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Schweißen
Empfehlungen zum Schweißen metallischer Werkstoffe D
Teil 3: Lichtbogenschweißen von nichtrostenden Stählen
Deutsche Fassung EN 1011-3:2000 EN 1011-3
ICS 25.160.10
Die Europäische Norm EN 1011-3:2000 hat den Status einer Deutschen Norm.
Nationales Vorwort
Die Europäische Norm EN 1011-3 ist im Technischen Komitee CEN/TC 121 Schweißen vom Unter-
komitee SC 4 Qualitätsmanagement für das Schweißen erarbeitet worden.
Das zuständige deutsche Normungsgremium ist der AA 4.1 Grundlagen der Qualitätssicherung beim
Schweißen im Normenausschuss Schweißtechnik (NAS).
Mit dieser Norm werden Empfehlungen zum Schmelzschweißen metallischer Werkstoffe zusammen-
gefasst und in 4 Teile wie folgt gegliedert:
Teil 1: Allgemeine Anleitung für das Lichtbogenschweißen
Teil 2: Lichtbogenschweißen von ferritischen Stählen
Teil 3: Lichtbogenschweißen von nichtrostenden Stählen
Teil 4: Lichtbogenschweißen von Aluminium und Aluminiumlegierungen
Diese Empfehlungen basieren auf bewährter, schweißtechnischer Praxis im Sinne unterstützender,
jedoch nicht verpflichtender Anleitung. Diese sind zusammengestellt worden, um allgemeingültige
Ausführungen zum Schmelzschweißen metallischer Werkstoffe zusammenzufassen, damit für
vergleichbare Angaben in den Ausführungsnormen auf diese Fachgrundnormen Bezug genommen
werden kann.
Die im Abschnitt 2 zitierten Europäischen Normen sind unter der gleichen Nummer als DIN-EN-
Normen veröffentlicht (außer CR ISO 15608, wurde veröffentlicht unter DIN V 1738).
Nationaler Anhang NA
(informativ)
Literaturhinweise
DIN V 1738, Schweißen Richtlinien für eine Gruppeneinteilung von metallischen Werkstoffen
(CR ISO 15608:2000).
Fortsetzung 21 Seiten EN
ICS 25.160.10
Deutsche Fassung
Schweißen
Welding Recommendations for welding of metallic Soudage Recommendations pour le soudage des
materials Part 3: Arc welding of stainless steels matériaux métalliques Partie 3: Soudage à larc
des aciers inoxydables
R
EUROPÄISCHES KOMITEE FÜR NORMUNG
EUROPEAN COMMITTEE FOR STANDARDIZATION
COMITÉ EUROPÉEN DE NORMALISATION
© 2000 CEN Alle Rechte der Verwertung, gleich in welcher Form und in welchem Verfahren, Ref.-Nr. EN 1011-3:2000 D
sind weltweit den nationalen Mitgliedern von CEN vorbehalten.
Seite 2
EN 1011-3:2000
Inhalt
Seite
Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2
Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3
1 Anwendungsbereich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3
2 Normative Verweisungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3
3 Begriffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4
4 Grundwerkstoff . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4
5 Lagerung und Handhabung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4
6 Schweißzusätze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5
7 Fertigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5
8 Qualitätsanforderungen an die Schweißungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7
9 Verzug . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7
10 Reinigen nach dem Schweißen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7
Anhang A (informativ) Schweißen von austenitischen
nichtrostenden Stählen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8
Anhang B (informativ) Schweißen von ferritischen nichtrostenden Stählen 13
Anhang C (informativ) Schweißen von austenitisch-ferritischen
nichtrostenden Stählen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15
Anhang D (informativ) Schweißen von martensitischen und martensitisch-
austenitischen nichtrostenden Stählen . . . . . . . . . . 18
Anhang ZA (informativ) Abschnitte in dieser Europäischen Norm,
die grundlegende Anforderungen oder andere
Vorgaben von EU-Richtlinien betreffen . . . . . . . . . 21
Vorwort
Diese Europäische Norm wurde vom Technischen Komitee CEN/TC 121 Schweißen erarbeitet, dessen
Sekretariat vom DS gehalten wird.
Diese Europäische Norm wurde unter einem Mandat erarbeitet, das die Europäische Kommission und
die Europäische Freihandelszone dem CEN erteilt haben, und unterstützt grundlegende Anforderungen
der EU-Richtlinien.
Zusammenhang mit EU-Richtlinien siehe informativen Anhang ZA, der Bestandteil dieser Norm ist.
Diese Europäische Norm muss den Status einer nationalen Norm erhalten, entweder durch Veröffent-
lichung eines identischen Textes oder durch Anerkennung bis 2001-03, und etwaige entgegenstehende
nationale Normen müssen bis 2001-03 zurückgezogen werden.
Entsprechend der CEN/CENELEC-Geschäftsordnung sind die nationalen Normungsinstitute der folgen-
den Länder gehalten, diese Europäische Norm zu übernehmen: Belgien, Dänemark, Deutschland,
Finnland, Frankreich, Griechenland, Irland, Island, Italien, Luxemburg, Niederlande, Norwegen,
Österreich, Portugal, Schweden, Schweiz, Spanien, die Tschechische Republik und das Vereinigte
Königreich.
Diese Norm besteht aus folgenden Teilen:
Teil 1: Allgemeine Anleitung für das Lichtbogenschweißen
Teil 2: Lichtbogenschweißen von ferritischen Stählen
Teil 3: Lichtbogenschweißen von nichtrostenden Stählen
Teil 4: Lichtbogenschweißen von Aluminium und Aluminiumlegierungen.
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EN 1011-3:2000
Einleitung
Diese Europäische Norm ist zusammen mit mehreren Anhängen erstellt worden. Sie kann erweitert
werden, um die verschiedenen Stahlsorten einzuschließen, die nach den Europäischen Normen für
nichtrostende Stähle erzeugt werden.
Wenn diese Norm für Vertragszwecke herangezogen wird, sollte die bestellende Dienststelle die ge-
forderte Übereinstimmung mit dieser Norm und anderen Anhängen festlegen, soweit sie geeignet sind.
