Entdecken Sie eBooks
Kategorien
Entdecken Sie Hörbücher
Kategorien
Entdecken Sie Zeitschriften
Kategorien
Entdecken Sie Dokumente
Kategorien
JSTOR is a not-for-profit service that helps scholars, researchers, and students discover, use, and build upon a wide
range of content in a trusted digital archive. We use information technology and tools to increase productivity and
facilitate new forms of scholarship. For more information about JSTOR, please contact support@jstor.org.
Your use of the JSTOR archive indicates your acceptance of the Terms & Conditions of Use, available at
https://about.jstor.org/terms
This content is licensed under a Creative Commons Attribution-NonCommercial-NoDerivatives
4.0 International License (CC BY-NC-ND 4.0). To view a copy of this license, visit
https://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/4.0/.
De Gruyter is collaborating with JSTOR to digitize, preserve and extend access to Sprachliche
Muster
329 Das automatisierte Erkennen von textuellen Einheiten wie bspw. Absätzen hat sich als
nicht ausreichend zuverlässig erwiesen, um zu belastbaren Ergebnissen zu gelangen. Jeder Text
müsste hierfür manuell geprüft werden.
Open Access. © 2018 Sarah Brommer, publiziert von De Gruyter. Dieses Werk ist lizenziert
unter der Creative Commons Attribution-NonCommercial-NoDerivatives 4.0 Lizenz.
https://doi.org/10.1515/9783110573664-008
330 Daran zeigt sich auch, dass der in der Ratgeberliteratur mehrheitlich proklamierte diszi-
plinenübergreifende Anspruch (z. B. Karmasin/Ribing 2017; Kornmeier 2016) korrigiert werden
müsste. Fachspezifische (z. B. Stephany/Froitzheim 2009) oder gattungsspezifische Ratgeber
(z. B. Eco 2010) stellen die Ausnahme dar.
331 Als kurze Vorausschau auf diese disziplinenbezogene Auswertung seien bereits folgende
Beobachtungen festgehalten: Das Typikprofil ‚sprachwissenschaftlicher Aufsatz‘ enthält mehr
Muster des Relativierens und Abwägens sowie Heckenausdrücke als das Typikprofil ‚medizini-
scher Aufsatz‘. Neben den allgemein wissenschaftssprachlichen Mustern nicht ohne weiteres,
mehr oder weniger sowie in der Regel, die alle tendenziell typischer für das Teilkorpus ‚Sprach-
wissenschaft‘ sind, ist bspw. nicht unbedingt ein disziplinenspezifisches Muster in sprachwis-
senschaftlichen Texten. Des Weiteren finden sich dort mehr Muster zur Gegenstandsbestimmung
und Begrifflichkeit. Bspw. sind Begriff und Sinn (jeweils im Sg. u. Pl.) Keywords für das Teilkorpus
‚Sprachwissenschaft‘ im Vergleich zum Teilkorpus ‚Medizin‘. Umgekehrt enthält das Typikprofil
‚medizinischer Aufsatz‘ mehr Muster, die durch das naturwissenschaftlich geprägte methodi-
sche Vorgehen der Medizin bedingt sind. Keywords in medizinischen Texten sind bspw. Wert,
Methode, Erfassung, nachweisbar, signifikant. – Die anhand der allgemein wissenschaftssprach-
lichen Muster gewonnenen Erkenntnisse zu disziplinenspezifischen Tendenzen wird die diszip-
linenbezogene Auswertung aller Voraussicht nach bestätigen.
332 Die konsekutive Funktion des also in Zeile 16 wird auch grafisch an dem vorangehenden
Absatzumbruch deutlich: Mit dem Muster wird an die vorherige Darstellung im vorangehenden
wie bspw. Kategorie (Z. 6), Überlegung (Z. 8), Resultat (Z. 20) verwundert sicher
weniger, in ihnen spiegeln sich das wissenschaftliche Handeln und dem Handeln
zugrundeliegende Werte und Konventionen. Daneben finden sich Wörter, die eng
mit dem Gegenstandsbereich oder Untersuchungsgegenstand verbunden sind
(z. B. Wortbildung (Z. 1), Komposition (Z. 2)). Im Unterschied zu den oben genann-
ten sehr spezifischen und darum seltenen Fachtermini sind diese so häufig, dass
sie als musterhaft ermittelt werden. Betreffend den Keywords lassen sich weitere
Beobachtungen skizzieren, beispielsweise dass das Adjektiv genau nicht per se,
sondern nur in attributiver Verwendung in Form des Komparativs musterhaft ist,
wie eben in diesem Text auch verwendet (s. „bei genauerer Betrachtung“, Z. 7). Es
zeigt sich aber auch, worin der Text vom musterhaften Sprachgebrauch abweicht.
