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DENA-
GEBÄUDEREPORT 2022
Vorwort
LIEBE LESERINNEN
UND LESER,
wir freuen uns, Ihnen den Gebäudereport 2022 gen intensiv diskutieren. Mit dem Gebäudereport
vorzustellen – erstmalig erscheint er im nagel- möchten wir für die anstehenden Debatten eine
neuen Design des „Gebäudeforums Klimaneutral“. aktuelle und belastbare Datengrundlage liefern
Das Gebäudeforum unterstützt Sie, die Expertin- und Ihnen ein übersichtliches und verlässliches
nen und Experten, bei Ihrer Arbeit für die Energie- Nachschlagewerk zur Verfügung stellen.
wende und den Klimaschutz im Schlüsselsektor
Gebäude. Mehr dazu lesen Sie auf S. 6. Im Kapitel „Basisdaten“ finden Sie Informationen
zu Alter, Flächen und Energieverbräuchen des Ge-
Neues Design trifft auf bewährte Inhalte: In dieser bäudebestands, zu Absatzzahlen von Wärmeer-
aktuellen Ausgabe stellen wir wieder ausführlich zeugern und zu Heizungssystemen und Energie-
Daten und Fakten zu Energieeffizienz und Klima- trägern – auch aufgeschlüsselt nach Bundeslän-
schutz im Gebäudesektor dar. dern. Wir zeigen unter anderem die Entwicklun-
gen bei den fossilen Energieträgern, eingebauten
Die Energiewende und das Erreichen der Klimazie- Wärmepumpen und beim Energieverbrauch für
le werden zu den Topthemen der neuen Bundes- Kühlung.
regierung gehören. Gebäude sind nicht nur auf-
grund ihres hohen Energieverbrauchs dabei ein Die Basisdaten werden ergänzt durch drei Fokus-
Schlüsselsektor. Sie haben auch das Potenzial, themen, die Informationen zu folgenden Kern-
in den Mittelpunkt des Energiesystems zu rücken, und Zukunftsfragen liefern:
da sie nicht nur Energieverbraucher
sind, sondern auch Energieerzeu-
ger, Energiespeicher sowie Innova-
toren für neue Geschäftsmodelle
werden können. Der Gebäudebe-
reich hat die Zielvorgaben aus dem
Klimaschutzgesetz für 2020 ver-
fehlt, darüber hinaus sind die Ziele
bis 2030 sehr anspruchsvoll. Klar
ist: Die Sanierungsrate muss ganz
erheblich steigen, erneuerbare
Energien und klimaneutrale Ener-
gieträger müssen deutlich stärker
in den Markt und in die Gebäude
und es braucht zusätzliche Inno-
vationen.
2
Das Kapitel „Graue Emissionen im Bauwesen“ Die Zusammensetzung der Verbraucherpreise für
blickt auf die in Gebäuden gebündelten Emissio- Strom und Wärme ist Inhalt des Kapitels „Steuern,
nen, die für Bau, Herstellung und Transport auf- Abgaben und Umlagen auf Energieträger im Ge-
gewendet wurden. Denn für einen klimaneutralen bäudesektor“.
Gebäudebestand muss auch der Einsatz von Bau-
stoffen klimaneutral werden. Sie finden Zahlen Wir wünschen Ihnen eine aufschlussreiche Lektü-
zu den Treibhausgasemissionen verschiedener re und freuen uns auf spannende Debatten und dy-
Baustoffe und Ansätze zur CO2-Reduzierung im namische Entwicklungen auf dem Weg zu einem
Bauwesen. klimaneutralen Gebäudesektor.
Gebäudereport 2022 | Vorwort– 3
Inhaltsverzeichnis
GEBÄUDEREPORT 2022
VORWORT 3
1 B ASISDATEN: ZAHLEN,
DATEN, FAKTEN
1.2 Wärmeerzeuger 26
1.3 Energieverbrauch 35
1.5 Klima 54
2 FOKUSTHEMEN
2.2 Förderlandschaft
energieeffizienter Gebäude 85
2.3
Steuern, Abgaben und Umlagen auf
Energieträger im Gebäudesektor 97
DIE AUTOREN
Impressum
Bildnachweis:
Titelbild – GettyImages/Mario Aurich; GettyImages: S. 4 –
Guido Mieth, S. 84 – ArtistGNDphotography, S. 96 – Giorgio
Pasini, S. 98 – Joey Kotfica; Shutterstock: S. 8 – SharonPho-
to; Photocase: S. 62 – view7; Alle anderen Bilder Copyright:
Deutsche Energie-Agentur GmbH (dena)
Innovativ
Serviceorientiert
Verlässlich
GEBÄUDEFORUM
KLIMANEUTRAL
ENERGIEEFFIZIENTES BAUEN UND SANIEREN
STÄRKEN: MITHILFE VON GEBÜNDELTEN
FACHINFORMATIONEN, INNOVATIVEN THEMEN
UND INSTRUMENTEN, GUTEN BEISPIELEN UND
EINEM STARKEN PARTNERNETZWERK
Das Gebäudeforum klimaneutral der Deutschen Energie- Ziel der Vernetzung ist, das Wissen und die Informationen zu
Agentur (dena) ist eine zentrale Plattform für qualitätsgesi- multiplizieren und damit den Fortschritt der Energiewende
cherte Informationen rund um klimaneutrale Gebäude und im Gebäudebereich zu beschleunigen.
Quartiere. Durch die Bündelung und Verbreitung von Fach-
wissen bietet das Gebäudeforum einen wichtigen Beitrag Zusätzlich werden Energiewendeerfolge im Gebäudesektor,
zum Erreichen der ambitionierten Klimaziele. die zur Nachahmung anregen, anhand von konkreten Bei-
spielen aus der Praxis sichtbar gemacht und über die Reich-
Im Gebäudeforum vernetzen sich relevante Akteurinnen und weite des Gebäudeforums in die Breite getragen.
Akteure aus dem Bereich des energieeffizienten, klimaneu-
tralen Bauens und Sanierens. Das Forum dient als Anlauf- Die Expertinnen und Experten des Gebäudebereichs in Bera-
stelle, um Wissen auszutauschen und von den unterschiedli- tung, Planung, Umsetzung spielen dabei eine Schlüsselrol-
chen Kompetenzen zu profitieren. In Innovationswerkstätten le. Sie sind entscheidend für eine erfolgreiche Energiewende
werden neue Ideen entwickelt, ausprobiert und verbessert. und werden vom Gebäudeforum in ihrer Rolle als treibende
Kraft für Klimaschutz und Energiewende unterstützt.
6
INFORMIEREN, VERNETZEN, MULTIPLIZIEREN –
KLIMANEUTRALITÄT GELINGT NUR, WENN WIR
ALLE KRÄFTE BÜNDELN
SERVICECENTER
INNOVATIVE WERKSTÄTTEN Das Servicecenter bietet einen direkten Draht zu den Fach-
Innovationswerkstätten sind Räume zum Wissensaufbau expertinnen und -experten des Gebäudeforums. Hier gibt es
und Experimentieren: Innovative Themen und Instrumen- Antworten auf spezifische Fachfragen und Anliegen rund um
te werden vertieft, getestet und weiterentwickelt. Aus Ideen das Thema energetisches Bauen und Sanieren. Erreichbar
werden durch Hinterfragen, Probieren und Testen Best- ist das Servicecenter telefonisch oder per E-Mail. Ergänzend
Practice-Beispiele, die die Treiber für Lösungen auf dem übernehmen ein Chatbot und eine FAQ-Übersicht das Beant-
Weg zum klimaneutralen Gebäudebestand werden sollen. worten häufig gestellter Fragen.
ZIELGRUPPEN PARTNERNETZWERK
Beratung, Planung, Umsetzung Das Gebäudeforum lebt von den aktiven Akteurinnen und Ak-
E Energieberaterinnen und Energieberater teuren der Branche, von starken Medienpartnern, vor allem
E Architektinnen und Architekten aber von einem Partnernetzwerk, das die Kräfte bündelt.
E Ingenieurinnen und Ingenieure Was das Gebäudeforum für Partner bietet:
E Handwerkerinnen und Handwerker E Regelmäßige Updates über die Arbeit und Aktivitäten im
Gebäudeforum
Immobilienwirtschaft und -verwaltung E Exklusive Einladung zu Veranstaltungen
E Strategische Entscheiderinnen und Entscheider E Sichtbarkeit für ihr Know-how, ihre Projekte und ihre
E Technisch Zuständige Angebote
E Facility Management E Kontinuierlichen Austausch und gemeinsames Weiterent-
wickeln von Ideen und Trends
Zentrale Plattform
Exzellentes Netzwerk E Gemeinsam klimaneutrales Bauen dort voranbringen,
wo es alleine nicht schnell genug vorwärtsgeht
BASISDATEN
8
1.1 GEBÄUDEBESTAND
IN DEUTSCHLAND
3.252.173
20.000.000
Anzahl Wohngebäude
15.000.000
10.000.000
5.000.000
0
1994
1995
1996
1997
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
2014
2015
2016
2017
2018
2019
2020
EZFH
MFH (inkl. Wohnheimen)
Der prozentuale Anstieg bei Ein- und quoten ist auf Anstrengungen im Mehr-
Zweifamilienhäusern (EZFH) von 2018 geschosswohnungsbau und ein erhöh-
auf 2019 lag bei 0,57 %, der bei Mehrfa- tes Bauvolumen in städtischen Berei-
milienhäusern bei 0,54 %. 2016 betrug chen zurückzuführen, was auch die
der jährliche Anstieg bei EZFH noch Neubauzahlen belegen.
0,60 % und der Anstieg bei MFH 0,48 %.
Die Annäherung der beiden Zuwachs-
Gebäudereport 2022 | Basisdaten – 9
Abb. 2: Fertiggestellte Wohngebäude
250.000
200.000
150.000
100.000
50.000
0
1993
1994
1995
1996
1997
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
2014
2015
2016
2017
2018
2019
2020
MFH (ab 2010 inkl. Wohnheimen)
EZFH
10
WOHNEINHEITEN
42.803.737
WE in EZFH
WE in MFH
(ab 2010 inkl. Wohnheimen)
WE in NWG
22.211.140
50.000.000
Anzahl Wohneinheiten
40.000.000
30.000.000
20.000.000
10.000.000
0
1994
1995
1996
1997
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
2014
2015
2016
2017
2018
2019
2020
WE in EZFH
WE in MFH (ab 2010 inkl. Wohnheimen)
WE in NWG
Neu gebaut wurden 2020 etwa 274 Während die Zahl der fertiggestell-
Tsd. Wohneinheiten, von denen 108 ten Wohngebäude in den letzten Jah-
Tsd. in Ein- und Zweifamilienhäusern, ren konstant blieb, konnten durch
161 Tsd. in Mehrfamilienhäusern und den Fokus auf den Mehrgeschoss-
5 Tsd. in Nichtwohngebäuden entstan- wohnungsbau Zuwachsraten bei den
den sind. Wohneinheiten verzeichnet werden.
Gebäudereport 2022 | Basisdaten – 11
Abb. 4: Fertiggestellte Wohneinheiten
600.000
500.000
400.000
300.000
200.000
100.000
0
1993
1994
1995
1996
1997
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
2014
2015
2016
2017
2018
2019
2020
WE in EZFH
WE in MFH (ab 2010 inkl. Wohnheimen)
WE in NWG
12
WOHNFLÄCHE
EZFH
3.938.871 MFH (ab 2010
inkl. Wohnheimen)
NWG
1.538.636
4.000.000
3.500.000
in 1.000 m2 Wohnfläche
3.000.000
2.500.000
2.000.000
1.500.000
1.000.000
500.000
0
1994
1995
1996
1997
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
2014
2015
2016
2017
2018
2019
2020
EZFH
MFH (ab 2010 inkl. Wohnheimen)
NWG
Der sprunghafte Anstieg der Wohnflä- Neu entstanden sind 2020 über
che im Bestand 2010 ist statistisch be- 31 Mio. m² Wohnfläche, davon knapp
dingt (Umstellung auf Zensus 2011). 15,6 Mio. m² in Ein- und Zweifamilien-
häusern, 12,1 Mio. m² in Mehrfamilien-
häusern und 0,4 Mio. m² in Nichtwohn-
gebäuden. Durch Sanierungen konnten
3,7 Mio. m² Wohnfläche neu gewonnen
werden.
Gebäudereport 2022 | Basisdaten – 13
Abb. 6: Fertiggestellte Wohnfläche
60.000
Fertiggestellte Wohnfläche in 1.000 m2
50.000
40.000
30.000
20.000
10.000
0
1993
1994
1995
1996
1997
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
2014
2015
2016
2017
2018
2019
2020
EZFH NWG
MFH (ab 2010 inkl. Wohnheimen) Sanierungen
14
WOHNFLÄCHE NACH BAUART
200
150
100
50
1993
1994
1995
1996
1997
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
2014
2015
2016
2017
2018
2019
2020
MFH (ab 2010 inkl. Wohnheimen) Durchschnittliche Wohnungsgröße MFH gesamt: 77,3 m²
ZFH Durchschnittliche Wohnungsgröße öffentliche Hand: 62,0 m²
EFH
Seit 1997 zeichnet sich der Trend zu Dass in MFH die durchschnittliche
größeren Wohnungen ab. Seit 2005 Wohnfläche pro Wohnung in den letz-
bleiben jedoch die Wohnungsgrößen ten Jahren leicht gesunken ist, hängt
im Bereich der Mehrfamilienhäuser mit dem Trend zu mehr Einzelhaushal-
konstant bzw. sinken seit 2014 sogar ten zusammen, sodass die Nachfrage,
leicht. speziell in städtischen Gebieten, nach
kleineren Wohnungen steigt.
50
40
30
20
10
0
1990
1991
1992
1993
1994
1995
1996
1997
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
2014
2015
2016
2017
2018
2019
2020
Von 2000 an stieg die Wohnfläche bei Die verfügbare Wohnfläche pro Per-
EFH um durchschnittlich 0,75 % jährlich son lag 2020 bei 47,4 m² und ist in den
und insgesamt um 14,7 %. Die Wohnflä- letzten 4 Jahren um ca 0,5 % jährlich
che eines durchschnittlichen Einfamili- gewachsen. Der sprunghafte Anstieg
enhauses beträgt etwa 152 m². von 2009 auf 2010 ist durch eine Um-
stellung der statistischen Erhebung be-
dingt (Umstellung auf Zensus 2011).
