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BEOBACHTER.CH I 11. MAI 2018 I NR. 10 I FR. 4.

80

PFLEGE
Herzkrankes Kind:
Gemeinde lässt
Familie im Stich

NACHBARN
So vermeiden Sie
Streit im Garten

KAUM CHANCEN AUF

RECHT WIE DIE JUSTIZ NORMALBÜRGER AUSSCHLIESST


Beschwingtes Gehen mit
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EDITORIAL

Die Justizdirektoren
müssen jetzt handeln
G
ibt es «Recht bald nur noch für Reiche?», vor Gericht Recht, erhält er den Vorschuss zu-
fragte der Beobachter im November rück – auch wenn die Gegenseite kein Geld hat.
2015 in einer Titelgeschichte. Er löste Das sind Schritte in die richtige Richtung,
damit eine Debatte weit über juristische Kreise wie unser Autor Gian Signorell in der Titel­
hinaus aus. Tatsächlich hat sich die Situation geschichte «Justiz in der Krise» (ab Seite 14)
für Normal- und Wenigverdiener massiv darlegt. Mit der Zulassung von Inkassofirmen
verschärft. und Rechtsschutzversicherungen als Rechts-
Ein Hauptgrund liegt in der 2011 revidierten vertreter vor Gericht will der Bundesrat zudem
Zivilprozessordnung (ZPO). Sie legte fest, dass dafür sorgen, dass auch diese Dienstleistungen
Rechtsuchende neu in jedem Kanton einen künftig billiger angeboten werden können.
Vorschuss leisten müssen, um Gerichts- und
Verfahrenskosten zu decken. Digitalisierung dürfte helfen. Die Anwaltshono­
«Sich vor Seither können es sich viele nicht mehr
leisten, sich vor Gericht zu wehren, wenn ihnen
rare sind mit Stundensätzen von 300 Franken
und mehr immer noch sehr hoch. Nun aber
Gericht Unrecht geschehen ist oder wenn sie eine stehen Legal-Tech-Firmen mit ausgeklügelten
gegen gerechtfertigte Forderung durchsetzen wollen. Softwarelösungen in den Startlöchern, um
Unrecht Vor allem Klagen mit hohem Streitwert, auch hier einige Angebote effizienter und
­etwa Haftpflicht-, Bau- oder Erbteilungspro- günstiger zu offerieren, als es heute der Fall ist.
zu wehren, zesse, seien «für den Grossteil der Bevölkerung Doch Handlungsbedarf gibt es weiter. Vor
können finanziell nicht tragbar», kritisierte etwa Isaak allem die Kantone sind in der Pflicht. Sie dürfen
sich viele Meier, emeritierter Professor für Zivilprozess- die Höhe der Gerichtskosten in eigener Kom-
nicht mehr recht an der Uni Zürich, gegenüber der NZZ.
Jetzt soll endlich etwas geschehen. Die ZPO
petenz festlegen. Die Folge: Im Kanton Luzern
muss ein Kläger für einen Zivilstreit mit einer
leisten.» soll in über einem Dutzend Punkten revidiert Klagesumme von 1,5 Millionen Franken mit
Andres Büchi, werden. Noch bis zum 11. Juni können sich Kosten von 476 000 Franken rechnen, während
Chefredaktor interessierte Kreise zum Entwurf äussern. derselbe Streit im Kanton Schwyz «nur»
Die wichtigsten Verbesserungen: Mit der 283 000 Franken kosten würde. Solche enor-
heutigen Regelung muss jeder Zivilkläger men Unterschiede sind nicht zu rechtfertigen.
schnell mal Tausende Franken vorschiessen – Die Konferenz der Kantonalen Justiz-
dieser Betrag soll künftig halbiert werden. und Polizeidirektoren hat dazu bisher weder
Zudem soll das Inkassorisiko wieder dem Empfehlungen noch Richtlinien erlassen. Zeit,
Staat überbürdet werden. Bekommt der Kläger das Traktandum auf die Agenda zu setzen.

Beobachter.ch Guider.ch
NEWS

Edition
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Beobachter 10/2018 3
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INHALT

58
7 Kündigung Streit um Lohn für angebliche
Schnuppertage
10 Pflege Die Eltern eines kranken Mädchens Nachbarn
erhielten jahrelang keine Unterstützung Reibereien am
12 Tempo 30 In Zürich wird nur verlangsamt, Gartenzaun:
wenn der öffentliche Verkehr schnell bleibt Was rechtlich gilt
14 TITELTHEMA Kaum Zugang zur Justiz
Hohe Hürden verhindern, dass Normalbürger
prozessieren können
50
Kunst
24 Schulden So agieren lusche Kreditanbieter Bad Ragaz hat die grösste
Freiluft-Schau von Skulpturen
26 Fitness-Daten Was eine Pulsuhr bewirkt
30 Vollgeld-Initiative Experte Tobias Straumann
zur Reform des Finanzsystems
32 Augenzeuge Polizist Heinz Burkhalter
betreut am Susten verunfallte Töfffahrer
34 Nachlese Wie erboste Anwohner gegen
den Lärm auf Spielplätzen kämpfen
36 Der Fall Die Mutter eines zehnjährigen
Schweizers ist in der Schweiz unerwünscht
40 Prix Courage Die neue Jurypräsidentin
Susanne Hochuli im Interview
42 Gift So gelangt das krebserregende PCB
in unser Essen
44 Lokalpolitik Was tun, wenn niemand
in den Gemeinderat will?
48 Vereine Obligatorische Unfallversicherung
bringt Sportklubs in existenzielle Nöte
14
TITELTHEMA
Kaum Zugang zur Justiz
TITELILLUSTRATION: MICHAEL RAAFLAUB | FOTOS: ANNE GABRIEL-JÜRGENS, BEAT SCHWEIZER | ILLUSTRATIONEN: MICHAEL RAAFLAUB, BEO/AK/SEE

50 Kunst In Bad Ragaz können Interessierte


eine Skulpturen-Schau erwandern Wie die Justiz reiche Kläger bevorteilt

55 Rätsel

RATGEBER 24
58 Nachbarn Was im Garten rechtlich gilt Schulden
61 Psychologie Wer immer alles aufschiebt, Die falschen Versprechen
ist nicht faul, sondern überfordert dubioser Kreditfirmen
62 Nachkommen Die Erbschaft erst nach
dem Verteilen versteuern?
64 Erdbeben Schweizer Hausbesitzer
unterschätzen die Risiken
67 Sicher melden So treten Whistleblower
anonym mit dem Beobachter in Kontakt
68 Job Was einen schlechten Chef ausmacht
72 Teenager Nützliche Tipps für die ersten
Ferien ohne die Eltern

74 Kontakt Beratung und Impressum


76 TV-Tipps
44
Lokalpolitik
Wer will denn heute noch
80 Leserforum Gemeinderat werden?
82 Schlusspunkt Sursee ruft – ich komme Zum Beispiel Rolf Züllig (Bild)

Beobachter 10/2018 5
Senioren fahren
passabel E-Bike
UNFÄLLE. Senioren haben das E-Velo nicht im Griff und stürzen
oft – so das Vorurteil. Eine neue Studie zeigt ein anderes Bild.

A
llein im letzten Jahr stürzten 934 gem Boden ausrutschen, anderen Ver-

540 Leute, Personen mit dem E-Bike. Das


zeigen die Polizeidaten. Die glei-
kehrsteilnehmern ausweichen müssen
oder an Schwellen oder Tramschienen

1 Toilette chen Daten zeigen auch: Die Verunfall- scheitern. Auch hier: Am häufigsten
ten sind vor allem Senioren. Die Gründe ausgerutscht sind nicht ältere, sondern
scheinen klar: Ältere kaufen sich ein jüngere, überdurchschnittlich fitte und
ÖFFENTLICHER VERKEHR. Mit elektrisches Zweirad, wenn ihnen die routinierte E-Biker. Keine grosse Rolle
den Zügen der SBB sind derzeit Kraft für eine normale Velofahrt fehlt. spielte, ob sie ein langsames oder ein
zwar 2716 WCs unterwegs. Und weil sie deshalb lange kaum mehr schnelles Bike benutzten.
Doch viele Reisende kennen das im Sattel waren, fehlt ihnen die Übung. Beim Alter gibt es allerdings einen
­Problem: Die Blase drückt – und Andrea Uhr von der Beratungsstelle wichtigen Unterschied: Ältere E-Biker
keine Toilette weit und breit. Es für Unfallverhütung hält dagegen. Sie verletzen sich häufiger und schwerer.
sei sogar schon vorgekommen, hat Alleinunfälle mit dem E-Bike um- Nur aus diesem Grund sind sie in den
dass sich Lokführer geweigert fassend untersucht und sagt: «Senioren Statistiken der Polizei besonders häufig
hätten loszufahren, weil kein verunfallen nicht häufiger als junge zu finden.  ANINA FRISCHKNECHT
einziges WC in Betrieb war, E-Biker. Je öfter man aufs Velo steigt,
­berichten Zugbegleiter. desto eher fällt man eben runter.» Viele
Auf der Paradestrecke Bern– Verunfallte seien routinierte Fahrer. Das
Zürich werden zum Teil Wagen- gelte auch für die Senioren.
kombinationen mit nur einer
einzigen Toilette eingesetzt. Die Verdreifacht. Unfälle mit dem Velo kos-
SBB relativieren: «Nur zu Rand- ten jährlich 154 Millionen Franken, be-
zeiten sind im Fernverkehr kurze rechnet die Suva. E-Biker sind immer
Kompositionen mit nur einer öfter betroffen. In den letzten Jahren hat
­Toilette unterwegs.» Und: Bei sich die Zahl der Unfälle verdreifacht.
­einer Fahrzeit von 20 Minuten Immerhin: E-Biker stürzen nicht
sei es zumutbar, wenn es nur ein häufiger als Velofahrer. Und aus den­
WC pro 100-Meter-Komposition selben Gründen. Laut Andrea Uhr vor
gebe. In solchen Zügen fahren ­allem, wenn sie auf nassem oder eisi-
bis zu 540 Personen mit.

Heute «viel schlechter». Früher

FOTOS: WIKIPEDIA COMMONS,GETTYIMAGES/ISTOCKPHOTO, ZVG, KEYSTONE, PASCAL MORA, PLAINPICTURE


habe jeder Waggon eine Toilette Mit Adriana Hörler hatte Das Eichhörnchen sammelt
gehabt, sagt Marcel Burlet, an der Landsgemeinde von Nüsse. Und Bundesrat
­Sekretär der Vereinigung Pro ­Appenzell Innerrhoden Guy Parmelin Munition:
Bahn. Wenn sie besetzt oder ­niemand gerechnet. Die Die Schweizer Armee lagert
­kaputt war, konnte man in den 21-jährige Jusstudentin stieg derzeit Geschosse und
nächsten Waggon wechseln. auf einen Stuhl, griff zum Sprengsätze im Wert von
Heute sei es viel schlechter. «Die ­Mikrofon und kritisierte den 3,6 Milliarden Franken.
COURAGE

BLAMAGE

SBB setzen nicht nur bei Zürich– CVP-Landammann Daniel Trotzdem kauft das Ver­
Bern, sondern etwa auch bei Fässler scharf. Die Regierung teidigungsdepartement
­Zürich–Chur Fahr­material ein, das habe einseitig über ein ­jedes Jahr Munition für
für den Nahverkehr beschafft Spital­projekt informiert, und 400 Millionen Franken dazu.
wurde.» Daher stünden weniger Fässler habe an der Lands- Weil aber pro Jahr nur für
Toiletten zur Verfügung. Jede gemeinde Gegner gekontert rund 60 Millionen Franken
zehnte Klage bei Pro Bahn und Befürworter geschont. ­geschossen und gesprengt
­betreffe WCs. Dabei gehöre die Hörlers Einsatz hat sich wird, wächst das Lager jähr-
Toilette eigentlich zum Service, ­gelohnt. Die 5000 Anwesen- lich um M ­ unition im Wert
den man mit dem Billett erkaufe. den applaudierten, und von 340 Millionen an. Bei
Die WCs sind gemäss SBB im mehrere Grossräte wollen ­einem Eichhörnchen würde
Fernverkehr zu 97,2 Prozent jetzt die Informationspolitik man sagen: gut gemacht.
­verfügbar, im Regionalverkehr der Regierung diskutieren. Bei e
­ inem Bundesrat nicht.
zu 98,5 Prozent. SUSANNA FRICKE

6 Beobachter 10/2018 *Name geändert


Schwanger
und plötzlich
ohne Job
Das ausgezeichnete Beobachter-Team

Beobachter
ARBEIT. Ist ein mündlicher Arbeitsvertrag
gewinnt rechtskräftig? Ja, sagt das Gesetz.
Medienpreis Doch so einfach ist es nicht immer.

N
FUSSBALL ist viel mehr als nur ach einem Schnupper- laufen. Eigentlich seien nicht
Freizeit. Es geht um Träume, tag in einem Avec-Shop mehr als drei Schnuppertage
Freundschaften und Rivalitäten. in der Nähe von Bern erlaubt. «Doch die Filialleiterin
Und die 76 000 Vereine sind habe sie die erfreuliche Nach- hat diese Vorgabe nicht re­
letztlich der Kitt, der die Schweiz richt bekommen, erzählt Rahel spektiert», so die Sprecherin.
im Kleinen zusammenhält. Diese Sager*. Die Filialleiterin habe Dass ein mündlicher Arbeits-
zwei Thesen standen am Beginn ihr mündlich mitgeteilt, sie vertrag abgeschlossen wurde,
eines Multimediaprojekts über ­habe die Stelle als Verkäuferin. bestreitet Valora nach wie vor:
den FC Emmenbrücke. Ein zehn- Das war Ende November. Ein «Nach unseren Informationen
köpfiges Beobachter-Team der halbes Jahr später ist sie wurde eine solche Aussage nie
Print-, Online- und Bewegtbild- schwanger und ohne Job. gemacht.»
redaktion begleitete ein halbes Dabei schien alles in bester Das Problem: Es steht Aus-
Jahr lang den Innerschweizer Ordnung, erzählt Sager. Sie ha- sage gegen Aussage. «Ich hätte
Fussballverein, der um den Auf- be das Vorstellungsgespräch auf einem schriftlichen Vertrag
stieg in die zweite Liga spielte. gehabt, ein Schnuppertag sei bestehen sollen», weiss Sager
Die am Projekt beteiligten ausgemacht worden. Dann heute. Doch die Filialleiterin
­Redaktorinnen und Redaktoren ­habe sie mit der Filialleiterin habe sie immer wieder
erhielten nun in der Kategorie Lohn und Arbeitsstunden fest- vertröstet. «Mir geht es
«Online» den ersten Preis des gelegt und sei über Pensions- gar nicht ums Geld,
Swiss Press Award. Sie zeichne- kasse, Abzüge und Zulagen sondern um Gerech-
ten mit grossem Engagement informiert worden. Sie begann tigkeit», sagt Sager.
ein intimes Bild eines Vereins, sofort zu arbeiten. Meist Früh- Mittlerweile hat
der ganz nebenbei als Integra­ schicht, meist acht Stunden. Valora die 73 Arbeits­
tionsmaschine wirkt. 73 Stunden total. Auch an der stunden bezahlt.
Weihnachtsfeier nahm sie teil. Aber einen Job
Dimensionen gesprengt. Die hat die schwan-
im Oktober 2017 publizierte Job «nicht gefährden». «Kurz gere junge Frau
Multi­mediageschichte «Chömid, darauf erfuhr ich, dass ich trotzdem nicht.
Jungs! Möchid, Jungs!» sprengte schwanger bin», sagt sie. Sie  NILS HÄNGGI
nicht nur vom Aufwand und behielt es für sich, wollte den
Umfang her übliche Dimensionen. neuen Job nicht gefährden.
«Dank grossformatigen Bildern, Das darf sie. Das Gesetz be-
Videointerviews und multi­ sagt: Eine Schwangerschaft
medialen Kontextinformationen muss man nur erwähnen,
gelingt es dem Beobachter, wenn eine Arbeit nicht aus­
mehr als nur ein Vereinsporträt geführt werden kann.
zu zeichnen», sagte der Jury­ Im Januar erhielt die wer-
präsident Nick Lüthi in seiner dende Mutter die Kündigung.
Laudatio. Man teilte ihr mit, sie sei gar nie
Die Re­portage stehe beispiel- angestellt worden. «Die Ar-
haft dafür, was die Schweiz aus- beitstage waren nur Schnup­
mache – «neben Demokratie, per­­ein­sätze», heisst es bei der
Käse und Matterhorn». Sie zeige Avec-Franchisegeberin Valora.
auch, wie eine Multimedia-Crew Ein schriftlicher Vertrag
ihre Möglichkeiten ausnützen wurde nie geschlossen. Als
und als geschlossenes Team ein sich der Beobachter einschal-
kleines Meisterwerk schaffen tet, räumt Valora ein: Intern sei
kann. ANDRES BÜCHI leider nicht alles optimal ge-

*Name geändert Beobachter 10/2018 7


IN ZAHLEN

Wenn sie
klingeln,
wirds teuer
50
Milliarden Franken
werden Schweizer
Firmen dieses Jahr
HAUSTÜRGESCHÄFT. als Dividenden
Kunden klagen: Vertreter von ausschütten,
Baufirmen schwatzen Betagten schätzt die Neue
überteuerte Sanierungen auf. Helvetische Bank.
Da die Wirtschaft
gut läuft, dürfen

G
leich mehrere Männer standen vor Der Gesellschafter der Firma, Peter die Aktionäre auch
Josef Troxlers Tür. Sie überzeug- Ruoff, relativiert solche Vorwürfe: «Wir dieses Jahr mit
ten den dementen 90-Jährigen, haben 10 000 Aufträge pro Jahr, bei denen einer durchschnitt-
eine Aussentreppe seines Hauses in stets die Qualität stimmt.» Zur Kritik, dass
lichen Rendite von
­Luzern sanieren zu lassen. Kosten: 6900 man vor allem Senioren bei Haustür­
Franken für 20 Quadratmeter. geschäften anspricht, sagt er: «Der Grund
knapp drei Prozent
Sohn Urs-Sepp Troxler, der seit zwei ist einfach: Ältere Menschen wohnen eher rechnen. Firmen
Jahren das Administrative für seinen in sanierungsbedürftigen Häusern.» wie Credit Suisse,
Vater erledigt, sagt: «Sie drängten ihn da- Sunrise, Swiss Prime
zu. Er braucht die Aussentreppe gar nie.» Doch noch kulant reagiert. Im Fall des Site oder UBS zahlen
Vom Vertragsabschluss mit der Geru Bau- ­ ementen Josef Troxler lenkt die Geru
d Dividenden aus
tenschutz GmbH aus Schlieren erfuhr der Bautenschutz GmbH nach Intervention den Kapitalreser-
Sohn erst, als die Arbeiten abgeschlossen des Beobachters ein. «Wenn uns der Sohn
ven. Damit sparen
waren. Er beschwerte sich per Mail. Die ein Arztzeugnis schickt, das die Demenz
private Schweizer
blieb unbeantwortet. Im Dezember hakte bestätigt, werden wir von den Forderun-
er nach und bat um eine Aufschlüsselung gen zurücktreten», verspricht der Ge-
Aktionäre die Ver-
der Kosten. Die Antwort einen Monat spä- schäftsführer Charles Vock. rechnungs- wie
ter: eine Mahnung. Die 6900 Franken sei- Das sei der richtige Weg, sagt Walter die Einkommens-
en ein Festpreis. Daher sei es nicht nötig, Noser vom Beobachter-Beratungszen­ steuer. Zum Ver-
die einzelnen Positionen der ausgeführ- trum. Denn: Bei einem Vertragsabschluss gleich: Wer sein
ten Arbeiten exakt aufzuschlüsseln. könne man davon ausgehen, dass der Geld auf dem Konto
Troxler ist nicht der einzige unzufrie- Unterzeichner urteilsfähig ist. Sonst brau- lässt, erhält von der
dene Geru-Kunde. In Deutschland, wo die che es im Nachhinein Beweise, zum Bei-
Bank gegenwärtig
Firma ebenfalls aktiv ist, hagelt es Be- spiel ein Arztzeugnis.
0,1 oder 0,05 Prozent
schwerden. Geru-Mitarbeiter sollen etwa Für Urs-Sepp Troxler kommt die Ku-
einen parkinsonkranken Senior an der lanz überraschend. «Nach mehr als einem
Zins. RENÉ AMMANN
Haustür überredet haben, den Balkon halben Jahr Streit habe ich nicht mehr an
QUELLEN: CASH.CH, KTIPP.CH,
NEUEHELVETISCHEBANK.CH, NZZ
­renovieren zu lassen. Für 4000 Euro. ein gutes Ende geglaubt.»  NILS HÄNGGI

Dank Spenden ein Neustart


Adrian Schweizer* fiel in eine Krise. weil er keinen Nachmieter finden konnte.
­Zuerst verlor er wegen Personalabbaus Er hatte vorgesorgt: Etwas Erspartes war
seine langjährige Arbeitsstelle, dann vorhanden und reichte für Umzug und
trennte sich seine Freundin von ihm. Und Kaution. Doch bei den Mieten blieb ein
Wenn Sie helfen wollen, können Sie spenden.
so konnte er schliesslich die Wohnung Betrag offen, den er aus eigener Kraft
Online: www.sosbeobachter.ch nicht mehr bezahlen, obwohl er sich nicht bezahlen konnte. Die Stiftung
FOTO: GETTYIMAGES

oder Postkonto 80-70-2/ ­finanziell einschränkte. Er suchte sich SOS Beobachter half ihm, so dass er
IBAN CH84 0900 0000 8000 0070 2 ­eine günstigere Bleibe. Doch der Umzug eine Betreibung vermeiden konnte und
(Empfänger: Stiftung SOS Beobachter,
8021 Zürich). Auch ein Legat hilft uns, verursachte Kosten, zudem musste er sein Neustart in der kleineren Wohnung
Hilfe für Menschen in Not zu gewährleisten. zwei Monate lang doppelt Miete zahlen, doch noch glückte. CLAUDIA KELLER

8 Beobachter 10/2018 *Name geändert


Konsumenten und Kunden stehen bei uns im Zentrum.

Intrum setzt sich für


eine gesunde Wirtschaft
ein – bei Unternehmen
und allen Konsumenten
Als weltweit führendes Inkassounternehmen
bietet Intrum auch Bonitätsauskünfte und
Digital Services an. Mit Leidenschaft und dem
Fokus auf nachhaltige Lösungen entwickeln
wir uns weiter und setzen uns für Sie ein.

Note
5.1 von 6*

*Bewertung der Freundlichkeit unserer Beratung


von 4 304 Konsumenten mit offenen Inkassofällen
im Zeitraum vom 01.05.2017 – 31.12.2017
intrum.ch
Recht für herzkrankes
Kind – nach elf Jahren
KINDERSPITEX. Elf Jahre lang hat sich die Gemeinde Birmensdorf geweigert, die Pflege eines
schwer herzkranken Mädchens zu bezahlen. Das kostet über 100 000 Franken an Steuergeldern.

W
as kümmert uns das Gesetz, haben einzuschlafen und den Alarm des Monitors mit
sich die Gemeindeoberen von Bir­ Herz- und Sauerstoffüberwachung zu überhö­
mens­dorf ZH wohl gedacht. Selbst ren», sagt Vater Peter Bührer. «Die psychische
einen Entscheid des Bundesgerichts ignorierten und physische Belastung war neben der Arbeit
sie. Mit diesem Vorgehen gefährdeten sie das und der Umsorgung und Erziehung unserer erst­
Leben eines kleinen Mädchens, trieben eine geborenen Tochter unglaublich hoch.»
­Familie weit über die Grenzen ihrer Belastbarkeit
und verursachten Mehrkosten von über 100 000 Zur Klage gezwungen. Eine Nachfolgelösung
Franken zulasten der Gemeinde. musste her – ohne dass die Finanzierung ge­
Das kleine Mädchen heisst Sophie Bührer und regelt war. Nach schwieriger Suche stiessen die
ist mit einem mehrfachen Herzfehler zur Welt Eltern auf die Kinderspitex plus Zofingen, eine
gekommen. Schon in den ersten Lebensmona­ Einrichtung der gemeinnützigen Stiftung Kind
ten waren mehrere Operationen nötig, um das und Familie. Birmensdorf weigerte sich nach wie
Kind am Leben zu erhalten. Komplikationen im vor, die Kosten zu übernehmen.
OP und auf der Intensivstation erschwerten die Der Kinderspitex und Bührers blieb nichts
Situation. Sophie brauchte rund um die Uhr anderes übrig, als die ärztlich verordneten me­
Sauer­stoff, musste künstlich ernährt und per­ dizinischen Massnahmen einzuklagen.
manent am Monitor überwacht werden. Wegen Birmensdorf rüstete auf. Nachdem die
einer schlimmen Dermatitis am ganzen Körper ­Gemeinde vor dem Bezirksrat abgeblitzt war,

72
musste sie wenigstens zweimal am Tag gebadet holte sich der Gemeinderat mit Ueli Kieser den
werden – samt Atemschlauch und Magensonde. wohl renommiertesten Sozialversicherungs­
Die Eltern konnten das Kind unmöglich 24 experten der Schweiz. Ohne Erfolg: Jede ein­
Stunden am Tag überwachen und betreuen. Der zelne Instanz bis hin zum Bundesgericht ver­
Arzt verordnete pro Woche 72 Pflegestunden donnerte die Gemeinde dazu, die Pflegeverant­
durch eine Kinderspitex, spätere Gutachten und wortung zu übernehmen und für die Restkosten Stunden
die IV rechneten sogar mit 80 Stunden. aufzukommen. Pflege pro
Birmensdorf aber hielt die Leistungsverein­
Auf einen Schlag keine Hilfe mehr. Das Pflege­ barung schlicht nicht ein, die beide Parteien vor
Woche
gesetz des Kantons Zürich verpflichtet die Ge­ Bundesgericht verabschiedet hatten. «Dass verordnete
meinden, für bedarfs- und fachgerechte Pflege­ nicht einmal das Bundesgericht die Gemeinde
leistungen der Einwohner zu sorgen. Konkret: zum Einlenken bringen konnte, damit hatte
der Arzt.
Sie müssen die Restkosten nach Abzug der IV- wirklich niemand gerechnet», sagt Peter Bührer.

36
und Krankenkassen-Anteile übernehmen. Doch Jahre vergingen, und Sophie musste gepflegt
in Birmensdorf foutierte man sich darum. Man werden – mit oder ohne Birmens­dorfer Segen.
bezahle für 36 Stunden – oder gar nichts, drohte «Ohne die Stiftung Kind und F ­ amilie ­wären wir
die Gemeinde und stellte ein Ultimatum. «Wir nicht in der Lage gewesen, Sophie zu Hause zu
würden mit unserer Tochter die lokale Spitex versorgen. Sie hatte sich zum Glück bereit er­
ruinieren, sagte man mir am Telefon», sagt Peter klärt, die Kosten zu übernehmen, bis ein rechts­ Stunden
Bührer. Damit war das Ringen um die Pflege der
kleinen Sophie eröffnet. Das war 2007.
kräftiges Urteil vorliegt», so Peter Bührer.
«Generell ist die Finanzierung der privaten
oder gar
Als sich die Eltern mit den 36 Stunden nicht Kinderspitexen durch die IV und die Kantone nichts,
einverstanden erklärten, stellte die lokale Spitex respektive Gemeinden stark verbesserungs­ drohte die
alle Leistungen ein – und gefährdete damit fähig. Sie ist nur durch Spenden und die ungüns­
­Sophies Leben. «Auch wenn wir uns viel Wissen tigen Anstellungsbedingungen des Pflegeperso­ Gemeinde
angeeignet hatten, waren wir doch beide medi­ nals zu bewerkstelligen», erläutert Christian und stellte
zinische Laien. In den Wochen, in denen wir Vonarburg, Geschäftsführer der Stiftung Kind
Sophie selber versorgen mussten, schliefen wir und Familie. «Auch Sophies Pflege konnten wir
gleich ein
kaum. Jede Nacht war von der Angst geprägt, nur dank Spenden vorfinanzieren.» Ultimatum.
10 Beobachter 10/2018
Mit der Gemeinde Birmensdorf
gekämpft: Peter Bührer

2014. Birmensdorf trug nur einen Teil der Kos­


ten und löste damit ein neues Verfahren aus.
rechtfertigte», schreibt Gemeindeschreiber
­Andreas Strahm auf Anfrage. Es sei um eine
«Jede Nacht
Darin versuchte die Gemeinde zu erreichen, dass Grundsatzfrage gegangen, die auch für andere hatten wir
sie nicht die vertraglich festgelegten Fr. 37.80 pro Gemeinden und Städte von Bedeutung sei. Angst, den
Stunde bezahlen muss, sondern teilweise ledig­ Schönfärberei. Wäre der erste Entscheid des Alarm des
lich acht Franken.
Wieder vergingen Jahre. Bis zum 20. Februar
Bundesgerichts zugunsten der Gemeinde aus­
gefallen, hätte das allenfalls Präzedenzcharakter
Monitors
2018 – elf Jahre und sechs Prozesse nach dem haben können. Im zweiten Verfahren aber ging für Herz
ersten Birmensdorfer «Njet»: Das Bundesgericht es lediglich darum, dass sie einen Vertrag, den und Sauer­
entschied zum zweiten Mal zugunsten der Kin­ sie unterzeichnet hatte, nicht einhalten wollte. stoff­ zu
derspitex, der kleinen Sophie und ihrer Eltern.
Und die Gemeinde gab sich endlich geschlagen.
Und wie rechtfertigt die Gemeinde, dass sie
mit ihrem Abziehen der Kinderspitex Sophies
überhören.»
Bilanz dieser Renitenz: Fr. 343 079.70 muss Leben in Gefahr brachte? Gar nicht. Aufgrund Peter Bührer,
Birmensdorf der Kinderspitex Zofingen für die des Amtsgeheimnisses könne man den Fall Vater von Sophie
geleistete und geschuldete Pflege für die Zeit bis nicht weiter kommentieren, lässt die Präsidentin
Ende 2013 zurückzahlen, zuzüglich 58 000 Fran­ der Sozialbehörde, Annegret Grossen, verlauten.
ken Zinsen. Für die Zeit ab 2014 sind weitere rund Auch Familie Bührer zieht Bilanz: «Diese elf
250 000 Franken an Pflegekosten aufgelaufen. Jahre waren schrecklich», sagt Peter Bührer.
Das ist nicht alles: Ihre Anwaltskosten hätten «Die Angst um Sophies Leben, die finanzielle
sich auf 13 000 Franken belaufen, so die Gemein­ Unsicherheit und die Belastung durch die Pro­
de. Das scheint wenig: Auf der Gegenseite waren zesse haben unser Leben über ein Jahrzehnt
es nach Abzug der Prozessentschädigungen lang bestimmt und uns nachhaltig geprägt.»
immer noch über 100 000 Franken. Auch gesundheitlich habe sie der Kampf be­
lastet. «Was bleibt, ist die Genugtuung, zu unse­
War es das wert? «Jede Gemeinde ist verpflich­ rem Recht gekommen zu sein. Und das Glück,
tet, mit den finanziellen Mitteln sorgfältig um­ Sophie trotz ihrer medizinischen Geschichte
zugehen. Der Fall hatte und hat für die Ge­meinde und ihrer Einschränkungen relativ unbeschwert
eine erhebliche finanzielle Bedeutung, was den heranwachsen zu sehen.»
Gang ans Bundesgericht für den Gemeinderat TEXT: ANDREA HAEFELY | FOTO: PASCAL MORA

Beobachter 10/2018 11
Kein Tempo 30, weil
das Tram eine Sekunde
langsamer wäre
LÄRMSCHUTZ. Die Stadt Zürich ist Vorreiterin bei Tempo 30. Ausgerechnet sie bremst jetzt
Lärmsanierungen aus – mit eigentümlicher Begründung. Tausende Einwohner sind betroffen.

S 1,3
trassenlärm verursacht jedes Jahr in stark lärmbelastet, den Anrainern stünden
der ganzen Schweiz 500 Todesfälle per Gesetz Lärmschutzmassnahmen «an
wegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen. der Quelle» zu.
Dazu kommen 2500 neue Diabetesfälle. Das «An der Quelle» bedeutet, dass beim Ver-
zeigen Hochrechnungen. Bis Ende März hät- kehr angesetzt werden soll. Doch die Stadt
ten deshalb alle Strassen nach einer 30-jäh- weigert sich standhaft, die entsprechenden Millionen
rigen Übergangsfrist lärmsaniert sein sol-
len. Doch das Ziel wurde um Meilen verfehlt,
Massnahmen zu ergreifen, und bietet ledig-
lich bessere Fenster an. Dagegen haben be-
Franken kostet
auch in der Stadt Zürich. reits 200 Personen Einsprachen eingereicht, der Bus, den
Umso erfreulicher, dass sich Zürich für gemeinsam mit dem VCS.
ihre lärmgeplagten Einwohner einsetzt und man wegen
auf vielen Kommunal- und Kantonsstrassen
Tempo 30 einführen will. Die Stadt ist bis vor
Zeitverluste kosten Geld. Tatsächlich sind
die Verkehrsbetriebe Zürich (VBZ) dafür
des Zeitverlusts
Bundesgericht gegangen, um rund 40 neue verantwortlich, dass Tempo 30 ausgebremst angeblich auf
Tempo-30-Strecken sowie vergrösserte wird. Sie gehören zum Departement der
Tempo-30-Zonen gegen den TCS und den ­Industriellen Betriebe, das FDP-Stadtrat der Linie 72
Automobilclub Schweiz zu verteidigen. Und
hat gewonnen.
Andres Türler anführt. Die VBZ halten für
den Stadtrat als Grund hin, dass die Einfüh-
zusätzlich ein­
rung solcher Zonen aus Kostengründen setzen müsste.
Das klingt beruhigend. Damit erhalten aber verhindert werden soll.
gerade mal 25 000 der 140 000 lärmgeplag- Konkrete Beispiele gibt es einige, zum
ten Zürcher ausreichende Lärmsanierung. Beispiel die Klosbachstrasse: Geplant ist die
Das liegt auch daran, weil an etlichen der Lärmberuhigung auf einem Abschnitt von
betroffenen Strecken mehr Büros als Woh- rund 500 Metern. Messungen der VBZ ha-
nungen liegen. Nichts vom Sieg in Lausanne ben jedoch ergeben, dass das Tram mit
haben zum Beispiel die rund 3000 Anwoh- Tempo 30 auf dieser Tour im Schnitt acht
ner in der Zürcher Brunau. Ihr Quartier ist Sekunden einbüssen würde – und das auf
eine Fahrzeit von 69,1 Minuten, die es in der
Hauptverkehrszeit für die ganze Strecke
braucht. Der Fahrplan könne im Feierabend-
verkehr ohnehin nur knapp mit den vorhan-
denen Fahrzeugen eingehalten werden,
heisst es aus Türlers Departement. Die zu-
sätzlichen acht Sekunden Fahrzeit würden
die Anschaffung eines zusätzlichen Tram-
zugs notwendig machen.
Hört sich ziemlich abenteuerlich an.
Doch es kommt noch absurder: Sieben der
acht Sekunden fallen weg. Denn eine ge-
plante Begegnungszone, die «fahrzeitverzö-
gernd» gewirkt hätte, wird nicht realisiert.
Damit ist klar: 700 Anwohner müssen unter
zu viel Lärm leiden, weil das Tram für seine
Tour im Schnitt eine Sekunde länger brau-
chen würde.