Diese Norm vermittelt allgemeine Richtlinien für eine zufriedenstellende Fertigung und Überwachung
der Schweißungen und beschreibt Einzelheiten über mögliche nachteilige Auswirkungen, die auftreten
können mit Hinweisen auf Verfahren, um sie vermeiden zu können. Grundsätzlich ist sie für alle nicht-
rostenden Stähle anwendbar und ist unterschiedslos für alle in Betracht kommenden Fertigungen geeig-
net, trotzdem kann die Anwendungsnorm zusätzliche Anforderungen enthalten. Die zulässigen konstruk-
tiven Beanspruchungen der Schweißungen, die Prüfverfahren und die Bewertungsgruppen sind nicht
enthalten, da sie von den Einsatzbedingungen in der Fertigung abhängen. Derartige Einzelheiten sollten
in der Konstruktionsfestlegung festgelegt werden.
Dieser Teil der Europäischen Norm enthält zusätzliche Angaben für das Schmelzschweißen von nicht-
rostenden Stählen und sollte im Zusammenhang mit den allgemeinen Anforderungen nach EN 1011-1
beachtet werden.
1 Anwendungsbereich
Diese Europäische Norm enthält allgemeine Anforderungen für das Schmelzschweißen von nichtrosten-
den Stählen. Besondere Hinweise, die sich auf austenitische, austenitisch-ferritische, ferritische und
martensitische nichtrostende Stähle beziehen, sind in den Anhängen A bis D wiedergegeben.
2 Normative Verweisungen
Diese Europäische Norm enthält durch datierte oder undatierte Verweisungen Festlegungen aus an-
deren Publikationen. Diese normativen Verweisungen sind an den jeweiligen Stellen im Text zitiert, und
die Publikationen sind nachstehend aufgeführt. Bei datierten Verweisungen gehören spätere Än-
derungen oder Überarbeitungen dieser Publikationen nur zu dieser Europäischen Norm, falls sie durch
Änderung oder Überarbeitung eingearbeitet sind. Bei undatierten Verweisungen gilt die letzte Ausgabe
der in Bezug genommenen Publikation (einschließlich Änderungen).
EN 288-2, Anforderung und Anerkennung von Schweißverfahren für metallische Werkstoffe Teil 1:
Allgemeine Regeln für das Schmelzschweißen.
EN 439, Schweißzusätze Schutzgase zum Lichtbogenschweißen und Schneiden.
EN 1600, Schweißzusätze Umhüllte Stabelektroden zum Lichtbogenhandschweißen von nichtrosten-
den und hitzebeständigen Stählen Einteilung.
EN 1011-1, Schweißen Empfehlungen zum Schweißen metallischer Werkstoffe Teil 1: Allgemeine
Anleitungen zum Lichtbogenschweißen.
EN 10088-1:1995, Nichtrostende Stähle Teil 1: Verzeichnis der nichtrostenden Stähle.
EN 12072, Schweißzusätze Drahtelektroden, Drähte und Stäbe zum Lichtbogenschweißen von nicht-
rostenden und hitzebeständigen Stählen Einteilung.
EN 12073, Schweißzusätze Fülldrahtelektroden zum Metall-Lichtbogenschweißen mit oder ohne
Schutzgas von nichtrostenden und hitzebeständigen Stählen Einteilung.
EN 25817, Lichtbogenschweißverbindungen an Stahl Richtlinie für Bewertungsgruppen für Unregel-
mäßigkeiten (ISO 5817:1992).
EN 29692, Lichtbogenhandschweißen, Schutzgasschweißen und Gasschweißen Schweißnahtvor-
bereitung für Stahl (ISO 9692:1994).
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EN 1011-3:2000
3 Begriffe
Für die Anwendung dieser Europäischen Norm gelten folgende Begriffe:
3.1
Passivschicht
eine dünne, durchsichtige und festanhaftende Schicht auf der Oberfläche von nichtrostenden Stählen,
die diese vor Korrosionsangriffen schützt
3.2
Stabilisiert/nicht stabilisiert
stabilisierte Stähle enthalten Zusätze, die in starkem Maße Karbide/Nitride erzeugen (üblich sind Titan
oder Niob) und so die Bildung von Chrom-Karbiden/-Nitriden einschränken, damit bleibt bei den nicht-
rostenden Stählen ihr Korrosionswiderstand, besonders an den Korngrenzen, erhalten
3.3
Ferritnummer
FN
eine Zahl, die die magnetische Anziehungskraft kennzeichnet und auf eine Reihe von Vergleichsmustern
Bezug nimmt. Da deren Gehalt an ferromagnetischen Phasen proportional dem Ferritgehalt (Deltaferrit)
im Bereich von 0 % bis 10 % etwa gleicht, ist er jedoch sehr einfach zu bestimmen (siehe EN ISO 8249)
3.4
Schweißzusatzeinlageteil
ein Teil aus Zusatzwerkstoff, das in der Form und in den Maßen der Schweißnahtvorbereitung angepasst
ist, und das beim Schweißen zu einem vollständigen Teil der Verbindung wird
3.5
Dehngrenze
wenn in dieser Norm auf die Dehngrenze hingewiesen wird, bezieht sie sich auf die 0; 2 %-ige Dehnung
(Rp 0,2 % )
4 Grundwerkstoff
Diese Norm gilt für nichtrostende austenitische, ferritische, martensitische und austenitisch-ferritische
Stahlsorten entsprechend der Gruppen 8 bis 10 nach CR ISO 15608.
6 Schweißzusätze
Die Zusatzwerkstoffe sollten unter Berücksichtigung des Grundwerkstoffes und der einzelnen An-
wendung ausgewählt werden und müssen die entsprechenden Normen erfüllen.
Wenn Schweißzusatzeinlegeteile verwendet werden, müssen sie mit der Zusammensetzung des ent-
sprechenden Zusatzwerkstoffes übereinstimmen.
7 Fertigung
7.1 Allgemeines
Die Verarbeitungsbereiche für nichtrostende Stähle müssen von denen für andere Arbeiten abgetrennt
sein und von Werkstoffen, die mögliche Verunreinigungen bewirken können, wie Blei, Zink, Kupfer,
Kupferlegierungen oder Kohlenstoffstähle usw., freigehalten werden.
