1. Einführung
Nicht alle Werbung beabsichtigt, dass wir Geld für Konsum aus-
geben. Es gibt auch Werbung, die uns auf eine „gute Sache“ auf-
merksam machen will, wie z.B. für arme Menschen zu spenden oder
gegen Rechtsradikalismus zu kämpfen. Auch die Regierung macht
Werbung für ihre Programme und Aktionen, mit denen sie unsere
Gesellschaft aufklären und stärken will. Es ist also wichtig, genau
hinzuschauen, wer eine Werbung in Auftrag gibt und welches Ziel mit
ihr verfolgt wird.
ken und fühlen als Erwachsene. Nach Ansicht der Werbemacher ge-
ben Jugendliche ihr Geld gern für „schicke“ Markenprodukte aus.
Außerdem, so meinen Werber, lernen Jugendliche bereits die Marken
kennen und lieben, die sie einmal als Erwachsene mögen und kau-
fen.
Werbung kann witzig sein und uns unterhalten. Werbung kann uns
dann Probleme machen, wenn wir uns zu sehr von ihr leiten las-
sen und wir deshalb mehr Geld ausgeben als wir wollen oder
haben. Es ist für Jugendliche von Vorteil, mit der Werbung, die sie
ständig umgibt, aufmerksam und kritisch umzugehen.
Werbung spricht Jugendliche an, damit sie ihr Geld – ob sofort oder
später als Erwachsene – für ein bestimmtes Produkt ausgeben. Denn
die, die Werbung machen, haben herausgefunden, dass Jugendliche
Geld haben – in Form von Taschengeld oder als Verdienst aus klei-
neren Jobs. Außerdem ist bekannt, dass Jugendliche die Kaufent-
scheidungen ihrer Eltern beeinflussen, dass sie mitbestimmen, wofür
in der Familie Geld ausgegeben wird.
Werbung heute ist ein Teil unserer Wirtschaft, die auf Wettbewerb
beruht: Unternehmen werben gegeneinander um die Käufer ihrer
Produkte. In der Fachsprache gehört Werbung zum „Marketing“ ei-
nes Unternehmens. Weil unsere Wirtschaft mehr produziert, als wir
Menschen brauchen oder wünschen, müssen Unternehmen sich et-
was einfallen lassen, um trotzdem noch Konsumenten für ihre Pro-
dukte zu gewinnen.
Werbung muss manchmal knallig, laut und aufdringlich sein, damit wir
überhaupt aufmerksam auf sie werden. Werbung will uns aber nicht
abschrecken, sondern sie will uns gefallen und uns bewegen. Für die
Werbeindustrie ist es nicht so wichtig, ob wir ein Produkt oder eine
Marke praktisch oder nützlich finden. Vielmehr haben Werber es auf
unsere Gefühle abgesehen. Sie wollen uns glauben machen, dass
wir uns durch den Besitz eines Produktes besser fühlen würden als
vorher, dass wir damit beliebter oder erfolgreicher seien.
gen: Auf der einen Seite wollen Jugendliche das Leben in vollen Zü-
gen genießen und möglichst viel Spaß haben. Auf der anderen Seite
machen sie sich Sorgen darüber, den richtigen Lebensweg für sich zu
finden.
Was tun Jugendliche gern? Am liebsten beschäftigen sich Jugend-
liche mit Musik hören, Freunde treffen und Fernsehen. Danach kom-
men Faulenzen, Sport machen und im Internet surfen. 5
Anmerkungen zu Kapitel 3
1
Diese und alle weiteren Zahlen, wenn nicht anders gekennzeichnet,
könnt ihr nachlesen bei: Egmont Ehapa Verlag (2004). Junge Ziel-
gruppen, Kompetenz im jungen Markt, Das Kompendium 2005. Fil-
derstadt Egmont Ehapa Verlag.
2
Aus der Berliner Zeitung vom 21. Juni 2005, Seite 10.
3
Münchener Institut für Jugendforschung (IJF),Globus 2003
4
Egmont Ehapa Verlag (2004), Seite 219.
5
Egmont Ehapa Verlag (2004), Seite 139.
wie als Kind – ein typisches Produkt für Jugendliche (leider haben
auch Erwachsene noch Pickel, für die sind dann aber wieder andere
Mittelchen da). Die Werbeagentur bekommt die Aufgabe, den neuen
Gesichtsreiniger bei Jugendlichen bekannt zu machen. Hierfür gibt
die Firma, die den Gesichtsreiniger herstellt, der Agentur ein „Brie-
fing“, eine genaue Beschreibung der Aufgabe und der Ziele, die mit
der Werbung erreicht werden sollen.
