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Die Kunst- und Museumsbibliothek der Stadt Köln

Elke Purpus – (Kunst- und Museumsbibliothek mit Rheinischem Bildarchiv, Köln)

Die Kunst- und Museumsbibliothek der Stadt die Fotografiebestände konnten zur gleichen Zeit
Köln entstand 1957 durch die Zusammenlegung die Bibliothek des Agfa-Photo-Historamas und
der Bibliotheken des Wallraf-Richartz-Museums als Dauerleihgabe die Bruno-Uhl-Bibliothek der
(WRM) und des damaligen Kunstgewerbemuse- Deutschen Gesellschaft für Photographie (DGPh)
ums (heutiges Museum für Angewandte Kunst in die KMB geholt werden. Dadurch verfügt die
Köln, MAKK). Diese Entscheidung – damals KMB auch heute noch über einen hervorragen-
aus der Not geboren – legte das Fundament für den Altbestand an Fotozeitschriften.
eine der größten öffentlichen Kunst- und Muse- Durch die Zusammenlegung der KMB mit
umsbibliotheken zur Kunst des 20. und 21. Jahr- dem Rheinischen Bildarchiv (RBA), ebenfalls in
hunderts und zur Fotografie weltweit. Obwohl den 1970er-Jahren, wurde der Fotografieschwer-
diese beiden Sammelschwerpunkte erst durch punkt nochmals verstärkt und die Ausrichtung
die Kulturgeschichte der Stadt Köln in den fol- auf eine Dokumentationseinrichtung zur Kunst
genden Jahrzehnten u. a. auch durch das in den gefestigt. Das Rheinische Bildarchiv wurde schon
1970er-Jahren hinzugekommene Museum Lud- 1926 als Abteilung des damaligen Rheinischen
wig begründet und der Schwerpunkt Fotografie Museums in Köln gegründet. Seine Aufgabe be-
nochmals durch die Angliederung des Rheini- stand von Anfang an darin, Kunst fotografisch zu
schen Bildarchivs an die KMB – ebenfalls in den dokumentieren, in den und für die Kölner Mu-
1970er-Jahren – verfestigt wurden. seen und darüber hinaus Kunstwerke, die sich
noch nicht in Museen befinden, z. B. in privaten
Geschichte und Bestände Sammlungen oder im öffentlichen Raum. Hier-
Nach dem Krieg waren beide Museen (WRM für verfügte das Bildarchiv seit seiner Gründung
und Kunstgewerbemuseum) zerstört. Während über eigene Fotografen.
absehbar war, dass es noch einige Jahre dauern Im Sammelschwerpunktprogramm der Deut-
würde, bis das Kunstgewerbemuseum ein ei- schen Forschungsgemeinschaft (DFG) wurde die
genes Gebäude bekäme, sollte der Neubau des KMB bis 2009 in der Literaturerwerbung als Teil
WRM 1957 bereits eröffnet werden. Die Biblio- der Verteilten Forschungsbibliothek Kunstge-
thek des Kunstgewerbemuseums umfasste da- schichte mit den Sammelschwerpunkten „Kunst
mals 22.200 Bände und war vor dem Krieg eine des 20. und 21. Jahrhunderts“, „Bildleistungen
öffentlich zugängliche Kunstbibliothek, die so- der Fotografie und des Films“ und „Kunst der
gar als Ausleihbibliothek angelegt war, während BeNeLux-Länder“ gefördert. Der kontinuier­
das WRM einen sehr viel kleineren Bibliotheks- liche Erwerbungsetat, die Förderung durch die
bestand von 5.800 Bänden als hausinterne Mu- DFG, die umfangreichen Tauschbeziehungen mit
seumsbibliothek besaß. Der Rat der Stadt Köln über 2.000 internationalen Kunst- und Kultur-
beschloss die Zusammenlegung beider Biblio- einrichtungen und viele großzügige Geschenke
theken, um beide Bibliotheksbestände öffentlich von Freunden und Förderern der KMB haben
nutzbar und in einem eigenen Lesesaal im neu dafür gesorgt, dass der Bestand der KMB heute
geplanten WRM zugänglich zu machen. Von bei- über 420.000 Bände, Kleinschriften zu über
den hat die heutige KMB ihren Namen und die 150.000 Künstlern und über 850.000 Fotografien
Funktionen übernommen. Sie ist die öffentlich von Kunst und Architektur umfasst. Neben der
zugängliche Kunstbibliothek der Stadt Köln, und kontinuierlichen Erwerbung von Publikationen
als Museumsbibliothek – für das WRM und das waren größere Bestandsübernahmen in der Bib­
heutige MAKK und ab den 1970er-Jahren auch liothek in den letzten 5 Jahren: die Bibliothek
für das Museum Ludwig (ML) – eine Präsenzbib­ George Brecht (ca. 1.500 Bände), die Arbeitsbib­
liothek mit Literatur zur Kunst vom Mittelalter liothek der Sammler Irene und Peter Ludwig
bis zur Gegenwart. (ca. 8.000 Bände), die Bibliothek von Evelyn Weiß
Als in den 1970er-Jahren zu den von der KMB (ca. 6.000 Bände und zahlreiche weitere Materia-
betreuten Museen das ML hinzukam, hat sich die lien zu Künstlerinnen und Künstlern) und DIE
KMB intensiv um den Aufbau von Bibliotheks- SAMMLUNG KÜNSTLERINNEN (Kataloge,
beständen zur Kunst des 20. Jahrhunderts und Bücher, Broschüren und sonstige Informationen
zur Fotografie gekümmert. Als Grundlage für zu über 65.000 Künstlerinnen). Alle Übernahmen

