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Die Veröffentlichung ist mit finanzieller Unterstützung des Bundesministeriums für Familie, Senioren,
Frauen und Jugend erschienen.
2 Statistisches Bundesamt, Im Blickpunkt: Ältere Menschen in Deutschland und der EU, 2011
Inhalt
Impressum 2
Inhalt 3
Zum Geleit 4
Vorwort 5
3 Erwerbsbeteiligung und
>> Europa im Blick 87
Statistisches Bundesamt, Im Blickpunkt: Ältere Menschen in Deutschland und der EU, 2011 3
Zum Geleit
Unsere Gesellschaft wird älter, aber deshalb noch lange nicht grauer. In den Betrieben, in
Geschäften, auf Straßen und in den Wohnvierteln zeigt sich, dass die Lebensphase Alter
so bunt ist wie das Leben selbst. Diese Vielfalt ist eine Chance für die Weiterentwicklung
unserer Gesellschaft. Ältere Menschen werden, weil ihr Anteil an der Bevölkerung wächst,
einen neuen Platz in der Gesellschaft der Zukunft einnehmen.
Doch wer in jungen Jahren an das Alter denkt, hat meistens Bilder von Krankheit und Ge-
brechen vor Augen. Immer noch wird Alter oft ausschließlich mit Krankheit, Gebrechlich-
keit oder Pflegebedürftigkeit in Verbindung gebracht. Dabei können wir auf die Kompe-
tenz, Kreativität und Innovationskraft der Menschen jenseits der Lebensmitte bauen.
Auch wenn wir Hilfe und Pflege für alle Bedürftigen verlässlich gestalten wollen, sollten
wir uns von dieser großen Herausforderung nicht die Sicht auf Chancen und Potentiale
des Alters verstellen lassen. Wir brauchen Altersbilder, die die Vielfalt der Lebensformen
im Alter widerspiegeln.
Diese Vielfalt zeigt das Statistische Bundesamt in der vorliegenden Veröffentlichung sehr
anschaulich: Die Menschen in Deutschland leben heute im Schnitt über 30 Jahre länger
als noch vor 100 Jahren, und viele Seniorinnen und Senioren nutzen die gewonnenen
Jahre – für ihre Familie, für sich oder für die Gesellschaft. Die Broschüre vermittelt einen
Einblick in die Lebensbereiche älterer Menschen und trägt damit zum Verständnis für
deren Bedürfnisse genauso bei wie zu ihrer Wertschätzung. Ich danke dem Statistischen
Bundesamt für die aufschlussreich aufbereiteten Informationen.
Sie, liebe Leserinnen und Leser, lade ich herzlich ein, sich über alle Facetten des Alters zu
informieren und bestehende Altersbilder zu hinterfragen und zu diskutieren. Denn Alters-
bilder werden uns immer stärker beschäftigen – allein schon deshalb, weil es irgendwann
Bilder von uns selbst sein werden.
4 Statistisches Bundesamt, Im Blickpunkt: Ältere Menschen in Deutschland und der EU, 2011
Vorwort
Liebe Leserinnen und Leser,
einen Blog im Internet betreiben, ein Studium abschließen, eine Weile im Ausland leben:
Für jüngere Leute ist das nichts Ungewöhnliches, für ältere hingegen schon.
Vielleicht kennen auch Sie Menschen in Ihrem Umfeld, die etwas tun, was man in diesem
Lebensabschnitt nicht mehr von ihnen erwarten würde. Diese Menschen sind die Vorreiter
einer Entwicklung, die unter dem Schlagwort „aktives Altern“ zusammenfasst werden. Sie
zeigen, dass sich in unserer Gesellschaft das Leben im Alter und das Selbstverständnis vom
Altern langsam ändern.
Die amtliche Statistik hält viele Informationen zu den Lebenswelten älterer Menschen bereit.
Die politisch und gesellschaftlich dominierenden Themen in diesem Zusammenhang sind
sicher der demografische Wandel mit seinen Folgen für die Sozialversicherungssysteme.
Doch diese Reduzierung wird dem Thema nicht gerecht. Das Alter hat viele Facetten und
so untersucht die vorliegende Veröffentlichung neben Themen wie Altersarmut und Pflege-
bedürftigkeit auch die familiären Beziehungen älterer Menschen, ihre Präsenz auf dem Ar-
beitsmarkt oder ihr gesellschaftliches Engagement. Da der Blick über den Tellerrand auf-
schlussreich sein kann, geht die Publikation zudem auf die Situation in den europäischen
Nachbarländern ein und vergleicht die Lebenswelten der Senioren und Seniorinnen europa-
weit miteinander.
Neben der Buchausgabe steht Ihnen der Blickpunkt-Band „Ältere Menschen in Deutschland
und der EU“ auch als PDF-Version zum Download auf unserer Website www.destatis.de zur
Verfügung.
Ich möchte allen herzlich danken, die zur Entstehung dieser Publikation beigetragen haben.
Ein besonderer Dank gilt dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend,
mit dessen finanzieller Hilfe dieses Werk erscheinen konnte.
Ihr
Roderich Egeler
Präsident des Statistischen Bundesamtes
Statistisches Bundesamt, Im Blickpunkt: Ältere Menschen in Deutschland und der EU, 2011 5
1 Ältere Menschen in Zahlen
Jeder Fünfte ist über 65 Viele Männer der heutigen Rentnergeneration sind
frühzeitig im Krieg gestorben. Mit dem Nachrücken
Die Jüngeren werden weniger, die Älteren werden
von Generationen, die vom Krieg weniger betrof-
mehr: Diese Verschiebung in der Alterstruktur wird
fen waren, hat sich dieses Ungleichgewicht in den
als demografischer Wandel bezeichnet und ist die
vergangenen Jahren jedoch stetig verringert. 1990
Folge von anhaltend niedrigen Geburtenraten und
lag der Frauenanteil in der Altersklasse ab 65 Jah-
steigender Lebenserwartung.
ren noch bei 66 %.
In Deutschland lebten 2009 rund 82 Millionen
Menschen, von denen rund 17 Millionen 65 Jahre Nur wenige ausländische Senioren
oder älter waren. Zwischen Nordsee und Alpen
2009 hatten lediglich 4 % der Älteren eine aus-
hatte damit jede fünfte Person das Rentenalter
ländische Staatsangehörigkeit. Die übergroße
bereits erreicht.
Mehrheit waren Deutsche (96 %). Bei den Män-
nern lag der Anteil der Nichtdeutschen mit 4,9 %
Frauen-Überhang: etwas höher als bei den Frauen mit 3,2 %. Die
Auch eine Spätfolge des Krieges niedrigen Werte spiegeln wider, dass bis zu den
Von den rund 17 Millionen Menschen ab 65 Jah- 1960er Jahren nur relativ wenige Männer und
ren waren 57 % Frauen und 43 % Männer. Dieses Frauen aus dem Ausland dauerhaft zuwanderten.
Ungleichgewicht zwischen den Geschlechtern lässt
sich zum einen auf die höhere Lebenserwartung
der Frauen zurückführen (siehe Kapitel 5.1). Zum
anderen sind hier noch immer die Auswirkungen
des Zweiten Weltkriegs sichtbar.
Statistisches Bundesamt, Im Blickpunkt: Ältere Menschen in Deutschland und der EU, 2011 7
Ältere Menschen
In Sachsen ist ein Viertel der Bevölkerung Brandenburg altert besonders schnell
im Rentenalter Von allen 16 Bundesländern verzeichnete Bran-
Der Anteil der Seniorinnen und Senioren an der denburg in den letzten Jahren die höchste Zu-
Bevölkerung fällt in Deutschland regional sehr un- wachsrate an älteren Menschen. Ihre Zahl stieg
terschiedlich aus: In Ostdeutschland lag er 2009 zwischen 1990 und 2009 um 81 %. Ähnlich hoch
mit 23,5 % deutlich höher als in Westdeutschland war die Zuwachsrate in Mecklenburg-Vorpommern
mit 20,2 %. Unter den 16 Bundesländern ver- mit 75 %.
zeichnete Sachsen mit 24,7 % den höchsten An-
teil von Menschen im Rentenalter, dicht gefolgt
von Sachsen-Anhalt mit 24,2 %. Am „jüngsten“
Abb 1.1 Generation 65+
waren die Stadtstaaten Hamburg und Berlin. Dort Anteil von Personen ab 65 Jahren an der
lag der Anteil der Älteren bei 19,0 % bzw. 19,1 %. Gesamtbevölkerung
2009
1990
Ältere Menschen bestimmen zunehmend
das Gesellschaftsbild Deutschland 1990: 15 % 2009: 21 %
Sachsen
Seit 1990 hat sich die Zahl der Menschen ab
65 Jahren bundesweit um 5 Millionen erhöht. Sachsen-Anhalt
8 Statistisches Bundesamt, Im Blickpunkt: Ältere Menschen in Deutschland und der EU, 2011
Ältere Menschen in Zahlen
Von der Stadt auf’s Land Allzu weit weg zieht es die Seniorinnen und Seni-
in den Ruhestand oren dabei in der Regel aber nicht. Die meisten
suchen sich im nahen Umland eine neue Bleibe.
Im bundesweiten Vergleich nahm die Zahl der
Folglich verzeichneten 2009 Brandenburg (8,6 %),
Menschen ab 65 Jahren zwischen 1990 und 2009
Mecklenburg-Vorpommern (7,4 %), Schleswig-
in den Stadtstaaten Hamburg und Bremen am
Holstein (7,9 %) und Niedersachsen (7,1 %) den
langsamsten zu (+16 % bzw. +20 %). Denn die
größten Anteil älterer Menschen unter den Zuzüg-
Bereitschaft, urbane Gebiete zu verlassen und ins
lern aus anderen Bundesländern. Rechnet man
Grüne zu ziehen, steigt mit den Lebensjahren.
Zu- und Fortzüge gegeneinander auf, so zeigt sich,
dass Schleswig-Holstein, Bayern, Niedersachsen
und Brandenburg bei der Generation 65+ die
Tab 1.1 Entwicklung der Generation 65+ höchsten Wanderungsgewinne erzielten.
Personen ab 65 Jahren
Gegen den Trend: Von West nach Ost
Veränderung 1990 2009
1990 – 2009 Die Generation 65+ stellte 2009 die einzige Alters-
% in Tausend gruppe dar, in der mehr Menschen vom früheren
Brandenburg + 80,6 310 560 Bundesgebiet in den Osten wanderten als umge-
Mecklenburg-Vorpommern + 74,6 210 370 kehrt. Allerdings fiel der Zuwanderungsüberschuss
Baden-Württemberg + 49,1 1 400 2 090 für die neuen Bundesländer mit knapp 250 Perso-
Schleswig-Holstein + 46,0 420 610 nen sehr gering aus.
