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Ressourcenfluch und Renten-Paradoxon: Politische Ökonomie des

failed state
Richard Sturn1

1. Einleitung

Großer Reichtum an wirtschaftlich nutzbaren Bodenschätzen ist nicht immer mit


wirtschaftlicher Prosperität und Wohlfahrt verbunden. In den letzten drei Jahrzehnten ist eine
vor allem empirisch-ökonometrisch ausgerichtete Literatur v.a. im Anschluss an
Sachs/Warner rasch expandiert, die sich mit diesem von Richard Auty als Resource curse
(Ressourcenfluch bzw. Ressourcen-Falle) adressierten Phänomen beschäftigt 2 – also mit
einem auf den ersten Blick paradoxen, wenn auch in unterschiedlichen Varianten seit
Jahrhunderten beobachteten und thematisierten Phänomen. Vom wirtschaftlichen
Zurückfallen Spaniens im Konzert europäischer Mächte nach der Erschließung
lateinamerikanischer Edelmetallvorkommen bis zum wechselvollen Schicksal mancher
erdölexportierenden Staaten in neuerer Zeit illustrieren viele Episoden Vermutungen, wonach
Rohstoffreichtum eines Landes oft nicht mit gesamtwirtschaftlicher Dynamik und
gesellschaftlicher Wohlfahrt einhergeht, sondern sich geradezu abträglich auswirkt.
Historische Skizzen solcher Episoden legen darüber hinaus nahe, dass solcher Reichtum der
Entfaltung produktiver Potentiale und kreativen Unternehmertums eher abträglich ist,
und/oder dass er Konfliktpotentiale birgt, die sich mitunter in mehr oder minder kostspieligen
und teils gewalttätigen Konflikten entladen. Auf Basis ökonometrisch aufgearbeiteter
datengestützter Empirie wurde der Resource curse in vielen Studien der letzten Jahrzehnte
bestätigt, wenngleich es auch an relativierenden methodologischen Überlegungen und
empirischen Befunden nicht fehlt.3

Im Sinne einer differenzierten Hypothesenbildung ist – über diese relativierenden empirischen


Befunde hinaus – in einer übergreifenden wirtschaftshistorischen Perspektive auf die
Schlüsselrolle bestimmter Ressourcenvorkommen im Hinblick auf bestimmte
Entwicklungspfade hinzuweisen. So waren Ressourcenvorkommen eine der Bedingungen für
die industrielle Revolution in England: Verkehrstechnisch günstig gelegene, gut zugängliche
Kohlevorkommen waren im Zusammenwirken mit anderen Faktoren eine wichtige
Voraussetzung dafür, dass die industrielle Revolution in England früher und stärker Fahrt
aufnahm als in anderen Ländern.

1
Für hilfreiche Hinweise danke ich Martin Held und den Diskutanten auf der Tagung „Kobalt, Kupfer, Lithium
& Co.“ am 22. Oktober 2019 am IASS in Potsdam, auf der das Papier vorgestellt wurde.
2
Vgl. Auty 1993 und Sachs/Warner 1995.
3
Vgl. zur Forschungslage bezüglich empirischer Befunde, methodologischer Aspekte und Politikimplikationen
Auty 2001, Humphreys; Sachs; Stiglitz 2007 sowie mit jeweils unterschiedlichen Schwerpunkten versehene und
unterschiedlich strukturierte Übersichtsaufsätze (Frankel 2010, Deacon 2011, Van der Ploeg 2011 und Vahabi
2017). In einem allgemeineren entwicklungsökonomischen Rahmen diskutieren Auty (1997) und Stevens (2015)
vergleichbare Phänomene.
Schon eine Zusammenschau der im Zusammenhang der neueren empirischen Literatur zum
Resource curse vorgeschlagenen Hypothesen und der etwas älteren,
entwicklungsökonomischen Literatur zu einem verwandten Phänomen (der „staple trap“ 4)
erlaubt indes Rückschlüsse auf die Vielfalt und Vielschichtigkeit einschlägig relevanter
Bedingungen, Effekte und Wechselwirkungen. Der vorliegende Aufsatz wird daher Elemente
einer solchen Zusammenschau einschließen, die aus Platzgründen jedoch sehr selektiv und
unvollständig bleiben muss. Wesentliche Teile sind dem Versuch gewidmet, die Vielfalt und
Vielschichtigkeit der Effekte institutionentheoretisch zu ordnen und zwar in einem Rahmen,
in dem das Konzept der ökonomischen Rente und ihre Aneignungsbedingungen eine
Schlüsselrolle spielen. Dies sollte einerseits eine verfeinerte Hypothesenbildung zum
Resource curse erlauben, andererseits aber auch die Umrisse eines größeren
politökonomischen Panoramas sichtbar machen, welches die Einflussfaktoren Resource curse-
artiger Phänomene auch in ihrer Relevanz für aktuelle Entwicklungen sichtbar macht, in
denen die Nutzung von Naturschätzen nur eine sekundäre Rolle spielt.

Der vorliegende Aufsatz verwendet das Konzept der Rente als Diagnose-Instrument polit-
ökonomischer Pathologien. Ich werde argumentieren, dass der Resource curse zu einem
wesentlichen Teil ein Rentenfluch ist – und dass Renten, die solcherart virulent sind, nicht nur
bei der Nutzung von Boden und Bodenschätzen entstehen, sondern auch bei der Nutzung von
technologisch ermöglichten Kooperationspotentialen. In besonderer Weise treten sie im
Kontext marktförmiger Koordinationsmechanismen auf, die unter Bedingungen der
Arbeitsteilung, Spezialisierung und kapitalbrauchender Produktion solche
Kooperationspotentiale zu nutzen erlauben. Probleme polit-ökonomisch virulenter Renten
sind nicht ausschließlich Relikte vormoderner Gesellschaftsformationen, welche durch die
Oligarchen diverser „failed states“ wiederbelebt werden, indem sie die wirtschaftliche
Nutzung von Naturkräften durch institutionalisierte exklusive Privilegien schützen. 5 Renten
spielen vielmehr eine intrikate Rolle bei jenen Vertragsbeziehungen („unvollständige
Verträge“), welche die komplexen Interdependenzen vermitteln, die der Nutzung „moderner“
sozialer Produktivkräfte zugrundeliegenden. Ökonomischen Renten eignet in diesem Fall wie
auch in anderen Fällen eine Doppelnatur: Sie stellen einerseits Überschüsse dar, die aus der
produktiven Nutzung von Produktivkräften (von Naturgaben, aber auch von technologischen
Entwicklungen, Spezialisierungsprozessen, Arbeitsteilung und Kooperation) resultieren.
Andererseits sind sie Machtphänomene und ein Nährboden für strategische Investitionen –
also Investitionen, die auf die Optimierung der Aneignungsbedingungen der Rente zu
Gunsten derjenigen abzielen, die diese Investitionen tätigen. Die Aussicht auf
Rentenaneignung bietet Anreize zur Schaffung exklusiver Machtmonopole, zu strategischem
Horten oder für gewalttätige Konflikte. Renten, denen eine solche Doppelnatur eignet, stehen
im Zentrum der folgenden Überlegungen. Sie stellen auch für verfassungsstaatlich gerahmte
Demokratien mit gut funktionierenden Checks and Balances und einem handlungsfähigen
öffentlichen Sektor eine Herausforderung dar, weil sie auch als Begleiterscheinung der
Innovationsdynamik in immer neuen Formen entstehen. Die machtbegrenzenden Balancen

4
Vgl. Watkins 1963; Hirschman 1977.
5
Diesen Schluss könnte man womöglich aus der Lektüre von North/Wallis/Weingast 2009 ziehen. Dieser
Aufsatz ist dennoch überaus lesenswert, weil er eine einprägsame Heuristik zur Diagnose der schädlichen
Effekte, aber auch der Ambivalenz exklusiver Rentenextraktion entfaltet. Vgl. auch Volckart 2000.
moderner Verfassungsstaaten sind jedoch ein Stück weit als institutionelle Antwort auf solche
Herausforderungen zu verstehen.

Hier ist in nuce die Logik, auf der diese Herausforderung beruht: Akteure, die (auf welchen
ökonomischen Grundlagen auch immer) regelmäßig in erheblichem Umfang Renten lukrieren
bzw. die Geschäftsmodelle in Aussicht haben, welche systematisch mit dem Lukrieren dieser
Renten verbunden sind, haben sowohl die Mittel als auch den Anreiz zu strategischen
Investitionen, um ihre Position zur Rentenaneignung für die Zukunft zu sichern oder zu
verbessern. Zu diesen strategischen Investitionen gehört, Einfluss auf die weitere Entwicklung
der Spielregeln zu nehmen. Denn solche Spielregeln sind es, welche die weitere Aneignung
jener Renten entweder sichern oder aber (etwa durch Besteuerung oder Enteignung) in Frage
stellen. Dadurch kann ein Teufelskreis politischer und wirtschaftlicher Macht entstehen 6, der
das institutionelle Gefüge korrumpiert und insbesondere die problemadäquate
(Weiter-)Entwicklung eines handlungsfähigen öffentlichen Sektors (zu dem die in der
Moderne entstandenen Grundelemente konstitutionell gerahmter Staatlichkeit gehören) be-
oder verhindert. Im Fall eines durch Ressourcenrenten bedingten Teufelskreises wird dieser
Sektor insbesondere auch in einer Beziehung wenig handlungsfähig sein, die direkt mit dem
Resource curse zusammenhängt: Und zwar wird er wenig handlungsfähig sein, wenn es
darum geht, gezielte wirtschaftspolitische Maßnahmen zu setzen, die bestimmten
Mechanismen eines rein „ökonomischen Resource curse“ entgegenwirken. Jene Mechanismen
des ökonomischen Resource curse werden im dritten Abschnitt kurz zusammenfassend
dargestellt. Zuvor werden einige Grundlagen der Ressourcen- und Bodenrenten im zweiten
Abschnitt erläutert.

Im vierten Abschnitt werde ich in Verbindung mit einer Literaturübersicht skizzieren, auf
welch vielfältige Weise technologische und natürliche Gegebenheiten (etwa die
geographische Lage, Konzentration/Diffusion und Transportfähigkeit von Bodenschätzen) die
Bedingungen der Aneignung, Besteuerung, Plünderung und Vermarktung und damit
Konfliktmuster und institutionelle Entwicklung beeinflussen. Es geht also zunächst um
„natürliche“ Bedingungen, in deren Folge dann Formen eines politischen Resource curse
virulent werden. Zudem wird darauf Bezug genommen, dass im Kontext des politischen
Resource curse spezifische Aspekte jener Interdependenzen zu Tage treten, die insgesamt als
ko-evolutorischer Prozess zwischen Ressourcenausbeutung, Technologieentwicklung und
institutioneller Entwicklung beschrieben werden können. Anschließend werde ich anhand der
klassischen Politischen Ökonomie und der modernen Theorie unvollständiger Verträge im
fünften Abschnitt jenen eingangs angedeuteten Doppelcharakter der Rente ausleuchten, der
dafür verantwortlich ist, dass die Problempotentiale von Renten unvermeidlich sind. Daraus
ist die Vermutung abzuleiten, dass es keine Patentlösungen für die Zukunft gibt, obschon es
belastbare Anhaltspunkte für Bedingungen eines sozial vorteilhaften Umgangs mit jenen
Problempotentialen gibt. Der Aufsatz schließt mit einem Ausblick, der Überlegungen zur
Relevanz der Politischen Ökonomie der Rente in der Transformation hin zu einer CO2-armen
Produktionsweise zum Gegenstand hat.