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wurden bzw. werden z. Z. in die Bestände der liche Zeitschriften und mehrere Fachgruppen
KMB eingearbeitet, können jedoch jederzeit mit- aus den Lesesälen bzw. den Magazinen nahe bei
tels individueller Kennungen im Katalog virtuell den Lesesälen in externe Magazine ausgelagert
und damit auch analog rekonstruiert werden. werden. Zumeist konnten sie noch am Stand-
In den letzten Jahren wurde mehrfach in ver- ort Kattenbug untergebracht werden, wo sich
schiedenen Presseorganen über die Kunst- und in zwei Gebäuden auf vier Etagen aufgeteilt die
Museumsbibliothek im Zusammenhang mit der Verwaltung, Medienbearbeitung, Werkstätten
schwierigen Haushaltslage der Stadt Köln berich- (FotoMedienWerkstatt und Buchbinderei) und
tet, weswegen eine Auflösung bzw. Schließung der Magazine der KMB befinden. 2010 mussten zu-
Bibliothek erwogen worden war. Zuletzt konnte sätzliche Magazinräume angemietet werden, die
dies 2010 durch eine große Unterschriften­aktion glück­licherweise nur eine U-Bahn-Station ent-
des Freundesvereins der KMB, die große Unter- fernt liegen.
stützung der Leserinitiative der KMB, die mit Die täglichen Transporte zwischen den Stand-
einem Flashmob1 für entsprechende Aufmerk- orten, die nötig sind, um den Leserinnen und
samkeit sorgte, und viele Unterstützerschreiben Lesern die Medien zur Verfügung zu stellen, und
aus Fachkreisen abgewendet werden. In der Zwi- die damit verbundenen Arbeiten erfordern eine
schenzeit hat sich die Situation so weit stabilisiert, enorme Logistik. Besonders bedauernswert ist
dass an den schon vor 2010 begonnenen Plänen die zunehmende Magazinierung der Medien für
für einen Neubau der KMB weitergearbeitet wer- die Nutzer, nicht nur, weil sie bis zu drei Tage
den kann. auf die Medien warten müssen, sondern weil sie
nicht mehr von der Aufstellungssystematik profi-
Räumlichkeiten (und Virtuelles Regal) tieren. Denn als wissenschaftliche Spezialbiblio­
Die KMB ist z. Z. innerhalb der Stadt Köln auf thek pflegt die KMB nach wie vor für alle über
fünf Standorte verteilt untergebracht. Die bei- 420.000 Bände eine Standortsystematik mit über
den Lesesäle befinden sich im Museum Ludwig 15.000 Systemstellen. Vor ein paar Jahren haben
(Abb. 1) und im MAKK (Abb. 2), aufgeteilt nach wir uns gefragt, ob es sinnvoll ist, diese Standort-
inhaltlichen Schwerpunkten. Im MAKK ist die systematik weiterzuführen, da immer mehr Me-
Literatur zum Kunstgewerbe und zur Fotografie dien ausgelagert werden mussten. Wir haben uns
aufgestellt, alle übrigen Themenbereiche sollten dann jedoch für die Weiterführung entschieden,
im ML stehen. Aufgrund des Platzmangels steht immer in der Hoffnung, die Medien irgendwann
in den beiden Lesesälen jedoch nur noch jeweils wieder Freihand anbieten zu können. Um jedoch
ein Sechstel des Buchbestandes. Während die bis dahin die Nutzer von der sehr aufwendigen
Auktionskataloge und kunstwissenschaftlichen und daher kostenintensiven Arbeit der Vergabe
Randgruppen schon seit Jahrzehnten ausgelagert von Systemstellen profitieren zu lassen, wurde
sind, mussten in den letzten zehn Jahren sämt- ein „Virtuelles Bücherregal“ ins Internet gestellt

