des DGB versammelten sich anlässlich eines
Adalbert Rückerl
Treffens einstiger Waffen-SS-Soldaten in
langjähriger oberster NS-Verfolger. Geboren
Nesselwang/Allgäu mehrere tausend Links-
1925 in München. Von 1966 bis 1984 leitete
demonstranten, um zu «protestieren». Dabei
er die Zentralstelle zur Aufklärung national-
kam es zu gewalttätigen Ausschreitungen von
sozialistischer Gewaltverbrechen in Ludwigs-
Seiten zum Teil vermummter und bewaffne-
burg, die die Aufgabe hat, Greise vor Gericht
ter Linker. Über einhundert Ermittlungsver-
zu bringen. Dass es ungerecht ist, nur Deut-
fahren wurden gegen die Störer von der Justiz
sche wegen Taten im Zweiten Weltkrieg zu
eingeleitet. Nach Mitteilung des bayerischen
verfolgen, während Kriegsverbrecher der an-
Innenministeriums waren etliche der Festge-
deren Seite mit Ehrungen überhäuft werden,
nommenen den Behörden als Berufskrawall-
sah Rückerl nicht ein. Gegenüber der Natio-
macher einschlägig bekannt. Die reisenden
nal-Zeitung musste er seine eigene NS-Ver-
«Demonstranten» waren nach Angaben des
gangenheit als HJ-Führer zugeben.
Ministeriums z.B. an der «Besetzung der
Erwin Schule Herz-Jesu-Kirche in Berlin, bei Ausschreitun-
Nazi-Jäger mit brauner Weste. Geboren 1913. gen in Hannover, an Farbschmierereien mit
Zunächst war er «einfacher» Staatsanwalt, linksextremistischen und teilweise terroristi-
rückte dann aber in den 50er Jahren zum Lei- schem Bezug beteiligt. «Kundgebungsteil-
ter der Ludwigsburger Zentralstelle zur Ver- nehmer sagten aus, dass die Demonstranten
folgung von NS-Taten auf. Jahrelang jagte er vom Veranstalter sogenannte Handgelder er-
gnadenlos Tausende und brachte viele hinter halten hätten. So seien bei der Anreise aus der
Gitter. 1965 wurde enthüllt, dass er bereits näheren Umgebung 87 Mark, aus weiterer
dem vorigen System als NSDAP-Mitglied entfernten Gebieten 106 Mark als Unkosten-
und als SA-Mann gedient hatte und von den beitrag ausbezahlt worden», schrieb die «All-
Sowjets nach Kriegsende unter dem Vorwurf, gäuer Zeitung» am 30. Juli 1985 zu den Er-
hinter der Front schwere Verbrechen gegen mittlungsergebnissen. Die Anti-Veteranen-
die russische Zivilbevölkerung begangen zu Hetze nahm nach der Veranstaltung zum Teil
haben, zu 25 Jahren Zwangsarbeit verurteilt groteske Züge an. In der amerikanischen Zeit-
worden war. Adenauers Moskaureise brachte schrift «B’nai B’rith Messenger» vom 17.
seine Freilassung. Zwar trat Sch. vom Amt Mai 1985 behauptete Marc H. Tanenbaum:
zurück, doch die gegen ihn eingeleiteten Ver- «Das Nazi-SS-Krebsgeschwür im heutigen
fahren wurden eingestellt. In seinem Falle Deutschland. Es war ein recht aufgebrachter
war es «ganz klar», dass die sowjetischen Be- Anruf, den ich von einem australischen Chri-
hauptungen nur Fälschungen sein konnten. sten erhielt, der in München an einer Tagung
Viele andere aber wurden aufgrund kommu- von Geschäftsleuten teilnahm. In seiner Frei-
nistischer Denunziation ins Gefängnis gewor- zeit unternahm er eine Fahrt in das südliche
fen.
466
Bayern und kam so nach Nesselwang bei «Neonazis» beigebracht worden, wie man ei-
Oberammergau. Was er sah, erschreckte ihn. nem am Boden liegenden Gegner die Kehle
In dem dortigen Hotel Krone, es ist ein Ver- eintrete und wie man Pistolengeschosse vorn
sammlungslokal, sah er einige hundert Nazi- anzufeilen habe, damit sie grössere Wunden
Soldaten, die sich zu einer Feier versammel- reissen.
ten. Sie waren Mitglieder des Ersten Panzer-
Korps von Hitlers SS-»Elite». Sie alle trugen
ihre Nazi-Uniformen mit Hakenkreuzarmbin- Norwegenfeldzug
den. In dem Hotel befanden sich grosse, ein-
gerahmte Bilder von Adolf Hitler, um die sie Am 9. April 1940 rückte die deutsche Wehr-
sich zur Treuekundgebung versammelten. Sie macht in Dänemark und Norwegen ein. Sie
waren nicht nur aus ganz Deutschland gekom- kam damit der westalliierten Invasion Norwe-
men, sondern auch aus den USA, aus England gens zuvor.
und Südafrika. Einige von ihnen fuhren in drei Norwegen wehrte sich, unterstützt von Eng-
Tiger-Panzern aus dem Zweiten Weltkrieg land, so dass erst ein mehrwöchiger Feldzug
hinauf zum Hotel. Im Inneren schmückten mit dem deutschen Sieg endete. Die Westalli-
Hakenkreuzfahnen die Wände. Mein australi- ierten hatten schon seit Herbst 1939 den Griff
scher Gesprächspartner war schockiert von nach dem Norden geplant, um Deutschland
dem, was er gesehen hatte. Der Streit um den vom schwedischen Erz abzuschneiden.
Bitburger Friedhof unterstrich für den austra- Deutschland hatte die Aufrechterhaltung der
lischen Anrufer die Wichtigkeit von Anstren- norwegischen Neutralität für die beste Lösung
gungen, derartige Übel zu verhindern. Was ist gehalten. Erst als der westalliierte Aufmarsch
zu tun? Auf Grund dieses Berichtes aus erster offenkundig war, entschloss man sich zum
Hand schickte ich eine Denkschrift an das Handeln. Der Kriegszug nach dem Norden
Auswärtige Amt der westdeutschen Regie- kam dann den Engländern nur um wenige
rung mit der Frage, welche Schritte sie vorbe- Stunden zuvor.
reitet, um solche jährlichen SS-Obszönitäten Besatzungspolitische Fehlentscheidungen rie-
einzuschränken. Wenn Kanzler Kohl wirkli- fen tiefgehende Ressentiments hervor. Nach
che Versöhnung mit Amerika sucht – sowie Kriegsende waren sie nur schwer abzubauen,
wir es tun –, dann ist es nicht einfach damit spielen aber heute im Verhältnis Norwegens
getan, diese leibhaftige Gegenwart eines SS- zur Bundesrepublik keine Rolle mehr.
Krebsgeschwürs zu ignorieren, welches allem Eine objektive Darstellung der Vorgänge, die
widerspricht, wofür das neue Deutschland ge- zur deutschen Invasion in Norwegen führten,
halten wird.» bringt Prof. Diwald in seiner «Geschichte der
Soweit der «Bericht» des Mister Tanenbaum Deutschen»: «Der Befehlshaber der Kriegs-
über Nesselwang. marine, Grossadmiral Erich Raeder, machte
Die «DDR»-Zeitschrift «horizont» verbreitete Hitler am 10. Oktober 1939 in einem ausführ-
die «Nachricht», beim Veteranentreffen sei lichen Vortrag auf die strategische Bedeutung
Norwegens aufmerksam. Hitler hatte nicht
467
entfernt daran gedacht, die norwegische Neu- samte Bevölkerung grundlos niederzuma-
tralität zu verletzen; denn für die Interessen chen. Die Männer seien durch Maschinenge-
Deutschlands genügte es ihm, wenn die Erz- wehrsalven ermordet worden, Frauen und
transporte aus den reichen Gruben Skandina- Kinder durch Verbrennen bei lebendigem
viens zuverlässig abgesichert waren. Gerade Leibe in der Ortskirche. Insgesamt seien 642
das aber sah England als entscheidendes Pro- Menschen, davon 300 Kinder, umgekommen.
blem an. Winston Churchill, seit dem 3. Sep- Oradour war ein Zentrum der völkerrechts-
tember britischer Marineminister, hatte be- widrig kämpfenden Partisanen, die mit äus-
reits zwei Wochen nach seiner Ernennung serster Brutalität vorgingen. Oradour ist von
dem Kriegskabinett eine erste Denkschrift der alliierten Propaganda zu einem Synonym
darüber vorgelegt, warum diese Erztransporte für deutsche Greueltaten im Krieg gemacht
auf jeden Fall zu unterbinden seien, samt de- worden. Schon 1944 kursierte eine bebilderte
taillierten Vorschlägen, wie das geschehen französische Denkschrift über Kinder, die die
sollte . . . Mitte Dezember wurde Admiral Ra- deutschen Soldaten an die Türen der Häuser
eder vor einem bevorstehenden Angriff Eng- genagelt hätten. Die Behauptung von abge-
lands auf Norwegen gewarnt. Am 16. Januar hackten Händen wurde wie selbstverständlich
1940 liefen die Vorbereitungen der West- auch aufgestellt. Dann rückte man von sol-
mächte für eine Invasion in Skandinavien an. chen allzu plumpen Beschuldigungen ab.
Neun Tage später wurde ein solches Projekt Aber noch 1985 hiess es in einer Illustrierten,
auch vom deutschen Oberkommando aufge- die Deutschen hätten in Oradour kleine Kin-
griffen; man arbeitete die Pläne des Unterneh- der in Backöfen gesteckt. Im Rahmen der
mens «Weser-Ubung» aus . . . Der Alliierte Fernsehsendung «Die Deutschen im Zweiten
Kriegsrat entschloss sich Ende März zur In- Weltkrieg» wurde Oradour als ein Waffen-
vasion am 5. April, verschob dann allerdings SS-Greuel, das grösste Kriegsverbrechen auf
aus technischen Gründen die Landung um dem westlichen Kriegsschauplatz, bezeichnet.
drei Tage. Die deutschen Kriegsschiffe und Dass Zehntausende französische Frauen und
Transporter liefen am 7. April aus ihren Hä- Kinder alliierten Terrorbombardements zum
fen aus. Das britische Oberkommando erhielt Opfer gefallen sind, Hunderttausende Franzo-
die Nachricht am nächsten Tag und ordnete sen die «Befreiungssäuberungen» 1944/45
sofort die Ausschiffung der Truppen an, die nicht überlebten, wiegt nach Ansicht der TV-
bereits an Bord der Invasionsflotte gegangen Zeitgeschichtler nicht so schwer. Eine Mauer
waren.» des Schweigens der Tatbeteiligten umgibt die
Vorfälle von Oradour. Die beteiligten Deut-
schen schweigen, die nicht weniger beteilig-
Oradour ten französischen Partisanen schweigen
ebenso. Und Charles de Gaulle hat verfügt,
Behauptet wird, deutsche Landser der Waf- dass alle wesentlichen Akten für 50 Jahre, bis
fen-SS seien am 10. Juni in die französische weit ins 21. Jahrhundert, unter Verschluss ge-
Ortschaft Oradour eingerückt, um dort die ge-
468
halten werden. 1953 fand ein Oradour-Tribu- Normandiefront fiel. Ob er den Freitod such-
nal vor dem französischen Militärgericht in te, ist umstritten. Die gründlichste Untersu-
Bordeaux statt. 21 ehemalige Waffen-SS-Sol- chung des Oradour-Komplexes hat der Publi-
daten waren angeklagt, 14 von ihnen Elsässer. zist Herbert Taege vorgenommen. Titel: «Wo
Das Gericht verhängte viele Todesstrafen und ist Kain?». Nach eingehender Prüfung sämtli-
lebenslängliche Haft. Doch kurz danach er- cher vorliegender Dokumente kommt er zu
liess der französische Staat eine Amnestie. dem Ergebnis, dass die Darstellung des Kom-
Die Verurteilten kamen verhältnismässig panieführers im Wesentlichen zutrifft, von ei-
rasch auf freien Fuss. nem deutschen Kriegsverbrechen nicht ge-
Die Divisionsgeschichte der Waffen-SS- sprochen werden kann. Oradour sei keines-
Truppe «Das Reich» gibt den Bericht des ver- wegs ein friedlich dahindämmerndes Dorf ge-
antwortlichen deutschen Kompanieführers wesen, sondern vielmehr ein Tummelplatz
wieder: Die Kompanie habe in Oradour Wi- französischer Partisanen unter Führung des
derstand gefunden. Darauf habe sie die Ort- Sowjethauptmanns Guingouin. Morde an
schaft besetzt und sofort eine genaue Durch- deutschen Soldaten und Verwundeten seien
suchung der Häuser durchgeführt. Ein deut- auf das Konto dem Völkerrecht zuwider han-
scher Offizier, den Partisanen entführt hatten, delnder Banditen gegangen. Als die Waffen-
sei dabei nicht gefunden worden, jedoch viele SS-Soldaten, im Durchschnitt 18-19jährige,
Waffen und Munition. Deshalb habe er alle viele aus dem Elsass, in Oradour einrücken,
Männer der Ortschaft, die mit Sicherheit Ma- um einen entführten Ritterkreuzträger zu be-
quisards (französische Partisanen) gewesen freien, fanden sie unverhüllte Spuren scheuss-
seien, erschiessen lassen. Die Frauen und licher Kriegsverbrechen der Partisanen vor:
Kinder seien während dieser Zeit in der Kir- Die verstümmelte Leiche eines deutschen Of-
che eingesperrt gewesen. Anschliessend sei fiziers sowie einen Sanitätstransport des Hee-
die Ortschaft in Brand gesetzt worden; dabei res, den die Partisanen mit allen Verwunde-
sei fast in allen Häusern noch versteckte Mu- ten, die Fahrer am Steuer gefesselt, verbrannt
nition hochgegangen. Durch den Brand des hatten. Die Durchsuchung der Häuser in
Dorfes habe das Feuer auch auf die Kirche Oradour (so die Ermittlungsergebnisse Tae-
übergegriffen, in der ebenfalls im Dachstuhl ges) habe tatsächlich den Fund riesiger Men-
Munition versteckt gelegen habe. Dadurch sei gen von Waffen und Munition gebracht. Es
die Kirche sehr schnell abgebrannt, die Frau- sei sogar zu Partisanengegenwehr in der Ort-
en und Kinder seien so ums Leben gekom- schaft gekommen. Die Kirche schliesslich sei
men. (Aus der Divisionsgeschichte von Otto keineswegs von deutschen Soldaten ange-
Weidinger.) steckt worden, sondern vielmehr von Partisa-
Gegen den verantwortlichen Kompaniefüh- nen, die in ihr Zuflucht suchten und ihren
rer, der die Befehlsgewalt in Oradour hatte, Ausbruch tarnen wollten. Auf deren Konto
wurde sofort deutscherseits eine kriegsge- gehe der Tod so vieler Zivilisten.
richtliche Untersuchung angeordnet. Zu deren Herbert Taege führt ein wichtiges Dokument
Abschluss kam es jedoch nicht, da er an der
469
an, das den Fall Oradour in der Tat in neuem 2) Sofort nach meiner Ankunft wurde mein
Licht erscheinen lässt. Nach Veröffentli- Jeep von zahlreichen Kindern, aber auch
chung eines Zwischenberichtes zum For- meist älteren Erwachsenen umringt und
schungsstand in der Sache Oradour durch freundlichst begrüsst.
Taege in der von Otto Weidinger verfassten 3) Als mich die älteren Einwohner – 1963
Regimentsgeschichte «Der Führer», zweite mögen sie 50-60 Jahre alt gewesen sein – in
Auflage von 1978, habe er, Taege, durch den einer der o. a. Broschüren lesen sahen, äusser-
ehemaligen aktiven Oberstleutnant der Bun- ten einige, ich solle diese Berichte nicht so
deswehr, Eberhard Matthes, der eigene Re- wörtlich nehmen. Es habe sich vieles etwas
cherchen in Oradour angestellt hatte, zusätz- anders als darin geschildert abgespielt. Da
liche Informationen erhalten. Diese zunächst wurde ich verständlicherweise sofort stutzig
in Aktennotizen festgehaltenen Informatio- und sagte, es sei doch schlimm genug, wenn
nen wurden zwei Jahre später, beschränkt auf deutsche Soldaten auf Frauen und Kinder in
das Wesentliche und noch aktiv Erinnerte, für der von ihnen angezündeten Kirche oder beim
Taeges Buch eidesstattlich versichert. Der Versuch, sich aus dieser zu retten, geschossen
Text der Versicherung an Eides Statt des hätten. Die Antwort lautete deutlich und un-
Oberstleutnant Matthes lautet: «Neben zahl- missverständlich, die Kirche sei doch gar
reichen sonstigen Besuchen privater und auch nicht von den Deutschen angezündet worden.
dienstlicher Art vor- und nachher befand ich Im Gegenteil hätten die SS-Männer – z.T. un-
mich Nov./Dez. 1963 als Offizier der Bundes- ter Einsatz ihres eigenen Lebens – mehrere
wehr längere Zeit auf dem franz. Truppen- Frauen und Kinder aus der brennenden Kirche
übungsplatz La Courtine und im Sommer gerettet. Zwei Frauen in der mich umringen-
1964 privat mit Familie in SW-Frankreich den Gruppe bestätigten sogar, sie seien selbst
(Massiv Central). Weil mich als Kriegsteil- damals gerettet worden von deutschen Solda-
nehmer und in späterer Eigenschaft als Kreis- ten, sonst stünden sie jetzt nicht hier.
vorsitzender des Verbands der Heimkehrer 4) Inzwischen war der Bürgermeister hinzu-
alle Fragen interessierten, die im Zusammen- getreten, der sich vorstellte und mich sehr
hang mit Zwangsmassnahmen, Geiseler- freundlich begrüsste: Ich sei der erste deut-
schiessungen u.ä. stehen, besuchte ich bzw. sche Soldat in Uniform, der nach dem Kriege
wir beide Male auch den Ort Oradour sur Oradour besuche. Er freue sich darüber sehr.
Glane. Er stehe zwar politisch links, aber Frankreich
Beim ersten Besuch Dez. 63 in deutscher sei heute mit Deutschland verbündet und be-
Bundeswehruniform mit BW-Jeep nebst Fah- freundet. Die Vergangenheit müsse man halt
rer – hatte ich folgende Erlebnisse: so nehmen wie sie war, und die richtigen Leh-
1) Der 1944 zerstörte Teil des Ortes war als ren daraus ziehen. Im Krieg sei überall viel
eine Art Freilichtmuseum gestaltet mit kiosk- Unrecht geschehen. Daraufhin konfrontierte
ähnlichem Verkauf von Getränken, Rauch- ich ihn sofort mit dem vorher von den Ein-
waren u.ä., sowie auch Broschüren über das wohnern Gehörten, worauf er sinngemäss
Geschehen in O. im Juni 44 – diese zu einem antwortete:
erstaunlich niedrigen Preis.
470
Auch die Maquis hätten in jener Zeit sehr viel mysteriösen Umständen stattgefundene qual-
Unrecht an deutschen Soldaten verübt, des- volle Tötung eines in die Hände der Maquis
halb sei ja im Oradour-Prozess auch keiner gefallenen höheren deutschen Offiziers in der-
der angeklagten Deutschen zum Tode verur- selben Gegend und etwa zur gleichen Zeit.
teilt und fast alle zu Gefängnis Verurteilten Auch im umgekehrten Falle hätte eine franzö-
recht bald freigelassen worden. sische Truppe daraufhin Zwangsmassnahmen
5) An eine kleine Episode kann ich mich ergreifen müssen, ggf. auch Geiselerschies-
noch deutlich erinnern: In Nähe der Kirchen- sungen, so wie es die Bestimmungen des
ruine war u.a. ein alter Kinderwagen aufge- Kriegsvölkerrechts 1939-45 auch zugelassen
stellt mit einem Schild, dieser Kinderwagen hätten. Aus diesen Gründen gebe es viele
sei bei dem Massaker mit einem Kind darin franz. Soldaten bzw. Offiziere, die dienstlich
auch verbrannt. Ich glaube, es war der Bürger- Oradour nicht besuchen. Seines Wissens fän-
meister selbst, der bei dem Anblick lächelte den – sicher aus gleichen Gründen – auch
und sagte, es sei schon der Rest eines Kinder- keine offiziellen militärischen Feiern in Ora-
wagens mit einer Kindesleiche seinerzeit dort dour statt.
gefunden worden. Nachdem aber Oradour so 7) Bei meinem zweiten – privaten – Besuch
eine Art Wallfahrtsort geworden sei und der in O. Sommer 64 fand ich für die bisherige
Ort an den Besuchern auch Geld verdiene, Schilderung insofern eine weitere Bestäti-
müsse man solche Dinge alle paar Jahre er- gung, als der Kioskwirt bzw. Verkäufer (auch
neuern. ein älterer Herr), bei dem wir Getränke ge-
6) Mein Interesse am Fall Oradour war nun kauft hatten, auf meinen Hinweis bezüglich
verständlicherweise auf das lebhafteste ge- der Broschüren äusserte: Es gäbe noch eine
weckt. Ich hatte Gelegenheit, mich mit fran- ganze Reihe Zeugen, die genau wüssten, wie
zösischen Offizieren zu unterhalten, mit de- sich in Wirklichkeit alles damals 1944 abge-
nen wir ein ausserordentlich offenes und ka- spielt hätte. Diese seien aber im Prozess ent-
meradschaftliches Verhältnis hatten ohne je- weder gar nicht gehört worden oder hätten
den Vorbehalt. Ein höherrangiger franz. Offi- sich auf unwesentliche Aussagen beschränken
zier äusserte sich zu meinen Fragen so: müssen. Die angeklagten Deutschen seien
Ein wesentliches Motiv für das deutsche Ein- auch nicht nur nicht zum Tode, sondern nur zu
greifen Juni 44 in Oradour sei die Tatsache Gefängnis verurteilt und bald freigelassen
gewesen, dass unmittelbar vor dem Ort von worden. Andernfalls hätten einige Zeugen
Angehörigen der anrückenden deutschen zweifellos «ausgepackt» und die wahren Zu-
Truppen ein noch brennender oder ausge- sammenhänge geschildert.
brannter deutscher Sanka aufgefunden wor- Eine Ergänzung durch Matthes vom 13.4.
den sei. Alle 6 Insassen müssen bei lebendi- 1981 besagt weiter:
gem Leibe verbrannt sein. Fahrer und Beifah- «Auf Ihre Anfrage betr. die Explosion in der
rer seien ans Lenkrad gefesselt gewesen. Kirche von Oradour kann ich in der Tat meine
Zweifellos eine Tat der Maquis. Dahinter eidesstattliche Erklärung vom 16. November
steckte aber auch noch die gleichzeitig unter 1980 dahingehend ergänzen, dass im Dezem-
471
ber 1963 mir die Frauen, welche nach eigenen einmalige Rettungsaktion über die Ostsee
Angaben von Soldaten in deutscher Uniform wurde geleitet von Grossadmiral Karl Dönitz,
aus der brennenden Kirche gerettet wurden, dem 1980 verstorbenen einstigen Reichsprä-
u.a. auch erzählten, dass die Schiesserei aus- sidenten.
serhalb der Kirche erst begonnen habe, als die
Kirche im Inneren nach einer Explosion zu
brennen angefangen habe. Welche Zeitab- Paris
stände hierfür in Frage kommen könnten,
wurde nicht erörtert. Darüber mehr zu erfra- Behauptet wird, die deutsche Wehrmacht
gen, hatte ich damals keine Veranlassung.» habe in Paris schwerste Verwüstungen ange-
richtet. Tatsächlich litt die französische
Hauptstadt nicht unter den militärischen
Ostsee 1944/45 Massnahmen der Deutschen, sondern unter
dem Bombenterror der Alliierten.
Die Rettung von zweieinhalb Millionen Men- Während beispielsweise die deutsche Luft-
schen über die Ostsee 1944/45 war – neben waffe im Frankreichfeldzug, ebenso wie das
der Kinderlandverschickung (siehe dort) – Oberkommando der Wehrmacht, die franzö-
die grösste humanitäre Tat im Zweiten Welt- sische Hauptstadt verschonte (für die Luft-
krieg. Die Flüchtlinge und Soldaten wurden waffe waren nur Angriffe gegen stark belegte
dem Zugriff der vorrückenden Roten Armee Flugplätze im Raum von Paris freigegeben),
Stalins entzogen. Sie konnten somit vor bombardierte die britische Luftwaffe – später
Greuel- und Mordtaten, wie sie vielmillio- auch die amerikanische – Paris. Über einen
nenfach an den Menschen im deutschen derartigen Terrorangriff (3. März 1942) be-
Osten geschahen, bewahrt werden. richtete in einer amtlichen Verlautbarung die
1081 Schiffe der deutschen Marine waren an französische Agentur Ofi:
dem Rettungswerk beteiligt, 672 Handels- «Auf 600 Tote und 1’000 Verletzte soll sich
schiffe und 409 Kriegsschiffe. Allein 245 die Zahl der Opfer des Bombenangriffs der
Handelsschiffe gingen bei dieser in der Ge- RAF in der Nacht zum Mittwoch auf die Pa-
schichte der Seefahrt beispiellosen Aktion riser Umgebung belaufen. Die nationale Por-
verloren. Sowjets und Westalliierte jagten zellanmanufaktur von Sèvres und das Rodin
den Rettungsschiffen Torpedos entgegen Museum in Meudon wurden schwer beschä-
oder belegten sie mit Bomben. 33 082 Men- digt.»
schen fanden dabei den Tod. Zu den grössten Am 7. März 1942 richtete Frankreichs Staats-
massenmörderischen Katastrophen bei der chef, Marschall Pétain, folgende Botschaft an
Rettungsaktion gehörten die Torpedierung seine Landsleute: «Bei dem erschütternden
des M/S Wilhelm Gustloff, des Dampfers Anblick der in langen Reihen aufgestellten
Steuben, des Frachters Goya, die Versenkung Särge derer, die Eurem Herzen nahestanden,
des TSD Cap Arcona. Die weltgeschichtlich lasse ich Euch Ehegatten, Eltern, Kindern,
Geschwistern und Freunden der Toten die
herzlichste Anteilnahme ganz Frankreichs
472
zum Ausdruck bringen. . . Wir können kaum land bombardiert und mit Bordwaffen be-
Worte finden, um unsere Gefühle zum Aus- schossen und Not und Elend unter der Zivil-
druck zu bringen, so sehr sind wir noch von bevölkerung verbreitet. Diesmal haben die
den Berichten über diese Schreckensnacht er- amerikanischen Bomber erneut das Gebiet
griffen. Ganze Strassen verschwunden, Stadt- von Paris angegriffen. Die Pariser, die ihren
viertel dem Erdboden gleichgemacht, Fami- Sonntag im Freien, auf Sportplätzen und an
lien dezimiert, Kinder aus der Wiege ins Grab verschiedenen Erholungsstätten verbrachten,
gestürzt, armselige Reste menschlicher Lei- sind von neuem Zeugen der Brutalität ihrer
ber unter beissendem Rauch aus Trümmern früheren Verbündeten geworden.
geborgen, Tote und Verwundete im Morgen- Bei völlig klarem Wetter griffen die amerika-
grauen gesammelt – all dieses Furchtbare, das nischen Bomber die in allen Einzelheiten
Ihr durchmachen musstet, haben wir im ein- deutlich erkennbare Stadt an. Wie so häufig in
zelnen mit Euch erlebt. Euer Leid fühlt ganz der letzten Zeit warfen sie auch diesmal ihre
Frankreich aus tiefster Seele. Bomben auf Wohnviertel der französischen
Für Worte des Hasses ist in dieser Stunde in- Hauptstadt. Nach den bis jetzt eingegangenen
nigsten Mitgefühls kein Raum. Die Ge- Nachrichten ist eine grosse Zahl von Wohn-
schichte hat ihr Urteil über den verbrecheri- häusern im Verlauf dieses Angriffs zerstört
schen Angriff eines ehemaligen Verbündeten worden; es sind mehr als 100 Tote zu bekla-
bereits gefällt, eines Verbündeten, der nur gen . . .» Botschaft des Marschall Pétain vom
deshalb unsere Soldaten allein in den Tod ge- 4. April 1943: «Meine lieben Freunde! So-
hen liess, um zwei Jahre später mit kalter eben erfahre ich, dass heute nachmittag ein
Überlegung unsere unschuldige Zivilbevölke- neuer englisch-amerikanischer Überfall auf
rung hinmorden zu können . . . Und nun, Ihr das Weichbild von Paris stattgefunden hat.