Gebäudereport 2022 | Basisdaten – 15
KOSTEN FERTIGGESTELLTER WOHNGEBÄUDE
60.000.000
50.000.000
40.000.000
30.000.000
20.000.000
10.000.000
0
1993
1994
1995
1996
1997
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
2014
2015
2016
2017
2018
2019
2020
MFH (ab 2010 inkl. Wohnheimen)
EZFH
16
Abb. 10: Veranschlagte Kosten/m2 neue Wohnfläche
2.000
1.800
1.600
Noch nicht final
1.400
1.200
1.000
1993
1994
1995
1996
1997
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
2014
2015
2016
2017
2018
2019
2020
MFH
EZFH
Der Preis der Wohngebäude pro m² Seit dem Jahr 2009 ist der Preis um
Wohnfläche stieg bis 1995 an, erleb- durchschnittlich 2,75 % pro Jahr gestie-
te dann jedoch einen leichten Rück- gen, was eine deutlich überinflationäre
gang bzw. eine Stagnation zwischen Entwicklung zeigt.
2000 und 2007, da die Nachfrage durch
die geringeren Bauinvestitionen stark
sank. In dieser Zeit lag der Quadratme-
terpreis für neue Wohnfläche ungefähr
konstant zwischen 1.200 und 1.300
Euro/m².
Gebäudereport 2022 | Basisdaten – 17
BESTAND NICHTWOHNGEBÄUDE
SCHLESWIG-HOLSTEIN 57
MECKLENBURG-VORPOMMERN 47
HAMBURG 26
BREMEN 3
BRANDENBURG 63
SACHSEN-ANHALT 51
NORDRHEIN-WESTFALEN 459
SACHSEN 102
THÜRINGEN 51
HESSEN 122
RHEINLAND-PFALZ 89
SAARLAND 31
1.000
1.200
1.400
1.600
1.800
2.000
200
400
600
800
0
1.100
1.200
1.300
1.400
1.500
1.600
1.700
1.800
1.900
2.000
100
200
300
400
500
600
700
800
900
0
Gebäudereport 2022 | Basisdaten – 19
NEUBAU NICHTWOHNGEBÄUDE
45.000
40.000
Anzahl fertiggestellter Nichtwohngebäude
35.000
30.000
25.000
20.000
15.000
10.000
5.000
0
1993
1994
1995
1996
1997
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
2014
2015
2016
2017
2018
2019
2020
Inkl. unbeheizter NWG
Beheizte NWG
Im Jahr 2020 wurden 11.350 beheizte zen Aufwärtstrend zwischen 2006 und
Nichtwohngebäude fertiggestellt. Der 2011 sinkt die Zahl der neu gebauten
Anteil der beheizten NWG liegt im Be- NWG wieder leicht.
trachtungszeitraum bei 49 %.
Im Gegensatz zu der Hochrechnung
Analog zur Entwicklung bei Wohnge- der Bestandszahlen handelt es sich bei
bäuden sank das Neubauvolumen bei den Fertigstellungen um amtliche Zah-
NWG ab 1999 stark. Der Trend setz- len des Statistischen Bundesamts.
te sich bis 2005 fort. Nach einem kur-
20
NUTZFLÄCHE NEUBAU NICHTWOHNGEBÄUDE
40.000
fertiggestellte Nutzfläche in NWG in 1.000 m²
35.000
30.000
25.000
20.000
15.000
10.000
5.000
0
1993
1994
1995
1996
1997
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
2014
2015
2016
2017
2018
2019
2020
Parallel zur Anzahl neuer Nichtwohn-
gebäude sank auch die Größe der neu
errichteten Nettogrundfläche zwischen
2000 und 2005 deutlich und sinkt auch
seit 2011 leicht. Dabei reduzierte sich
die Nutzfläche nicht ganz proportional
zur Anzahl der neu gebauten NWG, was
bedeutet, dass die Fläche pro NWG
gleichzeitig leicht stieg.
Gebäudereport 2022 | Basisdaten – 21
Abb. 16: Nutzfläche fertiggestellter Nichtwohngebäude nach Nutzungsart
25.000
Nutzfläche fertiggestellter NWG in 1.000 m²
20.000
15.000
10.000
5.000
0
1993
1994
1995
1996
1997
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
2014
2015
2016
2017
2018
2019
2020
Anstaltsgebäude Nicht landwirtschaftliche Betriebsgebäude
Büro- und Verwaltungsgebäude Fabrik- und Werkstattgebäude
Landwirtschaftliche Betriebsgebäude Handels- und Lagergebäude
22
KOSTEN NEUBAU NICHTWOHNGEBÄUDE
35.000
Kosten fertiggestellter NWG in Mio. Euro
30.000
25.000
20.000
15.000
10.000
5.000
0
1993
1994
1995
1996
1997
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
2014
2015
2016
2017
2018
2019
2020
2020 beliefen sich die Kosten für neue 2005 um knapp 40 %. Dies ist jedoch
NWG auf ca. 29 Mrd. Euro. Die Kosten auf die verringerte Anzahl an neu ge-
für NWG sanken zwischen 1998 und bauten NWG zurückzuführen.
2.500
2.000
1.500
1.000
500
0
1993
1994
1995
1996
1997
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
2014
2015
2016
2017
2018
2019
2020
Trotz des Rückgangs an neu gebauten Während die Kosten bei den landwirt-
NWG und neu gebauter Fläche in NWG schaftlichen Betriebsgebäuden im Be-
steigen die Kosten dafür seit 2012 trachtungszeitraum stagnieren, steigen
stark. die Kosten bei Anstalts- und Büroge-
bäuden seit 2008 an.
Gebäudereport 2022 | Basisdaten – 23
ABGÄNGE VON GEBÄUDEN
12.000
Anzahl abgerissener Wohngebäude
10.000
8.000
6.000
4.000
2.000
0
1993
1994
1995
1996
1997
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
2014
2015
2016
2017
2018
2019
2020
EZFH Gesamt
MFH
24
Abb. 20: Abriss von Nichtwohngebäuden
25.000
Anzahl abgerissener Nichtwohngebäude
20.000
15.000
10.000
5.000
0
1993
1994
1995
1996
1997
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
2014
2015
2016
2017
2018
2019
2020
Bei den Nichtwohngebäuden ist der An- Trend zu immer weniger Abrisstätigkei-
stieg der Abrisstätigkeit bis 1998 auch ten, die sich seit 2010 auf einem kons-
auf Abrisse in den alten Bundesländern tanten Niveau eingependelt haben.
zurückzuführen. Danach gab es einen
60.000
Anzahl abgerissener Wohneinheiten
50.000
40.000
30.000
20.000
10.000
0
1993
1994
1995
1996
1997
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
2014
2015
2016
2017
2018
2019
2020
Gegenüber dem Abgang von Wohnein- Insgesamt nimmt der Abriss von Wohn-
heiten ist die Hochphase der Abrissdy- gebäuden seit einigen Jahren stetig ab.
namik ganzer Wohngebäude bei Wei- Im Jahr 2019 gab es noch einmal einen
tem nicht so deutlich, da im Verhältnis starken Rückgang des Abrissvolumens
zu den Wohneinheiten relativ wenige, von 6.900 Wohngebäuden im Jahr
dafür aber sehr große Gebäude zurück- 2018 auf 5.800. Das bedeutet einen
gebaut wurden. Rückgang von 17 %.
Gebäudereport 2022 | Basisdaten – 25
1.2 WÄRMEERZEUGER
ABSATZZAHLEN WÄRMEERZEUGER
Abb. 22: Entwicklung der Absatzzahlen von Wärmeerzeugern
1.000.000
900.000
Anzahl der abgesetzten Wärmeerzeuger
800.000
700.000
600.000
500.000
400.000
300.000
200.000
100.000
0
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
2014
2015
2016
2017
2018
2019
2020
26
Abb. 23: Absatzzahlen der Wärmeerzeuger nach Bestand und Neubau
900.000
Bestand
Anzahl der abgesetzten Wärmeerzeuger
800.000
nach Bestand und Neubau
700.000
600.000
500.000
400.000
300.000 Neubau
200.000
100.000
0
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
2014
2015
2016
2017
2018
2019
2020
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
2014
2015
2016
2017
2018
2019
2020
Gas Wärmepumpe Strom Fernwärme/Fernkälte
Öl Biomasse und Sonstiges Solarthermie
Die zurückgehenden Absatzzahlen von baut wurden (vgl. Neubau WG) und es etwa 2,5 bis 3 % des Wärmeerzeuger-
Wärmeerzeugern bis 2007 (Bestand) andererseits in den neuen Bundeslän- bestands.
bzw. 2009 (Neubau) sind einerseits dern nach der deutschen Einheit einen
durch den rückläufigen Austausch im großen Modernisierungsstau abzubau- Im Neubau wurden 2019 zu fast 50 %
Gebäudebestand und andererseits en galt. Wärmeerzeuger mit erneuerbaren Ener-
durch einen rückläufigen Wohnungs- gien (Wärmepumpe und Biomasse)
neubau begründet. Seit 2008 (Bestand) Nur etwa 15 % der 2019 abgesetzten verwendet.
bzw. 2010 (Neubau) steigen die Ab- Wärmeerzeuger werden in neuen Ge-
satzzahlen wieder an. bäuden eingesetzt. Annähernd 700 Seit 2011 werden die Daten für sekun-
Tsd. neue Heizungen wurden 2015 hin- däre Wärmeerzeuger in Neubauten er-
In den 1990er-Jahren lagen die Absatz- gegen im Gebäudebestand eingebaut. fasst, womit die sprunghafte Darstel-
zahlen deutlich höher, da einerseits er- Diese Modernisierungen entsprechen lung der Wärmeerzeuger im Neubau zu
heblich mehr neue Wohngebäude ge- einer jährlichen Austauschrate von erklären ist.
Gebäudereport 2022 | Basisdaten – 27
VERBAUTE HEIZUNGSSYSTEME
WE
WG
100 %
10 %
20 %
30 %
40 %
50 %
60 %
70 %
80 %
90 %
0%
Bei den Wohngebäuden sind mindes- Da der prozentuale Anteil der versorg-
tens 75 % der Gebäude mit einer Öl- ten Wohneinheiten mit Fernwärme
oder Gasheizung ausgestattet. Bei den höher ist als der der Wohngebäude,
Wohneinheiten sind es mindestens lässt sich darauf schließen, dass ein
70 % (Anteil der Öl- und Gaseinzelöfen hoher Anteil an Mehrfamilienhäusern
nicht berücksichtigt). mit Fernwärme beheizt wird. Dasselbe
gilt für Etagenheizungen, die ebenfalls
in Mehrfamilienhäusern Anwendung
finden.
28
Abb. 25: Aufteilung der Heizungsanlagen nach Alter
100 %
Anteile der Heizungsanlagen an Wohngebäuden
90 %
80 %
70 %
60 %
50 %
40 %
30 %
20 %
10 %
0%
Gesamt
EZFH
MFH
älter als 25 15–19 Jahre 5–9 Jahre
20–24 Jahre 10–14 Jahre unter 5 Jahre
Gebäudereport 2022 | Basisdaten – 29
VERBAUTE HEIZUNGSSYSTEME
Berlin
Bremen
Hamburg
Thüringen
Sachsen-Anhalt
Sachsen
Brandenburg
Mecklenburg-Vorpommern
Bayern
Baden-Württemberg
Saarland
Rheinland-Pfalz
Hessen
Nordrhein-Westfalen
Niedersachsen
Schleswig-Holstein
100 %
10 %
20 %
30 %
40 %
50 %
60 %
70 %
80 %
90 %
0%
30
HEIZUNGSSYSTEM NEUBAU NICHTWOHNGEBÄUDE
45.000
Anzahl fertiggestellter Nichtwohngebäude
40.000
35.000
30.000
25.000
20.000
15.000
10.000
5.000
0
1993
1994
1995
1996
1997
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
2014
2015
2016
2017
2018
2019
2020
Zentralheizung BHKW Etagenheizung
Fernwärme Einzelraumheizung ohne Heizung
Zuletzt wurde etwa die Hälfte aller Im Jahr 2018 gab es einen einzelnen
Nichtwohngebäude ohne Heizung ge- sprunghaften Anstieg bei BHKW. Dies
plant. kann mit einer Übergangsregelung der
EEG-Umlage zusammenhängen, durch
Knapp 75 % der fertiggestellten beheiz- die auf selbst produzierte Stromantei-
ten Nichtwohngebäude wurden 2019 le keine EEG-Umlage gezahlt werden
mit einer Zentralheizung ausgestat- musste.
tet. Etagenheizsysteme spielen bei der
Versorgung von Nichtwohngebäuden
keine große Rolle. Sie werden eher im
Mehrfamilienwohnungsbau eingesetzt.
Gebäudereport 2022 | Basisdaten – 31
Abb. 28: Fertiggestellte Nichtwohngebäude nach Energieträgern
25.000
Anzahl fertiggestellter Nichtwohngebäude
20.000
15.000
10.000
5.000
0
1993
1994
1995
1996
1997
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
2014
2015
2016
2017
2018
2019
2020
Koks/Kohle Gas Fernwärme Biomasse und Sonstiges
Öl Strom Wärmepumpe Solarenergie
32
HEIZUNGSSYSTEM NEUBAU WOHNGEBÄUDE
250.000
Anzahl fertiggestellter Wohngebäude
200.000
150.000
100.000
50.000
0
1993
1994
1995
1996
1997
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
2014
2015
2016
2017
2018
2019
2020
Zentralheizung BHKW Etagenheizung
Fernwärme Einzelraumheizung
Gebäudereport 2022 | Basisdaten – 33
Abb. 30: Fertiggestellte Wohngebäude nach Energieträgern
250.000
Anzahl fertiggestellter Wohngebäude
200.000
150.000
100.000
50.000
0
1993
1994
1995
1996
1997
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
2014
2015
2016
2017
2018
2019
2020
Koks/Kohle Gas Fernwärme Biomasse und Sonstiges
Öl Strom Wärmepumpe Solarenergie
34
1.3 ENERGIEVERBRAUCH
3.000
2.500
Endenenergieverbrauch in TWh
2.000
1.500
1.000
500
0
1990
1991
1992
1993
1994
1995
1996
1997
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
2014
2015
2016
2017
2018
2019
Gebäudereport 2022 | Basisdaten – 35
Abb. 32: Anteil der Sektoren am Endenergieverbrauch 2019 (nicht klimabereinigt)
15 %
28 %
Gesamt: Gewerbe/Handel/
2.493 TWh Dienstleistung
27 % Private Haushalte
Verkehr
Industrie
30 %
36
ENERGIEVERBRAUCH IN GEBÄUDEN
1.400
Primärenergiebedarf in TWh
1.200
1.000
800
600
400
200
0
2008
2009
2010
2011
2012
2013
2014
2015
2016
2017
2018
2019
2020
Gebäudereport 2022 | Basisdaten – 37
Abb. 34: Entwicklung Endenergieverbrauch in Gebäuden (nicht klimabereinigt)
1.400
Endenenergieverbrauch in TWh
1.200
1.000
800
600
400
200
0
1996
2008
2009
2010
2011
2012
2013
2014
2015
2016
2017
2018
2019
Raumwärme Klimakälte
Warmwasser Beleuchtung
Der Verbrauch an Endenergie in Gebäu- 7,8 auf 10,4 TWh). Der Endenergiever-
den hat sich in den vergangenen fünf brauch für Beleuchtung ist seit 2012
Jahren auf einem konstanten Niveau konstant gesunken. Hier macht sich
eingependelt. 2019 lag er bei 855 TWh. die Umstellung der Beleuchtung von
Der Endenergieverbrauch für Klimakäl- Glühlampen auf deutlich effizientere
te ist seit 2008 konstant gestiegen (von LEDs bemerkbar.
