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Psychologie

18., aktualisierte Auflage


ps Philip G. Zimbardo
psychologie Richard J. Gerrig

Psychologie
18., aktualisierte Auflage

Aus dem Amerikanischen von Ralf Graf,


Dagmar Mallett, Markus Nagler und Brigitte Ricker

Deutsche Bearbeitung von Ralf Graf

Mit über 430 Abbildungen

ein Imprint von Pearson Education


München • Boston • San Francisco • Harlow, England
Don Mills, Ontario • Sydney • Mexico City
Madrid • Amsterdam
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Authorized translation from the English language edition, entitled PSYCHOLOGY AND LIFE, 18th Edition by
ZIMBARDO, PHILIP G.; GERRIG, RICHARD, published by Pearson Education, Inc., publishing as Allyn and Bacon,
Copyright © 2007 by Pearson Education, Inc.

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10 9 8 7 6 5 4 3 2 1

10 09 08

ISBN: 978-3-8273-7275-8

© 2008 by Pearson Studium,


ein Imprint der Pearson Education Deutschland GmbH,
Martin-Kollar-Straße 10–12, D–81829 München
Alle Rechte vorbehalten
www.pearson-studium.de
Übersetzung: Dr. Ralf Graf, Dagmar Mallett, Markus Nagler und Brigitte Ricker
Lektorat: Dr. Stephan Dietrich, sdietrich@pearson.de
Fachlektorat: Dr. Ralf Graf, Institut für Psychologie der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt;
Prof. Dr. Arthur Jacobs, Fachbereich Erziehungswissenschaften und Psychologie der Freien Universität Berlin
Herstellung: Claudia Bäurle, cbaeurle@pearson.de
Einbandgestaltung: Thomas Arlt, tarlt@adesso21.net
Bildbearbeitung: ptp-graphics e.K., www.ptp-graphics.eu
Korrektorat, Satz & Layout: PTP-Berlin Protago-TeX-Production GmbH, www.ptp-berlin.eu
Druck und Verarbeitung: Print Consult GmbH

Printed in the Slovak Republic


Inhaltsübersicht
Kapitel 1 Psychologie als Wissenschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1

Kapitel 2 Forschungsmethoden der Psychologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25

Kapitel 3 Die biologischen und evolutionären Grundlagen des Verhaltens . . . . . 65

Kapitel 4 Sensorische Prozesse und Wahrnehmung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 107


Kapitel 5 Bewusstsein und Bewusstseinsveränderungen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 161
Kapitel 6 Lernen und Verhaltensanalyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 191
Kapitel 7 Gedächtnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 231

Kapitel 8 Kognitive Prozesse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 275

Kapitel 9 Intelligenz und Intelligenzdiagnostik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 325


Kapitel 10 Entwicklung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 361

Kapitel 11 Motivation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 413


Kapitel 12 Emotionen, Stress und Gesundheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 453
Kapitel 13 Die menschliche Persönlichkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 503
Kapitel 14 Psychische Störungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 547

Kapitel 15 Psychotherapie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 595

Kapitel 16 Soziale Kognition und Beziehungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 635


Kapitel 17 Soziale Prozesse, Gesellschaft und Kultur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 669
Inhaltsverzeichnis
Vorwort zur amerikanischen Ausgabe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . xix
Vorwort zur deutschen Ausgabe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . xxvii

Kapitel 1 Psychologie als Wissenschaft 1

1.1 Was macht Psychologie einzigartig? ........................................ 2


1.1.1 Definitionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2
1.1.2 Ziele der Psychologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4

Psychologie im Alltag:
Kann die Psychologie mir bei der Berufswahl helfen? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7

1.2 Die Entwicklung der modernen Psychologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8


1.2.1 Historische Grundlagen der Psychologie. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8
1.2.2 Aktuelle Perspektiven der Psychologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10
1.2.3 Perspektivenvergleich: Thema Aggression . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15

Kritisches Denken im Alltag:


Warum enden Freundschaften? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17

1.3 Was machen Psychologen eigentlich? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18

Kapitel 2 Forschungsmethoden der Psychologie 25

2.1 Der psychologische Forschungsprozess ..................................... 26


2.1.1 Beobachterabhängige Urteilsverzerrung und operationale Definitionen . . . . . . . . . . . 28
2.1.2 Experimentelle Methoden: Alternativerklärungen und die Notwendigkeit
von Kontrollbedingungen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31
2.1.3 Korrelationsmethoden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35
2.1.4 Unterschwellige Beeinflussung? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36

Psychologie im Alltag:
Kann eine Meinungsumfrage Ihre Einstellungen beeinflussen? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38

2.2 Psychologische Messung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39


2.2.1 Wie erreicht man Reliabilität und Validität? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39
2.2.2 Selbstberichtsverfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40
2.2.3 Verhaltensmaße und Beobachtungen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40

2.3 Ethische Grundsätze der Forschung an Mensch und Tier ...................... 43


2.3.1 Freiwillige Zustimmung nach Aufklärung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44
2.3.2 Risiko-/Nutzen-Abwägung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44
2.3.3 Vorsätzliche Täuschung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44
2.3.4 Abschlussgespräch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45
2.3.5 Themen in der Tierforschung: Wissenschaft, Ethik, Politik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45

2.4 Wie wird man ein mündiger Forschungsrezipient? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46

Kritisches Denken im Alltag:


Wie können Sie psychologische Informationen im Internet bewerten? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47

vii
Inhaltsverzeichnis

Statistischer Anhang:
Datenanalyse und Schlussfolgerungen 51

A.1 Datenanalyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53
A.1.1 Deskriptive Statistik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54
A.1.2 Inferenzstatistik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59

A.2 Wie wird man ein mündiger Rezipient von Statistiken? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62

Kapitel 3 Die biologischen und evolutionären Grundlagen


des Verhalten 65

3.1 Vererbung und Verhalten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66


3.1.1 Evolution und natürliche Selektion. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 67
3.1.2 Variationen im Genotyp des Menschen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 71

3.2 Das Nervensystem in Aktion ............................................... 75


3.2.1 Das Neuron . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75
3.2.2 Aktionspotenziale. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 77
3.2.3 Synaptische Übertragung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80
3.2.4 Neurotransmitter und ihre Funktionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81

3.3 Biologie und Verhalten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 83


3.3.1 Ein Blick ins Gehirn . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 84

Kritisches Denken im Alltag:


Was bedeutet „Es liegt in den Genen“? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 86

3.3.2 Das Nervensystem. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 88


3.3.3 Gehirnstrukturen und ihre Funktionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 90
3.3.4 Hemisphärenlateralisation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 95
3.3.5 Das endokrine System . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 98
3.3.6 Plastizität und Neurogenese: Unser Gehirn verändert sich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 99

Psychologie im Alltag:
Warum beeinflusst Musik, wie man sich fühlt? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 102

Kapitel 4 Sensorische Prozesse und Wahrnehmung 107

4.1 Sensorische Prozesse, perzeptuelle Organisation,


Identifikation und Wiedererkennen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 108
4.1.1 Proximaler und distaler Reiz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 109
4.1.2 Realität, Mehrdeutigkeit und Wahrnehmungstäuschungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 111

4.2 Sensorisches Wissen über die Welt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 114


4.2.1 Psychophysik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 114
4.2.2 Von physikalischen zu mentalen Ereignissen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 118

4.3 Das visuelle System . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 119


4.3.1 Das menschliche Auge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 119
4.3.2 Pupille und Linse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 120

viii
Inhaltsverzeichnis

4.3.3 Retina . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 120


4.3.4 Prozesse im Gehirn . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 122

Kritisches Denken im Alltag:


Kann Technologie die Sehfähigkeit wiederherstellen? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 125

4.3.5 Farbensehen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 126

4.4 Hören .................................................................... 129


4.4.1 Die Physik des Schalls . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 129
4.4.2 Psychische Dimensionen des Schalls . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 130
4.4.3 Die Physiologie des Hörens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 131

4.5 Die weiteren Sinne ........................................................ 135


4.5.1 Geruch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 135
4.5.2 Geschmack . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 135
4.5.3 Hautsinne und Berührung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 137
4.5.4 Gleichgewichtssinn und kinästhetischer Sinn . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 138
4.5.5 Schmerz. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 139

Psychologie im Alltag:
Warum können sehr scharfe Speisen wehtun? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 140

4.6 Prozesse der Wahrnehmungsorganisation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 141


4.6.1 Aufmerksamkeitsprozesse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 141
4.6.2 Prinzipien der Wahrnehmungsgruppierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 143
4.6.3 Räumliche und zeitliche Integration . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 144
4.6.4 Bewegungswahrnehmung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 145
4.6.5 Wahrnehmung räumlicher Tiefe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 146
4.6.6 Wahrnehmungskonstanz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 149

4.7 Prozesse der Identifikation und des Wiedererkennens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 152


4.7.1 Bottom-up- und Top-down-Prozesse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 152
4.7.2 Der Einfluss von Kontext und Erwartungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 154
4.7.3 Abschließende Bemerkungen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 155

Kapitel 5 Bewusstsein und Bewusstseinsveränderungen 161

5.1 Die Inhalte des Bewusstseins . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 162


5.1.1 „Gewahr“-Sein und Bewusstsein. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 162
5.1.2 Erforschung der Bewusstseinsinhalte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 164

5.2 Die Funktionen des Bewusstseins . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 166


5.2.1 Der Nutzen des Bewusstseins . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 166
5.2.2 Erforschung der Funktionen des Bewusstseins. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 167

5.3 Schlaf und Traum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 169


5.3.1 Zirkadianer Rhythmus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 169
5.3.2 Der Schlafzyklus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 169
5.3.3 Warum schlafen wir? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 171
5.3.4 Schlafstörungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 172
5.3.5 Träume: Kino im Kopf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 174

ix
Inhaltsverzeichnis

Psychologie im Alltag:
Bekommen Sie ausreichend Schlaf?. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 175

5.4 Veränderte Bewusstseinszustände . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 177


5.4.1 Luzide Träume . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 177
5.4.2 Hypnose . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 178
5.4.3 Meditation. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 181
5.4.4 Religiöse Ekstase. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 182

5.5 Bewusstseinsverändernde Drogen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 183


5.5.1 Abhängigkeit und Sucht. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 183
5.5.2 Die Bandbreite psychoaktiver Substanzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 184

Kritisches Denken im Alltag:


Ist Ecstasy schädlich für das Gehirn? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 187

Kapitel 6 Lernen und Verhaltensanalyse 191

6.1 Die Erforschung des Lernens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 192


6.1.1 Was ist Lernen? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 192
6.1.2 Behaviorismus und Verhaltensanalyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 193

6.2 Klassisches Konditionieren: Lernen vorhersagbarer Signale . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 194


6.2.1 Pavlovs überraschende Beobachtung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 195
6.2.2 Der Prozess des Konditionierens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 197
6.2.3 Erwerb: Genauer betrachtet . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 200
6.2.4 Klassisches Konditionieren: Anwendungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 202

Psychologie im Alltag:
Wie beeinflusst klassische Konditionierung die Krebstherapie?. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 205

6.3 Operantes Konditionieren: Lernen von Konsequenzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 206


6.3.1 Das Gesetz des Effekts . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 206
6.3.2 Experimentelle Verhaltensanalyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 207
6.3.3 Kontingenzen bei der Verstärkung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 208
6.3.4 Nutzung von Kontingenzen bei der Verstärkung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 211
6.3.5 Verstärkereigenschaften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 212
6.3.6 Verstärkerpläne . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 214
Kritisches Denken im Alltag:
Ein Klaps auf den Hintern hat noch niemandem geschadet? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 214

6.3.7 Shaping . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 217

6.4 Biologie und Lernen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 218


6.4.1 Instinktverschiebung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 219
6.4.2 Lernen von Geschmacksaversionen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 220

6.5 Lernen und Kognition . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 222


6.5.1 Kognitionen im Tierreich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 222
6.5.2 Beobachtungslernen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 225

x
Inhaltsverzeichnis

Kapitel 7 Gedächtnis 231

7.1 Was ist Gedächtnis? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 232


7.1.1 Gedächtnisformen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 233
7.1.2 Überblick über Gedächtnisprozesse. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 235

7.2 Sensorisches Gedächtnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 236


7.2.1 Ikonisches Gedächtnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 237
7.2.2 Kurzzeitgedächtnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 238
7.2.3 Arbeitsgedächtnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 241

7.3 Langzeitgedächtnis: Enkodierung und Abruf ................................ 243


7.3.1 Hinweisreize beim Abruf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 244
7.3.2 Kontext und Enkodieren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 246
7.3.3 Die Prozesse des Enkodierens und des Abrufs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 249
7.3.4 Warum wir vergessen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 251
7.3.5 Verbesserung der Gedächtnisleistung bei unstrukturierten Informationen . . . . . . . . . 254

Kritisches Denken im Alltag:


Wie kann Ihnen die Gedächtnisforschung bei der Prüfungsvorbereitung helfen? . . . . . . . . . . . . . . . 256

7.3.6 Metagedächtnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 257

7.4 Strukturen im Langzeitgedächtnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 258


7.4.1 Gedächtnisstrukturen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 258
7.4.2 Sich erinnern als rekonstruktiver Prozess . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 263

7.5 Biologische Aspekte des Gedächtnisses . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 266


7.5.1 Suche nach dem Engramm. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 266

Psychologie im Alltag:
Warum greift die Alzheimer‘sche Krankheit das Gedächtnis an? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 267

7.5.2 Amnesie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 268


7.5.3 Bildgebende Verfahren in der Hirnforschung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 269

Kapitel 8 Kognitive Prozesse 275

8.1 Die Untersuchung der Kognition . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 277


8.1.1 Die Entdeckung der geistigen Prozesse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 277
8.1.2 Geistige Prozesse und mentale Ressourcen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 279

8.2 Sprachverwendung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 282


8.2.1 Sprachproduktion. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 283
8.2.2 Sprachverstehen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 287
8.2.3 Sprache und Evolution. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 292
8.2.4 Sprache, Denken und Kultur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 293

Psychologie im Alltag:
Wie und warum lügen Menschen? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 295

xi
Inhaltsverzeichnis

8.3 Visuelle Kognition . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 296


8.3.1 Die Verwendung visuellerRepräsentationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 296
8.3.2 Die Kombination verbaler und visueller Repräsentationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 298

8.4 Problemlösen und logisches Denken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 302


8.4.1 Problemlösen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 302
8.4.2 Deduktives Schließen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 306
8.4.3 Induktives Schließen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 309

8.5 Urteilen und Entscheiden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 311


8.5.1 Heuristiken und Urteilsbildung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 311
8.5.2 Die Psychologie der Entscheidungsfindung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 316

Kritisches Denken im Alltag:


Können Politikexperten die Zukunft voraussagen? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 321

Kapitel 9 Intelligenz und Intelligenzdiagnostik 325

9.1 Was ist Diagnostik? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 326


9.1.1 Die Geschichte der Diagnostik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 326
9.1.2 Grundeigenschaften formaler Diagnostik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 327

9.2 Intelligenzdiagnostik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 331


9.2.1 Die Ursprünge der Intelligenzmessung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 332
9.2.2 IQ-Tests . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 332
9.2.3 Außergewöhnlich hohe oder niedrige Intelligenz. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 334

9.3 Intelligenztheorien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 337


9.3.1 Psychometrische Intelligenztheorien. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 337

Kritisches Denken im Alltag:


Diagnostik im World Wide Web? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 339

9.3.2 Sternbergs triarchische Intelligenztheorie. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 340


9.3.3 Gardners multiple Intelligenzen und emotionale Intelligenz. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 341

Psychologie im Alltag:
Sind Intelligenztheorien wichtig? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 343

9.4 Intelligenz als Politikum. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 344


9.4.1 Die Geschichte der Gruppenvergleiche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 345
9.4.2 Intelligenz und Vererbung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 346
9.4.3 Intelligenz und Umwelt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 348
9.4.4 Kultur und die Validität von Intelligenztests . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 350

9.5 Kreativität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 353


9.5.1 Die Messung von Kreativität und die Verbindung zur Intelligenz . . . . . . . . . . . . . . . . 353
9.5.2 Außergewöhnliche Kreativität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 354

9.6 Diagnostik und Gesellschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 355

xii
Inhaltsverzeichnis

Kapitel 10 Entwicklung 361

10.1 Erforschung und Erklärung der Entwicklung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 362

10.2 Körperliche Entwicklung im Laufe des Lebens .............................. 365


10.2.1 Pränatale Entwicklung und Entwicklung während der Kindheit . . . . . . . . . . . . . . . 365
10.2.2 Körperliche Entwicklung in der Adoleszenz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 370
10.2.3 Körperliche Veränderungen im Erwachsenenalter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 371

10.3 Kognitive Entwicklung im Laufe des Lebens ................................ 372


10.3.1 Piagets Erkenntnisse über die geistige Entwicklung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 373
10.3.2 Aktuelle Perspektiven auf die frühe kognitive Entwicklung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 376
10.3.3 Kognitive Entwicklung im Erwachsenenalter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 379

Psychologie im Alltag:
Funktioniert unser Gehirn mit zunehmendem Alter anders? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 382

10.4 Spracherwerb . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 382

10.4.1 Lautwahrnehmung und Wortwahrnehmung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 383


10.4.2 Lernen von Wortbedeutungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 385
10.4.3 Erwerb der Grammatik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 386

10.5 Soziale Entwicklung im Laufe des Lebens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 388


10.5.1 Psychosoziale Stadien nach Erikson . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 388
10.5.2 Soziale Entwicklung in der Kindheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 390

Kritisches Denken im Alltag:


Wie wirken sich Tagesstätten auf die Entwicklung von Kindern aus? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 395

10.5.3 Soziale Entwicklung in der Adoleszenz. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 396


10.5.4 Soziale Entwicklung im Erwachsenenalter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 398

10.6 Unterschiede in Geschlecht und Geschlechterrollen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 402


10.6.1 Geschlechtsunterschiede . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 403
10.6.2 Geschlechtsidentität und Geschlechterrollen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 404

10.7 Moralische Entwicklung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 405


10.7.1 Stufen des moralischen Urteils nach Kohlberg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 406
10.7.2 Geschlechterperspektive und kulturelle Perspektiven auf das moralische Urteil . . 407

10.8 Erfolgreich älter werden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 409

Kapitel 11 Motivation 413

11.1 Was ist Motivation? ...................................................... 414


11.1.1 Die Funktionen verschiedener Motivationskonzepte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 414
11.1.2 Motivationsquellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 415
11.1.3 Eine Bedürfnishierarchie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 420

xiii
Inhaltsverzeichnis

11.2 Essen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 422


11.2.1 Die Physiologie des Essens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 422
11.2.2 Die Psychologie des Essens. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 424

Psychologie im Alltag:
Gene und Übergewicht? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 426

11.3 Sexualverhalten ......................................................... 431


11.3.1 Sexuelles Verhalten bei Tieren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 431
11.3.2 Sexuelle Erregung und Reaktionen beim Menschen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 433
11.3.3 Die Evolution des Sexualverhaltens. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 435
11.3.4 Sexuelle Normen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 437
11.3.5 Homosexualität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 439

11.4 Leistungsmotivation ..................................................... 442


11.4.1 Das Leistungsmotiv . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 442
11.4.2 Attribution von Erfolg und Misserfolg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 444
11.4.3 Arbeits- und Organisationspsychologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 446

Kritisches Denken im Alltag:


Wie beeinflusst Motivation den akademischen Erfolg?. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 448

Kapitel 12 Emotionen, Stress und Gesundheit 453

12.1 Emotionen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 454


12.1.1 Grundlegende Emotionen und Kultur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 455
12.1.2 Emotionstheorien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 459
12.1.3 Funktionen von Emotionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 463

Psychologie im Alltag:
Warum sind manche Menschen glücklicher als andere? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 467

12.2 Stress . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 468


12.2.1 Physiologische Stressreaktionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 469
12.2.2 Psychische Stressreaktionen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 472
12.2.3 Stresscoping . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 478
12.2.4 Positive Effekte von Stress . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 485

12.3 Gesundheitspsychologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 486


12.3.1 Das biopsychosoziale Modell der Gesundheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 486
12.3.2 Gesundheitsförderung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 487
12.3.3 Behandlung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 491

Kritisches Denken im Alltag:


Kann die Gesundheitspsychologie Ihnen helfen,
bis 2010 ein gesunder Mensch zu werden? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 492

12.3.4 Persönlichkeit und Gesundheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 496


12.3.5 Burn-out im Beruf und das Gesundheitssystem . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 497
12.3.6 Ein Lob der Gesundheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 498

xiv
Inhaltsverzeichnis

Kapitel 13 Die menschliche Persönlichkeit 503

13.1 Persönlichkeitstheorien: Typen und Traits . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 504


13.1.1 Die Kategorisierung anhand von Typen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 505
13.1.2 Die Beschreibung anhand von Traits . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 507
13.1.3 Traits und Vererbung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 510
13.1.4 Sagen Traits Verhalten vorher? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 511
13.1.5 Die Bewertung von Typologien und Trait-Theorien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 513

Psychologie im Alltag:
Warum sind manche Menschen schüchtern? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 513

13.2 Psychodynamische Theorien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 515


13.2.1 Freud’sche Psychoanalyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 515
13.2.2 Bewertung der Freud’schen Theorie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 520
13.2.3 Erweiterungen psychodynamischer Theorien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 521

13.3 Humanistische Theorien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 522


13.3.1 Merkmale humanistischer Theorien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 522
13.3.2 Bewertung humanistischer Theorien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 524

13.4 Soziale Lerntheorien und kognitive Theorien ............................... 525


13.4.1 Mischels kognitiv-affektive Persönlichkeitstheorie. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 526
13.4.2 Banduras sozial-kognitive Lerntheorie. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 528
13.4.3 Cantors Theorie der sozialen Intelligenz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 529
13.4.4 Bewertung der sozialen Lerntheorien und der kognitiven Theorien . . . . . . . . . . . . 530

13.5 Theorien des Selbst ...................................................... 531


13.5.1 Dynamische Aspekte von Selbstkonzepten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 531
13.5.2 Selbstwertgefühl und Selbstdarstellung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 532
13.5.3 Die kulturelle Konstruktion des Selbst . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 534
13.5.4 Bewertung der Theorien des Selbst . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 536

Kritisches Denken im Alltag:


Das Selbst im Internet? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 536

13.6 Vergleich der Persönlichkeitstheorien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 537

13.7 Persönlichkeitsdiagnostik. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 538


13.7.1 Objektive Tests . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 538
13.7.2 Projektive Tests . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 541

Kapitel 14 Psychische Störungen 547

14.1 Die Beschaffenheit psychischer Störungen ................................. 548


14.1.1 Was ist abweichend? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 549
14.1.2 Das Problem der Objektivität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 550
14.1.3 Die Klassifikation psychischer Störungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 551
14.1.4 Die Ätiologie der Psychopathologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 555

xv
Inhaltsverzeichnis

14.2 Angststörungen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 558


14.2.1 Generalisierte Angststörung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 558
14.2.2 Panikstörung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 558
14.2.3 Phobien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 559
14.2.4 Zwangsstörungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 560
14.2.5 Posttraumatische Belastungsstörung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 561
14.2.6 Angststörungen: Ursachen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 562

14.3 Affektive Störungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 565


14.3.1 Major Depression . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 565
14.3.2 Bipolare Störung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 566
14.3.3 Affektive Störungen: Ursachen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 567
14.3.4 Geschlechterunterschiede bei der Depression . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 570
14.3.5 Suizid. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 571

Psychologie im Alltag:
Wie können wir das Wechselspiel von Anlage und Umwelt erkennen?. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 572

14.4 Persönlichkeitsstörungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 573


14.4.1 Borderline-Persönlichkeitsstörung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 573
14.4.2 Antisoziale Persönlichkeitsstörung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 574

14.5 Somatoforme und dissoziative Störungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 576


14.5.1 Somatoforme Störungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 576
14.5.2 Dissoziative Störungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 577

14.6 Schizophrene Störungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 579


14.6.1 Die Hauptformen der Schizophrenie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 580
14.6.2 Ursachen der Schizophrenie. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 582

Kritisches Denken im Alltag:


Ist der Antrag auf Unzurechnungsfähigkeit wirklich eine
gute Verteidigungsstrategie? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 586

14.7 Psychische Störungen in der Kindheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 587


14.7.1 Aufmerksamkeits-Defizit-Störung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 587
14.7.2 Autistische Störung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 588

14.8 Das Stigma der psychischen Erkrankung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 589

Kapitel 15 Psychotherapie 595

15.1 Der therapeutische Kontext . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 596


15.1.1 Ziele der Therapie und die wichtigsten Therapieformen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 596
15.1.2 Therapeuten und Rahmenbedingungen der Therapie. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 597
15.1.3 Geschichtlicher und kultureller Kontext . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 599