Toten aus unserem lieben Paris, unserer Wieder sind Tote und Verwundete zu bekla-
Hauptstadt, die Ihr von ganz Frankreich be- gen, wieder sind Heimstätten zerstört worden.
trauert und beweint werdet, gehet unter dem Hierdurch wächst die lange, traurige Liste der
Trauergeläut unserer Glocken ein in die ewige Opfer.»
Ruhe!» Am 12. Mai 1943 gab die französische Regie-
Auch in der Folgezeit nahmen die ehemaligen rung in Vichy bekannt, dass seit dem 1. Januar
Verbündeten aus England und USA keine 1941 durch englisch-amerikanische Flieger-
Rücksicht auf die französische Zivilbevölke- angriffe auf Frankreich 4‘758 Tote und 9‘785
rung, wie z.B. am 4. April 1943. In einer fran- Verwundete zu beklagen waren. Am härtesten
zösischen Verlautbarung heisst es darüber: dabei wurde die Bevölkerung der Pariser Ge-
«Paris, 4. April. – Heute nachmittag setzte die gend betroffen: 1‘081 Tote. In St. Nazaire:
englisch-amerikanische Luftwaffe ihre Ter- 483 Tote, in Rouen 378 Tote, Le Havre: 339,
rorangriffe gegen die besetzten Westgebiete Lorient 334, Rennes 300, Lille 283, Brest 234,
fort. In den letzten Tagen hatte der Feind in Boulogne-sur-Mer 113, Morlaix 82, Dünkir-
mehrfach wiederholten Tagesangriffen Städte chen 72 und Cherbourg 44 Tote.
und Dörfer in Frankreich, Belgien und Hol-
473
Partisanen richtet, dass die sowjetischen Partisanen rund
500’000 deutsche Soldaten und Offiziere, Po-
Behauptet wird, die deutsche Wehrmacht sei lizeibeamte sowie russische und ukrainische
in unverhältnismässig grausamer Weise ge- Antikommunisten getötet haben.
gen Partisanen vorgegangen. Tatsächlich wa- Sie wurden in keinem ehrlichen Kampf getö-
ren es die Partisanen, die völkerrechtswidrig tet, sondern meist heimtückisch aus dem Hin-
kämpften und sich ausserhalb jeder Rechts- terhalt ermordet.
ordnung stellten. Bei deutschen Repressalien, Die Partisanen hatten kein Recht zu verlan-
die kriegsrechtlich zulässig waren, kamen gen, als Kriegsgefangene behandelt zu wer-
auch viele unschuldige Menschen zu Tode; den. Das erkannte sogar die alliierte Rachege-
ein blutiger Teufelskreis. Das Partisanen-Un- richtsbarkeit nach 1945 an. Im Verfahren ge-
wesen, verstärkt durch Verbrechen und Ver- gen Feldmarschall Erich von Manstein fasste
sagen der deutschen politischen Führung in der britische Richter Collingwood diese Tat-
den besetzten Ländern, nahm seinen Anfang sache in der Feststellung zusammen:
in Sowjetrussland. «Wer immer der Franctireurtätigkeit über-
Am 3. Juli 1941 rief Josef Stalin über den führt werden konnte, hatte kein Recht, als
Moskauer Rundfunk die Zivilbevölkerung Kriegsgefangener behandelt zu werden.»
der UdSSR zum Widerstand gegen die Deut- Das amerikanische Militärgericht führte im
schen auf und führte unter anderem aus: Verfahren gegen die deutschen Südost-Gene-
«In vom Feind besetzten Gebieten müssen räle aus:
Partisaneneinheiten zu Fuss und zu Pferd und «Sie (die Partisanen) hatten keine einheitliche
Ablenkungstrupps gebildet werden, um den Uniform. Meistens trugen sie Zivilkleidung,
Feind zu bekämpfen, überall den Partisanen- aber auch deutsche, italienische und serbische
krieg zu entfachen, Brücken und Strassen zu Uniformstücke, falls sie ihrer habhaft werden
sprengen, Telefon- und Telegrafenleitungen konnten. Meistens wurde der Sowjetstern als
zu zerstören und die Wälder, Vorratslager und Abzeichen getragen. Aber die Beweisaufnah-
Eisenbahnzüge in Brand zu stecken. In be- me hat ergeben, dass er aus der Entfernung
setzten Gebieten müssen die Bedingungen für nicht wahrgenommen werden konnte. Sie
den Feind und seine Helfer unerträglich ge- führten ihre Waffen nicht offen, ausser wenn
macht werden, sie müssen verfolgt und ver- es zu ihrem Vorteil war. Es ist nicht überzeu-
nichtet werden, wo immer sie sich aufhalten, gend nachgewiesen worden, dass die hier in
und alle ihre Massnahmen müssen vereitelt Frage stehenden Banden die Anforderungen
werden.» (rechtmässiger Kriegführung) erfüllt haben.
1945 erschien in London und in New York ein Das hat natürlich zur Folge, dass die Mitglie-
Bericht des Generalleutnants Ponomarenko der dieser rechtswidrigen Verbände nicht be-
unter dem Titel «Behind the Front Line», anspruchen können, als Kriegsgefangene be-
1961 in Moskau die offizielle Geschichte des handelt zu werden. Die Angeklagten haben
sowjetischen Partisanenkampfes «Sowetskie sich keines Verbrechens schuldig gemacht,
Partisani». In beiden Publikationen wird be-
474
wenn sie derartige Gefangene der Wider- einer Lager-Universität dann nach dem Krieg
standsbewegung getötet haben, da sie Frei- in einem alliierten Lager stattgefunden haben
schärler gewesen sind.» dürften, also nicht in einem deutschen Offi-
zierslager zu vermuten seien.» Nachforschun-
gen erbrachten aber die Beweise. «Dem «In-
Polnische Kriegsgefangene ternationalen Komitee vom Roten Kreuz»
mussten Berichte seiner Delegierten über Be-
Behauptet wird, die Wehrmacht habe Hun- suche in deutschen Kriegsgefangenenlagern
derttausende polnische Kriegsgefangene er- vorliegen, die einen gewissen Aufschluss
mordet, darunter fast das gesamte Offiziers- über Leben und Behandlung polnischer Offi-
korps. ziere in Deutschland geben konnten. Tatsäch-
Tatsächlich hielt sich die Wehrmacht auch in lich bestätigte die «Abteilung Dokumentation
bezug auf polnische Kriegsgefangene streng des IKRK» in Genf die Angaben der polni-
an die Vorschriften der Genfer Konvention. schen Gewährsleute und vermittelte einen
1980 veröffentlichte die «Frankfurter Allge- Überblick «über das Geistesleben in den pol-
meine Zeitung» eine ausführliche wissen- nischen Offizierslagern. Danach verfügte je-
schaftliche Untersuchung von Dr. Alfred des der insgesamt 12 Offizierslager für polni-
Schickel. sche Kriegsgefangene über eine Bibliothek
Überschrift seiner Erkenntnisse: «Vorlesun- mit einem Bücherbestand zwischen 1150 und
gen hielt auch der Oberleutnant Rapacki/Ge- 25’000 Bänden, und es funktionierten in den
fangene Polen in deutschen Offizierslagern – meisten Offizierslagern Lageruniversitäten.»
ein übersehenes Kapitel der Zeitgeschichte». Ein überzeugendes Beispiel: «So vermerken
Als ein früherer polnischer Kapitänleutnant, die Akten des IKRK über das Offizierslager
der heute in Ohio lebt, von regelrechten Vor- IIC (Waidenberg): «. . . von 1942 bis 1945 mit
lesungen an einer Lageruniversität in deut- (etwa 6’000) polnischen Offizieren, besass
scher Gefangenschaft berichtete, versuchten eine Bibliothek, die sich von 10’000 auf
Umerzieher vergeblich, diese Enthüllungen 23’000 Bände erweiterte. Eine gut organi-
abzudrosseln. sierte Universität mit 6 Vorlesungssälen und
Dr. Schickel: «Der zuständige Gutachter ei- einem Raum für wissenschaftliche Arbeiten
nes angesehenen zeitgeschichtlichen Instituts ermöglichte einen vielseitigen Unterricht und
ging in seiner Voreingenommenheit sogar Kurse für Fremdsprachen.» Über das Offi-
noch einen Schritt weiter und deutete die vom zierslager VII A (Murnau) ist in Genf akten-
polnischen Gewährsmann überlieferte An- kundig: «. . . bis 1945 mit (etwa 4’000) polni-
gabe, von 1939 bis 1945 Kriegsgefangener in schen Offizieren, verfügte über eine Biblio-
Deutschland gewesen zu sein, «wo er Vorle- thek (25’000 Bände). Die Universität bot sehr
sungen über Mathematik und Elektrotechnik verschiedenartige Vorlesungen und Vorträge
an einer Lager-Universität hielt», dahin, dass an und funktionierte sehr gut. Das Geistesle-
die Zeitangabe 1939-1945 die Kriegsgefan- ben in diesem Offizierslager war sehr rege.»
genschaft bezeichne und die Vorlesungen an
475
Als Professoren wurden an den Lager-Uni- schalls Pilsudski, General Piskor. Eine Mur-
versitäten Hochschullehrer und Dozenten nauer Lokal-Chronik vermerkt unter einem
herangezogen, die als polnische Soldaten in Bild, das die Spitzen der deutschen Wachof-
deutsche Kriegsgefangenschaft gefallen wa- fiziere und Wehrmachtsbeamten samt dem
ren. Über den Unterricht im Offizierslager Kommandeur und einer Gruppe polnischer
Dössel schreibt Dr. Schickel: «Im Lager war Generale zeigt: «Ein grosser Teil der Gefan-
ein Kreis der Juristen und Ökonomen tätig, in genen gehört zur Elite des polnischen Volkes.
dessen Rahmen man Vorlesungen aus dem Persönlichkeiten der damaligen Oberschicht
Rechtsbereich führte, die hauptsächlich als auf allen Gebieten. Wissenschaftler, Künstler
Fortsetzung der Studien auf der Universität und viele Gutsbesitzer waren unter ihnen. Um
gedacht waren. Der führende Vortragende die langen Jahre der Gefangenschaft besser zu
war Oberleutnant Prof. Dr. Jan Wasilkowski, ertragen, widmeten sie sich dem Studium,
der spätere Rektor der Universität in War- lernten Sprachen, trieben Sport und veranstal-
schau . . . Zum Kreis der Referenten gehörten teten Theateraufführungen und Konzerte.»
unter anderen . . . Major Dr. Marian Kaluski Da nach dem Völkerrecht kriegsgefangene
und Oberleutnant Magister Adam Rapacki...» Offiziere nicht zur Arbeit herangezogen wer-
Der Letztgenannte sollte nach dem Krieg den dürfen, konnte jeder seine Zeit nach Be-
weltberühmt werden, nämlich als Aussenmi- lieben einteilen. Die deutsche Lagerführung
nister der kommunistischen Volksrepublik hatte aber auch nichts dagegen, wenn einzelne
Polen. Er erfand den sogenannten Rapacki- Offiziere zur Zerstreuung die eine oder an-
Plan. Der Inhalt solcher Vorlesungen an der dere Hobbyarbeit zur körperlichen Ertüchti-
polnischen Universität im deutschen Kriegs- gung für manche Stunde wünschten. Nach-
gefangenenlager Dössel war: «In den vorge- dem alle «sich nach eigenem Gutdünken be-
tragenen Referaten machte man ein Bild des schäftigen konnten, entstanden vielfach frei-
zukünftigen Polen, natürlich vergrössert um willige Zirkel und Arbeitsgemeinschaften,
das Land, das man damals Westpreussen die der Weiterbildung oder Zerstreuung dien-
nannte.» Die in aller Regel sehr religiösen Of- ten». Auch wurde ein Auto-Kurs angeboten.
fiziere nahmen oft an Gottesdiensten und an- Daneben wurden Elektrotechnik und Land-
deren Feiern polnischer Priester nach freiem wirtschaft in Theorie und Praxis betrieben.
Belieben teil. Als ein polnischer General er- Es entstand aber auch eine Kriegsakademie,
krankte, liess der deutsche Lagerkommandant an welcher «Berufsoffiziere, vor allem die mit
die Gattin des Polen an das Bett des Generals Diplom, Vorträge hielten, über Taktik im Be-
kommen. Zu den Insassen des Murnauer Of- reich der Infanterie, Kavallerie, Artillerie und
fizierslagers gehörte laut Dr. Schickel «der der Panzerwaffe». Aus eigenen Lagerzeitun-
Oberkommandierende der polnischen Flotte, gen in polnischer Sprache waren die Kriegs-
Admiral Jozef Unrug, ebenso wie der Vertei- gefangenen über alles Interessante unterrich-
diger von Warschau, General Rommel, oder tet, während ihre der Roten Armee in die
der Freund des verstorbenen polnischen Mar- Hand gefallenen Kameraden schon lange un-
ter der Erde ruhten.
476
Rommel vasion der Alliierten in der Normandie davon
zu überzeugen, dass ein Zwei-Fronten-Krieg
Behauptet wird, der legendäre Feldmarschall in dieser Situation nicht mehr zu gewinnen
Erwin Rommel habe zu den Widerständlern und es deshalb ratsam sei, im Westen den
des 20. Juli gehört. Kampf zu beenden, um für die Abwehr im
Den «Widerstands»-Mythos widerlegte der Osten alle Kräfte freizubekommen. Rommel
britische Historiker David Irving, als er 1978 habe sogar ein Bündnis der Westalliierten mit
in London seine Biographie des Feldmar- Deutschland gegen die Sowjetunion befür-
schalls «The Trail of the Fox» veröffentlichte. wortet.
Die «Times» urteilte dazu: «Eine der besten, Mit dieser Darstellung entzieht Irving jenen
lebendigsten und eindringlichsten Soldaten- den Boden, die Rommel bisher mit Hochver-
biographien seit dem Krieg.» Irving: «Die ratsabsichten in Verbindung brachten, ja den
Dokumente und Tagebücher, die für die Ab- Generalfeldmarschall sogar als Mitverschwö-
fassung dieses Buches benutzt wurden, haben rer des 20. Juli in Anspruch nahmen. Dass
einen Umfang von rund zwei Kubikmetern.» Rommel das Attentat gutgeheissen und sich
Der britische Historiker konnte die Tagebü- gar im Erfolgsfalle als neues Staatsoberhaupt
cher und Briefe Rommels, den ganzen in der angeboten habe, ist laut Irving ein ungerecht-
Hände der Witwe befindlichen Nachlass mit fertigter Mythos. Rommels berühmtes Fern-
deren Erlaubnis benützen, dazu die Kriegsta- schreiben an Hitler, fünf Tage vor Stauffen-
gebücher der Einheiten und Verbände, in de- bergs Tat, in dem es hiess: «Ich muss Sie bit-
nen Rommel kämpfte und die unter seinem ten, die Folgerungen aus dieser Lage (nach
Befehl standen, die Beuteakten in den USA der Invasion) zu ziehen», sei ausschliesslich
und England sowie alles in der Bundesrepu- militärisch, allenfalls militär-politisch ge-
blik Deutschland befindliche Material. Selbst meint gewesen.
in den Archiven der «DDR» konnte er Akten Mit dieser Deutung entspricht Irving im Übri-
einsehen. gen einer heute kaum mehr bekannten Aus-
Der englische Historiker bestreitet aufgrund sage von Rommels Witwe, die im September
seiner Quellenkenntnisse entschieden, dass 1945, obwohl es alles andere als opportun
der «Wüstenfuchs» ein Mann des Widerstan- war, in einer Erklärung jede Teilnahme ihres
des gewesen sei. Seine manchmal oppositio- Mannes am 20. Juli entschieden bestritten
nelle Haltung sei nicht politisch begründet, hatte.
sondern strikt auf das rein Militärische be- Irving ergänzt nun, dass Rommel nicht nur
schränkt gewesen. Wer Rommel mit dem 20. nichts von den Vorbereitungen zum Attentat
Juli 1944 in Verbindung bringe, werde der gewusst habe, sondern auch entschieden ge-
Wahrheit nicht gerecht. Er sei lediglich be- gen ein solches Vorhaben gewesen wäre. Als
müht gewesen, Hitler nach der geglückten In- die Bombe dann explodiert war, habe Rom-
mel leidenschaftliche Empörung geäussert.
Eine Schlüsselrolle nimmt in Irvings Rom-
mel-Biographie General Speidel ein.
477
Speidel war einst Rommels Generalstabschef Kriegsgegner Deutschlands stand. Er hasste
und nach dem Kriege Oberbefehlshaber der die Deutschen schon lange vor Hitler. So ge-
NATO-Landstreitkräfte Europa-Mitte. Im hörte er zur US-Delegation in Versailles und
«Daily Telegraph» urteilt dazu ein ehemali- forderte dort: «Hang the Kaiser.» Über Roo-
ger Brigadegeneral im Rahmen der Rezen- sevelts Kriegspolitik berichten ausführlich
sion des Irving-Buches: Dr. Dirk Bavendamm in seinem Buch «Roo-
«Irving zeigt, dass Speidel systematisch für sevelts Weg zum Krieg» sowie der seinerzei-
den Zusammenbruch der deutschen Armee tige Oppositionsführer der Republikanischen
im Westen gearbeitet hat, indem er Rommels Partei der USA, Hamilton Fish, in seinen Er-
Selbstvertrauen untergrub, ihm falsche Infor- innerungen «Der zerbrochene Mythos».
mationen vermittelte und die Verlegung deut- Spätestens am 11. März 1941 liess F. D. Roo-
scher Reservedivisionen in die Normandie sevelt die Maske fallen. Er verkündete das
verzögerte. Irving wirft Speidel ferner vor, in Leih- und Pachtgesetz (Lend-Lease-Act), das
den Gestapo-Vernehmungen Rommels Na- ihn ermächtigte, nach eigenem Ermessen
men fälschlich mit der Verschwörung in Ver- Kriegs- und Versorgungsgüter zu liefern. Da-
bindung gebracht und dadurch Rommels nach verwandelten sich die USA in eine rie-
Selbstmord provoziert zu haben.» sige Rüstungsfabrik zunächst für das gegen
Es spricht für Irvings fairen Stil, dass er in sei- Deutschland kämpfende Grossbritannien,
nem Buch ein eigenes Gespräch mit Speidel dann auch für die Sowjetunion. Die USA
wiedergibt, in dem dieser die Angabe macht, stellten Geleitschiffe für die Rüstungstrans-
die Gestapo habe die Vernehmungsprotokolle porte. Am 4. September 1941 hetzte das ame-
gefälscht. Das glaubt Irving allerdings ganz rikanische Kriegsschiff «Greer» ein deut-
und gar nicht. Vielmehr habe Speidel Rom- sches U-Boot zu Tode, rief von allen Seiten
mel «hineingezogen», und zwar nicht nur, um englische Kriegsschiffe herbei, den Treiber
sich selbst gegen Schuldvorwürfe zu schüt- spielend, der das Wild dem Todesschuss des
zen: «Rommel wurde zu einer mythischen Jägers zujagt. In dieser verzweifelten Situa-
(Widerstands-) Figur, und Speidel, im Glanze tion schoss der deutsche U-Boot-Komman-
des Ruhmes (Rommels), der dabei auch auf dant einige Torpedos auf den amerikanischen
ihn selber fiel, stieg vom Kriegsgefangenen Kreuzer ab. Daraufhin gab Roosevelt den Be-
zum neuen Befehlshaber der Armee der Bun- fehl, auf alle deutschen U-Boote sofort zu
desrepublik und später zu einem Spitzengene- schiessen («Shoot on sight!»). Michael
ral in der NATO auf.» Freund, bundesdeutscher Historiker, in der
«Frankfurter Allgemeinen» vom 2.12.1961:
«Roosevelt musste sich jede Massnahme ge-
Roosevelt gen das Reich vor dem Kongress erlügen,
weil das amerikanische Volk den Krieg nicht
Behauptet wird, das Deutsche Reich habe die wollte.»
Vereinigten Staaten grundlos angegriffen. Am 7.12.1941 griffen japanische Flugzeuge
Tatsache ist, dass US-Präsident Franklin De-
lano Roosevelt von Anfang an auf Seiten der
478
und U-Boote die Pazifikflotte der USA im kriegsrechtlich zulässig. Dr. Maximilian Cze-
Hafen von Pearl Harbor an. Die Vorge- sany, Luftkriegsexperte, hat ermittelt:
schichte: Am 26. Juli 1941 hatten die USA Im Mai 1940 waren auch bei Rotterdam in
eine Wirtschaftssperre über Japan verhängt. tollkühnen Unternehmungen deutsche Fall-
Alle Staatsmänner und Generale der USA schirmjäger gelandet mit dem Auftrag, zu-
wussten, dass das Ölembargo Krieg bedeu- sammen mit anderen Landetruppen eine Ver-
tete, Roosevelt selbst hatte es mehrfach ge- bindungsaufnahme zwischen den in der Fe-
sagt. Der US-Würgegriff stellte die Japaner stung Holland (das so bezeichnete Verteidi-
vor die Wahl: Kapitulation oder Krieg. Die gungsgebiet Utrecht-Amsterdam-Rotterdam)
Historiker Morgenstern, Charles A. Beard, eingesetzten feindlichen Streitkräften und der
Chamberlain, Tansill, Admiral Robert A. belgischen Armee bis zum Eintreffen der
Theobald vertreten die Auffassung, Roosevelt deutschen Landstreitkräfte zu verhindern. In
habe die Japaner zum Überfall angestachelt. den südlichen Teil Rotterdams stiessen bereits
Morgenstern behauptet, die «Warnung» des deutsche Fallschirmjäger und Luftlandetrup-
US-Kriegsministeriums vor dem bevorste- pen, doch konnten sie gegen das Stadtzentrum
henden Angriff sei so spät gegeben worden, wegen starker feindlicher Stützpunkte an den
dass sie wirkungslos blieb (Ploetz, Auszug Maasbrücken nicht weiter vordringen. Da
aus der Geschichte, 26. Auflage, Seite 1197). diese Truppen ausserdem über keine schwere
Roosevelt habe die toten US-Matrosen «ge- Artillerie verfügten, kamen sie in arge Be-
braucht», um das unwillige amerikanische drängnis. Ebenso hatten auch die am 13. Mai,
Volk in den Krieg hineinzustossen. Michael nach Vernichtung einer feindlichen Kräfte-
Freund: «Amerika muss überfallen werden. gruppe bei Dordrecht, bis Rotterdam durchge-
Da Hitler kniff, hatten die Japaner für ihn an- stossenen deutschen Truppen noch keine
zugreifen.» Zwischen Deutschland und Japan schwere Artillerie heranführen können. Daher
gab es seit September 1940 einen Pakt, der forderten die bereits in Rotterdam kämpfen-
dazu diente, die USA von einem Kriegseintritt den Einheiten noch am gleichen Tage Unter-
abzuhalten. Nach Pearl Harbor drehte sich der stützung durch Bombenflugzeuge, die soge-
Mechanismus dieses Paktes um. Deutschland nannte «vertikale Artillerie» an.
erklärte aufgrund der Bündnisverpflichtung Rotterdam wurde, als es darin zu Kämpfen ge-
Washington den Krieg. kommen war, eindeutig zu einer verteidigten
Stadt, wodurch auch der Schutz nach Artikel
25 Haager Landkriegsordnung («Es ist unter-
Rotterdam sagt, unverteidigte Städte, Dörfer, Wohnstät-
ten oder Gebäude, mit welchen Mitteln es
Behauptet wird, die deutsche Luftwaffe habe auch sei, anzugreifen oder zu beschiessen»)
im Mai 1940 völkerrechtswidrig Rotterdam verlorenging. Obwohl diese Vorschrift vor
bombardiert. Tatsächlich waren die Luftwaf- Luftangriffen nicht als verbindlich anzusehen
fen-Attacken gegen die niederländische Stadt ist, forderte der deutsche Oberbefehlshaber
479
die Stadt gemäss Art. 26 HLKO zur Übergabe auf dem Führerzerstörer «Tromp» vorher ihr
auf. Die zur Räumung der Stadt für die Kapi- Land verlassen hatte, gefolgt von der Regie-
tulation gesetzte Frist von drei Stunden er- rung, ein paar Fliegern und Kriegsschiffen.
scheint gewiss kurz bemessen, war jedoch Der Luftangriff auf Rotterdam stellt unzwei-
nach dem Völkerrecht hier überhaupt unnö- deutig ein taktisches Unternehmen dar. Auch
tig. Die Kürze der Frist erklärt sich aus der Artikel 27 Haager Landkriegsordnung, der
bedrängten Lage, in der sich die deutschen den Schutz von nicht militärisch genutzten
Truppen in den umkämpften Stadtteilen Gebäuden vorsieht, die der Krankenpflege,
Rotterdams befanden. Wohlfahrt, Kunst, Wissenschaft, Religion
Am 14. Mai wurden zwei Kampfgeschwader und Kultur gewidmet sind, wurde beachtet.
mit je 40 Bombern zum Angriff auf ein kar- Entscheidend kommt es hier darauf an, dass
tenmässig genau bezeichnetes Dreieck nord- bei Bombardierungen und Beschiessungen
westlich der Brücken von Rotterdam mit dem aus der Luft die zu schützenden Gebäude «so-
zusätzlichen Auftrag eingesetzt, Ersatzziele viel wie möglich» geschont werden. Unzuläs-
anzugreifen, falls die Stadt entsprechend der sig sind also Bombardierungen ohne einen
an sie ergangenen Aufforderung inzwischen solchen Versuch der Schonung. Grundsätz-
kapituliert haben sollte und den Besatzungen lich verboten ist das unterschiedslose Bom-
dies durch Leuchtzeichen der Fallschirmjäger bardieren von Städten, wobei in solchen Fäl-
von der Maasinsel aus angezeigt würde. Der len die Beachtung des Artikels 27 Haager
Angriff wurde gegen 15 Uhr trotz anfängli- Landkriegsordnung nicht einmal beabsichtigt
cher starker Abwehr in der geringen Höhe sein kann. Demgegenüber steht fest, dass die
von 750 Metern geflogen, damit bei dem herr- deutschen Flugzeugbesatzungen beim An-
schenden Dunst wirklich nur die eingezeich- griff auf Rotterdam an diesem 14. Mai 1940
neten Ziele getroffen würden. Die Bomben befehlsgemäss die Einhaltung der niedrigen
der rechten Gruppe trafen die Ziele genau und Flughöhe von nur 750 Metern, eine Beschrän-
verursachten, durch ausbrechende Olbunker- kung der Treffer auf den befohlenen Zielraum
brände und unzureichende Löscharbeiten be- und damit im Interesse grösstmöglicher Scho-
günstigt, schwere Zerstörungen und leider nung der Stadt auch die Beachtung des ge-
auch verhältnismässig hohe Menschenverlu- nannten Artikels der Haager Landkriegsord-
ste. Die linke Bombergruppe erkannte dage- nung erstrebten. Demnach ist der Luftangriff
gen Leuchtzeichen der verabredeten Art und auf Rotterdam in der durchgeführten Art vom
bog befehlsgemäss zum Angriff auf ein Völkerrecht gedeckt, trotz bedauerlicher Ver-
ausserhalb liegendes Ersatzziel ab. Da Rotter- luste unter der Zivilbevölkerung.
dam inzwischen den Kampf eingestellt hatte,
wurde auch ein zweiter Luftangriff durch Rovaniemi
Funk rechtzeitig abgedreht. Am nächsten
Tag, dem 15. Mai 1940, 11.45 Uhr, kapitu- Behauptet wird, die deutsche Wehrmacht
lierte Holland, nachdem Königin Wilhelmine habe Rovaniemi, die Hauptstadt Lapplands,
in hemmungsloser Zerstörungswut einge-
480
äschert. Tatsächlich war ein Unglück – die Durch einen mir noch heute unbekannten Um-
Explosion eines Munitionszuges –, ursächlich stand wurde dieser Munitionszug später wie-
für die Zerstörung des Ortes im Oktober 1944. der in den Bahnhof hineingeschoben. Plötz-
Zu den Toten und Verwundeten gehörten lich bekam ich einen Anruf des Bahnhofsoffi-
auch deutsche Soldaten der 6. SS-Gebirgsdi- ziers, dass der Zug in jedem Augenblick in die
vision. Wie es zur Zerstörung kam, schildert Luft fliegen könne, und was er tun solle. Eine
der nachfolgend wiedergegebene Bericht des Lok war nicht zur Stelle, die Panzer waren in-
stellvertretenden Ortskommandanten, der zwischen abgezogen, ich musste den Zug also
durch Generaloberst Rendulic bestätigt wur- stehen lassen, wo er stand. Der Bahnhofsoffi-
de: «Der Rückmarsch der Truppen erfolgte zier war verschwunden; gegen ihn soll später
unter Umgehung des Ortskerns von Rova- ein Kriegsgerichtsverfahren eröffnet worden
niemi. Ich hatte meinen Sitz in der Baracke sein.
der Ortskommandantur. Kampfkommandant Das Feuer hatte sich inzwischen soweit an den
war der SS-Standartenführer Schreiber, Kom- Zug herangefressen, dass jederzeit eine Ex-
mandeur des SS-Geb.Jg.Rgt. 12 «MG». Allen plosion erfolgen konnte. Gerade als ich noch-
deutschen Soldaten war es verboten, den ei- mals zum Bahnhof wollte, flog der erste Wag-
gentlichen Stadtkern zu betreten. Eingesetzte gon in die Luft. Ein Rad des Waggons landete
Feldgendarmerie überwachte diesen Befehl. ca. 2 m vor mir am Eingang der Ortskomman-
Eines Nachts wurde unter Vorführung eines dantur. Nun erfolgten pausenlos über mehrere
aufgegriffenen Finnen und eines finnischen Stunden Explosionen, wobei natürlich weitere
Mädchens von einer Streife der Feldgendar- Häuser in Mitleidenschaft gezogen wurden.
merie gemeldet, dass in der Stadt Feuer aus- Der la des Korps sass zeitweise mit in den
gebrochen sei. Ob die Finnen den Brand ge- Splittergräben. Er hatte die Sprengung des
legt hatten, liess sich dabei nicht feststellen. Hotels mitansehen wollen und bekam nun ein
Da wir mit unseren Mitteln den Brand nicht grandioses Feuerwerk vorgeführt. In den
löschen konnten, der in den völlig ausgetrock- Waggons hatten sich vorwiegend Granatwer-
neten Holzhäusern reichlich Nahrung fand, fer-, Artillerie-, Signalmunition und Minen
liess ich von Pionieren rings um den Brand- befunden.
herd einen toten Raum sprengen. Dabei liess Die Explosionen trafen die noch in Rova-
es sich leider nicht verhindern, dass einige niemi befindlichen Teile der Division völlig
weitere Häuser vernichtet wurden. Auf dem überraschend und unvorbereitet. Bei der er-
Bahnhof stand ein vollbeladener Munitions- sten Explosion konnten sich einige Angehö-
zug. Ich liess ihn durch einige Panzer – in Er- rige des Stabes des JägerRgts. 12 gerade noch
mangelung einer Lok – aus dem Bahnhof hin- auf den Boden werfen, ehe die Fensterschei-
ausschieben, um ihn im freien Gelände abzu- ben barsten. Trotzdem waren einige Männer
stellen. Der Bahnhofsoffizier, ein Offizier der durch herumfliegende Glassplitter verletzt
Wehrmacht, erhielt den dafür notwendigen worden. In den Strassen konnte man sich nur
Befehl. noch von Deckung zu Deckung springend
vorarbeiten, weil die aus der Luft herunteror-
481
gelnden Granaten überall und ohne Voraus- hatte und dass die Sowjetunion bis an die
berechnung einschlugen. Zähne bewaffnet war.