38
Abb. 35: Entwicklung Wärmeverbrauch in Gebäuden (RW und WW)
1.200
1.000
800
TWh
600
400
200
0
1996
2008
2009
2010
2011
2012
2013
2014
2015
2016
2017
2018
2019
Wärmeverbrauch Wärmeverbrauch (Raumwärme klimabereinigt)
Gebäudereport 2022 | Basisdaten – 39
Abb. 36: Entwicklung Endenergieverbrauch für Raumwärme und Warmwasser
nach Sektoren (Raumwärme klimabereinigt)
1.200
und Raumwärme in TWh
1.000
800
600
400
200
0
1996
2002
2003
2004
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
2014
2015
2016
2017
2018
2019
Private Haushalte Industrie
Gewerbe/Handel/Dienstleistung
26 % des Endenergieverbrauchs in
Deutschland werden für Raumwärme
verwendet.
40
ENERGIEVERBRAUCH IN NICHTWOHNGEBÄUDEN
22 %
29 %
3%
65 % Σ = 730 TWh GHD
Industrie
4% Industrie-Prozesswärme
71 % GHD-Raumwärme
GHD-Warmwasser
5% GHD-Prozesswärme
Industrie-Raumwärme
1% Industrie-Warmwasser
Gebäudereport 2022 | Basisdaten – 41
AUFTEILUNG ENERGIEVERBRAUCH IN WOHNGEBÄUDEN
0,9 % 1,5 %
5,9 % 3,2 %
4,5 %
68,2 %
15,9 %
Raumwärme
Warmwasser
Prozesswärme
Kälte gesamt
Mechanische Energie
IKT
Beleuchtung
42
ENERGIEVERBRAUCH IN WOHNGEBÄUDEN
100 %
90 %
80 %
70 %
60 %
50 %
40 %
30 %
20 %
10 %
0%
2009
2010
2011
2012
2013
2014
2015
2016
2017
2018
2019
Raumwärme Prozesswärme Mechanische Energie Beleuchtung
Warmwasser Kälte gesamt IKT
Gebäudereport 2022 | Basisdaten – 43
ANTEILE DER ENERGIETRÄGER AM ENDENERGIEVERBRAUCH
IN DEUTSCHLAND FÜR ALLE SEKTOREN
3.000
2.500
2.000
TWh
1.500
1.000
500
0
1990
1991
1992
1993
1994
1995
1996
1997
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
2014
2015
2016
2017
2018
2019
2020
Steinkohle Heizöl4 Sonstige³
Braunkohle Gas² Fernwärme
Kraftstoff¹ Strom
2019
100 %
10 %
20 %
30 %
40 %
50 %
60 %
70 %
80 %
90 %
0%
und Müll
4
Heizöl schwer und leicht zusammen
1.4 ENERGIETRÄGER
UND ENERGIEMIX
44
ANTEILE DER ENERGIETRÄGER AM PRIMÄRENERGIEVERBRAUCH
IN DEUTSCHLAND FÜR ALLE SEKTOREN
4.500
4.000
3.500
3.000
2.500
TWh
2.000
1.500
1.000
500
0
1990
1991
1992
1993
1994
1995
1996
1997
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
2014
2015
2016
2017
2018
2019
2020
Steinkohle Erdgas, Erdöl Andere Erneuerbare2 Windkraft ab 1995
1
100 %
10 %
20 %
30 %
40 %
50 %
60 %
70 %
80 %
90 %
0%
Anhand der Grafiken lassen sich ener- falls aus anderen Energieträgern zu- gang fossiler Energieträger zurückzu-
getische Stoffströme ableiten. So setzt sammensetzt. Die genaue Zusammen- führen, wobei die fossilen Energieträ-
sich der Anteil des Stroms am Endener- setzung der beiden Energieträger ist in ger weiterhin dominieren. Öl hat mit
gieverbrauch aus der Kernenergie und den Abbildungen 42 bis 45 dargestellt. 34 % sogar einen doppelt so hohen An-
Teilen von Kohle, Gas und erneuerba- teil wie alle erneuerbaren Energien zu-
ren Energien als ursprünglichen Ener- Insgesamt wird erneut die Tendenz sammen.
gieträgern im Primärenergieverbrauch deutlich, dass der Primärenergiever-
zusammen. Ein kleiner Teil der ver- brauch in Deutschland sinkt, während Abweichungen von 100 % in der
wendeten Kohle wird auf endenergeti- sich der Endenergieverbrauch auf Summe sind auf Rundungsdifferenzen
scher Ebene noch als Kohle selbst ver- einem konstanten Niveau eingependelt zurückzuführen.
braucht. Gleiches gilt für den Endener- hat. Die Abnahme des Primärenergie-
gieträger Fernwärme, der sich eben- verbrauchs ist verstärkt auf den Rück-
Gebäudereport 2022 | Basisdaten – 45
ZUSAMMENSETZUNG STROM UND FERNWÄRME
23 %
16 % Wasserkraft
Windkraft
16 % Biomasse
Wasserkraft
8% Biogener Anteil des Abfalls*
Windkraft
Photovoltaik
Biomasse
1% Steinkohle
1%
8% Biogener Anteil des Abfalls*
Braunkohle
Photovoltaik
1% Mineralöl
Steinkohle
9%1% Erdgas
Braunkohle
16 % Kernenergie
Mineralöl
8% 9% Sonstige
Erdgas
16 % Kernenergie
8% SonstigeAnteil: 50 % angesetzt
* Biogener
700.000
600.000
500.000
400.000
GWh
300.000
200.000
100.000
0
1990
1991
1992
1993
1994
1995
1996
1997
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
2014
2015
2016
2017
2018
2019
2020
Im Jahr 2020 wurden knapp 44 % des Der Beitrag der Kernenergie zum Von 2018 bis 2020 ist der Anteil der
Stroms durch erneuerbare Energien Strommix betrug 2020 11 %. Durch erneuerbaren Energien an der Gesamt-
gedeckt. Das entspricht 251 TWh. den Ausstieg aus der Kernenergie zum stromerzeugung von 34,9 auf 43,9 %
Jahr 2022 ist das Jahr 2021 das letzte, gestiegen.
Den größten Anteil an der Stromerzeu- in dem Kernenergie einen Beitrag zur
gung hat mit 23 % die Windkraft, ge- Energieversorgung leisten kann. Diese In den letzten zehn Jahren stieg die
folgt von Erdgas und Braunkohle mit 11 % gilt es innerhalb eines Jahres Bruttostromerzeugung durch erneuer-
jeweils 16 %. durch alternative, möglichst erneuer- bare Energien durchschnittlich um 9 %.
bare Energien zu ersetzen. Der Einsatz
von Kernenergie ist ab 2006 von 500
auf 200 TWh gesunken.
46
Abb. 44: Brennstoffeinsatz für Fernwärme und Stromerzeugung (KWK)
27 %
45 %
118 TWh
10 %
Erdgas
Biomasse
Müll/Sonstiges
12 % Braunkohle
6% Steinkohle
3% 2%
24 %
70 %
14,4 TWh
1%
Erdgas
Biomasse
Müll/Sonstiges
Steinkohle
Heizöl
Gebäudereport 2022 | Basisdaten – 47
Abb. 46: Anteil der Erneuerbaren an der Wärmeerzeugung
16 %
14 %
12 %
10 %
8%
6%
4%
2%
0%
1990
1991
1992
1993
1994
1995
1996
1997
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
2014
2015
2016
2017
2018
2019
2020
Heizwerke liefern nur Wärme, keinen Der geplante Ausstieg aus der Kohle-
Strom. Ihr Anteil an der Fernwärmever- kraft macht sich hier jedoch bemerk-
sorgung ist mit 14,4 TWh eher gering bar. Kamen 2015 noch knapp 47 % der
im Vergleich zur Wärmeerzeugung aus Energie aus KWK-Anlagen aus Braun-
KWK-Anlagen (118 TWh). und Steinkohle, lag der Anteil 2019 nur
noch bei 37 %. Um einen Ausstieg aus
Der Anteil fossiler Energien ist sowohl der Kohle zu gewährleisten, müssen
bei der Kraft-Wärme-Kopplung (82 %) jedoch weitere Anstrengungen unter-
als auch bei der reinen Wärmeerzeu- nommen werden.
gung (75 %) sehr hoch. Während in rei-
nen Heizwerken ein leichter Rückgang Der Anteil erneuerbarer Energien an der
zu verzeichnen ist (um 4 % seit 2015), Wärmeerzeugung liegt bei 15 %. Ziel
ist der Rückgang in KWK-Anlagen kaum der Bundesregierung war ein Anteil von
spürbar (1 % seit 2015). 14 % im Jahr 2020. Zwar wurde dieser
Wert bereits 2018 erzielt, eine weite-
re Verbesserung kann seit 2018 aller-
dings nicht mehr verzeichnet werden.
48
ENDENERGIEVERBRAUCH IM GEBÄUDESEKTOR
NACH ENERGIETRÄGERN
350
300
250
200
TWh
150
100
50
0
2008
2009
2010
2011
2012
2013
2014
2015
2016
2017
2018
2019
Öl Fernwärme
Gas Kohle
Strom Erneuerbare
100 %
90 %
80 %
70 %
60 %
50 %
40 %
30 %
20 %
10 %
0%
2008
2009
2010
2011
2012
2013
2014
2015
2016
2017
2018
2019
Öl Fernwärme
Gas Kohle
Strom Erneuerbare
Gebäudereport 2022 | Basisdaten – 49
Abb. 49: Endenergieverbrauch für Warmwasser in NWG 2019
4 3,8
0,2
1,3
25 TWh
Öl
Gas
8
Strom
Fernwärme
7,2 Kohle
Erneuerbare
35
55
3
9
9
231 TWh
Öl
Gas
Strom
120 Fernwärme
Kohle
Erneuerbare
Insgesamt wurden 2019 in NWG 231 Dies hängt mit dem allgemein geringen der erneuerbaren Energien seit 2008
TWh für Raumwärme und rund 25 TWh Warmwasserbedarf in Nichtwohnge- von 3 auf 15 % erhöht. Seit 2017 ist der
für Warmwasser benötigt. bäuden zusammen, der deshalb häufig Deckungsanteil konstant und hat sich
durch elektrische Durchlauferhitzer ge- nicht signifikant gesteigert.
Während Öl und Gas ca. 75 % des deckt wird.
Raumwärmebedarfs decken, liegt der Der Fernwärmeanteil ist in der Versor-
Anteil am Warmwasserbedarf mit 48 % Der Anteil der Erneuerbaren ist in bei- gung von NWG seit 2008 von 15 auf
deutlich darunter. Hier macht sich vor den Bereichen mit 15 bzw. 16 % ähn- 4,2 % gesunken.
allem ein hoher Stromanteil bemerkbar. lich hoch. Insgesamt hat sich der Anteil
50
ENDENERGIEVERBRAUCH IN WOHNGEBÄUDEN NACH
ENERGIETRÄGERN
700
600
500
400
TWh
300
200
100
0
2008
2009
2010
2011
2012
2013
2014
2015
2016
2017
2018
2019
Öl Fernwärme
Gas Kohle
Strom Erneuerbare
100 %
90 %
80 %
70 %
60 %
50 %
40 %
30 %
20 %
10 %
0%
2008
2009
2010
2011
2012
2013
2014
2015
2016
2017
2018
2019
Öl Fernwärme
Gas Kohle
Strom Erneuerbare
Gebäudereport 2022 | Basisdaten – 51
Abb. 53: Endenergieverbrauch für Raumwärme in Wohngebäuden (klimabereinigt) 2019
91
127
52 507 TWh
8 Öl
Gas
Strom
Fernwärme
Kohle
225 Erneuerbare
12,4
20,1
4,6
Öl
Gas
Strom
Fernwärme
54,6 Erneuerbare
Im Vergleich zu Nichtwohngebäuden, wegen der Gefahr der Bildung von Legi- Für beide Anwendungsbereiche liegt
bei denen die Warmwasserbereitung onellen ein höheres Temperaturniveau der Anteil der Erneuerbaren bei 16,9 %.
einen Anteil von 10 % der Endenergie als das Wasser in den Heizsystemen Er hat sich seit 2008 von 10,6 % um ca.
für Raumwärme und Warmwasser aus- benötigt, wird bei Niedertemperatur- 6 Prozentpunkte erhöht.
macht, ist der Anteil bei Wohngebäu- heizsystemen oftmals ein elektrischer
den mit 17 % deutlich höher. Nacherhitzer zur Warmwasserberei- Während der Fernwärmebezug im Be-
tung eingesetzt. reich der Nichtwohngebäude stark
Auch hier liegt der prozentuale Anteil zurückgegangen ist, ist der Anteil im
des Stroms an der Warmwasserberei- Der prozentuale Anteil der erneuer- Wohngebäudebereich von 7,6 auf
tung höher als an der Bereitstellung baren Energien ist im Bereich Raum- 9,2 % leicht gestiegen.
von Raumwärme. Da Trinkwarmwasser wärme mit 18 % höher als im Bereich
Warmwasser mit 12 %.
52
ENERGIEPREISE FÜR PRIVATE HAUSHALTE
35,00
30,00
25,00
20,00
Cent/kWh
15,00
10,00
5,00
0,00
1991
1992
1993
1994
1995
1996
1997
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
2014
2015
2016
2017
2018
2019
2020
Fernwärme3 Heizöl leicht
Bei einer Abgabemenge von 1.600 kWh
1
Strom2 Holzbriketts
Erdgas1 Holzpellets4 pro Monat inklusive aller Steuern und
Abgaben
Tarifabnehmer (bei einer Abgabemenge
2
€ Der Strompreis hat sich seit 2000 mehr Der Erdgaspreis hat in den letzten 20
als verdoppelt. Im Jahr 2020 zahlten Jahren am stärksten geschwankt,
Haushalte durchschnittlich 32,2 Cent/ wobei der Preis nicht über 8,30 Cent/
kWh Strom. Strom ist damit die wert- kWh gestiegen ist. 2020 war Erdgas mit
vollste und teuerste Energie, wobei 4,68 Cent/kWh der günstigste Energie-
der Strompreis auch zu 51 % aus Steu- träger und löste damit Holzpellets ab.
ern, Abgaben und Umlagen besteht
und Strom damit am höchsten belas- Fernwärme ist seit 2005 mit Ausnahme
tet wird. von Strom der teuerste Energieträger.