15.2 Psychodynamische Therapien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 601


15.2.1 Freud’sche Psychoanalyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 601
15.2.2 Neo-freudianische Therapieformen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 603

xvi
Inhaltsverzeichnis

Psychologie im Alltag:
Werden wir von verdrängten Erinnerungen verfolgt?. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 604

15.3 Verhaltenstherapien. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 605


15.3.1 Gegenkonditionierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 605
15.3.2 Kontingenzmanagement . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 609
15.3.3 Therapie des sozialen Lernens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 610
15.3.4 Generalisierungstechniken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 612

15.4 Kognitive Therapien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 613


15.4.1 Die Änderung falscher Überzeugungssysteme. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 613
15.4.2 Kognitive Verhaltensmodifikation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 616

15.5 Humanistische Therapien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 617


15.5.1 Klientenzentrierte Therapie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 617
15.5.2 Gestalttherapie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 618

15.6 Gruppentherapien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 618


15.6.1 Paar- und Familientherapie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 619
15.6.2 Selbsthilfegruppen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 620

15.7 Biomedizinische Therapien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 621


15.7.1 Medikamentöse Therapie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 621
15.7.2 Psychochirurgie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 625
15.7.3 Elektrokrampftherapie und rTMS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 625

Kritisches Denken im Alltag:


Beeinflusst eine Therapie die Gehirnaktivität?. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 627

15.8 Therapieevaluation und Präventionsstrategien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 628


15.8.1 Die Evaluation therapeutischer Effektivität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 628
15.8.2 Präventionsstrategien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 630

Kapitel 16 Soziale Kognition und Beziehungen 635

16.1 Die Konstruktion der sozialen Realität ..................................... 636


16.1.1 Die Ursprünge der Attributionstheorie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 637
16.1.2 Der fundamentale Attributionsfehler . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 638
16.1.3 Self-serving Bias . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 640
16.1.4 Erwartungen und Self-fulfilling Prophecies . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 641
16.1.5 Erwartungsbestätigendes Verhalten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 642

16.2 Einstellungen, Einstellungsänderungen und Handlungen .................... 644


16.2.1 Einstellungen und Verhalten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 644
16.2.2 Persuasionsprozesse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 646
16.2.3 Persuasion durch eigene Handlungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 648
16.2.4 Compliance . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 651

16.3 Vorurteile . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 653


16.3.1 Die Ursprünge von Vorurteilen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 653

xvii
Inhaltsverzeichnis

Kritisches Denken im Alltag:


Funktionieren eigentlich Fernsehwerbespots im Nachtprogramm? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 655
16.3.2 Die Effekte von Stereotypen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 656
16.3.3 Das Auflösen von Vorurteilen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 657

16.4 Soziale Beziehungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 659


16.4.1 Zuneigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 660
16.4.2 Liebe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 661
Psychologie im Alltag:
Können dauerhafte Beziehungen über das Internet geschlossen werden? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 665

Kapitel 17 Soziale Prozesse, Gesellschaft und Kultur 669


17.1 Die Macht der Situation. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 670
17.1.1 Rollen und Regeln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 670
17.1.2 Soziale Normen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 673
17.1.3 Konformität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 674
17.1.4 Entscheidungsfindung in Gruppen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 678
17.1.5 Die Macht der Situation: Enthüllungen durch Versteckte Kamera . . . . . . . . . . . . . . 678

17.2 Altruismus und prosoziales Verhalten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 680


17.2.1 Die Wurzeln des Altruismus. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 680
17.2.2 Motive für prosoziales Verhalten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 682
17.2.3 Die Effekte der Situation auf prosoziales Verhalten. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 683
Kritisches Denken im Alltag:
Wie gewinnt man Freiwillige? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 686
17.3 Aggression . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 687
17.3.1 Evolutionäre Perspektiven . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 687
17.3.2 Individuelle Unterschiede . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 688
17.3.3 Situative Einflüsse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 690
17.3.4 Kulturelle Einschränkungen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 693

17.4 Die Psychologie von Konflikt und Frieden .................................. 696


17.4.1 Gehorsam gegenüber Autorität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 696
17.4.2 Die Psychologie des Völkermords und des Krieges . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 701
17.4.3 Friedenspsychologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 705
Psychologie im Alltag:
Wie könnte Versöhnung möglich werden? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 708
Eine persönliche Schlussbemerkung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 709

Anhang 713

Antworten auf Zwischenbilanz-Fragen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 715


Glossar . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 727
Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 749
Personenregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 805
Stichwortverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 823
Abbildungsverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 829

xviii
Vorwort zur amerikanischen Ausgabe
Für einen akademischen Psychologen ist ein Einfüh- vor allem in Bereichen wie den kognitiven Neurowis-
rungskurs in Psychologie eine der größten Herausfor- senschaften. Dieses Buch ist das Produkt einer Zusam-
derungen. Aufgrund der enormen Breite unseres The- menarbeit verwandter Geister: Zusammen feiern wir
mengebietes zählt es vielleicht zu den schwierigsten sowohl eine fortbestehende Tradition als auch eine
Aufgaben der gesamten Lehre, diesen Kurs effektiv zu Weiterführung der Vision, die wichtigsten Erkennt-
gestalten. Wir müssen sowohl die Analysen von Pro- nisse der Psychologie für das Leben der Studierenden
zessen auf der Mikroebene der Nervenzellen als auch anwendbar zu machen. Die 18. Auflage ist ein Produkt
die Analysen auf der Makroebene kultureller Systeme dieser ausgezeichneten Zusammenarbeit.
berücksichtigen, sowohl die Lebendigkeit der Gesund-
heitspsychologie als auch die Tragödie von Leben, die
durch psychische Erkrankungen getrübt werden. Wir
standen beim Schreiben dieses Buches der Herausfor- Thema dieses Buches:
derung gegenüber, all diesen Informationen Form und Die Wissenschaft der Psychologie
Substanz zu verleihen: sie für unsere Studierenden
zum Leben zu erwecken. Das Ziel dieses Buches ist es, solide wissenschaftliche
Studierende kommen in unsere Kurse mit einem Forschung zu nutzen, um Missverständnisse über die
überwiegend falschen Verständnis von Psychologie, Psychologie auszuräumen. Unserer Erfahrung als Do-
das sie der Populärpsychologie in unserer Gesellschaft zenten zufolge tritt mit großer Zuverlässigkeit am ersten
entnommen haben. Sie bringen auch hohe Erwar- Unterrichtstag des Einführungskurses folgendes ein: Eine
tungen an das mit, was sie aus einem Kurs über Psy- Traube von Studierenden drängt am Ende der Veranstal-
chologie mitnehmen wollen – sie wollen viel lernen, tung nach vorne, um im Wesentlichen zu fragen: „Werde
das für sie persönlich wertvoll sein wird, das ihnen ich in diesem Kurs lernen, was ich wissen will?“:
helfen wird, ihr Alltagsleben zu verbessern. Dies sind
Meine Mutter nimmt Fluctin: Werden wir ler-
in der Tat hohe Ansprüche an einen Dozenten, aber
nen, welche Wirkung es hat?
wir glauben, dass dieses Buch Ihnen helfen kann, die-
se Erwartungen zu erfüllen. Werden Sie uns lehren, wie wir besser lernen?
Wir wollten einen Text entwerfen, den Studierende
Ich muss meinen Sohn in eine Kinderkrippe ge-
gerne lesen, während sie lernen, was so aufregend und
ben, um die Universität besuchen zu können.
besonders an den vielen Gebieten der Psychologie ist.
Das wird ihm doch nicht schaden, oder?
Wir haben versucht, in jedem Kapitel und jedem Satz
dafür zu sorgen, dass die Studierenden weiterlesen Was sollte ich tun, wenn einer meiner Freunde
wollen. Gleichzeitig haben wir uns darauf konzent- von Selbstmord spricht?
riert, wie unser Text innerhalb der Unterrichtspro-
gramme von Dozenten funktionieren wird, die Wert Wir sind beruhigt, dass jede dieser Fragen durch stren-
auf eine forschungsbasierte und anwendungsbezogene ge empirische Forschung angegangen wurde. Dieses
Herangehensweise an die Psychologie legen. Buch widmet sich der Aufgabe, Studierenden wissen-
Die 18. Auflage von „Psychologie“ ist die fünfte schaftliche Analysen der für sie dringendsten Belange
Zusammenarbeit von Philip Zimbardo und Richard zu liefern. Infolgedessen unterstützen die Merkmale
Gerrig. Unsere Partnerschaft wurde geschmiedet, weil dieses Buches ein zentrales Thema: Psychologie als
wir eine Verpflichtung teilten, Psychologie als eine Wis- Wissenschaft und die Anwendung dieser Wissenschaft
senschaft zu lehren, die für das Wohlergehen der Men- auf das Leben der Studierenden.
schen relevant ist. Wir konnten beide unsere Lehrerfah-
rung in einen Text einbringen, der wissenschaftliche
Strenge mit der Relevanz der Psychologie für aktuelle Kritisches Denken im Alltag
Lebensbelange in Einklang bringt. Darüber hinaus ist
Gerrigs Expertise in kognitiver Psychologie eine wich- Ein wichtiges Ziel dieses Buches besteht in der Vermitt-
tige Ergänzung zu Zimbardos Expertise in Sozialpsycho- lung der wissenschaftlichen Basis psychologischen
logie. Mit Gerrig als Erstautor kann dieses Buch mit ra- Schlussfolgerns. Wenn unsere Studierenden uns Fra-
schen Veränderungen in der Psychologie Schritt halten, gen stellen – uns sagen, was sie wissen wollen –, haben

xix
Vo rwo rt

sie oft schon Teilantworten, die auf Informationen aus Was bedeutet „Es liegt in den Genen“? (Kapitel 3)
den Massenmedien beruhen. Ein Teil dieser Informati-
Kann Technologie die Sehfähigkeit wiederher-
onen ist korrekt, aber die Studierenden wissen oft
stellen? (Kapitel 4)
nicht, wie sie sie beurteilen sollen. Wie lernen sie zu
interpretieren und zu bewerten, was sie in den Medien Ist Ecstasy schädlich für das Gehirn? (Kapitel 5)
hören? Wie können sie zu mündigeren Rezipienten der
Ein Klaps auf den Hintern hat noch niemandem
Überfülle von Forschungsarbeiten und Befragungen
geschadet? (Kapitel 6)
werden, die dort angeführt sind? Wie können sie die
Glaubwürdigkeit dieser Quellen beurteilen? Um die- Wie kann Ihnen die Gedächtnisforschung bei der
sem Einfluss der so genannten zuverlässigen Forschung Prüfungsvorbereitung helfen? (Kapitel 7)
zu begegnen, stellen wir Studierenden die wissen-
Können Politikexperten die Zukunft vorhersa-
schaftlichen Werkzeuge zur Verfügung, mit welchen sie
gen? (Kapitel 8)
die einströmenden Informationen effektiv prüfen und
Verallgemeinerungen treffen können, die den Zielen Diagnostik im World Wide Web? (Kapitel 9)
und Methoden der Forschung angemessen sind.
Wie wirken sich Tagesstätten auf die Entwick-
lung von Kindern aus? (Kapitel 10)
KRITISCHES DENKEN IM ALLTAG
Warum enden Freundschaften?
Wie beeinflusst Motivation den akademischen
Ein wichtiges Anliegen von Psychologie ist es, Ihre
Fähigkeit zu verbessern, sich kritisch mit der Um-
sich stets der kulturellen Einflüsse auf Forschungser-
gebnisse bewusst zu sein. Um die interkulturelle An-
Erfolg? (Kapitel 11)
welt auseinanderzusetzen: Wir möchten Ihnen hel- wendbarkeit Ihrer Resultate zu bewerten, erhoben die
fen, „begründete Entscheidungen darüber zu treffen, Forscher daher Vergleichsdaten von einer Gruppe
was Sie glauben und wie Sie handeln sollten“ (Apple- russischer Studierender. Diese Studierenden gaben Kann die Gesundheitspsychologie Ihnen helfen,
by, D.C., 2006, S. 61). Betrachten wir, was dies im Fall allesamt an, dass ihre häufigste Konfliktursache in
eines Problems bedeutet, das den Studierenden in
unseren Seminaren offensichtlich oft zu schaffen
Freundschaften der Vertrauensbruch war. Worauf
könnte das zurückgehen? Die Wissenschaftler speku-
bis 2010 ein gesunder Mensch zu werden? (Ka-
macht: Warum enden Freundschaften?
Erinnern Sie sich an die Umstände, unter wel-
lierten, dass Russen möglicherweise auf solches Ver-
halten wegen „Russlands totalitärer Vergangenheit, in
pitel 12)
chen eine Ihnen wichtige Freundschaft endete. Konn- welcher der Verrat eines Freundes lebensbedrohlich
ten Sie damals verstehen, was schief gelaufen war? sein konnte“ (Sheets & Lugar, 2005, S. 391) empfind-
Die Psychologie kann theoretische Analysen liefern, licher reagieren. Das Selbst im Internet? (Kapitel 13)
die Ihnen verstehen helfen, was in Ihrem Leben Dieser kulturelle Unterschied zwischen US-ame-
vorgeht. So sind etwa gerade die Kategorien von Er- rikanischen und russischen Studierenden hat einige
eignissen, die Freundschaften beenden, Forschungs-
gegenstand gewesen (Sheets & Lugar 2005). Die Be-
bemerkenswerte Implikationen. Erstens erinnert Sie
das Ergebnis daran, dass ein wichtiger Bestandteil Ist der Antrag auf Unzurechnungsfähigkeit wirk-
fragten berichten von Vorgängen wie Konkurrenz in kritischen Denkens die Prüfung jeder Schlussfolge-
Liebesbeziehungen („sie hat mit meinem Freund ge- rung auf Stichhaltigkeit und allgemeine Anwendbar- lich eine gute Verteidigungsstrategie? (Kapitel 14)
schlafen“), respektlosem Benehmen („er hat zugelas- keit ist. In Kapitel 2 werden wir uns der wissenschaft-
sen, dass seine Freunde mein Wohnheimzimmer lichen Methodik widmen. Anhand dieser Darstellung
verwüsten“) und Vertrauensbruch („er hat alle meine
Geheimnisse verraten“). Wenn Sie diese verschie-
werden Sie sehen, welchen Standards Forschung ge-
nügen muss, bevor wir Sie in Psychologie überneh-
Beeinflusst eine Therapie die Gehirnaktivität?
denen Kategorien betrachten, gewinnen Sie einen men. Außerdem werden wir im gesamten Buch zu
Bezugsrahmen, um Spannungen in Ihren eigenen bedenken geben, auf welche Arten ein kultureller (Kapitel 15)
Freundschaften einzuordnen. Die Studie ergab sogar Hintergrund die Grundlagen der menschlichen Exis-
noch präzisere Schlussfolgerungen: Bei ungefähr tenz beeinflussen kann. Die zweite Implikation
400 Studenten aus dem Mittleren Westen der USA
waren die häufigsten Konfliktgründe – die Ursachen
dieses Unterschieds zwischen amerikanischen und
russischen Studierenden betrifft Ihr Verhalten ge-
Funktionieren eigentlich Fernsehwerbespots im
von Streitigkeiten, an denen Freundschaften zerbra- genüber den Menschen Ihrer Umgebung, denn die
chen – Konkurrenz in Liebesbeziehungen und re- meisten Menschen leben und arbeiten inzwischen in Nachtprogramm? (Kapitel 16)
spektloses Benehmen. Können Sie diese Information einer multikulturellen Umwelt. Lassen Sie sich von
benutzen, um den Zustand Ihrer eigenen Freund- Ihrer psychologischen Ausbildung dafür sensibili-
schaften besser einzuschätzen? Dieses Beispiel zeigt,
wie die Psychologie Ihnen helfen kann, angemessene
sieren, in welchen Bereichen der kulturelle Hinter-
grund wichtig und in welcher weniger wichtig ist.
Wie gewinnt man Freiwillige? (Kapitel 17)
Kategorien für Lebenserfahrungen aufzustellen und Denken Sie daran: Das Ziel ist, sich von Ihrem Wis-
anzuwenden. sen in Psychologie zu besseren Entscheidungen im
Aber es gibt noch einen anderen Aspekt kritischen Alltagsleben anleiten zu lassen.

Psychologie im Alltag
Denkens, den Sie hier anwenden können: Fragen Sie
Kann es im Rahmen der erwähnten Studie von Be-
sich, wie weit Sie das Gelernte verallgemeinern kön-
deutung sein, dass die amerikanischen Daten alle
nen. Im obigen Beispiel kamen die Ergebnisse über
aus dem Mittelwesten kamen?
das Ende von Freundschaften von amerikanischen
Studenten aus dem Mittelwesten. Wir haben in die- Welche Eigenheiten der US-amerikanischen Ge-
sem Kapitel bereits die kulturvergleichende Perspek- schichte könnten für die Psychologie von US-Bür-
tive beschrieben, die heutigen Forschern nahelegt, gern bedeutsam sein? Die auf der vorangehenden Seite angeführten Fragen
sind echte Fragen von echten Studierenden und sie
werden die Antworten darauf im Buch finden. Diese
Mit den Kästen „Kritisches Denken im Alltag“ wollen Fragen von Studierenden wurden über Jahre hinweg
wir den Studierenden unmittelbar die experimentelle gesammelt. Wir fragten sie: „Sagen Sie uns, was Sie
Grundlage entscheidender Schlussfolgerungen vor- über Psychologie wissen wollen“, und wir haben diese
stellen. Wir behaupten dabei nicht, dass jeder dieser Fragen – die Fragen unserer Studierenden – direkt in
Kästen eine endgültige Antwort auf die jeweilige Frage den Text als Kästen „Psychologie im Alltag“ aufgenom-
gibt; vielmehr wollen wir mit diesen Kästen zum kri- men. Wir hoffen, dass Sie in jedem Beispiel genau er-
tischen Nachdenken einladen und weiterführende kennen können, warum psychologisches Wissen für die
Fragen eröffnen. Die Themen von „Kritisches Denken Entscheidungen im Alltag unmittelbar relevant ist.
im Alltag“, nach Kapiteln geordnet, sind: Die Themen von „Psychologie im Alltag“, nach Kapi-
teln geordnet, sind:
Warum enden Freundschaften? (Kapitel 1)

Wie können Sie psychologische Informationen


im Internet bewerten? (Kapitel 2)

xx
Vorwort zur amerikanischen Ausgabe

Können dauerhafte Beziehungen über das Inter-


PSYCHOLOGIE IM ALLTAG
Kann die Psychologie mir bei der Berufswahl helfen? net geschlossen werden? (Kapitel 16)
Wenn Sie jemals einen ungeliebten Job hatten, wis-
sen Sie wahrscheinlich, was es bedeutet, wenn man
Angenommen, Sie haben sich entsprechenden Rat
für Ihre Berufswahl geholt. Wie wählen Sie dann ei-
Wie könnte Versöhnung möglich werden? (Kapi-
nicht genügend motiviert ist: Man mag gar nicht da- nen bestimmten Arbeitgeber aus – und wie wählt
ran denken, dass man wieder zur Arbeit gehen muss; dieser Arbeitgeber Sie aus? Forscher im Bereich der tel 17)
jede Minute erscheint wie eine Stunde. Wichtig für Personalpsychologie haben dem Konzept der Passung
eine gute Berufswahl ist, ein Arbeitsumfeld zu fin- von Person und Organisation viel Aufmerksamkeit
den, dessen Anforderungen und Belohnungen Ihren geschenkt, um eine möglichst große Kompatibilität
Motivationsbedürfnissen entsprechen. Es wird Sie zwischen Menschen und den Firmen, für die sie ar-
wahrscheinlich nicht überraschen, dass untersucht beiten, herzustellen (Dineen et al., 2002; Van Vianen,
worden ist, wie bestimmte Berufe mit den Bega-
bungen und Persönlichkeiten, Werten und Bedürf-
2000).
Ein Forschungsprojekt hat sich zum Beispiel auf Aus der Forschung
nissen einzelner Menschen zusammenpassen. die Übereinstimmungen zwischen menschlichen
Um für eine erfolgreiche Karriere motiviert zu blei- Persönlichkeiten und der „Unternehmenskultur“
ben, sollten Sie einen Beruf ausüben, der Ihren Inter- kon zentriert. Betrachten wir den Persönlichkeitsfak-
essen entspricht und Zielen dient, die Sie für erstre-
benswert halten. Der 1927 vom Psychologen Edward
tor „Nettigkeit“, der ein Kontinuum von „verständnis-
voll und liebenswürdig“ bis „abweisend und streit-
Die in violetten Kästen platzierten Textabschnitte ge-
Strong entwickelte Fragebogen zu den Interessenge- lustig“ umfasst (siehe Kapitel 13). Beachten Sie auch
bieten ist der Prototyp dieses Ansatzes. Strong befrag- ein Kontinuum von Unternehmenskulturen, das von ben Ergebnisse „Aus der Forschung“ wieder und zei-
te zunächst Gruppen von Männern aus verschiedenen unterstützender und teamorientierter bis zu aggres-
Berufen über Tätigkeiten, die sie mochten oder nicht
mochten. Danach wurden die Antworten derer, die in
siver und ergebnisorientierter Firmenpolitik reicht.
Erkennen Sie, wie diese Skalen zusammenpassen?
gen das Wie und Warum hinter Schlüsselprojekten
ihren Berufen erfolgreich waren, mit denen von Män-
nern allgemein verglichen, um eine Vergleichsskala
Laut den Ergebnissen der Studie sollten sich Berufs-
einsteiger mit hohen „Nettigkeits“-Werten an Unter-
der Psychologie. Die Kästen stehen in engem Zusam-
zu erhalten. Überarbeitete Fassungen des Tests, bis nehmen mit unterstützender und teamorientierter
hin zu der Fassung von 2004, haben Skalen für Frauen Kultur halten (Judge & Cable, 1997). Die Forschung in menhang mit dem Haupttext, so dass die Studieren-
sowie für neu aufgekommene Berufe hinzugefügt. Der diesem Bereich legt nahe, dass nicht nur Ihre Motiva-
Interessenfragebogen von Strong ist sehr erfolgreich,
wenn es darum geht, Vorlieben und Abneigungen von
tion für den Berufserfolg zählt, sondern dass es viel-
mehr auch darauf ankommt, wie weit eigene Vorlie-
den ihre volle Bedeutung integrativ erfassen können.
Menschen zu passenden Berufen in Beziehung zu set-
zen (Hansen & Dik, 2005). Wenn Sie diesen Test ma-
ben denjenigen des Unternehmens entsprechen.
Welche Laufbahn wird also Ihre Motivation auf-
Zu den dargestellten Experimenten gehört beispiels-
chen, kann ein Berufsberater Ihnen anschließend sa- recht erhalten? Wie bei vielen anderen schwierigen
gen, welche Berufsfelder typischerweise von Menschen Fragen im Leben sind auch hier von Psychologen Un- weise Plastizität im Gehirn der adulten Ratte; der Ef-
besetzt werden, die Ihre Interessen teilen, weil diese tersuchungen angestellt worden, die Ihnen helfen
Tätigkeiten Ihnen wahrscheinlich liegen. können, diese wichtige Entscheidung zu treffen. fekt von Meditation auf die Hirnstruktur; der kultu-
relle Einfluss auf Beurteilungen über die Typikalität
von Angehörigen einer Kategorie; der Effekt von Emo-
Kann die Psychologie mir bei der Berufswahl
tionen auf die Erinnerung an visuelle Details; indivi-
helfen? (Kapitel 1)
duelle Unterschiede im Intimitätsverständnis; Fami-
Kann eine Meinungsumfrage Ihre Einstellungen lientherapien für Angststörungen im Kindesalter; in-
beeinflussen? (Kapitel 2) terkulturelle Unterschiede der kognitiven Dissonanz
sowie genetische Einflüsse auf physische und soziale
Warum beeinflusst Musik, wie man sich fühlt?
Aggression. Viele der fast 200 so markierten For-
(Kapitel 3)
schungsstudien im Text sind neu oder für diese Aus-
Warum können sehr scharfe Speisen wehtun? gabe überarbeitet worden.
(Kapitel 4)

