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Empfindliche Stellen

An empfindlichen Stellen des Körpers dürfen keine starken Mittel gegen die Psoriasis
verwendet werden. Als „sensibel “ im Sinne einer Psoriasis-Behandlung gelten Gesicht, Ohren,
Hautfalten (z.B. unter der weiblichen Brust), Schleimhäute, Genitalien und Analbereich. Gesicht
und Ohren, weil dort die Haut dünner ist. Wirkstoffe werden sehr viel intensiver aufgenommen
als an anderen Hautpartien. Bei Hautfalten stößt Haut auf Haut. Der Wirkstoff ist, ähnlich wie
unter einer Plastikfolie, eingeschlossen und wirkt dadurch stärker. Im Genital- und im
Analbereich besteht zusätzlich immer das Risiko, dass sich Pilze und Bakterien ansiedeln. 
Oft werden diese Stellen nicht oder nicht richtig behandelt, weil es Patienten peinlich ist,
darüber zu sprechen. Wer ist schon so mutig, seinem Arzt die Psoriasis im Po oder am Penis
zu zeigen? Aber gerade an diesen Bereichen kann man viel falsch machen, wenn man selbst
daran „herumdoktert“. 
Üblicherweise beginnt Ihr Arzt, erst mit einem stärkeren Mittel, um die Hauterscheinungen
zurückzu¬drängen. Wenn die Stellen dann nicht mehr so aggressiv sind, wird er Sie auf einen
schwächeren Wirkstoff „herunter–regeln“. Sie können sich aber auch für den umgekehrten Weg
entscheiden und nicht gleich mit dem stärksten Wirkstoff beginnen. Bitten Sie Ihren Arzt, es
zuerst mit einem milden Mittel zu versuchen, und wechseln Sie zu einem stärkeren, wenn Sie
nach einer angemessenen Zeit (max. drei bis vier Wochen) keinen Erfolg sehen. 
Zu den milden Mitteln gehören Feuchtigkeitscremes aus der Apotheke, mit 5 %, 10 % oder 15
% Harnstoff (Urea). Dazu zählt außerdem „Rubisan“ Creme, bei der Extrakte aus der Pflanze
Mahonia aquifolium die Entzündung hemmen. Auch Cremes mit geringem Teergehalt sind als
mild zu bezeichnen. 
Von den Vitamin-D3–Präparaten sind „Psorcutan“ und „Daivonex“ offiziell nicht für sensible
Körperregionen zugelassen. Sie können Hautreizungen verursachen. Dagegen behauptet Prof.
R. Stadler (Minden), dass diese Präparate „für alle“ empfindlichen Körperteile geeignet seien
(„DERMA dialog 02/1998“). „Silkis“ ist sehr fettig und darf nicht auf offene Stellen aufgetragen
werden. Ideal dagegen ist „Curatoderm Emulsion“. Das ist aber das schwächste der
Vitamin-D3-Präparate. Grundsätzlich braucht diese Wirkstoffgruppe drei Wochen, bis ein Erfolg
zu erkennen ist. Wer in die Sonne gehen oder sich mit künstlichem UV-Licht bestrahlen lassen
will, sollte das Vitamin-D3-Präparat erst danach auftragen. 
Eine andere Möglichkeit, empfindliche Stellen zu behandeln, ist die Minutentherapie mit dem
Wirkstoff Dithranol, ursprünglich ein Pulver aus dem brasilianischen Goa-Baum. Die Creme wird
nach ärztlicher Rezeptur hergestellt oder als Fertigpräparat („Micanol 1%) angeboten. Dithranol
muss aber sehr exakt aufgetragen und nach einer Einwirkungszeit wieder völlig entfernt
werden. Kommt es nämlich auf gesunde Haut oder bleibt es zu lange auf den Psoriasis-Stellen,
führt das zu sonnenbrandähnlichen Rötungen. Besonders bei dünnen Hautregionen. Dithranol
zu Hause angewendet ist meist etwas umständlich. Es ist nie völlig auszuschließen, dass sich
Textilien oder die Dusche verfärben. Das allergrößte Plus bei Dithranol ist, dass es völlig frei
von Nebenwirkungen auf Körperorgane und Blutbild ist. Trotzdem raten wir Ihnen, sich genau
vom Arzt darüber aufklären zu lassen, womit Sie bei Dithranol in sensiblen Körperregionen
rechnen müssen. 
Auch "Zorac", ein Vitamin-A-Präparat, ist für empfindliche Stellen zugelassen. Es hat sich aber
in der Psoriasis-Therapie nicht wirklich durchgesetzt. „Zorac“ darf nicht in die Augen kommen.