Thüringen + 45,0 360 520
Bayern + 42,2 1 720 2 450 Die Mehrheit ist sesshaft
Niedersachsen + 41,4 1 170 1 650
Tatsächlich ziehen ältere Menschen hierzulande
Sachsen-Anhalt + 40,8 400 570
Nordrhein-Westfalen
nur relativ selten um: 2009 wurden 3,6 Millionen
+ 39,3 2 610 3 640
Rheinland-Pfalz
Umzüge über die Gemeindegrenzen innerhalb
+ 38,8 600 830
Sachsen
Deutschlands registriert. Nur rund 231 000 davon
+ 37,2 750 1 030
Hessen
(6,4 %) entfielen auf Seniorinnen und Senioren.
+ 36,3 890 1 220
Berlin Während von den unter 65-Jährigen etwa 5,2 % die
+ 35,7 490 660
Saarland + 35,4 170 230
Umzugskisten packten, waren es bei den Älteren
Bremen + 19,6 120 140
lediglich 1,4 %.
Hamburg + 15,7 290 340
Deutschland + 41,9 11 910 16 900
Statistisches Bundesamt, Im Blickpunkt: Ältere Menschen in Deutschland und der EU, 2011 9
Ältere Menschen
Ruhestand im Ausland Bei den Zuzügen nach Deutschland war der Anteil
der Menschen ab 65 Jahren mit 2,2 % noch gerin-
Richtig weit weg wollen im Alter nur noch Wenige.
ger als bei den Fortzügen. Die häufigsten Her-
Die Bereitschaft Deutschland zu verlassen ist bei
kunftsländer waren die Türkei (1 700), Polen (980),
den Seniorinnen und Senioren nicht besonders
die Vereinigten Staaten (980) und Spanien (960).
hoch. Von den Personen, die 2009 ins Ausland
Während die Zuziehenden aus der Türkei und Po-
zogen, stellte die Generation 65+ nur 4,8 %.
len überwiegend eine ausländische Staatsbürger-
Ein Großteil der fortziehenden älteren Menschen schaft hatten, waren 82 % der aus Spanien kom-
waren Ausländer, die nach dem Erwerbsleben in menden Personen zurückkehrende Deutsche.
die Heimat zurückkehrten. Hauptziele aller im Jahr
Insgesamt zogen in den letzten Jahren jeweils
2009 ausgewanderten ausländischen Seniorinnen
mehr Seniorinnen und Senioren ins Ausland als
und Senioren waren daher die Türkei (6 170), die
nach Deutschland. In den 1990er Jahren war der
Nachfolgestaaten Jugoslawiens (5 790), Griechen-
Wanderungssaldo in der Generation 65+ noch
land (1 990) und Italien (1 750). Deutsche Senior
positiv. Die Zuzüge von älteren Menschen sind
innen und Senioren zog es am ehesten nach
seitdem also, wie die Zuwanderung insgesamt,
Spanien, Österreich und Polen.
zurückgegangen.
Polen 552
USA 483
Österreich 667
Schweiz 483
Spanien 1 010
10 Statistisches Bundesamt, Im Blickpunkt: Ältere Menschen in Deutschland und der EU, 2011
Ältere Menschen in Zahlen
Der Blick in die Zukunft Ihren höchsten Wert wird die Zahl der Menschen
jenseits der 65 mit 24 Millionen bis Mitte der
Wie wird sich die Bevölkerung in den kommenden
2030er Jahre erreichen. Anschließend verringert
Jahrzehnten entwickeln? Der Vorausberechnung
sich ihre Zahl bis 2060 auf 22 Millionen. Rund ein
zufolge wird die Einwohnerzahl Deutschlands zwi-
Drittel der Bevölkerung (34 %) in Deutschland wird
schen 2009 und 2060 zurückgehen. Der Anteil der
dann im Rentenalter sein.
ab 65-Jährigen wird weiter steigen. Künftig wird
die Bevölkerung also noch wesentlich stärker als
bisher von älteren Menschen geprägt sein.
Abb 1.3 Anteil der Personen ab 65 Jahren Abb 1.4 Anteil der Personen ab 85 Jahren
an der Gesamtbevölkerung an der Gesamtbevölkerung
21 % 29 % 34 % 2% 4% 9%
Abb 1.5 Entwicklung der älteren Bevölkerung von 1990 bis 2060 in Deutschland
Millionen Millionen
25 25
Personen ab 65 Jahren
20 20
15 15
10 10
Personen ab 85 Jahren
5 5
0 0
1990 2000 2010 2020 2030 2040 2050 2060
Statistisches Bundesamt, Im Blickpunkt: Ältere Menschen in Deutschland und der EU, 2011 11
Ältere Menschen
12 Statistisches Bundesamt, Im Blickpunkt: Ältere Menschen in Deutschland und der EU, 2011
Ältere Menschen in Zahlen
Statistisches Bundesamt, Im Blickpunkt: Ältere Menschen in Deutschland und der EU, 2011 13
Ältere Menschen
In Frankreich ist die Alterung der Bevölkerung be- zwischen 1970 und 2010 um rund zehn Prozent-
reits weiter vorangeschritten. Obwohl das Land punkte gesunken, der Anteil der Menschen im
neben Irland die gegenwärtig höchsten Geburten- Rentenalter im selben Zeitraum um sieben Pro-
ziffern in der EU aufweist, sinkt der Anteil der Kin- zentpunkte gestiegen. Somit hat sich das Verhält-
der und Jugendlichen an der Gesamtbevölkerung nis zwischen der jüngsten und der ältesten Bevöl-
und steigt der Anteil der älteren Menschen. kerungsgruppe im Vergleich zu 1970 fast
umgekehrt.
Die stärkste Verschiebung in der Bevölkerungs-
struktur hat in den vergangenen vier Jahrzehnten
EU-weit immer mehr über 100-Jährige
Deutschland erlebt. Durch anhaltend niedrige Ge-
burtenzahlen und eine stark steigende Lebenser- Sie waren Kinder, als der Erste Weltkrieg ausbrach,
wartung ist der Anteil der Kinder und Jugendlichen längst Erwachsene, als der Zweite zu Ende ging,
um die 60, als der erste Mensch den Mond betrat,
und schon jenseits der 70, als die Computertech-
Abb 1.7 Entwicklung der Bevölkerungsstruktur
Anteile an der Gesamtbevölkerung nologie die Gesellschaft revolutionierte: Die heute
Irland %
100-Jährigen haben ein bewegtes Jahrhundert
35 erlebt.
Personen unter 15 Jahren
30
Vor nicht allzu langer Zeit war der 100. Geburtstag
25
20
noch ein seltenes und viel bewundertes Jubiläum.
15 Mittlerweile ist er keine Seltenheit mehr. Das
10 zeigt ein Blick zu den niederländischen Nachbarn.
Personen ab 65 Jahren
5 Dort lebten 2010 bereits über 1 700 Menschen,
0 die 100 Jahre oder älter waren. Zum Vergleich:
1970 1980 1990 2000 2010
1960 waren es nur 60 Personen. Die Zahl der
Frankreich (ohne Überseegebiete) % Menschen im dreistelligen Alter stieg seitdem
35 also um 2800 %, die Gesamtbevölkerung wuchs
30 im gleichen Zeitraum „nur“ um 45 %. Ein sehr ho-
Personen unter 15 Jahren 25 hes Alter ist vor allem den Frauen vergönnt: 86 %
20
der über 100-Jährigen in den Niederlanden waren
15
Personen ab 65 Jahren 2010 Frauen, nur 14 % Männer.
10
5 Auch in anderen EU-Ländern nimmt die Zahl der
0 Hochbetagten zu. Gründe dafür sind u. a. erleich-
1970 1980 1990 2000 2010
terte Lebensbedingungen und die verbesserte
Deutschland % gesundheitliche Versorgung.
35
30
25
Personen unter 15 Jahren
20
15
Personen ab 65 Jahren
10
5
0
1970 1980 1990 2000 2010
14 Statistisches Bundesamt, Im Blickpunkt: Ältere Menschen in Deutschland und der EU, 2011
Ältere Menschen in Zahlen
Ein Platz an der Sonne: weise jung sind, einen Verjüngungseffekt aus-
Spanien beliebter Ruhesitz in der EU üben, die Alterung der Bevölkerung werden sie
aber insgesamt nicht aufhalten.
Ältere Menschen ziehen nur relativ selten um und
beginnen noch einmal von vorn. Doch es gibt die Besonders rasch altern wird in den nächsten Jah-
Menschen, die sich im Alter einen Traum erfüllen ren z. B. die polnische Bevölkerung. In Frankreich
und ihren Lebensabend im warmen und sonnigen geht der Alterungsprozess etwas langsamer von-
Süden verbringen. Ein beliebtes Zielland ist dabei statten. Deutschland wird, ausgehend von einem
Spanien. Insgesamt waren 2010 rund 226 000 bereits hohen Niveau, auch in 20 Jahren die ältes-
EU-Ausländer ab 65 Jahren in Spanien gemeldet. te Bevölkerung der EU haben: Den Vorausberech-
Als attraktiv erwiesen sich das Land und seine In- nungen zufolge wird mehr als jeder vierte Bundes-
seln vor allem für Menschen aus dem nördliche- bürger 2030 jenseits der 65 sein.
ren Europa. 2010 waren rund 94 000 Briten und
Britinnen im Seniorenalter in Spanien gemeldet. Abb 1.8 Entwicklung der Generation 65+
Die Deutschen flohen ebenfalls gern vor dem Ausgewählte Länder, Anteile an der
Gesamtbevölkerung
grauen Winter zu Hause: Sie stellten mit rund
53 000 Personen in der Altersklasse 65+ die 2010
Statistisches Bundesamt, Im Blickpunkt: Ältere Menschen in Deutschland und der EU, 2011 15
2 Lebenswelten
Statistisches Bundesamt, Im Blickpunkt: Ältere Menschen in Deutschland und der EU, 2011 17
Ältere Menschen
Frauen öfter verwitwet als Männer heirateten zählten hier auch Männer und Frauen,
die formal noch verheiratet waren, aber bereits in
Der Familienstand von Männern und Frauen im
Trennung lebten.