Mehr Kreativität gefordert. Ähnlich der Fall


Aemtlerstrasse mit rund 1500 Lärmbetrof-
fenen. Weil es dort beim 72er-Bus zu 36 Se-
kunden Verzögerung käme, wurde das Pro-
jekt abgelehnt. Wegen der halben Minute
müsste gemäss VBZ ein neuer Bus für
1,3 Millionen Franken angeschafft werden.
«Nur so kann der vorgesehene Taktfahrplan
eingehalten werden», erklärt Departements­
sprecherin Renata Huber.
Markus Knauss, Co-Geschäftsführer des
VCS Zürich, kann das nicht verstehen: «Es
kann doch nicht sein, dass nur ein kleiner
Teil der Bevölkerung Lärmschutz erhält,
weil die VBZ zu wenig kreativ sind, um Ver-
lustzeiten des öffentlichen Verkehrs auszu-
gleichen.»
Auch im Fall der Brunau begründen die
zuständigen Ämter die Ablehnung des Pro-
jekts damit, dass es im öffentlichen Verkehr
sonst zu Zeitverlusten käme. Ob die Busse
länger unterwegs wären, ist aber fraglich.
In der Stadt Zug wurde unlängst auf Ge-
heiss des Bundesgerichts ein Versuchsbe-
Besonders prekär ist die Situation trieb mit Tempo 30 angeordnet. Der Zeitver-
an der Zürcher Aemtlerstrasse. lust des Busses betrug exakt 0 Sekunden.
TEXT: ANDREA HAEFELY | FOTO: PASCAL MORA

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e
JUSTIZ
TITELTHEMA

in der Krise
RECHT. Enorme Prozesskosten, endlose Verfahren und pingelige Richter:
Wer vor Gericht gehen will, muss mit immer höheren Hürden rechnen.
Jetzt fordern Experten Korrekturen.

TEXT: GIAN SIGNORELL | ILLUSTRATIONEN: MICHAEL RAAFLAUB

D
ie Justiz in England steht allen einer Kreuzung vor Auw AG in die Hauptstrasse
offen – wie das ‹Ritz›», soll der einbiegt, braust ein Motorrad mit über 130 Kilo­
irische Richter James Charles metern pro Stunde heran. Es kommt zur Kolli­
Mathew gesagt haben. Sein gutes sion. Der Töfffahrer stirbt, Steiger verfällt hinter­
Recht einfordern konnte im her in eine tiefe Depression. Er wird invalid (­ siehe
19. Jahrhundert nur, wer es sich Illustrationen).
auch leisten konnte, im teuersten Hotel zu logie­ Der tragische Verkehrsunfall verursacht
ren – die Reichen unter den Reichen. enorme Prozesskosten, obwohl der Fall nicht
Was damals für die britischen Gerichtshöfe kompliziert ist. Zum Schluss summieren sich
galt, trifft heute auch auf die Schweizer Justiz Gerichts- und Gutachterkosten sowie Partei­
zu. Das zeigt etwa der Fall von Fritz Steiger*. Als entschädigungen auf 677 000 Franken. «Dass ein
der Chefmonteur mit seinem Lieferwagen an Prozess solche Summen verschlingen kann,

14 Beobachter 10/2018 *Name geändert


20. 11. 2014 Fritz Steiger* muss ein
­ ierteljahrhundert lang für sein Recht kämpfen –
V
bis vor Bundes­gericht. Er gewinnt zwar, doch
am Ende ist er psychisch völlig fertig.
28. 7. 1989 Steiger biegt mit seinem Lieferwagen in Auw AG
in eine Hauptstrasse ein, als ein Töfffahrer mit über 130 Kilometern
pro Stunde heranbraust. Es kommt zur Kollision.

300
versteht kein normaler Mensch mehr», sagt der hat am 1. Januar 2017 geändert. Nach altem Recht
Basler Rechtsanwalt Markus Schmid. Er hat für wäre es das Datum des Scheidungsurteils gewe-
Fritz Steiger gegen die Haftpflichtversicherung sen, neu ist es das Datum, an dem das Schei-
des rasenden Motorradfahrers gefochten und dungsverfahren eingeleitet wurde. Bonnaire
vor Bundesgericht gewonnen. Für den Unfall- wurde unter Anwendung der neuen Bestim-
schaden und die Invalidität musste die Versiche- mung geschieden – und verlor durch die über-
rung Steiger mit 780 000 Franken entschädigen. lange Verfahrensdauer PK-Beiträge von mehre-
Zwölf Jahre hat der Prozess gedauert. ren hunderttausend Franken. Hinzu kommt: Sie
Franken
Freuen konnte sich Steiger über seinen Sieg muss am Ende gar sämtliche Kosten für das
pro Stunde
nicht. Nach dem verheerenden Unfall, jahrelan- Verfahren vor Bundesgericht tragen. verlangen
gen Querelen mit Behörden und Versicherungen «Gerade bei Eheschutzverfahren wird die viele Anwälte
und der Trennung von seiner Frau war der Aar- Justiz durch die langen Verfahren ad absurdum von ihren
gauer zum Zeitpunkt der Urteilsverkündung ein geführt», sagt der Zürcher Rechtsanwalt Ueli Mandanten.
psychisches Wrack. «Sein Obsiegen quittierte er Vogel-Etienne. Das Eheschutzverfahren kommt
mit einer wilden Serie von Beschimpfungen und zur Anwendung, wenn die Frau oder der Mann
Verwünschungen», erzählt Anwalt Schmid. sich möglichst schnell trennen will, etwa weil
der Partner gewalttätig ist. Es regelt unter ande-
Justitias Mühlen mahlen langsam. Steigers Fall rem, wer in der gemeinsamen Wohnung oder im
zeigt, woran die Justiz neben den exorbitanten gemeinsamen Haus bleiben darf, wer für die
Kosten auch noch krankt: Viele Verfahren dauern Kinder verantwortlich ist und wer wie viel zum
viel zu lange. Das musste auch Cécile Bonnaire* Unterhalt beitragen muss. Vor allem kurzfristig
erfahren. Nach einem siebenjährigen Schei- beschlossene Trennungen sind traumatisch. In
dungsverfahren wurde ihre Beschwerde an das diesen Fällen ist es wichtig, dass Entscheide
Bundesgericht diesen März abgewiesen. Pech schnell und eindeutig gefällt werden.
für Bonnaire: Die Bestimmung, zu welchem Zeit- Das pure Gegenteil trifft auf einen Fall zu, den
punkt das Pensionskassenguthaben geteilt wird, Vogel-Etienne seit geraumer Zeit auf dem Tisch

16 Beobachter 10/2018 *Name geändert


29. 7. 1989 Der Töfffahrer erliegt seinen schweren Verletzungen.

Sommer 1989 Steiger kann das Unfalltrauma nicht


verarbeiten. Er wird depressiv, kann nicht mehr arbeiten. In der
Folge wird er zudem wegen fahrlässiger Tötung angeklagt.

hat: «Dieses Eheschutzverfahren steht nach ­ weifel an der Funktionsfähigkeit der Justiz.
Z
­geschlagenen fünf Jahren wieder ganz am An­
fang.» Das Ehepaar zerstreitet sich im Frühling
­Ursprünglich, so Vogel-Etienne, sahen es Richter
als ihre Aufgabe an, für Gerechtigkeit zu sorgen.
Straf­- und
2013, im folgenden August reicht die Ehefrau ein
Eheschutzbegehren ein, das im Dezember 2014
Die Rechtsprechung weist, gestützt auf die
­Europäische Menschenrechtskonvention und
Zivilprozess
in erster Instanz entschieden wird. Die Frau geht andere fundamentale Gesetzestexte, einen Strafverfahren: An­
in Berufung. Der Verdacht taucht auf, der Vater ­minimalen ethischen Gehalt auf. «Eine gerechte kläger ist der Staat,
missbrauche die Kinder sexuell. 2016 verlangt Rechtsprechung setzt ethische Werte wie Treue, Angeklagter einer, der
das Obergericht ein Fachgutachten, stützt sich Ehrlichkeit oder Bescheidenheit voraus.» Davon gegen Bestimmungen
aber dann wegen Mängeln nicht darauf ab. Im sei kaum mehr etwas zu spüren. Die Justiz des Strafgesetzbuchs
Oktober werden die Kinder der Mutter zugespro­ ­widme sich heute vor allem einer ökonomisch oder anderer ­Erlasse
chen, der Vater geht in Berufung. Das Bundes­ optimierten Fallerledigung und strebe besten­ (etwa Steuer­gesetze
gericht gibt ihm diesen März recht und weist den falls noch eine Verfahrensgerechtigkeit an: Fair­ oder AHV-Gesetz)
Fall ans Obergericht zur Neubeurteilung zurück. ness statt Moral. ­verstossen hat.
Pro Partei dürften bis jetzt Kosten von je rund Zivilverfahren: Hier
100 000 Franken angefallen sein. Richter mit «Hirnprothese». Viele Anwälte äus­ klagt eine natürliche
«Natürlich kann man sagen, diese Ehegatten sern noch heftigere Kritik. Der engagierte Zür­ oder eine juristische
seien streitsüchtig. Aber genau für solche Fälle cher Anwalt Philip Stolkin etwa sagt: «Es ist Person gegen eine
sind die Gerichte ja da, damit sie innert nützli­ ­heute nahezu unmöglich geworden, als Privater ­andere. Die strittigen
cher Frist entscheiden und die Situation beruhi­ einen Haftpflichtprozess gegen eine grosse Ansprüche beruhen
gen», so Vogel-Etienne. Sein düsteres Fazit: «Fast ­Versicherung zu gewinnen. Der Schaden muss auf Verträgen oder an­
fünf Jahre wurde prozessiert, ohne dass ein Er­ dermassen präzis und detailliert belegt werden, deren privatrechtlichen
gebnis vorliegt. Die Familie ist zerstört, die Kos­ als hätte die Richterin oder der Richter eine Verhältnissen, die oft
ten sind enorm. Das kann es ja wohl nicht sein.» ­Hirnprothese.» auf das Zivil­gesetz­
Angesichts solcher Ergebnisse beschleichen Stolkin erhält Support. Zum Beispiel bei der buch und das Obliga­
den Zürcher Rechtsanwalt grundsätzliche Substantiierungspflicht, wenn also die klagende tionenrecht gründen.

Beobachter 10/2018 17
11. 6. 1991 Das Bezirksgericht Muri AG
verurteilt Steiger wegen fahrlässiger
Tötung zu vier Wochen Gefängnis.

20. 1. 1992 Das Obergericht des


Kantons Aargau weist Steigers Rekurs ab.

1. 9. 1992 Das Bundesgericht gibt


Steigers Rekurs statt.

30. 10. 2002 Steiger klagt beim


Aargauer Zivilgericht auf 844 000
Franken von der Haftpflichtversicherung
des Töfffahrers.

15. 9. 2004 Das Zivilgericht weist die


Klage ab. Steiger rekurriert.

21. 6. 2006 Das Appellationsgericht


gibt dem Rekurs statt. Die Töffhaftpflicht­
versicherung rekurriert beim
Bundesgericht.

20. 3. 2007 Das Bundesgericht weist


den Rekurs der Töffversicherung ab.

6. 4. 2009 Das Zivilgericht spricht


Steiger 776 000 Franken zu. Die
Töffhaftpflicht­versicherung rekurriert.

22. 11. 2013 Das Appellationsgericht


weist den Rekurs der Versicherung ab. Sie
rekurriert.

20. 11. 2014 Das Bundesgericht lehnt


die Berufung der Töffversicherung ab.

841
Partei möglichst alle Umstände benennen muss, wissenschaftler begonnen, das wahre Ausmass
die für den behaupteten Sachverhalt sprechen. des Kostenwahnsinns aufzuzeigen.
«Die Anforderungen an diese Pflicht können Kritiker der ersten Stunde ist Isaak Meier. Ihm
­heute nur noch mit dem Wort ‹prohibitiv›, also ist es massgeblich zu verdanken, dass der Bun­
wirklich sehr abschreckend, umschrieben wer­ desrat für Änderungen ist. Der emeritierte Zür­
den», sagt Walter Fellmann, Haftpflicht­spezialist cher Zivilprozessspezialist hat mit Riccarda
an der Uni Luzern. Bei den Parteien und ihren Schindler 2015 den aufsehenerregenden Betrag
Anwälten entstehe in zu vielen Fällen der Ein­ von 342 000 Franken publiziert. So viel kostet im
Forderungs­
druck, das Gericht stürze sich geradezu auf ver­ Schnitt ein Haftpflichtfall mit Streitwert 1,5 Mil­
klagen gingen
meintliche Lücken, um den Fall in Anstand und lionen Franken, der bis vor Bundesgericht geht. 2007 im Kanton
Würde vom Tisch zu bekommen. In der Berechnung enthalten sind die Gerichts- Zürich ein.
und die Anwaltskosten beider Parteien. 2016 – nach
Revision in Angriff genommen. Das Unbehagen Meier und Schindler zeigten die grossen der Erhöhung
an der Justiz findet Gehör in der Politik. Seit März ­Unterschiede kantonaler Prozesskosten auf. Wer der Hürden
läuft die Vernehmlassung zur Revision der Zivil­ einen Haftpflichtfall im Kanton Luzern durch
prozessordnung (ZPO). Sie bestimmt die Regeln alle drei Instanzen ausfechten will, muss mit
in der Prozess­
für zivilgerichtliche Verfahren. Rechtsanwälte, Kosten von bis zu 476 000 Franken rechnen. Im
ordnung –
Richter und andere juristische Fachpersonen Kanton Schwyz gehts günstiger, aber nicht billig. waren es nur
sind eingeladen, sich bis Juni zu den vorgeschla­ Dort kostet ein Prozess bis vor Bundesgericht im noch 362.
genen Änderungen zu äussern. Ein wichtiges Schnitt 283 000 Franken. «Das lässt sich nicht
Ziel: der Abbau von Kostenschranken. mehr mit unterschiedlich hohen Lebenshal­
Gemessen an absoluten Zahlen, leistet sich tungskosten erklären», so Meier und Schindler.
die Schweiz den teuersten Justizapparat Euro­ Auf Bundesebene ist der Handlungsbedarf
pas (siehe Grafik, Seite 23). Rund 164 Franken hat erkannt. Bei den Kantonen jedoch scheint das
die öffentliche Hand pro Kopf 2014 dafür aus­ Bewusstsein für die Kostenproblematik zu feh­
gegeben. In den letzten Jahren haben Rechts­ len. So sagt Roger Schneeberger von der Konfe­

18 Beobachter 10/2018
Der Schwindel
ist weg

renz der Kantonalen Justiz- und Polizeidirekto-


rinnen und -direktoren (KKJPD): «Die Kompe-
tenz für die Festsetzung der Gerichtskosten liegt
bei den einzelnen Kantonen. Die KKJPD hat
dazu bisher weder Empfehlungen noch Richt­
linien erlassen.»

Ruinöse Risiken. Der Anspruch, dass alle vor den


Richter gehen können, ist einer der zentralen
Grundsätze eines rechtsstaatlichen Verfahrens.
Er ist sogar in der Europäischen Menschen-
rechtskonvention festgeschrieben. Prozess-
rechtler Meier aber sagt: «In allen Kantonen sind
die Prozesskosten heute so hoch, dass Personen
mit einem Durchschnittseinkommen nur pro-
zessieren können, wenn sie enorme Risiken oder
gar den wirtschaftlichen Ruin in Kauf nehmen.»
Wer über ein sehr kleines oder gar kein ge­
regeltes Einkommen verfügt, hat Anspruch auf
Appenzeller Heilmittel wirken
unentgeltliche Prozessführung. Als mittellos gilt
eine Person, wenn ihr Einkommen das betrei-
mit besonderer Kraft. Weltweit.
bungsrechtliche Existenzminimum um höchs-
tens 500 Franken überschreitet und sie keine
Vermögenswerte besitzt. Doch aus dem Schnei-
der ist man damit nicht: Falls ein mittelloser
Kläger den Prozess verliert, muss er für die Par-
Erhältlich in Drogerien und Apotheken. Lesen Sie die Packungsbeilage.
Beobachter 10/2018 19 Herbamed AG | 9055 Bühler | Switzerland | www.herbamed.ch
TIPPS
Checkliste
vor einem
Verfahren
Versicherung: Sie
­müssen eine Rechts­
schutzversicherung
­haben, bevor der Kon­
flikt ­absehbar ist. Infos
auf ­beobachter.ch/­
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ab, ob Sie das nötige
Geld und die nötige
Zeit für ein Verfahren
aufbringen können –
und möchten. Unter­
schätzen Sie die nerv­
liche Belastung durch
einen Prozess nicht.

Mediation: Klären Sie


ab, ob der Konflikt
auch durch einen pro­
fessionellen Mediator
20. 11. 2014 Die Gerichts- und Gutachter­kosten beigelegt werden
sowie die Partei­entschädigungen von Steigers Haft­ kann. Suche nach einer
pflicht­fall haben sich auf 677 000 Franken summiert. geeigneten Person auf
Swiss-mediators.org.

Finanzierung: Spezia­
teientschädigung der Gegenseite geradestehen. Es ist mehr als fraglich, ob die laufende ZPO- lisierte Firmen bieten
Bei einem Streitwert von 1,5 Millionen Franken Revision an den aktuellen Missständen viel än- bei Zivilverfahren eine
– bei Haftungsklagen kein seltener Betrag – kann dern wird. Die Hoheit über die Gerichtskosten Prozessfinanzierung
sich die zugesprochene Entschädigung ohne liegt bei den Kantonen, daher musste sich der an. Wenn der Kläger
weiteres auf 100 000 Franken belaufen. Bundesrat darauf beschränken, die Vorschuss- gewinnt, ist die Firma
Die 2011 mit Inkrafttreten der neuen Zivilpro- regelung zu entschärfen. Wer ein Zivilgericht am erstrittenen Betrag
zessordnung aufgestellten Hürden blieben nicht anruft, muss heute in fast allen Kantonen die beteiligt. Prozess­
ohne Folgen. Eine Erhebung der Fachzeitschrift gesamten Gerichtskosten vorschiessen. Beson- chancen und Solvenz
«Plädoyer» ergab, dass die Zahl der Forderungs- ders stossend: Wenn man verliert, zahlt einem der ein­zuklagenden
klagen, bei denen ein Gläubiger eine Schuld ein- der Staat den geleisteten Vorschuss nicht ­zurück. Partei werden streng
zutreiben versucht, seither in fast allen Kanto- Man muss ihn bei der Gegenpartei eintreiben. geprüft, meist gilt
nen gesunken ist. Am markantesten im Kanton Falls diese kein Geld hat, muss man den Vor- ein hoher Mindest­
Zürich: 2007 gingen 841 Forderungsklagen ein, schuss abschreiben. Neu soll nun wieder der streitwert.
2016 nur noch 362. Beim Regional­gericht Bern- Staat das Inkassorisiko tragen. Und die Prozess-
Mittelland sank in dieser Zeit die Zahl dieser vorschüsse will der Bundesrat halbieren. Anwalt: Engagieren Sie
Klagen stark von 307 im Jahr 2007 auf 235. einen fachkundigen
«Die Schweizer Richter nehmen ihre Aufgabe Viele Anwälte sind gierig. An den hohen Gerichts­ Anwalt, wenn Sie
sehr ernst. Sie setzen sich in ihrer täglichen gebühren oder den fetten Anwaltshonoraren ­prozessieren wollen.
­Arbeit dafür ein, dass die Bürgerinnen und Bür- wird die geplante Gesetzesänderung aber nichts Hilfe finden Sie auf
ger im Rahmen der gesetzlichen Ordnung ihre ändern. Stundenansätze von 300 Franken und Guider.ch, Stichwort
Rechte auch tatsächlich wahrnehmen können», mehr sind nicht unüblich. «Längst verstehen «Anwalts­suche».
sagt Patrick Guidon, Präsident der Schweizeri- sich Anwaltskanzleien nicht mehr als Diener am
schen Vereinigung der Richterinnen und Richter. Recht, sondern als kommerzielle Unternehmen,
Die Meinungsbildung zur Revision der Zivilpro- die ihren Gewinn zu optimieren haben», kriti-
zessordnung sei derzeit noch im Gang, die Mei- siert Ueli Vogel-Etienne seinen Berufsstand.
nungen gingen auseinander. Viele Anwälte hätten nicht mehr gerechte
­

20 Beobachter 10/2018
Konflikt­lösungen im Sinn, sondern vor allem Anspruch auf Entschädigung prüft. Legal Tech-
Billable Hours – verrechenbare Arbeitsstunden.
Experten gehen aber davon aus, dass sich die
nology heisst dieser neue Geschäftsbereich.
Online Dispute Resolution, was auf Deutsch
Die ZPO-
goldenen Zeiten des Anwaltsstands dem Ende
zuneigen. «Juristische Laien haben schon h
­ eute
so viel heisst wie Online-Streitbeilegung, ist eine
andere Neuerung. In der EU trat Anfang 2016 ­eine
Revision
im Internet Zugriff auf nutzbares juristisches Verordnung in Kraft, die Onlineanbieter ver- Die Zivilprozessord­
Wissen. In den kommenden Jahren wird der pflichtet, einen Link auf das Portal zur Online- nung (ZPO) bestimmt
Wissensvorsprung der Anwälte immer kleiner Streitbeilegung der EU zu setzen. Die Union stellt die Regeln von zivil­
werden. Sie werden ihre Leistungen offerieren die Plattform bereit, damit Konsumenten und gerichtlichen Verfah­
müssen, damit der Klient vergleichen kann», Händler Streitigkeiten im Zusammenhang mit ren. Sie soll revidiert
sagt Daniel Siegrist, Chef von Coop Rechts- dem Onlinekauf von Waren und Dienstleistun- werden. Der Bundesrat
schutz. Bei den Rechtsschutzversicherungen gen aussergerichtlich beilegen können. möchte Privaten und
gehe der Trend zu Pauschalen. Eine Einsprache Auch ohne die halbherzige Revision der Zivil- Firmen den Zugang
in einem IV-Fall werde dann pauschal mit 2500 prozessordnung steht die Welt der Justiz vor zum Gericht folgender­
Franken abgegolten. grossen Umwälzungen. Für Coop-Rechtsschutz- massen erleichtern:
Chef Siegrist der ideale Zeitpunkt, um sich „ Gerichtskosten­
Hoffnung auf Digitalisierung. Seit Januar 2018 grundsätzlichere Gedanken zu machen: «Ich vorschüsse sollen
lässt der Bundesrat Inkassofirmen und Rechts- habe den Eindruck, die Juristerei hat sich in den halbiert werden.
schutzversicherungen in bestimmten Fällen als letzten Jahren seltsam verselbständigt.» Statt „ Die obsiegende Par­
Rechtsvertreter vor Gericht zu. Damit hat er eine sich um die Probleme der Menschen zu küm- tei soll den Vorschuss
erste Bresche geschlagen ins lange als sakro- mern, kreise sie in einem Anflug von perfektio- vom Staat zurück­
sankt geltende Anwaltsmonopol. Diese Firmen nistischem Formalismus vor allem um sich bekommen.
könnten solche Dienstleistungen billiger anbie- selbst. Für Siegrist ist der Moment gekommen, „ Sammelklagen sollen
ten, so die Begründung des Bundesrats. wo alle Beteiligten versuchen sollten, eine mög- möglich werden.
Die Digitalisierung, die bei der Justiz noch in lichst genaue Antwort auf die Fragen zu finden: Die Revision ist in der
den Anfängen steckt, wird den Preisdruck eben- Was ist eigentlich die Funktion der Justiz? Und Vernehmlassung.
falls erhöhen. Heute bieten vor allem Start-ups was erwartet die Gesellschaft von ihr? n
digitalisierte Rechtsdienstleistungen wie eine
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aber auch, wer zum Schluss obsiegt. An

«Prozessieren ist
der obsiegenden Partei bleiben regel­
mässig Kosten hängen, vom Zeit- und
Nervenaufwand ganz zu schweigen.

nicht selten der Was raten Sie?


Man sollte immer versuchen, eine

schlechteste Weg»
­Einigung herbeizuführen, auch wenn
man Abstriche machen muss. Wenn der
Streit beigelegt ist, braucht es vielleicht
eine k
­ urze Zeit, bis man ihn verdaut hat.
INTERVIEW. Der Basler Rechtsanwalt Pascal Grolimund kann Aber dann kann man die Sache ad acta
legen und im Leben weitergehen.
den hohen Prozesskosten auch gute Seiten abgewinnen.
Lehnen Sie deshalb eine Senkung
der Gerichtskosten ab?
Beobachter: Wer prozessieren will, muss Wieso das? Nein, die Sache ist etwas komplizierter.
entweder sehr reich sein oder so arm, Es entspricht nicht der Schweizer Tra­ Bei ungleich langen Spiessen ist es
dass er in den Genuss der unentgelt­ dition, wegen allem und jedem Pro­ wichtig, dass die schwächere Partei die
lichen Prozessführung kommt. Dem zesse zu führen. Diese Tradition ist im Möglichkeit der gerichtlichen Durch­
­Mittelstand fehlt schlicht das Geld, um ­Auge zu behalten, wenn das Prozessie­ setzung hat. Zum Beispiel wenn man
vor Gericht zu gehen. Stimmen Sie ren vereinfacht wird. als Privatperson gegen ein finanzstar­
­dieser Sichtweise zu? kes Unternehmen wie eine Bank oder
Pascal Grolimund: Die neue Zivilprozess­ Was soll daran schlimm sein? eine Versicherung antreten muss. An­
ordnung hat das Prozessieren in der Prozessieren ist nicht selten der ders sieht es aus, wenn in etwa Waffen­
Tendenz teurer gemacht. Aber: Es war schlechteste Weg, einen Konflikt zu gleichheit herrscht, also eine Privat­
schon immer teuer, sein Recht vor ­lösen. Oft verlieren beide: die unter­ person gegen eine andere Privatperson
­Gericht einzufordern. Das kann auch legene Partei natürlich, weil sie nicht antritt oder ein KMU gegen ein KMU
sein Gutes haben. recht bekommen hat. Einen Preis zahlt und der Streitwert gemessen am Pro­

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Franken liegt. Dann ist ein pragmati­
sches Verfahren wünschenswert.
Schweizer Gerichte sind teuer
So hoch sind die Gerichtskosten in ausgewählten europäischen
Warum? Ländern pro Jahr (2014) und Einwohner.
Ich finde es nicht schlecht, wenn die
in Franken
Schlichtungsbehörde in solchen Fällen,
nicht zuletzt unter Hinweis auf das Kos­ Schweiz 164
tenrisiko, die Parteien ein bisschen zu Pascal Grolimund
ihrem Glück drängt, indem sie sie dazu ist Prozessanwalt
und Experte für
Deutschland* 126
bringt, einem Vergleich zuzustimmen. Ver­sicherungsrecht.
Wenn das Prozessieren zu günstig wäre, Er ist Titular­ Österreich 116
würde den Schlichtungsbehörden und professor an den
Universitäten Basel
den Rechtsvertretern ein wichtiges Ver­ Spanien 94
und Zürich.
gleichsargument genommen.
Niederlande 77
Würde das viel ändern?
Heute dürfen Schlichtungsbehörden Italien 58
nur bis zu einem Streitwert von 2000
INFOGRAFIK: BEOBACHTER/SEE | QUELLE: CEPEJ

Franken entscheiden. Ein zugegeben Frankreich 57


radikaler Vorschlag könnte auch dahin
gehen, die Schlichtungsbehörden mit Norwegen 49
einer viel umfassenderen Urteils­
kompetenz auszustatten und den Par­ England/Wales 49
teien nur sehr eingeschränkte Möglich­
keiten zu eröffnen, die Urteile beim Ukraine 7
Gericht anzufechten. Zum Beispiel nur
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erscheint. INTERVIEW: GIAN SIGNORELL *Daten aus dem Jahr 2013

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www.burgerstein.ch
Das Geschäft mit
Die Tricks der den Verschuldeten
Wer im Internet nach einem Kredit sucht,

Kredit-Kraken
riskiert grosse Verluste. Ein internationales
Geflecht von dubiosen Firmen will vor allem
eins – abkassieren.

SCHULDEN. Ein Netz von Kreditanbietern nutzt


die Verzweiflung von Verschuldeten aus.
Und zockt per Internet Tausende von Kunden ab.

G.

S
ie wissen, wie man Geld aus Leuten

URKUNDE
holt, die keins mehr haben. Internatio­ K.
nal vernetzte Abzocker locken mit
Krediten, die ihre Opfer nie erhalten werden.
Dieses Dokument bitte sorgfältig aufbewahren. Es beurkundet die
rechtsgültige und verbindliche Genehmigung der Finanzsanierung,
die vom namentlich aufgeführten Empfänger beantragt wurde.
URKUNDENNUMMER

BFG-317120907 Vielmehr reden sie von «Finanzsanierung»


Die Bearbeitung und Prüfung Ihres Antrags auf eine Finanzsanierung wurde erfolgreich
abgeschlossen und rechtsverbindlich freigegeben. Eine nachträgliche Ablehnung und
– und haben es auf Vermittlungshonorare
und Raten abgesehen.
erneute Überprüfung ist damit ausgeschlossen. Der Vertrag wurde bereits von der
Fachabteilung unterzeichnet und geht Ihnen auf Abruf direkt auf dem Postweg zu.

PERSÖNLICH ZERTIFIZIERT FÜR:

Peter Meier

SCHULDSUMME: LAUFZEIT MONATSRATE:

Die Lockvögel. Alles beginnt mit Google. Die


CHF 12'000.00 48 Monate CHF 298.15

Nach Retournierung des unterzeichneten Vertrages durch den Empfänger kann die
Finanzsanierung innert weniger Tage erfolgen.
55-jährige Monika Suter* sucht nach «Kre­
dit». Sie ist unerwartet entlassen worden,
GEZEICHNET

Zürich, den 03.04.2018

Peter Brugger
BonFin Gruppe AG
braucht dringend Geld. Die Bank will ihr
aber ohne regelmässiges Einkommen
nichts geben. «Ich musste noch letzte Raten
für einen Kredit abbezahlen, den ich für eine
«… wir konnten teure Autoreparatur aufgenommen hatte»,
K. will einen Kredit, um G. seine
sagt Suter. Und sie sucht eine billigere Woh­
die Angaben in nung, um mit dem Arbeitslosengeld durch­
Schulden zu bezahlen.
Ihrem Antrag zukommen. Sie gerät in Panik. «Wenn ich
erfolgreich jetzt betrieben werde, bekomme ich auch
verifizieren.» keine günstigere Wohnung.»
Suter ist ein perfektes Opfer für die
existiert tatsächlich in der Schweiz und hat­
te bis im Januar eine c/o-Adresse bei einer
Antwort auf eine Kreditanfrage ­Kreditabzocker. Ihr Netz legen sie weit aus. Privatperson in Zürich. Heute ist es ein
über 12 000 Franken, die der
Dutzende Internetseiten mit der Schweizer schludrig beschrifteter Briefkasten in einem
Beobachter machte – mit frei
Domain «.ch» und «Kredit» im Namen Zürcher Gewerbehaus. Während der Beob­
erfundenen Personalien
gaukeln schnelle Hilfe vor. Sie heissen
­ achter recherchiert, benennt sich die Firma
schweiz-credit.ch, fix-credit.ch oder – wie in Finanz-Gruppe Schweiz AG um, und der
im Fall von Monika Suter – go-kredite.ch. einzige Verwaltungsrat Claus Lüllau tritt
Die Website wird Suter zum Verhängnis. zurück. Im Internet bietet sich die Firma
Im Eingabefeld füllt sie ihren Geldbedarf immer noch mit altem Namen an. Und die
und die Anzahl Raten aus. Dass dort von Korrespondenz mit dem Beobachter wird
­einem «Schuldenbetrag» und nicht vom über die nicht mehr gültige c/o-Adresse ge­
«Kreditbetrag» die Rede ist, macht sie nicht führt. Er habe die Bonfin kürzlich verkauft,
stutzig. Für die Abzocker aber ist das ent­ teilt Lüllau mit. Nur übergangsmässig sei er
scheidend. Kreditgeschäfte brauchen in der noch beratend tätig.
Schweiz eine Bewilligung. Die haben sie Zwei Tage nach Einreichen ihrer Unterla­
nicht. Noch etwas haben sie gemeinsam: gen erhält Monika Suter positiven Bescheid.
Ihre Hauptsitze sind Briefkastenfirmen in Die Bonfin habe ihre Angaben verifiziert und
England, viele an derselben Adresse. einen «potenziellen Vertragspartner» gefun­
den. Angehängt ist eine Urkunde über eine
Die Vermittler. Per Mail wird Monika Suter Finanzsanierung in gewünschter Höhe –
gebeten, Unterlagen nachzureichen: Iden­ und ein Einzahlungsschein. Wenn Suter
titätsnachweis, Bankverbindung, monatli­ 900 Franken Vermittlungshonorar zahle,
che Fixkosten und eine Lohnabrechnung. erhalte sie die Vertragsunterlagen des «Ver­
Aber einen Arbeitgeber hat sie ja nicht. Die tragspartners». «Ich war zwar irritiert, dass
Mail kommt nicht etwa von go-kredite.ch, eine weitere Firma ins Spiel kommt. Aber
sondern von einer Bonfin Gruppe AG. Die ich brauchte den Kredit dringend.»