Abb. 1:  Lesesaal der KMB


im Museum Ludwig
© Kunst- und Museums-
bibliothek, Rheinisches
Bildarchiv, Marion Menni-
cken, Katrin Wißkirchen

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Abb. 2:  Lesesaal der KMB


im Museum für Ange-
wandte Kunst © Kunst-
und Museumsbibliothek,
Rheinisches Bildarchiv,
Marion Mennicken,
Katrin Wißkirchen

Abb. 3:  Virtuelles Bücher-


regal zur Systemgruppe
„Neues Testament“

(http://www.kunst-und-museumsbibliothek.de/ Aufgrund der Bedeutung der KMB, nicht nur


-> Virtuelles Bücherregal). Dafür wurden alle für die Stadt Köln, ihrer immer problematische-
15.000 Systemstellen mit ihren abgestuften Hie- ren, aufgeteilten Unterbringung sowie der zu
rarchien in einer Datenbank erfasst und mit der erwartenden baulichen und organisatorischen
Kurztitelliste im Online-Katalog der KMB ver- ­Synergien, hatte Ende 2008 der Rat der Stadt
knüpft. Die Aufstellungssystematik kann so vir- Köln die Verwaltung beauftragt, bei dem Neu-
tuell über die Homepage der KMB recherchiert bau des Historischen Archivs (bereits ein Viertel-
werden und bei jeder Systemstelle, der Bücher jahr vor dessen Einsturz) die Unterbringung der
zugeordnet sind, kann über den angezeigten Link KMB mit allen ihren Magazinen und Werkstät-
„Titel im Online-Katalog anzeigen“ auf den On- ten einzuplanen. Beide Institutionen sollen als
line-Katalog zugegriffen werden (Abb. 3). Hier selbstständige Einrichtungen unter einem Dach
wird die Kurztitelliste der unter dieser System- untergebracht werden. Im Jahr 2011 wurde für
stelle stehenden Medien angezeigt, die über das den Neubau ein Architektenwettbewerb durch-
Anklicken von „Signatur“ so sortiert wird, wie die geführt, den das Architektenbüro Waechter und
Medien im Regal stehen. Waechter aus Darmstadt gewonnen hat. Der Sie-

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gerentwurf (Abb. 4) teilt sich in drei Bereiche:


