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Viel Erfolg!
“Ich hoffe, daß, wenn es nicht in letzter Stunde Meinen Bemühungen gelingt, die
Gegner zum Einsehen zu bringen und den Frieden zu erhalten, wir das Schwert mit
Gottes Hilfe so führen werden, daß wir es mit Ehren wieder in die Scheide stecken
können.”
”Warum schreibt Sie ?” fragen wie oft dem Autor. “Sie sollen das kennen”, kann der Autor zu
wer wo die Frage stellt antworten. “Sie soll das kennen, als Sie lesen uns weil, wenn Sie uns
lesen und wenn Sie Fortfahren uns lesen, es ist das Sie haben in unsere Schriften, genug um
lesen, etwas eine Nahrung, eine Dinge dass, seines Bedürfnis antworten. Warum ist das so Sie
haben dieses Bedürfnis und was Art von Nahrung sind wir ? Vorausgesetzt dass, ich einen
Autor bin, warum sind Sie mein Leser ? Das ist in ihr dass, die Antworten die Fragen Sie stellen
finden.”
Den 17. (Juni) habe ich nur als Beobachter erlebt. Ich weiß, dass alles ziemlich überraschend
kam. Ich wohnte damals in Pankow, ich hatte im Radio gehört: Streik, Stalin Allee,
Demonstrationen. Ich wollte mir das ansehen (...). Dann bin ich in Richtung Alexanderplatz
gelaufen, und da wurde es dann schon turbulent, da brannten Kioske, da war schon zu sehen,
was der Brecht ganz gut beschrieben hat: Es bildeten sich Klumpen von Leuten, und es
stiegen Redner daraus hervor. (...)
Ich kam dann zum Potsdamer Platz. Das war das Hauptschlachtfeld. Da kamen dann auch die
Panzer, da brannte schon sehr viel, das Columbia-Haus. Man sieht ja immer nur Segmente,
wenn man selbst dabei ist. Es war einfach interessant, ein Schauspiel. (...) Als die Panzer
auftauchten, merktest du bei den Russen deutlich das Zögern und dass sie eigentlich damit
gar nichts zu tun haben wollten, die standen einfach da, und wenn da was passiert ist, dann
war es ein Unfall. Da bin ich ganz sicher, die hatten offenbar keinen eindeutigen Befehl, die
DDR-Polizei hatte sowieso Schießverbot von Ulbricht, und die Russen haben das auch nicht
gern gemacht. Von Brutalität war da keine Rede. Es ging zunächst nur um Stilllegung, der
Terror kam erst danach, die Verhaftungen, die Prozesse, aber die Sache selbst war eher ein
klinischer Vorgang. Das kann in den Provinzen anders gewesen sein. (...)
Heiner Müller (1929-1995), „Krieg ohne Schlacht. Leben in zwei Diktaturen. Eine
Autobiographie“, 1992.
Le 17 (Juillet) : j’ai vécu seulement comme un observateur. Je sais que tout est arrivé par
surprise. J’habitais à l’époque à Pankow, j’avais entendu à la radio : grêve, Stallin Allee,
manifestations. Je voulais voir ça. J’ai ensuite couru dans la direction de l’Alexanderplatz, et
c’était assez chaotique sur place, le kiosque brûlé, que l’on pouvait déjà voir, tout ce que Brecht
a très bien décrit : des tas de personnes se formaient, ainsi qu’une estrade de bois à l’écart pour
l’orateur.
Je suis ensuite allé à Potsdamer Platz. C’était le lieu d’affrontement principal. Les tanks sont
ensuite arrivés, qui ont fait feu en masse sur la Columbia-Haus. On ne voit toujours des
segments que lorsqu'on est présent en personne. C'était tout simplement intéressant, un
spectacle. Quand les tanks sont arrivés,on a clairement remarqué que les Russes étaient
hésitants et le fait qu'ils ne voulaient pas faire partie de l’affaire, ils étaient juste là, et si quelque
chose se passe, c’est un accident. Je suis absolument sûr qu'ils n'avaient pas eu des ordres
précis, la police de la DDR avait l'interdiction de tirer de la part d'Ulbricht, et les Russes ne
préféraient pas faire ça. On ne parlait pas de brutalité. Il ne s'agissait d’abord que de fermeture,
la terreur est venue après, les arrestations, les procès, mais l'affaire elle-même était plutôt un
processus clinique. Cela a pu être différent dans les provinces.
