Zusammenfassung
ment
·
Diagnostik Therapeutisches Manage- oder einen schwerwiegenderen Verlauf einer akuten SARS-CoV-2-Infektion mit
erhöhter Mortalität zu erleiden. Insbesondere bei hämodynamisch instabilen Patienten
mit SARS-CoV-2-Infektion müssen deshalb auch Erkrankungen der Nebennieren
differenzialdiagnostisch erwogen und gegebenenfalls abgeklärt werden, falls diese
nicht bereits anamnestisch bekannt sind. Weiterhin kann auch die Therapie einer SARS-
CoV-2-Infektion mit hohen Glukokortikoiddosen über einen längeren Zeitraum eine
sekundäre Nebennierenrindeninsuffizienz verursachen. Wir stellen hier deshalb eine
Praxisempfehlung zur Erkennung und Therapie von Nebennierenfunktionsstörungen
bei Patient*innen mit SARS-CoV-2-Infektion vor.
Schlüsselwörter
Morbus Addison · Cushing-Syndrom · „Coronavirus disease 2019“ (COVID-19) · Sekundäre
Nebennierenrindenfunktionsstörungen · Glukokortikoide
Schwerpunkt
nem Nebennieren-
gewebe (Autop- achtet wird [2, 7, 8].
siematerial). Fär-
bung mit 3-Ami-
no-9-ethylcarbazol
» SARS-CoV-2 kann möglicherwei-
(rot). SARS-CoV-2
se direkt die adrenokortikalen Zellen
„severe acute res- angreifen und schädigen
piratory syndrome
coronavirus 2“ Das SARS-CoV-2-Virus kann über das vi-
rale Spike-Protein (S-Protein) durch meh-
rere Mechanismen direkt die Zellen der
Primäre Nebennierenrinden- haben nicht nur einen Mangel an Gluko- Nebenniere infizieren und infolgedessen
insuffizienz kortikoiden, sondern häufig auch einen Mi- eine Funktionsstörung der Nebennieren-
neralokortikoidmangel. Bei Patient*innen rinde auslösen, die zur Manifestation einer
Eine primäre Nebennierenrindeninsuffizi- mit PAI besteht ein erhöhtes Risiko, an PAI führt. Das S-Protein lagert sich an das
enz („primary adrenal insufficiency“ [PAI]) einer SARS-CoV-2-Infektion zu erkranken „angiotensin-converting enzyme 2“ (ACE2)
ist durch eine Funktionseinschränkung der und danach schwere Komplikationen zu an und verwendet die zelluläre Serinpro-
Nebennieren bis zum kompletten Funkti- entwickeln [1, 5]. Dies könnte im Rah- tease (TMPRSS2) für das S-Protein-Priming
onsverlust charakterisiert. Ursächlich zu- men einer gewissen möglicherweise be- in Lungenzellen. Auch in der Nebennie-
rückzuführen ist dieses Krankheitsbild häu- stehenden Immunkompromittierung bei re wurde mit immunhistochemischen Me-
fig auf eine autoimmun bedingte Adrena- diesen Patient*innen erklärt werden. Da- thoden eine ACE2- sowie TMPRSS2-Expres-
litis, seltener auch auf vielfältige ander- rüber hinaus lässt sich eine erhöhte Morta- sion nachgewiesen, zudem das S-Protein
weitige erworbene Ursachen wie lität bei PAI-Patient*innen mit einer schwe- von SARS-CoV-2. Diese Ergebnisse deu-
– Infektionen, beispielsweise ren Atemwegsinfektion im Rahmen einer ten darauf hin, dass SARS-CoV-2 mögli-
j Tuberkulose, SARS-CoV-2-Infektion auch daraus ablei- cherweise direkt die adrenokortikalen Zel-
j Human-immunodeficiency- ten, dass diese Patient*innen aufgrund des len angreifen und schädigen kann, was
virus(HIV)-Infektion/„acquired Fehlens der endogenen adrenokortikotro- dann zu einer Störung der Glukokortiko-
immunodeficiency syndrome“ pen Regulation leichter hämodynamisch id- und auch Mineralokortikoidsynthese
(AIDS), instabil werden und dekompensieren, weil sowie zu einer Manifestation einer PAI füh-
j Zytomegalievirus(CMV)-Infektion, die endogene Gluko- und Mineralokor- ren kann [1, 9, 10]. . Abb. 1 zeigt die Ex-