Es kann die Haut reizen und man muss zu viel UV-Bestrahlung vermeiden. 
Am schnellsten wirkt ein Kortisonpräparat. Für die sensiblen Bereiche kommen aber nur ein
schwach oder ein mittelstark wirksames Kortison in Frage. Moderne Präparate wie „Advantan“,
„Alfason“, Dermatop“, „Pandel“ oder „Retef“ (alles Klasse II) haben nicht mehr die

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kortisontypischen Nebenwirkungen. Bitte gehen Sie auf keinen Fall mit einem stärkeren
Präparat wie z.B. „Ecural“ (Klasse III) an die empfindlichen Stellen! Das führt bei dünner Haut
schneller zu Schäden. Kortison darf nicht in die Augen kommen. Und es darf nicht von einem
Tag auf den anderen abgesetzt werden, weil sonst die Psoriasis umso stärker wiederkommt
(„Rebound“). An sensiblen Stellen sollten Sie sich spätestens nach zwei Wochen
„ausschleichen“. Nach einer Kortisonbehandlung muss sich immer eine andere Therapie
anschließen. Manche gute Kortisoncremes sind auf den ersten Blick teuer, müssen aber nur
einmal täglich aufgetragen werden. Dadurch sind sie dann im Endeffekt wirtschaftlicher als
billigere, die 2-3 Mal am Tag verwendet werden sollen. 
Die „topischen (äußerlich wirksamen) Immunregulatoren“ sind leider nur zur Behandlung der
Neurodermitis zugelassen: „Elidel-Creme“, „Douglan-Creme“ und „Protopic-Salbe“. Einige
Psoriatiker und Hautärzte „schwören“ darauf, dass diese Präparate gerade bei Psoriasis in
sensiblen Bereichen sehr gut wirken würden. Sie sind eine echte Alternative zum Kortison,
denn sie haben den gleichen Effekt, ohne die Kortison-typischen Nebenwirkungen. Und sie sind
für Kinder geeignet. Der Psoriatiker muss sie aber selbst bezahlen, wenn er nicht zugleich auch
Neurodermitis („topisches Ekzem“) hat. Vielleicht sollten Sie sich von Ihrem Arzt danach
untersuchen lassen. 
Sollten die Cremes oder Emulsionen nicht wirken, können einige Regionen auch mit UV-Licht
bestrahlt werden. Das größte Problem dabei ist, dass meist unmöglich ist, nur die betroffenen
Körperregionen zu treffen. Gesunde Haut wird dann unnötigerweise mitbelastet. Geeignet ist
UVB (311 nm). Mit anderen Spektren, wie z.B. PUVA, sollte nicht bestrahlt werden. 
Sensible Körperregionen, die zur Psoriasis neigen, müssen täglich gepflegt werden. Dazu
greifen Sie besser zu Gesichtsmilch oder wasserhaltigere Cremes und nicht zu fetthaltigen
Mitteln. Sie sollten ph-neutral sein und keine Duft- oder andere Reizstoffe enthalten. 
GesichtPsoriasis tritt im Gesicht auf im Bereich der Augenbrauen, zwischen Nase und oberer
Lippe, im oberen Stirnbereich und dem Haaransatz. Wenn die Stellen nicht behandelt werden,
können sie sich „manifestieren“, d.h. sie gehen dann nur noch schwer wieder weg. Aber nicht
jede Schupppung im Gesicht (und an anderen Stellen des Kopfes) ist eine Psoriasis. Auch bei
Psoriatikern kann es sich um ein seborrhoisches Ekzem handeln. Das merkt der Arzt
spätestens dann, wenn die Therapie überhaupt nicht anschlägt. Gesichts-Pso und
seborrhoisches Ek¬zem müssen nämlich unterschiedlich behandelt werden. Wenn der Hautarzt
sich nicht völlig sicher ist, sollte er eine Gewebe¬probe entnehmen und untersuchen lassen
(„Biopsie“). Im „PSO Magazin“ weist Prof. Dr. Ulrich Mrowietz (Kiel) darauf hin, dass es auch
Fälle gibt, in denen die Schuppung im Gesicht eine Mischung von Psoriasis und Ekzem ist
(„Sebopsoriasis“). Dann müssen beide gleichzeitig behandelt werden. 
Rauchen beschleunigt, dass die Haut austrocknet und vorzeitig altert. Wer regelmäßig Alkohol
trinkt, verstärkt, den Juckreiz, Psoriasis-Therapien schlagen schlechter an und man ist
empfänglicher für Pilzinfektionen. Ganz davon abgesehen, dass sich Alkoholtrinken am Gesicht
ablesen lässt („Säufernase“, rote Blutäderchen). 