Seniorenalter – betrachtet werden dabei aus-
schließlich Personen in Privathaushalten – unter- Ursache für die deutlichen Unterschiede im Famili-
scheidet sich deutlich voneinander. In den Alters- enstand ist neben der höheren Lebenserwartung
gruppen ab 65 Jahren sind Frauen wesentlich der Frauen u. a. auch der Umstand, dass die Mehr-
häufiger verwitwet als Männer. So waren 2009 un- zahl der Männer mit jüngeren Frauen verheiratet
ter den 65- bis 69-Jährigen 20 % der Frauen, aber ist.
nur 5 % der Männer verwitwet. Ab 85 Jahren waren
dann bereits 78 % der Frauen verwitwet, bei den Männer haben häufiger jüngere
gleichaltrigen Männern lag der Anteil bei 37 %. Ehepartnerinnen
Männer sind entsprechend häufig bis ins hohe 2009 hatten 77 % der in Ehe lebenden Männer ab
Alter verheiratet. So waren bei den Männern ab 65 Jahren eine jüngere Ehefrau. Der Anteil der
85 Jahren 2009 noch sechs von zehn (61 %) ver- Frauen ab 65 Jahren mit einem jüngeren Ehepart-
heiratet. Frauen dieses Alters lebten hingegen ner war dagegen mit 21 % wesentlich geringer. Nur
deutlich seltener in einer Ehe (11 %). Zu den Ver- etwa jede 10. Ehefrau bzw. jeder 10. Ehemann der
Generation 65+ war mit einem gleichaltrigen Part-
ner bzw. einer gleichaltrigen Partnerin verheiratet.
Abb 2.2 Familienstand ab 65-Jähriger
2009 in % Die Höhe des Altersunterschiedes lag dabei größ-
Frauen tenteils zwischen einem und drei Jahren. Im Ver-
%
gleich hierzu war der Altersunterschied in nicht
0 20 40 60 80 100
ehelichen Lebensgemeinschaften oft größer: Ein
85 und
mehr Altersunterschied bis zu 15 Jahren war keine
80 – 84 Seltenheit.
75 – 79
70 – 74
65 – 69
Abb 2.3 Altersunterschiede der Ehepartner
Verheirate Frauen und Männer ab 65 Jahren
Männer 2009 in %
85 und Männer
mehr kein Unterschied
80 – 84 9
75 – 79 11 77
Frau älter Mann älter
14 68
70 – 74 Frauen
21
65 – 69
0 20 40 60 80 100
Personen im Alter %
von ... Jahren
18 Statistisches Bundesamt, Im Blickpunkt: Ältere Menschen in Deutschland und der EU, 2011
Lebenswelten
Statistisches Bundesamt, Im Blickpunkt: Ältere Menschen in Deutschland und der EU, 2011 19
Ältere Menschen
Tab 2.2 Männer und Frauen ab 65 Jahren nach Abb 2.5 Haushalte mit mehreren Generationen 2009
Haushaltsgröße
2009 in %
1% Haushalte mit
drei Generationen
Anzahl der Frauen Männer Mehrgenerationen-
Haushaltsmitglieder haushalte 8%
Eins 44 18
Zwei 50 74
Drei und mehr 6 8 7% Haushalte mit
zwei Generationen
%
80
70
Frauen
60
50
40
30
20
Männer
10
0
30 – 34 35 – 39 40 – 44 45 – 49 50 – 54 55 – 59 60 – 64 65 – 69 70 – 74 75 – 79 80 – 84 85
und mehr
Personen im Alter von ... Jahren
20 Statistisches Bundesamt, Im Blickpunkt: Ältere Menschen in Deutschland und der EU, 2011
Lebenswelten
Zum Heiraten ist es nie zu spät der 65-Jährigen und Älteren als Paar in einem
Das dachten sich 2008 in Deutschland 2 367 Men- Haushalt, in Litauen 31 %. In Ländern mit relativ
schen, die 60 Jahre oder älter waren, und gingen hoher Lebenserwartung wohnten Menschen dieser
zum ersten Mal in ihrem Leben eine Ehe ein. Das Altersgruppe hingegen fast doppelt so oft mit dem
waren weniger als 1 % aller Ehen, die 2008 hierzu- Partner oder der Partnerin zusammen. In den Nie-
lande geschlossen wurden. Auch in den anderen derlanden waren es z. B. 59 %, in Deutschland
europäischen Ländern, für die Daten vorlagen, 57 % der ab 65-Jährigen.
blieb der Wert unter der Einprozentmarke. Deut-
Ein Fünftel der Senioren in der EU lebte nicht mit
lich wurde jedoch, dass sich im fortgeschrittenen
dem Partner, aber in einer anderen Art der Ge-
Alter erheblich mehr Männer noch zu ihrer ersten
meinschaft zusammen, also z. B. mit anderen Er-
Heirat entschlossen als Frauen. So waren in
wachsenen. Am stärksten verbreitet war diese
Deutschland 68 % der Spätheiratenden Männer
Wohnform vor allem in Estland und Lettland, wo
und nur 32 % Frauen, obwohl diese in der Alters-
über 40 % der Älteren auf diese Weise einen ge-
klasse 60+ zahlenmäßig in der Überzahl sind.
meinsamen Haushalt führten. In den Niederlan-
den, Deutschland und Frankreich traf das nur auf
Die Hälfte lebt im Doppel
weniger als jeden Zehnten zu.
Bis ins hohe Alter in Zwei-
samkeit leben? Das war Abb 2.6 Frauen und Männer ab 65 Jahren nach Haushaltstyp
2009 in der EU-27 fast der Ausgewählte Länder der EU, 2009 in %
Hälfte der Bevölkerung im Alleinlebend Als Paar lebend Andere Haushaltstypen
Alter von 65 und mehr Jah- EU-27: 31 EU-27: 48 EU-27: 21
ren vergönnt: 48 % bzw. Lettland 26 27 46
39,4 Millionen Menschen Litauen 39 31 29
dieser Altersgruppe lebten Estland 20 38 42
gemeinsam mit dem Partner Malta 24 40 35
bzw. der Partnerin in einem Spanien 20 41 39
Haushalt. Dabei war in Län- Portugal 21 45 34
Statistisches Bundesamt, Im Blickpunkt: Ältere Menschen in Deutschland und der EU, 2011 21
Ältere Menschen
Fast jede dritte Person führt Abb 2.7 Frauen und Männer ab 65 Jahren nach
Haushaltstyp
Haushalt allein EU-27, 2009 in %
22 Statistisches Bundesamt, Im Blickpunkt: Ältere Menschen in Deutschland und der EU, 2011
Lebenswelten
Haushalte in Haushalte in
Wohnsituation Wohneigentum Mietwohnungen
80 und
mehr 59 %
Fast jeder zweite Seniorenhaushalt lebt
in Wohneigentum 70 – 79 53 %
Die Eigentümerquote unter den Senioren nimmt Wie wohnen Ältere? Knapp zwei Drittel (65 %) der
mit zunehmendem Alter der Bewohner ab. Von den Seniorenhaushalte mit Wohneigentum lebten An-
Haushalten mit Haupteinkommensbeziehern und fang 2008 in einem Einfamilienhaus, weitere 13 %
-bezieherinnen zwischen 65 und 69 Jahren lebte in Zweifamilienhäusern. Ein Fünftel (21 %) der Ei-
Anfang 2008 gut die Hälfte (51 %) in den eigenen gentümerhaushalte hatte eine Wohnung in einem
vier Wänden. Bei den 70- bis 79-Jährigen lag die Mehrfamilienhaus, d. h. in einem Wohngebäude
Quote noch bei 47 %, bei den ab 80-Jährigen be- mit drei und mehr Wohnungen. Andere Wohnfor-
trug sie 41 %. Die Gründe dafür sind statistisch men, wie z. B. Hausmeisterwohnungen in Fabrik-
nicht erfasst. Eine mögliche Erklärung dafür könnte gebäuden oder Schulen, machten einen Anteil von
sein, dass die Seniorenhaushalte ihr Eigentum be- 1 % aus.
reits zu Lebzeiten ihren Nachkommen übertragen,
aber dennoch weiterhin darin wohnen.
Statistisches Bundesamt, Im Blickpunkt: Ältere Menschen in Deutschland und der EU, 2011 23
Ältere Menschen
Bei den Mietern sah die Struktur anders aus: 78 % Abb 2.9 Wohnform von Haushalten mit
und damit die deutliche Mehrzahl der Mieterhaus- Haupteinkommensperson ab 65 Jahren
am 1. 1. 2008 in %
halte von Senioren lebte Anfang 2008 in Mehrfa-
Wohneigentümer Mieter
milienhäusern. 11 % wohnten in einem Zweifamili-
enhaus und knapp 9 % hatten ein Einfamilienhaus
Sonstige Gebäude 1% 2%
gemietet. 2 % wohnten in anderen Gebäuden mit
Wohnraum.
24 Statistisches Bundesamt, Im Blickpunkt: Ältere Menschen in Deutschland und der EU, 2011
Lebenswelten
Gebrauchsgütern Haushalte
wie im Durchschnitt aller Haushalte (77 %). Im Ver- mobil 86,3 78,2 69,5 47,2
Navigations-
gleich zu früheren Jahren hat sich der Pkw-Ausstat- system 20,7 18,1 13,1 (4,2)
tungsgrad der Senioren-Haushalte mit ab 70-jähri-
Haushalts- und sonstige Geräte
gen Haupteinkommenspersonen deutlich erhöht: Kühlschrank 98,6 98,4 98,7 98,3
In der Altersklasse der 70- bis 79-Jährigen stieg er Gefrierschrank,
zwischen 2003 und 2008 um 15 Prozentpunkte, in Gefriertruhe 52,4 57,9 59,2 55,2
Geschirrspül-
der Altersklasse ab 80 Jahren um maschine 62,5 61,5 54,2 40,2
14 Prozentpunkte. Mikrowelle 69,6 66,0 60,4 50,0
Wäschetrockner 38,5 37,3 33,9 25,3
Sportgerät
(Hometrainer) 27,5 30,6 28,2 20,9
Statistisches Bundesamt, Im Blickpunkt: Ältere Menschen in Deutschland und der EU, 2011 25
Ältere Menschen
Haushalte mit 9 19 28 32 35 40 43 32
Neuwagen
unter 25 – 34 35 – 44 45 – 54 55 – 64 65 – 69 70 – 79 80
25 und mehr
Haupteinkommensperson im Alter von ... Jahren
26 Statistisches Bundesamt, Im Blickpunkt: Ältere Menschen in Deutschland und der EU, 2011
Lebenswelten
Abb 2.11 Ausstattungsgrad privater Haushalte mit Auf den Kühlschrank verzichtet
Unterhaltungselektronik und Telefon am 1. 1. 2008
keiner
Fernseher DVD-Player/ MP3-Player Festnetz- Mobil-
-Recorder telefon telefon Anders als bei einigen neuartigen Gerä-
ten der Unterhaltungselektronik bzw.
der Informations- und Kommunikations-
technik ist der Besitz von Haushaltsgerä-
ten nicht so stark altersabhängig: Der
80 und mehr
Kühlschrank ist in nahezu jedem Haus-
halt zu finden. Die Seniorenhaushalte
70 – 79 machen da keine Ausnahme. Mit Geschirr-
spülmaschinen, Mikrowellengeräten und
Wäschetrocknern hingegen sind die Seni-
65 – 69
orenhaushalte ab 65 Jahren jeweils leicht
unterdurchschnittlich ausgestattet. Bei
55 – 64 Geschirrspülmaschinen und Wäsche-
trocknern lag der Ausstattungsgrad aber
immerhin höher als bei den unter
45 – 54
35-Jährigen.