24 Beobachter 10/2018 *Name geändert


Kundenfänger Vermittler Finanzsanierer
Dutzende Websites wecken die Hoffnung Wer sich bewirbt, erhält Post von Wer bezahlt, wird von einer englischen
auf einen Kredit, auch wenn man bei der Bank einer Schweizer Firma. Die be- Briefkastenfirma angewiesen, Raten
keinen mehr erhält. Die Firmen laufen über hauptet, einen «Finanzsanierer» zu zahlen. Das Geld fliesst zu einer
die Schweizer Domain «.ch», doch dahinter gefunden zu haben, und verlangt Schweizer Firma. Der Kunde erhält aber
stecken Briefkastenfirmen in England. für die Vermittlung ein Honorar. weder einen Kredit, noch werden seine
Gläubiger direkt bezahlt.

6 Der Sanierer
sollte G.
bezahlen, tut
2 Die Schweizer Firma es aber nicht.
Bonfin prüft den
Antrag …

5 Die Apollo
fordert auf,
über die
INFOGRAFIK: BEOBACHTER/ANDREA KLAIBER

Schweizer
InOne GmbH
Raten auf ein
3 … und vermittelt Bankkonto
den Sanierer einzuzahlen.
Apollo Financial
Consultants
gegen Honorar.

1 4 7
K. stösst im Internet K. bezahlt der Schweizer Firma Bonfin K. bezahlt auf Anweisung des englischen
auf go-kredite.ch und das Vermittlerhonorar für eine Finanz- Sanierers Raten an eine Schweizer Firma.
stellt einen Antrag. sanierung durch die englische Firma. Das Geld versickert.

Der Beobachter wollte wissen, wie eine an derselben Adresse wie die Bonfin-Grup­
Abklärung durch Bonfin abläuft. Er stellte
ein Kreditgesuch für eine frei erfundene Per­
pe. Wohin das Geld letztlich fliesst, ist un­
klar. Viele Spuren führen nach Deutschland.
Der Bund
son mit nicht existierender Wohnadresse. Einen Kredit erhalten die Kunden von soll ermitteln
Die Aufforderung, weitere Dokumente ein­ keiner der Firmen. Angeblich werden ihre
zusenden, ignorierte er. Zwei Tage später der Schulden von den Sanierern direkt bei den In mehreren Kantonen
positive Bescheid mit Einzahlungsschein: Gläubigern getilgt. Viele Opfer wachen erst laufen Verfahren gegen
«Wir haben Ihre Angaben verifiziert (…)». auf, wenn sie trotz solcher Versprechen be­ das internationale Kredit-
trieben werden. Der St. Galler Anwalt Simon und Sanierungsnetzwerk.
Die Sanierer. Nachdem Suter bezahlt hat, Epprecht vertritt zahlreiche Betroffene und Es geht um Verdacht auf
meldet sich eine Apollo Financial Consul­ hat mehrere Strafanzeigen eingereicht. «Mir Betrug, Veruntreuung,
tants Ltd. Sie unterbreitet eine «Finanz­ ist kein Fall bekannt, in dem Gläubiger direkt unlauteren Wettbewerb
lösung» mit Raten über 70 Monate. Zuerst Geld erhalten hätten. Oft wurden sie nicht und Geldwäscherei.
aber soll Suter eine «Sicherheitsleistung» mal kontaktiert.» Dagegen seien die Opfer Der Thurgauer Staatsanwalt
von fast 3000 Franken überweisen. Eine meist bis zum Schluss überzeugt, sie wür­ Marco Breu sagt: «Die Fälle
Apollo Financial Consultants Ltd. existiert den einen Kredit erhalten. «Telefonisch sei sind äusserst aufwendig,
nicht in der Schweiz. Auch keine Rothstein, ihnen das immer wieder bestätigt worden.» weil die Firmen international
Mandl & Partner, die in anderen Fällen auf­ Ex-Verwaltungsrat Lüllau sieht es anders: agieren.» Daher beantragen
tritt. Es sind englische Briefkastenfirmen. «Dass es um Schuldensanierung und nicht die Kantone, dass die Bun­
um Kredite geht, steht in allen Unterlagen. des­anwaltschaft übernimmt.
Die Kassierer. Auch in England können sol­ Es obliegt den Kunden, Offerten genau zu Wer stark verschuldet ist,
che Firmen nicht einfach ein Konto eröffnen. prüfen.» Die meisten seien zufrieden. Für sollte sich an seriöse
Kunden sollen die Raten daher in die Lüllau spricht auch nichts gegen die Koope­ Schuldensanierer wenden.
Schweiz überweisen, etwa an die InOne ration mit Partnern in England. Für unzufrie­ Diese verlangen weder
GmbH oder die Esepa Finance GmbH, beide dene Kunden schon. Gegen britische Brief­ Vermittlungshonorare noch
in Zürich. Die Esepa hat ihren Hauptsitz im kastenfirmen juristisch vorzugehen, ist Sicher­heitsleistungen.
deutschen Nürnberg. Und einen Briefkasten recht aussichtslos.  PETER JOHANNES MEIER Infos: www.schulden.ch

Beobachter 10/2018 25
Ich
messe,
also
bin ich
FITNESS-DATEN. Wer will,
kann fast alles über sich wissen.
Die Frage ist: Will ich das?
TEXT: SUSANNE LOACKER | FOTOS: STEPHAN RAPPO

U
nd was genau war hier los?» Anita
Kurz, die mein Self-Hacking-Expe-
riment betreut, deutet mit dem
­Laserpointer an die Wand. Dort ab-
gebildet ist mein 24-Stunden-EKG. Die Daten
hat meine Pulsuhr geliefert.
Einen ganzen Tag lang habe ich akribisch
dokumentiert, was ich getan habe. 4.30 Uhr
aufwachen, 5.15 Uhr ins Auto steigen, 5.45 bis
8 Uhr Training im Gym. Dann Arbeiten auf der
Redaktion, über Mittag ein Treffen mit einer
Schulfreundin, Büroarbeit. Anschliessend
Auto­fahrt, Bandprobe, Heimfahrt.
Und dann das. Zwischen 22.50 und 22.56
Uhr sackt mein Puls ab. Von relativ entspann-
ten 68 Schlägen pro Minute auf 48. Die Traine-
rin stellt Fragen. Aber ich habe keine Antwor-
ten. Um 22.50 Uhr war ich zu Hause, aber noch
nicht im Bett. Da dämmert es mir: Ich war zur
Tür hereingekommen, und wie immer emp-
fingen mich meine zwei Katzen. Wie immer
warfen sie sich auf den Rücken, ich setzte mich
auf den Boden und streichelte sie. Ein paar
Minuten lang. Sechs, um genau zu sein.
werden – gefundenes Fressen für die Kranken-
kassen, die ihre Parameter gleich reihenweise
Warum bloss
Jane und Ginny als natürliches Entspan- und ohne jegliche Spekulation oder Hochrech- ist mein Puls
nungsmittel? Ich habe schon oft gehört, dass nerei füttern können, sollten meine Ergeb­ von 22.50 bis
Katzen der Seele guttun. Bisher habe ich das nisse in ihre Hände geraten. 22.56 Uhr so
für übergspüriges Geschwätz gehalten. Aber
offenbar ist was dran. Das belegt mein EKG
Ich dachte an die Kolleginnen und Bekann-
ten, die ihre Lauf-Apps auf Facebook veröffent-
abgesackt?
jetzt bunt und riesig auf der weissen Wand. lichen: Soundso ist mit Runtastic soundso Plötzlich
viele Kilometer gelaufen. Weniger Infarktrisi- dämmert mir:
Mein weiser Arzt. War es das, was ich heraus-
finden wollte? Ich habe mein bisheriges Leben
ko, weniger Übergewicht, dafür potenzielle
Hüftschäden? Ein Meniskus statt Burn-out?
Um diese Zeit
ohne jegliche Selbstüberwachung oder -ver- Wie wirken sich solche Zahlen wohl auf die habe ich
messung über die Runden gebracht, Puls­ Krankenkassenprämien aus? Jane und
uhren, Schrittzähler und Fitness-Apps mit Ginny (Bild)
einem mitleidigen Lächeln quittiert. Total­
check beim Arzt? Ich merke doch, wenn etwas
Von Daten und Statistiken. «Unsere Server ste-
hen in Österreich und sind supersicher», sagt
­gestreichelt.
nicht stimmt. Ich habe es jahrzehntelang mit Trainerin Anita Kurz zu Beginn unseres Ge-
dem Motto meines Hausarztes gehalten, der sprächs. Danach gibts Good News: Infarkt- und
neben europäischer auch chinesische Medi- Diabetesrisiko? Weit unter meinem Alters-
zin studiert hatte: «Wenn wir lange genug durchschnitt. Burn-out-Risiko? Sozusagen
­suchen, finden wir sicher irgendetwas. Aber nicht vorhanden. Ich merke, wie etwas in mir
sagen Sie, geht es Ihnen gut?» aufatmet. Doch dann kommen schon die
Ja, habe ich ihm und mir immer geantwor- nächsten Fragen: Soll ich das zum Beispiel
tet. Ich hatte unglaubliches Glück. Von einem meinem Arbeitgeber erzählen? Oder nicht?
angerissenen Band und einem gebrochenen Ich weiss, dass in Sachen Gesundheit nur
Fuss abgesehen hatte ich nie ernsthafte Be- Statistiken existieren und keine Einzelfälle.
schwerden. Rückenweh kenne ich nicht, und Und ich weiss, dass Umkehrschlüsse nicht
auch der innere Schweinehund, der so viele gelten. Will heissen: Tägliches Joggen redu-
Leute vom Sport abhält, ist mir noch nie be- ziert zwar statistisch gesehen eine Reihe Risi-
gegnet. Ich freue mich schon am Abend auf ken, ist aber keine Garantie gegen irgendwas
meinen Morgenlauf. Fieses. Nicht jeder Jogger wird gesund alt. Und
In der Nacht vor meinem Self-Hacking- nicht jeder gesunde Alte war früher mal Jog-
Experiment aber schlief ich schlecht. Mir kam ger. Aber zum Glück muss ich mir darüber im
mein Arzt in den Sinn: Würde ich so lange Moment nicht den Kopf zerbrechen.
­suchen, bis etwas zum Vorschein käme, was Was mich weit mehr umtreibt: Ich trage
ich gar nicht wissen will? Diabetesindizien, jetzt eine Pulsuhr. Und schaue inzwischen fast
Infarkt- oder Burn-out-Risiken? so oft auf die Statistiken, die sie an mein ­Handy
Ich überlegte nicht nur, wie ich mit so einer übermittelt, wie in die Mailbox. Ich habe an-
Entdeckung umgehen könnte. Ich überlegte gefangen, Spiele mit mir selber zu spielen: Bis
auch, wie sicher die Daten sind, die da erhoben zur Mittagspause möchte ich 1500 Kalorien

Beobachter 10/2018 27
Wer Tiere liebt, liest
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Familie. Es entsteht in enger Zusammenarbeit mit Spezialisten
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Biologie sowie mit ausgewiesenen Kennern der Haltung von
Hunden, Katzen, Pferden, Nagern und bewilligungspflichtigen
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Das Magazin informiert, klärt auf und bringt Ihnen die ganze
faszinierende Welt der Tiere näher. Alle zwei Monate aufs Neue.

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verbraucht haben. Ich möchte es heute auf Männer gehen weniger gern zum Arzt, F ­ rauen Trainerin
mindestens 150 aktive Minuten bringen. Ich schauen sich in der Regel besser. Sie können
will mindestens 30 000 Schritte machen. auch besser Hilfe annehmen.»
Anita Kurz
Ich weiss: Solche Spielereien sind etwas für Das Wissen um den eigenen körperlichen (Bild) findet,
Leute, die keine wirklichen Sorgen oder Pro­ Zustand ist für Wetzel allerdings ein zwei­ ich sei «recht
bleme haben. Die es spannend oder lustig oder
beides finden, mehr darüber zu erfahren, wie
schneidiges Schwert. «Man muss nicht alles
wissen», sagt der Sportpsychologe. Eigentlich
gemütlich
ihr Körper funktioniert. Wie komme ich genüge es, wenn man sich wohl und gesund unterwegs»
schneller von der Fettverbrennungs- in die fühle. Aber in der heutigen materialistischen beim Laufen
Kardiozone, mit Joggen oder auf der Ruder­ Welt müsse man halt alles erklären, erfassen, (wie recht
maschine? Wie muss ich mich ernähren,
­damit möglichst viel Fett verbrannt wird, aber
begreifen. «Wir haben so viele Daten, dass wir
gar nicht mehr wissen, was wir damit machen
sie hat!).
keine Muskelmasse? Wie lange kann ich mit sollen.»
leerem Magen laufen oder auf «Höchstleis­ Was sind das denn für Leute, die sich selber
tung» trainieren? Und was passiert beim vermessen und alles über ihren Körper wissen
Schwimmen? möchten? Sportpsychologe Wetzel macht
zwei Typen von Menschen aus. Zum einen den
Ich mache mal mit. Anita Kurz hat versucht, Typ, der eher unkritisch unterwegs ist und
mich ein wenig zu optimieren: Ich sei, findet gern die Kontrolle über sowie die Verantwor­
sie, «recht gemütlich unterwegs» beim Laufen tung für die eigene Gesundheit abgibt. Zum
(wie recht sie hat!). Ich solle ein bisschen anderen den Typ, der sowieso schon fit und
­Intervalltraining machen. Fahrtspiel. Dreis­sig gesund ist und alles daransetzt, diesen
Sekunden Vollgas, drei Minuten traben. Und Zustand zu erhalten und zu optimieren.
möglichst wenig Kohlenhydrate essen. Also ist Vermessen und Überwachen
Ein paar Tage lang gehorche ich. Und noch nicht immer nur gut. Wetzel formuliert
ein paar Tage mehr. Dann mache ich an einem vorsichtig: «Wenn jemand sowieso
Samstagmorgen meine übliche 38-Kilometer- schon ein hohes Krankheitsbewusst­
Runde. Gemütlich, wie immer. Als ich trotz­ sein hat, ist eine solche Überwachung
dem fast eine Viertelstunde schneller als eher schädlich als nützlich.» Anders
­normal wieder daheim bin, staune ich nicht gesagt: Wer sich schon erkältet, wenn er
schlecht. ein offenes Fenster sieht, lebt wohl
Vier Tage lang esse ich versuchsweise gar glücklicher, wenn er weder sein Diabe­
nichts. Es gibt Bouillon wegen des Salzhaus­ tes- noch sein Infarktrisiko kennt.
halts und Vitamintabletten. Nie hätte ich ge­
dacht, dass das so leicht geht. Die Trainerin Pulsuhr vergessen! Und was habe
misst meine Blutwerte. Ketose, Fettverbren­ ich nun bei meinem Self-Ha­
nung auf Hochtouren. Und das, obwohl ich cking-Experiment gelernt? Zur
nichts mehr liebe als süsse exotische Früchte Hypochondrie neige ich zum
zum Frühstück und Lindor-Kugeln zu jeder Glück nicht. Glaube ich wenigs­
Tageszeit. Inzwischen sind sie wieder Teil tens. Ausserdem weiss ich jetzt,
meines Lebens, wenn auch in weit geringerer dass mein Diabetes- und mein
Kadenz. Infarktrisiko vernachlässigbar
Alles in allem hat mich meine Selbstver­ sind. Ich weiss, dass süsse Früchte
messung also angespornt, ganz nach dem zwar viele Vitamine enthalten, aber
Motto: Alles gut, jetzt noch ein bisschen bes­ auch viel Zucker, der mich müde
ser. Doch wie gehen Leute mit schlechten Pro­ macht. Und dass es absolut kein
gnosen um? «Viele wollen es überhaupt nicht Problem ist, mal einen Tag oder zwei
wahrhaben und erfinden immer neue Aus­ einfach gar nichts zu essen. Und weil
reden und Vorwände, weshalb sie ihr Leben ich jetzt sogar eine Pulsuhr besitze,
gerade überhaupt nicht ändern können», sagt kenne ich auch meinen Ruhepuls.
Kurz. Oft seien es die Partnerinnen von Burn- Und den Einfluss, den meine beiden
out- oder Infarkt-gefährdeten Managern, die Büsi auf ihn haben.
sich dann informierten und versuchten, den Allerdings kann es vorkommen,
Lebensstil ihres Partners zu optimieren. dass ich vergesse, meine Pulsuhr zu
montieren, wenn ich am Morgen
Man muss nicht alles wissen. Diese Erfahrung zum Joggen aufbreche. Blöd,
macht auch der Sport­psychologe Jörg Wetzel, dann weiss ich gar nicht, wie v
­ iele
der seit vielen Jahren Spitzensportler berät Kalorien ich verbraucht habe. Das
und auch für das Bundesamt für Sport und für ärgert mich zwar ein kleines biss­
Swiss Olympic arbeitet. «Frauen zeigen oft das, chen, aber deswegen kehre ich
was im Fachjargon Wächtertendenz heisst. doch nicht um.
«Unser Geldsystem lässt
sich durchaus reformieren»
ABSTIMMUNG. Die Vollgeld-Initiative will das Finanzsystem sicherer machen. Das ergibt Sinn,
sagt der Wirtschaftshistoriker Tobias Straumann. Es gebe aber bessere Möglichkeiten.

Beobachter: Die Vollgeld-Initiative


will unser Geld krisensicher machen.
Wieso kommt sie jetzt, da die
Wirtschaft eigentlich ganz gut läuft?
Tobias Straumann: Der Wirtschaft geht
es nicht nur gut, die Finanz­krise wirkt
bis heute nach. In der Schweiz haben
wir nach wie vor Negativzinsen, und
die Bilanz der Nationalbank ist aufge-
bläht. Zudem ist die Eurokrise nicht
wirklich ausgestanden, viele funda-
mentale Probleme sind ungelöst. Alle
wissen, dass bei der Geldpolitik eini-
ges im Argen ist, und das drückt sich
in solchen Vorstössen aus.

Sind denn so viele Leute verunsichert?


Das ist mein Eindruck. Negativzinsen
sind ja etwas Absurdes: Ich bekomme
Geld, wenn ich mich verschulde. Und
die UBS-Rettung wirkt bis heute nach.
Sie ist ja erst zehn Jahre her, und v
­ iele
erinnern sich noch gut daran. In die-
sem Sinn passt die Vollgeld-Initiative
zum Zeitgeist.

Ist das Misstrauen gegenüber den


Banken grösser als früher?
Ja, definitiv. Die Jahrzehnte nach dem
Zweiten Weltkrieg waren eine ruhige-
re Zeit für die Banken. Erst die Immo-
bilienkrise der 1990er Jahre rüttelte
die Schweiz richtig auf. Sie betraf vor
allem Regional- und Kantonalban- Sommer 2014, in Bern: Helvetia und Wilhelm Tell
ken. In den 2000er Jahren begannen sammeln Unterschriften für die Vollgeld-Initiative.
dann die Probleme mit den Gross­
banken. Die Dotcomblase traf die
Credit Suisse hart, und in der Finanz-
krise folgte die Rettung der UBS. Seit-
Initianten und Kritiker – wer sagt was?
her geniessen die Grossbanken nicht Am 10. Juni stimmt die Schweiz über die Vollgeld-Initiative ab. Die Initianten wollen primär
mehr denselben Ruf wie früher. Das den Schutz der Gelder von Bankkunden erhöhen und dafür sorgen, dass Bankenrettungen
Misstrauen wird besonders spürbar nicht mehr nötig sind. Ihr Rezept: ein Verbot für Banken, selber Geld zu produ­zieren,
bei der Diskussion um die hohen ­Boni sprich: via Kredite Geld zu verleihen, ohne zuvor zusätzliches Geld von anderen Bank­
und Löhne. kunden oder von der Nationalbank erhalten zu haben. Das ­alleinige Geldschöpfungs­
monopol – für Bargeld und für elektronisches Geld – soll die Nationalbank haben. Damit
Aber ist es nötig, unser Geldsystem ­würde das Finanzsystem stabiler, sind die Initianten überzeugt.
grundlegend zu verändern? Die Vorlage stösst auf wenig Gegenliebe: Parlament, Bundesrat, Economiesuisse, die
Es gibt unterschiedliche Meinungen. ­Bankiervereinigung und die Schweizerische Nationalbank lehnen sie ab. Als bisher einzige
Aber das System funktioniert meiner ­politische Partei unterstützt die Juso das Volksbegehren. Die Kritiker sagen, so ein System-
Ansicht nach in dem Sinne gut, dass wechsel sei ein unnötiges Experiment, das Finanzkrisen nicht verhindern könne.
wir heute keine gravierende Deflation Antworten auf die zehn wichtigsten Fragen zur Vorlage finden Sie unter: www.beobachter.ch/vollgeld

30 Beobachter 10/2018
oder Inflation haben. Ein Problem Einführung und Aufhebung des Euro-
sind jedoch die Schuldenzyklen. Franken-Mindestkurses. Die Natio-
nalbankspitze, die mächtigste wirt-
Wie meinen Sie das? schaftspolitische Institution, wird
Die Finanzkrise brach ja auch des- vom Bundesrat ernannt, nicht vom
halb aus, weil in der Aufschwungs- Volk gewählt. Das lässt sich gut be-
phase zu viel Geld geschaffen und gründen, weil die Nationalbank die
damit die Konjunktur verstärkt wur- Freiheit haben muss, auch unpopu- Prüfungsstress?
de. Wenn es der Wirtschaft gutgeht, läre Dinge zu tun. Aus demokrati-
kommt es zu einem Boom, wie wir ihn scher Sicht ist das aber nicht unpro- Reine Nervensache.
derzeit im Immobiliensektor erleben. blematisch.
Bei einem Abschwung verschärft das
Bankensystem die Krise Könnte sich die National­
Frühlingszeit – Prüfungszeit. Viele
aber eher. Das Problem bank besser gegen die
kennen wir schon lange. Politik wehren, wenn sie Schüler befinden sich aktuell im
Es ist also richtig, dass mächtiger wäre?
man darüber nachdenkt, Nein. Früher war Geld-
Prüfungsstress. Angst vor dem Blackout,
unser Geldsystem zu politik kaum ein öffentli- Nervosität, Zittern, Durchfall vor
verändern. Das System ches Thema, heute wird
ist sicher nicht kaputt, jeder Entscheid breit dis-
Aufregung, kalte Hände: verschiedenste
lässt sich aber durchaus kutiert. Die Bevölkerung Symptome deuten darauf hin. Similasan
reformieren. «Nach dem kann zwar nicht mit­
Zweiten bestimmen, aber die hat eine Lösung: Strophantus und
Banken können selber
Geld schöpfen. Die
Weltkrieg ­öffentliche Diskussion
hat durchaus Wirkung.
Argentum nitricum helfen, zur Ruhe zu
Initianten sehen darin zeigte sich: Auf eine Nationalbank, kommen und sich zu konzentrieren. Bei
den Ursprung zügel­loser Eine Politi­ die für die Kreditvergabe allgemeiner Ängstlichkeit hat sich Kava-
Geschäftspraktiken. Ist sierung wichtiger und damit
Kava bewährt.
da etwas dran?
Ja, das führt zu Übertrei-
der Geld­ mächtiger wäre, würde
das Parlament wohl bald
bungen, im Boom wie in politik führt Druck machen und mehr
der Krise. Seit der Gold- immer zu Mitsprache verlangen.
standard in den 1970er Inflation.» Bei Examensangst, Unfähigkeit, sich zu
Jahren abgeschafft wur- Wäre das ein Problem?
Tobias Straumann ist
de, können Zentral- und
Wirtschaftshistoriker
Die Erfahrungen einiger konzentrieren, nervösem Durchfall,
Geschäftsbanken prak- Länder nach dem Zwei- Magenschmerzen und unruhigem Schlaf
und lehrt an den
tisch unbeschränkt Geld Universitäten Basel ten Weltkrieg zeigen
schaffen. Die Folge sind und Zürich. klar: Eine Politisierung
starke Schwankungen in der Geldpolitik führt im-
der Kreditversorgung. Das wirkt eher mer zu Inflation. Denn im Zweifelsfall
destabilisierend. wollen es sich Politiker nicht leisten,
zu restriktiv zu sein, schon gar nicht
Was kann man dagegen tun? vor einer Wahl. Das führt zu Zielkon-
Man muss sich überlegen, wie man flikten, da Nationalbanken eher mit-
verhindern kann, dass die Kredit­ tel- bis langfristig ausgerichtet sind.
tätigkeit der Banken zu einem Sys-
temproblem wird. Hier geht die Voll- Auf der einen Seite gibt es heute den
geld-Initiative sehr weit. Sie untersagt Hype um Kryptowährungen, auf der
den Banken die Geldschöpfung gleich andern den Wunsch nach krisenfestem
ganz. Bisher versuchte man, die Geld. Wie passt das zusammen?
­Sicherheit zu erhöhen, indem man Beides ist Ausdruck des gleichen
FOTOS: GIAN EHRENZELLER/KEYSTONE, PASCAL MORA/KEYSTONE

die Eigenmittel- und Liquiditätsvor- Symptoms. Nach dieser wirklich hef-


schriften verschärfte. Ich bin zwar tigen Finanzkrise herrscht immer
der Meinung, dass die Vorschriften noch Verunsicherung in der Bevölke-
noch zu wenig streng sind, finde aber, rung. Darauf gibt es unterschiedliche
dass dieser Weg sinnvoller ist. Reaktionen, beide sind typisch für die
Zeit nach einer gros­sen Finanzkrise.
Wenn nur noch die Nationalbank Immer wenn die Welt aus den Fugen
Geld schöpfen kann, wird sie dann geraten ist, kommt es zu politischen Bei nervösen Spannung- und Angstzuständen,
nicht zu mächtig? Gegenbewegungen. Es gibt gute Ar- Reizbarkeit und geistiger Erschöpfung
Es ist bereits heute ein Problem, dass gumente für beide Stossrichtungen.
das kleine Entscheidungsgremium Und es wäre nicht gut, wenn die L ­ eute
der Nationalbank eine so grosse Wir- alles widerstandslos hinnähmen.
kung erzielen kann, wie etwa bei der INTERVIEW: TINA BERG

Dies sind zugelassene Arzneimittel. Lesen Sie die Packungsbeilagen.


Beobachter 10/2018 31
Schweizweite Beratung in Apotheken und Drogerien. Similasan AG
AUGENZEUGE

«Wenn einer mit Helm


daliegt, kommts ungut»
HEINZ BURKHALTER hat keinen einfachen Job. Während der warmen Jahreszeit betreut
der Berner Kantonspolizist Dutzende von verunfallten Töfffahrern.

J
«Die Bilder edes Jahr werden wir zu ungefähr 200 Arzt? Hat jemand gesehen, was passiert ist?»
Unfällen gerufen. Im Sommer sind Die Leute sind meist sehr hilfsbereit.
Verletzter es meist Töffunfälle, Durchreisende Wenn der Fahrer am Boden liegt und den
oder Toter oder Feierabendheizer, die den Töff auf Helm noch auf dem Kopf trägt, kommts meist
gehen nicht Tempo 80, 160 oder sogar 180 hochtreiben. nicht gut. Der erste Reflex ist, sich den Helm
so rasch Manche sind müde, manche unachtsam,
manche fahrlässig, die meisten schlicht zu
vom Kopf zu reissen. Wenn er das nicht getan
hat, ist er vermutlich nicht ansprechbar. Falls
aus dem schnell. Vielleicht ist unser Leben langweilig er bei Bewusstsein ist, frage ich: «Wie geht es?
Kopf.» geworden, man muss nicht mehr um seine Haben Sie Schmerzen? Spüren Sie die Beine?
Heinz Burkhalter, Existenz kämpfen, gibt anderswo Gas. Waren Sie allein? Was ist geschehen? Wie heis­
52, Wachtchef Es verunfallen vor allem sen Sie?» Das geht einher
in Meiringen BE Männer zwischen 20 und mit der Wundversorgung.
30 und solche zwischen Letztes Jahr zählten
50 und 60 – wenn die Kin­ wir bei uns 123 Verletzte
der aus dem Haus sind. und sechs Tote. Der Leich­
Die Physik verzeiht nam wird aufgebahrt, die
keine Fehler. Die Kräfte Angehörigen werden be­
sind enorm, wenn man nachrichtigt. Immer per­
mit 50 oder 60 auf ein sönlich, nie telefonisch,
Hindernis prallt. Vor bei Ausländern über die
allem wenn man auf zwei Botschaft oder Interpol,
Rädern unterwegs ist. und ein Polizist besucht
«Durchreisende und Feierabendheizer»: die Angehörigen vor Ort
Drei Pässe. Unser Einsatz­ Restaurant Sustenbrüggli im Sommer und bringt ihnen die
gebiet ist 650 Quadrat­ schlimme Nachricht.
kilometer gross. Es umfasst zehn Gemeinden
und die Pässe Brünig, Grimsel und Susten. Der Horror. Die Bilder der Verletzten oder Toten
Wir sind neun voll angestellte Leute auf dem gehen einem nicht so rasch aus dem Kopf.
Posten der Kantonspolizei in Meiringen. Jeder Wenn ich über den Brünig oder Susten fahre,
übernimmt den Ausrückdienst und das Pikett, erinnere ich mich an dieser oder jener Stelle
damit wir Tag und Nacht erreichbar sind. Im an Unfälle. Es sind wie kurze Filme, die sich im
Sommer sind wir am Wochenende zwei mehr. Kopf abspulen. Ich kann abends gut schlafen.
Wenn die Pässe öffnen, beginnt für uns die Aber wenn ein Kind dabei war, ist das der blanke
Hauptsaison. Dann sind Einheimische und Horror. Das geschieht Gott sei Dank sehr selten.
Gäste im Car, im Auto, auf dem Töff oder Velo Nach einem schweren Unfall dauert es ein
unterwegs. Aus dem Wallis, aus Belgien, aus paar Tage, bis ich wieder auf dem normalen
Moldawien, Korea. Woher auch immer. Level bin. Ich besuche die Verunfallten im Spi­
Früher musste man Münz im Hosensack tal, schreibe den Rapport und allenfalls die An­
haben, um an einer Notrufsäule zu telefonieren. zeige. Wenns wirklich schlimm war, etwa nach
Heute rufen uns Zeugen des Unfalls auf dem einer tödlichen Frontalkollision, meldet sich
Handy an. Dann fährt einer von uns mit dem der Psychologische Dienst der Kantonspolizei
Polizeitöff oder -auto hoch. Auf die Susten- Bern und fragt: «Wie geht es dir? Brauchst du
Passhöhe dauert das eine halbe Stunde. Hilfe?» Letztlich muss man selber spüren,
Oft ist man dann erst einmal allein dort, was einem guttut. Und ich bin froh um die Hilfe
man sichert die Unfallstelle und verteilt Pas­ meiner Frau, sie ist im Pflegeberuf tätig.
santen orange Westen, damit sie helfen, den
FOTO: ALAMY

Verkehr zu regeln. Ich frage dann: «Ist jemand AUFGEZEICHNET VON RENÉ AMMANN | FOTO: HOLGER SALACH

32 Beobachter 10/2018
«Es verunfallen
vor allem Männer
zwischen 20 und
30 – und solche
zwischen 50 und
60»: Polizist
Heinz Burkhalter
Der Spielplatz soll nicht mehr
abgeschlossen werden:
Anita Burkhardt-Künzler,
Politikerin in Kriens LU
NACHLESE

Spiel und Spass verboten


KRIENS/ZUG. Spielplätze sind für Kinder da, möchte man meinen.
Doch lärmempfindliche Anwohner verlangen eingeschränkte Öffnungszeiten.