1
e Nahrung
2
s Bedürfnis (-se)
2
II- SCHRIFTLICHER AUSDRUCK - FACHTEXT (10 Punkte):
Wählen Sie Sich EIN Thema aus und schreiben Sie einen Kurztext darüber!
Maximal 150 Wörter – eine bis zwei Seiten maxi.
A- Bertolt BRECHT B- Christa WOLF C- der 17. Juni 1954 D- die STASI E-
die „Wende“ od. die friedliche Revolution
Die Stasi, kurz für "Staatssicherheit", war das Organ für innere Sicherheit der
ostdeutschen sozialistischen Partei. Auch wenn ihr Ziel in der Theorie die
Gewährleistung der inneren Sicherheit war, sah die Wahrheit anders aus. Wie in allen
kommunistischen Diktaturen war dies nur eine halbe Lüge, um eine Organisation zur
Kontrolle und Überwachung der Bevölkerung zu verbergen. Die Stasi funktionierte auf
bösartige Weise. Sie rekrutierte Bürger wie alle anderen und machte sie zu
"Inoffiziellen Mitarbeitern" (IM). Diese Technik war inoffiziell, aber viele wussten davon.
Dadurch wurde ein Klima der Spannung zwischen den Bürgern aufrechterhalten, da sie
nie wussten, wem sie trauen konnten. Auf der anderen Seite war dies eine nützliche
Informationsquelle. Die doppelte Wirksamkeit der "IMs" kann man zum Beispiel in dem
Film "Das Leben der Anderen" beobachten.
3
r Bach (¨-e) = le ruisseau
4
e Leiche (-n) = le cadavre
5
ward = veraltete und poetische Form für „wurde“
6
in Schwebe halten (ie,a ;ä) = mettre en suspens
7
bleich = sehr blass = blême, livide
8
s Aas (-e) = Tierleiche, Kadaver = charogne
5
TEXT B: Christa WOLF – Rede am Alexanderplatz 4. November 1989 (Auszüge) Jede
revolutionäre Bewegung befreit auch die Sprache. Was bisher so schwer auszusprechen war,
geht uns auf einmal frei über die Lippen. Wir staunen, was wir offenbar schon lange gedacht
haben und was wir uns jetzt laut zu rufen: Demokratie jetzt oder nie! (...) Soviel wie in diesen
Wochen ist in unserem Land noch nie geredet worden, miteinander geredet worden, noch nie
mit dieser Leidenschaft, mit soviel viel Zorn9 und Trauer und mit soviel Hoffnung. Wir wollen
jeden Tag nutzen, wir schlafen nicht oder wenig, wir befreunden uns mit neuen Menschen,
und wir zerstreiten uns schmerzhaft mit anderen. Das nennt sich nun "Dialog", wir haben ihn
gefordert, nun können wir das Wort fast nicht mehr hören und haben doch noch nicht wirklich
gelernt, was es ausdrücken will. Misstrauisch10 starren wir auf11 manche plötzlich
ausgestreckte12 Hand, in manches vorher so starre13 Gesicht: "Misstrauen ist gut, Kontrolle
noch besser" - wir drehen alte Losungen um, die uns gedrückt und verletzt14 haben und geben
sie postwendend zurück. Wir fürchten, benutzt zu werden. (...) Ökonomisch denken wir auch:
"Rechtssicherheit spart Staatssicherheit!" Und wir sind sogar zu existentiellen Verzichten15
bereit: "Bürger, stell die Glotze16 ab, setz dich jetzt mit uns in Trab17!" Ja: Die Sprache springt
aus dem Ämter- und Zeitungsdeutsch18 heraus, in das sie eingewickelt war, und erinnert sich
ihrer Gefühlswörter. Eines davon ist "Traum". Also träumen wir mit hellwacher Vernunft:
Stell dir vor, es ist Sozialismus, und keiner geht weg! Sehen aber die Bilder der immer noch