Die Formgebungswerkzeuge müssen vor ihrem Einsatz gründlich gereinigt werden, um eine Ver-
schleppung von Verunreinigungen zu vermeiden. Alle Schmiermittel, die zur Verformung verwendet
wurden, müssen vom Werkstück entfernt werden.
Es dürfen nur Werkzeuge, die für nichtrostenden Stahl bestimmt sind, eingesetzt werden, dies gilt be-
sonders für Schleifscheiben und Drahtbürsten.
Da das Schweißen den Grundwerkstoff erwärmt, bilden sich sowohl auf dem Schweißgut als auch auf
den an die Schweißung angrenzenden Bereichen Oxidfilm. Diese Oxide sowie die Schlacken, die von
umhüllten Stab- und Fülldrahtelektroden sowie beim Unterpulverschweißen erzeugt werden, müssen
entfernt werden, falls die Schweißung entweder einem korrosiven Medium ausgesetzt wird oder falls
andere Gründe dafür bestehen (siehe Abschnitt 10).
Wenn bei der Fugenvorbereitung Oxidationen, Aufhärtungen und allgemeine Verunreinigungen durch
thermische Schneidprozesse entstehen, sollten diese bis zu einer genügenden Tiefe, bezogen auf die
Schnittfläche, mechanisch abgearbeitet werden. Durch das Scherschneiden können Risse entstehen.
Diese können ebenfalls ein Beseitigen vor dem Schweißen erfordern.
Wenn die Schnittkanten nicht die Fugenflanken bilden, sollte sichergestellt werden, dass das Scher-
schneiden oder das thermische Schneiden die Durchführung der Fertigung nicht nachteilig beeinflusst.
Hartes Stempeln sollte vermieden werden, wenn es jedoch anzuwenden ist, sollte die Gefahr bei der
Anwendung in hochbeanspruchten oder korrosiven Bereichen beachtet werden. Der Kunde sollte
Hinweise auf die Lage derartiger Markierungen geben. Eindrücke, die zur Kennzeichnung von Durch-
strahlungsprüfungen angewendet werden, sind gleichartigen Vorsichtsmaßnahmen zu unterwerfen.
Schweißungen, die zu prüfen und anzuerkennen sind, sollten nicht mit Farbe überstrichen oder ander-
weitig behandelt werden, bevor sie nicht anerkannt worden sind.
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EN 1011-3:2000
7.3 Schweißbadsicherung
Die verbleibenden Schweißbadsicherungen müssen aus einer verträglichen, nichtrostenden Stahlsorte
bestehen und sollten nicht eingesetzt werden, wenn eine Spaltkorrosionsgefahr besteht.
Wenn kein geeignetes Konstruktionsteil als Werkstoff für die Schweißbadsicherung zu verwenden ist,
muss der einzusetzende Werkstoff in der Konstruktionsfestlegung festgelegt werden.
Bei der Verwendung von Kupfer als eine nicht verbleibende Schweißbadsicherung muss im Schmelz-
bereich eine Nut in die Unterlage maschinell eingearbeitet werden. Beim Schweißen ist Vorsicht ge-
boten, wenn die Gefahr einer Kupferaufnahme besteht. Durch eine Nickel- oder Chrombeschichtung des
Werkstoffes für die Schweißbadsicherung aus Kupfer kann diese vermindert werden. Wenn eine hohe
Wärmeeinbringung angewendet wird, kann die Kupferunterlage mit Wasser gekühlt werden.
Der Werkstoff für die Schweißbadsicherung muss von Verunreinigungen, wie Fett, Feuchtigkeit, Oxide
usw. frei sein.
Wenn nicht verbleibende und verbleibende Schweißbadsicherungen eingesetzt werden, muss die Ver-
bindung so angeordnet werden, dass eine vollständige Verschmelzung der zu verbindenden Teile sicher-
gestellt und leicht zu erzielen ist.
Wenn eine Vorbeugung gegen Oxidation auf der Gegenseite einer Schweißung notwendig ist, sollte
üblicherweise eine Spülung durch Zuführung eines geeigneten Gases ausgeführt werden. Dazu wird ein
hochreines Gas oder Gasgemisch nach EN 439, das mit dem Grundwerkstoff und Schweißgut verträglich
ist, über die Schweißnahtwurzel geleitet. Der Zweck ist, Verunreinigungen durch die Atmosphäre,
hauptsächlich durch den Sauerstoff, zu vermeiden, da dieser zu unzulässigen Unregelmäßigkeiten in der
Schweißung und/oder zu einer Verminderung des Korrosionswiderstandes führen kann.
Wenn Spülungen im Wurzelbereich ausgeführt werden, sollte die Spülung vor dem Schweißen ge-
nügend lange dauern, um sicherzustellen, dass der Grad der Oxidation an der Wurzel den geforderten
Konstruktionsfestlegungen entspricht. Die Vorspülzeit hängt hauptsächlich von der Durchflussgeschwin-
digkeit des Gases, dem Volumen, das auszuspülen ist und zu einem geringerem Ausmaß von der Dichte
des Spülgases führt, sowie von der Einströmstelle ab.
Wenn der höchstzulässige Sauerstoffgehalt im Vertrag festgelegt wurde, ist die Verwendung eines
Sauerstoffanalysators mit einer geeigneten Messgenauigkeit notwendig, um den Sauerstoffgehalt des
austretenden Gases zu bestimmen. Als Richtlinie wird vorgeschlagen, dass vor Beginn des Schweißens
ein zehnmaliger Volumenwechsel durchgeführt wird.
Die Gasspülung sollte eine genügend lange Zeit aufrechterhalten werden, damit die Oxidation der unter-
seitigen Fläche der fertigen Schweißung vertragsgemäß akzeptierbar ist.
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EN 1011-3:2000
9 Verzug
Der Verzug in einem geschweißten Bauteil beruht auf der ungleichmäßigen Dehnung und Zusammen-
ziehung des Schweißgutes und des angrenzenden Grundwerkstoffes während des Schweißens. Bei
austenitischen nichtrostenden Stählen ist diese Auswirkung infolge des größeren Ausdehnungskoeffi-
zienten und der geringeren Wärmeleitfähigkeit ausgeprägter als bei unlegiertem Stahl.
