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ltweites Engag
Einführung ............................................................................................................................................ 4
Jutta Heckel
Werteorientierung in der beruflichen Ausbildung – Pilotprojekt bei der Telekom Berlin ...... 23
Mechthild Lensing
2
Vorwort
Vorwort
H eutzutage kann sich nie-
mand mehr vorstellen,
dass Deutschland und Frank-
und teilweise neuen Verflech-
tungen ist die Herausforderung
der Zeit. Es gibt weltweit Be-
denn der Bedarf an entwick-
lungspädagogischen Kompe-
tenzen und didaktischem Ma-
reich gegeneinander Krieg mühungen, verantwortliches terial ist in den letzten Jahren
führen oder in Feindschaft Handeln für die Eine Welt in explosionsartig gestiegen.
leben. Aber die Zeiten, in denen der Politik zu verankern: die
noch von den Franzosen als dem Agenda 21 aus dem Jahr 1992, Der Deutsche Entwicklungs-
Erbfeind geredet wurde, sind gar die Millennium Development dienst als eine der Durchfüh-
nicht so lange her. Dann gab es Goals aus dem Jahr 2000 und rungsorganisationen des Bun-
eine politische Entscheidung: der Europäische Konsens aus desministeriums für wirtschaft-
Wir wollen nicht länger Feinde dem vergangenen Jahr. Die liche Zusammenarbeit und Ent-
sondern Freunde sein, denn eine Bundesregierung hat das AP wicklung hat den Diskurs mit
gute europäische Entwicklung 2015 (Aktionsprogramm zur der deutschen Öffentlichkeit zur
braucht die Kooperation von Armutsbekämpfung) aufgelegt. Entwicklungspolitik in seinem
Deutschen und Franzosen. Zu- Leitbild verankert. Das
sammenarbeit und Entwicklung Die Politik alleine wird es nicht vorliegende Fachheft zeigt, wie
bedarf der Anerkennung des je- schaffen. Wie bei der deutsch- staatliche und nicht-staatliche
weils Anderen, des gegenseitigen französischen Freundschaft gilt Organisationen kooperieren und
Respekts, braucht Augenhöhe. es auch hier, die Dissonanzen entwicklungspolitische Inhalte
Ohne Öffentlichkeits- und Bil- zu überwinden und Aktivitäten und das Wissen von ehemaligen
dungsarbeit, die auf dieses Ziel zur Annäherung zu entwickeln. Entwicklungshelferinnen und
ausgerichtet war, wäre die Auch zur Thematisierung der Entwicklungshelfern des DED
deutsch-französische Freund- Globalisierung und der Verant- für die Bildung unterschied-
schaft Sonntagsrede geblieben. wortung für die Eine Welt sind licher Bevölkerungsgruppen
Aber die Medien, die Schulen, Medien, Schulen, Universitäten, professionell eingesetzt werden
die Universitäten und zahlreiche Nichtregierungsorganisationen kann.
Bürgerinitiativen haben sich und staatliche Akteure gefragt,
dem Thema gewidmet und die
deutsch-französische Freund-
schaft hat wunderbare Früchte
getragen. Die Regierungen
beider Länder haben viel dazu
getan.
Dr. Jürgen Wilhelm Dr. Otti Stein
Heute gibt es andere Klüfte, Geschäftsführer des DED Leitung der Inlandsarbeit
immer noch: Ost-West, Nord- des DED
Süd, Arm-Reich, Industrielän-
der-Entwicklungsländer, isla-
mische Länder-christliche Län-
der, Klüfte in den Köpfen vieler
Menschen. In der Realität je-
doch sind diese Antagonismen
längst überholt. Die Globalisie-
rung mit all ihren weltweiten
3
Einführung
4
Rückkehrer sind eine globale Ressource
Quelle: DED
Herbert Rädler beim
Internationalen Jugendcamp in Reutlingen
Eine globale „Ressource“ | Rückkehrer in der Bildungsarbeit zum Thema „Abfall“
5
Rückkehrer sind eine globale Ressource
wicklungspolitische Themen te ich in Gesprächen mit Freun- Ergänzung zu ihrer Arbeit als
und zur wichtigsten Ressource dinnen und Kollegen … dass die freiberufliche Dozenten für ent-
der entwicklungspolitischen Zeit in Afrika bei ihnen auf gro- wicklungspolitische und inter-
Bildungsarbeit des DED. ßes Interesse stieß …“. kulturelle Themen, wie einige
Beiträge in diesem Heft zeigen.
Was motiviert Rückkehrer für Rückkehrern und Rückkehrerin-
die Entwicklungspolitische Bil- nen geht es auch darum, ihr ent- Die hohe Motivation und der
dungsarbeit? Sicher ist es zum ei- wicklungspolitisches Engage- reiche Erfahrungsschatz der
nen der Wunsch, die Erfahrun- ment in Deutschland fortzuset- Rückkehrer und Rückkehrerin-
gen aus der Zeit im Partnerland zen und etwas zu bewegen, wie nen bilden zusammen mit der
anderen zugänglich zu machen, es Kläre Heyden darstellt, die von Neugier auf die verschiedenen
sie nicht einfach beiseite zu legen 1986 bis 1993 Entwicklungshel- Zielgruppen eine gute Grund-
und zur (deutschen) Tagesord- ferin in Ruanda und von 1997 lage für die Bildungsarbeit. Zu-
nung überzugehen. Claudia bis 2001 in Benin war: „Seit nun- sammen mit den Ressourcen des
Schulze, die von 2000 bis 2002 mehr vier Jahren lebe ich mit DED und seinen Regionalen
Entwicklungshelferin in Lesotho meiner Tochter wieder in Köln. Bildungsstellen wird daraus ein
war, schreibt darüber im DED In dieser Zeit musste ich mich professionelles und nachhaltiges
Brief 1/2004: „… Nach meiner häufig nach dem Sinn meines Bildungsangebot für Schüler
Rückkehr aus Afrika bekam ich Aufenthaltes in dieser Gesell- und Multiplikatoren.
zwar nicht die gleiche, aber zu- schaft fragen. Immer wieder
mindest eine ähnliche Tätigkeit. kommt mir die Frage: Kann ich Die „Werbung“, Qualifizierung
So hätte ich mich eigentlich zu- mich in Afrika denn nicht viel und Begleitung von Rückkeh-
rücklehnen, die Erinnerungen besser einbringen? Doch diesmal rern für die Entwicklungspoli-
an Lesotho ins Fotoalbum ein- spürte ich zum ersten Mal, dass es tische Bildungsarbeit findet in
kleben und mich ausschließlich Sinn macht die Arbeit fortzufüh- verschiedenen Stufen statt:
meinem neuen Aufgabengebiet ren.“ Für andere bietet die Refe-
in der Berliner Verwaltung rententätigkeit für den DED ➔ Im Rahmen ihrer Vorbe-
widmen können. Doch bemerk- einen Ausgangspunkt oder eine reitung werden zukünftige
Mit-Mach-Ausstellung
„Körner und Knollen“ in Niedersachsen Entwicklungshelfer auf die
Entwicklungspolitische
Bildungsarbeit aufmerksam
gemacht. Sie erhalten An-
regungen, wie sie schon
während ihres Aufenthalts
im Partnerland Themen
und Materialien sammeln
können.
6
➔ Die Regionalen Bildungs-
stellen führen mit den Inte-
ressenten einführende Be-
ratungsgespräche durch, bei
denen Vorlieben für Themen
und Zielgruppen, Vorkennt-
nisse in der Bildungsarbeit,
aber auch Ideen und Kon-
takte der Rückkehrer für
mögliche Bildungsangebote
thematisiert werden.
