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Hochschule Aalen
Eingereicht von
Ernst Schäfer
Matr.-Nr.: 24533
Aalen, den 19. November 2009
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis .................................................................................................. I
Abkürzungsverzeichnis ...................................................................................... IV
Abbildungsverzeichnis ........................................................................................ V
Tabellenverzeichnis ............................................................................................ VI
1 Einleitung........................................................................................................ 1
1.1 Hinführung zum Thema .......................................................................... 1
1.2 Aufbau und Zielsetzung der Arbeit ......................................................... 2
3 Produktentstehungsprozess....................................................................... 15
3.1 Zyklen des Produktentstehungsprozesses ........................................... 17
3.1.1 Die Vorfeldphase/Strategische Produktplanung ...................... 18
3.1.2 Produktentwicklung ................................................................. 19
3.1.3 Prozessentwicklung/Markteinführung ...................................... 21
3.2 Der Zyklus der Produktentwicklung ...................................................... 22
3.2.1 Rolle des Qualitätsmanagements ............................................ 24
3.2.2 Rolle der „Quality-Gates“ ......................................................... 28
3.2.3 Rolle des Projektmanagements ............................................... 29
3.3 Phasenmodelle in der Produktentwicklung........................................... 29
3.4 Erfolgsfaktoren in der Produktentwicklung ........................................... 33
3.4.1 Erfolgsfaktor Zeit ..................................................................... 36
3.4.2 Erfolgsfaktor Kosten ................................................................ 37
3.4.3 Erfolgsfaktor Nachhaltigkeit ..................................................... 37
I
Inhaltsverzeichnis
4 Stakeholder-Management ........................................................................... 40
4.1 Definition des Begriffs Stakeholder ...................................................... 42
4.2 Entwicklung des Stakeholder-Management ......................................... 44
4.3 Beweggründe für eine Stakeholderorientierung ................................... 48
4.4 Notwendigkeit einer Stakeholderorientierung ....................................... 49
4.4.1 Unternehmensebene ............................................................... 49
4.4.2 Situationsbezogene Ebene/Projektebene ................................ 51
4.4.3 Der Kunde als Medium ............................................................ 52
4.5 Stakeholder als Ressourcenträger ....................................................... 53
4.6 Beziehungen und Kommunikation mit Stakeholdern ............................ 55
4.6.1 Beziehungen und Kommunikation in der Internen-Arena ........ 56
4.6.2 Beziehungen und Kommunikation in der Markt-Arena ............ 58
4.6.3 Beziehungen und Kommunikation in der Finanz-Arena ........... 59
4.6.4 Beziehungen und Kommunikation in der Öffentlichen-Arena .. 61
4.7 Stakeholderorientierung und nachhaltiges Wirtschaften ...................... 65
4.8 Zusammenhang Qualität, Stakeholder und Produktentwicklung .......... 66
5 Stakeholderanalyse ..................................................................................... 69
5.1 Identifikation der Stakeholder ............................................................... 70
5.2 Einordnung der Stakeholder................................................................. 72
5.2.1 Strategische Einordung ........................................................... 72
5.2.2 Normativ-kritische Einordnung................................................. 75
5.3 Bewertung der Stakeholder .................................................................. 77
5.4 Ableiten von Maßnahmen .................................................................... 79
II
Inhaltsverzeichnis
Literaturverzeichnis ............................................................................................ 98
III
Abkürzungsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
DFMEA Design Fehlermöglichkeits- und Einflussanalyse
EN Europäische Normen
QM Qualitätsmanagement
SA Social Accountability
Strat. Strategische
SW Software
IV
Abbildungsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Gang der Arbeit ................................................................................ 3
Abbildung 14: Aufmerksamkeitswert eines Problems und die Folgen für betroffene
Unternehmungen nach Liebls .......................................................... 65
V
Tabellenverzeichnis
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Schriftliche Antworten von QM-Führungskräften auf die Frage:
"Was verstehen Sie unter Qualität?", geordnet nach abnehmender
Häufigkeit ......................................................................................... 7
VI
1 Einleitung
1 Einleitung
Das entscheidende Kriterium für den Erfolg einer Unternehmung ist auch weiterhin
der Erfolg deren Produkte und Dienstleistungen sowie Innovationen auf den
Märkten von heute und morgen. Die Globalisierung, der daraus resultierende
internationale Wettbewerbsdruck, ständig steigende Ansprüche der Kunden und
Anteilseigner, immer schneller werdende technologische Veränderungen, neue
gesetzliche Regelungen sowie gesellschaftlicher Druck, stellen Unternehmungen
vor ständig wechselnde Rahmenbedingungen. Bedingt durch diese Dynamik der
Umwelt und Märkte ergeben sich hohe Anforderungen an die Entwicklung und das
Management von heute.
Neben den altbekannten Erfolgskriterien wie Qualität, Kosten und Zeit, rückt auch
die ökologische und gesellschaftliche Verantwortung einer Unternehmung immer
mehr in den Vordergrund. Unternehmungen tun längst gut daran, nicht nur die
Ansprüche ihrer Anteilseigner und Kunden zu berücksichtigen, sondern auch die
der ganzheitlichen, vom Unternehmen betroffenen, Umwelt.
1
Vgl. http://www.greenpeace.de [07.05.2009]
1
1 Einleitung
Das Beispiel aus dem Jahr 1995 macht deutlich, welche Auswirkung das
Vernachlässigen betroffener Anspruchsgruppen für die Unternehmung haben
kann. In diesem Fall machte lediglich „eine“ Anspruchsgruppe auf die Missstände
aufmerksam und löste dennoch eine Kettenreaktion aus, die sich nahezu über
sämtliche Bereiche und mehrere Jahre zog.
Mit der vorliegenden Arbeit soll die Notwendigkeit der Anwendung einer
Stakeholderanalyse auf den Entwicklungsprozess dargestellt und eine
systematische Vorgehensweise dieser erarbeitet werden.
In Kapitel 2 wird untersucht, wie sich das Qualitätsbewusstsein im Laufe der Zeit
verändert hat und wie der Begriff Qualität in der heutigen Zeit definiert wird.
Kapitel 3 soll einen Überblick über den Produktentstehungsprozess – mit einem
Schwerpunkt auf Produktentwicklung – geben und die grundlegenden
Erfolgsfaktoren einer Produktentwicklung beleuchten. Im Bereich des
Stakeholdermanagement (Kapitel 4) wird ein Blick auf die Grundlagen und die
grundlegenden Gedanken des Stakeholdermanagement geworfen. Zum
Abschluss dieses Kapitels soll ein Zusammenhang zwischen dem definierten
Qualitätsbegriff, der Stakeholderorientierung und der Produktentwicklung
2
1 Einleitung
3
1 Einleitung
Zum Abschluss der Diplomarbeit soll anhand einer Fallstudie ein Konzept
dargestellt werden, mit dem eine Projektevaluation bei Stakeholdern durchgeführt
werden kann. Das in Kapitel 6 vorgestellte Konzept soll im Wesentlichen
folgenden Zielsetzungen nachkommen:
4
2 Qualität als Voraussetzung für die Produktentwicklung
Mit dem Begriff Qualität setzt sich der Mensch bereits seit Tausenden von Jahren
auseinander.2 Seit jeher hat sich das Bewusstsein für Qualität, angefangen im
Altertum mit einfachen Längenmessungen bis hin zum heutigen Total Quality
Management, weiterentwickelt.3 In diesem Abschnitt soll kurz die Entwicklung für
das Verständnis von Qualität in der jüngeren Vergangenheit betrachtet werden.
In den 50er, 60er und 70er-Jahren hat man sich mit der Qualitätssicherung
beschäftigt. Dabei war das Verständnis für Qualität stark technik- und
methodenorientiert, wodurch die Arbeit in Bezug auf Qualität vorrangig von
Qualitätsabteilungen mit ihren Spezialisten durchgeführt wurde. Dies hatte zur
Folge, dass das Wissen und die Methodiken, die zur Anwendung kamen,
überwiegend nur Spezialisten zur Verfügung standen und nur sehr geringfügig von
anderen wahrgenommen wurden.
2
Vgl. Zollondz (2006), S. 57ff
3
Vgl. Seghezzi, Fahrni, Herrmann (2007), S. 16; Zollondz (2006), S. 8ff
4
Seghezzi, Fahrni, Herrmann (2007), S. 17
5
Vgl. Seghezzi, Fahrni, Herrmann (2007), S. 17ff
5
2 Qualität als Voraussetzung für die Produktentwicklung
Das Konzept des Total Quality Managements (TQM) stellt „[…] die umfassendste
(Qualitäts-) Strategie […], die für ein Unternehmen denkbar ist“7, dar. Während im
klassischen Qualitätsmanagement Wert auf Kunden, Lieferanten und Mitarbeiter
gelegt wurde, integriert das TQM Anspruchsgruppen von Kapitalgebern und
Konkurrenten über Mitarbeiter und Lieferanten bis hin zu Staat und Gesellschaft.8
Daraus ergibt sich die Notwendigkeit, dass das Qualitätsziel in die gesamte
Unternehmenspolitik eingebunden und mit der Unternehmenskultur verknüpft
wird.9
Obwohl die Norm DIN EN ISO 8402 keine Gültigkeit mehr hat, wird sie dennoch
als zutreffend bezeichnet und definiert TQM wie folgt: „Auf die Mitwirkung aller
ihrer Mitglieder gestützte Managementmethode einer Organisation, die Qualität in
den Mittelpunkt stellt und durch Zufriedenstellung der Kunden auf langfristigen
Geschäftserfolg sowie Nutzen für die Mitglieder der Organisation und für die
Gesellschaft zielt.“10.
Dabei ist der Begriff Total Quality Management nicht willkürlich gewählt worden.
„Total“ steht für eine alles umfassende Strategie, die sowohl alle
Unternehmensbereiche als auch alle Mitarbeiter betrifft. „Quality“ betrifft nicht nur
die Produktqualität, sondern eine ganzheitliche Betrachtung, wie z. B.
Prozessqualität, Personalqualität usw.11 Zuletzt steht „Management“ für die „[…]
Top-Down-Verantwortung aller Manager, die ihre Verantwortung mit den
Mitarbeitern teilen müssen.“12.
6
Vgl. Pfeifer (2001), S. 4
7
Kaminske, Brauer (2008), S. 344
8
Vgl. Seghezzi, Fahrni, Herrmann (2007), S. 13
9
Vgl. Pfeifer (2001), S. 4
10
DIN EN ISO 8403 zitiert nach Kamiske, Brauer (2008), S. 342
11
Vgl. Ebel (2003), S. 49
12
Ebel (2003), S. 49
6
2 Qualität als Voraussetzung für die Produktentwicklung
In den folgenden Abschnitten soll betrachtet werden, wie der Begriff Qualität
ausgelegt ist.
Oftmals wird in der heutigen Zeit der Begriff Qualität widersprüchlich präsentiert.
Zum einen wird er täglich durch die Werbung in den Medien als das „Gute“
vorgestellt, um die Kunden zum Kauf von Produkten zu bewegen. Zum anderen
interessieren sich Kunden aber auch für neutrale Qualitätsbeurteilungen durch
z. B. Qualitätsinstitute, die scheinbar den Begriff Qualität verkörpern und eine
Beurteilung über zahlreiche Produkte abgeben. Doch selbst in der Fachwelt des
Qualitätsmanagements wird über den Begriff Qualität sehr unterschiedlich
gedacht, wie Tabelle 1 verdeutlichen soll.
