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Bildbeschreibung:

Nächtliche Kanallandschaft mit Feuer in einem Dorf von Aert van der Neer

Das auf Leinwand gemalte Ölgemälde „Nächtliche Kanallandschaft mit Feuer in einem Dorf“
von dem niederländischen Maler Aert van der Neer ist 41,5 cm x 54,6 cm groß und entstand
um 1660 in Amsterdam. Heute ist es im Museum unter Tage in Bochum ausgestellt.
Die barocke Malerei wirkt auf den ersten Eindruck düster, geheimnisvoll, bedrohlich und
apokalyptisch. Sie ist sehr realistisch angefertigt und zeigt einen Kanal bei Nacht, der durch
eine Stadt zu führen scheint, in welcher man weiter hinten ein Feuer ausmachen kann.
Der Himmel in der oberen Hälfte des Kunstwerks wird von düsteren, grau-braunen
Rauchwolken, welche zum Teil einen leicht rötlichen Schimmer besitzen, verdeckt. Sie lassen
das gesamte Werk unheimlich und bedrohlich wirken. In der unteren Mitte des Bildes ist ein
Wasserkanal zu sehen, in welchem sich die Wolken und die umstehenden Häuser spiegeln.
Das Wasser hat daher einen schlammigen und zum Teil blutig-roten Ton und sorgt somit für
eine stark apokalyptische Stimmung. Auf dem Kanal befinden sich mehrere kleine Boote mit
Menschen, wessen Gesichter aufgrund der spärlichen Beleuchtung nicht erkennbar sind. Ihre
Körper werden jedoch leicht vom Feuer beschienen. Insgesamt wirken sie sehr klein,
ängstlich, ehrfürchtig und wie erstarrt. An den Rändern selbigen Kanals lassen sich dürre
Bäume und Gestrüpp erkennen. Durch ihre graue Färbung und ihr kahles und kraftloses
Aussehen wirken sie so, als könnten sie jeden Moment umknicken. Weiter kann man Häuser
mit Strohdächern und ein höheres Gebäude hinten rechts vom Betrachter aus, welches
möglicherweise einen Kirchturm darstellen soll, am Wasser verteilt sehen. Vorne links im
Gemälde ist ein Pfad am Kanalrand zu sehen, der aus der Stadt hinaus bzw. in die Stadt
hinein zu führen scheint und auf dem sich flüchtende Menschen befinden. Links hinter den
Häusern sieht man Teile eines Feuers, welches sich in einem der Häuser zu befinden scheint.
Es ist teils gleißend weiß bis gelb und teils orange-rot. Es überragt fast alle anderen
Bildelemente und erleuchtet einen großen Teil derselben, fungiert also eindeutig als
Zentrum der Szene; für die Personen im Bild, sowie mögliche Betrachter. Der Brand ist die
einzige erkennbare Lichtquelle, aber lässt durch sein Ausmaß und seinen unnatürlich roten
Schein die ganze Szenerie eher wie Abend oder Morgengrauen, als wie eine nächtliche
Darstellung wirken. Auch erscheint sie zeitlos und bewegungslos, als wäre die ganze Stadt
für einen Moment erstarrt.
Es macht den Eindruck, als würde der Betrachter das Ereignis von einer leicht erhöhten
Position, vielleicht von einem kleinen Hügel aus, erblicken. Er steht rechts neben dem Kanal
am Ufer. Im Museum unter Tage hängt die Malerei ca. auf Kopfhöhe und wird von einem
dicken schwarz-goldenen Rahmen umfasst.
Zur Entstehungszeit des Landschaftsgemäldes herrschten in Europa die Englisch-
Niederländischen Kriege, jedoch lässt sich davon ausgehen, dass für die Betrachtung des
vorliegenden Werkes andere historische Ereignisse und Aspekte bedeutsamer sind. Zum
Beispiel der große Amsterdamer Rathausbrand von 1652, welchen Aert van der Neer
persönlich vor Ort miterlebte. Er lebte dort zusammen mit seiner Frau und seinen sechs
Kindern in einem der ärmeren Stadtteile. Er selbst arbeite hauptsächlich als Künstler, jedoch
ohne großen Erfolg, während ein großer Teil der niederländischen Bevölkerung recht
wohlhabend war. Er malte um 1660 herum viele solche Kanallandschaftsbilder, sowie Feuer,
was darauf hinweist, dass er dieselben zur eigenen Traumaverarbeitung des Rathausfeuers
anfertigte.
Allen in allem kann man sagen, dass das Kunstwerk „Nächtliche Kanallandschaft mit Feuer in
einem Dorf“ beispielhaft Aert van der Neers Arbeitsweise zeigt. Die düstere und
Weltuntergangs-ähnliche Darstellung soll wahrscheinlich eine Art Wiedergabe des
Rathausfeuers und Ausdruck van der Neers Gefühlen sein, die er mit dem schockierenden,
sehr erschreckenden Ereignis verband. Nicht ganz auszuschließen ist der Gedanke, dass
möglicherweise auch seine hoffnungslose Situation als verarmter Künstler und seine
Verbitterung darüber eine Rolle in der Emotionalität des Gemäldes gespielt haben.

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