ein hoher zentraler Block mit dem Magazin für
das Historische Archiv, der umgeben wird von
zwei Innenhöfen, einem umlaufenden Riegel,
in dem die Werkstätten und internen Arbeits-
bereiche untergebracht sind, und einem soge-
nannten „Kopfbau“ zur Luxemburger Straße,
mit allen öffentlich zugänglichen Räumlichkei-
ten. Im Erdgeschoss des Kopfbaus befindet sich
das Foyer mit Veranstaltungsräumen, die von
beiden Einrichtungen gemeinsam bespielt wer-
den. Ab der ersten Etage beginnen die Lesesäle
und öffentlichen Arbeitsbereiche. Für die KMB
ist – neben den Flächen für die Verwaltung und
die Werkstätten – ein ca. 2.600 qm großer In-
formations-, Lese- und Arbeitsbereich vorgese-
hen. In diesem Bereich wird der größte Teil der
­Medien in Freihandaufstellung über zweieinhalb
Etagen frei zugänglich sein. Es wird einen zentra- die Künstler ausgestellt, wer hat damals die Er- Abb. 4:  Modell des Neu-
baus für das Historische
len Lesebereich, über die Etagen verteilte Einzel- öffnungsrede gehalten und daher Kontakt zu der Archiv und die Kunst- und
arbeitsplätze, Tandem­arbeitsplätze, abgetrennte Künstlerin/dem Künstler gehabt, wo könnten Museumsbibliothek der
Arbeitsräume für Einzelpersonen (Carrels) und sich noch heute weitere Materialien und Werke Stadt Köln der Archi-
Gruppen, wie auch Eltern-Kind-Arbeitsplätze, tekten Waechter und
der Künstler befinden, wie wurden die Künstler
Waechter aus Darmstadt
und Bereiche mit bequemeren Sitzgelegenheiten und ihr Werk in der damaligen Zeit gesehen und © Kunst- und Museums-
zum reinen Lesen geben, die alle mit Tageslicht dargestellt, etc. bibliothek, Rheinisches
versehen sind. Bis in die 1980er-Jahre wurden die Kleinschrif- Bildarchiv, Anna Wagner
ten getrennt nach Dokumenttypen (Zeitungsaus-
Bestände, die die KMB als Spezialbibliothek schnitte und Einladungen, Informationsblätter
zur Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts etc.) abgeheftet. Für die Zeitungsausschnitte
bzw. das Dokumentationszentrum Kunst gab es einen beauftragten Zeitungsausschnitt-
charakterisieren dienst, der über 30 deutschsprachige Zeitungen
Neben den Büchern, Zeitschriften und Fotogra- auswertete und über den alle Zeitungsartikel
fien zur Kunst vom Mittelalter bis zur Gegenwart zu Künstlerinnen und Künstlern, Museen und
sammelt die KMB seit ihrer Gründung Klein- Ausstellungshäusern, Kunst und Kultur gesam-
Abb. 5: ­Künstlerdossier
schriften (Zeitungsausschnitte, Einladungskar- melt wurden. Die Zeitungsausschnitte wurden
zu George Brecht,
ten, Informationsblätter etc.). Dies sind für Allge- auf weiße DIN-A4-Blätter aufgeklebt und in ­Signatur: KD BRECHT,
meinbibliotheken eher ungewöhnliche Bestände DIN-A4-Ordnern nach dem Namen der Künst- GEORGE 1926 – 2008
und charakterisieren die KMB – neben dem auf lerin bzw. des Künstlers, Orten mit ihren Kunst- © Kunst- und Museums-
bibliothek, Rheinisches
Kunst ausgerichteten Gesamtbestand – noch- und Kultureinrichtungen und verschiedenen Bildarchiv, Marion
mals aufs Deutlichste als Spezialbibliothek bzw. Sachgebieten abgeheftet. Bis in die 1980er-Jahre ­Mennicken
Dokumentationszentrum zur Kunst. Die Klein-
schriften sind in dem in der KMB vorhandenen
Umfang einmalig in Deutschland und stellen für
die Kunstwissenschaft schon fast eine Art Quel-
lenmaterial dar. Denn bevor über einen Künstler/
eine Künstlerin ein Zeitschriftenaufsatz oder so-
gar eine monografische Publikation erscheint, war
sie/er schon längere Zeit künstlerisch tätig. Doch
für viele Künstlerinnen und Künstler ist dann
nicht mehr bekannt, wo deren frühe Ausstellun-
gen und Ausstellungsbeteiligungen stattfanden;
oder Werke, die sich heute in Privatsammlungen
befinden und daher der Forschung unbekannt
sind, aber z. B. in der frühen Schaffens­periode auf
einer Einladungskarte abgedruckt waren, sind
andernorts nicht dokumentiert, u. v. m. Hierzu
geben die Kleinschriften Auskunft und vor allem
Ansätze zu neuen Recherchen: Mit wem haben

