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Abkürzungsverzeichnis ....................................................................................... II
Tabellenverzeichnis .......................................................................................... IV
1 Einleitung...................................................................................................... 1
Literaturverzeichnis ........................................................................................... VI
Anhangsverzeichnis .......................................................................................... XI
VAG Versicherungsaufsichtsgesetz
II
Abbildungsverzeichnis
III
Tabellenverzeichnis
IV
1 Einleitung
Wie geht eine Branche, in welcher der Gewinn und die Attraktivität der Produkte
derart vom Zinsniveau geprägt sind, mit der Niedrigzinsphase um? Die niedrigen
Zinsen halten bereits seit mehr als 10 Jahren an und ein Ende dieser Phase ist
vorerst nicht in Sicht. Der deutsche Lebensversicherungsmarkt hat in den letzten
Jahren zahlreiche Veränderungen erleben müssen und ist weiterhin einer
Vielzahl von endogenen und exogenen Einflüssen ausgesetzt. 1 Auch wurde
durch die Finanzkrise das Vertrauen der Verbraucher in die
Versicherungskonzerne geschwächt, was eine zusätzliche Herausforderung für
die Branche darstellt. Denn die Kunden schließen Lebensversicherungen ab, weil
sie die finanzielle Absicherung ihrer Familie im Todesfall wünschen, weil sie für
das eigene Rentenalter vorsorgen möchten und weil sie aufgrund mangelnden
Vertrauens in das Rentensystem, die Erhaltung ihres Lebensstandards im Alter
sichern möchten.2 Die gesamte Versicherungsbranche muss ihr bisheriges
Geschäftsmodell überdenken und neue Produkte und Innovationen schaffen, um
überlebensfähig und attraktiv für die Kunden zu bleiben.
Die folgende Hausarbeit setzt sich mit den Folgen der Niedrigzinsphase auf die
Lebensversicherung auseinander. Dabei steht die Entwicklung verschiedener
Vertragsformen im Zeitablauf, die Anlagevorschriften und Produktinnovationen
im Vordergrund.
Das Ziel dieser Hausarbeit ist es, die Auswirkungen der Niedrigzinsphase auf
dem Lebensversicherungsmarkt und die Reaktion der Lebensversicherer auf
diese darzustellen. Dies wird erreicht, indem ein Vergleich der Absatz- und
Beitragszahlen verschiedener Produkte, sowie eine Analyse eines
Lebensversicherungsproduktes aus der Praxis durchgeführt wird.
In Kapitel 2 wird mit dem Vergleich der Anzahl der neu geschlossenen und
bestehenden Verträge, sowie die Höhe der Beitragszahlungen in der
Lebensversicherung über die Jahre 2003 bis 2018 von ausgewählten
Versicherungsprodukten begonnen.
Kapitel 6 beinhaltet die kritische Würdigung und einen Ausblick auf die
kommenden Jahre.
Lebensversicherungen im Vergleich
2
Abbildung 1: Eingelöster Neuzugang in der Lebensversicherung
5000000
4000000
3000000
2000000
1000000
0
2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018
Jahr
In Abbildung 1 wird ein Vergleich der Anzahl der neu abgeschlossenen Verträge
zwischen klassischen Kapitallebensversicherungen und Rentenversicherungen
mit den jeweils fondsgebundenen Varianten vorgenommen. Aufgrund einer
veränderten Zählweise werden die klassische und die fondsgebundene
Rentenversicherung ab 2017 zusätzlich in Mischformen mit Garantie unterteilt.
Beispielsweise wurden von den Versicherern sogenannte Neue Klassik-Tarife in
der Lebensversicherung entwickelt und angeboten, die weniger
Kapitalerhaltungsgarantien als traditionelle Klassik-Tarife mit herkömmlichem
Garantiezins erfordern und somit weder zu der klassischen, noch zu der
fondsgebundenen Rentenversicherung gezählt werden können.3 Aufgrund einer
besseren Vergleichbarkeit, werden sich die vorgenommenen Vergleiche auf die
Jahre 2003 bis 2016 konzentrieren.