6
Zum sog. Medici-Teufelskreis als Phänomen digitaler Ökonomie vgl. Zingales 2017.
2. Renten und ihre polit-ökonomischen Verwicklungen

Wenn ein Resource curse diagnostiziert werden kann, ist er entweder Kristallisationskern in
der Entwicklung oder Resultat spezifischer polit-ökonomischer Verwicklungen – oder er ist
zum Mindesten ein Indiz für institutionelle Defizite.

Naturressourcen (ob „erschöpfbar“ oder „erneuerbar“ 7) sind in dem Maße ein Nährboden für
diese Verwicklungen, als sie Ricardianische Differentialrenten generieren. Ricardianische
Differential-Bodenrenten sind der paradigmatische Fall von Renten, die in der ökonomischen
Klassik mit besonderer analytischer Finesse von David Ricardo behandelt wurden. 8 Für
unsere Betrachtung ganz analog liegen die Überschüsse aus jenen Ressourcenrenten, die in
der Literatur traditionell als Bergwerks-Renten bezeichnet werden. Differentialrenten treten
auf, wenn gemäßigter „Geiz der Natur“ („moderate scarcity“ – um mit David Hume9, zu
sprechen) die Verfügbarkeit von Boden und Rohstoffen begrenzt: Land bester Qualität,
günstig förderbares Erdöl oder leicht zugängliche, hochkonzentrierte Metallvorkommen gibt
es eben nicht im Überfluss. Sie sind keine freien Güter.

Die Theorie der Differentialrente operiert also mit der Annahme von Böden unterschiedlicher
Qualität bzw. unterschiedlicher geographischer Entfernung vom Markt (Lagerenten). Aus
beidem ergibt sich die sog. „extensive Differentialrente“, die von der intensiven, vom Arbeits-
und Kapitaleinsatz der Bewirtschaftung abhängige Differentialrente unterschieden wird10.
Eine Differntialrente auf knappe, bessere bzw. näher gelegene Böden müsste, wie der gut 30-
jährige Marx vermutete (obwohl er sich nicht ganz sicher war, denn er bat Engels in einem
Brief vom 6. Jänner 1851 um seine Ansicht), auch im Sozialismus vorliegen. 11 Denn auch im
Sozialismus würden bessere und schlechtere Böden bewirtschaftet. Kraft ökonomischer
Sachlogik müssen folglich bessere Böden höhere Renten (= Überschüsse) liefern. Die
schlechtesten Böden, die gerade noch bewirtschaftet werden, werden kostendeckend
bewirtschaftet und liefern daher keine Rente: Die Bewirtschaftung rentenloser Böden sichert
gerade die Reproduktionen der dabei benötigten Arbeitskräfte, Maschinen und anderer Inputs.

7
Smith und Ricardo, die Klassiker der Rententheorie beschäftigten sich vor allem mit Bodenrenten. Ihre
Behandlung des Phänomens Boden, bei der „improvements“ von Böden ein hoher Stellenwert zukommt, zeigt,
dass die neo-klassische Dichotomie erschöpfbar-erneuerbar ergänzungsbedürftig ist.
8
Zur Ricardianischen Rententheorie und deren Rezeption durch Marx vgl. Gehrke 2012.
9
Vgl. Hume 1777, III.i.§§145f.
10
Ricardo hat darüber hinaus erfasst, dass es neben der hier beschriebenen Rente (extensive Rente bzw. bei Marx
Differentialrente I) eine im Hinblick auf die knappheitstheoretisch weitgehend analoge „Intensive Rente“
(Differentialrente II) gibt, die sich dennoch in mindestens zwei Aspekten unterscheidet: (1) die entfallende
preisbestimmende Rolle rentenloser Grenzböden; (2) die Möglichkeit von Renten-Dissipation durch einen
suboptimalen Bewirtschaftungs-Intensitätsgrad . Im Kontext der Marxschen Erkenntnisinteressen (Kapital III, S.
690) ist indes klar, „daß die Differentialrente II nur ein verschiedner Ausdruck der Differentialrente I ist, aber
der Sache nach mit ihr zusammenfällt. Die verschiedne Fruchtbarkeit der verschiednen Bodenarten wirkt bei
Differentialrente I nur, soweit sie bewirkt, daß auf den Boden angelegte Kapitale ungleiche Resultate, Produkte,
geben, entweder bei gleicher Größe der Kapitale oder ihrer proportionellen Größe nach betrachtet. Ob diese
Ungleichheit stattfindet für verschiedne Kapitale, die auf demselben Bodenstück nacheinander angelegt sind,
oder für solche, die auf mehrere Stücke von verschiednen Bodenarten verwandt wurden, kann an der Differenz
der Fruchtbarkeit oder ihres Produkts und daher an der Bildung der Differentialrente für die fruchtbarer
angelegten Kapitalteile keinen Unterschied machen. Es ist nach wie vor der Boden, der bei gleicher
Kapitalanlage verschiedne Fruchtbarkeit zeigt, nur daß hier derselbe Boden für ein in verschiednen Portionen
sukzessiv angelegtes Kapital tut, was bei I verschiedne Bodenarten für verschiedne gleich große, auf sie
angelegte Teile des gesellschaftlichen Kapitals tun.“
11
Vgl. Marx-Engels 1983, S. 125-128.
Ihre Bewirtschaftung liefert also keinen Überschuss, da ihre Bewirtschaftung gerade noch die
Reproduktionskosten deckt. Sofern sozialistische Planer über Kriterien und
Berechnungsmethoden zur Einschätzung von Kosten und Ertrag verfügen, würde sich das für
sie genauso darstellen.

Die in diesem Aufsatz entwickelte Problemdiagnose zum Resource curse impliziert, dass
analoge schädliche Teufelskreiseffekte nicht nur im Kontext des Resource curse, sondern
auch bei ökonomisch anderweitig begründeten, aber ebenfalls nolens volens mit der
vorteilhaften Nutzung von Produktivkräften verbundenen Renten auftreten können. Die
betreffenden Teufelskreiseffekte können also auch etwa in der digitalen Ökonomie eine Rolle
spielen – und zwar unabhängig von der durchaus plausiblen Vermutung, dass die digitale
Ökonomie längst nicht so entmaterialisiert ist, wie mitunter suggeriert wird. Eine Erörterung
jener Renten, die nicht als Ricardianische Differentialrenten zu verstehen sind, aber analoge
polit-ökonomische Effekte haben können, erfolgt im fünften Abschnitt, in dem die
Doppelnatur von Renten umfassender diskutiert wird.

Wenn Renten also nolens volens entstehen, dann kann die erste Stufe der polit-ökonomischen
Verwicklungen nur auf die Frage hinauslaufen: Wie gehen unterschiedliche
Institutionengefüge bzw. Gesellschaftsformationen mit dem Phänomen Rente um? Zwei
Cluster von Subfragen stehen dabei im Vordergrund:

A. Welche Typen von Akteuren eignen sich die Renten (= Überschüsse) auf Basis
welcher Mechanismen an?

B. Welche Mechanismen sind letztlich bestimmend für die Verwendung dieser


Renten/Überschüsse? Werden diese produktiv investiert? Oder dienen sie dem
Luxuskonsum oder dem Ausbau von Machtpositionen? Und inwiefern sind darüber
hinaus Mechanismen virulent, die zur Zerstörung der Renten durch Konflikte oder
Übernutzung führen?

Eine hinreichende Bedingung für die Lösung von Teil A des Resource curse-Problems wäre
die Existenz eines (aufgrund welcher Mechanismen auch immer) breit akzeptierten, perfekt
durchgesetzten und stabilen Regelsystems für die Regulierung der Rentenaufteilung. Denn
damit wären Anreize für strategische Investitionen in Renten-Appropriation beseitigt, die
letztlich meist auch eine (vollständige oder teilweise) Dissipation der Renten durch die
Kosten dieser unproduktiven strategischen Investitionen nach sich ziehen. Teil B des
Resource curse-Problems hängt in weitergehender Weise mit der – gesellschaftlich mehr oder
weniger vorteilhaften – Rentenverwendung zusammen. Insbesondere wären die schädlichen
Effekte des im folgenden dritten Abschnitt skizzierten ökonomischen Resource curse durch
bestimmte Muster der Rentenverwendung zu neutralisieren. Darüber hinaus könnte der Fluch
in einen Segen verwandelt werden, wenn die Rentenverwendung auf eine Weise kanalisiert
wird, die innovative, sozial vorteilhafte Projekte ermöglicht. Beides setzt die institutionelle
Kapazität einer Gesellschaft zur Entwicklung und Implementation entsprechender
Verteilungsregulierungen voraus. Schumpeters Vorstellungen zur Finanzierung von
Innovationen entweder über ein spezifisch modelliertes Bankensystem oder durch
Innenfinanzierung von Forschungs- und Entwicklungsinvestitionen sind Beispiele hierfür. Ein
anderes Beispiel könnte ein Steuerstaat sein, der durch Besteuerung von Ressourcenrenten
(eine CO2-Steuer würde weitgehend als Besteuerung von Erdöl/Erdgas-Ressourcenrenten
wirken12) Investitionen in transformative Infrastruktur im Lichte des Klimawandels finanziert.
Im Hinblick auf den Zusammenhang zwischen den Problemen A und B liegt auf der Hand,
dass die Wahrnehmung sozial vorteilhafter Rentenverwendung die breite Akzeptanz und
Stabilität eines Regelsystems unterstützen kann, wohingegen die Wahrnehmung eines
unvorteilhaft-einseitigen, dissipativen Umgangs mit Renten die Akzeptanz mindern kann. Der
politische Resource curse lebt allerdings davon, dass sich Kräfte, welche in diese Richtung
wirken, nicht immer, nicht sofort und nicht vollständig durchsetzen: Deswegen können
Regelsysteme stabil und resilient sein, die sozial unvorteilhaften bzw. dissipativen Umgang
mit Renten implizieren.

Die institutionelle Kapazität zur simultanen Lösung der Probleme A und B wurden von jenen
groß angelegten Konzeptionen der Sozialreform vorausgesetzt, die im Rentenproblem den
Kern aller Übel erblicken. Prominente und einflussreiche radikal-liberale Sozialutopien des
19. Jahrhunderts, v.a. von Henry George und Leon Walras, die in jüngster Zeit durch Eric
Posner und Glen Weyl (2018) unter sozialtechnologischen Voraussetzungen von Mechanism
Design wiederbelebt werden, sehen in einer Lösung der Rentenprobleme den Schlüssel zu
einer Sozialordnung, welche die liberalen Versprechen von gleicher Freiheit und Prosperität
für alle in einer von Macht und Privilegien befreiten Marktwirtschaft endlich einlösen würde.
Grundidee dabei ist eine Art (Teil-)Sozialisierung der rentenerzeugenden Produktivkräfte, die
meist über Besteuerung implementiert wird. Private Akteure, die diese Produktivkräfte
nutzen, müssten idealerweise eine Steuer zahlen, die auf der Bemessungsgrundlage des
Marktwerts dieser Ressourcen berechnet wird. Dies würde nicht nur zur
Abschöpfung/Neutralisierung der Renten führen, sondern darüber hinaus könnten zwei
weitere Fliegen mit einer Klappe geschlagen werden: (1) Aus den Steuereinnahmen könnten
allgemein vorteilhafte öffentliche Güter und/oder eine Art Ressourcen-
(Produktivkraft-)Dividende für alle finanziert werden. (2) Bei geschickter Ausgestaltung 13
würde dieser Steuer-/Sozialisierungsmechanismus dafür sorgen, dass die jeweiligen
Ressourcen immer im Besitz derjenigen wären, die sie am besten nachhaltig bewirtschaften.