Tabelle 1: Schriftliche Antworten von QM-Führungskräften auf die Frage: "Was verstehen
Sie unter Qualität?", geordnet nach abnehmender Häufigkeit
(Quelle: Geiger, Kotte (2008), S. 68)
A N T W O R T:
Anteil in Prozent
Aufgeschriebener Begriffsinhalt, soweit aus Antwort erkennbar
11,6 Qualitätsmanagement
0,5 Anspruchsklasse
7
2 Qualität als Voraussetzung für die Produktentwicklung
Die DIN EN ISO 9000:2005 definiert Qualität als „Grad, in dem ein Satz inhärenter
Merkmale Anforderungen erfüllt.“13. Unter „Anmerkung 1“ wird in der Norm darauf
verwiesen „Die Benennung Qualität kann zusammen mit Adjektiven wie schlecht,
gut oder ausgezeichnet verwendet werden.“14. Die „inhärenten Merkmale“ stehen
dabei für die nicht normativ benannte Beschaffenheit. Wird nur von der reinen
Definition ausgegangen, so kann unter dem Begriff „Grad“ missverständlich der
Grad der Erfüllung verstanden werden. Erst mit der Anmerkung in der Norm, wird
der Begriff Qualität richtiggestellt. Geiger/Kotte (2008) sehen in der internationalen
Norm des Begriffes die Gefahr, dass diese doppeldeutig ausgelegt werden kann
und empfehlen daher die Verwendung der zweckmäßigen Definition des
Fachbegriffs Qualität.15
Die Qualität einer Einheit setzt sich aus zahlreichen Merkmalen der
Beschaffenheit – die als Qualitätsmerkmale gelten – zusammen. Die Beziehung
zwischen den geforderten und realisierten Merkmalen muss deshalb einzeln
13
DIN EN ISO 9000:2005, S. 18
14
DIN EN ISO 9000:2005, S. 18
15
Vgl. Geiger, Kotte (2008), S. 72
16
Geiger, Kotte (2008), S. 68
8
2 Qualität als Voraussetzung für die Produktentwicklung
Abbildung 2: Qualitätswaage
(Quelle: Geiger, Kotte (2008), S. 71)
Für das richtige Verständnis des Begriffs Qualität sind die Begriffe Beschaffenheit,
Forderung an diese, Anspruchsklasse und Einheit erforderlich.18 Deshalb soll auf
die Begriffe kurz eingegangen werden.
Einheit (Entity): Unter dem Begriff Einheit wird „materieller oder immaterieller
Gegenstand der Betrachtung“19 verstanden. Vereinfacht formuliert ist die Einheit
„das, was einzeln beschrieben oder betrachtet werden kann.“20. Es werden i. d. R.
fünf Grundtypen von Einheiten unterschieden, die miteinander kombiniert oder
auch unterteilt werden können, wodurch sich wiederum neue Einheiten ergeben.
Zu den Grundtypen der Einheiten zählen die Tätigkeit, das Ergebnis von Tätigkeit
17
Geiger, Kotte (2008), S. 68ff
18
Vgl. Geiger, Kotte (2008), S. 69
19
Geiger, Kotte (2008), S. 62
20
Geiger, Kotte (2008), S. 69
9
2 Qualität als Voraussetzung für die Produktentwicklung
(Produkt), System, Person und sonstige Einheit. Tätigkeiten als Einheit sind
entscheidend für das Ergebnis der Tätigkeiten, also für die Produkte. Dabei sind
Tätigkeiten nicht immaterielle Produkte, sondern immaterielle Gegenstände der
Betrachtung, die in Prozessen in Wechselwirkung zueinander stehen. Wie schon
erwähnt, sind Ergebnisse von Tätigkeiten Produkte. Diese sind sowohl immateriell
als auch materiell oder auch kombiniert aus beiden. Systeme und Personen
werden auch als Einheit betrachtet. Das kann z. B. der Qualitätsbeauftragte als
Person oder aber ein Qualitätsmanagementsystem und Liefersystem sein.
Sonstige Einheiten müssen ebenfalls einbezogen werden. Dazu zählen z. B. ein
Messwert, ein Begriff oder Normungseinheiten wie DIN EN usw.21
21
Vgl. Geiger, Kotte (2008), S. 61ff
22
Vgl. Geiger, Kotte (2008), S. 69
23
Vgl. Geiger, Kotte (2008), S. 64
24
Geiger, Kotte (2008), S. 57
25
Vgl. Geiger, Kotte (2008), S. 64f
26
Geiger, Kotte (2008), S. 57
10
2 Qualität als Voraussetzung für die Produktentwicklung
Die Klärung der Komponenten des Begriffs Qualität ist deshalb erforderlich, da
diese mit der Begriffsdefinition der Qualität nicht erklärt werden können.29
Abbildung 3 soll die Zusammenhänge zwischen den einzelnen Komponenten und
Qualität veranschaulichen.
27
Geiger, Kotte (2008), S. 154
28
Geiger, Kotte (2008), S. 154
29
Vgl. Geiger, Kotte (2008), S. 70
11
2 Qualität als Voraussetzung für die Produktentwicklung
Neben dem immateriellen Aspekt sind nach Faßnacht (2001) weitere fünf Aspekte
zur Charakterisierung von Dienstleistungen entscheidend:
• Integration des externen Faktors: Kunde bringt als externen Faktor ein
Lebewesen, materielles Gut (z. B. Auto), Nominalgut (z. B. Geld) oder
Informationen in den Erstellungsprozess mit ein.
30
Vgl. Seghezzi, Fahrni, Herrmann (2007), S. 45
31
Vgl. Zollondz (2006), S. 174
32
Faßnacht (2001), zitiert nach Zollondz (2006), S. 174f
12
2 Qualität als Voraussetzung für die Produktentwicklung
Zollondz (2006) und Geiger (1998) sehen unter TQM eine erweiterte Sichtweise,
in der zusätzliche Einheiten im Rahmen des Qualitätsmanagements betrachtet
werden sollen.36 In diesem Zusammenhang unterscheidet Zollondz (2006) weiter
zwischen der Einheit mit unmittelbarem Qualitätsbezug zum Angebotsprodukt, mit
33
Vgl. Zollondz (2006), S. 175f
34
Bruhn (2008), S. 53f
35
Bruhn (2000), zitiert nach Bruhn (2008), S. 38
36
Vgl. Zollondz (2006), S. 173
13
2 Qualität als Voraussetzung für die Produktentwicklung
2.4 Zwischenfazit
Mit Ausnahme der Definition von Bruhn (2000) zum Begriff der
Dienstleistungsqualität sind die anderen vorgestellten Definitionen ganzheitlich zu
verstehen. Allen beschriebenen Definitionen gemeinsam ist jedoch, dass Qualität
stets mit Anforderungen/Forderungen gegenüber einer Einheit (z. B. Person,
Produkt, Prozess usw.) und wie diese umgesetzt bzw. realisiert wurden zu tun hat.
Vor dem Hintergrund des TQM ist festzustellen, welche Forderungen von welchen
Anspruchsgruppen bzgl. einer Einheit gestellt werden, welche Einheiten von
diesen Forderungen betroffen sind und wie diese Forderungen – aus Sicht der
Unternehmung – unter der Knappheit von Ressourcen und unter Zeitdruck
realisiert werden können. Des Weiteren ist bei Produkten – sowohl materieller als
auch immaterieller Natur – die Anspruchsklasse zu berücksichtigen. Aus diesem
Grund soll die kurze aber ebenso zutreffende Definition des Qualitätsbegriffs des
St. Galler Ansatzes der vorliegenden Arbeit zu Grunde liegen:
37
Vgl. Zollondz (2006), S. 173
38
Zollondz (2006), S. 174
39
Brunner, Wagner (2004), S. 1
40
Die Begriffe Bedürfnisse, Forderungen und Anforderungen werden in der Literatur i. d. R. gleichgesetzt und
sollen auch in der vorliegenden Arbeit synonym verwendet werden
41
Seghezzi, Fahrni, Herrmann (2007), S. 34
14
3 Produktentstehungsprozess
Obwohl unter TQM die Erfüllung der Forderungen aller Stakeholder berücksichtigt
wird, sei hier noch angemerkt, dass nicht alle Anspruchsgruppen in Bezug auf
eine Einheit die gleiche Gewichtung haben. Dies resultiert unter anderem aus
divergierendem Interesse verschiedener Anspruchsgruppen gegenüber den
Einheiten.42
3 Produktentstehungsprozess
Nach Schumpeter (1912) ist ein erfolgreicher Unternehmer eine Person, „[…] die
in einem Prozess der schöpferischen Zerstörung das „Alte“ durch „neue“
Kombinationen ersetzt und dadurch neue Wachstumskräfte nachhaltig freisetzt.“43
Somit wird der langfristige Erfolg einer Unternehmung nur durch ständige
Innovationen gewährleistet.44 Für den Erfolg einer Unternehmung wird daher dem
Produktentwicklungsprozess in Theorie und Praxis eine entscheidende Rolle
zugeschrieben.45 Obwohl die Entwicklung von Innovationen neue Chancen für
Unternehmungen eröffnet, ist dieser Prozess vor allem dadurch charakterisiert,
dass das Ergebnis nicht von vornherein abzusehen ist. Als Konsequenz werden
zahlreiche Entwicklungsprojekte bereits in ihrem Verlauf abgebrochen oder führen
nach ihrer Beendigung zu Misserfolgen.46 Dabei sind nachgefragte Produkte für
den Erfolg der Unternehmung und für eine florierende Wirtschaft essentiell.47
42
Vgl. Seghezzi, Fahrni, Herrmann (2007), S. 34
43
Schumpeter (1912), zitier nach Frick (2007), S. 19
44
Vgl. Großklaus (2007), S. 20
45
Vgl. zum Überblick Schäppi et al. (2005); Gausemeier et al. (2006); Holzbaur (2006);
Ponn, Lindemann (2008)
46
Vgl. Kühn (2003), S. 8f
47
Vgl. Holzbaur (2006), S. 5f.; Ponn, Lindemann (2008), S. 7f
15
3 Produktentstehungsprozess
48
Vgl. Cooper (2002), S. 9f
16
3 Produktentstehungsprozess
49
Vgl. Cooper, Kleinschmidt (1991), S. 146
50
Vgl. Boutellier, Biedermann (2007), S. 504f
51
Vgl. Gausemeier et al. (2006), S. 28ff
17
3 Produktentstehungsprozess
Ferner wird die Vorfeldphase von Boutellier/Biedermann (2007) in die vier Schritte
der Identifizierung von Marktsegmenten, Erstellung eines Lastenheftes,
Konzeptionierung des Produkts sowie Erstellung des Pflichtenheftes unterteilt.
52
Vgl. Boutellier, (2007), S. 504ff; Gassmann & Sutter (2008), S. 44
53
Vgl. Gassman, Sutter (2008), S. 44ff
54
Boutellier, Biedermann, (2007), S. 506
18
3 Produktentstehungsprozess
haben und inwiefern das zu entwickelnde Produkt mit der Produktstrategie des
Unternehmens übereinstimmt.55
Daran schließt sich die Erstellung eines Lastenheftes an. Im Lastenheft werden
Forderungen der Anspruchsgruppen festgehalten, um das Ziel der Entwicklung zu
beschreiben.56 Je nach Gegebenheit kann das Lastenheft die in Tabelle 2
aufgezählten Inhalte enthalten.