Quelle: DED
kehrer und der gemeinsamen
Entwicklung von Bildungs-
angeboten dienen. Mechthild Lensing macht mit
Schülern in Weimar traditionelles Geld
aus Papua-Neuguinea
➔ Ergänzt werden die regio- Bildungsstellen übernehmen boten und der Vermittlung von
nalen Fortbildungs- und auch die Vor- und Nach- Rückkehrerreferenten, um auch
Beratungsangebote durch bereitung dieser Veranstal- den Lernbedürfnissen der Ziel-
Wochenendseminare, die tungen. gruppen gerecht zu werden.
aufbauend auf den Erfah-
rungen der Rückkehrer Charakteristisch für die Arbeit Dass dies gelingt und das Ange-
Methoden des Globalen der Rückkehrer in der Bildungs- bot geschätzt wird, zeigen die
Lernens, Didaktik der arbeit ist, dass sie meist auf eine Zahlen: Allein 2005 führten
Erwachsenbildung, Themen bestimmte Lebensphase be- Rückkehrer des DED 1311
des Aktionsprogramms 2015 grenzt bleibt. Zudem ist der Veranstaltungen durch und
sowie die Millenniumsent- jeweilige Umfang der Tätigkeit erreichten damit über 35.000
wicklungsziele vertiefen. höchst unterschiedlich: Wäh- Menschen mit Themen zu
rend die Hälfte der aktiven Re- Armut, Armutsbekämpfung
➔ Bei der Planung ihrer Ver- ferenten jeweils zwei Bildungs- und nachhaltiger Entwicklung.
anstaltungen werden die veranstaltungen pro Jahr durch-
Rückkehrer von den Regio- führt, gibt es auch sehr aktive
nalen Bildungsstellen be- 10 Prozent, die auf 20 bis 100 Jutta Heckel
raten und mit didaktischem solcher Veranstaltungen kom- Koordinatorin der
Material unterstützt. men. Die hohe Fluktuation Entwicklungspolitischen
macht die Fortbildung in Bildungsarbeit des DED.
➔ Darüber hinaus entwickeln Didaktik, Methodik und Ent- Agrarökonomin und
die Regionalen Bildungs- wicklungspolitik zur Dauerauf- Erwachsenenpädagogin,
stellen mit anderen Institu- gabe für die Regionalen Bil- 1993 bis 2001 in Brasilien
tionen der Region Bildungs- dungsstellen und fordert von und Peru.
angebote und vermitteln diesen zudem ein hohes Maß an
dazu Rückkehrer als Refe- Flexibilität und Kreativität bei
renten. Die Regionalen der Planung von Bildungsange-
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Rückkehrer sind eine globale Ressource
Quelle: DED
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pertoire pädagogischer, didakti- Wortsinne begreifbar, und ländern bestätigen den Zuge-
scher und methodischer Kom- das Ansprechen vieler Sinne winn für die Entwicklungspoli-
petenzen, um die Veranstaltung ermöglicht nachhaltige Lern- tische Bildungsarbeit. Oft be-
der jeweiligen Altersstufe ange- erfahrungen. kommen die Gäste nach den
messen aufzubauen. Wir erwar- Veranstaltungen Post von den
ten, dass ausländische Referen- Dieses offene Zugehen auf die Klassen mit Bildern, Texten und
ten das eigene Land in seiner Schüler bedeutet allerdings Kommentaren. Über die Wir-
Vielschichtigkeit darstellen auch, dass sich die Referenten kung dieser besonderen Ver-
können, Schwierigkeiten nicht auf so manche scheinbar recht anstaltungen lässt sich also mit
verharmlosen oder ein ideali- distanzlose Fragen und Verhal- Sicherheit sagen, dass sie fest
siertes Bild zeichnen. Die Re- tensweisen einlassen müssen – verwurzelte Vorurteile auf-
ferenten sollten ebenso wenig vom Anfassen und erstaunt brechen und ein Umdenken
die „Mitleidsebene“ bedienen, feststellen: „Deine Handflächen in Gang setzen.
die als Erwartungshaltung bei sind ja ganz weiß!“, bis hin zu
den Teilnehmern ohnehin oft Fragen wie: „Hast du mehrere Mechthild Lensing
im Vordergrund steht. Ziel der Frauen?“. Gute Veranstaltungen Leiterin des DED-Schulpro-
Begegnung ist es, Werte, Nor- zeichnen sich dadurch aus, dass gramms in Berlin. Lehrerin,
men und Lebensformen in ih- die Schüler sich trauen, all ihre von 1980 bis 1982 in Tansania.
rem gesellschaftlichen Umfeld Fragen offen zu stellen. Nicht
verständlich zu machen und immer lässt es sich vermeiden,
Neugier und Respekt für sie zu dass sich Schulklassen auch mal
wecken. Die authentischen Bil- respektlos verhalten. Darauf
der und Berichte der Referenten, werden die Referenten aber
etwa über die Unterschiede von vorbereitet.
Stadt- und Landleben, lassen
zum Beispiel die verbreiteten Das Sprechen über eine andere
Afrika-Klischees von Hütten Kultur, wie es zum Beispiel auch
und Dschungel verblassen. Entwicklungshelferinnen und
Entwicklungshelfer tun, kann
Im Mittelpunkt der Veranstal- viel vermitteln, hat aber eine an-
tungen steht häufig das eigene dere Qualität als mit jemandem
Aufwachsen. Unsere Referenten aus einem anderen Kontinent in
setzen es in Beziehung zu den Beziehung zu treten. Zwar gibt
verschiedenen Lebensformen es viele Menschen dunklerer
in Deutschland: Wie war es, als Hautfarbe in Deutschland, aber
Kind in einem Dorf in Kamerun in der Regel laufen die Schüler
groß zu werden? Was war anders in den Straßen an ihnen vorbei,
und was ähnlich, verglichen mit ohne jemals mit ihnen ein Wort
dem, wie heute Kinder in der gewechselt zu haben. Trotzdem
Großstadt Berlin leben? Jugend- hat jeder Bilder und Vorstellun-
liche in der Pubertät sind sehr gen im Kopf. Diese Bilder sind
interessiert, etwas über das Ver- oft geprägt durch Katastrophen-
hältnis zwischen Männern und meldungen in den Medien.
Frauen zu erfahren oder etwa Dem setzen die Referenten ihre
über das Leben in einer poly- eigenen Erfahrungen entgegen.
gamen Kultur. Aber auch die Sie stehen mit ihrer eigenen
täglich zu verrichtende Haus- Person für ein anderes Bild
arbeit lässt sich gut miteinander ihrer Heimatländer ein.
vergleichen. Alltagsgegenstände,
die die Referenten mitbringen, Die vielen begeisterten Rück-
machen das Gesagte anschau- meldungen zu den Veranstaltun-
lich. So wird Afrika für die gen mit unseren Referentinnen
Schülerinnen und Schüler im und Referenten aus den Partner-
9
Regionale Bildungsstellen und Kooperationspartner
Quelle: Siggi Schell-Straub
10
ten, haben beschlossen, die Bil- der Regionalen Bildungsstelle
dungslandschaft zu globalen einen besonderen Ort der Aus-
Themen mit zu gestalten. 133 einandersetzung gefunden.
Mal wurden sie im Jahr 2005 Berlin
11
Regionale Bildungsstellen und Kooperationspartner
12
ihnen ermöglichen, verschiedene diskutieren wir, warum sich ge der Studierenden daran, nach
Methoden auszuprobieren und partizipative Methoden gut für Abschluss ihres Studiums ins
einmal in die Rolle eines Beraters konfliktträchtige Ressourcen- Ausland zu gehen. Die Gruppen-
oder einer Beraterin zu schlüp- schutz-Projekte eignen. Über die arbeiten wurden als Chance be-
fen. Frage nach Möglichkeiten zur griffen, unbekannte Methoden
Partizipation von Bürgerinnen auszuprobieren und zu üben, vor
Inhalt und Methodik und Bürgern in Deutschland einem Plenum zu präsentieren.
schlagen wir den Bogen zu den
Unser Modul besteht aus zwei Grundsätzen und verschiedenen Das Projekt wurde im Winter-
Unterrichtseinheiten: Stufen der Partizipation sowie semester 2004/2005 filmisch
Die erste Einheit hat die forst- den Vor- und Nachteilen, die begleitet und bei der offiziellen
liche Beratungsarbeit zum sich aus partizipativen Arbeits- bundesweiten Eröffnung der
Schwerpunkt. Ins Thema ein- ansätzen ergeben können. Ich UN Dekade „Bildung für nach-
führend erläutern wir die ge- berichte von meinem Arbeits- haltige Entwicklung“ in Mainz
schichtliche Entwicklung der platz im „Zanzibar Sustainable als Good Practice Beispiel ge-
Beratungsarbeit und berichten Programm“ und wie in Sansibar zeigt.