Die erwähnten Sozialutopien sind von ihrer finalen Funktionalität her konzipiert – und zwar
v.a. im Hinblick auf die „Lösung“ der zentralen Probleme (A und B). Wie aber ist es mit den
politischen Umsetzungsbedingungen für solche „Lösungen“ bestellt? Die polit-ökonomische
Literatur zum Resource curse fokussiert den Umstand, dass die Bedingungen für „Lösungen“
sowohl von Problem A als auch von Problem B mit spezifischen Eigenschaften der jeweiligen
Renten-erzeugenden Produktivkräfte zusammenhängen. Dabei handelt es sich nicht in erster
Linie um Eigenschaften, die bestimmend für das Ausmaß der jeweiligen Überschüsse sind,
sondern für die Bedingungen ihrer Aneignung. Ressourcen- und Bodenrenten stellen eine
besonders geeignete Illustration dieses Zusammenhangs dar, weil die potentielle Relevanz der
entsprechenden Aneignungsbedingungen unmittelbar (auch ohne spezifische technologische,
geographische etc. Expertise) einleuchtet (vgl. Abschnitt 4). Dies vereinfacht die
Hypothesenbildung, und die Beobachtbarkeit dieser Eigenschaften schafft die
Voraussetzungen für die empirische Überprüfung der Hypothesen. Eine allgemeine
Charakterisierung der polit-ökonomischen Implikationen entsprechender Ressourcen-
12
Vgl. Heal/Schlenker 2019.
13
Vgl. z.B. Posner/Weyl 2018, S. 55-62.
Eigenschaften lautet wie folgt: „Natürliche“ und technologische Aspekte der
Aneignungsbedingungen sind bestimmend dafür, welche Organisationsformen und
institutionelle Arrangements tauglich bzw. am besten geeignet sind, um die fraglichen Renten
anzueignen. Bei der Frage „Wie kann sich eine Gesellschaft vom Resource curse befreien?“
geht es darum, zwei Aspekte zusammen zu sehen: Einerseits geht es um die Analyse des Ist-
Zustands, also die Ursachen für das endogene Beharrungsvermögen aktueller Arrangements
bzw. für die Zähigkeit kostspieliger Konfliktkonstellation, welche aus dem möglichen Segen
einen Fluch machen. Andererseits geht es um die Bedingungen der Entfaltung der Attraktion
jener Arrangements, die langfristig die Erzielung maximaler Renten ermöglichen würden.
Anders formuliert: welche die fraglichen Produktivkräfte optimal nutzen/entwickeln würden
(„Entwicklungsbedingungen“). Dies würde etwa im Falle von agrarischen Bodenrenten die
von Adam Smith betonten „improvements“ bzw. die Verhinderung von Bodendegradation
einschließen – oder im Falle von Erdöl die Vermeidung unkoordiniert-suboptimaler
Fördertechniken, welche Lagerstätten nachhaltig beschädigen. Von Interesse sind Effekte, die
insgesamt die Aussichten auf die Stabilisierung von Verteilungsregeln beeinflussen (Problem
A) wie auch deren Weiterentwicklung im Sinne der Adressierung von Problem B, etwa im
Fall des Auftretens neuer (prospektiv) rentengenerierender Aktivitäten (z.B. Erschließung
einer neuen Lagerstätte, welche einen Ressourcenboom auslöst bzw. verspricht;14).

Folgende Fragen sollen illustrieren, worum es bei solchen Aneignungsbedingungen gehen


kann: Welche Akteure müssen zur Kooperation gewonnen werden, um die Ressource
wirtschaftlich zu verwerten? Erfordert die Ressourcennutzung (also der produktive Einsatz als
Vorbedingung für die Aneignung der Renten) den substantiellen Einsatz qualifizierter Arbeit,
spezifisches Know-how und/oder hohen Kapitaleinsatz? Erfordert ihre längerfristig effiziente
Nutzung Investitionen in „improvements“? Wie groß sind die Vorteile der Bewirtschaftung
unter einem längeren Zeithorizont – also einer „zukunftsbewussteren“ Bewirtschaftung
(„Entwicklungsbedingungen“)? Sind kurzfristig agierende Spieler oder mafiose Verbände
technisch in der Lage, die Ressourcenvorkommen zu plündern und wie groß sind dabei ihre
Renten? Ist die Ressourcengewinnung mit steigenden Skalen-Erträgen verbunden? Wer kann
sein Potential zur Störung von Ressourcengewinnung/-transport zu erpresserischen Zwecken
nutzen oder Ressourcen einfach stehlen? Ist die Ressource gut als
Steuerbemessungsgrundlage geeignet? Im vierten Abschnitt wird eine ausführlichere
Heuristik im Hinblick auf jene „natürlichen“ Bedingungen skizziert, welche die Lösung der
Probleme A und B schwierig machen. Versagt eine Gesellschaft bei der Lösung solcher
Probleme, kann man von einem politischen Resource curse sprechen.

Im Grunde sind drei Ebenen von Zusammenhängen zu berücksichtigen, die für eine
differenzierte Einschätzung einschlägiger Phänomene wichtig sind.

Ebene 1: Naturschätze, die ökonomische Renten erbringen, sind potentiell in dem Maße ein
Segen, als sie Überschüsse ermöglichen; also insofern die gesamtwirtschaftlichen („sozialen“)
Erträge aus der Ressourcennutzung größer sind als die gesamtwirtschaftlichen („sozialen“)
Kosten15. Diese Überschüsse können die Menschen in unterschiedlicher Form nutzen, sei es in

14
Vgl. z.B. Baland/Francois 2000.
15
Mögliche Implikationen eines Auseinanderklaffens von soziale und privaten Erträgen/Kosten (also der
Überlagerung von Renten- und Externalitätenproblematik) werden einstweilen vernachlässigt. Wir kommen
Form von freier Zeit oder in Form der Akkumulation dieser Überschüsse, die in investiver
Verwendung die weitere Entwicklung fördern. Dabei ist zu berücksichtigen, dass das Ausmaß
dieser Renten (Überschüsse) kein exogenes, natürliches Datum ist, sondern selbst vom Stand
der sozio-ökonomisch-technologischen Gesamtentwicklung abhängt.

Ebene 2: Aus einer polit-ökonomischen Perspektive impliziert der Begriff Resource curse
immer eine einseitige Problemdiagnose, sofern er nicht als Bestandteil polit-ökonomischer
Verwicklungen begriffen wird. Insbesondere jenes Phänomen, das in der Literatur als
„politischer Resource curse“ bezeichnet wird16, ist im Kern ein Renten-Paradoxon. Dieses tritt
auf, wenn für die Verwendung/Verteilung von Renten (Überschüssen) entweder (a) keine
stabilen Spielregeln existieren, was einen stetigen Anreiz für (gesamtwirtschaftlich
unproduktive) Investitionen in die (ggf. gewaltförmige) Aneignung dieser Renten impliziert
oder aber (b) stabile institutionelle Regeln der Aneignung zwar existieren, diese aber so
gelagert sind, dass sie entwicklungshemmende Institutionen stabilisieren, die auf Surplus-
Extraktion bei unproduktiver Surplus-Verwendung ausgerichtet sind. In beiden Varianten
verhindert der „politische Resource curse“ (also das paradoxe Schädigungspotential von
Renten) auch, dass die Effekte jener Triebkräfte gemildert oder neutralisiert werden, die den
im dritten Abschnitt beschriebenen „ökonomischen Resource curse“ bewirken.

Ebene 3: Insbesondere angesichts des politischen Resource curse (welcher die Bedingungen,
Mechanismen und Triebkräfte zum Gegenstand hat, die zu Fehlkanalisierungen der
Überschüsse führen und ihre vorteilhaften Potentiale schwächen, zunichtemachen oder
pervertieren), ergibt sich eine weitere Analyseebene: Unterschiedliche Rohstoffvorkommen
weisen im Hinblick auf wirtschaftsgeographische, technologische und
verflechtungsökonomische Faktoren unterschiedliche Voraussetzungen für die Mechanismen
eines möglichen Resource curse (aber auch auf die Aussichten und Ansätze der institutionell-
politische Neutralisierung solcher Mechanismen) auf. Dies trifft nicht nur auf Bodenschätze
zu, sondern auch auf unterschiedliche exportfähige Agrarprodukte (staple crops). So
entstanden in der entwicklungsökonomischen Diskussion differenzierte Thesen um eine
staple trap (die oft fokussierte Problematik einseitiger Exportabhängigkeit ist nur eine von
vielen ökonomischen Voraussetzungen, die hier in Betracht kommen17).

Zwischenfazit: Das Renten-Paradoxon und der Resource curse sind immer mit einer politisch-
institutionellen Blockade verbunden. Insbesondere hat oder hätte ein handlungsfähiger
öffentlicher Sektor im Sinne der in der Moderne entstandenen Dichotomie von Öffentlich und
Privat die Aufgabe, eine solche Eindämmung oder Neutralisierung des
entwicklungsschädlichen Potentials ökonomischer Renten zu bewerkstelligen. Die auf Ebene
3 zu analysierenden Gegebenheiten können diese Aufgabe erleichtern oder erschweren, und
zwar in Abhängigkeit von den Rentenaneignungsbedingungen, die sowohl mit natürlichen,
darauf ganz kurz im Kontext des Zusammenhangs von Erdölrenten und klimarelevanten CO2-Emissionen
zurück.
16
Vgl. Vahabi 2017.
17
Vgl. Hirschman 1977.
Ein prägnantes Petitum in Richtung fallbezogene Differenzierung der Umstände, welche entwicklungspolitisch
“gute” oder „schlechte“ stables herbeiführen, findet sich bei Hirschman 1977: 95): „In these comparisons one
staple is assigned the role of all-around villain, while the other is the all-around hero... In Cuba sugarcane is the
villain and tobacco the hero, in Colombia tobacco is the bad guy while coffee is the good guy, and in Brazil sug-
arcane is once again the villain while coffee is the good guy.”
technologischen als auch institutionellen Faktoren zusammenhängen. So werden natürliche
Gegebenheiten, die etwa die Extraktion und rentenerzeugende Verwertung von
Bodenschätzen durch relativ isoliert operierende kleine Gruppen erleichtern, andere
Bedingungen für den Umgang mit dem Renten-Paradoxon bieten, als dies bei kapital-,
arbeits- und skill-intensiven Förderverfahren der Fall ist.

3. Renten-Paradoxon als ökonomischer Resource curse: Verdrängung, mangelnde


Verflechtung, Volatilität

Dutch Disease, wechselkursbedingte Verdrängungseffekte. Der ökonomische Resource curse


umfasst unterschiedliche Fälle der Verdrängung produktiver Wirtschaft durch
unterschiedliche Mechanismen. Der moderne Klassiker des ökonomischen Resource curse ist
die sog. „Holländische Krankheit“ („Dutch disease“), deren Ausbreitung in einer
Volkswirtschaft durch den Preis- bzw. Wechselkursmechanismus erfolgt. Ihre Bezeichnung
geht auf einen Effekt zurück, der u.a. in den 1960er-Jahren in den Niederlanden beobachtet
wurde. Durch den Erdgasexport stiegen die Exporterlöse, wodurch ein zusätzlicher
Devisenzufluss aus dem Ausland erfolgte. Dies führte zu einem realen Aufwertungsdruck
beim Holländischen Gulden. Nun hat aber jede Aufwertung zur Folge, dass Importe billiger
und Exporte teurer werden, wodurch tendenziell die anderen Wirtschaftssektoren, insb. die
Industrie auf dem Weltmarkt Konkurrenzfähigkeit verlieren. Jene anderen Sektoren müssen
zudem nunmehr mit dem Rohstoffsektor vermehrt um Arbeitskräfte und Kapital konkurrieren.
Diese Konkurrenz führt zu einer Erhöhung der betreffenden Faktorpreise, was die
Kostensituation und Konkurrenzfähigkeit der inländischen Produktion weiter verschlechtert.
All dies kann zu einem Schrumpfen bzw. einer Beeinträchtigung der Entwicklung jener
Wirtschaftssektoren führen, die dem internationalen Wettbewerb ausgesetzt sind. Sofern dies
der Fall ist und der Rohstoffsektor weniger arbeitsintensiv ist als die verdrängten Sektoren,
kann es zu Unterbeschäftigung oder zu einer „künstlichen“ Expansion der „geschützten“, also
nicht dem internationalen Wettbewerb ausgesetzten Sektoren kommen. Der Gesamteffekt ist
umso ungünstiger, je mehr die dem internationalen Wettbewerb ausgesetzten Sektoren
gleichzeitig jene sind, welche die größten Innovationspotentiale bzw. Potentiale in Hinblick
auf die Nutzung sozialer Produktivkräfte (Arbeitsteilung, Kooperation, Wissenschaft)
besitzen.

