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Kurzbericht

Aktuelle Analysen aus dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit

Ausgabe Nr. 19 / 1.10.2007


In aller Kürze Hartz-IV-Reform
 Im Zeitraum 005/006, nach
dem Beginn der Hartz-IV-Re- Impulse für den Arbeitsmarkt
form, berichtete jeder fünfte Be-
trieb über eine Zunahme von Ini- Betriebe beobachten seit 2005 Veränderungen im Bewerber-
tiativbewerbungen. verhalten – Die Konzessionsbereitschaft bei arbeitslosen
 Betriebe beobachteten seitdem, Bewerbern nimmt zu – Stellenbesetzungen werden erleichtert
dass sich Bewerber häufiger als
früher auch um inadäquate Ar-
beitsplätze bemühen: Gemessen Die Ergebnisse einer repräsentativen Betriebsbefragung des IAB geben
an den Anforderungen der Stelle Hinweise darauf, dass die Arbeitsmarktreform „Hartz IV“ den Beschäfti-
waren sie öfter unter- oder über- gungsaufbau gestützt hat. Das Prinzip des Förderns und Forderns hat nach
qualifiziert. Ansicht der Betriebe zumindest bei einem Teil der Bewerber zu Verhaltens-
änderungen geführt. Betriebe konnten Stellen leichter besetzen und zum Teil
 Etwa jeder fünfte Betrieb gab auch zusätzliche Arbeitsplätze für Geringqualifizierte schaffen.
an, dass die Konzessionsbereit-
schaft arbeitsloser Bewerber in Mit dem Sozialgesetzbuch II (SGB II) werden konnten. Im Herbst 004 waren
Hinblick auf die Lohnhöhe, die wurde im Januar 005 die sogenannte dies rund 00.000.1
Arbeitsbedingungen und das Qua- Hartz-IV-Reform eingeleitet. Sie zielt
lifikationsniveau der Stelle gestie- einerseits auf eine effizientere Betreuung
gen war. und Vermittlung arbeitsloser Personen Die Ausgangslage
ab, um diese schneller als bisher in Zu diesem Zeitpunkt waren rund 1 Pro-
 Vor allem die Betriebe, die
Beschäftigung zu bringen bzw. ihre zent der Arbeitslosen schon länger als
eine höhere Konzessionsbereit-
Beschäftigungsfähigkeit (wieder-)herzu- zwei Jahre arbeitslos; Ende 003 hatte
schaft beobachtet haben, konnten
stellen oder zu verbessern („Fördern“). dieser Anteil noch 18 Prozent betra-
schwer besetzbare Stellen leichter
Andererseits sollen die Arbeitslosen zu gen. Längere Arbeitslosigkeit bedeutet
besetzen. Sie haben auch häufiger
stärkeren Eigenbemühungen bei der einen beträchtlichen Verlust an Wissen
neue Arbeitsplätze für gering ent-
Arbeitsplatzsuche „aktiviert“ werden und Fähigkeiten, beim Einzelnen und
lohnte Tätigkeiten geschaffen.
(„Fordern“). Dafür wurden die Zumutbar- in der Volkswirtschaft insgesamt. Die-
 Jeder dritte Betrieb mit Neu- keitsregelungen für die Annahme eines ser Verlust ist umso größer, je länger
einstellungen sieht einen Zusam- Stellenangebots verschärft und strengere die Arbeitslosigkeit dauert. Zudem
menhang zwischen Ände rungen Sanktionsmöglichkeiten bei Ablehnung steigt die Wahrscheinlichkeit, dass sich
im Bewerberverhalten und der einer Stelle oder einer Qualifizierungs- persönliche Defizite wie mangelndes
Umsetzung der Hartz-IV-Reform. maßnahme eingeführt (vgl. Gesetzestext Selbstbewusstsein oder eingeschränkte
SGB II). Kommunikationsfähigkeiten aufbauen,
 Die Befragungsergebnisse wei-
sen darauf hin, dass die Reform Zuvor gab es sowohl in der Presse als die einer Wiederbeschäftigung ebenfalls
nicht nur die Stel lenbesetzungen auch in der Fachöffentlichkeit Dis- entgegenstehen können. Eine verbesserte
erleichtert, sondern auch den Be- kussionen darüber, ob ein Teil der Betreuung und Vermittlung bei gleich-
schäftigungsaufbau unterstützt hat. Arbeitslosen sich möglicherweise nicht zeitiger „Aktivierung“ insbesondere der
ausreichend um eine neue Beschäftigung Langzeitarbeitslosen sollte dem entge-
bemüht oder nicht bereit ist, bei einem genwirken.
Autorinnen Stellenangebot Zugeständnisse bei Ent- Inzwischen hat der konjunkturelle Auf-
lohnung oder Arbeitsbedingungen zu schwung mit höheren Wachstumsraten
machen. Auslöser dafür war u.a. die Be-
Anja Kettner obachtung, dass es trotz hoher Arbeitslo- 1
Quelle: IAB-Erhebung des gesamtwirtschaft-
Martina Rebien sigkeit bei gleichzeitigem Rückgang der lichen Stellenangebots 004.
Arbeitsnachfrage offene Stellen gab, die 2
Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit,
nach Aussage der Betriebe nicht besetzt Arbeitslosenstatistik.