Bekommen Sie ausreichend Schlaf ? (Kapitel 5) AUS DER FORSCHUNG

Wie beeinflusst klassische Konditionierung die Welche Umweltfaktoren erklären, warum manche Jungen
bereits im Alter von fünf Jahren Verhaltensauffälligkeiten
Krebstherapie? (Kapitel 6) zeigen und andere nicht? Eine Forschergruppe versuchte
nachzuweisen, dass der Unterschied zwischen den Jungen
Warum greift die Alzheimer’sche Krankheit das teilweise auf das unterschiedliche Ausmaß destruktiver
Gedächtnis an? (Kapitel 7) Geschwisterkonflikte mit ihren Brüdern und Schwestern
zurückzuführen ist (Garcia et al., 2000). Die Forscher argu-
mentierten, dass ein hohes Maß an Geschwisterkonflikt die
Wie und warum lügen Menschen? (Kapitel 8)
Bereitschaft der Jungen zu aggressiven oder unangemes-
senen Reaktionen in verschiedenen Situationen verstärken
Sind Intelligenztheorien wichtig? (Kapitel 9) könnte. Um destruktive Geschwisterkonflikte messen zu
können, zeichneten die Forscher einstündige Videos auf,
Funktioniert unser Gehirn mit zunehmendem auf denen jeweils einer von 180 Jungen zusammen mit sei-
Alter anders? (Kapitel 10) nem Geschwister mit verschiedenen Spielzeugen spielte.
Diese auf Video aufgezeichneten Spielsituationen wurden
Gene und Übergewicht? (Kapitel 11) unter Berücksichtigung verschiedener Dimensionen ausge-
wertet, wie beispielsweise der Anzahl von Konflikten und
Warum sind manche Menschen glücklicher als der Intensität dieser Konflikte. Korrelationsanalysen unter-
stützten die Vorhersage, dass Jungen, die ein hohes Maß
andere? (Kapitel 12) an Geschwisterkonflikten erlebten, auch am wahrschein-
lichsten aggressives und auffälliges Verhalten zeigten.
Warum sind manche Menschen schüchtern?
(Kapitel 13)

Wie können wir das Wechselspiel von Anlage


und Umwelt erkennen? (Kapitel 14)

Werden wir von verdrängten Erinnerungen ver-


folgt? (Kapitel 15)

xxi
Vo rwo rt

Weitere didaktische Merkmale Quelle finden Sie im Literaturverzeichnis. Zita-


tionen von mehr als zwei Autoren geben den
Das Buch „Psychologie“ genießt einen sehr guten Ruf Erstautor an, gefolgt von et al., was „und andere“
für die anspruchsvolle und dennoch für einen weiten bedeutet.
Kreis Studierender verständliche Darstellung der Psy-
Namensregister und Sachregister. Diese finden
chologie als Wissenschaft und die 18. Auflage bildet
Sie ebenfalls im Anhang; sie enthalten zusam-
hier keine Ausnahme. Um die Erfahrung der Studie-
men mit Seitenangaben alphabetische Auflis-
renden mit diesem Buch anzureichern, haben wir ver-
tungen aller wichtigen Personen, Begriffe und
schiedene didaktische Merkmale aufgenommen:
Themen, die im Text erwähnt werden.
Zwischenbilanzen. Diese Rubrik erscheint am
Ende jedes größeren Abschnittes und stellt Fra-
gen, die das Nachdenken über den Stoff fördern,
so dass die Studierenden vor dem Weiterlesen
überprüfen können, wie weit sie ihn beherr-
Persönlicher Dank
schen. Die Antworten zu den Fragen finden Sie
Obwohl die Beatles vielleicht „with a little help from
im Anhang.
their friends“ ausgekommen sind, haben wir die Über-
ZWISCHENBILANZ arbeitung und Produktion dieser Auflage nur dank der
großen Hilfe vieler Kollegen und Freunde überstan-
1 Was ist das Entwicklungsalter?
den. Wir danken insbesondere Brenda Anderson, Su-
2 Warum werden oft Längsschnittpläne benutzt, um in-
dividuelle Unterschiede zu studieren?
san Bufferd, Lisa Burckell, Turhan Canli, Eliza Cong-
3 Welche Relevanz haben Geburtskohorten für Quer-
don, Joanne Davila, Tony Freitas, Ingrid Goldstrom,
schnittpläne? Hoi-Chung Leung, Sheri Levy, Feroze Mohamed, Anne
Moyer, Timothy Peterson, John Robinson, Arthur Sa-
muel, Nancy Squires und Patricia Whitaker.
Zusammenfassungen. Jedes Kapitel schließt mit
Wir danken den folgenden Lehrenden sowohl die-
einer Kapitelzusammenfassung, deren Aufbau
ser wie vorangegangener Auflagen, die Manuskript-
sich an den großen Abschnittsüberschriften ori-
entwürfe gelesen und wertvolle Rückmeldungen gege-
entiert.
ben haben:
Schlüsselbegriffe. Die Schlüsselbegriffe sind im Debra Ainbinder, Lynn University
Text hervorgehoben und werden mit Seitenzahl- Robert M. Arkin, Ohio State University
verweisen am Ende jedes Kapitels zur schnellen Gordon Atlas, Alfred University
Lori L. Badura, State University of New York at Buffalo
Übersicht aufgelistet.
David Barkmeier, Northeastern University
Glossar. Zusätzlich zum Literaturverzeichnis Tanner Bateman, Virginia Tech
Darryl K. Beale, Cerritos College
und dem Index findet sich im Anhang des
N. Jay Bean, Vassar College
Buches ein ausführliches Glossar. Es dient als
Susan Hart Bell, Georgetown College
kleines Wörterbuch der Psychologie, um für die Michael Bloch, University of San Francisco
Studierenden einen verständlichen Fundus der Richard Bowen, Loyola University
Begriffe bereitzustellen, die sie hier und in ande- Mike Boyes, University of Calgary
ren Kursen verwenden können. Wayne Briner, University of Nebraska at Kearney
D. Cody Brooks, Denison University
Literaturverzeichnis. Es befindet sich ebenfalls Brad J. Bushman, Iowa State University
am Ende des Buches und enthält bibliografische Jennifer L. Butler, Case Western Reserve University
James Calhoun, University of Georgia
Informationen über jedes Buch, jeden Artikel
Timothy Cannon, University of Scranton
und jede Medienquelle, die im Text zitiert wird. John Caruso, University of Massachusetts, Dartmouth
Es ist eine wertvolle Ressource für den Fall, dass Marc Carter, Hofstra University
Sie für eine Seminararbeit oder aus persön- Dennis Cogan, Texas Tech University
lichem Interesse mehr über ein Thema heraus- Sheree Dukes Conrad, University of Massachusetts,
Boston
finden wollen. In Klammern gesetzte Namen
Randolph R. Cornelius, Vassar College
und Daten im Text – z.B. (Piaget, 1926) – geben Leslie D. Cramblet, Northern Arizona University
die Quelle und das Veröffentlichungsdatum ei- Catherine E. Creeley, University of Missouri
ner Zitation an. Die vollständige Information zur Lawrence Dachowski, Tulane University

xxii
Vorwort zur amerikanischen Ausgabe

Mark Dombeck, Idaho State University Michael Root, Ohio University


Dale Doty, Monroe Community College Bernadette Sanchez, DePaul University
Victor Duarte, North Idaho College Mary Schild, Columbus State University
Tami Egglesten, McKendree College Norman R. Simonsen, University of Massachusetts,
Kenneth Elliott, University of Maine at Augusta Amherst
Matthew Erdelyi, Brooklyn College, CUNY Peggy Skinner, South Plains College
Valeri Farmer-Dougan, Illinois State University R. H. Starr, Jr., University of Maryland–Baltimore
Trudi Feinstein, Boston University Walter Swap, Tufts University
Mark B. Fineman, Southern Connecticut Priscilla Stillwell, Black River Technical College
State University Charles Strong, Northwest Mississippi
Kathleen A. Flannery, Saint Anselm College Community College
Rita Frank, Virginia Wesleyan College Jeffrey Wagman, Illinois State University
Eugene H. Galluscio, Clemson University Douglas Wardell, University of Alberta
Preston E. Garraghty, Indiana University Linda Weldon, Essex Community College
Adam Goodie, University of Georgia Paul Whitney, Washington State University
Peter Gram, Pensacola Junior College Allen Wolach, Illinois Institute of Technology
Jeremy Gray, Yale University Jim Zacks, Michigan State University
W. Lawrence Gulick, University of Delaware
Die enorme Aufgabe, ein Buch mit dieser thematischen
Pryor Hale, Piedmont Virginia Community College
Rebecca Hellams, Southeast Community College Breite zu schreiben, war nur durch die fachkundige
Dong Hodge, Dyersburg State Community College Mitwirkung all dieser Freunde und Kollegen sowie
Mark Hoyert, Indiana University Northwest des Verlagsteams von Allyn and Bacon möglich. Wir
Richard A. Hudiburg, University of North Alabama bedanken uns für ihre unschätzbaren Beiträge in jeder
James D. Jackson, Lehigh University
Phase dieses Projekts zunächst pauschal und nun ein-
Matthew Johnson, University of Vermont
Seth Kalichman, Georgia State University zeln. Wir danken folgenden Personen von Allyn and
Mark Kline, Indiana University Bacon: Stephen Frail, verantwortlicher Lektor; Erin
Stephen La Berge, Stanford University Liedel, Manuskriptlektorin; Liz DiMenno, Zusatzma-
Andrea L. Lassiter, Minnesota State University terialien; Karen Natale, Marketing; Roberta Sherman,
Mark Laumakis, San Diego State University
Herstellung; Kathy Smith, Projektmanagement; Kathe-
Charles F. Levinthal, Hofstra University
Suzanne B. Lovett, Bowdoin College
rine Cebik, Bildrecherche.
M. Kimberley Maclin, University of Northern Iowa
Gregory Manley, University of Texas at San Antonio
Leonard S. Mark, Miami University
Michael R. Markham, Florida International
University Wie man dieses Buch benutzt
Kathleen Martynowicz, Colorado Northwestern
Community College Sie sind im Begriff, sich mit uns auf eine intellektuel-
Lori Metcalf, Gatson College
le Reise durch die vielen Gebiete der modernen Psy-
Michael McCall, Ithaca College
Mary McCaslin, University of Arizona chologie zu begeben. Bevor wir aufbrechen, wollen
David McDonald, University of Missouri wir Ihnen einige wichtige Informationen mitgeben,
Greg L. Miller, Stanford University die Ihnen bei Ihrer Abenteuerreise behilflich sein wer-
School of Medicine den. „Die Reise“ ist eine Metapher, die sich durch
Karl Minke, University of Hawaii–Honolulu
dieses Buch zieht; Ihre Dozenten sind die Reiseleiter,
Charles D. Miron, Catonsville Community College
J. L. Motrin, University of Guelph der Text Ihr Reiseführer und wir, Ihre Autoren, sind
Ann Moyer, Stony Brook University Ihre persönlichen Reisebegleiter. Das Ziel dieser Reise
Eric S. Murphy, University of Alaska ist, dass Sie entdecken, was man über das unglaub-
William Pavot, Southwest State University lichste Phänomen im ganzen Universum weiß: das
Amy R. Pearce, Arkansas State University
Gehirn, den menschlichen Geist und das Verhalten
Kelly Elizabeth Pelzel, University of Utah
Brady J. Phelps, South Dakota State University
aller Lebewesen. Die Psychologie versucht, die schein-
Gregory R. Pierce, Hamilton College bar mysteriösen Prozesse zu verstehen, aus welchen
William J. Pizzi, Northeastern Illinois University Ihre Gedanken, Gefühle und Handlungen entstehen.
Mark Plonsky, Dieser Leitfaden bietet allgemeine Strategien und
University of Wisconsin–Stevens Point
spezifische Vorschläge, wie Sie dieses Buch nutzen
Bret Roark, Oklahoma Baptist University
Cheryl A. Rickabaugh, University of Redlands
können, um die gute Note zu bekommen, die Ihnen für
Rich Robbins, Washburn University Ihre Leistung zusteht, und wie Sie das meiste aus Ihrer
Daniel N. Robinson, Georgetown University Einführung in die Psychologie herausholen.

xxiii
Vo rwo rt

Lernstrategien 5 Machen Sie Lernen zentral. Suchen Sie sich zum


Lernen einen Platz, an dem Sie minimal gestört
1 Nehmen Sie sich genügend Zeit, den Text zu le- werden. Reservieren Sie diesen Platz für Lernen,
sen, den Sie lesen sollen, und Ihre Mitschriften Lesen und das Schreiben von Arbeiten – und tun
durchzuarbeiten. Dieser Text enthält viele neue Sie sonst nichts an diesem Platz. Der Platz wird
technische Informationen, viele Prinzipien, die mit Lernaktivitäten assoziiert werden und es
zu lernen sind und ein neues Glossar von Fach- wird Ihnen leichter fallen zu arbeiten, wenn Sie
begriffen, die man parat haben muss. Um das in Ihrem Lern-Zentrum sitzen.
Material zu beherrschen, werden Sie mindestens
6 Enkodieren Sie das Gelesene für zukünftige Prü-
drei Stunden Lesezeit pro Kapitel brauchen.
fungen. Im Gegensatz zum Lesen von Magazinen
2 Erfassen Sie Ihre Lernzeit für diesen Kurs. Tra- und dem Fernsehen (was Sie üblicherweise we-
gen Sie die Anzahl der Stunden (in Halbstun- gen der unmittelbaren Wirkung tun) erfordert das
den-Intervallen), die Sie pro Lernphase lesen, in Lesen von Lehrbüchern, dass Sie das Material auf
ein Diagramm ein. Verfolgen Sie die insgesamt spezielle Weise verarbeiten. Sie müssen die Infor-
aufgewendete Zeit mit einem kumulativen Dia- mation ständig in eine geeignete Form bringen
gramm. Fügen Sie jede neue Lernzeit zur bishe- (sie enkodieren), die es Ihnen ermöglicht, die
rigen Summe hinzu und tragen Sie das Ergebnis Information später in einer Prüfung abzurufen.
auf der vertikalen Achse des Diagramms auf. Tra- Enkodierung bedeutet, dass Sie wichtige Punkte
gen Sie jede neue Lernphase auf der horizonta- zusammenfassen, Abschnitte erneut lesen
len Achse auf. Dieses Diagramm wird Ihnen eine (manchmal laut lesen) und sich Fragen stellen,
nützliche visuelle Rückmeldung über Ihre Fort- die Sie bezüglich der Inhalte eines Abschnitts
schritte geben und Ihnen zeigen, wann Sie sich oder eines Kapitels beantworten können wollen.
nicht so intensiv über Ihre Bücher gesetzt haben,
Sie sollten auch versuchen, die Perspektive des Do-
wie Sie es sollten.
zenten einzunehmen, die Art von Fragen zu antizipie-
3 Seien Sie ein aktiver Teilnehmer. Optimales ren, die er oder sie wahrscheinlich stellen wird, und
Lernen tritt dann ein, wenn Sie aktiv mit dem sicherstellen, dass Sie diese Fragen beantworten kön-
Lernmaterial beschäftigt sind. Das bedeutet auf- nen. Finden Sie heraus, welche Art von Prüfung Sie in
merksames Lesen, aufmerksames Zuhören in diesem Kurs erwartet – Aufsatz, Lückentext, Multiple-
Veranstaltungen, das Gehörte oder Gelesene in Choice-Aufgaben oder Bewertung von Aussagen als
eigenen Worten zu paraphrasieren und sich gu- richtig oder falsch. Diese Form wird sich auf das Aus-
te Notizen zu machen. Unterstreichen Sie ent- maß auswirken, in dem Sie sich auf die große Linie
scheidende Stellen im Text, schreiben Sie sich und/oder die Details konzentrieren sollten. Aufsätze
Notizen an den Rand und fassen Sie Punkte zu- und Lückentexte erfordern die Wiedergabe von Ge-
sammen, die Ihrer Meinung nach prüfungsrele- dächtnisinhalten, wohingegen Multiple-Choice-Auf-
vant sind. gaben und Bewertung von Aussagen das Wiedererken-
nen von Gedächtnisinhalten erfordern. (Bitten Sie den
4 Verteilen Sie Ihre Lernaktivität. Die psycholo-
Dozenten um einen Probetest, um einen besseren Ein-
gische Forschung sagt, dass es effektiver ist, re-
druck von der Art der Fragen zu bekommen, auf die
gelmäßig zu lernen, als unmittelbar vor den Prü-
Sie sich vorbereiten müssen.)
fungen zu büffeln. Wenn Sie zulassen, dass Sie
ins Hintertreffen geraten, dann wird es schwie-
rig, in der Panik fünf vor zwölf all die Informati-
onen nachzuarbeiten, die in einem Einführungs-
kurs enthalten sind.

xxiv
Vorwort zur amerikanischen Ausgabe

Lesetaktiken So, das wäre es also – einige hilfreiche Hinweise, um


Ihre Freude an diesem Buch zu erhöhen und Ihnen zu
1 Lesen Sie die das jedem Kapitel vorangestellte helfen, das Maximum aus der Lektüre mitzunehmen.
Inhaltsverzeichnis. Es weist Sie auf die Haupt- Unser Text wird konzentrierte Aufmerksamkeit erfor-
themen hin, die abgedeckt werden, ihre Reihen- dern, wenn Sie ihn lesen, um seinen Informations-
folge und ihre Beziehung zueinander und gibt reichtum aufzunehmen. Andere Texte erscheinen viel-
Ihnen einen Überblick über das Kommende. leicht einfacher als dieses Buch, weil sie Ihnen nicht
dieselbe Tiefe vermitteln. Andererseits kommt mehr
2 Springen Sie ans Ende des Kapitels, um den Ab-
heraus, wenn mehr hineingeht.
schnitt „Zusammenfassung“ zu lesen. Dort wer-
Nun wollen wir mit dem Anfang beginnen, den ers-
den Sie eine Zusammenfassung der Hauptideen
ten Schritten der Reise. Und wir können es kaum er-
des Kapitels finden, organisiert nach Über-
warten, mit Ihnen auf unsere Reise zu gehen.
schriften der ersten Ebene. Diese Zusammenfas-
sung wird Ihnen einen klaren Eindruck davon
Richard J. Gerrig
geben, was in dem Kapitel steht.
Philip G. Zimbardo
3 Überfliegen Sie das Kapitel, um das Wesentliche
des Inhalts zu erfassen. Machen Sie keine Pause,
machen Sie sich keine Notizen und lesen Sie so
schnell Sie können (maximal eine Stunde).

4 Arbeiten Sie sich schließlich tief in das Kapitel


ein und beherrschen Sie das Material, indem Sie
aktiv lesen, unterstreichen, Notizen machen,
Fragen stellen, wiederholen und paraphrasieren,
während Sie lesen (im Minimum sind zwei
Stunden Zeitaufwand zu erwarten). Achten Sie
besonders auf die Absätze „Zwischenbilanz“,
die am Ende jedes Abschnitts stehen. Die Fragen
dort dienen zur Rekapitulation des gesamten Ka-
pitels. Die Antworten können Sie im Anhang des
Buches nachlesen.

xxv
Vo rwo rt

Über die Autoren reiche Fernsehserie Discovering Psychology, seine


Auftritte in den Medien, seine populären Bücher über
Richard J. Gerrig ist Professor für Psychologie an der Schüchternheit und sein klassisches Stanford-Gefäng-
State University of New York, Stony Brook. Bevor er nisexperiment. Sein gegenwärtiger Forschungsschwer-
dort aufgenommen wurde, lehrte er in Yale, wo er den punkt liegt in der experimentellen Sozialpsychologie;
Lex-Hixon-Preis für herausragende Lehre in den Sozi- er beschäftigt sich jedoch mit allem, was interessant
alwissenschaften erhielt. Gerrigs Forschungen zu den erscheint, von Schüchternheit über Zeitempfinden,
kognitionspsychologischen Aspekten der Sprachver- Überzeugung, Sekten, Wahnsinn, Gewalt, Vandalis-
wendung wurden vielfach veröffentlicht. Ein Arbeits- mus und politischer Psychologie bis zu Terrorismus.
bereich untersucht die mentalen Prozesse, die der ef- Zimbardo ist ein produktiver, innovativer Forscher
fizienten Kommunikation zugrunde liegen. Ein zweites in einer Reihe von Gebieten der Sozialpsychologie
Forschungsprogramm untersucht die kognitiven und und hat über 300 Artikel und 50 Bücher veröffentlicht.
emotionalen Veränderungen, die Leser erleben, wenn Um die Spanne seiner Forschungserfolge zu würdi-
sie in das Reich der Geschichten eintauchen. Sein gen, hat die Amerikanische Gesellschaft für Psycholo-
Buch Experiencing Narrative Worlds wurde von der gie Zimbardo den Hilgard-Preis für sein Lebenswerk
Yale University Press veröffentlicht. Gerrig ist Mit- in der allgemeinen Psychologie verliehen. Er hat au-
glied der Abteilung für experimentelle Psychologie ßerdem den Vaclav Havel Foundation Award für sein
der Amerikanischen Gesellschaft für Psychologie. Er Forschungswerk über die menschliche Befindlichkeit
ist außerdem Mitherausgeber des Psychonomic Bulle- erhalten. Zimbardo war zwei Mal Präsident der West-
tin & Review. Gerrig ist stolzer Vater von Alexandra, ern Psychological Association, Vorsitzender der Ame-
die schon im Alter von sechzehn Jahren substanzielle rican Psychological Association, Vorsitzender des
und wertvolle Ratschläge zu vielen Aspekten der Psy- Council of Scientific Society Presidents (CSSP) und
chologie im 21. Jahrhundert gab. Das Leben auf Long inzwischen Vorsitzender der Western Psychological
Island wird durch die Ratschläge und die Unterstüt- Foundation und Direktor des Center for Interdiscipli-
zung von Timothy Peterson bedeutend verbessert. nary Policy, Education, and Research on Terrorism.
2007 ist sein neuestes populärwissenschaftliches
Buch erschienen, an dem er in den letzten Jahren in-
tensiv gearbeitet hat. Es geht darin um die Psychologie
des Bösen; der provokative Titel lautet: The Lucifer
Effect: Understanding How Good People Turn Evil.
(deutsch: Der Luzifer-Effekt. Die Macht der Umstände
und die Psychologie des Bösen; erscheint Juli 2008).

Philip G. Zimbardo ist Professor für Psychologie an


der Stanford University, wo er seit 1968 lehrt. Davor
las er an den Universitäten Yale, New York und Co-
lumbia. Darüber hinaus unterrichtet er weiter an der
Naval Post Graduate School in Monterey. Zimbardo ist
international als „Gesicht und Stimme der modernen
Psychologie“ bekannt, und zwar durch seine erfolg-

xxvi
Vorwort zur deutschen Ausgabe
Der amerikanische Lehrbuchklassiker „Psychology Ich hoffe, dass die Leserinnen und Leser ebenso viel
and Life“ ist den meisten deutschsprachigen Psycho- Freude an der Lektüre dieses Buches haben wie wir
logiestudierenden und an der Psychologie Interessier- bei der Übersetzung und Bearbeitung. Wenn das vor-
ten erfahrungsgemäß weniger unter seinem deutschen handene Interesse an Psychologie und psycholo-
Titel „Psychologie“ bekannt. Vielmehr wird dieses gischen Forschungsergebnissen durch dieses Buch
Buch häufig informell als „der Zimbardo“ bezeichnet. aufgegriffen und gewinnbringend weitergeführt wird,
Der Grund hierfür mag in den schon früh angelegten so wäre unser Ziel erreicht.
Qualitäten des Buches liegen, das sich in der Lehre
und als Einstieg für Haupt- und Nebenfachstudieren- Eichstätt Ralf Graf
de der Psychologie seit so vielen Jahren bestens be-
währt hat.
Inhaltlich hat sich gegenüber früheren Ausgaben
einiges geändert: Aktuelle Perspektiven der kogni- Über den Bearbeiter der
tiven Psychologie und der kognitiven Neurowissen- deutschen Ausgabe
schaften werden noch stärker einbezogen, einem all-
gemeinen Trend der letzten Jahre in der Psychologie Ralf Graf studierte Psychologie in Mannheim und
folgend. Als der experimentellen Psychologie nahe- entwickelte bereits früh ein besonderes Interesse für
stehend empfinde ich es auch als große Bereicherung, experimentelle Psychologie mit dem Schwerpunkt
dass nunmehr verstärkt auf empirische Forschungser- Kognition und Sprache. 1994 folgte die Promotion
gebnisse Bezug genommen wird, die in zahlreichen in Psychologie und Linguistik an der Universität
neuen Kästen „Aus der Forschung“ Niederschlag ge- Mannheim sowie Forschungsaufenthalte u. a. an der
funden haben. Russischen Akademie der Wissenschaften (Moskau)
Angesichts der Qualität und der Aktualität dieses sowie an der Harvard University (Cambridge, Mas-
Lehrbuchklassikers bin ich gerne dem Vorschlag des sachusetts). Umfangreiche Forschungs- und Lehrer-
Verlags Pearson Studium gefolgt, diese neue Ausgabe fahrung sammelte Ralf Graf an den Universitäten
mitzuübersetzen und zu bearbeiten. Der erfolgreiche Mannheim, Marburg und Eichstätt, wo er derzeit als
Entwicklungsprozess und die Realisation der deutsch- Akademischer Rat im Bereich Allgemeine Psycholo-
sprachigen Ausgabe wurden von vielen Menschen gie, Methodenlehre und Psychoakustik tätig ist. Neben
sehr hilfreich und mit persönlichem Engagement un- zahlreichen Veröffentlichungen zur Psycholinguistik
terstützt und begleitet. Mein besonderer Dank gilt ist Ralf Graf Herausgeber und Übersetzer diverser
hierbei Arthur Jacobs und seitens des Verlags Stephan Standardlehrbücher zur kognitiven und allgemeinen
Dietrich sowie Dagmar Mallett, die die neuen Textteile Psychologie.
übersetzt hat.
Dieses Buch verfügt über eine Companion Website
mit zusätzlichen Materialien in elektronischer Form.
Unter http://www.pearson-studium.de finden Dozenten
alle Abbildungen aus dem Buch elektronisch zum
Download. Studierenden werden hier das Glossar,
Lösungen zu den Übungsaufgaben, weitere Aufgaben
und Links angeboten.