aus dem Forstprojekt „Natur- die Stadt- und Umweltplaner
waldbewirtschaftung mit Klein- lernen, mit Hilfe partizipativer Wir würden unser Modul in der
bauern in Chile“. Die Studenten Methoden Projekte zu ent- Zukunft gerne ausbauen. Ein
lernen den Lebensalltag chile- wickeln, die die Lebensbedin- dritter Schwerpunkt könnten
nischer Kleinbauern kennen, gungen der Bürgerinnen und Rollenspiele darstellen, in denen
Ursachen der Naturwaldzer- Bürger verbessern und die Um- sich die Teilnehmer in die Rolle
störung und Möglichkeiten, welt entlasten sollen. Ich erläu- eines Beraters oder einer Bera-
dieser gemeinsam mit den Klein- tere meine Aufgaben im Bereich terin, eines Dorfvorstehers, eines
bauernfamilien entgegen zu Organisationsberatung, Projekt- NGO-Mitglieds usw. hinein-
wirken. Dies sind die konkreten entwicklung, Projektmanage- versetzen. Mit Hilfe von Rollen-
Aufgaben eines DED-Beraters ment und Fundraising und spielen können komplexe und
und beschreiben die Methoden, reflektiere die eingesetzten konfliktträchtige Situationen
mit denen Jörg Witte in Chile Methoden. hautnah erfahren und Verständ-
gearbeitet hat. nis für die „Gegenseite“ ent-
Anschließend werden Arbeits- wickelt werden. Außerdem
Anschließend setzen sich die gruppen zu der Frage „Welche lassen sich Handlungsalterna-
Studenten in Arbeitsgruppen Probleme können sich bei der tiven zu eingefahrenen Ver-
mit den Fragen „Was müssen partizipativen Beratungsarbeit haltensmustern mit Hilfe von
Berater können?“, „Welche ergeben?“ gebildet. Zur Bear- Rollenspielen erarbeiten.
Rolle füllen sie aus?“ und beitung der Fragestellung und
„Welche Rollenerwartungen Präsentation im Plenum geben Selbstverständlich ist unser
werden an sie gestellt?“. Die wir die Methoden Problembaum Modul auch in anderen Studien-
Gruppenergebnisse werden bzw. Problemdreieck vor. An die gängen wie Ethnologie, Päda-
von den Studierenden mit Hilfe Präsentationen der Arbeitser- gogik, Agrarwissenschaften,
verschiedener Techniken (Meta- gebnisse schließt sich wieder Geographie usw. einsetzbar.
plan, Mind Map, etc.) visuali- eine Reflektion von Methode
siert und dem Plenum vorge- und Präsentation an. Sigrid Pessel
stellt. An die Gruppenpräsen- Landschaftsplanerin,
tation schließt sich eine Reflek- Rückmeldung der 2001 bis 2003 in Sansibar/
tion der verwendeten Methode Studenten Tansania. Seit ihrer Rückkehr
und ein Feed Back zur Präsen- in der Entwicklungspolitischen
tation an. Von Seiten der Studierenden Bildungsarbeit des DED tätig.
und Hochschullehrer wurde
Schwerpunkt der zweiten Unter- unser Angebot sehr positiv
richtseinheit ist die partizipative bewertet. Besonders gut kamen
Beratungsarbeit im Kontext der die Berichte von unserer Arbeit
Prozessberatung. Als Einführung „draußen“ an, denken doch eini-
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Methoden und Inhalte
Quelle: Kai Laufen
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setzen lässt, die weder falsches „Armut und Reichtum“ für je-
Mitleid noch Gefühle der den von uns bedeuten, um dar- Fünf Stichworte: Krieg, entscheiden, am Rand,
Ohnmacht wecken. aus dann eigene, aus der Erfah- lachen, Perspektivlosigkeit
rung resultierende Texte zum
Für Rückkehrer, die in der Thema „arm“ und „reich“ zu Armut und Reichtum, das ist doch eine Gegensatzpaar wie
Bildungsarbeit aktiv werden verfassen. Durch eindrucksvolle Krieg und Frieden. Die beiden Begriffe bezeichnen etwas grund-
wollen, bot die Regionale Fotos war es möglich, der Dar- sätzlich anderes und gehören untrennbar zusammen. Die Pro-
Bildungsstelle in Göttingen stellung von „Armut und Reich- vokateure unter uns werden sagen, dass selbst Arm/Reich und
eine zweiteilige Schreibwerkstatt tum“ auf die Spur zu kommen. Krieg/Frieden irgendwie das Gleiche sind. Dann kann sich jeder
zu „Armut und Reichtum – eine jetzt natürlich fragen, ob etwa der Friede zu Reich und der Krieg
kreative Auseinandersetzung“ Zu Beginn wurden Schreib- zu Arm gehören.
an. Die Leitung hatte die übungen vorgenommen, wie
Diplompädagogin Elisabeth „Automatisch Schreiben“, die Krieg bringt auf jeden Fall Armut hervor, daran wird keiner zwei-
Marie Mars von der Arbeitsstelle das Einfinden in die Thematik feln. Die Politisierten unter uns fragen jedoch zu Recht, wer denn
Weltbilder in Münster. Durch erleichtern. über Krieg entscheidet, die Armen sind das in der Regel nicht.
präzise und einfühlsame Auf- Kriege werden geführt aufgrund machtpolitischer Interessen, ja
gabenstellungen schuf sie eine Nach den Schreibübungen 1 und unsere Politiker sind in der Regel die, die von einem Krieg
ungezwungene Arbeitsatmos- und 2 wurden Begriffe zum nichts mitbekommen und denen es gut geht.
phäre, die für das Gelingen des Thema „Armut und Reichtum“ Also gehört der Krieg den Reichen.
Seminars unerlässlich war. Im gesammelt. Eine bunte Liste von
ersten Teil wurde mit Texten scheinbar nicht zusammenhän- Zyniker werden dann an dieser Stelle korrigierend hinzufügen,
gearbeitet. Mit den Methoden genden Worten war das Ergeb- dass die Politik im Krieg keine Rolle spielt – es sind doch die Rüs-
des kreativen und situativen nis. Da fanden sich Assoziatio- tungskonzerne, die sich in Fäustchen lachen. Sie beraten die Re-
Schreibens entdeckten wir, was nen wie: „Hungernde Kinder, gierungen – man dürfe ja nicht vergessen, Krieg ist wie eine Alt-
kleidersammlung: Im Westen werden die Kleiderschränke ausge-
räumt (alter Bombenschrott entsorgt) und neu eingedeckt (mit
Hightech natürlich). In den anderen Ländern, in denen man den
Methoden Krieg führt, kann man danach, mit Hilfe der UN und Weltbank,
alles wieder ganz neu aufbauen – Das ist doch eine Win-Win-
„Automatisch Schreiben“ 1 Situation.
Sich schreibend von Hemmungen und Blockaden befreien
O.K., Krieg erzeugt Arm und Reich – das verstehe ich.
Anleitung Aber am Rande, was ist denn jetzt mit dem Frieden?
Einen Platz suchen, wo man bequem und ungestört schreiben
kann. Während sieben bis zehn Minuten ununterbrochen schrei- Stefan Dinter ist Dipl. Sozialwirt und war als
ben. Dabei gilt nur eine einzige Regel: Niemals mit dem Schrei- Entwicklungshelfer des DED von 2001 bis 2003 in Gambia
ben aufhören. Es gibt kein Thema, kein Ziel, keine Zensur, es
kann Nonsens geschrieben werden oder ganz Intimes. Der Text
wird nicht vorgelesen oder veröffentlicht.
15
Methoden und Inhalte
Fazit
Martina Göbel
Tischlerin und Diplom-
Betriebswirtin, 2000 bis 2003
in Nepal. Seit ihrer Rückkehr
in der Bildungsarbeit des
DED tätig.