Teile des SS-Geb.Jg.Rgt. 12, die dem Explo- Im Band IV der vom Freiburger Militärge-
sionsort am nächsten gerastet hatten, wurden schichtlichen Forschungsamt herausgegebe-
stark in Mitleidenschaft gezogen. Es gab nen Serie «Das Deutsche Reich und der
zahlreiche Verletzte, und die Truppen muss- Zweite Weltkrieg» beschäftigt sich Historiker
ten überstürzt Rovaniemi verlassen. Selbst Jürgen Förster mit den «beiderseitigen Auf-
dann schlugen noch herunterorgelnde Grana- märschen diesseits und jenseits der deutsch-
ten ein, und die Truppe musste immer wieder russischen Grenze»: «Die Sowjetunion hatte
im Strassengraben Deckung aufsuchen.» wohl im Sommer 1941 keine konkreten An-
Am 16. Oktober wurde Rovaniemi geräumt. griffsabsichten, doch die Dislokation der Ro-
Bereits wenige Kilometer hinter Rovaniemi ten Armee an der sowjetischen Westgrenze
sperrten finnische Kräfte die Strasse nach lässt den Schluss zu, dass Vorkehrungen «für
Muonio. Es war der erste Angriff der Finnen alle Fälle» getroffen worden waren.» In der
auf die Marschbewegungen der 6. SS-Geb. Tat, so Historiker Dr. Schickel, dürften über
Div. Nord. Bisher ging es – auf der unteren zweieinhalb Millionen Rotarmisten in der
Ebene der Stäbe – mit Absprachen, die Bedin- Ukraine und in Weissrussland nicht von un-
gungen des sowjetisch-finnischen Waffen- gefähr dort stationiert worden sein. Deutsche
stillstandsvertrages möglichst grosszügig Landser, die seinerzeit beim Angriff auf die
auszulegen und direkte Kampfhandlungen Sowjetunion dabei waren, staunten über die
mit den rückmarschierenden deutschen Trup- riesige Menge Angriffswaffen, die erbeutet
pen zu vermeiden. Aber der Druck der zuge- und über die gewaltigen Heere Gefangener,
teilten sowjetischen Kommissare mochte nun die eingebracht werden konnten. Vor diesem
immer stärker auf die widerstrebenden Fin- Hintergrund schien vielen deutschen Kämp-
nen wirken. Auch im Militärgeschichtlichen fern die Behauptung, das «Unternehmen Bar-
Forschungsamt Freiburg besteht an dieser barossa» sei nur die Präventivmassnahme ge-
Darstellung der Vorfälle von Rovaniemi kein gen einen absehbaren Sowjet-Vorstoss, ein-
Zweifel. leuchtend. Etliche Geschichtsforscher neh-
men an, Stalins Kalkül sei es gewesen,
Deutschland und England mögen sich im ge-
Russlandfeldzug genseitigen Kampfe verbluten, bis der Kreml-
Herrscher als lachender Dritter auf den Plan
Behauptet wird, die Wehrmacht habe 1941 ei- treten konnte.
nen kaum gerüsteten, von friedlichen Absich- Interessante Indizien liefert auch ein weiterer
ten geleiteten Stalin überfallen. Tatsache ist, Mitarbeiter der Freiburger Veröffentli-
dass die Welteroberung unverhohlenes Ziel chungsreihe, Dr. Joachim Hoffmann. Dr.
der Sowjetunion war, dass Stalin schon vor Schickel dazu: «Nach akribisch genauen Ver-
1941 Polen, Finnland und die baltischen Staa- gleichen und Auswertung der russischen
ten – trotz Friedensvertrags – angegriffen Fachliteratur zieht er sogar die Bilanz, dass
482
die Rote Armee bei Ausbruch des deutsch- 1955 wurde in der Bundesrepublik bekannt,
russischen Krieges am 22. Juni 1941 der deut- dass die Sowjets den Feldmarschall nach 10
schen Armee an Panzern, Artillerie und Flug- Jahren KZ-Haft freilassen wollten. Um den
zeugen überlegen war.» Demzufolge standen Pour le mérite-Trâger des Ersten und Brillan-
3‘648 deutschen Panzern und Sturmgeschüt- tenträger des Zweiten Weltkrieges zu bela-
zen 24‘000 sowjetischen (darunter 1‘862 vom sten, veröffentlichte die Münchner Illustrierte
gefürchteten Typ T 34) gegenüber und kamen «Revue» des einstigen Hitler-Propagandisten
auf die 2‘510 Kriegsflugzeuge der deutschen Helmut Kindler am 12. Februar 1955 eine
Angreifer und ihrer Verbündeten 23‘245 rus- «Reportage», in der es über Schörner hiess:
sische Kampfflugzeuge. Hoffmann über die «Dieser brutalste aller Truppenführer hat in
Stärkeverhältnisse im beiderseitigen Auf- den letzten Kriegstagen zahllose deutsche
marschgebiet wörtlich: «Ihnen (den Deut- Soldaten erhängen und erschiessen lassen.»
schen) standen in den westlichen Grenzmili- Zur Illustration diente ein Bild, das einen an-
tärbezirken 2‘900’000 Sowjetsoldaten gegen- geblich auf Geheiss Schörners Gehenkten zei-
über, die mit 14’000 bis 15’000 Panzern, min- gen sollte. Andere Presseerzeugnisse beteilig-
destens 34‘695 Geschützen und 8’000 bis ten sich an der Kampagne. Der Betrug flog
9’000 Kampfflugzeugen ausgestattet waren. auf, als sich der Filmschauspieler Walter La-
Dieses Zahlenverhältnis verschiebt sich wei- dengast auf dem Galgen-Bild erkannte. Da er
ter zugunsten der Truppen der Roten Armee, noch lebte, konnte er mit einiger Wahrschein-
wenn man in Rechnung stellt, dass es sich bei lichkeit nicht von Schörner aufgehängt wor-
1‘700 der deutschen Panzer um solche der den sein. Tatsächlich war bewusstes Foto dem
völlig überholten und allen sowjetischen Mo- Film des Hollywood-Regisseurs Anatol Lit-
dellen unterlegenen Typen I und II sowie um vak «Entscheidung im Morgengrauen» ent-
tschechische Kampfwagen handelte. Nur nommen. Ladengast hatte in diesem Streifen
1‘880 deutsche Panzer der operativen Haupt- einen «Gehenkten» zu spielen. Schörner ver-
stosskräfte waren überhaupt im Stande, es klagte Kindlers «Revue». Am 15. März 1956
selbst mit der Masse der «älteren, in den west- verkündete das Landgericht München I das
lichen Grenzmilitärbezirken stationierten Urteil (Az. 6-0-348/55), in dem es hiess:
14’000 bis 15’000 Sowjetpanzern wirklich «Festgestellt wird, dass die Beklagten als Ge-
aufzunehmen.» samtschuldner dem Kläger allen Schaden zu
Weitere wichtige Informationen bietet das ersetzen haben, der sich aus der auf ihn be-
Buch «Überfall?» von Erich Helmdach. züglichen Veröffentlichung in der Zeitschrift
«Revue» Nr. 7 vom 12.2.1955 für ihn ergibt.»
Die Zeitungsmacher wurden ausserdem ver-
Schörner
urteilt, einen Widerruf zu bringen, dass das
Behauptet wird, Generalfeldmarschall Ferdi- Foto keinen erhängten deutschen Soldaten
nand Schörner (1892-1973) sei ein brutaler zeige, sondern aus einem Film stamme, der
Heerführer und überdies ein Feigling gewe- mit Schörner nichts zu tun hatte. Das Gericht:
sen, der seine Soldaten im Stich liess. Tat- «Für die Behauptung, Schörner habe in den
sächlich konnten diese Anwürfe entkräftet
werden.
483
letzten Wochen des Krieges durch Exekuti- Stich gelassen und seine eigene Haut als De-
onskommandos Soldaten erhängen lassen, serteur mit einem Fieseler Storch retten wol-
sind uns keine Tatsachen bekannt.» len. Die Grundlage für diese ehrabschnei-
Am 27. Februar 1957 bestätigte das Oberlan- dende Fluchtgeschichte lieferte der Literat
desgericht München 2 das erstinstanzliche Jürgen Thorwald, der es in seinem Buch «Das
Urteil. Hatte es ursprünglich geheissen, Ende an der Elbe» verbreitete. Ein Diszipli-
Schörner sei für tausende Todesurteile gegen narverfahren gegen Schörner, von Bonn er-
deutsche Soldaten verantwortlich, blieben öffnet, widerlegte das Fluchtmärchen.
schliesslich 25 Anzeigen bei der Staatsan- Zu Jürgen Thorwald, der Schörner schwer be-
waltschaft übrig, die schliesslich – nach Ab- lastete: Eigentlich heisst er Heinz Bongartz.
zug von Denunziationen vorbestrafter Mein- Er gehörte zu den fanatischsten NS-Journali-
eidiger u.ä. – auf zwei zusammenschrumpf- sten, veröffentlichte vor 1945 beim «Militäri-
ten. Wegen zweier Todesurteile in den Wirren schen Wochenblatt» und den «Wehrtechni-
der letzten Kriegszeit erhielt Schörner, der schen Monatsheften». Mehrere Bücher der
schon ein Jahrzehnt im Sowjet-KZ hatte zu- NS-Propaganda stammen von ihm,
bringen müssen, viereinhalb Jahre Haft. Fall zum Beispiel «Luftkrieg im Westen» (1940),
1: Ein Major hatte den Befehl, die Festung «Luftmacht Deutschland» (1941), «Seemacht
Neisse zu halten, missachtet (es ging darum, Deutschland» (1941),
den Vormarsch der Roten Armee zu verlang- «SeemachtDeutschland, Band 2» (1944).
samen, um deutsche Flüchtlinge nach Westen 1943 stiess Thorwald-Bongartz zu dem hand-
zu retten). Schörner sprach die Todesstrafe verlesenen Kreis der regelmässigen Schreiber
aus, die jedoch gar nicht vollzogen wurde. in Dr. Goebbels’ Vorzeigeblatt «Das Reich».
Derselbe Schörner begnadigte den Major. Fall Am 5. Dezember 1943 schrieb er im Reich:
2: Ein Obergefreiter sollte Munition nach «Wir müssen den Weg des Gegners zu einem
vorn bringen. Schörner fand ihn betrunken im Blutweg machen.» Derselbe Mann, der als
Lkw, der noch dazu den Nachschubverkehr Heinz Bongartz «völkische Werte» beschwor,
zur bedrohten Division blockierte. Auch hier Hitlers Eroberung Kontinentaleuropas einen
soll der Feldmarschall die Erschiessung ange- «gewaltigen strategischen Rundbau» nannte
ordnet haben, und diese Erschiessung soll und Deutschland zur «grössten Macht Euro-
auch ausgeführt worden sein. Mehrere Zeu- pas» erheben wollte, denunzierte nach 1945
gen bekundeten jedoch später, sie hätten den den Offizier Schörner, der an der Front ge-
angeblich erschossenen Obergefreiten in ei- standen hatte. Später forderte Thorwald gar
nem französischen KZ namens Cormeilles bei eine «Holocaust-Pädagogik für die Deut-
Paris gesehen und gesprochen. Er sei bei ei- schen».
nem Fluchtversuch von französischen KZ-
Bewachern ermordet worden. Schulz, Josef
Schliesslich gibt es noch die Behauptung,
Schörner habe seine kämpfenden Soldaten im Behauptet wird, der deutsche Soldat Josef
Schulz habe sich geweigert, an der Liquida-
484
tion jugoslawischer Zivilisten teilzunehmen sich diese Propaganda auswirkte, macht ein
und sei deshalb am 20. Juli 1941 von seinen Bericht im «North China Herold» vom 3.
Wehrmacht-Kameraden zusammen mit den März 1917 deutlich. Ein Admiral habe dem
Jugoslawen ermordet worden. Als Beispiel chinesischen Premierminister erzählt, dass
für einen «guten Deutschen» hat Belgrad in die Deutschen aus ihren toten Soldaten Gly-
dem Dorf Vrncani ein Denkmal für ihn errich- zerin extrahieren: «Von diesem Augenblick
tet. an hatte der entsetzte Premier für Deutschland
Tatsächlich wurde Josef Schulz am 19. Juli nichts mehr übrig, und es war verhältnis-
1941 in unmittelbarer Nähe des Dorfes mässig leicht, ihn zu überreden, sich gegen
Smederevska Palanka von Tito-Partisanen er- dieses Land zu wenden.» Lord R. Cecil goss
mordet. Am 20. Juli 1941, dem Tag, als die am 30. April 1917 im Unterhaus Öl in die Pro-
Partisanen – im Einklang mit dem internatio- pagandaflammen. In Anbetracht anderer
nal geltenden Kriegsrecht – erschossen wur- Handlungen der deutschen militärischen Ob-
den, wurde die Meldung über seinen tags zu- rigkeiten seien solche Beschuldigungen nicht
vor eingetretenen Tod weitergeleitet. unglaubhaft, sagte er. Ein Mitglied des Unter-
Dieser Sachverhalt fand 1981 sogar durch den hauses richtete daraufhin die dringende Bitte
Leiter der Ludwigsburger Zentralstelle zur an die Regierung in London, weiteres zu er-
Verfolgung von NS-Verbrechen, Oberstaats- forschen, denn es könne die britischen Staats-
anwalt Rückeri, Bestätigung. Gutachter des angehörigen mit Furcht und Besorgnis erfül-
Freiburger Militärarchivs waren schon 1972 len, dass die Leichen ihrer Söhne für solche
hinter den Schwindel vom angeblichen Opfer- Zwecke verwendet würden.
gang des Soldaten Schulz gekommen. Wie die Erst acht Jahre später, am 2. Dezember 1925,
Legende entstand, lässt sich nicht mehr fest- flog der Schwindel auf. Aussenminister Au-
stellen. Jedenfalls ist es makaber, ausgerech- sten Chamberlain erklärte, man habe das Wort
net einen von Partisanen Ermordeten nachzu- «Kadaververwertung», das sich nur auf Tiere
sagen, er habe sich zugunsten seiner eigenen beziehen konnte, «irrtümlich» auf menschli-
Mörder erschiessen lassen. che Leichen übertragen. Der amerikanische
«Times Dispatch» am 6. Dezember 1925:
«Die berühmte Kadavergeschichte, die wäh-
Schweinefutter aus Menschen rend des Krieges bei diesem und anderen alli-
ierten Völkern den Hass gegen die Deutschen
Von der «Times» am 16. April 1917 erfuhr bis zum Siedepunkt gesteigert hat, ist nun im
die entsetzte britische Öffentlichkeit, und so- britischen Unterhause als eine Lüge erklärt
mit die gesamte Welt, von deutschen Kada- worden . . . Vor einigen Jahren hat die Schil-
ver-Verwertungsanstalten: Aus den Leichen derung, wie der deutsche Kaiser aus den
gefallener Deutscher würde man dort Fett und menschlichen Leichnamen Fett gewinnt, die
Schmieröl, aus den Knochen Schweinefutter Bürger dieses Landes und anderer aufgeklär-
gewinnen. Auch in anderen Veröffentlichun- ter Länder zu wütendem Hass entflammt.»
gen jener Zeit wurde ähnliches berichtet. Wie 1985 behauptete die grüne Bundestagsabge-
485
ordnete Antje Vollmer, die Wehrmacht habe Erhebungen nicht mehr als Gefangene geführt
Seife aus KZ-Häftlingen benutzt. wurden, jedoch keineswegs als Tote regi-
striert werden dürfen». Dazu kämen die ein-
stigen Sowjetsoldaten in deutschen Polizei-
Sowjetische Kriegsgefangene einheiten und manchen anderen Diensten,
insgesamt eine Dreiviertel bis eine ganze Mil-
Behauptet wird, in den Gefangenenlagern der lion Menschen, die aus Belastungsgründen
Wehrmacht seien über drei Millionen Sow- als ermordet dargestellt werden.
jetsoldaten ums Leben gekommen. Auch Als zweites führt Dr. Schickel ins Feld «dass
Bundeskanzler Kohl verbreitete diese An- die deutsche Wehrmacht viele Hunderttau-
schuldigung anlässlich seiner Bergen-Belsen- sende sowjetrussische Gefangene wenige
Rede 1985. Doch die Rotarmisten wurden Wochen nach der Gefangennahme in ihre
nicht etwa ermordet, sondern entweder gleich Heimatorte entlassen hat, soweit diese im
nach Gefangennahme nach Haus entlassen, deutschen Besatzungsbereich lagen . . . Wie
schlossen sich freiwillig den Deutschen an ein Offizier aus dem Führungsstab des Ober-
(zum Beispiel die 700’000 Mann der Wlas- kommandos der 17. Deutschen Armee bekun-
sow-Armee) – diese Exrotarmisten fielen Sta- det, wurden von seiner Einheit allein schon zu
lins Rache zum Opfer – oder flohen 1944/45 Beginn des Russland-Feldzuges rund 90’000
in den Westen. ukrainische Kriegsgefangene in die Heimat
«Zeitgeschichte in leichtfertigen Händen» entlassen.» Dr. Schickel schätzt, dass sich auf
lautet die eingehende Untersuchung des Hi- diese Weise «die Zahl der registrierten kriegs-
storikers Dr. Alfred Schickel, veröffentlicht gefangenen Rotarmisten um mindestens wei-
im offiziellen CSU-Parteiorgan «Bayernku- tere 1,2 bis 1,4 Millionen Mann» verringerte.
rier» vom 26. Januar 1980. Darin widerlegt Die Entlassung einer so riesigen Zahl von
Schickel die Geschichtslüge von über drei Rotarmisten sofort nach der Gefangennahme
Millionen in deutschen Lagern ermordeten und mitten im Krieg wird also der deutschen
Rotarmisten. Wehrmacht nicht etwa als grosse humanitäre
Nach seiner Ansicht soll jetzt die deutsche Tat zugute gehalten, sondern als «Massen-
Wehrmacht kollektiv belastet werden, wäh- mord» angelastet.
rend sogar im Nürnberger Kriegsverbrecher- Schliesslich verweist Dr. Schickel auf jene in
prozess der deutschen Armeeführung im deutsche Kriegsgefangenschaft geratenen So-
Grossen und Ganzen der intégré Name belas- wjetsoldaten, «die es verstanden hatten, sofort
sen wurde. nach 1945 von Deutschland ins westliche
In der 3-Millionen-Zahl enthalten sind, so Ausland, vornehmlich nach Nordamerika,
weist Dr. Schickel nach, «jene sowjetischen auszuwandern. Bekanntlich hatten viele Rus-
Kriegsgefangenen, die sich in der Verfü- sen den Wunsch, nicht mehr in ihre alte Hei-
gungsgewalt der Marine und der Luftwaffe mat zurückzukehren, wo sie überdies noch als
befanden oder die als «Hilfswillige» («Hi- «Westler» eine Deportation nach Sibirien be-
wis») in «Landeseigenen Verbänden oder in fürchten mussten. . .» Dr. Schickel selbst
SS-Einheiten Dienst taten und mithin in den kennt in den USA einen Professor, «der 1941
486
als sowjetischer Offizier in deutsche Kriegs- deutschen Opfer gelten muss, weil es glei-
gefangenschaft geriet, von den deutschen Be- chermassen unmoralisch wäre, zwischen erin-
hörden die Erlaubnis erhielt, an der Berliner nerungswürdigen Toten der Sieger und zu
Universität zu promovieren, 1943 in ein gros- übersehenden Opfern der Verlierer zu unter-
ses Elektrounternehmen eintrat und nach dem scheiden. Im Zusammenhang mit den sehr
deutschen Zusammenbruch in die USA aus- zahlreichen Typhus-Toten unter kriegsgefan-
wandern konnte, wo er heute noch Elektronik genen Rotarmisten sei schliesslich «zu fragen,
lehrt». Schickel: «Eine weitere offene Frage . welche Vorsorgemassnahmen (Impfungen) in
. . ist jene nach den Massengräbern für die an- der Roten Armee üblich waren».
geblich 3,3 Millionen toten Russen. Wenn es Auch Oberst i. G. a. D. Hans Roschmann un-
möglich war, das Massengrab von Katyn aus- tersucht in dem vom Freiburger Militärge-
zumachen . . ., dann müsste es doch bei einer schichtlichen Forschungsamt herausgegebe-
fast tausendfach so hohen Zahl von Toten nen Werk «Der Angriff auf die Sowjetunion»
viele Massengräber nach dem Muster Katyn die Frage der Verluste sowjetischer Kriegsge-
geben, die zu finden sein müssten.» fangener in deutscher Hand. Roschmann:
Andere Beispiele Dr. Schickels: Aus Gefan- «Das deutsche Ostheer hat sich hervorragend
genenlagern geflohene Russen seien nicht sel- geschlagen und sich, insgesamt gesehen, ge-
ten als «tot» oder «Abgang» registriert und genüber Kriegsgefangenen wie der Zivilbe-
gemeldet worden. «Auch hätte es sich für die völkerung menschlich gezeigt und – trotz teil-
Verfechter der 3,3 Millionen-Zahl gelohnt, weise unbeschreiblicher Grausamkeiten der
der Frage nachzugehen, wie viele sowjetische Rotarmisten und Partisanen – den von der po-
«Hiwis» bei der Flak Verwendung fanden.» litischen Führung aufgezwungenen Feldzug
Nicht nur bei Schanzarbeiten für Hitlers getreu den Grundsätzen des deutschen Solda-
Hauptquartier in Rastenburg arbeiteten russi- tentums anständig geführt.»
sche Gefangene und deutsches Bodenperso- Gutachter Roschmann, im Zweiten Weltkrieg
nal Seite an Seite, sondern auch viele deut- an leitender Stelle für das Kriegsgefangenen-
sche Flakbatterien hatten jeweils rund 20 rus- wesen zuständig, untersucht vor allem die Be-
sische Hiwis als Bedienung. hauptung, von den insgesamt 5,7 Millionen
Es gebietet die Pflicht zur historischen Wahr- gefangenen Rotarmisten seien über drei Mil-
heit, die sowjetischen Verluste im Bereich der lionen in deutscher Kriegsgefangenschaft um-
seriösen Erhebung zu halten und nicht beden- gekommen bzw. ermordet worden.
kenlos aufzubauschen. Dabei bleibt unbestrit- Als Grundlage dieser Behauptung diene Pu-
ten, dass jeder einzelne Todesfall bedauerlich blizisten und Historiker einzig und allein das
ist und ebenso ausser jeglicher Diskussion, sogenannte «Document NOKW 2125». Das
dass schon die Ermordung eines einzelnen heute im Freiburger Militär-Archiv liegende,
Sowjetgefangenen ein verabscheuungswürdi- 1945 in die Hände der Amerikaner gefallene,
ges Verbrechen ist – was freilich auch für die Schriftstück besteht aus drei Blatt dünnem
Durchschlagpapier. Es fehle Anschreiben,
487
Datum und Unterschrift, was es nach juristi- lich dem deutschen Schuldkonto zugeschrie-
scher wie historischer Betrachtung zwielich- ben werden.
tig mache. Dennoch geht Roschmann von der Trotz dieser Tatsache haben namhafte Histo-
grundsätzlichen Echtheit aus. riker und Fernsehpublizisten die Dallin-Ver-
Die Überschrift lautet «Nachweisung des zerrung und -Fälschung übernommen, berich-
Verbleibs der sowjetischen Kriegsgefange- tet Roschmann. Es entwickelte sich wieder
nen nach dem Stande vom 1.5.1944». Be- einmal eines der sattsam bekannten Zitaten-
trachtet man dieses Schriftstück gelöst vom Karussells: Einer schreibt vom anderen ab
historischen Zusammenhang allein, steht man ohne kritische Quellenprüfung.
vor der Tatsache, dass in der Tat über drei Gleichwohl räumt Gutachter Roschmann ein,
Millionen Sowjetsoldaten, nachdem sie in dass leider eine «erhebliche Zahl sowjetischer
deutsche Hand gefallen waren, «verschwan- Kriegsgefangener» in deutschem Gewahrsam
den». Doch lässt sich daraus der Schluss zie- umgekommen ist – teils an Folgen von
hen, sie seien umgekommen oder umgebracht schweren Verwundungen, teils aus Erschöp-
worden? Als erster habe dies der US-Sozio- fung und Unterernährung, später auch durch
loge Dallin in seinem Buch «Deutsche Herr- Seuchen (Fleckfieber) und Erfrierungen.
schaft in Russland» behauptet, schreibt «Dabei lagen die Rationen, die vom Gen.-
Roschmann. Dallin jedoch fälschte unge- Quartiermeister des Heeres, zumindest ab 1.
hemmt, indem er zum Beispiel statt «Ab- 12. 1941 für die russischen Kgf. festgelegt
gänge im OKW-Bereich» das Wort «exeku- worden waren, über denen, die für die deut-
tiert» setzte. sche Zivilbevölkerung in der sowjetisch be-
Roschmann listet auf, welche Faktoren beim setzten Zone 1945 festgelegt worden waren.»