Übungsaufgaben, Lösungen und weitere


Informationen zu diesem Buchkapitel fin-
den Sie auf der Companion-Website unter
http://www.pearson-studium.de

xxvii
Psychologie als Wissenschaft

1.1 Was macht Psychologie einzigartig? ........................ 2


1
1.1.1 Definitionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2
1.1.2 Ziele der Psychologie. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4

Psychologie im Alltag:
Kann die Psychologie mir bei der Berufswahl helfen? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7

1.2 Die Entwicklung der modernen Psychologie . . . . . . . . . . . . . . . . . 8


1.2.1 Historische Grundlagen der Psychologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8
1.2.2 Aktuelle Perspektiven der Psychologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10
1.2.3 Perspektivenvergleich: Thema Aggression . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15

Kritisches Denken im Alltag:


Warum enden Freundschaften? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17

ÜÜ BB EE RR BB LL II CC KK
1.3 Was machen Psychologen eigentlich? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18

Zusammenfassung ............................................ 22

Schlüsselbegriffe ............................................. 23
1 Psycho l o g i e al s Wi ssen sc h aft

W arum sollten Sie eigentlich Psychologie studie-


ren? Unsere Antwort auf diese Frage ist ganz
einfach: Wir glauben, dass die psychologische For-
den wir betrachten, wie und warum all diese Arten
von Fragen für die Psychologie als Disziplin relevant
wurden.
schung unmittelbare und entscheidende Auswirkun-
gen auf wichtige Aspekte des Alltags hat: auf Ihre kör-
perliche und geistige Gesundheit, auf Ihre Fähigkeit,
persönliche Beziehungen einzugehen und aufrecht zu Was macht Psychologie
erhalten, und auf Ihre Fähigkeit, Neues zu lernen und
sich persönlich weiter zu entwickeln. Eines der wich-
tigsten Ziele dieses Buches ist es, die individuelle Re-
einzigartig?
1.1
levanz und soziale Bedeutung psychologischer Exper- Um die Einzigartigkeit und Einheitlichkeit der Psycho-
tise herauszustellen. logie wertzuschätzen, muss man die Art und Weise
Zu Beginn jedes Semesters stehen wir Studierenden betrachten, in der Psychologinnen und Psychologen
gegenüber, die mit sehr spezifischen Fragestellungen ihr Forschungsfeld definieren und welche Ziele sie
in die Einführungsseminare kommen. Manchmal ent- sich für ihre Forschung und Anwendungen stecken.
stammen diese Fragen eigener Erfahrung („Was soll Am Ende des Buches werden wir Sie dazu ermutigen,
ich tun, wenn ich den Verdacht habe, meine Mutter sei wie eine Psychologin oder ein Psychologe zu denken.
psychisch erkrankt?“, „Kann ich in diesem Seminar In diesem ersten Abschnitt wollen wir Ihnen eine klare
lernen, meine Noten zu verbessern?“). In anderen Fäl- Vorstellung davon vermitteln, was wir damit meinen.
len werden die Fragen von psychologischen Kenntnis-
sen ausgelöst, die in populären Zeitschriften verbreitet
werden („Stimmt es, dass erstgeborene Kinder die 1.1.1 Definitionen
konservativsten sind?“, „Sind Frauen wirklich immer
bessere Eltern als Männer?“). Die Herausforderung an Viele Psychologen suchen Antworten auf die grund-
uns Lehrende besteht nun darin, die Ergebnisse wis- legende Frage: Was ist das Wesen des Menschen? Die
senschaftlicher Forschung auf Fragen anzuwenden, Psychologie beantwortet diese Frage, indem sie so-
die unseren Studierenden wichtig sind. wohl die Prozesse innerhalb eines Individuums als
Die psychologische Forschung liefert uns ständig auch die Kräfte in seiner physischen und sozialen Um-
neue Informationen über die grundlegenden Mecha- welt betrachtet. So gesehen definieren wir Psycholo-
nismen, die geistige und Verhaltensprozesse bestim- gie formal als die wissenschaftliche Untersuchung des
men. Während neue Ideen die alten ersetzen oder mo- Verhaltens von Individuen und ihren mentalen Pro-
difizieren, sind wir ständig neugierig und von den zessen. Lassen Sie uns die entscheidenden Begriffe
vielen faszinierenden Puzzleteilen der menschlichen dieser Definition genauer untersuchen: wissenschaft-
Natur herausgefordert. Wir hoffen, dass Sie am Ende lich, Verhalten, Individuum und mental.
dieser Reise Ihren Vorrat an psychologischen Kennt- Um Psychologie wissenschaftlich zu betreiben,
nissen ebenfalls zu schätzen wissen. müssen die psychologischen Schlussfolgerungen auf
Auf unserem Reiseplan ganz oben steht die wis- Belege gründen, die entsprechend den Prinzipien der
senschaftliche Suche nach Verständnis. Wir werden wissenschaftlichen Methode gesammelt wurden. Die
das Wie, Was, Wann und Warum menschlichen Ver- wissenschaftliche Methode besteht aus einer Menge
haltens untersuchen und die Gründe und Konse- geordneter Schritte zur Analyse und Lösung von Pro-
quenzen von Verhalten erforschen, das Sie bei sich blemen. Diese Methode benutzt objektiv erhobene In-
selbst, bei anderen Menschen und bei Tieren beob- formationen als Faktenbasis des Schlussfolgerns. Wir
achten. Wir werden erklären, warum Sie gerade so werden die Merkmale der wissenschaftlichen Metho-
und nicht anders denken, fühlen und sich verhalten. de genauer in Kapitel 2 darstellen, wenn wir betrach-
Was macht Sie einzigartig gegenüber anderen Men- ten, wie Psychologen ihre Forschung durchführen.
schen? Warum verhalten Sie sich dennoch häufig so Verhalten ist das Mittel, durch welches sich der Or-
wie andere Menschen auch? Sind Sie durch Verer- ganismus an die Umwelt anpasst. Verhalten bedeutet
bung oder stärker durch persönliche Erfahrungen ge- Aktivität. Der Gegenstand der Psychologie ist zum groß-
prägt? Wie können Aggression und Hilfeleistungsver- en Teil das beobachtbare Verhalten von Menschen und
halten (Altruismus), Liebe und Hass, Wahnsinn und den verschiedensten Tierarten. Lachen, Weinen, Ren-
Kreativität Seite an Seite in dem komplexen Geschöpf nen, Schlagen, Sprechen und Berühren sind einige of-
Mensch existieren? In diesem Eröffnungskapitel wer- fensichtliche Beispiele von beobachtbarem Verhalten.

2
1.1 Was macht Psychologie einzigartig?

Psychologen untersuchen, was das Individuum tut Aktivitäten des Menschen finden als private, innere
und wie es dieses Tun in einer vorgegebenen Verhal- Ereignisse statt – denken, planen, schlussfolgern, fan-
tensumgebung und im größeren sozialen und kultu- tasieren und träumen. Viele Psychologen glauben,
rellen Kontext umsetzt. dass mentale Prozesse den wichtigsten Aspekt psy-
Der Gegenstand psychologischer Untersuchungen chologischer Untersuchungen darstellen. Wie Sie
ist meistens das Individuum – ein Neugeborenes, ein noch sehen werden, haben Forscher in der Psycholo-
Athlet im Teenageralter, eine Studentin, die versucht, gie ausgefeilte Techniken entwickelt, um mentale Er-
sich an das WG-Leben zu gewöhnen, ein Mann, der eignisse und Prozesse zu untersuchen – und diese
sich Mitte 40 einer Veränderung seiner Karriere gegen- privaten Erfahrungen somit offen zu legen.
übersieht, oder eine Frau, die mit dem Stress zurecht- Die Kombination dieser Anliegen definiert die Psy-
kommen muss, dass sich der Zustand ihres Ehemanns chologie als einzigartiges Feld. Während sich Psycho-
aufgrund seiner Alzheimererkrankung verschlimmert logen stark auf das Verhalten von Individuen konzent-
hat. Die Untersuchungseinheit kann aber auch ein rieren, untersuchen Soziologen das Verhalten von
Schimpanse sein, der lernt, Symbole zur Kommunika- Menschen in Gruppen oder Institutionen, und An-
tion zu benutzen, eine weiße Ratte, die durch ein La- thropologen konzentrieren sich auf den breiteren Kon-
byrinth läuft, oder eine Seeschnecke, die auf ein Ge- text von Verhalten in unterschiedlichen Kulturen.
fahrensignal reagiert. Ein Individuum kann in seinem Dennoch profitieren die Psychologen auch viel von
natürlichen Lebensraum oder unter den kontrollierten den Erkenntnissen anderer Disziplinen. Als eine der
Bedingungen eines Forschungslabors untersucht wer- Sozialwissenschaften profitiert die Psychologie von
den. Wirtschaftswissenschaft, Politikwissenschaft, Sozio-
Viele Forscher in der Psychologie haben erkannt, logie und Kulturanthropologie. Psychologen teilen
dass sie das menschliche Verhalten nicht verstehen viele Interessen mit Forschern aus den Biowissen-
können, ohne auch die mentalen Prozesse zu verste- schaften, insbesondere mit jenen, die Prozesse im Ge-
hen, die Arbeitsweise des menschlichen Geistes. Viele hirn und die biochemischen Grundlagen des Verhal-

Psychologische Untersuchun-
gen finden meistens an Indi-
viduen statt – üblicherweise
am Menschen, manchmal
aber auch an anderen Spezi-
es. Welche Aspekte Ihres ei-
genen Lebens hätten Sie
gerne von Psychologen un-
tersucht?

3
1 Psycho l o g i e al s Wi ssen sc h aft

tens untersuchen. Als Teil des aufkommenden Feldes


der Kognitionswissenschaften stehen die Fragen der
Psychologen zum Funktionieren des menschlichen
Geistes in Beziehung zu Forschungen und Theorien
der Informatik, der Künstlichen Intelligenz und der
angewandten Mathematik. Als Gesundheitswissen-
schaft – in Verbindung mit Medizin, Pädagogik,
Rechts- und Umweltwissenschaften – versucht die
Psychologie, etwas zur Verbesserung der Lebensquali-
tät von Individuen und Kollektiven beizutragen.
Obwohl die beachtliche Breite und Tiefe der moder-
nen Psychologie für fortgeschrittenere Studierende
der Psychologie eine Quelle der Freude sein kann,
bilden die gleichen Merkmale eine Herausforderung Abbildung 1.1: Analyseebenen. Stellen Sie sich vor, Sie woll-
für Studierende, die sich zum ersten Mal mit Psycho- ten sich mit einem Freund vor diesem Gemälde verabreden. Wie
logie beschäftigen. Das Studium der Psychologie hält würden Sie es beschreiben? Angenommen, Ihr Freund wollte das
Bild exakt kopieren. Wie würden Sie es dann beschreiben?
so viel mehr bereit, als man zunächst annimmt – und
daher gibt es auch jede Menge wertvollen Wissens, das
Sie aus dieser Einführung in die Psychologie mitneh- (씰 Abbildung 1.1) beschreiben, das Sie in einem Mu-
men können. Der beste Weg, etwas über dieses Gebiet seum gesehen haben. Auf einer globalen Ebene
zu lernen, besteht darin, sich die Ziele von Psycholo- könnten Sie es durch den Titel „Die Badenden“ und
gen und Psychologinnen zu eigen zu machen. Lassen anhand des Künstlers „George Seurat“ beschreiben.
Sie uns diese Ziele betrachten. Auf einer spezifischeren Ebene könnten Sie Merkmale
des Gemäldes anführen: Einige Menschen sonnen sich
am Flussufer, während andere sich im Wasser vergnü-
1.1.2 Ziele der Psychologie gen usw. Auf einer sehr spezifischen Ebene könnten
Sie die von Seurat verwendete Technik beschreiben –
Bei Psychologen, die Grundlagenforschung betreiben, kleine Farbtupfer –, um die Szene entstehen zu lassen.
kann man folgende Ziele ausmachen: Verhalten be- Die Beschreibung auf jeder Ebene würde jeweils eine
schreiben, erklären, vorhersagen und kontrollieren. andere Frage über das Gemälde beantworten.
Psychologen, die in der Anwendung arbeiten, verfol- Unterschiedliche Ebenen der psychologischen Be-
gen ein fünftes Ziel – die Lebensqualität des Menschen schreibung beziehen sich ebenfalls auf unterschied-
zu verbessern. Diese Ziele bilden die Grundlage des liche Fragen. Auf der obersten Ebene psychologischer
psychologischen Gesamtunternehmens. Was muss man Analyse untersuchen Forscher das Verhalten der ge-
beim Verfolgen dieser Ziele jeweils beachten? samten Person in komplexen sozialen und kulturellen
Kontexten. Auf dieser Ebene könnten Forscher kultu-
relle Unterschiede bei der Gewaltbereitschaft, den
Beschreibung
Ursachen von Vorurteilen sowie den Folgen psy-
Die erste Aufgabe in der Psychologie besteht darin, chischer Störungen untersuchen. Auf der nächsten
Verhalten genau zu beobachten. Psychologen bezeich- Ebene konzentrieren sich Psychologen auf engere,
nen typischerweise solche Beobachtungen als ihre kleinere Verhaltenseinheiten, wie beispielsweise die
Daten. Verhaltensdaten sind Aufzeichnungen von Be- Reaktionszeit auf ein Stoppsignal hin, Augenbewe-
obachtungen, wie sich Organismen verhalten, und gungen während des Lesens und grammatische Feh-
den Bedingungen, unter denen das Verhalten auftritt. ler, die Kinder beim Spracherwerb machen. Forscher
Wenn Forscher Daten sammeln, dann müssen sie eine können auch noch kleinere Verhaltenseinheiten un-
angemessene Analyseebene wählen und Verhaltens- tersuchen. Sie können daran arbeiten, die biologische
maße entwickeln, die Objektivität garantieren. Grundlage des Verhaltens zu entdecken, indem sie die
Um das Verhalten eines Individuums zu erfor- Gehirnregionen identifizieren, in denen verschiedene
schen, können Forscher unterschiedliche Ebenen der Arten von Erinnerungen gespeichert werden, die bio-
Analyse verwenden – von der obersten, gröbsten bis chemischen Veränderungen, die während des Lernens
hin zu der genauesten, spezifischsten Ebene. Stellen auftreten, und die sensorischen Bahnen, die für das
Sie sich beispielsweise vor, Sie wollten das Gemälde Sehen und das Hören verantwortlich sind. Jede Ana-

4
1.1 Was macht Psychologie einzigartig?

lyseebene liefert Informationen zu dem Gesamtbild dass Menschen mit dem Rauchen anfangen. Die For-
der menschlichen Natur, das Psychologen am Ende zu scher könnten in Betracht ziehen, dass einige Indivi-
entwickeln hoffen. duen besonders anfällig für Risikoverhalten (eine
Wie grob oder fein die Auflösung bei der Beobach- dispositionelle Erklärung) sind oder dass einige Indi-
tung auch ist: Psychologen versuchen, das Verhalten viduen starkem Gruppendruck ausgesetzt sind (eine
objektiv zu beschreiben. Die Fakten so zu erheben, wie situationale Erklärung) – oder dass sowohl eine Dispo-
sie sind, und nicht so, wie die Forscher sie erwarten sition zum Risikoverhalten als auch situationaler
oder gerne hätten, ist von größter Wichtigkeit. Da jeder Gruppendruck notwendig sind (eine kombinierte Er-
Beobachter in jede Beobachtung seinen subjektiven klärung).
Blickwinkel einbringt – Verzerrungen, Vorurteile und Oftmals besteht das Ziel eines Psychologen darin,
Erwartungen –, ist es grundlegend, dass diese persön- eine große Bandbreite von Verhaltensweisen auf der
lichen Faktoren nicht zum Tragen kommen und die Grundlage einer einzigen Ursache zu erklären. Be-
Datenerhebung negativ beeinflussen. Wie Sie im trachten Sie folgende Situation: Der Dozent sagt, dass
nächsten Kapitel sehen werden, hat die psycholo- sich jeder Studierende regelmäßig an den Diskussi-
gische Forschung eine ganze Reihe von Techniken onen während des Seminars beteiligen muss, um eine
entwickelt, um Objektivität zu gewährleisten. gute Note zu erhalten. Ihr WG-Mitbewohner, der sich
immer gut auf den Unterricht vorbereitet, meldet sich
nie, um Fragen zu beantworten oder um Informati-
Erklärung
onen anzubieten. Der Dozent tadelt ihn ob seines Man-
Während Beschreibungen sich an wahrnehmbare In- gels an Motivation und nimmt an, er sei nicht beson-
formationen halten müssen, gehen Erklärungen ab- ders klug. Dieser gleiche WG-Mitbewohner geht auch
sichtlich über das Beobachtbare hinaus. In vielen Be- auf Partys, aber er fragt nie ein Mädchen, ob es mit ihm
reichen der Psychologie besteht das zentrale Ziel darin, tanzen will, verteidigt seinen Standpunkt nicht, wenn
regelhafte Muster im Verhalten und in mentalen Pro- dieser von jemandem mit geringerem Wissen angegrif-
zessen zu finden. Psychologen wollen entdecken, wie fen wird, und er beteiligt sich kaum am Small Talk
das Verhalten funktioniert. Warum lachen Sie in Situ- beim Essen. Was wäre Ihre Diagnose? Welcher Grund
ationen, die von Ihren Erwartungen abweichen, was könnte für all diese Verhaltensweisen verantwortlich
als Nächstes kommen wird? Welche Umstände kön- sein? Wie wäre es beispielsweise mit Schüchternheit?
nen jemanden dazu bringen, Suizid zu begehen oder Wie viele andere Menschen auch, die unter intensiven
jemanden zu vergewaltigen? Gefühlen der Schüchternheit leiden, kann Ihr WG-Mit-
Erklärungen in der Psychologie gehen in der Regel bewohner sich nicht in gewünschter Weise verhalten
davon aus, dass Verhalten durch eine Kombination (Zimbardo & Radl, 1999). Wir können also das Konzept
von Faktoren beeinflusst wird. Einige Faktoren sind der Schüchternheit einsetzen, um das ganze Muster
innerhalb des Individuums zu finden, beispielsweise des Verhaltens Ihres Zimmergenossen zu erklären.
die genetische Ausstattung, Motivation, Intelligenz Um solche kausalen Erklärungen zu finden, müssen
oder Selbstwertgefühl. Diese inneren Determinanten die Forscher oftmals einen kreativen Prozess durch-
des Verhaltens werden als organismische Variablen laufen, in dem sie eine Vielzahl verschiedener Daten
bezeichnet. Sie sagen etwas Bestimmtes über den Or- sammeln. Der Meisterdetektiv Sherlock Holmes hat
ganismus aus. Bei Menschen spricht man von diesen spitzfindige Schlussfolgerungen aus Hinweisschnip-
Determinanten auch als dispositionelle Variablen. Ei- seln gezogen. In ähnlicher Weise muss jede Forscherin
nige Faktoren kommen jedoch auch von außen. Stel- und jeder Forscher eine durch Sachwissen fundierte
len Sie sich beispielsweise ein Kind vor, das einem Vorstellungskraft einsetzen, die in kreativer Weise
Lehrer gefallen möchte, um einen Preis zu gewinnen, dasjenige zusammenbringt, was bereits bekannt ist
oder einen Verkehrsteilnehmer, der in einem Stau und was noch nicht bekannt ist. Ein gut ausgebildeter
steckt und frustriert und aggressiv wird. Diese Verhal- Psychologe kann Beobachtungen erklären, indem er
tensweisen sind stark durch Einflüsse außerhalb der seine Einsicht in die menschliche Erfahrung zusam-
Person bestimmt. Externale Einflüsse auf das Verhal- men mit den Fakten nutzt, welche die frühere For-
ten werden als Umweltvariablen oder situationale schung zu dem in Frage stehenden Phänomen beige-
Variablen bezeichnet. Wenn Psychologen versuchen, steuert hat. Oft versucht psychologische Forschung zu
Verhalten zu erklären, dann berücksichtigen sie fast bestimmen, welche der verschiedenen möglichen Er-
immer beide Arten von Erklärungsmöglichkeiten. An- klärungen am genauesten dem gegebenen Verhaltens-
genommen, Psychologen suchen eine Erklärung dafür, muster Rechnung trägt.

5
1 Psycho l o g i e al s Wi ssen sc h aft

Vorhersage stimmten Alters zuverlässig dazu, mit Anzeichen von


Angst zu reagieren. Veränderungen des beobachteten
Vorhersagen in der Psychologie sind Aussagen über die Verhaltens können jedoch in einer Variation der ge-
Wahrscheinlichkeit, mit der ein bestimmtes Verhalten naueren Beschaffenheit einer Situation begründet lie-
auftreten wird oder ein bestimmter Zusammenhang gen – beispielsweise im Ausmaß der Fremdheit. Gäbe es
nachgewiesen werden kann. Oftmals erlaubt eine zutref- weniger Anzeichen von Angst bei Menschen- und Af-
fende Erklärung der Ursachen, die einer Verhaltensweise fenbabys, wenn der Fremde ebenfalls ein Baby und
zu Grunde liegen, eine zutreffende Vorhersage über zu- nicht ein Erwachsener wäre oder wenn der Fremde der
künftiges Verhalten. Wenn wir also beispielsweise glau- gleichen Spezies angehören würde und nicht einer an-
ben, dass Ihr WG-Mitbewohner schüchtern sei, dann deren? Um eine kausale Vorhersage zu verbessern, wür-
könnten wir mit Zuversicht vorhersagen, dass er sich de der Forscher die Umweltbedingungen systematisch
unwohl fühlen würde, wenn er sich mit einem Fremden variieren und den Einfluss dieser Änderungen auf die
unterhalten sollte. Wenn mehrere verschiedene Erklä- Reaktionen des Babys beobachten.
rungen ins Feld geführt werden, um ein bestimmtes Ver-
halten oder einen bestimmten Zusammenhang zu erklä-
ren, dann werden sie üblicherweise danach bewertet,
wie gut sie zutreffende und umfassende Vorhersagen
treffen. Sollte Ihr WG-Mitbewohner im Kontakt mit
einem Fremden geradezu aufblühen, dann wären wir
gezwungen, unsere Diagnose zu überdenken.
So wie Beobachtungen objektiv gemacht werden müs-
sen, müssen auch wissenschaftliche Vorhersagen hin-
reichend exakt formuliert werden, um getestet und zu-
rückgewiesen werden zu können, falls es keine positiven
Belege geben sollte. Eine wissenschaftliche Vorhersage
basiert auf dem Verstehen der Art und Weise, wie Ereig-
nisse zusammenhängen, und sie trifft Aussagen darüber,
welche Mechanismen diese Ereignisse mit bestimmten
Prädiktoren verbinden. Eine kausale Vorhersage spezi-
fiziert die Bedingungen, unter denen sich das Verhalten
Was verleitet Menschen zum Rauchen? Können Psychologen Be-
ändert. Beispielsweise bringt die Anwesenheit eines dingungen herstellen, unter denen Menschen diesem Verhalten
Fremden Menschen- und Affenbabys jenseits eines be- mit einer geringeren Wahrscheinlichkeit nachgehen?