Um den Verzug zu verkleinern, gibt es einige praktische Möglichkeiten, z. B.:
Verkleinern der Schweißgutmenge;
Ausgewogenes (beidseitiges) Schweißen der Verbindung;
Vermindern der Wärmeeinbringung;
Vermindern der Anzahl der Schweißlagen;
Pilgerschrittschweißen;
Vorspannen der zu schweißenden Teile;
Vorrichtungen und mechanische Spannmittel;
Heftschweißungen;
Wärmeabführungen.
Es sollte dafür gesorgt werden, dass die ausgewählten Verfahren keine schädlichen Einflüsse auf die
Eigenschaften der Schweißungen und auf die Gesamtkonstruktion haben.
Beschädigung der Oberfläche und einer Verminderung der Dicke des Grundwerkstoffes vorzubeugen.
Diese Technik wird angewendet, um starke Oberflächenverunreinigungen zu entfernen und um einen
sanften Übergang von der Schweißung zum Grundwerkstoff zu erzeugen.
Beizen: Durch chemische Reaktion werden beim Beizen die Oxide oder Beläge von der Stahlober-
fläche entfernt. Es ist ein saures Beizmittel zu verwenden, dessen Zusammensetzung von der Stahl-
sorte, Beiztemperatur und -zeit abhängt. Eine sorgfältige Entsorgung aller Beizprodukte ist not-
wendig.
Elektrolytisches Polieren: Dies wird allgemein bei nichtstabilisierten nichtrostenden Stählen ange-
wendet, um für einen optimalen Korrosionswiderstand eine glatte Oberfläche zu erzeugen.
Die wirkungsvollsten Reinigungsprozesse für einen optimalen Korrosionswiderstand sind Beizen und
elektrolytisches Polieren mit nachfolgenden natürlichen oder induzierten Passivierungsvorgängen.
Anhang A
(informativ)
Schweißen von austenitischen nichtrostenden Stählen
A. 1 Allgemeines
A.1.1 Chemische Zusammensetzung
Die chemischen Zusammensetzungen von typischen austenitischen nichtrostenden Stählen sind in
EN 10088-1 aufgeführt. Im Allgemeinen enthalten diese Stähle mindestens 16,5 % Chrom sowie aus-
reichend Nickel und/oder Mangan, Kohlenstoff und Stickstoff, um ein austenitisches Mikrogefüge zu
erzeugen. Sie können außerdem weitere zusätzliche Elemente wie Molybdän, Stickstoff, Titan, Niob,
Kupfer, Silicium oder Schwefel enthalten, um besondere Eigenschaften zu verbessern, z. B. Widerstand
gegen Korrosion und Oxidation sowie die maschinelle Bearbeitbarkeit.
A.1.2 Mikrogefüge
Das Mikrogefüge von austenitischen nichtrostenden Stählen wird durch das Gleichgewicht von ferrit- und
austenitstabilisierenden Elementen bestimmt. Die wesentlichen ferritstabilisierenden Elemente sind
Chrom, Molybdän und Silicium, während Nickel, Mangan, Kohlenstoff und Stickstoff die hauptsächlichen
austenitstabilisierenden Elemente sind. Das Gefüge, das sich im Schweißgut ausbildet, kann aus dem
Gleichgewicht von ferrit- und austenitstabilisierenden Elementen unter Verwendung z. B. eines
Schaeffler-, DeLong-, W.R.C- oder EPSY-Diagramms vorausgesagt werden.
Austenitische nichtrostende Stähle bestehen aus einem austenitischen Grundgefüge, das in unterschied-
lichem Maße geringe Mengen Deltaferrit enthalten kann. Der Ferritanteil nimmt beim Schweißen ohne
Zugabe von Zusatzwerkstoff zu. Andere Stahlsorten sind vollaustenitisch und enthalten selbst nach dem
Schweißen kein Ferrit.
Die austenitischen nichtrostenden Stähle werden im Allgemeinen im lösungsgeglühten Zustand geliefert,
dieser umfasst eine Erwärmung auf ungefähr 1 050 °C oder höher mit anschließend folgender schneller
Abkühlung auf Raumtemperatur. Der Glühprozess ergibt eine Entfestigung des Stahls und vermindert
den Deltaferritanteil, so dass sogar bei Stählen, in denen beim Schweißen Deltaferrit gebildet wird, im
lösungsgeglühten Zustand meist kein Ferrit enthalten ist.
wird. Die normalen nichtrostenden Stähle dieser Gruppe werden jedoch den austenitischen nichtrosten-
den Stählen zugeordnet, obwohl ein kleiner Ferritanteil vorhanden ist, z. B. nach EN 10088-1:1995:
Stahlsorten 1.4301, 1.4401, 1.4436.
Der Kohlenstoffgehalt der normalen austenitischen nichtrostenden Stähle beträgt meistens weniger als
0,06 %.
Um die Bildung von Chromkarbiden beim Schweißen herabzusetzen, werden viele normale Sorten mit
niedrigem Kohlenstoffgehalt (< 0,03 %) erzeugt, die für bestimmte Umgebungsbedingungen einen er-
höhten Korrosionswiderstand haben, z. B. nach EN 10088-1:1995: Stahlsorten 1.4307, 1.4404, 1.4432.
Ähnliche Erhöhungen des Korrosionswiderstandes bei den normalen Stahlsorten können entweder
durch Zugabe von Titan oder von Niob/Tantal erreicht werden, die sich mit dem Kohlenstoff verbinden
und die Bildung von Chromkarbiden beim Schweißen verhindern. Diese Sorten werden den
stabilisierten austenitischen nichtrostenden Stählen zugeordnet, z. B. nach EN 10088-1:1995: Stahl-
sorten 1.4541, 1.4550.
A.2.2 Schweißzusätze
Alle Schweißzusätze sollten in Übereinstimmung mit den Empfehlungen des Herstellers/Lieferanten aus-
gewählt werden.
Falls erforderlich, sollten die Zusatzwerkstoffe/Schweißstäbe entsprechend EN 1600, EN 12072 oder
EN 12073 ausgewählt werden.
