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de Ropp
Schlüssel zu einem sinnvollen Leben Sphinx-Verl. 1990
Self Completion – Keys to the meaningful Life ( Gateways Inc. 1988 )
Selbstvollendung ist für alle, die sich auf der spirituellen Suche befinden, die Frage nach
dem Sinn des eigenen Lebens ernst nehmen, ein höchst empfehlenswertes Schlüsselwerk.
Robert S. de Ropp legt überzeugend dar, warum diese Suche oft so beschwerlich erscheint
und wie man sich dabei vor Selbsttäuschung schützen kann. Angesichts der verwirrenden
Vielfalt von Möglichkeiten bei dieser Suche ist de Ropps Werk ein unvergleichlicher,
demaskierender Wegweiser, in dem er seine lebenslangen Erfahrungen auf brillante Weise
klar und leicht verständlich zusammenfaßt.
Ob es sich um die Darlegung der kosmischen Ordnung handelt, die Selbstbehauptung
gegenüber einer spirituellen Schule oder die Frage, wie man den für sich gefundenen Weg
in die Praxis umsetzt, immer leitet de Ropp seine Leser zu eigenen Einsichten und
Erkennen. Mit einleuchtender aber auch desillusionierender Klarheit und Logik ist eine
außergewöhnliche, spirituelle Orientierungshilfe und praktische Wegbeschreibung
gegeben, die dem verheißungsvollen Titel und dem hochpreisenden Geleitwort des ebenso
fachkundigen E.J. Gold vollauf gerecht werden kann:
»Niemand, der sich auf dem spirituellen Pfad befindet – gleichgültig unter welchem
Vorzeichen oder in welcher praktischen Richtung – wird um dieses Buch herumkommen.«
»Jeder, der von sich bekundet, in der (spirituellen) Arbeit zu stehen, wird es mindestens
dreimal lesen, ... und das nicht mechanisch, um sich nur ein paar Anregungen zu holen. ...
'Gnoti seauton' – wen Selbst-Vollendung und die darin enthaltenen Gedanken kalt lassen,
der könnte in seinem Leben dem Tode näher stehen, als er dies wahrhaben möchte. ... Der
Leser aber möge gewarnt sein: Es könnte noch nicht zu spät sein für ihn, sich für das
Leben zu entscheiden und die dazugehörigen Verantwortungen zu übernehmen. Das Lesen
dieses Buches geschieht jedenfalls auf eigene Gefahr.« – E.J. Gold –
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Robert S. de Ropp, geboren 1913 in London, studierte Biologie und arbeitete lange als
Wissenschaftler. Zu seinen spirituellen Lehrern gehörten Gurdjieff und Ouspensky, von
denen er sich jedoch löste, um seinen eigenen Weg zu gehen. In den Sechziger Jahren
wurde de Ropp zu einer Leitfigur der Gegenkultur und sein bedeutendes Werk, Das
Meisterspiel (The Master Game, 1968), zu einem internationalen Bestseller, Insider- und
Kultwerk seiner Zeit.
Er verließ seinen Körper 1987, wenige Tage nach Fertigstellung dieses Buches, das seine
Erkenntnisse als wahres Meisterwerk essentiell vereint. Seine durchweg beachtenswerten
Werke sind zwar vergriffen, jedoch werden sie zu jenen wahrhaft Suchenden finden, die
für unbequeme, demaskierende Erkenntnisse und deren Anwenden wirklich bereit sind.
»Das Leben selbst ist es, das dem Menschen Fragen stellt. Er hat nicht zu fragen,
er ist vielmehr der vom Leben befragte, der dem Leben zu antworten – das Leben
zu verantworten hat.« – Geleitzitat von Viktor Frankl –
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[*Anm.: Die dramatische Zuspitzung der Weltlage in den letzten Jahren bestätigt die düstere Einschätzung von
Woody Allen. Seelenkranke 'Mächtige' (allen voran in Woody's Heimat!) übertreffen – mit explosionsartig
entwickelter Technologie, Waffen- und Medien-Gewalt – nicht nur frühere Diktaturen, sondern sogar die
finstersten "Orwell-Staat"-Visionen schon jetzt bei weitem! Der kollektiv wahnsinnige, kranke, unbewußte
Zustand weiter Teile der Menschheit fordert schnelles geistiges Entwickeln und Entscheiden der Bereiten.]