Bundesagentur für Arbeit


 IABKurzbericht Nr. 19/2007

und steigenden betrieblichen Investiti- verlangt werden. Das müsste sich auch danach gefragt, welche Veränderungen
onen zu mehr Beschäftigung und einem in einem veränderten Verhalten dieser sie jeweils im Vergleich zum Vorjahr be-
Abbau der Arbeitslosigkeit geführt. Zu Personen ausdrücken. obachtet haben. Im Jahr 2005 beteiligten
beantworten bleibt die Frage, ob dies sich rund 9.800 Betriebe, ein Jahr später
ausschließlich auf die konjunkturelle im Herbst 2006 nochmals rund 13.500
Belebung zurückzuführen ist, oder ob
Bewerberverhalten im Betriebe aus allen Wirtschaftszweigen
die umgesetzte Hartz-IV-Reform ebenso Urteil der Betriebe in Ost- und Westdeutschland. Dabei
dazu beigetragen haben kann. Es wird untersucht, ob sich aus der be- handelt es sich um eine Sonderbefragung
trieblichen Perspektive seit Beginn der im Rahmen der jährlichen Erhebung des
Mit der neuen Rechtslage haben sich
Reform Veränderungen im Verhalten von gesamtwirtschaftlichen Stellenangebots.
die individuellen ökonomischen Risiken
Bewerbern – insbesondere von arbeitslo- Damit ist auch die Einbettung der Ergeb-
eines Arbeitsplatzverlustes und einer län-
sen Bewerbern – und Änderungen in der nisse in die allgemeine Entwicklung der
ger andauernden Arbeitslosigkeit erhöht.
Arbeitskräftenachfrage gezeigt haben: Arbeitskräftenachfrage möglich.
Das Niveau der Hilfen sinkt für viele
Leistungsbezieher bereits nach einem Hat sich die Bereitschaft arbeitsloser Bei der Interpretation der Ergebnisse ist
Jahr Arbeitslosigkeit deutlich. Der Bezug Personen, eine Arbeitsstelle mit ungüns- zu beachten, dass diese die betriebliche
von Arbeitslosengeld II (im Anschluss tigen Konditionen anzunehmen, erhöht? Sicht darstellen. Betriebe schätzen aus
an das Arbeitslosengeld nach SGB III) Hat sich die Besetzung von tendenziell ihrer Arbeitgeberperspektive heraus ein,
ist dann auch – wie schon die Arbeits- schwer besetzbaren Stellen vereinfacht? ob und inwiefern es Verhaltensände-
losen- und Sozialhilfe – abhängig von Wurden gar neue Stellen für Geringqua- rungen bei Bewerbern gab, die aus ihrer
der Höhe des vorhandenen Vermögens lifizierte geschaffen? Letzteres ist von Sicht wichtig für eine erfolgreiche Stel-
sowie dem Einkommen des Ehe- oder besonderem Interesse, weil ein hoher lenbesetzung sein können. Die Bewerber
Lebenspartners. Anteil der Arbeitslosen – insbesondere selber würden die gestellten Fragen mög-
im Rechtskreis SGB II – über keinen licherweise anderes beantworten.
Diese Veränderungen können dazu ge-
führt haben, dass sich Arbeitsuchende Berufsabschluss verfügt.3 Das vorliegende Datenmaterial wird
intensiver als früher um eine neue Ar- Um Antworten darauf zu finden, wurde deskriptiv ausgewertet. Eine kausalana­
beitsstelle bemühen, zumal von ihnen im Herbst 2005 und im Herbst 2006 eine lytische Untersuchung mit ökonometri­
gleichzeitig mehr Eigenbemühungen repräsentative Auswahl von Betrieben4 schen Ansätzen liegt zum jetzigen
Zeitpunkt noch nicht vor. Jedoch lassen
Tab. 1: Veränderung des Qualifikationsniveaus der Bewerber nach sich bereits aus den hier vorgestellten
Wirtschaftszweigen – Angaben der Betriebe mit Neueinstellungen Ergebnissen Hinweise ableiten, ob und
wenn ja, wie die Arbeitsmarktreform
Handel, Gastgewerbe,

gewerbe, wirt­schaft­l.
Kredit- und Versich.-

über das veränderte Verhalten von Be-


richtenübermittlung
Verkehr und Nach­
Gewerbe, Energie

Dienstleistungen
Dienstleistungen

werbern den jüngsten Beschäftigungs-


Forstwirtschaft,

Private, soziale
Verarbeitendes

und öffentliche
und Bergbau

Baugewerbe

aufbau unterstützt hat.