Verflechtungsgrad. Ein weiterer Hebel, der diesen ökonomischen Resource curse verstärkt,
kann die mangelnde Verflechtung darstellen. Der Grad der Verflechtung einer Agrar- oder
Bergbau-Grundstoffproduktion mit der gesamten Wirtschaft kann etwa anhand einer Input-
Output-Matrix dargestellt werden. Ein Extremfall stellt hierbei eine duale Wirtschaft bzw.
Enklavenökonomie mit dualem Lohn- und Preisgefüge dar, wobei die Inputs und
Produktionsfaktoren der Enklave weitgehend aus dem Ausland importiert werden und der
Output weitgehend exportiert wird. Über die Diagnose statischer Verflechtung, wie sie etwa
durch eine Input-Matrix dargestellt werden kann, hat Albert Hirschman im
entwicklungspolitischen Kontext der Wirkungsweise eines agrarischen Exportsektors
dynamische Kopplungen konzeptualisiert, deren Fehlen ebenfalls als Hebel des Fluchs
betrachtet werden können. Hirschman (1958, Kap. 6) zufolge kann der Anstoß für inländische
Investitionen, der sich aus der verstärkten Aktivität eines Grundstoff-Exportsektors ergibt, in
drei Kopplungen (linkages) unterteilt werden: Rückwärts-, Vorwärts- und
Endnachfragekopplung. Der theoretische Rahmen der Verflechtung wird zu einer Theorie der
Kapitalbildung. Backward linkages sind etwa Investitionen in Ausrüstungen für Anbau/Ernte
bzw. Abbau und Transport im Kontext der Grundstoff-Produktion. Forward linkages beziehen
sich auf Investitionen, bei denen der Output der ansonsten primär exportorientierten
Grundstoff-Produktion als Input herangezogen wird. Sie stimulieren typischerweise die
verarbeitende Industrie und die Dienstleistungsbranche. Zusammen mit der Endnachfrage-
Kopplung, die sich auf die induzierte Nachfrage nach Konsumgütern aufgrund der Aktivitäten
im Grundstoffsektor bezieht, bestimmen diese Kopplungen die Stärke der Diffusionseffekte
auf die Wirtschaft als Ganzes. Zusätzlich zu diesen drei Formen direkter Produktionsprozess-
bedingter Verknüpfungen wurden schon in der Diskussion um die staple theory auf die
Bedeutung von Eigenschaften der jeweiligen Grundproduktion verwiesen, die für die
Fähigkeit des Staates maßgebend sind, (Steuer-)Einnahmequellen auf den verschiedenen
Stufen des Produktionsprozesses zu erschließen. Die Diffusionseffekte und die Art der
Verbindungen zwischen dem Grundproduktions-Sektor und der übrigen Binnenwirtschaft
können zu einer weiteren wirtschaftlichen Diversifizierung und auch zu induzierten
Innovationen führen. Sind die skizzierten Kopplungen indes schwach ausgeprägt, so könnten
Verdrängungseffekte zu einer Rückentwicklung des Diversifizierungsgrads führen. Dieser
Diversifizierungsgrad ist insbesondere relevant in Verbindung mit dem Grad einseitiger
Exportabhängigkeit. Das entwicklungsschädliche Potential letzterer gewinnt wiederum
insbesondere in Verbindung mit der Volatilität international gehandelter Rohstoff- und
Agrarproduktpreise an Bedeutung.

Baumol-Schumpeter-Verdrängung. Eine andere Art von Verdrängungseffekten kann anhand


der Schumpeterschen (1912) Konzeption unternehmerischen Wandels rekonstruiert werden.
Die Aussicht auf temporäre Monopolrenten können im Sinn Schumpeters als Attraktor für
Entrepreneurship aufgefasst werden. Gemäß dem Schumpeter-Modell unternehmerischer
Innovation entstehen temporäre Monopolrenten aus unternehmerischen Innovationen, die sich
im Marktwettbewerb bewährt haben. Das Streben nach solchen Schumpeter-Renten ist für die
Dynamik der Gesamtwirtschaft insgesamt vorteilhaft – und ihre Aneignung durch den
Unternehmer ist im Schumpeter-Modell die Voraussetzung für die Bedienung der Kredite, die
zur Finanzierung der Innovation aufgenommen wurden.

Dabei handelt es sich demnach um produktive Entrepreneurship im Sinn von Baumols


Unterscheidung („Entrepreneurship: Productive, Unproductive, and Destructive“),
wohingegen ein Wettlauf um Boden- und Rohstoffrenten, aber auch um andere Renten (eben
mit Ausnahme von Schumpeter-Innovationsrenten) nach Baumol eine Fehlkanalisierung von
Entrepreneurship darstellt, wobei unproduktive oder destruktive Richtungen zu unterscheiden
sind.18

Sofern in einer Ökonomie nun Raum für private Rentenaneignung entsteht, die nichts mit
Innovationstätigkeit à la Schumpeter zu tun haben, etwa in Form einer rentenerzeugenden
Gewinnung von Bodenschätzen oder Nutzung von Naturkräften, ergeben sich entstehen auch
18
Vgl. Baumol 1990.
Anreize zu einer Fehlkanalisierung von Entrepreneurship in unproduktive oder destruktive
Richtungen. Dazu gehören etwa Goldrausch-Phänomene. Metaphorisch gesprochen: Statt im
Raum neuer Erfindungen nach kombinatorischen Möglichkeiten innovativer Entwicklungen
zu suchen und diese dann unternehmerisch umzusetzen, verwenden unternehmerisch
veranlagte Akteure ihre Energie für gesamtwirtschaftlich weit weniger entwicklungsträchtige
Aktivitäten wie strategische Investitionen in einem Wettlauf um (reale oder virtuelle) Gold-
Claims, bei denen es gilt, der Erste zu sein, koste es, was es wolle – also auch um den Preis
einer gewissen Renten-Dissipation. Entrepreneurship wird in einer Weise kanalisiert, sodass
sie (ob destruktiv oder einfach nur unproduktiv) jedenfalls nicht mit der Auslösung eines
Innovationszyklus verbunden ist.

Volatilität. Die Volatilität ist in einem besonders interessanten Literaturstrang zum Resource
curse als eigenständige Ursache identifiziert worden. Ihre schädlichen Potentiale entfalten
sich über einen oder mehrere der folgenden Wirkungskanäle: Mengen, Preise,
Zahlungsmodalitäten, Finanzsystem, öffentliche Finanzpolitik. Die Grundherausforderung
kann wie folgt umschrieben werden: Volatilität verursacht in realen, friktionsbehafteten
Welten jedenfalls Anpassungs- und Transaktionskosten. Für einige (für das Funktionieren und
die Dynamik moderner Volkswirtschaften zentrale) Verwendungszwecke/Aktivitäten sind
zudem stetige Finanzströme bzw. berechenbare Rahmenbedingungen für Finanzierung von
sehr großem Vorteil oder unabdingbar. In besonderem Maße trifft dies zu (a) für strukturell
bedingte langfristige Verpflichtungen öffentlicher Haushalten, (b) für langfristige
Investitionsprojekte öffentlicher Haushalte etwa in Infrastrukturen, und (c) für die innovativen
Investitionen von Unternehmern à la Schumpeter (1912): Dieser betont, dass ein neuer
Schwarm innovativer Investitionen dann entsteht, wenn die Wirtschaft sich einem
Gleichgewicht angenähert hat, das (im Vergleich zur Turbulenz von Ungleichgewichten) ein
höheres Maß an Berechenbarkeit impliziert. Die Erwartung permanent hoher Volatilität ist
also speziell für einige Typen öffentlicher und privater Aktivitäten ungünstig, die für die
Prosperität und Dynamik moderner Ökonomien wohl essenziell sind. Die Volatilität würde
nur dann keine Rolle spielen, wenn es ein perfekt und kostenlos funktionierendes
Finanzsystem gäbe, das die betreffenden Akteure gegen die Volatilität absichert (bzw. es
ihnen erlaubt, die entsprechenden Risiken zu hedgen). Bei allen (teils auch technologisch
unterstützten) Innovationen in der Finanzintermediation ist die Annahme eines perfekten oder
auch nur hinreichend wirksamen und kostengünstigen Hedging gegen ausgeprägte
Volatilitätsrisiken jedoch unrealistisch. Wie Frankel mit Bezug auf staatliche Politik feststellt,
kann die Regierung nicht „completely ignore the issue of volatility, under the logic that the
private market can deal with it. When it comes to exchange rate policy or fiscal policy, gov-
ernments must necessarily make judgments about the likely permanence of shocks.” 19 Hohe
Volatilität erschwert darüber hinaus eine langfristig konzipierte, umsichtige Finanzpolitik und
führt tendenziell zu ausgabenseitig problematischen Fluktuationen. Dies wiederum kann die
Unsicherheit für die privaten Investoren weiter verschärfen.20 In diesem Zusammenhang
spielen Aspekte eine Rolle, die mit den Möglichkeiten der Nutzung des Finanzsystems zur
Kompensation der Effekte von Volatilität zu tun haben:

19
Frankel 2010, S. 11.
20
Weitere Aspekte der Auswirkungen von Volatilität und ökonomischen Schocks finden sich in Bazzi/Blattmann
2014 und Beck 2011.
- Finanzmärkte in Volkswirtschaften mit niedrigem Einkommen und auch in vielen
Ölförderländern sind weniger entwickelt.
- Mitunter sind die Voraussetzungen für die Nutzung internationaler Finanzmärkte für
bestimmte ärmere Länder mit Rohstoffvorkommen und auch für bestimmte Ölländer
ungünstig.21
Für die öffentliche Haushaltspolitik und alle Investoren ist es daher schwierig, sich gegen
Volatilitäts-Risiken abzusichern.22 Van der Ploeg23 fokussiert einen weiteren Aspekt:
Angesichts des Auseinanderklaffens der Kapazitäten des Finanzsystems und entsprechenden
Bedarfen wird es darüber hinaus wahrscheinlicher, dass Liquiditätsengpässe auftreten und aus
diesem Grund Innovationstätigkeit und Wachstum beeinträchtigt werden.
Sowohl der Erfinder des Begriffs Resource curse Auty als auch Mikesell legen nahe, dass die
Volatilität der Einnahmen eine eigenständige Erklärung für den Resource curse sein könnte. 24
Im Lichte dieser Überlegungen und der empirisch-historischen Anhaltspunkte für eine
Beziehung zwischen makroökonomischer Volatilität und Wachstum25 ist – angesichts der
Volatilität der Ölpreise – insbesondere ein Zusammenhang zwischen Öleinnahmen und
unterdurchschnittlicher ökonomischer Dynamik plausibel.26 Wie auch die Einnahmen aus
Erdgas und Mineralien sind Erdöleinnahmen sehr volatil – und insbesondere unterliegen sie
starken Preisschwankungen innerhalb relativ kurzer Zeiträume. In der Tat gibt es
beträchtliche empirische Unterstützung für die These, dass Länder mit hohem
Ressourcenreichtum stärker einer solchen Volatilität ausgesetzt sind. Beispielsweise stellt
Mikesell fest, dass zwischen 1972 und 1992 in Regionen mit hohen primären Exportanteilen
die Volatilität des Handels zwei- bis dreimal so hoch war wie in Industrieländern im selben
Zeitraum.27 Van der Ploeg führt empirische Anhaltspunkte an, wonach die Volatilität im
Zeitraum von 1870 bis 1939 das Wachstum der rohstoffabhängigen Peripherienationen im
Vergleich zu Europa oder den USA beeinträchtigte.28

4. Bestimmungsgründe des politischen Resource curse

Die im letzten Abschnitt skizzierten Effekte eines ökonomischen Resource curse können
grundsätzlich auftreten, ohne dass Wechselwirkungen mit dem politischen System und den
Institutionen eines Landes vorliegen. Die für den ökonomischen Resource curse relevanten
Faktoren sollten allerdings nicht ganz getrennt vom politischen Resource curse betrachtet
werden. Einerseits gute Institutionen nicht zuletzt daran zu messen, inwiefern sie dem
ökonomischen Resource curse entgegenwirken. Andererseits kann etwa die eben skizzierte
Volatilität die Herausbildung/Stabilisierung guter Institutionen erschweren.