Deutlich erkennbar ist ein starker Anstieg im Jahr 2004 über alle betrachteten
Vertragsarten. Zum 01.01.2005 wurde eine Änderung des
Alterseinkünftegesetzes vorgenommen. Ziel dieser Reform war es, die bisher
vorgelagerte Besteuerung der Verträge auf eine nachgelagerte Besteuerung
umzustellen. Eine vor 2005 abgeschlossene Lebensversicherung konnte so noch
unter bestimmten Voraussetzungen in der Auszahlungsphase steuerfrei sein.
Seitdem steigt der Besteuerungsanteil der Erträge der auszuzahlenden Rente
jedes Jahr um 2%. Diese werden erstmals bei einer ab 2040 beginnenden Rente
voll besteuert.5
Seit 2017 verläuft die gesamte Entwicklung jedoch wieder leicht positiv. Die
Sicherung der Unternehmensexistenz wird durch die langfristige Erzielung neuer
Hierbei kann sich die Garantie darauf einschränken, dass der Kunde zu
Retenbeginn mindestens seine eingezahlten Beiträge erhält oder, je nach
Vertragsgestaltung, auch weniger.7 Dafür geht diese eingeschränkte Garantie
aber mit einer höheren erwarteten Rendite, dafür allerdings auch mit einem
höherem Risiko, einher.
Nachdem festgestellt wurde, dass die Zahl der neu abgeschlossenen Verträge
stark gesunken ist, folgt ein Vergleich der bestehenden Verträge.
60000
50000
40000
30000
20000
10000
0
2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018
Jahr
Auch hier ist zu erkennen, dass die Anzahl der Hauptversicherungen zunächst
kontinuierlich rückgängig war. Eine Lebensversicherung wird hauptsächlich
durch Kündigung oder Tod des Versicherten aufgelöst oder der Versicherte
erreicht das vorher vereinbarte Endalter und die Leistung wird ausgezahlt.
Die Gesamtanzahl der Bestandsverträge ist bis 2016 ebenfalls rückläufig. Diese
sank um 14,4%. Jedoch nimmt die Entwicklung ab 2017 wieder einen steigenden
Verlauf an. Sowohl die klassischen Rentenversicherungen, als auch die
Mischformen mit Garantie scheinen in Zeiten des demographischen Wandels
eine größere Rolle, sowohl für Versicherer als auch für Versicherte, zu spielen.
Es kann noch keine fundierte Aussage über die Situation auf dem
Lebensversicherungsmarkt getroffen werden, indem nur die Anzahl der neu
abgeschlossenen Verträge und derer im Bestand miteinander verglichen werden.
Um aufzuzeigen, wie sich die Lebensversicherung im Niedrigzinsumfeld verhält
und wie die Präferenzen der Versicherten aussehen, muss noch ein Vergleich
über die Beitragseinnahmen erfolgen. Im Folgenden werden die laufenden
Beitragseinnahmen, jedoch nicht die Einmalbeiträge, miteinander verglichen.
6
Abbildung 3: Entwicklung der laufenden Beitragseinnahmen
40000
30000
20000
10000
0
2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018
Jahr
Der rückwärtige Trend zeigt sich auch bei den laufenden gesamten
Beitragseinnahmen. So sind diese von 2003 bis 2018 um 6,2 Milliarden Euro
gesunken. Ein Rückgang von 12,6%. Von 2003 bis 2016 betrug die Abnahme
10,8%. Somit fällt die prozentuale Verminderung bei den Beitragseinnahmen
geringer aus als bei den neu abgeschlossenen Verträgen und bei den
Bestandsverträgen. Daraus lässt sich schließen, dass insgesamt zwar weniger
Verträge abgeschlossen und gehalten werden, aber die durchschnittlichen
Beitragseinnahmen 2016 pro Vertrag höher sind als noch 2003.
Ein Ursache für die fast kontinuierliche Steigerung der Beitragseinnahmen bei
den fondsgebundenen Renten- und Lebensversicherungen und den Renten- und
Pensionsversicherungen könnte in der Beitragsdynamik liegen. Mit einer
Beitragsdynamik kann der Versicherungsschutz in regelmäßigen zeitlichen
Abständen an die sich verändernden Lebensumstände angepasst werden.8
Eine andere Ursache könnte die stetig steigende Inflationsrate sein. Von 2003
bis 2018 ist diese um insgesamt 23% angestiegen.9 Dies wirkte sich auch auf die
Gehälter der Menschen aus, die so mehr Geld für ihre Altersvorsorge
zurücklegen können und aufgrund des sinkenden Rentenniveaus vermutlich
auch müssen.