16
Globales Lernen in Kindertagesstätten und Grundschulen |
Kinder entdecken die Eine Welt
17
Methoden und Inhalte
Quelle: DED
18
rer zeitlicher Rahmen erleichtert brauchen sie aber die Möglich- Vordergrund stehen aber die
die Vermeidung von Klischees. keit, die Dinge zu „begreifen“ Empathie für das Fremde und
Es gibt genügend Zeit und Gele- und zu verarbeiten. Was auf die Neugier auf das Unbekann-
genheit, die Vielfalt des Lebens den ersten Blick wie eine reine te.
in den Ländern kennzulernen, Freizeitbeschäftigung aussieht,
so die Unterschiede zwischen bekommt sein Gewicht durch Elisabeth Bolda
Stadt und Land. Neben dem die Kombination von theoreti- Leiterin Regionale
Fremden und Unbekannten schen Inhalten und der anschlie- Bildungsstelle Weimar.
werdena uch die Ähnlichkeiten ßenden Umsetzung in Basteln, Sozialpädagogin,
mit dem eigenen Lebensalltag Malen, Kochen, Spielen und 1996 bis 1999 in Brasilien.
entdeckt. Singen.
Quelle: DED
19
Methoden und Inhalte
Quelle: DED
Begeisterung,Faszination,Spannung.
20
Sprache spielte, reimte, sang, schauer in das Geschehen ein- und ich stets nach Methoden,
schrie und in allen Varianten griffen, um dem Stück eine po- die möglichst auch die emotio-
ausprobierte. Eigenständig sitive Wendung zu geben. Zu- nale Seite unserer Teilnehmer
wurde improvisiert, an bestimm- nächst trauten sich stets erst die ansprechen und interaktiv
ten Stellen hinzugefügt oder Meinungsführer, ihren Lösungs- sind. Theaterarbeit in die Ent-
Kleinigkeiten verändert. Das vorschlag zur Schau zu stellen: wicklungspolitische Bildungs-
entstehende Zusammengehörig- der Schuldirektor, der Bürger- arbeit einzubauen, lag also auf
keitsgefühl bewirkte, dass man meister, die Vorsitzende der der Hand.
einander stärker vertraute, die Frauenvereinigung, die es in
Patzer eines Einzelnen gemein- den meisten Dörfern gab. Später In einem Kindertheaterwork-
sam ausbügelte. Als Gruppe trauten sich dann junge Bur- shop im Rahmen des Festivals
fühlten sich die Bäuerinnen und schen und alte Frauen und junger Künstler im August 2005
Bauern oder die Nomaden, je schließlich kamen auch gesell- in Bayreuth wandte ich Theater
nach dem mit welcher ethni- schaftlich Schwächere zu Wort zum ersten Mal in der Ent-
schen Gruppe ich es zu tun hat- und Tat. Sogar Kinder forderten wicklungspolitischen Bildungs-
te, so stark, dass sie ihrerseits das von der „Theatermutter“ das arbeit in Deutschland an. Die
Publikum motivierten, mitzu- Recht, Lesen und Schreiben zu besondere Herausforderung in
machen. lernen. diesem Workshop war es,
Kinder aus „besserem Hause“
Wichtig war stets – wie es sich ja Diese positiven Erfahrungen mit und Flüchtlingskinder zu einer
für eine Entwicklungshelferin der Theaterarbeit brachte ich Gruppe zu fügen. Hier bot sich
gehört – mich zurückzunehmen mit nach Deutschland. Als Theater an. Die Kinder waren
und die Erfahrungen der nigri- Leiterin der Regionalen Bil- zunächst im Rollenspiel, später
schen Laienschauspieler zum dungsstelle des DED in Nord- im Theaterstück aufeinander an-
Sprudeln zu bringen und dann rhein-Westfalen ist es mir ein gewiesen. Man musste einander
in das Stück einzubauen. Die Anliegen, Methodenvielfalt in genau zuhören und aufeinander
Szenen des Stückes ergaben sich der Bildungsarbeit zu erreichen. reagieren. Die Gruppendynamik
Kinder müssen paddeln,
direkt aus dem Lebensumfeld Zudem suchen meine Kollegen kam in Schwung. Zudem war während Knut Schneider versucht,
der Teilnehmer. Dies bewirkte, das Krokodil zu erlegen.
dass sie sich stark mit dem Stück
identifizierten und Wiederer-
kennungsmomente beim Publi-
kum auslösten. Typische Szenen
waren z.B. ein zugestellter Brief,
der nicht gelesen werden kann
und der einzigen alphabetisier-
ten Person im Dorf, dem Lehrer
oder der Lehrerin, zum Vorlesen
gegeben wird. Das Szenario des
Stücks behinhaltete, dass die
Lehrperson nicht verschwiegen
war und ein heilloses Durchein-
ander anrichtete.
21
Methoden und Inhalte
die Erfahrung, verschiedene Statuentheater wurde einge- en würde. Kurz: man bekam
Rollen einnehmen zu können, führt. Einstimmig wünschten eine Einsicht in fremde und
sehr bereichernd für die Kinder. die Teilnehmer eine Fortsetzung. eigene Potentiale.
Gerade die Flüchtlingskinder, Dem Wunsch wurde entspro-
die zu Beginn recht verschüch- chen mit dem Workshop „Play Für die Bildungsarbeit kann ich
tert waren, lebten in den Rollen the world: Rollenspiele in der allen Multiplikatoren, sei es in
einer Büroangestellten, einer Bildungsarbeit“. Ähnlich wie bei der Erwachsenenbildung oder
Telefonistin oder einer eman- dem Kinderworkshop wurde die der Bildung mit Jugendlichen
zipierten Frau richtig auf. Erfahrung, neue Rollen auszu- oder Kindern, Theater oder
Überzeugt von den Stärken des probieren von den Teilnehmen- theaterpädagogische Bausteine,
Theaters lag mir die Förderung den als bereichernd empfunden wie Rollenspiel oder Statuen-
der Theaterarbeit unter den und reflektiert. Unterdrückung theater sehr empfehlen.
Rückkehrerreferenten des DED wurde hautnah erfahren. Selbst
am Herzen. Zwei Theaterwork- die Zuschauenden bekamen Katrin Koops
shops fanden im Jahre 2005 in Gänsehaut und hätten am Leiterin Regionale Bildungsstelle
NRW statt. Der erste Workshop liebsten eingegriffen. Hier hatte des DED in Düsseldorf.
„Theaterpädagogische Bausteine man in vertrauter Umgebung Ethnologin, 1998 bis 2002
in der Entwicklungspolitischen die Möglichkeit, an eigene in Niger.
Bildungsarbeit“ diente dazu, den Grenzen zu stoßen oder gar die
Referenten Theater schmackhaft eigenen Grenzen zu überschrei-
zu machen. Kleine Übungen, ten, indem man sich etwas traut,
Spiele und so genannte Eisbre- was man sich unter anderen –
cher wurden einstudiert. Das realen – Umständen nicht trau-
Quelle: Sigrid Pessel
Theaterprobe in Bayreuth
22
Quelle: EPIZ, Reutlingen
Werteorientierung in der beruflichen Ausbildung |
Pilotprojekt bei der Telekom Berlin
23
Methoden und Inhalte
24
über
Es war interessant, Ich habe eine Menge Neues erfahren,
gab andere Einblicke und z.B. dass Deutschland noch
es wurde nicht nur andere Kolonien hatte als Namibia.
Armut thematisiert.
25
Methoden und Inhalte
DED-Zentrale
Regionale
Rückkehrer Außenstruktur
Bildungsstellen
Zielgruppen
Kooperationspartner
(Partnerorganisation)
Bildungs-
einrichtungen
26
sourcen ein, so z.B. Auswahl ge- sonderheiten von Bildungspro- seitige Lernen aus den Erfah-
eigneter Kooperationspartner, zessen hinreichend berücksichti- rungen der Anderen zu ermög-
Qualifizierung von Rückkehrern, gen, noch ihren Strukturen und lichen.