Kontrolle

Für viele Psychologen ist Kontrolle das zentrale und


wirksamste Ziel. Kontrolle bedeutet, Verhalten auftre-
ten oder auch nicht auftreten zu lassen – es zu starten,
aufrechtzuerhalten, zu beenden, seine Form, Stärke
und Auftretenswahrscheinlichkeit zu beeinflussen.
Eine kausale Erklärung von Verhalten ist dann über-
zeugend, wenn sie Bedingungen herstellen kann, un-
ter denen das Verhalten kontrolliert werden kann.
Die Möglichkeit der Verhaltenskontrolle ist wichtig,
da sie den Psychologen Wege eröffnet, Menschen dabei
zu helfen, ihre Lebensqualität zu verbessern. Durch das
ganze Buch Psychologie hindurch werden Sie Beispiele
für Interventionen sehen. Diese haben Psychologen ent-
wickelt, um Menschen zu helfen, Kontrolle über proble-
matische Aspekte in ihrem Leben zu erlangen. In Kapitel
15 beispielsweise werden Behandlungsmethoden bei
Eine psychologische Vorhersage. psychischen Störungen besprochen. Wir beschreiben

6
1.1 Was macht Psychologie einzigartig?

auch, wie Menschen psychische Kräfte nutzen können, Gruppe; viele sind der Ansicht, dass nahezu jedes uner-
um gesundheitsschädliche Verhaltensweisen wie das wünschte Verhaltensmuster durch eine angemessene
Rauchen aufzugeben und gesundheitsfördernde Verhal- Intervention modifiziert werden kann. Unser Buch teilt
tensweisen wie regelmäßigen Sport aufzunehmen (siehe diesen Optimismus.
Kapitel 12). Sie können lernen, welche Erziehungsprak- ZWISCHENBILANZ
tiken Eltern helfen können, eine stabile Beziehung zu
ihren Kindern aufzubauen (Kapitel 10); Sie werden ler-
1 Welche vier Komponenten umfasst die Definition des
nen, welche Kräfte Fremde davon abhalten, in Notfall- Begriffs „Psychologie“?
situationen zu helfen, und wie diese Kräfte überwun-
2 Welche vier Ziele sind für Psychologen in der For-
den werden können (Kapitel 17). An diesem kleinen
schungsarbeit relevant?
Ausschnitt aus der Vielzahl von Situationen zeigt sich,
wie Psychologen ihr Wissen nutzen, um das Leben von 3 Warum besteht oft ein enger Zusammenhang zwischen
Menschen zu kontrollieren und zu verbessern. In dieser den Zielen der Erklärung und denen der Vorhersage?
Hinsicht sind Psychologen eine eher optimistische

PSYCHOLOGIE IM ALLTAG
Kann die Psychologie mir bei der Berufswahl helfen?

Wenn Sie jemals einen ungeliebten Job hatten, wis- Angenommen, Sie haben sich entsprechenden Rat
sen Sie wahrscheinlich, was es bedeutet, wenn man für Ihre Berufswahl geholt. Wie wählen Sie dann ei-
nicht genügend motiviert ist: Man mag gar nicht da- nen bestimmten Arbeitgeber aus – und wie wählt
ran denken, dass man wieder zur Arbeit gehen muss; dieser Arbeitgeber Sie aus? Forscher im Bereich der
jede Minute erscheint wie eine Stunde. Wichtig für Personalpsychologie haben dem Konzept der Passung
eine gute Berufswahl ist, ein Arbeitsumfeld zu fin- von Person und Organisation viel Aufmerksamkeit
den, dessen Anforderungen und Belohnungen Ihren geschenkt, um eine möglichst große Kompatibilität
Motivationsbedürfnissen entsprechen. Es wird Sie zwischen Menschen und den Firmen, für die sie ar-
wahrscheinlich nicht überraschen, dass untersucht beiten, herzustellen (Dineen et al., 2002; Van Vianen,
worden ist, wie bestimmte Berufe mit den Bega- 2000).
bungen und Persönlichkeiten, Werten und Bedürf- Ein Forschungsprojekt hat sich zum Beispiel auf
nissen einzelner Menschen zusammenpassen. die Übereinstimmungen zwischen menschlichen
Um für eine erfolgreiche Karriere motiviert zu blei- Persönlichkeiten und der „Unternehmenskultur“
ben, sollten Sie einen Beruf ausüben, der Ihren Inter- kon zentriert. Betrachten wir den Persönlichkeitsfak-
essen entspricht und Zielen dient, die Sie für erstre- tor „Nettigkeit“, der ein Kontinuum von „verständnis-
benswert halten. Der 1927 vom Psychologen Edward voll und liebenswürdig“ bis „abweisend und streit-
Strong entwickelte Fragebogen zu den Interessenge- lustig“ umfasst (siehe Kapitel 13). Beachten Sie auch
bieten ist der Prototyp dieses Ansatzes. Strong befrag- ein Kontinuum von Unternehmenskulturen, das von
te zunächst Gruppen von Männern aus verschiedenen unterstützender und teamorientierter bis zu aggres-
Berufen über Tätigkeiten, die sie mochten oder nicht siver und ergebnisorientierter Firmenpolitik reicht.
mochten. Danach wurden die Antworten derer, die in Erkennen Sie, wie diese Skalen zusammenpassen?
ihren Berufen erfolgreich waren, mit denen von Män- Laut den Ergebnissen der Studie sollten sich Berufs-
nern allgemein verglichen, um eine Vergleichsskala einsteiger mit hohen „Nettigkeits“-Werten an Unter-
zu erhalten. Überarbeitete Fassungen des Tests, bis nehmen mit unterstützender und teamorientierter
hin zu der Fassung von 2004, haben Skalen für Frauen Kultur halten (Judge & Cable, 1997). Die Forschung in
sowie für neu aufgekommene Berufe hinzugefügt. Der diesem Bereich legt nahe, dass nicht nur Ihre Motiva-
Interessenfragebogen von Strong ist sehr erfolgreich, tion für den Berufserfolg zählt, sondern dass es viel-
wenn es darum geht, Vorlieben und Abneigungen von mehr auch darauf ankommt, wie weit eigene Vorlie-
Menschen zu passenden Berufen in Beziehung zu set- ben denjenigen des Unternehmens entsprechen.
zen (Hansen & Dik, 2005). Wenn Sie diesen Test ma- Welche Laufbahn wird also Ihre Motivation auf-
chen, kann ein Berufsberater Ihnen anschließend sa- recht erhalten? Wie bei vielen anderen schwierigen
gen, welche Berufsfelder typischerweise von Menschen Fragen im Leben sind auch hier von Psychologen Un-
besetzt werden, die Ihre Interessen teilen, weil diese tersuchungen angestellt worden, die Ihnen helfen
Tätigkeiten Ihnen wahrscheinlich liegen. können, diese wichtige Entscheidung zu treffen.

7
1 Psycho l o g i e al s Wi ssen sc h aft

Die Entwicklung
der modernen Psychologie
1.2
Im 21. Jahrhundert fällt es uns relativ leicht, Psycho-
logie zu definieren und die Ziele psychologischer For-
schung anzugeben. Gerade zu Beginn eines Studiums
der Psychologie ist es jedoch wichtig, die vielen Kräf-
te zu verstehen, die zum Aufkommen der modernen
Psychologie geführt haben. Im Zentrum dieses histo-
rischen Rückblicks steht ein einfaches Prinzip: Es
kommt auf Ideen an! Ein Großteil der Geschichte der
Psychologie war geprägt von hitzigen Debatten darü-
ber, welcher Gegenstand und welche Methodologie
für eine Wissenschaft von Geist und Verhalten ange-
messen sind. Im Jahre 1879 gründete Wilhelm Wundt das erste formal als sol-
Unser historischer Rückblick wird zwei Ebenen be- ches ausgewiesene Labor für experimentelle Psychologie. Stellen
rücksichtigen. Im ersten Abschnitt werden wir jenen Sie sich vor, Sie würden Ihr eigenes Labor gründen. Welche Themen
würden Sie darin untersuchen?
geschichtlichen Zeitraum darstellen, in dem die wich-
tigsten Grundsteine für die moderne Psychologie ge-
legt wurden. Dieser enge Zuschnitt wird Ihnen die des 19. Jahrhunderts entwickelte sich die Psychologie
Möglichkeit geben, den Wettstreit der Ideen aus nächs- zu einer eigenen Fachdisziplin, als die Forscher Labor-
ter Nähe zu beobachten. Im zweiten Abschnitt be- techniken aus anderen Wissenschaften – beispielswei-
schreiben wir aus einem größeren Blickwinkel sieben se der Physiologie und der Physik – zur Untersuchung
Perspektiven, die in der modernen Psychologie aufge- dieser fundamentalen Fragen aus der Philosophie be-
taucht sind. Sie sollten sich auf beiden Betrachtungs- nutzten.
ebenen die intellektuelle Leidenschaft vorstellen, mit Eine entscheidende Person für die Entwicklung der
der die Theorien sich entwickelt haben. modernen Psychologie war Wilhelm Wundt, der 1879
in Leipzig das erste ausgewiesene Labor für experi-
mentelle Psychologie gründete. Obwohl Wundt als
1.2.1 Historische Grundlagen Physiologe ausgebildet war, verlagerte sich sein Inter-
der Psychologie esse im Zuge seiner Forschungskarriere weg von Fra-
gen des Körpers hin zu Fragen des Geistes: Er wollte
„Die Psychologie besitzt eine lange Vergangenheit, die elementaren Prozesse der Empfindung und Wahr-
aber nur eine kurze Geschichte“, schrieb einer der ers- nehmung und die Geschwindigkeit einfacher mentaler
ten Experimentalpsychologen, Herrmann Ebbinghaus Prozesse verstehen. Zu der Zeit, als er sein psycholo-
(1908 – 1973). Gelehrte hatten sich seit langem wich- gisches Labor einrichtete, hatte Wundt bereits eine
tige Fragen über die menschliche Natur gestellt, wie große Menge an Forschung betrieben und die erste von
Menschen die Realität wahrnehmen, wie das Bewusst- mehreren Auflagen seiner Grundzüge der Physiolo-
sein beschaffen ist und worin die Ursprünge des gischen Psychologie (zuerst 1874) veröffentlicht. Als
Wahnsinns liegen; sie besaßen jedoch nicht die Mittel, Wundts Labor in Leipzig fertiggestellt war, begann er,
sie zu beantworten. die ersten Doktoranden speziell im aufkommenden
Betrachten Sie einmal die fundamentalen Fragen, Gebiet der Psychologie auszubilden. Diese Studieren-
die die klassischen griechischen Philosophen Sokra- den wurden oftmals zu Gründern eigener psycholo-
tes, Platon und Aristoteles im 4. und 5. Jahrhundert gischer Labore rund um den Erdball.
vor Christus stellten. Obwohl Formen von Psycholo- Als sich die Psychologie als eigenständige Disziplin
gie in alten indischen Yogi-Traditionen existierten, etabliert hatte, wurden auch psychologische Labore in
geht der Ursprung westlicher Psychologie auf die Dia- Universitäten Nordamerikas eröffnet, das erste an der
loge dieser berühmten Denker zurück. Sie diskutierten Johns Hopkins University im Jahre 1883. Diese frühen
die Funktionsweise des Geistes, das Wesen der Wil- Labore waren oft stark von Wundt beeinflusst. Bei-
lensfreiheit und die Beziehung des einzelnen Bürgers spielsweise wurde Edward Titchener – er hatte bei
zu seiner Gemeinschaft oder dem Staat. Gegen Ende Wundt studiert – einer der ersten Psychologen der

8
1.2 Die Entwicklung der modernen Psychologie

USA, der im Jahre 1892 ein Labor an der Cornell Uni- nisse. Titchener betonte das „Was“ mentaler Inhalte
versity gründete. Etwa zur gleichen Zeit jedoch ent- und weniger das „Warum“ und „Wie“ des Denkens.
wickelte ein junger Harvard-Professor der Philosophie, Sein Ansatz wurde als Strukturalismus bekannt, die
der Medizin studiert hatte und ein starkes Interesse an Untersuchung der Struktur des Geistes und des Ver-
Literatur und Religion besaß, eine spezifisch amerika- haltens.
nische Perspektive. Der Strukturalismus fußte auf der Vorannahme, dass
William James, Bruder des berühmten Roman- jedwede geistige Erfahrung des Menschen als Kombina-
autors Henry James, schrieb ein zweibändiges Werk tion verschiedener grundlegender Komponenten aufge-
mit dem Titel The Principles of Psychology (1890; fasst werden kann. Das Ziel dieses Ansatzes bestand
deutsch 1950 unter dem Titel Psychologie), das viele darin, die zu Grunde liegende Struktur des mensch-
Experten für den bedeutsamsten psychologischen Text lichen Geistes dadurch zu enthüllen, dass die konstitu-
halten, der jemals geschrieben wurde. Kurz darauf, im ierenden Elemente von Empfindungen und anderen
Jahre 1892, gründete G. Stanley Hall die American Erfahrungen, die das geistige Leben eines Individuums
Psychological Association, die bis heute existierende ausmachen, bestimmt werden. Viele Psychologen ha-
nationale wissenschaftliche Fachgesellschaft der USA. ben den Strukturalismus von drei Seiten her angegrif-
(Die Deutsche Gesellschaft für Psychologie wurde fen: (1) Er sei reduktionistisch, da er jede komplexe
demgegenüber 1904 gegründet). Bis zum Jahre 1900 menschliche Erfahrung auf einfache Empfindungen zu-
gab es mehr als 40 psychologische Labore in Nord- rückführt; (2) er sei elementaristisch, da er versucht,
amerika (Hilgard, 1986). Teile oder Elemente zu einem Ganzen zusammenzufü-
Beinahe gleichzeitig mit dem Entstehen der Psycho- gen, anstatt komplexes, ganzheitliches Verhalten direkt
logie entfachte sich eine Debatte über den richtigen zu untersuchen; und (3) er sei mentalistisch, da er le-
Gegenstand und die Methoden der neuen Disziplin. diglich verbale Berichte des menschlichen Bewusst-
Diese Debatte schälte einige Themen heraus, die in der seins untersucht, unter Ausschluss von Individuen, die
Psychologie noch immer wichtig sind. Wir werden die ihre Introspektionen nicht berichten konnten, wie bei-
Spannung zwischen Strukturalismus und Funktiona- spielsweise Tiere, Kinder und geistig Verwirrte.
lismus herausgreifen und näher betrachten. Eine wichtige Alternative zum Strukturalismus wur-
de von dem deutschen Psychologen Max Wertheimer
erstmalig eingeführt. Er konzentrierte sich darauf, wie
Strukturalismus: Der Inhalt des Geistes
der menschliche Geist eine Erfahrung, statt als Summe
Das Potenzial der Psychologie, einen einzigartigen einfacher Teile, als Gestalt – als organisiertes Ganzes
Beitrag zum Wissen zu leisten, wurde deutlich, als die – auffasst: Ihre Erfahrung eines Gemäldes ist mehr als
Psychologie eine Laborwissenschaft wurde, deren die Summe der einzelnen Farbtupfer. Wie wir in Kapi-
zentraler Baustein das Experiment war. In Wundts La- tel 4 sehen werden, besitzt die Gestaltpsychologie
bor gaben die Versuchsteilnehmer einfache Reakti- noch immer einen Einfluss auf die Untersuchung der
onen (Ja oder Nein sagen, einen Knopf drücken) auf Wahrnehmung.
Stimuli, die sie unter Bedingungen wahrnahmen, die Wir werden hier eine zweite wichtige Gegenpositi-
von Laborinstrumenten kontrolliert wurden. Da die on zum Strukturalismus anführen, die als Funktiona-
Daten mit systematischen, objektiven Methoden erho- lismus bekannt geworden ist.
ben wurden, konnten unabhängige Beobachter die Er-
gebnisse dieser Experimente replizieren. Die Betonung
Funktionalismus: Absichtsvoller Geist
der wissenschaftlichen Methode (siehe Kapitel 2), das
Bemühen um exakte Messung und eine statistische William James stimmte mit Titchener darin überein,
Analyse der Daten charakterisierte die psychologische dass das Bewusstsein zentral für die Wissenschaft der
Tradition Wundts. Psychologie sei; für James war die Untersuchung des
Als Titchener die Psychologie Wundts nach Ameri- Bewusstseins jedoch nicht auf Elemente, Inhalte und
ka brachte, trat er dafür ein, mithilfe dieser wissenschaft- Strukturen reduziert. Stattdessen war für ihn Bewusst-
lichen Methoden das Bewusstsein zu untersuchen. sein ein stetiger Strom, eine Eigenschaft des Geistes,
Seine Methode, die Elemente bewussten geistigen Le- der in fortlaufender Interaktion mit der Umwelt steht.
bens zu untersuchen, war die Introspektion. Bei der In- Das menschliche Bewusstsein erleichtert die Anpas-
trospektion untersuchen die Individuen systematisch sung an die Umwelt; daher wurden die Tätigkeiten
ihre eigenen Gedanken und Gefühle im Hinblick auf und die Funktionen der mentalen Prozesse als wichtig
spezifische Wahrnehmungs- und Empfindungserleb- erachtet und nicht die Inhalte des Geistes.

9
1 Psycho l o g i e al s Wi ssen sc h aft

Das Vermächtnis dieser Ansätze

Trotz der Unterschiede haben die Erkenntnisse sowohl


des Strukturalismus als auch des Funktionalismus ei-
nen intellektuellen Kontext hergestellt, in dem die
zeitgenössische Psychologie aufblühen konnte. Psy-
chologen untersuchen heutzutage sowohl die Struktur
als auch die Funktion von Verhalten. Betrachten wir
den Prozess der Sprachproduktion. Stellen Sie sich
vor, Sie wollen einen Freund zu einem Fußballspiel
ins Stadion einladen. Um dies zu tun, müssen Ihre
Wörter die richtige Funktion erfüllen – Bayern Mün-
chen, mit mir, Samstag nachmittag – und sie müssen
auch die richtige Struktur besitzen: eine Phrase wie
Durch die Arbeit des Funktionalisten John Dewey haben sich die „Würdest gehen München mir zu nachmittag mit Du
Unterrichtsmethoden in den Schulen verändert. Was können Leh- Samstag gerne Bayern?“ würde nicht funktionieren.
rer tun, um die „intellektuelle Neugier“ zu fördern? Um zu verstehen, wie Sprachproduktion funktioniert,
untersuchen Forscher, wie Sprecher Bedeutungen
Der Funktionalismus legte besonderes Augenmerk auf (Funktionen) in die grammatikalischen Strukturen ih-
erlernte Gewohnheiten, die den Organismus in die rer Sprache einfügen (Bock, 1990). (Wir werden in
Lage versetzen, sich an seine Umwelt anzupassen und Kapitel 8 einige der Prozesse der Sprachproduktion
effektiv zu funktionieren. Für die Funktionalisten lau- beschreiben.) Im gesamten vorliegenden Buch Psycho-
tet die durch Forschung zu beantwortende zentrale logie werden wir sowohl Struktur als auch Funktion
Frage: „Was ist die Funktion oder der Zweck eines betonen, wenn wir die klassische und zeitgenössische
Verhaltensaktes?“ Forschung darstellen. Psychologen wenden nach wie
Gründer der funktionalistischen Schule war der vor eine Vielzahl von Methoden zur Untersuchung der
amerikanische Philosoph John Dewey. Seine Be- allgemeinen Kräfte an, die für alle Menschen gelten,
schäftigung mit der praktischen Anwendung men- und jener Kräfte, welche die Einzigartigkeit eines je-
taler Prozesse führte zu wichtigen Fortschritten in den Individuums ausmachen.
der Pädagogik. Die Theorien Deweys lieferten den
Impuls für fortschrittliche Erziehung in seiner eige-
nen Laborschule und allgemein in den Vereinigten 1.2.2 Aktuelle Perspektiven
Staaten: „Auswendiglernen wurde zugunsten von der Psychologie
handlungsorientiertem Lernen abgeschafft; man er-
wartete, dass die intellektuelle Neugier dadurch ge- Nehmen wir an, Ihr Freund nimmt die Einladung ins
fördert und das Verständnis erhöht würde“ (Kendler, Fußballstadion an. Welche Perspektive bringt jeder
1987, S. 124). von Ihnen zu diesem Spiel mit? Nehmen wir weiter
Obwohl James an sorgfältige Beobachtung glaubte, an, dass einer von Ihnen früher selbst im Verein Fuß-
maß er den exakten Labormethoden Wundts nur we- ball gespielt hat, der andere aber nicht oder dass einer
nig Wert bei. In der Psychologie von James war Platz von Ihnen seit jeher Fan von Bayern München, der
für Emotionen und das Selbst, für Wille, Werte und andere jedoch ein Fan der gegnerischen Mannschaft
sogar religiöse und mystische Erfahrungen. Seine ist. Sie sehen, wie diese unterschiedlichen Perspekti-
„warmherzige“ Psychologie erkannte in jedem Indivi- ven Ihre Sichtweise des Spiels beeinflussen würden.
duum eine Einzigartigkeit, die nicht auf Formeln oder In ähnlicher Weise bestimmen die Perspektiven
Zahlen aus Testergebnissen reduziert werden konnte. oder Herangehensweisen der Psychologen die Art, wie
Für James lag das Ziel der Psychologie eher im Erklä- sie Verhalten und Denkprozesse untersuchen. Die Per-
ren und weniger in experimenteller Kontrolle (Arkin, spektiven beeinflussen, wonach Psychologen suchen,
1990). wo sie es suchen und welche Forschungsmethoden sie
anwenden. In diesem Abschnitt definieren wir sieben
Perspektiven – die psychodynamische, die behavioris-
tische, die humanistische, die kognitive, die biolo-
gische, die evolutionäre und die kulturvergleichende.

10
1.2 Die Entwicklung der modernen Psychologie

Achten Sie beim Lesen dieses Abschnitts darauf, wie lichen Bedürfnissen und sozialen Erfordernissen zu lö-
jede einzelne Perspektive die Ursachen und Folgen sen. Zustände der Deprivation, physiologische Erregung
von Verhaltensweisen definiert. und Konflikte liefern die Energie für das Verhalten, ge-
Eine kurze Anmerkung zur Vorsicht: Obwohl jede nauso wie Kohle eine Dampflokomotive antreibt.
Perspektive für einen unterschiedlichen Ansatz zu Nach diesem Modell enden die Reaktionen des Or-
den zentralen Themen der Psychologie steht, sollten ganismus, wenn seine Bedürfnisse befriedigt und sei-
Sie sich darüber bewusst werden, warum die meisten ne Triebe reduziert sind. Der Hauptzweck von Hand-
Psychologen von mehr als einer dieser Perspektiven lungen besteht in der Reduktion von Spannung.
Konzepte entlehnen und sie miteinander verschmel- Die psychodynamischen Mechanismen der Motiva-
zen. Jede Perspektive erweitert das Verständnis der tion wurden am deutlichsten durch den Wiener Arzt
Gesamtheit menschlicher Erfahrung. In den folgenden Sigmund Freud (1856 –1939) im späten 19. und be-
Kapiteln werden wir genauer auf die Beiträge jedes ginnenden 20. Jahrhundert herausgearbeitet. Freuds
Ansatzes eingehen, da sie zusammengenommen dafür Ideen erwuchsen aus seiner Arbeit mit psychisch ge-
stehen, was zeitgenössische Psychologie heute aus- störten Patienten; er glaubte aber, dass diese beobach-
macht. teten Prinzipien für normales wie gestörtes Verhalten
zuträfen. Nach Freuds psychodynamischer Theorie
Die psychodynamische Perspektive wird eine Person durch ein komplexes Netzwerk inne-
rer und äußerer Kräfte gezogen und geschoben. Freuds
Entsprechend der psychodynamischen Perspektive Modell erkannte als erstes, dass die menschliche Na-
wird das Verhalten durch starke innere Kräfte angetrie- tur nicht immer rational ist und dass Handlungen
ben und motiviert. Nach dieser Perspektive rühren durch Motive gesteuert sein können, die dem Bewusst-
Handlungen von ererbten Instinkten, biologischen Trie- sein nicht zugänglich sind.
ben und dem Versuch her, Konflikte zwischen persön- Seit Freud haben viele Psychologen das psycho-
dynamische Modell in neue Richtungen gelenkt. Freud
selbst betonte die frühe Kindheit als jene Phase, in der
sich die Persönlichkeit ausbildet. Neo-Freudianer ha-
ben die Theorie Freuds dahingehend erweitert, dass
sie soziale Einflüsse und Interaktionen, die im Laufe
des gesamten Lebens eines Individuums auftreten, mit
einbeziehen. Psychodynamische Ideen hatten einen
großen Einfluss auf viele Bereiche der Psychologie. Sie
werden in diesem Buch verschiedenen Aspekten von
Freuds Beiträgen begegnen, beispielsweise bei der
Entwicklung von Kindern, dem Träumen, Vergessen,
unbewusster Motivation, Persönlichkeit und psycho-
analytischer Therapie.