«Verschwinden» von so vielen Millionen Beachtenswert ist gleichfalls, dass die Sow-
Menschen eine Rolle spielten. Zunächst weist jetunion die Haager Landkriegsordnung, die
er nach, dass die deutschen Truppen im Über- auch die Behandlung von Kriegsgefangenen
schwang der Anfangserfolge allzuleicht ge- regelt, nicht ratifiziert hatte. Schon zu Anfang
neigt waren, die Zahlen eingebrachter Sow- des deutsch-sowjetischen Krieges wurden
jet-Gefangener zu übertreiben. Auch sei die kriegsgefangene Deutsche, auch Verwundete,
Statistik verzerrt, weil die Zahl aus der Gefan- in der Regel unmittelbar nach der Gefangen-
genschaft geflohener Sowjetsoldaten unter- nahme oder nach einer ersten Vernehmung
trieben wurde. Roschmann: «Welches Bewa- erschossen, schreibt auch das Militärge-
chungs-Kommando ist bereit zuzugeben, dass schichtliche Forschungsamt in seinem ein-
ihm so und soviele Kriegsgefangene abhan- gangs erwähnten Werk. In den Jahren
den gekommen sind?» Zu berücksichtigen ist, 1941/42 gingen nach Angaben des Freiburger
dass viele gefangengenommene Rotarmisten Instituts 90 bis 95 Prozent der deutschen
sich in die Kampffront gegen Stalin einreih- Kriegsgefangenen in Händen der Sowjets zu-
ten (Stichwort Wlassow-Armee und «Hi- grunde. Sowohl am Schicksal der deutschen
wis»). Ihre Gefallenen und die später in Sta- Gefangenen in Sowjetrussland wie auch sow-
lins Gulag Umgekommenen können unmög-
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jetischer Gefangener in deutscher Hand lässt ren. Wenn ein Dutzend Millionen Menschen
sich die schreckliche Schraube von Gewalt in der Bevölkerungsbilanz «fehlt», so sind die
und Gegengewalt im «modernen Krieg» er- «mörderischen deutschen Banditen» schuld,
kennen. nicht etwa der Archipel Gulag. 1946 bestan-
Das Oberkommando der Wehrmacht und der den diese propagandistischen Notwendigkei-
deutsche Generalstab wurden vom Nürnber- ten für Moskau noch nicht: Deutschland lag
ger Siegertribunal freigesprochen. Rosch- zerstört am Boden, und im Kreml herrschte
mann: «Die militärische Führung, vor allem unumschränkt Stalin. Daher kommt einem
das Oberkommando und der Generalstab des Stalin-Interview, das die «Prawda» am 14.
Heeres und besonders die Truppe haben im März 1946 auf der Titelseite veröffentlichte,
Rahmen der ihnen von der politischen Füh- besondere Bedeutung zu. Der Kreml-Zar sag-
rung, d.h. von Hitler als dem «Obersten Be- te damals zu seinem Sprachrohr: «Als Ergeb-
fehlshaber der Wehrmacht gegebene Richtli- nis der deutschen Invasion verlor die Sowjet-
nien und Weisungen das Menschenmögliche union in den Kämpfen mit den Deutschen,
getan, um das Los auch der sowjetischen durch die deutsche Okkupation und das Ver-
Kriegsgefangenen zu erleichtern und den hu- schleppen von Sowjetbürgern in deutsche
manitären Grundsätzen der Haager Land- Sklaverei ungefähr sieben Millionen Men-
kriegsordnung Rechnung zu tragen – auch schen. Anders ausgedrückt, die Sowjetunion
wenn die Sowjetunion diesem Abkommen verlor ein Vielfaches mehr an Menschen als
nicht beigetreten war.» England und die Vereinigten Staaten zusam-
men. Möglicherweise sind manche Leute ge-
Sowjettote neigt, die kolossalen Opfer der sowjetischen
Nation zu vergessen, die die Freiheit Europas
Bundestagspräsident Jenninger verbreitet es vor dem hitlerischen Joch bewahrten. Doch
ebenso wie Autoren der Schul-Geschichtsbü- die Sowjetunion kann sie nicht vergessen.»
cher: Die Sowjetunion habe infolge des Zwei- Stalin selbst also nannte Gesamtverluste von
ten Weltkriegs nicht weniger als zwanzig Mil- 7 Millionen.
lionen Todesopfer zu beklagen, die Deutsch- Der sowjetische Historiker Anton Antonow-
lands Schuldkonto angeschrieben werden Owsejenko, dessen Vater 1917 den Winterpa-
müssen. Davon rund ein Dutzend Millionen last des Zaren besetzte und den Stalin 1939
Zivilisten. Diese Zahl jedoch ist nichts ande- erschiessen liess, hat die Legende ebenfalls
res als Moskauer Propaganda. Sie hat zwei zurückgewiesen. Laut «Spiegel» vom 8. Juli
Funktionen: Erstens sollen die Deutschen 1985 macht der Geschichtsforscher folgende
Nahrung für ihren Schuldkomplex bekom- Rechnung auf: Durch Stalins Schuld kamen
men, die Verteidigungsbereitschaft gegen den 31 Millionen Sowjetbürger um, 22 Millionen
sowjetischen Imperialismus soll geschwächt infolge von Kollektivierung und Hungersnot,
werden. Zweitens will Moskau die tatsächlich neun Millionen durch direkten Terror. Somit
gigantischen Menschenverluste des roten Im- hätten des Kremls Massenterror, Arbeitslager,
periums während Stalins Herrschaft kaschie- Exekutionen mehr Menschenleben gekostet
489
als der Krieg, der – und jetzt zitiert Antonow Kopfschutz schrieb Professor Bier am 15. Au-
Stalin – sieben Millionen (!) Todesopfer gust 1915 einen Appell an den Armeearzt der
brachte. Zweiten Armee und trug seinen Plan zur
Schaffung eines Stahlhelms vor. Damit be-
gann die Geschichte des deutschen Stahl-
Stahlhelm helms, der unzähligen Landsern das Leben ret-
Behauptet wird, der deutsche Stahlhelm sei tete oder vor schweren Kopfverletzungen be-
ein Symbol des Militarismus. Tatsächlich ist wahrte. Er wird im heutigen Deutschland vom
er Lebensretter unzähliger Landser und Sym- Bundesgrenzschutz und von der Feuerwehr
bol deutschen Soldatentums. Langjährige Un- getragen.
tersuchungen der amerikanischen Armee ha-
ben bewiesen: die Konstruktion des alten
Tapferkeit
deutschen Wehrmachtstahlhelmes bietet sei-
nem Träger einen optimalen Schutz. Deshalb Über die sagenhafte Tapferkeit des deutschen
wird die US-Armee auf einen aus Kunststoff Soldaten an allen Fronten, die im Gegensatz
gefertigten neuen Helm umgerüstet, der in der zum Horrorbild des «deutschen Kriegsverbre-
Gestaltung dem früheren deutschen Helm chers» steht, berichtet ein Offizier der Südafri-
entspricht. kanischen Armee, die im Ersten Weltkrieg ge-
Bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges zogen gen die Deutschen und deren schwarze Waf-
die deutschen Truppen mit einem Helm aus fenbrüder in Deutsch-Ostafrika kämpfte. Er
Leder in den Kampf. Dieser Helm war 1842 verfasste nach Abschluss der bewaffneten
eingeführt worden und hatte im Laufe der Auseinandersetzungen folgenden dramati-
Jahre eine Reihe von Änderungen erfahren. In schen Bericht, der die Leistungen des deut-
den Kriegen 1864, 1866 und 1870/71 bestand schen Generals von Lettow-Vorbeck und sei-
er seine Feuerprobe. Den Anforderungen des ner Soldaten aus der Sicht des Kriegsgegners
modernen Grabenkrieges aber konnte er nicht darlegt und der beispielhaft für die Leistungen
genügen, denn er bot seinem Träger nicht den des deutschen Landsers in den Weltkriegen
erforderlichen Schutz gegen Geschosse, Gra- wiedergegeben wird: «Staunenswert war es,
nat- und Steinsplitter. Schon 1915 gab es ei- wie die Deutschen in der Höllenglut des Kli-
nen ersten Versuch, den Lederhelm durch ei- mas, in der feuchten, bazillengeschwängerten
nen Stahlhelm zu ersetzen. Oberstleutnant Urwaldluft gegen unsere Übermacht bestan-
Hesse, Chef des Generalstabs der Armeeab- den. Was wir Woche um Woche litten, ehe
teilung Gaede, liess einen eigenen Kopf- eine neue Truppenablösung uns aus dem afri-
schutz konstruieren und produzieren. Durch- kanischen Fegefeuer befreite, das litten die
gesetzt aber hat sich die Konstruktion, zu der Deutschen ohne Pause, ohne Erholungjahr um
Professor Friedrich Schwerd, Techniker und Jahr, und noch hatten wir sie zu Ende des Jah-
Hauptmann, und Professor August Bier, Chir- res 1917 mit unseren insgesamt 300’000 Sol-
urg und Marinegeneralarzt fanden. Auf daten nicht kleingekriegt.
Grund ihrer Beratungen über einen neuen Wir schätzten die Deutschen damals auf 1‘700
490
Europäer, 3’000 Askari, 3’000 Träger sowie nen und alle Gewehre erbeutet. Sie schlugen
Weiber und Kinder der Askari und Träger. ihre englischen, früher bei uns erbeuteten
Auf dem Makonde-Hochland hatten wir diese Waffen, zu denen ihnen die Patronen fehlten,
10’000 Menschen vollständig umklammert um die Baumstämme, dass die Schäfte zer-
und mit der Waffenstreckung des Feindes ge- splitterten und die Läufe knackten, bewaffne-
rechnet. Aber wir hatten nicht mit der Ge- ten und kleideten sich neuzeitlich portugie-
wandtheit des deutschen Generals gerechnet, sisch, indem sie mit den Portugiesen die Klei-
der es verstand, mit seinem ganzen Volke sich dung tauschten. Die Portugiesen in den abge-
unserer Umklammerung zu entziehen und in rissenen Uniformen der Deutschen suchten
der Wildnis der Rovuma-Niederung zu ver- uns auf, die Deutschen aber wandten sich
schwinden. landeinwärts, ins Innere der portugiesischen
Unser General von Deventer sagte nach die- Kolonie, in einem ununterbrochenen Sieges-
sem Misserfolg wutentbrannt: «Die Deut- zug alle befestigten Plätze erobernd.
schen wollen sich nicht ergeben, der Feldzug Nach der Enttäuschung, die uns die Deut-
muss daher bis zu ihrer völligen Vernichtung schen bereitet hatten, schritten wir zu einer
geführt werden!» Das war leicht gesagt, aber neuen Umklammerung des Feindes. Auf der
schwer getan. Strecke Porto Amelia-Mado liessen wir 1’000
Wir erhielten endlich die Meldung: «Die amerikanische Kraftwagen laufen. Längs der
Deutschen überschreiten den Rovuma, knapp Küste besorgten Gruppen von Kriegs- und
an Munition und Verpflegung, kriegsmüde Frachtschiffen den Dienst. Die Eisenbahn von
und niedergeschlagene Wir frohlockten! Nun Lombo nach dem Hinterland von Moçam-
endlich werden wir sie bekommen! Wir bau- bique arbeitete nur noch für uns. Wenn man
ten Stacheldrahtzäune, um die gefangenen es recht überdenkt, war alles eigentlich eine
Deutschen einzuschliessen, und brachten un- gewaltige Mobilmachung gegen ein kleines
sere Kameras in Ordnung, um das Bild des Häuflein Feinde, das uns Jahr und Tag zu trot-
Generals von Lettow-Vorbeck, dieses Wun- zen und mit der Waffe in der Hand bei jeder
ders von Gerissenheit und teuflischem Witz, Gelegenheit die Stirn zu bieten wagte.
auf die Platte zu bannen. Seit der Wegnahme der Festung Ngomano
Und richtig! Eines Tages erschienen an unse- hatte der deutsche General seine Tätigkeit von
ren Fronten, einzelne und in Gruppen, waffen- Rovuma bis zum Zambesi, vom Nyassasee bis
lose Soldaten in der, in den Farben der Wild- zum Meere ausgedehnt. Dieses Gebiet ist
nis gefärbten, uns aus den Kämpfen bekann- kaum kleiner als Frankreich. In ihm bewegte
ten, arg mitgenommenen Uniform der Deut- er sich mit einer fabelhaften Geschwindigkeit
schen. Sie liessen sich willig gefangenneh- hin und her. Werden wir ihn endlich erwi-
men. Aber es waren Portugiesen. Die angeb- schen? So dachten wir, während wir mar-
lich kriegsmüden und niedergeschlagenen schierten. Ja, wir marschierten. Das Gelände
Deutschen hatten die portugiesische Festung war ungeheuer schwierig. Der Busch so dicht,
Ngomano, die von 1’000 Soldaten besetzt dass die Strassen nur noch Tunnels durch
war, gestürmt und eine Viertelmillion Patro-
491
Bambusdickicht und Elefantengras glichen, der deutsche General möglicherweise dort
während lange Strecken Weges mehr für einschlagen konnte, durch eine Übermacht
Boote als für Motortransporte geeignet schie- von Truppen zu sperren. Aber wenn drei
nen. Wir kamen nur unter steten Hemmungen, Wege für den Feind offenstanden, so nahm er
verursacht durch feindliche Angriffe, lang- gewöhnlich den vierten. Nachdem der deut-
sam vorwärts. Die Deutschen lagen in Hinter- sche General das Livingstonegebirge um-
halten, belauerten unsere Verpflegungs- und schritten hatte und sich den gewaltigen Sümp-
Munitionstransporte und nahmen sie weg. Sie fen des Rukovasees näherte, in die wir ihn nun
drangen in unsere Etappenlinie ein, störten zu jagen hofften, war nur anzunehmen, dass
den Dienst oder rollten die Etappe auf. Colo- er das Gebirge nördlich zu gewinnen strebte,
nel Christie, der Etappenkommandant, kam denn südlich im Rhodesiagebirge gab es nur
der Verzweiflung nahe. geringe Verpflegung. Aber gerade dort ging
Niemand macht sich einen Begriff, welche er hin. Er rollte unsere Etappenlinie auf, griff
Strecken wir hinter den Deutschen hergelau- den von uns stark befestigten Ort Fife an,
fen sind. Und die Deutschen fanden noch nahm Kijumbi und Kassama und kämpfte in
Zeit, uns anzugreifen, befestigte Plätze zu den Tagen des November 1918 bis zwei Tage
überraschen und kleine Streifen in alle Wind- nach dem Waffenstillstand in Europa mit dem
richtungen tage-, ja wochenlang auszuschik- stets treugebliebenen Siegerglück. Der Krieg
ken. Sie unternahmen Jagdzüge, fischten in ging zu Ende.
den Flüssen, gaben sich mit den Eingebore- Sie haben sich selbst besiegt, d.h. sie haben
nen ab, stampften in Ermangelung von Müh- auf Grund der Bedingungen des Waffenstill-
len in Holzmörsern Korn, bereiteten Medika- standes, den die deutsche Regierung in Eu-
mente, heilten ihre Kranken und Verwunde- ropa mit uns schloss, unter Protest die Waffen
ten, und marschierten! niedergelegt. Wir sahen den deutschen Gene-
Dies ging Tag um Tag und Woche um Woche ral und seine Soldaten nun von Angesicht zu
und war umso bemerkenswerter, als die Angesicht. Es war kaum einer unter ihnen, der
Grippe in bösartiger Weise unter den Deut- nicht krank, elend und abgemagert aussah,
schen und ihren Schwarzen herrschte, und die aber alle gingen sie aufrecht und stolz. Die
Kranken in Ermangelung genügender Trans- Deutschen Soldaten in Ostafrika, die in der
portmöglichkeiten, wofür im weglosen Ur- Hauptsache aus Siedlern bestanden, haben
wald nur Träger in Frage kommen konnten, Ungeheures geleistet. Wir müssen es anerken-
selbst bei hohem Fieber das Marschtempo nen.»
einhalten mussten. Wir hatten es trotz grosser
Truppenaufgebote nicht verhindern können,
dass die Deutschen nach einer Abwesenheit
Tschenstochau
von fast einem Jahr von ihrer eigenen Kolo- Behauptet wird, deutsche Soldaten hätten das
nie, welche wir ganz in Besitz genommen hat- polnische Nationalheiligtum, die Schwarze
ten, dorthin zurückkehrten. Als einzige Hoff- Madonna im Wallfahrtsort Tschenstochau,
nung nur blieb uns der Plan, alle Wege, die geschändet. Diese Anschuldigung wurde be-
492
reits unmittelbar nach Beginn des Polen-Feld- vor dem Gnadenbild in Tschenstochau, wo er
zuges September 1939 verbreitet und wird Pfingstmontag für den Frieden und die Ver-
seitdem von Zeit zu Zeit wiederholt. söhnung gebetet hat, erteilt hat.» Der Prior des
Tatsächlich wurde das Nationalheiligtum Klosters hatte den deutschen Soldaten wäh-
nicht nur nicht von deutschen Soldaten ge- rend des Krieges schriftlich bestätigt, dass es
schändet, sondern von diesen über die Kriegs- zu keiner Beschädigung der Weihestätte ge-
wirren hinweggerettet. Der namhafte polni- kommen ist. Die deutsche Wehrmacht lud
sche Militärhistoriker Janusz Piekalkiewicz überdies noch im September 1939 Vertreter
widerlegt in seinem Standardwerk «Polen- der internationalen Presse, unter ihnen den
feldzug» die Greuellüge. Am 3. September US-Berichterstatter L.P. Lochner, nach
1939 habe die polnische Botschaft in Paris Tschenstochau ein, die sich davon überzeugen
mitgeteilt: «Der polnische Rundfunk meldet, konnten, dass die Vorwürfe haltlos waren.
dass Tschenstochau, das polnische Lourdes,
in Flammen stehe. Der berühmte Kreuzgang Toulon
aus dem 16. Jahrhundert, wo sich das heilige
Bild der Schwarzen Mutter Gottes befindet, Wie anständig sich die deutsche Wehrmacht
das Pilgerziel ganz Polens und aller Katholi- verhielt, zeigt auch dieses Beispiel: Im Späth-
ken von Mitteleuropa, ist am 2. September erbst 1942 nahmen die deutschen Truppen den
durch die deutsche Luftwaffe mehrfach mit französischen Hafen Toulon, um die dort lie-
Bomben belegt worden.» Piekalkiewicz: gende Kriegsflotte Frankreichs einem etwai-
«Und so war es: Am Morgen des 3. Septem- gen Zugriff der Engländer oder Amerikaner
ber 1939 wird Tschenstochau eingenommen, zu entziehen. Die französische Flottenführung
das berühmte Kloster bleibt, entgegen den Be- entschloss sich zur Selbstversenkung. Sie hat-
teuerungen der polnischen Propaganda, unbe- te 1940 bei der Kapitulation ihr feierliches
schädigt.» Die deutsche Truppe hatte sich so- Wort gegeben, ihre Schiffe nie in fremde
gar besonders darum bemüht, die heilige Hände fallen zu lassen. Nur 5 U-Boote konn-
Stätte zu schonen. Hervorragend beteiligt war ten auslaufen und entkamen. Die deutschen
der damals 21jährige deutsche Leutnant Land- und Marinetruppen erkannten die
Friedrich Franke, der die Rettungstat in seiner Selbstversenkung als Akt der Pflicht gegen-
1982 erschienenen Broschüre «Versöhnung» über dem französischen Vaterland an. Sie lies-
schildert. Der nationalbewusste polnische sen den französischen Offizieren die Seiten-
Papst liess zu Frankes Werk verlautbaren: waffen und schickten innerhalb dreier Tage
«Die Veröffentlichung der Novelle «Versöh- mitten im Kriege die mehr als 27’000 franzö-
nung» ist im Vatikan, im Staatssekretariat sischen Seesoldaten nach Hause. Niemandem
Seiner Heiligkeit, bekannt. Im Vatikan wird wurde ein Haar gekrümmt. Anders war es bei
die Herausgabe begrüsst. Das drückt sich der Selbstversenkung der deutschen Flotte am
schon dadurch aus, dass Seine Heiligkeit die 21. Juni 1919 in der Bucht von Scapa Flow.
Genehmigung für die Abbildung seines Fotos Als die Engländer den Beginn der Versenkung
493
bemerkten, fuhren sie auf ihren Wachbooten nach haben einige Frauen in der Begleitung
planlos durcheinander, während die deut- der Terroristen, wie sie sich immer bei Revo-
schen Besatzungen ihre Rettungsboote was- lutionsbewegungen einfinden, sich zu höchst
serten und teilweise schon dem Ufer zustreb- tadelnswerten Handlungen an den Leichen ei-
ten. Das zurückgerufene englische Geschwa- niger deutscher Soldaten hinreissen lassen.»
der, vorab die Zerstörer, brauste in die Bucht. Fritz Helm, ein Angehöriger der 8. Kompa-
Gewehrfeuer von Bord der Zerstörer schlug in nie, Sicherungsregiment 95, der den Massen-
die Rettungsboote und in die teilweise schon mord der Partisanen überlebt hat, berichtet
im Wasser schwimmenden deutschen Seeleu- Einzelheiten:
te. Acht Tote und 21 schwerverwundete deut- «Über die Leichen selbst weiss ich Folgendes:
sche Matrosen waren das Ergebnis dieses völ- Sie lagen verstreut auf der Strasse nach Anga-
kerrechtswidrigen Aktes. Schwerverwundete ben der Patres, die sie gesammelt und in die
in den Booten wurden nicht versorgt, oder so Klinik geschaffen haben . . . Ihre persönlichen
spät, dass sie nicht mehr zu retten waren. Sachen wie Briefe, Fotos, Taschentücher la-
gen überall zerstreut auf der Strasse. Ein Zei-
Tulle chen, dass die Gefallenen ausgeraubt wurden.
Bataillonsarzt Dr. Heinz Schmitt aus Mainz,
Behauptet wird, die Waffen-SS habe im Juni Oberleutnant Rotzer, Obergefreiter Mai und
1944 in der französischen Ortschaft Tulle ein ich identifizierten die Leichen, die kaum er-
unprovoziertes Massaker an der Zivilbevölke- kenntlich waren. So hatten die Banditen
rung begangen. Oberfeldwebel S. aus Mayen die Stiefel ge-
Tatsächlich war dem Erhängen von 98 Fran- raubt und die Fusssohlen mit der MP durchlö-
zosen die Ermordung von fast einhundert chert. Rechnungsführer R. aus der Heidelber-
deutschen Soldaten durch kommunistische ger Gegend hatte einen ganz dicken Kopf, als
Freischärler vorausgegangen. Etwa vierzig ob er gewürgt worden wäre. Ein anderer hatte
deutsche Soldaten waren mit barbarischen nur noch einen halben Kopf, wahrscheinlich
Verstümmelungen aufgefunden worden. In wurde mit einem Lkw darüber gefahren. Nach
einem Bericht der französischen Miliz aus je- Aussagen von Kameraden fand man den
nen Tagen heisst es über die ermordeten Deut- Obergefreiten Erwin K. mit Draht durch die
schen: «Die Leichen waren in unmenschli- Sehnen über der Ferse, er wurde angeblich
cher Weise verstümmelt worden: Strassen- hinter dem Auto nachgeschleift. Sämtliche
weiber hatten auf den Leichen herumgetram- Leichen wiesen mehrere Schüsse auf.»
pelt und waren sogar in der Stadt herumgezo-
gen und trugen dabei Organe in den Helmen
mit sich.» Der französische General Bridoux,
Umerziehung
Staatssekretär im Verteidigungsministerium 1984 veröffentlichte der Deutsche Anzeiger
von Marschall Pétain, schrieb am 24. Juli eine Hintergrundanalyse der Umerziehung,
1944 an den Vertreter des deutschen Oberbe- jener Bewegung, die auch für die Verun-
fehlshabers West: «Sicheren Zeugenaussagen
494
glimpfung des Landsers verantwortlich ist: sich mit psychologischer Kriegsführung be-
Dr. Georg Jaeckel hat eine höchst aufschluss- fassten. Psychologische Kriegsführung ist
reiche Untersuchung über Ursache und Fol- mehr als nur Propaganda in Kriegszeiten. Sie
gen der Umerziehung veröffentlicht. Titel: umfasst auch alle die Anstrengungen, die zu
«Die geistige Lage in Westdeutschland, ihre einer Änderung der Psychologie der Besieg-
Ursachen und Folgen für die gesamtdeutsche ten führen sollen. Dabei ist der psychologi-
Entwicklung», erschienen in der Schriften- sche Krieg wie der Wirtschaftskrieg zeitlich
reihe «Bonner Ostbrief». Er schreibt: «Die unbegrenzt.» Nach Ende des Zweiten Welt-
Umerziehung hatte den Zweck, das Volk auf krieges hätten sich die Amerikaner bemüht,
psychologischem Wege in seiner geistig-see- die Umerziehungs-Theorien in Deutschland
lischen Substanz entscheidend zu verändern. in Praxis umzusetzen. Die Abteilung für psy-
Damit schufen die Westmächte ein Mittel, das chologische Kriegsführung wurde in Abtei-
die Westdeutschen mit Hilfe einer systemati- lung für Informationskontrolle umgetauft und
schen Massenbeeinflussung weit besser un- liess sich zunächst in Bad Homburg nieder,
terwarf und sie alle Schuld freiwillig auf sich von wo sie 1946 nach Berlin verlegt wurde.
nehmen liess, wogegen die Kriegsschuldlüge Jaeckel: «Eine ihrer Hauptaufgaben war die
des Versailler Vertrages zu einem allgemei- Vergabe von Lizenzen für Zeitungsherausge-
nen Widerstand des deutschen Volkes geführt ber, Verleger, Filmintendanten und Rund-
hatte.» funkdirektoren. Die Anwärter auf diese Po-
Wolle man die Impulse für die geistig-seeli- sten wurden in Bad Orb im Screening Center,
sche Umstrukturierung der Westdeutschen das von dem New Yorker Psychiater David
untersuchen, müsse man bis auf das Jahr 1930 Mardochai Levi ins Leben gerufen wurde, auf
zurückgehen. In diesem Jahr sei Max Hork- ihre – im Sinne der neuen sozialpsychologi-
heimer Leiter des Instituts für Sozialfor- schen Thesen – «charakterliche» Eignung ge-
schung in Frankfurt/Main geworden. testet.» Dr. Jaeckel fährt in seiner Untersu-
Horkheimer, so Dr. Jaeckel, habe die Aussa- chung fort: «1‘500 Deutsche wurden von den
gen von Marx und Freud verknüpft. Sein In- Siegern ausgewählt, um als Spitzenmitarbei-
stitut sei alsbald als «Marxburg» bekanntge- ter den Umerziehungsprozess voranzutreiben.
worden und habe linksintellektuelle Akade- So gingen die Amerikaner davon ab, den
miker angezogen. Jaeckel: «Zu den Dozenten Deutschen Reformen aufzuerlegen. Sie gin-
und Assistenten gehörten zum Beispiel gen statt dessen dazu über, in die Gesellschaft
Adorno und Herbert Marcuse.» deutsche Männer, Institutionen und Ideen ein-
Dr. Jaeckel fährt fort: «Zu einer konkreten zubauen, die die Ziele der Militärregierung
Anwendung dieser Theorien (von Horkhei- verwirklichen würden, ohne dass der amerika-
mer, Adorno, Marcuse) kam es in grösserem nische Einfluss auf den ersten Blick erkennbar
Ausmass aber erst dann, als sie von den In- war.» Nicht nur mit den Massenmedien sei so
stanzen der USA aufgegriffen wurden, die verfahren worden, sondern auch mit den
Lehrstühlen für politische Wissenschaften.