Wenn Menschen – aus welchem Grund auch immer – die Tretmühle verlassen, gehen sie ein
für sie noch nicht überschaubares Wagnis ein. Sie verlieren ihre traumwandlerische,
vermeintliche Sicherheit ihres gewohnten engen Bezugsrahmens und begeben sich in neue,
oft bedrohlich empfundene Erfahrungsdimensionen.
Der zentrale Begriff dieser Stufe ist die "Phantasiearbeit" bzw. "Scheinarbeit" oder
"Pseudo-Anstrengung". Damit wird ausgedrückt, daß viele Menschen, die sich auf den
Weg der Arbeit eingelassen haben, diesen nur halbherzig und unkritisch gehen, so daß sie in
dieser Phase das Ziel "Meisterschaft" und "Befreiung" noch nicht erreichen.
2. Falle: Anhängersyndrom
Diese bildhaft treffend auch "Glasige-Augen-Syndrom" bezeichnete Falle verführt zu
fanatischer Verehrung und blindem Glauben an eine Lehre oder einen Lehrer. Ihre
Anhänger verursachen unbemerkt, unbeabsichtigt viele Katastrophen, weil sie alles
eigenständige Denken, sogar ihr natürliches Gewissen verkümmern lassen und jegliche
Verantwortung auf ihren Guru abwälzen. Leichtgläubigkeit und Beeinflußbarkeit sind die
Schwächen dieser Menschen, die zu marionettenhaften Fanatikern werden.
4. Falle: Organisationssyndrom
Oft erstarren Hierarchien in immer strengere Orthodoxie, bis echte Arbeit unmöglich wird,
und schließlich nur noch die Phantasie-Arbeit gefördert wird. Die Schüler betrügen sich
gemeinsam selbst, denn sie glauben, wenn sie erst einmal zu dieser Organisation gehören,
hätten sie schon ein gutes Stück Arbeit erreicht. Die gruppendynamische, kollektive
Selbstbestätigung erschwert erheblich, diese häufigste Falle zu erkennen und zu verlassen.
Gelegentlich demaskieren und erschüttern wahre Meister die scheinheiligen Gefängnisse
solcher geistig toten Organisationen und fördern so das Sich-Befreien der Bereiten.
("Des Kaisers neue Kleider")
Ich bin 'Sklave' (meiner Schwächen, Begierden, etc.) – mein Ziel ist, Meister zu werden.
Ich lebe in einer Traumwelt – mein Ziel ist, in wirklicheres Sein zu erwachen.
Ich bin in (Selbst-)Täuschung verstrickt – mein Ziel ist, Wahrheit zu erkennen.
Ich sehne mich nach Geliebt-, Angenommen- u. Verstandenwerden – mein Ziel ist,
diese Qualitäten selbst zu entwickeln und geben zu können.
Ich bin 'Viele' – mein Ziel ist, Eins zu werden.
Ich bin ein getrenntes Ego – mein Ziel ist, bewußt in Liebe Grenzen aufzulösen.
Energiequelle ist das CHI, eine lebens-spezifische Energieform (vgl. TaiChi, ChiGong).
Chi gibt dem Menschen Kraft, absichtlich seine Aufmerksamkeit zu konzentrieren. Mit
genügend Vorrat an Chi können wir objektiv wahrnehmen, Identifikation vermeiden. Ohne
genügend Chi werden wir zum Spielball unserer Sinneseindrücke, Gefühle und Träume.
Wir können nur dann von uns behaupten, daß wir die Arbeit aufgenommen haben, wenn wir
einen Beobachter ins Leben gerufen haben und ihn als kommissarischen, stellvertretenden
Chef mit genügend Macht (Chi, Vitalität, Liebe, Geduld) ausstatten, so daß er die anderen
Stimmen in uns überzeugen, zähmen und ordnen kann.
Dauerhafte Ergebnisse sind die Früchte von steter und intensiver praktischer Arbeit.
