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Chapter Title: Fazit

Book Title: Sprachliche Muster


Book Subtitle: Eine induktive korpuslinguistische Analyse wissenschaftlicher Texte
Book Author(s): Sarah Brommer
Published by: De Gruyter

Stable URL: https://www.jstor.org/stable/j.ctvbkjvc8.10

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Muster

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8 Fazit

8.1 Perspektiven und Anknüpfungsmöglichkeiten

Im Rahmen der Schlussfolgerungen in Kap.  7 wurde bereits an verschiedener


Stelle auf das Potential hingewiesen, das in dem Verfahren einer induktiven kor-
puslinguistischen Analyse zum Ermitteln sprachlicher Muster liegt. Dass sich die
in der vorliegenden Arbeit beschriebene Methode sowie die gewonnenen Erkennt-
nisse für die Textlinguistik, Stilistik und Schreibdidaktik nutzbar machen lassen,
wurde hinreichend deutlich. Um die Arbeit abzurunden, sollen nun noch wei-
terführende Perspektiven und Anknüpfungsmöglichkeiten aufgezeigt (Kap. 8.1)
und abschließend der Mehrwert des induktiven korpuslinguistischen Vorgehens
beispielhaft illustriert werden (Kap. 8.2). – Hinsichtlich möglicher Anknüpfungs-
punkte erscheint es lohnend, das in der Arbeit angewendete Verfahren in dreifa-
cher Hinsicht auszuweiten: hinsichtlich der Analyseeinheiten (1), des analysier-
ten Sprachausschnitts (2) sowie der ermittelten Muster (3).
Ad 1: Die qualitative Analyse der Muster wurde datengeleitet anhand der
im Korpus belegten Musterrealisierungen vorgenommen. Hierfür wurden die
Korpusbelege eines jeden Musters ausgewertet, um anhand des Kotextes Auf-
schluss über den funktionalen Einsatzbereich des Musters zu erhalten. Größere
Analyseeinheiten über den unmittelbaren Kotext hinaus (bspw. auf Absatz- oder
Textebene) konnten aus methodischen Gründen jedoch nicht erfasst und bei
der Analyse entsprechend nicht berücksichtigt werden.329 Es ist aber zweifellos
wünschenswert  – gerade aus didaktischer Perspektive –, die Verwendung der
beschriebenen sprachlichen Muster zu spezifizieren mit Blick darauf, wann bzw.
wo sie verwendet werden. So ist davon auszugehen, dass einzelne Muster typisch
sind für einzelne Textabschnitte. Um dies empirisch fundiert zu ermitteln, wären
beispielsweise die Korpusbelege von einzelnen ausgewählten Mustern manuell
auszuwerten oder von vorneherein bestimmte Textabschnitte (z.  B. nur Einleitun-
gen, nur Schlusssätze usw.) hinsichtlich ihrer Muster zu analysieren (s.  u.).
Ad 2: Es bietet sich an, die Methode auf andere Sprachausschnitte zu übertra-
gen. Angesichts der Komplexität des Untersuchungsgegenstands ‚Wissenschafts-
sprache‘ ist es erstens sinnvoll, nicht nur die Experten-Kommunikation, sondern
auch die Experten-Laien-Kommunikation wie auch die Experten-Nachwuchs-

329 Das automatisierte Erkennen von textuellen Einheiten wie bspw. Absätzen hat sich als
nicht ausreichend zuverlässig erwiesen, um zu belastbaren Ergebnissen zu gelangen. Jeder Text
müsste hierfür manuell geprüft werden.