Lehrmaterial etc. Gleichzeitig Abläufen gerecht werden. Des- Dieses Betrachtungsfeld wurde
soll nicht nur die erreichte Qua- halb haben wir 2005 begonnen, gewählt, weil eine effiziente
lität gemessen und bewertet wer- in einem partizipativen Prozess Kommunikation einerseits
den, sondern die am Bildungs- gemeinsam mit den Bildungs- wichtig ist, um die Teambildung
prozess beteiligten Akteure, die referenten der Regionalen Bil- des sich im Aufbau befindenden
hauptamtlichen Bildungsrefe- dungsstellen und dem Referat Arbeitbereichs Entwicklungs-
renten und die Rückkehrerrefe- für Qualitätssicherung schritt- politische Bildungsarbeit zu
renten sollen in die Lage versetzt weise und parallel zur Weiter- fördern. Anderseits ist sie wich-
werden, aus dem bisher Erreich- entwicklung der Bildungsarbeit tig, um den Austausch der Ent-
ten zu lernen und die Weiter- eine eigene „Betriebsversion“ zu wicklungspolitischen Bildungs-
entwicklung ihrer methodischen entwickeln. arbeit mit den anderen Arbeits-
Herangehensweise und didakti- bereichen des DED zu gewähr-
schen Umsetzung abzuleiten. Unser Weg leisten.
Qualitätssicherung Ausgehend von Konzept und Sie umfasst Aspekte wie Treffen,
im DED Praxis der entwicklungspoliti- schriftliche Kommunikation
schen Bildungsarbeit des DED und den Austausch mit den
Als Qualitätssicherungssystem wurden die Betrachtungsfel- übrigen Bereichen des DED.
wurde in der Zentrale des DED der/Kriterien definiert, die für
2002 eine für EZ-Institutionen die Qualität der Bildungsarbeit ➔ Rückkehrer
entwickelte Branchenversion des bestimmend sind: Hier geht es um die Anwerbung,
EFQM eingeführt (European Motivation, Bindung und Qua-
Foundation for Quality Ma- ➔ Kommunikation zwischen lifizierung ehemaliger Entwick-
nagement). Die Branchenver- Regionalen Bildungsstellen lungshelfer für den Einsatz als
sion beruht auf der Selbstbe- und Zentrale Referenten in der Entwicklungs-
wertung und Entwicklung von ➔ Rückkehrerreferenten politischen Bildungsarbeit. Zu-
Verbesserungsvorschlägen durch ➔ Kooperationen dem sollen sich die Regionalen
Mitarbeiter anhand von 9 Krite- ➔ Angebotsentwicklung/ Bildungsstellen und die DED-
rien, die in die beiden Gruppen Themenfindung Zentrale leicht über die „Profile“
„Befähiger“ und „Ergebnisse“ ➔ Zielgruppen der Rückkehrer informieren
eingeteilt werden. Die Kriterien ➔ Qualität und Wirkung der können.
im Bereich der „Befähiger“ kon- einzelnen Angebote
zentrieren sich auf die finanziel- Dieses Kriterium ist deshalb
len und personellen Ressourcen, Zu diesen Betrachtungsfeldern wichtig, weil Rückkehrer die
die der DED zur Erreichung wurden nacheinander Spezifi- wichtigste Ressource der Ent-
seiner Ziele einsetzt, während kationen entwickelt und aus- wicklungspoltischen Bildungs-
die Ergebnis-Kriterien die Leis- gehend vom Ist-Stand fünf arbeit des DED sind, um das er-
tungen des DED bewerten. Qualitätsstufen zugeordnet. klärte Prinzip zu verwirklichen,
Konkretisiert werden diese Kri- die Arbeit mit den Partnerlän-
terien durch Spezifikationen, Unsere Spezifikationen dern mit der Arbeit im Inland
die in Qualitätsstufen unter- zu verknüpfen. Der Einsatz von
gliedert sind. ➔ Kommunikation. Rückkehrerreferenten ist das
Bei dieser Spezifikation geht es Alleinstellungsmerkmal der Bil-
Bei der Diskussion, wie diese um einen schnellen und effizien- dungsarbeit des DED. Ihr Ein-
Branchenversion des EFQM auf ten Informationsaustausch zwi- satz wird jedoch auch dadurch
die Entwicklungspolitische Bil- schen den Regionalen Bildungs- bestimmt, dass das Engagement
dungsarbeit angewandt werden stellen und der DED-Zentrale. freiwillig ist, sie in der Regel nur
kann, wurde schnell klar, dass Dabei sollen kooperative und einen begrenzten Zeitraum in
die vorhandenen Kriterien und transparente Umgangsformen der Entwicklungspolitischen
Spezifikationen weder die Be- gepflegt werden, um das gegen- Bildungsarbeit aktiv sind und
27
Methoden und Inhalte
28
Entwicklungspolitische Bildungsarbeit als Brücke
Quelle: Martina Rieken
29
Entwicklungspolitische Bildungsarbeit als Brücke
Sinne der Satelliten-Logik wird DED bei. In vielen Fällen haben der Zentrale samt Bildmaterial
also Information in „eine andere die Kolleginnen und Kollegen an die deutschen Medien kom-
Frequenz umgewandelt“ und in nach der Ausreise nur noch muniziert würden, um die
die DED-Zentrale „zur Weiter- wenig Kontakt zur deutschen Unterstützung der Öffentlich-
verarbeitung“ gesendet. Kon- „Basisstation“. Durch die Infor- keit für die Ziele der DED-Ar-
krete Beispiele aus Bolivien: mations- und Bildungsarbeit beit zu gewinnen. Einen viel-
Projektpräsentationen und wird dieser Kontakt wieder fältigen, auch für deutsche Lese-
Schokoladen-Kostproben für hergestellt, Bonn rückt näher. rinnen und Leser interessanten
die Biofach-Messe in Nürnberg, Themenpool wird es in jedem
Arbeitsbeispiele des DED für die Viele freut es außerdem, ihren der 40 Partnerländer geben. Da
Internationale Frauenmesse in Beitrag und Arbeitsplatz in den der DED zudem eng mit den
Bonn, Kochrezepte aus den bildungspolitischen Materialen Menschen an der Basis zusam-
Subtropen und Projektbe- des DED wieder zu finden. „Ich men arbeitet, böte es sich an,
schreibungen für die Regionale habe schon mehrfach Material Themen aus der deutschen Ent-
Bildungsstelle des DED in Reut- über meine Arbeit und Part- wicklungspolitik mit lebendigen
lingen, Artikel, Interviews für nerorganisation für die DED- Beispielen aus der DED-Arbeits-
interne Publikationen und Er- Zentrale bereit gestellt“, sagt praxis an die Leserin und den
fahrungsberichte des DED für Marion Remus, Entwicklungs- Leser zu bringen. Es könnten
Publikationen des BMZ zum helferin des DED in Bolivien. auch für Ausstellungen länder-
Thema Armutsbekämpfung. „Es bedeutet immer Extra- spezifische digitale oder hand-
Arbeit, aber es ist schön, an- feste Materialienkoffer ent-
Doppeleffekt schließend zu sehen, dass meine wickelt werden, eine Sammlung
Arbeit auch in der Heimat zur bebilderter DED-Projektbe-
Die Arbeit der IBA-FK hat Vor- Geltung kommt und zu schreibungen aus unterschied-
teile für das Partnerland und für Bildungs- und Informations- lichsten Themen der Entwick-
die DED-Zentrale: Die Bonner zwecken ausgestellt wird.“ lungszusammenarbeit eines Lan-
erhalten authentisches Material, des, dazu seine wirtschaftlichen,
anhand dessen sie der deutschen Perspektiven sozialen, kulturellen und ge-
Öffentlichkeit die Arbeit des schichtlichen Besonderheiten
DED anschaulich präsentieren Erfahrungsgemäß kommen stets und natürlich länderspezifische
können. Und auch im Land zahlreiche Anfragen aus der Anekdoten. Da die IBA-EH in
selbst hat diese Zusammenarbeit Zentrale. In ruhigeren Zeiten der Regel in der Hauptstadt des
positive Effekte, denn die Ent- gibt es Aufgaben in den Länder- Partnerlandes angesiedelt sind,
wicklungshelfer/innen haben büros zu erledigen: Erstellung könnten sie sich außerdem mehr
die Möglichkeit, ihre Arbeit von Intranet und Internet, der Vernetzung unter den deut-
einem breiten Publikum trans- Broschüren, interne Publikatio- schen EZ-Organisationen in ei-
parent zu machen. Wichtig ist nen und Präsentationen stehen nem Land kümmern. Nachzu-
dabei das Feedback aus der auf dem Programm. Meine Stel- denken wäre über gemeinsame
Zentrale, denn oft verwenden le ist zeitlich in 25% IBA-Tätig- Bildungs- und Informationsak-
Kolleginnen und Kollegen viel keit und 75% Arbeit in einer tionen zu gemeinsamen Themen
Zeit damit, Informationen für bolivianischen Partnerorganisa- von DED, GTZ, KfW, InWent,
Ausstellungen zusammen zu tion aufgeteilt, daher habe ich Goethe-Institut, den Stiftungen
suchen. Als zentrales Moment in auf die Anfragen aus der Zentra- und weiteren Akteuren der deut-
der Zusammenarbeit festigt die le meist nur reagieren und wenig schen Entwicklungszusammen-
Rückmeldung die Beziehung agieren können. Stellen, die der arbeit in den Partnerländern.