Weitergehende Tipps finden Sie im Internet unter www.Psoriasis-Netz.de/forum . Dort berichtet
z.B. eine Psoriatikerin, dass sie ihre Stellen im Gesicht mit einer rezeptfreien Pflegesalbe
erfolgreich behandelt hat, die eigentlich gegen Fußpilz gedacht ist: 1% Clotrimazolum und 99%
Ungt. Basalis. Nun hat man nicht gerne eine „Salbe“ längere Zeit auf der Gesichtshaut. Aber
wenn es hilft! 
Wenn Sie Ihre Psoriasis-Stellen im Gesicht kosmetisch verbergen wollen, sollten Sie auf die
gängigen Überschmink-Produkte aus der Parfümerie oder der Drogerie verzichten. Meist

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enthalten sie zu viele Reizstoffe. Aber Sie können natürlich vorsichtig Ihr bisheriges Make-up
testen und es sofort absetzen, wenn die Stellen brennen. Reizarme Abdeck-Cremes gibt es in
der Apotheke oder Sie greifen auf Naturkosmetika zurück. Wer bisher Cremerouge verwendet
hat, sollte probieren, ob Puderrouge die Stellen nicht genauer abdeckt. 
In allen Fällen sollten Sie nur Produkte kaufen, deren Inhaltsstoffe angegeben sind. Immer
wieder gibt es einzelne Stoffe, die dann doch nicht vertragen werden. Lotionen enthalten zu
wenig Fett. Wasserfeste Abdeck-Cremes sollen verhindern, dass beim Schwitzen Ihre Stellen
sichtbar werden. Sie halten meist nicht, wenn man damit Schwimmen geht. Lippenstift oder
Lidschatten sind dagegen unbedenklich. 
Piercing reizt die Haut (Köbner-Effekt) und provoziert neue Psoriasis-Herde. 
Professor Niels Sönnichsen (Berlin) weist darauf hin, dass bei seborrhoischen oder
psoriatischen Stellen im Gesicht immer auch an eine HIV-Infekti¬on gedacht werden muss
(„Ärztliche Praxis Dermatologie, 1-2/1999“). Wenn Sie also zu der Risikogruppe gehören,
beachten Sie auch solche Zusammenhänge. 
Augen Die Psoriasis kann auch am (oberen) Augenlid und an den Augenbrauen auftreten.
Schwellt das Augenlid an, entzündet es sich und bilden sich kleine Schuppen, kann das die
Bindehaut oder die Hornhaut reizen. Deshalb sollte man eine Psoriasis am Auge nicht
verschleppen. 
Die Brauen können wie andere Stellen im Gesicht behandelt werden. Beim Augenlid ist es
schon komplizierter, weil sehr viele Psoriasis-Wirkstoffe nicht in die Augen kommen dürfen. In
„PSO aktuell“ 3/2000 wird empfohlen, schwarzen Tee auf die Lider einwirken zu lassen. Der
Tee sollte 15 Minuten ziehen und wird dann in ein Tuch getränkt, das auf die Augen gelegt wird.
Neben dem sehr milden „Rubisan“ könne man die Stellen auch mit „Bepanthen Augensalbe“
behandeln. Wenn Sie das Augenlid mit einem Wirkstoff behandeln, nehmen Sie bitte nicht den
Finger, sondern ein Wattestäbchen. 
Im „PSO Magazin“ 5/2000 berichtet Dr. Ulrich Amon (Hersbruck), wie er bei hartnäckigen
Psoriasisstellen am Augenlid vorgeht: Er lässt eine Kortisoncreme auftragen; aber nur für
wenige Tage und ganz vorsichtig, damit nichts in die Augen kommt. Danach behandelt er mit
„Psorcutan“- bzw. „Daivonex-Creme“. Um die Bindehaut des Auges nicht zu gefährden, muss
die Creme sehr dünn aufgetragen werden. Vor dem Eincremen oder mit dreistündigem Abstand
sollte das Augenlid (ausnahmsweise ohne Schutzbrille) mit UVB (311 nm) bestrahlt werden. 
Prof. Dr. H. E. Völcker (Heidelberg) meint im „PSO Magazin“ 4/2001, dass eine
Schuppenflechte am Auge ein Hinweis sein kann, dass der Patient auch eine Psoriasis Arthritis
hat. 