Gebäudereport 2022 | Basisdaten – 53
TREIBHAUSGASEMISSIONEN IN DEUTSCHLAND
1.400
1.249
Emissionen (Mio. t CO2-Äquivalente)
1.200 1.121
Emissionen (Mio. t CO2-Äquivalente)
1.043
1.000 942 923 940
917 901 904 908 892
856
810
800 739
600
400
200
0
1990 1995 2000 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020
Energiewirtschaft Industrie
Verkehr Landwirtschaft
Gebäude Abfall und Sonstige
1.5 KLIMA
54
Abb. 57: Treibhausgasemissionen für alle Sektoren und für die Errichtung und den
Betrieb von Hochbauten nach Verursacherprinzip
Quelle: BBSR 2020
8% 1%
40 %
13 %
16 %
Anteil Gebäude
„Gebäude
THG-Emissionen in Mio. t „Bauen“ in Energiewirtschaft
CO2-Äquivalente Jahr 2014: 22 % „Bauen“ in Landwirtschaft
Σ 902 „Bauen“ in Industrie
„Bauen“ in Verkehr
„Bauen“ in Sonstige
Energiewirtschaft
Verkehr
17 % 5% Industrie
0% Landwirtschaft
Sonstige
18 %
Gebäudereport 2022 | Basisdaten – 55
Abb. 58: Treibhausgasminderung nach KSG 2021
300
250
Mio. t CO2-Äquivalente
200
150
100
50
0
2020
2021
2022
2023
2024
2025
2026
2027
2028
2029
2030
Energiewirtschaft Verkehr
Industrie Landwirtschaft
Gebäude Abfallwirtschaft und Sonstiges
56
Abb. 59: Verhältnis der Gradtagszahlen Potsdam (20,12) zum langjährigen Mittel
30 %
Abweichung der GTZ vom langjährigen Mittel
25 %
20 %
15 %
10 %
5%
0%
–5 %
–10 %
–15 %
–20 %
1991
1992
1993
1994
1995
1996
1997
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
2014
2015
2016
2017
2018
2019
2020
Die Gradtagszahlen wurden mit einer Seit dem Jahr 2014 wiesen – mit Aus-
Innentemperatur von 20 °C und einer nahme des Jahres 2016 – alle Jahre
Heizgrenztemperatur von 12 °C berech- zum Teil eine sehr niedrige Gradtags-
net. Sie zeigen daher eine typische Situ- zahl auf, also deutlich wärmere Winter
ation für den Neubau. Die Zahlen wur- als das langjährige Mittel.
den ins Verhältnis zum langjährigen
Mittel von 2001 bis 2020 gesetzt. Die Jahre 2007, 2014, 2019 und 2020
waren um 10 % oder mehr wärmer als
Gradtagzahlen sind die Summe der täg- das langjährige Mittel. In den letzten 15
lichen Differenzen von Innentempera- Jahren gab es kältere Jahre nur 2010,
tur und Außentemperatur und werden 2012, 2013 und 2016.
zur Berechnung des Heizwärmebedarfs
von Gebäuden herangezogen. Die wärmeren Winter reduzieren den
Heizwärmebedarf der Gebäude, sodass
ein Teil der Einsparungen bei den Ener-
gieverbräuchen auch auf die milde Wit-
terung zurückzuführen ist.
Gebäudereport 2022 | Basisdaten – 57
ABBILDUNGSVERZEICHNIS
Abbildung 1: Anzahl Wohngebäude 2020 und Entwicklung Abbildung 22: Entwicklung der Absatzzahlen von
des Wohngebäudebestands, S. 9 Wärmeerzeugern, S. 26
Abbildung 8: Entwicklung bewohnter Wohnfläche pro Abbildung 28: Fertiggestellte Nichtwohngebäude nach
Person, S. 15 Energieträgern, S. 32
Abbildung 10: Veranschlagte Kosten/m2 neue Wohnfläche, Abbildung 30: Fertiggestellte Wohngebäude nach
S. 17 Energieträgern, S. 34
Abbildung 11: Anzahl der beheizten Nichtwohngebäude in Abbildung 31: Entwicklung des Endenergieverbrauchs nach
den Bundesländern in Tsd., S. 18 Sektoren, S. 35
Abbildung 12: Nichtwohngebäudebestand in Deutschland Abbildung 32: Anteil der Sektoren am Endenergieverbrauch
nach Nutzungsart, S. 19 2019 (nicht klimabereinigt), S. 36
Abbildung 21: Abgang von Wohneinheiten, S. 25 Abbildung 39: Entwicklung der Nutzungsanteile am
Endenergieverbrauch privater Haushalte, S. 43
58
Abbildung 40: Anteile der Energieträger am Abbildung 57: Treibhausgasemissionen für alle Sektoren
Endenergieverbrauch (nicht klimabereinigt), S. 44 für die Errichtung und den Betrieb von Hochbauten nach
Verursacherprinzip, S. 55
Abbildung 41: Entwicklung des Primärenergieverbrauchs
nach Energieträgern (nicht klimabereinigt), S. 45 Abbildung 58: Treibhausgasminderung nach KSG 2021,
S. 56
Abbildung 42: Anteile der Brennstoffe am Strommix 2020,
S. 46 Abbildung 59: Verhältnis der Gradtagszahlen Potsdam
(20,12) zum langjährigen Mittel, S. 57
Abbildung 43: Entwicklung der Anteile erneuerbarer Energien
am Strommix, S. 46
Gebäudereport 2022 | Basisdaten – 59
QUELLENVERZEICHNIS
ageb (2020): Anwendungsbilanzen zur Energiebilanz Destatis (2021a): Fortschreibung des Wohngebäude- und
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AGFW (2020): AGFW-Hauptbericht 2019. Frankfurt am wohnungsbestand-pdf-5312301.html
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und KWK e. V. Abgerufen von: https://www.agfw.de/index. Destatis (2021b): Baugenehmigungen, Baufertigstellungen
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deutsche-heizungsindustrie-trotzt-corona-krise Destatis (2020e): Baugenehmigungen/Baufertigstellungen
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Publikationen/Energie/achter-monitoring-bericht-energie-der-
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Wetterdienst. Abgerufen von: http://www.dwd.de/DE/
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Berlin: Deutsches Pelletinstitut. Abgerufen von: https://
depv.de/de/p/Jahresdurchschnittspreise-von-Holzpellets- IWU (2021): ENOB:dataNWG – Projektinformation 8:
72amWcMZ2VXLvqNYjn9viw Forschungsdatenbank Nichtwohngebäude. Darmstadt:
Institut Wohnen und Umwelt GmbH. Abgerufen von: https://
www.datanwg.de/fileadmin/user/iwu/210216_IWU_
Projektinfo-8.2_BE_Strukturdaten.pdf
60
KSG (2021): Novelle des Bundes-Klimaschutzgesetzes. Berlin:
Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare
Sicherheit.
ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS
HW Heizwert WE Wohneinheiten
KF Klimafaktoren
KWK Kraft-Wärme-Kopplung
Gebäudereport 2022 | Basisdaten – 61
Graue Emissionen im Bauwesen
FOKUSTHEMEN
62
2.1 GRAUE EMISSIONEN
IM BAUWESEN
Das Bauwesen gehört zu den größten CO2-Emittenten der Welt und somit
gewinnt auch der Umgang mit dem Thema graue Emissionen immer mehr an
Bedeutung. Allein durch den weltweiten Verbrauch von Zement werden aktuell
etwa 7 % der globalen Treibhausgasemissionen verursacht1. Um in Deutsch-
land das Ziel der Klimaneutralität bis 2045 zu erreichen, muss auch der Ver-
brauch von Baustoffen zukünftig dekarbonisiert werden.
Welchen Einfluss hat das Bauen in Deutschland auf das Klima? Damit be-
schäftigt sich das nachfolgende Kapitel. Es gibt einen Überblick über die Treib-
hausgasemissionen, die bei der Herstellung und Nutzung von Baustoffen ver-
ursacht werden, und bietet eine Zukunftsperspektive für den Bausektor.
EINFLUSS DES BAUENS gen müssen, wonach nicht nur der Energieverbrauch
für Raumwärme und Warmwasser, sondern auch
AUF DAS KLIMA die ökologischen Auswirkungen der anderen Sekto-
ren berücksichtigt werden, findet unter den Experten
immer mehr Beachtung.
Die Bautätigkeit nahm trotz der Corona-Krise im Jahr
2020 zu2. Verantwortlich dafür ist vor allem die der- Dazu zählen besonders auch der Energieverbrauch
zeit hohe Nachfrage nach neuem Wohnraum in den und die daraus resultierenden Treibhausgasemissio-
Ballungsgebieten. Hinzu kommt der seit Jahrzehnten nen, die bei der Bereitstellung und Beseitigung der in
ansteigende Wohnflächenverbrauch pro Kopf3. Deutschland verwendeten Baumaterialien entstehen.
Gebäudereport 2022 | Fokusthemen – 63
Die durch den Einsatz der Materialien verursachten
Emissionen werden in der bundesweiten Erfassung
der Treibhausgasemissionen nach dem Quellprinzip
im Industriesektor bilanziert. Nach diesem Prinzip EnEV 2016 Passivhaus
werden die Emissionen dem Sektor zugeschrieben, in
dem sie ursprünglich anfallen. In diesem Fall werden
die Emissionen aus der Baustoffherstellung dem In-
dustriesektor zugerechnet und nicht dem Gebäude-
sektor.
64
Graue Energie pro m3 bei gleicher Dämmwirkung
ABGRENZUNG VON
500 GRAUER ENERGIE UND
400 GRAUEN EMISSIONEN
PENRT* in kWh
30
0
Holzfaser Steinwolle
Gebäudereport 2022 | Fokusthemen – 65
Graue Emissionen pro m3 bei gleicher Dämmwir- Graue Emissionen pro m3 bei gleicher Dämmwir-
kung inkl. Recyclingpotenzial* kung exkl. thermischer Verwertung (C3)
150
150
GWP in CO2-Äquivalenten
120
120
90
90
GWP in CO2-Äquivalenten
60
60
30
30
0
0
–30
–30
Holzfaser Steinwolle
–60
–90
5
In Modul D werden Wiederverwendung (stofflich und ther-
misch) und Recycling betrachtet.
Andreas Windsperger,
Geschäftsführer des Instituts
für Industrielle Ökologie
66
02. TREIBHAUSGASEMISSIONEN IM HOCHBAUWESEN
5
Anteil in Prozent
2
Abb. 4: Anteil des Hochbauwesens an
*gilt für Beton, Fenster, Türen, Glas,
1 Dämmstoffe,den gesamten
Stahl, Treibhausgasemissio-
Bodenbeläge,
*Kalksandstein,nen Gipsplatten, Dach-
in Deutschland
und Mauerziegel
0 **Prognose bei Quelle: UBA 2021, DEHSt 2021, eigene
fortschreitender
2016 2017 2018 2019 2020 Tendenz Berechnung
Gebäudereport 2022 | Fokusthemen – 67
EXKURS: EMISSIONS-
HANDEL UND CARBON-
LEAKAGE-LISTE
Seit 2005 unterliegen die meisten der baustoffprodu- dass die Zuteilung der Zertifikate bis 2030 zu 100 %
zierenden Anlagen dem EU-Emissionshandel (ETS) kostenlos erfolgen kann7. Für alle anderen Sektoren
und sind damit verpflichtet, für jede Tonne emittier- gilt, dass die Zuteilung bis 2026 zu 30 % kostenlos
tes CO2 ein entsprechendes Zertifikat vorzulegen. erfolgt und danach bis 2030 schrittweise ganz abge-
Grundsätzlich müssen die Emissionsberechtigungen schafft werden soll. Somit hat die Carbon-Leakage-
von den Anlagenbetreibern käuflich erworben werden Liste erheblichen Einfluss auf die Lenkungsfunktion
und sollen somit einen Anreiz zur CO2-Vermeidung des ETS bei der Baustoffproduktion.
schaffen. Viele der baustoffproduzierenden Anlagen
(darunter Glas, Gips, Fliesen, Zement, Stahl, Ziegel,
Holz etc.) befinden sich auf der sogenannten Carbon-
Leakage-Liste6. Ziel der Liste ist das Verhindern einer
Emissionsverlagerung in das europäische Ausland.
Die Aufnahme einer Anlage bzw. eines Sektors mit 6
EU 2018.
einem erheblichen Carbon-Leakage-Risiko bewirkt, 7
EU-Kommission 2021.
Emissionen und Zuteilungsmenge in [kt CO2-Äq]
25.000
20.000
15.000
10.000
5.000
2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020
Abb. 5: Abweichung der tatsächlichen CO2-Emissio- Abbildung 5 zeigt, dass die tatsächlichen Emissionen
nen von den zugeteilten Emissionsberechtigungen in im Zementsektor über der Zuteilungsmenge liegen.
der Zementklinkerbranche Der Treibhausgasausstoß in der Zementbranche ist
Quelle: DEHSt 2021, eigene Darstellung im Vergleich zu 2013 weiter gestiegen.
68
BETON UND ZEMENT
Beton ist der am meisten verwendete Baustoff in Beton Emissionen in Höhe von rund 30 Mio. t CO2-
Deutschland8 und trägt mit 16 Mio. t CO2-Äquivalen- Äquivalenten (2020).
ten den größten Teil zu den Emissionen im Hochbau-
wesen bei. Im Jahr 2020 wurden in Deutschland etwa Der Großteil der CO2-Emissionen entsteht bei der Her-
35,5 Mio. t Zement produziert. Der Exportüberschuss stellung von Zement. Er liegt, ohne Berücksichtigung
lag bei rund 5 Mio. t9. Damit ergab sich im Jahr 2020 der Abfallverbrennung, je nach Druckfestigkeitsklas-
ein erneuter Anstieg des Verbrauchs um rund 5 % im se des Betons zwischen 80 und 84,5 %13. Die übrigen
Vergleich zum Vorjahr. Der damit verbundene Aus- 15 bis 20 % verteilen sich auf den Energieverbrauch
stoß von Treibhausgasen stieg dadurch ebenfalls der Betonwerke und der Produktion der Gesteinskör-
trotz leicht sinkender spezifischer Emissionen10 er- nung, der Flugasche und der Zusatzmittel sowie auf
neut an. Die größten Abnehmer von Zement im Inland den Transport.
stellen die Transportbeton- und Beton-Bauteilherstel-
ler dar. Etwa ein Fünftel des Zementverbrauchs wird Verantwortlich für die hohe CO2-Intensität sind vor
als Sack- und Silozement verwendet11. allem zwei Prozesse bei der Zementherstellung. Für
das Brennen von Zementklinker benötigt man Tem-
Die durch Beton verursachten Emissionen entfallen peraturen von bis zu 1.450 °C14. Um solch hohe Tem-
zu etwa zwei Dritteln auf das Hochbauwesen. peraturen zu erreichen, werden unter anderem Brenn-
Ein weiteres Drittel entsteht durch den Straßen-, stoffe wie Öl, Kohle und Gas verwendet. Sie machen
Rohrleitungs- und Brückenbau (35,2 % Tiefbau, Stand: etwa ein Viertel der eingesetzten Energieträger aus15.