Zuerst erforscht die Werbeagentur alles, was für den Erfolg des Ge-
sichtsreinigers wichtig ist. Man sagt, sie macht eine Analyse des
Marktes. Das bedeutet, dass man sich anschaut, wer alles Gesichts-
reiniger benutzt und warum. Man untersucht genau, wie die Gesichts-
reiniger, die es schon gibt, beworben werden. Das ist wichtig, um
eine neue Werbestrategie zu erfinden, die anders ist und deshalb
neben anderen Werbungen auffällt.
Dann nimmt die Werbeagentur das neue Produkt unter die Lupe:
Was sind die besonderen Merkmale des Gesichtsreinigers, wie lautet
sein Name, wie sieht seine Verpackung aus, was ist drin? Man über-
legt sich, was das neue Produkt seinen Käufern versprechen soll,
z.B. reine Haut in nur zwei Wochen!
Die Werbung nimmt jetzt noch mal ihr Ziel ins Auge: Der neue Ge-
sichtsreiniger soll bei Jugendlichen bekannt und beliebt gemacht
werden. Der Gesichtsreiniger muss sich also so präsentieren, dass
Jugendliche ihn spannend finden und überzeugt sind, dass er ihnen
bei Pickelproblemen hilft. Dass der Gesichtsreiniger wirkt, ist nur ei-
nes seiner Merkmale und meistens behaupten das die Konkurrenz-
produkte von sich auch.
Dann legt die Werbung fest, wie viele und welche Jugendlichen sie
ansprechen will. Sie schaut sich die Medien an, die Jugendliche am
häufigsten nutzen und plant, überall dort Werbung für den Gesichts-
reiniger zu machen. Als bekannteste Medien fallen uns als erstes das
Plakat oder das Fernsehen ein. Aber auch im Internet oder über das
Handy wird Werbung gemacht. Oft werden auch Produktproben in
Kaufhäusern oder auf der Straße kostenlos verteilt. Oder es werden
Events geplant, zu denen Jugendliche eingeladen werden, um das
neue Produkt mit einem Erlebnis, das ihnen Freude bereitet, zu ver-
binden.
Das, was uns am Ende als Werbebilder und -botschaften auf Plaka-
ten, in Zeitschriften usw. begegnet, bezeichnen die Werber als „Krea-
tion“. Diese entsteht nicht einfach so, sondern wird genau abgestimmt
mit dem, was in der Forschung herausgefunden und was in der Pla-
nung beschlossen wurde. Für unser Beispiel Gesichtsreiniger wurde
z.B. die Idee entwickelt, man bekäme mit diesem so zarte Haut, dass
man sich vor Verehrern/innen nicht mehr retten könne.
Die Kreation denkt sich zu dieser Idee eine Geschichte aus, die von
Jugendlichen erzählt, die mit dem neuen Gesichtsreiniger auf einmal
ganz viel Spaß in ihrem Leben haben. Dabei muss das Produkt zu
erkennen sein und mit einer klaren Botschaft verbunden werden.
Die Aussage, die neben der Marke in der Werbung auftaucht, nennen
die Werber „Claim“. Damit wir die Werbung wieder erkennen und uns
merken, erzählt sie ihre Geschichte mit der einen Botschaft an ver-
schiedenen Orten auf verschiedene Weise:
Wichtig sind für Jugendliche Produkte, die sie gemeinsam mit ande-
ren erleben können, wie z.B. Eiscreme, Chips, Rucksäcke, Sport-
schuhe oder Jeans. Nicht so wichtig sind Jugendlichen Dinge, die sie
unbeachtet zuhause benutzen, wie z.B. Deos, Fruchtsäfte oder Jo-
ghurt.
Anmerkungen zu Kapitel 5
1
Egmont Ehapa Verlag (2004), Seite 201.
2
Egmont Ehapa Verlag (2004), S.181.
3
Egmont Ehapa Verlag (2004), Seite 194.
4
Egmont Ehapa Verlag (2004), Seite 330.
5
Egmont Ehapa Verlag (2004), Seite 236.
Werbung will Jugendlichen das Gefühl geben, dass sie sie ein-
zeln anspricht. Manchmal teilen Jugendliche ihre Vorlieben mit an-
deren. Manchmal wollen sie aber auch als Individuen, als einzelne
Personen mit ganz speziellen Interessen wahrgenommen werden.