Dabei wird zwischen Inhalten, die Bestandteile jedes Lastenheftes darstellen, und
zwischen situativen Inhalten unterschieden.
3.1.2 Produktentwicklung
Die gewonnen Informationen aus dem Lastenheft stellen den Ausgangspunkt für
die Konzipierung des Produktes dar. Die Produktentwicklung umfasst alle
Aktivitäten von der Produktkonzeption bis zum erprobten Entwurf. Mit dem
Konzept werden die Forderungen der Stakeholder in die Sprache der Ingenieure
übersetzt. An diesem Punkt beginnt auch der eigentliche Prozess der integrierten
Produktentwicklung. Neben dem Zusammenwirken zwischen Ingenieuren aus
verschiedenen Bereichen, die unterschiedliche Systeme aus Mechanik, Elektronik
und Software aufeinander abstimmen, müssen hier auch die Bereiche des
55
Vgl. Gassmann, Sutter (2008), S. 48f
56
Vgl. Pepels (2003), S. 41
19
3 Produktentstehungsprozess
In der Phase der Produktentwicklung ist der Zeitfaktor von immenser Bedeutung.
Mit Ausnahme des ICT-Bereichs (Produkte mit viel Technik und Software) sehen
Boutellier/Biedermann (2007) den Zeitdruck nicht in einem kürzeren
Produktlebenszyklus, sondern vielmehr in „[…] Zeitverkürzungen bis zum positiven
Cashflow. Das Qualitätsniveau muss daher bereits beim Markteintritt hoch sein,
um den Vorsprung vor der reaktionsschnellen Konkurrenz zu sichern.“58. Des
Weiteren sehen die Autoren in einer kürzeren Entwicklungszeit den Vorteil in der
Verminderung der Prognose- und Marktrisiken, wodurch sich „[…]
57
Vgl. Gausemeier et al. (2001), S. 215 ff; Gassmann, Sutter (2008), S: 49f
58
Boutellier, Biedermann, (2007), S. 510
20
3 Produktentstehungsprozess
3.1.3 Prozessentwicklung/Markteinführung
Der Zyklus der Prozessentwicklung bezieht sich vorrangig auf die Planung des
Herstellungsprozesses. Dieser erstreckt sich vom Entwurf und von der
Ausarbeitung über die Fertigungsplanung bis hin zur Serienfertigung. Die
Fertigungsplanung umfasst alle auftretenden Aktivitäten, die für das
Fertigungssystem und die im System enthaltenen Prozesse von Nöten sind.61
Ferner werden bei der Erstellung eines Arbeitsplanes die Ergebnisse der
Methodenplanung und der Kostenplanung festgehalten. Der Prozess der
Fertigungsplanung wird nach erfolgreicher Erprobung der Fertigungsprozesse im
Serienanlauf mit der Fertigungsfreigabe abgeschlossen. In der Phase des
Serienanlaufs werden Fertigungsprozesse und Produkte mit Hilfe von Prototypen
erprobt und bewertet.62
Überdies fällt hier die Entscheidung der Eintrittsstrategie auf den einzelnen
Märkten. Grundsätzlich wird zwischen zwei Möglichkeiten zum „Timing“ des
59
Boutellier, Biedermann, (2007), S. 510
60
Gausemeier et al. (2001), S. 216
61
Vgl. Gausemeier et al. (2006), S. 30
62
Vgl. Riepe (2003), S. 18f
63
Vgl. Boutellier, Biedermann, (2007), S. 514
21
3 Produktentstehungsprozess
64
Vgl. Backhaus, Büschken, Voeth (2003), S. 164ff
65
Vgl. Backhaus, Büschken, Voeth (2003), S. 165; Boutellier, Biedermann, (2007), S. 514
22
3 Produktentstehungsprozess
Das Ziel einer jeden Produktentwicklung sollte sein – im Sinne des im Kapitel 2
vorgestellten Qualitätsbegriffs – ein Produkt zu entwickeln, das in erster Linie den
Forderungen der Kunden entspricht und darüber hinaus die Forderungen der von
diesem Produkt betroffenen Anspruchsgruppen über den gesamten
Produktlebenszyklus weitestgehend berücksichtigt.
In Anlehnung an die VDI 2221 Richtlinie beschreibt Holzbaur (2007) das Vorgehen
einer Produktentwicklung anhand von sieben Schritten66:
• Prinzipien und Struktur: In der dritten Phase erfolgt die Suche nach
Lösungsmöglichkeiten für die Funktionen. Dabei werden in einem ersten Schritt
physikalische, chemische und andere Wirkungen ausgewählt, um diese
anschließend in wirkstrukturellen Festlegungen realisieren zu können. Diese
Festlegungen stellen die Grundlage für die spätere Lösung dar. Zum Schluss
erfolgt die Verknüpfung der Lösungsprinzipien auf Grundlage der
Funktionsstrukturen zu einer Wirkstruktur.
66
Vgl. Holzbaur (2007), S. 50f
67
Vgl. Ponn, Lindemann (2008), S. 31
23
3 Produktentstehungsprozess
68
Vgl. Ponn, Lindemann (2008), S. 15
69
Vgl. Holzbaur (2007), S. 51
24
3 Produktentstehungsprozess
Abbildung 5: Fehlerentstehung und Fehlerbehebung sowie deren Kosten bezogen auf den
Produktlebenszyklus
(Quelle: In Anlehnung an von Regius (2006), S. 9f)
Diese Erfahrungen begründen, warum ganz besonders in den frühen Phasen der
Produktentwicklung Methoden des Qualitätsmanagements zum Einsatz kommen
müssen. Die Anwendung der einzelnen Werkzeuge des Qualitätsmanagements ist
über den gesamten Entwicklungszyklus verteilt. Folglich kommen über die
einzelnen Phasen den Phasen entsprechende Werkzeuge und Methoden zum
Einsatz, die nachfolgend grob angeschaut werden.
Quality Function Deployment (QFD): Das QFD ist eine umfassende Methode
mit der die Forderungen und Erwartungen aus dem Umfeld in Produktmerkmale
umgewandelt werden. Mit der Methode des QFD werden – vereinfacht
70
Vgl. von Regius (2006), S. 9f
25
3 Produktentstehungsprozess
71
Vgl. Herrmann, Huber (2009), S. 192
72
Vgl. Saatweber (2005), S. 366; Herrmann, Huber (2009), S. 166.
26
3 Produktentstehungsprozess
73
Vgl. Saatweber (2005), S. 367.
74
Vgl. von Regius (2006), S. 49ff
27
3 Produktentstehungsprozess
Durch die Aufteilung des Prozesses in Phasen und „Gates“ kann den
Entwicklungsteams innerhalb der Phasen genügend Freiraum für eine kreative
75
Vgl. von Regius (2006), S. 15
76
Vgl. Cooper (2002), S. 148
28
3 Produktentstehungsprozess
77
Je nach Fortschritt des Projektes wird zwischen verschiedenen Reifegraden des Produktes gesprochen.
Nach Prefi (2005) wird bspw. in den frühen Phasen die Reife am Inhalt der Spezifikation gemessen. Reife
heißt in diesem Zusammenhang: „Die Kunden- oder Marktspezifikation (z. B. Lastenheft) ist validiert, d. h.
die Forderungen an das Produkt sind vollständig beschrieben, angemessen und frei von Widersprüchen.“
Im weiteren Verlauf der Entwicklung wird die Produktdefinition immer genauer, wodurch das Produkt bis zur
Markteinführung verschiedene Reifegrade durchläuft
78
Prefi (2005), S. 416ff
79
Zu den Merkmalen eines Projektes zählen Patzak/Rattay (2009): neuartig, zielorientiert, abgegrenzt,
komplex, dynamisch, interdisziplinär, fachübergreifend, bedeutend. Litke (2007) zählt neben diesen
Merkmalen noch Zeitdruck sowie risikoreich (technisch, wirtschaftlich, terminlich) auf.
80
Vgl. Eppinger S. 126ff
81
Vgl. Holzbaur (2007), S. 51f
29
3 Produktentstehungsprozess
Bei der Anpassung eines Phasenmodells sollte dieses laut Andreasen (2005)
folgende Anforderungen erfüllen:
82
Vgl. Andreasen (2005), S. 257
83
Vgl. Andreasen (2005), S. 261
30
3 Produktentstehungsprozess
Das wohl derzeit am häufigsten zitierte und verwendete Modell ist das im Auftrag
des Bundesministeriums des Inneren 1992 entwickelte V-Modell87, das mittlerweile
zahlreich überarbeitet und auf verschiedene Bereiche (Sofware88, mechatronische
Erzeugnisse usw.) übertragen wurde. Die in Abbildung 8 dargestellte V-artige
Form des Modells ergibt sich aus der fallartigen Vorgehensweise. Dabei werden
die verschiedenen Phasen der Ausgestaltung des Produktes (abfallender Ast) mit
den Test- und Konkretisierungsphasen (aufsteigender Ast) in Verbindung
84
Vgl. Engeln (2006), S. 19
85
Vgl. Schmitt, Rauchenberger (2007), S. 854
86
Vgl. Buhl (2004), S. 14
87
Vgl. dazu Schäppi et al. (2005); Gausemeier (2006); Holzbaur (2007); Ponn, Lindemann (2008); Ehrlenspiel
(2009)
88
Ursprünglich ist das V-Modell für den Softwarebereich entwickelt worden
31
3 Produktentstehungsprozess
gebracht. Das V-Modell ist ein allgemein gültiges Modell und sollte daher in jedem
Fall an die Bedürfnisse der Unternehmung angepasst werden.89
Einer der Pluspunkte dieses Modells ist die Integration der phasenübergreifenden
Tätigkeiten, die in Submodelle des Projektmanagements, der Qualitätssicherung,
Systemerstellung sowie des Konfigurationsmanagements untergliedert werden. Zu
jeder Aufgabe innerhalb des Modells werden die erwarteten Ergebnisse
spezifiziert und die dazugehörigen Methoden und Werkzeuge beschrieben. Ferner
können die einzelnen Bausteine des Modells ausgetauscht und an die gegebenen
Bedingungen angepasst werden.90
Ein weiteres Modell ist das von Lindemann (2007) entwickelte Münchener
Vorgehensmodell (MVM), das innerhalb von verschiedenen Forschungsprojekten,
in Zusammenarbeit mit Psychologen sowie unter Berücksichtigung der
industriellen Anwendung zustande kam. Es basiert auf den bereits existierenden
Modellen und versucht deren Schwächen zu vermeiden. Das Modell stellt die
89
Vgl. Weisbecker (2005), S. 528
90
Vgl. Holzbaur (2006), S. 150
32
3 Produktentstehungsprozess
Nach Engeln (2006) ist Produktentwicklung „[…] immer geprägt durch die
vorgegebenen Sachziele, in Form von Anforderungen an das Produkt sowie den
Kosten- und Zeitvorgaben […]“94, woraus sich das in Abbildung 9 dargestellte
„magische“ Dreieck der Produktentwicklung ergibt.