Die behavioristische Perspektive

Entsprechend der behavioristischen Perspektive wird


untersucht, wie bestimmte Umweltstimuli bestimmte
Arten des Verhaltens kontrollieren. Erstens unter-
suchen Verhaltensanalytiker die Antezedensbedin-
gungen der Umwelt – jene Bedingungen, die dem Ver-
halten vorangehen und die den Rahmen für einen
Organismus schaffen, eine Reaktion zu zeigen oder
sie zurückzuhalten.
Sigmund Freud und seine Tochter Anna, photographiert wäh- Dann betrachten sie die Verhaltensreaktion, die der
rend einer Reise in den italienischen Alpen 1913. Freud nahm Hauptgegenstand der Untersuchung ist – die Verhal-
an, dass Verhalten oftmals durch Motive beeinflusst wird, tensweise, die es zu verstehen, vorherzusagen und zu
derer man sich nicht bewusst ist. Was ergibt sich aus dieser
kontrollieren gilt. Schließlich untersuchen sie die beob-
Perspektive für die Art und Weise, wie Sie Lebensentschei-
dungen treffen? achtbaren Konsequenzen, die auf die Reaktion folgen.

11
1 Psycho l o g i e al s Wi ssen sc h aft

Beispielsweise könnte ein Behaviorist daran interes- Der Behaviorismus hinterließ ein bedeutsames Erbe in
siert sein, wie Strafzettel unterschiedlicher Höhe (Kon- der Praxis. Seine Betonung der Notwendigkeit ge-
sequenzen) für Geschwindigkeitsüberschreitungen die nauen Experimentierens und sorgfältig definierter Va-
Wahrscheinlichkeit ändern, dass Kraftfahrer vorsichtig riablen beeinflusste die meisten Bereiche der Psycho-
oder unvorsichtig fahren (Verhaltensreaktionen). logie. Obwohl die Behavioristen einen Großteil ihrer
Die behavioristische Perspektive wurde von John Grundlagenforschung an Tieren durchführten, wur-
Watson (1878 –1958) entwickelt, der postulierte, dass den die Prinzipien des Behaviorismus in vielen Berei-
psychologische Forschung nach Spezies übergreifen- chen auf menschliche Probleme angewandt. Behavio-
den, beobachtbaren Verhaltensmustern suchen sollte. ristische Prinzipien haben einen humaneren Ansatz
B. F. Skinner (1904 –1990) förderte den Einfluss des der Kindererziehung (durch die bevorzugte Nutzung
Behaviorismus, indem er seine Analysen auch auf die positiver Verstärkung an Stelle von Bestrafung) er-
Konsequenzen von Verhaltensweisen ausdehnte. Bei- bracht, neue Therapien zur Modifikation von Verhal-
de Wissenschaftler legten besonderen Wert auf die tensstörungen und Richtlinien zur Gestaltung idealer
exakte Beschreibung der beobachteten Phänomene utopischer Gemeinschaften.
und strenge Standards für die Beweisführung. Sowohl
Watson als auch Skinner gingen davon aus, dass die
Die humanistische Perspektive
grundlegenden Prozesse, die sie an Tieren unter-
suchten, allgemeine Prinzipien darstellten, die sich Die humanistische Psychologie wurde in den 50er-
auch auf Menschen anwenden ließen. Jahren des vorigen Jahrhunderts als Alternative zu
den psychodynamischen und behavioristischen Mo-
dellen entwickelt. Aus humanistischer Perspektive
werden Menschen weder durch starke, instinktive
Kräfte getrieben, wie sie von den Freudianern ange-
führt werden, noch werden sie durch ihre Umgebung
manipuliert, wie von den Behavioristen vorgeschla-
gen. Stattdessen werden Menschen als aktive Ge-
schöpfe angesehen, die von Grund auf gut sind und
über die Freiheit der Wahl verfügen. Humanistische
Psychologen untersuchen Verhalten, allerdings nicht,
indem sie es auf Komponenten, Elemente und Variab-
len in Laborexperimenten reduzieren. Vielmehr hal-
ten sie in der Lebensgeschichte eines Menschen nach
Verhaltensmustern Ausschau.
Gemäß der humanistischen Perspektive ist es die
Hauptaufgabe des Menschen, nach positiver Entwick-
lung zu streben. So betonte etwa Carl Rogers (1902 –
1987) die natürliche Tendenz des Individuums zu geis-
tiger Weiterentwicklung und Gesundheit – ein Vor-
gang, der durch die positive Beurteilung durch die
Umwelt noch verstärkt wird.
Abraham Maslow (1908 –1970) prägte den Begriff
self-actualization (Selbstverwirklichung) für den
Drang jedes Individuums, sein Potenzial möglichst
umfassend zu verwirklichen.
Außerdem definierten Rogers, Maslow und ihre
Kollegen eine Perspektive, die sich um die ganze Per-
son bemüht, und praktizierten damit eine holistische
Herangehensweise an die Psychologie des Menschen.
Sie glaubten, dass für wirkliches Verständnis das Wis-
sen über Geist, Körper und Verhalten eines Menschen
John Watson war ein wichtiger Wegbereiter der behavioristischen
Perspektive. Warum suchte Watson nach Verhaltensmustern, die vor dem Hintergrund sozialer und kultureller Faktoren
über die Artengrenzen hinaus gelten? einbezogen werden müsse.

12
1.2 Die Entwicklung der modernen Psychologie

Nach dem kognitiven Modell ist Verhalten nur zum


Teil durch vorangehende Umweltereignisse und
frühere Verhaltenskonsequenzen bestimmt, wie Beha-
vioristen annehmen. Einige der augenfälligsten Ver-
haltensweisen treten durch völlig neue Wege des Den-
kens auf und nicht durch vorhersagbare Wege, die in
der Vergangenheit benutzt wurden. Die Fähigkeit, sich
Optionen und Alternativen vorzustellen, die sich
komplett von dem unterscheiden, was ist oder war,
verschafft dem Menschen die Möglichkeit, sich in eine
Zukunft zu bewegen, die die aktuellen Umstände
transzendiert. Ein Individuum reagiert nicht so auf die
Realität, wie sie in der objektiven gegenständlichen
Welt ist, sondern wie sie sich in der subjektiven Rea-
lität der inneren Welt der Gedanken und Vorstellun-
gen des Individuums darstellt. Kognitive Psychologen
betrachten Gedanken sowohl als Ergebnis als auch als
Ursache offen gezeigten Verhaltens. Dass es einem
Leid tut, wenn man jemanden verletzt hat, ist ein Bei-
spiel für Gedanken als Ergebnis. Sich jedoch für sein
Verhalten zu entschuldigen, nachdem es einem Leid
getan hat, ist ein Beispiel für Gedanken als Ursache
von Verhalten.
Kognitive Psychologen untersuchen höhere geisti-
ge Prozesse wie etwa Wahrnehmung, Gedächtnis,
Carl Rogers entwickelte fundamentale Ideen für die humanis- Sprache, Problemlösen und Entscheiden auf einer
tische Perspektive. Warum betonte Rogers die Wichtigkeit posi- Vielzahl von Ebenen. So untersuchen sie beispiels-
tiver Wertschätzung? weise Durchblutungsmuster im Gehirn bei verschie-
denen Arten kognitiver Aufgaben, die Erinnerung ei-
Der humanistische Ansatz erweitert das Gebiet der Psy- ner Studierenden an ein Ereignis aus ihrer frühen
chologie um wertvolle Erkenntnisse aus Untersuchungen Kindheit oder Veränderungen der Gedächtnisfähig-
zur Literatur, Geschichte und den Künsten. Dadurch keit im Laufe des Lebensalters. Bedingt durch die
wird die Psychologie eine vollständigere Disziplin. Hu- Ausrichtung auf geistige Prozesse sehen viele For-
manisten vertreten die Ansicht, dass ihr Blickwinkel so scher die kognitive Perspektive als dominierend in
etwas wie ein Enzym sei, das der Psychologie hilft, sich der heutigen Psychologie an.
über die Konzentration auf negative Kräfte und tierähn-
liche Aspekte des menschlichen Daseins zu erheben.
Die biologische Perspektive
Wie wir in Kapitel 15 sehen werden, hatte die humanis-
tische Perspektive einen starken Einfluss auf die Ent- Die biologische Perspektive ist das Leitbild jener Psy-
wicklung neuer Ansätze in der Psychotherapie. chologen, welche die Ursachen des Verhaltens in der
Funktionsweise der Gene, des Gehirns, des Nerven-
systems und des endokrinen Systems suchen. Das
Die kognitive Perspektive
Funktionieren eines Organismus wird anhand der zu-
Die kognitive Wende in der Psychologie entstand als grunde liegenden körperlichen Strukturen und bio-
weitere Herausforderung an die Beschränkungen des chemischen Prozesse erklärt. Erfahrungen und Verhal-
Behaviorismus. Der zentrale Fokus der kognitiven ten werden weitgehend als das Ergebnis chemischer
Perspektive ist das menschliche Denken und all seine und elektrischer Aktivitäten, die zwischen Nervenzel-
wissensbasierten Prozesse – Aufmerksamkeit, Den- len stattfinden, angesehen.
ken, Erinnern und Verstehen. Aus kognitiver Perspek- Forscher, welche die biologische Perspektive ein-
tive handeln Personen, weil sie denken, und Personen nehmen, gehen davon aus, dass psychische und soziale
denken, da sie menschliche Wesen sind, die herausra- Phänomene letztlich auf biochemische Prozesse zurück-
gend mit dieser Fähigkeit ausgestattet sind. geführt werden können: Sogar die komplexesten Phäno-

13
1 Psycho l o g i e al s Wi ssen sc h aft

mene können dadurch verstanden werden, dass man sie


analysiert und auf immer kleinere, spezifischere Ein-
heiten reduziert. Sie würden beispielsweise zu erklären
versuchen, wie sie die Wörter dieses Satzes lesen, in-
dem sie die exakten zellphysiologischen Prozesse im
Gehirn heranziehen. Aus dieser Sicht wird Verhalten
durch körperliche Strukturen und Vererbungsprozesse
determiniert. Erfahrung kann dadurch Verhalten modi-
fizieren, dass sie diese zu Grunde liegenden biologischen
Strukturen und Prozesse verändert. Forscher könnten
sich fragen „Welche Veränderungen traten im Gehirn
auf, während wir lesen lernten?“ Die Aufgabe psycho-
biologischer Forschung ist es, Verhalten auf der präzi-
sesten Analyseebene zu verstehen.
Viele Forscher, die sich der biologischen Perspek-
tive zuwenden, arbeiten im multidisziplinären Feld
der verhaltensbezogenen Neurowissenschaften. Die Welche geistigen Fähigkeiten benötigte der Australopithecus afri-
Neurowissenschaften beschäftigen sich mit den Ge- canus vor zwei bis drei Millionen Jahren und wie könnten sich
hirnfunktionen; die verhaltensbezogenen Neurowis- diese Fähigkeiten bis heute weiterentwickelt haben?
senschaften versuchen die Vorgänge im Gehirn zu
verstehen, die Verhaltensweisen wie Sinneswahrneh- Bei der Ausübung evolutionärer Psychologie konzent-
mung, Lernen und Emotion zu Grunde liegen. rieren sich die Forscher auf die Umweltbedingungen,
Die Fortschritte der Hirnforschung in den bildge- unter welchen sich das menschliche Gehirn entwickel-
benden Verfahren, die wir in Kapitel 3 beschreiben, te. Die Menschen verbrachten 99 Prozent ihrer Evolu-
haben zu dramatischen Durchbrüchen auf dem Feld der tionsgeschichte als Jäger und Sammler, die in kleinen
kognitiven Neurowissenschaften geführt. Die kogni- Gruppen während des Pleistozäns (einer Periode von
tiven Neurowissenschaften setzen einen multidiszip- etwa zwei Millionen Jahren, die vor 10.000 Jahren en-
linären Forschungsschwerpunkt auf die Gehirngrund- dete) lebten. Die evolutionäre Psychologie nutzt das
lagen höherer kognitiver Funktionen, wie Gedächtnis reiche theoretische Rahmengerüst der Evolutionsbio-
und Sprache. Wie wir sehen werden, ermöglichen es logie, um die zentralen Probleme adaptiven Verhal-
bildgebende Verfahren, die biologische Perspektive tens dieser Spezies zu identifizieren: vermeiden von
auf ein breites Spektrum menschlicher Erfahrung aus- Beutejägern und Parasiten, Sammeln und Austau-
zudehnen. schen von Nahrung, Partner zur Paarung finden und
behalten und gesunde Kinder großziehen. Nachdem
Die evolutionäre Perspektive die Anpassungsprobleme, welchen sich diese frühen
Menschen gegenübersahen, identifiziert sind, können
Die evolutionäre Perspektive versucht, die zeitgenös- Psychologen mit evolutionärer Ausrichtung Schluss-
sische Psychologie mit einer zentralen Idee der Biowis- folgerungen über die Arten geistiger Mechanismen
senschaften zu verknüpfen, der Theorie von Charles und psychologischer Anpassungen ziehen, die sich
Darwin zur Evolution durch natürliche Selektion. Die zur Lösung solcher Probleme entwickelten.
Idee der natürlichen Selektion ist recht einfach: Die- Die evolutionäre Psychologie unterscheidet sich
jenigen Organismen, die besser an ihre Umwelt ange- von den anderen Perspektiven am grundlegendsten in
passt sind, tendieren dazu, mehr Nachkommen zu ihrer Konzentration auf zeitlich extrem lange Prozesse
produzieren (und ihre Gene weiterzugeben) als Orga- der Evolution, die als zentrales Erklärungsprinzip die-
nismen mit schlechterer Anpassung. Über viele Gene- nen. Beispielsweise versuchen Evolutionspsycholo-
rationen hinweg verändern sich die Spezies in Rich- gen die unterschiedlichen Geschlechterrollen als Pro-
tung der bevorzugten Anpassung. Die evolutionäre dukt der Evolution anzusehen und nicht als Produkt
Perspektive in der Psychologie geht davon aus, dass aktueller gesellschaftlicher Zwänge. Da evolutionäre
geistige Fähigkeiten, ebenso wie körperliche Fähig- Psychologen keine Experimente ausführen können,
keiten, sich über Millionen von Jahre entwickelten, die den Gang der Evolution variieren, müssen sie aus-
um spezifischen Anpassungserfordernissen gerecht gesprochen erfinderisch sein, um Belege für ihre Theo-
zu werden. rien zu liefern.

14
1.2 Die Entwicklung der modernen Psychologie

Die kulturvergleichende Perspektive liert. Dieser kritisierte mit stichhaltigen Argumenten


Freuds vaterzentrierte Theorie, indem er Familien-
Psychologen, die eine kulturvergleichende Perspek- praktiken der Trobriander auf Neuguinea beschrieb;
tive einnehmen, untersuchen interkulturelle Unter- in diesem Stamm liegt die Familienautorität bei den
schiede der Ursachen und Konsequenzen von Ver- Müttern und nicht bei den Vätern.
halten. Die kulturvergleichende Perspektive ist eine Die kulturvergleichende Perspektive lässt also er-
wichtige Reaktion auf die Kritik, dass psycholo- kennen, dass einige der universellen Behauptungen
gische Forschung allzu häufig auf einer westlichen der psychodynamischen Perspektive so nicht zutref-
Konzeption der menschlichen Natur basiert und fen. Die kulturvergleichende Perspektive leistet einen
dass sie als Untersuchungspopulation ausschließ- beständigen und wichtigen Beitrag, Generalisierungen
lich weiße Angehörige der Mittelklasse (Gergen et über menschliche Erfahrungen zu relativieren, die der
al., 1996) heranzog. Eine angemessene Betrachtung Unterschiedlichkeit und Reichhaltigkeit von Kulturen
der kulturellen Kräfte kann Vergleiche zwischen keine Rechnung tragen.
Gruppen innerhalb gemeinsamer nationaler Grenzen
beinhalten. Beispielsweise können Forscher die Prä-
valenz von Essstörungen innerhalb der USA zwi- 1.2.3 Perspektivenvergleich:
schen weißen und afro-amerikanischen Teenagern Thema Aggression
vergleichen (siehe Kapitel 11). Kulturelle Einflüsse
können auch zwischen Nationalitäten untersucht Jede der sieben Perspektiven beruht auf einem unter-
werden, wie beispielsweise ein Vergleich zwischen schiedlichen Satz von Annahmen und führt zu unter-
moralischen Urteilen in den USA und Indien (siehe schiedlichen Arten der Antwortsuche auf Fragen zum
Kapitel 10). Verhalten. 씰 Tabelle 1.1 fasst die Perspektiven zusam-
Kulturvergleichende Psychologen wollen heraus- men. Lassen Sie uns anhand des Beispiels, warum sich
finden, ob die Theorien, welche die psychologische Menschen aggressiv verhalten, kurz vergleichen, wie
Forschung hervorgebracht hat, auf alle Menschen Psychologen unter Heranziehung der jeweiligen Mo-
oder nur auf eine engere, spezifischere Population delle mit dieser Frage umgehen. Alle Ansätze sollten
zutreffen. dem Bemühen dienen, das Wesen von Aggression
Die kulturvergleichende Perspektive lässt sich auf und Gewalt zu verstehen. Für jede Perspektive geben
nahezu jeden Gegenstand psychologischer For- wir Beispiele, welche Behauptungen die Forscher auf-
schung anwenden: Wird die menschliche Wahrneh- stellen und welche Experimente sie durchführen
mung von der Welt durch Kultur beeinflusst? Beein- könnten.
flusst die Sprache, die wir sprechen, die Art und
Weise, wie wir die Welt erfahren? Wie beeinflusst
Kultur die Art und Weise, wie sich Kinder zu Er-
wachsenen entwickeln? Wie formen kulturelle Ein-
stellungen das Erleben des höheren Alters? Wie be-
einflusst Kultur unser Selbstverständnis? Beeinflusst
Kultur die Wahrscheinlichkeit, dass ein Individuum
spezifische Verhaltensweisen zeigt? Beeinflusst Kul-
tur die Art und Weise, wie Menschen ihre Gefühle
ausdrücken? Und beeinflusst Kultur die Häufigkeit,
mit der Menschen an psychischen Störungen lei-
den?
Die Folgerungen aus kulturvergleichender Per-
spektive stellen die aus den anderen Perspektiven
gezogenen Schlüsse oftmals unmittelbar in Frage.
Beispielsweise haben Forscher die Auffassung ver-
treten, dass viele Aspekte von Freuds psychodyna-
mischen Theorien nicht auf Kulturen übertragbar
Bronislaw Malinowski dokumentierte die wichtige Rolle, die Frau-
seien, die sich stark von Freuds Wien unterscheiden.
en in der Kultur der Trobriand-Inseln spielen. Warum ist interkultu-
Diese Bedenken wurden bereits 1927 von dem An- relle Forschung für die Suche nach universellen psychologischen
thropologen Bronislaw Malinowski (1927) formu- Prinzipien entscheidend?

15
1 Psycho l o g i e al s Wi ssen sc h aft

Psychodynamisch. Untersucht Aggression als Biologisch. Untersucht die Rolle spezifischer Ge-
Reaktion auf Frustrationen, die durch Barrieren hirnareale für die Aggression, indem verschie-
auf dem Weg zur Freude, beispielsweise durch dene Gehirnregionen stimuliert und dann alle
ungerechte Autoritäten, entstanden sind. Be- hervorgerufenen destruktiven Handlungen auf-
trachtet Aggression beim Erwachsenen als Re- gezeichnet werden. Analysiert auch das Gehirn
sultat der Verschiebung der Feindseligkeit, die von Massenmördern im Hinblick auf Abnorma-
ursprünglich als Kind gegenüber den Eltern ge- litäten; untersucht Aggression bei Frauen im Zu-
fühlt wurde. sammenhang mit den Phasen des Menstrua-
tionszyklus.
Behavioristisch. Identifiziert die Verstärker ver-
gangener aggressiver Reaktionen, wie etwa ein Evolutionär. Betrachtet, welche Bedingungen
Mehr an Aufmerksamkeit, die einem Kind von Aggression zu einem Anpassungsverhalten für
seinen Klassenkameraden oder Geschwistern Urmenschen machten. Identifiziert psycholo-
zukommt. Behauptet, dass Kinder von körper- gische Mechanismen, die in der Lage sind, unter
lich züchtigenden Eltern lernen, später mit ihren diesen Bedingungen selektiv aggressives Verhal-
Kindern genauso zu verfahren. ten hervorzurufen.

Humanistisch. Sucht nach persönlichen Werten Kulturvergleichend. Betrachtet, wie Mitglieder


und sozialen Bedingungen, die selbst-einschrän- verschiedener Kulturen Aggression zeigen und
kende und aggressive Perspektiven anstelle von interpretieren. Findet heraus, wie kulturelle
wachstumsfördernden und geteilten Erfah- Kräfte die Wahrscheinlichkeit verschiedener Ar-
rungen nähren. ten aggressiven Verhaltens beeinflusst.

Kognitiv. Erfasst die unterschiedlichen feind- Anhand dieses Beispiels von Aggression können Sie
seligen Gedanken und Phantasien, die Men- erkennen, wie die verschiedenen Perspektiven zusam-
schen bei der Wahrnehmung gewalttätiger menwirken, um ein umfassendes Verständnis in spe-
Handlungen erleben. Beachtet sowohl aggres- zifischen Feldern der psychologischen Forschung zu
sive Vorstellungen als auch Absichten, andere ermöglichen. In der gegenwärtigen Psychologie wird
zu verletzen. Untersucht den Einfluss von Ge- die meiste Forschungsarbeit von mehreren Perspekti-
walt in Filmen und Videos, inklusive porno- ven aus geleistet. Wenn Sie Psychologie durcharbei-
graphischer Gewaltdarstellungen, beispiels- ten, werden Sie sehen, dass neue Theorien oft aus
weise auf Haltungen zur Kontrolle von Waf- Kombinationen verschiedener Perspektiven entste-
fenbesitz, Vergewaltigung und Krieg. hen. Zudem hat der technische Fortschritt die Kombi-

Tabelle 1.1

Vergleich von sieben Perspektiven zeitgenössischer Psychologie


Perspektive Untersuchungsschwerpunkt Primäre Forschungsthemen
Psychodynamisch Unbewusste Triebe, Konflikte Verhalten als sichtbarer Ausdruck unbewusster Motive
Behavioristisch Spezifische gezeigte Reaktionen Verhalten und seine Verursachung durch Stimuli und
Konsequenzen
Humanistisch Menschliches Erleben und Potenziale Lebensmuster, Werte, Ziele
Kognitiv Mentale Prozesse, Sprache Schlussfolgern auf geistige Prozesse durch
Verhaltensindikatoren
Biologisch Prozesse in Gehirn und Nervensystem Biochemische Basis von Verhalten und mentalen Prozessen
Evolutionär Evolutionär entstandene psychische Mentale Mechanismen als evolutionär entstandene adaptive
Anpassungsvorgänge Funktionen
Kulturvergleichend Interkulturelle Muster von Haltungen Universelle und kulturspezifische Aspekte
und Verhalten menschlicher Erfahrung

16
1.2 Die Entwicklung der modernen Psychologie

KRITISCHES DENKEN IM ALLTAG


Warum enden Freundschaften?