21
Vgl. Gelb 1998.
22
Vgl. Ross 2012.
23
Vgl. Van der Ploeg 2011, S. 372.
24
Vgl. Auty 1998; Mikesell 1997.
25
Vgl. Van der Ploeg; Poelheeke 2009.
26
Dazu vgl. etwa empirische Befunde und deren kritische Diskussion durch Saad-Filho und Weeks 2013.
27
Vgl. Mikesell 1997.
28
Vgl. Van der Ploeg 2011.
Der politische Resource curse erfordert indes eine weitergehende Perspektive, welche die
Wechselwirkungen zwischen Natur, Technologie, Ökonomie und Politik berücksichtigt. Es ist
jeweils eine empirische Frage, wie stark spezifische Wechselwirkungen sind. Darüber hinaus
hängt es von der genaueren Fragestellung ab, welche Wechselwirkungen (zunächst)
ausgeblendet werden können. Jedenfalls leuchtet es ein, dass empirischen Ansätzen im
Hinblick auf diesen Fragenkomplex ein großer Stellenwert zukommt. Gleichwohl gilt in
diesem Gegenstandsbereich ein auch sonst in der Politischen Ökonomie wichtiges ceterum
censeo: Es gilt, im Blick zu behalten, dass Phänomene des politischen Resource curse, wie sie
in der empirischen Literatur untersucht werden, typischerweise einen partialanalytischen
Ausschnitt eines größeren Panoramas von Wechselwirkungen darstellen.

Die Betrachtung solcher Ausschnitte ist jedoch insofern instruktiv, als spezifische, dem ersten
Anschein nach exogene Bestimmungsgründe und exemplarische Mechanismen jener
politischen Pathologie von Renten beleuchtet werden, die im folgenden 5. Abschnitt
allgemeiner diskutiert wird. Die primären Faktoren, die im Kontext des politischen Resource
curse untersucht werden, beziehen sich im Wesentlichen auf Bedingungen der
Rentenaneignung, wie sie durch exogene geologische, geographische, ökologische,
geophysikalische Gegebenheiten vorliegen. Vahabi betont treffend die Bedeutung der
„appropriability lens“ für den politischen Resource curse.29 Denn die Bedingungen der
Aneignung steht in direktem Zusammenhang mit der Frage der Verteilung von Renten –
welche wiederum unauflöslich mit der Perspektive politischer Verteilungskämpfe verknüpft
ist. Betrachtet man die unterschiedlichen im Folgenden skizzierten „natürlichen
Gegebenheiten“ unter den Aspekten der appropriability, steht die Frage „Aneignung durch
welche Akteurstypen?“ im Vordergrund. Gemeint sind unterschiedliche Formen und
Qualitäten privater oder kollektiver Akteure vom Rechtsstaat über Großfirmen bis hin zur
Mafia. Die Beantwortung der Frage „Fluch oder Segen?“ hängt davon ab, ob Akteurstypen
relativ begünstigt/benachteiligt sind, die (über die Rentenaneignung hinaus) mehr oder minder
sozial vorteilhafte oder aber schädliche Aktivitäten entfalten. Es geht dabei auch darum,
welche Akteure zur Kooperation gewonnen werden müssen, welche Kooperationsformen
dafür am besten geeignet sind, und welche sonstigen Typen von Institutionalisierungen für
eine Aneignung notwendig oder vorteilhaft sind. Das heißt, welche Arten von Kapital, Arbeit
und öffentlichen Infrastrukturen werden benötigt und wie sichert man sich diese „Inputs“?
Dabei sind nicht nur die Bedingungen des Rohstoff- und Renten-Extraktionsprozesses,
sondern auch der politischen Sicherung und weiteren Anlage der lukrierten Rentenströme
(also etwa die Verfügbarkeit sicherer Häfen für Finanzanlagen) in Betracht zu ziehen. Die
Resource curse-Literatur im engeren Sinn fokussiert zunächst auf „natürliche“ Renten-
Extraktionsbedingungen bzw. Aneignungsbedingungen.

1. Geographische Konzentration der Vorkommen (Streuung vs. Konzentration i.S. der in


der Literatur vielfach betonten „Pointiness“)30

29
Vgl. Vahabi 2017.
30
“The adverse effect of resource dependence on institutional quality and growth is particularly strong for easily
appropriable ‘point-source’ resources with concentrated production and revenues and massive rents such as oil,
diamonds, minerals, and plantation crops rather than agriculture (rice, wheat, and animals) whose rents are more
dispersed throughout the economy, and with easy appropriation of rents through state institutions.” (Van der
Ploeg 2011, S. 384).
2. „Natürliche“ Eigenschaften, die etwa Transportfähigkeit und relative Transportkosten
beeinflussen (z.B. monetärer Wert pro Gewichtseinheit)
3. Technologische Bedingungen von Abbau, Transport und ggf. Weiterverarbeitung (z.B.
Bedarf an Kapital und qualifizierter Arbeit)
4. Ökonomische Eigenschaften im Hinblick auf den Grad der Marktfähigkeit (z.B. Grad
allgemeiner/legaler Handelbarkeit auf Weltmarkt bzw. nationalen Märkten,
Spezifizität, Homogenität, Transaktionskosten)

Aus der Kombination solcher Faktoren31 lassen sich einerseits beispielsweise Grade der
Plünderbarkeit und Verwundbarkeit durch kleine Akteursgruppen in verschiedenen Phasen
der Ressourcengewinnung ableiten. Andererseits lassen sich Hypothesen darüber gewinnen,
welche Art von Organisation und Institutionalisierung nötig wäre, um die Aneignung
nachhaltig zu stabilisieren, bzw. welcher Grad und welche Art von Instabilität droht, wenn
diese nicht oder nur teilweise implementiert sind.

Das Ausmaß, in dem Resource curse-Phänomene auftreten, aber auch das spezifische Gewicht
„natürlicher“ Bestimmungsgründe des politischen Resource curse wird dabei indes nicht
unabhängig von der politisch-institutionellen Ausgangslage sein. Angenommen, in einem
Land werden große Rohstoffvorkommen gefunden, die ein bestimmtes Profil von
Eigenschaften im Sinn der oben resümierten Punkte 1 - 4 aufweisen. Zwei Grenzfälle fiktiv-
theoretischer Natur illustrieren die Abhängigkeit von der institutionellen Ausgangslage. In
dem einen Grenzfall kann vorausgesetzt werden, dass alle Institutionalisierungen zur
Stabilisierung breit akzeptierter Aneignungsregeln sowie alle Voraussetzungen zur sozial
vorteilhaften Kanalisierung der Renten einschließlich der finanztechnischen und fiskalischen
Kapazitäten zum Umgang mit Volatilität in perfekter Form vorliegen und robust sind. Damit
kann der Resource curse von vornherein vermieden werden und es ist zu erwarten, dass selbst
ungünstige „natürliche“ Gegebenheiten nur eine begrenzte Rolle in der weiteren politisch-
institutionellen Entwicklung spielen werden. Im andern Grenzfall ist eine institutionelle tabula
rasa vorauszusetzen: Die fraglichen Institutionalisierungen zum Umgang mit den Potentialen
31
Die Resource curse-Literatur, die in diesem Sinne die Auswirkungen von Ressourcenreichtum, bestimmter
„natürlicher Ressourceneigenschaften“ oder die Effekte des Reichtums an bzw. Abhängigkeit von bestimmten
Ressourcen empirisch beleuchtet. Dazu gehören Busse und Gröning (2013), Collier (z.B. 1998) mit Fokus auf
Konfliktintensität und -typ. Das Thema Konflikt auch bei Le Billon (2001, 2012) sowie Auty (2004) mit einer
Differenzierung unterschiedlicher Ressourcen-Eigenschaften im Hinblick auf ihre konflikterzeugenden Effekte
thematisiert wird, sowie Mashar et al. (2015) in einer weiter zurückreichenden wirtschaftshistorischen
Betrachtung der Rolle des Getreidebaus in der institutionellen Entwicklung, McGuirk (2013) mit einer
interessanten finanzsoziologischen Untersuchung der Effekte von Erdöleinnahmen auf fiskalische Governance
(vgl. auch Snyder und Bhavnani 2005), sowie Leite und Weidmann (2002) über den Zusammenhang von
Ressoucenreichtum und Korruption. Snyder (2006) untersucht den Zusammenhang von plünderbaren
Ressourcen und Instabilität. Eine Reihe von Beiträgen (Ross 2001, 2003, 2004, 2009, 2012), Mitchell (2011) und
Haber/Menaldo (2011) beschäftigt sich mit unterschiedlichen Wirkungen von Erdölreichtum auf Institutionen
und Konfliktlagen. In einem etwas allgemeineren Setting untersucht Ross (1999) die politische Ökonomie des
Resource curse. Wechselwirkungen im Kontext institutioneller Entwicklung und Resource curse kommen zur
Sprache in Boschini/Pettersson/Roine (2007), welche auf Determinanten der Aneigenbarkeit fokussieren, die
auch bei Vahabi (2017) im Zentrum stehen, des Weiteren in Bulte/Damania/Deacon (2005), Engermann und
Sokoloff (1997) sowie Sokoloff und Engermann (2000), Hodler (2006), der die Interaktion des Resource
cursephänomens mit politischer Zersplitterung („fractionalization“) untersucht, Mehlum/Moene/Torvik (2006),
Menaldo (2016) und Wien (2014). Eine starke methodologische Ausrichtung haben Goldberg et al. (2008) und
Smith (2017). Eine kritisch differenzierende Perspektive betonen beispielsweise Wick/Bulte (2006, 2009), die
etwa auf den Umstand verweisen, dass der Zusammenhang zwischen geographisch konzentrierten
Ressourcenvorkommen und Resource curse nicht linear-monoton ist.
eines Resource curse „müssten“ sich endogen32 herausbilden. In diesem Fall werden die
natürlichen Voraussetzungen die institutionelle Entwicklung viel stärker prägen, wobei die
kurzfristig virulenten Kräfte der Aneignungsbedingungen vermutlich die längerfristig
relevanten Entwicklungsbedingungen zunächst dominieren.

Zur Illustration der Art und Weise, wie vereinfachende Hypothesenbildung als
Ausgangspunkt für Forschungen dient, welche das Verständnis institutioneller und polit-
ökonomischer Dynamiken, Instabilitäten und Konflikttypen fördern können, wird im
Folgenden auf das erste der oben genannten Kriterien (die polit-ökonomische Geographie)
anhand einer Matrixdarstellung fokussiert33. Horizontal wird die geographische
Konzentration/Streuung der Rohstoffvorkommen dargestellt – und vertikal die Distanz der
Rohstoffvorkommen zum politischen Machtzentrum.