W
«Zuger Zeitung», enn sie Fussball spielen, sind sie Klagen über Kinderlärm beschäftigten bis
20. Februar 2018 zu laut. Wenn sie die Rutschbahn vor kurzem auch Vroni Straub-Müller. Einige
«Im Zentrum runtersausen, kreischen sie zu oft. Nachbarn beschwerten sich bei der Stadtzuger
­dieser Posse Kinder und Jugendliche schaffen es einfach Bildungsdirektorin regelmässig über die Laut-
steht der Spiel- nicht, an schulfreien Tagen ruhig zu spielen stärke auf dem Schulhausplatz Maria Opferung.
rund ums Schulhaus. Und überhaupt lassen Bis in die Nacht hinein und am Wochenende
platz der Tages-
sie auf dem Spielplatz zu viel Dreck liegen. sei es wegen des Trampolins zu lärmig.
schule Maria
So oder ähnlich könnte es getönt haben,
­Opferung ­[…]. als sich über 20 Anwohner mit den Krienser Das Trampolin wird abmontiert. Schliesslich
Stein des Gemeindebehörden zur Aussprache trafen. hegte die Stadt Zug plötzlich Sicherheits­
Anstosses ist Das war nach der Spielplatz-Umgestaltung bedenken und verfügte einen «Kompromiss»:
ein Trampolin, des Schulhauses Brunnmatt vor neun Jahren. Die 72 Schulkinder dürfen weiter hüpfen. Die
das die Stadt Resultat des Treffens: Rutschbahn, Kletter­ Stadt versperrt aber ab 18 Uhr den Zugang zum
vor rund acht gerüst und Balancierstange werden samstags Freudenschreie generierenden Gerät, das dort
Jahren auf und sonntags hinter Gitter gesperrt, der Spiel- seit etwa acht Jahren steht. Und sie wird es
dem Spielplatz platz wird teilweise abgeriegelt. Das sei ein künftig in den Schulferien abmontieren lassen.
montiert hat.» ausgewogener Kompromiss, heisst es bei der Die Reklamationen hätten bereits nachgelassen,
Gemeinde Kriens. Das sei unverständlich, sagt sagt Straub-Müller.
Anita Burkhardt-Künzler. Trotzdem dürfte die Diskussion um Kinder-
Die Krienser CVP-Politikerin will das Verbot spielplätze weitergehen. In Zug forderten
per Parlamentsvorstoss kippen. Ab Sommer Anwohner bereits den Abbau der Fussball-
soll der Spielplatz nicht mehr abgeschlossen goals der Tagesschule Maria Opferung an den
werden. Das Areal sei ein öffentlicher Platz, Wochenenden und in den Ferien. «Das ist für
sagte sie der «Luzerner Zeitung». Der Gemeinde- uns kein Thema», sagt die Bildungsdirektorin.
FOTO: BORIS BÜRGISSER

rat lässt auf den Spätsommer hin einen Bericht Laut «Zuger Zeitung» sind an Wochenenden
schreiben. Burkhardt-Künzler ist optimis­tisch. auch schon Familien vom Schulhausplatz ver-
Viele Krienser hätten ihr gesagt, dass sie die trieben worden. Ihr mutmassliches Vergehen:
Schliessung überhaupt nicht verstünden. Familienlärm. YVES DEMUTH

34 Beobachter 10/2018
ALDI SUISSE
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UNICEF ist das Kinderhilf
swerk der Vereinten Nat
mehr als 70 Jahren geg ionen. Vor
ründet, engagiert sich UNI
das Überleben und das Woh CEF für
lergehen von Kindern. Von
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alliser Art
langfristigen Entwicklungsh
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DER FALL

Unerwünscht
am Kap der
Guten Hoffnung
STAATSBÜRGERSCHAFT. Eine Frau wird aus der Schweiz ausgewiesen. Doch ihr Heimatland
Südafrika verweigert dem zehnjährigen Sohn die Niederlassung. Weil er Schweizer ist.

TEXT: ANDREA HAEFELY | ILLUSTRATIONEN: KORNEL STADLER

S
tellen Sie sich vor, Sie reisen mit Ih- dem gemeinsamen Sorgerecht damit einver- Das Kind als
rem zehnjährigen Sohn in Ihr Hei- standen, dass der Junge bei seiner Mutter lebt,
matland, um sich dauerhaft nieder- egal, wo das sein würde. Die Einwanderungsbe-
­Schweizer
zulassen. Mit Widerstand rechnen hörde gewichtete die Nationalität des Jungen Bürger dürfe
Sie nicht, Sie sind ja Bürgerin des schlicht höher als seine Familienzugehörigkeit. sich nur
Landes. Doch der Beamte im Migrationsamt hält
Ihnen ein Formular zur Unterschrift entgegen.
Mary Modise war fassungslos. «Ich konnte
Tsepo doch nicht allein zurückkehren lassen. Er
drei Monate
«You are hereby declared an undesirable person ist ja noch ein Kind.» Mit ihrem Sohn zurückrei- im Land
in the Republic», steht da. «Sie sind in der Repu- sen und sich wieder in der Schweiz niederlassen auf­halten,
blik eine unerwünschte Person.» konnte sie aber auch nicht. Sie hatte das Aufent- sagt der
Gemeint ist der Zehnjährige. Er hat nur einen
Schweizer Pass, weil Sie und Ihr Schweizer Ex-
haltsrecht in der Schweiz verloren, weil ihre Ehe
zu früh gescheitert und sie auf Sozialhilfe ange-
Beamte.
mann sich nie um die doppelte Staatsbürger- wiesen war. Ein Wiedererwägungsgesuch für die Die seien
schaft für das Kind bemüht haben. Aufenthaltsgenehmigung wurde abgelehnt. Weil abgelaufen.
Als Schweizer dürfe sich das Kind mit einem ihr das Geld für den Gerichtskostenvorschuss
Touristenvisum drei M ­ onate im Land aufhalten, fehlte und ihr Anwalt es versäumt hatte, sie auf
sagt der Beamte. Die seien abgelaufen, es müsse unentgeltliche Rechtspflege hinzuweisen, wur-
ausreisen. Frühestens am 21. August 2022 könne de die Ausweisung rechtskräftig.
es erneut um Niederlassung ersuchen. Mary Modise entschied sich für ihr Kind – und
Das Szenario ist absurd – für Mary Modise* damit für die Illegalität. Sie reiste mit Tsepo zu-
und ihren Sohn Tsepo* wurde es Realität. Am 21. rück in das Land, in dem sie die «unerwünschte
August 2017 hatten sie genau das im Büro eines Person» ist. «Natürlich wollte ich nicht illegal in
südafrikanischen Immigrationsbeamten erlebt. der Schweiz leben, aber was sollte ich sonst tun.
Damit wollten die Behörden nicht etwa einen Mein Exmann konnte unmöglich für unseren
Kindesentzug verhindern. Tsepos Vater war trotz Sohn sorgen. Er trinkt.» 

*Name geändert Beobachter 10/2018 37


Die 48-Jährige sitzt auf der Kante ihres Bet-
tes im Passantenheim der Heilsarmee einer
Schweizer Stadt. Das Zimmer misst zweieinhalb
mal vier Meter und ist seit fünf Monaten das Zu-
hause der Rumpffamilie. Die wenigen Kleider
und Schuhe, ein Paar Bücher – alles ist penibel
ordentlich verräumt. Nur ein Ball unter der Ab-
lage beim Fenster lässt ahnen, dass hier auch
ein Kind wohnt.
Tsepo sitzt auf einem der zwei Stühle und
liest in einem Buch. Viel mehr lässt sich in der
Enge des Raums nicht anstellen. Spielen kann
er am Wochenende bei einem Freund.
Sie sei dankbar, hier sein zu dürfen. Es sei
sauber, die Betreuung sehr nett, sagt Modise. Es
gehe eigentlich ganz gut. Nur abends, wenn Tse-
po ins Bett müsse, verziehe sie sich in den Auf-
enthaltsraum. «Sonst schläft er nicht ein, und er
muss doch morgens früh auf für die Schule.»

Angefangen hat es mit Liebe. Mary lernte ihren


zukünftigen Mann, den 14 Jahre älteren Fredy
Keller*, während seiner Ferien in Südafrika ken-
nen. 2005 heirateten sie in der Schweiz. Nach
zwei Jahren kam Tsepo zur Welt.
Die kleine Familie hatte es von Anfang an
nicht einfach. Fredy Keller war langzeitarbeits-
los. Er hatte Maler gelernt, wurde aber krank und
musste einen Teil seiner Lunge entfernen lassen.
Er vertrug die Farbdämpfe nicht mehr und wur-
de zum Koch umgeschult. Die Arbeit brachte ihn
vor allem näher zum Alkohol. Die Familie lebte «Tsepos Vater ist eine gute Seele», sagt Mary «Die drei
von der Sozialhilfe. «Natürlich suchte ich Arbeit», Modise. Aber es sei schwierig gewesen. «Er
sagt Mary Modise. «Jemand musste doch die trank. Er schlug zwar nicht zu, konnte aber
Tage im
Familie ernähren.» schrecklich verletzend sein, gemein und bös­ Gefängnis
In ihrer Heimat habe sie verschiedene Stu­ artig.» Eines Nachts sei er volltrunken heimge- waren
diengänge am College angefangen, aber keinen
abgeschlossen. «Zuletzt arbeitete ich im Finanz-
kommen. Aus Angst vor einer Auseinanderset-
zung stellte sie sich schlafend. «Er brauchte eine
schrecklich
sektor. Ich dachte, dass es in dieser Branche vor halbe Stunde, bis es ihm gelang, die Wohnungs- lang. Ich
allem um Zahlen geht. Und die Bürosprache ist tür aufzumachen. Dann fiel er der Länge nach machte mir
oft Englisch. Also suchte ich eine entsprechende hin und lag bewusstlos im Flur. Ich hatte solche entsetzliche
Stelle.» Sie bemühte sich, bewarb sich wieder
und wieder. Doch überall wurde ihr beschieden,
Angst, dass er sterben würde.» Das sollte das
letzte Mal sein, sagte sie sich am nächsten Mor-
Sorgen
dass ihre Sprachkenntnisse zu schlecht seien. gen. Sie packte ein paar Sachen zusammen, um meinen
Man legte ihr eine Umschulung zur Kranken­ nahm Tsepo bei der Hand und sagte ihrem Sohn.»
pflegerin nahe. Aber jeden Abend habe sie das Mann, dass sie ihn verlasse. Das war 2011. Mary Modise
Leid der Kranken mit nach Hause genommen, Am 4. April 2013, eineinhalb Jahre nach der
habe auch öfters geweint, wenn ein Patient of- Trennung, wies das Migrationsamt ihr Gesuch
fensichtlich litt. «Ich bin nicht geschaffen für um Aufenthaltsverlängerung ab. Sie habe
diese Arbeit. Ich habe ein viel zu weiches Herz.» 313 668 Franken Schulden beim Sozialamt. Tat-
Mary Modise bemühte sich um eine Sprach- sächlich hat nicht nur Mary Modise die Kosten
schule. Aber das Arbeitsamt wollte die Kosten verursacht, sondern die ganze Familie, also auch
nicht übernehmen. Der Kurs sei viel zu schwie- der Schweizer Ehemann und das Kind mit
rig für sie, habe man ihr beschieden. «Aber ich Schweizer Pass. Trotzdem musste sie gehen.
wollte unbedingt fit werden für den Arbeits-
markt. ‹Zu schwierig› gab es nicht für mich. Es Mutter und Kind reisten in ihre Heimat. Kurz da-
bedeutete nur, dass ich mehr lernen musste als rauf kehrte sie mit grossen Hoffnungen wieder
die anderen. Und das wollte ich.» in die Schweiz zurück. Sie hatte nach ihrer Schei-
Jeden Monat legte Mary Modise, die ganz pas- dung einen Schweizer kennengelernt. Er ver-
sabel Deutsch spricht, 800 Franken vom kärg­ sprach ihr, sie zu heiraten, damit sie und ihr Sohn
lichen Sozialhilfegeld zur Seite, um den Kurs zu bleiben könnten. «Ich zog mit Tsepo in die
bezahlen. Doch einen Abschluss hat sie nicht. Schweiz. Doch der Mann spielte mit mir, ver-
«Ich habe alle Kurse gemacht, aber für die Prü- schob den Hochzeitstermin immer wieder, be-
fungsgebühren fehlte mir das Geld.» stellte mich in Gebäude, in denen angeblich das

38 Beobachter 10/2018
Standesamt sei, erfand die fantastischsten Ge- Schule gehen konnte. Und unterstützte sie mit «Wir kennen
schichten und Ausreden. Alles gelogen.» dem Gesuch an die Stiftung SOS Beobachter, die
Dann passierte, wovor sich jeder Illegale ihr eine Anwältin vermittelte. Denn Mary Modise
viele Fälle,
fürchtet: Mary Modise wurde auf offener Strasse hält sich immer noch illegal in der Schweiz auf. wo Kinder
von der Polizei kontrolliert – und ins Gefängnis Ein neues Wiedererwägungsgesuch ist hängig. Vater oder
gesteckt. Tsepo brachte man zum Vater. «Es wa-
ren nur drei Tage, aber sie waren schrecklich
«Wir kennen viele Fälle, in denen Kinder Vater
oder Mutter verlieren, weil ein Elternteil oder
Mutter
lang. Ich machte mir entsetzliche Sorgen.» Seit sogar ein Elternteil zusammen mit dem Kind verlieren,
mittlerweile fünf Jahren lebt die 48-Jährige mit ausgewiesen wird. Das ist unmenschlich und weil ein
der Angst, wieder in eine Kontrolle zu geraten. missachtet das sonst so hochgepriesene Kindes- Elternteil
Erneut musste Modise nach Südafrika aus-
reisen. Und kam wie ein Bumerang zurück.
wohl», sagt Modises Anwältin Stephanie Selig.
Zumal solche Familien meist auch nicht über
aus­gewie­sen
«Mein Exfreund versprach mir hoch und heilig, das nötige Geld verfügen, den Kontakt zwischen wird.
dass es diesmal mit der Heirat klappen würde. Kind und ausgeschafftem Elternteil auch mit Das ist
In meiner Verzweiflung glaubte ich ihm.» Doch Besuchen aufrechtzuerhalten. «Die Migrations- unmensch­
der Mann spielte erneut sein Spiel. «Es war behörden sollten in solchen Fällen zumindest
dumm, ihm zu glauben, aber er war unsere ein- abklären, ob das Zielland das Kind überhaupt
lich.»
zige Hoffnung.» einreisen lässt. Das sollte in den Ausweisungs- Stephanie Selig,
Als sie realisierte, dass es wieder nichts wer- entscheid mit einfliessen.» Anwältin
den würde mit dem Heiraten, verliess sie ihn. Obwohl Tsepos Vater alkoholkrank ist, sieht
«Wir standen auf der Strasse. Ich wusste nicht der Junge ihn regelmässig. Es sei ihr wichtig,
mehr weiter.» Sie wandte sich an das örtliche dass ihr Sohn Kontakt zu beiden Elternteilen
Frauenhaus. Doch dort wurde sie weggewiesen. habe, sagt Mary Modise. Dank dem neuen Ge-
Man könne nichts für sie tun, sie sei kein Opfer such kann sie sich bei einer Polizeikontrolle auf
von häuslicher Gewalt. das laufende Verfahren berufen und wird –
höchstwahrscheinlich – nicht gleich wieder aus-
Hilfe kam schliesslich von der Kirche. Die refor- geschafft. In der Zwischenzeit bemüht sie sich
mierte Kirchgemeinde beschaffte Mutter und wenigstens um Freiwilligenarbeit. «Ich halte die
Kind eine Unterkunft bei der Heilsarmee, half Untätigkeit fast nicht mehr aus. Ich muss etwas
mit den Ämtern, schaute, dass Tsepo wieder zur Sinnvolles tun.» n

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«Man sollte jeden Tag
aussergewöhnliche
Menschen auszeichnen»
PRIX COURAGE. Susanne Hochuli ist die neue Jurypräsidentin des Prix Courage.
Mit Mut – und auch Tollkühnheit – kennt sich die grüne Politikerin aus.

Beobachter: Wann waren Sie das letzte kann man dafür auch selber profitieren, chance hatte. Mein Chef sagte: «Manch-
Mal mutig? in Form von wertvollen Erfahrungen. mal muss man Ja sagen, weil man sich
Susanne Hochuli: Seit ich das Amt als sonst das ganze restliche Leben fragt,
Regierungsrätin aufgegeben habe, Sie haben als 23-Jährige den elterlichen wie es herausgekommen wäre.» Es wur-
brauche ich jeden Tag Mut, mein Leben Bauernhof übernommen. War das eher de eine ganz harte Zeit, ich war körper-
neu zu erfinden. Vorher waren meine mutig oder leichtsinnig? lich überfordert und hatte, obwohl auf
Tage durchstrukturiert und fremdbe- Es war tollkühn! Ich hatte gezögert mit einem Bauernhof aufgewachsen, keine
stimmt, jetzt kann und muss ich sowohl dieser Entscheidung, weil ich damals Ahnung vom Bauern. Aber ich habe
Alltägliches wie auch ganz neue Her- als Journalistin eine riesige Karriere- meinen Lehrblätz gemacht.
ausforderungen selber anpacken. Ich
denke, ich habe viel Zivilcourage und
spreche es beispielsweise an, wenn
mich etwas an jemandem stört.

Braucht es Mut, die Jury des Prix Courage


zu präsidieren?
Nein, ich bin es gewohnt, Sitzungen zu
leiten und in der Öffentlichkeit aufzu-
treten. Es ist aber eine sehr spannende
Aufgabe und eine Chance, unterschied-
lichste Menschen kennenzulernen.

Welches Signal wollen Sie als neue


Jurypräsidentin aussenden?
Zivilcourage ist ganz wichtig für das
Zusammenleben in der Gesellschaft –
das geht leider oft etwas unter. Man
sollte jeden Tag Menschen auszeich-
nen, die etwas Aussergewöhnliches
gemacht haben. Alle sollten zum Bei-
spiel im Zug Mitreisende ansprechen,
die sich unflätig benehmen, statt sich
nur innerlich aufzuregen. Nur so kann
sich etwas ändern.

Was für Kandidaten erhoffen Sie sich?


Ich möchte nicht werten, welche Art von
Mut wichtiger ist als andere. Manchmal
ist man in der Lage, spontan helfen zu
können – eine grossartige Sache. Ande-
ren bietet sich die Gelegenheit, etwas
«Ich brauche
Wichtiges zu verändern – aber das jeden Tag Mut,
hängt immer auch von äusseren Um- mein Leben
neu zu erfinden.»
FOTO: MARCEL BIERI

ständen ab. So kann nicht jeder seinen


Job hinschmeissen, um Flüchtlingen Susanne Hochuli,
zu helfen, wie es der Preisträger 2016 Jurypräsidentin Prix Courage
gemacht hat. Von dieser Art von Mut

40 Beobachter 10/2018
Als Regierungsrätin, zuständig für Ich behaupte auch nicht, dass dort
das Militär, sprachen Sie sich an einem nichts Schlimmes passiert. Doch
Schützenfest in einer Rede für die Äthiopien ist wohl eine ebenso
Waffengewalt-Initiative aus. schlimme Diktatur wie Eritrea, und
Danach gabs massive Anfeindungen, die wirtschaftliche Lage und die Ge­
einige wollten mir sogar das Militär sundheitsversorgung sind desolat.
wegnehmen. Ich schiesse selber ger­ Auf meinem Bauernhof hat es Platz,
ne – aber ich finde, dass Waffen nicht und ich habe die Familie nicht aus­
in Privathaushalte gehören. Selbst­ gesucht, weil sie Eritreer sind. Es ist
kritisch muss ich aber einräumen, nicht an mir zu entscheiden, ob diese
dass meine Rede viel zu komplex und Leute hier bleiben dürfen. Aber sie
zu lange war für ein lautes Festzelt – sind nun mal zumindest vorläufig
ein klassischer Anfängerfehler. hier und brauchen einen Platz. Auch
wenn man die Eritrea-Politik der
Sie waren acht Jahre verantwortlich Schweiz nicht gutheisst – die Betrof­
für die Aargauer Spitalpolitik. Nach fenen können nichts dafür.
Ihrem Rücktritt sagten Sie, es gebe zu
viele Spitäler im Kanton. Fehlte Ihnen Als Kind wehrten Sie sich mit Beissen
vorher der Mut, das anzupacken? und Schlagen gegen Arztbesuche.
Ich habe es versucht, aber es ist nicht Jetzt sind Sie Präsidentin der Stiftung
so einfach im bestehenden System. Patientenschutz (SPO). Brauchen die
Ich wollte etwa die Kantonsspitäler Ärzte jetzt eine schusssichere Weste?
Aarau und Baden zusammenlegen, Natürlich nicht. Jeder Arztbesuch
die nur 25 Kilometer voneinander war für mich ein Angriff auf meine
entfernt sind. Die vorberatende Kom­ Integrität, weil ich mich ausgeliefert
mission unterstützte dies mit 12 zu 0 fühlte. Als SPO-Präsidentin ist es
Stimmen, das Kantonsparlament mein Ziel, die Patienten so zu befähi­
aber versenkte den Plan, weil zu viele gen, dass man sie nicht beschützen
Regionalpolitiker und Lobbyisten da­ muss. Wir alle, ob gesund oder krank,
gegen waren. Ich wollte auch über die sind zunächst einmal Prämien- und
Spitalliste Einfluss nehmen. Das ist Steuerzahlende. Und als Auftrag­
gescheitert, weil Kantonsspitäler ge­ geber sollten wir mehr Einfluss neh­
gen ihren Eigentümer – den Kanton – men aufs Gesundheitswesen. Mit
Beschwerde führen können, wenn unserem Geld finanzieren wir zum
man ihnen etwas wegnehmen will. Beispiel jedes Jahr 16 000 unnötige
Besser wäre es, wenn statt 26 Kantone Knieoperationen. Wer Patient wird,
nur fünf oder sechs Regionen für die soll selbstbestimmt und kompetent
Spitalplanung zuständig wären. entscheiden können, welche Behand­
lungen er braucht und will – dafür will
Nach einer Eritrea-Reise sagten Sie, ich mich als SPO-Präsidentin vorran­
das sei «nicht das Nordkorea Afrikas» gig einsetzen. Daneben wird die SPO BONAPARTE.
– und beherbergen eine eritreische natürlich weiterhin bei Beschwerden
Flüchtlingsfamilie in Ihrem Haus. von Patientinnen und Patienten den Sollten Sie sich merken,
Mir ist klar, dass ich mir auf der zwei­ medizinischen Sachverhalt
wöchigen Reise durch Eritrea kein klären. als Käseliebhaber.
vollständiges Bild machen konnte. INTERVIEW: MARTIN MÜLLER

Diese rahmige Käse-Spezialität aus


Wer hat den Prix Courage verdient? bester Thurgauer Kuhmilch wird mit
Der Beobachter und Jurypräsidentin Brief an Redaktion viel Sorgfalt im Familienbetrieb der
Susanne Hochuli suchen erneut Men- Beobachter, Kandida-
schen, die sich selbstlos für ein höheres ten Prix Courage, Post- Strähl Käse AG hergestellt. Falls Sie
Ziel eingesetzt haben, anderen direkt fach, 8021 Zürich. Einsen-
den BONAPARTE in Ihrem Käsefach-
halfen oder dazu beitrugen, wichtige deschluss: 8. Juni 2018. Der Beobachter
gesellschaftliche Werte wie Fairness wird die besten Kandidaturen im Herbst geschäft nicht auf Anhieb entdecken,
in der Arbeitswelt hochzuhalten. Kurz: der Leserschaft vorstellen. Die Jury
Menschen, die mit ihrem Engagement unter der Leitung von Susanne Hochuli so fragen Sie ganz einfach nach dem
die Welt ein bisschen besser machen. und Sie, liebe Leserinnen und Leser, Genuss, der uns alle erobern wird!
Melden Sie uns Ihren Kandidaten oder entscheiden dann, wer am 2. November
Ihre Kandidatin: Wer hat im letzten Jahr 2018 mit dem Prix Courage des Beob- Mehr Infos gibt es auf www.straehl.ch
Zivilcourage gezeigt? achters ausgezeichnet wird.
Vorschläge schicken Sie bitte per E-Mail Weitere Infos finden Sie auf
an kandidaten@beobachter.ch oder per www.beobachter.ch/prix-courage

Käse ist unsere Welt.


Gift im Fleisch – und
niemand tut etwas
KREBSERREGEND. In Schweizer Ställen steckt hochgefährliches PCB. Es gelangt in Fleisch,
Milch und Eier. Die Ställe müssten saniert werden – doch keiner will zahlen.

D
BEOBACHTER.CH I 29. MÄRZ 2018 I NR. 7 I FR. 4.80
ie Geschichte begann 2012. Zufällig Doch schon jetzt gibt es Widerstand
entdeckte der Bund in einer Kalb­ gegen das Strategiepapier. Einer der Kritiker
fleischprobe eine hohe Konzentra­ gehörte der BLW-Arbeitsgruppe an: Kurt
EXTRA
36 Seiten
tion polychlorierter Biphenyle (PCB). Ein Seiler, Chef des Interkantonalen Labors
heute weltweit verbotener Zusatzstoff für Schaffhausen. Die Massnahmen seien «zu
«Umbauen und
renovieren»
MIGRÄNE

Baumaterialien und Kühlflüssigkeiten. PCB diffus und zu wenig konkret», sagt er. Und:
Jedes zehnte
Kind leidet

WISENT

ist hochgiftig, kann hormonell gesteuerte «Man darf nicht von Anfang an sagen, sie
Das Urviech
kehrt zurück

OSTERN

Krankheiten wie Brust- und Prostatakrebs seien nicht finanzierbar.»


Wie wir für die
Eier-Schwemme
doppelt zahlen

auslösen und die Fortpflanzung von Mensch In einer Stellungnahme, mitverfasst von
und Tier gefährden. Seiler, fordern der Verband der Kantons­
Statt in der Sondermülldeponie landete chemiker und die kantonalen Umwelt­
die Industriechemikalie PCB auf dem Teller. schutzdirektoren eine flächendeckende
Das vergessene Gift Nach monatelanger Suche auf dem betrof­ Untersuchung: «In freiwilligen Pilotkanto­
KREBSERREGEND – WEIT VERBREITET – BEHÖRDEN SCHLAFEN
fenen Bündner Hof war die Ursache im Fe­ nen sollen Punktquellen im Rahmen eines
bruar 2014 endlich gefunden: die Stallwand, Monitorings identifiziert und inventarisiert
PCB verursacht Brust- und die in den siebziger Jahren mit PCB-haltiger werden.» Davon ausgehend seien «risiko­
Prostatakrebs: Im März Farbe gestrichen worden war. Die Mutter­ basierte und wirkungsorientierte Mass­
rüttelte der Beobachter mit kühe frassen Farbsplitter oder rieben sich nahmen» notwendig. Der Bund müsse sie
einer Titelgeschichte auf. an der Wand. Über die Milch gaben sie das finanziell unterstützen.
Gift an ihre Kälber weiter. Im Fleisch wurde
der Grenzwert teils fast um das Fünffache «Vermutlich nicht verschwinden.» Grund­
überschritten. Wie viel kontaminiertes sätzlichen Handlungsbedarf sieht auch der
Kalbfleisch verkauft wurde, ist unbekannt. Bauernverband. Aufgeschreckt durch die
Recherchen des Beobachters, erklärt man
Bericht elegant versteckt. Die Öffentlichkeit dort: «Die Einschätzung ist vermutlich über­
erfuhr nichts von alledem. Vor zwei Jahren holt, dass die PCB-Belastung mit der Zeit von
versenkte der Bund einen Kurzbericht dazu selber abnehmen und irgendeinmal ganz
still und leise auf seiner Website. Nur wer verschwinden wird.» Ziel müsse sein, einen
davon weiss, findet ihn. Sara Stalder, Ge­ Überblick über die Situation zu gewinnen,
schäftsleiterin der Stiftung für Konsumen­ PCB-Quellen gezielt zu eruieren und zu eli­
tenschutz, vermutet Absicht dahinter: «Wer minieren. Deshalb wolle der Bauernverband
nicht informiert, schreckt die Bevölkerung jetzt das Gespräch mit dem Bund suchen.
nicht auf und steht dann entsprechend we­ «Es ist uns ein Anliegen, dass alles Not­
niger unter Druck, Massnahmen zu ergrei­ wendige unternommen wird, um die Sicher­
fen.» Dabei sei es wichtig, bekannte Quellen heit unserer Lebensmittel zu gewährleis­
rasch zu eliminieren. «Angesichts der fata­ ten», sagt Sprecherin Sandra Helfenstein.
len Folgen einer PCB-Verunreinigung von Doch nicht um jeden Preis, macht der
Tieren und tierischen Produkten für Kon­ Bauernverband klar: «Vor weiteren Unter­
sumentinnen und Konsumenten müssen suchungen muss definiert werden, wer Sa­
alle Beteiligten diese Gefahr sehr ernst neh­ nierungen bezahlt und wie man das Über­
men», fordert Stalder. leben betroffener Betriebe sichern kann.»
Bis heute hat der Bund aber keine weite­ Die Bauern treffe keine Schuld, PCB-haltige
ren Ställe kontrolliert und saniert. Entstan­ Materialien seien früher ja legal gewesen.
den ist dafür das Dokument «Nationale Stra­ Die Sanierungskosten müssten deshalb die
FOTO: TOM HUBER/13 PHOTO

tegie zu PCB in tierischen Lebensmitteln Hersteller oder die öffentliche Hand über­
von Nutztieren». Im Sommer will das Bun­ nehmen, aber bestimmt nicht die Bauern.
desamt für Landwirtschaft (BLW) den Be­ Der Bündner Hof dürfte kein Einzelfall
richt veröffentlichen. Bis dahin will man sich sein. Es gelangt wohl weiterhin Fleisch in
nicht zu den Massnahmen äussern. den Verkauf, das mit PCB verseucht ist.

42 Beobachter 10/2018
Trotzdem will niemand etwas dagegen tun,
Toxisches PCB: Via Nutztiere solange eine Frage nicht beantwortet ist:
gelangt es in den Menschen. Wer zahlt die Sanierung der kontaminierten
Ställe? Diese Frage ist seit vier Jahren der
Grund, warum nichts passiert.
Laut Experten kostet eine Sanierung
inklusive Gebäudecheck je nach Aufwand
mehrere 10 000 Franken – pro Bauernhof.
Beim Bündner Fall war es deutlich mehr:
Knapp 270 000 Franken, schreibt das Bünd-
ner Amt für Lebensmittelsicherheit und
Tiergesundheit. Der Kanton übernahm ei-
nen Grossteil der Kosten. Es habe sich um
ein aufwendiges Pilotprojekt gehandelt, und
man habe Erkenntnisse für künftige Fälle
gewinnen wollen.

Bund gibt Schwarzen Peter weiter. Die Kan-


tone wollen nicht zahlen, die Bauern können
nicht, weil ihnen das Geld fehlt. Da bleibt
eigentlich nur noch der Bund. Aber das Bun-
desamt für Landwirtschaft will sich im Mo-
ment nicht äussern. Es hält bloss fest, dass
die Besitzer für ihre Häuser verantwortlich
seien. Damit spielt das Amt den Ball an die
Bauern zurück. Für Bauherren gelte seit
2016 die Pflicht, bei Umbau oder Abriss eines
vor 1990 erbauten Gebäudes ein Bauschad-
stoffscreening durchzuführen, so Sprecher
Jürg Jordi. «Diese Pflicht gilt auch für land-
wirtschaftliche Gebäude.»
Von allein wird sich das Problem aber
nicht lösen. 2004 hat sich der Bund in der
Stockholm-Konvention dazu verpflichtet,
bis 2028 sämtliche PCB-haltigen Materialien
zu eliminieren. Doch gemäss Angaben der
ETH schlummern noch immer mehr als
200 Tonnen PCB in Gebäuden – niemand
weiss, wo genau. Das erhöht das Risiko chro-
nischer Belastung.
Nicht nur Stallwände können Lebens­
mittel verseuchen, PCB-Quellen sind auch
Dächer. Das legt ein Fall aus den Nieder­
landen nahe. 2012 entdeckten holländische
Forscher per Zufall PCB in Eiern. Das Gift
stammte vom Dach eines Hühnerstalls, der
in den siebziger Jahren gebaut worden war.
Es war mit dem Regen in den Auslaufhof
gespült worden.
Der wohl grösste PCB-Fall wurde 1999
in Belgien aufgedeckt. Falsch entsorgte
PCB-Kühlflüssigkeit gelangte unbemerkt in
Tierfutter. Mit desaströsen Folgen: Mehr als
500 Geflügel- und Fleischbetriebe mussten
geschlossen, 400 000 Tonnen Nahrungs-
mittel entsorgt werden.

200
Forscher der ETH und der Empa, die den
Tonnen PCB Bündner Fall aufgearbeitet haben, warnten
schon letztes Jahr: «Viele Ställe könnten mit
schlummern in PCB-haltigen Materialien kontaminiert
Schweizer Gebäuden, sein.» Ohne Kontrolle landen wohl auch
künftig PCB-verseuchte Lebensmittel auf
schätzt die ETH. unseren Tellern. Wie viel, weiss niemand.
STEFANIE HABLÜTZEL

Beobachter 10/2018 43
Wer will Buhmann
werden?
LOKALPOLITIK. Gemeinden finden kaum noch Kandidaten für ihre politischen Ämter.
Manche setzen auf Zwang, andere auf Manager. Ist das Milizsystem noch zu retten?