So sind beispielsweise die prädikative Verwendung des Adjektivs gering („ist […]
gering“, Z. 4) und die attributive Verwendung von vernachlässigbar („vernach-
lässigbares Randphänomen“, Z. 6 f.) gerade nicht musterhaft. Denn musterhaft
ist das Adjektiv gering nur in attributiver Verwendung (am häufigsten im Korpus
belegt (bei maximaler Signifikanz) sind „geringer Einfluss“, „geringe Anzahl“,
„geringe Unterschiede“, „geringe Abweichungen“); das Adjektiv vernachlässig-
bar ist wiederum nur unflektiert in prädikativer Verwendung („ist vernachlässig-
bar“) oder innerhalb einer Konjunktionalgruppe („als vernachlässigbar“) mus-
terhaft. Hier liegt also eine Abweichung vom musterhaften Sprachgebrauch vor.
Auf Ebene der Keywords werden aber auch morphosyntaktische Muster sichtbar.
So ist das Keyword Unterscheidung (Z. 16) ein Beispiel für ein zugrundeliegendes
morphosyntaktisches Muster, nämlich die für den Wissenschaftsstil musterhafte
Nominalisierung von Handlungsverben.
Neben Keywords enthält der Textauszug auch diverse mehrgliedrige und
morphosyntaktische Muster, die nur kurz kommentiert werden sollen. Es finden
sich einerseits n-Gramme, die als besonders signalstark anzusehen sind und die
bereits im Rahmen der qualitativen Analyse in Kap. 6 näher beschrieben wurden.
Hierzu zählen Muster wie in bezug auf (Z. 8), im Hinblick auf (Z. 9 f.), ähnlich wie
(Z. 12) und einige mehr. Daneben gibt es weitere n-Gramme, die die für die Analyse
gesetzten Schwellenwerte nicht erreichen, aber gleichermaßen musterhaft und
Teil des Typikprofils ‚wissenschaftlicher Aufsatz‘ sind, z. B. bei der Bildung (Z. 2),
genauere Betrachtung (Z. 7), ganz spezifische (Z. 13 f.), notwendig machen (Z. 15).
Auch morphosyntaktische Muster sind im Textauszug zahlreich vorhanden:
diverse postnominale Attribuierungen durch Nominalphrasen im Genitiv (s. die
Zeilen 2 f., 5, 7, 13, 17 f.), eine postnominale Attribuierung durch eine Präpositi-
Absatz angeschlossen und darauf aufbauend eine Schlussfolgerung getroffen, die die weiteren
Überlegungen begründet.
onalphrase (Z. 16), mehrere Vorfeldbesetzungen mit Konnektoren (Z. 10, 12 f.)
und Passiv-Konstruktionen (Z. 4, 16 f., 19) sowie die bereits oben angesprochene
Nominalisierung eines Handlungsverbs (Unterscheidung, Z. 16). Alles in allem
lässt sich festhalten, dass der Textauszug mit 35 Keywords, 29 n-Grammen und 16
morphosyntaktischen Mustern eine zumindest auf den ersten Blick hohe Dichte
an Mustern aufweist. Inwieweit diese Musterdichte ihrerseits musterhaft ist oder
ob sich in einem wissenschaftlichen Text durchschnittlich meist weniger (oder
möglicherweise noch mehr) Muster finden lassen, muss vor dem Hintergrund der
Streuung der Muster über alle Texte hinweg geprüft werden.333
Ungeachtet dessen kann festgehalten werden, dass das Verfahren einer
induktiven korpuslinguistischen Analyse zur Ermittlung des textsortenspezifi-
schen Sprachgebrauchs sehr ergiebig ist. Die eingangs formulierte Hypothese,
musterhaft in Texten sei mehr als das, was sich deduktiv erschließen lässt, hat
sich in der vorliegenden Arbeit bestätigen lassen. Nicht zuletzt im direkten Ver-
gleich eines verschiedentlich analysierten Textauszugs hat sich gezeigt, dass im
Zuge einer induktiven korpuslinguistischen Analyse einiges als musterhaft auf-
gedeckt wird, was auf der Grundlage von Vorannahmen nicht als solches einge-
ordnet wurde.334 Daran lässt sich ablesen, dass man der sprachlich-stilistischen
Musterhaftigkeit von Texten und Textsorten auf Basis der statistischen Signifi-
kanz näher kommt als mit deduktiven Herangehensweisen. Geht man davon aus,
dass Sprachgebrauch ganz allgemein immer auch musterhafter Sprachgebrauch
ist, so hat sich das in der Arbeit dargelegte Verfahren als geeignet erwiesen, dieses
Musterhafte herauszuarbeiten.