Statistisches Bundesamt, Im Blickpunkt: Ältere Menschen in Deutschland und der EU, 2011 27
Ältere Menschen
ii
genen Haushalt zu haben. In Rumänien waren es
Erzwungener Mangel: Bei der Frage nach Ausstat-
immer noch 33 %, in Lettland 21 % und in Litauen
tungsdefiziten in Privathaushalten geht es um ei-
13 %. In Deutschland musste hingegen statistisch
nen erzwungenen Mangel, also um die Frage, ob
sich die Bewohner bestimmte Gebrauchsgüter
gesehen fast kein Senior auf eine Waschmaschine
aus finanziellen Gründen nicht leisten können. Es verzichten.
handelt sich nicht um einen freiwilligen und be-
Kein Telefon
wussten Verzicht auf bestimmte Gebrauchsgüter.
Das Telefon ist gerade für Ältere, die vielleicht
Alleinlebende müssen am häufigsten nicht mehr ganz so gut zu Fuß sind, ein wichtiges
verzichten Kommunikationsmittel im Alltag und in Notfallsitu-
ationen. Die Älteren in Deutschland konnten dar-
Deutschlands Senioren geht es hinsichtlich Woh-
auf wie selbstverständlich vertrauen. In Rumänien
nungsausstattung und Wohnkomfort im europäi-
besaß hingegen mehr als jeder Fünfte (22 %) der
schen Vergleich sehr gut. Das gilt vor allem gegen-
Alleinlebenden ab 65 Jahren gezwungenermaßen
über den Altersgenossen in den östlich gelegenen
kein Telefon.
EU-Ländern. Zwar haben sich die Lebensbedin-
gungen in Ost und West rund 20 Jahre nach dem Kein Farbfernseher
Zusammenbruch des sozialistischen Wirtschafts-
systems angenähert. Doch bestimmte Gebrauchs- Ein Farbfernsehgerät gehört mittlerweile fast über-
güter, die in Deutschland seit langem als selbst- all zur Wohnungsgrundausstattung dazu. Auch in
verständlich gelten, sind es in einigen wirtschafts- den ökonomisch vergleichsweise schlecht gestell-
schwachen mittel- und osteuropäischen Ländern ten Haushalten von Alleinlebenden ab 65 Jahren
noch bei weitem nicht. Dabei geht es mitunter um ist Fernsehen in Farbe weit verbreitet, nur in Bulga-
ganz elementare Ausstattungsdefizite im Wohnbe- rien und Rumänien mussten immer noch 7 % bzw.
reich. Vor allem ältere Menschen, die allein leben, 10 % darauf verzichten. In Deutschland war es
müssen im Alltag auf einigen Komfort verzichten. lediglich 1 %.
28 Statistisches Bundesamt, Im Blickpunkt: Ältere Menschen in Deutschland und der EU, 2011
Lebenswelten
25 – 34 35 – 44 55 – 64 65 und mehr
Haupt-/
Volksschule 22 26 47 68
Polytechnische
Oberschule 0 12 11 1
Realschule oder
vergleichbar 32 26 16 12
Fach- oder
Hochschulreife 42 32 21 13
Kein Abschluss 3 3 3 3
Statistisches Bundesamt, Im Blickpunkt: Ältere Menschen in Deutschland und der EU, 2011 29
Ältere Menschen
Mehr als 40 % der älteren Frauen ohne Lernen: Ein Leben lang
beruflichen Bildungsabschluss
Fast jeder Dritte (31 %) der insgesamt fast 17 Milli- Das Schlagwort vom Lebenslangen Lernen kursiert
onen Menschen ab 65 Jahren in Deutschland hat bereits seit etlichen Jahren in der öffentlichen Dis-
hingegen im Leben überhaupt keinen beruflichen kussion. Wie aber sieht es in der Realität mit dem
Bildungsabschluss erworben. Darunter sind be- Lebenslangen Lernen bis ins hohe Alter aus?
sonders viele Frauen. So lag der Anteil der ab Welche Lernaktivitäten werden noch ausgeübt?
65-jährigen Frauen ohne Abschluss 2009 bei Diese Fragen beantwortet die 2007 erstmals
44 %. Von den gleichaltrigen Männern betraf dies durchgeführte europäische Erhebung zum Lernen
nur 15 %. im Erwachsenenalter. Sie betrachtet 1. die formale
Wie schon bei den schulischen, lässt sich auch bei Bildung, also den Besuch von Schulen, Hochschu-
den beruflichen Abschlüssen generell ein Anstieg len u. Ä., 2. die nicht-formale Bildung (Weiterbil-
des Bildungsniveaus beobachten: Von den 35- bis dung) und 3. das informelle Lernen. Informelles
44-Jährigen besaßen mit knapp 19 % bereits fast Lernen heißt, dass man sich selbst etwas bewusst
doppelt so viele einen Fachhochschul- bzw. Hoch- beibringt, sei es mittels Medien oder durch Lernen
schulabschluss wie die Altersklasse 65+. Ohne be von Personen im eigenen Umfeld.
ruflichen Bildungsabschluss blieben nur 14 % der
35- bis 44-Jährigen und damit deutlich weniger als Rund die Hälfte lernt immer noch hinzu
in der Altersklasse ab 65 Jahren. 2007 gaben 54 % der 55- bis 64-Jährigen und 42 %
der 65- bis 80-Jährigen an, auf mindestens einem
der drei oben genannten Wege etwas zu lernen.
Abb 2.12 Personen ohne beruflichen
Bildungsabschluss 2 % der 55- bis 64-Jährigen und 1 % der 65- bis
2009 in % 80-Jährigen nahmen formale Bildungsangebote
% wahr. Weiterbildungen besuchten in der Alters-
50 gruppe 55 bis 64 Jahre 26 %, von den noch Älteren
waren es 12 %.
Männer Frauen
40
Das informelle Lernen geht mit steigendem Alter
30 nicht so stark zurück wie die anderen Lernaktivitä-
ten. Immerhin 45 % der 55- bis 64-Jährigen und
20 38 % der noch Älteren gaben an, sich im Laufe des
Jahres etwas selbst beigebracht zu haben. Dabei
10
konnten berufliche oder private Gründe unter-
schieden werden: Der Anteil derjenigen, die sich
0
35 – 44 45 – 54 55 – 64 65 und mehr aus privaten Gründen bewusst etwas beigebracht
Personen im Alter von ... Jahren hatten, stieg mit zunehmendem Alter an und er-
reichte mit 34 % bei den 65 bis 80 Jahre alten
Menschen die höchsten Werte. In diesem Sinne ist
Lebenslanges Lernen für viele ältere Menschen
bereits Realität geworden.
30 Statistisches Bundesamt, Im Blickpunkt: Ältere Menschen in Deutschland und der EU, 2011
Lebenswelten
Statistisches Bundesamt, Im Blickpunkt: Ältere Menschen in Deutschland und der EU, 2011 31
Ältere Menschen
32 Statistisches Bundesamt, Im Blickpunkt: Ältere Menschen in Deutschland und der EU, 2011
Lebenswelten
Statistisches Bundesamt, Im Blickpunkt: Ältere Menschen in Deutschland und der EU, 2011 33
Ältere Menschen
34 Statistisches Bundesamt, Im Blickpunkt: Ältere Menschen in Deutschland und der EU, 2011
Lebenswelten
ii
Polen
Anders als im vorhergehenden Abschnitt zur In-
Portugal
Zypern ternetnutzung in Deutschland untersucht Euro
Griechenland 4 stat nicht das Nutzerverhalten der Menschen ab
Bulgarien 3 65 Jahren, sondern nur der 65- bis 74-Jährigen.
Rumänien 3
Daher können die Daten vom vorhergehenden
0 10 20 30 40 50 60 70 % Abschnitt abweichen.
Statistisches Bundesamt, Im Blickpunkt: Ältere Menschen in Deutschland und der EU, 2011 35
Lebenswelten
Statistisches Bundesamt, Im Blickpunkt: Ältere Menschen in Deutschland und der EU, 2011 37
Ältere Menschen
38 Statistisches Bundesamt, Im Blickpunkt: Ältere Menschen in Deutschland und der EU, 2011
Lebenswelten
Regelmäßiger Kontakt zwischen Abb 2.19 Kontakthäufigkeit von Großeltern mit ihren
Enkelkindern ab 16 Jahren
Großeltern und Enkeln 2008 in %
Statistisches Bundesamt, Im Blickpunkt: Ältere Menschen in Deutschland und der EU, 2011 39
Ältere Menschen
ii
* Bezogen auf die Bevölkerung ab 14 Jahren.
Der Freiwilligensurvey bietet umfassende Infor-
mationen zum freiwilligen Engagement der Be-
völkerung in Deutschland. Grundlage der Erhe- Engagement mildert Folgen
bung sind repräsentative Telefonumfragen, die des demografischen Wandels
im Auftrag des Bundesministeriums für Familie,
Senioren, Frauen und Jugend seit 1999 alle fünf
Ob in Vereinen, Verbänden, öffentlichen Einrich-
Jahre durchgeführt werden. Zuletzt wurden 2009 tungen, Kirchen oder in kleinen Gruppen, Projek-
deutschlandweit mehr als 20 000 Personen ab ten und Initiativen: Engagieren kann man sich auf
14 Jahren befragt. Detaillierte Ergebnisse finden die unterschiedlichste Weise in vielen Bereichen.
Sie unter www.bmfsfj.de. Ältere Menschen sind besonders häufig im kirchli-
chen und sozialen Bereich tätig. Sie kümmern sich
z. B. um gesundheitlich beeinträchtigte bzw. höher
betagte Seniorinnen und Senioren. Damit tragen
ältere Menschen selbst dazu bei, Schwierigkeiten
zu begegnen, die die Alterung der Bevölkerung mit
sich bringt. Auch im Sport arbeiten viele ältere
Freiwillige. Weitere wichtige Betätigungsfelder
40 Statistisches Bundesamt, Im Blickpunkt: Ältere Menschen in Deutschland und der EU, 2011
3 Erwerbsbeteiligung und Übergang in den Ruhestand
Der demografische Wandel hat Folgen für den Ar- Nach Angaben der Deutschen Rentenversicherung
beitsmarkt. 2009 kamen noch knapp drei Erwerbs- gingen die Menschen 2009 im Durchschnitt be-
fähige (2,9) im Alter von 20 bis 64 Jahren auf einen reits mit 63 Jahren in Rente. Aufgrund von Altersar-
ab 65-Jährigen. In den kommenden 20 Jahren soll beitslosigkeit und Altersteilzeitregelungen mit
die sogenannte Regelaltersgrenze schrittweise auf Freistellungsphase dürfte das eigentliche Aus-
67 erhöht werden. Aber auch damit werden im Jahr scheiden aus dem Berufsleben sogar noch früher
2030 nur gut zwei Erwerbsfähige (2,3) im Alter von stattfinden. Auf der anderen Seite gibt es jedoch
dann 20 bis 66 Jahren auf eine Person im Renten auch etliche Menschen, die jenseits der 65 noch
alter ab 67 Jahren kommen. beruflich aktiv sind.