TEXT: CONNY SCHMID | FOTOS: BEAT SCHWEIZER

M
an habe ihn gewarnt, erzählt tal. Wer hier gewählt wird, kann nicht lief der Wechsel problemlos. «Man
Rolf Züllig. «Jede Woche kneifen. Treffen kann es jeden. Aktuell muss damit umgehen können, dass
machst du jemand anderen besteht der Gemeinderat aus fünf Un- man als Gemeinderat auf der Strasse
hässig», habe ihm ein Gemeindepräsi- freiwilligen. Erstaunlicherweise funk­ auf ein Problem angesprochen wird und
dent gesagt. Zudem betrage das Jahres- tioniert er sogar. Das Verfahren habe keine Auskunft geben kann. Weil man
gehalt zwar 190 000 Franken, doch die nicht nur Nachteile, sagt Präsident schlicht nicht Bescheid weiss», sagt
Hälfte davon sei «Arschlochzulage». Jean-Christoph Lehner (siehe Seite 47). ­Reto Helfenstein, Geschäftsführer von
Züllig liess sich nicht abschrecken. «Zwang hat mit Demokratie nichts Buttisholz (siehe Seite 46). Das Modell
Er bewarb sich auf ein Inserat hin als zu tun und löst das Problem nicht», sagt führt auch zur absurden Situation, dass
Gemeindepräsident von Wildhaus-Alt dagegen Demokratieforscher Dlabac. der CEO an der Gemeindeversammlung
St. Johann und wurde gewählt (siehe «Man muss die Ämter attraktiver ma- seine Geschäfte nicht selber vertreten
rechte Seite). Seit 2010 ist er im Amt. chen.» Kantone mit pro- darf – weil er als Gemein-
Lorbeeren holt man sich als Gemein- fessionelleren Exekuti- «Zwang hat deschreiber das Protokoll
depräsident kaum. Öfter gibts Schelte. ven auf Gemeindeebene führen muss.
Es ist auch selten ein gutbezahltes Voll- hätten weniger Mühe, die
mit Demo­
zeitamt. Das «St. Galler Modell» hat sich Posten zu besetzen. Pro- kratie nichts Attraktiveres Amt. Polito-
nur in der Ostschweiz durchgesetzt. Im fessionell heisst: ein gut- zu tun und loge Dlabac gefällt die
Normalfall muss man das Amt mit dem
Hauptberuf in Einklang bringen – oder
bezahltes Vollamt, das
wie ein Job in der Wirt-
ist keine CEO-Variante am besten.
«Die wichtigen Entschei-
es ist ein Ehrenamt mit einer Entschä- schaft per Inserat oder Lösung. de sind auf mehrere
digung im Studentenlohnbereich. Headhunter besetzt wird. Man muss Köpfe verteilt, und ein
­
Das erweitert den Kan­ die Ämter 20-Prozent-Pensum lässt
Immer mehr Scheinwahlen. Rund 15 000
Exekutivämter gibt es in Schweizer
didatenkreis.
Problematisch am
attraktiver sich gut mit einem ande-
ren Job unter einen Hut
Gemeinden. Jede zweite hat grosse St. Galler Modell mit machen.» bringen.» Eine Evaluation
oder sehr grosse Schwierigkeiten, sie hauptamtlichem Ge- Oliver Dlabac, Politologe habe gezeigt, dass das
zu besetzen, zeigt das nationale Ge- meindepräsidenten und die Kandidatensuche er-
meindemonitoring 2017. Immer öfter ­Gemeinderäten im Ehrenamt sei die leichtere. «Es entspricht den heutigen
gibt es Wahlen mit geradeso vielen Kan- Machtkonzentration, sagt Dlabac. «Die Bedürfnissen und widerspricht auch
didaten, wie Sitze zu vergeben sind. Ratsmitglieder sind wenig involviert nicht dem Milizgedanken. Das Ehren-
Im Kanton Aargau, wo das Ehrenamt und oft nur dazu da, die Entscheide des amt hat ausgedient.»
die Regel ist, läufts in drei von vier Ge- Präsidenten abzunicken.» Das sieht auch der Schweizerische
meinden so. Das zeigt eine Studie des Gemeindeverband so. Das Miliz­system
Zentrums für Demokratie Aarau. «Viele Der Geschäftsführer regiert. Der Kanton sei nicht am Ende, es müsse gestärkt
potenzielle Kandidaten sind beruflich Luzern hat eine Variante entwickelt, werden, sagt Direktor Reto Lindegger.
stark eingespannt, identifizieren sich in der Gemeinderäte und -präsident Der Verband macht 2019 zum «Jahr der
nicht mehr so stark mit dem Wohnort Teilämter mit rund 20 Stellenprozenten ­Milizarbeit». Man will vor allem Junge
und möchten die Freizeit mit der Fami- haben. Sie treffen die strate­gischen und Frauen begeistern.
lie verbringen», so Studienleiter Oliver Entscheide. Ein Geschäftsführer, neu- Ein Patentrezept gibt es nicht. Laut
Dlabac. Bisher sorgten Parteien dafür, deutsch CEO, macht die eigentliche Experte Dlabac scheitern Reformen oft
dass die Ämter besetzt wurden. «Doch Arbeit. Er liefert die Infos, die es für die am Widerstand gegen mehr Verwaltung
die haben selber zunehmend Mühe, Strategie braucht, und ist oft auch oder höhere Entschädigungen. «Jeder
Leute für ihre eigenen Posten zu finden.» Gemeindeschreiber. Faktisch regiert so Stimmbürger sollte sich fragen, zu
Mancherorts greift man daher zum die Verwaltung. ­welchen Konditionen er bereit wäre, ein
Amtszwang. Etwa in der 300-Seelen- Über ein Dutzend Gemeinden wen- Amt zu übernehmen.» Eins ist klar:
Gemeinde Blatten im Walliser Lötschen­ den dieses Modell an. Nicht überall ver- ­Irgendjemand muss es machen.

44 Beobachter 10/2018
Der Anti-Politiker: «Es geht immer um Menschen»
Rolf Züllig war 50 und hatte eine gute und regiert nun seit acht Jahren. Er hat Sache, Parteigeplänkel ist da fehl am
Stelle in einem Industriebetrieb. Die drei den Wechsel noch nie bereut, obwohl in Platz.» Seine vier Gemeinderatskollegen
Kinder erwachsen, «eine Restlebens­ der Amtsstube viele Entscheide länger arbeiten ehrenamtlich mit Pensen unter
arbeitszeit» vor ihm. Da fiel ihm ein Job­ dauern und er schon einiges Ungemach zehn Prozent. Die Machtfülle hält er nicht
inserat auf: Gesucht wurde ein Gemeinde­ erlebte. So versammelten sich vor andert­ für problematisch. Mit der Geschäfts­
präsident in Wildhaus-Alt St. Johann halb Jahren 5000 Rechtsextreme im Orts­ prüfungskommission, den anderen
im Obertoggenburg. Züllig, in Montlingen teil Unterwasser, die halbe Weltpresse ­Gemeinderäten und dem Stimmvolk gebe
im Rheintal zu Hause, sprach sich mit forderte Auskunft. Jetzt liegen sich die es genug Kon­trollinstanzen. «Ein Teilzeit­
­seinem Arbeitgeber ab. Wenn es nicht beiden Bergbahn­gesellschaften medien­ präsident hat doch keine Ahnung, was in
klappe, könne er zurück in den Job. «Da wirksam in den Haaren. «Letztlich ist der Gemeinde läuft. Ich bin überzeugt,
war klar, dass ich mich bewerbe. Noch der Unterschied zur Privatwirtschaft aber dass Gemeinden besser fahren, wenn sie
mal etwas Neues probieren.» gar nicht so gross. Es geht immer um eine Person an der Spitze haben, die sich
Im Toggenburg musste Züllig erst mal Menschen», sagt er. voll und ganz engagiert und entspre­
Zweifel ausräumen. Die Skepsis gegen Züllig ist parteilos – er nennt es «partei­ chend entschädigt wird.»
­einen Auswärtigen sei spürbar gewesen. frei» – und sieht sich nicht als Politiker.
Doch er konnte die Mehrheit überzeugen «Gemeindearbeit orientiert sich an der Mehr zum Thema auf Seite 46

Beobachter 10/2018 45
Der Gemeindemanager: «Da braucht es Feingefühl»
Der Gemeinderat von Buttisholz LU entscheid», sagt Helfenstein. Der Grund: ­ eklagen sich hin und wieder, dass der
b
sitzt alle drei Wochen zusammen und «Früher lagen Dokumente manchmal ­Gemeinderat überhaupt nichts mehr zu
­diskutiert die wichtigen Geschäfte. Das ­wochenlang in einem Mäppli herum, bis sagen habe.»
Alltags­geschäft liegt in den Händen einer sich ein nebenamtlicher Gemeinderat Regiert im Dorf nun die Verwaltung?
­einzigen Person: Reto Helfenstein. Der ­darum kümmern konnte.» «Nein», sagt Helfenstein. «Die wichtigen
42-jährige Gemeindeschreiber ist auch Für Reto Helfenstein war der Wechsel Entscheide trifft der Gemeinderat.» Aber
Geschäftsführer der Gemeinde. Als CEO ein Sprung ins kalte Wasser. Er hatte die im Alltag lege man mehr Wert auf Fach-
sorgt er dafür, dass umgesetzt wird, was ­Lehre im benachbarten Ruswil auf dem wissen als auf Politik. «Meist geht es
der ­Gemeinderat beschliesst. Steueramt gemacht, das er am Schluss ­ohnehin nur darum, die geltenden Gesetze
Vor zehn Jahren entschieden sich die leitete. Doch dort wollte er nicht ein anzuwenden, da hat man wenig Spiel-
Buttisholzer, den Gemeinderat zum Ver- ­Leben lang bleiben. Er liess sich zum raum.» Eine Gratwanderung sei mitunter,
waltungsrat zu machen, die Pensen auf ­Gemeindeschreiber ausbilden und in wie viele Informationen man mit den
20 Prozent zu reduzieren und die Ver­ ­Buttisholz als erster CEO einstellen. ­politischen Amtsträgern austausche. «Der
waltung zu stärken. «Heute wartet man Der Modellwechsel sei relativ problemlos eine möchte über jedes Detail informiert
bei uns im Schnitt weniger lang auf eine verlaufen. «Höchstens Leute, die mit sein, dem anderen reichen die groben
Baubewilligung oder einen Sozialhilfe­ ­einem Anliegen nicht durchkommen, ­Züge. Da braucht es Feingefühl.»

46 Beobachter 10/2018
Das Plus
bei allen
Verletzungen

Bei Verstauchungen, Prellungen,


Blutergüssen, Muskelschmerzen
(Muskelkater) und Schnittwunden.

Der Unfreiwillige:
«Zwang ist ein zu negatives Wort»
Sonntag, 16. Oktober 2016. Jean-­ machen. Die Weiterbildung war erst
Christoph Lehner kommt gerade aus mal auf Eis gelegt.
dem Proberaum der Musikgesellschaft, Doch abgelöscht wirkt Lehner nicht.
als sein Handy klingelt. Der Gemeinde- «Es ist e ­ ine spannende Aufgabe,
präsident ist dran. «Da wusste ich: ­extrem vielseitig. Ich lerne jeden Tag
Jetzt hat es mich erwischt», sagt der dazu», sagt er. Ist es in seinen Augen
31-jährige Treuhänder. sinnvoll, Leute in ein Amt zu zwingen?
Erwischt heisst: gewählt. Der damals «Zwang ist ein zu negatives Wort. Ich
29-­Jährige wurde zum Gemeinderat
von Blatten im Lötschental gemacht,
­habe mich nicht freiwillig gemeldet,
aber ich übe mein Amt mit Stolz aus Der bewährte Vierfach-
ohne dass er je ­kandidiert hätte. «Im
Gegenteil, ich merkte ja, dass mein
und nicht ungern.»
Der Amtszwang sei nicht an sich Wirkkomplex aus Arnica,
­Name kursierte. Ich habe allen ­gesagt:
Wählt mich in vier oder acht Jahren,
schlecht. Über mögliche Kandidaten
werde an den ­Küchentischen und in Johanniskraut, Ringelblume
momentan ist es ungünstig.» den Vereinen diskutiert. Je nachdem,
Jean-­Christoph Lehner war gerade welche Ressorts es zu besetzen gelte, und Wallwurz hilft
Partner geworden bei ­einem lokalen erwäge man Leute mit dem passenden
Treuhandbüro und wollte eine Weiter-
bildung in Angriff nehmen. Er wurde
beruflichen Hintergrund. «Ich finde das
sinnvoller, als wenn es wie früher nur
•den Schmerz zu reduzieren
• die Heilung zu beschleunigen
nicht erhört. Am E
­ nde wurde er sogar aufs richtige Parteibüchlein ankommt»,
Gemeindepräsident. sagt Lehner. In ­einem kleinen Dorf
Auch die anderen vier Gemeinderäte müssten alle am gleichen Strick ziehen.
sind gegen ihren Willen gewählt wor- Parteilisten gebe es längst nicht mehr.
den, und einer musste den Präsidenten «Aber Blatten gibt es noch.»
Dies sind zugelassene Arzneimittel. Lesen Sie die Packungsbeilagen.
Beobachter 10/2018 47 Schweizweite Beratung in Apotheken und Drogerien. Similasan AG
Versicherung bodigt
kleine Sportvereine
SPORT. Vereine, die Mitarbeitern einen Lohn zahlen, müssen sich für viel Geld gegen
Berufsunfall­versichern. Das kann sie Kopf und Kragen kosten.

«Es ist nicht


D
er Vereinspräsident fiel fast vom ­ enauer hin, wenn Sportunfälle als Nicht-
g
Stuhl, als er die Prämienrechnung berufsunfälle gemeldet werden. Denn wenn
nach­voll­zieh­bar, der Unfallversicherung las: 4685 ein Verein versicherungstechnisch in der
warum ein Franken soll der Zürcher FC Wiedikon jähr- Pflicht steht, ist die Suva gar nicht zuständig.
Betreuer, der lich zahlen. «Obwohl wir als kleiner Ama- Pro Jahr lasse sich so ein «mittlerer einstel-
Wädli massiert, teurklub keine Spieler bezahlen. Nur einige
Trainer und Betreuer erhalten ein Entgelt»,
liger Millionenbetrag» sparen, sagt Suva-
Sprecher Serkan Isik. Das betrifft vor allem
ein so hohes sagt Roger Ansorg. Laut Gesetz gelten alle die risikoträchtigen Sparten Fussball, Hand-
Unfall­risiko Vereine, die Mitglieder für ihre Aktivitäten ball und Eishockey.
haben soll.» entschädigen, als Arbeitgeber. Wenn min-
destens einer mehr als 2300 Franken pro «Ein unerwünschtes Risiko». Die Versiche-
Roger Ansorg,
Jahr erhält, muss der Verein alle auf der rungspflicht stellt viele Klubs vor existen-
FOTO: VALERIANO DI DOMENICO

Präsident FC Wiedikon
Lohnliste gegen Unfälle versichern. Als zielle Probleme. 4700 Franken, das ent-
Lohn gelten auch Spielerprämien oder Bei- spricht beim FC Wiedikon fast 10 Prozent
träge des Förderprogramms Jugend+Sport. der gesamten Lohnsumme. «Wucher», sagt
Bei vielen Vereinen war man sich darüber Präsident Ansorg. «Es ist nicht nachvollzieh-
lange nicht im Klaren. Doch seit 2016 schaut bar, warum ein Betreuer, der Wädli massiert,
die Suva, die grösste Unfallversicherung, ein so hohes Unfallrisiko haben soll.»

48 Beobachter 10/2018
Die Kasse taxierte den FC Aesch wie einen
­Profiklub ein – und wandte den hohen Prämien­satz
auf alle an, vom Platzwart bis zum Sekretär.

Nur: Ein besseres Versicherungsangebot richt die Ersatzkasse zurück. Sie muss eine
war nicht zu kriegen. Auf fünf Offertanfragen neue, transparente und konkret anfecht­bare
erhielt der Stadtzürcher Quartierklub fünf Verfügung erlassen.
Absagen. Tenor: «Für dieses Risiko geben Ähnlich erging es dem Berner FC Ler-
wir kein Angebot ab», «wir zählen Trainer chenfeld. Der Amateurklub sollte rund
zu den nicht versicherbaren Risiken», «es 26 000 Franken Ersatzprämien bezahlen,
handelt sich um ein unerwünschtes Risiko». nachdem er sich erfolglos um eine Versiche-
Nachfragen bei Sportverbänden bestätigen: rung bemüht hatte. Unfälle gab es keine. Der
Vielen Klubs in der Schweiz geht es ähnlich. Prämiensatz lag bei rund 10 Prozent der
Sie müssen sich versichern – können es fak- Lohnsumme und war genauso intrans­
tisch aber nicht. parent wie beim FC Aesch. Auch dem Berner
Nach mindestens drei Absagen springt Klub gab das Bundesverwaltungsgericht
die sogenannte Ersatzkasse ein. Das ist eine letzten Sommer recht.
Stiftung der Privatversicherer, die als Auf- Wie viel Geld die beiden Vereine letztlich
fangeinrichtung die Kosten für unversicher- zahlen müssen, ist offen. Seit den Urteilen
te Unfälle trägt. Sie ist es auch, die das Obli- herrscht Funkstille. Bei der Ersatzkasse
gatorium durchsetzt: Wenn ein Arbeitgeber wollte dem Beobachter niemand Auskunft
keine Versicherung findet, teilt ihm die Er- geben. Fest steht: Bisher holte sie bei den
satzkasse zwangsweise eine zu. Und mit Ersatzprämien das Maximum heraus. Die
deren Prämienkonditionen muss sich der Ver­sicherungen, die die Stiftung tragen, ha-
Klub schliesslich abfinden. So wie der FC ben ein Interesse daran; denn sie müssen in
Wiedikon. die Bresche springen, wenn die Ersatzkasse
ihre Kosten nicht decken kann. Wenn es bei
Scott Chipperfield war schuld. Richtig teuer diesem Vorgehen bleibt, könnte das viele
für einen Verein wird es aber, wenn die Er- Vereine die Existenz kosten.
satzkasse sogenannte Ersatzprämien er-
hebt, um ihre Kosten zu decken. So kann sie Die Suva solls richten. Hinter den Kulissen
bis zu fünf Jahre rückwirkend Prämien bemühen sich die Sportverbände um eine
­einkassieren. Eine Rechnung dieser Art flat- vernünftige Lösung. Der Innerschweizeri-
terte vor drei Jahren zum Beispiel dem Ba- sche Fussballverband etwa versucht, für die
selbieter FC Aesch ins Haus: Über 76 000 Amateurliga einen Versicherer für einen
Franken sollte der Verein zahlen. «Wir hät- Rahmenvertrag zu gewinnen. «Wir hoffen,
ten den Laden dichtmachen müssen», sagt über die Menge zu günstigeren Prämien zu
Die hohen Prämien Vereinspräsident Andrea Mares­calchi. Der kommen», sagt Verbandspräsident Urs Di-
könnten den FC Wiedikon Klub wehrte sich bis vors Bundesverwal- ckerhof. «Ich kenne Klubs, die Sätze von bis
die Existenz kosten. tungsgericht – mit Erfolg. zu 40 Prozent der Lohnsumme bezahlen.»
Der FC Aesch hatte sich vergeblich um Auch der Dachverband Swiss Olympic
eine Versicherung bemüht. Die Ersatzkasse kennt das Problem. «Wir suchen das Ge-
wies ihm eine Gesellschaft zu und erhob spräch mit der Branche. Da die privaten Ver-
Ersatzprämien für die letzten fünf Jahre – sicherer kein Interesse haben, Sportvereine
ohne Begründung zu einem hohen Satz von zu versichern, wäre es sinnvoll, wenn die
fast 27 Prozent der Lohnsumme. Suva das übernähme. Das bräuchte aber
Erst als der Klub vor Gericht zog, stellte eine Gesetzesänderung», sagt Sprecher Ale-
sich heraus, wie es dazu gekommen war: xander Wäfler.
durch Scott Chipperfield. Die FC-Basel-­ Der Schweizerische Versicherungsver-
Legende stand zu jener Zeit beim FC Aesch band prüft ebenfalls Lösungen für Sportver-
als Assistenztrainer auf der Lohnliste. Wäh- eine, insbesondere für Fussballklubs. Die
rend der Verein nach einem Versicherer Ausgangslage sei aber komplex.
suchte, zog sich Chipperfield einen Innen- Für den FC Wiedikon indes kommt all das
bandriss zu. Die Ersatzkasse taxierte den schon zu spät. Über dem kleinen Verein
Klub daraufhin wie einen Profifussballklub schwebt das Damoklesschwert hoher Er-
ein – und wandte den hohen Prämiensatz satzprämien. «Für mich ist schlicht unbe-
auf alle an, vom Platzwart bis zum Sekretär. greiflich, wie diese Gesetzgebung zusam-
Dabei berief sich die Kasse auf ihr Regle- mengeht mit der Sportförderung, die sich
ment, wonach man vom höchsten Risiko Bund und Versicherungen sonst so gern auf
ausgehe; eine Abstufung nach Tätigkeit sei die Fahne schreiben», sagt Vereinspräsident
nicht vorgesehen. Letzten Juli pfiff das Ge- Roger Ansorg. CONNY SCHMID

Beobachter 10/2018 49
«Das rote Haus» von Anna Schmid: 1000 Meter Dachlatten, «Globo Uovo» von Marc Reist: ein Ei aus Marmor
zusammengehalten von 3800 Schrauben als Symbol für Ursprung und Nahrung

Kunst fällt nicht


vom Himmel
Bad Ragaz. Alle drei Jahre zeigt «Bad Ragartz» Skulpturen aus aller Welt. Hinter der inzwischen
grössten Freiluftausstellung Europas steckt eine Familie – und unheimlich viel Arbeit.

«Polonaise» von Christel Lechner: ein fröhlicher Trupp


von Betonfiguren aus der Serie «Alltagsmenschen»
TEXT: DANIEL BENZ
FOTOS: ANNE GABRIEL-JÜRGENS

D
er Plan ist von Anfang an
zum Scheitern verurteilt.
Ihre fünf absoluten Lieb­
lingsobjekte sollen Rolf
und Esther Hohmeister
für den Beobachter vorstellen – fünf
von über 400. Das Problem dabei:
«Wir haben eigentlich nur Lieblings­
objekte», sagen die beiden, die feder­
führend hinter der Skulpturenschau
«Bad Ragartz» stehen. Als müssten sie
sich dafür entschuldigen.
Und so wird die kilometerlange Be­
gehung des Ausstellungsareals, die in
umgerüsteten Golfwagen stattfindet,
zum permanenten Stop-and-go. Schar­
fe Bremsmanöver, kaum haben sich die
gelben Elektrowägelchen in Bewegung
gesetzt. «Schauen Sie dort, heute fertig
geworden: die ‹Polonaise›!» Gemeint ist
der Beitrag der deutschen Künstlerin
Christel Lechner, eine Menschengrup­
pe aus schwerem Beton, die leicht­
füssig durch den Hotelpark tänzelt. «Ist
das nicht fantastisch?»

Zwei Köpfe, ein Ziel. «Bad Ragartz»,


Europas grösste Freiluftausstellung mit
zeitgenössischen Kunstinstallationen,
das sind die Hohmeisters – mit Leib und
Seele: Rolf Hohmeister, 75 und noch
immer praktizierend als Arzt im Kur­
haus, und seine Frau Esther, 69, beide
passionierte Kunstliebhaber. Die Ob­
jekte aus Metall, Stein oder Holz, die an
diesem frühsommerlichen Tag kurz vor
der Eröffnung bereits stehen oder auf­
gestellt werden, die tragen sie schon
monatelang mit sich herum. «Die Bilder
im Kopf haben wir immer mit­genom­
men auf unsere Spaziergänge, um uns
zu vergewissern, dass wir wirklich den
«Axis Mundi» von Anna Kubach-Wilmsen: die Weltachse, geschaffen
aus 25 Gesteinsarten von fünf Kontinenten (©PRO LITTERIS) Beobachter 10/2018 51
«Wer niemals fortkommt, kehrt niemals heim» von Simon Beer: «Bliss» von Helidon Xhixha: verspielte Spiegelbilder
eine Boje aus der Normandie grüsst vom Alpenrhein das Meer vor beeindruckender Bergkulisse (©PRO LITTERIS)

richtigen Platz dafür gefunden haben», «Bad Ragartz 2018» ausstellen dürfen.
sagt Esther Hohmeister. «Den anderen 1920 mussten wir einen
Der Ort, an dem eine Skulptur steht, ‹Tränenbrief› schreiben», erzählt Esther
ist bei dieser Ausstellung entscheidend. Hohmeister – eine persönlich begrün-
Denn das Objekt soll mit seiner Umge- dete Absage nach sorgfältigem Abwä-
bung – Berge, Dorf, Kurhotel, Park davor, gen. Dieses beginnt stets nach dem
Wald und Weiher – zusammenspielen, gleichen Ritual, nämlich einer knappen
sich ergänzen, vielleicht auch einmal in Post-it-Notiz auf den Bewerbungsunter-
Konkurrenz treten. Wie in einer Familie: lagen von Esther an Rolf: von «sehr
«Kunst und Natur sind Geschwister», schön, unbedingt dranbleiben!» bis
findet Rolf Hohmeister. Sagts und tritt «um Himmels willen!».
im Golfwagen für die nächsten 20 Meter
auf die Tube. «Jetzt kommt der Albaner! «Man muss den Staub riechen.» Dass
Das wird eine Weltsensation.» sie am Schluss des Auswahlprozederes
«Bliss», die Metallkonstruktion von so viele hoffnungsvolle Bewerber ent-
Helidon Xhixha, glänzt in der Sonne, in täuschen müssen, ist unangenehm.
den eingearbeiteten Dellen verdreht Aber es gehört zum beständigen Dialog:
sich das Spiegelbild. Xhixha ist das, wo- «Der direkte Draht zu den Künstlerin-
rauf auch idealistische Ausstellungs- nen und Künstlern ist uns enorm wich-
macher wie die Hohmeisters nicht tig. Man muss den Staub des Ateliers
­verzichten können: ein Zugpferd, ein gerochen haben, um ein Kunstwerk zu
gros­ser Name. Nach Bad Ragaz wird «Kunst, wie wir sie verstehen.» Und die Arbeit wird nicht
«Bliss» im Skulpturenpark an der Park verstehen, soll leicht ausgehen. Bereits sind die ersten Prä-
Avenue in New York zu sehen sein, dem sentationen für die Triennale von 2021
Mass der Dinge in dieser Sparte.
zugänglich sein, eingetroffen.
greifbar im eigentlichen Das war in den Anfängen noch
1920 «Tränenbriefe». «Der Albaner» hat Sinn des Wortes.» ­anders. Vor der Premiere im Jahr 2000
aus dem beschaulichen St. Galler Dorf Esther und Rolf Hohmeister, mussten die Hohmeisters den Künst-
einen «Weihnachtsbrief» erhalten: die Organisatoren «Bad Ragartz» lern noch einzeln hinterherrennen; erst
Bestätigung, dass er unter 2000 Bewer- bei der dritten Schau von 2006 über-
bern zu den knapp 80 gehört, die bei stieg die Nachfrage das Angebot. «Bad

52 Beobachter 10/2018
«Bad Ragartz»
in Superlativen

465
Werke von 77 Kunst-
schaffenden aus
17 Ländern sind an
der Skulpturenschau
«Bad Ragartz» dieses
Jahr ausgestellt.

2600
Tonnen wiegen
die Installationen
total, dazu kommen
1800 Tonnen
verbauter Beton für
die Fundamente.

58  000
Kilometer Transport-
wege wurden zurück-
gelegt, um die Kunst
ins St. Galler Rheintal
zu bringen.

500  000
Besucherinnen und
Besucher werden
«Das Paar» von Klaus Schultze: erwartet, so viele wie «Kubik III» von Werner Bitzigeio: ein halb transparenter Kubus
Keramikkunst eines 91-Jährigen bei der letzten aus Metallstäben als begehbares Kunstwerk (©PRO LITTERIS)
Austragung 2015.

Ragartz» wurde nach und nach auch drei Gründe, weshalb sein Herz nicht
international zur Marke. frei ist.»
Vaduz
Dieselbe Entwicklung im finanziel- Rolf Hohmeister hingegen tut, was
len Bereich: Zu Beginn mussten die ihm sein künstlerisches Herz befiehlt.
Ausstellungsmacher namhafte Hypo- Wenn es um die Philosophie von «Bad
theken auf ihr Haus aufnehmen, um Ragartz» geht, kommt der 75-Jährige in
den Event abzusichern. Heute resultiert Fahrt, wie es sein gelbes Elektrowägel-
bei einem Budget von 2,5 Millionen chen kaum schaffen würde. «Kunst, wie
Rhe

Franken eine schwarze Null, dank wir sie verstehen, soll leicht zugänglich
in

­Unterstützerbeiträgen von Stiftungen sein, greifbar im eigentlichen Sinn des


und Privaten sowie dem Verkauf der Bad Ragaz Wortes», sagt er. «Der Mensch will heu-
Kunstobjekte. Nicht gewachsen ist ein- te nicht mehr über die Kunst belehrt
zig die Kommandozentrale: Sie setzt werden. Er braucht Gefühle, keine intel-
sich faktisch aus der Familie Hohmeis- lektuelle Informationsverarbeitung. Er
ter zusammen, zu der auch drei Töchter will sich an das erinnern, was er gese-
und sechs Enkel gehören. «Unsere hen hat.» Und woran zeigt sich, dass
Gang» nennen sie das. dieses Ziel erreicht wurde? «Wenn
«Gehen wir zu Anna!», ruft Rolf Hoh- ­jemand nach dem Besuch der Aus­
meister nun. Er stoppt das Golfmobil stellung zu Hause seinem Enkel sagt:
vor einer monumentalen Steinsäule, Das musst du einfach gesehen haben,
die aus dem Boden gewachsen scheint: da gehen wir hin!»
«Axis Mundi» von Anna Kubach-Wilm-
sen, die Weltachse, geschaffen aus Nicht alles hat ein Ende. Ein geradezu
25  Gesteinsarten aus fünf Kontinenten. Altes Bad Pfäfers
programmatisches Schlusswort zum
Genau hier an diesen Platz gehöre diese 0 250m Ende der Stop-and-go-Fahrt zu Dutzen-
Skulptur hin, sagt Hohmeister, freie den von Lieblingsobjekten. Nur: Eine
KARTE: BEOBACHTER/AK

Wiese rundherum, das Felsmassiv des «Bad Ragartz»: 7. Triennale der Skulptur in Kunstausstellung zu organisieren, das
Falknis als Kulisse. Einen Kurator Bad Ragaz und Vaduz sowie im Alten Bad geht nie wirklich zu Ende. Scharfes
Pfäfers in der Taminaschlucht. Noch bis zum
braucht er für die Inszenierung nicht. 4. November 2018; Eintritt frei. Bremsmanöver, Zeigefinger auf einen
«Ein Kurator ist zu akademisch, er ist Informationen: www.badragartz.ch heranbrausenden Lastwagen. «Sehen
ein Profi, und er ist angestellt. Das sind Sie dort, der Japaner kommt!»

Beobachter 10/2018 53
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RÄTSEL

Antriebs- Treib- Stadt in bibl. Finken- Erken- kantig


bunt, maschine hausgase Thailand Prophet vogel nung e. dt.
lat: ich Krankheit
vielfältig im Freien Wortteil engl: Abhän- Philosoph
campen also (lat.) f. «halb» Benutzer gigkeit frz: und † 1831

1
nicht ver-
wendete
Filmauf-
4 nahme(n) 12
Zodiak engl: ist Ruderboot
Hühner-
Indianer- produkt Zch. f. Gift-
zelt 9 Kobalt pflanze
Nattern-
art
Staats-
haushalt 6
westl.
Verteidi- Med.: Fürwort
gungs- After
bündnis
indones. Wasser-
Färbeart brotwurzel Stadtteil
sizilian.
Vulkan engl: Nase 3
Blattrippe
Musikträ-
ger Mz. Geliebte
11 des Zeus
CH-Film-
jp. Hafen- regisseur
stadt * 1940
Bedürf-
tigkeit Grund-
Denk- Multi­media-Shows von Erich von Däniken: stoffteil-
griech. schriften chen Mz.
Göttin Zu gewinnen sind 10x ein Familieneintritt 7
nachge-
spieltes für 2 Erwachsene und 2 Kinder im Wert von
Schöpfung
histor. 100 Franken; www.jungfraupark.ch
Ereignis
dt. Strophen- Banknote Berg im Kt. frz: Eisen Sonder-
Vorsilbe gedicht GL 3076m form
Satz beim Frauen- 1. Frau Hafenstadt
Katarakt engl: zwei Tennis kurzname Jakobs auf Zypern

Segelruf
5 2
über- Holzverk.
nommene in Meilern engl:
Meinung altdt. Män- kräuseln
nername
Wahrzei- J A E E P G U N
chen von N A V R A T I L O V A R U N E N
Schaff-
14 hausen H E M A T A L A N T A AM I
Abk. f. e. A R R A N G E M E N T N A B E L
Teil des CH-Minis- ebenso frz: Traum
E S T E L A N I M P U L S
Gesichts terium (lat.) A S T R O A T A I R
Feingefühl O Z E A N K R O E S E
ital: nein I D E G AMS H
männl.
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austral.
Fluss: Vorname I G I S D A S S
10 … River T E N T K I T I O N
brasil. unbest. B E R G E S I GMA
Autor Artikel G N U P O A R WO K AM
† 2001 (2. Fall) N A G E R B E R A E L L E
8
Freund, A G R E E B R A I N D R A I N
Gefährte Malzge- G M I R O I L D
tränk
Dolden- (Kw.) T I T A N K R E I D E Lösung
gewächs 13 E R G S I I S I R aus
Nummer
T R E N T I N O M O T 9/2018
E A R E G A U R A Privatsammlung
U N S C H L U E S S I G

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14

So können Sie an der Verlosung teilnehmen: Nennen Sie das Lösungswort und geben Sie Ihre vollständige Adresse an.
Einsendeschluss: 21. Mai (Anrufe bis 18 Uhr). Per Telefon: 0901 908 196 (1 Franken/Anruf ab Festnetz).
Mit Postkarte: Beobachter, Rätsel, Postfach, 8099 Zürich. Via E-Mail: kreuzwort@beobachter.ch
Die Auflösung folgt in der nächsten Nummer. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Ringier Axel Springer Schweiz AG sowie ihre Angehörigen sind nicht
teilnahmeberechtigt. Die Gewinner werden ausgelost und schriftlich benachrichtigt und sind ab 25. Mai unter www.beobachter.ch/gewinner ersichtlich.
Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

Beobachter 10/2018 55
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Ratgeber,

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auf die Sie
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ü r a l le A b sich verlassen
können.
Friedliches Zusammenleben
mit dem Nachbarn
Die Ursachen für Streit und Uneinig-
keit zwischen Nachbarn sind so viel-
seitig wie das Leben. Kaum etwas, das
nicht zum Konflikt führen könnte.
Doch wer hat überhaupt recht? Und
wie kann man eine Lösung finden,
wenn die gesetzlichen Vorgaben nicht
eindeutig sind? Hier schafft der Beob-
achter-Ratgeber mit Geschichten und
Beispielen aus dem Alltag sowie Ge-
richtsurteilen Abhilfe.

