Sie sind auf Seite 1von 1

Inhalt Übersicht Hilfe Druck Suche Ende

Material 6 /Lösung
Überleben in eisiger Höhe
«Oberhalb des Südsattels, in der so genannten Todeszone, ist Erfrierungen
das Überleben vor allem ein Wettlauf mit der Uhr. Beim Auf- Zu den «alltäglichen» Verletzungen am Mount Everest
bruch von Camp vier am 10. Mai trugen sämtliche Bergsteiger gehören Erfrierungen vor allem an Händen und Füßen, Nase
je zwei 3 kg schwere Sauerstoffflaschen mit sich; eine dritte und Ohren. Zunächst werden die betroffenen Körperteile krei-
würden wir uns später an einem kleinen, von Sherpas ange- deweiß, sie fühlen sich taub an. Im Extremfall kann das Ge-
legten Vorratslager am Südgipfel holen. Bei einem sparsamen webe regelrecht gefrieren, ohne dass der Bergsteiger insge-
Verbrauch von zwei Litern pro Minute reichte jede Flasche samt auskühlt – häufig werden Erfrierungen gar nicht
fünf bis sechs Stunden. Zwischen vier und fünf Uhr nachmit- bemerkt. Eine kalte Nase wird als normal wahrgenommen.
tags hätte also jeder seinen Sauerstoff verbraucht. Je nach Liegen Erfrierungen vor, bleiben die betroffenen Körperteile
Akklimatisierung und physischer Konstitution jedes einzelnen auch bei wärmeren Temperaturen im Camp bleich und kalt.
konnten wir zwar auch oberhalb des Südsattels agieren – aber Das Auftauen in warmem Wasser ist extrem schmerzhaft. «Er-
nicht besonders gut und vor allem nicht lange. Wir würden an- frorenes» Gewebe schwillt dabei unförmig an. Mehrfaches
fälliger für (…) Unterkühlung, geistige Verwirrung und Erfrie- Auftauen und erneutes Frieren verstärkt die Schäden ebenso
rungen werden. Das Todesrisiko würde sich vervielfachen … wie das Einreiben mit Schnee.
Boukreev benutzte keinen zusätzlichen Sauerstoff, was ihn
zweifellos wesentlich empfindlicher für die Kälte machte. • Erkläre, wie Erfrierungen zustande kommen, und erläutere
Ohne dieses wichtige Hilfsmittel waren Erfrierungserschei- die angesprochenen Behandlungsmethoden.
nungen nur eine Frage der Zeit …» (aus Jon Krakauer: In eisi- Die peripheren Blutgefäße werden kaum noch durchblutet (=bleiche
ge Höhen. Piper, München 2001, S. 228 u. 271). Haut), daher gelangt kein warmes Blut mehr dorthin.Die Flüssigkeit in
den Zellen gefriert und dehnt sich aus. Dabei werden die Zellen zer-
Unterkühlung stört. Bei Erwärmen bildet sich Wasser im zerstörten Gewebe. Bei
Zumindest am Gipfel des Mount Everest sind die meisten To- mehrfachem Frieren summieren sich die Frostschäden.Beim Einrei-
desfälle auf Erfrieren zurückzuführen: Bei Temperaturen von ben mit Schnee werden die geschädigten Zellen durch den mechani-
bis zu –50 °C und starken Winden (bis zu 160 km/h) ist die Ge- schen Druck weiter zerstört.
fahr des Auskühlens trotz bester Ausrüstung groß. Wenn
Bergsteiger stehen bleiben oder sich hinsetzen, setzt
zunächst ein heftiges, unkontrollierbares Kältezittern ein. Mit
abnehmender Temperatur werden die Muskeln steif, das Ver-
halten wird konfus. Irgendwann nimmt der Betroffene über-
haupt nicht mehr wahr, dass er ein großes Problem hat.
Um unterkühlte Bergsteiger ins sichere Camp bringen zu kön-
nen, gibt man ihnen sofort Sauerstoff. Wenn möglich, flößt
man ihnen warme Zuckerlösung ein. Im Camp werden sie so-
fort mit Decken und Schlafsäcken zugedeckt. Früher wurde
ein warmes Bad als Erste-Hilfe-Maßnahme bei Unterkühlun-
gen empfohlen. Heute weiß man, dass dadurch die Gefahr
des Herzversagens steigt.

• Erläutere die Ursachen der Unterkühlung und die beschrie-


benen Erste-Hilfe-Maßnahmen. Versuche zu begründen, Milde Erfrierun-
warum ein heißes Bad die Gefahr des Herzversagens birgt. gen der Finger
Ursache: Zwischen den niedrigen Außentemperaturen und dem Kör- (das Bild zeigt
per besteht ein extremer Temperaturgradient. Daher sind die Wärme- den Zustand
verluste trotz guter Isolation durch die Kleidung groß. Der Wind ver- nach dem Auf-
weht wärmere, körpernahe Luftschichten, was den Wärmeverlust tauen)
erhöht (Windchill). Die schlechte Sauerstoffversorgung begrenzt die
körpereigene Wärmeproduktion. Unterkühlung tritt ein, wenn der
Wärmeverlust durch Wärmeproduktion nicht mehr kompensiert wer-
den kann.
Notfalltherapie: Betroffene erhalten warme Zuckerlösung und
Sauerstoff, um die Wärmeproduktion anzukurbeln. Durch ein warmes
Bad werden zunächst die äußeren Körperregionen erwärmt, wodurch
sich dort Durchblutung und Sauerstoffbedarf erhöhen. Dies erfordert
eine stärkere Pumpleistung des Herzens, das aber im Körperinnern
noch nicht erwärmt wurde und möglicherweise überfordert wird.

Durch Frost stark geschädigtes Gewebe,


das abfallen wird oder amputiert werden muss

© Friedrich Verlag UB CD-ROM Atmung & Kreislauf – Äußere Atmung

Texte Material

Das könnte Ihnen auch gefallen