Open Access. © 2018 Sarah Brommer, publiziert von De Gruyter. Dieses Werk ist lizenziert
unter der Creative Commons Attribution-NonCommercial-NoDerivatives 4.0 Lizenz.
https://doi.org/10.1515/9783110573664-008

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332   8 Fazit

Kommunikation hinsichtlich ihres musterhaften Sprachgebrauchs zu analysie-


ren. Hier besteht nach wie vor ein Forschungsdesiderat (s. den Forschungsüber-
blick in Kap. 2.4; vgl. auch Kap. 2.1.1). – Zweitens scheint eine disziplinenbezogene
Sprachgebrauchsanalyse vielversprechend, wenn nicht sogar geboten. Denn
bereits bei den hier besprochenen allgemein wissenschaftssprachlichen Mustern
wurden disziplinenspezifische Verwendungsweisen einzelner Muster wie auch
Unterschiede hinsichtlich ihres Typizitätsgrades je nach Teilkorpus festgestellt.330
Das in der Arbeit verwendete Korpus ist für eine disziplinenbezogene Auswertung
entsprechend aufbereitet und die qualitative Beschreibung der bereits automati-
siert ermittelten Muster in sprachwissenschaftlichen und medizinischen Texten
in einem separaten Beitrag vorgesehen (vgl. Brommer i. V.).331 Darüber hinaus
ist es sinnvoll, sich mit dem musterhaften Sprachgebrauch in den anderen Wis-
senschaftsdisziplinen zu befassen, gerade auch aus Sicht der wissenschaftlichen
Schreibdidaktik. – Drittens lässt sich das Verfahren der induktiven korpuslingu-
istischen Analyse musterhaften Sprachgebrauchs auch für die Schreibdidaktik
allgemein nutzbar machen: Wie bereits im Zusammenhang mit den textsorten-
typologischen Überlegungen angesprochen wurde (s.  Kap.  3.3.2), eröffnet das
Verfahren die Möglichkeit, durch entsprechende Textkorpora und deren Analyse
Typikprofile für weitere Stile bzw. Textsorten zu erstellen. Es würde sich anbie-
ten, diese Stile bzw. Textsorten funktional zu begründen und bspw. Typikpro-
file für erzählende, instruierende oder deklarative Texte zu erarbeiten. Auf diese
Weise könnten bspw. im Rahmen der schulischen Schreibausbildung empirisch

330 Daran zeigt sich auch, dass der in der Ratgeberliteratur mehrheitlich proklamierte diszi-
plinenübergreifende Anspruch (z.  B. Karmasin/Ribing 2017; Kornmeier 2016) korrigiert werden
müsste. Fachspezifische (z.  B. Stephany/Froitzheim 2009) oder gattungsspezifische Ratgeber
(z.  B. Eco 2010) stellen die Ausnahme dar.
331 Als kurze Vorausschau auf diese disziplinenbezogene Auswertung seien bereits folgende
Beobachtungen festgehalten: Das Typikprofil ‚sprachwissenschaftlicher Aufsatz‘ enthält mehr
Muster des Relativierens und Abwägens sowie Heckenausdrücke als das Typikprofil ‚medizini-
scher Aufsatz‘. Neben den allgemein wissenschaftssprachlichen Mustern nicht ohne weiteres,
mehr oder weniger sowie in der Regel, die alle tendenziell typischer für das Teilkorpus ‚Sprach-
wissenschaft‘ sind, ist bspw. nicht unbedingt ein disziplinenspezifisches Muster in sprachwis-
senschaftlichen Texten. Des Weiteren finden sich dort mehr Muster zur Gegenstandsbestimmung
und Begrifflichkeit. Bspw. sind Begriff und Sinn (jeweils im Sg. u. Pl.) Keywords für das Teilkorpus
‚Sprachwissenschaft‘ im Vergleich zum Teilkorpus ‚Medizin‘. Umgekehrt enthält das Typikprofil
‚medizinischer Aufsatz‘ mehr Muster, die durch das naturwissenschaftlich geprägte methodi-
sche Vorgehen der Medizin bedingt sind. Keywords in medizinischen Texten sind bspw. Wert,
Methode, Erfassung, nachweisbar, signifikant. – Die anhand der allgemein wissenschaftssprach-
lichen Muster gewonnenen Erkenntnisse zu disziplinenspezifischen Tendenzen wird die diszip-
linenbezogene Auswertung aller Voraussicht nach bestätigen.