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an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf,


gefördert vom Ministerpräsidenten des Landes
NRW, im Online-Katalog der KMB katalogisiert
und für die Datenbank ART-RESEARCH2 an der
Universität Düsseldorf ausgewertet.
Gleichzeitig haben wir die Erschließung der
aktuell in die KMB kommenden Kleinschriften
wieder aufgenommen. Dafür werden heute die
Kleinschriften und Zeitungsausschnitte in Map-
pen (= Dossiers) abgelegt, sortiert nach Biogra-
fien, Presseausschnitten, Kleinschriften, Fotos
und Plakaten, und innerhalb dieser Gruppen je-
weils chronologisch. Die Dossiers sind nach den
Namen der Künstler von A–Z in Archivkästen ab-
gelegt. Für die öffentliche Nutzung wurden diese
Dossiers zunächst in einer Excelliste, die über die
Homepage der KMB einsehbar ist, nachgewiesen
(http://www.museenkoeln.de/kunst-und-muse-
Abb. 6: Zeitungs­ kam so eine Sammlung von ca. 184.000 Zeitungs- umsbibliothek/download/Kuenstlerverzeichnis.pdf
ausschnitte zu ausschnitten zu Kunst und Kultur zusammen. [letzter Zugriff: 28.08.2012]).
Beckmann, ­Picasso,
­Rembrandt, Warhol Die Kleinschriften (Einladungen, Informa­ Das war jedoch unbefriedigend, da es für die
© Kunst- und Museums- tionsblätter etc.) wurden hauptsächlich nach den Nutzerinnen und Nutzer zusätzliche Recherchen
bibliothek, Rheinisches Namen der Künstler sortiert und in DIN-A4- – neben denen im Online-Katalog – in unbeque-
Bildarchiv, Marion
­Mennicken Ordnern abgeheftet. Dafür wurden ihnen kleine men Listen bedeutete. Deshalb wurde angestrebt,
Lochstreifen aufgeklebt und sie mit Signaturen- auch die Kleinschriften im Online-Katalog zu
schildchen versehen. Bis in die 1980er-Jahre wur- erfassen. Auch wenn die Dossiers in der KMB
den so ca. 25.000 Kleinschriften gesammelt und hauptsächlich von Freiwilligen/Ehrenamtlichen
erschlossen. angelegt und erschlossen werden, so war doch
Aufgrund der Haushaltslage in den 1980er- von Anfang an klar, dass diese Kapazitäten nie
Jahren wurde das Sammeln und Erschließen der ausreichen würden, um jede einzelne Kleinschrift
Kleinschriften eingeschränkt. Da der Zeitungs- zu katalogisieren. Deshalb werden heute die Dos-
ausschnittdienst abbestellt worden war, wurden siers im Online-Katalog mit einem standardi-
die Zeitungsausschnitte überhaupt nicht mehr sierten Katalogisat erschlossen (Abb. 7), das als
gesammelt. Das traf zwar nicht die Einladungs- Schablone vorliegt. Diese Schablone muss mit
karten, Informationsblätter etc., aber sie konnten den Normdaten für die Künstler ergänzt werden,
nicht mehr erschlossen werden. Mit den Jahren wofür vom HBZ wiederum Erschließungsschab-
geriet diese Sammlung der Kleinschriften, da sie lonen erstellt wurden, die in Absprache mit dem
aus Platzgründen auch im geschlossenen Maga- HBZ auch von nichtbibliothekarischen Kräften
zin aufbewahrt werden musste, immer mehr aus – Freiwilligen/Ehrenamtlichen – angelegt werden
dem Bewusstsein der Nutzerinnen und Nutzer dürfen. Die schon vorhandenen 12.000 in der Ex-
der KMB. Wenn sie jedoch auf diesen Bestand celliste nachgewiesenen Künstlerdossiers wurden
aufmerksam gemacht wurden, war die Begeiste- automatisiert in den Online-Katalog der KMB
rung groß und die darin gemachten Funde zahl- überspielt und mit den standardisierten Katalo-
reich. Da die Künstlerinnen und Künstler, die in gisaten und den Normdaten verknüpft. Sobald
den 1950er- bis 1980er-Jahren tätig waren, in der im HBZ Kapazitäten frei sind, werden diese
kunsthistorischen Forschung in den letzten Jah- normierten Katalogisate in die HBZ-Verbund-
ren immer stärker beachtet werden, sind gerade datenbank eingespielt und stehen dann überre-
diese Kleinschriften eine immer wichtiger wer- gional zur Verfügung. Alle Dossiers, die jetzt in
dende Quelle. der KMB neu angelegt werden, werden direkt in
Deswegen hatten wir zunächst über unsere die HBZ-Verbunddatenbank katalogisiert und in
Homepage auf diese Kleinschriften hingewiesen den Online-Katalog der KMB repliziert.
und die Ordner mit den Zeitungsausschnitten zu Anfang 2010 konnte die KMB das Kunstarchiv
den Künstlern von A–Z trotz aller Platzknappheit Werner Kittel (http://www.kunstarchiv-kittel.de/
wieder im Lesesaal aufgestellt. Von 2008 – 2011 [letzter Zugriff: 28.08.2012]), eine der größten
wurden die Einladungen, Informationsblätter privaten Kunstdokumentationen in Deutschland,
etc. der 1950er- bis 1980er-Jahre in dem Projekt übernehmen. Sie enthält Materialien zu über
„Kunst- und Ausstellungsdokumentation“ in Ko- 150.000 Künstlern und über 1 Million Repro-
operation mit dem Institut für Kunstgeschichte duktionen ihrer Werke. Diese Kunstdokumen-