Konfliktyp und polit-ökonomische Geographie

Charakteristik Konzentriert Gestreut

Nah Staatsstreich Massenrebellion

Fern Sezession Warlords

Matrix adaptiert nach Le Billon 2012.

Dabei geht es um jene Konflikttypen, die sich in den verschiedenen Kombinationen ergeben.
Über ihre forschungsstrategische Rolle als Hintergrund zur Formulierung testbarer
Hypothesen sind die inhaltlichen Kriterien dieser Matrix instruktiv, weil sie die Grenzen einer
partialanalytischen Diagnose des politischen Ressourcenfluch illustriert. Gewiss kann es
sinnvoll sein, in erster Annäherung die geographische Konzentration („Pointiness“) als
„natürlich“ und exogen anzunehmen. Indes ist die polit-ökonomische Relevanz eines von der
Natur vorgegebenen Grads an Pointiness nicht unabhängig von den jeweils verfügbaren
Transport- und Fördertechnologien bzw. -kosten. Die Nähe oder Ferne von
Rohstoffvorkommen relativ zum politischen Zentrum eines Landes ist ganz offenkundig ein
Ergebnis vorgängiger Institutionalisierungen, in diesem Fall der geographischen Muster von
Staatenbildung. Aus diesen Überlegungen wird deutlich, dass scheinbar exogene
Bestimmungsgründe der Aneigenbarkeit von Renten auf mehrfache Weise mit dem
institutionellen Gefüge in Beziehung stehen.

Aus einer Zusammenschau der Abschnitte 2 bis 4 lässt sich ein differenziertes Zwischenfazit
ziehen:

1. Es ist zu erwarten, dass natürliche, technologische und ökonomische


Aneignungsbedingungen Art und Ausmaß von Resource curse-Phänomenen
beeinflussen. Diese Aneignungsbedingungen haben immer Auswirkungen auf die
faktischen Spielregeln der Aneignung (informelle Institutionen), auch wenn sie das
formell kodifizierte Institutionengefüge (noch) nicht verändern.
32
Stiglitz (1999) liefert eine treffliche Analyse eines endogenen polit-ökonomischen Teufelskreises im Gefolge
der russischen postkommunistischen Privatisierung in einem sehr mangelhaften institutionellen Umfeld, wobei
auch Resource curse-Effekte virulent gewesen sein dürften (vgl. auch Sturn 1993).
33
Vgl. Le Billon 2012 und Sorens 2011.
2. Die Stärke und Richtung dieser Auswirkungen wird davon abhängig sein, wie „gut“
(im Sinne einer sozial vorteilhaften Bewältigung von Resource curse-Potentialen) das
herrschende Institutionengefüge funktioniert.
3. Es ist allerdings nicht davon auszugehen, dass „gut“ funktionierende Institutionen
immer perfekt robust sind, wenn stark wirkenden neue Renten-Potentiale virulent
werden. Perfekt robuste „gute“ Institutionen sind in diesem Kontext eher als fiktiver
Grenzfall für Gedankenexperimente zu betrachten.
4. Die Aneignungsbedingungen für diese Renten können die künftige Entwicklung des
gesamten Institutionengefüges prägen, vorzugsweise über Machtverschiebungen
zugunsten faktisch privilegierter Renten-Aneigner, welche sowohl die Mittel als auch
den Anreiz zur Einflussnahme auf dir Entwicklung der Spielregeln haben,
insbesondere wenn sie eine Enteignung der Rentenströme aufgrund dubioser
Legitimität befürchten müssen. Insofern dies der Fall ist, ist das institutionelle Gefüge
von einem Teufelskreis politischer und ökonomischer Macht geprägt.
5. Die Wirksamkeit dieses Teufelskreises wird relativiert, wenn das derart entstehende
Institutionengefüge mit einer suboptimalen Ausbeutung/Entwicklung der Renten-
erzeugenden Ressource verbunden ist und sich die kollektiven Interessen an einer
optimalen Entwicklung politisch zu organisieren vermögen
(„Entwicklungsbedingungen“). Insofern dies der Fall ist, kann man erwarten, dass sich
langfristig jene Institutionen durchsetzen, welche die Entwicklung/Nutzung von
natürlichen, technologischen und ökonomischen Voraussetzungen zur Erzielung von
Überschüssen am besten vorantreiben?

Insgesamt sprechen die Kombinationen unterschiedlicher institutioneller, technologischer und


natürlicher Faktoren, die sich im Hintergrund des Resource curse abzeichnen, zunächst einmal
für eine sorgfältige Analyse jeder wirtschaftshistorischen Entwicklungsepisode unter
Berücksichtigung der jeweils vorliegenden Umstände und Kontingenzen. Dies motiviert auch
entsprechende Umsicht bei der Interpretation datengestützter Empirie, die im Wesentlichen
auf einer Querschnittbetrachtung ganz unterschiedlicher Länder beruht. Eines gilt aber über
alle kasuistischen Differenzierungen hinweg: Ein Resource curse ist im Sinne des oben
Ausgeführten immer mit problematischen Entwicklungen oder Gegebenheiten im Hinblick
auf Institutionen verbunden – allerdings womöglich in verschiedene Richtungen. Überspitzt
formuliert, kann ein Resource curse im einen Fall mehr Resultat, im anderen Fall mehr
Ursache „schlechter“ Institutionen sein. Die allgemeine Heuristik, welche die Schnittstellen
von Politik, Ökonomie, Technologie und „natürlichen“ Produktivkräften im Blick hat,
impliziert eine Reihe unterschiedlicher weiterer Fragen, die jeweils das Augenmerk auf einen
Teilaspekt dieser Interdependenzen lenken: In welcher Weise sind die sozio-ökonomischen
Bedingungen, die im System der relativen Preise ihren Niederschlag finden, bestimmend für
Technologiewahl, die Reichweite der wirtschaftlichen Verwertbarkeit von Naturressourcen,
die Reihenfolge der Fruchtbarkeit von Bodenparzellen u.dgl. 34? Inwiefern unterliegt die
34
Die Adressierung von Fragekomplex 2 war in spezifischer Weise ein Anliegen der klassischen Tradition
politischer Ökonomie: Sie zeigte, in welcher die Wahl der Technologie („Choice of Technique“) vom System
der relativen Preise und der Verteilung abhängig ist. Das (faktisch gegebene bzw. erwartete) Preissystem
bestimmt auch, welche Ressourcen überhaupt erschlossen und rentabel geschürft werden – und mittels welcher
Technologien. Ob der Preis einer Ressource null, 100 oder 1.000 Euro pro Mengeneinheit beträgt, ergibt sich
Technologieentwicklung institutionellen bzw. politischen Einflüssen und welche
Mechanismen steuern diese Einflüsse? Auf dieser Ebene liegen etwa institutionell bedingte
Machtasymmetrien, welche die Entwicklung von Technologien begünstigen können, welche
die exklusive Aneignung durch die Mächtigen erleichtern.

5. Effizienz, Macht, und aktuelle Teufelskreise: Der Doppelcharakter der Rente

Im Kontext einer institutionentheoretisch informierten Politischen Ökonomie ist es nicht


überraschend, dass sich aus einer Zusammenschau der empirischen Literatur zum Thema
keine eindeutig schlüssige Antwort auf die Frage: „Ist Rohstoffreichtum ein Fluch oder
Segen?“ ableiten lässt. Denn Rentenphänomene sind an der Schnittstelle von ökonomischer
Funktionalität und institutioneller Pathogenese, zwischen anreiztheoretisch rekonstruierbarer
Effizienz und Macht angesiedelt. Vereinfacht formuliert: Höhere Renten korrelieren mit einer
ergiebigeren Nutzung von Produktivkräften, aber ihre Aneignung ist in unterschiedlichen
wirtschaftlichen Kontexten mit Monopol- und Machtphänomenen verbunden.
Effizienzschädliche Monopolrenten, die ausschließlich auf einem politisch gewährten Privileg
für eine bestimmte gewerbliche oder industrielle Produktion beruhen, sind dabei als
Ausgangspunkt der Analyse ein relativ uninteressanter Grenzfall, weil jene Doppelnatur fehlt,
von der hier die Rede ist. Sie beruhen auf politisch erzeugten Machtpositionen. Monopol-
Privilegien können allenfalls als Ergebnis der (durch einen anderweitig bedingten Rentenfluch
bewirkten) Korrumpierung des politischen Systems in Betracht kommen, gleichsam als
Explanandum und nicht als Explanans.

Wie bereits oben skizziert, sind in diesem Zusammenhang drei Ebenen des sozial
vorteilhaften Umgangs mit Rentenphänomenen von besonderem Interesse:

(A) Neutralisierung der „politischen“ Stör-/Konfliktpotentiale durch feste Renten-


Aufteilungsregeln
(B) Kanalisierung von Renten in sozial produktive Verwendungen
(C) Entwicklung von Mechanismen, welche anstelle des unproduktiven oder
destruktiven Kampfs um Renten (welcher im Sinne von A zu neutralisieren wäre) eine
Art Wettbewerb um temporäre Innovationsrenten erzeugen

Letztere würden gemäß Schumpeters (1912) Theorie unternehmerisch induzierten Wandels


mit bloß temporären Machtpositionen (ohne Teufelskreis-Potentiale) einhergehen, die für die
praktische Umsetzung von Innovationen erforderlich sind. Es spricht viel dafür, dass ein
passender Mix von (A), (B) und (C) zu den Bedingungen für eine institutionelle Entwicklung
gehört, in der kollektive Institutionen die Herausforderungen der Entwicklung sozialer und
„natürlicher“ Produktivkräfte bewältigen.

Wie bedeutend ist die problemadäquate Weiterentwicklung solcher Bedingungen (A), (B) und
(C) für moderne Wirtschaften, in denen Ressourcenextraktion keine bestimmende Rolle
einnimmt? Der Kern des Resource curse ist ein Rentenaneignungsproblem, aber nicht jedes
Rentenaneignungsproblem ist ein Resource curse im Sinn der einschlägigen Literatur. Der
Fokus auf die Rentenaneignungsbedingungen bietet vielmehr über den Kontext natürlicher
erst aus all den ökonomischen Interdependenzen, die sich insgesamt im Preissystem abbilden.
Ressourcen hinaus eine institutionenökonomisch interessante Perspektive. Es gilt,
Engführungen zu vermeiden, die Pathologien sozio-ökonomischer Vermittlungsmechanismen
einseitig an den Gaben der Natur festmachen würden. Diese Engführungen sind oft mit der
Fehldeutung verknüpft, es handele sich bei diesen Pathologien im Grunde um ein
atavistisches Relikt35, das in der modernen Ökonomie immer mehr an Bedeutung verlieren
wird. Renten treten nicht nur im Kontext der wirtschaftlichen Nutzung der Natur auf, sondern
sie sind ein mit der Nutzung und Entwicklung auch in anderen Kontexten verbundenes
Phänomen, nicht zuletzt in der digitalen Ökonomie. In diesem Zusammenhang gewinnt die
schon von den Klassikern erkannte Doppelnatur von Renten neue Relevanz, auf die im
Folgenden näher eingegangen wird.