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8.2 Der Mehrwert einer induktiven Analyse   333

gestützte, objektive Aussagen über die sprachlich-stilistische Angemessenheit


von Schulaufsätzen (z.  B. Argumentationen, Nacherzählungen etc.) getroffen
werden.
Ad 3: Schließlich ist eine Ausweitung des beschriebenen Verfahrens hinsicht-
lich der ermittelten Muster denkbar: In der Arbeit wurden sprachliche Muster in
den Blick genommen; der zugrundeliegende Musterbegriff ist jedoch so kon-
zipiert, dass die Musterhaftigkeit eines Textes nicht nur sprachliche Aspekte
umfasst, sondern sich auf allen Ebenen eines Textes zeigt. Es ist daher zu über-
legen, inwieweit sich mit korpuslinguistischen Methoden auch auf Muster auf
anderen Ebenen zugreifen lässt (z.  B. auf Gliederungs- oder Argumentationsmus-
ter). Wichtig ist dabei, konsequent den induktiven Anspruch zu wahren, denn
dieses Vorgehen bietet gegenüber den bisherigen deduktiven Herangehensweisen
einen deutlichen Mehrwert (s.  u.).

8.2 Der Mehrwert einer induktiven Analyse

Um abschließend den Mehrwert des methodischen Vorgehens zu illustrieren,


soll an dieser Stelle nochmals das Textbeispiel aufgegriffen werden, das bereits
dazu diente, das methodische Vorgehen herzuleiten (s. Kap. 4.1). Im Zuge der text­
sortentypologischen sowie didaktischen Überlegungen wurde bereits mehrfach
angesprochen, dass sich das induktiv ermittelte Typikprofil einer Textsorte ver-
wenden lässt, um den Grad der Musterhaftigkeit eines einzelnen Textexemplars
zu bestimmen. Diesen Vergleich eines Einzeltextes mit dem Typikprofil führe ich
nun für den ausgewählten Textauszug durch. Hierfür gleiche ich diesen mit den
Ergebnissen der korpuslinguistischen Analyse ab, und zwar mit den vollständi-
gen Datenbanken, die sämtliche Muster enthalten mit der Signifikanz p < 0,05. Der
Abgleich wird auf Ebene der einzelnen Wörter sowie mehrgliedriger Verbindun-
gen und schließlich auf morphosyntaktischer Ebene vorgenommen. In der folgen-
den Abbildung (s. S. 334) sind alle im Text enthaltenen Muster farbig markiert:
Keywords blau, n-Gramme rot sowie morphosyntaktische Muster grün.
Anhand der Abbildung wird schon auf den ersten Blick deutlich, dass der
Textauszug viele Elemente enthält, die mittels der induktiven korpuslinguisti-
schen Analyse als musterhaft ermittelt wurden, und dass das methodische Ver-
fahren sehr lohnend ist. Ich werde im Folgenden nicht auf jedes einzelne Muster
eingehen, sondern nur einige Beobachtungen notieren.
Der Abgleich mit der Datenbank auf Wortebene zeigt (vgl. die blau markierten
Keywords), dass es bei weitem nicht nur disziplinenbezogene Fachwörter sind,
die in diesem Text typisch wissenschaftssprachlich sind. Ganz im Gegenteil fällt
zunächst auf, dass ausgerechnet einige der Wörter, die eingangs als dem Fach-

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Abb. 13: Beispieltext mit Markierung der induktiv korpuslinguistisch ermittelten Muster