Land- und

Fischerei

Gesamt

Betriebe beobachten Zunahme


Anteil der Betriebe in Prozent von Initiativbewerbungen
Veränderung 2005 gegenüber 2004
Die Zahl der Initiativbewerbungen von
Bewerber sind häufiger… ar­beitslosen Bewerbern hat sich nach
überqualifiziert 6 6 4 6 9 11 8 Einschätzung von 22 Prozent der be-
unverändert zu früher 57 63 68 60 69 68 65 fragten Betriebe zwischen Herbst 2004
unterqualifiziert 26 28 23 28 17 13 22 und Herbst 2005 erhöht; 11 Prozent
keine Angabe 11 3 5 6 6 8 6 beobachteten einen Rückgang. Vor allem
gesamt 100 100 100 100 100 100 100
die mittleren und großen Betriebe (43 %
von ihnen) berichteten von Zuwächsen.
Saldo aus „überqualifiziert“
- 20 - 22 - 19 - 22 -8 -2 - 14 Das ist nicht überraschend: Zwar finden
und „unterqualifiziert“
Veränderung 2006 gegenüber 2005 sich fast 40 Prozent aller offenen Stellen
Bewerber sind häufiger…
in kleinen Betrieben mit weniger als 20
Beschäftigten, jedoch ist bei insgesamt
überqualifiziert 5 5 2 4 10 7 6
rund 1,8 Mio. (2006) solcher kleinen
unverändert zu früher 72 66 61 68 67 67 67
unterqualifiziert 17 23 30 21 18 15 20 3
Im Rechtskreis SGB II hatten im IV. Quartal 2005
keine Angabe 7 5 7 7 6 11 7 rund 59% aller Arbeitslosen in Westdeutschland
und rund 33% in Ostdeutschland keinen Berufsab-
gesamt 100 100 100 100 100 100 100
schluss. Quelle: Arbeitslosenstatistik der BA.
Saldo aus „überqualifiziert“
- 12 - 18 - 28 - 17 -8 -8 - 14 4
Betriebe, Verwaltungen und Institutionen mit
und „unterqualifiziert“
mindestens einem sozialversicherungspflichtig
Quelle: IAB-Erhebung des gesamtwirtschaftlichen Stellenangebots 2005 und 2006
Beschäftigten.
IABKurzbericht Nr. 19/2007 

Betriebe die Wahrscheinlichkeit einer überqualifiziert eingeschätzt – vor allem machen. Überdurchschnittlich häufig
offenen Stelle in einem einzelnen Betrieb in den privaten, öffentlichen und sozialen geschah dies im Baugewerbe, im Kre-
gering. Entsprechend niedrig ist damit Dienstleistungen und eher in großen als dit- und Versicherungsgewerbe und in
auch die Wahrscheinlichkeit, hier mit in kleinen Betrieben. den Wirtschaftlichen Dienstleistungen.
einer Initiativbewerbung erfolgreich In beiden Befragungsjahren gab es mehr
Sehr ähnliche Ergebnisse erbrachte die
zu sein. Betriebe, die eine gestiegene Bereitschaft
Befragung im Jahr 2006. Erneut bewar-
beobachteten als solche, die über eine
Im Jahr 2006 berichteten noch 17 Pro- ben sich aus Sicht der Betriebe häufiger
gesunkene Bereitschaft berichteten.7
zent der Betriebe von einem Anstieg der Personen auf Stellen, für die sie über-
Initiativbewerbungen gegenüber dem oder unterqualifiziert waren. Dies trifft auch auf die Bereitschaft
Vorjahr; einen Rückgang beobachteten zu, besondere Arbeitsbedingungen zu
14 Prozent.5 Konzessionsbereitschaft der akzeptieren (z.B. Schichtdienste, un-
arbeitslosen Bewerber steigt günstige Arbeitszeiten, weite Anfahrts-
Qualifikation der Bewerber wege): Über einen Anstieg berichteten
ent­spricht seltener der Stellen­ Betriebe, die in den vorangegangenen 23 Prozent der Betriebe im Jahr 2005 und
12 Monaten Neueinstellungen vorge- 15 Prozent der Betriebe im Jahr 2006.
anforderung
nommen hatten, wurden auch nach
Bei Betrieben, die Neueinstellungen Veränderungen im Verhalten arbeitsloser
vorgenommen haben, kann man davon Bewerber gefragt. Im Jahr 2005 gaben Bewerberverhalten erleich­
Bewerberverhalten erleich­
ausgehen, dass sie sich ausführlich mit 21 Prozent von ihnen an, die Bereitschaft tert
tert Stellenbesetzungen
Stellenbesetzungen
der Qualifikation der Bewerber ausein- dieser Bewerber sei gestiegen, einen