Das kann man am Beispiel von Freundschaften verdeutlichen:
Freunde sollen einen mögen und verstehen als der, der man ist. Die
Werbeindustrie versucht also auch, Jugendliche ganz persönlich an-
zusprechen, um den Eindruck zu vermitteln, dass sie jedem Einzel-
nen einen Wunsch erfüllt. Das ist natürlich nicht wirklich so, aber
wenn eine Werbung uns das Gefühl gibt, etwas Besonderes zu sein,
dann kommt sie ihrem Ziel sehr nah.
Jugendliche kennen Werbung wie ihr tägliches Brot und sind zu recht
genervt von zu viel und schlecht gemachter Werbung. Jugendliche
haben das Recht, sich dummer und aufdringlicher Werbung entge-
genzustellen, sie abzulehnen oder zu ignorieren. Das fällt tatsächlich
am leichtesten bei Werbung, die uns langweilt oder stört – also übt es
dort! Seid wählerisch! Schaltet um! Bleibt bei den Dingen, die euch
richtig gut gefallen. Das sind manchmal gerade die Dinge, die man
schon sehr lange besitzt und die deshalb oft einen höheren Wert ha-
ben als etwas neues, bei dem man das Risiko eingeht, dass es einem
nach dem Ausprobieren doch nicht gefällt.
Wenn euch Werbung begegnet, schaut sie euch an und prüft, ob sie
euch etwas Interessantes oder Brauchbares anbietet. Fragt euch:
Von wem ist die Werbung gemacht und was will sie erreichen? Einige
Werbung will euch dabei unterstützen, einen Ausbildungsplatz zu
finden, mit dem Rauchen aufzuhören oder euch vor Aids zu schützen.
Andere Werbung will, dass ihr euer Taschengeld für ein Produkt aus-
gebt. Bei solcher Werbung könnt ihr euch fragen: Ist das Produkt
wirklich neu oder besser als das, was ich schon habe? Lohnt es sich,
Geld dafür und nicht für etwas anderes auszugeben oder es zu spa-
ren? Stimmt der Preis oder ist das Produkt so teuer, weil ich die viele
Werbung dafür mitbezahle?
Wenn ihr herausfinden wollt, ob euch eine Werbung gefällt, könnt ihr
euch z.B. fragen: Ist die Werbung nah an dem, was ich kenne, mag
und mich interessiert? Ist sie überzeugend, spannend oder witzig?
Hab ich Spaß an der Werbung und warum? Reicht es mir die Wer-
bung gut zu finden (die gibt’s ja umsonst!) oder muss ich unbedingt
das Produkt dahinter besitzen?
Werbung darf nicht alles, der Staat schützt uns durch Gesetze vor
hinterhältiger oder irreführender Werbung. Er kann für bestimmte
Produkte sogar ein Werbeverbot aussprechen, wie z. B. für Zigaret-
tenwerbung – diese ist im Fernsehen, im Radio, in Zeitschriften und
im Internet verboten. Rund ums Handy gibt es zurzeit viele irrefüh-
rende Werbeangebote, denn die Technik und die Tarife ändern sich
ständig. Klingeltöne und Logos werden oft zu überhöhten Preisen
angeboten, oder man hat mit der Bestellung eines Klingeltons, – oft
ohne, dass man es weiß – gleich ein Abo geordert und muss jeden
Monat für neue Klingeltöne bezahlen. Bei solcher Werbung muss
man aufpassen – erkundigt euch immer erst bei Leuten, die sich aus-
kennen, bevor ihr über das Handy oder das Internet irgendein Be-
stellangebot annehmt.
8 Zusammenfassung
Werbung umgibt uns ständig. Wir verbringen keinen Tag und tun bei-
nah nichts, ohne von Werbung begleitet und beeinflusst zu werden.
Jugendliche werden von der Werbeindustrie gezielt angesprochen,
weil Jugendliche ihr eigenes Geld für Markenprodukte ausgeben sol-
len oder weil sie andere, wie ihre Eltern z.B., dazu bewegen sollen,
ein bestimmtes Markenprodukt zu kaufen.
Weil sie noch offen und neugierig durchs Leben gehen, gelten Ju-
gendliche bei der Werbung als dankbare Opfer, die man mit einer
fetzigen Werbestrategie zu allem möglichen bewegen kann. Aber
auch Jugendliche haben eine eigene Meinung und eigene Interessen,
auf die Werbung nicht immer richtig reagiert.