Die Schweißzusätze für normale austenitische nichtrostende Stähle werden meist so festgelegt, dass sie
im abgeschmolzenen Schweißgutbereich einen Ferritgehalt zwischen 3 FN und 15 FN ergeben, um Heiß-
rissen zu widerstehen.
Allgemein können die Diagramme nach Schaeffler, DeLong, W.R.C oder EPSY angewendet werden, um
festzustellen, ob der Schweißzusatz den richtigen Ferritgehalt ergibt, dabei sind die Auswirkungen der
Vermischungen zu beachten.
Vollaustenitische nichtrostende Stähle sind nicht magnetisch. Die Anwesenheit von Deltaferrit im
Austenit ergibt einen niedrigen Magnetisierungsgrad, diese Eigenschaft wird zur Messung des Ferritan-
teils im Schweißgut nach dem Schweißen benutzt.
Die chemische Zusammensetzung des Schweißzusatzes ist üblicherweise in Bezug auf den Grundwerk-
stoff leicht überlegiert, um den Korrosionswiderstand durch Ausgleich von Legierungsverlusten, Seige-
rungseinflüssen, Einschlüssen und Oberflächenunregelmäßigkeiten innerhalb des Schweißgutes zu
optimieren.
Die vollaustenitischen nichtrostenden Stähle erfordern den Einsatz von etwa gleichartigen oder leicht
überlegierten Schweißzusätzen. Sie sind heißrissanfällig. Die in A.3.1 aufgeführten Vorsichtsmaß-
nahmen sollten deshalb befolgt werden. Die Schweißzusätze können einen erhöhten Mangananteil auf-
weisen, um die Heißrissgefahr zu verringern.
Meistens werden für superaustenitische Stähle Nickelbasis-Schweißzusätze verwendet.
Für das WIG-Schweißen sind als Schutzgase Argon, Argon-Wasserstoff-, Argon-Helium-Gemische oder
Kombinationen dieser Gase nach EN 439 üblich.
Die Zugabe entweder von Wasserstoff oder Helium zum Argon (nach EN 439) erlaubt oftmals eine
höhere Schweißgeschwindigkeit. Die reduzierende Wirkung der wasserstoffhaltigen Gase kann außer-
dem saubere Schweißnähte ergeben.
Da eine große Anzahl von Schutzgasen für das MIG-/MAG-Schweißen von austenitischen nichtrosten-
den Stählen jetzt verfügbar ist, sollten sie nach EN 439 ausgewählt werden.
Seite 11
EN 1011-3:2000
A.3.3 Korrosionswiderstand
A.3.3.1 Sensibilisierung oder Gefügezerfall in der Schweißung
Ein guter Korrosionswiderstand hängt von einer gleichmäßigen Verteilung der Elemente Chrom und
Molybdän im Grundwerkstoff und im Schweißgut ab. Eine Sensibilisierung durch Karbide und Nitride
oder Ausscheidung von intermetallischen Phasen wie die Sigma-Phase, die eine örtliche Verarmung von
Chrom und/oder Molybdän ergeben, sollte vermieden werden. Die Gefahr der Sensibilisierung wird
durch den Einsatz von Stahlsorten mit niedrigem Kohlenstoffgehalt (k 0,030 %) oder durch Verwendung
von stabilisierten (Titan, Niob/Tantal) Stählen und Schweißzusätzen vermindert.
Um die Gefahr der Aufnahme von Kohlenstoff und Stickstoff auszuschalten, sollten Verunreinigungen
der Schweißung und der Wärmeeinflusszone (WEZ) vermieden werden. Schutzgase, die mehr als
2,5 % CO2 enthalten, sollten deshalb vermieden werden, es sei denn, dass dieses durch den Hersteller/
Lieferanten der Zusatzwerkstoffe besonders empfohlen wird.
Um die Gefahr der Ausscheidung intermetallischer Phasen während des Schweißens zu vermindern,
sollte die Wärmeeinbringung und die Zwischenlagentemperatur niedrig gehalten werden.
A.3.3.2 Spannungskorrosion
Spannungskorrosion kann in austenitischen nichtrostenden Stählen auftreten, wenn sie Kombinationen
ungünstiger Bedingungen ausgesetzt sind, diese schließen aggressive Medien (wie Halogenidlösungen),
erhöhte Temperaturen und aufgebrachte Zugspannungen ein. Eigenspannungen durch Schweißen oder
Schleifen, können bei ungünstigen Umgebungsbedingungen oftmals genügen, um eine derartige aggres-
sive Situation zu verursachen. Es ist deshalb ratsam, sicherzustellen, dass Eigenspannungen in der
Fertigung verringert werden, die für diese Art der Aggressivität anfällig sein können.
Die Widerstandsfähigkeit gegen Spannungskorrosion kann durch den Einsatz von ferritischen oder
Duplex-Stahlsorten sowie superaustenitischen Stählen mit hohen Nickelgehalten entscheidend erhöht
werden (normale ferritische nichtrostende Stahlsorten weisen jedoch einen verminderten Widerstand
gegen allgemeine Korrosion auf).
A.3.4 Verzug
Infolge ihrer höheren Wärmeausdehnung und ihrer geringeren Wärmeleitfähigkeit, verglichen mit
Kohlenstoffstählen, sind austenitische nichtrostende Stähle bedeutend verzugsanfälliger als Kohlen-
stoffstähle oder andere nichtrostende Stähle. Empfehlungen zur Verringerung des Verzuges werden in
Abschnitt 9 wiedergegeben.
A.4.2 Reinigung
Um den Korrosionswiderstand im Schweißteil wiederherzustellen, ist eine Entfernung jeder Oberflächen-
verunreinigung, die durch den Schweißprozess erzeugt wurde, notwendig.
Empfehlungen zur Reinigung nach dem Schweißen sind in Abschnitt 10 wiedergegeben.