Ein wichtiges Anliegen von Psychologie ist es, Ihre sich stets der kulturellen Einflüsse auf Forschungser-
Fähigkeit zu verbessern, sich kritisch mit der Um- gebnisse bewusst zu sein. Um die interkulturelle An-
welt auseinanderzusetzen: Wir möchten Ihnen hel- wendbarkeit Ihrer Resultate zu bewerten, erhoben die
fen, „begründete Entscheidungen darüber zu treffen, Forscher daher Vergleichsdaten von einer Gruppe
was Sie glauben und wie Sie handeln sollten“ (Apple- russischer Studierender. Diese Studierenden gaben
by, 2006, S. 61). Betrachten wir, was dies im Fall allesamt an, dass ihre häufigste Konfliktursache in
eines Problems bedeutet, das den Studierenden in Freundschaften der Vertrauensbruch war. Worauf
unseren Seminaren offensichtlich oft zu schaffen könnte das zurückgehen? Die Wissenschaftler speku-
macht: Warum enden Freundschaften? lierten, dass Russen möglicherweise auf solches Ver-
Erinnern Sie sich an die Umstände, unter wel- halten wegen „Russlands totalitärer Vergangenheit, in
chen eine Ihnen wichtige Freundschaft endete. Konn- welcher der Verrat eines Freundes lebensbedrohlich
ten Sie damals verstehen, was schief gelaufen war? sein konnte“ (Sheets & Lugar, 2005, S. 391) empfind-
Die Psychologie kann theoretische Analysen liefern, licher reagieren.
die Ihnen verstehen helfen, was in Ihrem Leben Dieser kulturelle Unterschied zwischen US-ame-
vorgeht. So sind etwa gerade die Kategorien von Er- rikanischen und russischen Studierenden hat einige
eignissen, die Freundschaften beenden, Forschungs- bemerkenswerte Implikationen. Erstens erinnert Sie
gegenstand gewesen (Sheets & Lugar 2005). Die Be- das Ergebnis daran, dass ein wichtiger Bestandteil
fragten berichten von Vorgängen wie Konkurrenz in kritischen Denkens die Prüfung jeder Schlussfolge-
Liebesbeziehungen („sie hat mit meinem Freund ge- rung auf Stichhaltigkeit und allgemeine Anwendbar-
schlafen“), respektlosem Benehmen („er hat zugelas- keit ist. In Kapitel 2 werden wir uns der wissenschaft-
sen, dass seine Freunde mein Wohnheimzimmer lichen Methodik widmen. Anhand dieser Darstellung
verwüsten“) und Vertrauensbruch („er hat alle meine werden Sie sehen, welchen Standards Forschung ge-
Geheimnisse verraten“). Wenn Sie diese verschie- nügen muss, bevor wir Sie in Psychologie überneh-
denen Kategorien betrachten, gewinnen Sie einen men. Außerdem werden wir im gesamten Buch zu
Bezugsrahmen, um Spannungen in Ihren eigenen bedenken geben, auf welche Arten ein kultureller
Freundschaften einzuordnen. Die Studie ergab sogar Hintergrund die Grundlagen der menschlichen Exis-
noch präzisere Schlussfolgerungen: Bei ungefähr tenz beeinflussen kann. Die zweite Implikation
400 Studenten aus dem Mittleren Westen der USA dieses Unterschieds zwischen amerikanischen und
waren die häufigsten Konfliktgründe – die Ursachen russischen Studierenden betrifft Ihr Verhalten ge-
von Streitigkeiten, an denen Freundschaften zerbra- genüber den Menschen Ihrer Umgebung, denn die
chen – Konkurrenz in Liebesbeziehungen und re- meisten Menschen leben und arbeiten inzwischen in
spektloses Benehmen. Können Sie diese Information einer multikulturellen Umwelt. Lassen Sie sich von
benutzen, um den Zustand Ihrer eigenen Freund- Ihrer psychologischen Ausbildung dafür sensibili-
schaften besser einzuschätzen? Dieses Beispiel zeigt, sieren, in welchen Bereichen der kulturelle Hinter-
wie die Psychologie Ihnen helfen kann, angemessene grund wichtig und in welchen er weniger wichtig ist.
Kategorien für Lebenserfahrungen aufzustellen und Denken Sie daran: Das Ziel ist, sich von Ihrem Wis-
anzuwenden. sen in Psychologie zu besseren Entscheidungen im
Aber es gibt noch einen anderen Aspekt kritischen Alltagsleben anleiten zu lassen.
Denkens, den Sie hier anwenden können: Fragen Sie
Kann es im Rahmen der erwähnten Studie von Be-
sich, wie weit Sie das Gelernte verallgemeinern kön-
deutung sein, dass die amerikanischen Daten alle
nen. Im obigen Beispiel kamen die Ergebnisse über
aus dem Mittelwesten kamen?
das Ende von Freundschaften von amerikanischen
Studenten aus dem Mittelwesten. Wir haben in die- Welche Eigenheiten der US-amerikanischen Ge-
sem Kapitel bereits die kulturvergleichende Perspek- schichte könnten für die Psychologie von US-Bür-
tive beschrieben, die heutigen Forschern nahelegt, gern bedeutsam sein?

nation mehrerer Perspektiven erleichtert; so ermögli- schiedliche Gegenstände wie Persönlichkeitsunter-


chen etwa die bildgebenden Verfahren in der Hirnfor- schiede (Kapitel 13) und Therapieergebnisse (Kapi-
schung, die Sie in Kapitel 3 kennen lernen, den tel 15) anzuwenden. Darüber hinaus haben Entwick-
Forschern, eine biologische Perspektive auf so unter- lungen wie das Internet es den Forschern erleichtert,

17
1 Psycho l o g i e al s Wi ssen sc h aft

weltweit zu kooperieren. Sie können eine kulturver- sationspsychologen beispielsweise arbeiten an der
gleichende Perspektive auf so unterschiedliche Phä- Verbesserung des Verhältnisses von Mensch und Ar-
nomene wie moralisches Argumentieren (Kapitel 10) beit; Schulpsychologen befassen sich mit dem Verhält-
oder das wahrgenommene Körperbild (Kapitel 11) an- nis von Schüler zu Schule.
wenden. Die Vielfalt an Perspektiven in der Psycholo- Psychologen aller Fachgebiete wahren in ihrer Ar-
gie hilft den Forschern, Kernfragen der menschlichen beit ein Gleichgewicht zwischen Forschung – der Ge-
Erfahrung kreativ zu erforschen. winnung neuer Erkenntnisse – und Anwendung – der
Nutzung dieser Erkenntnisse. Diese zwei Aspekte ihrer
Tätigkeit sind ohne einander nicht denkbar. So stellen
ZWISCHENBILANZ
wir uns zum Beispiel klinische Psychologen oft als
Menschen vor, die psychologisches Wissen anwenden,
1 Was sind die zentralen Anliegen der strukturalistischen
um die Lebensqualität anderer Menschen zu verbes-
und der funktionalistischen Herangehensweise?
sern. Wie wir allerdings in Kapitel 14 und 15 sehen
2 Wie formulieren die psychodynamische und die beha- werden, haben klinische Psychologen auch eine wich-
vioristische Perspektive jeweils die Faktoren, von de- tige Funktion in der Forschung. Die gegenwärtige For-
nen menschliches Handeln bestimmt wird?
schung verbessert ständig unser diagnostisches Ver-
3 Welche Perspektive geht davon aus, dass Menschen ständnis der verschiedenen psychischen Erkrankungen
aktive Wesen sind, die nach positiver Entwicklung und der Behandlungsmethoden, die dem Patienten am
streben? besten helfen.
4 Was ist das Ziel der kognitiven Neurowissenschaften? Vielleicht haben Sie sich die Frage gestellt, wie
5 Wie ergänzen sich die evolutionäre und die kulturver- viele Psychologen weltweit diesen Beruf ausüben?
gleichende Perspektive? Schätzungen nennen eine Zahl deutlich über 500.000.
씰 Abbildung 1.2 vermittelt einen Eindruck von den
verschiedenen Arbeitsgebieten für Psychologen und
ihrer Verteilung. Obwohl der prozentuale Anteil an
Was machen Psychologen Psychologinnen und Psychologen in den westlichen
eigentlich?
1.3 Industrienationen am größten ist, steigt das Interesse
an Psychologie in vielen Ländern kontinuierlich an.
Unter dem Dach der International Union of Psycho-
Sie wissen jetzt hinreichend viel über Psychologie, um logical Science sind Mitgliedsorganisationen aus
Fragen zu formulieren, welche die ganze Bandbreite mehr als 70 Ländern vereint (Ritchie, 2004). Die ame-
psychologischer Fragestellungen abdecken. Wenn Sie rikanische Psychologen-Vereinigung American Psy-
eine solche Frageliste erstellen, dann werden Sie mit chological Association (APA) zählt gegenwärtig mehr
den Spezialgebieten einer Vielzahl von Personen in als 150.000 Mitglieder aus allen Teilen der Welt. Eine
Berührung kommen, die sich als Psychologen bezeich- zweite internationale Organisation, die Association
nen. In 씰 Tabelle 1.2 zeigen wir Ihnen unsere eigene for Psychological Science (APS), mit mehr als 14.000
Fassung solcher Fragen und geben Hinweise darauf, Mitgliedern, konzentriert sich stärker auf wissen-
welche Art von Psychologen sich damit beschäftigen. schaftliche Aspekte der Psychologie und weniger auf
Wenn Sie die Zeit finden, dann erstellen Sie Ihre eige- die klinischen und Anwendungsaspekte. In Deutsch-
ne Frageliste. Machen Sie einen Haken hinter jede land entspricht diese Zweiteilung der Existenz des
Frage, wenn das vorliegende Buch sie beantwortet. Berufsverbandes Deutscher Psychologinnen und Psy-
Wenn Sie die Tabelle betrachten, werden Ihnen die chologen (BDP; klinische und Anwendungsaspekte:
zahlreichen verschiedenen Sparten im Berufsbild des http://www.bdp-verband.org) und der Deutschen Ge-
Psychologen auffallen. Manche dieser Bezeichnungen sellschaft für Psychologie (DGPs; akademische As-
beziehen sich auf den hauptsächlichen Gegenstand pekte: http://www.dgps.de).
der Tätigkeit: So befassen sich etwa kognitive Psycho- Es wird Sie vielleicht nicht überraschen zu hören,
logen mit den kognitiven oder Erkenntnisprozessen dass Forschung und Praxis der Psychologie in ihrer
wie Gedächtnis und Sprache; Sozialpsychologen kon- frühen Geschichte von Männern dominiert wurden.
zentrieren sich auf die sozialen Faktoren, die Einstel- Auch wenn sie noch gering an Zahl waren, leisteten
lungen und Verhalten des Menschen prägen. Andere Frauen dennoch einen wichtigen Beitrag zu dem Ge-
Bezeichnungen beziehen sich auf das Anwendungsge- biet (Russo & Denmark, 1987; Scarborough & Furomo-
biet der jeweiligen Fachrichtung: Arbeits- und Organi- to, 1987). Im Jahre 1894 beendete Margaret Washburn

18
1.3 Was machen Psychologen eigentlich?

Tabelle 1.2

Die Unterschiedlichkeit psychologischer Fragestellungen

Die Frage Wer beschäftigt sich damit? Forschungsschwerpunkte und praktische Anwendung
Wie können Menschen Klinische Psychologen, Untersuchung der Ursachen psychischer Störungen und
besser mit Alltags- Beratungspsychologen, Evaluation von Behandlungsmöglichkeiten; Erstellung einer
problemen umgehen? Psychiater Diagnose und Behandlung von psychischen Störungen
Wie bewältige ich die Rehabilitationspsychologen Diagnose und Beratung für Menschen mit Traumata, Krank-
Folgeeffekte eines heiten oder Behinderungen; Angebot von Strategien
Schlaganfalls? des Umgangs mit den Folgen und Anleitung betroffener
Individuen, des Pflegepersonals und der Arbeitgeber
Wie werden Gedächtnis- Biologische Psychologen, Untersuchung der biochemischen Grundlagen von Verhal-
inhalte gespeichert? Psychopharmakologen ten, Gefühlen und mentalen Prozessen
Wie kann man einem Experimentelle Psychologen, Untersuchung grundlegender Prozesse von Lernen, Empfin-
Hund beibringen, dass er Verhaltensanalytiker den, Wahrnehmung, Emotion und Motivation mithilfe von
auf Kommandos hört? Laborexperimenten, häufig mit nicht menschlichen Probanden
Warum kann ich mich Kognitive Psychologen, Untersuchung mentaler Prozesse wie Gedächtnis, Wahr-
nicht immer an Infor- Kognitionswissenschaftler nehmung, logisches Denken, Problemlösen, Entscheidungs-
mationen erinnern? findung und der Verwendung von Sprache
Was unterscheidet den Persönlichkeitspsychologen, Entwicklung von Tests und Theorien zum besseren Verständnis
einen Menschen vom Verhaltensgenetiker von Unterschieden bei Individuen und Verhaltensweisen;
anderen? Untersuchung des Einflusses von Genen und Umwelt auf
diese Unterschiede
Wie funktioniert Sozialpsychologen Untersuchung der Art und Weise, wie Menschen in sozialen
„Gruppendruck“? Gemeinschaften funktionieren, sowie der Prozesse, mithilfe
derer sie soziale Informationen selektieren, interpretieren
und speichern
Was wissen Babys von Entwicklungspsychologen Untersuchung der Veränderungen von physischen, kogni-
der Welt? tiven und sozialen Funktionen in unterschiedlichen Lebens-
abschnitten; Untersuchung des Einflusses von Genen und
Umwelt auf diese Veränderungen
Warum ruft meine Arbeit Arbeits- und Untersuchung der Faktoren, die Leistung und Motivation
depressive Verstimmungen Organisationspsychologen in einer größeren Arbeitsumgebung steuern;
hervor? Anwendung der Ergebnisse am Arbeitsplatz
Wie sollten Lehrer mit Pädagogische Psychologen, Untersuchung von Verbesserungsmöglichkeiten für verschie-
Schülern umgehen, Schulpsychologen dene Aspekte des Lernens; Beratung beim Entwurf von Lehr-
die ständig stören? plänen, Programmen zur Lehrerfortbildung und Förderpro-
grammen für Kinder
Warum ist mir vor jeder Klinische Psychologen, Untersuchung der Art und Weise, wie unterschiedliche
Prüfung übel? Gesundheitspsychologen Lebensstile die physische Gesundheit beeinflussen; Entwurf
und Evaluation von Maßnahmen, die den Menschen bei der
Vermeidung ungesunder Lebensweisen und bei der Bewäl-
tigung von Stress helfen
War die Angeklagte Forensische Psychologen Anwendung psychologischer Erkenntnisse in juristischen
psychisch gestört, als sie Fällen
das Verbrechen beging?
Warum bekomme ich bei Sportpsychologen Beurteilung der Leistung von Sportlern und die Verwendung
wichtigen Fußballspielen von Motivations-, Kognitions- und Verhaltensmodellen, um
immer Atemnot? ihnen zu Spitzenleistungen zu verhelfen

19
1 Psycho l o g i e al s Wi ssen sc h aft

Arbeits- und
Schulen und andere
Organisationsbereich
Bildungseinrichtungen
Eigene
Diverse
Praxis 6,3 4,2 8,5

33,6

28,0
19,4

Kliniken und Forschung und


Beratungsstellen Lehre

Abbildung 1.2: Arbeitsgebiete von Psychologen. Prozent- Entwicklungspsychologinnen benutzen Puppen oder andere Spiel-
anteile der Arbeitsgebiete von Psychologinnen und Psychologen, zeuge, um zu untersuchen, wie Kinder sich verhalten, denken oder
die einen Doktorgrad in Psychologie besitzen und der American fühlen. Warum könnte es für ein Kind leichter sein, seine Gedanken
Psychological Association (APA) angeschlossen sind. einer Puppe als einem Erwachsenen mitzuteilen?

als erste Frau ihre Studien an der Cornell University viel für wichtige Fortschritte der Psychoanalyse, einer
mit einem Doktorgrad in Psychologie. Sie hat in der Therapieform, die auf der psychodynamischen Per-
Folge ein einflussreiches Lehrbuch, The Animal Mind, spektive beruht. Charlotte Bühler, in den 20er Jahren
geschrieben. Im Jahre 1895 erfüllte Mary Calkins die bereits Professorin, leistete vor und nach ihrer Emigra-
entsprechenden Anforderungen an der elitären Har- tion aus Nazi-Deutschland Beachtliches als Entwick-
vard University mit Bestleistungen. Dennoch weigerte lungspsychologin und Therapeutin und kann als Mit-
sich damals die Universitätsleitung von Harvard, den begründerin der Humanistischen Psychologie gelten.
Doktortitel einer Frau zu verleihen. Trotz dieses Af- Wir werden die Pioniertätigkeiten von Forscherinnen
fronts wurde Calkins eine erfolgreiche Forscherin und im Laufe des Buches immer wieder hervorheben.
die erste weibliche Präsidentin der American Psycho- In der zeitgenössischen Psychologie teilen sich Män-
logical Association. Anna Freud, die wir zuvor schon ner und Frauen die lohnende Aufgabe, Theorien und
mit ihrem Vater auf einer Urlaubsreise zeigten, leistete Anwendungen voranzutreiben. Wie 씰 Abbildung 1.3

60
Anteil Frauen mit Promotionsabschluss (Prozent)

50 49,39

40 36,37

30 28,84

20
Abbildung 1.3: Prozent
an Doktorgraden, die an 10
Frauen verliehen wurden.
Der Verlauf der letzten 30
Jahre: Mittlerweile bilden 0
Frauen knapp die Hälfte der 1973–1982 1983–1992 1993–2002
doktoralen Graduierungen Früheres Bundesgebiet Früheres Bundesgebiet Deutschland
(Quelle: Statistisches Bun-
desamt).

20
Zusammenfassung

zeigt, wird in Deutschland knapp die Hälfte der Dok-


torgrade in der Psychologie – der Titel für fortge-
schrittene Forschungsarbeiten, den wissenschaft-
liche Nachwuchskräfte meistens erwerben – nun an
Frauen vergeben (Quelle: Statistisches Bundesamt).
Indem die Psychologie weiterhin einen Beitrag zur
wissenschaftlichen Erforschung des Menschen leis-
tet, fühlen sich immer mehr Menschen – Frauen und
Männer, Mitglieder aller Teile der Gesellschaft – zu
diesem Beruf hingezogen.

ZWISCHENBILANZ

1 Welches Verhältnis besteht zwischen Forschung und


praktischer Anwendung?
2 In welchen beiden Bereichen sind die meisten Psycho-
logen beschäftigt?

Margaret Washburn erwarb 1894 als erste Frau in den USA einen
Doktorgrad in Psychologie. Später schrieb sie ein wichtiges Lehr-
buch, The Animal Mind (1908). Welchen Schwierigkeiten könnte
sie als eine der ersten Frauen im Forschungsbetrieb gegenüber
gestanden haben?

21
1 Psycho l o g i e al s Wi ssen sc h aft

Z U S A M M E N F A S S U N G
Was macht Psychologie einzigartig? Die humanistische Perspektive betont die einem
Psychologie ist die wissenschaftliche Untersu- Individuum innewohnende Fähigkeit, rationale
chung des Verhaltens und der mentalen Prozesse Entscheidungen zu treffen.
von Individuen.
Die kognitive Perspektive unterstreicht mentale
Die Ziele der Psychologie bestehen darin, zu be- Prozesse, die Verhaltensreaktionen beeinflussen.
schreiben, zu erklären, vorherzusagen und zu
Die biologische Perspektive untersucht Bezie-
helfen, Verhalten zu kontrollieren.
hungen zwischen Verhalten und Mechanismen
Die Entwicklung der modernen Psychologie des Gehirns.
Strukturalismus entstand aus den Arbeiten von
Die evolutionäre Perspektive betrachtet Verhal-
Wundt und Titchener. Er betonte die Struktur
ten als etwas, das sich zur Anpassung an die Um-
des Geistes und Verhalten, das sich aus elemen-
welt entwickelt hat.
taren Empfindungen zusammensetzt.
Die kulturvergleichende Perspektive untersucht
Funktionalismus wurde durch James und Dewey
Verhalten und seine Interpretation im kulturellen
ent wickelt und betont die Absicht hinter dem
Kontext.
Verhalten.
Was machen Psychologen eigentlich?
Zusammen genommen bildeten diese Theorien
Psychologen arbeiten in einer Vielzahl von Um-
die Agenda der modernen Psychologie.
gebungen und nutzen Expertise aus einer ganzen
Jeder der sieben zeitgenössischen Ansätze zu psy-
Bandbreite von Spezialgebieten.
chologischen Untersuchungen unterscheidet sich
in seinem Menschenbild, den Determinanten des Nahezu jede Fragestellung aus dem Bereich der
Verhaltens, dem Hauptaugenmerk der Untersu- Alltagserfahrungen wird von Mitgliedern des
chungen und dem bevorzugten Forschungsansatz. Berufsstandes der Psychologen bearbeitet.

Die psychodynamische Perspektive betrachtet Ver- Zu Beginn des 21. Jahrhunderts wurde der Beruf
halten als getrieben durch Instinktkräfte, innere des Psychologen internationaler in seiner Aus-
Konflikte sowie bewusste und unbewusste Motive. richtung und erfuhr eine Ausdifferenzierung in
Praxis und Forschung.
Nach der behavioristischen Perspektive ist Verhal-
ten durch externe Stimulusbedingungen determi-
niert.

Z U S A M M E N F A S S U N G

22
1.1 Die Inhalte des Bewusstseins

SCHLÜSSELBEGRIFFE

Schlüsselbegriffe sind innerhalb des Kapitels in Fett- Behaviorismus (S. 12)


druck gesetzt, so dass sie beim Lesen sofort ins Auge Behavioristische Perspektive (S. 11)
fallen. Wie Sie hier sehen, werden sie am Ende jedes Biologische Perspektive (S. 13)
Kapitels zusammen mit der Seitennummer aufgelistet, Dispositionelle Variablen (S. 5)
auf der sie zuerst auftauchen. Wenn Sie sich auf Prü- Evolutionäre Perspektive (S. 14)
fungen vorbereiten, dann stellen Sie sicher, dass Sie Funktionalismus (S. 10)
jeden Begriff definieren können. Zusätzlich sind alle Humanistische Perspektive (S. 12)
Schlüsselbegriffe am Ende des Buches im Glossar al- Kognitive Neurowissenschaftten (S. 14)
phabetisch aufgelistet und definiert. Das Glossar lie- Kognitive Perspektive (S. 13)
fert Definitionen der Schlüsselbegriffe und zeigt die Kulturvergleichende Perspektive (S. 15)
Seitenzahlen ihres Erscheinens. Sie können es zum Organismische Variablen (S. 5)
Auffrischen Ihres Gedächtnisses benutzen. Psychodynamische Perspektive (S. 11)
Psychologie (S. 2)
Situationale Variablen (S. 5)
Strukturalismus (S. 9)
Umweltvariablen (S. 5)
Übungsaufgaben, Lösungen und weitere
Informationen zu diesem Buchkapitel fin- Verhalten (S. 2)
den Sie auf der Companion-Website unter Verhaltensbezogene Neurowissenschaften (S. 14)
http://www.pearson-studium.de Verhaltensdaten (S. 4)
Wissenschaftliche Methode (S. 2)

23
Forschungsmethoden
der Psychologie

2.1 Der psychologische Forschungsprozess ..................... 26


2
2.1.1 Beobachterabhängige Urteilsverzerrung
und operationale Definitionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28
2.1.2 Experimentelle Methoden: Alternativerklärungen
und die Notwendigkeit von Kontrollbedingungen. . . . . . . . . . . . . 31
2.1.3 Korrelationsmethoden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35
2.1.4 Unterschwellige Beeinflussung? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36

Psychologie im Alltag:
Kann eine Meinungsumfrage Ihre Einstellungen beeinflussen? . . . . . . . . . . . . 38

2.2 Psychologische Messung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39


2.2.1 Wie erreicht man Reliabilität und Validität? . . . . . . . . . . . . . . . . . 39
2.2.2 Selbstberichtsverfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40
2.2.3 Verhaltensmaße und Beobachtungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40

Ü B E R B L I C K
2.3 Ethische Grundsätze der Forschung an Mensch und Tier ...... 43
2.3.1 Freiwillige Zustimmung nach Aufklärung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44
2.3.2 Risiko-/Nutzen-Abwägung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44
2.3.3 Vorsätzliche Täuschung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44
2.3.4 Abschlussgespräch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45
2.3.5 Themen in der Tierforschung: Wissenschaft, Ethik, Politik. . . . . . 45

2.4 Wie wird man ein mündiger Forschungsrezipient? . . . . . . . . . . . . 46

Kritisches Denken im Alltag:


Wie können Sie psychologische Informationen im Internet bewerten? . . . . . . 47

Zusammenfassung ............................................ 48

Schlüsselbegriffe ............................................. 49
2 F o rsch u n g sm eth oden der P syc h ologie

I n Kapitel 1 haben wir Sie gebeten, eine Liste mit


Fragen zu erstellen, die Sie am Ende Ihrer Lektüre
von Psychologie gern beantwortet sähen. Studierende,
chen. Woher kommen die Fragen der Forscher? Einige
entstehen aufgrund direkter Beobachtung von Ereig-
nissen, Menschen und anderen Lebewesen in der Um-
die bereits mit dem Buch gearbeitet haben, reagierten welt. Ein weiterer Teil der Forschung widmet sich
auf diese Aufforderung mit einer Reihe interessanter traditionellen Forschungsgegenständen: Einige The-
Fragestellungen, wie etwa: men werden als „große ungelöste Fragen“ betrachtet,
die von einer älteren Forschungsgeneration weiterge-
Warum „brennt“ scharfes Essen? reicht wurden. Oft kombinieren Forscher auch alte
Ideen auf einzigartige Weise, um so neue Sichtweisen
Schadet Ihren Kindern ein Klaps auf den Hin-
zu erschließen. Das Wahrzeichen der wirklich großen
tern?
Denker ist die Entdeckung einer neuen Wahrheit, die
Kann die Psychologie mir bei der Berufswahl Wissenschaft und Gesellschaft eine neue, bessere
helfen? Richtung gibt.
Wenn Psychologen Informationen über bestimmte
Ist Fernsehwerbung am späten Abend überhaupt
Phänomene sammeln, dann entwerfen sie Beweise,
wirksam?
die einen wichtigen Kontext für die Formulierung
Im vorliegenden Kapitel beschreiben wir, wie Psycho- neuer Forschungsfragen darstellen. Eine Theorie ist
logen zu Antworten auf die Fragen kommen, die Ihnen eine geordnete Menge von Begriffen und Aussagen,
wichtig sind. Wir konzentrieren uns dabei auf die be- die ein Phänomen oder eine Gruppe von Phänomenen
sondere Art und Weise, mit der die Psychologie die erklärt. Die gemeinsame Grundlage der meisten psy-
wissenschaftliche Methodik auf ihr Forschungsgebiet chologischen Beweise ist die Annahme des Determi-
anwendet. Sie sollten verstehen, wie Psychologen ihre nismus, das heißt die Annahme, dass alle Ereignisse,
Forschung planen: Wie können aus den komplexen gleich ob physikalischer, geistiger oder behavioraler
und oft ungenauen Phänomenen, welche Psychologen Natur, das Ergebnis von spezifischen Kausalfaktoren
untersuchen – unser Denken, Fühlen und Handeln –, sind oder von diesen bestimmt werden. Diese Kausal-
jemals sichere Schlussfolgerungen gezogen werden? faktoren sind auf das Individuum oder dessen Umge-
Auch für jemanden, der nie in seinem Leben wissen- bung begrenzt. Man geht auch davon aus, dass Verhal-
schaftliche Forschung betreiben wird, kann es nütz- ten und mentale Prozesse regelmäßigen Mustern von
lich sein, dieses Kapitel durchzuarbeiten. Der Haupt- Zusammenhängen folgen und dass diese Muster durch
zweck des Kapitels ist es, die Fähigkeit zu kritischem Forschung entdeckt und offen gelegt werden können.
Nachdenken zu verbessern, die richtigen Fragen zu Wenn in der Psychologie eine Theorie aufgestellt wird,
vermitteln und die Antworten auf Fragen zu den Ur- erwartet man für gewöhnlich von ihr, dass sie sowohl
sachen, Folgen und Korrelaten psychologischer Phä-
nomene zu bewerten. Die Medien veröffentlichen
ständig Beiträge, die mit „Die Forschung zeigt, dass
…“ beginnen. Wer seine rationale Skepsis schärft,
wird ein mündiger Rezipient der forschungsbasierten
Schlussfolgerungen, die uns im Alltag begegnen.