Für die Erfassung der Doppelnatur von Renten ist ein Blick auf die moderne Theorie
unvollständiger Verträge in Verbindung mit Schumpeterianischen Innovationsrenten und
einer Rückblende zu den Klassikern der Politischen Ökonomie Adam Smith, Karl Marx und
David Ricardo nützlich. Dabei sind Betrachtungsebenen relevant, die über die bereits
skizzierte Logik der extensiven und intensiven Differentialente à la Ricardo hinausgehen. Die
Doppelnatur von Renten tritt insbesondere in den rententheoretischen Ansätzen von Adam
Smith und Karl Marx hervor, wohingegen bei Ricardo die kohärente Analyse der
ökonomischen Logik der Differentialrente klar im Vordergrund steht. Adam Smith ist
überraschenderweise Vertreter einer machttheoretisch-institutionellen Rentenerklärung:
Renten sind gemäß Smith ein „Monopolpreis“ auf Landnutzung36, eine viel kritisierte, aber
seither in unterschiedlichen Varianten und Verallgemeinerungen wiederbelebte Idee – bis hin
zum Slogan „Property is monopoly“37, den Posner/Weyl dem ersten Kapitel ihres
programmatischen Buches voranstellen, in dem sie einen neuen Mechanismus zur
Teilsozialisierung von Renten vorstellen. Smiths institutionell-machtrheoretischer Perspektive
liegt die stabile Durchsetzung einer Verteilungsregel (Grundeigentum) zugrunde, die einer
Schicht zugutekommt, die – wie er meint – gerne erntet, wo sie nicht gesät hat. Allerdings
sind hohe Renten (wie auch hohe Löhne) für Smith gleichsam Barometer wirtschaftlicher
Prosperität.38 Renten sind für Smith überdies eine ökonomisch sehr sinnvolle
Steuerbemessungsgrundlage, sofern sie steuertechnisch so klug ausgestaltet werden, dass
negative Anreize auf Investitionen in landwirtschaftliche „improvements“ vermieden
werden39, womit er eine zentrale Intention der „investment efficiency“40 von Posner/Weyl
vorwegnimmt. Die unterschiedlichen allokationstheoretischen Aspekte (und vor allem der
knappheitstheoretische Fokus) der Differentialrente sind bei Smith nicht sehr kohärent und
klar dargestellt, obwohl er Renten durchaus als Teil eines Regulierungsmechanismus für
unterschiedliche Landnutzungen im Kontext der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung
diskutiert.

35
In diesem Sinn deutete der jüngere Schumpeter den Imperialismus als atavistisches Relikt, was er aber in
späteren polit-ökonomischen Betrachtungen über den neo-merkantilistischen Kondratieff-Zyklus ausdrücklich
relativierte.
36
Vgl. Smith 1776, I.xi.a.
37
Posner/Weyl 2018, S. 30.
38
Vgl. Smith 1776, I.xi.p.
39
Vgl. ebd., V.ii.c.
40
Posner/Weyl 2018, S. 35.
Marx bemerkte (wie aus dem schon zitierten Brief an Engels von 1851 hervorgeht), auf seine
Art früh die „systemneutrale“ effizienztheoretische Dimension des Phänomens Rente, was aus
seiner Vermutung hervorgeht, dass im Sozialismus ceteris paribus genauso Überschüsse aus
der Nutzung von Grund und Boden entstehen müssten, wie sie in einem
konkurrenzwirtschaftlichen System entstehen. Selbstverständlich würden sie im Sozialismus
nicht durch den privat-konkurrenzwirtschaftlichen Rentenaneignungsmechanismus alloziert,
wobei unklar bleibt, inwiefern hier eine Herausforderung für den Sozialismus gesehen wird.
Im Hinblick auf den Kapitalismus versucht Marx in seiner schon zitierten Behandlung der
Rente im dritten Band des Kapitals, Renteneinkommen in sein Modell machtkonnotierter
kapitalistischer Surplus-Aneignungsmechanismen zu integrieren.

Aus einer Zusammenschau der Beiträge zur Rententhematik seitens der ökonomischen
Klassik lässt sich also folgendes Resümee ziehen, das in seiner Differenzierung in der
aktuellen Diskussion nicht immer präsent ist, obwohl es als allgemeiner polit-ökonomischer
Hintergrund durchaus nützlich wäre: Extensive und intensive Differentialrenten (Boden- und
Bergbaurenten) sind zum einen Überschüsse, die Ergebnis eines mehr oder weniger rationalen
Umgangs mit dem Geiz der Natur darstellen, deren Aneignung aber immer auf
Verteilungsregeln und/oder Machtverhältnissen (seien sie explizit oder implizit) beruht.
Solche Renten sind darüber hinaus Überschüsse, die durch Konkurrenzbedingungen nicht
verschwinden. Obwohl sie nicht auf ein bestimmtes Wirtschaftssystem wie die kapitalistische
Marktwirtschaft beschränkt sind, sind sie (auch über die Fragen von Macht und Aneignung
hinaus) keine reinen Naturphänomene. Höhe und Muster der Renten stehen jeweils in
mannigfacher Wechselwirkung mit sozio-ökonomischen Bedingungen und Entwicklungen.
Das Ausmaß, in dem unterschiedliche Bodenparzellen Renten in unterschiedlicher Höhe
generieren, ist von der Dynamik der Marktwirtschaft und der Entwicklung der relativen Preise
abhängig. Auch der Knappheitsgrad und die „Reihenfolge der Fruchtbarkeit“ von Böden sind
nicht als reine Naturphänomene zu verstehen: Beides hängt von den ökonomisch-technischen
Bedingungen i.w.S. ab, also letztlich von dem gesamten System relativer Preise und der
Technik, die angesichts der durch das Preissystem reflektierten Entwicklung zur Anwendung
gelangt oder neu entwickelt wird. Gleichzeitig konditionieren die institutionellen
Regelsysteme der Rentenaneignung auf vielfältige Weise die Hintergrundbedingungen des
marktförmigen Austauschs.

All diese Argumente betreffen unterschiedlicher Versionen der Differentialrente von


Naturnutzung und die verschiedenen Ebenen ihrer sozio-ökonomischen Kontextualisierung.
Gerade im Lichte von Entwicklungen wie der Entstehung digitaler Monopole ist nun in
Verbindung mit neueren Entwicklungen in den politischen Systemen technologisch führender
Ländern wie den USA ein Umstand zu betonen, der in unterschiedlicher Weise etwa bei
Zingales41 oder Posner/Weyl42 seinen Niederschlag findet: Rentenphänomene entstehen nicht
nur aufgrund der Nutzung/Vermarktung von Naturressourcen („natürlicher Produktivkräfte“),
sondern auch in zahlreichen produktiven ökonomischen Interaktionen, in denen (ebenso
prägnant wie bei den Ressourcenrenten) ihre Doppelnatur zum Ausdruck kommt. Die mit
ihnen verbundenen polit-ökonomischen Phänomene spiegeln (wie bei der klassischen
Differentialrente) einerseits Machtstrukturen wider, haben aber anderseits auch eine
41
Vgl. Zingales 2017.
42
Vgl. Posner/Weyl 2018.
ökonomische Logik und damit verbundene Funktionen bzw. sie sind mit dem Funktionieren
ökonomischer Mechanismen verbunden. D.h., sie sind Teil der systematischen Vermittlung
jener Interdependenzen, die letztlich durch die Nutzung der „sozialen Produktivkräfte“
(Arbeitsteilung, Kooperation und wissenschaftsgestützte Technik) entstehen.

Die Doppelnatur solcher „moderner“ Renten ist mit polit-ökonomischen Problempotentialen


verbunden, die Begleiterscheinungen (1) komplexer marktvermittelter Kooperationen
und/oder (2) moderner Innovationsprozesse in einer Welt wissenschaftsgestützter Technik
sind.

Ad (1): Renten dieser Art werden oft als Quasi-Renten 43 bezeichnet und entstehen, wenn
Akteure sich auf produktive Kooperationen einlassen und dafür spezifische Investitionen
tätigen bzw. Fähigkeiten erwerben, welche außerhalb der Kooperation einen geringeren Wert
haben (anders gesagt: diese Fähigkeiten sind nicht oder nur eingeschränkt handelbar 44).
Derartige Renten mögen auf den ersten Blick sehr speziell anmuten, aber sie stellen in einer
Produktionsweise, die von der Entwicklung von Arbeitsteilung und Kooperation als „soziale
Produktivkräfte“ abhängt, ein ubiquitäres Phänomen dar. Solche Interaktionen bedingen aber
aufgrund ihrer Komplexität, Unsicherheit und unvollkommener Information typischerweise
unvollständige Verträge, d.h. insbesondere, dass die Aufteilung allfälliger Überschüsse aus
spezifischen Investitionen nicht im vornherein in einer Weise festgelegt werden kann, welche
alle mannigfachen Kontingenzen berücksichtigt. Dadurch entstehen Anreize zu strategischem
Verhalten im Hinblick auf die Erlangung/Sicherung von Machtpositionen bzw. auf
Vorkehrungen zur Vermeidung von Situationen, in denen man der Macht der Gegenpartei
ausgeliefert ist. Die vielfach anzutreffende Intensität politischer Konflikte um regulatorische
Rahmen für Märkte mit notorisch unvollständigen Verträgen wie Arbeitsmärkte 45 spiegelt
dieses Problempotential wider. Versagt eine Gesellschaft bei der Entwicklung eines den
jeweiligen Problemen angemessenen regulatorischen Rahmens, dann drohen kostspielige
Blockaden und unproduktive strategische Investitionen auf Mikroebene.

Ad 2: Machtkonnotierte Innovationsrenten sind anhand der sogenannten Mark II-Version des


von Schumpeter modellierten kapitalistischen Innovationsprozesses zu erklären: Großfirmen
verwenden gemäß diesem Schumpeter-Mark II-Modell ihre Monopolrenten aus jeweils
zurückliegenden Innovationen, um Forschung und Entwicklung für weitere Innovationen zu
finanzieren.

43
Milgrom und Roberts definieren Renten als “a return received in an activity that is in excess of the minimum
needed to attract the resources to that activity” (Milgrom and Roberts 1992, S. 603) und Quasi-Renten als “the
portion of earnings in excess of the minimum amount needed to prevent a worker from quitting his or her job or
a producer from exiting its industry. ... rents are defined in terms of decisions to enter a job or an industry, quasi-
rents are defined in terms of the decision to exit” (Ibid, S. 269). Eine Quasi-Rente einer Partei erzeugt eine
asymmetrische permanente take-it-or-leave-it Situation für den Rentenbezieher und damit (wenn sie nicht
vertraglich geschützt ist) eine Asymmetrie bzgl. der Verhandlungsmacht.
44
Die Doppelnatur problematischer Quasi-Renten ist daher ebenso wie die Renten natürlicher Monopole eng mit
der empirischen Bedeutung versunkener Kosten verknüpft.
45
Ein analoges, wenn auch im Hinblick auf den rententheoretischen Hintergrund anders gelagertes
Problempotential bieten Kapitalmärkt bzw. Märkte für Risikoallokation: Nicht zufällig erlangte der Begriff
„regulatory capture“ (also Rent-seeking im Wege der Beeinflussung des regulatorischen Rahmens) im Kontext
der Finanzmarkt-Regulierung mediale Prominenz über Fachkreise hinaus. In diesem Zusammenhang sind auch
Glückspielanbieter zu nennen, die in manchen Länder systematisch in politische Netzwerke investiert haben.
Aus ökonomischer Perspektive sind Renten in beiden Fällen zunächst jeweils Teil eines
Mechanismus, der funktional im Sinne wirtschaftlicher Dynamik ist, welche wiederum ein
Potential für gesellschaftliche Wohlfahrt bietet. Allerdings haben auch diese Typen
„funktionaler“ Renten ein Janusgesicht, weil auch sie die Möglichkeit und den Anreiz bieten,
gezielt in die längerfristige Sicherung von privilegierten Positionen in Hinblick auf Macht-
und Rentenverteilung zu investieren: Investitionen in politische Einflussaktivitäten könnten
sowohl als Substitute wie auch als Komplementäre zu weiteren ökonomischen Innovationen
im Sinne des Schumpeter Mark II-Modell ins Betracht kommen. Aus einer anderen
Perspektive betrachtet, widersprechen (1) und (2) der im ökonomischen Mainstream weithin
als präanalytische Vision wirksame Vorstellung einer machtfreien Marktökonomie, auf deren
Basis Abba Lerner46 in seiner Presidential Address vor der American Economic Association
das zweischneidige Lob der Ökonomik als „Königin der Sozialwissenschaften auf der Basis
gelöster politischer Probleme“ prägte. (1) und (2) implizieren unweigerlich Schnittstellen
zwischen Ökonomie und Politik, welche mit der Vorstellung inkompatibel sind, politische
Probleme um die Verteilung von Renten seien in modernen, dynamischen Ökonomien ein-
für-allemal lösbar.