91
Für die Beschreibung der einzelnen Elemente sei hier auf die Literatur von Lindemann (2007) verwiesen
92
Vgl. Lindemann (2007), S. 45ff
93
Vgl. Ponn, Lindemann (2008), S. 17
94
Engeln (2006), S. 30
33
3 Produktentstehungsprozess
• Entwicklungsorientierte Unternehmenskultur
95
Schäppi (2005), S. 5
96
Vgl. Kamiske (2007), S. 95ff
97
Kamiske (2007), S. 97
34
3 Produktentstehungsprozess
• Effizientes Projektmanagement
98
Schäppi (2005), S. 5
35
3 Produktentstehungsprozess
Unternehmungen haben somit zum Ziel, sowohl Vorteile hinsichtlich Zeit, Kosten,
Qualität als auch Nachhaltigkeit gegenüber der Konkurrenz zu erarbeiten.100
Auf Seite der Kunden spielen der Zeitpunkt der Verfügbarkeit sowie die
Lebensdauer eines Produktes eine wichtige Rolle. Hierbei sollte der Bedarf des
Kunden zum geforderten Zeitpunkt gedeckt und die von ihm geforderte
Lebensdauer des Produktes gewährleistet werden. Obendrein kann, bei wirklich
innovativen Produkten, eine Vorbereitung des Kunden von Nöten sein. Aus
unternehmerischer Sicht ist der Begriff „time to market“ von entscheidender
Bedeutung. Hier müssen neben den bereits erwähnten Kriterien auch die
Entwicklung des Marktes sowie der Technologien berücksichtigt werden. Produkte
sollten möglichst zügig auf den Markt gebracht werden, um sich einen Vorteil
gegenüber der Konkurrenz zu verschaffen.101 Neben dem Begriff „time to market“
ist die Unternehmung angehalten besonderes Augenmerk auf den gesamten
Produktlebenszyklus zu richten, den es „[…] systematisch zu managen und
rechtzeitig für Nachfolgeprodukte (zu) sorgen (gilt).“102 Darüber hinaus ist auch die
99
Vgl. Gundlach, Nähler, Kukat (2006), S. 85ff
100
Vgl. Komorek (1998), S. 107f
101
Vgl. Komorek (1998), S. 107
102
Schäppi (2005), S. 12
36
3 Produktentstehungsprozess
Im Hinblick auf die Kosten ist für den Kunden bedeutend, dass die Kosten im
Verhältnis zu der angebotenen Leistung stehen. Wichtig scheint, bereits in den
frühen Phasen der Produktentwicklung erste Abschätzungen und Untersuchungen
bzgl. der Zahlungsbereitschaft der Kunden zu unternehmen. Ferner müssen auch
die auf dem Markt bereits vorherrschenden Preise in Betracht gezogen werden,
um das Produkt marktgerecht anbieten zu können. Im Industriegüterbereich
werden neben den Anschaffungskosten i. d. R. auch die sog. Lebenszykluskosten
der Produkte als Kaufkriterium einbezogen, um sich einen Überblick über etwaige
Wartungskosten zu verschaffen.104 Unternehmungen müssen hingegen die
gesamten Kosten über den Prozess der Produkterstellung berücksichtigen.
Anhand der gewonnenen Erkenntnisse über die Zahlungsbereitschaft der Kunden
sowie die gewünschte Gewinnspanne können die Kosten, die über den gesamten
Prozess der Produkterstellung entstehen, berechnet werden. Dazu muss aus der
Perspektive der Unternehmung sichergestellt werden, dass die Projekte in der
Produktentwicklung auch finanziell abgesichert sind. Nicht selten scheitern Erfolg
versprechende Entwicklungen auf Grund finanzieller Schwächen.105
Durch die negativen Auswirkungen auf die Umwelt, die sich aus den
Produktionsprozessen und der Nutzung von Produkten und Dienstleistungen
ergeben, werden Kunden zunehmend die gesellschaftlichen und ökologischen
Aspekte bei ihrer Kaufentscheidung einbeziehen.106 Neben der Berücksichtigung
der ständig fortschreitenden Gesetzgebungen und Normen – mit welchen
negativen Folgen entgegengewirkt werden soll – bedenkt eine innovative
103
Vgl. Holzbaur (2006), S. 18
104
Vgl. Schäppi (2005), S. 9
105
Vgl. Schäppi (2005), S. 10
106
Vgl. Schäppi (2005), S. 10
37
3 Produktentstehungsprozess
Führt man sich erneut den bereits in Kapitel 2 eingeführten Qualitätsbegriff vor
Augen, spiegeln die bis dato genannten Faktoren und Aspekte und deren
Umsetzung, in gewisser Weise die Qualität wider. So hängt die Qualität der
Entwicklungsprozesse von der Qualität der Unternehmung, die Qualität der
Produkte wiederum von der Qualität der Prozesse und somit ebenfalls von der
Qualität der Unternehmung ab.110 Für die Kunden ist es nicht ausreichend, wenn
Produkte mit zahlreichen Funktionen und hochwertigen Materialen ausgestattet
werden, diese aber nicht in das eingesetzte Umfeld passen oder nicht den
Wünschen und Forderungen entsprechen.111
3.5 Zwischenfazit
107
Vgl. Ponn, Lindemann (2008), S. 253
108
Seghezzi, Fahrni, Hermann (2007), S. 46
109
Bergius (2007), S. 29
110
Vgl. Seghezzi, Fahrni, Hermann (2007), S. 7
111
Vgl. Schäppi (2005), S. 8f
38
3 Produktentstehungsprozess
Einen besonderen Stellenwert nimmt dabei der erste Zyklus der Vorfeldphase
bzw. der strategischen Produktplanung ein, da hier ein Grundstein für die
nachfolgenden Phasen gelegt wird.112 Mit der Anforderungsanalyse geht die
Vorfeldphase in den Zyklus der Produktentwicklung über. Somit ist für die
Produktentwicklung wesentlich, wessen Forderungen im Verlauf der
Anforderungsanalyse ermittelt werden, damit die richtigen Prioritäten gesetzt
werden können, um innerhalb der Produktentwicklung die wesentlichen
Anforderungen in Produkte und Produktionsprozesse umsetzen zu können,
sodass im Sinne des in Kapitel 2 vorgestellten Qualitätsbegriff entwickelt werden
kann. Dazu sollen im folgenden Kapitel Überlegungen und Ansätze aus dem
Stakeholdermanagement betrachtet werden.
112
Vgl. Gausemeier et al. (2001), S. 51
39
4 Stakeholder-Management
4 Stakeholder-Management
Der Begriff Stakeholder fand laut Freeman (1984) erstmalig im Memorandum des
„Stanford Reasearch Instututes“ (SRI) eine Erwähnung. Dabei wurden bestimmte
Stakeholder genannt, die für das Überleben einer Unternehmung von
113
entscheidender Bedeutung waren/sind. Der Begriff „Stakeholder“ wurde als eine
Anspielung auf die „Shareholder“ bewusst gewählt, um zu verdeutlichen, dass
nicht nur Anteilseigner bzw. Aktionäre Interesse an einer Unternehmung und
deren Aktivitäten haben, sondern auch eine ganze Reihe von anderen
Anspruchsgruppen.114 Die Stakeholderorientierung einer Unternehmung ist jedoch
nicht als Gegensatz der Shareholderorientierung zu verstehen, sondern in erster
Linie als eine Erweiterung derer, da neben den Shareholdern auch alle anderen
Anspruchsgruppen in die Betrachtung einbezogen werden.
113
Vgl. Freeman (1984), S. 31
114
Vgl. Hermann (2005), S. 95f
115
Vgl. Donaldson, Preston (1995), S. 66f
116
Vgl. Schuppisser (2002), S. 12
40
4 Stakeholder-Management
Die einzelnen Beiträge zum Stakeholderansatz lassen sich nicht eindeutig den
drei Ebenen zuordnen, sie enthalten viel mehr Aspekte von allen drei
Komponenten.121
Nach Donaldson/Preston (1995) wird sich der Stakeholderansatz vor allem dann
durchsetzen können, wenn er eine Alternative insbesondere zu den ökonomischen
Ansätzen, auf Basis der normativen Ebene definiert.122
117
Vgl. Schuppisser (2002), S.12
118
Donaldson, Preston (1995), S. 72
119
Vgl. Schuppisser (2002), S. 12
120
Kleikamp (2007), S. X
121
Vgl. Schuppisser (2002), S. 13f
122
Vgl. Donaldson, Preston (1995), S. 88
41
4 Stakeholder-Management
Bei einem Blick in ein Wörterbuch wird „at stake“ mit „auf dem Spiel stehen“ und
„stake“ mit u. a. „Anteil“, „Einlage“ oder auch „Einsatz“ übersetzt.123 Daher liegt es
nahe, alle Gruppen als Stakeholder zu bezeichnen, die von den Handlungen einer
Unternehmung betroffen sind bzw. durch die Handlungen einer Unternehmung
etwas auf dem Spiel stehen haben.124
123
Vgl. Langenscheidts Schulwörterbuch Englisch, S. 288
124
Vgl. Wentges (2002), S. 91
125
Vgl. Freeman (1984), S. 31
126
Vgl. Wentges (2002), S. 9
127
Freeman (1984), S. 46
128
„[…] eine nicht auf Gewinn gerichtete, von staatlichen Stellen weder organisierte noch abhängige
Organisationen“ zitiert nach http://www.wikipedia.de [21.06.2009]. Dazu zählen Organisationen wie
Greenpeace, Amnestie International usw.
129
Sachs, Rühli, Kern (2007), S. 8
42
4 Stakeholder-Management
„Ein Stakeholder ist eine Person oder eine Gruppe, die betroffen ist von den
Aktivitäten einer Unternehmung oder von einem Einzelvorhaben. Stakeholder
erhalten oder stiften dabei Nutzen oder sie tragen oder verursachen ein Risiko.“134
130
GRI Leitfaden zur Nachhaltigkeitsberichterstattung (2006), S. 10
131
Man kann wohl davon ausgehen, dass eine Beeinflussung sowohl im positiven als auch im negativen
Sinne stattfindet kann
132
GRI Leitfaden zur Nachhaltigkeitsberichterstattung (2006), S. 10
133
GRI Leitfaden zur Nachhaltigkeitsberichterstattung (2006), S. 10
134
Sachs, Rühli,Kern (2007), S. 8
43
4 Stakeholder-Management
Bei der Bestimmung der Stakeholder wird von Freeman empfohlen, zunächst
einmal alle potentiell betroffenen Stakeholder in einer sog. „Stakeholdermap“ zu
listen. Nach Freeman fängt die eigentliche Stakeholderanalyse erst nach der
Bestimmung und Eingrenzung der Stakeholder an. Diese wird dabei in die
Bereiche „Stakeholder Behaviour Analysis“, „Stakeholder Behaviour Explanation“
sowie „Coalition Analysis“ unterteilt. Zunächst wird anhand der vorhandenen
Erkenntnisse das Machtpotential sowie Kooperationspotential untersucht
(Behaviour Analysis). Mit der Aufnahme von Stakeholder-Zielen und deren
Wertvorstellungen soll das zukünftige Verhalten der Stakeholder besser
verstanden werden (Behaviour Explanation). Anhand der Ziele und
Wertvorstellungen und der Ausprägung dieser kann schließlich untersucht werden,
inwieweit Stakeholder ähnliche Vorstellungen haben und inwieweit Stakeholder
bereit sind, untereinander zu kooperieren (Coalition Analysis). Mit Hilfe dieser
Werte soll die Beurteilung der Macht sowie des Kooperationspotentials sowohl für
die Gegenwart als auch für die Zukunft möglich sein. Auf Basis der Erkenntnisse
aus der Stakeholderanalyse unterscheidet Freeman zwischen vier
Stakeholdertypen und leitet dazu generelle Stakeholderstrategien ab.137
Den Ansatz von Freeman erweitert Savage et al. (1991) insofern, dass sie
konkrete Kriterien listen, durch welche sich das Bedrohungs- und
135
Vgl. Schuppisser (2002), S. 9; Baptist (2008), S. 8f
136
Vgl. Freeman (1984), S. 31ff
137
Vgl. Freeman (1984), S. 136ff; Die Klassifizierung und Stakeholderstrategien nach Freeman (1984) können
dem Anhang entnommen werden
44
4 Stakeholder-Management
Dieses Konzept soll nicht nur dazu beitragen, wie Unternehmungen ihre
Handlungsfähigkeit, trotz unterschiedlicher Interessen von Stakeholdern, erhalten
können, sondern auch der Unternehmung helfen, die Dimension des Handlungs-
und Einflussspielraums zu erkennen.140
Janisch ordnet den Stakeholdern die Dimensionen „Machtbasis der Gruppe bzw.