zwischen „drinnen“ und „drau- entwicklungspolitischen Infor-
ßen“: Treffen einige Wochen mations- und Bildungsarbeit Martina Rieken
später per Post oder E-Mail mehr Zeit einräumen, bieten Pädagogin und Journalistin,
Belegexemplare in Form von viele interessante Perspektiven. 2003 bis 2006 in Bolivien.
Plakaten oder Fotos einer Aus-
stellung ein, trägt dies nicht nur So könnten beispielsweise in den
zur Motivation, sondern auch zu Ländern aktiv Themenvorschlä-
mehr Identifikation mit dem ge entwickelt werden, die von
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Quelle: Makus Hirschmann
Lernort Natur.
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Entwicklungspolitische Bildungsarbeit als Brücke
and Environmental Club, eine Ein weiterer Partner im Kinder- tenzen lassen sich nicht nur im
eingetragene Nichtregierungs- wald-Netzwerk: Die Schule am Unterricht erwerben. Globales
organisation, die Aktivitäten der Habbrügger Weg – Schule für Lernen und Umweltbildung
Schulen in Ghana, insbesondere Lernhilfe (Umweltschule in verlangen geradezu eine Öff-
die Baumpflanzungen. Europa) hat seit Dezember 1999 nung von Unterricht und
eine Partnerschaft mit der Bisea- Schule. Deshalb bezieht das
Zum Netzwerk gehört eine wei- se Roman Catholic Primary und Projekt auch Akteure außerhalb
tere Göttinger Einrichtung: der JSS School in Bisease/Ghana. von Schulen ein. Außerschu-
Verein für außerschulische Bil- Um das Projekt und insbesonde- lische Erfahrungsfelder und
dung e.V. / Kinderwald-Projekt. re ihre Partnerschule zu unter- Lernorte ermöglichen den
Dieser Verein ist Pate für ein ent- stützen, wurde im Jahr 2000 die Kompetenzerwerb in realen
stehendes Umweltzentrum. Er Schülerfirma „Pupils GmbH“ Lebenssituationen und machen
bietet in Göttingen vielfältige gegründet. Die Schülerfirma die Verantwortung für andere
Angebote für Kinder, Eltern, unterstützt das Projekt mit ihren Lebewesen deutlich.
Großeltern, Erzieher und Lehr- erwirtschafteten Gewinnen. Da-
kräfte an. Dabei stehen Begeg- neben pflegt sie intensiven Brief- Das Projekt möchte die Men-
nungen mit der Natur im kontakt zu ihrer Partnerschule in schen zum Handeln ermutigen.
Vordergrund: Die Entdeckung Ghana. Seit 2003 finanziert sie Im Einzelnen sollen folgende
spannender Lebensräume hilft die Schulkosten von fünf ghanai- Ziele erreicht werden:
als Einstieg in die Naturerfah- schen Partnerschaftsschülern.
rung und Umwelterziehung. Die Schülerfirma strebt an, die ➔ Handeln lernen durch die
Darüber hinaus können sich Schulkosten von weiteren Schü- Herstellung einer Einheit
Kinder an der Gestaltung des lern zu übernehmen. von Erkennen, Handeln,
Kinderwaldgeländes durch Erleben und Gestalten. Bei
Pflanzen ihres eigenen Baumes Die Regionale Bildungsstelle Baumpflanzaktionen werden
beteiligen. Durch diese prakti- (RBS) des Deutschen Entwick- Zusammenhänge „greifbar“
sche Art der Naturbegegnung lungsdienstes in Göttingen er- und es entstehen Beziehun-
lernen die Teilnehmer nicht nur gänzt das Netzwerk seit 2003. gen zum gepflanzten Baum.
Wald und Natur, sondern auch Unterrichtseinheiten und Leh- Durch Beziehungen wiede-
sich selbst und die Gruppe ken- rerfortbildungen von Rück- rum entwickeln sich Verant-
nen. Methodik und Didaktik kehrern in den deutschen wortung und Achtung.
des Globalen Lernens und der Partnerschulen bringen den Handlungs- und Gestal-
Umweltbildung bilden den Zielgruppen Ressourcenschutz, tungskompetenz wird
Grundstock aller Aktivitäten. Auswirkungen der Globalisie- konkret erfahren, dies er-
rung, Menschenrechte, Kinder- mutigt zum Handeln. Dieses
Kinderwald in Ghana. arbeit, Fairer Handel näher. Das Handeln ist auf drei Hand-
Verständnis der Partner in lungsräume bezogen: Natur
Deutschland für die Belange (Verhalten in der Natur,
der Partner im Süden wächst. Aktivitäten zum direkten
Begegnungen auf Augenhöhe Naturschutz, Patenschaften
werden möglich. Die Regionale usw.); Alltag (Einkauf, Ener-
Bildungsstelle hat das Monito- gie, Recyclingpapier, Wasser,
ring und die Weiterentwicklung usw.); Gesellschaft (Gesprä-
der Konzeption des Kinderwald- che über Globale Zu-
projekts übernommen. sammenhänge, usw).
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staltungskompetenz des dort eine kleine Baumschule für
Einzelnen. die Umweltbildung von Kin-
dern und Jugendlichen und die
➔ Wissen über ökonomische Wiederbegrünung von Schul-
und ökologische Frage- höfen in der Stadt eingerichtet.
stellungen erweitern, zu-
gleich Sozialkompetenzen Allein durch ehrenamtlichen
vermitteln. Tätigkeit des Vereins hat sich
die Zahl der beteiligten Schulen
➔ Sinnes- und Wahrneh- von vier im Jahr 1995 auf siebzig
mungsschulung durch im Jahr 2005 erhöht und dank
33
Entwicklungspolitische Bildungsarbeit als Brücke
D as Schülerfirmenprojekt
„FairChoc“ wurde im Juni
2003 von der regionalen Ar-
merbeitrag mit Schulklassen
und Konfirmandengruppen
durchführen.
jahr 2004 eine Handelspartner-
schaft zwischen der Kakaoko-
operative und der Schülerfirma.
beitsstelle Weitblick in Zusam- Mit der Unterstützung von Petra
menarbeit mit dem Gymnasium Durch die Auseinandersetzung Heid und der Arbeitsstelle Weit-
Altona begonnen. Ziel des Pro- mit der Frage nach der Handels- blick planten die jungen Unter-
jektes war es, Schülern der 10. gerechtigkeit (Fairer Handel) er- nehmerinnen und Unternehmer
und 11. Klasse die Möglichkeit gab sich schon verhältnismäßig einen Besuch bei ihrem Han-
anzubieten, im Rahmen einer früh für die Schülerunternehmer delspartner CONACADO in
Schülerfirma Kenntnisse über ein Konflikt mit dem Anspruch der Dominikanischen Republik.