8
auszuschütten. Der nicht ausgeschüttete Teil muss zurückgelegt werden und zur
Bildung von Sicherheitspuffern und Ausgleichsmechanismen genutzt werden.13
Der DAX ist der Deutsche Aktienindex, der die Kurse der 30 deutschen
Standardwerte widerspiegelt.15
Abbildung 4: Höchstrechnungszins, laufende und gesamte Verzinsung und jährliche Rendite DAX
30
20
10
0
-10 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014
-20
-30
-40
-50
Jahr
Quelle: Eigene Darstellung, Rohdaten entnommen aus Statista (Hrsg.) (2020) und GDV (Hrsg.)
(2013)
In der Abbildung ist erkennbar, dass der Garantiezins, bedingt durch die
Niedrigzinsphase, langsam aber stetig abnimmt. 2004 betrug dieser noch 2,75%,
sank dann im betrachteten Zeitraum um 1% und lag im Jahre 2014 bei 1,75%.
9
Im Jahr 2019 ist der Garantiezins bereits auf 0,9% abgesunken. Aufgrund der
gesunkenen Garantieverzinsung sind auch die laufende und die gesamte
Verzinsung gesunken. Die laufende Verzinsung lag 2004 noch bei 4,43%, sank
dann bis 2014 um 1,03% auf 3,4%. Die Gesamtverzinsung sank im gleichen
Zeitraum um 1,06%, von 5,1% auf 4,04%.
Abbildung 5: Jährliche Anlage von 1.000€ zum jeweiligen Zinssatz der laufenden Verzinsung und
jährlichen Rendite des DAX
15000
10000
5000
0
2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014
Jahr
Quelle: Eigene Darstellung, Rohdaten entnommen aus Statista (Hrsg.) (2020) und GDV (Hrsg.)
(2013)
Abbildung 5 zeigt die Entwicklung einer jährlichen Anlage von 1.000€ zum
Zinssatz der laufenden Verzinsung und zur jährlichen Rendite des DAX. Die
laufende Verzinsung wurde als Vergleichselement gewählt, weil in der
Gesamtverzinsung der einmalig gezahlte Schlussüberschuss enthalten ist,
während die laufende Verzinsung dem Kunden jedes Jahr auf sein bereits
eingezahltes Vermögen gutgeschrieben wird. Es ist zu erkennen, dass der DAX,
10
trotz der Einbrüche 2008 und 2011, aufgrund der Finanz- und Eurokrise,
letztendlich besser performt hat als eine Anlage zur laufenden Verzinsung.
Aufgrund des Zinseszinseffektes bei der laufenden Verzinsung wird ein stetig
steigendes Vermögen gebildet. Die angelegten 1.000€ verlieren nicht an Wert
und wachsen durch den sicheren Zins jedes Jahr weiter an. Das im Index
angelegte Geld kann hingegen an Wert verlieren. Dafür besteht die Chance, bei
niedrigeren Kursen mehr Anteile für 1.000€ kaufen zu können und so kann der
Cost-Average-Effekt ausgenutzt werden. Dieser Effekt sorgt dafür, dass bei einer
Anlage über einen längeren Zeitraum ein niedrigerer Durchschnittspreis erzielt
wird.16 Letztendlich liegt der Wert des Endvermögens bei der Investition in den
DAX bei 18.371,40€ und ist somit um 4370,99€ höher, als bei der sicheren
Variante mit der laufenden Verzinsung mit einem Wert von 14.000,41€.
Allerdings ist dies kein abschließender Vergleich. In der Praxis existieren Kosten,
wie bspw. Provisionen und Verwaltungskosten bei einer Lebens- oder
Rentenversicherung und Kauf- bzw. Depotgebühren bei der Investition in den
DAX. Ebenso kann Kapitalertragssteuer anfallen, wenn die Anteile vom Index
verkauft werden. Indes wird der Ertrag bei Auszahlung oder Rentenbeginn der
Versicherung ebenfalls versteuert. Ebenso spielt der Anlagehorizont eine
entscheidende Rolle und ist im Beispiel mit nur 10 Jahren gering.