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Abb. 7: Katalogisat
Künstlerdossier zu
­„Rosemarie Trockel“

tation entstand von den 1980er-Jahren bis 2009 sehr oft die von der Galerie vertretenen Kunst-
und deckt genau die Lücke der erschlossenen werke abgebildet. Kunstwerke, die dann sehr
Kleinschriften in der KMB ab. Momentan lagert wahrscheinlich für lange Zeit erst einmal in Pri-
die Kunstdokumentation noch in geschlossenen vatbesitz kommen, da Privatpersonen die Haupt-
Kartons im Magazin der KMB, denn sie wird nur käufer in Galerien sind. Damit sind sie dann je-
mit Unterstützung von Drittmitteln in die KMB doch nicht mehr öffentlich zugänglich und somit
zu integrieren sein. der Forschung entzogen. Umso wichtiger werden
die Galeriepublikationen als Nachweis und In-
DFG-Projekt „Galeriepublikationen“ formationsquelle über diese Werke für die For-
Eine Publikationsart, die für die Kunstwissen- schung.
schaft – ganz besonders für den Schwerpunkt Bei einer Vielzahl der Galeriepublikationen
Kunst des 20. und 21. Jahrhundert und Fotogra- handelt es sich außerdem um „Graue Literatur“,
fie – von großem Interesse ist, sind die Galerie- zum großen Teil haben sie keine ISBN. Damit
publikationen. fallen sie nicht unter das Pflichtexemplargesetz,
Wenn Künstler und Galerien eine Zusam- weswegen ein großer Teil in keiner Pflichtbiblio-
menarbeit vereinbaren, hat von der Galerieseite thek zu finden ist. Auch sind viele nicht über den
bereits eine Qualitätsprüfung der Künstlerin regulären Buchhandel zu erwerben. Die kunst-
bzw. des Künstlers stattgefunden. Die Galerie historischen Wissenschaftler und Forscher su-
verspricht sich von den Werken der unter Ver- chen daher bereits heute nach Galeriepublikatio-
trag genommenen Künstlerinnen und Künstler nen zur Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts und
einen gewissen Marktwert, sie hält die Werke für zur Fotografie wie selbstverständlich in der KMB,
verkäuflich. Die Galerie ist zumeist mit 50 % an die heute schon über 50.000 internationale Gale-
den Erlösen aus dem Verkauf der Kunstwerke riepublikationen im Bestand nachweist.
beteiligt, dafür übernimmt sie das Marketing Mit dem von der DFG geförderten Projekt
für die Künstler, vertritt sie in einer Region und „Galeriepublikationen“ wird die KMB in den
auf Messen. Vertraglich zugesichert werden den nächsten drei Jahren ihren Bestand der Galerie-
Künstlerinnen und Künstlern in der Regel auch publikationen zur Kunst des 20. und 21. Jahr-
regelmäßige Ausstellungen, um auf sie aufmerk- hunderts und zur Fotografie – zunächst national
sam zu machen. Wenn Publikationen zu diesen und wenn möglich auch international – syste-
Ausstellungen erscheinen, sind dies zumeist die matisch ausbauen. Dadurch wird zukünftig die
ersten monografischen Publikationen über die KMB noch besser in der Lage sein, die Akti­
Künstlerin bzw. den Künstler. Sie enthalten erste vitäten von Künstlerinnen und Künstlern des 20.
Aussagen zum Werk, zu dessen kunsthistorischer und 21. Jahrhunderts so vollständig wie möglich
Einordnung und der der Künstlerin bzw. des zu dokumentieren, von den frühen Ausstellun-
Künstlers wie auch Lebensdaten. Zusätzlich sind gen ohne Publikation (mit Kleinschriften), den