202112). Berücksichtigt man den Exportüberschuss Die daraus resultierenden Emissionen entsprechen
und die Verbrennung von Abfällen bei der Klinkerher- etwa einem Drittel der Emissionen bei der Zement-
stellung (107 kg CO2e/t Zement), ergeben sich für herstellung. Die übrigen zwei Drittel gehören zu den
die Herstellung und den Verbrauch von Zement und sogenannten rohstoffbedingten Prozessemissio-
nen. Sie werden durch eine chemische Reaktion beim
Durch den Verbrauch von einer Tonne Zement Brennen freigesetzt (Entsäuerung des Kalksteins).
entstehen:
820 kg CO2-Äq
8
DZ 2021.
V 12
VDZ 2021.
9
1 Mio. t Zement wurden importiert und 6 Mio. t wurden exportiert. 13
IBU 2021.
10
Im Vergleich von 2016 zu 2019 sind die spezifischen Emissionen um 14
WWF 2019.
etwa 1 bis 2 % gesunken. Grund dafür sind der Rückgang und die Ver- 15
Weitere 12 % entfallen auf Strom und der Rest auf alternative
schiebung des Brennstoffeinsatzes beispielsweise von Kohle zu Gas. Brennstoffe wie Altreifen, Altöl, Tiermehl, Kunststoffabfall oder
11
VDZ 2021. Klärschlamm, VDZ 2020.
Gebäudereport 2022 | Fokusthemen – 69
35.000
Zementverbrauch in 1.000 t
30.000
25.000
20.000
15.000
10.000
5.000
0
2015 2016 2017 2018 2019 2020
Gesamtverbrauch Wohngebäude
Nichtwohngebäude Gebäude gesamt
22
20
Emissionen (Mio. t CO2- Äquivalente)
18
16
14
12
10
8
6
4
2
0
2016 2017 2018 2019 2020
70
DÄMMSTOFFE
Dämmstoffe spielen für das Erreichen der Treibhaus- Äquivalenten. Berücksichtigt man das Verhältnis zwi-
gasneutralität im Gebäudesektor eine wichtige Rolle. schen Absatzmenge und Treibhausgasemissionen,
In der Regel gilt, dass Dämmstoffe während ihrer Le- erweisen sich extrudierte Polystyrole (XPS) als am
bensdauer mehr Energie und Treibhausgasemissio- klimaschädlichsten. Nachwachsende Dämmstoffe
nen einsparen, als bei der Herstellung benötigt bzw. spielen aufgrund der bisher geringen Absatzmenge
verursacht werden. Hinsichtlich der Treibhausgas- und der guten Bilanzwerte eine untergeordnete Rolle
emissionen gilt dies besonders dann, wenn die Wär- bei den Treibhausgasemissionen. Berücksichtigt man
meerzeugung durch fossile Brennstoffe dominiert das Verhältnis zwischen Absatzmenge und Treib-
wird. Je höher jedoch der Anteil der erneuerbaren hausgasemissionen, erweisen sich extrudierte Polys-
Energien bei der Wärmeerzeugung ist, umso mehr tyrole (XPS) bei der Herstellung und Entsorgung als
Aufmerksamkeit sollte auf die Wahl der Dämmstär- am klimaschädlichsten. Im Vergleich zum Vorjahr
ken und -materialien gelegt werden16. stieg die Summe der Emissionen leicht an. Grund für
den Anstieg sind die steigenden Absatzmengen. Sie
Der Absatz von Dämmstoffen und die damit verbun- nehmen aufgrund der erhöhten Anforderungen an die
denen Emissionen haben im letzten Jahr die Grenze Gebäudehülle (höhere Dämmstärken), die sowohl in
von 5 Mio. t CO2-Äquivalenten erreicht. Größter Emit- den Förderbedingungen (KfW) als auch im Gesetzes-
tent dabei ist die Mineralwolle (Glas- und Steinwol- rahmen (EnEV/GEG) gestellt werden, zu. Die erhöhte
le) mit fast 2 Mio. t CO2-Äquivalenten, gefolgt von ex- Bautätigkeit führt ebenfalls zu einem stärkeren Ab-
pandiertem Polystyrol (EPS) mit rund 1,5 Mio. t CO2- satz von Dämmstoffen.
16
BBU 2018.
Absatzmengen Treibhausgasemissionen
40.000 6
35.000
Emissionen (Mio. t CO2-Äquivalente)
5
Dämmstoffabsatz in 1.000 m³
30.000
4
25.000
20.000 3
15.000
2
10.000
1
5.000
0 0
2019 2020 2019 2020
Gebäudereport 2022 | Fokusthemen – 71
FENSTER, TÜREN
UND GLAS
Jährlich werden in Deutschland über 14 Mio. Fenster chen bei Fenstern die Fugenmaterialien aus. Grün-
und über 7 Mio. Türen (Innen- und Außentüren) in de dafür sind die vergleichsweise klimaschädlichen
Gebäuden verbaut. Fenster, Türen und Glas stellen Ökobilanzwerte und der Umstand, dass diese Mate-
zusammen mit 10,8 Mio. t CO2-Äquivalenten (2019) rialien im Lebenszyklus eines Fensters durchschnitt-
den zweitgrößten Emittenten im Baustoffsektor dar. lich zweimal ausgetauscht werden müssen18. Türen
Der größte Teil wird mit fast 5 Mio. t CO2-Äquivalen- (ohne Rahmen) verursachen jährlich rund 1,6 Mio. t
ten durch den Einsatz von Glas (verbaut in Fenstern, CO2-Äquivalente. Wie auch bei den Fensterrahmen
Türen, Trennwänden etc.) verursacht, gefolgt von schneiden Türen aus Metall am klimaschädlichsten
den Fensterrahmen mit 4,4 Mio. t CO2-Äquivalenten und Türen aus Holz am klimafreundlichsten ab. Die
(2020). Bei den Rahmen machen, aufgrund der hohen steigenden Emissionen der letzten Jahre sind auf die
Absatzmengen, die Polyvinylchlorid-Materialien im selben Zeitraum wachsenden Absatzzahlen von
(PVC) den größten Teil der Emissionen aus. Unter Be- Fenstern zurückzuführen.
rücksichtigung des Absatzmengenverhältnisses sind
aus ökobilanzieller Sicht Fensterrahmen aus Metall
am klimaschädlichsten. Das geringste Treibhauspo-
tenzial weisen Fensterrahmen aus Holz auf. Einen 17
Heinze 2020, VFF 2018.
erheblichen Anteil der Treibhausgasemissionen ma- 18
IBU 2021.
6 Beschichtetes Glas
Einscheibensicherheitsverglasung
Verbundsicherheitsglas
Emissionen (Mio. t CO2-Äquivalente)
5
Isolierglas
5 PVC
Emissionen (Mio. t CO2-Äquivalente)
Holz
Metall
4 Holz-Metall
*p (Prognose)
3
2
Abb. 10: Entwicklung der Treibhausgas-
emissionen nach Rahmenmaterial
1 (ohne Verglasung)
Quelle: Heinze 2020, FNR 2020, IBU 2021,
eigene Berechnung
0
2016 2018 2020 2021p*
72
STAHL
Im Jahr 2020 lag die gesamte Rohstahlproduktion in Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes lag
Deutschland bei 35,7 Mio. t und sank damit aufgrund die Produktion von Stahl in Form von Bewehrung in
der Corona-Pandemie das dritte Jahr in Folge (vgl. Beton bei rund 2,3 Mio. t im Jahr 2020. Weitere 0,4
43,3 Mio. t im Jahr 201719). Im Gebäudebereich redu- Mio. t gingen in die Herstellung von vorgefertigten Ge-
zierte sich der Stahlverbrauch ab 2018 und die daraus bäudeteilen aus Stahl und Eisen. Für eine Tonne Roh-
resultierenden Emissionen sanken ebenfalls von stahl werden aktuell 1,37 t CO2 ausgeschieden. Für
4,6 Mio. t CO2-Äquivalenten im Jahr 2018 auf rund warmgewalzte Produkte und Halbzeuglieferungen
4 Mio. t CO2-Äquivalente im Jahr 2020. Im Vergleich liegt der Wert bei 1,45 t CO2 pro Tonne Stahl20.
zu vielen anderen Baumaterialien im Hochbau (wie
beispielsweise Dämmstoffen oder Zement etc.) ver-
zeichnet der Verbrauch von Stahl damit einen leichten
Negativtrend. Stahl kommt im Hochbau überwiegend 19
WV-Stahl 2020.
in Form von Betonstahl vor. 20
WV-Stahl 2020.
5 4,6
4,4
Emissionen (Mio. t CO2-Äquivalente)
4,3
4,1 4,0
4
0
2016 2017 2018 2019 2020
Betonstahl
Abb. 11: Entwicklung der Treibhausgasemissionen
vorgefertigte Gebäude aus Stahl
für Betonstahl und vorgefertigte Gebäude aus Stahl
Quelle: VW-Stahl 2020, Destatis 2021c, eigene
Berechnung
Gebäudereport 2022 | Fokusthemen – 73
BODEN- UND
WANDBELÄGE
0
2016 2017 2018 2019 2020*
74
Produktion eine höhere Importquote im Vergleich zum
Vorjahr. Rund ein Drittel (30 %) der bei der Produktion
entstehenden CO2-Emissionen sind derzeit prozessbe-
dingt (durch Ton und Porosierung). Die übrigen zwei
Drittel sind energiebedingt (56 % Erdgas, 14 % Strom).
Der Energieeinsatz ist dabei aktuell stark durch den
Einsatz von Erdgas (ca. 90 %) geprägt und nur zu ge-
ringen Teilen durch Strom (ca. 10 %) (Bundesverband
der Deutschen Ziegelindustrie 2021).
KALKSANDSTEIN UND
GIPSPLATTEN
Die Produktion von Kalksandsteinen lag im Jahr 2020 durch Kalksandsteine bei etwa 1,2 Mio. t CO2-Äqui-
bei rund 4,5 Mio. m³. Kalksandstein trägt aufgrund valenten. Der Verbrauch von Gipsplatten lag im Jahr
der geringen Absatzmenge im Vergleich zu Ziegeln 2020 etwas über 2 Mio. t. Durch den Verbrauch von
und Beton relativ wenig zu den jährlichen Treibhaus- Gipsplatten werden jährlich etwa 0,62 Mio. t CO2-
gasemissionen bei. Im vergangenen Jahr lag auf- Äquivalente ausgestoßen.
grund der gestiegenen Produktion der CO2-Ausstoß
1,2
Emissionen (Mio. t CO2-Äquivalente)
1,0
0,8
0,6
0,4
0,2
0
2016 2017 2018 2019 2020*
Gebäudereport 2022 | Fokusthemen – 75
03. MÖGLICHKEITEN FÜR DAS BAUWESEN
76
40 %
35 %
30 %
25 %
Anteil in Prozent
20 %
15 %
10 %
5%
0%
n
nu on
S
el
n
le
n
tte
tte
EP
tte
te
tte
un
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nb
ol
un
al
ha
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ei
er
f-
M
Sc
se
(G
an
in
M
lo
H
llu
Ze
25
ifeu 2019.
Gebäudereport 2022 | Fokusthemen – 77
Wenn Temperaturen von mehreren Tausend Grad be-
nötigt werden, ist Strom jedoch aus heutiger Sicht
SUFFIZIENZ
nicht die wirtschaftlichste Option. Daher besteht eine
weitere Möglichkeit darin, fossile Energieträger wie Eine weitere Möglichkeit, die durch Baustoffe ver-
Erdgas und Kohle durch Wasserstoff oder syntheti- ursachten Emissionen zu senken, ist das suffizien-
sche Gase zu ersetzen. Sie könnten zukünftig mithil- te Bauen und Wohnen. Als Maßstab für das Wohnen
fe erneuerbarer Energien sauber hergestellt werden dienen hier vor allem der Wohnflächenverbrauch je
(Grüner Wasserstoff) und die energiebedingten Emis- Einwohner und die Anpassungsfähigkeit eines Wohn-
sionen der Baustoffindustrie reduzieren. Die Einfüh- gebäudes. Der Wohnflächenverbrauch je Einwoh-
rung und der Einsatz von Wasserstoff gelten dabei im ner in Deutschland nimmt seit Jahrzehnten konti-
Vergleich zu synthetischen Gasen als deutlich kos- nuierlich zu und lag im Jahr 2020 bei 47,4 m² (zum
tengünstiger und werden daher in der Planung der Vergleich 1991: 34,9 m² 28). Je unflexibler der Woh-
Transformation bevorzugt. Die Anwendung von Was- nungsmarkt ist und je mehr der Wohnflächenver-
serstoff bei der Baustoffproduktion26 spielt heute je- brauch pro Kopf zunimmt, desto mehr Baustoffe wer-
doch noch keine Rolle und wird voraussichtlich frü- den auch benötigt, um diesen Wohnraum zur Verfü-
hestens ab 2030 deutlich an Fahrt aufnehmen kön- gung zu stellen. Würde der Flächenverbrauch sinken
nen27. und die Flexibilität des Wohnraums steigen, könnten
demnach also auch die Emissionen im Bauwesen
Um die prozessbedingten Emissionen zu reduzieren, sinken.
gibt es ebenfalls zwei Möglichkeiten. Die erste besteht
darin, die Zusammensetzung bestimmter Materialien Ein weiterer Aspekt hinsichtlich der Suffizienz ist der,
zu verändern. Beispielsweise könnten Betonsorten, dass die Nutzung von Bestandsgebäuden gegenüber
die einen geringeren Anteil an CO2-intensivem Zement Neubauten zu priorisieren ist. In den meisten Fällen
benötigen, vermehrt zum Einsatz kommen. Eine an- ist die Sanierung die ökologischere Variante gegen-
dere Perspektive besteht darin, den prozessbeding- über dem Neubau, da hier jede Menge zusätzliche
ten freigesetzten Kohlenstoff (bei Zement bis zu zwei Baustoffe eingespart werden können.
Drittel der Emissionen) mittels CCS oder CCU (Carbon
Capture and Storage/Carbon Capture and Utilization) Die Überdimensionierung von Tragwerkskonstrukti-
aus der Luft zu extrahieren. Dabei werden die abge- onen kann ebenfalls zu einem erhöhten Materialauf-
schiedenen Emissionen entweder zur dauerhaften un- wand und schließlich zu mehr Emissionen führen.
terirdischen Einlagerung transportiert oder direkt für Um überflüssigen Materialverbrauch zu vermeiden,
andere chemische Prozesse wiederverwendet. sollte bei der Planung genau darauf geachtet werden,
wie viel Material nötig ist, um eine Tragwerkskonst-
ruktion sicher zu gestalten.
26
Dabei gilt es zu beachten, dass der Einsatz von Wasserstoff
in vielen Sektoren gefragt ist und daher eine große Konkur-
renz besteht.