Statistisches Bundesamt, Im Blickpunkt: Ältere Menschen in Deutschland und der EU, 2011 43
Ältere Menschen
%
100
75
Männer
50
Frauen
25
0
15 – 19 20 – 24 25 – 29 30 – 34 35 – 39 40 – 44 45 – 49 50 – 54 55 – 59 60 – 64 65 – 69 70 – 74 75
und mehr
Personen im Alter von ... Jahren
44 Statistisches Bundesamt, Im Blickpunkt: Ältere Menschen in Deutschland und der EU, 2011
Erwerbsbeteiligung und Übergang in den Ruhestand
eines Angehörigen.
Ältere Erwerbstätige verringerten ihre Arbeitszeit
Die große Mehrheit der älteren Erwerbstätigen ar- dabei nicht häufiger als im Durchschnitt: Die Teil-
beitete 2009 in einem Angestelltenverhältnis. Da- zeitquote der 55- bis 64-Jährigen Erwerbstätigen
mit waren sie nicht nennenswert häufiger oder sel- lag 2009 mit 28 % nur leicht höher als die aller Er-
tener abhängig beschäftigt als die Erwerbstätigen werbstätigen mit 26 %. Der Anteil geringfügig oder
insgesamt (jeweils knapp 85 %). 15 % der 55- bis kurzfristig Beschäftigter entsprach mit 9 % dem
64-jährigen Erwerbstätigen waren selbstständig Durchschnitt.
oder als mithelfende Familienangehörige tätig.
Das war etwas häufiger als bei den Erwerbstätigen Frauen häufig in prekären
insgesamt (12 %).
Beschäftigungsverhältnissen
Deutliche Unterschiede zeigten sich jedoch zwi-
schen Männern und Frauen: So arbeiteten ältere
Frauen deutlich häufiger Teilzeit als ältere Männer
Abb 3.1 Hauptquelle für den Lebensunterhalt
(50 % gegenüber 10 %). Sie waren auch deutlich
von 55- bis 64-jährigen Erwerbstätigen häufiger geringfügig oder kurzfristig beschäftigt
2009 in % als ihre männlichen Altersgenossen (15 % gegen-
2,2 Arbeitslosengeld/Sozialleistungen über 4 %).
3,4 Rente oder Vermögen
4,1 Angehörige
Erwerbslosigkeit im Osten mehr als
doppelt so hoch
475 000 Personen im Alter von 55 bis 64 waren
2009 in Deutschland erwerbslos im Sinne des ILO-
Konzeptes (Erläuterung siehe Seite 48). Das ent-
sprach einer Erwerbslosenquote von 8,0 %, die da-
mit etwas höher lag als die Erwerbslosenquote
insgesamt (7,7 %). Ein Unterschied zwischen Män-
90,3 Eigene Erwerbstätigkeit nern und Frauen bestand kaum (8,0 % bzw. 7,9 %).
Statistisches Bundesamt, Im Blickpunkt: Ältere Menschen in Deutschland und der EU, 2011 45
Ältere Menschen
Der Unterschied zwischen Ost- und Westdeutsch- Abb 3.3 Hauptgrund für die Beendigung der letzten
land war hingegen erheblich: Im Westen waren nur Erwerbstätigkeit von 55- bis 64-jährigen
Nichterwerbstätigen
6,1 % der älteren Erwerbspersonen erwerbslos, im 2009 in %
Osten jedoch 14,4 %.
Früheres Bundesgebiet
Betreuung/Pflege
Ostdeutsche häufiger unfreiwillig in den oder sonstige persönliche/
16
2
(Vor-)Ruhestand familiäre Verpflichtungen
46 Statistisches Bundesamt, Im Blickpunkt: Ältere Menschen in Deutschland und der EU, 2011
Erwerbsbeteiligung und Übergang in den Ruhestand
69
41,6 Eigene Erwerbstätigkeit
49
36
26
12
9
Statistisches Bundesamt, Im Blickpunkt: Ältere Menschen in Deutschland und der EU, 2011 47
Ältere Menschen
Hintergrundinformation
48 Statistisches Bundesamt, Im Blickpunkt: Ältere Menschen in Deutschland und der EU, 2011
Erwerbsbeteiligung und Übergang in den Ruhestand
EU-27: 46,0
Schweden 70,0
Estland 60,4
Dänemark 57,5
Vereinigtes Königreich
Deutschland 56,2
Zypern
Finnland
Niederlande
Lettland
Litauen
Irland
Portugal
Tschechische Republik
Bulgarien
Spanien
Rumänien
Griechenland
Österreich
Slowakei
Frankreich
Luxemburg
Italien
Slowenien
Belgien
Ungarn 32,8
Polen 32,3
Malta 28,1
0 10 20 30 40 50 60 70 %
Statistisches Bundesamt, Im Blickpunkt: Ältere Menschen in Deutschland und der EU, 2011 49
Ältere Menschen
Ältere auf dem Arbeitsmarkt Der Anteil derer, die nach dem 65. Geburtstag
zunehmend präsent noch arbeiten, ist in der EU-27 zwar im Durch-
schnitt relativ klein, variiert aber stark von Land
In den vergangenen Jahren ist auf dem Arbeits-
zu Land. So gingen in Frankreich von den ab
markt für Ältere einiges in Bewegung geraten. Im
65-Jährigen 2009 noch 1 % einer Arbeit nach, in
EU-Durchschnitt stieg die Erwerbstätigenquote der
Deutschland 4 %. In Portugal waren es hingegen
55- bis 64-jährigen Frauen zwischen 2000 und
noch 17 %. Einen hohen Anteil ab 65-jähriger
2009 von 27 % auf 38 % und die der Männer von
Erwerbstätiger wies auch Rumänien auf.
47 % auf 55 %. Trotzdem liegt das Beschäftigungs-
niveau der Älteren in allen Ländern immer noch Ein Grund für die vergleichsweise hohe Erwerbs
deutlich unter dem der Arbeitnehmer zwischen 25 beteiligung in diesen Ländern ist die Wirtschafts-
und 54 Jahren. Im EU-Durchschnitt betrug der Quo- struktur. Denn es ist vor allem die kleinteilige,
tenabstand 2009 zwischen Jüngeren und Älteren durch Familienbetriebe geprägte Landwirtschaft,
bei den Frauen immer noch 34 Prozentpunkte und die Arbeitskräfte auch jenseits des 65. Lebens
bei den Männern 30. jahres bindet.
Frauen % Männer
100
86 85
0
2000 2009 2000 2009
50 Statistisches Bundesamt, Im Blickpunkt: Ältere Menschen in Deutschland und der EU, 2011
4 Finanzielle Situation
Statistisches Bundesamt, Im Blickpunkt: Ältere Menschen in Deutschland und der EU, 2011 53
Ältere Menschen
Die Höhe des verfügbaren Einkommens hängt stark Paare: Einkommen nimmt mit
von der Personenzahl im Haushalt ab. Im Folgen- zunehmendem Alter ab
den wird die Einkommenssituation für Alleinleben-
Bei Paarhaushalten ohne im Haushalt lebende
de und Paare ohne Kinder deshalb differenziert
Kinder nimmt das durchschnittliche verfügbare
dargestellt – die Mehrzahl der älteren Menschen
Einkommen mit zunehmendem Alter der Haupt
ab 65 Jahren (92 %) lebt in einer dieser beiden
einkommensbezieher und -bezieherinnen ab.
Haushaltsformen.
Das liegt unter anderem daran, dass die Renten-
Alleinlebend: Frauen haben deutlich einnahmen in den Haushalten die Ausfälle der
Erwerbseinkommen nicht vollständig auffangen.
weniger zur Verfügung als Männer
So standen 2008 den Paarhaushalten ohne Kind
Alleinlebende Frauen in Deutschland hatten 2008
mit ab 80-jährigen Haupteinkommenspersonen im
in allen Altersgruppen durchschnittlich ein gerin-
Schnitt 2 974 Euro monatlich zur Verfügung. Haus-
geres verfügbares Einkommen als alleinlebende
halte mit 55- bis 64-jährigen Haupteinkommens-
Männer. In den Altersgruppen ab 55 Jahren stan-
personen konnten noch über 3 708 Euro verfügen,
den Männern im Schnitt bis zu 2 300 Euro monat-
auch weil in dieser Gruppe mehr Haushalte ein Er-
lich zur Verfügung, wobei ältere Männer mehr Geld
werbseinkommen erzielten als bei den „älteren“
hatten als jüngere. Alleinlebende Frauen in diesen
Haushalten.
Altersgruppen hatten dagegen durchgängig ein
monatliches Einkommen von im Schnitt rund
1 600 Euro.
Abb 4.2 Verfügbares Einkommen
von Paaren ohne Kinder
Durchschnitt je Monat, 2008
Euro
5 000
4 000
Abb 4.1 Verfügbares Einkommen
alleinlebender Männer und Frauen
Durchschnitt je Monat, 2008 Insgesamt
Euro 3 000
Frauen Männer
2 500
Insgesamt
Männer
2 000 2 000
1 500 Insgesamt
Frauen
1 000 1 000
500
0 0
55 65 70 80
unter 25 35 45 55 65 70 80
– – – und – – – – – – und
25
64 69 79 mehr 34 44 54 64 69 79 mehr
Alleinlebende Person im Alter von ... Jahren Haupteinkommensperson im Alter von ... Jahren
54 Statistisches Bundesamt, Im Blickpunkt: Ältere Menschen in Deutschland und der EU, 2011
Finanzielle Situation
Ältere Menschen leben überwiegend Von den Ehefrauen lebt fast jede 3. von
von Rente bzw. Pension Einkünften Angehöriger
Die mit Abstand wichtigste Quelle des Lebensun- Aus welcher Quelle der eigene Lebensunterhalt fi-
terhalts im Ruhestand ist die Rente bzw. Pension: nanziert wird, hängt auch vom Familienstand ab.
2009 lebten rund 96 % der Männer und 84 % der Wie erwähnt, lebten 84 % der Frauen ab 65 Jahren
Frauen überwiegend davon. überwiegend von Renten- oder Pensionszahlun-
gen. Der Anteil bei den Ehefrauen unterscheidet
Richtig arm oder richtig reich sich jedoch ganz erheblich von dem der Alleinle-
sind nur wenige benden: So finanzierten sich 2009 rund 70 % der
älteren Ehefrauen überwiegend durch Rente oder
Ein kleiner Teil der Menschen konnte im Rentenal-
Pension. Für 28 % waren hingegen die Einkünfte
ter überwiegend vom eigenen Vermögen bzw. den
ihrer Angehörigen, insbesondere der Ehemänner,
damit verbundenen Einkünften leben (0,6 %).