andergesetzt haben. Sie wurden danach Arbeitsplatz unterhalb der erworbenen Ein verändertes Bewerberverhalten, wie
gefragt, ob sie in dieser Hinsicht Verände- Qualifikation anzunehmen.6 In 9 Pro- es sich aus den bisherigen Ergebnissen
rungen beobachtet haben (vgl. Tab. 1). zent der Betriebe war die Bereitschaft abzeichnet, könnte die Besetzung offener
gesunken (vgl. Tab. 2, Seite 4). Ein Jahr Stellen erleichtern bzw. beschleunigen.
Im Jahr 2005 antworteten rund 30 Pro-
später (2006) berichteten 15 Prozent der Im Jahr 2005 gaben etwa 13 Prozent aller
zent der Betriebe, dass das Qualifika-
Betriebe von gestiegener Bereitschaft Betriebe mit Neueinstellungen an, dass
tionsniveau der Bewerber häufiger als
gegenüber dem Vorjahr und rund 11 Pro- sie gegenüber 2004 schwer besetzbare
früher nicht den Anforderungen der of-
zent von einem Rückgang. Stellen8 schneller besetzen konnten; im
fenen Stellen entsprach: Etwa 22 Prozent
Jahr 2006 machten noch 7 Prozent diese
berichteten, dass Bewerber häufiger un- Weiterhin beobachtete im Jahr 2005 etwa
Aussage (vgl. Tab. 3).
terqualifiziert waren. Dies traf besonders jeder vierte Betrieb und im Jahr 2006
in den Bereichen Handel, Gastronomie, etwa jeder fünfte Betrieb eine wachsende Offensichtlich spielt die gestiegene Kon-
Verkehr und Nachrichtenübermittlung Bereitschaft von arbeitslosen Bewerbern, zessionsbereitschaft von Bewerbern da-
zu, sowie im Verarbeitenden Gewerbe, Zugeständnisse bei der Entlohnung zu bei eine Rolle. Denn von den Betrieben,
im Baugewerbe und in der Land- und
Forstwirtschaft. In rund 8 Prozent der Tab. 3: Veränderung bei der Stellenbesetzung – Angaben der Betriebe
Betriebe wurden Bewerber als häufiger mit Neueinstellungen
2005 2006
5
Ein Anstieg der Zahl von Initiativbewerbungen gegenüber gegenüber
kann positiv sein, weil dann mehr Informationen 2004 2005
über Arbeitsuchende und deren Profil zur Verfügung Anteil der Betriebe in Prozent
stehen. Ein Zuwachs kann aber auch eine Belastung
trifft zu 13 7
darstellen, wenn Betriebe gar keine offenen Stellen
haben oder Initiativbewerbungen nicht in Auswahl- Schwer besetzbare Arbeitsplätze trifft nicht zu 69 70
prozesse einbeziehen. waren schneller besetzbar keine Angabe 18 22
6
In beiden Jahren berichteten etwa 50% der gesamt 100 100
Be­triebe, die ihre Bewerber als überqualifiziert trifft zu 19 18
einschätzten, von einer gestiegenen Bereitschaft,
Tätigkeiten anzunehmen, die eine geringere Qua- Gering entlohnte Arbeitsplätze trifft nicht zu 60 59
lifikation erforderten. waren leichter besetzbar keine Angabe 20 23
7
Im Jahr 2000 wurden Langzeitarbeitslose und gesamt 100 100
2005/2006 Arbeitslosengeld-II-Empfänger be- trifft zu 10 11
fragt. Ihre Angaben zur Konzessionsbereitschaft
hinsichtlich Lohnhöhe zeigen keine Veränderungen Neue Arbeitsplätze für gering trifft nicht zu 68 65
im Vergleich der Befragungsjahre (Bender/Koch/ Entlohnte wurden eingerichtet keine Angabe 22 24
Messmann/Walwei 2007). Die hier vorliegenden gesamt 100 100
Ergebnisse stellen demgegenüber die betriebliche
Sicht auf Veränderungen zwischen 2004 und 2005 trifft zu 14 12
bzw. zwischen 2005 und 2006 dar. Arbeitsplätze wurden mit trifft nicht zu 67 66
höher qualifzierten Bewerbern
8
Schwer besetzbare Stellen sind sofort zu beset- als erforderlich besetzt keine Angabe 19 22
zende offene Stellen, bei denen die Bewerbersuche gesamt 100 100
zum Befragungszeitpunkt bereits länger dauerte als
geplant oder als üblich. Quelle: IAB-Erhebung des gesamtwirtschaftlichen Stellenangebots 2005 und 2006
 IABKurzbericht Nr. 19/2007