27
Agora 2020.
28
Destatis 2021b.
78
ABBILDUNGSVERZEICHNIS
Gebäudereport 2022 | Fokusthemen – 79
QUELLENVERZEICHNIS
Agora (2020): Klimaneutrales Deutschland in drei Schritten EPLF (2019): Pressemitteilung. Bielefeld: Verband der
zu null Treibhausgasen bis 2050 über ein Zwischenziel von Europäischen Laminatbodenhersteller e. V. Abgerufen von:
–65 % im Jahr 2030 als Teil des EU-Green-Deals. Berlin: https://www.eplf.com/de/presse/laminatbodenmarkt-2018-
Agora Energiewende. ruecklaeufig-455-mio-m2-gesamtabsatz-lateinamerika-und-
asien-koennen
B+L Marktdaten GmbH (2020): Flachglasmarkt Deutschland.
Bonn: im Auftrag des Bundesverbandes Flachglas. EU (2018): Amtsblatt der Europäischen Union C162/1,
Vorläufige Carbon-Leakage-Liste 2021–2030. Brüssel.
BBU (2018): Energiewende, Irrtümer aufbrechen, Wege
aufzeigen, Studie der eZeit Ingenieure GmbH. Berlin: EU-Kommission (2021): Website der Europäischen
im Auftrag des BBU Verband Berlin-Brandenburgischer Kommission. Brüssel: Europäische Kommission. Abgerufen
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leakage_de
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Hersteller elastischer Bodenbeläge e. V. Abgerufen von:
Branchenradar (2021b): Textile Bodenbeläge in Deutschland https://feb-ev.com
2021. Wien: Branchenradar.com Marktanalyse GmbH.
FNR (2020): LAUBHOLZ-PRODUKTMÄRKTE aus technisch-
Bundesverband der Deutschen Ziegelindustrie (2021): wirtschaftlicher und marktstruktureller Sicht. Gülzow-
Roadmap für eine treibhausgasneutrale Ziegelindustrie in Prüzen: Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V.
Deutschland – Ein Weg zur Klimaneutralität der Branche bis
2050. Berlin: Bundesverband der Deutschen Ziegelindustrie FNR (2021): Pressemitteilung. Gülzow: Fachagentur
e. V. Nachwachsende Rohstoffe e. V. Abgerufen von: https://
baustoffe.fnr.de/service/presse/pressemitteilungen/
Bundesvereinigung Recycling-Baustoffe e. V. (2021): aktuelle-nachricht/marktanteil-von-nawaro-daemmstoffen-
Mineralische Bauabfälle Monitoring 2018 – Bericht zum waechst
Aufkommen und zum Verbleib mineralischer Bauabfälle im
Jahr 2018. Berlin: Bundesverband Baustoffe – Steine und Heinze (2020): Studie für den Fenstermarkt. Celle: Heinze
Erden e. V. GmbH.
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Emissionshandelspflichtige stationäre Anlagen Holzbau Deutschland – Bund Deutscher Zimmermeister im
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und Vorjahresveröffentlichungen). Berlin: Deutsche
Emissionshandelsstelle im Umweltbundesamt. IBU (2021): Ökobilanzierte Daten aus den
Umweltproduktdeklarationen von Bauprodukten. Berlin:
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24-by-2050
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destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2021/07/ Dämmstoffalternativen. Heidelberg: Institut für Energie- und
PD21_326_31231.html Umweltforschung Heidelberg.
Destatis (2021c): GENESIS-Online. Wiesbaden: Statistisches IIÖ (2015): CO2-Bilanzierung von Bauprodukten. Institut
Bundesamt. für Industrielle Ökologie, Andreas Windsperger, Bernhard
Windsperger. St. Pölten: im Auftrag des Fachverbands
Steine-Keramik.
80
IZB (2021): Neuigkeiten. Düsseldorf: InformationsZentrum
Beton GmbH. Abgerufen von: https://www.beton.org/aktuell/
news/details/aif-forschung-zu-frischbetonrecycling/
Gebäudereport 2022 | Fokusthemen – 81
ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS
AP
Acidification Potential (Versauerungspotenzial) IIÖ Institut für Industrielle Ökologie
Äq
Äquivalent IZB InformationsZentrum Beton GmbH
BBU
Verband Berlin-Brandenburgischer KfW Kreditanstalt für Wiederaufbau
Wohnungsunternehmen e. V.
kg Kilogramm
CCS
Carbon Capture and Storage
kt Kilotonne
CCU
Carbon Capture and Utilization
kWh Kilowattstunde
CO2 Kohlenstoffdioxid
LVT Luxury Vinyl Tile
CO2e CO2-Äquivalent
m³ Kubikmeter
CV Cushioned Vinyl
MFH Mehrfamilienhaus
DEHSt Deutsche Emissionshandelsstelle
Mio. Million
Destatis Statistisches Bundesamt
NWG Nichtwohngebäude
EnEV Energieeinsparverordnung
PENRT Nicht erneuerbare Primärenergie
EPD Environmental Product Declaration
(Umweltproduktdeklaration) PUR/PIR Polyurethan-Hartschaum
82
Gebäudereport 2022 | Fokusthemen – 83
Förderlandschaft energieeffizienter Gebäude
FOKUSTHEMEN
84
2.2 FÖRDERLANDSCHAFT
ENERGIEEFFIZIENTER
GEBÄUDE
Ziel der BEG ist es, einen Beitrag zur Reduktion der Treibhausgasemissionen im
Gebäudebereich auf 70 Mio. t CO2-Äquivalente im Jahr 2030 zu leisten1, wobei
die Förderung nur ein Baustein zur Treibhausgasreduktion ist und auch noch wei-
tere Verschärfungen durch EU-Ziele denkbar sind.
EP
ro Jahr etwa 50.000 Gesamt- E Pro Jahr etwa 1.500 Gesamt-
maßnahmen (Vollsanierungen maßnahmen (Vollsanierungen E Pro Jahr 150.000 Einzelmaß-
zu oder Neubau von Effizienz- zu oder Neubau von Effizienzge- nahmen WG + NWG
häusern) bäuden) E Bruttoinvestitionsvolumen von
EB
ruttoinvestitionsvolumen von E Bruttoinvestitionsvolumen von ca. 6 Mrd. Euro pro Jahr
32 Mrd. Euro pro Jahr 5,5 Mrd. Euro pro Jahr E Einsparung Treibhausgasemis-
EE
insparung Treibhausgasemis- E Einsparung Treibhausgasemis- sionen: ca. 360.000 t CO2
sionen: ca. 520.000 t CO2 sionen: ca. 175.000 t CO2 pro Jahr
pro Jahr pro Jahr
1
B
MWi 2021a, BMWi 2021b, BMWi 2021c.
Gebäudereport 2022 | Fokusthemen – 85
FÖRDERPROGRAMME IM BUNDESHAUSHALT 2020
Die Einführung der Teilprogramme erfolgt zeitlich ge- tigten Krediten und/oder Zuschüssen, die nicht zu-
staffelt. Zum 1. Januar 2021 ist die BEG EM in der Zu- rückgezahlt werden müssen.
schussvariante beim BAFA gestartet. Seit dem 1. Juli
2021 gibt es die Kredit- und Zuschussvarianten BEG Die Erhöhung des prozentualen Förderanteils um 10
WG und BEG NWG sowie die Kreditvariante BEG EM Prozentpunkte Anfang 2020 führte zu einer deutli-
bei der KfW. Perspektivisch sind ab dem 1. Januar chen Steigerung der Antragszahlen. Insgesamt wur-
2023 innerhalb dieser Teilprogramme die Förderge- den 2020 Fördermittel für Kredit- und Zuschusszusa-
genstände entweder als Kreditvariante mit Tilgungs- gen von ca. 4,9 Mrd. Euro gebunden, die über einen
zuschuss über die KfW oder als Zuschuss beim BAFA Nachtragshaushalt sichergestellt wurden.
beantragbar.
Verpflichtungs-
4.055.726 4.905.681 1.249.313
ermächtigungen
86
schrittweise eingeführten gesamten BEG um ca. den prozentualen Anteil um 10 Prozentpunkte erhöht,
33,8 Mrd. Euro übertroffen. wenn ein Ölkessel gegen eine effizientere Heizungs-
anlage ausgetauscht wird.
EINSATZES ERNEUER- Der Mittelabfluss stieg dabei von ca. 250 Mio. Euro
BARER ENERGIEN im Jahr 2019 auf 613 Mio. Euro im Jahr 2020 an.
Zum 1. Januar 2021 ging das Förderprogramm „Hei-
zen mit Erneuerbaren Energien“ in die BEG EM über
Ebenso wie beim CO2-Sanierungsprogramm gab es und ist somit nicht mehr als einzelnes Programm vor-
2020 in der Förderung von erneuerbaren Energien handen.
umfangreiche Änderungen. Ausgehend vom Markt-
anreizprogramm wurde eine Änderungsfassung
der Richtlinie am 30. Dezember 2019 veröffentlicht.
Damit wurde das Zuschussprogramm „Heizen mit Er- 3
BMF 2021.
neuerbaren Energien“ beim BAFA aufgelegt. Hiermit
wird die Nutzung erneuerbarer Energien zur Wärme-
bereitstellung in Gebäuden finanziell gefördert. Die
Förderung von Biomasseanlagen, Solarheizungen,
Wärmepumpen und Gaskesseln (Renewable Ready)
erfolgt in Form eines Investitionszuschusses als pro-
zentualer Anteil der förderfähigen Kosten. Erstmalig
wurde auch eine Öl-Austauschprämie eingeführt, die
Verpflichtungs-
1.246.000 2.569.133 188.750
ermächtigungen
Gebäudereport 2022 | Fokusthemen – 87
AUSBLICK ENTWICKLUNG DER
BUNDESHAUSHALT 2021 FÖRDERANTRÄGE FÜR
EFFIZIENZHÄUSER
Im Bundeshaushalt für 2021 sind die Förderprogram-
me im Zuge der BEG-Einführung neu unter dem Titel
„Förderung von Maßnahmen der Energieeffizienz und Gefördert wird der Neubau von Effizienzhäusern (EH)
erneuerbarer Energien im Gebäudebereich“ zusam- bzw. bei einem Bestandsgebäude die Sanierung hin
mengefasst. Hier werden sowohl die auslaufenden zu einem EH. Je niedriger die Zahl des EH ist (zum
Förderprogramme als auch die neue BEG finanziert. Beispiel EH 55, EH 40), desto besser ist die Effizienz-
Für das Jahr 2021 sind für den Titel Mittel von ca. stufe und desto höher fällt der prozentuale Förder-
5,8 Mrd. Euro eingeplant (Soll 2021). Davon ist der satz aus. Für die Sanierung sind die Fördersätze im
Großteil mit 4,8 Mrd. Euro für die auslaufenden För- Vergleich zum Neubau höher, da eine Bestandssanie-
derprogramme wie das CO2-Gebäudesanierungs- und rung zum EH aufwendiger ist.
das Markteinführungsprogramm vorgesehen. Dies
ist zum einen auf die hohe Nachfrage und die damit Die Steigerung in den Bundesmitteln spiegelt sich
verbundenen Verpflichtungsermächtigungen aus auch in den Antragszahlen bei Effizienzhäusern
dem Jahr 2020 zurückzuführen, zum anderen auf die wider. 2020 gab es insgesamt rund 93.000 Effizienz-
schrittweise Einführung der BEG. Die Förderung von hausanträge für den Neubau1. Der Großteil fiel mit
Effizienzhäusern und Gebäuden im CO2-Gebäudes- 73.707 auf die EH 55. Ambitionierter wurde in 19.392
anierungsprogramm ist noch bis zum 30. Juni 2021 Fällen geplant, in denen entweder ein EH 40 oder ein
bestehen geblieben und wurde zum 1. Juli 2021 von EH 40 plus angestrebt wurde, wobei die Entscheidung
der BEG WG + NWG abgelöst. Daher sind für die BEG
Mittel von ca. 1 Mrd. Euro eingeplant. Als langjährige
Verpflichtungsermächtigungen sind für den gesam-
ten Titel bis zu 5,2 Mrd. Euro möglich.
100.000
90.000
80.000
70.000
Anzahl Anträge
60.000
50.000
40.000
30.000
20.000
10.000
0
Gesamt 2018 Gesamt 2019 1.–2. Quartal 2020 Gesamt 2020 1.–2. Quartal 2021
1
Im Vergleich dazu wurden 2020 112.935 Wohngebäude
fertiggestellt. Die Fertigstellung der beantragten Effizienz-
häuser wird sich auf die folgenden Jahre aufteilen, sodass
sich anhand der beiden Zahlen keine Förderquote für 2020
ermitteln lässt.
88
häufiger für ein EH 40 plus fiel. Wenn also die Anfor- Unternehmen attraktiv, die zuvor nicht von der zins-
derungen an die Gebäudehülle und die Anlagentech- verbilligten Kreditvariante profitieren konnten. Es ist
nik für EH 40 erfüllt werden, so scheinen viele Bauher- daher davon auszugehen, dass die Antragszahlen im
rinnen und Bauherren auch die Photovoltaik-Anforde- 2. Halbjahr noch einmal deutlich steigen werden.
rungen der Variante EH 40 plus umsetzen zu wollen,
um eine höhere Förderung zu bekommen. Die An- Eine ähnliche Entwicklung der Antragszahlen ist auch
tragszahl für EH 40 plus hat sich im Jahr 2020 im Ver- für die Sanierung hin zu einem EH zu sehen. Dabei
gleich zu 2019 mehr als verdoppelt. Auch im 1. und sind in Abbildung 2 die Anträge für die Kredit- und
2. Quartal 2021 sind die Antragszahlen im Vergleich die Zuschussvariante zusammengefasst. Insgesamt
zum 1. und 2. Quartal 2020 nochmals gestiegen. Mit wurden 2020 19.826 Anträge gestellt, was einer Stei-
62.017 Anträgen wird die Zielvorgabe der BEG WG in gerung gegenüber 2019 von 80 % entspricht. Am häu-
diesem Jahr vermutlich übertroffen. Dies ist umso figsten wurde das EH 85 beantragt, gefolgt vom EH
erstaunlicher, als dass durch die schrittweise Einfüh- 70. An dritter Stelle liegen nahezu gleichauf EH 55, EH
rung der BEG mit Rückhalteeffekten zu rechnen ist. 100 und EH Denkmal. Das seit dem 1. Juli 2021 nicht
Mit Einführung der BEG WG zum 1. Juli 2021 sind so- mehr geförderte EH 115 wurde am wenigsten nachge-
genannte EE- oder NH-Klassen eingeführt worden, die fragt. Im 1. und 2. Quartal 2021 sind die Antragszah-
die Attraktivität der Förderkonditionen weiter erhö- len noch einmal gestiegen. Auch bei der Sanierung ist
hen. So kann bei einem entsprechend hohen Anteil an mit einer weiteren Steigerung im 2. Halbjahr zu rech-
erneuerbaren Energien (EE) oder bei Vorliegen eines nen, da auch hier die EE-Klasse mit der BEG WG ein-
Nachhaltigkeitszertifikats (NH) der Förderanteil um geführt wurde. Im Gegensatz zum Neubau werden
2,5 Prozentpunkte erhöht werden. Zusätzlich wurde hier sogar 5 Prozentpunkte auf den jeweiligen Förder-
auch die Zuschussvariante im Neubau eingeführt, die satz gutgeschrieben.
es davor nur bei der Sanierung gab. Sie ist gerade für
25.000
20.000
Anzahl Anträge
15.000
10.000
5.000
0
Gesamt 2018 Gesamt 2019 1.–2. Quartal 2020 Gesamt 2020 1.–2. Quartal 2021
Gebäudereport 2022 | Fokusthemen – 89
40.000
35.000
30.000
Anzahl Anträge
25.000
20.000
15.000
10.000
5.000
0
2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021
bis 06/2021
90
EINZELMASSNAHMEN
WG + NWG
Als erstes Teilprogramm ist die BEG EM für Wohnge- Insgesamt wurden bis Juni 2021 60.921 Zuschüsse
bäude und Nichtwohngebäude als Zuschussvariante für Maßnahmen an der Gebäudehülle beantragt.
zum 1. Januar 2021 gestartet. Das Programm setzt Hinzu kommen 2.713 Beantragungen in der Kategorie
sich aus den Kategorien Gebäudehülle, Anlagentech- Anlagentechnik (außer Heizung), 17.365 für Heizungs-
nik, Heizungsoptimierung und Baubegleitung zusam- optimierungen und 41.937 für Baubegleitungen.
men. Wärmeerzeuger werden getrennt von der An-
lagentechnik als eigene Kategorie erfasst. Die Aus-
wertung für die Wärmeerzeuger erfolgt in Abbildung 5
dementsprechend ebenfalls separat. Wärmeerzeuger
sind aber trotzdem Teil der BEG EM.