Der psychologische
Forschungsprozess
2.1
Der psychologische Forschungsprozess kann in meh-
rere Schritte unterteilt werden, die für gewöhnlich
aufeinander folgen (씰 Abbildung 2.1). Der erste Schritt
im Prozess besteht typischerweise darin, dass Beob-
Wissenschaftliche Beweise müssen einer strengen Überprüfung
achtungen, Überzeugungen, Informationen und Allge-
standhalten, deren Ergebnisse wiederum von unabhängigen
meinwissen jemanden auf eine neue Idee bringen oder Forschern repliziert werden müssen, bevor eine Theorie als be-
ihm eine neue Sichtweise auf ein Phänomen ermögli- stätigt gilt.

26
2.1 Der psychologische Forschungsprozess

bekannte Fakten erklärt als auch, in einem zweiten


Schritt
Schritt im Forschungsprozess, auch neue Hypothesen Anfängliche Erfolgreiche Ballspieler
generiert. Eine Hypothese ist eine vorläufige und über-
prüfbare Aussage über den Zusammenhang zwischen
1 Beobachtung
oder Frage
berichten, dass der Ball für
sie größer wirke.
Ursachen und Folgen. Hypothesen werden oft als
Wenn-dann-Vorhersagen formuliert, in denen bestimm-
Schritt Spieler, denen der Ball
te Ergebnisse aufgrund spezifischer Bedingungen er- Hypothesen-
wartet werden. Wir könnten zum Beispiel vorhersagen:
Wenn Kinder sehr viel Gewalt im Fernsehen sehen,
2 bildung größer erscheint, erzielen
bessere Spielergebnisse.

dann werden sie mehr aggressive Handlungen gegen-


über ihren Spielkameraden ausführen. Um die Wenn-
Spielern wurde eine Grafik mit
dann-Beziehung zu bestätigen, muss geforscht wer-
acht schwarzen Kreisen gezeigt
den. Beweise sind von grundlegender Bedeutung für und sie sollten den Kreis bezeich-
Schritt
die Generierung neuer Hypothesen. Falls wissen- Konzeption der nen, der ihrer Meinung nach der
schaftliche Daten einer Hypothese nicht entsprechen,
müssen Forscher einzelne Aspekte ihrer Beweise
3 Untersuchung Größe eines Softballs entsprach.
Die Spieler stellten auch Daten
zur Verfügung, die den Forschern
überdenken. Insofern besteht ein ständiger Austausch die Ermittlung ihrer Spielstärke
zwischen Theorie und Forschung. ermöglichten.
In einem dritten Schritt greifen Forscher dann auf
die wissenschaftliche Methode zurück, um ihre Hypo-
thesen zu überprüfen. Die wissenschaftliche Methode Schritt Die Daten ergaben, dass Spieler
Datenaus-
ist eine allgemein gültige Sammlung von Vorgehens-
weisen, um Ergebnisse so zu gewinnen, dass Fehler-
4 wertung und
Schluss-
folgerungen
mit höherer Spielstärke tendenziell
größere Kreise als die zutreffende
Softballgröße auswählten.
quellen minimiert und verlässliche Schlussfolge-
rungen gezogen werden können. Die Psychologie wird
als eine Wissenschaft betrachtet, weil und so weit sie
Schritt
der wissenschaftlichen Methode folgt. Ein großer Teil Veröffent- Der Aufsatz erschien in der
dieses Kapitels ist der Beschreibung dieser Methode
gewidmet.
5 lichung der
Ergebnisse
renommierten Fachzeitschrift
Psychological Science.

Wenn die Daten gesammelt sind, folgt ein vierter


Schritt, in dem die Daten analysiert und Schlüsse dar-
Schritt Der Abschnitt „Diskussion” im
aus gezogen werden. Wenn die Forscher davon ausge- Diskussion Aufsatz nennt eine Reihe weiter
hen, dass ihre Ergebnisse Auswirkungen auf das For-
schungsgebiet haben, reichen sie diese in einem
6 der ungelösten
Fragen
gehender Fragestellungen, so
zum Beispiel, ob den Spielern der
fünften Schritt als Fachartikel in einer wissenschaft- Ball bereits vor oder erst nach
einer Steigerung ihrer Spielstärke
lichen Zeitschrift zur Veröffentlichung ein. Damit eine größer erscheint.
Veröffentlichung möglich wird, müssen die Forscher
alle ihre Beobachtungen und Analysen in einer Form
Schritt Die Autoren der Studie oder
dokumentieren, die es anderen Forschern ermöglicht, Lösung
sie nachzuvollziehen und zu bewerten. Geheimniskrä-
merei ist im Forschungsprozess nicht akzeptabel, weil
7 offener
Fragen
ihre Kollegen können neue
Forschungen angehen, um die
noch offenen Fragen zu klären.
alle Daten und Methoden schließlich der öffentlichen
Überprüfbarkeit zugänglich sein müssen. Andere For- Abbildung 2.1: Die Abfolge der Schritte von Forschung und
scher müssen die Gelegenheit haben, die Daten und Veröffentlichung. Um die einzelnen Schritte des Forschungspro-
Methoden zu inspizieren, zu kritisieren, zu replizie- zesses zu veranschaulichen, nehmen wir eine Studie als Beispiel,
die einen Zusammenhang zwischen den Spielergebnissen von
ren oder zu widerlegen (mehr dazu finden Sie im Kas-
Softballspielern und ihrer Größenwahrnehmung des Balls suchte
ten Kritisches Denken im Alltag auf Seite 47). (Witt & Proffitt, 2005).
Im sechsten Schritt des Forschungsprozesses disku-
tiert die Wissenschaftsgemeinde die vorgelegten Er- in dem die Autoren Implikationen und Grenzen ihrer
gebnisse und ermittelt, welche Fragen die Arbeit noch Argumentation aufführen. Sie beschreiben vielleicht
offen lässt. Die meisten Forschungsaufsätze initiieren auch schon die Richtung künftiger Forschung, die sich
diese Diskussion in einem entsprechenden Abschnitt, anschließen könnte. Wenn die Daten eine Hypothese

27
2 F o rsch u n g sm eth oden der P syc h ologie

nicht widerspruchsfrei stützen, müssen die Autoren am Ende meiner Rede der Beifall minutenlang
die entsprechenden Aspekte ihrer Beweise überden- andauerte. Der eine schrieb, dass ich während
ken. So ergibt sich eine dauernde Wechselwirkung der Rede meines Gegenübers ständig lächelte.
zwischen Theorie und Forschung. In einem siebten Dem anderen fiel auf, dass mein Gesicht ernst
Schritt werden sich die Autoren des Aufsatzes oder blieb und keine Spur eines Lächelns zeigte.
ihre Kollegen eventuell offener Fragen annehmen und Der eine sagte, dass ich vor Aufregung rot an-
den Forschungsprozess in eine neue Phase führen. lief, der andere sagte, dass ich leichenblass
Dieser Forschungsprozess basiert auf einer angemes- wurde. (1908, S. 35–36)
senen Anwendung der wissenschaftlichen Methode.
Das Ziel der wissenschaftlichen Methode ist es, Schluss- Es wäre interessant, die ursprünglichen Zeitungsartikel
folgerungen mit möglichst großer Objektivität ziehen zu herauszusuchen und nachzusehen, wie die Berichte
können. Schlussfolgerungen sind objektiv, wenn sie der Reporter in Beziehung zu ihren politischen Über-
von den Emotionen und der beobachterabhängigen Ur- zeugungen stehen. Vielleicht könnten wir dann verste-
teilsverzerrung (persönlichen Voreingenommenheit) hen, warum die Reporter „sahen“, was sie sahen.
der Forschenden unbeeinflusst sind. Die beiden nächs- In einem psychologischen Experiment würden wir
ten Abschnitte beginnen jeweils mit einer möglichen nicht erwarten, dass die Unterschiede zwischen ver-
Gefährdung der Objektivität und beschreiben dann die schiedenen Betrachtern so extrem sind wie die Unter-
Gegenmaßnahme der wissenschaftlichen Methode. schiede, von denen Münsterberg berichtet. Dessen
ungeachtet zeigt das Beispiel, wie dieselben Befunde
verschiedene Betrachter zu verschiedenen Schlussfol-
2.1.1 Beobachterabhängige Urteils- gerungen veranlassen können. Die Voreingenommen-
verzerrung und operationale heit der Betrachter und ihre daraus resultierende Ur-
Definitionen teilsverzerrung wirken dabei als Filter, durch den
einige Sachverhalte als relevant und bedeutend be-
Wenn verschiedene Menschen die gleichen Ereignisse merkt werden, während andere Aspekte als irrelevant
beobachten, „sehen“ sie nicht immer das Gleiche. In und bedeutungslos angesehen und ignoriert werden.
diesem Abschnitt beschreiben wir das Problem der Sie sollten an dieser Stelle das Beispiel in 씰 Abbil-
beobachterabhängigen Urteilsverzerrung und die dung 2.2 ausprobieren, um einen Eindruck davon zu
Schritte, die Forscher einleiten, um dem entgegenzu- erhalten, wie leicht es ist, eine beobachterabhängige
wirken. Urteilsverzerrung zu produzieren. Diese kleine De-
monstration gibt Ihnen einen Eindruck davon, wie die
Erfahrungen, die man vor einer Beobachtung machte,
Die Herausforderung an die Objektivität
beeinflussen, wie man das Gesehene letztlich inter-
Eine beobachterabhängige Urteilsverzerrung (im Eng- pretiert.
lischen: observer bias) ist ein Fehler, der durch per-
sönliche Motive und Erwartungen des Betrachters
entsteht. Manchmal sehen und hören Menschen statt
der Tatsachen eher das, was sie erwarten. Betrachten
wir ein recht drastisches Beispiel für eine solche Ur-
teilsverzerrung. Etwa zu Beginn des 20. Jahrhunderts
hielt ein bedeutender Psychologe, Hugo Münsterberg,
eine Rede zum Thema Frieden vor einer großen Zuhö-
rerschaft, in der sich auch viele Journalisten befanden.
Er fasste ihre Berichte über das, was sie sahen und
hörten, folgendermaßen zusammen.

Die Journalisten saßen unmittelbar vor der


Rednerbühne. Ein Mann schrieb, dass die Zu-
hörer so überrascht von meiner Rede waren,
dass sie ihr in völligem Schweigen lauschten;
Teilnehmer unterliegen genau wie Zuschauer im Stadion und vor
ein anderer schrieb, dass ich ständig durch dem Bildschirm einer beobachterabhängigen Urteilsverzerrung.
lauten Beifall unterbrochen wurde und dass Wie kann man feststellen, was wirklich passiert ist?

28
2.1 Der psychologische Forschungsprozess

Sehen Sie sich das Glas in dieser Zeichnung an. Wie würden Sie die gleichen Fragen zu stellen und die Antworten nach
klassische Frage beantworten: Ist das Glas halbvoll oder halb leer? vorgeschriebenen Regeln auszuwerten. Die schrift-
liche oder akustische Dokumentation der Ergebnisse
trägt dazu bei, ihre Vergleichbarkeit zu anderen Zeit-
punkten an anderen Orten, mit anderen Probanden
und Versuchsleitern sicherzustellen.
Die Beobachtungen selbst müssen auch standardi-
siert werden: Das von den Wissenschaftlern zu lösende
Nehmen Sie jetzt an, Sie sähen diese Sequenz, in der Wasser in Problem ist die Übertragung ihrer Beweise in Begriffe
das Glas gegossen wird. Würden Sie das Glas jetzt nicht wahr- mit gleich bleibender Bedeutung. Das Verfahren zur
scheinlich als halb voll bezeichnen? Standardisierung der Bedeutung von Konzepten heißt
Operationalisierung. Eine operationale Definition
standardisiert die Bedeutung innerhalb eines Experi-
ments, indem ein Konzept durch die spezifischen Me-
thoden zur Messung des Konzepts oder zur Bestim-
mung seines Auftretens definiert wird. Alle Variablen
innerhalb eines Experiments müssen operational defi-
Angenommen, Sie sähen die Sequenz, in der das Wasser ent- niert sein. Eine Variable ist jeder Faktor, der sich in
fernt wird. Erscheint das Glas jetzt nicht halb leer? Menge oder Art verändert.
In einem Experiment wollen Wissenschaftler meist
einen Ursache-Wirkungs-Zusammenhang zwischen
zwei Arten von Variablen nachweisen. Die unabhän-
gige Variable ist jener Faktor, den der Wissenschaftler
verändert – sie fungiert im Experiment als Ursache.
Die Wirkung zeigt sich dann an der abhängigen Vari-
Abbildung 2.2: Beobachterabhängige Urteilsverzerrung. ablen, die der Wissenschaftler misst. Wenn seine Hy-
Ist das Glas halb leer oder halb voll? pothese zum Ursache-Wirkungs-Zusammenhang rich-
tig ist, dann muss der Wert der abhängigen Variablen
Wenden wir das soeben Veranschaulichte auf die Vor- von jenem der unabhängigen Variablen abhängen.
gänge in einem psychologischen Experiment an. Zu Stellen wir uns vor, Sie wollen die vorhin erwähnte
den Aufgaben des Forschers gehört es oft, Beobach- Hypothese testen: Wenn Kinder sehr viel Gewalt im
tungen zu machen. Unter der Annahme, dass jeder Fernsehen sehen, dann werden sie mehr aggressive
Betrachter unterschiedliche Vorerfahrungen in die Handlungen gegenüber ihren Spielkameraden ausfüh-
Beobachtung einbringt – und diese Vorerfahrungen ren. Sie könnten ein Experiment entwerfen, bei dem
nicht selten den Glauben an eine bestimmte Theorie die Menge an Gewalt, die jeder Proband sieht, mani-
enthalten –, kann die beobachterabhängige Urteils- puliert wird (unabhängige Variable). Anschließend
verzerrung offensichtlich zum Problem werden. Was soll bewertet werden, wie viel Aggression diese Per-
können Forscher tun, um sicherzustellen, dass ihre son zeigte (abhängige Variable).
Beobachtungen nur minimal von vorher bestehenden Nehmen wir uns einen Moment Zeit, um diese neu-
Erwartungen beeinträchtigt werden? en Konzepte im Kontext eines Experiments zu erpro-
ben. Die Studie, die wir hier beschreiben wollen, geht
von der Beobachtung aus, dass man die Welt in „Mor-
Die Gegenmaßnahme
genmenschen“ – die Art von Leuten, die sich am bes-
Um die beobachterabhängige Urteilsverzerrung zu mi- ten fühlen, wenn sie ihre Aufgaben morgens erledigen
nimieren, verlassen sich Forscher auf Standardisie- können – und die anderen einteilen kann, die definitiv
rung und operationale Definitionen. Standardisierung keine Morgenmenschen sind. Die meisten Studieren-
bedeutet, dass bei allen Stufen der Datengewinnung den sind übrigens keine Morgenmenschen! Die For-
einheitliche und konsistente Verfahren benutzt wer- schung hat gezeigt, dass diese Selbsteinschätzungen
den. Alle Merkmale des jeweiligen Tests oder Experi- zutreffen: In Laborversuchen erwiesen sich die Pro-
ments sollten hinreichend standardisiert sein, so dass banden meistens zu den Tageszeiten als am leistungs-
alle Probanden den genau gleichen Bedingungen aus- fähigsten, die sie zu bevorzugen angaben (Yoon et al.,
gesetzt werden. Standardisierung heißt, immer die 1999). Aber warum eigentlich? Eine Theorie lautet,

29
2 F o rsch u n g sm eth oden der P syc h ologie

dass die Leistungsfähigkeit zur „falschen“ Tageszeit den. Um die abhängige Variable – die Leistungsfähig-
geringer ist, weil die Betreffenden an einem allgemei- keit – zu messen, gaben sie den Versuchspersonen auf,
nen Tiefstand physiologischer Erregung oder Auf- eine Liste von 16 Wörtern auswendig zu lernen. 20 Mi-
merksamkeit leiden. Das führt zu einer Hypothese: nuten später wurde dann ein Gedächtnistest durchge-
Könnte man die physiologische Erregung in der führt. Die Probanden erhielten Listen und Gedächtnis-
„falschen“ Tageszeit verbessern, sollten sich auch die tests einmal am Morgen (8 Uhr) und einmal am
Leistungsprobleme verringern oder aufhören. Nachmittag (16 Uhr) in 5 bis 11 Tage auseinander lie-
In 씰 Abbildung 2.3 stellen wir ein Experiment vor, gende Sitzungen.
das diese Hypothese untersuchte (Ryan et al., 2002). Der Wie Sie in Abbildung 2.3 sehen können, erbrachte
Versuch konzentrierte sich auf ältere Erwachsene (65 die unabhängige Variable den vorausgesagten Effekt
Jahre oder älter). Anders als in jüngeren Jahren sind die auf die abhängige Variable. Bei hoher physiologischer
meisten älteren Erwachsenen Morgenmenschen. In die- Erregung – nachdem die Teilnehmer koffeinhaltigen
ser Studie wollten die Experimentatoren sicher gehen, Kaffee getrunken hatten – war die Leistungsfähigkeit
dass alle Probanden Morgenmenschen waren. Deshalb unabhängig von der Tageszeit jeweils etwa gleich
ließen sie alle Teilnehmer den Fragenbogen zum Chro- hoch. Ohne das Koffein lag sie am Nachmittag nied-
notypen (Morningness-Eveningness Questionnaire) aus- riger. Wie bei allen Forschungsergebnissen müssen
füllen – ein Instrument, mit dem sich Menschen auf ei- wir festhalten, was wir jetzt wissen. Die Theorie wird
ner Skala von „absoluter Morgenmensch“ bis „absoluter in verallgemeinerten Begriffen formuliert: Es gibt eine
Abendmensch“ einordnen lassen (Horne & Ostberg, Beziehung zwischen physiologischer Erregung und
1976). An dem Experiment nahmen dann nur Menschen der erbrachten Leistung. Allerdings benutzt das Expe-
teil, die mindestens „mäßige“ Morgenmenschen waren. riment die spezifische unabhängige Variable „Koffein-
Als Nächstes brauchten die Forscher ein Verfahren, konsum“ und die spezifische abhängige Variable „Ge-
um die unabhängige Variable zu ändern – die physiolo- dächtnisleistung“ stellvertretend für „physiologische
gische Erregung. Wie Abbildung 2.3 zeigt, setzten sie Erregung“ und „erbrachte Leistung“. Versuchen Sie
eine Ihnen vermutlich vertraute Prozedur ein: Eine einmal, weitere Arten zu finden, diese zwei Konzepte
Gruppe trank koffeinhaltigen Kaffee, die andere koffein- konkret umzusetzen, um dieselbe Hypothese in ande-
freien. Die Teilnehmer wussten dabei nicht, welche rer Weise zu testen. Vielleicht möchten Sie die physi-
Art Kaffee sie bekamen. Die Forscher prognostizierten, ologische Erregung ohne Koffein manipulieren, um zu
dass das Koffein die physiologische Erregung erhöhen zeigen, dass nicht etwa das Koffein magische Kräfte
würde, die ihrerseits auf die Leistungsfähigkeit der hat. Dieses Anliegen dient uns als Übergang zur Erklä-
Probanden zur „falschen“ Tageszeit rückwirken wür- rung experimenteller Methoden.

Die Forscher verändern


die unabhängige Variable.

Teilnehmer trinken koffeinfreien Kaffee. Teilnehmer trinken koffeinhaltigen Kaffee.

Die Forscher messen 14 14


Anzahl richtiger Wörter

Anzahl richtiger Wörter

die abhängige Variable.


12 12
10 10
8 8
6 6 Abbildung 2.3: Bestand-
4 4
teile eines Experiments. Zur
Hypothesentestung werden
2 2 die unabhängigen und ab-
0 Morgens Nachmittags 0 Morgens Nachmittags hängigen Variablen operati-
Tageszeit des Tests Tageszeit des Tests onal definiert.

30
2.1 Der psychologische Forschungsprozess

2.1.2 Experimentelle Methoden: Alterna-


tiverklärungen und die Notwendig-
keit von Kontrollbedingungen

Aus der alltäglichen Erfahrung wissen wir, dass für


dasselbe Ergebnis verschiedene Ursachen in Frage
kommen können. Psychologen stehen vor dem glei-
chen Problem, wenn sie versuchen, genaue Aussagen
über kausale Zusammenhänge zu machen. Um un-
klare kausale Zusammenhänge aufzuklären, werden
experimentelle Methoden verwendet: Eine unabhän-
gige Variable wird manipuliert und ein Einfluss auf
eine abhängige Variable gesucht. Ziel dieses Vorge-
hens ist es, sichere Kausalaussagen über den Einfluss
einer Variablen auf eine andere machen zu können. In
diesem Abschnitt beschreiben wir das Problem von
Alternativerklärungen und die Schritte, die unternom-
men werden, um diesem Problem zu begegnen.

Die Herausforderung an die Objektivität

Wenn Psychologen eine Hypothese testen, haben sie oft


eine Erklärung parat, weshalb eine Veränderung der
unabhängigen Variable die abhängige Variable in einer
bestimmten Weise beeinflussen sollte. Zum Beispiel Wird aggressives Verhalten durch im Fernsehen gesehene Gewalt
könnten sie vorhersagen und experimentell nachwei- verursacht? Wie könnten Sie das herausfinden?
sen, dass im Fernsehen gesehene Gewalt zu hohem
Aggressionsniveau führt. Aber woher weiß man, dass die in fast allen Experimenten auftreten und zu Erwar-
es genau die im Fernsehen gesehene Gewalt war, wel- tungseffekten und Placeboeffekten führen. Ungewoll-
che die Aggressionen hervorgerufen hat? Um ihre Hy- te Erwartungseffekte treten auf, wenn ein Forscher
pothese möglichst überzeugend zu unterstützen, müs- oder Betrachter dem Probanden auf subtile Weise mit-
sen Psychologen sehr darauf achten, dass auch mögliche teilt, welches Ergebnis er erwartet – und so erst die
Alternativerklärungen existieren könnten. Je mehr Al- gewünschte Reaktion hervorruft. In einem solchen
ternativerklärungen es für ein Ergebnis gibt, desto we- Fall sind es die Erwartungen des Versuchsleiters und
niger sicher wird man sich seiner Ausgangshypothese nich