Somit lässt sich kein abschließendes Urteil bilden, welche Investition die Bessere
ist. Dieser Vergleich sollte lediglich die Auswirkungen von sinkenden Zinsen und
Kursschwankungen auf investiertes Geld zeigen.
Sicher bedeutet, dass der Nominalwert der Anlage und die Substanz der
Vermögensanlagen erhalten bleiben soll.21 Die Bewertung der Sicherheit erfolgt
anhand der Einschätzung der Bonität der Schuldner. Diese muss beispielsweise
nach der Ratingagentur Standard & Poor’s mindestens BBB entsprechen und
kann auch durch das Versicherungsunternehmen vorgenommen werden.
12
liquidierbare Anlagen zu halten. Die Aufnahme von Fremdkapital ist nur in
Ausnahmefällen gestattet.
Im betrachteten Zeitraum lässt sich keine starke Veränderung der Struktur der
Kapitalanlagen erkennen.
Ein Grund hierfür könnte sein, dass die Zinspapiere der Lebensversicherer häufig
eine Laufzeit von 5-10 Jahren haben und die Fälligkeit eventuell noch nicht
erreicht wurde.24 Da eine Zinssenkung zu einer Kurserhöhung der noch
Einzig der Anteil der Beteiligungen hat sich von 2017 zu 2018 mehr als
verdoppelt.
Die Risiken, die mit der Geldanlage einhergehen, wie bspw. das
Kapitalanlagerisiko oder das Risiko des Wertverlustes, werden hierbei voll vom
Versicherungsnehmer getragen. Im Gegensatz zu festverzinsten
14
Lebensversicherungen lässt sich hierbei die Ablaufleistung nicht im Voraus
bestimmen, da diese von den Kursveränderungen abhängig ist. Nur die
Todesfallleistung ist weiterhin vorher bestimmbar.
Werden die laufenden Beiträge vom Kunden konstant gezahlt, profitiert dieser
vom Cost-Average-Effekt. Auch hat der Kunde die Möglichkeit vom
Ablaufmanagement des Versicherers zu profitieren. Das bedeutet, dass gegen
Ende der Laufzeit eine Umschichtung des Vermögens in weniger volatile
Geldanlagen, wie z.B. Geldmarktfonds oder Rentenfonds, erfolgt. Die Kosten
sind bei dieser Art der Lebensversicherung anders aufgebaut und der Kunde
muss darüber aufgeklärt werden. So werden vom Beitrag noch der
Ausgabeaufschlag, der Verwaltungskostenaufschlag, sonstige Kosten für die
Lebensversicherung und ggf. Risikoanteile für die Todesfallabsicherung
abgezogen, bevor das Geld in den Fonds investiert wird. 28 Das führt dazu, dass
die fondsgebundene Lebensversicherung in der Regel höhere
Verwaltungskosten als die konventionelle Lebensversicherung verursacht.29
Bei dieser Form der Lebensversicherung wird die Wertentwicklung der Beiträge
an einen Aktienindex, wie bspw. dem DAX oder den EURO STOXX 50,
gekoppelt. Ein Aktienindex ist die gewogene Messzahl für die Entwicklung des
Kursdurchschnitts maßgeblicher Aktiengesellschaften.30 Zudem wird dem
Kunden die Möglichkeit geboten, einen Partizipationssatz auszuwählen. Der
Partizipationssatz ist der Prozentsatz, zu dem Versicherungsnehmer an der
15
Entwicklung des Index beteiligt ist.31 Der Vorteil für den Kunden liegt in der
Kapitalgarantie, welche ihm Sicherheit bieten soll. Der Nachteil ist jedoch, dass
er nicht in vollem Umfang von den Wertsteigerungen profitiert.