Seite 13
EN 1011-3:2000
Anhang B
(informativ)
Schweißen von ferritischen nichtrostenden Stählen
B. 1 Allgemeines
B.1.1 Chemische Zusammensetzung
Die ferritischen nichtrostenden Stähle nach EN 10088-1 enthalten meistens zwischen 10,5 % und 30 %
Chrom sowie bis zu 0,08 % Kohlenstoff. Einige Sorten weisen außerdem eines oder mehrere der folgen-
den Elemente auf: bis zu 4,5 % Molybdän, 1,6 % Nickel, 2,1 % Aluminium und zur Stabilisierung Titan,
Niob/Tantal oder Zirkonium. Bei bestimmten Stahlsorten sind die Anteile an Kohlenstoff und Stickstoff
sehr niedrig gehalten (ELI-Ferrite).
B.1.2 Mikrogefüge
Abhängig von dem Verhältnis der ferrit- zu den austenitbildenden Elementen besteht das Mikrogefüge
dieser Stähle aus Ferrit (vollferritisch) oder aus Ferrit mit einem Anteil Martensit (teilferritisch). Ausführ-
liche Informationen werden von den Stahllieferanten oder -herstellern erteilt.
Das vollferritische Gefüge ist für ein Kornwachstum bei Temperaturen über etwa 950 °C anfällig. Die
Folge ist eine verminderte Zähigkeit. Eine erneute Feinung durch eine Wärmebehandlung ist nicht
möglich.
Bei den stabilisierten ferritischen nichtrostenden Stählen ist das Kornwachstum weniger ausgeprägt und
bei den teilferritischen nichtrostenden Stählen am niedrigsten. Das Ausmaß des Kornwachstums hängt
ab von der höchsten Temperatur, von der Zeitdauer der Erwärmung und von der Zahl der Schweiß-
raupen. Geschweißte Teile aus vollferritischen nichtrostenden Stählen ermöglichen deshalb nur bei einer
dünnen Wanddicke (höchstens etwa 2,5 mm) einen angemessenen Einsatz.
Schweißungen von dicken Teilen aus teilferritischen Stählen weisen gegenüber vollferritischen Stahl-
sorten eine bessere Zähigkeit auf. Selbst wenn von der Schweißtemperatur schnell abgekühlt wird,
scheiden sich im Grundwerkstoff und im artgleichen Schweißgut Chromkarbide aus. Diese Ausscheidun-
gen verringern die Verformungsfähigkeit und den Widerstand gegen interkristalline Korrosion durch ört-
liche Chromverarmungen. Diese Verarmung kann vermieden werden, wenn der Grundwerkstoff und das
artgleiche Schweißgut einen sehr niedrigen Kohlenstoffgehalt haben oder vorzugsweise, wenn sie mit
Titan, Niob/Tantal oder Zirkonium stabilisiert sind.
Intermetallische Ausscheidungen, z. B. die Sigma-Phase, die sich in Stählen mit einem Gehalt von
(Chrom + Molybdän) größer als etwa 22 % im Temperaturbereich von etwa 550 °C bis 850 °C bilden
können, führen zu einer Versprödung bei Raumtemperatur und mitunter zu einem verminderten Korro-
sionswiderstand. Durch Erwärmung in dem Bereich von 900 °C bis 1 000 °C und nachfolgender schneller
Abkühlung auf Raumtemperatur kann die Sigma-Phase in Lösung gebracht werden.
475 °C-Versprödungen, die einen Verlust an Verformungsfähigkeit ergeben, können bei Stählen mit
einem Chromgehalt von über 15 % im Temperaturbereich von etwa 400 °C bis 450 °C auftreten. Die
Versprödung kann durch Erwärmen auf ungefähr 540 °C und nachfolgender schneller Abkühlung auf
Raumtemperatur beseitigt werden.
Für Dicken über 3 mm kann bei teilferritischen Stahlsorten eine Vorwärmung auf 200 °C bis 300 °C ange-
wendet werden. Die Zwischenlagentemperatur sollte im gleichen Bereich liegen.
Die Kohlenstoff- und Stickstoffaufnahme beim Schweißen sollte so niedrig wie möglich gehalten werden,
z. B. durch Reinigen des Schweißbereiches, durch eine kurze Lichtbogenlänge.
B.2.2 Schweißzusätze
Austenitische Schweißzusätze sind gegenüber denen mit gleichartiger Zusammensetzung wie der
Grundwerkstoff wegen des höheren Verformungsvermögens des austenitischen Schweißgutes zu bevor-
zugen. Unter Berücksichtigung des Korrosionswiderstandes sollte der Chromgehalt des Schweißgutes
nicht niedriger sein als der des Grundwerkstoffes. Wenn während des Einsatzes eine Gefahr zur
Schwefelaufnahme besteht, sollte die Schweißlage, die Kontakt zu dieser Umgebung hat, mit ferritischen
nichtrostenden oder ferritisch-austenitischen nichtrostenden Zusätzen geschweißt werden.
Außerdem sind ferritische nichtrostende Schweißzusätze auszuwählen, wenn eine etwa gleiche
Wärmeausdehnung, eine gleichartige Farbe der Schweißnahtoberfläche oder eine nickelfreie
Schweißung gefordert werden.
WIG-Schweißungen können mit oder ohne Zusatzwerkstoff ausgeführt werden.
Umhüllte Elektroden sollten vor dem Schweißen, falls notwendig, entsprechend der Empfehlungen des
Herstellers/Lieferanten nachgetrocknet werden.
Als Schutzgase sollten Gasgemische auf Argonbasis, z. B. M 13 nach EN 439, die kein CO2 , Wasserstoff
und/oder Stickstoff enthalten, verwendet werden.
B.3.3 Korrosionswiderstand
Ferritische nichtrostende Stähle leiden unter interkristalliner Korrosion, es sei denn, dass die Chromver-
armung durch äußerst niedrige Kohlenstoff- und Stickstoffgehalte, durch Stabilisierung (mit Titan, Niob/
Tantal oder Zirkonium) oder durch Lösungsglühen zwischen 750 °C und 800 °C vermieden wird. Bei ferriti-
schen nichtrostenden Stählen mit Chromgehalten im unteren Bereich und ohne Nickel weisen in vielen
chemischen Medien eine weichere Passivschicht auf. Ihr Korrosionswiderstand kann bei wenig aggres-
siven Bedingungen ausreichend sein.