Macht wird durch Praxis erworben, durch ständiges nicht nachlassendes Bemühen, Tag für
Tag, Woche für Woche. Viele Menschen meinen, sie können Meister werden, indem sie ein
mal in der Woche zu einem Treffen gehen, ein paar Übungen machen oder sich einmal im
Jahr an einer Art heroischer Aktivität beteiligen, die sie als eine Super-Anstrengung sehen.
All dies gehört zur Arbeit der Phantasie und kann nur in Selbstbetrug enden. Die wirkliche
Arbeit macht konstant wiederholte Bemühungen erforderlich, ein nie endendes Ringen und
Sichbefreien von Identifikation.
Nur ein höherer Wille kann der Arbeit einen festen Untergrund geben.
Da unsere Psyche aus unterschiedlichsten Stimmen besteht, existiert auch kein beständiger,
konzentrierter Wille. Unser Boot ('Bruder Esel') wird heute hierhin, morgen dahin getrieben.
Der von uns geschaffene innere Beobachter hat noch keinen eigenen Willen.
Es gibt jedoch die Möglichkeit, einen höheren Willen zu entwickeln. Der höhere Wille führt
vom Schlaf zum Erwachen und von Schwäche zur Stärke. Er besteht aus drei Komponenten:
Der Wille zur Macht. Dieser Wille kann mißbräuchlich entarten, daß er nach außen auf
andere Menschen, auf äußere Verhältnisse gerichtet wird. Es gilt jedoch, sich selbst zu
beherrschen, und nicht Andere – auch nicht subtil oder "wohlwollend, gut-meinend".
Der Wille zur Wahrheit. Dieser Wille kann durch Leichtgläubigkeit verdrängt werden,
durch den "Willen zu glauben". Denn Selbst-prüfen erfordert Mühe, Ausdauer und Geduld;
Selbst-erfahren erfordert Mut, Gelassenheit und Lebenskraft (Chi).
Der Wille zur Selbsttranszendenz. Er kann – falsch verstanden – von blinden Fanatikern
gegen alles vermeintlich "Nichttranszendente", triviale Weltliche gerichtet werden,
selbstzerstörerisch oder sogar bis hin zur Zerstörung ganzer Welten. Es geht jedoch um
bereitwillige Selbst-Vollendung, nicht um zwanghaftes, gewalttätiges Bekehren außen. Auch
beim eigenen inneren Wandel gilt, nicht bei der Asche (dem 'Kreuz') stehenzubleiben,
sondern den Phönix (den 'Christos') darüberhinaus auferstehen zu lassen.
Der höhere Wille führt den Menschen auf den "Sonnenpfad", der für den Menschen
Anstrengung bedeutet. Wer dem Sonnenpfad folgt, schwimmt gegen den Strom, der abwärts
in Richtung zunehmender Unordnung (Entropie) fließt.
Wenn der höhere Wille den Menschen nicht aktivieren kann, so gerät der Mensch auf den
"Mondpfad". Dies zeigt sich in seiner – oft hartnäckig geleugneten – Willenlosigkeit und
Schwäche, in der er den Weg des geringsten Widerstandes geht. Auch auf der körperlichen
Ebene offenbart sich dies. Meist ernähren sich jene nachlässig und unbewußt (z.B. nicht
vegetarisch), meiden körperliche Aktivität (Sport, Yoga). Stattdessen rauchen sie und setzen
sich sonstigen schädigenden, schwächenden Einflüssen aus – oft trotz besseren Wissens.
Das Fundament aller geistigen Prozesse ist der irdische Körper, in dem und durch den sich
das Geistige ausdrückt. Wer Materie, das Körperliche und somit auch seinen eigenen
Körper vernachlässigt, übersieht, daß der eigene Körper jenes 'Vehikel' ist, das er zur Zeit
bewohnt, und der sein ganz persönliches Werkzeug ist, um diese Ebene spüren, erfahren
und in ihr bewußt und kreativ handeln zu können – und er ist erforderlich und wichtiges
Hilfsmittel für die Tranformation.
[Literatur-Hinweis: Hierzu sei das optimal ergänzende Werk von E.J. Gold empfohlen:
Die menschliche biologische Maschine als Apparat der Transformation – Sphinx, 1989]
Nicht nur ein gesunder, sondern ein super-gesunder Lebenswandel ist erforderlich !