495
Der Autor kommt zu dem Schluss: «Unter den «Der unvergessene Krieg»
Folgen der mit modernsten psychologischen
Erkenntnissen arbeitenden und alle Möglich- Die von der Sowjetunion mit amerikanischer
keiten der Meinungsbildung erfassenden Um- Finanzhilfe produzierte 15teilige Fernsehse-
erziehungspolitik leidet heute das gesamte rie «Der unvergessene Krieg», ausgestrahlt
Staats- und Gesellschaftsleben. Insbesondere 1981 im deutschen Fernsehen, leitete eine
aber hat sie zur Folge, dass es eine folgerich- neue Kampagne gegen den deutschen Land-
tige westdeutsche Wiedervereinigungspolitik ser ein. Als die Bundesregierung 1982 den
nicht gibt. Im Gegenteil stehen die in West- Film auch noch zur Verwendung an den
deutschland gepflegten Leitideen zu einer er- Schulen empfahl, wandte die Bundestagsab-
folgreichen gesamtdeutschen Politik im kras- geordnete und Oberstudienrätin a.D. Ursula
sen Widerspruch.» Benedix-Engler ein, Produktionsplan und
Natürlich hätte kein aufrechter Demokrat Ein- Drehbuch der Serie seien bis in kleinste Ein-
wände, wenn die «Umerziehung» darauf be- zelheiten von der Abteilung «Agitation und
schränkt worden wäre, den totalitären Natio- Propaganda» des Zentralkomitees der KPdSU
nalsozialismus zu überwinden. Aber leider überwacht und gesteuert worden. Der Film
wurde das Kind mit dem Bade ausgeschüttet. folge präzise, bis zur Kapiteleinteilung der
Das heisst, auch National- und Selbstwertge- parteioffiziellen zwölfbändigen «Geschichte
fühl der Deutschen gingen mit über Bord, aus des grossen vaterländischen Krieges». Der
der gesamten deutschen Geschichte wurde ein exilpolnische Historiker und Dokumentarfil-
Verbrecheralbum gemacht. Dabei hat sich die mer Janusz Piekalkiewicz entlarvte Fälschun-
Umerziehung verselbständigt. Die Geister, gen in der Serie. In der Folge über die «Be-
die die Drahtzieher riefen, wird man jetzt freiung Weissrusslands» zum Beispiel wur-
kaum mehr los. Erwähnung fand schon, dass den zwei Frauen gezeigt, die einen vor ihnen
ein Mann wie Horkheimer mit Erschrecken liegenden Toten beweinen – angeblich ein
sah, wie feuereifrig seine Zöglinge die aus Opfer der abgerückten Deutschen. Tatsäch-
den Geschehnissen des Zweiten Weltkriegs lich aber stammte der Filmausschnitt aus der
geborene psychologische Umdrehung des Deutschen Wochenschau Nr. 568 vom Juli
deutschen Volkes bis ins Extreme steigerten, 1941, und der Mann, dessen Tod der Fernseh-
wie sie schliesslich mit Steinen warfen, wenn Film den Deutschen anlastete, war in Wirk-
USA-Repräsentanten Deutschland besuchten. lichkeit von der sowjetischen Geheimpolizei
Verantwortungsbewusste Männer diesseits GPU in Lemberg ermordet worden. Piekal-
und jenseits des Ozeans wissen, dass ange- kiewicz, der auf der polnischen Filmakade-
sichts der Gefahren eines imperialen Zugriffs mie in Lodz studiert hatte, erkannte noch
aus dem Osten kein gramgebücktes, sich sei- zahlreiche andere Szenen wieder: «Spätestens
ner Vergangenheit schämendes deutsches ab der Folge über Stalingrad stammen 85 bis
Volk geboten ist, sondern eine selbstbewusste 90 Prozent dieser «Dokumentarserie» aus so-
Nation. wjetischen Spielfilmen.» Vom Verantwortli-
chen für die Ausstrahlung in der Bundesrepu-
496
blik, dem WDR, war bis dahin stets der Ein- Versailles und war – wie auf amerikanischer
druck erweckt worden, als seien bei allen Seite F.D. Roosevelt – einer der Scharfma-
Schwächen des Textes wenigstens die Bilder cher.
doch sehr realistisch. WDR-Sprecher Klaus Vansittart heizte die Stimmung ab 1939 mit
Katz erklärte nach den Enthüllungen: «Die Presseveröffentlichungen und Radiosendun-
Hersteller von Propagandafilmen pflegen in gen an. Es ging vor allem darum, die gegen
dieser Hinsicht allgemein mit der Wahrheit einen Kriegseintritt eingestellte US-Bevölke-
sehr grosszügig umzugehen.» Auf die Wo- rung zum Hass auf die Deutschen anzusta-
chenschau-Fälschung angesprochen, meinte cheln. Vergeblich wandte sich der englisch-
Katz: «So betrachtet, bleibt die Verwendung jüdische Verleger Victor Gollancz gegen
des betreffenden Fotos selbstverständlich eine Vansittarts Hetze. Gollancz schrieb in seinem
Fälschung; sie wird jedoch, wie mir scheint, 1941 erschienenen Buch «Shall our children
durch eine bedrückende höhere Wahrheit live or die»: «Die Grundlehren des Vansittar-
wenn schon nicht legitimiert, so doch zumin- tismus werden den meisten vertraut sein . . .
dest verständlich.» Auch die Katyn-Lüge Zurückgreifend auf ferne Geschichtsperioden
wurde in der Serie verbreitet. wird uns von Lord Vansittart nunmehr erklärt,
dass es vor allem die Deutschen waren, die
sich als Fluch der Welt erwiesen. Denn, abge-
Vansittart sehen von einer sehr kleinen und unwirksa-
men Minderheit, seien es die Deutschen, die
Einer der einflussreichsten Lügenpropagandi- als blutdürstige Würger auftraten oder sich
sten gegen Deutschland war Lord Vansittart. bereit zeigten, dem Würgerwerk zuzustim-
Seine Geschichtsverzerrungen wirken bis men. Es sind immer wieder die Deutschen,
heute fort. Im Ersten Weltkrieg war es Lord das unterstellt Vansittart, die angegriffen ha-
Northcliffe, der den Propagandafeldzug ge- ben.» Gollancz meinte, Vansittarts Ge-
gen Deutschland auf englischer Seite leitete. schichtsbild lasse sich in einer halben Stunde
Enthüllungen über seine Methoden findet als gröbste Fälschung nachweisen.
man in Sir Campbell Stuarts Buch «The Se- Nachzulesen sind des «Lügenlords» Propa-
crets of Crewe House». Lord Vansittart über- gandafeldzüge in seiner Schrift «Black Re-
bot Northcliffe bei weitem. Vansittart war ei- cords-Germans Past and Present». Er formte
ner der mächtigsten und einflussreichsten das Geschichtsbild jener, die die Deutschen
Männer des britischen Empire. nach 1945 «umerzogen». Hier einige Zitate
Seit 1929 amtierte er als «Permanent Under- aus «Black Records»: «Deutschland ist über
secretary of State», war somit der ranghöchste siebzig und ist ein Gewohnheitsverbrecher
Beamte im diplomatischen Dienst, eine zen- geworden.» Es sei verhängnisvoll, wenn man
trale Figur im britischen Aussenministerium. versuche, zwischen deutscher Regierung und
1941 wurde er ins Oberhaus berufen und «Er- deutschem Volk zu unterscheiden. Hitler sei
ster Diplomatischer Berater» Londons. Schon das natürliche Ergebnis der deutschen Rasse.
1919 gehörte er zur englischen Delegation in Vansittart verglich Deutschland mit dem
497
«Würgevogel», der andere Vögel durch denpolitik oder gar das russische Volk an Ilja
Nachahmen ihrer Stimmen täuscht, um sie Ehrenburgs Mordaufrufen.
dann totzuhacken oder aufzuspiessen: «Der
Würger bekam seine drei Kriege vor 1914, Vatikan-Bombardierung
und jedesmal vergrösserte sich die Beute des
Schlächters: Sie wurde 1866 grösser als 1864, Behauptet wird, die Deutschen bzw. verbün-
1870 grösser als 1866. Jeder dieser Kriege dete Mussolini-Flugzeuge (mit deutschem
war durch den Würger sorgfältig geplant und Einverständnis) hätten am 5. November 1943
vorbereitet provoziert worden. . . Seinen vier- gegen 20.00 Uhr den Vatikan bombardiert.
ten Krieg erreichte der Würger erst 1914, Schon unmittelbar nach dem Bombenüberfall
noch rechtzeitig genug. Zu dieser Zeit ver- teilte der deutsche Botschafter beim Heiligen
stärkte sich das Crescendo, die Beute und der Stuhl, Ernst von Weizsäcker (Vater des Bun-
Schnabel des Würgers wuchsen gewaltig.» despräsidenten), dem Vatikan mit, dass er
«Diese Gier nach Weltherrschaft wirkt in den «von dem deutschen Kommando ermächtigt
Deutschen seit Generationen.» Das Unglück ist, in der entschiedensten Weise zu erklären,
habe schon mit den Germanen begonnen: dass weder deutsche Bomben noch deutsche
«Sie töteten und verbrannten alles, was sie er- Bombenflugzeuge diesen traurigen Vorfall
spähen konnten, einschliesslich der Tiere, ge- verschuldet hätten.» 35 Jahre nach der Bom-
nauso wie sie heute mit Maschinengewehren bardierung wurde der wahre Sachverhalt der
Kühe abschiessen, wenn sie keine Kinder ab- Öffentlichkeit bekannt. Auf der Grundlage
knallen können.» Die gesamte deutsche Ge- bis dahin unveröffentlichter Akten des Vati-
schichte sei eine einzige Abfolge von Grau- kans wies die italienische Wochenzeitung
samkeiten gegen andere. Darum müsse das «Gente» 1978 nach, dass weder die deutsche
deutsche Volk «der radikalsten geistigen Um- noch die faschistische Seite mit dem Kriegs-
erziehung unterworfen werden, welche die verbrechen vom 5. November 1943 etwas zu
Geschichte kennt». Hitler sei kein Zufall ge- tun hatte. Schon acht Tage nach dem Bom-
wesen, sondern das «natürliche und ererbte benangriff wurde dem Vatikan demzufolge
Produkt einer Rasse, die seit dem ersten Däm- durch einen amerikanischen Prälaten in Al-
mern der Geschichte räuberisch und kriegslü- gier namens Walter Carrol mitgeteilt, dass der
stern gewesen ist». amerikanische Generalstabschef Smith ihm,
Das Beispiel Vansittarts zeigt die bedauerli- Carrol, vertraulich gestanden habe, dass der
che Tatsache, dass es auf allen Seiten furcht- Angriff auf den neutralen Vatikan auf ameri-
bare Hetzer gab, die den Feind zum Unter- kanisches Konto gehe und «versehentlich»
menschen herabwürdigten. Natürlich ist das geschehen sei. Über die grossen Verdienste
englische Volk an Vansittarts Propaganda des deutschen Stadtkommandanten von Rom,
und die daraus folgende Vernichtung hun- General Stahel, berichtete das Vatikan-Blatt
derttausender Menschenleben (z.B. Bomben- «L’Osservatore Romano» am 5. Februar
holocaust) ebensowenig «schuld» wie das 1982.
deutsche Volk an der entsetzlichen NS-Ju-
498
Versailles Saint Germain. Versailles und Saint Germain
muteten dem deutschen Volk unter anderem
In seiner 8. Mai-Rede vor dem Deutschen zu:
Bundestag hat von Weizsäcker den 30. Januar a) Territorial
1933, also den Tag der nationalsozialistischen Verlust von Elsass-Lothringen, Eupen-Mal-
Machtübernahme, als Ausgangspunkt des eu- medy, Danzig, Posen, Hultschiner Ländchen,
ropäischen Unglücks bezeichnet. Mit keinem Memelland, Westpreussen, Teilen Ostpreus-
Wort erwähnte er jene Tragödie, die zu Hitler, sens, Brandenburgs, Niederschlesiens, Ober-
aber auch zum Zweiten Weltkrieg führte: Ver- schlesiens. Abzutreten waren ferner: Nord-
sailles. Am 18. Januar 1919, dem Jahrestag schleswig, Sudetengebiete, Südtirol, Teile
der deutschen Reichsgründung, wurde die von Kärnten, Teile der Steiermark, Teile von
Konferenz von 27 Mächten, die im Ersten Niederösterreich, Saargebiet. Deutschland
Weltkrieg gegen das Deutsche Reich und verliert die Hoheit über das linksrheinische
Österreich gekämpft hatten, in Versailles bei Gebiet, Luxemburg scheidet aus dem Zoll-
Paris eröffnet. Die Deutschen durften nicht und Eisenbahnverband mit dem Reichsgebiet
mitverhandeln, sondern hatten lediglich die aus, Österreich wird der Anschluss verboten.
Bestimmungen zu akzeptieren. Die reichs- Die grossen Wasserstrassen Rhein, Elbe,
deutschen und die österreichischen Abord- Oder, Donau werden «internationalisiert»,
nungen waren in Quartieren hinter Stachel- also deutscher Hoheit entzogen. Sämtliche
draht untergebracht, Ausgang nur in Fünfer- Kolonien werden anderen Mächten zuge-
gruppen mit polizeilicher Begleitung. Als sich schlagen, da sich das deutsche Volk als «un-
die Deutschen weigerten, das Diktat zu unter- würdig» erwiesen habe, Überseegebiete zu
schreiben, drohten die Sieger mit dem militä- besitzen, obwohl Deutschland sich in Übersee
rischen Einmarsch. Ausserdem setzen sie die am anständigsten verhalten hatte.
immer noch festgehaltenen deutschen Kriegs- b) Militärisch
gefangenen als Druckmittel ein. Schliesslich Verbot des Festungsbaus und des Unterhalts
kündigten sie die Fortsetzung der Hunger- militärischer Streitkräfte bis 50 Kilometer öst-
blockade gegen Deutschland an, die bis dahin lich des Rheins, Zerstörung aller Befestigun-
schon weit über eine halbe Million Tote, vor- gen und Häfen auf Helgoland, Beschränkung
nehmlich Kinder und Alte, verursacht hatte. In der Heeresstärke auf 100’000 Mann (ein-
dieser verzweifelten Situation sah sich die schliesslich Offiziere), Auflösung des Gene-
deutsche Nationalversammlung gezwungen, ralstabs, der Kriegsakademie, der Militär-
das Diktat unter Protest zu akzeptieren. Am schulen, Kontrolle der Funkstationen Nauen,
28. Juni 1919, dem Jahrestag des Mordes von Hannover und Berlin, Verbot neuer Stationen,
Sarajewo, setzen Aussenminister Müller Auslieferung des grössten Teils der Kriegs-
(SPD) und Zentrumsminister Dr. Bell ihre Un- flotte, Auslieferung bzw. Zerstörung des grös-
terschrift unter das Dokument – im Spiegels- sten Teils des militärischen Geräts, Verzicht
aal von Versailles. Am 10. September 1919 auf Untersee- und Telegraphenkabel, Zerstö-
unterzeichnen die Vertreter Österreichs in rung bzw. Auslieferung des grössten Teils der
Flugzeuge; Luftwaffe verboten, Panzer ver-
499
boten, U-Boote verboten, schwere Artillerie Bevor zwanzig Jahre nach Versailles der erste
verboten. deutsche Soldat den Boden eines anderen
c) Wirtschaftlich Staates betrat, dröhnte Deutschland zwei
Abtretung der Kohlengruben des Saargebietes Jahrzehnte lang vom Marschtritt fremder Im-
an Frankreich, Zahlung von 100 Milliarden perialisten. Auch die Rote Armee hatte in je-
Goldmark Reparationen, Auslieferung der ner Zeit etliche deutsche Grossstädte erobert
Handels- und Fischereiflotte, Auslieferung und konnte nur durch entschlossene Gegen-
von 7‘500 LKW, 5’000 Lokomotiven, wehr der Freikorps und patriotischer Sozial-
200’000 Eisenbahnwagen, Verlust des Aus- demokraten niedergeworfen werden.
landsguthabens (über 10 Milliarden Gold- Das deutsche Volk wehrte sich nach Ver-
mark), 10 Jahre lang Lieferung monatlich sailles mit äusserster Kraftanstrengung gegen
zwei Millionen Tonnen Kohle an die Sieger, die Knechtschaft. So konnte der weitere
3 Jahre lang 50’000 Tonnen Steinkohlenteer, Reichszerfall aufgehalten werden. Dies ist ein
35’000 Tonnen Benzol, fünf Jahre lang ein Verdienst aller Patrioten von links bis rechts,
Viertel aller Farbstoffe. Ablieferung von einer die sich in der Ablehnung von Versailles einig
Million Stück Vieh (davon 140’000 Milch- waren.
kühe), grossen Mengen Wild und Holz, von Der erste Bundespräsident der Bundesrepu-
Gemälden und Handschriften aus Museen. blik Deutschland, Theodor Heuss, schrieb
Die Deutschen mussten mit ihrer Unterschrift 1932 in seinem Buch «Hitlers Weg»: «Die
zudem anerkennen, alleinschuldig am Aus- Geburtsstätte der nationalsozialistischen Be-
bruch des Ersten Weltkrieges zu sein und ver- wegung ist nicht München, sondern Ver-
pflichteten sich zur Auslieferung von 1’000 sailles.» Der langjährige sozialdemokratische
«Kriegsverbrechern». Ministerpräsident von Preussen, Otto Braun,
Die Folgen des Diktats waren: Verarmung urteilte in seinem 1949 erschienenen Buch
und Verelendung des deutschen Volkes, Aus- «Von Weimar bis Hitler»: «Tatsächlich
wanderung nach Ubersee (1923: 110’000 wurde im Mai 1919 in Versailles die Axt an
Menschen), Geburtenrückgang, Vertreibung die Wurzel der Weimarer Republik und die
von 150’000 Deutschen aus Elsass-Lothrin- Giftsaat des neuen Nationalismus in den deut-
gen, brutale Bekämpfung der deutschen Spra- schen Boden gelegt. Sie. . . brachte die Wei-
che und Kultur in den Verlustgebieten. Eine marer Republik zum Erliegen.» Im «DDR»-
Million Deutsche wurden aus den Polen zuge- Geschichtsbuch für die Klasse 9 (Ostberlin
schlagenen Territorien vertrieben. In den fol- 1974) heisst es auf Seite 87: «Der Versailler
genden Jahren intervenieren die Siegermächte Vertrag war ein Gewalt- und Raubfrieden, der
wiederholt mit ihren Streitkräften in Deutsch- den Keim neuer imperialistischer Kriege in
land. Sie besetzen das linke Rheinufer und die sich barg.» Und Professor Hellmut Diwald ur-
Brückenköpfe Köln, Koblenz, Mainz. Im teilt: «Der Vertrag hat der Republik Dinge zu-
April 1920 werden Frankfurt und Darmstadt gemutet, die nichts anderes bedeuten konnten
besetzt, im März 1921 Düsseldorf, Duisburg- und dann auch wirklich bedeutet haben, als
Ruhrort, Mannheim, 1923 das Ruhrgebiet. den ständigen Versuch einer Revision von
500
Versailles. Das war das aussenpolitische Leit- Uns scheint es eine menschliche und staats-
ziel aller Regierungen der Weimarer Repu- bürgerliche Notwendigkeit zu sein, diesen
blik, bis hin zu Hitler.» Ring der kollektiven Haftbarmachung zu
sprengen und der grossen Masse der früheren
Angehörigen der Waffen-SS den Weg zu Le-
Waffen-SS bensaussicht und Staatsbürgertum freizuma-
chen. Ihnen, die keine kriminelle Schuld auf
Als der Krieg 1939 begann, zählte die Waf- sich geladen haben, sollte man die Möglich-
fen-SS 18’000 Mann, Ende 1944 waren es keit geben, sich erfolgreich mit der für sie
910’000, davon über 200’000 ausländische neuen Welt auseinanderzusetzen. Ihnen hilft
Freiwillige aus aller Herren Länder: Letten, nicht, wenn die Nutzniesser und Mitschuldi-
Esten, Ungarn, Kroaten, Flamen, Wallonen, gen der Hitlerdiktatur ihnen grossmütig Par-
Niederländer, Franzosen, Norweger, Dänen, don anbieten. Es müssen Verfolgte der zwölf
Bulgaren, Ukrainer, Italiener, Engländer, ja Jahre sein, die der moralischen und politi-
sogar Inder, Tataren und Türken. 181’000 schen Seite dieser Angelegenheit allein ge-
Waffen-SS-Soldaten fielen, 72’000 werden recht werden.»
vermisst. Der Gesamtverlust der Waffen-SS Im gleichen Jahr empfing SPD-Vorsitzender
beträgt also 25-28 Prozent der Gesamtstärke- Kurt Schumacher eine Delegation einstiger
zahl, ein hoher Blutzoll. Die Waffen-SS als Waffen-SS-Soldaten.
Nutzniesser des NS-Regimes zu bezeichnen, Uber die Einstellung des damaligen Bundes-
ist vollends abwegig. Frontsoldaten sind nir- tagsabgeordneten und späteren SPD-Bundes-
gendwo und niemals die Nutzniesser eines kanzlers Helmut Schmidt schrieb die Waffen-
Regimes. SS-Zeitung «Wiking Ruf» 1953:
Dem Leid des Krieges folgten Torturen in al- «Oberleutnant der Reserve Schmidt, SPD, er-
liierten KZ. Selten hat eine Armee die Nieder- klärte, dass er persönlich niemals mit der
lage so teuer bezahlen müssen wie die Waf- Waffen-SS in Berührung gekommen sei, je-
fen-SS, obwohl die an der Front Kämpfenden doch müsse er als alter Kriegskamerad aus
nichts mit dem furchtbaren und grausamen seiner Fronterfahrung heraus sagen, dass er
Terror in den KZ zu tun hatten. immer das Gefühl besonderer Zuversicht ge-
Ehemalige Waffen-SS-Soldaten leisteten habt habe, wenn eine Division der Waffen-SS
beim Aufbau der Bundesrepublik Ausseror- neben seiner Einheit lag. Leider verwechsle
dentliches. So mancher stand und steht beim man die ehemalige Waffen-SS mit der gehei-
Bundesgrenzschutz und in der Bundeswehr. men Staatspolizei und belaste sie mit der
Dr. Kurt Schumacher, lange Jahre in NS-KZ- Schuld anderer Runenträger. Ihre Angehöri-
Haft, 1946 bis 1952 SPD-Vorsitzender, gen dürfen nur unter dem Gesamtthema
schrieb 1951: «Deutscher Soldat» gesehen werden.»
«Die Sozialdemokratische Partei ist ausge- Ähnlich äusserte sich Schmidt 1955. Am 5.
gangen und geht aus von jeder Ablehnung und November des Jahres meldete die Presse: «In
Bekämpfung der Kollektivschuld. Leserbriefen an eine deutsche und eine fran-
501
zösische Zeitung hat der SPD-Bundestagsab- heisst es im «Freiwilligen» vom September
geordnete und Hamburger Innensenator Hel- 1956:
mut Schmidt am Donnerstag davor gewarnt, «Am 10. August fand in Regensburg ein Dis-
alle Soldaten der ehemaligen Wehrmacht und kussionsabend der HIAG statt, der in der Öf-
alle Angehörigen der früheren Waffen-SS ge- fentlichkeit ein vielbeachtetes Echo fand. Die
meinsam und ohne Unterschied öffentlich zu HIAG Regensburg hatte die SPD-Abgeordne-
ächten und zu brandmarken. Vielmehr müs- ten MdB Fr. Höhne und MdL Rudolf Schlich-
sten alle jene ehemaligen Soldaten, die sich tinger zu einem Gespräch über die Kollektiv-
nichts zuschulden kommen liessen, nach glei- schuldthese und über die noch immer anhal-
chem Recht behandelt werden. tende Diffamierung der ehemaligen Soldaten
Schmidt erläuterte seinen Brief an den schles- der Waffen-SS eingeladen. . . Die beiden
wig-holsteinischen HIAG-Sprecher Schäfer SPD-Abgeordneten wiesen in ihren Ausfüh-
anlässlich des Rendsburger Treffens der Waf- rungen jede Art der Kollektivschuld und der
fen-SS. Darin habe er erklärt, er werde auch Globaldiffamierung als unmoralisch von sich
künftig versuchen, für eine gleichmässige Ge- und vertraten den Standpunkt, dass nur ein
rechtigkeit zugunsten aller ehemaligen Solda- einzelner nach erwiesener Schuld verurteilt
ten zu wirken.» Über die Teilnahme des sozi- werden könne. MdB Höhne forderte, dass
aldemokratischen Oberbürgermeisters von Ressentiments, die zwangsläufig nach jedem
Köln, Theo Burauen, an einem HIAG-Treffen verlorenen Krieg aufkämen, eben gemeinsam
berichtet die HIAG-Zeitschrift «Der Freiwil- überwunden werden mussten. Es ginge nicht
lige» 1956: an, dass die von den Siegern heraufbeschwo-
«Besonders erschütterte ihn zu hören, dass rene Verdammung ganzer Gruppen aufrecht-
heute noch das Schicksal von mehr als 42’000 erhalten bliebe. Den Soldaten der ehemaligen
Kameraden ungeklärt sei. Ihn selbst hätte das Waffen-SS dürfe die Gleichberechtigung im
Schicksal genauso hart treffen können, denn Staate nicht versagt werden.»
auch er habe als Funker bei einer Luftwaffen- Der Bundestagsabgeordnete der SPD, Dr.
einheit einmal die Abkommandierung zur Bärsch, sagte 1957: «Die Waffen-SS ist im-
Waffen-SS erhalten und nur ein Zufall habe mer gegenüber anderen Wehrmachtsteilen
ihn davor bewahrt, dort seinen Dienst anzu- diskriminiert. Ein kollektives Urteil ist nicht
treten. Allerdings, so erklärte Herr Bürger- mehr vertretbar. Ich bin davon überzeugt,
meister Burauen, wäre dann für ihn ebenfalls dass die Waffen-SS eine Truppe wie auch an-
Befehl – Befehl gewesen, dem er sich bedin- dere Wehrmachtsteile gewesen ist.»
gungslos hätte unterwerfen müssen. Er ver- Im Oktober 1957 berichtete das Waffen-SS-
sprach, der HIAG jederzeit die Hilfe der Stadt Blatt «Wiking-Ruf» über die Dortmunder
und seiner Fraktion im Rahmen seiner Mög- Monatsversammlung der HIAG. Zwei Rats-
lichkeiten zuteil werden zu lassen.» herren der SPD waren erschienen. Während
Über die SPD-Abgeordneten Fr. Höhne (Bun- der eine vehement Kollektivschuldanwürfen
destag) und Rudolf Schlichtinger (Landtag) gegen das deutsche Volk oder gegen die Waf-
502
fen-SS widersprach und wörtlich forderte, ei- den, um auf einer gemeinsamen Plattform den
nige Plätze auf der Nürnberger Anklagebank Kommunismus zu bekämpfen.»
hätten «von der anderen Seite besetzt werden 1958 übernahm der SPD-Bundestagsabgeord-
müssen», bekannte der andere Sozialdemo- nete Dröscher die Schirmherrschaft über eine
krat stolz, er sei Offizier in der SS-Division HIAG-Veranstaltung in Rheinland-Pfalz und
«Götz von Berlichingen» gewesen und frei- lobte den Traditionsverein, der sich «einer ho-
willig zur Waffen-SS gegangen. Der SPD- hen Aufgabe» angenommen habe. «Ich hatte
Ratsherr rief den versammelten Kameraden als Frontoffizier die Gelegenheit, die Kame-
zu: radschaft der Waffen-SS kennenzulernen und
«900’000 Soldaten der Waffen-SS hat es ge- kann auch heute nichts Gegenteiliges über sie
geben, so wie ich, so wie jeder einzelne von sagen.» 1959, Waffen-SS-Suchdiensttreffen
Ihnen, die anständig als Soldaten ihre Pflicht in Hameln. SPD-MdB Pöhler erklärt: «Ich bin
getan haben und ich bekenne mich auch heute mit Wissen und Einverständnis meiner Frak-
noch zu Ihnen, das kann ich mit Stolz sagen. tion hier.» Das Grusswort des SPD-Minister-
Als gewisse Leute, die sich heute umbringen präsidenten von Niedersachsen wird mit gros-
möchten in der Fürsorge für die ehern. Waf- sem Beifall entgegengenommen.
fen-SS, noch die Hosen voll hatten, um über- Das SPD-Blatt «Die Freiheit» schrieb am 13.
haupt mit ehemaligen Generalen von uns zu 5. 1959: «Was hat die Waffen-SS mit KZ’s zu
sprechen, war es Dr. Schumacher, der gegen tun gehabt? Nämlich nicht mehr als alle ande-
erbitterten Widerstand in der Sozialistischen ren Soldaten: Nichts! Die Waffen-SS, . . ., war
Internationale unsere Kameraden empfangen auch rechtlich ein regulärer, «vierter Wehr-
hat. Ihnen wird der Brief an Prof. Henschel machtsteik « 1965 rief SPD-MdB Büttner den
bekannt sein, in dem Dr. Schumacher äussert, Delegierten der HIAG-Bundesversammlung
dass er die Haltung der ehemaligen Waffen- in Mülheim/Ruhr zu: «Ich habe Ihnen die
SS-Soldaten bewundert, die nach dem Kriege Grüsse der sozialdemokratischen Bundes-
ohne zu murren, trotz vieler Diffamierungen, tagsfraktion zu übermitteln. . . Seien Sie über-
ihrer Arbeit nachgegangen sind und dort ge- zeugt, dass wir als Sozialdemokraten Sie in
zeigt haben, dass sie ganze Kerle sind.» Ihren berechtigten Belangen unterstützen.»