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ersten gedruckten Veröffentlichungen zur Ver­ nen Sammlung von über 4.000 Künstlerbüchern
marktung der Werke (Galeriepublikationen) bis sein oder Ausstellungen mit Künstlern, die ei-
hin zu den monografisch umfassenden Publika- nen Werkschwerpunkt auf Künstlerbüchern und
tionen. Buch­objekten haben. So wurden in den letzten
Im Zusammenhang mit diesem Projekt wird Jahren Ausstellungen mit der Gruppe 13+, Chris-
im Internet eine Plattform entstehen, auf der dietine Litke, Hella Berent, der Alpha Presse, Nora
nationalen und später hoffentlich auch interna­ Schattauer, Hans Delfosse, Ralf Witthaus und
tionalen Galerien mit ihren Künstlern nachge- der Sammlung B. und H. Hahn u. v. a. m. gezeigt.
wiesen sind, verlinkt mit dem Online-Katalog der Die Sammlung der Künstlerbücher in der Kunst-
KMB, in dem mit einem Klick die Publikationen und Museumsbibliothek war in den letzten drei
zu der jeweiligen Galerie und zu den jeweiligen Jahrzehnten fast in Vergessenheit geraten und ist
Künstlern aufgerufen werden können. Diese jetzt – durch die Ausstellungen – wieder fester
Plattform soll nicht nur über die Homepage der Bestandteil im Kanon der Kölner Sammlungen.
KMB zugängig sein, sondern ebenso in die Virtu- Die Ausstellungen und die seit 2006 beste-
elle Fachbibliothek Kunst (http://www.arthistori-hende Schriftenreihe der Kunst- und Muse-
cum.net [letzter Zugriff: 28.08.2012]) eingebun- umsbibliothek werden genutzt, um über die Ge-
den werden. schichte und Bestände sowie über die Projekte
der Institution zu informieren. 2006 wurde die
Öffentlichkeitsarbeit gleich Verbesserung Ausstellung „Bunker in Köln“ gezeigt, b ­ egleitet
des Nutzerservices vom ersten Band der Schriftenreihe, der das Er-
Öffentlichkeitsarbeit bedeutet in der Kunst- und gebnis einer umfangreichen Fotokampagne glei-
Museumsbibliothek immer auch die Verbesse- chen Themas in Köln war. Ein weiteres Projekt
rung des Services für die Nutzerinnen und Nut- der KMB ist das „Archiv des Gedenkens an die
zer. Dabei geht es sowohl darum, neue Nutzer zu NS-Zeit im Rheinland“, in dessen Zusammen-
gewinnen, als auch den schon vorhandenen Nut- hang jetzt schon zwei Ausstellungen gezeigt wur-
zern die Bestände bekannter zu machen bzw. die den: 2008 eine Wanderausstellung mit sieben
Nutzung der Bestände zu verbessern. Ausstellungsorten im Rhein-Erft-Kreis mit dem
So macht die KMB seit 2006 regelmäßig 4 –  begleitenden Band „Gedenken und Erinnern im
6 Ausstellungen im Jahr zu Künstlerbüchern und Rhein-Erft-Kreis“ und 2010 eine Ausstellung im
Buchobjekten. Dies können Ausstellungen mit NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln mit
Künstlerbüchern und Buchobjekten aus der eige- dem „Mahnmalführer Köln“.3