Tab. 2: Veränderung der Konzessionsbereitschaft arbeitsloser Bewerber nach Wirtschaftszweigen


– Angaben der Betriebe mit Neueinstellungen

cherungsgewerbe,
gewerbe, Verkehr

Kredit- und Versi-


und Nachrichten-

Dienstleistungen

Dienstleistungen
Forstwirtschaft,

Private, soziale
Verarbeitendes

Wirtschaftliche

und öffentliche
Handel, Gast-
Baugewerbe

übermittlung
Energie und
Land- und

Gewerbe,
Die Bereitschaft der Bewerber ...

Fischerei

Bergbau

Gesamt
Anteil der Betriebe in Prozent

Veränderungen 2005 gegenüber 2004

gestiegen 17 18 16 18 25 23 21
gleich geblieben 54 55 47 52 46 43 48
... eine niedriger
qualifizierte Tätigkeit gesunken 4 9 13 13 6 6 9
anzunehmen ist …
keine Angabe 24 19 25 16 23 28 22
gesamt 100 100 100 100 100 100 100

Saldo aus „gestiegen“ und „gesunken“ + 13 +9 +3 +5 + 19 + 17 + 12

gestiegen 18 26 27 22 30 26 25
gleich geblieben 52 48 38 47 42 39 43
... Zugeständnisse
bei der Entlohnung zu gesunken 5 8 12 17 6 7 11
machen ist …
keine Angabe 25 18 23 15 22 28 21
gesamt 100 100 100 100 100 100 100

Saldo aus „gestiegen“ und „gesunken“ + 13 + 18 + 15 +5 + 24 + 19 + 14

gestiegen 23 25 27 20 23 25 23
gleich geblieben 46 45 40 46 48 40 44
... besondere
Arbeitsbedingungen gesunken 5 10 9 19 6 9 12
zu akzeptieren ist …
keine Angabe 26 19 24 15 22 27 21
gesamt 100 100 100 100 100 100 100

Saldo aus „gestiegen“ und „gesunken“ + 18 + 15 + 18 +1 + 17 + 16 + 11

Veränderungen 2006 gegenüber 2005

gestiegen 7 16 12 14 16 15 15
gleich geblieben 48 52 48 48 52 48 49
... eine niedriger
qualifizierte Tätigkeit gesunken 17 13 12 15 6 5 11
anzunehmen ist …
keine Angabe 27 20 28 23 27 32 26
gesamt 100 100 100 100 100 100 100