30.000
25.000
20.000
Anzahl Anträge
15.000
10.000
5.000
0
Januar Februar März April Mai Juni
Gebäudehülle Heizungsoptimierung
Anlagentechnik (außer Heizung) Baubegleitung
Gebäudereport 2022 | Fokusthemen – 91
HEIZEN MIT Neubauförderung verändert. Während 2020 noch
zu 43 % Anträge für Wärmepumpen gestellt wurden,
ERNEUERBAREN waren es im 1. Halbjahr 2021 nur noch 25 %. Am häu-
ENERGIEN 2020 + BEG EM figsten nachgefragt sind Biomassekessel. Dies lässt
sich mit der Förderung für Bestandsgebäude erklä-
HEIZUNGSTECHNIK 2021 ren, bei denen Wärmepumpen sich nicht immer ohne
weitere Energieeffizienzmaßnahmen an der Gebäu-
Das Förderprogramm „Heizen mit Erneuerbaren Ener- dehülle sinnvoll einbauen lassen und so auf andere
gien“ ist 2020 gestartet und zu Anfang 2021 in die
BEG EM integriert worden. Hinzu gekommen sind
der iSFP-Bonus sowie die Förderung von Wärmenet- Abb. 6: Beantragte Wärmeerzeuger im Förderpro-
zen. Eine Änderung in der BEG EM ist, dass nur noch gramm „Heizen mit Erneuerbaren Energien“ 2020
der Austausch von Wärmeerzeugern im Bestand, Quelle: BAFA 2020
aber nicht mehr der erstmalige Einbau in einem Neu- Beantragte Wärmeerzeuger 2020-im Förderprogramm "Heizen mit Erneuerbare
bau gefördert wird. Dies führte im Dezember 2020 zu 160.000
einer Antragswelle, um noch Förderanträge für den
Neubau zu stellen. Unter den Anträgen waren ver- 140.000
mehrt Wärmepumpen und Biomassekessel. Es kann
davon ausgegangen werden, dass hier viele Neubau- 120.000
anträge wegen auslaufender Förderung vorgezogen
Anzahl Anträge
100.000
wurden. Im Dezember 2020 wurden 48.496 Anträge
für Wärmepumpen gestellt, was einen Anteil von
80.000
34 % der Jahresanträge ausmacht. Insgesamt wurde
bei 40 % der Anträge eine Öl-Austauschprämie gel- 60.000
tend gemacht. Da es sich hierbei um Vorzieheffekte
handelt, werden mögliche Energie- und CO2-Emissi- 40.000
onseinsparungen sich erst mittelfristig einstellen.
20.000
Seit 2021 haben sich die prozentualen Anteile der
0
beantragten Wärmeerzeuger durch den Wegfall der
pe se ie id
m as rm br
pu om he y
m
e Bi l ar
t sH
är So Ga
Abb. 5: Beantragte Wärmeerzeuger 2021 nach För- W
derprogramm BEG (bis 06/2021)
Quelle: BAFA 2021a
Beantragte Wärmeerzeuger 2020-im Förderprogramm "Heizen mit Erneuerbaren Energien"
35.000
30.000
25.000
Anzahl Anträge
20.000
15.000
10.000
5.000
0
Wärmepumpe Biomasse Solarthermie Gas Hybrid & Wärmenetz
Renewable Ready
92
Wärmeerzeuger zurückgegriffen wird. Im Vergleich EFFIZIENZGEBÄUDE NWG
zu 2020 ist wiederum im 1. Halbjahr 2021 der Anteil
der Öl-Austauschprämie auf 46 % gestiegen. Im letz-
ten Jahr wurden die Zahlen nicht getrennt nach Neu- Analog zu der Förderung von Effizienzhäusern bei
bau und Bestand veröffentlicht. Daher sind in der Be- den Wohngebäuden gibt es auch im Nichtwohnge-
rechnung der Öl-Austauschquote sowohl die Anträge bäudebereich eine Förderung für besonders effizien-
für den Neubau als auch die für den Bestand enthal- te Gebäude. Für Nichtwohngebäude wird dabei der
ten. Da ab 2021 nur noch der Austausch im Bestand Begriff „Effizienzgebäude“ (statt „Effizienzhaus“ für
gefördert wird, ist hier auch öfter noch ein Ölkessel Wohngebäude) verwendet. Abbildung 4 zeigt die
vorhanden, der ausgetauscht werden kann, sodass Antragsentwicklung von 2018 bis zum 1. Quartal
sich hier die Quote erhöht. 2021 zusammengefasst für Neubau und Sanierung.
Die Effizienzgebäude Denkmal und Effizienzgebäude
Bis einschließlich Juni 2021 wurden ca. 103.000 För- 100 sind dabei zu 100 % der Sanierung zuzuordnen.
derungen für Wärmeerzeuger beantragt. Hinzu kom- Bei den Effizienzgebäuden 55 und 70 sind nach den
men die rund 69.000 Maßnahmen an der Gebäude- Förderprogrammen sowohl Neubau als auch Sanie-
hülle, sodass die Zielmarke der BEG EM von 150.000 rung möglich und nach den veröffentlichten Zahlen
Maßnahmen bereits im 1. Halbjahr übertroffen wurde. der KfW4 kann keine trennscharfe Zuordnung erfol-
gen. Daher werden die Antragszahlen insgesamt ver-
glichen.
1.400
1.200
Anzahl Anträge
1.000
800
600
400
200
0
2018 2019 1.–2. Quartal 2020 2020 1.–2. Quartal 2021
Gebäudereport 2022 | Fokusthemen – 93
ABBILDUNGSVERZEICHNIS QUELLENVERZEICHNIS
Tabelle 1: Ausgaben und Verpflichtungsermächtigungen im BAFA (2020): Monatsstatistik Heizen mit Erneuerbaren Ener-
CO2-Gebäudesanierungsprogramm, S. 86 gien. Eschborn: Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkon-
trolle.
Tabelle 2: Ausgaben und Verpflichtungsermächtigungen im
Markteinführungsprogramm, S. 87 BAFA (2021a): Monatsstatistik Bundesförderung für effizi-
ente Gebäude 2021. Eschborn: Bundesamt für Wirtschaft
Abbildung 1: Entwicklung Antragszahlen Effizienzhäuser und Ausfuhrkontrolle.
Neubau Kreditförderung, S. 88
BAFA (2021b): Monatsstatistik – Energieberatung für Wohn-
Abbildung 2: Anzahl Anträge Effizienzhäuser Sanierung Zu- gebäude. Eschborn: Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhr-
schuss + Kredit, S. 89 kontrolle.
Abbildung 3: Antragszahlen Energieberatung für Wohnge- BMF (2020): Bundeshaushalt 2021. Berlin: Bundesministeri-
bäude BAFA, S. 90 um der Finanzen. Abgerufen von: https://www.bundeshaus-
halt.de/fileadmin/user_upload/BHH%202021%20gesamt.
Abbildung 4: Beantragte Maßnahmen (außer Wärmeerzeu- pdf
gung) 2021, S. 91
BMF (2021): 10. EKF-Bericht – Bericht des Bundesministeri-
Abbildung 5: Beantragte Wärmeerzeuger 2021 nach Förder- ums der Finanzen über die Tätigkeit des Energie- und Klima-
programm BEG (bis 06/2021), S. 92 fonds im Jahr 2020 und über die im Jahr 2021 zu erwarten-
de Einnahmen- und Ausgabenentwicklung. Berlin: Bundesmi-
Abbildung 6: Beantragte Wärmeerzeuger im Förderpro- nisterium der Finanzen.
gramm „Heizen mit Erneuerbaren Energien“ 2020, S. 92
BMWi (2021a): Richtlinie für die Bundesförderung für effizi-
Abbildung 7: Anzahl beantragte Effizienzgebäude NWG ente Gebäude – Einzelmaßnahmen (BEG EM). Berlin: Bun-
Sanierung und Neubau, S. 93 desministerium für Wirtschaft und Energie.
94
KfW (2020b): KfW-Förderreport 2020 – Stichtag: 31. Dezem-
ber 2020. Frankfurt am Main: KfW Bankengruppe. Abgerufen
von: https://www.kfw.de/Presse-Newsroom/Pressematerial/
F%C3%B6rderreport/KfWF%C3%B6rderreport_2020.pdf
ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS
CO2 Kohlenstoffdioxid
EE Erneuerbare Energien
EH Effizienzhaus
KSG Bundes-Klimaschutzgesetz
Mio. Millionen
Mrd. Milliarden
NH Nachhaltigkeitszertifikat
t Tonne
Tsd. Tausend
Gebäudereport 2022 | Fokusthemen – 95
Steuern, Abgaben und Umlagen auf Energieträger im Gebäudesektor
FOKUSTHEMEN
96
2.3 STEUERN, ABGABEN
UND UMLAGEN AUF
ENERGIETRÄGER IM
GEBÄUDESEKTOR
Welchen Anteil haben die Steuern, Abgaben und Umlagen an den Verbraucher-
preisen im Gebäudesektor? Damit beschäftigt sich das nachfolgende Kapitel.
Es gibt einen Überblick über die Zusammensetzung und die Entwicklung der
verschiedenen Kostenblöcke und bietet einen Ausblick auf die Mehrkosten bis
zum Jahr 2025.
KLIMASCHUTZ-
PROGRAMM 2030
Im Oktober 2019 wurde im Kabinett das Klimaschutz- dabei zunächst als ein Festpreissystem eingeführt
programm 2030 (KSP) beschlossen. Darin enthalten werden. Dies bedeutet, dass die Preise für die Emis-
ist neben weiteren Fördermaßnahmen und der Wei- sionszertifikate für die ersten fünf Jahre einem staat-
terentwicklung energetischer Standards auch erst- lich festgelegten Preis unterliegen und somit keinen
malig die Bepreisung von CO2 für die Sektoren Wärme Schwankungen ausgesetzt sind. Für das Jahr 2026
und Verkehr (das nationale Emissionshandelssystem, sollen die Zertifikatepreise dann einem festen Korri-
nEHS). Im Dezember 2019, nur zwei Monate nach dor zwischen 55 und 65 Euro folgen.
dem Beschluss des Klimaschutzprogramms, folgte
das passende Gesetz, das sogenannte Brennstoff-
emissionshandelsgesetz (BEHG). Die Bepreisung soll
Gebäudereport 2022 | Fokusthemen – 97
60
50
CO2-Preis in Euro
40
30
20
10
0
2021 2022 2023 2024 2025
98
EEG-UMLAGE
Zeitgleich mit dem Einstieg in die CO2-Bepreisung der gesenkt werden. Die Absenkung im Jahr 2021 auf
Sektoren Wärme und Verkehr sollen die Verbrauche- 6,5 ct/kWh entsprach der Vorgabe des Klimaschutz-
rinnen und Verbraucher beim Strompreis entlastet programms. Die vorgesehene Senkung auf 3,723 ct/
werden. Hierbei soll vor allem die EEG-Umlage schritt- kWh für das Jahr 2022 übertrifft die geplante Sen-
weise gesenkt und zukünftig aus den Bepreisungsein- kung des KSP deutlich und entspricht einer Entlas-
nahmen finanziert werden. Laut dem Klimaschutzpro- tung der Bürgerinnen und Bürger sowie der Wirtschaft
gramm 2030 soll die EEG-Umlage im Jahr 2021 um von 43 % im Vergleich zum Vorjahr.
0,25 Cent und 2022 um 0,5 Cent pro Kilowattstunde
7
Eurocent pro Kilowattstunde
EEG-Umlage (IST)
Gebäudereport 2022 | Fokusthemen – 99
EUROPÄISCHER
EMISSIONSHANDEL
Deutlich länger als die CO2-Bepreisung in den Neben der Bepreisung von CO2 gibt es eine Reihe wei-
Sektoren Wärme und Verkehr gibt es die Bepreisung terer Steuern, Abgaben und Umlagen, die einen sig-
im Industrie- und Energiesektor. Diese unterliegen nifikanten Teil der Energiekosten ausmachen. Dazu
dem europäischen Emissionshandel (EU ETS). Hier zählen beim Strom vor allem die Stromsteuer und
gilt bereits seit 2005, dass für jede Tonne CO2 ein die Konzessionsabgabe und beim Erdgas und Heizöl
Emissionszertifikat vorliegen muss. Im Vergleich zu die Energiesteuer sowie bei allen Energieträgern die
der neu eingeführten Bepreisung zeigten sich beim Mehrwertsteuer.
ETS in der Vergangenheit starke Preisschwankungen.
Noch vor wenigen Jahren (2017) lag der Preis für Um das Ziel eines klimaneutralen Gebäudebestands
ein Zertifikat bei unter 5 Euro pro Tonne CO2. Im bis 2045 zu erreichen, ist es notwendig, klimaschäd-
September 2021 erreichte der Preis sein Allzeithoch liche Energieträger durch klimafreundliche zu erset-
von über 62 Euro pro Zertifikat. zen. Deutschland hat 2019 mit dem Klimaschutz-
programm 2030 und der darin enthaltenen CO2-Be-
preisung einen wichtigen Schritt in diese Richtung
gemacht und somit einen Anreiz zur Umstellung der
Energieträger im Gebäudesektor geschaffen.