Abb. 8:  Startseite der


Homepage der KMB

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Parallel dazu finden Veranstaltungen wie Le- zumindest einem Lesesaal (statt des Kopierers)
sungen, Vorträge und Interviews mit Künstle- einen Aufsichtscanner, an dem Aufsätze aus Bü-
rinnen und Künstlern in den Lesesälen der KMB chern kostenfrei auf einen USB-Stick gespeichert
oder anderenorts statt. Führungen durch die oder kostenpflichtig ausgedruckt werden kön-
KMB stoßen immer wieder auf großes Interesse, nen; hierzu gehört auch das oben beschriebene
ganz besonders, wenn sie den Zusatz „Hinter den Virtuelle Bücherregal, außerdem, dass die KMB
Kulissen“ tragen und durch die Werkstätten der ihre Fachdatenbanken in das Datenbank-Infor-
KMB (die Buchbinderei und die FotoMedien- mationssystem DBIS eingestellt hat, der Ausbau
Werkstatt) führen. des Dokumentlieferdienstes und das Angebot
Noch in diesem Jahr wird der Dokumenten- ­einer auf Kunst ausgerichteten DigiBib, die beide
lieferdienst der KMB, der bisher nur für Zeit- noch in diesem Jahr online gehen sollen.
schriftenaufsätze über SUBITO angeboten wird,
zu ­einem Dokumentlieferdienst für alle Publika-
1. S. hierzu den ausführlichen Bericht von Miriam
tionen ausgebaut. Dann können gescannte Kapi- Lowack, Kölner Mut zum Buch! Zur Formierung des
tel aus Büchern, Katalogen etc. online oder per Kölner Bücherschwarms und zur Rettung der KMB. In:
Post direkt an die Nutzerinnen und Nutzer nach AKMB-news 17 (2011), 1, S. 30 – 32.
Hause geliefert werden. 2. Ausführlicher zu ART-RESEARCH: http://www.
Komplett überarbeitet wurde im letzten Jahr phil-fak.uni-duesseldorf.de/kunst/institut-fuer-kunst-
die Homepage der KMB (http://www.kmb-koeln. geschichte/forschung-kunstgeschichte/forschungspro-
de [letzter Zugriff: 28.08.2012], Abb. 8). Sie jekte/art-research/ [letzter Zugriff: 28.08.2012].
wurde mit ergänzenden Informationen zu den 3. Hesse, Hans und Elke Purpus, Gedenken und Erin-
Beständen, Projekten und Serviceleistungen an- nern im Rhein-Erft-Kreis. Ein Führer zu Mahnmalen,
Denkmälern und Gedenkstätten des Ersten Weltkriegs
gereichert. Zusätzlich wurde eine klarere Tren-
und zur NS-Zeit (sowie des Zweiten Weltkriegs), Essen
nung zwischen Geschichte und Bestand, Recher-
2008 (Schriftenreihe der Kunst- und Museumsbib-
che, Service und Veranstaltungen eingeführt. liothek der Stadt Köln, Bd. 3); Hesse, Hans und Elke
Die Nutzung der Bestände und den Service Purpus, Mahnmalführer Köln. Ein Führer zu Kölner
für die Leserinnen und Leser vor Ort, aber auch Denkmälern zur Erinnerung an Verfolgung, Wider-
überregional zu verbessern, ist ein ständiges Be- stand und den Zweiten Weltkrieg im Nationalsozia-
streben der KMB. Hierzu gehört, dass es in beiden lismus, Essen 2010 (Schriftenreihe der Kunst- und
Lesesälen an allen Arbeitsplätzen WLAN gibt, in Museumsbibliothek der Stadt Köln, Bd. 4).

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