wirtschaftliche Abläufe zu erlan- des Juniorprojekts, eine mög- Dieser fand im September 2004
gen und dabei die Frage von Ge- lichst effiziente und lukrative statt und sollte allen am Projekt
rechtigkeit im Blick zu behalten. Schülerfirma zu gründen. Die Beteiligten völlig neue Perspek-
Im Juni 2003 traten 16 Jugend- „FairChoc – MitarbeiterInnen“ tiven ermöglichen. Durch die
liche der Arbeitsgemeinschaft entschieden nach einer längeren Mitarbeit von P. Heid wurde
bei, welche die Gründung einer Diskussion einstimmig, dass der die Reise im besonderen Maße
Schülerfirma umsetzen sollte. Faire Handel, also ihre Ge- durch den DED gefördert, da
Um die beiden Ziele Wirt- schäftsidee, ihr wichtigstes An- alle Reiseteilnehmer Einblicke
schaftspraxis und Gerechtigkeit liegen ist. Die Jugendlichen erhielten, die ohne diese Unter-
im Blick zu behalten, entschie- wickelten ihre Schülerfirma als stützung nicht möglich gewesen
den sich die Schülerinnen und Aktiengesellschaft entsprechend wären. Alle Schülerinnen und
Schüler, am Juniorprojekt des den Juniorbedingungen zu den Schüler wurden in diesen Wo-
Instituts der deutschen Wirt- Sommerferien 2004 ab. chen Kakaoexperten, konnten
schaft Köln teilzunehmen und alle Stationen vom Anbau bis
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zur ersten Weiterverarbeitung allem die Unternehmer der auch dringend benötigt werden.
verfolgen. Sie lernten den Schülerfirma „FairChoc“ und Ferner ist „FairChoc“ zur Zeit
Handelspartner CONACADO die Schülerinnen und Schüler damit beschäftigt, Nachwuchs
kennen und bauten zu Mitar- der dominikanischen Dele- heranzubilden, da alle älteren
beitern der Kooperative Kontakt gation mit der professionellen Unternehmer und Unternehme-
auf. Besonders eindrucksvoll war Moderation von Martina Greib rinnen davon überzeugt sind,
der Besuch bei den Kakaobauern und Gisela Führing weitere dass dieses Schülerfirmenprojekt
und ihren Familien, wo die Schritte ihrer Partnerschaft ent- nicht nur ihnen, sondern auch
deutschen Jugendlichen zwei wickeln. In diesem Zusammen- nachfolgenden Schülerinnen
Tage lebten. Außerdem wurden hang haben die dominikani- und Schülern wichtige Kennt-
soziale Projekte besucht, die schen Schülerinnen und Schüler nisse und Erfahrungen vermit-
durch die besseren Erlöse aus die Entscheidung gefällt, eine teln soll.
dem Fairen Handel finanziert eigene Schülerfirma am Lyzeum
werden konnten. Dazu gehörte Yamasá auf Produzentenseite zu Als ich vor zwei Jahren mit der
auch eine Schule in Yamasá, die gründen. Mit dem zweiwöchi- Arbeitsstelle Weitblick dem
durch ein Erntenachbereitungs- gen Besuch der dominikani- Gymnasium Altona das Schüler-
zentrum, dem Bloque Nr. 2, schen Partner in Deutschland firmenprojekt vorschlug, hätte
unterstützt wird. Zwischen den wurden weitere wertvolle Erfah- ich niemals vermutet, dass das
deutschen und dominikanischen rungen gesammelt und wichtige „Unternehmen FairChoc“ die-
Schülern entwickelte sich sofort gemeinsame Gespräche geführt sen Umfang annehmen würde.
ein guter Kontakt. werden. Sehr bedeutsam war Mittlerweile werden die Schüler
z.B. eine Diskussion über De- und Schülerinnen von unter-
Nach dieser Reise gründeten die mokratieentwicklung vor dem schiedlichen Organisationen
Jugendlichen ihre Schülerfirma Hintergrund der Diktaturer- wie z.B. der gepa oder dem
„FairChoc“ als Eigentümerfirma fahrungen beider Länder im Weltladendachverband ange-
neu. Die Arbeit der Schülerfir- 20. Jahrhundert anlässlich des fragt. Ohne die großzügige
ma „FairChoc“ wurde nach dem gemeinsamen Besuchs der Ge- Unterstützung und Förderung
Besuch in der dominikanischen denkstätte Hohenschönhausen. durch den Ausschuss für Kirch-
Republik intensiviert. Weiterhin Nunmehr verfügt jede Seite über liche Weltdienste der Nord-
vermarkteten die Schülerinnen Einblicke in die jeweils andere elbischen Ev.-Luth. Kirche, der
und Schüler Kakaoprodukte, Kultur, Geschichte und Alltag. Norddeutschen Stiftung für
machten Präsentationen unter Dies ist eine der wesentlichen Umwelt und Entwicklung, der
der Überschrift „Kakao, der die Voraussetzungen für eine gleich- Arbeitsgemeinschaft der Evange-
Welt verändert“ und bemühen berechtigte (Handels-) Partner- lischen Jugend in der Bundesre-
sich seitdem, eine Schulpartner- schaft. Mit Spannung verfolgen publik e.V. und dem Deutschen
schaft zwischen ihrem Gymna- die Unternehmer der Schüler- Entwicklungsdienst wäre diese
sium Altona und dem Lyzeum firma „FairChoc“ die Nachrich- Entwicklung nicht möglich ge-
Yamasá durchzusetzen. In Zu- ten über die Entwicklung der wesen. Ebensoviel hat das Pro-
sammenarbeit mit P. Heid und Schülerfirma am Lyzeum jekt „FairChoc“ dem persön-
der Arbeitsstelle Weitblick ar- Yamasá. lichen Einsatz der ehemaligen
beiteten die Schülerinnen und DED-Mitarbeiterin Petra Heid,
Schüler dafür, den Gegenbesuch Gegenwärtig entwickelt „Fair- der Lehrerin Birgit Scholing-
einer dominikanischen Delega- Choc“ mit der Bremer Schüler- Prümm und dem Lehrer Dr.
tion zu ermöglichen. Dies konn- firma „Kursivdesign“ eine Ko- Gottfried Thomas zu verdanken.
te im Oktober 2005 realisiert operation. Gemeinsam wollen
werden. Im Mittelpunkt des beide Schülerfirmen einen eige- Jürgen Reißner
Besuchs stand die Weiterent- nen fairen Schokoriegel aus Leiter der regionalen Arbeitstelle
wicklung der „Partnerschaft auf CONACADO – Kakao auf den für Frieden und Gerechtigkeit
einer Augenhöhe“. Von beson- Markt bringen. Dazu bringen „Weitblick“ bei der Christians-
derer Bedeutung war in diesem beide Firmen spezielle Fähig- kirche Hamburg-Ottensen.
Zusammenhang der Besuch keiten und Kompetenzen ein,
beim Schulprogramm des DED die sich gut ergänzen und für
in Berlin. Hier konnten vor eine erfolgreiche Vermarktung
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Entwicklungspolitische Bildungsarbeit als Brücke
Quelle: Siggi Schell-Straub
Überall in der Welt sind Kinder „Globale Lernen", wenn Kinder Kooperationspartner hinzuge-
und Jugendliche positiv oder ne- und Jugendliche über Grenzen kommen und vermittelt (zu-
gativ, merklich oder unmerklich hinweg gemeinsam miteinander rückgekehrte) Entwicklungs-
in globale Zusammenhänge ein- und voneinander lernen können. helfer des DED in Baden-Würt-
gebunden. Sie lernen etwas über temberg und in den afrikani-
knappe Ressourcen oder leiden Um solche Lernprozesse möglich schen Ländern als kompetente
selbst unter Ressourcenknapp- zu machen, entstand 1998 eine Begleiter von interkulturellen
heit. Keine Frage, Lernen in Kooperation zwischen dem Ent- Lernprozessen.
weltweitem Kontext ist notwen- wicklungspädagogischen Infor-
dig für alle, die sich in dieser mationszentrum (EPIZ) in Einbezogen sind dort und hier in
Welt zurechtfinden und verant- Reutlingen, der Pädagogischen Baden-Württemberg Schulen,
wortlich handeln wollen. Dies Hochschule Weingarten und die pädagogisch neue Wege ge-
gilt für ein Kind in einer Stadt dem „Réseau Ecole et Develop- hen, Umwelt- und Entwick-
in Kamerun ebenso wie in einem pement“ RED, einem Netzwerk lungsfragen als wichtig erachten
kleinen Dorf auf der Schwäbi- Schule und Entwicklung in und ihren landeskundlichen
schen Alb. Anschaulich, span- West- und Zentralafrika. Seit Horizont erweitern wollen. Das
nend und direkt am Leben ge- 2003 ist die Regionale Bildungs- Ziel ist dabei nicht, finanzielle
staltet sich das so beschriebene stelle des DED in Reutlingen als Hilfe vom Norden in den Süden
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fließen zu lassen und damit die schen Berater des EPIZ, RED in Baden-Württemberg mit
üblichen Bilder vom bedürftigen des DED und der Lehrkräfte. den deutschen Schulen tun.