Weggehenden, fragen uns: Was tun? Und hören als Echo die Antwort: Was tun! Das fängt
jetzt an, wenn aus den Forderungen Rechte, also Pflichten werden:
Untersuchungskommission19, Verfassungsgericht, Verwaltungsreform 20. Viel zu tun, und alles
neben der Arbeit. Und dazu noch Zeitung, essen! Zu verordneten Manifestationen werden wir
keine Zeit mehr haben, Dieses ist eine Demo, genehmigt21, gewaltlos22. Wenn sie so bleibt,
bis zum Schluss, wissen wir wieder mehr über das, was wir können, und darauf bestehen wir
dann: Vorschlag für den Ersten Mai: Die Führung zieht am Volk vorbei. Unglaubliche
Wandlungen. Das "Staatsvolk der DDR" geht auf die Straße, um
9
r Zorn = la colère
10
misstrauisch = méfiant, avec méfiance
11
auf etwas (Akk) starren = fixer du regard qqch
12
ausgestreckt = tendu.e
13
starr = figé.e
14
drücken = oppresser verletzen = blesser
15
r Verzicht (-e) = le renoncement
16
e Glotze = das Fernsehen (umgs.)
17
sich in Trab setzen = se mettre en mouvement
18
Ämter- und Zeitungsdeutsch = l’allemand administratif et des journaux
19
e Untersuchungskommission = commission d’enquête
20
e Verwaltung = l’administration
21
genehmigt = erlaubt (autorisé.e)
22
gewaltlos = ohne Gewalt = friedlich
6
sich als "Volk" zu erkennen. Und dies ist für mich der wichtigste Satz dieser letzten Wochen -
der tausendfache Ruf: Wir - sind - das - Volk! Eine schlichte 23 Feststellung. Die wollen wir
nicht vergessen.
TEXT C: Aus dem Drehbuch Der Himmel über Berlin, 1987 – Wim WENDERS und
Peter HANDKE
1- Glossar:
r Wasserstand = le niveau de l’eau
r Düsenjäger (-) = l’avion à réaction
r Abschiedsbrief(-e) = la lettre d’adieu
e Sondermarke (-n) = le timbre de collection
e Strafanstalt (-en) = le pénitencier
r Häftling (-e) = le détenu
aus/rufen (ie,u) = annoncer
s Feuerland = la Terre de Feu
blinzeln = cligner des yeux
zusammen/klappen = fermer
r Farn = la fougère
es wird mir zuviel… = je suis las de…
drüberschweben = survoler
auf/heben (o,o) = abolir
erdfest machen = attacher à la terre
mit/tun = mit/machen = participer
r Ringkampf = la lutte(sport)
aus/renken = démettre – e Hüfte (-n) = la hanche
e Tafel (ici) = la table
auf/warten = servir (table)
zeugen = engendrer
e Nackenlinie (-n) = la courbe d’une nuque
wie gedruckt lügen = mentir comme on respire
s Knochengerüst (fam.) = la charpente ; le squelette
auf sich übertragen (u,a ;ä) = attirer à soi
e Backen auf/blasen (ie,a ;ä) = gonfler les joues
beglaubigen = attester
wahren = conserver
klauen (fam.) = voler, piquer
r Zuhälterschlitten (fam.) = la bagnole d’un maquereau (prostitution)
2- Aufgaben:
- Lesen Sie zuerst den Text mehrmals durch!
- Erklären Sie auf Französisch, welche Bedeutungen die drei Modalverben haben, die im Text
vorhanden sind. Dabei können Sie Beispiele geben!
- Sie können diese Filmszene frei erklären oder auf die folgenden Fragen
antworten: a) Geben Sie eine Einleitung zum Text!
b) Geben Sie eine Gliederung des Passus’! Argumentieren Sie!
c) Warum sind die beiden Engel nicht zufrieden mit ihrem Dasein als Engel? d)
Inwiefern stehen die beiden Weltauffassungen von Damiel und Cassiel im Gegensatz?
23
schlicht = einfach