(Keywords: blau, n-Gramme: rot, morphosyntaktische Muster: grün)

wortschatz zugehörig klassifiziert wurden (z.  B. Determinativkompositum, Kopu-


lativkompositum etc.), nicht als musterhaft ermittelt wurden. Dies hängt damit
zusammen, dass diese Wörter so fachspezifisch und daher auch im Korpus ‚Wis-
senschaft‘ so selten belegt sind, dass sie den Status eines Musters nicht errei-
chen (können). Diese Wörter sind zwar typisch in dem Sinne, dass sie – wenn
sie vorkommen – typischerweise in wissenschaftlichen Texten, genauer: sprach-
wissenschaftlichen Texten vorkommen. Sie sind insgesamt betrachtet aber so
selten, dass sie nicht signifikant sind und nicht als allgemein wissenschafts-
sprachlich angesehen werden können. Die Typizität ist ihnen nicht unmittelbar
eigen, sondern liegt (nur) in ihrer Zugehörigkeit zum disziplinenbezogenen Fach-
wortschatz. Dafür finden sich unter den Keywords Wörter, die vielleicht nicht auf
Anhieb als typisch wissenschaftssprachlich vermutet würden, z.  B. also (Z. 6, 16),
betrachten (Z. 11), zeigen (Z. 13), Besonderheiten (Z. 14). Letzteres dient dem Her-
vorheben und damit dem Umgang mit Sachverhalten (vgl. Kap. 6.2.2.4); die Funk-
tion der anderen Muster also, betrachten sowie zeigen wurde bereits ausführlich
beschrieben (vgl. Kap. 6.2.1.3, 6.2.5.2, 6.2.5.3).332 Die Musterhaftigkeit von Wörtern

332 Die konsekutive Funktion des also in Zeile 16 wird auch grafisch an dem vorangehenden
Absatzumbruch deutlich: Mit dem Muster wird an die vorherige Darstellung im vorangehenden

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8.2 Der Mehrwert einer induktiven Analyse   335

wie bspw. Kategorie (Z. 6), Überlegung (Z. 8), Resultat (Z. 20) verwundert sicher
weniger, in ihnen spiegeln sich das wissenschaftliche Handeln und dem Handeln
zugrundeliegende Werte und Konventionen. Daneben finden sich Wörter, die eng
mit dem Gegenstandsbereich oder Untersuchungsgegenstand verbunden sind
(z.  B. Wortbildung (Z. 1), Komposition (Z. 2)). Im Unterschied zu den oben genann-
ten sehr spezifischen und darum seltenen Fachtermini sind diese so häufig, dass
sie als musterhaft ermittelt werden. Betreffend den Keywords lassen sich weitere
Beobachtungen skizzieren, beispielsweise dass das Adjektiv genau nicht per se,
sondern nur in attributiver Verwendung in Form des Komparativs musterhaft ist,
wie eben in diesem Text auch verwendet (s. „bei genauerer Betrachtung“, Z. 7). Es
zeigt sich aber auch, worin der Text vom musterhaften Sprachgebrauch abweicht.
So sind beispielsweise die prädikative Verwendung des Adjektivs gering („ist […]
gering“, Z. 4) und die attributive Verwendung von vernachlässigbar („vernach-
lässigbares Randphänomen“, Z. 6  f.) gerade nicht musterhaft. Denn musterhaft
ist das Adjektiv gering nur in attributiver Verwendung (am häufigsten im Korpus
belegt (bei maximaler Signifikanz) sind „geringer Einfluss“, „geringe Anzahl“,
„geringe Unterschiede“, „geringe Abweichungen“); das Adjektiv vernachlässig-
bar ist wiederum nur unflektiert in prädikativer Verwendung („ist vernachlässig-
bar“) oder innerhalb einer Konjunktionalgruppe („als vernachlässigbar“) mus-
terhaft. Hier liegt also eine Abweichung vom musterhaften Sprachgebrauch vor.
Auf Ebene der Keywords werden aber auch morphosyntaktische Muster sichtbar.
So ist das Keyword Unterscheidung (Z. 16) ein Beispiel für ein zugrundeliegendes
morphosyntaktisches Muster, nämlich die für den Wissenschaftsstil musterhafte
Nominalisierung von Handlungsverben.
Neben Keywords enthält der Textauszug auch diverse mehrgliedrige und
morphosyntaktische Muster, die nur kurz kommentiert werden sollen. Es finden
sich einerseits n-Gramme, die als besonders signalstark anzusehen sind und die
bereits im Rahmen der qualitativen Analyse in Kap. 6 näher beschrieben wurden.
Hierzu zählen Muster wie in bezug auf (Z. 8), im Hinblick auf (Z. 9  f.), ähnlich wie
(Z. 12) und einige mehr. Daneben gibt es weitere n-Gramme, die die für die Analyse
gesetzten Schwellenwerte nicht erreichen, aber gleichermaßen musterhaft und
Teil des Typikprofils ‚wissenschaftlicher Aufsatz‘ sind, z.  B. bei der Bildung (Z. 2),
genauere Betrachtung (Z. 7), ganz spezifische (Z. 13  f.), notwendig machen (Z. 15).
Auch morphosyntaktische Muster sind im Textauszug zahlreich vorhanden:
diverse postnominale Attribuierungen durch Nominalphrasen im Genitiv (s. die
Zeilen 2  f., 5, 7, 13, 17  f.), eine postnominale Attribuierung durch eine Präpositi-