B.3.4 Verzug
Da die ferritischen nichtrostenden Stähle eine bessere Wärmeleitfähigkeit und einen niedrigeren
Wärmeausdehnungskoeffizienten als die austenitischen nichtrostenden Stähle haben, sind die Verzugs-
probleme nicht so ausgeprägt.
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EN 1011-3:2000
B.4.2 Oberflächenendbehandlung
Um den Korrosionswiderstand des Schweißteils wiederherzustellen, ist die Entfernung aller Ober-
flächenverunreinigungen, die durch den Schweißprozess erzeugt wurden, notwendig.
Empfehlungen zur Reinigung nach dem Schweißen sind in Abschnitt 10 wiedergegeben.
Anhang C
(informativ)
Schweißen von austenitisch-ferritischen nichtrostenden Stählen
C. 1 Allgemeines
Austenitisch-ferritische nichtrostende Stähle, meist als nichtrostende Duplexstähle bezeichnet, werden
wegen ihrer Festigkeit und wegen ihres Korrosionswiderstandes eingesetzt. Im Allgemeinen werden sie
im Temperaturbereich von 50 °C bis + 250 °C angewendet.
C.1.2 Mikrogefüge
Nichtrostende Duplexstähle bestehen aus einem ferritischen Grundgefüge mit etwa 45 % bis 60 %
Austenit. Dieses Gefüge wird durch Lösungsglühen, abhängig von der Stahlsorte, bei etwa 1 020 °C bis
1 100 °C sowie durch schnelles Abkühlen auf Raumtemperatur erzielt.
C.1.3.2 Mittellegiert
Die meist angewendeten gebräuchlich nichtrostenden Duplexstähle, z. B. nach EN 10088-1:1995: Stahl-
sorte 1.4462, sind die mittellegierten molybdänhaltigen Stahlsorten. Sie sind Stähle für allgemeine Zwe-
cke und werden hauptsächlich für chemische, petrochemische und Offshore-Anwendungen eingesetzt.
C.1.3.3 Hochlegiert
Die hochlegierten nichtrostenden Duplexstähle, z. B. nach EN 10088-1:1995: Stahlsorte 1.4410, haben
verglichen mit den mittellegierten nichtrostenden Duplexstählen, einen höheren Chrom-, Molybdän- und
Stickstoffgehalt und werden deshalb in stark korrosiven Umgebungen eingesetzt.
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C.2.2 Schweißzusätze
Um ein richtiges Mikrogefüge im Schweißgut zu erzeugen, muss ein nickelüberlegierter Zusatzwerkstoff
verwendet werden. Durch eine derartige Zusammensetzung kann sowohl den Auswirkungen der
schnellen Abkühlung nach dem Schweißen als auch der hohen Aufmischung des Grundwerkstoffes in
der Wurzellage begegnet werden.
Für die niedrig- und mittellegierten Stahlsorten in aggressiven korrosiven Umgebungen kann ein mit
Chrom, Molybdän und Stickstoff überlegierter Duplex-Zusatzwerkstoff verwendet werden, z. B. ein hoch-
legierter Duplex-Zusatzwerkstoff für einen mittellegierten nichtrostenden Duplexstahl.
Alle Schutzgase werden nach EN 439 ausgewählt.
Die zu empfehlenden Schutzgase für das WIG- und Plasmaschweißen sind Argon, Argon-Helium-
Gemische oder Argon mit einem Anteil bis zu 3 % Stickstoff. Wasserstoffhaltige Schutzgase sollten ver-
mieden werden.
Für das MAG-Schweißen können genormte Gase wie Argon mit einem Gehalt bis zu 2,5 % Kohlenstoff-
dioxid, Argon-Helium-Sauerstoff-Gemische, Argon-Helium-Kohlenstoffdioxid-Gemische oder Gase mit
einem Zusatz bis zu 3 % Stickstoff verwendet werden.
Beim Schweißen mit Fülldrahtelektroden sollte auf die Empfehlungen des Herstellers und seine Informa-
tionen über die Schutzgase Bezug genommen werden.
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EN 1011-3:2000
Wenn Wurzelschutzgase gefordert werden, sollten Argon, Argon-Stickstoff-Gemische oder reiner Stick-
stoff bzw. in besonderen Fällen Stickstoff-Wasserstoff-Gemische empfohlen werden.
Beim Unterpulverschweißen ergeben Rutilpulver normalerweise niedrige Kerbschlagwerte. Ein stärker
basisches Pulver verbessert die Kerbschlagzähigkeit. Ein vollbasisches Pulver kann jedoch beim
Schlackeentfernen zu Schwierigkeiten führen.
C.3.2 Rissbildung
Die nichtrostenden Duplexstähle sind infolge ihrer ferritischen Erstarrungsart weniger empfindlich für die
Bildung von Heißrissen.
Der Wasserstoff im Duplexschweißgut kann für eine verzögerte Rissbildung verantwortlich sein, wenn
das Schweißgut einen sehr hohen Ferritgehalt (> 110 FN = ungefähr 75 % Ferrit) sowie einen hohen
Wasserstoffanteil hat und mit einem hohen Verformungsgrad verbunden ist.
C.3.4 Korrosionswiderstand
Der Korrosionswiderstand der nichtrostenden Duplexstähle steht im Zusammenhang mit ihrem Mikro-
gefüge und ihrer chemischen Zusammensetzung. Meist werden sie wegen ihres guten Widerstandes
gegen Lochfraß- und Spannungskorrosion verwendet.
Wichtig ist, solche Grund- und Zusatzwerkstoffe einzusetzen, die sowohl in der WEZ als auch in dem
Schweißgut ein gesteuertes und akzeptierbares Austenit-Ferrit-Gleichgewicht ergeben. Im Allgemeinen
werden die gewünschten Eigenschaften erreicht, wenn ein Ferritgehalt von 30 FN bis 100 FN erzielt wird.
Stickstoff ist ein wesentliches Legierungselement für höchsten Korrosionswiderstand. Ein Stickstoffver-
lust kann bei WIG- und MIG-/MAG-Schweißen auftreten. Schweißungen, die mit umhüllten Elektroden
oder durch Unterpulverschweißen hergestellt werden, neigen nicht zu einem derartigen Verlust an Stick-
stoff.