Quelle des Lebensunterhalts. Ältere alleinlebende
Wenige waren auf die Grundsicherung im Alter
Frauen lebten hingegen zu 98 % überwiegend von
(Sozialhilfe) als Haupteinkommensquelle ange-
Rente oder Pension. Nur 0,3 % finanzierten sich
wiesen (0,6 %). Ein geringer Prozentsatz finanzier-
überwiegend durch Einkünfte Angehöriger.
te den eigenen Lebensunterhalt überwiegend
durch Arbeit (1,7 %).
Einkommen der Männer unabhängig von
Mehr als jede 8. Frau lebt von der Partnerin
Einkünften Angehöriger Bei den Männern ab 65 Jahren hatte die Lebens-
form kaum Einfluss auf die Herkunft des Lebens-
13 % der älteren Frauen lebten überwiegend von
unterhalts. Egal, ob verheiratet oder alleinlebend:
Einkünften der Angehörigen, also insbesondere
Ältere Männer bestritten ihren Lebensunterhalt
der Ehe- bzw. Lebenspartner. Bei den Männern
2009 zu 96 % überwiegend durch Renten- bzw.
traf das nur auf 0,2 % zu.
Pensionsleistungen. Andere Einkünfte spielten nur
eine geringe Rolle.
Männer Frauen
%
Rente/Pension 95,7 95,8 95,7 70,0 97,6 84,4
Eigene
Erwerbstätigkeit 2,7 2,3 2,7 1,1 0,7 0,9
Einkünfte
Angehöriger 0,3 / 0,2 27,6 0,3 13,3
Sonstige Quellen 1,3 1,9 1,4 1,3 1,4 1,4
Statistisches Bundesamt, Im Blickpunkt: Ältere Menschen in Deutschland und der EU, 2011 55
Ältere Menschen
den häufig als „Gewinner der Wende“ bezeichnet. Neue Länder 702 €
Und in der Tat sind die durchschnittlichen Auszahl Früheres Bundesgebiet 487 €
beträge der gesetzlichen Altersrenten im Osten Quelle: Deutsche Rentenversicherung.
56 Statistisches Bundesamt, Im Blickpunkt: Ältere Menschen in Deutschland und der EU, 2011
Finanzielle Situation
Statistisches Bundesamt, Im Blickpunkt: Ältere Menschen in Deutschland und der EU, 2011 57
Ältere Menschen
10,5 %
Ersparnis
13,8 %
Übrige Ausgaben*
75,7 %
Privater Konsum
unter 25 – 34 35 – 44 45 – 54 55 – 64 65 – 69 70 – 79 80 Haushalte
25 und mehr insgesamt
Haupteinkommensperson im Alter von ... Jahren
* Z. B. Versicherungen, Geldgeschenke, sonstige Steuern, Kreditzinsen u. Ä.
58 Statistisches Bundesamt, Im Blickpunkt: Ältere Menschen in Deutschland und der EU, 2011
Finanzielle Situation
Bulgarien:
81 % für Unterkunft und Ernährung 19
Statistisches Bundesamt, Im Blickpunkt: Ältere Menschen in Deutschland und der EU, 2011 61
Finanzielle Situation
ii
rund 258 000 gelegen. Ein Grund für den starken
Den grundlegenden Lebensunterhalt von Men-
Anstieg, vor allem in den ersten Jahren nach der
schen ab 65 Jahren sichert in Deutschland die
Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminde-
Einführung, dürfte unter anderem der anfängliche
rung nach dem 4. Kapitel SGB XII. Diese Sozial- Bearbeitungsrückstau in den Kommunen gewesen
leistung soll vor allem dazu beitragen, die soge- sein. In den Folgejahren wurde dieser Rückstand
nannte verschämte Armut abzumildern. abgebaut und es zeigten sich stetige Zuwächse
Hierunter versteht man die Beobachtung, dass auf niedrigerem Niveau.
insbesondere ältere Menschen bestehende So-
Aufgrund der demografischen Entwicklung, des
zialhilfeansprüche oftmals nicht geltend ma-
zunehmenden Anteils prekärer Beschäftigung und
chen, weil sie den Rückgriff auf ihre unterhalts-
unterbrochener Erwerbsbiografien ist in den kom-
verpflichteten Kinder fürchten. Um diese Scham
menden Jahren mit einer weiter steigenden Zahl
zu nehmen, werden bei der Grundsicherung im
von Bedürftigen zu rechnen.
Alter in der Regel keine Unterhaltsansprüche ge-
genüber den Kindern der Leistungsempfänger
geltend gemacht.
Statistisches Bundesamt, Im Blickpunkt: Ältere Menschen in Deutschland und der EU, 2011 63
Ältere Menschen
50 000
Ausländische Mitbürger besonders
0
stark betroffen 2003 2004 2005 2006 2007 2008
Ende 2008 nahmen Personen ohne deutsche
Staatsbürgerschaft die Grundsicherung im Alter Abb 4.9 Grundsicherung im Alter nach
mit 13 % rund siebenmal so häufig in Anspruch Bundesländern
Anteile von Empfängerinnen und Empfängern
wie Deutsche (2,0 %). Gründe dafür könnten vor an allen Personen ab 65 Jahren,
allem geringere Einkommen in der Erwerbszeit so- am Jahresende 2008 in %
wie kürzere Versicherungszeiten in der gesetzli- Deutschland: 2,5
chen Rentenversicherung sein. Insgesamt besaß Hamburg 5,2
ein Fünftel (20,1 %) aller Personen, die diese Leis- Berlin 4,8
tungen empfingen, eine ausländische Bremen 4,7
Staatsangehörigkeit. Nordrhein-Westfalen
Hessen
Niedrigere Empfängerquoten im Osten Saarland
Niedersachsen
Im früheren Bundesgebiet wird die Grundsiche- Schleswig-Holstein
rung im Alter häufiger in Anspruch genommen als Rheinland-Pfalz
in den neuen Ländern (jeweils ohne Berlin). Eine Bayern
Ursache liegt in der höheren Erwerbsbeteiligung Baden-Württemberg
in der ehemaligen DDR, vor allem der Frauen. Dies Mecklenburg-Vorpommern
Brandenburg
führt zu höheren Rentenansprüchen, die meist zur
Sachsen-Anhalt 1,3
Sicherung des Lebensunterhalts im Alter ausrei-
Sachsen 1,0
chen. Eine weitere mögliche Ursache für geringere
Thüringen 0,9
Bezugsquoten in Ostdeutschland ist ein geringe-
res Mietenniveau als im Westen der Republik. 0 1 2 3 4 5 6 %
64 Statistisches Bundesamt, Im Blickpunkt: Ältere Menschen in Deutschland und der EU, 2011
Finanzielle Situation
Im Durchschnitt 657 Euro im Monat Lebens bezahlt werden sollen. Neben dem Re-
für Grundbedürfnisse gelsatz werden auch angemessene Kosten für
Unterkunft und Heizung, Beiträge für die Kran-
Wie hoch ist die staatliche Unterstützung für die ken- und Pflegeversicherung sowie weitere nöti-
Empfänger und Empfängerinnen der Grundsiche- ge Ansprüche berücksichtigt. Die Summe der
rung im Alter? Hier einige wichtige Kennzahlen: einzelnen Posten ist der Bruttobedarf, also der
Betrag, den eine Person für den Lebensunterhalt
»» Durchschnittlich hatten Empfänger von Grund
monatlich benötigt. Zieht man hiervon das anre-
sicherung im Alter Ende 2008 einen monatli-
chenbare Einkommen ab, erhält man den tat-
chen Bruttobedarf von 657 Euro.
sächlich ausgezahlten Nettobedarf.
»» Wenn ein Anspruch bestand, wurden durch- Nicht jede Person, die Grundsicherung im Alter
schnittlich 295 Euro Unterstützung für Unter- empfängt, erhält allerdings Aufwendungen für
kunft und Heizung gezahlt. Unterkunft und Heizung bzw. hat ein anrechen-
bares Einkommen. Deshalb lassen sich die ein-
»» Der Regelsatz, also z. B. der Bedarf für Nahrungs zelnen Posten in Tab 4.2 auch nicht direkt mitei-
mittel, Kleidung und Körperpflege, floss mit nander aufrechnen.
durchschnittlich 328 Euro in die Bedarfsberech-
nung ein.
kunfts- und Heizkosten sowie Bremen 688 333 312 400 373
Berlin 679 333 337 446 420
der Nettobedarf 2008, wie in
Hessen 677 329 314 386 388
den Vorjahren auch, deutlich Bayern 671 329 300 379 368
unter dem Bundesdurch Schleswig-
schnitt. Holstein 663 327 295 392 346
Nordrhein-
Westfalen 659 329 295 380 360
ii Die Bedarfsberechnung in
der Grundsicherung erfolgt
Baden-
Württemberg
Saarland
656
656
323
327
293
276
379
376
353
369
im Wesentlichen über die
Niedersachsen 632 327 276 376 336
Bestimmung von Regelsät-
Mecklenburg-
zen: Der Regelsatz ist ein Vorpommern 617 325 264 407 291
Betrag, mit dem die laufen- Brandenburg 616 327 258 400 273
den Leistungen für Ernäh- Rheinland-Pfalz 616 325 253 354 338
rung, Kleidung, Körperpfle- Sachsen-Anhalt 598 324 249 377 275
Sachsen 591 325 243 373 284
ge, Hausrat sowie die
Thüringen 589 324 240 388 264
Bedürfnisse des täglichen
1 Die Durchschnittsbeträge beziehen sich nur auf Personen mit Aufwendungen bzw. Einkommen.
Statistisches Bundesamt, Im Blickpunkt: Ältere Menschen in Deutschland und der EU, 2011 65
Ältere Menschen
66 Statistisches Bundesamt, Im Blickpunkt: Ältere Menschen in Deutschland und der EU, 2011
Finanzielle Situation
Frauen sind stärker armutsgefährdet Auch in allen anderen EU-Ländern, außer Malta
als Männer und den Niederlanden, galt, dass ältere Männer
seltener armutsgefährdet waren als ältere Frauen.