Süden und dem reichen Norden Langfristig planen wir Begeg-
zu transportieren, sondern viel- nungsreisen der Kinder und Ju- Als methodische Anregung bat
mehr möglichst viele Lernende gendlichen, aber dazu gibt es ich die Partner in Deutschland,
und Unterrichtende partizipie- vieles zu bedenken, angefangen Stofffahnen zu bemalen, eine für
ren und in einen lebendigen bei der unvermeidlichen Selek- die Partner, eine für ein gemein-
Austausch miteinander treten tion der Teilnehmerinnen und sames „Umwelt- und Friedens-
zu lassen. Teilnehmer bis hin zu ihrer band“, das für die deutschen
Vorbereitung auf die Reise in Schulen ausleihbar sein wird
Alle Beteiligten einigten sich auf eine fremde Kultur und auch und nun als Grundlage für das
eine gemeinsame ideelle Basis, die Rückkehr in die eigene. geplante Unterrichtsmaterial
einem Leitbild mit vier zentralen dient.
Begriffen: Offenheit für die je- Reise zu Schulen
weils andere (Schul)Kultur, in Kamerun und Tschad Zum Besuchsprogramm an jeder
Gegenseitigkeit im Sinne von Schule gehörten Gespräche mit
Augenhöhe, Teilen bezogen auf Um die Bedeutung solcher Rei- Vertretern der Schulträger, mit
das Wissen hier wie dort und sen zu erkennen, werfen wir ei- der Schulleitung, den pädago-
Selbstreflexion über die Kom- nen Blick zurück zum Mai gischen Beratern des RED, dem
munikationsprozesse. Sie wer- 2005, in dem ich zusammen gesamten Kollegium und vor
den in unserem Netz (derzeit mit Céline Schwinge (EPIZ) allem Besuche in den Schul-
15 Schulen in Deutschland und sechs Schulen in Kamerun und klassen mit einer ca. zweistün-
15 Schulen in Afrika, dazu die eine Schule im Tschad besuchen digen Unterrichtseinheit in je-
begleitenden Organisationen) konnte. weils einer Schulklasse, um dort
mit Leben gefüllt: durch Briefe, entsprechende Umwelt- und
Emails (der Evangelische Ent- Die Reise musste viele Anliegen Friedensfahnen herzustellen.
wicklungsdienst (EED) stattete unter einen Hut bringen:
die afrikanischen Schulen ent- ➔ Lehrkräfte und Schülerinnen Dies führte zu handfesten Ergeb-
sprechend aus) und ausgetausch- und Schüler motivieren, den nissen: Ideen von Schülern, die
te Gegenstände, wie etwa ein Austausch zu beginnen oder nun materialisiert in Form von
Kinderzimmer im Schuhkarton, mit neuem Elan weiter zu Photos, Bildern, Texten, Gegen-
das Lieblingsessen aus Papp- führen, ständen und Stofffahnen zu den
maché, Sand, Lehm zum For- ➔ konkrete Ziele des Aus- Die Umwelt- und Friedensfahne wächst.
men von eigenen Kunstobjek- tauschs entwickeln und ge-
ten, Blätter, Wasser und vieles eignete Vorgehensweisen
mehr. So wird es den Kindern besprechen, insbesondere
auch ohne Sprache leicht mög- sich zu den Themenkom-
lich, eigene Lebenssituationen plexen „Umwelt und Frie-
und Erfahrungen zu vergleichen. den“ austauschen, die von
Trotz der Entfernung entsteht den afrikanischen Schulen
eine soziale Nähe. Der Aus- gewählt wurden,
tausch der Lehrerinnen und ➔ ein geplantes Unterrichts-
Lehrer bezieht sich auf pädago- material zu den Themen
gische Konzepte, das Schulprofil andenken,
und nicht zuletzt die Bewälti- ➔ und zu den Regionalbüros
gung des Schulalltags. des DED im Tschad und
Kamerun Kontakt aufneh-
Aber auch eine direkte Begeg- men und Möglichkeiten
Quelle: Siggi Schell-Straub
nung ist auf lange Sicht unab- besprechen, ob und wie Ent-
dingbar für das Gelingen der wicklungshelfer vor Ort die
Partnerschaften. Bisher be- Partnerschaften unterstützen
schränkte sich dies auf gegen- und begleiten könnten –
seitige Besuche der pädagogi- ähnlich wie dies Rückkehrer
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Entwicklungspolitische Bildungsarbeit als Brücke
Partnern gekommen sind und vation und das Engagement der hat mittlerweile die zugehörige
die zum Nachdenken anregen. Beteiligten, sich für neue schü- Partnerschule in Lomé aufge-
Ganz besonders natürlich das lerorientierte Lehr- und Lern- sucht, Briefe überbracht und
nun schon beträchtlich lange methoden einzusetzen, sich für mit Lehrern und Schülern
Umwelt- und Friedensband Frieden und Umwelt im lokalen gesprochen.
(27 m!). Unterschiedliche Ergeb- Umfeld einzusetzen, eine Part-
nisse der Auseinandersetzung nerschaft zu beginnen oder Eine gute Portion Nachdenk-
mit den Themen spiegeln hier fortzusetzen und sich nicht von lichkeit bleibt jedoch zurück,
die Weltsicht der Kinder wider der Distanz, den ungleichen wenn verwöhnte Bewohner des
und zeigen ihre Wünsche auf Bedingungen, den technischen reichen Teils der Welt einmal
(durchgestrichene Waffen oder Schwierigkeiten abhalten zu mehr sehen, wie ungleich die
eine Friedenstaube in Tschad, aus lassen, gemeinsam über Grenzen Rahmenbedingungen für das
Lehm geformte Handys in hinweg zu lernen. Lernen auf diesem Planeten
Nkolmbong, Kamerun, abge- sind. Wir sollten uns vor dem
hackte Bäume mit einem Appell, Ein Reutlinger Entwicklungs- Hintergrund des Millenniums-
die Bäume zu schützen, an ver- helfer – Holger Bergmann, der ziels „Bildung für alle“ Gedan-
schiedenen Schulen in Kame- in Togo arbeitet – ist zum inter- ken zu diesen Rahmenbedin-
run), aber auch Lösungen, wie kulturellen Vermittler geworden, gungen machen, auch wenn
zum Beispiel Texte über den wie man ihn sich nicht besser der Schwerpunkt auf dem
Umgang mit Konflikten im wünschen kann. In seinem Hei- interkulturellen Austausch
(Schul-) Alltag. maturlaub besuchte er vor kur- liegt.
zem mit seiner Frau hier eine
Das schönste Resultat ist jedoch Schule (Realschule Neuffen), Mein Dank für die wertvollen
„Frieden und Entwicklung“ für mich die gewachsene Moti- um von „dort“ zu erzählen. Er Erlebnisse gilt vor allem unseren
kommen auf die Wunschzettel. Partnern und allen, die diese
Reise möglich gemacht haben.
Sigi Schell-Straub
Leiterin Regionale Bildungsstelle
des DED in Reutlingen.
Lehrerin, 1983 bis 1985 und
1991 bis 1994 in Lesotho.
Quelle: Siggi Schell-Straub
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Redaktion:
Dr. Otti Stein, Jutta Heckel, Kai Laufen
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