Abhängigkeit der Unternehmung“, „Sanktionsmöglichkeiten“ und „Wille zur
Machtausübung“ zu. Hat eine Stakeholdergruppe viele Sanktionsmöglichkeiten
gegenüber der Unternehmung, so ist diese stark von der jeweiligen
Stakeholdergruppe abhängig und desto mehr Macht hat die Stakeholdergruppe.
138
Vgl. Savage et al. (1991), S. 62ff; Klassifizierung und Stakeholderstrategien nach Savage et al. (1991)
können dem Anhang entnommen werden
139
Vgl. Janisch (1993)
140
Vgl. Janisch (1993); S. 3f
45
4 Stakeholder-Management
Jedoch spielen nicht alle Stakeholder ihre Macht gegenüber der Unternehmung im
gleichen Maße aus, so dass Janisch Stakeholder auch nach ihrem Willen zur
Machtausübung unterscheidet. Durch die Kombination dieser beiden Dimensionen
unterscheidet Janisch lediglich drei Stakeholdertypen, ohne dabei
Handlungsempfehlungen auszuarbeiten.141
Die Feststellung von Mitchell/Agle/Wood (1997) beruht darauf, dass sich macht-
und einflussbasierte sowie legitimationsbasierte Stakeholder-Betrachtungsweisen
nicht gegenseitig ausschließen, sondern Eigenschaften von beiden
Betrachtungsweisen gleichzeitig beinhalten können. Zusätzlich berücksichtigen die
Autoren die Dringlichkeit der Stakeholderansprüche, als eine dritte Eigenschaft.144
Aufbauend auf den Ausprägungen dieser Kriterien kann zwischen sieben Typen
von Stakeholdern differenziert werden, die je nach Stärke der Ausprägung
einzelner Eigenschaften kategorisiert werden können.
141
Vgl. Janisch (1993), S. 123ff; Klassifizierung nach Janisch (1993) kann dem Anhang entnommen werden
142
Vgl. Mitchell, Agle, Wood (1997)
143
Vgl. Schuppisser (2002), S. 31
144
Vgl. Mitchell, Agle, Wood (1997)
145
Vgl. Schuppisser (2002), 32f
46
4 Stakeholder-Management
146
Mitchell, Agle, Wood (1997), S. 875
147
Mitchell, Agle, Wood (1997), S. 877
47
4 Stakeholder-Management
Sachs/Rühli/Kern (2007) haben im Rahmen ihrer Forschung, bei den von ihnen
untersuchten Unternehmungen drei wesentliche Beweggründe zu einer
Stakeholderorientierung festgestellt. Dazu zählen die „Wake-up-Calls“, der äußere
Druck sowie die Kernwerte einer Unternehmung.
148
Vgl. Mitchell, Agle, Wood (1997), S. 853ff
149
Freeman (1984), S. 135f; Böhi (1995), S. 134ff; Schuppisser (2002), S. 53
150
Vgl. Sachs, Rühli, Kern (2007), S. 13ff
151
Sachs, Rühli, Kern (2007), S. 13
48
4 Stakeholder-Management
4.4.1 Unternehmensebene
152
Sachs, Rühli, Kern (2007), S. 15
153
Vgl. Sachs, Rühli, Kern (2007), S. 16f
154
Vgl. Sachs, Rühli, Kern (2007), S. 16ff
155
Vgl. Baptist (2008), S. 8
49
4 Stakeholder-Management
• wie sich die Nachfrage nach den eigenen Produkten und Dienstleistungen
entwickelt, um allenfalls auf veränderte Markbedingungen frühzeitig reagieren
zu können (ökonomische Umwelt)
• welche Einflüsse auf die natürliche Umwelt sind (ökologische Umwelt), damit
sie eine umweltfreundliche und damit ethisch korrekt handelnde Unternehmung
sein kann.“158
156
Vgl. Gerum (2009), S. 1
157
Vgl. Gomez et al. (2002), S. 80
158
Gomez et al. (2002), S. 80
50
4 Stakeholder-Management
Aber auch die Stakeholder aus dem weiteren Umfeld haben ihr Machtpotential
erkannt und bringen es in gewissen Abständen im direkten Konflikt zum Ausdruck,
wenn ihren Forderungen nicht ausreichend Rechnung getragen wird, wie die
Beispiele „Brent Star“160, „Nike“161, „diAx/Orange“162 usw. belegen. Dies führt zu
erheblichen Imageverlusten und weitläufigen Folgen für die betroffenen
Unternehmungen.
159
Vgl. Winter (2007), S. 32f
160
Vgl. Schuppisser (2002), S.4
161
Vgl. Sachs, Rühli, Kern (2007), S. 101
162
Vgl. Sachs, Rühl, Kern (2007), S. 113
163
Vgl. Hesseler (2007), S. 123
164
Vgl. Patzak, Rattay (2009), S. 95f
165
Vgl. Hesseler (2007), S. 124
51
4 Stakeholder-Management
166
Patzak, Rattay (2009), S. 95
167
Vgl. Wohland, Wiemeyer (2007), S. 68ff
52
4 Stakeholder-Management
168
Vgl. Walker, Marr (2002), S. 20ff
169
Vgl. Ponn, Lindemann (2008), S. 253ff.; Sachs, Rühli, Kern (2007), S. 45ff
170
Sachs, Rühli, Kern (2007), S. 92
53
4 Stakeholder-Management
171
Vgl. Sachs, Rühli, Kern (2007), S. 92f
172
Zitiert nach Menz, Stahl (2008), S. 72
173
Vgl. Sachs, Rühli, Kern (2007), S. 93; Manz & Stahl (2008), S: 72ff
174
Vgl. Menz, Stahl (2008), S. 79f
175
Vgl. Sach, Rühli, Kern (2007), S. 93; Winter (2007), S. 32
176
Sachs, Rühli, Kern (2007), S. 93f
177
Vgl. Winter (2007), S. 32
178
Sachs, Rühli, Kern (2007), S. 94
54
4 Stakeholder-Management
179
Vgl. Menz, Stahl (2008), S. 135
180
Wilbers (2009), S. 335
55
4 Stakeholder-Management
• Die Beziehungen zur Öffentlichkeit („public relations“) und zum Staat („political
relations“) vollziehen sich in der Arena der öffentlichen Kommunikation, d. h.
der Medien.181
181
Wilbers (2009), S. 335 f
182
Vgl. Menz, Stahl (2008), S. 135
183
Vgl. Menz, Stahl (2008), S. 137; Wilbers (2009), S. 339ff
184
ILO steht für International Labour Organization „und schreibt Arbeits- und Sozialstandards fest, die in der
Regel unter den Mindeststandards in den westlichen Industrieländern liegen.“ Vgl. Wilbers (2009), S. 340
185
SA 8000 steht für Social Accountability 8000, sie stellen „[…] weitere Präzisierung der ILO-Standards […]
dar, auf deren Grundlage sich ein Unternehmen zertifizieren lassen kann.“ Vgl. Wilbers (2009), S. 341
186
Vgl. Wilbers (2009), S. 339f
56
4 Stakeholder-Management
Die Kommunikation in der internen Arena findet sowohl aufwärts sowie horizontal,
lateral als auch abwärts statt.187
In der Arena der internen Kommunikation sollte ferner die mediale Arena
berücksichtigt werden. Mitarbeiter interessieren sich für Berichte über die eigene
Unternehmung sowie für Nachrichten über deren Entwicklung. Hier können
187
Vgl. Menz, Stahl (2008), S. 136ff
188
Vgl. Menz, Stahl (2008), S. 136f
189
Vgl. Menz, Stahl (2008), S. 137
57
4 Stakeholder-Management
In der Arena des Marktes finden die Beziehungen zwischen der Unternehmung zu
Kunden, Lieferanten sowie zur Konkurrenz statt. Lieferanten und Kunden bilden
die beiden Enden der Geschäftsprozesse einer Unternehmung. Dabei wird der
Input der Lieferanten durch die Prozesse einer Unternehmung weiterverarbeitet
und dem Kunden in Form eines Produktes zur Verfügung gestellt. In der Markt-
Arena gilt es u. a. für die Unternehmung, sich zu positionieren und einen
Ausgleich zwischen den Interessen der Kunden und den Erwartungen der
Unternehmung zu schaffen. Dabei werden die Prozesse der Unternehmungen so
ausgerichtet, damit diese gute Kundenbeziehungen hervorbringen. Die
Kommunikation einer Unternehmung auf dem Markt hat vorwiegend eine
Beeinflussungs- und Überzeugungsfunktion, die zur Kundengewinnung und
Kundenbindung beiträgt.191
Aus ethischer Sicht geht es aber nicht um Überzeugung oder Beeinflussung der
Kunden, sondern um seine rechtmäßigen Ansprüche. So hat bspw. der Kunde
vertragliche Ansprüche auf ein Produkt, das der vom Kunden geforderten und von
190
Vgl. Menz, Stahl (2008), S. 138
191
Vgl. Wilbers (2009), S. 337
192
Menz, Stahl (2008), S. 139
193
Vgl. Menz, Stahl (2008), S. 140
58
4 Stakeholder-Management
Innerhalb der Beziehungen zu Lieferanten nimmt die Unternehmung die Rolle des
Kunden ein und bringt ihre Vorstellungen zu Qualität und Preisen über die
Kommunikation am Markt an den Lieferanten. Konkurrenten spielen in der Umwelt
der Unternehmung eine zentrale Rolle und treten eigentlich in jeder Branche über
den gesamten Wertschöpfungsprozess auf. Allerdings muss Konkurrenz und
Kooperation sich nicht ausschließen, wie zahlreiche Beispiele aus der
Automobilindustrie zeigen, in denen bestimmte Modelle mit der Konkurrenz
entwickelt werden.195
194
Vgl. Ulrich (2001), S. 454ff
195
Vgl. Menz, Stahl (2008), S. 141f
196
Vgl. WIlbers (2009), S. 341
197
Vgl. Sachs, Rühli, Kern (2007), S.23
59
4 Stakeholder-Management
Ferner können Interessen der Kapitalgeber nicht einheitlich betrachtet werden. Sie
können genauso unterschiedlich sein wie die Interessen zwischen Management
und Kapitalgebern. Sie können sowohl kurzfristige als auch langfristige Interessen
verfolgen und dabei unterschiedliche Erwartungen haben, die nicht nur aus
Kapitalvermehrung bestehen. So zeigt eine Studie von Low/Siesfield (1998), dass
Kapitalgeber bei ihren Investitionsentscheidungen nicht nur die finanziellen
Kriterien berücksichtigen, sondern auch Aspekte wie Umsetzung der
Unternehmensstrategie, Glaubwürdigkeit des Managements, Qualität der
Unternehmensstrategie sowie Innovationsfähigkeit bei ihren Entscheidungen
einbeziehen. Des Weiteren zeigt sich eine Entwicklung dahingehend, dass in
letzter Zeit die ökologischen und gesellschaftlichen Merkmale bei der
Investitionsentscheidung zunehmend an Bedeutung gewinnen, wodurch für
Unternehmungen die nachhaltige Ausrichtung einen Mehrwert darstellen sollte.199
198
Vgl. Menz, Stahl (2008), S. 142f
199
Vgl. Sachs, Rühli, Kern (2007), S. 47ff
200
Vgl. Wilbers (2009), S. 342 f
60
4 Stakeholder-Management
201
Vgl. Menz, Stahl (2008), S. 144
202
Wilbers (2009), S. 343
203
Vgl. Menz, Stahl (2008), S. 144f
61
4 Stakeholder-Management
Eine weitere wichtige Gruppe, die stetig an Bedeutung zunimmt, stellen die
nichtstaatlichen Organisationen dar. Diese Organisationen sind i. d. R.