Störende Pflanzen, laute Haustiere,


tobende Kinder und fremde Drohnen
über dem Haus – Streit unter Nach-
barn gibt es häufig.

Dieser Beobachter-Ratgeber vermittelt


Tipps für einvernehmliche Lösungen
und zeigt, wie man Konflikte bereinigt
– wenn möglich ohne Gericht.
Bianca Zeuner,
Brand Manager

Mathias Birrer
Nachbarschaft – was gilt im Konfliktfall?
208 Seiten, 978-3-03875-030-7
CHF 39.00, für Mitglieder CHF 19.50 Jetzt bestellen: www.beobachter.ch/buchshop,
(im Mai) Auch als E-Book erhältlich buchshop@beobachter.ch, 058 269 25 03
RÄTSEL

3
6 1 8 3
7 4 5
1 5 4
3 9 8 1
9 4 6
8 4 5
3 9 5 2
2
raetsel.ch 151192
Finden Sie die vorgegebene Anzahl Schiffe. Es gilt:
„ Die Zahl am Ende jeder Zeile oder Spalte sagt Ihnen,
wie viele Felder durch Schiffe besetzt sind.
„ Schiffe dürfen sich nicht berühren, weder horizontal
noch vertikal noch diagonal. Das heisst, jedes Schiff ist
vollständig von Wasser umgeben.
„ Tipp: Markieren Sie 0-Zeilen und 0-Spalten als Wasser.
Zeichnen Sie um die Schiffe herum das Wasser ein.
Streichen Sie gefundene Schiffe ab.

Finden Sie die 8 Unterschiede.


Der Russe Nicholas Roerich (1874 2
bis 1947) war Schriftsteller, Wissen-
schaftler, Archäologe, Philosoph –
und Maler. Viele Bilder entstanden
2
im Rahmen seiner Reisen nach
Tibet, China, Sibirien und in die 3
Mongolei. So auch «Krishna: Früh-
ling in Kula» (Original oben, 1929). Auflösung aus Heft Nr. 9 1
Vervollständigen Sie das Rätselgitter mit und . 6
Es gilt:
1
Es dürfen nicht 4
mehr als zwei
aufeinanderfolgende
oder in einer
1
Reihe oder Spalte
vorkommen. 2 3 2 4 0 4 1 4
raetsel.ch 134115
Pro Zeile und Auflösungen aus Heft Nr. 9
Spalte hat 7 5 6 4 9 2 1 8 3
es gleich viele 3 1 8 7 5 6 4 9 2
4 9 2 8 1 3 6 5 7
und . 9 3 7 5 4 8 2 1 6
6 8 5 2 3 1 9 7 4
Alle Zeilen 2 4 1 6 7 9 5 3 8
8 7 9 1 2 4 3 6 5
und Spalten 5 2 3 9 6 7 8 4 1
sind einzigartig. 1 6
raetsel.ch 151093
4 3 8 5 7 2 9
raetsel.ch 146582

raetsel.ch 146584
raetsel.ch 134107

Beobachter 10/2018 57
RATGEBER

Tatort Garten
NACHBARN. Schön, wenn man seinen Garten trotz Nachbarn
geniessen kann. Denn hier wimmelt es nur so von Streithähnen
und Zankäpfeln. Was gilt in der Grünzone?
TEXT: NORINA MEYER | ILLUSTRATION: ANDREA KLAIBER UND ANNE SEEGER

Ich will eine grosse Marmorskulptur eines befreundeten


Künstlers im Garten aufstellen. Ist das erlaubt?
Grundsätzlich ja. Am besten wählen Sie einen Platz,
der dem Nachbarn weder die Sicht versperrt noch
Schatten auf seinen Sitzplatz wirft. Fragen Sie
­sicherheitshalber bei der Gemeinde, ob Sie
Grenz­abstände einhalten müssen oder
gar eine Bewilligung brauchen.

Ich will Hühner


und einen Hahn
im Garten halten.
Können mich die Nach-
barn daran hindern?
Ja, wenn Sie in einem städ­
tisch geprägten Quartier woh­
nen, ist das gut möglich. Denn
­tierische Immissionen dürfen die
Anwohner nicht übermässig stören. Das
Krähen ist in dicht besiedelten Wohnquar-
tieren nicht üblich, so könnten die Nachbarn
Ihnen unter Umständen verbieten, den Hahn
zu gewissen Zeiten ins Freie zu lassen.

Der Nachbar will die Äste meiner Birke, die in seinen


Garten ragen, abschneiden. Darf er das?
Nein. Nur unter strengen Voraussetzungen gibt es ein Kapp­
recht – hauptsächlich, wenn die Äste das Nachbargrundstück
­erheblich schädigen. Aber auch dann müsste Ihnen der Nachbar
erst eine angemessene Frist setzen, damit Sie die Äste selbst
stutzen können. Dabei gilt: Bäume und Sträucher werden
zwischen November und März geschnitten.

58 Beobachter 10/2018
Darf ich die Himbeeren aus Nachbars
Garten essen?
Die Nachbarn nerven sich, dass Wenn sie an Ästen wachsen, die in Ihren
­meine Bäume ihnen in der Sonne Garten ragen: ja. Das ist das sogenannte
stehen. Können sie verlangen, Anriesrecht. Die Kantone können aber
dass ich sie fälle? ­abweichende Regeln aufstellen.
Nur wenn sie nachweisen können,
dass der Schattenwurf sie über­
mässig beeinträchtigt, zum Beispiel
indem er ihre Lebensqualität er­ Ein Ast meiner Eiche ist bei einem Sturm
heblich herabsetzt. Dabei geht man auf das Auto eines Anwohners gefallen.
von einem objektiven Massstab Muss ich die Reparatur bezahlen?
aus: Wenn der Nachbar, der unter Grundsätzlich ja, wenn Sie den Baum
der Beschattung leidet, überemp­ ­gepflanzt, aber nicht richtig gepflegt
findlich ist, wird ihm dieser Nach­ ­haben, obwohl er sichtlich morsch war.
weis nicht gelingen. Zudem Nicht aber, wenn Sie überhaupt nicht
kommt es im Streitfall dar­ damit rechnen mussten, dass ein Ast
auf an, ob die Bäume abbricht. Es kommt also, wie so oft, auf
ortsüblich sind. die konkrete Situation an.

Mein Nachbar behauptet, dass sich Unkraut


aus meinem Garten auf seinem Rasen ausbreitet.
Kann er mich dafür verantwortlich machen?
Kaum. Er wird das Unkraut auf seiner Seite selber
jäten müssen. Zudem kann er Sie rechtlich kaum
verpflichten, Ihren Garten besser zu pflegen –
es sei denn, er könne nachweisen, dass Sie ihn
­objektiv betrachtet übermässig verkommen lassen
und der Unkrautbefall von Ihnen kommt. Das ist
aber schwierig.

Die Leute gegenüber haben zwei kleine Kinder. Der Nachbar stört sich an meiner Hanfpflanze.
Können sie verlangen, dass ich meinen Garten- Er sagt, das Anpflanzen von Hanf sei verboten,
weiher kindersicher gestalte? selbst für den privaten Gebrauch. Hat er recht?
Ja. Auch wenn fremde Kinder eigentlich nicht Vermutlich schon. Denn bereits Hanfpflanzen, die
in I­hrem Garten spielen dürften, kann der Weiher einen durchschnittlichen THC-Gehalt von mindes­
­gefährlich werden. Die Eltern dürfen von Ihnen tens 1,0 Prozent aufweisen, gelten als Betäubungs­­
deshalb verlangen, dass Sie ihn sichern – etwa mittel. Da schon Setzlinge von potenten Pflanzen
durch ­eine Gitterkonstruktion unter der Wasser­ mehr THC aufweisen können, dürfte das Anpflan­
oberfläche oder durch einen Zaun. zen nicht erlaubt sein.

Beobachter 10/2018 59
Die Äste eines Indigostrauchs spriessen bei mir
und beim Nachbarn aus dem Boden. Wer muss die
Pflanze pflegen – er oder ich?
Grundsätzlich Sie beide. Da der Strauch als Grenz-
pflanze gilt, geht das Recht von Miteigentum aus. Mein Nachbar verlangt, dass ich
Sie und Ihr Nachbar müssen sich folglich eini­gen, meinen geliebten Apfelbaum
wer die Pflanze wie und wann zu pfle­gen hat. ­fälle. Er stehe zu nahe an der Grund-
Halten Sie die Abmachungen am b ­ esten stücksgrenze. Bin ich dazu verpflichtet?
schriftlich fest. Nicht unbedingt. Klären Sie erst ab,
ob sein Anspruch eventuell ver-
jährt ist. Die Bestimmungen sind
kantonal unterschiedlich.

Kürzlich habe ich der Familie nebenan


Grappa offeriert, der aus den Trauben
meiner Pergolarebe stammt. Sie
­nahmen gerne einen Schluck – und
sagten beiläufig, selber Schnaps zu
­brennen sei verboten. Stimmt das?
Der Nachbar Ja und nein. Von Gewächsen aus
­moniert, ich hätte dem eigenen Garten hobbymässig –
«verbotene» Pflanzen. ­also nicht zu gewerblichen Zwecken –
Gibt es das überhaupt? gebrannte Wasser herzustellen, ist
Ja. Verboten sind vor allem ­erlaubt. Nur darf man das nicht ­selber
solche, die die biologische tun, sondern muss eine konzessionierte
Vielfalt gefährden, weil sie andere Brennerei damit beauftragen.
Arten verdrängen. Die stark verbreite-
te Amerikanische Goldrute etwa darf in
der Schweiz nicht mehr verkauft werden.
Ein anderes Problem sind Pflanzen, die
die Gesundheit schädigen. So gilt etwa
das Aufrechte Traubenkraut wegen
seiner allergenen Pollen als beson-
ders gefährliches Unkraut.
Wer eines sieht, muss es
dem Kanton melden.

In einer Nacht-und-Nebel-Aktion hat mein Nachbar


meinen Flieder gestutzt, weil er ihm angeblich die
­Aussicht versperrte. Kann ich ihn anzeigen?
Anzeigen geht immer. Fraglich ist, was es bringt. Eine
Bestrafung wäre nur möglich, wenn man dem Nachbarn
nachweisen kann, dass er sich am Flieder zu schaffen
machte. Wenn der Busch stark verunstaltet wurde oder
gar stirbt, könnte eine strafbare Sachbeschädigung
­gegeben sein. Wenn aber nur ein paar Ästchen fehlen,
eher nicht. So oder so: Eine Anzeige wird den Konflikt
nicht lösen, sondern lediglich weiter anheizen.
PSYCHOLOGIE

«Steuererklärung bis Fitness: Ich


schiebe immer alles auf. Mein Vater
hat stets gesagt, dass ich wegen
meiner Faulheit scheitern werde.» ARIEL N.

I
hr Vater irrt sich. Es sind nicht die Faulen, uns hingeben. Könnte man es anders machen?
die ihre Vorhaben erst auf den letzten Soll man das Leben immer nur an Vernunft
Drücker umsetzen, es sind die Impulsiven. und Zukunft ausrichten? Und was ist mit dem
Das zeigt die aktuelle Forschung zur Prokras­ viel gelobten «Hier und Jetzt»?
tination, wie die «Aufschieberitis» wissen­ Prokrastinierer funktionieren wie ein
schaftlich heisst. Zur Prokrastination neigt, Orchester ohne Dirigent. Es gibt gute Musiker,
wer aktuelle innere und äussere Reize deutlich es gibt Instrumente, es gibt Noten. Aber weil
empfindet und starke Impulse hat, darauf niemand führt und steuert, entsteht letzten
sofort entsprechend zu reagieren. Endes viel Geräusch, viel Frust und wenig er­
Das führt dazu, dass das aktuelle Erleben habener Klang. Welches Lied? Tempi? Pausen?
als wichtiger empfunden wird als ein lang­ Wer spielt wann was? – Erst durch sinnvolles
fristiger Plan. Der Plan – etwa das Abgeben Zusammenspiel kann Musik entstehen.
«Erst die der Steuererklärung – führt erst dann zu ent­ Wir brauchen also eine Instanz in uns, die
heftigen sprechenden Handlungen, wenn die negativen ­ordnend eingreift. So dass wir uns nicht mehr
Zahn­ Folgen des Nichtstuns in die Gegenwart drin­ blind von unseren Impulsen nötigen lassen.

schmerzen gen und hier konkret und emotional fassbar


werden: Morgen muss es auf die Post, sonst
Aber auch nicht vor lauter Weisheit und Ver­
nunft erstarren und zu leben vergessen. ­Diese
lassen uns wird es teuer. Ein anderes Beispiel: Erst heftige Instanz stellt fest: Ich habe Impulse und Wissen
Gummi­ Zahnschmerzen lassen uns Gummibärchen und Pläne. Und ich habe die Verantwortung
bärchen meiden und die Zähne schonen. dafür, wie ich entscheide und handle.
Zu Beginn der Menschheitsgeschichte
meiden und schob man nichts auf. Existenzielle Bedürf­ Werden Sie zum Dirigenten. Ich lade Sie ein
die Zähne nisse wie Hunger, Durst und Schutz mussten, zu einem kleinen Experiment. Angenommen,
schonen.» kaum wahrgenommen, befriedigt werden, Ihr Plan ist es, jeden Tag 30 Minuten zu joggen.
um das tägliche Überleben zu sichern. Das für Beobachten Sie nun Ihr Verhalten – ohne es zu
Christine Harzheim,
Psychologin FSP Instinkte und Emotionen zuständige limbische ändern. Nehmen Sie einfach jedes Mal wahr,
und systemische System im Gehirn regelte dies automatisch und wenn sich die Gegenwart (ach, das Wetter ist
Familientherapeutin zuverlässig. Erst im Lauf der Evolution hat sich scheusslich heute) vor den Plan schiebt. Hal­
der präfrontale Kortex ausgebildet, der uns ten Sie kurz inne und holen Sie Ihren Plan auf
die Möglichkeit gibt, zu denken, die Zukunft den Schirm. Und nun entscheiden Sie sich
vorherzusehen und entsprechend zu planen. ganz bewusst für das eine oder das andere.
Diese beiden Hirnareale konkurrieren mit­ Sagen Sie laut entweder: «Ich entscheide
einander und beeinflussen unser Verhalten im mich nun bewusst für das Bedürfnis im Hier
Kleinen wie im Grossen. So kratzen wir etwa und Jetzt und gegen die Umsetzung meines
die juckende Stelle nach einem Mückenstich, Plans.» Oder: «Ich spüre den Impuls, mich un­
weil es jetzt wehtut – obwohl wir wissen, dass vernünftig zu verhalten. Ich entscheide mich
er uns dadurch später doppelt so lange plagen bewusst dagegen, weil ich meinen Plan nicht
wird. Und wir wissen über den Klimawandel gefährden will.»
Bescheid, Umweltschutz liegt uns am Herzen – Mehr braucht es nicht. Beobachten Sie ein­
aber dann sehen wir dieses günstige Angebot fach über längere Zeit, was sich verändert.
für einen Flug nach New York und schlagen zu.

Dieses latent schlechte Gewissen. Zurück zu Buchtipps


Haben Sie psychische „ Piers Steel: «Der Zauderberg. Warum wir immer alles
Ihrem Anliegen. Prokrastination hat nicht nur
oder soziale Probleme? auf morgen verschieben und wie wir damit aufhören»;
Schreiben Sie an: Folgen für Gesundheit oder Umwelt. Die Zeit, Verlag Lübbe, 2011, 324 Seiten (Printausgabe), Fr. 12.–
Christine Harzheim, die man mit den Plänen im Hinterkopf verstrei­ (E-Book)
Beobachter, Postfach, „ Petr Ludwig, Petra Kubin, Gernot Bogner: «Schluss mit
chen lässt, kann man zudem nicht wirklich
8021 Zürich; Prokrastination. Wie man aufhört zu verschieben und
christine.harzheim@ geniessen. Das latent schlechte Gewissen trübt anfängt zu leben»; Verlag Redline, 2017, 272 Seiten,
beobachter.ch die Freude an den Ablenkungen, denen wir Fr. 21.90 (Printausgabe), Fr. 15.90 (E-Book)

Beobachter 10/2018 61
JURISTENDEUTSCH

Der «Hacker-
Tatbestand»
Wer zum Beispiel einen PIN-
Code oder ein Passwort knackt,
um in einen fremden Computer
einzudringen, macht sich straf-
bar – wenn er es gegen den
Willen der berechtigten Person
tut. Das Gesetz spricht hier von
«unbefugtem Eindringen in ein
fremdes Datenverarbeitungs­
system». Der Einfachheit halber
wird auch der Begriff «Hacker-
Tatbestand» verwendet. Der
Täter macht sich übrigens auch
strafbar, wenn er nur aus Spass
hackt. NORINA MEYER

Können wir die Erbschaft


IN ZAHLEN
erst nach dem Verteilen versteuern?
82
Beschwerden hat die
Lauterkeitskommis­
Meine Mutter ist letztes Jahr gestorben. Wir drei Kinder erben ein
Haus und Barvermögen. Wir wollen das Haus verkaufen und das
Erbe verteilen. Dürfen wir es erst nach der Verteilung versteuern?

Nein, Sie müssen


die noch unverteilte
Erbschaft ver­
Bei den Bankkonten führen Sie
Ihren Anteil auf, das ist in Ihrem Fall
ein Drittel des Kontostands per Ende
sion 2017 behandelt. steuern. Die Erben­ Jahr. Zusätzlich deklarieren Sie einen
40,5 Prozent davon hat gemeinschaft selber Drittel des Zinses, der seit dem Todes­
sie abgewiesen. Zum ist nicht steuer­ tag aufgelaufen ist. Falls der Zins ver­
Beispiel jene gegen Marcel Weigele, pflichtig. Jeder Erbe rechnungssteuerpflichtig ist, füllen Sie
Fachbereich
einen WC-Bürsteli- Finanzen und deklariert seinen ihn in die Spalte mit Verrechnungs­
Anbieter, der sein Pro­ Steuern Anteil an der Erb­ steuer, damit Sie diese zurückerhalten.
schaft in der eige­ Bei den Wertschriften können Sie
dukt mit dem Spruch
nen Steuererklärung. Steuerpflichtig gleich vorgehen. Allfällige Erträge seit
«für jeden Scheiss» sind Sie nach dem Todestag der dem Todestag müssen Sie hier eben­
beworben hatte. Der Mutter, auch wenn Sie noch nichts falls anteilmässig versteuern.
Vorwurf: unlauter von diesem Erbe erhalten haben.
wegen des Schimpf­ Für die verstorbene Mutter muss Was für das Haus gilt. Für das zum
worts. Die Lauterkeits­ jemand eine unterjährige Steuererklä­ Verkauf stehende Haus müssen Sie in
kommission bestätigte rung per Todestag ausfüllen. Ab dem der Rubrik «Liegenschaften» ebenfalls
Folgetag müssen Sie Ihren Teil des Ihren Drittel des Steuerwerts dekla­
zwar «eine unanstän­
Vermögens und die Erträge daraus rieren. Beim Eigenmietwert tragen Sie
dige Komponente». Da
versteuern, denn Sie haben bereits hingegen eine Null ein.
die Werbung jedoch auf einen Rechtsanspruch darauf. Die Eigenmietwert oder Mieteinnah­
die Umgangssprache Vermögenssteuer ist für die Erben nur men müssten Sie nur versteuern,
vieler Leute anspiele, für den Rest des Jahres geschuldet. wenn Sie das Haus freiwillig leer ste­
sei das Anstandsgefühl
FOTOS: SHUTTERSTOCK, GETTYIMAGES

In den meisten Kantonen müssen hen lassen würden oder wenn Sie es
der Durchschnitts­ Sie dafür entweder auf dem Haupt­ selbst nutzen oder vermieten würden.
adressaten nicht in formular oder auf dem Wertschriften­ Da Sie es aber verkaufen wollen und
verzeichnis festhalten, dass Sie an es daher weder selber nutzen noch
unerträglicher Art und
einer noch nicht verteilten Erbschaft vermieten können, müssen Sie auch
Weise verletzt worden. beteiligt sind. Zusätzlich müssen keinen Ertrag versteuern. Sie müssen
DORIS HUBER Sie die einzelnen Vermögenswerte aber allenfalls die Verkaufsbemühun­
aufführen wie Ihre eigenen. gen nachweisen.

62 Beobachter 10/2018
Pensum gekürzt – muss Vorsorgeauftrag – darf
ich Vollzeitjob suchen? die Kesb sich einmischen?
Mein Pensum ist halbiert worden. Mein Sohn und ich haben
Kann mich die Arbeitslosen­ vereinbart, dass er mich vertritt,
versicherung deshalb zwingen,
diesen Traumjob für eine
Wie schlimm ist wenn ich urteilsunfähig bin.
Kann die Kesb diesen Vorsorge­
Vollzeitstelle aufzugeben? ein kleiner Abstand auftrag ablehnen?

Ja, die Arbeitslosen-


beim Autofahren? Unter Umständen ja.
versicherung darf Sie Wenn Autofahrer die Damit der Vorsorge-
zwingen, die Teilzeit- Überholspur blockie­ auftrag in Kraft gesetzt
stelle, die Ihnen so ren, fahre ich jeweils werden kann, muss
sehr am Herzen liegt, ziemlich nahe auf, um die Kindes- und
zugunsten einer voll- sie zu einem Wechsel Erwachsenenschutz-
Gitta Limacher, zeitlichen Dauerstelle auf die Normalspur zu Gabriele Herfort, behörde (Kesb) prüfen,
Fachbereich zu kündigen. Denn Sie bewegen. Wie schlimm Fachbereich ob Sie wirklich urteils-
Arbeit Familie
müssen bereit und ist das eigentlich? unfähig sind und ob
in der Lage sein, die Arbeitslosigkeit so der Vorsorgeauftrag formgerecht erstellt
rasch wie möglich zu beenden. Dazu Guider hat die Lösung: wurde. Formgerecht heisst, dass er ent-
gehört auch, dass Sie die Teilzeitstelle – Geben Sie die Stichwörter weder komplett von Hand geschrieben
unter Einhaltung der Kündigungsfrist – «Fahrzeug» und «Abstand» oder öffentlich beurkundet worden ist.
aufgeben, wenn Sie eine zumutbare ein. Sie erfahren, Neben diesen Formalien prüft die
Vollzeitstelle finden oder Ihnen das RAV „ wie Sie den Mindest­ Behörde auch, ob Ihr Sohn überhaupt
eine solche zuweist. abstand berechnen, geeignet ist, Sie zu vertreten. In der
Unserer Meinung nach sollte man „ wann ein geringer Regel muss er einen Betreibungs- und
Sie aber nur dann zur Kündigung Ihres Abstand ausreicht und einen Strafregisterauszug vorlegen.
Traumjobs zwingen, wenn es wenig „ was Ihnen bei zu wenig Wenn die Überprüfung ergibt, dass alles
realistisch erscheint oder wenn es Abstand droht. in Ordnung ist und dass der Vorsorge-
Ihnen über längere Zeit nicht gelingt, Wer zu nahe zum voraus­ auftrag alle zu erledigenden Aufgaben
eine zweite Teilzeitstelle zu finden. fahrenden Fahrzeug auf­ abdeckt, erhält der Sohn eine Urkunde,
Eine Strategie könnte sein, dass Sie schliesst, wird besonders die ihn berechtigt, für Sie tätig zu sein.
sich gleichzeitig auf Voll- und Teilzeit- hart bestraft. Und falls der Sohn dereinst seine
stellen bewerben. Wenn die Chancen Aufgaben vernachlässigt oder gar gegen
auf einen ergänzenden Job nicht so gut Ihre Interessen verstösst, kann die Kesb
stehen, sollten Sie sich aber vor allem verlangen, dass er ihr periodisch Bericht
auf Vollzeitstellen konzentrieren. Guider.ch hilft. erstattet und eine Abrechnung vorlegt.
Aber aufgepasst: Machen Sie keine 24-Stunden-Beratung. Im Extremfall kann sie ihm den Vor­
unmotivierten Serienbewerbungen. Schnell und effizient. sorgeauftrag sogar entziehen.

Darf ich Fussball spielen, obwohl ich arbeitsunfähig bin?


Ich spiele seit Jahren in einem Klub Fussball. Nachdem meine Frau starb,
hat mich mein Arzt wegen einer Depression arbeitsunfähig geschrieben.
Darf ich trotzdem noch Fussball spielen?

Vermutlich ja. Sie dürfen nicht, sondern unterstützen sie


während einer Arbeits- vielmehr. Es ist also gut möglich,
unfähigkeit alles tun, dass der Arzt Ihnen das Fussball-
was die Heilung nicht spielen sogar empfiehlt.
beeinträchtigt. Das kann Falls Sie Ärger mit dem Chef
je nach Erkrankung oder befürchten, können Sie den Arzt
Alexandra Kaiser, Verletzung sehr unter- bitten, im Arztzeugnis festzuhal-
Fachbereich
Sozial­ schiedlich sein. Was im ten, dass Sie Sport treiben dürfen.
versicherungen Einzelfall den Heilungs- Unter www.swiss-insurance-medi-
verlauf beeinträchtigt cine.ch finden Ärzte Formulare für
und was nicht, muss der Arzt entscheiden. Arztzeugnisse mit weiteren Erläute-
Bei psychischen Problemen behindern rungen (Suchwort: Arbeitsunfähigkeits-
sportliche Aktivitäten die Heilung häufig zeugnisse).

Beobachter 10/2018 63
RATGEBER

Der Ernst
des Bebens
VERSICHERUNGEN. Ein starkes Beben in der Schweiz?
Unwahrscheinlich, sagen viele. Und die Schäden würde ja
die Gebäudeversicherung decken. Beides ist falsch.

Z
ugegeben: Das letzte grosse Erd­ (nicht zu verwechseln mit der Richter­
beben in der Schweiz liegt schon skala), wobei es bei vielen Gebäuden zu
länger zurück. Im Januar 1946 Rissen im Verputz, in Wänden und an
bebte in Siders VS die Erde mit einer Schornsteinen kommt. Bei leichteren
Magnitude von 5,8 auf der Richterskala. Schäden zahlt der Pool nichts.
Vier Menschen starben, es gab Ver­letzte „ Pro Gebäude ist der Selbstbehalt zehn
und rund 3500 beschädigte Gebäude. Prozent der Gebäudeversicherungs­
Grössere Schäden gab es seither summe, mindestens 50 000 Franken.
nicht mehr. Doch wer meint, Erdbeben „ Wenn die Schäden die zwei Milliarden
seien bei uns eine vernachlässigbare Franken übersteigen, werden die Ent­
Gefahr, irrt. «Am stärksten gefährdet ist schädigungen anteilsmässig gekürzt.
das Wallis, gefolgt von Basel, Graubün­ Die Gebäudeversicherung Kanton
den, dem St. Galler Rheintal und der Zürich (GVZ) enthält eine limitierte
Zentralschweiz», sagt Florian Haslinger ­Erdbebenversicherung, die Schäden
vom Schweizerischen Erdbebendienst bis maximal eine Milliarde Franken
an der ETH Zürich. «Ein Beben der deckt. Dafür gelten die gleichen Be­
­Magnitude 6 ist im Prinzip jederzeit dingungen wie beim schweizerischen
überall in der Schweiz möglich.» Pool. Mit zwei Unterschieden: Erstens
Ein weiterer Irrtum ist die Annahme, haben Zürcher Grundeigentümer einen
Erdbebenschäden seien über die Ge­ Rechtsanspruch auf Leistungen aus der
bäudeversicherung gedeckt. Einzig im Gebäudeversicherung. Zweitens deckt
Kanton Zürich gibt es eine limitierte die GVZ auch Aufräum-, Abbruch- und
Erdbebenversicherung. Gebäudever­ Entsorgungskosten.
sicherungen decken zwar Elementar­ Stark beschädigt: die Kirche in
ereignisse wie Hochwasser, Lawinen, Kantone ohne Sicherheit. Überhaupt Chippis bei Siders VS nach dem
Erdrutsche oder Steinschlag – nicht keinen Schutz gegen Erdbebenschäden Erdbeben vom 25. Januar 1946
aber Erdbeben. gibts in den Kantonen AI, GE, OW, SZ,
Hauseigentümer, die sich abgesi­ TI, UR und VS. Also auch in Gebieten mit
chert wähnen, denken vielleicht an den erhöhter Erdbebengefährdung wie Wal­ bau, Reparaturen, Ersatzunterkunft bis
Schweizerischen Pool für Erdbeben­ lis und Innerschweiz. In Bern schliess­ hin zu einem allfälligen Mietzinsausfall.
deckung. Ihm angeschlossen sind die lich fehlt der Schutz, weil die Gebäude­ Hinzu kommt: Wer eine Hypothek hat,
Kantone AG, AR, BL, BS, FR, GL, GR, JU, versicherung Bern 2013 aus dem schuldet weiterhin Zins und Rückzah­
LU, NE, NW, SG, SH, SO, TG, VD und ZG. schweizerischen Pool ausgetreten ist. lung – unabhängig davon, ob das Haus
Der Pool hält für den Ereignisfall zwei Via ihre Tochtergesellschaft bietet sie noch bewohnbar ist.
Mil­liarden Franken bereit (bei einem eine private Erdbebenversicherung an. Es kann also sinnvoll sein, eine Erd­
versicherten Gebäudewert von rund Die Politik hat bisher keine schweiz­ bebenversicherung abzuschliessen.
2000 Milliarden Franken). weite Lösung gefunden. Ende 2017 Eine solche bieten heute alle grossen
Doch einen vertraglichen Anspruch scheiterte der vorläufig letzte Versuch, Versicherer an. Gemäss einem Ver­
auf eine Leistung gibt es nicht. «Der Pool eine obligatorische Erdbebenversiche­ gleich von «K-Geld» vom April 2018 sind
funktioniert ähnlich wie ein Hilfswerk», rung einzuführen (siehe «Politik schafft die Unterschiede bei den Prämien sehr
sagt Alain Marti, Vizedirektor der Verei­ keine nationale Lösung»). gross. Für ein Einfamilienhaus Baujahr
FOTO: PHOTOPRESS-ARCHIV/KEYSTONE

nigung Kantonaler Gebäudeversiche­ Wer eine Liegenschaft besitzt, hat in 1970 mit einer Versicherungssumme
rungen. «Er ist aus der Idee entstanden, der Regel den Grossteil seines Vermö­ von 500 000 Franken betragen die Prä­
bei grösseren Erdbebenschäden vorab gens in deren Finanzierung gesteckt – mien zwischen 100 und 1100 Franken,
notleidenden Hauseigentümern bei­ ist also durch ein Erdbeben existenziell je nach Standort und Selbstbehalt.
stehen zu können.» Der Pool zahlt unter gefährdet. Denn die Schäden trägt zu­
folgenden Voraussetzungen: nächst der Hausbesitzer, angefangen Wichtige Checkliste. Ums Vergleichen
„ Das Beben erreicht mindestens eine bei Sofortmassnahmen und Notrepara­ kommt man also nicht herum. Prüfen
Intensität von VII auf der MSK-Skala turen über die Kosten für Wiederauf­ Sie dabei folgende Punkte:

64 Beobachter 10/2018
Freiwillig versichert
Laut Daten der Zürich-Versicherung
sind nur im erhöht erdbebengefähr-
deten Wallis viele Eigen­tümer frei-
willig versichert: rund 41 Prozent. Im
ebenfalls gefährdeten Kanton Basel-
16% Stadt sind es knapp 16 Prozent, im
Baselstadt Rest der Schweiz knapp 7 Prozent.
BS

VS

gering hoch

Erdbebengefahr in der Schweiz


Stärke der Erschütterung, die ein
­Gebäude auf felsigem Untergrund im
Schnitt einmal alle 500 Jahre erfährt 

Politik schafft keine


nationale Lösung
Es ist paradox: Einerseits stellt das
Bundesamt für Bevölkerungsschutz
im Risikobericht 2015 fest, dass
­Erdbeben in der Schweiz zwar selten
seien, aber ein «gewaltiges Zerstö-
rungspotenzial» hätten – wegen
der dichtbesiedelten Gebiete und
der stark vernetzten Gesellschaft.
Anderseits gibt es trotz jahrelangen
„ Die Versicherungssumme muss dem direkte Folgeschäden, verursacht durch Diskus­sionen keine schweizweite
Gebäudeversicherungswert entspre- Feuer und Wasser. Versicherungslösung. Für die einzel-
chen. Neben den grossen Versicherern bie- nen Versicherten wäre die Prämie
„ Wie sind zusätzliche Sachwerte ge- ten auch die Firma GVB Privatversiche- dadurch deutlich tiefer.
deckt – zum Beispiel Stützmauer, Wege, rungen AG (Tochter der Gebäudeversi- Auf Bundesebene fehlt eine Mehrheit
Garage, Swimmingpool? cherung Bern) und der Hauseigentü- für einen Verfassungsauftrag, um ein
„ Selbstbehalt: Welche Höhe können merverband (in Zusammenarbeit mit landesweites Obligatorium einzufüh-
Sie verkraften? HIS Solutions AG) Erdbebenversiche- ren. Und ein interkantonales Konkor-
„ Gibt es eine Schaden-Obergrenze? rungen an. HEV-Mitglieder profitieren dat scheiterte Ende 2017, weil die
„ Ab welcher Bebenstärke zahlt die Ver- von einem fünfprozentigen Rabatt. Hälfte der Kantone nicht mitmachte.
sicherung? Alain Marti von der Vereinigung Kan-
INFOGRAFIK: BEOBACHTER/AK | QUELLE: ETH/SED

„ Gilt die Deckung unabhängig von tonaler Gebäudeversicherungen hält


­einer Poolleistung oder nur ergänzend? Zusatzversicherungen, wie sie von der
„ Kann man die Erdbebenversicherung
einzeln oder nur zusammen mit ande-
Privatassekuranz angeboten werden,
für «sinnvoll». Da sie sich aber nach Spezialfall Baselbiet
ren Gebäudeversicherungspolicen ab- dem individuellen Risiko richten, seien Ein Spezialfall ist der Kanton Basel-
schliessen? sie «teurer als eine solidarische gesamt- land: Dort hat die Kantonalbank 2014
„ Welche Kosten sind gedeckt, abgese- schweizerische Lösung».  DORIS HUBER eine Erdbebenversicherung einge-
hen vom Gebäudeschaden? Stichworte: führt. Alle ihre Hypothekarkundinnen
Ersatzunterkunft, Mietzinsausfall, Auf- Mehr zum Thema finden Sie unter und -kunden sind automatisch gegen
räum- und Entsorgungskosten sowie www.beobachter.ch/erdbeben Erdbeben versichert.