Gefühle zügeln
Das Verhalten unseres Gefühlswesens läßt sich anschaulich mit einem Pferd vergleichen.
Dieses Pferd, jene 'animalische' Kraft im Gehirn, die unsere Emotionen erzeugt, ist ein
schwieriges Wesen, das nur schwer zu bändigen ist. Es ist nervös, störrisch, irrational und
hat die Neigung zu plötzlichen panischen Anfällen, zu impulsiven Handlungen, zu
Äußerungen von Wut, Angst, Eifersucht und Haß. Dieses Verhalten wird noch zusätzlich
verkompliziert durch die enge Verbindung der Emotionen mit dem Sexualtrieb. Im
menschlichen Gehirn liegt das Sexualzentrum so eingebunden, daß fast jede Emotion von
ihm beeinflußt wird. Setzt man das Sexualzentrum (z.B. chemisch) außer Kraft, so verliert
der Mensch auch fast jeden Antrieb.
Für die Zwecke der Arbeit ist die Kooperation mit dem "Pferd" (Emotionalkörper)
unerläßlich. Ein rein intellektuelles Herangehen an die Arbeit wäre völlig ergebnislos. Das
Pferd kann das gesprochene Wort nicht verstehen – es reagiert auf Gesten und bestimmte
Stimmlagen. Dafür reagiert es aber sehr schnell. Ein zorniges Wort, eine bedrohliche Geste,
und das Pferd schlägt aus und bäumt sich auf. Leider überträgt sich die Panik auch auf den
Wagenlenker – den Verstand.
Unbeholfene Versuche der Bändigung wurden z.B. von der Christlichen Kirche
unternommen. Das Ignorieren, Unterdrücken oder brutale Zwingen des Pferdes ( z.B.
erzwungene Enthaltsamkeit ) brachte nichts als Heuchelei, Leid, Gewalt und Perversion.
Das erfolgreiche Verfahren ist ein liebevoller, einfühlsamer und positiv bestätigender
Umgang mit dem eigenen Gefühl, um es zunächst zu beruhigen. Wenn es erst einmal ruhig
ist, kann ich leichter und klarer auf den Grund der Seele schauen, der durch die Wellen
zunächst unsichtbar war.
Generell darf der Beobachter nicht in Identifikation mit dem Gefühl verfallen. Wenn er
bewußt behält: "Es fühlt Emotionen", statt "Ich fühle Emotionen", so ist ein echter Schritt in
der Arbeit getan.
Wesens-Essenz erkennen
Ein weiterer Schritt zur Selbstvollendung ist die Analyse des eigenen Charakters. Ich muß
erkennen, welche Teile meiner Persönlichkeit essentieller Natur sind, und welche Teile nur
durch unbewußte, 'falsche', ggf. fremdgesteuerte Gewöhnung bestehen: Die Persona.
Je genauer der eigene Grundtyp wertungsfrei erkannt wird, desto weniger Reibungsverluste
durch einseitiges, widersprüchliches oder wesensfremdes Verhalten werden entstehen. Der
eigene individuelle Typ muß berücksichtigt aber auch balancierend gefordert werden. (Bsp.:
Introvertierte sollten keine Höchstleistungen im Extrovertierten suchen). Die erworbene
Persönlichkeit kann durch Eitelkeiten, Stolz usw. dazu antreiben, sich in eine ungünstige
Richtung zu verwickeln. Wer jedoch in der Arbeit voranschreitet, lernt sich von dem
hinderlichen Einfluß der künstlichen, oft nutzlosen Programme der Persona zu befreien.
Aktivität beschränken
Jede Handlung zieht einen Rattenschwanz an Folgen nach sich. Da wir in bestimmtem Maß
noch-nicht-bewußten, nicht steuerbaren Gesetzen (Zusammenhängen) unterliegen, sollten
wir uns immer bestmöglich achtsam, behutsam, aufmerksam verhalten [denken/nicht-
denken, sprechen/schweigen, handeln/unterlassen – vgl. N. Eichler: Erleuchtung ist gratis].