Es besteht die Alternative die Nachbildung des Index nicht mit den
entsprechenden Aktien vorzunehmen, sondern durch den Kauf von Call-
Optionen. Die Call-Option sichert dem Käufer das Recht, aber nicht die Pflicht,
während der Laufzeit, bzw. am Ende der Laufzeit, den Basiswert zu einem vorab
festgelegten Preis zu erwerben.33 Sinkt der Kurs unter den Basiswert und endet
die Laufzeit der Option, wird der Käufer sie erlöschen lassen. Liegt der Kurs
während oder am Ende der Laufzeit über dem Basiswert, sollte die Option
ausgeübt werden und der Basiswert wird zum vereinbarten Preis gekauft. Der
Gewinn entspricht hierbei dem aktuellen Kurs, abzüglich des Kaufkurses,
abzüglich der Optionsgebühr. Bei dieser Variante wird ein Teil des Beitrags nicht
in festverzinsliche Wertpapiere investiert, sondern in Zero-Bonds, deren
Nennwert der garantierten Versicherungsleistung entspricht.34
Versicherungsbedingungen
16
Die Überschussbeteiligung besteht aus der Beteiligung an den Überschüssen
und den Bewertungsreserven. Die Höhe der Überschussbeteiligung kann nicht
garantiert werden. Diese hängt unter anderem von der Entwicklung des
Kapitalmarktes, der versicherten Risiken Allianz und der Kosten ab und beträgt
im niedrigsten Fall 0€.35 Mit den gezahlten Beiträgen und den Erträgen aus der
Überschussbeteiligung kann über die Indexpartizipation an der Wertentwicklung
des EURO STOXX 50 teilgenommen werden. Der EURO STOXX 50 umfasst die
50 größten Unternehmen der Eurozone.36
Die Indexpartizipation bestimmt sich nach der Höhe des Cap, dem
Partizipationssatz, der maßgeblichen Jahresrendite und der Bezugsgröße.37 Der
Cap gibt an, bis zu welcher Höhe an einer positiven monatlichen Wertentwicklung
partizipiert werden kann.
Der Kunde wird also nicht vollständig an der Entwicklung des Index beteiligt und
vergibt somit die Chance auf eine höhere Rendite. Im Gegenzug verliert er bei
einem negativen Verlauf kein Geld. Die Gewinne werden nach oben hin
gedeckelt, dafür kann kein Verlust entstehen. Die Rendite wird zwischen 0 und
der Höhe des Caps liegen.
Die maßgebliche Jahresrendite ist die Summe der mit dem Cap gedeckelten
positiven monatlichen Wertentwicklungen, abzüglich der monatlichen negativen
17
Renditen.40 Das Ergebnis wird mit dem Partizipationssatz multipliziert und dem
Vertrag zugeschrieben. Ist die Summe jedoch negativ, greift der
Sicherungsmechanismus und der Kunde erhält keine negative Rendite, sondern
eine Veränderung von 0%.
Die Bezugsgröße für die Indexpartizipation ist der Policenwert zu Beginn des
Indexjahres.41
5.2 Kosten
Die Kosten der Versicherung bestehen hauptsächlich aus den Abschluss- und
Vertriebskosten und den übrigen Kosten. Hinzu können anlassbezogene Kosten
oder Kosten für Lastschriftrückläufer kommen.
Die Verwaltungskosten hängen von der Höhe der eingezahlten Beiträge ab. Bei
einem Beitrag von 100€ monatlich belaufen sich diese auf 4,33% der
eingezahlten Beiträge, auf 1,95% der Zuzahlungen und jährlich 0,60% des
gebildeten Kapitals.44 In der Auszahlungsphase betragen die Verwaltungskosten
jährlich 1,75% bezogen auf die Altersleistung. Die Effektivkosten werden mit 1,72
Prozentpunkten angegeben. Es wird von einer beispielhaften Wertentwicklung
von 3% ausgegangen, womit sich eine Effektivrendite von 1,28% ergeben würde.
Seit Beginn der Niedrigzinsphase leidet die Lebensversicherung unter ihr. Die
klassische Kapitallebensversicherung verliert immer mehr an Bedeutung und
auch das Neugeschäft insgesamt geht zurück. Sparer finden heute weder in
18
Sparbüchern, noch in Lebensversicherungen eine renditestarke,
zufriedenstellende Anlagemöglichkeit für ihr Geld.