j Candidiasis; tikoidsekretion in einer solchen Situati- pression von SARS-CoV-2-Spike-Protein in
– tumoröse Infiltrationen; on therapeutisch nicht optimal abgebil- der Nebenniere von humanem Autopsie-
– Sepsis; det werden kann. Möglicherweise inter- material. Bei Autopsien von Patient*innen,
– adrenale Hämorrhagien oder feriert eine SARS-CoV-2-Infektion zudem die an einer SARS-CoV-2-Infektion verstor-
– unerwünschte Medikamenteneffekte, bei ansonsten „gesunden“ Patient*innen ben waren, konnten ebenfalls degenera-
beispielsweise durch mit der physiologischen adrenokortikotro- tive und nekrotische Veränderungen zu-
j Ketoconazol, pen Regulation, denn viele infizierte Pa- sammen mit einer Infektion von Neben-
j Mitotan, tient*innen zeigen eine auffällige hämody- nierenzellen durch SARS-CoV-2 nachge-
j Pembrolizumab und namische Instabilität. So wurde beschrie- wiesen werden, was auf möglicherweise
j andere Checkpointinhibitoren. ben, dass bei 22–67 % der hospitalisier- bestehende direkte zytopathische Effekte
ten Patient*innen mit SARS-CoV-2-Infekti- des Virus hindeutet.
Darüber hinaus gibt es auch eine Palet- on eine Vasopressortherapie erforderlich Allerdings muss einschränkend be-
te angeborener Ursachen wie das adre- wurde [1, 6]. merkt werden, dass auch anderweitige
nogenitale Syndrom oder die Adrenoleu- Weiterhin ist zu bedenken, dass bei ei- pathologische Effekte im Rahmen eines
kodystrophie. Patient*innen mit einer PAI ner vasopressorresistenten Hypotonie im schweren durch SARS-CoV-2 verursachten
K
Schwerpunkt: Nebennierenerkrankungen
Ordinalskala der WHO zur klinischen Beurteilung von Paenten mit SARS-CoV-2
Ambulant Staonär mit milder bis mäßiger Erkrankung Staonär mit schwerer Erkrankung
Bestägungstest
- ACTH-Smulaonstest
- Renin/Aldosteron-Quoent
- Freies Korsol im 24-h-Urin
- Nebennierenankörper
PAI bestägt
Abb. 2 8 Diagnostischer Algorithmus zur Abklärung einer PAIbei Patient*innen mit SARS-CoV-2-Infektion. ACTH adrenokor-
tikotropes Hormon, PAI „primary adrenal insufficiency“ (primäre Nebennierenrindeninsuffizienz), SARS-CoV-2 „severe acute
respiratory syndrome coronavirus 2“, ULN „upper limit of normal“ (obere Grenze des Normbereichs), WHO Weltgesundheits-
organisation
wenn sie in der akuten Phase nicht immer Mineralokortikoidmangels empfohlen. Bei gesehen. Ein Hyperkortisolismus ist aber
vorhanden sind. neu bestätigter Nebennierenrindeninsuf- vor allem auch eine klinische Diagnose,
fizienz sollte im nächsten Schritt die Ätio- weshalb eine ausführliche körperliche Un-
» Für die Diagnose einer primären logie differenzialdiagnostisch abgeklärt
werden, wobei in der Regel umfassendere
tersuchung erforderlich ist, um klinische
Zeichen eines Cushing-Syndroms zu er-
Nebennierenrindeninsuffizienz gilt
der ACTH-Test als Goldstandard endokrinologische Expertise erforderlich kennen. Allerdings kann die Diagnostik
ist [24–26]. Da die schnelle Erkennung eines Hyperkortisolismus bei schwer kran-
Für die Diagnose einer primären Neben- einer primären Nebennierenrindeninsuf- ken Patient*innen sehr schwierig sein, weil
nierenrindeninsuffizienz gilt der ACTH- fizienz bei Patient*innen mit SARS-CoV-2- situativ bedingt hohe Serumkortisolkon-
Test (Synacthen[Corticotropin]-Test) als Infektion lebensrettend sein kann, ist in zentrationen auftreten können. So ist im