70
60
50
Zertifikatepreis in Euro
40
30
20
10
0
26.08.2016 26.08.2017 26.08.2018 26.08.2019 26.08.2020 26.08.2021
100
02. ZUSAMMENSETZUNG DER ENERGIEPREISE
SPEZIFISCHE
EMISSIONEN UND
CO2-BEPREISUNG
Die Höhe der CO2-Bepreisung für die fossilen Ener- die eingesetzten und CO2-intensiven Materialien bi-
gieträger ist abhängig von den sogenannten spezifi- lanziert, wie beispielsweise Glas bei der Photovoltaik
schen CO2-Emissionen (auch CO2-Emissionsfaktor). (PV) und Zement bei der Windkraft. Für Windenergie
Sie geben an, wie hoch der CO2-Ausstoß pro erzeug- ergeben sich dadurch derzeit im Durchschnitt spezi-
ter Kilowattstunde ist. Dabei wird zwischen thermi- fische Emissionen in Höhe von 10 g/kWh und für PV
scher (kWhth) und elektrischer (kWhel) Kilowattstun- von 67 g/kWh.1 Die spezifischen Emissionen einer
de unterschieden. Die Höhe der spezifischen Emis- Wärmepumpe ergeben sich aus der Jahresarbeits-
sionen kann sich je nach Art (kWhth oder kWhel) und zahl (JAZ) und dem aktuellen Emissionsfaktor für
Energieträger stark unterscheiden und wird in Gramm den deutschen Strommix.2
pro Kilowattstunde angegeben (g/kWh). So liegt bei-
spielsweise der Wert bei der Verbrennung von Erdgas
bei 201 g/kWh für eine kWhth und bei etwa dem Dop-
pelten (406 g/kWh) für eine kWhel. Der Wert für eine 1
Die spezifischen Emissionen für erneuerbare Energieträger
wie Photovoltaik und Windkraft könnten zukünftig sinken.
kWhel Braunkohle hingegen liegt bei 1.135 g/kWh und
Dazu muss jedoch die Produktion der Herstellungsmaterialien
ist damit fast dreimal höher als bei Erdgas. wie Glas und Zement klimafreundlicher werden.
2
An der JAZ erkennt man die Leistungsfähigkeit einer Wärme-
pumpe. Sie gibt das Verhältnis zwischen benötigtem Strom
Dieser Emissionsfaktor lässt sich auch für erneuer-
und daraus gewonnener Wärme an. Beispiel: Eine JAZ von drei
bare Energien berechnen. Dabei werden vor allem bedeutet, dass pro eingesetzter Einheit Strom drei Einheiten
Wärme produziert werden können. Der Emissionsfaktor für
Strom in Deutschland lag im Jahr 2020 bei 366 g/kWh.
Abb. 4: Spezifische Treibhausgasemissionen der
Strom- und Wärmeerzeugung aus fossilen und
erneuerbaren Energieträgern
Quelle: BMWi 2019, UBA 2021a, UBA 2021b,
UBA 2019, eigene Berechnung
Tiefengeothermie
Wasserstoff (komplett EE)
Wasserstoff (Strommix)
Biogas
Biomasse (flüssig)
Biomasse (Pellets)
Wärmepumpe (komplett EE)
Wärmepumpe (Strommix)*
Windenergie (on- und offshore)
Solarthermie
PV
Fernwärme (KWK)
Steinkohle
Braunkohle
Heizöl
Erdgas
0 200 400 600 800 1.000 1.200
Emissionen in g CO2-Äq./kWh
35
30
Eurocent pro Kilowattstunde
25
20
15
10
0
Strom 2021* Strom 2020 Erdgas EFH Erdgas MFH Leichtes Fernwärme** Biomasse
Heizöl (> 20 MW FWL) (Pellets)
102
STROM
Der durchschnittliche Verbraucherpreis für Strom lag Jahr 2020 um etwas mehr als 2 Prozentpunkte zu.
im Jahr 2021 bei 31,94 ct/kWh (31,81 ct/kWh 2020, Den geringsten Anteil tragen die Sonstigen Kosten.8
Stand Juni 2021) und setzt sich aus verschiedenen
Komponenten zusammen. Den größten Anteil tragen
im Jahr 2021 mit 43,5 % die Bereitstellungskosten.
Die EEG-Umlage6 macht rund ein Fünftel der Kosten 6
Der Anteil der EEG-Umlage und der CO2-Bepreisung schwankt
aufgrund der sich verändernden Höhe der EEG-Umlage und
aus, gefolgt von der Strom- und Mehrwertsteuer mit
der Zertifikatepreise (EU ETS). Die Höhe der Stromsteuer und
6,4 bzw. 16 % 7. Die CO2-Bepreisung und die Konzes- der Konzessionsabgabe hingegen ist fest und liegt jedes Jahr
sionsabgabe betragen im Jahr 2021 jeweils rund 5 %. bei 2,05 bzw. 1,66 ct/kWh.
Die CO2-Bepreisung nahm damit im Vergleich zum 7
Die Mehrwertsteuer auf Strom beträgt 19 %. Bezogen auf den
Bruttopreis ergeben sich daraus 16 %.
8
Dazu zählen: § 19 StromNEV-Umlage, Umlage für abschalt-
bare Lasten, Offshore-Netzumlage und die KWKG-Umlage.
3,2 % 3,4 %
45,1 % 43,5 %
16 % 16 %
2020 2021
31,81 ct/kWh 31,94 ct/kWh
5,2 % 5,2 %
6,4 % 6,4 %
2,8 % 5,1 %
21,3 % 20,4 %
Bereitstellungskosten Konzessionsabgabe
EEG-Umlage Mehrwertsteuer
CO2-Bepreisung (EU ETS) Sonstige
Stromsteuer
6 46 € 50 €
45 €
Eurocent pro Kilowattstunde
5 40 €
Erdgas Braunkohle
Steinkohle Ø EU-ETS-Preis
0,4
9
D
er Anteil von Erdgas, Braun- und Steinkohle an der Strompro-
duktion in Deutschland lag im Jahr 2020 bei 8 % für Steinkohle
und jeweils bei 16 % für Erdgas und Braunkohle (gesamt 40 %).
0,2
0
2018 2019 2020
Abb. 8: Zusammensetzung der CO2-Bepreisung (EU
ETS) nach Energieträgern bei der Stromerzeugung
Quelle: BMWi 2021b, EEX 2021, eigene Berechnung Braunkohle Erdgas
Steinkohle Sonstige
104
ERDGAS
Der Preis für Erdgas lag im Jahr 2021 im Durchschnitt
bei 6,22 ct/kWh im Einfamilienhaus und bei 5,53 ct/
kWh im Mehrfamilienhaus (Stand Juni 2021). Er setzt
sich aus den Bereitstellungskosten, der Konzessions-
abgabe, der CO2-Bepreisung und der Energie- und
Mehrwertsteuer zusammen. Den größten Anteil dabei
tragen mit rund 68 bzw. 66 % die Bereitstellungskos-
ten. Die Energie- und Mehrwertsteuer machen rund 9
bzw. 10 und 16 % aus.10 Die CO2-Bepreisung liegt bei
rund 7 bis 8 %. Den geringsten Anteil macht die Kon-
zessionsabgabe mit rund 0,5 % aus.
10
Die Energiesteuer auf Erdgas und Heizöl ist mit jährlich
0,55 und 0,62 ct/kWh fest und unterliegt somit nicht den
sonstigen Preisschwankungen.
16 % 16 %
0,5 % 0,5 %
7% 8%
EFH MFH
6,22 ct/kWh 5,53 ct/kWh
9%
10 %
67,5 % 65,5 %
Bereitstellungskosten Konzessionsabgabe
Energiesteuern Mehrwertsteuer
CO2-Bepreisung (EU ETS)
FERNWÄRME
16 %
Der Fernwärmepreis lag im Jahr 2021 im Durch-
schnitt bei 8,54 ct/kWh (Stand März 2021) und setzt
76 %
sich aus den Bereitstellungskosten, der CO2-Beprei-
8%
sung und der Mehrwertsteuer zusammen. Der größte
Teil des durchschnittlichen Verbraucherpreises12 ent- 2021
steht mit 76 % durch die Bereitstellungskosten. Diese 8,54 ct/kWh
setzen sich aus dem Grund- und dem Arbeitspreis
zusammen. Der Arbeitspreis ergibt sich aus dem tat-
sächlichen Verbrauch und macht im Durchschnitt Bereitstellungskosten
etwa drei Viertel der Bereitstellungskosten aus. Das CO2-Bepreisung (EU ETS)
übrige Viertel ergibt sich aus dem Grundpreis. Dieser Mehrwertsteuer
Preis bestimmt sich durch die zur Verfügung gestell-
te Anschlussleistung und hängt von der jeweiligen
Größe des zu versorgenden Gebäudes ab. Die Mehr-
wertsteuer auf Fernwärme beträgt 19 %. Bezogen auf
den Bruttofernwärmepreis ergeben sich daraus Abb. 11: Zusammensetzung des durchschnittlichen
16 %. Die Höhe der CO2-Bepreisung durch den EU ETS Fernwärmepreises (bei ≥ 20 MW FWL, einem Jahres-
macht mit 8 % den kleinsten Teil des Verbraucherprei- nutzungsgrad von über 60 % und einer Anschlussleis-
ses aus.13 tung von 160 kW) für das Jahr 2021
Quelle: BMWi 2021, DEHSt 2019, eigene Berechnung
11
D
ie Mehrwertsteuer auf Erdgas beträgt 19 %. Bezogen auf
den Bruttopreis ergeben sich daraus 16 %.
12
F
ernwärmepreise können je nach Anlage und Verbrauch
(Anschlussleistung, Feuerungswärmeleistung (FWL) und
Jahresnutzungsgrad) stark variieren. Fernwärmeanlagen
mit einem Jahresnutzungsgrad von über 60 % sind von der
Energiesteuer befreit (EnergieStG).
13
A
nlagen mit einer FWL von ≥ 20 MW unterliegen dem EU ETS.
Aufgrund der Carbon-Leakage-Gefährdung erhält Fernwärme
bis zum Jahr 2030 30 % der Emissionszertifikate kostenlos
(DEHSt 2019). Bei einer erdgasbetriebenen Anlage unter 20
MW FWL beträgt der CO2-Preis etwa 0,5 ct/kWh (bei einer
erdgasbetriebenen Anlage unter 20 MW FWL beträgt der CO2-
Preis (BEHG) etwa 0,5 ct/kWh).
106
6,5 %
PELLETS
Die Entwicklung der Mehrkosten für den Strom- und gen. So ergeben sich für das Jahr 2021 für eine
Fernwärmeverbrauch durch die Bepreisung von CO2 70 m² große Wohnung Mehrkosten in Höhe von rund
lässt sich aufgrund der sich verändernden Variablen 86 Euro für Heizöl und 46 Euro für Erdgas. Bis zum
nur schwer vorherbestimmen.15 Die Entwicklung der Jahr 2025 steigen diese Mehrkosten auf 190 Euro für
Mehrkosten im Wärmesektor lässt sich dagegen auf- Heizöl und 100 Euro für Erdgas.
grund des vorgegebenen Preispfades gut voraussa-
15
Dazu zählen besonders die EEG-Umlage, Zertifikatepreise
und der Brennstoffeinsatz im deutschen Strom- und
Abb. 13: Entwicklung der Mehrkosten für eine 70 m²
Fernwärmemix.
große Wohnung (MFH) durch die CO2-Bepreisung im
Wärme- und Energiesektor (Stand August 2021)
Quelle: BEHG 2021, BDEW 2021, Heizspiegel 2020,
Destatis 2021, eigene Berechnung
2,0 200
1,8 180
Eurocent pro Kilowattstunde
1,6 160
1,4 140
Euro pro Jahr
1,2 120
1,0 100
0,8 80
0,6 60
0,4 40
0,2 20
0 0
25 €/46 € 30 € 35 € 45 € 55 €
(2021) (2022) (2023) (2024) (2025)
108
QUELLENVERZEICHNIS
BDEW (2021): Energiewirtschaftliche Entwicklungen, Quar- UBA (2019): Emissionsbilanz erneuerbarer Energieträger,
talsbericht. Berlin: Bundesverband der Energie- und Wasser- Bestimmung der vermiedenen Emissionen im Jahr 2018.
wirtschaft e. V. Dessau-Roßlau: Umweltbundesamt.
BEHG (2021): Gesetz über einen nationalen Zertifikatehandel UBA (2020): Presse. Dessau-Roßlau: Umweltbundesamt.
für Brennstoffemissionen. Abgerufen von: https://www.umweltbundesamt.de/presse/
pressemitteilungen/co2-preis-fuer-emissionen-aus-waer-
BMWi (2019): Evaluierung der Kraft-Wärme-Kopplung, Analy- me-verkehr
sen zur Entwicklung der Kraft-Wärme-Kopplung in einem Ener-
giesystem mit hohem Anteil erneuerbarer Energien. Berlin: UBA (2021a): Entwicklung der spezifischen Kohlendioxid-
Bundesministerium für Wirtschaft und Energie. Emissionen des deutschen Strommix in den Jahren
1990–2020. Dessau-Roßlau: Umweltbundesamt.
BMWi (2021a): Zahlen und Fakten: Energiedaten. Berlin: Bun-
desministerium für Wirtschaft und Energie. UBA (2021b): Themen. Dessau-Roßlau: Umweltbundes-
amt. Abgerufen von: https://www.umweltbundesamt.
BMWi (2021b): Energiedaten: Gesamtausgabe. Berlin: Bun- de/themen/klima-energie/klimaschutz-energiepolitik-
desministerium für Wirtschaft und Energie. Abgerufen von: in-deutschland/wasserstoff-schluessel-im-kuenftigen-
https://www.bmwi.de/Redaktion/DE/Artikel/Energie/ener- energiesystem#herstellung
giedaten-gesamtausgabe.html
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zum Zuteilungsverfahren. Berlin: Deutsche Emissionshandels-
stelle.
Äq
Äquivalent m² Quadratmeter
ct Cent PV Photovoltaik
EEG Erneuerbare-Energien-Gesetz
EFH Einfamilienhaus
EnergieStG Energiesteuergesetz
EU ETS Europäischer
Emissionshandel
FWL Feuerungswärmeleistung
g Gramm
JAZ Jahresarbeitszahl
kW Kilowatt
kWh Kilowattstunde
KWK Kraft-Wärme-Kopplung
KWKG Kraft-Wärme-Kopplungsgesetz
kWp Kilowatt-Peak
KSP Klimaschutzprogramm
110
Gebäudereport 2022 | Fokusthemen – 111
www.gebäudeforum.de/gebäudereport