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Der Chirurg

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Chirurg 2019 · 90:677 S. Inderhees1,2 · A. Dubecz1


https://doi.org/10.1007/s00104-019-0983-4 1
Universitätsklinik für Allgemein-, Viszeral- und Thoraxchirurgie, Paracelsus Medizinische Privatuniversität
Online publiziert: 24. Mai 2019 Nürnberg, Nürnberg, Deutschland
© Springer Medizin Verlag GmbH, ein Teil von 2
Allgemein- und Viszeralchirurgie, Klinikum Würzburg Mitte gGmbH, Würzburg, Deutschland
Springer Nature 2019

Hybrid-minimal-invasive
Ösophagektomie beim
Ösophaguskarzinom – MIRO-Trial

Originalpublikation tiver Tod, intraoperative und postopera- nen, insbesondere für pulmonale Kom-
tive Major- und Minor-Komplikationen, plikationen, im Vergleich zur offenen
Mariette C et al (2019) Hybrid minimally schwerwiegende pulmonale Komplikati- Ösophagektomie hervorgehoben wer-
invasive esophagectomy for esophageal onen – jeweils innerhalb von 30 Tagen den. Aus den zwei Studien TIME und
cancer. N Engl J Med 380(2):152–162
sowie krankheitsfreies und Gesamtüber- ROBOT kann nicht abgeleitet werden,
leben. welcher Teil (abdominell oder thorakal)
Hintergrund und Fragestellung. Mini- für die geringere Inzidenz postoperativer
mal-invasive Techniken in der Behand- Ergebnisse. Die Gesamtkomplikations- Komplikationen verantwortlich ist. Mit
lung von Ösophaguskarzinomen sind rate warfürdas Hybridverfahrenmit36 % der MIRO-Studie hingegen lassen sich
zunehmender Bestandteil wissenschaft- signifikant niedriger als für das offene nun erstmals Rückschlüsse auf den mi-
licher Untersuchungen. Hohe postope- Verfahren (64 %; Odds Ratio [OR] 0,31, nimal-invasiven abdominellen Zugang
rative Komplikationsraten für die offene 95 %-Konfidenzintervall [KI]: 0,18–0,55; herstellen.
Ösophagusresektion, insbesondere pul- p < 0,001). Die Hybridösophagektomie bietet den
monale Komplikationen, geben dazu Ebenso wurde eine geringere Inzi- Vorteil des minimal-invasiven Zuganges
Anlass. Die Veröffentlichungen zu mi- denz pulmonaler Komplikationen (18 % mit einer vertretbaren Insuffizienzrate
nimal-invasiven Therapieansätzen im vs. 30 %) sowie ein niedriges Risiko für und löst somit die offene Ösophagekto-
TIME-Trial (2012; [1]) sowie im RO- schwere pulmonale Komplikationen für mie als Goldstandard in der Behandlung
BOT-Trial (2019; [2]) liefern keine ein- das Hybridverfahren (50 %; OR 0,50, von Ösophaguskarzinomen ab.
deutige Antwort für ein Verfahren. Die 95 %-KI: 0,26–0,96) erhoben. Für das
dritte große Studie zu diesem Thema Hybridverfahren konnte ein um 77 % Korrespondenzadresse
ist nun im The New England Journal of geringeres Risiko für schwere intraope-
Dr. med. S. Inderhees
Medicine (NEJM) publiziert [3]. rative und postoperative Komplikationen
Allgemein- und Viszeralchirurgie, Klinikum
innerhalb von 30 postoperativen Tagen Würzburg Mitte gGmbH
Methodik. Innerhalb von 2,5 Jahren wur- bestimmt werden (OR 0,23; 95 %-KI: Salvatorstraße 7, 97074 Würzburg, Deutschland
den in einer prospektiv-randomisierten 0,12–0,44; p < 0,001). Die Anastomosen- sebastian.inderhees@kwm-klinikum.de
Studie an 13 französischen Zentren 207 insuffizienzrate ergab keinen signifikan-
Patienten eingeschlossen. Nach Rando- ten Unterschied (11 % Hybridverfahren; Interessenkonflikt. S. Inderhees und A. Dubecz
geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
misierung (Hybridverfahren; 103 Pati- 7 % offenes Verfahren). Nach 3 Jah-
enten; laparoskopisch und rechtsseitige ren zeigte sich für das Hybridverfahren
Thorakotomie vs. offenes Verfahren; 104 sowohl ein längeres, jedoch nicht signifi- Literatur
Patienten; transthorakale Ösophagekto- kantes Gesamtüberleben (67 %; 95 %-KI:
mie) wurden diese in einer „Intention- 57–75 vs. offenes Verfahren 55 %; 95 % 1. Biere SS et al (2012) Minimally invasive versus open
oesophagectomy for patients with oesophageal
to-treat-Analyse“ ausgewertet. In beiden KI: 45–64) als auch ein krankheitsfrei- cancer: a multicentre, open-label, randomised
Gruppen erfolgte die Ösophagektomie es Überleben (57 %; 95 %-KI: 47–66 vs. controlled trial. Lancet 379(9829):1887–1892
als Zweihöhleneingriff mit intrathoraka- offenes Verfahren 48 %; 95 %-KI: 38–57). 2. van der Sluis PC et al (2019) Robot-assisted mi-
nimally invasive thoracolaparoscopic esophagec-
ler Anastomose. Als primärer Endpunkt tomy versus open transthoracic esophagectomy
galten intra- und postoperative Kompli- Fazit. Anhand dieser Studie kann für for resectable esophageal cancer: a randomized
kationen innerhalb von 30 Tagen klassi- hybrid-minimal invasive Ösophagekto- controlled trial. Ann Surg 269(4):621–630
3. Mariette C et al (2019) Hybrid minimally invasive
fiziert nach Clavien-Dindo (≥ Grad II). mien eine geringere Inzidenz für schwere esophagectomy for esophageal cancer. N Engl J
Sekundäre Endpunkte waren postopera- intra- und postoperative Komplikatio- Med 380(2):152–162

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