Vor allem für Frauen geht der Eintritt ins Renten
Dieses Ungleichgewicht trat besonders in Estland
alter mit einem erhöhten Armutsrisiko einher. Ei-
deutlich zutage: Dort belief sich die Armutsgefähr-
ner der Gründe dafür ist die unzureichende Alters-
dungsquote der Frauen in der Altersklasse ab 65
vorsorge. Da Frauen während ihres Berufslebens
Jahren auf 41 %, die der Männer auf 19 %. Der Ab-
häufiger zugunsten der Kinder pausieren oder nur
stand betrug somit 22 Prozentpunkte. Sehr groß
Teilzeit arbeiten, erwerben sie weniger Rentenan-
war die Differenz u. a. auch in Litauen (18 Prozent-
sprüche. 2008 galten in der EU 20 % der Frauen
punkte) und Finnland (15 Prozentpunkte). Sehr ge-
ab 65 Jahren als armutsgefährdet. Von den gleich-
ring war sie hingegen u. a. in Griechenland (1 Pro-
altrigen Männern waren nur 15 % betroffen.
zentpunkt) und Belgien (2 Prozentpunkte).
Statistisches Bundesamt, Im Blickpunkt: Ältere Menschen in Deutschland und der EU, 2011 67
Ältere Menschen
EU-27: 28 %
68 Statistisches Bundesamt, Im Blickpunkt: Ältere Menschen in Deutschland und der EU, 2011
5 Gesundheitliche Lage
Männer Frauen
Statistisches Bundesamt, Im Blickpunkt: Ältere Menschen in Deutschland und der EU, 2011 69
Ältere Menschen
Aber nicht nur die Lebenserwartung der Neugebo- Abb 5.2 Entwicklung der ferneren Lebenserwartung
renen hat sich beständig erhöht. Auch die fernere 60-Jähriger in Jahren
Lebenserwartung ist stark gestiegen. So hatten 30 – 32
27 – 29
60-jährige Männer 1871/1881 im Durchschnitt 2060
noch 12,1 Jahre zu leben. 2007/09 waren es be- 2060
24,8
reits 21,0 Jahre. Bei den Frauen ist diese Entwick- 2007/09
21,0
lung noch stärker ausgeprägt: Lag der Wert für den 2007/09
Zeitraum 1871/1881 noch bei 12,7 Jahren, so 17,5
16,2 1949/51
1949/51
konnten 60 Jahre alte Frauen 2007/2009 noch
12,1 12,7
durchschnittlich 24,8 weiteren Lebensjahren 1871/81 1871/81
entgegensehen.
70 Statistisches Bundesamt, Im Blickpunkt: Ältere Menschen in Deutschland und der EU, 2011
Gesundheitliche Lage
Abb 5.3 Fernere Lebenserwartung von 65-jährigen Männern und Frauen 2009 in Jahren
Statistisches Bundesamt, Im Blickpunkt: Ältere Menschen in Deutschland und der EU, 2011 71
Gesundheitliche Lage
Statistisches Bundesamt, Im Blickpunkt: Ältere Menschen in Deutschland und der EU, 2011 73
Ältere Menschen
%
80
70
Männer
60
50
Frauen
40
30
20
10
0
18 – 19 20 – 24 25 – 29 30 – 34 35 – 39 40 – 44 45 – 49 50 – 54 55 – 59 60 – 64 65 – 69 70 – 74 75
und
Personen im Alter von ... Jahren mehr
74 Statistisches Bundesamt, Im Blickpunkt: Ältere Menschen in Deutschland und der EU, 2011
Gesundheitliche Lage
Rauchen: Im Alter ein seltenes Laster Bei der heutigen Generation ist dieser Unterschied
nicht mehr feststellbar. Das durchschnittliche Alter
Ältere Menschen rauchen viel seltener als junge.
des Rauchbeginns bei den 15- bis 40-Jährigen lag
Lediglich 9,1 % der ab 65-Jährigen gaben 2009
2009 sowohl bei den Frauen als auch bei den Män-
an, mindestens gelegentlich zu rauchen. In den
nern bei ca. 16,5 Jahren. Es ist daher zu erwarten,
jüngeren Altersgruppen war der Anteil deutlich
dass es künftig deutlich weniger Unterschiede im
höher. Frauen, egal wie alt, rauchten dabei selte-
Rauchverhalten zwischen älteren Männern und
ner als Männer: Von den ab 65-Jährigen griffen nur
Frauen geben wird.
6,5 % der Frauen zur Zigarette, aber 12,4 % der
Männer.
%
40
30
Männer
20
Frauen
10
0
15 – 19 20 – 24 25 – 29 30 – 34 35 – 39 40 – 44 45 – 49 50 – 54 55 – 59 60 – 64 65 – 69 70 – 74 75
und
Personen im Alter von ... Jahren mehr
Statistisches Bundesamt, Im Blickpunkt: Ältere Menschen in Deutschland und der EU, 2011 75
Ältere Menschen
29 %
40 – 64 Jahre
Abb 5.7 Entwicklung der Fallzahl und der durchschnittlichen Verweildauer im Krankenhaus
Index: 2000=100
130
120
Anzahl der Fälle
110
100
Anzahl der Fälle
90
Verweildauer Verweildauer
80
70
2000 2009 2000 2009
76 Statistisches Bundesamt, Im Blickpunkt: Ältere Menschen in Deutschland und der EU, 2011
Gesundheitliche Lage
Wenn Frauen ins Krankenhaus gehen, müssen sie Abb 5.8 Häufigste Diagnosen in der Generation 65+
in der Regel länger bleiben. Während die durch- Anzahl 2009
schnittliche Verweildauer der Männer ab 65 Jahren Männer 0 500 000 1 000 000
2009 bei 9,1 Tagen lag, blieben Frauen mit 9,7 Ta-
Krankheiten des
gen im Schnitt über einen halben Tag länger in der Kreislaufsystems
stationären Versorgung. Bei den 80- bis 84-Jähri-
Neubildungen (Krebs)
gen betrug dieser Unterschied fast einen ganzen
Tag. Grund dafür kann zum einen eine größere Krankheiten des
Schwere der Erkrankung sein. Zum anderen sind Verdauungssystems
immer noch viele Frauen im Alter besser in der Krankheiten des
Muskel-Skelett-Systems
Lage, ihre Männer im Krankheitsfall zu Hause zu
betreuen, als umgekehrt. Die Folge ist, dass eher Krankheiten des
Männer als Frauen früher aus dem Krankenhaus Atmungssystems
entlassen werden.
Statistisches Bundesamt, Im Blickpunkt: Ältere Menschen in Deutschland und der EU, 2011 77
Ältere Menschen
78 Statistisches Bundesamt, Im Blickpunkt: Ältere Menschen in Deutschland und der EU, 2011
Gesundheitliche Lage
Statistisches Bundesamt, Im Blickpunkt: Ältere Menschen in Deutschland und der EU, 2011 79
Ältere Menschen
80 Statistisches Bundesamt, Im Blickpunkt: Ältere Menschen in Deutschland und der EU, 2011
Gesundheitliche Lage
Statistisches Bundesamt, Im Blickpunkt: Ältere Menschen in Deutschland und der EU, 2011 81
Ältere Menschen
82 Statistisches Bundesamt, Im Blickpunkt: Ältere Menschen in Deutschland und der EU, 2011
Gesundheitliche Lage
Mehr als zwei Drittel zu Hause versorgt und die Zahl der durch ambulante Dienste Ver-
sorgten um 34 % (+ 140 000) gestiegen. Die Zahl
69 % aller Pflegebedürftigen, das waren 1,6 Millio-
der Pflegegeldempfänger, d. h. der Personen, die
nen Menschen, wurden 2009 zu Hause versorgt.
ausschließlich durch Angehörige gepflegt wurden,
Davon erhielten gut 1 Million ausschließlich Pflege-
nahm hingegen nur um 4 % (+ 38 000) zu.
geld, was bedeutet, dass sie in der Regel zu Hause
allein durch Angehörige gepflegt wurden. Weitere
Bis 2030 Anstieg auf 3,4 Millionen
555 000 lebten ebenfalls in Privathaushalten, bei
Pflegebedürftige möglich
ihnen erfolgte die Pflege jedoch zum Teil oder voll-
ständig durch ambulante Pflegedienste. Nach den Ergebnissen einer gemeinsamen Vor-
ausberechnung der Statistischen Ämter des Bun-
Generation 90+: Die Hälfte aller des und der Länder aus dem Jahr 2010 könnte die
Pflegebedürftigen lebt im Heim Zahl der Pflegebedürftigen durch den Alterungs-
prozess der Gesellschaft von 2,3 Millionen in
31 % aller Pflegebedürftigen (717 000 Personen)
2009 auf 2,9 Millionen im Jahr 2020 steigen. Für
wurden in Pflegeeinrichtungen vollstationär be-
2030 werden durch die demografische Entwick-
treut. Das Leben in solchen Einrichtungen gewinnt
lung etwa 3,4 Millionen Pflegebedürftige erwartet.
mit dem Alter an Bedeutung: Von den Pflegebe-
dürftigen zwischen 65 und 69 Jahren wurden 24 % In diesem Zuge steigt auch der Anteil der hochbe-
im Heim versorgt. Bei den ab 90-Jährigen war es tagten Pflegebedürftigen deutlich: Während 2009
dann rund die Hälfte (48 %). rund 35 % der Pflegebedürftigen 85 Jahre und älter
waren, könnte der Anteil 2020 bereits rund 41 %
Trend geht zur professionellen Pflege betragen und 2030 rund 48 %.
Statistisches Bundesamt, Im Blickpunkt: Ältere Menschen in Deutschland und der EU, 2011 83
Ältere Menschen
ii
Die Schwerbehindertenquote, also die Wahr
Menschen sind behindert im Sinne des SGB IX,
scheinlichkeit schwerbehindert zu sein, steigt mit
wenn ihre körperliche, geistige oder seelische
zunehmendem Alter. Während in jungen Jahren
Gesundheit auf Dauer beeinträchtigt und somit
nur ein sehr geringer Prozentsatz betroffen ist, hat
auch ihre Teilhabe am gesellschaftlichen Leben
von den Menschen jenseits der 80 fast jeder Dritte
eingeschränkt ist. Als schwerbehindert gelten
(31 %) einen Schwerbehindertenausweis.
Personen, denen ein Grad der Behinderung von
50 oder mehr zuerkannt wurde.
Männer häufiger schwerbehindert
7,1 Millionen sind schwerbehindert Bei den Männern, insbesondere jenseits der 55,
ist die Schwerbehindertenquote höher als bei
Ende 2009 lebten in Deutschland 7,1 Millionen
Frauen. Das liegt zum Teil daran, dass Männer im
amtlich mit gültigem Ausweis anerkannte schwer-
Allgemeinen häufiger berufstätig sind als Frauen
behinderte Menschen. Im Zuge der gestiegenen
und darum auch ein größeres Interesse an der An-
Zahl älterer Menschen hat sich die Zahl der
erkennung einer Behinderung haben als Nichter-
Schwerbehinderten gegenüber 1999 um 468 000
werbspersonen. Denn ein Schwerpunkt der Leis-
Personen bzw. 7 % erhöht.
tungen des Schwerbehindertenrechts betrifft
Regelungen zur Teilnahme am Arbeitsmarkt oder
Über die Hälfte ist 65 und älter
für einen früheren Rentenbezug.