Eine in der Zwischenzeit entstandene mikroökonomische Literatur in der Industrieökonomik


weist in diesem Zusammenhang auf die persistente Virulenz einschlägiger Renten-
Phänomenen hin, die sich gerade mit Blick auf die digitalen Monopole mit den eben
skizzierten Problemen verschränkt. Bemerkenswert sind in diesem Zusammenhang neuere
Arbeiten von Luigi Zingales von der Universität Chicago, der seinen Ansatz (folgerichtig im
Sinne der oben zitierten Passage aus Lerner 1972) eine „politische Theorie der Firma“ nennt.47
Er bezieht sich dabei in erster Linie im Sinne von (1) v.a. auf die Firma als Netz
unvollständiger Verträge, in deren Kontext systematisch Renten anfallen, deren Aufteilung
letztlich über machtkonnotierte politische Mechanismen innerhalb und außerhalb von Firmen
erfolgt, etwa über „regulatory capture“: Zingales‘ politische Theorie der Firma betont
firmenexterne Einflussaktivitäten zur Rentensicherung im Rahmen von staatlich-politischen
Entscheidungsprozessen im Sinne eines Medici-Teufelskreises von politischer und
wirtschaftlicher macht. In diesem Sinn könnten etwa Schumpeter-Mark II-Monopole im Sinn
von (2) versuchen, das politische System zu beeinflussen, etwa dahingehend, dass ein
größerer Anteil der für sie relevanten Grundlagenforschung öffentlich finanziert wird - oder
sie könnten eine Art arbeitsteilige Symbiose mit relevanten Agenturen des öffentlichen
Sektors (Grundlagenforschung, Standardsetzung, Beschaffungswesen) unter Maßgabe
hinreichender Macht- und Rentensicherung anstreben. Die in den 1950er-Jahren von Autoren
wie Kenneth Galbraith angestoßene und vom damaligen Präsidenten Eisenhower
aufgegriffene Diskussion um den „militärisch-industriellen Komplex“ ging schon in diese
Richtung. Die Zusammenhänge von Innovation und Rentenaufteilung werden aber auch in
den Arbeiten von Mariana Mazzucato48 zum Gegenstand interessanter Überlegungen zur
Rolle des privaten und des öffentlichen Sektors gemacht.

46
Vgl. Lerner 1972.
47
Vgl. Zingales 2017.
Zum theoretischen Hintergrund der „firm as political institution“ vgl. auch Sturn 1994 und Bowles/Gintis 2000.
48
Vgl. Mazzucato 2013, 2018.
6. Ausblick: Politische Ökonomie der Erdölrenten-Erosion

Die größten kumulierten Rohstoff-Rentenaufkommen dürften in jener Epoche, die von der
zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts bis in die Gegenwart hineinreicht, aufgrund
vergleichsweise leicht zugänglicher und daher relativ kostengünstig förderbarer
Erdölvorkommen lukriert worden sein. Das besondere Potenzial einer politischen Pathologie
des Erdöls ergibt sich jedoch aus den immens komplexen, volatilen Bedingungen, die bei der
Bestimmung und der Aufteilung der jeweils kurzfristig lukrierbaren Erdölrenten auf
verschiedene Typen von Akteuren eine Rolle spielten und spielen. Diese reichen u.a. von
geopolitischen Prozessen im Verlauf des kalten Kriegs (wobei das Interesse an einem
Wiederaufbau der US-Verbündeten in Westeuropa und Japan niedrige Erdölpreise bewirkt
haben dürfte) über Entwicklung im internationalen Finanzsystem im Rahmen des Re-Cyclings
der Erdölrenten seit den 1970er-Jahren, den Folgen der Volatilität auf Öl- und Finanzmärkten
für Länder wie die Sowjetunion und ihre Nachfolgestaaten oder Venezuela, die Rolle von
Erdölrenten im Rahmen der Stabilisierung des Wahabiten-Regimes in Saudi-Arabien bis hin
zum aktuellen klimapolitischen Druck auf die Erdölrenten.

Es gibt zumindest drei potentiell wichtige Formen der Rentenerosion, deren polit-
ökonomische Implikationen für die Erdölförderungs-Ökonomien relevant werden dürften: (1)
Mengeneffekte aufgrund des Rückgangs der Förderung. (2) Senkung der Renten durch
unterschiedliche Instrumente der Klimapolitik, u.a. durch diverse Formen der C02-
Bepreisung49. (3) Preiseffekte in den jeweils sinkenden Ästen der kurz- und mittelfristigen
Preis-Fluktuationen, welche sich durch technologische, politische und öko-systemisch
bedingte Unsicherheiten im Zuge der „postfossilen“ Transformation eher verschärfen als
abschwächen dürften. Als spezifischer Hintergrund für die politischen Prozesse, die vor allem
im Kontext der rententragenden Erdölförderung zu diagnostizieren sind, aber auch der etwa
für Australien relevanten rententragenden Kohleförderung (viele Kohlevorkommen weltweit
dürften aufgrund hoher Förderkosten keine oder sehr geringe Renten abwerfen) ist folgendes
zu bedenken: Die eben erwähnten Senkung der Erdölrenten durch Klimapolitik stellt genau
genommen nicht einfach nur eine Umlenkung der Renten (z.B. vom Erdölmarkt auf den
Markt für CO2-Emissionslizenzen) dar, wie Heal/Schlenker schreiben – wobei die Aufteilung
der Renten-Verluste auf Ölproduzenten und Ölverbraucher in Betracht zu ziehen ist. 50 Sofern
die Bepreisung von CO2 einem gesamtwirtschaftlich rationalen Kalkül folgt, ist es vielmehr
so, dass diese Bepreisung nur die Tatsache widerspiegelt, dass die gesamtwirtschaftlichen
Renten aus der Gewinnung/Verbrennung von Erdöl bei globaler langfristiger Betrachtung
niedriger sind, als sie wären, wenn man die Klima-Implikationen der energetischen Nutzung
von Erdöl ignorieren könnte. Wissenschaftliche Befunde zu bedrohlichen Risiken
anthropogenen Klimawandels kompromittieren also die eigentumsrechtliche Legitimation von
Renteneinkommen, was entsprechende Forschung in spezifischer Weise politisch virulent
macht und insbesondere in den USA zu einer Art ideologischen und epistemischen
Polarisierung in Bezug auf Klimapolitik führte. Denn politische Umsetzung der Befunde zum
anthropogenen Klimawandel geht logischerweise zu Lasten der Renten, was politische
Pathologien speziellen Typs auslösen kann.

49
Vgl. Heal/Schlenker 2019.
50
Vgl. Heal/Schlenker 2019.
Unter diesen Voraussetzungen sind ganz unterschiedliche Szenarien denkbar. In Abhängigkeit
von den unterschiedlichen Faktoren ist sowohl eine mit der Renten-Erosion einhergehende
Machterosion der bisherigen Renten-Aneigner als auch eine Transformationsstrategie
vorstellbar, in der sich letztere neue Quellen für Renteneinkommen suchen, an denen es auch
in der modernen postfossilen Ökonomie im Sinne der Argumentation im fünften Abschnitt
nicht mangelt. Dabei wird auch die Frage eine Rolle spielen, inwiefern es im
Transformationsprozess hin zu einer CO2-armen Produktionsweise bei einzelnen
transformationsrelevanten Schlüsselrohstoffen (etwa einzelnen Metallen) 51 zu Flaschenhals-
Phänomenen kommt, die nicht mehr einem Szenario von moderate scarcity, sondern von
absolutem Mangel entsprechen. Ein solches Szenario des Mangels bringt marktförmig-
konkurrenzwirtschaftliche Allokationsmechanismen, deren Funktionsweise eng mit moderate
scarcity verknüpft ist, an ihre Grenzen, wie David Hume52 wusste. Je nach Ausgangslage kann
dies wiederum in verschiedene Richtungen gehen. Das Spektrum reicht von atavistisch-
brutalen Extraktionstrategien bis hin zur Entwicklung partiell innovativer Imperialismen.

Die Rentenerosion stellt jedenfalls die Renten-Aneigner vor


Transformationsherausforderungen, an denen sie scheitern können. Inwiefern die
Transformation indes die Chancen von Gesellschaften verbessert, in Zukunft
Rentenphänomene entweder politisch zu neutralisieren oder zum Teil eines
Innovationsmechanismus zu machen, steht auf einem anderen Blatt. Es ist plausibel, dass sich
in diesem Sinn windows of opportunity ergeben: Eine Entwicklung der Stärken jener Renten-
Kanalisierungsmechanismen, deren historische Erfolge auf der Handlungsfähigkeit eines
genuin öffentlichen Sektors beruhten, in dem der Staat nicht länger ein Aggregat von
Privilegien war. Ob diese Möglichkeiten genutzt werden, hängt von einer Vielzahl von
Faktoren ab, nicht zuletzt von den Aneignungsbedingungen der neu entstehenden
Rentenpotentiale, der Handlungsfähigkeit kollektiver Akteure, die den Nukleus eines
wirksamen öffentlichen Sektors bilden können und des Beharrungsvermögens des
machtpolitischen Schattens der Vergangenheit.

Im Anschluss an Thomas von Aquin wird Arbeit gelegentlich als bonum arduum, als
schwieriges Gut bezeichnet. Demgemäß bedeutet Arbeit für den einzelnen Menschen zwar
zunächst Arbeitsleid, zumindest aber die Opferung von Freizeit. Arbeit als sozial vermittelte
Auseinandersetzung mit der Natur ist aber vielfach auch Teil der Entfaltung, Entwicklung und
Selbstverwirklichung des Menschen – also ein Gut. Der Doppelcharakter der Rente weist
Naturgaben als eine andere Art von bonum arduum aus. Gaben der Natur, deren Nutzung mit
ökonomischen Renten verbunden ist, sind als Überschüsse zunächst ohne Zweifel ein
„bonum“ für die Menschheit. Denn Renten fallen an, wenn die Knappheit einer Ressource
einhergeht mit einem Wert für menschliches Leben und Wirtschaften, welcher größer ist, als
es den Kosten ihrer Gewinnung entspricht. Solche Ressourcen besitzen jedoch unvermeidlich
pervertierende Potentiale, die sie zum Fluch machen können – indem sie einerseits zum
Gegenstand von Konflikten werden53, deren Eigendynamik zu einem Ressourcenverzehr
(auch über den Wert der betreffenden Renten hinaus) führen kann und andererseits
institutionelle Entwicklungen korrumpieren und das Institutionengefüge untauglich im
51
Vgl. Held/Schindler 2020.
52
Vgl. Hume 1777, III.i.§§145-147; vgl. auch Sturn 2016.
53
Vgl. Humphreys 2005.
Hinblick auf die Lösung anstehender Probleme machen. Für die aktuelle Transformation
unserer Gesellschaften – und nicht nur der Erdöl-Exportstaaten wäre es unklug, davon
auszugehen, dass die Herausforderung durch dieses bonum arduum in Zukunft nicht mehr zur
conditio humana gehört.

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