Saldo aus „gestiegen“ und „gesunken“ - 10 +3 0 -1 + 10 + 10 +4

gestiegen 19 21 15 17 17 18 18
gleich geblieben 37 48 45 48 49 44 47
... Zugeständnisse
bei der Entlohnung zu gesunken 18 12 14 15 9 6 12
machen ist …
keine Angabe 26 18 26 20 25 31 24
gesamt 100 100 100 100 100 100 100

Saldo aus „gestiegen“ und „gesunken“ +1 +9 +1 +2 +8 + 12 +6

gestiegen 13 17 14 15 14 16 15
gleich geblieben 44 52 45 46 51 45 47
... besondere
Arbeitsbedingungen gesunken 18 11 14 17 8 9 12
zu akzeptieren ist …
keine Angabe 26 20 27 22 27 31 25
gesamt 100 100 100 100 100 100 100

Saldo aus „gestiegen“ und „gesunken“ -5 +6 0 -2 +6 +7 +3

Quelle: IAB-Erhebung des gesamtwirtschaftlichen Stellenangebots 2005 und 2006


IABKurzbericht Nr. 19/2007 

die eine solche Bereitschaft beobachtet Abb. 1: Durch verändertes Bewerberverhalten nach der Hartz-IV-Reform
hatten, wurde überdurchschnittlich häu- lassen sich auch Niedriglohn-Arbeitsplätze leichter besetzen
fig angegeben, dass schwer besetzbare
Stellen leichter besetzt werden konnten – Angaben derder
- Angaben Betriebe, Anteile
Betriebe, in Prozent
Anteile in % - –
als ein Jahr zuvor (vgl. Abb. 1). Anteil der Betriebe, die schwer besetzbare Arbeitsplätze schneller
2005 2006
besetzen konnten, an den Betrieben, deren Bewerber häufiger bereit waren ...
So konnte etwa jeder vierte bzw. jeder
fünfte Betrieb − von denen, die eine
gestiegene Bereitschaft von Bewerbern 24
... einen Arbeitsplatz anzunehmen,
20
der unterhalb der Qualfikation liegt
beobachtet hatten, Tätigkeiten unterhalb
der erworbenen Qualifikation anzuneh- ... Zugeständnisse bei der Entlohnung
22 16
men − schwer besetzbare Stellen leichter zu machen

besetzen. Betriebe, die häufigere Zuge- ... besondere Arbeitsbedingungen


26 16
ständnisse bei der Entlohnung beobachtet (z.B. Schichtarbeit) zu akzeptieren
hatten, konnten schwer besetzbare Stel- im Durchschnitt aller Betriebe
13 7
len fast doppelt so oft leichter besetzen, mit Neueinstellungen
als es im Durchschnitt aller Betriebe mit
Neueinstellungen der Fall war. Anteil der Betriebe, die gering entlohnte Arbeitsplätze leichter besetzen
2005 konnten, an den Betrieben, deren Bewerber häufiger bereit waren ... 2006

Niedriglohn-Arbeitsplätze
einfacher zu besetzen ... einen Arbeitsplatz anzunehmen,
33 37
der unterhalb der Qualfikation liegt
Jeder fünfte Betrieb mit Neueinstel-
lungen konnte 2005 Arbeitsplätze für 34
... Zugeständnisse bei der Entlohnung
35
zu machen
gering entlohnte Tätigkeiten und da-
mit für tendenziell Geringqualifizierte ... besondere Arbeitsbedingungen
33 32
leichter besetzen als im Vorjahr; 2006 (z.B. Schichtarbeit) zu akzeptieren
war der Anteil nahezu unverändert (vgl. im Durchschnitt aller Betriebe
19 18
Abb. 1). mit Neueinstellungen

Auch hier sind Veränderungen bei der


Konzessionsbereitschaft von Bewer- 2005
Anteil der Betriebe, die neue Arbeitsplätze für gering Entlohnte
2006
eingerichtet haben, an den Betrieben, deren Bewerber häufiger bereit waren ...
bern offensichtlich von Bedeutung. In
den Betrieben, die über eine gestiegene
Bereitschaft der Bewerber zur Annah- ... einen Arbeitsplatz anzunehmen,
15 16
me niedriger qualifizierter Tätigkeiten der unterhalb der Qualfikation liegt

berichtet hatten, lag der Anteil fast dop- ... Zugeständnisse bei der Entlohnung
15 13
pelt so hoch (33 % in 2005 und 37 % in zu machen
2006). Dort, wo Zugeständnisse bei der
15 ... besondere Arbeitsbedingungen 14
Entlohnung beobachtet worden waren, (z.B. Schichtarbeit) zu akzeptieren
konnten in beiden Jahren etwa 35 Pro-
im Durchschnitt aller Betriebe
zent der Betriebe solche Arbeitsplätze 10
mit Neueinstellungen
11