Ich denke nicht, dass in der Zukunft bei anhaltenden Niedrigzinsen komplett neue
Produkte in der Lebensversicherung entstehen werden. Meiner Meinung nach
wäre es das Beste, wenn sich die Versicherungsbranche stärker auf die
Digitalisierung und Automatisierung fokussiert. So könnten vor allem die
Verwaltungskosten der Verträge sinken und die Produkte würden für die Kunden
attraktiver werden.
19
abgeschlossenen Neuverträge, Bestandsverträge und aktuellen
Beitragseinnahmen der Versicherer, über die Jahre 2003 bis 2016, bzw. 2018,
wurde gezeigt, dass aufgrund der niedrigen Zinsen klassische Lebens- und
Rentenversicherungen kaum noch nachgefragt werden, die Versicherer jedoch
noch eine hohe Anzahl an Bestandsverträgen dieser Sorte besitzen. Anhand der
Beitragseinnahmen wurde dargestellt, dass die klassische Lebensversicherung
von Jahr zu Jahr weniger hohe Einnahmen verbucht und 2017 erstmals weniger
als die Renten- und Pensionsversicherungen. Es wurde so auch nachgewiesen,
dass vor allem fondsgebundene Rentenversicherungen immer stärker
nachgefragt werden. Durch die ab 2017 veränderte Zählweise und der damit
verbundenen Einführung der Kategorie Mischformen mit Garantie wurde deutlich,
dass die Kunden zwar Interesse daran haben die Chancen des Kapitalmarktes
zu nutzen, aber weiterhin eine Mindestrente durch die Versicherung garantiert
bekommen möchten.
Der Vergleich der garantierten, laufenden und gesamten Verzinsung mit der
jährlichen Rendite des DAX betonte noch einmal, wieso die
Versicherungsnehmer von den Chancen des Kapitalmarktes profitieren möchten.
Inzwischen hat der Höchstrechnungszins einen historisch niedrigen Stand
erreicht und wird voraussichtlich noch weiter absinken.
Es folgte die Analyse der Rentenversicherung IndexSelect der Allianz als Beispiel
für eine aktuelle Produktinnovation. Dabei wurde aufgezeigt, wie der Kunde vom
Kapitalmarkt profitieren kann und dabei nicht auf eine garantierte Mindestrente
verzichten muss. Ebenso wurden die Kosten des Produktes behandelt.
Abschließend folgte die kritische Würdigung der Autorin und ein Ausblick auf die
weitere Entwicklung der Lebensversicherung in Zeiten der Niedrigzinsphase.
20
Literaturverzeichnis
VI
Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Hrsg.) (2016):
Kapitalanlagen von Versicherern, URL:
https://www.bafin.de/DE/Aufsicht/VersichererPensionsfonds/Kapitalanlagen/kap
italanlagen_node.html [Stand: 16. März 2020].
VIII
Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft e.V.:
Höchstrechnungszins. Glossar, URL:
https://www.gdv.de/de/medien/services/glossar?letter=H#charlist [Stand: 20.
März 2020].
IX
Wimmer, M. (2005): Erfolgsdeterminanten deutscher
Lebensversicherungsunternehmen - Eine empirische Analyse, 1. Auflage,
Hamburg.
X
Anhangsverzeichnis
XI
Anhang
XII
Anhang 2: Tabelle zu Abbildung 2 Bestand an Hauptversicherungen in der Lebensversicherung
Mischformen
Kapitallebensversicherung Kapitallebensversicherung klassische fondsgebundene mit Garantie
Jahr (klassisch) (fondsgebunden) Rentenversicherungen Rentenversicherung (ab 2017) Gesamt
2003 45147 4509 12322 2525 64503
2004 44200 5347 14474 3564 67585
2005 41778 4938 15487 4590 66793
2006 39495 5212 16664 5371 66742
2007 37205 5138 17617 6667 66627
2008 34855 5138 17920 7714 65627
2009 32668 4881 18316 8464 64329
2010 30779 4740 18955 8900 63374
2011 28684 4596 19547 9249 62076
2012 26896 4473 19697 9767 60833
2013 25148 4191 19875 9953 59167
2014 23600 4302 20128 9877 57907
2015 22164 3886 20157 10410 56617
2016 20770 3742 19986 10696 55194
2017 24616 2894 23903 4113 9949 65475
2018 23264 2798 23499 4047 11015 64623
Anzahl in Tausend
Quelle: Eigene Darstellung, Rohdaten entnommen aus Lebensversicherung in Zahlen 2003-2019 GDV (Hrsg.), S. 15-16.