Goldstandard. Hier erfolgt nach Applikati- . Abb. 2 ein diagnostischer Algorithmus Fall eines positiven Erstliniensuppressions-
on einer Standarddosis Synacthen (250 μg dargestellt. Bei einer sekundären Neben- test mit 1 mg Dexamethason ein zusätz-
für Erwachsene und Kinder > 2 Jahre, nierenrindeninsuffizienz findet sich ein licher hoch dosierter Dexamethasonsup-
15 μg/kg für Säuglinge bzw. 125 μg für Hypokortisolismus mit einem (inadäquat) pressionstest mit 8 mg sinnvoll. Für die
Kinder < 2 Jahre) eine Bestimmung der niedrigen ACTH. Interpretation dieses Tests und für die wei-
Serumkortisolkonzentration. Kortisolspit- Diagnostischer Goldstandard zum Aus- tere Diagnostik ist jedoch ebenfalls endo-
zenwerte unter 500 nmol/l (18 μg/dl) nach schluss eines Hyperkortisolismus ist der krinologische Expertise erforderlich.
30 oder 60 min in Kombination mit einem niedrig dosierte Dexamethasonsuppressi- In der Mehrzahl der Fälle ist ein ACTH-
erhöhten ACTH-Spiegel sind diagnostisch onstest (1 mg über Nacht). Als sicherer unabhängiger Hyperkortisolismus auf eine
für eine PAI. Bei Vorliegen einer PAI wird Ausschluss eines Hyperkortisolismus wird ACS zurückzuführen, wobei der Hyperkor-
die Bestimmung von Plasmarenin und Al- die Suppression des Serumkortisols nach tisolismus mild ist und die Patient*innen
dosteron zur Diagnose eines potenziellen 1 mg Dexamethason auf < 1,8 μg/dl an- keine typischen klinischen Merkmale ei-
Schwerpunkt
laborchemische Entwicklungen zur Un- lythaushalts über eine Infusionstherapie zogen werden. Sowohl ein Cushing-Syn-
terscheidung von Patient*innen mit ACS erfolgt. Bei Patient*innen mit einer PAI, drom als auch eine Infektion mit SARS-
und AC im Gange, unter anderem die die bei einer Infektion mit SARS-CoV-2 CoV-2 ist mit einer Hyperkoagulabilität
Entwicklung von Steroidpanels auf Ba- ein „acute respiratory distress syndrome“ assoziiert, sodass bei Patient*innen mit
sis der Flüssigchromatographie-Tandem- (ARDS) entwickeln, sollte die Glukokorti- einem Hyperkortisolismus von einem er-
Massenspektrometrie (LC-MS/MS). Diese koidtherapie mit einer maximalen Dosie- höhten thromboembolischen Risiko aus-
Methoden sind allerdings in der Routine- rung (200 mg/24 h über Perfusor) fortge- zugehen ist. Es wurde gezeigt, dass eine
diagnostik nicht verfügbar [27]. Sowohl setzt werden. Therapie mit niedermolekularem Heparin
bei AC als auch bei ACS sollte jedoch Diese Maßnahmen sollten durchge- bei Patient*innen mit SARS-CoV-2-Infek-
eine Bildgebung mit der Frage nach einer führt werden, bis eine hämodynamische tion die thromboembolische Komplikati-
Nebennierenraumforderung oder Hyper- Stabilisierung eingetreten, keine mecha- onsrate und Mortalität senkt, sodass die-
plasie durchgeführt werden. Bei einem nische Beatmung mehr erforderlich und se Antikoagulation insbesondere auch bei
bestätigten ACTH-abhängigen Cushing- eine deutliche klinische Verbesserung zu SARS-CoV-2-infizierten Patient*innen mit
Syndrom sollten zusätzliche diagnostische verzeichnen ist. Danach kann die Glu- einem Hyperkortisolismus dringend emp-
Untersuchungen erfolgen, unter anderem kokortikoidersatzdosis entsprechend der fohlen wird. Operationen sollten bei Pa-
ein hoch dosierter Dexamethasontest, weiteren klinischen Verbesserung schritt- tient*innen mit SARS-CoV-2-Infektion und
Kortikotropin-Releasing-Hormon(CRH)- weise reduziert werden. Zum Zeitpunkt Hyperkortisolismus möglichst verschoben