C.3.5 Verzug
Der Verzug beim Schweißen von nichtrostenden Duplexstählen ist geringer als der von nichtrostenden
austenitischen Stählen. Jedoch ist das Richten der Duplexsorten nach dem Schweißen infolge ihrer
hohen Dehngrenze schwieriger.
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EN 1011-3:2000
C.3.6 Porosität
Die nichtrostenden Duplexstähle mit hohen Stickstoffgehalten (> 0,20 %) sind beim Schweißen anfälliger
für die Bildung von Porositäten als die normalen austenitischen nichtrostenden Stähle.
Beim Überkopfschweißen nimmt die mögliche Bildung von Porositäten zu. Um diese Schwierigkeit zu
vermindern, sollten dünne Raupen geschweißt und übergroße Lichtbogenlängen vermieden werden.
Um den Widerstand gegen Lochfraß zu erhöhen, kann dem Schutzgas Stickstoff zugesetzt werden. Die
Anwendung sollte auf die geeigneten Bereiche der Verbindung (Wurzel- und Kapplage) beschränkt
werden, um eine übermäßige Stickstoffaufnahme im Schweißgut zu verhindern und die Porosität zu
vermeiden. Übermäßige Durchflussgeschwindigkeiten des Schutzgases erhöhen ebenfalls die Poro-
sitätsgefahr.
C.4.2 Reinigung
Für die nichtrostenden Duplexstähle kann die gleiche Technik, wie sie in Abschnitt 10 beschrieben ist,
angewendet werden.
Anhang D
(informativ)
Schweißen von martensitischen und martensitisch-austenitischen
nichtrostenden Stählen
D. 1 Allgemeines
D.1.1 Chemische Zusammensetzung
Die martensitischen nichtrostenden Stähle nach EN 10088-1 enthalten meist zwischen 13 % und 17 %
Chrom, bis zu 4 % Nickel und bis zu 1,0 % Kohlenstoff. Sie können entsprechend ihrer chemischen
Zusammensetzung in drei unterschiedliche Stahlsorten eingeteilt werden.
die martensitisch-austenitischen Stahlsorten, sind für die Bildung von Kaltrissen weniger empfindlich und
können deshalb ohne Vorwärmen geschweißt werden.
Eine Vorwärmung kann angewendet werden, um die Bildung von Kaltrissen zu vermeiden. Sie kann in
Abhängigkeit von der Legierung durch einen Glühprozess nach dem Schweißen ergänzt werden.
Durch den Einsatz von austenitischen Schweißzusätzen wird die Rissgefahr durch Wasserstoff infolge
der höheren Löslichkeit des Wasserstoffs im Austenit entscheidend verringert.
D.3.3 Korrosionswiderstand
Der Korrosionswiderstand ist meist niedriger als bei austenitischen Stahlsorten. Die martensitischen
Stahlsorten sind anfällig für Spalt- und Lochfraßkorrosion, obgleich diese Stahlsorten durch Zugabe von
Molybdän verbessert werden. Diese Stähle werden nicht in stark korrosiven Umgebungen eingesetzt.
Sie werden jedoch oftmals wegen ihres Verschleiß- und Kavitationswiderstandes ausgewählt. Der Korro-
sionswiderstand der martensitisch-austenitischen Stahlsorten ist gegenüber dem für martensitische
Stahlsorten verbessert.
D.3.4 Verzug
Die martensitischen nichtrostenden Stähle haben meist eine bessere Wärmeleitfähigkeit und einen
kleineren Ausdehnungskoeffizienten als die Austenite, damit sind die Schwierigkeiten durch den Verzug
nicht so ausgeprägt.
D.4.2 Reinigung
Ein Beizen von ausscheidungshärtenden Stählen oder Stählen mit einem hohen Kohlenstoffgehalt wird
wegen der Schwierigkeit, eine gute Endoberfläche zu erzielen, nicht empfohlen.
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EN 1011-3:2000
Anhang ZA
(informativ)
Abschnitte in dieser Europäischen Norm, die grundlegende Anforderungen oder
andere Vorgaben von EU-Richtlinien betreffen
Diese Europäische Norm wurde im Rahmen eines Mandates, das dem CEN von der Europäischen
Kommission und dem Verband der Europäischen Freihandelszone erteilt wurde, erarbeitet und
unterstützt grundlegende Anforderungen der Richtlinie 97/23/EWG des Europäischen Parlaments und
dem Rat vom 29. Mai 1997 zur Annäherung der Gesetze der Mitgliedstaaten bezüglich Druckgeräte.
WARNHINWEIS Für Produkte, die in den Anwendungsbereich dieser Norm fallen, können weitere Anforde-
rungen und weitere EU-Richtlinien gelten.
Die folgenden Abschnitte dieser Norm wie in Tabelle ZA.1 angegeben, sind geeignet, Anforderungen der
Richtlinie 97/23/EWG zu unterstützen.
Die Übereinstimmung mit diesen Abschnitten dieser Norm ist eine der Möglichkeiten, die relevanten
grundlegenden Anforderungen der Richtlinie und der zugehörigen EFTA-Vorschriften zu erfüllen.
Grundlegende
Abschnitte/Unterabschnitte
Anforderungen der Richtlinie Bemerkungen/Anmerkungen
dieser Europäischen Norm
97/23/EWG
Abschnitt 4 4.1 (e) Grundwerkstoff
Abschnitt 6 Abschnitt 4 Schweißzusätze
Abschnitt 7 3.1.2 Fertigung
Abschnitt 8 3.1.2 Qualitätsanforderungen an die
Schweißungen
Abschnitt 9 3.1.2 Verzug
Abschnitt 10 3.1.2 Reinigen nach dem Schweißen
Anhang A 3.1.2, 3.1.4, Schweißen von austenitischen
Abschnitt 4 nichtrostenden Stählen
Anhang B 3.1.2, 3.1.4, Schweißen von ferritischen
Abschnitt 4 nichtrostenden Stählen
Anhang C 3.1.2, 3.1.4, Schweißen von austenitisch-ferritischen
Abschnitt 4 nichtrostenden Stählen
Anhang D 3.1.2, 3.1.4, Schweißen von martensitischen und
Abschnitt 4 martensitisch-austenitischen
nichtrostenden Stählen