Zusammenschlüsse, die Ziele und Ansprüche ihrer Mitglieder durchsetzen wollen
oder ideelle Vorstellungen verfolgen.207 Da ihre Anliegen oftmals auf
204
Vgl. Menz, Stahl (2008), S. 144f
205
Vgl. Wilbers (2009), S. 349
206
Vgl. Sachs, Rühli, Kern (2007), S. 117f
207
Vgl. Sachs, Rühli, Kern (2007), S. 119; Menz, Stahl (2008), S. 145
62
4 Stakeholder-Management
Aus den Strategien ist weiter ersichtlich, dass die Problemthemen einen gewissen
Lebenszyklus durchlaufen, der sich in Phasen darstellen lässt, Abbildung 13.209
208
Vgl. Dyllick (1989), S. 53ff
209
Vgl. Dyllick (1989), S. 241ff
63
4 Stakeholder-Management
Das Phasenmodell macht zudem deutlich, dass die Auseinandersetzung mit den
öffentlichen Forderungen nicht aufgeschoben werden sollte, da das Problem bis
zur politischen Ebene getragen wird, wodurch sich die Handlungsoptionen für die
Unternehmung verringern und Kosten zur Beseitigung des Problems steigen:
„Ohne angemessene unternehmerische Reaktion werden die gesellschaftlichen
Anliegen von heute zu den politischen Problemen von morgen die übermorgen
geregelt werden (müssen) und die am Tag darauf ein bestimmtes Verhalten unter
Sanktionsdrohung vorschreiben – ob es uns passt oder nicht.“210 Abbildung 14
stellt das Verhältnis zwischen dem Handlungsspielraum, den Kosten zur
Bewältigung des Problems und der Aufmerksamkeit dar.
210
Dyllick (1989), S. 246
64
4 Stakeholder-Management
Abbildung 14: Aufmerksamkeitswert eines Problems und die Folgen für betroffene
Unternehmungen nach Liebls
(Quelle: Wilbers (2009), S. 347)
211
VDI-Richtlinie 4070 (2006), S. 1
212
Vgl. Walker, Marr (2002), S. 25f
65
4 Stakeholder-Management
213
Vgl. Seghezzi, Fahrni, Herrmann (2007), S. 6f
66
4 Stakeholder-Management
Die Qualität der Gesellschaft bildet in diesem Schaubild das Dach, da zum einen
die Qualität der Unternehmung von der Qualität der Gesellschaft insofern abhängt,
dass in Entwicklungsländern bspw. die Infrastruktur oder die Ausbildung
schlechter sein kann, was zum Erfordernis einer überdurchschnittlichen
Unternehmensqualität führt, um gleichbleibende Ergebnisse wie in
Industrieländern zu erhalten.214 Zum anderen bestimmt die Qualität der
Gesellschaft die Auslegung des Begriffs Qualität, wodurch sich Anforderungen
214
Vgl. Seghezzi, Fahrni, Herrmann (2007), S. 7
67
4 Stakeholder-Management
Die Stakeholder bilden links und rechts des Hauses die „tragenden Wände“, die
die Unternehmung im Gleichgewicht halten. Die Wand auf der linken Seite zeigt
Stakeholder als Anforderungsträger, die mit ihren Anliegen eine Lösung ihres
Problems erwarten. Würde diese „Wand“ wegfallen, so gäbe es für die betroffene
Unternehmung keine Probleme zu lösen, wodurch ihre Produkte nicht nachgefragt
werden. In der rechten Wand agieren Stakeholder als Ressourcenträger, - wie
bereits in diesem Kapitel dargestellt – mit ihrem Wissen, Kapital, Ideen usw.
Würden die Stakeholder als Ressourcenträger wegfallen, so könnte die
Unternehmung die auf der anderen Seite gestellten Forderungen und erwarteten
Problemlösungen nicht realisieren.
Setzt die Unternehmung die Forderungen der Stakeholder, mit den zur Verfügung
stehenden Ressourcen in entsprechender Qualität um, so entstehen Produkte
geforderter Qualität, zum geforderten Zeitpunkt und zu von allen Seiten
akzeptablen Kosten. Das wiederum wird durch Stakeholder eruiert (das
„Fundament“ des Hauses), wodurch sich der Begriff der wahrgenommen Qualität
ergibt.
Das Haus könnte auch auf die Produktentwicklung übertragen werden. So wirken
die Qualität der Gesellschaft und der Unternehmung auf die Qualität des
Entwicklungsprozesses. Durch den Entwicklungsprozess wird der Grundstein für
die Qualität der Leistungen und die der Nachhaltigkeit gelegt. Diese geben die
Qualität der Unternehmung nach außen wider. Stakeholder bilden auch im
Produktentwicklungsprozess die „tragenden Wände“. Der Entwicklungsprozess
setzt die unterschiedlichen Anforderungen der Kunden und anderer Stakeholder in
Produktionsprozesse sowie Produkte und Dienstleistungen um. Auf der anderen
Seite können den Anforderungen entsprechende Produkte besser durch die von
Stakeholder zur Verfügung gestellten Ressourcen jeglicher Art entwickelt werden.
68
5 Stakeholderanalyse
Somit heißt das für Entwicklungsprojekte, dass zunächst einmal betrachtet werden
sollte, welche Personen und Personengruppen Forderungen einbringen215, wer
entscheidende Ressourcen (auch in Form von Wissen) zur Verfügung stellt, bei
wem das Vorhaben auf Widerstände stoßen könnte, wer die Promotoren des
Projektes und wer von dem Entwicklungsvorhaben (bspw. parallel entwickelnde
Abteilungen) betroffen sein könnte. Allerdings kann die Unternehmung aufgrund
knapper Ressourcen nicht den Wünschen und Forderungen aller möglichen
Stakeholder nachkommen, weshalb Prioritäten hinsichtlich der Stakeholder
gesetzt werden müssen. Als Hilfsmittel zur Identifikation und zum Umgang mit
Stakeholdern wird dabei die Anwendung der Stakeholderanalyse empfohlen216,
auf die im folgenden Kapitel näher eingegangen wird.
5 Stakeholderanalyse
215
Vgl. Maierhofer, Maierhofer (2006), S. 216
216
Vgl. zum Überblick Gomez et al. (2002), S. 85ff; Maierhofer, Maierhofer (2006), S. 216ff; Patzak, Rattay
(2009), S. 94ff
217
Vgl. Müller-Stewens, Lechner (2005), S. 177; Wilbers (2009), S. 351; Gerum (2009), S. 45f
69
5 Stakeholderanalyse
Bei der Bezeichnung der einzelnen Phasen und deren Inhalte gehen die Autoren
zum Teil eigene Wege.218 Gomez et al. hingegen unterteilen den Prozess in zwei
weitere Schritte, die sie „Stakeholder steuern“ und „Stakeholder überwachen“
bezeichnen, gehen jedoch aus Gründen des Umfangs nicht näher auf diese ein.219
Im nachfolgenden soll die Vorgehensweise nach Wilbers (2009) sowie
Patzak/Rattay (2009) näher betrachtet werden, weil deren Ablauf nahezu identisch
ist.
Den ersten Schritt der Stakeholderanalyse stellt immer die Identifikation bzw.
Ermittlung der Anspruchsgruppen dar. Bei der Identifikation der Stakeholder stellt
sich die Frage: „Wer könnte Einfluss auf die Unternehmung bzw. das Projekt
ausüben und wer ist von diesem betroffen?“ Durch die Beantwortung dieser Frage
entsteht eine Liste aus Stakeholdern.220 Patzak/Rattay (2009) empfehlen dabei
218
Vgl. Müller-Stewens, Lechner (2005), S. 177ff; Bea, Scheurer, Hesselmann (2008), S. 99ff; Wilbers (2009),
S. 351; Patzak, Rattay (2009), S. 96ff
219
Vgl. Gomez et al. (2002), S. 85ff
220
Vgl. Wilbers (2009), S. 155
70
5 Stakeholderanalyse
Zusätzlich erscheint es als sinnvoll, bereits bei der Identifikation der Stakeholder
die Zugehörigkeit zum Umfeld bzw. zur Arena, wie in Abbildung 18 dargestellt, zu
berücksichtigen.
71
5 Stakeholderanalyse
221
Vgl. Patzak, Rattay (2009), S. 96
222
Vgl. Gerum (2009), S. 92
223
Vgl. Patzak, Rattay (2009), S. 97
224
Vgl. Schuppisser (2002), S. 48ff
72
5 Stakeholderanalyse
• Joker (Typ B): In diesem Bereich stehen Stakeholder, die über hohe
Einflussmöglichkeiten verfügen, sich aber nur schwer beeinflussen lassen. Die
Verteilung der Macht liegt in diesem Fall auf Seiten des Stakeholders. Dieser
Stakeholder könnte – um seine Ansprüche durchzusetzen – mit dem Rückzug
seiner Ressourcen oder der Beteiligung drohen. Müller-Stewens/Lechner
(2005) verwendet den Ausdruck „Joker“ um zu verdeutlichen, dass eine
Unternehmung in diesem Fall die Beeinflussbarkeit des Stakeholders
anstreben wird.
225
Vgl. Müller-Stewens, Lechner (2005), S. 178f; Wilbers (2009), S. 353f
73
5 Stakeholderanalyse
• Gesetze (Typ C): In das Feld „Gesetze“ fallen all die Stakeholder, die wenig
Einfluss auf die Unternehmung ausüben können, aber stark von dieser
beeinflusst werden. Die Macht liegt hier auf Seiten der Unternehmung, da
dieser Stakeholdertyp stark von der Unternehmung abhängt. Allerdings gilt hier
zu beachten, dass ein Einfluss indirekt über andere Stakeholder möglich wäre.