Beim HIAG-Treffen 1958 rief SPD-Bundes- Abschliessend noch ein Zitat aus dem Jahr
tagsabgeordneter Ulrich Lohmar den über 1983. SPD-Oberbürgermeister Günter Samt-
2’000 versammelten ehemaligen Waffen-SS- lebe, Präsident des Deutschen Städtetages und
Soldaten zu: von der National-Zeitung auf seine eigene SS-
«Vielleicht finden wir einen gemeinsamen Vergangenheit angesprochen, sagte über die
Weg in die Zukunft, wenn wir bereit sind, in Waffen-SS-Division Hohenstaufen: «Die sol-
Toleranz, die nichts mit Gegenwartstaktik zu datische Sauberkeit ist nachgewiesen. Die Di-
tun hat, eine Brücke zueinander zu schlagen. vision war bekannt für Tapferkeit und Fair-
Wir sollten in Deutschland unsere Kräfte ness.» Soweit das Urteil führender SPD-Män-
nicht zersplittern, sondern uns zusammenfin- ner.
503
Warschau (Bombardierung) Städte, Dörfer, Wohnstätten oder Gebäude,
mit welchen Mitteln es auch sei, anzugreifen
Behauptet wird, die deutsche Luftwaffe habe oder zu beschiessen») konnte daher keine An-
während des Polenfeldzuges die polnische wendung finden. Die Luftangriffe auf War-
Hauptstadt völkerrechtswidrig bombardiert. schau wurden zur Unterstützung des Belage-
Tatsächlich war Warschau eine verteidigte rungsheeres durchgeführt, trugen also ausge-
Festung, die Bombardierung völkerrechtlich sprochenen taktischen Charakter. Demge-
zulässig. Dr. Maximilian Czesany, Experte mäss ist die Beurteilung nach der Haager
für den Luftkrieg im Zweiten Weltkrieg, er- Landkriegsordnung vorzunehmen.
mittelte dazu: Schliesslich gilt in diesem Falle auch noch die
Warschau war nach Vernichtung des polni- Ausnahmebestimmung des Kriegsrechtes
schen Feldheeres eingeschlossen und von ei- hinsichtlich der Beschiessung und Bombar-
ner Besatzung in Stärke von über 100’000 dierung einer belagerten Stadt.
Mann zur Verteidigung eingerichtet worden. Den fliegenden Besatzungen der deutschen
Nach wiederholten fruchtlos gebliebenen Luftwaffe war durch Befehl jede kriegsrecht-
Übergabeforderungen und der Nichtbeach- lich nicht zulässige Waffenwirkung gegen zi-
tung eines an die Zivilbevölkerung gerichte- vile Wohnsiedlungen untersagt worden. Die
ten Aufrufs, die Stadt an den Strassenausgän- Beachtung dieses Befehls wurde durch lau-
gen zu verlassen, begannen die Deutschen am fende Überwachung und Belehrung der flie-
18. September 1939 erneut mit der Beschies- genden Besatzungen sichergestellt.
sung Warschaus, führten jedoch noch keine Durch die wiederholte Kapitulationsaufforde-
Luftangriffe durch. Später kam es auch zu rung an die Besatzung von Warschau hat der
Luftangriffen auf verschiedene militärische Befehlshaber der deutschen Truppen die Vor-
Objekte der Stadt. Schliesslich wurden die schrift des Art. 26 Haager Landkriegsord-
Bombardierungen auf das ganze Stadtgebiet nung, dass vor Beginn einer Beschiessung die
ausgedehnt, um die Einnahme Warschaus be- Behörden der Verteidiger benachrichtigt wer-
schleunigt zu erzwingen. Die damit erreich- den sollen, erfüllt, obwohl dies vor Luftan-
ten starken Zerstörungen führten zu einer völ- griffen nicht notwendig ist. Ausserdem wurde
ligen Unterbrechung der Wasserversorgung der Zivilbevölkerung die Möglichkeit zum
und Abwässeranlagen und trugen in der Folge Verlassen der Stadt gegeben, wozu ebenfalls
zur schnellen Übergabe wesentlich bei. Am keine Verpflichtung bestanden hätte.
25. September erfolgte der Sturmangriff des Inwieweit ist aber die deutsche Luftwaffe der
Heeres und am 27. September kapitulierte gemäss Art. 27 Haager Landkriegsordnung
Warschau mit etwa 100’000 Mann Soldaten bestehenden Vorschrift, bestimmte Gebäude
und einer Million Einwohner. soweit als möglich zu schonen, nachgekom-
Warschau war einwandfrei als eine vertei- men? Die polnischen Truppen hatten sich in
digte Stadt anzusehen, deren Einnahme beab- Warschau insbesonders in den letzten Tagen
sichtigt war. Der Art. 25 Haager Landkriegs- der Belagerung zu einer tief gestaffelten Ver-
ordnung («Es ist untersagt, unverteidigte
504
teidigung eingerichtet. Tatsächlich waren die gen entgegengestellt werden, dass der Luft-
aus der Luft angegriffenen Stadtteile schon so krieg in Polen von deutscher Seite den Best-
stark mit militärischen Objekten durchsetzt, immungen des Kriegsrechtes entsprechend
dass eine Schonung der geschützten Gebäude geführt worden ist. Auch die polnische Luft-
nicht mehr möglich war. kriegsführung dürfte in der kurzen Zeit ihrer
Spetzler weist in seinem Werk «Luftkrieg und Tätigkeit den Kriegsregeln entsprochen ha-
Menschlichkeit» (Göttingen-Berlin-Frankfurt ben.
a.M., 1956) darauf hin, dass die deutsche
Luftwaffe die Angriffe zunächst unter grösst-
möglicher Schonung der Zivilbevölkerung Warschauer Aufstand
durchzuführen versucht hat. Dies wurde mit
fortschreitender Verkleinerung des Verteidi- Behauptet wird, die deutsche Wehrmacht
gungsringes schon deshalb unmöglich, weil habe die polnischen Aufständischen 1944 mit
die Stadt immer dichter mit militärischen Zie- barbarischer Härte niedergemacht, die Über-
len durchsetzt war. Trotzdem ist es aber zu lebenden ermordet. Tatsächlich wurde der
keinem Zeitpunkt zu einer Terrorbeschies- Kampf von beiden Seiten mit äusserster Härte
sung und -bombardierung der Zivilbevölke- geführt. Nach Niederschlagung des Aufstan-
rung gekommen mit dem Ziel, diese für die des jedoch wurden die unterlegenen Polen
Übergabe der Stadt mürbe zu machen. Zu- nach den Bestimmungen der Genfer Konven-
sammenfassend kann festgestellt werden, tion über Kriegsgefangene behandelt, wie
dass die Belagerung Warschaus den Vor- auch nach 1945 der Führer des polnischen
schriften des Kriegsrechtes entsprechend vor- Aufstandes, Bor-Komorowski, ausdrücklich
genommen wurde. Der deutsche Befehlsha- bestätigte.
ber hat sogar, unter Verzichtsleistung auf die Die polnische Exilregierung in London unter
nach dem Kriegsgewohnheitsrecht bestan- dem früheren Führer der Landwirtschaftspar-
dene Möglichkeit einer Schonung der eigenen tei, Mikolayczik, hatte den Aufstand mit Hilfe
Truppen, weitgehend auf die Zivilbevölke- ihres Untergrundapparats in Warschau ausge-
rung Warschaus Rücksicht genommen. So löst, um die polnische Hauptstadt vor dem
hätte er die Übergabe der Stadt ohne den Ein- Einmarsch der Sowjets in die Hände national-
satz der eigenen Sturmtruppen nur durch Ter- gesinnter und demokratischer Kräfte zu brin-
rorbeschiessen und -bombardieren erzwingen gen. Die von den westlichen Alliierten als
können, wobei die Zivilbevölkerung sicher- polnische Vertretung anerkannte Exilregie-
lich besonders schwer in Mitleidenschaft ge- rung wollte eine kommunistische Vorherr-
zogen worden wäre. Stattdessen kam es schon schaft vermeiden.
am 25.9. zum Sturmangriff der deutschen Zunächst schien es, als gelänge der Aufstand.
Truppen, dem bereits 2 Tage später die Kapi- Am ersten August schlugen die polnischen
tulation der Besatzung Warschaus folgte. Aufständischen überraschend los und schnit-
Insgesamt kann den haltlosen Beschuldigun- ten die meisten deutschen Dienststellen sofort
von der Aussenwelt ab. Die 40’000 polni-
505
schen Kämpfer verfügten über Granatwerfer, wenige amerikanische Maschinen wurden
über im Erdkampf eingesetzte Flakgeschütze, eingesetzt, die meisten von ihnen abgeschos-
über Panzernahbekämpfungsmittel. Sie wur- sen. Die angelsächsischen Mächte wollten
den angeführt von dem in Warschau lebenden Hader mit der Sowjetunion vermeiden, zumal
General Bor-Komorowski. sie gerade über Nutzungsrechte auf sowjeti-
Der Historiker Dr. Kurt Zentner schreibt: schen Bomberstützpunkten im Fernen Osten
«Die Bahnhöfe Warschaus werden zuerst er- verhandelten. Am 2. Oktober 1944 musste
obert, alle Durchgangsstrassen gesperrt. Die Bor-Komorowski endgültig kapitulieren,
deutschen Soldaten, die sich in dem eroberten nachdem sich ein Teil seiner Anhänger in die
Gebiet der Warschauer Innenstadt befinden, Wälder um Warschau geflüchtet hatte. Bor-
werden erbarmungslos niedergemacht. Ver- Komorowski und seine Männer wurden we-
wundete werden aus den Fenstern der Laza- der als Partisanen hingerichtet noch in ein KZ
rette gestürzt, Krankenschwestern buchstäb- verbracht. Sie erhielten den normalen Kriegs-
lich geschlachtet. Wehe dem Deutschen, der gefangenenstatus – trotz der verübten Verbre-
in die Hände der Aufständischen fällt!» chen an deutschen Soldaten und Kranken-
Da die Wehrmacht – besonders die 9. Armee schwestern. Nach 1945 attestierte der polni-
unter General Vormann – mit der Abwehr so- sche Aufstand-Führer Bor-Komorowski sei-
wjetischer Angriffe an Bug und Narew ausge- nem deutschen Gegner ritterliches Verhalten.
lastet war, mussten Sondereinheiten nach Am 2.10.1944 wurde die Kapitulation von
Warschau geworfen werden. Unter SS-Ober- Warschau in folgendem Vertrag vollzogen:
gruppenführer Erich von dem Bach-Zelewski 1. Am 2.10.1944, um 20 Uhr deutscher Zeit,
kämpften das hastig aufgefüllte Regiment werden die Kampfhandlungen zwischen den
Dirlewanger, die russische Sturmbrigade Ka- im Raum Warschau kämpfenden polnischen
minski und zwei Bataillone aserbeidschani- Truppen und den deutschen Truppen einge-
scher «Hiwis» gegen die Aufständischen. stellt. Als polnische Truppe gelten alle polni-
Gleiches wurde mit Gleichem vergolten. schen Verbände, die der Führung der AK =
Doch sprach es für die deutsche Führung, Heimatarmee, im Verlaufe der Kämpfe vom
dass Bach-Zelewski energisch einschritt und 1.8.1944 bis zum Tage der Unterzeichnung
Kaminski wegen Übergriffe an der Zivilbe- dieses Vertrages taktisch unterstellt waren.
völkerung hinrichten liess. Diese Verbände werden in folgendem als
Trotz anfänglicher Erfolge kämpften die «AK-Verbände» bezeichnet.
Warschauer Aufständischen, die das Schick- 2. Die Soldaten der oben genannten polni-
sal ihres unterdrückten Volkes wenden woll- schen Verbände legen ihre Waffen nieder und
ten, auf verlorenem Posten. Stalin weigerte begeben sich in geschlossenen Formationen
sich, seine vor der Stadt liegenden Truppen in mit ihren Führern zu den Sammelplätzen. Die
Bewegung zu setzen: Sie seien zu erschöpft, Offiziere der polnischen AK dürfen die Sei-
um die deutschen Verbände überwinden zu tenwaffe behalten.
können. Aber auch Roosevelt und Churchill 3. Zugleich übergibt die AK den deutschen
blockierten den Nachschub aus der Luft. Nur
506
Militärbehörden, die von ihr gefangengenom- während der Kämpfe in Warschau aufgehal-
menen deutschen Soldaten und die von den ten hat, werden keine Kollektivmassnahmen
polnischen Behörden internierten Personen ergriffen. Niemand wird wegen seiner wäh-
deutschen Volkstums. rend der Kämpfe ausgeübten Tätigkeit, noch
4. Um die Ordnung im Stadtgebiet von War- wegen Beteiligung an den Kämpfen und in
schau zu gewährleisten, bestimmt die Füh- der Kriegspropaganda verfolgt werden.
rung der AK besondere Einheiten. Diese Ein- 10. Die von der deutschen Führung gefor-
heiten werden von der Pflicht, die Waffen derte Evakuierung der Zivilbevölkerung aus
niederzulegen, befreit und verbleiben in der Warschau wird nach Zeit und Art so durchge-
Stadt bis zur Beendigung ihrer Aufgabe. führt, dass der Bevölkerung vermeidbare Här-
5. Mit der Waffenniederlegung geniessen ten erspart bleiben. Das Herausschaffen von
die Soldaten der AK sämtliche Rechte aus der Gegenständen künstlerischen, kulturellen und
Genfer Konvention vom 27.7.1929 betreffend christlichen Wertes wird ermöglicht werden.
die Behandlung von Kriegsgefangenen. Die Die deutsche Führung will bestrebt sein, das
gleichen Rechte geniessen die Soldaten der in der Stadt verbleibende öffentliche und pri-
AK, die im Verlaufe der Kämpfe seit dem vate Gut zu sichern.
1.8.1944 im Raume von Warschau in Gefan-
genschaft geraten sind.
6. Die Rechte der Kriegsgefangenen geniesst Wehrmacht
auch das nicht kämpfende Wehrmachtgefolge
der AK im Sinne der Genfer Konvention. Der deutsche Soldat war der beste des Welt-
7. Bei der Anwendung der Bestimmung der krieges. So sehen es Fachleute der einstigen
Genfer Konvention über die Behandlung von Feindstaaten. Ein Jahr nach dem Zweiten
Kriegsgefangenen gelten die von der Führung Weltkrieg fragte der englische Journalist V.
der AK anerkannten Offiziersdienstgrade. Stanley Moss Militärspezialisten nach der
Die auf Decknamen laufenden Personalaus- Kriegstüchtigkeit der verschiedenen Solda-
weise sind hinreichende Beweise für die Zu- ten. Das Ergebnis veröffentlichte Moss erst
gehörigkeit zu der AK. Die richtigen Namen Ende der 50er Jahre. Die besten Soldaten im
werden den deutschen Militärbehörden mit- allgemeinen: 1. Deutsche, 2. Schottische
geteilt werden. Hochländer, 3. Polen, 4. Japaner. Die tapfer-
8. Wer nach den vorstehenden Ausführun- sten im Rückzug: 1. Deutsche, 2. Engländer.
gen Kriegsgefangener ist, wird wegen seiner Am besten diszipliniert: 1. Deutsche, 2. Japa-
militärischen und politischen Tätigkeit wäh- ner. Ebenfalls Ende der 50er Jahre veröffent-
rend der Kämpfe in Warschau sowie in der lichte die militärgeschichtliche Abteilung der
davor liegenden Zeit nicht belangt werden, israelischen Armee eine von ihr angestellte in-
auch dann nicht, wenn er aus einem Kriegs- ternationale Befragung, die in Europa zuerst
gefangenenlager entlassen wird. in der Grazer «Südost-Tagespresse», später
9. Gegen die Zivilbevölkerung, die sich im Berliner «Tagesspiegel» abgedruckt wur-
de. Von den Organisatoren der Umfrage war
507
eine Punktbewertung angesetzt worden. Es Krieges» gewesen, schreibt er in seinem 1984
gab dabei ein Optimum von 100 Punkten. Es erschienenen Werk «Overlord», «eine der
ging um die Fragen: Welche Armee betrach- grossartigsten, die die Welt je gesehen hat».
ten Sie als die beste? Welche Soldaten halten Hastings empfiehlt die Wehrmacht als Vor-
Sie für die tapfersten? Welche Soldaten sind bild der NATO. Feldmarschall Lord Alan
am anpassungsfähigsten? Welche Soldaten Brooke, Chef des Empire-Generalstabs, also
zeigen die meiste Initiative, persönliche Ge- ranghöchster britischer Offizier, vertraute am
schicklichkeit oder Kampfgewandtheit? Wel- 23. Mai 1940 seinem Tagebuch an: «Die
che Soldaten liegen nach ihren Leistungen im Deutschen sind ohne Frage die wunderbarsten
Krieg und in ihrer Kampferfahrung an der Soldaten.» Feldmarschall Lord Wavell im
Spitze? Das Ergebnis für den Ersten Welt- Mai 1941: «Die Deutschen sind prächtige
krieg: Die Deutschen mit 86 Punkten an der Kämpfer.» Marschall de Lattre de Tassigny
Spitze. Das Ergebnis für den Zweiten Welt- im April 1946 zum Schweizer Schriftsteller
krieg: Wehrmacht mit 93 Punkten auf Platz 1. und Diplomaten Carl Jacob Burckhardt:
Sir John Hackett, im Zweiten Weltkrieg Re- «Was die Deutschen geleistet haben, ist vor-
gimentskommandeur der britischen Fall- bildlich.» In seinen «Erinnerungen» bezeich-
schirmjäger, beantwortete in seinem 1983 er- net US-General Arnold, OB der amerikani-
schienenen Buch «The Profession of Arms» schen Luftstreitkräfte, die deutsche Wehr-
(Seite 362) die Frage, welche Streitkräfte macht als eine der bestorganisierten und best-
1939 bis 1945 die soldatisch höchsten Lei- diszipliniertesten Armeen der Welt. US-Ge-
stungen erbracht hätten: «There is no doubt at neral Ridgway: Die Amerikaner hätten den
all who wins the prize: it is the German.» deutschen Soldaten in der Schlacht kennenge-
(Kein Zweifel, wem der Preis gebührt: Den lernt, und wenn sie auch die Ideologie ablehn-
Deutschen.) Grossbritanniens führender Mili- ten, die ihn beseelte, so hätten sie ihn doch als
tärhistoriker Sir Basil Liddell Hart schrieb in Kämpfer respektiert. Im Nachlass von US-
seinen «Lebenserinnerungen» (Düsseldorf General Patton (The Patton Papers Boston
1966, Seite 143): «Es war eine überraschende 1974) findet sich das Bekenntnis des ameri-
Erscheinung des Krieges, dass sich die deut- kanischen Heerführers: «Ich habe grosse
sche Armee in bezug auf menschliches Ver- Achtung vor den deutschen Soldaten.» Aus-
halten einen besseren Ruf erwarb als 1870 ländische Staatsmänner bekundeten verschie-
und 1914. . . Reiste man nach dem Krieg dentlich ihren grössten Respekt für die Lei-
durch die befreiten Länder, so hörte man all- stungen unserer Landser; Worte, die man gern
enthalten das Lob des deutschen Soldaten – einmal von deutschen Politikern hören würde.
und nur zu oft wenig freundliche Betrachtun- So betonte Frankreichs Präsident Mitterrand
gen über das Verhalten der Befreiertruppen.» bei seinem Besuch in Stalingrad 1984 aus-
Ähnlich sieht es Liddell Harts britischer Hi- drücklich die «Tapferkeit und militärische
storiker-Kollege Max Hastings: Die deutsche Tüchtigkeit» der deutschen Soldaten. Als der
Wehrmacht sei «die beste Kampftruppe des damalige Bundespräsident Scheel 1978 Neu-
seeland besuchte, sagte Ministerpräsident Ro-
508
bert Muldoon: «Im Zweiten Weltkrieg sahen land zu vertreten, nahmen die Oberbefehlsha-
die Neuseeländer in den Deutschen tapfere ber der Westzonen für sich in Anspruch. In
Kämpfer, die sie als Gegner respektieren Paris wurden Vorschläge für ein westeuropäi-
konnten.» sches Wirtschaftsprogramm ausgearbeitet.
Washington beschloss daraufhin im April
1948 das «Gesetz für wirtschaftliche Zusam-
Wiederaufbau menarbeit»: die infolge des Krieges am Boden
liegenden westeuropäischen Volkswirtschaf-
Behauptet wird, die Wiederaufbauleistung ten sollten US-Hilfen bekommen. Zur Vertei-
nach 1945 sei weniger der Frontgeneration als lung und Koordinierung der Hilfen wurde die
vielmehr amerikanischer Hilfe, vor allem dem «Organisation für europäische wirtschaftliche
Marshall-Plan, zu verdanken. Zusammenarbeit» (englische Abkürzung
Tatsächlich vollbrachte die deutsche Kriegs- «OEEC») gegründet, der die neu konstituierte
generation die grösste Friedensleistung der Bundesrepublik Deutschland Ende 1949 bei-
Menschheitsgeschichte: den Wiederaufbau trat. In diesem Jahr kamen auch die ersten
des total zertrümmerten Deutschland. Die Mittel des Marshall-Planes nach Deutschland.
Deutschen stiegen im Westen (Bundesrepu- Insgesamt liessen sich die USA den Marshall-
blik), im Osten («DDR») und im neutralen Plan rund 13 Milliarden Dollar kosten. Die
Lager (Österreich) zur ökonomischen Spitze Bundesrepublik und Westberlin erhielten da-
auf. Zum Marshall-Plan ist festzustellen: von ungefähr 1,7 Milliarden Dollar, weit we-
Von Juli bis September 1947 fand in Paris niger als etwa Grossbritannien oder Frank-
eine «Konferenz für wirtschaftliche Zusam- reich. Das Geld wurde zunächst für den Er-
menarbeit in Europa» statt. Die Anregung nährungsbereich aufgewandt, dann in die in-
dazu hatte der US-Aussenminister George dustrielle Produktion gepumpt. Man kaufte
Marshall gegeben. Die Konferenz diente der Material aus den US-Produktionsüberschüs-
Verwirklichung des «Europäischen Wieder- sen. Damit entlasteten sich die USA zugleich
aufbauprogrammes» der Vereinigten Staaten von wachsenden Lagerkosten.
von Amerika. Dieses «European Recovery Die ERP-Zuwendungen nach Westdeutsch-
Programm» sollte als «Marshall-Plan» in die land kamen in ein Territorium, welches sich
Geschichte eingehen. seit der militärischen Kapitulation im Mai
An der Konferenz nahmen teil: Belgien, Dä- 1945 praktisch im Belagerungszustand be-
nemark, Frankreich, Griechenland, Grossbri- fand. Deutsche Fabriken waren demontiert
tannien, Irland, Island, Italien, Luxemburg, worden, die Besatzungstruppen ernährten sich
die Niederlande, Norwegen, Österreich, Por- weitgehend von den Erträgen des ohnehin
tugal, Schweden, die Schweiz, Spanien und darbenden Deutschlands. Rohstoffe wurden
die Türkei. Die Länder unter sowjetischem als Reparationen aus Deutschland gepresst.
Einfluss lehnten eine Teilnahme ab. Dem be- Milliardenwerte gingen durch den Patentklau
setzten Deutschland mangelte es an völker- verloren, deutsche Wissenschaftler wurden
rechtlicher Handlungsfähigkeit. Westdeutsch-
509
gezwungen, in die Dienste der Alliierten zu Der Schwarzmarkt warf Deutschland auf die
treten. Mehr als 20 Prozent der Bauten in Ebene des reinen Tauschhandels zurück. Das
Deutschland waren zerstört, 40 Prozent des Land wurde international boykottiert und iso-
Wohnraumes unbrauchbar, Flucht und Ver- liert, drei Jahre lang durften keine Touristen
treibung von Millionen Deutschen aus dem einreisen. Die meisten englischen Handels-
Osten verschärften die Lage. Millionen deut- wege wurden nach 1945 sofort wieder geöff-
sche Soldaten waren in Kriegsgefangen- net. Hinzu kam Deutschlands Gebietsverlust
schaft. Die medizinische Versorgung der Zi- und Flüchtlingsproblem, das – auf England
vilbevölkerung war mangelhaft, die Kalorien- übertragen – folgendes Bild böte: Schottland,
zuteilung unterschritt das Existenzminimum. Wales und Nordirland vollkommen abge-
Der Marshall-Plan war eine unmittelbare trennt, zwölf Millionen mittelloser, verbitter-
Folge des «kalten Krieges». Die Sieger des ter Flüchtlinge in einem ruinierten Land. Die
Zweiten Weltkrieges konnten sich nicht über US-amerikanische Nachkriegshilfe für West-
die Beute einigen. So sahen sich die USA ge- deutschland belief sich auf nicht mehr als die
nötigt, von den ursprünglichen Plänen zur Hälfte dessen, was England erhielt. Dennoch
völligen Vernichtung Deutschlands (Morgen- erholte sich Westdeutschland viel augenfälli-
thau-Plan, Kaufman-Plan) abzurücken, um ger und wirksamer als Grossbritannien. Die
das Vordringen Moskaus aufzuhalten. Aus- Bundesrepublik überholte alle westeuropäi-
serdem ging es um die Erschliessung neuer schen Industrienationen. Noch bevor auch nur
Absatzmärkte für die durch den Krieg auf ein Pfennig Marshall-Plan-Hilfe nach West-
Touren gekommene US-Wirtschaft. deutschland kam, gestaltete sich die Gesun-
Es wäre eine grobe Vereinfachung, wenn man dung dramatisch. In den ersten sechs Monaten
die US-Hilfen als entscheidend für den Wie- nach der Währungsreform 1948 stieg das Pro-
deraufschwung Deutschlands bezeichnete. duktionsvolumen um 50 Prozent. Eine gross-
Deutlich wird dies durch einen Vergleich mit artige, eigenständige Leistung unseres Vol-
Grossbritannien. Grossbritannien und West- kes, die grösste Friedensleistung überhaupt.
deutschland wiesen etwa die gleiche Bevölke- Trotz allem muss anerkannt werden, dass die
rungszahl und Fläche auf. In beiden Ländern ERP-Gelder zur Linderung des deutschen Lei-
war die Kohle die hauptsächliche natürliche des beigetragen haben, auch die Lebensmittel-
Hilfsquelle. Die wirtschaftlichen Grundpro- leistungen. Das Verdienst, aus einem total
bleme sind auffallend ähnlich. Der deutsch- zertrümmerten Land eine der führenden Wirt-
britische Wettbewerb begann nach 1945 aber schaftsmächte der Welt zu schaffen, kommt
mit einer überwältigenden Überlegenheit auf jedoch gewiss keiner auswärtigen Macht zu.
Seiten Englands: Die Zerstörungen waren Diese in der Weltgeschichte einmalige Lei-
lange nicht so schwerwiegend wie in stung ist das Verdienst der heute älteren deut-
Deutschland. Keine englische Fabrik wurde schen Generation. Übrigens: diese Aufbaulei-
demontiert, keine Besatzungssoldaten bela- stung gelang ohne einen einzigen Gastarbei-
steten das Land, weder Reparationen noch Pa- ter. Ausländische Arbeiter in nennenswerter
tentklau mussten beklagt werden.