XIII
Anhang 3: Tabelle zu Abbildung 3 Entwicklung der laufenden Beitragseinnahmen
Kapitalversicherungen (inkl. fondsgebundene Renten- Renten- und
Jahr Vermögensbildende LV) und Lebensversicherungen Pensionsversicherungen Gesamt
2003 30891 5761 12442 49094
2004 29694 6565 13906 50165
2005 29285 7666 15512 52463
2006 27909 8190 15806 51905
2007 26510 8912 16123 51545
2008 25396 9972 16511 51879
2009 23467 9971 15994 49432
2010 22620 9890 15697 48207
2011 21511 10416 16359 48286
2012 20273 11234 16721 48228
2013 19056 11245 15440 45741
2014 18080 11232 15400 44712
2015 17129 11371 15785 44285
2016 16173 11847 15767 43787
2017 15411 11833 15970 43214
2018 14689 12351 15854 42894
Einnahmen in Mio. EUR
Quelle: Eigene Darstellung, Rohdaten entnommen aus Lebensversicherung in Zahlen 2003-2019 GDV (Hrsg.), S. 22-23.
XIV
Anhang 4: Tabelle zu Abbildung 4 Höchstrechnungszins, laufende und gesamte Verzinsung und jährliche Rendite DAX
Jahr Höchstrechnungszins Laufende Verzinsung Gesamtverzinsung jährliche Rendite DAX Punktestand DAX
2003 - - - - 3965,16
2004 2,75% 4,43% 5,1% 7,336904438% 4256,08
2005 2,75% 4,31% 5% 27,07138964% 5408,26
2006 2,75% 4,24% 4,9% 21,9786031% 6596,92
2007 2,25% 4,25% 5% 22,2891895% 8067,32
2008 2,25% 4,39% 5,1% -40,37425068% 4810,2
2009 2,25% 4,28% 5% 23,84994387% 5957,43
2010 2,25% 4,2% 4,8% 16,05994531% 6914,19
2011 2,25% 4,07% 4,7% -14,69210421% 5898,35
2012 1,75% 3,91% 4,66% 29,05965228% 7612,39
2013 1,75% 3,61% 4,24% 25,48174752% 9552,16
2014 1,75% 3,4% 4,04% 2,652698447% 9805,55
Erwartungswert 2,25% 4,099090909% 4,776363636% 10,97397447% 6807,16818
Standardabweichung 0,369274473% 0,314597999% 0,333664849% 20,48357959% 1727,27265
Quelle: Eigene Darstellung, Rohdaten entnommen aus Statista (Hrsg.) (2020) und GDV (Hrsg.) (2013)
𝑃𝑡 −𝑃𝑡−1
Formel zur Berechnung der jährlichen Rendite DAX: 𝑅𝑒𝑛𝑑𝑖𝑡𝑒 = ∗ 100
𝑃𝑡−1
XV
Anhang 5: Tabelle zu Abbildung 5 Jährliche Anlage von 1.000€ zum jeweiligen Zinssatz der laufenden Verzinsung und jährlichen Rendite
des DAX
Jahr Laufende Verzinsung DAX
2004 1044,3 1073,369044
2005 2132,40933 2634,658857
2006 3265,223486 4433,506101
2007 4446,495484 6644,590573
2008 5685,596635 4558,144411
2009 6971,740171 6883,758734
2010 8306,553259 9149,886075
2011 9685,329976 8658,654236
2012 11103,12638 12465,42557
2013 12540,04924 16896,65132
2014 14000,41091 18371,39551
Quelle: Eigene Darstellung, Rohdaten entnommen aus Statista (Hrsg.) (2020) und GDV (Hrsg.) (2013)
XVI