Beobachter 10/2018 65
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DAS URTEIL

Steuerskandal Im Luxuswagen
um Ernst Suter:
bekannt geworden
Unfall überhört
dank Sichermelden.ch Ein 72-jähriger Autofahrer
erhielt einen Strafbefehl
wegen Nichtbeherrschens

Mehr Sicherheit
des Fahrzeugs und pflicht-
widrigen Verhaltens bei
Unfall. Der Vorwurf: Aus

für Whistleblower
Unachtsamkeit habe er
beim Einparkieren seines
Cadillacs einen rechts von
ihm stehenden Renault
SICHERMELDEN.CH. Die Whistleblower-Plattform des touchiert und beschädigt.
Dann habe er sich davon-
Beobachters wird aufgerüstet. Neu können Hinweisgeber und gemacht, ohne den Besitzer
die Beobachter-Redaktion kommunizieren. Absolut anonym. oder die Polizei zu benach-
richtigen – obwohl er den
Unfall bemerkt habe oder

S
pannende Geschichten beginnen Für die, die besonderen Schutz brau- hätte bemerken müssen.
manchmal mit einem anonymen chen, gibt es seit 2011 Sichermelden.ch. Der Beschuldigte akzep-
Tipp. «Leon Born* führt massen- Auf der Whistleblower-Plattform kann tierte diesen Vorwurf nicht.
haft Firmen in den Konkurs und schä- man absolut anonym auf Missstände Das Bezirksgericht Bülach
digt so systematisch die Gläubiger und hinweisen und dem Beobachter auch ZH gab ihm nun Recht.
den Staat, der für die Liquidationskos- Dokumente zukommen lassen. Bisher
ten aufkommen muss.» Dieser Hinweis sind über 2400 Meldungen auf diesem Glaubhaft. Für das Gericht
landete vor zwei Jahren bei Sichermel- Weg in der Redaktion eingetroffen. war massgebend, dass
den.ch, der Whistleblower-Plattform Der Nachteil des bisherigen Sys- der Cadillac-Fahrer seit
des Beobachters. tems: Wenn ein Tippgeber keine Kon- der ersten Einvernahme
Ein weiterer meldete vor drei Jahren, taktdaten hinterliess, waren die Infos konstant und soweit
dass mehrere Zürcher Gemeinden un- oft nicht nachprüfbar. Die Folge: Die glaubhaft ausgesagt hatte,
rechtmässige Steuereinschätzungen Recherchen führten ins Nichts. er habe nichts von der
vornehmen. Und dann war da der Tipp Kollision wahrgenommen.
auf unerwünschte Nebenwirkungen Nachfragen ist nun möglich. Das ist nun Das Gericht prüfte, ob er
von Medikamenten, mit denen man am anders. Wer sich über Sichermelden.ch das bei gehöriger Aufmerk­
Berner Inselspital fahrlässig umgehe: anonym meldet, erhält eine Nummer samkeit hätte können – und
bestens dokumentiert – aber anonym. und muss ein Passwort festlegen. Damit verneinte. Es stützte sich
Alle drei Hinweise meldeten Miss- kann er sich auf einer verschlüsselten dabei auf ein forensisches
stände, liessen sich durch Recherchen Website einloggen. Dort ist die Meldung Gutachten. Dieses besagt
erhärten, und der Beobachter berichte- abgelegt – und dort kommuniziert man zwar, dass man bei einer
te darüber. Die Nachforschungen waren mit dem Beobachter. So kann die Re- solchen Kollision Kratz­
aufwendig und zeigten, dass die Hin- daktion bei Unklarheiten jetzt auch bei geräusche und eine leichte
weisgeber gute Gründe hatten, anonym Tippgebern nachfragen, die ihren Na- Bewegung des Fahrzeugs
zu bleiben. Ihre Schilderungen waren men nicht angeben möchten. wahrnehmen könne. Das
so detailreich und stimmig, dass klar Möglich macht das eine verschlüs- werde aber durch einge­
war: Sie stammten von Insidern, die selte Software-Plattform der Zürcher schaltetes Radio, Front­
sich schützen mussten – weil die Miss- Firma Integrity Line, die vor allem bei motor und gute Geräusch­
stände in ihrem nächsten beruflichen Banken und Verwaltungsstellen zum dämmung bei Luxus­
Umfeld zu finden waren. Einsatz kommt. Der Beobachter stellt fahrzeugen beeinträchtigt.
Die meisten Hinweise erreichen die als erstes Schweizer Medium diese HANNEKE SPINATSCH
Redaktion aber ganz unspektakulär. fortschrittliche Technologie Whistle­
FOTO: SIGGI BUCHER

Wer anregen will, dass der Beobachter blowern zur Verfügung. THOMAS ANGELI
Bezirksgericht Bülach,
über ein bestimmtes Thema berichten Urteil vom 9. Januar 2018
soll, meldet das ganz einfach über Post Infos: Eine Videoanleitung zu Sichermelden.ch (GC170 028-C/U1)
oder E-Mail. finden Sie unter www.beobachter.ch/melden

*Name geändert Beobachter 10/2018 67


RATGEBER

«Viele Chefs
scheitern an
ihrem Ego»
VORGESETZTE. Der Chef kann
uns unterstützen, fördern – oder
uns das Leben zur Hölle machen.
Experte Dominik Egloff weiss,
worauf es ankommt.

TEXT: SARAH KETTLER

Beobachter: Was macht eine gute Darf man auch heute noch autoritär führen?
Führungskraft aus? Man darf nicht nur, in gewissen Berufs­feldern
Dominik Egloff: Eine der Hauptkompetenzen ist das sogar sinnvoll. Wenn beispielsweise bei
eines Chefs ist seine Vorbildfunktion. Wasser der Feuerwehr ein Notruf eingeht, braucht es
zu predigen und Wein zu trinken ist etwas vom klare Anweisungen, keine Diskussionen über
Problematischsten überhaupt. Eine gute Füh­ die Bedürfnisse und Lösungsansätze jedes
rungskraft muss ausserdem auf mehreren einzelnen Mitarbeiters. Der Vorteil eines auto­
Ebenen kompetent und aktiv sein, inhaltlich
und bei der Führung selbst. Ein guter Chef im
ritären Führungsstils sind eindeutige Zustän­
digkeiten und klare Anforderungen. Buchtipp
Kontext A muss aber nicht automatisch ein Claude Heini,
guter Chef im Kontext B sein. Das ist allerdings ein Extrembeispiel. Irmtraud Bräunlich Keller:
Sicher, aber davon gibt es etliche. Hinzu «Plötzlich Chef.
Gibt es eindeutig negative Eigenschaften kommt, dass längst nicht alle Arbeitnehmen­ Souverän in der neuen
FOTO: PESKY MONKEY, GETTYIMAGES

bei einem Chef? den mitwirken und mitentscheiden wollen. Führungsrolle»;


Ein schlechter Chef passt das Führungsver­ Es gibt durchaus auch solche, die sehr zufrie­ 2. Auflage, 2016, 272 Seiten,
halten nicht den Bedürfnissen und dem Um­ den sind, dass ihnen jemand klar sagt, was zu Fr. 39.90 (für Beobachter-
feld an. So mag ein Patron alter Schule zwar tun ist und was nicht. Mitglieder Fr. 31.50).
nicht einem modernen Führungsverständnis Beobachter-Edition,
entsprechen, kann in einem kleinen Tradi­ Aber es gibt doch auch Berufsgruppen, die ein Telefon 058 269 25 03,
tionsbetrieb aber sehr gut funktionieren. Mitentscheiden schätzen und sogar fordern. beobachter.ch/buchshop

68 Beobachter 10/2018
Klar gibt es die. Lehrerinnen und Lehrer sind müssen spüren, dass sie ernst genommen
so ein Beispiel, die gern selbst mitreden, statt werden und ihr Mitdenken und Mitwirken tat-
nur Anweisungen zu befolgen. Der Vorteil des sächlich etwas bringt.
partizipativen Führungsstils ist sicherlich eine
höhere Identifikation mit dem Arbeitgeber, Kann aus einem schlechten
was auf lange Sicht erfolgversprechender ist. ein guter Chef werden?
Als Organisationsberater muss ich das glau-
Muss man den Leuten alles vorschreiben, ben. Natürlich ist es schwierig, die Persönlich-
damit sie ihren Job machen? keit eines Menschen zu ändern. Man kann ihm
Manchmal ist es ein Teufelskreis. Der Arbeit-
geber stellt viele Regeln auf, weil er die Mitar-
aber die nötigen Systeme und Techniken zei-
gen, um etwas Neues zu versuchen. Elementar
«Wer will,
beitenden für faul hält. Das führt dazu, dass dafür ist die Bereitschaft, etwas zu verändern. findet meist
die Leute nur noch Dienst nach Vorschrift ma- Wenn man überzeugt ist, dass man alles rich- einen Weg,
chen. Der Chef wiederum fühlt sich in seiner tig macht und alle anderen schuld an der Mi- wie er
Vermutung bestätigt, dass es Regeln braucht. sere sind, wird es schwierig. Tatsächlich schei-
tern viele Chefs an ihrem Ego.
den Chef
Funktioniert auch eine «Positiv-Spirale»? ausnutzen
Absolut. Und die ist in sehr vielen Fällen mög- Woran noch? kann.»
lich und wünschenswert. Selbstverständlich Am Vertrauen. Den Mitarbeitern zu vertrauen Dominik Egloff ist
gibt es aber auch Mitarbeitende, die Freiheiten ist eine Kernkompetenz eines Chefs. Die Krux: Geschäftsführer am
ausnützen. Oft will eine Führungsperson zwar, dass man Institut für Arbeits­
forschung und
ihr vertraut, vertraut aber umgekehrt den Mit- Organisations-
Opportunisten gibt es aber in jedem System. arbeitern nicht. beratung in Zürich.
Natürlich. Wer will, findet meist einen Weg,
wie er den Chef ausnutzen kann. Als Füh- Das Gegenstück zur Führung nach alter Schule
rungsperson muss ich mir aber die Frage stel- sind Google, Facebook und andere Firmen mit
len, ob ich das System auf ein paar schwarzen Rutschbahn und Ruheräumen. Braucht es das?
Schafen aufbauen will, statt diese Einzelfälle Ich glaube nicht, dass eine Grossbank eine
gesondert anzugehen. Rutschbahn montieren muss, um als Arbeit-
geberin attraktiv zu sein. Letztlich sollte es
Kann man als Chef seinen Führungsstil ändern? darum gehen, dass sich die Mitarbeitenden
Das will ich doch hoffen! Aber es braucht Zeit, wohl fühlen. Dadurch leisten sie bessere Ar-
bis das bei den Mitarbeitenden ankommt. Wer beit und sind loyaler. Ob ich das nun mit einem
20 Jahre Dienst nach Vorschrift geleistet hat, Töggelikasten im Pausenraum oder mit einem
ändert nicht von einem auf den andern Tag Teamausflug erreiche, ist letztlich egal. Wich-
sein Verhalten. Manche werden sich vielleicht tig ist, dass man selbstkritisch und flexibel
sogar gegen die Änderung des Führungsstils bleibt. Das gilt übrigens nicht nur für die Füh-
wehren. Oder sie glauben, dass der Chef genau rungskräfte, sondern auch für die Mitarbeiten-
deshalb besser bezahlt wird, weil er sich mit den selbst.
den Grundsatzfragen der Geschäftsführung
auseinandersetzen muss. Die Mitarbeitenden Lesen Sie mehr zum Thema auf Seite 70.

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Durchblutungsstörungen:
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RATGEBER

TIPPS Darf der Arbeitgeber eigentlich …


… Überstunden, die ich geleistet habe, … eine Absenz wegen einer Krankheit
nicht abgelten? im Arbeitszeugnis erwähnen?
Angestellte müssen über das vereinbarte Hinweise auf eine Krankheit gehören
Pensum hinaus Mehrarbeit leisten, sofern nicht ins Arbeitszeugnis, schon gar nicht,
sie notwendig und zumutbar ist. Wenn wenn sie bereits ausgeheilt ist. Ausnah-
die Mehrarbeit die vertraglich festgehal- men: Der Arbeitgeber darf die Erkran-
tene Arbeitszeit übertrifft, spricht man von Überstunden. Falls kung erwähnen, wenn sie einen erheblichen Einfluss auf die
Arbeitgeber und -nehmer einverstanden sind, muss man sie Leistung oder das Verhalten des Arbeitnehmers hatte. Oder
durch Freizeit von gleicher Dauer kompensieren. Bei einer Aus- wenn der Mitarbeiter wegen der Erkrankung nicht mehr fähig
zahlung ist ein Lohnzuschlag von 25 Prozent fällig. Im Arbeits- war, seine Aufgaben zu erfüllen, womit ein Grund für eine
vertrag kann auch vereinbart werden, dass Überstunden gratis Kündigung bestanden hätte.
zu leisten sind oder dass nur ein zeitlicher Ausgleich möglich
ist. Wichtig: Überstunden sind nicht gleich Überzeit. Überzeit
meint eine Überschreitung der gesetzlichen Höchstarbeitszeit
… mir vorschreiben,
von – je nach Beruf – wöchentlich 45 oder 50 Stunden. Bei was ich anziehen soll?
Überzeit ist eine Kompensation oder Entschädigung zwingend. Der Arbeitgeber darf Weisungen zur
Ausführung der Arbeit oder zum Ver­
… meine E-Mails lesen, wenn sie als halten am Arbeitsplatz erteilen. Sie sind
zu befolgen, sofern sie weder die Per­
private Post erkennbar sind? sönlichkeitsrechte verletzen noch reine Schikane sind. Wer
Nein. Als privat erkennbare E-Mails darf Kontakt mit Kunden pflegt und somit die Firma repräsentiert,
der Arbeitgeber nicht einmal dann lesen, ist angehalten, sich gepflegt und im Stil der Firma zu kleiden.
wenn die private E-Mail-Nutzung am In manchen Branchen besteht ausserdem eine Pflicht, Berufs-
Arbeitsplatz verboten ist. Bei nicht als kleidung zu tragen.
privat erkennbaren Nachrichten darf er davon ausgehen, dass
es sich um Geschäftliches handelt, und sie lesen. Im Zweifels-
fall muss er nachfragen.
… schon ab dem ersten Krankheitstag
ein Arztzeugnis verlangen?
… mir verbieten, bei der Arbeit Das ist gesetzlich nicht geregelt, daher
gelten hier der Arbeitsvertrag und die
Musik zu hören? internen Bestimmungen. Häufig fordern
Nur wenn es verhältnismässig ist. Etwa Vorgesetzte ab dem zweiten oder dritten
wenn das Musikhören die eigene Leis- Tag ein Zeugnis. Grundsätzlich darf der Chef es aber auch
tungs- und Konzentrationsfähigkeit sowie schon ab dem ersten Tag verlangen – obwohl das Kosten ver-
jene der Kollegen reduziert. ursacht und wegen der Ansteckungsgefahr im Wartezimmer
eher unsinnig ist.
… Pausen abziehen, die ich gar nicht
gemacht habe? … verlangen, dass ich ausserhalb der
Der Chef kann Pausen vorschreiben und Arbeitszeit maile und telefoniere?
muss dafür sorgen, dass sie auch einge- Nein. Arbeitnehmer müssen nicht ständig
halten werden. Falls das die Mitarbeiten- erreichbar sein. Das Arbeitsgesetz
den nicht tun, darf er ihnen die Mindest- schreibt neben Pausen und Höchst­
pausen von der geleisteten Arbeitszeit abziehen. Wenn man arbeitszeiten auch das Recht auf aus­
aber weiterarbeiten muss oder während der Pause am Arbeits- reichende Ruhezeiten vor. Falls ein Arbeitgeber aber trotzdem
platz bleiben soll, gilt das als Arbeitszeit. Erreichbarkeit ausserhalb der üblichen Arbeitszeiten verlangt,
ist diese Zeit entschädigungspflichtig (siehe «…Überstunden,
… vorschreiben, wann ich Ferien die ich geleistet habe, nicht abgelten?»).

beziehen darf? ... meine Probezeit einfach so


ILLUSTRATIONEN: BEOBACHTER/SEE

Der Chef darf den Zeitpunkt der Ferien


festlegen. Aber er muss möglichst auf die verlängern?
Ferienwünsche der Mitarbeiter Rücksicht Eine Probezeit darf maximal drei Monate
nehmen. Entscheidend ist, dass Ange- dauern. Ausnahme ist etwa eine Krank-
stellte ihre Ferien planen können. Für angeordnete Ferien gilt heit, hier verlängert sie sich um die Dauer
als Faustregel eine Ankündigungsfrist von drei Monaten. der Absenz. MITARBEIT: GITTA LIMACHER

70 Beobachter 10/2018
Schaufenster Mitteilungen unserer
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Ihre ersten
Ferien
TEENAGER. Nicht mehr mit den Eltern wandern
WIE BITTE?
gehen! Für Jugendliche sind die ersten eigenen Ferien
Trällerer sollen eine Befreiung. Für die Eltern erst mal ein Schreck.
ins Gefängnis
«Meine Nachbarn sind so
böse, das ist einfach
­unglaublich», sagt ein Rat­
suchender aus dem Aargau
am Beratungstelefon des
Beobachters. «Was machen
sie denn?», frage ich. «Die
Leute versetzen mich in
Angst und Schrecken. Ich
kann fast nicht mehr schla­
fen.» – «Das klingt nach
­einer schwierigen Situation.
Haben Sie denn schon mit
dem Vermieter darüber
­ge­sprochen?» – «Ja, er
sagte, ich solle es mal mit
Yoga versuchen.»

«Das ist aber frech. Und


ausserdem ist es Quatsch.
Der Vermieter muss
handeln. Denn schwierige Ist Zypern eigentlich sicher
Nachbarn können ein genug für drei allein
Mangel am Mietobjekt reisende Jugendliche?
sein», erkläre ich dem
Anrufer. «Ach was, das

D
bringt alles nichts. Ich ziehe ie 16-jährige Sophie stürmt stets Erwachsene da sind, die für sie
ohnehin nächsten Monat ­euphorisch herein. «Lara, Mia sorgen? Auslandferien mit Freunden
aus», sagt der Aargauer. und ich fliegen im Sommer nach können also eine gute Erfahrung sein.
«Ein weiser Entscheid, ­Zypern in die Ferien! Wir haben ein Im Folgenden einige Ratschläge und
wenn das Klima derart ­tolles Hotel gefunden, gar nicht so teuer. Informationen für besorgte Eltern.
schlecht ist.» – «Schlecht? Ist das nicht super?»
Es ist einfach die Hölle! Doch Sophies Eltern sind eher ver- Das richtige Alter. Eltern sind sorge­
Wenn ich den Nachbarn unsichert als begeistert. Dürfen sie die berechtigt und müssen entscheiden, ob
im Treppenhaus begegne, Tochter ohne Begleitung eines Erwach- ihr Kind für Ferien mit Freunden bereit
grinsen sie mich frech an, senen verreisen lassen? Oder verletzen ist. Manche Jugendliche sind es früher
verdrehen die Augen und sie dann ihre Aufsichtspflicht? Und ist als andere. Das Gesetz legt nicht fest, ab
trällern ­dazu schnippisch: Zypern überhaupt sicher genug für drei welchem Alter sie allein verreisen dür-
‹Dä-dä-dää.›» arglose Teenager? fen. Eltern verletzen ihre Aufsichts-
FOTOS: HARDY MUELLER/LAIF, GETTYIMAGES

«Oha, ähm», sage ich und Es ist ganz normal, dass sich Jugend- pflicht nicht, wenn sie minderjährige
denke, dass Yoga vielleicht liche von den Eltern abkapseln. Dazu Kinder allein reisen lassen. Sie müssen
doch helfen könnte. «Und gehört auch, dass sie lieber mit Freun- aber für Notfälle erreichbar sein.
was ist nun Ihre Frage an den in die Ferien reisen möchten als mit
mich?» – «Wie viele Jahre der Familie. Geeignete Reiseziele. Das Departement
kommen die Nachbarn Mit 18 werden sie volljährig und müs- für auswärtige Angelegenheiten ver­
­wegen Demütigung ins sen somit die volle Verantwortung für öffentlicht für jedes Land detaillierte
­Gefängnis?» NICOLE MÜLLER ihr Leben übernehmen. Wie sollen sie Reisehinweise (siehe «Internet»). Hier
lernen, Verantwortung zu tragen, wenn erfahren Sophies Eltern, dass Zypern

72 Beobachter 10/2018
als stabiles Reiseland gilt. Grundsätz- Die Sache mit dem Sex. Falls die 16-jäh-
lich sind für Jugendliche Reiseziele ge- rige Sophie mit ihrem gleichaltrigen
eignet, die touristisch gut erschlossen Freund in die Ferien reisen will, stellen
sind und ein gut ausgebautes öffentli- sich noch mehr Fragen.
ches Verkehrsnetz haben. In der Schweiz ist Sex zwischen zwei
16-Jährigen kein Problem, das Schutz-
Planung ist alles. Jugendliche sind gern alter liegt bei 16 Jahren. Gewisse Länder
spontan und finden eine genaue Pla- haben dagegen ein Schutzalter von 18
nung spiessig. Bei einer Reise ins Aus- Jahren oder erlauben Sex sogar aus-
land ist sie aber bis zu einem gewissen schliesslich in der Ehe.
Punkt nötig. Unterkünfte akzeptieren Sophie und ihr Freund sollten also
oft keine allein reisenden Minderjähri- ein Reiseland auswählen, in dem Sex
gen. Oder beherbergen sie nur, wenn sie zwischen Gleichaltrigen in ihrem Alter
beweisen können, dass die Eltern mit erlaubt ist.
der Reise einverstanden sind.
Eltern können dem Kind eine Reise- Verbindliche Regeln. Ganz grundsätzlich
Das gehört
vollmacht mitgeben (siehe «Internet»)
und so Probleme am Zoll verhindern.
sollten Eltern zusammen mit dem Kind
in einer schriftlichen Vereinbarung die
ins Teenie-Gepäck
So ist klar, dass das Kind nicht etwa von wichtigsten Punkte festhalten. Dazu „ Reiseunterlagen
zu Hause abgehauen ist. gehören Abmachungen über: „ Bargeld in der Landeswährung
„ Alkohol und Drogen: Wie oft, was und „ Debitkarte, um Geld beziehen
Drogen und Alkohol. 16-Jährige dürfen wie viel? Sprechen Sie die Gefahr einer zu können
nicht in allen Ländern alkoholische Ge- Alkoholvergiftung und die möglichen „ Identitätskarte oder Reisepass
tränke kaufen und konsumieren. Wich- Folgen von Drogenkonsum an. Das Kind „ Kopien von ID oder Pass (getrennt
tig ist auch das Thema Drogen. Bei uns will bestimmt nicht in einem fremden vom Original aufbewahren)
ist das Rauchen von Cannabis verboten, Land auf der Notfallstation landen. „ Reisevollmacht der Eltern
wird aber nicht sehr streng bestraft. In „ Besprechen Sie unbedingt auch die „ Krankenkassenausweis
anderen Ländern hat es fatale Folgen. Gefahr von K.-o.-Tropfen. Das Kind soll „ mit den Eltern geschlossene
sein Getränk nie aus den Augen lassen. ­Vereinbarung zu Alkohol, Notfällen
Vorsicht, Taschendiebe! Geld, Wertgegen­ „ Der Kontakt: Wie oft soll sich der und so weiter
stände und Pass sind schnell weg. Viele ­Teenager zu Hause melden? Und wohin „ kleine Ferienapotheke mit Ver-
Jugendliche unterschätzen dieses Risi- kann er sich bei Notfällen – auch medi- bandsmaterial und Medikamenten
ko. Dabei sind gerade sie ein bevorzug- zinischen – wenden?  CORINNE STREBEL „ Notfalladressen: Arzt oder Spital
tes Ziel von Taschendieben. Das Kind am Reiseort, nächstgelegene
sollte daher stets nur so viel Geld auf ­Apotheke, Hausarzt und so weiter
Internet
sich tragen, wie es gerade braucht. Alles „ Informationen zur Sicherheitslage einzelner
„ Sonnenschutz
andere soll es im Hotel lassen. Reiseländer: www.eda.admin.ch
Zudem sollte sich das Kind gut über- → Vertretungen und Reisehinweise
„ Reisevollmacht für Kinder: Eine Vorlage
legen, wann es sich wo aufhält. In der
finden Sie auf der Beobachter-Beratungs-
Nacht allein durch schummrige Gassen plattform www.guider.ch, Suchwort
zu streifen ist keine gute Idee. «Reisevollmacht»

Hitzewallungen?
gen?
Ich bleibe cool…

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Unsere Beratungshotline ist werktags von 9 bis 13 Uhr geöffnet. Halten Sie bitte
Ihre Kundennummer und allfällige Unterlagen bereit. Die Telefonberatung
steht am Freitag, 11. Mai, und am Donnerstag, 24. Mai, nicht zur Verfügung.
Infos: www.beobachter.ch/beratung

Schnelle Antworten Arbeit 043 444 54 01 Staat 043 444 54 06

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privatrechtliche Arbeitsverhältnisse,
Behörden, Strassenverkehr, Verein,
Strafrecht und Ausländerrecht
Clever beraten heisst beim Beobach- Kinder- und Familienzulagen Finanzen und Steuern 043 444 54 07
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kommen, und zwar rund um die Uhr. Grundeigentum und Nachbarrecht Sozialberatung 043 444 54 08
Dafür ist unsere Rechtsberatungs- Konsum 043 444 54 03 Beistandschaft, Vorsorgeauftrag,
plattform Guider.ch da. Haben Sie Konsumverträge, Reisen, Betreibung, Patientenverfügung, psychiatrische
Fragen etwa zum Kündigungsschutz Sachversicherungen, Weiterbildung Klinik, Sozialhilfe, Schule, Erziehungs­
oder zu Steuern? Auf Guider.ch finden und Werbung beratung und Lebenshilfe
Sie die Antworten – und dazu Ver- Familie 043 444 54 04 KMU-Beratung 043 444 54 09
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Checklisten. Abonnentinnen und Kindesrecht und Konkubinat KMU-Abonnement: www.beobachter.ch/
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Impressum Produktionschef: Mario Güdel


Art Director: Christof Auer
Verlag: Roland Wahrenberger (Leitung);
Assistenz: Brigitte Born; Maria De Bon
(Product Owner Guider), Corinne Geisseler
Redaktion: Peter Aeschlimann, René Ammann, (Digital Project Manager), Nicole Platel
DER SCHWEIZERISCHE BEOBACHTER
Thomas Angeli, Daniel Benz, Yves Demuth, (Business Development/Project Owner Guider)
92. Jahrgang
Andrea Haefely, Julia Hofer, Birthe Homann,
Herausgeberin: Ringier Axel Springer Schweiz AG, Otto Hostettler, Jessica King, Susanne Loacker, Leiter Nutzermarkt: Stefan Wilberg
Flurstrasse 55, 8021 Zürich Peter Johannes Meier, Gian Signorell, Vermarktung: Admeira AG, Flurstr. 55, Postfach,
Verbreitete Auflage: 282 822 Exemplare Anina Frischknecht (Volontärin) 8021 Zürich, Tel. 058 909 99 62; salesservices@
Verkaufte Auflage: 247 240 Exemplare Beratung: Roland Wahrenberger (Leitung), admeira.ch; Anzeigenpreise, AGB: www.admeira.ch;
(WEMF-beglaubigt 2016); 823 000 Leserinnen Doris Huber (Stv.), Marcel Altherr, Chief Executive Officer: Bertrand Jungo; Business
und Leser (MACH Basic 2017-2) Irmtraud Bräunlich, Jeannine Burri, Cornelia Döbeli, Unit Director Print & Digital: Beniamino Esposito;
Nora Frei, Nathalie Garny, Gabriele Herfort, Sales Director: Roger Knabenhans;
Kundenservice: Telefon 058 269 25 00 Media Service Print: Noemi Steinkeller
Nathalie Hirsiger, Anita Hubert, Alexandra Kaiser,
Internet: www.beobachter.ch/kundenservice
Tinka Lazarevic, Daniel Leiser, Gitta Limacher, Marketing: André Näf (Brand Manager),
Geschäftsbereichsleitung: Dana Martelli, Norina Meyer, Martin Müller, Carmen Demund
Roland Wahrenberger (Vorsitz, Beratung), Nicole Müller, Rosmarie Naef, Walter Noser,
Andres Büchi (Chefredaktor), Helena Ott, Rita Périsset, Irene Rohrbach, Beobachter-Edition: Urs Gysling (Leitung),
Andreas Thut (Digital) Lucia Schmutz, Anne Sciavilla, Esther Seydoux, Janine Blattner, Barbara Haab, Sandra Hasler,
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Redaktion: Telefon 058 269 21 21 Hanneke Spinatsch, Corinne Strebel, Patrick Strub, Lithos/Abschlussproduktion:
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Verlag: Telefon 058 269 20 31 Bekanntgabe von namhaften Beteiligungen
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Beobachter-Edition: Telefon 058 269 25 03 Titelschutz: «prüf mit»
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Stiftung SOS Beobachter: Anne Seeger; Bildredaktion: Mena Ferrari, (26 Ausgaben) Inland: Fr. 129.–;
Spenden für Menschen in Not an: Hanna Jaray; Lektorat: Rolf Prévôt (Leitung), Inland mit Assistance: Fr. 187.–;
Stiftung SOS Beobachter, PC 80-70-2 Klaus Beger, Olivia Raths Inland mit Rechtsschutz: Fr. 389.–;
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Internet: www.sosbeobachter.ch Digital: Andreas Thut (Leitung), Tina Berg, übriges Europa Priority: Fr. 212.20;
Guider: Telefon 058 269 25 04 Elio Bucher, Christian Gmür, Chantal Hebeisen, USA/Kanada/übrige Länder Priority: Fr. 218.70
E-Mail: kundenservice@guider.ch Jasmine Helbling, Christoph Rombach,
Nathaly Tschanz Wiedergabe von Artikeln und Bildern, auch aus-
Internet: www.guider.ch zugsweise oder in Ausschnitten, nur mit ausdrück-
Bewegtbild: Jenny Keller, Karim Niazi, Balz Ruchti licher Genehmigung gestattet. Für unverlangte
Chefredaktion: Andres Büchi (Chefredaktor),
Zusendungen wird jede Haftung abgelehnt.
Martin Vetterli (Stv.), Matthias Pflume (Digitale Stiftung SOS Beobachter: Walter Noser (Leitung),
Inhalte, Extras); Assistenz: Barbara Lienhard Beat Handschin, Claudia Keller ISSN 1661-7444

74 Beobachter 10/2018
Es kann jeden
treffen
VORSORGE. Ein Unfall, eine Krankheit – plötzlich kann
man vieles nicht mehr selbst entscheiden. Aber einige
Dinge lassen sich schon jetzt regeln. Das Beobachter-
Vorsorgedossier «Ich bestimme.» zeigt, was zu tun ist.