510
Zahl kamen erst in den 60er Jahren, als das chen wiesen alle Hinterhaupt- und Nacken-
westdeutsche Wirtschaftswunder längst schüsse auf mit Ausnahme eines einzigen
Wirklichkeit war. Querschusses. In der Zeit vom 24. Juni 1943
bis 25. August 1943 besuchten insgesamt
vierzehn Kommissionen, darunter sechs aus-
Winniza ländische, den Tatort. Sie kamen zu dem ein-
helligen Urteil, dass die Opfer auf das Konto
Behauptet wird, die deutsche Wehrmacht der bolschewistischen Terrorherrschaft vor
habe im Raum Lemberg, in der Nähe von Kriegsbeginn gingen. Die ukrainischen Exil-
Winniza, einen Massenmord an der ukraini- organisationen, die heute im Westen tätig
schen Zivilbevölkerung begangen. 1977 sind, werfen Stalin die Ermordung von nicht
durchliefen Fotos von Massengräbern die weniger als fünf Millionen Ukrainern in den
Weltpresse. In den Begleittexten wurden die 30er Jahren vor.
deutschen Soldaten als Täter von Winniza be-
zeichnet. Diese Behauptung fand auch Ein-
gang in den sowjetisch-amerikanischen Zeitgeschichte
Mehrteiler «Der unvergessene Krieg», der
1981 im bundesdeutschen Fernsehen lief. Die herrschende Zeitgeschichtsforschung ist
In Wahrheit wurde die deutsche Verwaltung bemüht, das deutsche Schuldkonto zu bela-
schon 1942 von der ukrainischen Bevölke- sten, den deutschen Soldaten zu bezichtigen.
rung bedrängt, Grabungen im Raume Win- Massgeblich daran beteiligt sind das Institut
nizas vorzunehmen, weil man dort Massen- für Zeitgeschichte und die Vierteljahreshefte
gräber von Sowjet-Opfern vermutete. 1943 für Zeitgeschichte. Mit welchem Recht aber
kam es zu deutschen Untersuchungen der lehren die führenden Köpfe dieser Institutio-
durch Gerüchte bekannten Grabstellen. Tat- nen die Deutschen «Moral»? Zur Vergangen-
sächlich konnten Leichname in grosser Zahl heitsbewältigung in eigener Sache finden sich
gefunden werden. Bis zum Eintreten der die Herren nicht bereit.
Schlechtwetterperiode im Herbst 1943 barg Dass die «Vierteljahreshefte» in der Deut-
man die Leichen von insgesamt 9432 ermor- schen Verlags-Anstalt Stuttgart erscheinen,
deten Ukrainern. Die in der amtlichen Mord- über die Dr. Goebbels während der NS-Zeit
kommission tätigen deutschen Untersu- urteilte: «Die Deutsche Verlags-Anstalt Stutt-
chungsrichter und Kriminalisten konnten auf- gart steht dem Propagandaministerium nahe»,
grund der Aussagen der einheimischen Be- ist wohl nur Zufall. Weniger zufällig dürfte es
völkerung und der vorgefundenen Indizienbe- sein, dass Männer das Bild dieser Zeitschrift
weise, unterstützt durch die Tätigkeit auslän- und somit der gesamten Nachkriegs-Zeitge-
discher und deutscher Gerichtsmediziner, schichtsschreibung formen, die schon vor
feststellen, dass die Massenmorde von Win- 1945 das Sagen hatten.
niza in den Jahren 1937 und 1938 durchge- Im Impressum der «Vierteljahreshefte» er-
führt worden waren. Die untersuchten Lei- scheint zum Beispiel Professor Helmut
511
Krausnick. 1985 feierte er seinen 80. Ge- Krausnick derart ins Vertrauen der Machtha-
burtstag. Eine Tageszeitung schrieb: «Ein ber gearbeitet, dass er auch noch in die Ar-
Gelehrter wie aus dem Bilderbuch.» Als chivkommission des Auswärtigen Amtes be-
wichtigste wissenschaftliche Arbeit betrachte rufen wurde. Sein damaliger Chef, Aussenmi-
er sein 1981 erschienenes Buch «Die Truppe nister Ribbentrop, wurde 1946 in Nürnberg
des Weltanschauungskrieges», in dem er die von den Alliierten stranguliert. Krausnick war
Wehrmacht als Komplizen von Judenmör- im Dritten Reich schriftstellerisch besonders
dern denunziert. Der in Stuttgart lebende Hi- eifrig, wobei die Zensoren mit ihm keinerlei
storiker drehte sich mit dem 8. Mai 1945 um Scherereien hatten. 1940 erschien sein Werk
180 Grad, wurde vom glühenden Nationalso- «Neue Bismarck-Gespräche», das sich ausser-
zialisten zum Prediger der Siegerpropaganda. ordentlich gut verkaufte (1943 schon 35’000
Seine Nachkriegskarriere begann 1948 beim Exemplare). Im Vorwort himmelt er jenes
Internationalen Schulbuchinstitut Braun- Zeitalter an, als Deutschland, «das Herz Euro-
schweig, 1951 wurde Krausnick Mitarbeiter pas die Führung des Erdteils besass». Den Be-
des Institutes für Zeitgeschichte in München. ginn der Weimarer Demokratie nennt Kraus-
Er sass dort als Direktor bis zum Ruhestand nick in linientreuer Diktion «Novemberum-
1973. 1968 übernahm er eine Professur für sturz», die Zeit der Weimarer Republik cha-
Zeitgeschichte an der Münchner Universität. rakterisiert er mit den Worten: «Deutschland
Von 1953 bis 1972 war Krausnick Schriftlei- in seiner tiefsten Erniedrigung». Die Begeiste-
ter, seit 1973 ist er Mitherausgeber der «Vier- rung der NS-Presse für sein Buch kannte
teljahresschrift für Zeitgeschichte». 1960 keine Grenzen. «Wunderbar» jubelte die
wurde er Mitglied der Kommission zur Bera- «Zeitschrift für Politik». Ribbentrops «Mo-
tung der Bundesregierung in Fragen der poli- natshefte für Auswärtige Politik»: «Wertvolle
tischen Bildung. In diesen Schlüsselfunktio- Bereicherung unseres Wissens.» 1942 er-
nen stellte er alle Weichen auf Umerziehung. schien Krausnicks Elaborat «Holsteins Ge-
Die meisten Geschichtsbücher an unseren heimpolitik in der Ära Bismarck», das eben-
Schulen und Universitäten sind von seinen falls von oben gefördert wurde und schon ein
Gedanken mitbeeinflusst. Krausnick war vor Jahr darauf eine zweite Auflage erlebte. Die
1945 ein Günstling des Hitler-Regimes, li- Hanseatische Verlagsanstalt Hamburg, die die
nientreu in den Schaltzentralen brauner Ge- Werke des heutigen Umerziehers damals ver-
schichtspropaganda wirkend. Schon 1932 trat legte, stellte in ihrer Werbung heraus, Kraus-
er der nationalsozialistischen Bewegung bei. nick habe «eine historische Leistung ersten
1938 promovierte er zum Dr. phil. und erhielt Ranges» vollbracht. Die Vergangenheit sei
einen Schlüssel-Posten in der Zentralstelle für von ihm «glänzend bewältigt» worden. Ganz
Nachkriegsgeschichte, Berlin (1938 bis begeistert von Krausnick war auch Walter
1944), bis ihn im September 1944 der Ruf zur Frank, genannt «Wächter der deutschen Ge-
«Hitlerwehrmacht», um eines der Denunzia- schichtsschreibung». Der Chef des national-
tionswörter der Bewältiger zu benutzen, er- sozialistischen «Reichsinstitutes für Ge-
eilte. 1940 hatte sich das NSDAP-Mitglied schichte des neuen Deutschlands», des dama-
512
ligen Heiligen Stuhls der Zeitgeschichte, schen Archivverwaltung, hatte nicht unmass-
machte Krausnicks Buch über Bismarck und geblichen Einfluss auf das damalige Ge-
seinen Kontrahenten Holstein zum literari- schichtsbild. Er gehörte auch zu den Mitarbei-
schen Jahrzehnt-Ereignis und gönnte ihm en- tern des NS-linientreuen Blattes «Berliner
thusiastische Worte im Rahmen einer dreitei- Monatshefte».
ligen Artikel-Serie in Dr. Goebbels’ Renom- Der wichtigste Mann der zeitgeschichtlichen
mierblatt «Das Reich» (3. Oktober, 17. Okto- Umerziehung aber ist Professor Theodor
ber, 1. November 1943). Derselbe Walter Eschenburg. Er gilt als der «Altmeister»
Frank war auch Herausgeber des neunbändi- schlechthin, ist Gründervater der «Vierteljah-
gen Werkes «Forschungen zur Judenfrage» reshefte» und des Instituts für Zeitgeschichte.
(1937 bis 1944), der seinerzeitigen Standard- Von ihm stammt die Grundlagen-Formel, wer
foliante für Antisemiten. Am 9. Mai 1945 die Alleinschuld Deutschlands am Zweiten
beging Krausnick-Förderer Frank Selbst- Weltkrieg bestreite, entziehe der Nachkriegs-
mord. Dass Helmut Krausnick im Dritten politik die Grundlage. Zu seinem 80. Geburts-
Reich auch für NS-Blätter zur Feder griff, so tag erklärte er der Presse, das oberste Verfas-
zum Beispiel 1943 für die «Historische Zeit- sungsziel der Bundesrepublik, die Wiederver-
schrift», komplettiert das Bild. einigung, sei «illusorisch». Nichtsdestotrotz
Ein weiterer Hauptverantwortlicher für Zeit- sieht die «Süddeutsche Zeitung» in ihm den
geschichte ist der im «Vierteljahreshefte»- «Wächter der Verfassung». Die «Vierteljah-
Impressum genannte Professor Werner Con- reshefte» nennen ihn gar «Praeceptor Germa-
ze. Conze, 1910 geboren, wurde 1934 Doktor niae» (Lehrmeister Deutschlands).
phil. Danach betätigte er sich als wissen- Eschenburgs Geschichte im Zusammenhang:
schaftlicher Assistent an der Universität Kö- 1904 wurde er als Sohn eines Konteradmirals
nigsberg/Preussen. Ausserdem war er Stipen- in Kiel geboren. Der grossartige Gustav Stre-
diat des Geheimen Preussischen Staatsar- semann liess sich blenden und steuerte für ein
chivs. Seit Beginn der NS-Herrschaft gehörte Eschenburg-Buch das Vorwort bei. Patriot
er zu den Autoren in linientreuen historischen Stresemann würde sich freilich im Grabe um-
Zeitschriften. 1940 habilitierte er sich, wurde drehen, könnte er seines einstigen Günstlings
1943 Universitäts-Dozent in Posen und 1944 Spaltungshymnen von heute hören.
Professor. In seinem 1929 erschienenen Werk «Kaiser-
Von nicht minderer Verwandlungskunst ist reich am Scheideweg» schlägt Eschenburg
die Karriere eines weiteren Umerziehers ge- superpatriotische Töne an. Es geht darin um
kennzeichnet: Dr. phil. Paul Klucke, geboren «Reich und Volk», um die Einheit Deutsch-
1908. Bevor er zum engagierten Vergangen- lands als «Erfüllung der politischen Sehn-
heitsbewältiger im Sinne der Umerziehung sucht», wie es Bismarck 1871 geschafft habe,
wurde, arbeitete er während der gesamten um den «Glanz des Reiches». Aber auch
zwölfjährigen Hitler-Zeit in der «Histori- schon weitergehende Formulierungen tau-
schen Reichskommission» und der Preussi- chen auf: Der Mangel an «Führern von For-
mat» wird beklagt, dem Bürgertum das Feh-
513
len eines «robusten, gesunden Willens zur «Gleichschaltung», mit der die Nationalsozia-
Macht» angekreidet, und Eschenburg schreibt listen 1933 das öffentliche Leben auf braunen
von der «grossen Idee der Volksgemein- Kurs brachten: Er war damals Geschäftsfüh-
schaft». Er schloss sich der Deutschen Volks- rer des Bundes für Freie Wirtschaftspolitik.
partei an, die in ihrem Parteiprogramm den Es gab Ortsgruppen und Ortsgruppen-Vorsit-
nationalen Machtstaatsgedanken betonte, die zende. In Hamburg war das der Reeder Krog-
legale Restauration des Kaisertums befürwor- mann, ein Nationalsozialist. Eines Tages er-
tete und den Versailler Vertrag ablehnte. hielt der gebräunte Eschenburg einen Anruf.
Als die DVP bei den Wahlen dramatisch ab- An der Leitung war Krogmann, der ihn auf-
sackte, orientierte sich Eschenburg rasch um forderte: «Ich glaube, Herr Eschenburg, wir
und wurde Mitglied der Deutschen Staatspar- lösen den Bund jetzt auf, der ist nicht mehr
tei, kaum war sie 1930 hoffnungsvoll gestar- zeitgemäss.» Eschenburg machte sich sofort
tet. Bei der Wahl am 5. März 1933 gelang der gründlich an die Arbeit und löste den Bund
Staatspartei nur durch eine Listenverbindung auf, «mit leichter Hand», wie er später einmal
mit der SPD der Einzug in den Reichstag. erzählte.
Alle fünf Abgeordneten, die durch sozialde- Folgerichtig stieg Theodor Eschenburg im
mokratischen Huckepack ins Parlament ge- Dritten Reich ganz hoch hinauf, war einer der
kommen waren, darunter übrigens auch massgeblichen Wirtschaftsbosse im Führer-
Theodor Heuss, stimmten dem Ermächti- staat, Geschäftsführer von nicht weniger als
gungsgesetz für Adolf Hitler zu. Heuss wurde einundzwanzig Wirtschaftsverbänden.
1949 Bundespräsident und empfahl den Deut- Er gab die Richtlinien in wirtschaftlichen
schen, sie mögen sich für die Geschehnisse Vorprüfstellen an und galt als der führende
zwischen 1933 und 1945 «kollektiv schä- Kartellfachmann des Dritten Reiches. Kaum
men». hatten die Alliierten ihre Militärdiktatur in
Eschenburg erkannte 1933 sogleich die neuen Deutschland errichtet, verfasste er im Okto-
Chancen und schloss sich der Hitler-Bewe- ber 1945 einen «Deutschlandplan», in dem er
gung an, und zwar deren antisemitischer die verschiedenen Möglichkeiten zur Auf-
Speerspitze, der Himmlerschen SS. Um die- spaltung Deutschlands aufzeigte, eine hem-
sen Schritt zu rechtfertigen, hat sich Eschen- mungslose «Denazifizierung» forderte, Dis-
burg heutzutage die wohl abenteuerlichste kriminierungen als unumgänglich rechtfer-
Widerstands- und Verfolgungslegende zu- tigte und schliesslich eine Verfassung vor-
rechtgebastelt, die das an derlei Phantasien schlug, wonach ein Präsident Restdeutsch-
gewiss nicht arme Nachkriegsdeutschland je land zu regieren habe, der möglichst Auslän-
gehört hat: Er sei, von der SA verfolgt wor- der sein soll. Auf der Suche nach geeigneten
den. Um sich dieser Verfolgung zu entziehen, Kollaborateuren, die das aufwiesen, was
sei er in die SA-Konkurrenzorganisation SS Eschenburg einmal der Zentrumspartei nach-
eingetreten. sagte, nämlich «souveräne Prinzipienlosig-
Eschenburg beteiligte sich aktiv an der keit», hievten ihn die Sieger sogleich in eine
Schlüsselstellung. Er wurde noch 1945
514
Staatskommissar im französisch besetzten den Vereinigten Staaten und England mit Ver-
Württemberg-Hohenzollern. 1949 schliess- ächtlichmachung der Motive kommentiert.
lich, gerade konstituierte sich die Bundesre- Typisch war eine Meldung auf der ersten
publik, erhielt er eine Honorarprofessur für Seite der «New York Times», in der der An-
Politikwissenschaft an der Universität Tübin- schlag als ein «Spiel» deutscher Militaristen
gen. Es begann der neuerliche sagenhafte bezeichnet wurde, deren Ziel es gewesen sei,
Aufstieg des Theodor Eschenburg. die Wehrmacht für einen neuen Krieg zu er-
halten. Als Hitler die Vergeltungsmassnah-
men gegen die Verschwörer begann, der ca.
Zwanzigster Juli 200 Widerstandsangehörige zum Opfer fie-
len, wurde dies in der US-Presse herabwürdi-
Der deutsche Widerstand gegen Hitler rekru- gend als Nebenschauplatz eines Streites unter
tierte sich aus unterschiedlichen Gruppierun- Mördern vermerkt. In einem Leitartikel der
gen. Es gab Kommunisten, die den Anschluss «New York Times» hiess es, der 20. Juli ver-
an Stalins Reich wollten. Es gab Landesverrä- mittele «die Atmosphäre der grausigen Unter-
ter, die mit den Westmächten zusammenar- welt eines Gangsters» und nicht das, was man
beiteten. Aber es gab auch Widerstandskämp- «normalerweise in einem Offizierskorps und
fer, die nichts mit Landesverrat zu tun haben einem zivilisierten Staat erwartet».
wollten. Sie meinten, durch die Beseitigung Auch die Londoner «Times» sah das Vorge-
Hitlers dem deutschen Volk zu nutzen, das hen Stauffenbergs als «typisch für die Unter-
Vaterland vor Zerstörung zu bewahren. Zur welt».
letztgenannten Gruppe gehörten Carl-Fried- Nach Ansicht der «New York Herald Tri-
rich Goerdeler, der als Reichskanzler vorge- bune» vom 9. August 1944 «wird das ameri-
sehen war und Claus Schenk von Stauffen- kanische Volk als Ganzes nicht bedauern,
berg, der 20. Juli-Attentäter. Sie vertraten An- dass die Bombe Hitler für die Liquidierung
sichten, die heute im Verfassungsschutzbe- der Generale aussparte. Amerikaner halten
richt als äusserst «rechtsextrem» gebrand- von Aristokraten als solchen nicht viel und am
markt würden. Die Bewahrung des Gross- wenigsten von jenen mit dem Paradeschritt,
deutschen Reiches einschliesslich Österreich die, wenn es ihren Zwecken dienlich ist, mit
und Sudetenland zum Beispiel war für sie niedriggeborenen, volksverhetzenden Gefrei-
ganz selbstverständlich. ten kollaborieren. Man lasse die Generale den
Heute gelten die Ultrarechten Goerdeler und Gefreiten umbringen oder umgekehrt, am
Stauffenberg in der veröffentlichten Meinung liebsten beide.» Premierminister Winston
Deutschlands und der Welt allgemein als Churchill bezeichnete am 9. August 1944 den
linke Lichtgestalten. Wie sie heute verehrt Anschlag als eine Sache hochgestellter Per-
werden, wurden sie damals – nach dem Bom- sönlichkeiten im Deutschen Reich, die sich
benanschlag – unisono als Schurken ver- «gegenseitig ermorden». Eimer Davis, Chef
dammt, sowohl von der deutschen als auch des Amtes für Kriegsnachrichten, erklärte
von der Presse und der Führung der Feind- dem amerikanischen Volk, dass, wenn eine
mächte. Meldungen vom Attentat wurden in
515
deutsche Revolution stattfinden sollte mit 3. Vermeiden weiterer Blutopfer,
dem Sturze Hitlers, es lediglich eine Schein- 4. dauernde Verteidigungsfähigkeit im
Vorstellung deutscher Führer sei, um die Osten, Räumung aller besetzten Gebiete
Grundstruktur des Militarismus zu erhalten im Norden, Westen und Süden,
(«Washington Post» 30.9.1944). Sumner 5. Vermeiden jeder Besetzung,
Welles, US-Unterstaatssekretär und enger 6. freie Regierung, selbständige, selbstge-
Roosevelt-Vertrauter, schrieb in seinem Buch wählte Verfassung,
«Time for Decision» (1944), der deutsche Ge- 7. vollkommene Mitwirkung bei der Durch-
neralstab, in der Furcht vor einer Niederlage, führung der Waffenstillstandsbedingun-
sei bereits dabei, einen erneuten Versuch zu gen, bei der Vorbereitung der Gestaltung
planen, «die Welt zu beherrschen». Am wei- des Friedens,
testen ging die Nachrichtenagentur AP, die – 8. Reichsgrenze von 1914 im Osten, Erhal-
so die «Washington Post» vom 5. September tung Österreichs und der Sudeten beim
1944 – meldete, die amerikanische Regierung Reich, Autonomie Elsass-Lothringens,
habe Hinweise darauf, dass die «Nazis» ei- 9. Tatkräftiger Wiederaufbau mit Mitwir-
gene Leute ins KZ stecken, auf dass sich diese kung am Wiederaufbau Europas,
nach der deutschen Niederlage ins Vertrauen 10. Selbstabrechnung mit Verbrechern im
der Alliierten einschleichen und den dritten Volk,
Weltkrieg vorbereiten. Der Deutschenhass 11. Wiedergewinnung von Ehre, Selbstach-
war derart aufgepeitscht, dass er sich unter- tung und Achtung.
schiedslos gegen alle Angehörige unseres Zwar wusste Stauffenberg durch Verhandlun-
Volkes richtete. gen, die über Schweden mit England geführt
Weder war Stauffenberg das zweite Gesicht wurden, dass die britische Regierung auch mit
eines janusköpfigen Deutschlands, dessen an- einer hitlerfeindlichen, aus einem Putsch her-
dere Visage Hitler zeigte, noch lässt er sich vorgegangenen Regierung keine Verhandlun-
gar in die Galerie nationalmasochistischer gen über einen vernünftigen Frieden aufneh-
Schuld- und Sühneprediger von heute einrei- men wollte, sondern die vollständige Unter-
hen. Stauffenberg war das, was man unter werfung Deutschlands anstrebte, doch glaub-
normalen Umständen und in anderen Ländern te er, die politische Vernunft würde bei den
als «normal rechts» einstufen würde, was im Westalliierten die Oberhand behalten, die im
umerzogenen Deutschland von heute jedoch eigenen Interesse ein intaktes, gegen die so-
als «rechtsextremistisch» gilt. wjetische Bedrohung gerichtetes Deutschland
Im Mai 1944 liess er ein Programm auf stel- bewahren müssten, wenn im Reich zunächst
len, das die deutsche Position in von ihm und einmal andere politische Verhältnisse
seinen Freunden angestrebten Verhandlungen herrschten.
mit dem alliierten Oberkommando umriss. Die antikommunistische Komponente war bei
Diese 11 Punkte lauteten: Stauffenberg entschieden ausgeprägt.
1. Sofortige Einstellung des Luftkrieges, Stauffenberg sah die Sowjetunion als die be-
2. Aufgabe der Invasionspläne, drohlichste aussenpolitische Gefahr. Er hoff-
te, dass nach der rechtzeitigen Beseitigung
516
Hitlers die Wehrmacht stark genug wäre, die Stolze die niederen Triebe des Neides und der
Rote Armee von Deutschland fernzuhalten, Missgunst überwindet. Wir wollen Führende,
wenn gleichzeitig im Westen ein Frieden, we- die, aus allen Schichten des Volkes erwach-
nigstens ein Waffenstillstand, kraft der politi- send, verbunden den göttlichen Mächten
schen Einsicht der Westmächte zustande durch grossen Sinn, Zucht und Opfer, den an-
käme. deren vorangehen.» In seiner «Geschichte der
Wie sehr sich seine Absichten von denen des Deutschen» beurteilt Prof. Diwald den 20.
Kreisauer Kreises unterschieden, wird aus der Juli so: «Diese Männer missachteten um
Kontroverse zwischen ihm und Moltke wegen Deutschlands willen inmitten des Krieges ih-
des Attentats deutlich. Moltke und seine ren Eid; sie hatten sich für Deutschland dazu
Freunde lehnten das Attentat ab, weil sie bekannt, Deutschland zu verraten. Das mora-
fürchteten, dadurch könne das Schlimmste lische Recht war auf ihrer Seite, aber es war
von Deutschland abgewendet werden. Sie auch bei denjenigen, die den Staatsstreich
vertraten die Ansicht, man solle die militäri- missbilligten, sich darüber empörten. Es gab
sche Entwicklung ausreifen lassen und die damals keinen allgemeingültigen Kodex der
Plattform für ein neues Staatsgefüge nach Gesittung, und es gibt ihn nirgendwo in Ge-
dem Zusammenbruch vorbereiten. Für sie sellschaftssystemen, die auf politische Ge-
konnte also der Fall Deutschlands nicht tief samtformung angelegt sind. Dieser sorgfältig
genug sein. Damit nahmen sie alle Verluste an vorbereitete Staatsstreich-Versuch des 20.
Leben und Land in Kauf, um an ihrer Idee der Juli verliert auch durch die Tatsache nichts
Busse festzuhalten, wie sie besonders wieder von seinem sittlichen Rang, dass die Mehrheit
am 8. Mai 1985 «kultiviert» wurde. seiner Akteure den Befehl des Gewissens erst
Stauffenberg hatte zusammen mit seinem dann wahrzunehmen begann, als die Sache
Bruder einen Eid entworfen, den die Männer Hitlers und des Nationalsozialismus aus-
des Putsches nach dem Attentat schwören sichtslos geworden und der Krieg bereits ver-
sollten. Die Formel lautete: «Wir wollen eine loren war. . . Stauffenbergs letzte Worte lau-
neue Ordnung, die alle Deutschen zu Trägern teten: «Es lebe unser heiliges Deutschland!»
des Staates macht und ihnen Recht und Ge- Doch auch Göring versicherte in seinem
rechtigkeit verbürgt, verachten aber die Schlusswort vor dem Nürnberger Tribunal,
Gleichheitslüge und beugen uns vor den na- dass ihn nichts anderes geleitet habe als
turgegebenen Rängen. Wir wollen ein Volk, «heisse Liebe zu meinem Volk, sein Glück,
das in der Erde der Heimat verwurzelt, den seine Freiheit und sein Lebern, und mit ihm
natürlichen Mächten nahe bleibt, das im Wir- bekannten fast alle Angeklagten, dass ihr Le-
ken in den gegebenen Lebenskreisen sein ben nur Dienst an ihrem Volk und Vaterland
Glück und sein Genüge findet und in freiem gewesen sei.» Soweit Diwalds Urteil.
517
EHRENBUND RUDEL
520
Bundesgerichtshof 460 f. Dallin 488 Elas 427, 431 f.
Bundesgrenzschutz 115, 501 Danzig 79, 207, 499 Elbe 499
Bundesheer 118 f. Darmstadt 500 Davis, E. 516 El Salvador 442 f.
Bundeswehr 11,115-117, 384, 454, Degrelle 232 Delmer 454 Elsass 109, 232, 469, 499f., 516
470, 501 Demobilisierung 1940 410 Emery 458
Bundeszentrale für politische Bildung Demontage 509 Engelbrecht 222
395 f. Den Haag 228 England/Engländer 53, 86, 138, 213-
Burauen 502 Derousseaux 229 Detrez 449 219, 305, 307, 309, 389f., 390,
Burckhardt 508 Deutsche Staatspartei 514 392f., 403-405, 409f., 411 f., 419-
Burlet 434 Deutsche Volkspartei 514 421, 424-426, 431, 433, 438, 439-
Burma 439 Deutscher Gewerkschaftsbund 466 f. 444, 445 f., 447 f., 449-453,
Burschenschaften 23 Deutschlandlied 83 454f.,461f.,467f.,472f., 478, 485 f.,
Burundi 442 Deutschmeister 47 493 f„ 497 f„ 501,507, 509f., 515 f.
Diamare 261 f., 464 englische Kriegsgefangene 214-216,
C Dieppe 419 218, 446 f.
Callas 252 Dietrich 251 Dijon 347 Enver Pascha 54
Canterbury 421, 450 Distomon 431 f. Ernst, M. 445
«Cap Arcona» 472 Diwald 460, 467, 500, 517 f. Erster Weltkrieg 51-72, 89, 305-307,
Carrol 498 Dnjepr 166 387 f., 390, 396, 438, 447 f., 449,
Casement 387 Dönitz 197, 260, 405 f., 414f., 445 f., 461, 485 f., 490-492, 493 f„ 497,
Castren 392 472 499f., 508
Cecil 485 Dössel 406, 476 Eschenburg 121, 513-515
Chamberlain, A. 485 Dominikanische Republik 441 f. Estland/Esten 271 f., 501
Chamberlain (Historiker) 479 Donau 499 Eugen von Savoyen 28 f., 32
Charkow 276 Dordrecht 479 Eupen 229, 499
Cherbourg 473 Dortmund 500, 502 f. Evzone 252
Chieti 436 Dragoner 57, 89 Exeter 421
China/Chinesen 292, 439f., 441, Dreissigjähriger Krieg 26 f.