Test sowie bildgebende Verfahren und der Entlassung sollte die Dosis auf das werden, um die Folgen einer postoperati-
Sinus-petrosus-Katheter zur Unterschei- Doppelte der ursprünglichen Ersatzdosis ven Immunsuppression und thromboem-
dung zwischen einem Morbus Cushing reduziert sein. Wurde vor der intensiv- bolische Risiken zu vermindern. Gegebe-
(ACTH-produzierendes Hypophysenade- medizinischen Therapie Fludrokortison nenfalls kann bei einem schweren endoge-
nom) und einer ektopen ACTH-Quelle [16]. verabreicht, sollte es bei Erwachsenen nen Hyperkortisolismus in solchen Fällen
Diese Aspekte werden hier nicht weiter wieder in der üblichen Dosis verabreicht während der SARS-CoV-2-Pandemie vor-
betrachtet. werden, wenn die Gesamttagesdosis von übergehend eine kortisolsenkende medi-
Hydrokortison < 50 mg beträgt [24, 26]. kamentöse Therapie, etwa mit Ketocon-
Therapeutisches Management azol, Metyrapon, Osilodrostat oder Etomi-
» Operationen sollten bei dat, erwogen werden [28].
Unabhängig davon, ob die Patient*innen SARS-CoV-2-Infektion und
spontan atmen können, mit kontinuierli- Hyperkortisolismus möglichst » Antidiabetische Therapie sollte
chem positivem Atemwegsdruck (CPAP) verschoben werden kritisch hinsichtlich sogenannter
oder maschinell invasiv über einen Tu- „sick day rules“ überprüft werden
bus beatmet werden müssen, sollten Pa- Patient*innen mit schwerer SARS-CoV-2-
tient*innen mit schwerer SARS-CoV-2-In- Infektion und neu diagnostiziertem Hy- Im Zusammenhang mit der beim Hy-
fektion und dringendem Verdacht auf oder perkortisolismus sollten sehr engmaschig perkortisolismus häufig zu beobach-
neu diagnostizierter PAI unverzüglich ei- klinisch überwacht werden, da sie immun- tenden gestörten glykämischen Kon-
ne Kurzinfusion von 100 mg Hydrokortison kompromittiert sind und möglicherweise trolle („Steroiddiabetes“) verweisen wir
i.v. erhalten und auf eine hohe Stressdo- weniger ausgeprägte entzündliche oder auf die neuen praktischen Empfeh-
sis Hydrokortison, das heißt 200 mg über fieberhafte Reaktionen zeigen. Das klini- lungen der Deutschen Diabetes Gesell-
24 h, eingestellt werden. Alternativ kön- sche Monitoring sollte sich auf Sympto- schaft zum Diabetesmanagement bei
nen 50 mg Hydrokortison als Bolusinjek- me und Anzeichen wie Dyspnoe, Husten, Patient*innen mit einer „coronavirus
tion i.v. oder i.m. alle 6 h verabreicht wer- Dysgeusie, Anosmie und Diarrhö stützen. disease 2019“(COVID-19). Infizierte Pa-
den. Parallel ist eine ausreichende intrave- Bei Patient*innen mit ausgeprägtem Hy- tient*innen ohne vorbekannten Diabetes
nöse Flüssigkeitssubstitution zur hämody- perkortisolismus ist von einem erhöhten mellitus sollten durch Glukosemonitoring
Paent mit bestägter SARS-CoV-2-Infekon und PAI Paent mit bestägter SARS-CoV-2-Infekon und AC oder ACS
auf Normal- oder Intensivstaon auf Normal- oder Intensivstaon
Akute Phase Hydrokorson 100 mg i.v bei Erwachsenen oder Screening auf metabolische Komorbiditäten
50 mg /m² bei Kindern
Konnuierliche intravenöse Gabe von 200 mg Hydrokorson/24h Opmierung der Blutzucker- und Blutdruckkontrolle gemäß den
bei Erwachsenen (50 mg alle 6 Stunden) oder 50–100 mg/24 h bei neuen DDG-Empfehlungen
Kindern Ggf. medikamentöse Therapie des Hyperkorsolismus
Fortsetzung der Stantherapie
Pausieren einer Fludrokorsontherapie bei Erwachsenen anthrombosche Prophylaxe mit niedermolekularem Heparin.