• Randfiguren (Typ D): Dieser Stakeholder wird weder von der Unternehmung
beeinflusst, noch hat er Einfluss auf diese und ist daher zum aktuellen
Zeitpunkt nicht von Bedeutung.226
226
Vgl. Müller-Stewens, Lechner (2005), S. 179f; Wilbers (2009), S. 354
227
Vgl. Wilbers (2009), S. 353f
228
Müller-Stewens, Lechner (2005), S. 180
229
Müller-Stewens, Lechner (2005), S. 180
230
Vgl. Schuppisser (2002), S. 51
74
5 Stakeholderanalyse
Hier bietet sich die Möglichkeit den in Kapitel 4 vorgestellten Ansatz von
Mitchell/Agle/Wood (1997) aufzugreifen und die Stakeholder nach ihrer Legitimität,
Dringlichkeit sowie Macht einzuordnen. Nach Schuppisser (2002) wird bei der
Einordnung der Stakeholder - nach Macht, Legitimität, und Dringlichkeit – die
Dynamik des Stakeholderverhaltens mitberücksichtigt.231 Um die drei Attribute
besser einschätzen zu können, wird eine Orientierung an den in Tabelle 4
vorgestellten Fragen empfohlen.232
231
Vgl. Schuppisser (2002), S. 51f
232
Vgl. Gerum (2009), S. 93f
75
5 Stakeholderanalyse
Für eine aussagekräftige Analyse der Stakeholder reicht es nicht aus, die
Stakeholder nur einmalig zu bewerten oder zu betrachten. Das würde nämlich
außer Acht lassen, dass sich die Ansprüche der Stakeholder im Verlauf der Zeit
ändern können. Bei längeren Entwicklungsvorhaben können sich bspw. die
rechtlichen Rahmenbedingungen oder gesellschaftliche Wertvorstellungen und
das technologische Umfeld ändern. Des Weiteren ergibt sich die Möglichkeit eines
Zusammenschlusses von Projektgegnern, die zum Analysezeitpunkt alleine keine
hohen Ausprägungen der einzelnen Attribute hatten, sich aber eben durch einen
233
Vgl. Gerum (2009), S. 95
76
5 Stakeholderanalyse
234
Gerum (2009), S. 96
235
Vgl. Gerum (2009), S. 95f
77
5 Stakeholderanalyse
genommen. Auf gleiche Weise kann das Nutzen- bzw. das Risikopotential der
Stakeholder ermittelt werden.236 Sachs/Rühli/Kern (2007) unterscheiden in diesem
Zusammenhang vier mögliche Varianten, die nachfolgend dargestellt werden:
Das Ergebnis einer solchen Analyse kann in einer Tabelle festgehalten werden,
wie sie nachfolgend dargestellt ist.
236
Vgl. Müller-Stewens, Lechner (2005), S. 180f; Gomez et al. (2002), S. 93f
237
Vgl. Sachs, Rühli, Kern (2007), S. 34f
78
5 Stakeholderanalyse
Stake-
Erwartungen Nutzenpotential Risikopotential
holder
Nutzen- Nutzen- Risiko- Risiko-
produzent empfänger produzent empfänger
Exklusive Negative
Preiswürdigkeit, Qualitativ
Informationen Äußerungen Mangel-
Produktqualität, hochstehende
Kunde zu Vor- und zu Produkten hafte
Image, Produkte und
Nachteilen der Produkte
Flexibilität Dienstleistungen
Produkte Imageschaden
Macht,
Exklusive Spezifische
Abnehmer-
Liefe- Zulieferungen Gesichter Mangelhafte Investi-
sicherheit,
rant und Dienstleis- Absatz Zulieferungen tionen für
Flexibilität,
tungen Kunden
Image
Im Rahmen der Bewertung von Stakeholdern schlagen Gomez et al. (2002) auch
die Analyse der Stakeholderbeziehungen untereinander vor. Diese können in einer
„Stakeholder-Map“ abgebildet werden und geben Informationen darüber, wer mit
wem eventuell zusammenarbeiten oder sich zusammenschließen könnte um
bestimmte Ziele zu erreichen. Des Weiteren können dadurch zusammenhängende
Informationen zum Projekt selbst erarbeitet werden.238
238
Vgl. Gomez et al. (2002), S. 94
239
Vgl. Gerum (2009), S. 97; Wilbers (2009), S. 355
79
5 Stakeholderanalyse
240
Vgl. Freeman (1984), S. 128ff; Savage et al. (1991), S. 66; Böhi (1995), S. 155
241
Vgl. Gerum (2009), S. 98
242
Vgl. Freeman (1984), S. 143; Savage et al. (1991), S. 65f; Böhi (1995), S. 156
243
Vgl. Gerum (2009), S. 99
80
5 Stakeholderanalyse
• Involvieren („Satisfy“): Stakeholder mit hoher Ausprägung der Macht aber mit
einem geringen Bedarf zur Erfüllung ihrer Ansprüche, werden nach der
Strategie „Involvieren“ behandelt.244 Wird diesem Stakeholder-Typ nicht
entsprechende Beachtung geschenkt, so kann es passieren, dass dieser in das
Feld „Cooperate“ aufrückt.245
• Differenzierte Projektberichterstattung,
244
Vgl. Freeman (1984), S. 145; Savage et al. (1991), S. 66; Böhi (1995), S. 155
245
Vgl. Savage et al. (1991), S. 66
246
Vgl. Freeman (1984), S. 128 ff; Savage et al. 65f; Böhi (1995), S. 156
247
Vgl. Tiemeyer (2005), S. 632; Patzak, Rattay (2009), S. 103
248
Tiemeyer (2005), S. 632
81
5 Stakeholderanalyse
Welches Mittel letzten Endes zur Anwendung kommt, entscheidet sich anhand der
Zielgruppe. Dabei sollte auch zielgruppenspezifisch unterschieden werden, was in
der Berichterstattung enthalten ist, wer die Empfänger und Ersteller sind und in
welcher Form und zu welchem Zeitpunkt kommuniziert wird.249 Nach Gerum
(2009) sollten zudem vorrangig kooperative Maßnahmen zu den Stakeholdern
angestrebt werden.
249
Tiemeyer (2005), S. 632f
82
5 Stakeholderanalyse
Phase der
Ziel Aktivität Ergebnis
Stakeholderanalyse
83
6 Stakeholderevaluation bei Entwicklungsprojekten
In diesem Kapitel soll nun geklärt werden, wie eine Evaluation von Projekten bei
Stakeholdern durchgeführt werden kann. Zunächst soll daher auf die Grundlagen
der Evaluation eingegangen werden. Daran schließt sich die Vorstellung der
Fallstudie, auf die sich das Evaluationskonzept bezieht. Danach sollen
Evaluationsmodelle betrachtet werden, die eine Berücksichtigung der Stakeholder
enthalten und das Modell, welches sich nach Meinung des Autors besonders
eignet, anhand der Fallstudie vorgestellt werden.
250
Vgl. Davidson, Davidson (2005), S. 1
251
Mertens (1998), S. 219
252
Vgl. Davidson, Davidson (2005), S. 1f
84
6 Stakeholderevaluation bei Entwicklungsprojekten
wer die Evaluation vornimmt, welche Kriterien herangezogen werden und wie die
Evaluation durchgeführt wird. Personen oder Gruppen, die eine Evaluation
vornehmen müssen, dabei nicht mit denen übereinstimmen, die auch später die
gewonnen Erkenntnisse bzw. Daten nutzen. Da einzelne Personen bzw.
Personengruppen unterschiedliche Sichtweisen auf ein Objekt haben, sollte klar
festgelegt sein, welche Bewertungskriterien herangezogen werden und anhand
welcher Methoden die Datenerhebung erfolgt.253 Nach Stockmann (2007) ist eine
professionelle und wissenschaftliche Evaluation durch die folgenden Punkte
gekennzeichnet:
Durch die zahlreichen Interessen, die mit der Durchführung einer Evaluation
verbunden sind, ergeben sich auch unterschiedliche Funktionen und Ziele. Diese
lassen sich grundsätzlich nach Erkenntnisfunktion, Kontrollfunktion, Dialogfunktion
und Legitimitätsfunktion kategorisieren. Die einzelnen Funktionen können jedoch
nicht unabhängig betrachtet werden. So kann keine der anderen Funktionen ohne
Erkenntnisse erfüllt werden und umgekehrt führen die anderen Funktionen zu
neuen Erkenntnissen.255
253
Vgl. Stockmann (2007), S. 26
254
Vgl. Stockmann (2007), S. 27
255
Vgl. Stockmann (2007), S. 37ff
85
6 Stakeholderevaluation bei Entwicklungsprojekten
6.2.1 Ausgangssituation
Bei Erhalt einer Broschüre des Landwirtschaftsamtes wurden die Aufgaben des
Projektes anhand der Problembeschreibung deutlich. Das Problem der bisherigen
Vermarktung des Regionalprojekts bestand darin, dass die Broschüre nur unter
hohem Aufwand aktuell gehalten und gedruckt werden konnte. Dadurch ergab
sich auch, dass nicht alle Regionalvermarkter permanent in der Broschüre
256
Vgl. Sedlacek (2004), S. 16
86
6 Stakeholderevaluation bei Entwicklungsprojekten
aktualisiert oder hinzugefügt werden konnten. Zusätzlich kam noch die zum Teil
unübersichtliche Informationsflut und erschwerte Erreichbarkeit des potentiellen
Kunden- und Personenkreises hinzu.
Allen Teilnehmern war von Anfang an klar, dass es bei dem Medium „Broschüre“
nicht bleiben konnte, um wirkliche Fortschritte erzielen zu können. Somit musste
ein Medium gefunden werden, durch welches möglichst allen potentiellen
Anspruchsgruppen bzw. Interessensgruppen der Zugang zum Angebot der
Regionalvermarkter ermöglicht wird. Ein weiteres Kriterium bestand darin, den
Aufwand für die Verwaltung und die Aktualisierung des Mediums – sowohl auf
Seiten des Landwirtschaftsamtes als auch auf Seiten der Regionalvermarkter –
möglichst gering zu halten, um die Kosten und den zeitlichen Aufwand zur
Änderung der Informationen zu minimieren. Ferner musste das Entwicklungsteam
berücksichtigen, dass die Seiten der einzelnen Regionalvermarkter von Personen
mit grundlegenden Computerkenntnissen auf dem Laufenden gehalten werden.
6.2.3 Projektverlauf
87
6 Stakeholderevaluation bei Entwicklungsprojekten
kam das Entwicklungsteam zum Schluss, die Aktualisierung der jeweiligen Daten
den Regionalvermarktern zu überlassen, sodass das Landwirtschaftsamt lediglich
für die Eintragung der einzelne Betriebe zuständig ist, um ausschließlich
„tatsächlichen“ Regionalvermarktern den Zugang zur Plattform zu gewähren. Um
den Aufwand bei der Auswahl der „tatsächlichen“ Regionalvermarkter so gering
wie möglich zu halten, wurde zudem in Absprache mit den Anspruchsgruppen
beschlossen, das Produktspektrum zu begrenzen.
Die Bekanntmachung des Projektes nach außen wurde zum einen durch einen
Flyer und zum anderen durch einen Artikel an der teilnehmenden Hochschule
realisiert.