443 f.,462, 485 Dresden 191 f., 407-409 F
Christie 492 Dröscher 503 Fahnenflucht 461
Drontheim 223 Falkenhayn 64
Christmann 402
Churchill 403, 427, 449-452, 454, Droste 411 Falkland-Inseln 44, 350
468, 506, 516 Dünkirchen 409f., 431, 473 Fallingbostel 230
Dürer 23 Fehrbellin 27
Ciano 410
Clark 387 Düsseldorf 81, 407, 500 Feldmesse 179
Clausewitz 40 Duesterberg 89 Feodosia 158
Duisburg 500 Ferdinand von Bulgarien 54
Clostermann 124
Col di Lana 62 Dujardin 411 Fernsehen 120f., 398 f., 437, 444,
Collingwood 474 468, 488, 496 f., 511
Compiegne 237 E Fernseh-Umerzieher 413-418
Conrad 52, 55 Earn 426 Fesselung 418 f.
Eben-Emael 230 Feuchter 420
Conze 513
Cormeilles 484 Eberhard 207 Feuerstein 436
Cosel 393 Ebert 83, 86 Feuerwehr 187
Edes 426, 431 Fife 492
Costa Rica 439 f.
Costedoat 434 Ehlers 7 Finnland/Finnen 124, 258-260, 480-
Coughlin 299 Ehrenbreitstein 80, 91 482
Ehrenburg 102, 498 Firth of Forth 403
Coventry 403-405, 450
Croy 399 Ehrenmale 122, 202, 429 Fish 478
Czesany 391-393, 403 f„ 419f., Eidsvoll-Bygningen 222 Flächenbombardement 419-421
Eindhoven 389 Flak 184 f.
479f., 504f.
Eisenhower 389, 435 Flandern/Flamen 65, 157, 230 501
Eiserne Garde 255 Florea 402
D Eisernes Kreuz 39, 410 f. Florenz 392
Dabei 437 Eisner-Fälschung 411 Florian 417
Dachau 397f., 454, 458,460 Förster 482
Dänemark/Dänen 45, 219-222, 467, Folter 421 f., 459
501, 509 François-Poncet 390
Dahl 9
521
Frank, A. 192 Glave 387 Hardenberg 40
Frank, L. 53 Gneisenau 40, 340 Harris 420 f.
Frank, W. 512 f. Gniesdowa 433 Hart 405
Franke, F. 493 Goa 429, 441 Hartenstein 446
Franken, P. 395 Goebbels 121, 409, 415, 419, 484, Harz 388
Frankfurt/M. 80 f., 500 511,513 Harzer 219, 389
Frankl 63 Göhrde 38 Hastings 508
Frankreich/Franzosen 35, 51, 53, 78, Goerdeler 515 Hauser 111
80f., 83-85, 99,119, 124, 133 f., Göring 445, 458,460,518 Heartfield 309
137, 232-245, 299, 306-308, 351 f., Görlitz, W. 427 f. Hedin 391
370, 390 f., 397 f., 402, 411, Goethe 424 f. Heeressportschule 96
439-444, 445 f., 447, 448 f., 461 f., Göttingen 117 Heidelberg 405
468-473, 493, 500 f., 508 Gollancz 106, 454, 497 Heinrich I. 22
französische Kriegsgefangene 233, Goltz 79 Heinrich VI. 22
235, 238, 493 Gorjunow 269 Helgoland 48, 499
Franz Joseph I. 46 Gotista 426 Hellmers 221
Frauenhilfsdienst 183 Goutart 391 Helm, F. 494
Freikorps 37, 74, 76-78, 80, 500 «Goya» 472 Helmdach 483
Freisler 417 GPU 496 Helwig 410
Freud 495 Gräberoffiziere 299 Henschel 503
Freund 478 f. Grandval 114 Herero 49
Frey, Adalbert 78 Graudenz 212 Hess, Heinrich von 44
Frey, Gerhard 8, 78 Greene 418 Hesse 490
Freyberg 463 Greifenberg 244 Heuss 500, 514
Friedrich I. «Rotbart» 22 Grenfell 462 Hewet 426
Friedrich IL d. Grosse 30, 32 f. Greuelpropaganda 2. Weltkrieg 425 f. Hiagll4, 502 f.
Friedrich Wilhelm (Grosser Kurfürst) Griechenland 141, 251-253, 426-428, Himmler 121, 389, 514
27 f. 431 f., 439, 441 f., 509 Hindenburg 51, 55, 86, 90, 189
Friedrich Wilhelm (Kronprinz) 45 griechische Kriegsgefangene 251, 431 Hippke 459 f.
Friedrich Wilhelm III. 410 Grosse 408 Historische Reichskommission 513
Fromm 419 Grosse Armee 37 Hitler 95, 121, 404, 409f., 413, 417f.,
Frundsberg 25 Grossmufti 295 430, 438,450, 461,465, 467f.,
Fürstenfeldbruck 117 Gruchmann 465 477f., 484, 487, 497f., 499f., 514,
Fuller 404, 420, 451 Grzimek 316 515-518
Fumay 307 Guatemala 440 f., 443 HJ 415, 437, 466
Furtwängler 114, 417 Guderian 264 Höfer 416-418
Fussballmord Kiew 421, 423 Guernica 428 f. Höhne, F. 502
Guernsey 215 Höhne, H. 461
G Guinea 27, 442 Hofer, 36, 342
Gabun 444 Guinea-Bissau 441 Hoffmann, J. 114, 482
Gaede 490 Guingouin 469 Hollywood 483
Gaeta 456 Gunnersburg 434 Honduras 440, 442
Galland 123 f. «Gustloff» 191, 472 Horkheimer 495 f.
Gambia 444 Hornhausen 13
Gamelin 390 H Hrdlicka 429
Garibaldi 42 Habsburg 31 Hube 265
Garmisch-Partenkirchen 292 Hackett 508 Hultschiner Ländchen 499
Gastarbeiter 510 f. Härtle 425 Hunde im Krieg 142-146
Gaulle 449 f., 468 f. Hajek 434 Hungerterror 100, 499, 510
Generale 421, 424 Halder 410 Huntziger 237, 239
Genf 403 Hambach 395 Hutten 25, 338
Genscher 314 Hamburg 185, 405
Georgien 66 Hamburger Dammtor-Ehrenmal 122, I
Germanen 11, 13-15, 498 429 Ich hatt’ einen Kameraden 34
Gessler 86 Hamsun 225 Immelmann 123
Gettysburg 33 Hanisch 402 Indien/Inder 292 f., 439 f, 441 f., 501
Geyer 26 Hannover 499 Indochina 439, 443
Giraud 235 Hansa-Frachter 429 Indonesien 292, 439 f., 441, 443
Glaserhau 424 Hapgood 463 Innsbruck 92, 123
522
Institut für Zeitgeschichte 421, 445, Kattowitz 80 Krupp 85
465,511-515 Katyn 432-435, 487, 497 Kuba 440 f., 443
Internationales Schulbuchinstitut 512 Katz 497 Kuehl 402
Invasion 477 f. Kaufman 510 Kühnrich 426
Irak 296, 441 f., 443 f. Kaukasus 163 L, 181, 287-289 Kukrinsky 310
Iran 294, 439, 442-444 Keitel 108, 197 Kunat 86
IRK 403, 458, 475 Kemal Pascha 64 Kunstraub 106
Irland 442, 509 Kempner 413 Kurden 439, 441 f., 443
Irving 459 f., 477 f. Kenia 440 f. Kursk 269
Island 509 Kern 465
Israel 439 f., 442, 507 Kerschbaumer 119 L
Italien/Italiener 42 f., 55, 162, Kertsch 402 f. Laboe 90
260-263, 307, 388 f., 427, 431 f., Kiew 421, 423 La Cambe 125
435f., 446, 456-458, 462-464, 501, Kijumbi 492 Laconia 217, 445 f.
509 Kindler 483 Ladengast 483
Kirst 464 f. Lafontaine 315
J Kitzingen 464 Laibach 392
Jaeckel 495 f. Klee 445 Lamsdorf 446 f.
Japan/Japaner 110, 290-292, 406, 462, Klein 390 f. Lang 121, 413 f.
478f., 507 Kleist, Arzt 267 Langemarck 137, 291, 447f.
Jaruzelski 407 Kleist, General 260 Laon 410
Jedlicka 445 Klissura 428, 431 f. Laos 441,443
Jemen 439 f., 441 f., 443 Klock 33 Lappland/Lappen 225, 480-482
Jenaer Studenten 37 Kluke 513 Lary 453
Jenninger 7, 489 KLV173, 437, 472 Laternser 435 L, 454
Jersey 215 Koblenz 500 Lattre de Tassigny 508
Jodl 197, 430 f. Koch 459 Lazarettbombardierung 448
Johannes Paul IL 493 Köln 23, 86, 90, 407, 420, 500, 502 Lechfeld 22
Jones 463 Koenig 114 Legion Condor 96, 428
Jordanien 440, 442 Königsberg 513 Le Havre 236, 273
Jounescu 256 Körner 37 Leih- und Pachtgesetz 478
Judenverfolgung 175, 192, 397, 402, Kohl 7, 467, 486 Lemberg 208,213, 496,511
416, 455, 465, 498, 512 f. Kolberg 340 Lemke 410
jüdische Frontkämpfer 53, 63, 89, 458 Kolumbien 439 f., 441, 443 Leningrad 153, 176, 224
Jünger 316 Kommissar-Befehl 437 f. Leopold von Bayern 55
Jugoslawien 73, 248-250, 391-393, Kongo 387 Lersch 62, 429
484 f. Konstanz 105 Lettland/Letten 228, 271, 501
Jungingen 24 Kopelew 188 Lettow-Vorbeck 490-492
17. Juni 112 Kopenhagen 220, 222 Leutkirch 388
Korea-Krieg 114, 440 Leverkuehn 454
K Kosaken 57, 283-285 Levi 495
Kärnten 58, 73 f., 499 Krafft 50 Libanon 440, 442
Kaiserjäger 62 Krakau 106, 209 Libyen 442 f.
Kaiserproklamation 348 Krasnick 349 Liddell Hart 403, 405, 409 f., 450
Kalamas 426 Krausnick 512 f. f., 508
Kalmücken 287 Kreindl 414 Liechtenstein 99
Kalter Krieg 510 Kreisauer Kreis 517 Lille 233, 448 f., 473
Kaluski 476 Kreiten 417 Liman von Sanders 64
Kam 221 Kreta 138, 299, 353, 426 Lindbergh 299
Kambodscha 442 f. Kreuzigungen 438, 468 Litauen 271
Kamerun 440 Kriege nach 1945 11, 106, 438-444 Litvak 483
Kaminski 506 Kriegsauszeichnungen 70 f., 330 f., Livingstone 492
Kanada/Kanadier 123, 299, 391, 438 410 f. Loch 120
Kappler 388 f. Kriegsberichter 322 Lochner 208, 493
Karatschaier 288 Kriegstagebuch im Schwarzen See Lodrone 42
Karelien 142, 258 44 f. Lodsch 496
Karl, Erzherzog 36, 89 Krim 402 f. Lohmar 503
Kaschmir 439, 441 Krüger 410 Lohse 445
Kassama 492 Krogmann 514 Lombo 491
523
London 404 f., 450 Matronola 463 Nansen 73
Longland 390 Matthes 470-472 Napoleon I. 35-37, 162, 240
Lorient 473 Mauersberger 408 Napoleon II. 240
Lothringen 499, 516 Mays 459 Napoleon III. 45
Lottas 258 f. Meckel 46 Narew 506
Louvre 445 Memel 187, 499 Narvik 131 f.
Ludendorff 51, 90 Mende 315 Nato 478, 508
Ludwigsburger Zentralstelle 465 f.,Mersey 453 Naven 499
485 Messe, ital. General 260 Naville 433
Lübeck 420 f. Meyer 446 Nazijäger 465 f.
Lüneburg 410 Mikolayczik 505 Nehring 116
Lüttich 230 Miksche 391 Neisse 484
Lützowsche Freikorps 37 f. Milch, E. 458-460 Nem-Brod 393
Lufthansa 458 Milch, W. 459 Nemmersdorf 187
Luftterror s. a. Bombenterror Militarismus 462 Nepal 441
449-451 Militärgeschichtliches Forschungsamt Nesselwang 466 f.
Luitpold von Bayern 50 429, 482 f., 485, 487 f. Nettelbeck 340
Lusitania 451-453 Militärjustiz 426, 436, 460-462 Neubacher 426
Luther 23 Miloslavich 434 Neuguinea 48
Luxemburg 229, 499, 509 Mindener Topar 106 Neuseeländer 299, 509
Mitterrand 508 Ngomano 491
Modlin 208 Nibelungenlied 16
M Mölders 246 Niederlande/Niederländer 226-228,
Mackensen 89 Mönchengladbach 403 390, 439, 441, 473, 479f., 501, 509
Madagaskar 439 Molière 241 niederländische Kriegsgefangene 226
Mado 494 Moltke, H. v. 44 f. Nigeria 442
Mälzer 436 Moltke, J. v. 517 Nikaragua 440, 443
Magdeburg 26, 122 Monaco 244 Nimwegen 389
Maginot 233, 238 Monte Cassino 261-263, 392, Nisch 249
Magyaren 22 462-464 Nitti 387, 462
Mahagan 458 Montgomery 389 Niven 430
Mai 494 Monzone 457 Nordschleswig 499
Maillol 242 Mooyman 228 Normandie 125
Mainz 500 Moresnet 229 Norris 299
Maisky 391 Morgenstern 479 Northcliffe 497
Makonde 491 Morgenthau 102, 510 Norwegen/Norweger 131 f.,
Malaysia 439, 441 f. Morlaix 473 222-225, 309, 467 f., 501, 509
Malgarten 214 Mosambik 441, 443, 491 norwegische Kriegsgefangene 222
Malinowski 454 Moskau 154, 173, 431, 444 Norwich 421
Malmedy 229, 453 f., 499 Moss 507 Noske 76
Manila 392 Motylewski 209 Nowotny 124
Mann 425 Mühe 408 NSV 437
Mannerheim 65, 258 Mülheim/R. 503 Nürnberg 24, 398
Mannheim 500 Müller, Gen.Lt. 218 Nürnberger Prozess 108, 405 f., 424
Mansie 233 Müller, Reichsaussenmin. 499 f. 430f., 434, 458-460, 486,512
Manstein 454 f., 474 München 202, 500 Nugizeks 272
Marcuse 495 Münzenberg 429 NVA117L
Maria Theresia 31 Muldoon 508 f. NWDR416, 418
«Market Garden» 389 Munding 261 Nyassaland 440, 491
Markov 433 Murnau 475
Marktheidenfeld 455 f. Murphy 387 O
Marokko/Marokkaner 33, 78, 440 f., Muslime 250, 294 f. Obentraut 26
443 Mussolini 431, 498 Oberschlesien 76, 80 f., 82, 499
Marshall, G. C. 464, 509 Oder 499
Marshall, R. 464 N Odessa 397
Marshall-Plan 509 f. Nachrichtenhelferinnen 158, 165 OEEC 509
Marx, K. 495 «Nacht der Generale» 464 f. Österreich 7, 31, 89, 92-94, 118 f.,
Marx, Reichskanzler 86 Nambiar 292 122, 411 f., 462, 499-501, 509,
Marzabotto 456-458 Nannen 120, 418, 435 515 f.
524
ÖVP 316 Pilsudski 62, 209, 476 Ribbentrop 512
Ogaden 441, 443 Piräus 253 Richards 403
Ohlendorf 455 Piskor 476 Richardson 463
OKW-Freispruch 489 Podhaice 273 Richthofen 52, 96
Ollenhauer 110 Pöhler 503 Ridgway 508
Olymp 141 Pöss 424 Ried 122
Oman 440, 442 Pokrowsky 434 Riga 65
ONR465 Polen 62, 82, 106, 129-131, 207-213, Riipalu 272
Oosterbeek 390 265, 312, 397, 446f., 462, 465 f., 482, Ritter 18-26, 312, 337
«Operation Neptun» 444 f. 492 f., 500, 504-507 Römisches Reich 14 f.
Oppeln 81 f. polnische Kriegsgefangene 208, 210 Rom 388, 392, 464, 493
Oradour 468-472 f., 406f., 432-435, 475-477, 506f. Rommel, E. 124, 215, 428, 477 f.
Orel 278 Poltawa 275 Rommel (poln. General) 476
Organisation Todt 165, 417 Pommern 437 Roon 44
Orleans 244 Ponomarenko 471 Roosevelt 102, 391, 478f., 497, 506,
Orsos 434 Ponsonby 387 516
Oslo 225 Porto Amelia 491 Roschmann 487
Ostafrika 49, 65, 490-492 Portugal 429 f., 441, 491, 509 Rose 416
Ostpreussen 117, 153, 187, 211, Posen 499,513 Rostock 420 f.
343, 437, 499 Pour le Mérite 63 Rote Armee 7, 75, 79 f., 101, 112 f.,
Ostsee 1944/45 187, 405, 437, 472 preussische Reformer 40 154, 160, 176, 187 f., 198, 264-
O’Toole 312 Priestley 454 270, 409, 413, 425f., 434, 472,
Otto der Grosse 22 Prochaska 38 476f., 482f., 484, 486, 500,517
Oxford 450 Puaud 244 f. Roth 42
Pugh 430 Rotterdam 450, 479 f.
P Rotzer 494
Pärispea 272 Q Rouen 473
Paget 454 Quisling 224 Rovaniemi 480-482
Pahlewi 294 Rovuma 491
Pakistan 439, 441 f. R Rozek 425
Palästinenser 442 RAD 97, 253 Rozenbaum 465
Palmieri 434 Radetzky 42 f. Ruanda 449
Palucca 408 Radio Bremen 429 Rudel 116, 124, 256
Pannwitz 285 Raeder 467 Rückerl 466, 485
Papadongonas 428 Räterepublik 78, 441 Ruf 448
Papen 64 Raffael 463 Randall 214 Ruhrgebiet 80, 83-85, 500
Paraguay 439, 441 Rapacki 475 f. Ruhrort 500
Paris 42, 149, 235, 239 f., 242, 310, Rastenburg 487 Rukovasee 492
351,438, 445, 472 f. Raupp 417
Partisanen 173, 177, 179, 388f., 424, Rumänien/Rumänen 255-257
Reagan 312, 394 f. Rumpf 403 f.
456 f.» 468-472, 474 f., 485, 487, Rebane 272
494 Rupprecht von Bayern 56, 58
Rebsdorf 460 Russell 454
Patentklau 509 f. Reder456-458
Patton 508 Russen 79, 142, 277-283, 411
Reichsinstitut für Geschichte 512 f. Russlandfeldzug (1812) 37
Paul von Jugoslawien 391 Reichswehr 75, 86 f.
Pawlowsk 267 Ryan 448 f.
Reichszentrale für Heimatdienst 396
Pearl Harbor 479
Reitsch 411 S
Peenemünde 188
Rendulic 438, 481 Saarbrücken 114
Peiper 454
Rennes 473 Saarland 114, 499 f.
Peitang 49
Peru 442 Renold 226 Sadat 296
Persien s. a. Iran 54 Reparationen 500, 509 f. Saloniki 251, 427
Petain 235, 472 f., 494 Repressalquote 388 f. Salzburg 92, 457
Pferde 148-153, 373 Reuber172 Sambia 443
Philippinen 439, 442 Reuss 110 Reval 271 Rhein 499 Samtlebe 503
Piaf 241 Rhodenia-Gebirge 492 Rhodesien 442 San Anselmo 263
Picasso 242, 429, 445 f. Sarajewo 411
Piekalkiewicz 446, 493, 496 Sark 419
Pilichowski 465 Sartre 242
Saudi-Arabien 441 f., 443
525
Saulgau 388 Shawcross 424 f. Subik 434
Saunders 403 Siebenbürgen 42 Sucharski 207
Saxen 433 Sieloff 410 Sudan 442
Scapa Flow 493 f. Sikh 293 Sudetenland 95, 499, 515 f.
Schäfer 502 Silkin 454 Südafrika 443, 490
Scharnhorst 115 Sima 255 Südtirol 7, 58, 119, 261, 388, 499
Scheel 314, 508 Simon 445 Suez 440
Scheidemann 7 Simpson 451, 455 Sukarno 292
Scheinwerfermädchen 187 Skalka219, 390 Syrien 442 f.
Schickel 475, 482, 486 f. Sklavenarbeit 458
Schill 341 Slowakei/Slowaken 257, 261, 424, T
Schillsche Offiziere 35 Smederevska Palanka 485
434 Taege 469 f.
Schinkel 39, 98 Smirnoff 265 Tancremont 230
Schlageter 85 Smolensk 433 f. Tannenberg 24
Schlegel 261, 263, 463 f. Snow 450 Tannenberg-Denkmal 86
Schlesien 73, 409, 499 Sofia 392 f. Tansania 443 f., 444
Schlichtinger 502 Somalia 441, 443 Tansill 479
Schlieffen-Plan 447 Somme 56 Tarnowitz 212
Schmid 119 Sowjetische Besatzungszone 488 Tataren 289, 501
Schmidt, Hannelore 437 sowjetische Kriegsgefangene Taylor, A.J. P. 390, 450
Schmidt, Helmut 114, 314, 266-270, 438, 486-489 Taylor, T. 390 f.
501 f. Sowjet-KZ 104, 114f., 483, 488, Tell-el-Eyssa 124
Schmidt, R. 393 f. 489 f. Teutoburger Wald, Schlacht 14
Schmitt 119 Sowjettote 489 Thailand 441 f.
Schobert 255 Spaight 450 Theobald 479
Schödl242 Spandau 405 Thomas (US-Sozialistenführer) 299
Schörner 292, 483 f. Spanien/Spanier 96, 245-247, 428 f., Thomas, M. 415
Schotten 507 439 f., 462, 509 Thorwald 484
Schreiber 481 SPD 110, 114, 119, 396, 414, 429, Tibet 440
Schüle 466 500, 501-503, 506, 511, 514 Tiere im Krieg 142-152
Schümers 432 Speer 417, 458, 460 Tilly 26
Schürmann 393 f. Speidel 428, 477 f. Timor 443
Schulschiffe 116 Speleers 433 Tintoretto 463
Schulz 484 f. Spetzler392, 403,421,505 Tirol (s. a. Südtirol) 36, 42, 50, 55,
Schumacher, E. 242 Sri Lanka 442 58 f., 123
Schumacher, K. 110, 501 f. St. Afra 416 Tirpitz 50
Schutztruppe 48 f., 79 Stahel 493 Tiso 257
Schwarz 389 Stahlhelm 490 Tito 428, 485
Schwarzer See 441 f. Stalin 102, 173, 413, 432, 434, 472, Tizian 463
Schweden 27, 62, 73, 99, 132, 467, 474f., 482 f., 486, 488f., 490 Togliatti 388
509, 517 Stalingrad 172, 268, 496 Togo 48, 125
Schweinefutter aus Menschen 485 f. Stanley 387 Tokio 110
Schweiz 226, 509 Starhemberg 28 Toulon 493
Schweling 460-462 Stauffenberg, C. v. 477, 515-518 Tracy 458
Schwerd 490 Stauffenberg, M. v. 411 Trajan 14
Schwestern 131, 154 f., 157, 183, Steiermark 248, 499 Tramsen 433
193, 374 Steiner 259 f. Trenchard 449
Schwieger 451 «Steuben» 472 Trepper 413
Schwinge 460 f. St. Germain 499-501 Trier 78
Screening Center 495 St. Nazaire 473 Tripolis 125
Sedan 45 f. Stokes 454 Trotzki 79
Seeckt 76, 86 St. Quentin 53 Trümmerfrauen 107
Seife aus Menschen 485 f. Strassburg 137 Truman 106
Sekistow 390 Strauss 315 Tschad 442
Senegal 444 Strelow 416 Tschenstochau 208 f., 492 f.
Separatisten 81 Stresemann 7, 86, 514 Tschechoslowakei 95, 393 f., 442,
Serbien 249 Stuart 497 444 f.
Shakespeare 241, 416 Stuttgart 188 Tsolakoglu 251, 431
Shaw 241, 402 St. Vith 453 Tübingen 515
526
Türkei/Türken 28, 54, 64, 339, 428, Verjährung 444 f. Wellington 344
440 f., 442, 462, 501,509 Versailler Vertrag 78 f., 348, 478, Wenneked 214
Tulle 494 495, 497, 499-501 Werl 435, 455
Tunesien 440 f. Versailles 242 Wesel 196
Tunis 296 Vertreibung/Vertriebene 103, 108, Westerplatte 207
Tuominen 124 Turkestan 288 f. 187f., 408f.,472, 500, 510 Westpreussen 437, 476, 499
Turner 452 f. Vichy 473 West-Sahara 443
Vietnam 440 f., 442 f. Westwall 232
U Vogel 315 Wheeler 299
U-Boote 156, 161, 217 f., 318, 405 Vogtland 75 Wiederaufbau 107, 395, 509-511
f., 414 f.,445 f., 451 f., 478, 500 Volksgerichtshof 417 Wiedervereinigung 11, 496, 514
Uetersen 116 Volkssturm 190 Wien 89,91,93, 339, 464
Uganda 442 f., 444 Vollmer 485 f. Wiesbaden 78, 239
Uhland 34 Vormann 506 Wilhelm I. 44f., 410
Ukraine 272-277, 474, 482, 501, 511 Votonasi 251 Wilhelm II. 54, 125, 307, 478
Ulanen 349 Vrncani 485 Wilhelmine 480
Umerziehung/Umerzieher 7, 121, Wilson 412, 452
395 f., 413-418, 494-496, 498, 511- W Wimpffen 45
Währungsreform 510 Winnipeg 123
515
Waffen-SS 7, 109-111, 114, 179, 213, Winniza 511
Ungarn 257f., 437, 440, 501
218f., 224f., 227, 230, 239, 271, Wissmann 48
UNO 438 f., 441, 455
281, 294 f., 389 f., 394 f., 398 f., Wlassow 282 f., 486, 488
Unrug 476 «Unterkühlungsversu-
402, 424, 444 f., 453 f., 494, 501- Wnuk 411
che» 399 Wolchow 270
Unvergessene Krieg, der 120, 496 f., 503
Waldaihöhen 150 Wolff 459 f.
511 Wolhyniendeutsche 265
Urquhart 389 Waidenberg 475
Wright 462
USA 33, 123, 299-301, 308-312, Wallenstein 27
Wuppertal 407
394f., 398, 405f., 412, 433, 439- Wallonen 232, 501
444, 446, 449, 451-453, 457, 458 Walnöfer 55 Y
f., 462, 463 f., 467, 473, 478 f., Walther von der Vogelweide 337 York 421
485, 487, 490, 495 f., 496 f., 498, Warburg 407 Ypern 447 f.
509, 515 f. Warrack 219, 389 f. Z
US-Kriegsgefangene 300 f., 453 f. Warschau 62, 131, 210, 432, 450, 504 Zahn 415f., 418
US-KZ96, 100, 108 f. Zaire 441 f., 443
Ussuri 444 Warschauer Aufstand 505-507 Zambesi 491
Utikal 445 Wartburg 23 ZDF 413
Utrecht 479 Wasilkowski 476 Zebrowski 66
Wasmus 54 Zedelghem 229
V Waterloo 462 Zehn Gebote des deutschen Soldaten
V2 182 Wavell 508 302
Valjewo 249 WDR 120, 414, 418, 497 Zeitgeschichte 511-515
Valland 445 Weber 389 Zentner 506
Vansittart 497 Webling 398 Zentralstelle für Nachkriegsgeschich-
Varus 14 Weddingen 66 te 512
Vatikan 396, 493, 498 f. Wedel 414 Zentrum 396, 515
Veale 403 Wego Chiang 292 Zieten 32
Venedig 42 Wehner 414 Zimmermann 315
Venezuela 441 Weidinger 469 f. Zorndorf 32
Venohr 411 f. Weinkauff 460 f. Zwangsarbeiter 459
Venturi 436 Weizsäcker, E. v. 108, 498 Zwanzigster Juli 477 f., 515-518
Verdun 61, 232, 352 Weizsäcker, R. v. 108, 499 Zypern 440 f., 442
Welles 516
527