leichter besetzen als im Vorjahr. In den


Betrieben, bei denen Bewerber häufiger
Anteil der Betriebe, die Arbeitsplätze mit höher qualifizierten Bewerbern als
als früher bereit waren, besondere Ar- 2005 erforderlich besetzt haben, an den Betrieben, deren Bewerber häufiger bereit waren ... 2006
beitsbedingungen zu akzeptieren, lag
der Anteil bei etwa einem Drittel, also
ebenfalls höher als im Durchschnitt aller 33
... einen Arbeitsplatz anzunehmen,
32
der unterhalb der Qualfikation liegt
Betriebe mit Neueinstellungen.
... Zugeständnisse bei der Entlohnung
25 21
zu machen
Betriebe schaffen
zusätzliche Arbeitsplätze 24 ... besondere Arbeitsbedingungen 24
(z.B. Schichtarbeit) zu akzeptieren
für Geringqualifizierte
im Durchschnitt aller Betriebe
In beiden Befragungsjahren hat durch- 14 12
mit Neueinstellungen
schnittlich jeder zehnte Betrieb neue
Arbeitsplätze für gering entlohnte Tä- Lesebeispiel: 24 % der Betriebe – die in 2005 berichteten, dass arbeitslose Bewerber häufiger bereit sind einen
tigkeiten eingerichtet. Wiederum liegt Arbeitsplatz anzunehmen, der unterhalb ihrer Qualifikation lag – konnten ihre schwer besetzbaren Arbeitsplätze
leichter besetzen als 2004.
der Anteil bei den Betrieben, die eine Quelle: IAB-Erhebungen des gesamtwirtschaftlichen Stellenangebots 2005 und 2006
© IAB
gestiegene Konzessionsbereitschaft ar­
 IABKurzbericht Nr. 19/2007

beitsloser Bewerber beobachtet hatten, schlechtert wiederum die Erfolgschancen Konkurrenz in Bewerbungsverfahren
höher (jeweils rund 15 % in beiden Be­ für Ungelernte oder Geringqualifizierte sind für sie von Nachteil.
fra­gungsjahren, vgl. Abb. 1). im Bewerbungsverfahren.
Damit das in der Volkswirtschaft vor-
Damit erklärt sich ein damals überra- Besonders betroffen dürften die (Lang- handene Qualifikationspotential optimal
schender Befund der Erhebungen des zeit-)Arbeitslosen dieser Qualifikati- genutzt wird, ist jedoch eine stärkere
gesamtwirtschaftlichen Stellenangebots onsgruppe sein. Sie haben es nicht nur Arbeitskräftenachfrage auf allen Qua-
vom Herbst 2005 und 2006 (siehe Kettner/ aufgrund der Dauer der Erwerbslosigkeit lifikationsebenen erforderlich. Höher
Spitznagel 2007). Bei der Untersuchung und dem damit verbundenen Wissensver- qua­­lifizierte Bewerber können sich
von Zahl und Struktur der offenen Stellen lust schwer. Auch dürften sie kaum rea- dann auf Stellenangebote bewerben, die
war festgestellt worden, dass es einen un- listische Chancen haben, sich erfolgreich ihrer Qualifikation entsprechen, und die
erwartet hohen Anteil offener Stellen für auf Stellen zu bewerben, die nicht ihrem offenen Stellen für gering qualifizierte
Un- und Angelernte gab. Überraschend Profil entsprechen, wenn sich gleich- Tätigkeiten können tatsächlich von Ge-
war dies deshalb, weil es eine allgemeine zeitig höher qualifizierte „passende“ ringqualifizierten besetzt werden. Dies
Tendenz zum Ausbau höher qualifizierter Arbeitsuchende bewerben. Bei Stellen würde die Chancen vieler Arbeitsloser
Beschäftigungsmöglichkeiten gibt (siehe wiederum, die zu ihnen passen, stehen auf eine Beschäftigung verbessern.
Reinberg/Hummel 2003). Geringqualifizierte in Konkurrenz zu
Die hier vorgelegten Ergebnisse deuten Bewerbern, die über eine höhere Quali-
fikation verfügen, aber bereit sind, eine Bewerberverhalten unterstützt
nun darauf hin, dass der Anstieg der
Tätigkeit unterhalb dieser anzunehmen. den Beschäftigungsaufbau
gesamtwirtschaftlichen Arbeitskräf-
tenachfrage für gering qualifizierte Für Unternehmen kann so eine Stellen-
Die deskriptiven Befunde aus der Be-
Tätigkeiten wohl auch durch ein ver- besetzung von Vorteil sein, wenn sie bei
triebsbefragung entsprechen den Er-
ändertes Bewerberverhalten unterstützt gegebenem Lohn von einer überdurch-
wartungen an die Hartz-IV-Reform und
wurde. Der Beschäftigungsaufbau für schnittlich hohen Leistungsfähigkeit des
geben Indizien dafür, dass der jüngst
Geringqualifizierte ist zunächst eine Bewerbers ausgehen.
erfolgte Beschäftigungsaufbau dadurch
gute Nachricht, denn er verbessert die Dies kann eine Erklärung dafür sein, unterstützt wurde.
Chancen vieler Arbeitsloser, auf den dass die Arbeitslosen im Rechtskreis
Arbeitsmarkt zurück zu kommen. Das Jahr 2005 war noch von schwachem
SGB II − von denen rund 50 Prozent
Wachstum und einer schlechten Arbeits-
über keine abgeschlossene Berufsaus-
marktlage gekennzeichnet. Gerade in
Geringqualifizierte im Bewer­ bildung verfügen9 − wesentlich weniger
solchen Konjunkturphasen ist zu erwar-
bungsverfahren benachteiligt vom Beschäftigungsaufbau der letzten
ten, dass sich Bewerber intensiver um
Zeit profitieren konnten (vgl. Abb. 2).
Andererseits zeigen die Ergebnisse, dass Arbeitsplätze bemühen müssen als in be-
Sowohl die längere Nicht-Teilhabe am
Betriebe dazu neigen, auch vermehrt schäftigungsstärkeren Zeiten. Allerdings
Erwerbsleben als auch die wachsende
überqualifizierte Personen einzustellen, hatte im Jahr 2004 eine ähnlich Situation
wenn die Bewerber häufiger zur Annah- 9
bestanden. Die Zahl der offenen Stellen
Datenbestand 2005, Arbeitslosenstatistik der
me niedriger qualifizierter Tätigkeiten Bundesagentur für Arbeit; neuere Daten liegen
war damals sogar noch niedriger gewe-
bereit sind. Eine solche Entwicklung ver- nicht vor. sen als 2005 (Kettner/Spitznagel 2007).
Wenn also ein Teil der neu geschaffenen
Abb. 2: Entwicklung der Arbeitslosigkeit seit Januar 2005 nach Rechtskreisen Stellen im Bereich der Geringquali-
fizierten mit dem Bewerberverhalten
– Personen in Mio. – in Zusammenhang steht und wenn es
2005 2006 2007 Betrieben dadurch erleichtert wurde,
3,5
tendenziell schwer besetzbare Stellen
leichter zu besetzen, so bedeutet dies,
3,0 SGB II dass ohne diese Verhaltensänderungen
die Arbeitsmarktentwicklung etwas
2,5 schwächer verlaufen wäre.
Auch wenn der Zusammenhang zwi-
2,0 schen der Hartz-IV-Reform und der Be-
SGB III
schäftigungsentwicklung an dieser Stelle
nicht kausalanalytisch abgeleitet werden
1,5
kann, weisen die deskriptiven Ergebnisse
doch darauf hin. Um zu erfahren, ob die
1,0 Betriebe selbst einen Zusammenhang
Jan
Feb
Mrz
Apr
Mai
Juni
Juli
Aug
Sep
Okt
Nov
Dez
Jan
Feb
Mrz
Apr
Mai
Juni
Juli
Aug
Sep
Okt
Nov
Dez
Jan
Feb
Mrz
Apr
Mai
Juni
Juli
Aug