Ohren Die Psoriasis findet sich oft hinter dem Ohr, in der Ohrmuschel und im Gehörgang. Viele
kratzen sich die Stellen immer wieder auf, weil sie jucken oder nur einfach stören. Das verstärkt
die Schuppenflechte („Köbner-Effekt) und die Stellen können sich leichter infizieren. Für den
Ohrbereich gelten die am Anfang erläuterten Hinweise. Meist wird der Hautarzt eine Tinktur
(z.B. „Volon A Tinktur“, „Daivonex-Lösung“ oder „Psorcutan-Lösung“) verschreiben. Tinkturen
enthalten aber Alkohol und trocknen die Haut aus. Deshalb muss in diesem Fall mit einer
Pflegecreme „rückgefettet“ werden. Einfacher ist es, das innere Ohr vorsichtig mit einer Milch
(„Curatoderm Emulsion“) oder noch besser mit einer Creme zu behandeln. Manchmal wird das
Innerohr so trocken, dass nur noch eine Salbe hilft. 
Alle Präparate sollten Sie mit Wattestäbchen auftragen. Cremes und Salben nur so dünn, dass
möglichst wenig Rückstände bleiben. Wenn Sie den Gehörgang behandeln, müssen Sie
eventuell regelmäßig das Ohr ausspülen. Am besten mit einer speziellen Gummi-„Ohrspritze“

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aus der Apotheke und warmem Wasser bzw. Öl. 


Analbereich Die Pso am Po merken Sie zuerst daran, dass des dort furchtbar juckt. Bitte
verschweigen Sie das dem Arzt nicht aus Scham! Sie muss unbedingt behandelt werden. Eine
Psoriasis kann sich in der Anal-Falte entwickeln oder in der Anal-Öffnung. Der Arzt muss sich
zuerst absichern, ob es sich nicht um ein Anal-Ekzem handelt. Wenn die Haut zwischen den
Gesäßbacken gerissen ist, deutet das auf Schuppenflechte hin. 
Die Psoriasis kann durch falsches Toilettenpapier stärker gereizt werden. Benutzen Sie
möglichst weiches und trockenes Papier. Feuchtes Papier mit Konservierungs- und Duftstoffen
kann Reizungen hervorrufen. Sie müssen besonders auf Sauberkeit achten, weil sonst
Schadstoffe in die blutig gekratzten Stellen eindringen können. Dadurch wird die Entzündung
noch schlimmer. Außer mit Toilettenpapier gibt es andere Möglichkeiten, sich im Analbereich
hygienisch zu säubern. Zum Beispiel mit (lauwarmem) Wasser. Ein Bidet wäre die ideale
Lösung, hat aber kaum einer von uns. 
Für den Analbereich sind alle am Anfang erläuterten Therapien möglich. Aber der Arzt muss
kontrollieren, ob Sie zusätzlich Pilze oder Bakterien haben und diese dann mitbehandeln. 
Zwischen den Gesäßbacken ist es meist feuchter, als in anderen Regionen, z.B. durchs
Schwitzen. Mit gerbstoffhaltigen Präparaten kann man diese Region nicht nur trocken legen,
sondern auch gleichzeitig den Juckreiz lindern und Bakterien und Pilze eindämmen. Rezeptfrei
in der Apotheke gibt es „Tannosynth“ oder (das etwas teuere) „Tannolact“ (Aus: „PSO aktuell“,
3/2000). Gerbstoff darf nicht in die Augen kommen. Prof. Dr. Gustav Mahrle (Köln) benutzt zum
Austrocknen eine Wund und Heilsalbe mit Zink-Zusatz („PSO Magazin“ 5/2004). In Kliniken wird
auch „Eosin Lösung“ verwendet, die aber intensiv und lang anhaltend blau färbt. 
Penis Besonders schmerzhaft kann die Psoriasis auf der Außenhaut des Penis oder auf der
Eichel sein. Auch am Hodensack kann sie auftreten. Durch weite (Unter-) Hosen können Sie
verhindern, dass diese Stellen unnötig gereizt oder noch verschlimmert werden.
Schwierigkeiten kann es bei der Sexualität geben. Es gibt sehr viele Männer, die über ihr
Psoriasis am Penis nicht reden und darüber völlig verzweifelt sind („PSO Magazin“ 5/2004). Sie
ziehen sich dann zurück und meiden Sexualkontakte. Aber Partnerin bzw. Partner und Arzt
müssen wissen, dass und warum Sie Schmerzen beim Sex haben. Nur so können Sie
gemeinsam eine Lösung suchen. Wenn Sie sich nicht trauen, darüber zu sprechen, holen Sie
sich unbedingt Hilfe von Außen! Entweder bei einer Vertrauensperson oder einer
Beratungsstellen, wie z.B. dem „sozial-medizinischen Dienst“. 
Gerade am Penis dürfen Sie sich nicht selbst mit Mitteln behandeln, die Ihnen der Arzt für
andere Hautregionen verschrieben hat. weil die Haut extrem dünn ist. Es gelten die gleichen
Behandlungsschritte, wie im Analbereich

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