U
nser Leben selbstbestimmt und tientenverfügung, es gibt Vollmachten
nach dem eigenen Willen ge- und das Testament.
stalten, das möchten wir alle – Nur wer alle Möglichkeiten kennt
jetzt und auch später. Aber ans Älter- und deren Vor- und Nachteile sorgfältig
werden und an den Tod denkt niemand abgewogen hat, kann effektiv vorsor-
gern. Die Fragen, die es dabei zu klären gen. Dazu bietet das Beobachter-Rat­
gilt, sind schwierig und unangenehm. geberdossier hilfreiche Vorlagen, For-
Doch wer sich mit dem Sterben be- mulierungshilfen und Checklisten.
fasst, wird das Leben mehr zu schätzen Darunter die unten stehenden sieben Käthi Zeugin:
wissen. Das neue Beobachter-Vorsorge- Schritte, die Ihnen helfen, eindeutige,
dossier «Ich bestimme.» zeigt, welche verbindliche Anordnungen zu finden. «Ich bestimme.
Dinge Sie früh genug regeln sollten.
­Neben wichtigen Hintergrundinforma- „ Machen Sie eine Standortbestimmung.
Mein komplettes
tionen bietet es praktische Schritt-für- „ Klären Sie wichtige Fragen und Vorsorgedossier»;
Schritt-Anleitungen, mit denen Sie Ihre sammeln Sie Informationen. 168 Seiten, Fr. 48.–, für Mitglieder
persönlichen Vorsorgedokumente er- „ Sprechen Sie mit Ihrem Umfeld und Fr. 38.– (zuzüglich Versandkosten),
stellen können. lassen Sie sich beraten. ISBN 978-3-03875-029-1
„ Finden Sie die richtigen Vertrauens­
Abgesichert in die Zukunft. Welche Vor- personen und informieren Sie sie.
kehrungen kann man für den Fall tref- „ Beachten Sie alle Vorschriften.
fen, dass man nicht mehr in der Lage
ist, alles selbst zu regeln? Da gibt es zum
„ Regeln Sie die Aufbewahrung.
„ Überprüfen Sie Ihre Entscheidungen
So bestellen Sie das Buch
Beispiel den Vorsorgeauftrag, die Pa­ regelmässig.
E-Mail
Bitte Ihre Adresse, Buchtitel,
gewünschte Anzahl,

Diese Dokumente gibt es Mitgliedsnummer angeben:


buchshop@beobachter.ch
„ Vorsorgeauftrag: Im Vorsorgeauftrag bestimmen Sie eine Person, die dann, wenn Sie
selber dauernd urteilsunfähig sind, alle nötigen Geschäfte in Ihrem Sinn erledigt. Telefon
„ Vollmacht: Stellen Sie jemandem eine Vollmacht aus, kann diese Person Geschäfte für 058 269 25 03
Sie erledigen, solange Sie noch urteilsfähig sind.
„ Patientenverfügung: In der Patientenverfügung halten Sie Ihre Wünsche zur medizi­ Online
nischen Behandlung fest – für den Fall, dass Sie urteilsunfähig werden und sich nicht www.beobachter.ch/buchshop
mehr selber äussern können. Oder Sie bestimmen eine Vertretungsperson, die dann für
Sie und in Ihrem Sinn entscheidet.
„ Anordnungen für den Todesfall: In diesem Dokument legen Sie fest, was nach Ihrem
Post
Karte mit Ihrer Adresse, Buchtitel,
Tod mit Ihnen geschehen soll: Bestattungsart, Todesanzeige, Trauerfeier. Anzahl und Mitgliedsnummer an:
„ Testament: Im Testament verfügen Sie – innerhalb des Rahmens des Erbrechts –, wie
Beobachter-Buchshop,
Ihr Nachlass unter Ihren Erben verteilt werden soll. Kundenservice, Brühlstrasse 5,
4800 Zofingen

Schon gewusst? Das Buch ist auch im


Sie haben eine krakelige, schlecht lesbare Handschrift? Dann schreiben Sie den Buchhandel erhältlich
handschriftlichen Vorsorgeauftrag oder das Testament einfach mit Blockbuchstaben. oder als E-Book unter
Es muss nicht «Schnüerlischrift» sein. www.beobachter.ch/buchshop

Beobachter 10/2018 75
FERNSEHEN
Die besten TV-Sendungen vom 12. bis 18. Mai 2018
SA | 12. 5. | Arte | 21.45
Verrückte Hormone
Ein riesiger Markt an Medikamenten
und Heilmitteln hat die Wechseljahre
als «Mangelerkrankung» entdeckt. Von
pflanzlichen Dragées und Akupunktur
über den sogenannten naturidentischen
Hormonersatz bis hin zur klassischen
Therapie ist alles im Angebot. Was aber
ist auch sinnvoll? 55 Min. → 22.40

SO | 13. 5. | SRF 1 | 15.30 MI | 16. 5. | SRF 1 | 00.05


Persönlich wie nie Wir von da oben
Anlässlich des 90. Ge­ Vor neun Jahren traf die Filmerin Rita
burtstags von Queen Ziegler die sechsköpfige Bergbauern­
Elizabeth im Jahr 2016 familie Gisler im Urner Schächental zum
gewährte die britische ersten Mal. Die Kinder waren damals
Königsfamilie erstmals noch klein, lernten früh mitanzupacken.
Zugang zu privaten Neun Jahre später kehrt Ziegler mit
Filmaufnahmen der Monarchin, ihres ihrem Team auf die Alp zurück. Vieles
Mannes und ihrer Eltern.  100 Min. → 17.10 hat sich verändert.  90 Min. → 01.35

SO | 13. 5. | Pro 7 | 18.10 MO | 14. 5. | 3sat | 22.25 DO | 17. 5. | HR | 20.15


Galileo Big Pictures Auf der Suche nach Zion Alles Wissen
«War is not the answer» steht auf Ephraim Erde war ab den 1930er Jahren Jedes Jahr importieren Imker Bienen­
einem der Schilder von Concepcion Fotograf der israelischen Arbeiterpartei völker aus dem Süden, um die Verluste
Picciotto. Ein Foto zeigt die Spanierin Ben Gurions. Nun wagt Enkelin Tamara unter den heimischen auszugleichen,
umgeben von Friedensparolen in einem Erde einen Abgleich der einstigen die es nicht über den Winter geschafft
Zeltverschlag vor dem Weissen Haus in Ideale mit der Gegenwart. Dabei taucht haben. Aber damit steigt die Gefahr,
Washington. Die Dauer-Demonstrantin die Filmemacherin, Tänzerin und Video­ Krankheiten einzuschleppen. Durch die
hat dort 25 Jahre, bis zu ihrem Tod künstlerin in die disparate Geschichte Varroamilbe und neu durch den Kleinen
Anfang 2016, gelebt. 55 Min. → 19.05 ihrer Familie ein.  90 Min. → 23.55 Beutenkäfer.  45 Min. → 21.00

MO | 14. 5. | ORF 3 | 20.15 DI | 15. 5. | RBB | 21.00


Diana Erlebnis Geschichte
Die Doku zeigt Videos Mit dem Waffenstillstand am 11. Novem­
von Gesprächen, die ber 1918 kehren rund sechs Millionen
die Prinzessin 1992 und deutsche Soldaten in ihre Heimat
1993 aufzeichnen liess. zurück. In den Strassen Berlins braut
Darin spricht sie auch über ihr Liebes­ sich in diesen Tagen eine brisante
leben mit Charles. Diana bezeichnet die Mischung zusammen. Entlassene
Hochzeit als den «schlimmsten Tag Soldaten finden im ersehnten Frieden
meines Lebens». 95 Min. → 21.50 keine Perspektive. 45 Min. → 21.45

MI | 16. 5. | ARD | 20.15 FR | 18. 5. | SRF 1 | 21.00

TOPP Spätwerk Abenteuer Moskau


TIP
Als der krisengeschüttelte Dichter Paul (1/4) Die Reihe (freitags) begleitet
(Henry Hübchen) einen Tramper über­ sechs Schweizer und Schweizerinnen,
fährt, löst das schlimme Erlebnis seine die sich im «Wilden Osten» nieder­
Schreibblockade. Als der Text erscheint, gelassen haben. Eine von ihnen ist die
weckt er Argwohn bei der Kritik. An­ Swiss-Hub-Mitarbeiterin Julie Bächtold
dreas Kleinerts erschütterndes Drama (Bild), die in Moskau arbeitet und über
über die Geschichte eines Mannes auf das Wochenende auf die Datscha ihrer
der inneren Flucht. 90 Min. → 21.45 Schwiegereltern fährt. 50 Min. → 21.50

MO | 14. 5. | Arte | 20.15 MI | 16. 5. | 3sat | 21.05 FR | 18. 5. | NDR | 21.15


REDAKTION: INGEBORG WALDBURGER

Kirschblüten und rote … Was kostet uns das … Expedition Antarktis


… Bohnen. Sentaro (Masatoshi Nagase) … Älterwerden? In der Schweiz steigen Windstärke 11 in der
betreibt erfolglos eine Imbissstube. Das die Gesundheitskosten von Jahr zu Drake Passage zwischen
ändert sich, als er eine alte Frau mit Jahr. Die Diskussionen um deren Redu­ Kap Horn und der Ant­
deformierten Händen (Kirin Kiki, Bild) zierung machen auch vor heiklen Fra­ arktis. Ein Eisbrecher
anstellt. Stärker als die bisherigen Filme gen nicht Halt. Eine Sache wurde bisher der Umweltschutzorga­
von Regisseurin Naomi Kawase ist die­ ausgelassen: das letzte Lebensjahr nisation Greenpeace ist
ser von der Tradition des japanischen eines Versicherten. Das ist im Durch­ auf dem Weg durch das stürmischste
Melodrams geprägt. 110 Min. → 22.05 schnitt das teuerste. 55 Min. → 22.00 Seegebiet der Welt. 30 Min. → 21.45

76 Beobachter 10/2018
Präsentiert von

Die besten TV-Sendungen vom 19. bis 25. Mai 2018


DI | 22. 5. | SWR | 21.00 TOPP
Die Tricks der Getränke- … TIP
… industrie. Die Konkurrenz bei den
Herstellern ist gross. Sie lancieren mit
Wellness-Botschaften vermeintlich
gesunde und natürliche Getränke.
Doch oft steckt jede Menge Zucker und
Aroma in den Drinks. Moderator Jo
Hiller deckt mit Insidern und Experten
die Verkaufstricks auf. 45 Min. → 21.45

SA | 19. 5. | Arte | 17.35 MI | 23. 5. | Arte | 22.10


DI | 22. 5. | ZDF | 23.00
Biking Boom Son of Saul
(1/3) In vielen europäischen Metropolen Leschs Kosmos Im KZ Auschwitz wird Saul (Géza
gibt es eine pulsierende und vielfältige Fisch ist begehrt. Doch die Wild­ Röhrig, Bild) dazu gezwungen, andere
Biker-Szene, in der das Fahrradfahren bestände reichen längst nicht mehr, Häftlinge in die Todeskammern zu
ein Lebensstil ist. In Berlin etwa fahren um den steigenden Bedarf zu decken. bringen. Als er die Leiche eines Buben
viele ein Velo ohne Schaltung und Ist Verzicht die Lösung? Forscher entdeckt, beschliesst er, ihm eine Beer-
Bremsen, in London gibts Cycle-Speed- lernen immer mehr über das Leben digung zu arrangieren. Das Debüt des
Dating-Treffen, und Kopenhagener wol- von Fischen. Ihr Wissen bietet auch Ungarn Laszlo Nemes wurde mit dem
len einfach gut aussehen. 25 Min. → 18.00 Lösungsansätze zum Schutz und Erhalt Oscar ausgezeichnet. 105 Min. → 23.55
von Beständen. 30 Min. → 23.30

SA | 19. 5. | SRF 2 | 22.15 DO | 24. 5. | SWR | 23.45


Demolition Auf den Hund gekommen
Die Frau des Bankers Eine Reportage über das Leben mit
Mitchel (Jake Gyllenhaal, unserem beliebtesten Haustier. Im
Bild) stirbt bei einem Hundesalon Benny’s Doggy Depot
Unfall. Der Witwer ver- in Kaiserslautern kreuzen sich die
sinkt in Depression, Wege verschiedener Halter, Züchter
nichts kann ihn aufrich- und Trainer. Der Film gibt ernsthafte,
ten. Gyllenhaal liefert ein schauspieleri- amüsante und berührende Einblicke
sches Kabinettstück ab. 110 Min. → 00.05 in eine ganz eigene Welt. 75 Min. → 01.00

MO | 21. 5. | SRF 1 | 22.00 DI | 22. 5. | Arte | 23.20 FR | 25. 5. | 3sat | 20.15


Das Mädchen vom Änziloch Rebellisch oder unpolitisch? Wegsperren für immer?
Der entscheidende Sommer für ein 50 Jahre ist es her, dass Studenten Der Eifelort Randerath machte im Jahr
zwölfjähriges Mädchen in einer abge­ auf die Strasse gingen und glaubten, 2009 Schlagzeilen: Aufgebrachte Bür-
legenen Schweizer Bergregion: Laura, die Revolution stehe vor der Tür (Bild). ger demonstrierten dagegen, dass ein
einzige Tochter in einer grossen Bauern- Heute sieht man ein Erstarken der verurteilter Vergewaltiger in ihre Nach-
familie, ist mit ihren Ängsten und ihrem Rechten, mit Trump, Brexit und AfD, barschaft gezogen war. Der Protest lief
Tagebuch allein. Bis ein Junge aus der dazu der globale Klimawandel. Wie aus dem Ruder, Rechtsextreme und die
Stadt bei der Ernte hilft. Nun hat sie steht es um das politische Engagement Boulevardmedien trugen dazu bei, die
einen Verbündeten. 95 Min. → 23.35 der jungen Menschen? 50 Min. → 00.10 Stimmung aufzuheizen. 45 Min. → 21.00

MI | 23. 5. | 3sat | 11.45


Mode schlägt Moral
Seit Jahren kommt es in Textilfabriken
immer wieder zu Katastrophen.
Kleidung wird auch für Europa oft unter
menschenunwürdigen Bedingungen
produziert. Doch es ginge auch anders.
Der Film trifft junge Designer und
begleitet grosse Konzerne wie die
Otto Group. 45 Min. → 12.30

MO | 21. 5. |Arte | 23.35 MI | 23. 5. | ORF 1 | 20.15 FR | 25. 5. | SRF 1 | 21.00


Ein Hotelzimmer Bauer unser Abenteuer Moskau
Ein bescheidenes, anonymes Hotel in Tausende Bauern haben ihren Beruf «DOK» begleitet sechs Schweizerinnen
der kolumbianischen Stadt Cali. Völlig aufgegeben oder wirtschaften im und Schweizer, die den Mut hatten,
unterschiedliche Menschen steigen Nebenerwerb. Die verbliebenen haben sich im «Wilden Osten» niederzulassen
dort ab. Die Kamera fängt das Kommen sich spezialisiert. Doch selbstbestimmte (Bild). Beim Oldtimer-Rallye am Hotel
und Gehen dieser Personen ein, die Landwirte sind selten geworden. Ein Metropol muss Direktor Godat den
für kurze Zeit dort einziehen und dem einst stolzer Stand steckt in einem Co-Piloten spielen. Denn Strassenkarten
Zuschauer einen Ausschnitt aus ihrem System aus Zwängen, Abhängigkeiten zu lesen ist in der Zwölf-Millionen-
Leben darbieten. 85 Min. → 01.00 und Propaganda. 90 Min. → 21.45 Metropole nicht einfach. 50 Min. → 21.50

Beobachter 10/2018 77
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LESERFORUM

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Arme Tiere
Titelthema: Die unheimliche Macht der EXTRA
36 Seiten
Augenzeugin: «Ein Elefant sagt sich ja
Algorithmen (Nr. 9) nicht, heute töte ich einen Menschen»
zum Thema
Allergien

Der Herr Professor ist mit einer gehöri- (Nr. 9)


gen Portion Naivität gesegnet, wenn er «Wer einen Elefanten reiten will, soll das
glaubt, wir könnten die künstliche In- doch in Rapperswil tun»: Dieser Satz ist
telligenz mit einem Hippokratischen unüberlegt. Es mag zwar stimmen, dass
Eid zähmen. Es geht um handfeste Vor- es die Tiere in Rapperswil schöner ha-
teile, und auf die wird niemand freiwil- LÄRM
Wann zahlt
der Staat?
SAURIER
Spektakuläre
Funde im Tessin
ben als andernorts. Aber auch hier sind
lig verzichten. Deshalb müssen Com- sie ihrer Freiheit beraubt und müssen
puterprogramme für alle offen und DIE DATEN-FALLE
LIEBE, ARBEIT, GELD: WENN DER ALGORITHMUS ENTSCHEIDET dem Vergnügen der Menschen dienen.
kontrollierbar sein: Open Source! Das Catherine Güntert-Huguenin, Stein AG
Thema ist einige Jahrzehnte alt und Algorithmen:
immer noch ungelöst.
Bürokratischer Unsinn
Peter Bickel, Puydorat, Campsegret (F) «Das Interview mit
Ergänzungsleistungen: Nicht bei den
Im Editorial wird alles mit einfachen Yuval Harari sollte Armen sparen! (Nr. 9)
Worten gesagt – verständlich auch für zur Pflicht­lektüre der Da wohnen Menschen ein Leben lang
den Nichtakademiker. Der Bericht
zeichnet die Folgen auf inklusive
Cyberspezialisten in einer Gemeinde, die ihnen zur Hei-
mat wird. Im Quartier kennen sie die
Nebenerscheinungen dieser bereits
­ des Bundes werden.» Nachbarn. Geschäfte sind im Idealfall
existierenden mathematischen Vor- Bernhard Schneiter, Hombrechtikon ZH nicht allzu weit weg. Dann wird das in
aussagen. Das Ganze gipfelt im Inter- die Jahre gekommene Mietshaus reno-
view mit Yuval Harari, das zur Pflicht- viert oder gar abgerissen, und weg ist
lektüre der Cyberspezialisten des ruf möglich ist. Die enormen Effizienz- die günstige Wohnung. Einen bezahl-
­Bundes werden sollte. gewinne der schnell fortschreitenden baren Ersatz zu finden, ist in einer Zür-
Bernhard Schneiter, Hombrechtikon ZH Automatisierung könnten zunehmend cher Gemeinde fast unmöglich. Absolut
auch Freiräume öffnen, die ganz andere unverständlich ist auch, dass EL-Bezü-
Offensichtlich vernichten Algorithmen als Produktionsfragen stellen. Trotz ger ohne Vermögen diese Leistungen
Arbeitsplätze. Deshalb gehört auf deren fortschreitender Digitalisierung sind auch noch versteuern müssen.
Nutzung eine Steuer. Roboter würden wir aber von diesem Schlaraffenland für Carmen Jucker, Wangen-Brüttisellen ZH
so indirekt auch besteuert. alle noch weit entfernt.
Martin Willi, via Facebook André Kühni, via Facebook Der Staat zahlt dem Bezüger die EL –
dieser gibt einen Teil davon als Steuern
Vielleicht sollte man vom Gedanken Der Algorithmus ist nicht schuld. Der wieder zurück. Das ist bürokratischer
wegkommen, dass ein erfülltes Leben Homo sapiens computeriensis ist es. Unsinn, der nur unnötigen Aufwand
nur durch einen real ausgeführten Be- A. B. (Name der Redaktion bekannt) verursacht. Bei rund 300 000 Bezügern

Ein kostenloser Fuss


BRAVO !

für die uralte Leiter


Seit über zehn Jahren habe ich eine Leiter der
Marke Leifheit. Vor einigen Wochen brach eine
Fusskappe ab. Ich dachte, das sei es wohl gewe-
sen mit dem guten Stück. Denn auf der Website
der Firma Leifheit fand ich keinen Hinweis auf
Leitern. Dennoch versuchte ich mein Glück und
fragte per Mail an, ob man noch Ersatzteile
­kaufen könne. Wenig später antwortete die
Vertriebsfirma Hagro Haushalt AG. Esther Kern
teilte mir mit, dass Leifheit keine Leitern mehr
produziere, sie aber noch Ersatzteile an Lager
hätten. Sie werde mir ein passendes zuschicken.
Einen Tag später war das Paket da – mit dem
Vermerk «Gratisersatz». Das ist grosszügig und
unkompliziert – einfach grossartig.
Sepp Lötscher, Emmenbrücke LU Kurzerhand kulant: Esther Kern von Hagro Haushalt

80 Beobachter 10/2018
könnten so – angenommen, Bearbei- in Millionenhöhe. Unfassbar, dass das So werden Alters- und Jugendarbeits-
tung der Steuererklärungen und Rech- niemand ändern will. losigkeit vermieden, und dem Alters-
nungsversand kosten 100 Franken pro Marc-Roger Wittmer, via Facebook diskriminierungsgebot der Verfassung
Fall – leicht 30 Millionen gespart wer- wird entsprochen. Eine Diskussion über
den. Dabei sind die Fälle, bei denen die Die Nachfrage bestimmt das Angebot. Kündigungsschutz im Alter erübrigt
Steuern nicht bezahlt werden können Irene Rudolf, via Facebook sich. Eine jährliche Kontrolle erfolgt an-
und Steuererlass gewährt werden hand der AHV-Abrechnungen.
muss, noch nicht berücksichtigt. Alfred Bosshard, Fehraltorf ZH
Peter Blattner, Wetzikon ZH
Wo leben die denn?
Arbeitslosigkeit: Letzter Ausweg Die Politiker reden von Vollbeschäfti-
Ausland? (Nr. 9) gung, von Fachkräftemangel und da-
Profitgierige Firmen Der Bundesrat will Ausge­steuerte nicht von, dass es kaum Arbeitslose über 50
Ernährung: Fauler Zauber mit in die Arbeitslosenstatistik aufnehmen. gebe. Auf welchem Planeten leben die-
Zucker (Nr. 9) Wir hoffen, dass Franz Grüter (SVP, LU) se Leute? Ein Personalvermittler sagte
Die Hersteller von Frühstücksflocken endlich den Durchbruch schafft und mir ins Gesicht, das Einzige, was ich in
sollten nur ungezuckerte oder schwach dass viele Volksvertreter der Motion zu- meinem Alter noch erwarten könne, sei
gezuckerte Produkte auf den Markt stimmen. ein Job am Fliessband. Das kann es
bringen. Wer es gern süsser mag, soll Karl Vogel, Neuenegg BE doch nicht sein! Man arbeitet ein Leben
selber Zucker beifügen. lang, verliert die Stelle und ist dann
Martin Meyer, Liebefeld BE Ü-50-Beschäftigte dürfen nicht entsorgt nichts mehr wert. Ich habe die Hoffnung
werden. Eine Möglichkeit: Der Alters- noch nicht ganz aufgegeben, vielleicht
Diese profitgierigen Unternehmen soll- aufbau der Beschäftigten in grossen ergibt sich ja was durch Beziehungen.
te man zwingen, ihre Produkte punkto Firmen sollte dem Altersaufbau der Anita Huber, Tann ZH
Zuckergehalt zu ändern. Dazu Bussen möglichen Arbeitskräfte entsprechen.

55
Ist es wirklich nötig, ältere, finanz-

+ «Es ist traurig, dass man


Arbeitslosigkeit:
schwache Leute aus dem Land zu ver-
scheuchen? Hat die Schweiz den Ver-
stand verloren?
«Man arbeitet
in diesem reichen Land
in meinem Alter keine
Chance mehr bekommt.»

Martin Fischer, Worb BE


PRISCA BERNEGGER, 58

Arbeitslos in Gossau ZH

ein Leben lang,


Wenn Prisca Bernegger von ihrer Traumstelle
spricht, strahlen ihre Augen. «Im Büro, gerne
mit Kundenkontakt, am liebsten am Empfang.»
Spricht man die 58-Jährige aber auf ihre aktuelle
Lage an, wirkt sie verzweifelt. Vor drei Jahren
hat sie ihre Stelle am Empfang eines Spitals ver-
loren. Seither bekommt sie Absage um Absage.
Obwohl sie breite Berufserfahrung mitbringt,

verliert die
sich zur Personalassistentin weitergebildet hat

KONTAKT
und bei regionalen Arbeitsvermittlungszentren
gearbeitet hat.
Dank Jobs im Stundenlohn konnte sie die Rah-
menfrist bei der Arbeitslosenkasse verlängern.

Letzter Ausweg
Sie schränkte sich noch mehr ein, arbeitete als
Putzfrau, suchte weiter nach einer fair bezahlten

Hat Ihnen ein Beitrag besonders


Bürostelle. «Mach das, mach dies, sagen alle.

Stelle und ist


Ich mache, was ich kann, aber es fruchtet nicht.»

Ausland?
Das mache müde. Bernegger besuchte jeden
Weiterbildungskurs, den man ihr empfahl, ging
aktiv auf Arbeitgeber zu, immer wieder versucht
sie, ihr schrumpfendes Netzwerk zu aktivieren.

gefallen? Oder möchten Sie einen Artikel


Weiterbildungen zu machen sei keine Belastung,
ARBEITSLOSIGKEIT. Gut qualifizierte ältere Arbeitslose landen sagt sie. «Belastend ist, noch ein Diplom mehr
im Portfolio zu haben und zu wissen, dass es
immer öfter auf dem Sozialamt. Es wären noch mehr, wenn nicht

dann nichts
nicht hilft.»
viele aus dem System flüchten würden – und sogar aus der Schweiz. Die gut qualifizierte Bürofachfrau bewirbt sich
heute auch auf Stellen in Tankstellenshops

kritisieren? Schreiben Sie uns auf


oder im Service, wird aber auch dort nicht zum
TEXT: TANJA POLLI | FOTO: SALVATORE VINCI Vorstellungsgespräch eingeladen. «Ich habe
mein Leben lang gearbeitet, zwei Kinder gross-

S
ie haben ein Leben lang gearbeitet, nicht alle mit Anrecht auf Sozialhilfe würden gezogen», sagt sie und schüttelt den Kopf.
sich weitergebildet, Steuern bezahlt. sie beziehen. Daniel Neugart, Geschäfts- Inzwischen denkt sie darüber nach, sich ins
Und dann stehen sie kurz vor der Pen- führer des Arbeitnehmer- und Arbeitslosen-

mehr wert.»
Ausland abzusetzen, Tochter und Sohn unter-

leserbrief@beobachter.ch.
sionierung am Rand der Gesellschaft. Wer verbands Save 50Plus, spricht gar von «Mas- stützen sie dabei. «Ich finde es traurig, dass man
mit über 55 die Stelle verliert, findet nur sen», die aus dem sozialen Auffangsystem in diesem reichen Land in meinem Alter keine
schwer in den Arbeitsmarkt zurück. Sehr verschwinden. «Die verdeckte Arbeitslosig- Chance mehr bekommt», sagt sie. Und dann:
schlechte Chancen hat, wer ausgesteuert keit ist in dieser Altersgruppe riesig.» «Aber noch gebe ich nicht auf, ich bleibe dran.»
ist. Dann schafft es nur noch jeder Siebte
zurück in den ersten Arbeitsmarkt (siehe Die logische Folge ist Armut im Alter. Ein

Die Redaktion trifft eine Auswahl unter


Grafiken, ab Seite 28). Beispiel dafür ist Otto Bachmann. Der eins-
Die Zahl lässt aufhorchen. Doch: «Das ist tige Manager hat sich nach Thailand abge-
nur die Spitze des Eisbergs», sagt Felix Wolf- setzt, bevor er ausgesteuert wurde (Porträt
fers, Co-Präsident der Schweizerischen auf Seite 30). Er sagt: «Wenn die Bevölkerung

Anita Huber, Tann ZH


Konferenz für Sozialhilfe (Skos). Und wenn wüsste, wie viele Arbeitskräfte über 50 tat-
Boris Zürcher, Leiter Direktion für Arbeit sächlich ohne Job sind, ginge ein Aufschrei

den Zuschriften und kürzt die Schreiben


beim Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco), durchs Land.» Bachmann hat sich wie viele
sagt, dass die Quote der Sozialhilfeempfän- andere freiwillig aus dem Sozialstaat verab-
ger bei den über 55-Jährigen unter dem schiedet. Denn wer ausgesteuert ist, muss
Durchschnitt liegt, so weckt das Wolffers’ erst das Vermögen bis auf 4000 Franken
Widerspruch: «Diese Zahlen zeigen nicht die aufbrauchen – unter Umständen samt dem
wahre Dimension des Problems.» Längst PK-Kapital und dem Verkauf des Wohn-

26 Beobachter 9/2018

ohne Rücksprache mit den Absendern.

Wenn das Auto zu alt Plötzlich kostet


SO NICHT !

Gefreut? Geärgert? Zuschriften bitte an:

E-Mail: barbara.lienhard@beobachter.ch
Beobachter, Bravo/So nicht, Postfach, 8021 Zürich;

für die App ist der Parkplatz doch


Im Herbst 2014 kaufte ich einen Elektro-Smart. Diesen Frühling machte ich im Tessin Ferien.
Ich hatte viel Freude daran, alles funk­tionierte Nach einem Ausflug besuchte ich ein Restaurant
bestens. Praktisch war auch, dass es zu meinem in der Gemeinde Ronco. Ich hatte Glück. Ich
Modell eine Smartphone-App gab. Damit konnte fand einen freien Parkplatz, der sogar gratis
ich zum Beispiel Ladestatus, Klimaanlage oder schien. Denn eine Parkuhr war nicht zu sehen.
Batteriestand kontrollieren. Anfang Jahr kam Und auf dem Schild direkt vor meinem Park-
dann aber der Schock: Smart teilte mir mit, platz stand auch nichts. Später kam die böse
die App werde per Ende April ausser Betrieb Überraschung. Unter dem Scheibenwischer
genommen. Es sei nur noch eine App für den klemmte eine Busse über 40 Franken. Ich hatte
neuen E-Smart erhältlich. Gegenüber dem keine Ahnung, weshalb. Erst nachdem ich zig
­Beobachter bestätigt Smart das. Grund dafür Meter weiterging, fand ich den Grund. Auf einer
sei der technologische Fortschritt. Das finde ich Tafel, die nur direkt von vorn sichtbar war, hiess
überhaupt nicht kundenfreundlich. Ich kaufe mir es, dass es eine Parkscheibe brauche. Ich finde
FOTO: PRIVAT

doch nicht extra ein neues E-Smart-Modell, da- das eine Frechheit. So ein Schild muss doch so
mit ich wieder eine funktionierende App habe! aufgestellt werden, dass man es gut sieht.
Roger Lüscher, Bäch SZ Jost Lütolf-Stoll, Baden AG

Beobachter 10/2018 81
SCHLUSSPUNKT

Marschbefehl nach Sursee


Das war am
V
iele behaupten, Algorithmen würden hinterlassen. Weshalb auch? Ich mag mich
zunehmend unser Denken und Handeln schwach erinnern, in Sursee mal ein Fussball-
1. April, und bestimmen. Das halte ich für Unsinn. turnier gespielt zu haben, meine einzige Ver-
ich dachte Ich mag Algorithmen nicht. Denn ich will mich bindung dorthin. Oder war das in Sempach?
noch: Na ja, nicht von etwas manipulieren lassen, das man Jedenfalls zu einer Zeit, als man noch Briefe auf
kleines weder sehen, riechen noch anfassen kann.
Und ich zehre noch vom jugendlichen Revoluz-
Papier schrieb. Also offenbar ein Algorithmus
mit Fehlschaltung, soll ja vorkommen.
Scherzchen. zertum: Sagt mir jemand, den ich nicht mag,
Wer geht was ich tun soll, mache ich gern das Gegenteil. Von wegen. 16. April: «Daniel! Denken Sie über
schon dort Zurzeit sagt mir ein ganz fieser Hund von Ihren Urlaub nach!» Heute umfasst der Vor-

in die einem Algorithmus, ich solle nach Sursee in


die Ferien. Richtig: Sursee. Das liegt im Luzer-
schlag Kurztrips in europäische Metropolen:
Sursee, Paris, London, Berlin. Stutzig machen
Ferien? ner Seeland, falls das jemand nicht wissen die Preise. Sursee – Sujet Strandbad – ist ab
sollte. Umgeben von anderen Hotspots wie 135 Franken zu haben, London ab 27. Sollte
Geuensee, Knutwil oder Mauensee. Sursee fünfmal lohnender sein als London?
«Daniel, denken Sie über Ihren nächsten Mal schauen, was Sursee-Tourismus meint.
Urlaub nach!», befahl mir unverlangt eine Wieder so ein Imperativ mit Ausrufezeichen:
Buchungsplattform per E-Mail. Im selben «Entdecken Sie Neues oder Unbekanntes
Kasernenhofton gleich ein Vorschlag: «Sursee!» dieser historischen und modernen Stadt!»
Das war am 1. April, und ich dachte noch: Na ja, Über 700 Jahre Geschichte. Ein spätgotisches
kleines Scherzchen, in der ganzen Absurdität Rat- und Markthaus, die Beinhauskapelle.
nicht einmal das schlechteste. Wer geht schon Wakkerpreis 2003. Der See, die Badi. Geuensee,
dorthin in die Ferien? Knutwil und Mauensee gleich um die Ecke.
Hey, nichts gegen Sursee!
Drei Tage später wird aus Spass Ernst. «Daniel! Als hätte mich der womöglich doch nicht
Für Sursee gibt es Last-Minute-Angebote!», fehlgeschaltete Algorithmus bei diesem Ge-
brüllt es aus der Mail. Noch in derselben Woche: danken ertappt, legt er nach: «Sursee, Mailand
«Angebote, so unwiderstehlich wie Donuts!» oder Florenz? Tolle Angebote, Daniel!» Pah, wie
ILLUSTRATION: HENDRIK JONAS

Den Sehnsuchtsort erahnt man schon. sollte man da lange überlegen müssen?
Ich beginne, mein Denken und Handeln zu Bald ist Pfingsten, freie Tage. Wie geschaffen
hinterfragen. Die besagte Buchungsplattform für einen Ausflug an einen netten Ort. Einen
benutze ich tatsächlich. Aber Datenspuren wie Sursee. Er hat mich, der Algorithmus, dieser
nach Sursee habe ich dort bestimmt nicht fiese Hund! DANIEL BENZ

82 Beobachter 10/2018
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12
1

Ihr letzter Wille


ist ein erster Schritt.

Ihr Vermächtnis kann anderen neue Hoffnung schenken.


Mit einem Legat zugunsten der Stiftung SOS Beobachter helfen Sie Menschen in Not.
Seit mehr als 30 Jahren unterstützt unsere Stiftung notleidende Menschen in der Schweiz. Persönlich,
rasch und unbürokratisch. Wir helfen, wo sonst niemand hilft. Und um helfen zu können, sind wir nebst
Spenden auch auf Legate angewiesen. Möchten Sie SOS Beobachter unterstützen, können Sie dies in
Ihrem Testament festhalten. Bei Fragen beraten Sie die Erbschaftsexperten der Stiftung gerne persönlich:
Tel. 058 269 21 21, www.sosbeobachter.ch/vermaechtnis-legat
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