Durch "zufällige", unbewußte Aktivitäten, die nicht auf das Erreichen jener höheren Ziele
der Selbstvollendung ausgerichtet sind, verstrickt sich der Unachtsame immer mehr statt
sich zu entwickeln. Ziel- und planlose Aktivitäten – oft angetrieben von unreifen, wirren
Impulsen, Spleens, Begierden, usw. – sind weder für einen selbst noch für andere dienlich.
Sie sind nicht nur wegen unabsehbarer Verwicklungen hinderlich, sondern vor allem auch
verhängnisvoll, weil sie den Vorrat an Chi verschwenden und erschöpfen.
So beleuchtet sollte auch die Berufswahl überdacht werden: Behindert oder bereichert ein
Beruf das Leben und meine Möglichkeiten in der Arbeit fortzuschreiten?
Aussicht
Diese unbequemen Hinweise eines bewußten Erkennens, Handelns und Seins beachtend und
verwirklichend, kann es gelingen, den inneren Meister zu erkennen – und in ihn hinein zu
erwachen.
Das Lebensmotto vieler Menschen (Schläfer) jedoch lautet: »Sag mir, was ich tun soll; es
darf aber nichts anderes sein, als das, was ich von dir hören will.« Es zeigt auf, das jeder
von uns Puffer mit sich herumträgt. Diese Puffer sind dazu da, sich widersprechende Seiten
des Egos voneinander zu isolieren, damit der Status-Quo erhalten bleiben kann. Speziell
zwei häufig verkörperte 'Puffer-Rollen' charakterisiert de Ropp, die es bei sich zu erkennen
und zu überwinden gilt:
Der Tramp (im Menschen) akzeptiert keine klaren Standpunkte, keine Nähe und Berührung.
Er läßt nicht zu, daß der Mensch sich voll einbringt, schon gar nicht in Belangen der Arbeit.
Da ihm Beständigkeit, Verantwortungsbereitschaft und Tiefgang fehlen, bleibt er weit-
gehend unbelehrbar und verhindert, daß der Mensch irgendwelche dauerhaften echten
Fortschritte machen kann.
Der Fanatiker (im Menschen) hingegen erfüllt die ihm aufgetragenen Aufgaben im
Übermaß und bedrängt dabei oft auch seine Mitmenschen. Die fanatische Schwärmerei
macht ihn auch deswegen so gefährlich, weil er die Lehren unbewußt umbiegt, damit sie
ihm passen. Dabei wähnt er sich übersicher, den Lehren und Regeln perfekt zu folgen.
Kritik oder Zweifel beweisen ihm lediglich, daß er wiedereinmal der Unverstandene ist.
Menschen, die von ihrem Fanatismus beherrscht sind, zeigen sich als dogmatische,
unbelehrbare, rechthaberische Besserwisser oder es sind verbitterte, von der
"unverständigen Menschheit" enttäuschte, einsame Eigenbrödler. Im schlimmsten Fall sind
es Inquisitoren, die mit Fackel und Schwert ihre persönlichen Wahnvorstellungen von Recht
und Ordnung ausleben.
[Anm.: Während Fanatiker als "verführte Verführer" mit der scheinheiligen Rechfertigung,
daß »der Zweck die Mittel heilige«, im Namen des Guten die Welt mit Krieg und jeglichen
Greueltaten überhäufen, kümmert dies die Tramps wenig; »Was geht's mich an?!« ist ihr
unverbindliches Motto – zumindest solange sie nicht unmittelbar selbst betroffen sind.]
Der Tramp und der Fanatiker sind zwei typische der zahlreichen Facetten, deren sich unser
psychisches Puffersystem abschottend bedient. Sie können auch einander abwechseln, oder
gleichzeitig nebeneinander um Einfluß ringen, was sich besonders widersprüchlich und
spannungsgeladen äußern kann. Hat der Sucher endlich eine Falle der Phantasie-Arbeit oder
einen Puffermechanismus erkannt und aufgelöst, werden andere schwerer zu
durchschauende nachrücken – und seine Achtsamkeit weiter trainieren.
Wann auch immer ein Sucher für sich entscheidet, die Zeit bzw. er sei reif
für die transformatorische Arbeit, das Große Werk, die Losung wird lauten:
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