sehen, wurden sie um eine summarische


Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit
Einschätzung gebeten.
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IABKurzbericht Nr. 19/2007 

Bewerberverhalten
Bewerberverhalten und
und machen sowie besondere Arbeitsbedin- beitsmarktreform „Hartz IV“ gerade im
Hartz-IV-Reform gungen zu akzeptieren – der globalen gering qualifizierten Bereich Bewegung
Hartz-IV-Reform Aussage zu, dass die Hartz-IV-Reform in die Arbeitskräftenachfrage gebracht
Die Befragungsergebnisse zeigen, dass Einfluss auf die von ihnen beobachteten und den wirtschaftlichen Aufschwung
2005 in Ostdeutschland rund 37 Prozent Veränderungen hatte (vgl. Abb. 3). Von unterstützt hat.
der Betriebe mit Neueinstellung die von den Betrieben, die über zwei dieser
Ein beträchtlicher Teil der in der IAB-
ihnen beobachteten Veränderungen auch Veränderungen hinsichtlich der Kon-
Erhebung befragten Betriebe hat von
auf die Hartz-IV-Reform zurückführten; zessionsbereitschaft berichtet hatten,
Veränderungen im Bewerberverhalten
in Westdeutschland waren es 34 Prozent. stimmte immerhin noch jeder zweite
berichtet. Gerade die Betriebe, die eine
In beiden Landesteilen sah rund die Hälf- einem Zusammenhang zu.
gestiegene Konzessionsbereitschaft
te der Betriebe keinen Zusammenhang.
Betriebe, die eine unveränderte oder bei Bewerbern beobachteten, konnten
Im Jahr 2006 war der Anteil in West- gar gesunkene Konzessionsbereitschaft häufiger als der Durchschnitt Stellen ein-
deutschland mit 28 Prozent geringer arbeitsloser Bewerber beobachtet hatten, facher besetzen als vor der Reform oder
als im Vorjahr, in Ostdeutschland ist er sahen deutlich seltener einen Zusammen- haben vor allem für Geringqualifizierte
gleich geblieben. Ein gewisser Rückgang hang mit der Hartz-IV-Reform. Stellen neu geschaffen. Auch bringen sie
war auch zu erwarten, da 2006 die Ar- diese Veränderung häufig mit der Reform
beitsmarktreform bereits das zweite Jahr Im Jahr 2006 waren diese Einschät-
in Verbindung.
wirksam war und weil die Konjunktur zungen weiterhin zu beobachten, al-
sich sehr viel kräftiger entwickelte. lerdings in abgeschwächter Form. So Die aus Sicht der Betriebe positiven
stimmten rund zwei Drittel der Betriebe, Entwicklungen im Bewerberverhalten
Konzentriert man sich wiederum auf die die alle Formen einer gestiegenen Kon- zeigten sich in beiden Befragungsjahren.
Betriebe, die eine gestiegene Konzessi- zessionsbereitschaft beobachtet hatten, Die Hartz-IV-Reform hat damit den
onsbereitschaft arbeitsloser Bewerber dem Zusammenhang mit der Arbeits- Beschäftigungsaufbau positiv flankiert
beobachtet hatten, zeigt sich, dass eben marktreform zu (vgl. Abb. 3). – nicht nur im ersten Jahr nach ihrer
diese Betriebe auch häufiger einen Zu- Einführung, als konjunkturelle Impulse
sammenhang mit der Reform sehen. So noch weitgehend fehlten. Sie wirkte auch
stimmten im Jahr 2005 rund 73 Prozent Fazit im Jahr 2006, als ARGEn und optieren-
aller Betriebe – die sowohl eine gestiege- de Kommunen ihre Funktionsfähigkeit
ne Bereitschaft beobachtet hatten, einen Der deutsche Arbeitsmarkt befindet sich deutlich stärken und das Prinzip des
Arbeitsplatz unterhalb der erworbenen im Aufschwung. Die gute Konjunktur hat Förderns und Forderns besser umsetzen
Qualifikation anzunehmen als auch dazu maßgeblich beigetragen. Es gibt konnten.
Zugeständnisse bei der Entlohnung zu aber auch Indizien dafür, dass die Ar-
Die (deskriptiven) Ergebnisse geben
Abb. 3: Wie hängen die Konzessionsbereitschaft arbeitsloser Bewerber starke Hinweise darauf, dass die Reform
und die Hartz-IV-Reform zusammen? mindestens einige der in sie gesetzten
- Angaben der Betriebe, Anteile in % - Er­wartungen erfüllt, indem sie die Ar­
– Angaben der Betriebe, Anteile in Prozent –
beitskräftenachfrage unterstützt und Stel­
Die Betriebe haben auf die Frage nach der Konzessionsbereitschaft 1) lenbesetzungsprozesse erleichtert.
2005 2006
arbeitsloser Berwerber ... mal mit "gestiegen" geantwortet
Die größere Nachfrage nach Gering-
qualifizierten am aktuellen Rand darf
47 45
1 mal jedoch nicht darüber hinwegtäuschen,
51 53
dass langfristig die Bedeutung höherer
52 52 Qualifikationen weiter steigen wird.
2 mal
46 41 Unabhängig davon muss es darum gehen,
dass Langzeitarbeitslose am Aufschwung
73 63
3 mal des Arbeitsmarktes teilhaben können.
26 36
Zur Verbesserung ihrer Qualifikationen
35 30 und Sozialkompetenzen sind weitere
gesamt 2)
55 57 Investitionen unerlässlich. Mit deren
Hilfen können tragfähige Brücken in
Betriebe, die Veränderungen im Bewerberverhalten .... den ersten Arbeitsmarkt gebaut werden.
im Zusammenhang mit der Hartz-IV-Reform sehen Andernfalls besteht die Gefahr einer Ver-
nicht im Zusammenhang mit der Hartz-IV-Reform sehen festigung der Arbeitslosigkeit in diesem
1)
Dabei waren folgende Antworten möglich (Differenz zu 100 durch „keine Angabe“): Segment – trotz Wirtschaftswachstums
Die Bereitschaft einen Arbeitsplatz anzunehmen, der unterhalb ihrer Qualifikation lag ist ... und hoher Arbeitskräftenachfrage.
Die Bereitschaft Zugeständnisse bei der Entlohnung zu machen ist ...
Die Bereitschaft besondere Arbeitsbedingungen (z.B. Schichtarbeit) zu aktzeptieren ist ...
Die Integration gerade der schwer ver-
2)
Im Durchschnitt aller Betriebe mit Neueinstellungen
mittelbaren Arbeitslosen ist in konjunk-
Quelle: IAB-Erhebungen des gesamtwirtschaftlichen Stellenangebots © IAB turellen Aufschwungphasen leichter als
 IABKurzbericht Nr. 19/2007

in wirtschaftlich schwierigen Zeiten.


Gelingen kann sie aber nur mit einer Ver-
stetigung von Bildungsanstrengungen
und Qualifizierungs- bzw. Fördermaß-
nahmen. Dabei stehen Arbeitsmarkt- und
Bildungspolitik vor genau so großen
Herausforderungen wie die Unterneh-
men selbst bei der innerbetrieblichen
Weiterbildung.
Nicht zuletzt sind auch die Beschäf-
tigten und Arbeitssuchenden gefordert.
Denn lebenslanges Lernen ist heute ein
„Muss“.

Literaturverzeichnis
Bender, Stefan; Koch, Susanne; Mess-
mann, Susanne; Walwei, Ulrich (2007):
Was muten sich Arbeitslose zu? Lohn-
konzessionen von ALG-II-Empfängern,
IAB-DiscussionPaper Nr. 23/2007.
Gesetzestext SGB II in: Sozialgesetz-
buch III, 9. Ausgabe 2006.
Kettner, Anja; Rebien, Martina (2007):
Soziale Arbeitsgelegenheiten – Einsatz
und Wirkungsweise aus betrieblicher
und arbeitsmarktpolitischer Perspektive,
IAB-Forschungsbericht Nr. 2/2007.
Kettner, Anja; Spitznagel, Eugen (2007):
Gesamtwirtschaftliches Stellenangebot
– Kräftige Konjunktur stärkt die Ar-
beitsnachfrage, IAB-Kurzbericht Nr.
11/2007.
Reinberg, Alexander; Hummel, Markus
(2003): Geringqualifizierte – In der Krise
verdrängt, im Boom sogar vergessen,
IAB-Kurzbericht Nr. 19/2003.

Impressum
IABKurzbericht Technische Herstellung IAB im Internet: http://www.iab.de
Nr. 19 / 1.10.2007 pms Offsetdruck GmbH, Dort finden Sie unter anderem auch diesen
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