Absatz angeschlossen und darauf aufbauend eine Schlussfolgerung getroffen, die die weiteren
Überlegungen begründet.

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onalphrase (Z.  16), mehrere Vorfeldbesetzungen mit Konnektoren (Z.  10, 12  f.)
und Passiv-Konstruktionen (Z. 4, 16  f., 19) sowie die bereits oben angesprochene
Nominalisierung eines Handlungsverbs (Unterscheidung, Z.  16). Alles in allem
lässt sich festhalten, dass der Textauszug mit 35 Keywords, 29 n-Grammen und 16
morphosyntaktischen Mustern eine zumindest auf den ersten Blick hohe Dichte
an Mustern aufweist. Inwieweit diese Musterdichte ihrerseits musterhaft ist oder
ob sich in einem wissenschaftlichen Text durchschnittlich meist weniger (oder
möglicherweise noch mehr) Muster finden lassen, muss vor dem Hintergrund der
Streuung der Muster über alle Texte hinweg geprüft werden.333
Ungeachtet dessen kann festgehalten werden, dass das Verfahren einer
induktiven korpuslinguistischen Analyse zur Ermittlung des textsortenspezifi-
schen Sprachgebrauchs sehr ergiebig ist. Die eingangs formulierte Hypothese,
musterhaft in Texten sei mehr als das, was sich deduktiv erschließen lässt, hat
sich in der vorliegenden Arbeit bestätigen lassen. Nicht zuletzt im direkten Ver-
gleich eines verschiedentlich analysierten Textauszugs hat sich gezeigt, dass im
Zuge einer induktiven korpuslinguistischen Analyse einiges als musterhaft auf-
gedeckt wird, was auf der Grundlage von Vorannahmen nicht als solches einge-
ordnet wurde.334 Daran lässt sich ablesen, dass man der sprachlich-stilistischen
Musterhaftigkeit von Texten und Textsorten auf Basis der statistischen Signifi-
kanz näher kommt als mit deduktiven Herangehensweisen. Geht man davon aus,
dass Sprachgebrauch ganz allgemein immer auch musterhafter Sprachgebrauch
ist, so hat sich das in der Arbeit dargelegte Verfahren als geeignet erwiesen, dieses
Musterhafte herauszuarbeiten.

333 Eine entsprechende Untersuchung, ob alle wissenschaftlichen Texte ähnlich viele Muster


aufweisen oder die Streuung sehr stark variiert, so dass es Texte mit überdurchschnittlich vielen
Mustern gibt und andere, die stark vom Textmuster abweichen, ist vorgesehen.
334 Vgl. die Textanalyse in Kap. 4.1, wonach 29 Prozent des Textauszugs als musterhaft identi-
fiziert wurden. Der induktiv korpuslinguistisch ermittelte Musteranteil beträgt hingegen 54 Pro-
zent (134 von 248 Wörtern sind Muster bzw. Teil eines Musters, vgl. Abb. 13).

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