Behinderungen treten überwiegend bei älteren
Personen auf: Ein Viertel (26 %) der schwerbehin-
derten Menschen war zwischen 65 und 74 Jahre
alt. Mehr als ein weiteres Viertel (29 %) war
75 Jahre und älter.
40 40
30 30
Männer
20 20
Frauen
10 10
0 0
4 6 15 18 25 35 45 55 60 62 65 70 75
unter 80
– – – – – – – – – – – – –
4 5 14 17 24 34 44 54 59 61 64 69 74 79 und mehr
Personen im Alter von ... Jahren
84 Statistisches Bundesamt, Im Blickpunkt: Ältere Menschen in Deutschland und der EU, 2011
Gesundheitliche Lage
Statistisches Bundesamt, Im Blickpunkt: Ältere Menschen in Deutschland und der EU, 2011 85
Ältere Menschen
86 Statistisches Bundesamt, Im Blickpunkt: Ältere Menschen in Deutschland und der EU, 2011
Gesundheitliche Lage
Personen Todesursache
im Alter
von ... Jahren Krankheiten des Krebs Krankheiten des Äußere Ursachen Krankheiten des Sonstige
Kreislaufsystems Atmungssystems (u. a. Suizid, Verdauungs
Verkehrsunfall) systems
Insgesamt 39,8 25,7 7,9 4,9 4,7 17,0
unter 20 3,3 7,1 4,9 23,7 1,1 59,9
20 – 44 14,2 19,9 3,0 36,2 6,9 19,8
45 – 64 25,5 40,8 4,2 8,3 8,1 13,0
65 – 84 40,5 29,9 8,0 2,7 4,3 14,5
85 und mehr 50,0 12,3 10,2 2,7 3,5 21,3
Statistisches Bundesamt, Im Blickpunkt: Ältere Menschen in Deutschland und der EU, 2011 87
6 Fazit
Die Jungen werden weniger, die Älteren werden Nicht nur der Renteneintritt, auch das Bild vom
mehr: In Deutschland und den anderen EU-Län- Alter verschiebt sich langsam. Wer in Rente geht,
dern vollzieht sich ein demografischer Wandel. setzt sich oftmals nicht wirklich zur Ruhe. Dank
Mittlerweile hat hierzulande jede fünfte Person der zunehmend guten gesundheitlichen Verfas-
die 65 überschritten, in jedem dritten Haushalt sung rückt bei den Älteren ein neuer Aspekt in
leben Senioren. den Fokus: die aktive Freizeitgestaltung. Ehren-
amtliche Arbeit wird immer häufiger über die Ru-
Dank der gestiegenen Lebenserwartung ist die
hestandsgrenze hinaus verlängert – in keiner an-
Chance auf ein langes Leben so hoch wie nie zu-
deren Altersklasse wächst die Freiwilligenarbeit so
vor. Erfreulich ist, dass die Menschen nicht nur
stark wie unter den Älteren. Seniorinnen und Seni-
länger leben, sie können die gewonnene Zeit auch
oren nehmen sich viel Zeit für ihre Enkel und sind
überwiegend gesund verbringen. Die meisten
fast so reiselustig wie die jüngeren Altersklassen
Menschen wollen und können somit auch im Alter
und sowohl im In- wie auch im Ausland unterwegs.
einen eigenen Haushalt führen. Nur vergleichs-
Viele versuchen, sich auch im fortgeschrittenen
weise Wenige leben in Alten- oder Pflegeheimen
Alter weiterzubilden: Sie besuchen Kurse an der
oder anderen Gemeinschaftseinrichtungen. Mit
Volkshochschule oder nehmen ein Gaststudium
zunehmendem Alter häufen sich naturgemäß die
auf. Langsam tasten sich die Älteren auch an das
Krankenhausaufenthalte, der Pflegebedarf nimmt
Internet heran – es wird in Zukunft ganz neue
zu. Trotzdem ist die Mehrheit der Älteren mit dem
Handlungsmöglichkeiten in der alternden Gesell-
Leben recht zufrieden und kann die veränderten
schaft eröffnen.
Lebensumstände im Alter gut akzeptieren.
Der demografische Wandel wird unser Leben in
Erleichternd kommt hinzu, dass es der heutigen
den kommenden Jahrzehnten grundlegend verän-
Rentnergeneration in Deutschland im Vergleich zu
dern. Zum einen müssen der Arbeitsmarkt, der
den Altersgenossen in den meisten anderen EU-
Gesundheits- und Pflegesektor, die Infrastruktur,
Ländern finanziell gut geht. Nur ein relativ geringer
das Sozialsystem und viele andere Bereiche an
Prozentsatz muss bislang staatliche Sozialleistun-
die neuen Rahmenbedingungen einer alternden
gen in Anspruch nehmen. Vor allem in den östlich
Gesellschaft angepasst werden. Auf der anderen
gelegenen EU-Ländern ist die finanzielle Situation
Seite ändern sich das Leben im Alter und das
der Älteren oftmals sehr schwierig, dort mangelt
Selbstverständnis vom Altern langsam. Die Bewäl-
es Vielen im Alltag immer noch an wichtigen
tigung des demografischen Wandels kann da-
Gebrauchsgegenständen.
durch erheblich gefördert werden.
In den kommenden Jahren wird in den höheren
Altersgruppen einiges in Bewegung geraten. Das
Renteneintrittsalter in Deutschland wird schritt-
weise von 65 auf 67 Jahre erhöht. Noch treten die
Menschen oft deutlich vor dem 65. Geburtstag in
den Ruhestand. Doch die Älteren sind zunehmend
länger auf dem Arbeitsmarkt präsent, die Erwerbs-
tätigenquoten der 55- bis 64-Jährigen steigen seit
einigen Jahren.
Statistisches Bundesamt, Im Blickpunkt: Ältere Menschen in Deutschland und der EU, 2011 89
Datenquellen
2.7 Keine Zeit zum träge BMFSFJ/Freiwilligensurvey 5.4 Wenn’s zu Ende geht: Destatis/
sein: Destatis/Tourismusstatistik Sterblichkeit und Todesursachenstatistik
Freiwilliges Engage- Todesursachen
ment und Reisen Europa im Blick Eurostat
3 Arbeitsmarkt
Kapitel
3.1 Steigt:
Verwendete Datenquellen
Destatis/Europäische
ii Die Eurostat-Daten sind harmonisiert und gewähr-
leisten somit die Vergleichbarkeit von nationalen
Erwerbstätigkeit vor 65 Arbeitskräfteerhebung Ergebnissen auf europäischer Ebene.
3.2 Rastlos trotz Destatis/Europäische Durch Harmonisierungen können die Werte von
Ruhestand: Arbeitskräfteerhebung denen der nationalen Statistikämter, z. B. des Sta-
Erwerbstätigkeit 65+
Europa im Blick Eurostat
tistischen Bundesamtes in Deutschland, abwei-
chen. Zudem liegen die harmonisierten Daten auf
europäischer Ebene z. T. nur mit zeitlicher Verzö-
gerung zum nationalen Veröffentlichungstermin
vor. Der Band enthält Eurostat-Daten mit Stand
1. Quartal 2011. Generell können durch Daten
revisionen nachträglich Abweichungen auftreten.
90 Statistisches Bundesamt, Im Blickpunkt: Ältere Menschen in Deutschland und der EU, 2011
Weiterführende Informationen
Amtliche Statistikanbieter
Destatis
Das Statistische Bundesamt (Destatis) bietet objek-
tive, unabhängig erstellte und qualitativ hochwerti-
ge statistische Informationen. Es ist der größte
amtliche Informationsdienstleister Deutschlands.
¬ www.destatis.de
Statistische Ämter des Bundes und der Länder
Für tiefergehende Länderergebnisse steht Ihnen
das Statistikportal der Statistischen Ämter des
Bundes und der Länder zur Verfügung.
¬ www.statistikportal.de
Eurostat
Die Daten des Statistischen Amtes der Europäi-
schen Union (Eurostat) ermöglichen den direkten
Vergleich zwischen den EU-Ländern. Der Europäi-
sche Datenservice (EDS) – eine Servicestelle des
Statistischen Bundesamtes – hilft Ihnen bei der
Datensuche. ¬ epp.eurostat.ec.europa.eu
¬ www.eds-destatis.de
Weitere Institutionen
Bundesministerium für Familie, Senioren,
Frauen und Jugend (BMFSFJ)
Das Ministerium informiert unter anderem über
die Lebenswelt, gesetzliche Grundlagen bzw. Vor-
haben sowie Förderprogramme zum Thema ältere
Menschen. ¬ www.bmfsfj.de
DZA Deutsches Zentrum Deutsches Zentrum für Altersfragen (DZA)
für Altersfragen Das DZA forscht zu Fragen des Alters und Alterns,
insbesondere zu den Lebenslagen älterer Men-
schen. ¬ www.dza.de
Deutsche Rentenversicherung (DRV)
Die Deutsche Rentenversicherung bietet Informati-
onen zum deutschen Rentensystem und Statistiken
der Rentenversicherung.
¬ www.deutsche-rentenversicherung.de
Robert-Koch-Institut (RKI)
Das RKI stellt umfangreiche Daten zu Gesundheit
und Prävention im Alter zur Verfügung.
¬ www.rki.de
Statistisches Bundesamt, Im Blickpunkt: Ältere Menschen in Deutschland und der EU, 2011 91
In Deutschland leben immer mehr ältere ihre Präsenz auf dem Arbeitsmarkt, die
Menschen. Hierzulande hat mittlerweile jede materielle Situation und ihr gesellschaftli-
fünfte Person die 65 bereits erreicht oder ches Engagement. Die Publikation geht auch
überschritten. auf die Situation der Senioren in anderen EU-
Ländern ein und zeigt die Gemeinsamkeiten
Noch wird Alter von vielen ausschließlich
und Unterschiede ihrer Lebenswelten.
mit Krankheit und Gebrechlichkeit in Verbin-
dung gebracht. Doch die Altersbilder und das „Im Blickpunkt: Ältere Menschen in Deutsch-
Selbstverständnis vom Altern beginnen sich land und der EU“ macht anhand von amtli-
zu ändern. Die vorliegende Veröffentlichung chen Statistiken und weiterführenden Daten-
untersucht deshalb neben Themen wie quellen deutlich, dass unsere Gesellschaft
Gesundheit und Pflegebedürftigkeit auch die älter, aber deswegen noch lange nicht grauer
familiären Beziehungen älterer Menschen, wird.
Statistisches Bundesamt, Im Blickpunkt: Ältere Menschen in Deutschland und der EU, 2011
Artikelnummer 1021221-11900-4, ISBN 978-3-8246-0956-7