6.2.4 Projektabschluss
88
6 Stakeholderevaluation bei Entwicklungsprojekten
• Produkte aus dem Supermarkt werden zum Teil durch Produkte der regionalen
Vermarkter ersetzt
• Kosten für das Projekt sind gering (nur für Online-Server und Domain-Namen)
Grundsätzlich besteht das Ziel einer Evaluation in einem Vergleich von bereits
zutreffendem Ist-Zustand und dem gewünschten und innerhalb des Projekts
vorgegebenem Soll-Zustand. Die Analyse der Lücke zwischen den beiden
Zuständen ermöglicht, Verbesserungsvorschläge oder Handlungsempfehlungen
abzuleiten.257
257
Vgl. Ant (2008), S. 159
258
Vgl. Ant (2008), S. 163
89
6 Stakeholderevaluation bei Entwicklungsprojekten
Zustand stattfindet. Dies bedeutet, dass für das Projekt eine Evaluationsmethode
ausgewählt wird, bei der weniger theoretisch fundiert die Umsetzung erfolgt,
sondern die praktisch-technische Umsetzung im Vordergrund steht. Die
Betroffenen sollen selbst in die Lage gebracht werden, eine fortlaufende
Evaluation durchzuführen, die in den vorliegenden sozial-politischen
Problemfeldern bzw. Interessen umsetzbare Problemlösestrategien entwickelt.259
Aus diesen Grundüberlegungen resultiert der Gedanke zur Durchführung eines
Workshops mit den Stakeholdern des Projektes. Zum einen soll der Status Quo
ermittelt werden (in Bezug auf die getroffenen Annahmen nach Projektabschluss)
und zum anderen soll eine Methode vorgestellt werden (sog. EEM), wie die
Betroffenen in Zukunft selbst der Evaluation nachkommen können. Ferner soll der
Workshop dennoch Anreiz geben, eigene Ideen hinsichtlich der Evaluation
einzubringen.
Das Empowerment Evaluation Model vertritt die Idee, dass sowohl das Ergebnis
als auch die Methode im Wesentlichen durch die Beteiligten selbst bestimmt wird.
Die Voraussetzung ist daher, dass alle beteiligten Stakeholder ein angemessenes
Involvement für die Thematik besitzen, da sie alle Verantwortliche der Evaluation
sind.260 Das heißt es wird anhand mehrerer Schritte versucht, den Betroffenen
dabei zu helfen, ihr eigenes Projekt zu evaluieren. Der erste Schritt besteht darin,
eine Selbstbewertung des Projekts vorzunehmen (inklusive der Stärken und
Schwächen). Die Betroffenen werden darin aufgefordert, die Projektergebnisse zu
dokumentieren. Der zweite Schritt soll dazu auffordern, dass die zukünftigen
Erwartungen hinsichtlich der Ziele festgehalten werden. Dies erfordert vor allem
die Notwendigkeit eines Konsenses über die Ziele aller Stakeholder. Der dritte
Schritt kann als Entwicklungsstrategie bezeichnet werden. D. h., dass die
Betroffenen ihre eigenen Strategien zur Zielerreichung entwickeln sowie die
aufkommenden Ansprüche festlegen. Im vierten Schritt soll klar werden, welche
Dokumentationsart zur Überwachung der Ziele verwendet werden soll.
259
Vgl. Ant (2008), S. 160
260
Vgl. Mertens (2005), S. 55
90
6 Stakeholderevaluation bei Entwicklungsprojekten
Die Funktion eines Workshops lässt sich aus der Übersetzung herleiten:
Workshop = to work. Es dreht sich folglich um Arbeit, welche die Zielsetzung
verfolgt, gemeinsam (alle betroffenen Anspruchsgruppen) Stärken und
Schwächen sowie mögliche Ursachen von Problemen zu identifizieren und
Handlungsempfehlungen abzuleiten.262 Die Methode „Workshop“ wurde vom
Verfasser aus folgenden beiden Gründen ausgewählt:
261
Vgl. Kim (2002), S. 15ff
262
Vgl. Kellner (2000), S. 35
91
6 Stakeholderevaluation bei Entwicklungsprojekten
92
6 Stakeholderevaluation bei Entwicklungsprojekten
93
7 Zusammenfassung und weiterer Forschungsbedarf
In Kapitel 2 fand eine Auseinandersetzung mit dem Begriff Qualität statt. Dabei
wurde ein Überblick über die Entwicklung des Qualitätsbewusstseins in der
jüngeren Vergangenheit gegeben. Darauf aufbauend wurden gängige Definitionen
des Begriffs Qualität diskutiert, wobei festgestellt werden konnte, dass Qualität ein
relativer Begriff ist, mit dem die Beschaffenheit einer Einheit gemessen an den
Bedürfnissen der relevanten Anspruchsgruppen beurteilt wird.
94
7 Zusammenfassung und weiterer Forschungsbedarf
Tellerrand, jedoch ist es für Unternehmungen auf Grund von knappen Ressourcen
und unter permanentem Zeitdruck nicht möglich, sämtlichen Stakeholdern und
deren Ansprüchen nachzukommen. Für Unternehmungen ergibt sich hier die
Dringlichkeit situations- und projektbezogene Prioritäten zu setzen. Nicht außer
Acht lassen darf man, dass die Verhältnisse zu und zwischen den Stakeholdern
einem permanenten Wandel unterzogen sind, was eine ständige Kontrolle und
Überwachung der Stakeholderbeziehungen mit sich bringt. Ferner konnte in
diesem Abschnitt ein Zusammenhang zwischen Qualität, Produktentwicklung und
Stakeholdermanagement ansatzweise herausgearbeitet werden.
95
7 Zusammenfassung und weiterer Forschungsbedarf
Zum Abschluss der Arbeit wurde noch ein Konzept aufgezeigt, mit dem eine
Integration der Stakeholder in die abschließende Evaluation möglich ist. Dieses
Konzept soll in erster Linie dazu beitragen, eine nachhaltige Wirkung von
Entwicklungsprojekten zu erreichen. Es zeigt Möglichkeiten, die entwickelte
Leistung bzw. das Produkt auch nach Übergabe weiterhin evaluieren zu können.
Weiterer Forschungsbedarf
Obwohl die Stakeholderforschung in den 80er Jahren ihren Lauf nahm, herrscht
hier immer noch Raum für weitere Forschung. Vor allem die Operationalisierung
und der systematische Umgang, sowohl mit den Stakeholdern als auch mit der
Stakeholderanalyse, sollte vorangetrieben werden. Allerdings wird das ganze
96
7 Zusammenfassung und weiterer Forschungsbedarf
97
Literaturverzeichnis
Literaturverzeichnis
Andreasen, Mogens M.: Vorgehendmodelle und Prozesse für die Entwicklung von
Produkten und Dienstleistungen. In: Handbuch Produktentwicklung (2005), S. 247-
263.
Bergius, Susanne: Nachhaltig Wirtschaften und CSR sind eine Strategie kein PR!.
In: Forum Nachhaltig Wirtschaften (2007), Ausg. 2, S. 28-29.
98
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Cooper, Robert G.; Kleinschmidt, Elko J.: New product processes at leading
industrial firms. In: Industrial Marketing Management (1991), Vol. 20, S. 137-147.
99
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Gundlach, Carsten; Nähler, Horst Th.; Kukat, Frank: Innovation mit TRIZ:
Konzepte, Werkzeuge, Praxisanwendungen. 1., Auflage. Düsseldorf: Symposion
Publishing, 2006.
100
Literaturverzeichnis
Jane, Davidson; Jane E., Davidson: Evaluation methodology basics: the nuts and
bolts of sound evaluation. London: Sage Publications, 2005.
101
Literaturverzeichnis
102
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Sachs, Sybille; Rühli, Edwin; Kern, Isabelle: Lizenz zum Managen: Mit
Stakeholdern zum Erfolg: Herausforderungen und Good Practices. Bern: Haupt
Verlag, 2007.
Savage, Grant T.; Nix, Timothy W.; Whitehead, Carlton J.; Blair, John D.:
Strategies for assessing and managing organizational stakeholders. In: Academy
of Management Executive (1991), Vol. 5, S. 61-75.
103
Literaturverzeichnis
Walker, Steven F.; Marr, Jeffrey W.: Erfolgsfaktor Stakeholder: Wie Mitarbeiter,
Geschäftspartner und Öffentlichkeit zu dauerhaftem Unternehmenswachstum
beitragen. München: Verlag Moderne Industrie, 2002.
104
Verzeichnis zitierter Internetquellen
105
Anhang A – Wichtige Einflussgeber in Entwicklungsprojekten
Stakeholder
Bedarfs- und Auftraggeber eines
Entwicklungsprojektes, der selbst die Sicht
des Produzenten vertritt. Er möchte das
Resultat des Projektes schließlich fertigen
Produzent und sieht generierte Lösungen nicht zuletzt
aus diesem Blickwinkel. Der
Innovationsprozess wird als Notwendigkeit vor
dem eigentlichen Interessanten, der
Produktion, gesehen.
Bedarfs- und Auftraggeber eines
Entwicklungsprojektes, der selbst die Sicht
des Vertreibers vertritt. Er gibt den
.Bedarfs und
Entwicklungsauftrag primär deswegen, weil er
Auftraggeber
Vertreiber schließlich das Produkt am Markt vertreiben
möchte. Produktion und andere notwendige
Tätigkeiten, die zu diesem Ziel führen, spielen
für ihn nur eine untergeordnete Rolle, die auch
von Externen übernommen werden kann.
Bedarfs- und Auftraggeber eines
Entwicklungsprojektes, der selbst die Sicht
des Entwicklers vertritt. Er sieht die
Entwickler Entwicklung von neuen Produkten und
Dienstleistungen als sein Hauptgeschäft an.
Die Verwertung liegt oft außerhalb seines
Zuständigkeitsbereichs.
Der Finanzier hat primär finanzielle Interessen
im Entwicklungsprojekt. Er kann ebenso
Förderungsgeber wie Investor sein. Für ihn
zählt typischerweise, dass kostensensibel
Finanzier entwickelt wird und sich seine getätigten
Investitionen schließlich durch einen
entsprechenden herzeigbaren
beziehungsweise wirtschaftlichen Markterfolg
rechnen.
Fachexperten sind jene im Team, die
technisch im bearbeiteten Bereich hohe
Kompetenzen haben und diese im
Entwicklungsteam verwirklichen wollen und
Fachexperte
sollen. Sie kommen oft aus Entwicklung oder
Produktion und bringen vorwiegend
technisches Wissen aus ihrem Bereich mit
Team ein.
Kreative Köpfe im Entwicklungsteam bringen
eine offene Haltung und viele andere
Meinungen mit ein. Sie sind etwa Querdenker,
Kreative
Künstler, Außenstehende. Jedenfalls Kräfte,
die nicht durch „Fachkompetenz“ an einen
„Denkbaum“ gefesselt sind.
106
Anhang A – Wichtige Einflussgeber in Entwicklungsprojekten
Stakeholder
Der Benutzer der innovativen Lösung ist jener,
der das fertig entwickelte, produzierte und am
Markt verkaufte Produkt oder die
Dienstleistung schließlich verwendet. Er hat
Benutzer der innovativen
die Lösung vom Käufer bekommen und
Lösung
möchte bzw. muss sie nun nutzen. Er ist oft
selbst Käufer, in dieser Betrachtung sollen die
Rollen „Benutzer“ und „Käufer“ jedoch
getrennt voneinander gesehen werden.
107
Anhang B – Stakeholdertypen in der Literatur
108
Eidesstattliche Erklärung
Eidesstattliche Erklärung
Ich erkläre hiermit, dass ich die vorliegende Arbeit selbständig und ohne
Benutzung anderer als der angegebenen Hilfsmittel angefertigt habe. Die aus
fremden Quellen direkt oder indirekt übernommenen Gedanken sind als solche
kenntlich gemacht.
Die Arbeit wurde bisher in gleicher oder ähnlicher Form keiner anderen
Prüfungsbehörde vorgelegt und auch noch nicht veröffentlicht.
_________________________ ___________________________
Datum Unterschrift
109