Regelmäßige Kontrolle Serumkalium
Wiederbeginn der Fludrokorsontherapie bei Erwachsenen, wenn Ggf. Verlängerung der anviralen und anbioschen
die tägliche Hydrokorsongesamtdosis <50 mg beträgt. Im Verlauf Breitspektrum-Therapie
langsame weitere Redukon der Hydrokorsondosis auf das Ambulante endokrinologische Verlaufskontrolle
Remission Ausgangsniveau
Abb. 3 8 Management von Patient*innen mit SARS-CoV-2-Infektion und Funktionsstörungen der Nebennierenrinde. AC ad-
renales Cushing-Syndrom, ACS autonome Kortisolsekretion, DDG Deutsche Diabetes Gesellschaft, PAI „primary adrenal in-
sufficiency“ (primäre Nebennierenrindeninsuffizienz), SARS-CoV-2 „severe acute respiratory syndrome coronavirus 2“
oder Hämoglobin-A1c(HbA1c)-Bestimmung infolge einer Kumulation bei (transienter) Syndrom – als Begleiterkrankungen be-
bezüglich einer Neumanifestation getes- Niereninsuffizienz pausiert werden. reits in der akuten Phase erkannt bzw.
ausgeschlossen werden.
tet werden. Bei Diabetes und schweren Der Zielblutdruck beträgt < 135/ 4 Bei diesen Erkrankungen ist mit vermehr-
Verläufen von SARS-CoV-2-Infektionen, 80 mmHg unter antihypertensiver The- ten Komplikationen und einer erhöhten
insbesondere solchen mit Krankenhaus- rapie. Ein bestehendes antihypertensives Mortalität im Falle einer SARS-CoV-2-In-
aufenthalt, kann initial Insulin eingesetzt Behandlungsregime einschließlich Angio- fektion zu rechnen.
werden, da hier am wenigsten Kompli- tensin-converting-enzyme(ACE)-Hemmer 4 Im Initialstadium der SARS-CoV-2-Erkran-
kung erleichtert das rechtzeitige Erken-
kationen (beispielsweise Laktatazidose, und Angiotensinrezeptorblocker sollte nen die Therapie und verbessert die Prog-
Ketoazidose) und Medikamenteninterak- zunächst möglichst beibehalten werden. nose.
tionen (unter anderem auch mit expe- Eine gegebenenfalls bestehende Therapie
rimentellen antiviralen Therapeutika wie mit Statinen sollte fortgesetzt werden.
Hydroxychloroquin, Lopinavir/Ritonavir Lediglich bei einem Kreatinkinaseanstieg Korrespondenzadresse
oder Remdesivir) zu erwarten sind. Es sollte das Statin pausiert werden. Beim
Dr. med. Jimmy Masjkur
wird empfohlen, eine antihyperglykämi- Einsatz einer antiviralen Begleitmedikati- Medizinische Klinik und Poliklinik III,
sche Therapie bei Blutglukosewerten on, beispielsweise mit Hydroxychloroquin, Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden
(nüchtern) ab 180 mg/dl (10 mmol/l) zu Lopinavir/Ritonavir, Remdesivir oder Toci- Fetscherstraße 74, 01307 Dresden, Deutschland
beginnen bzw. zu intensivieren. Bei Wer- lizumab, sollten Medikamenteninteraktio- jimmyrusdian.masjkur@uniklinikum-
dresden.de
ten unter 110 mg/dl (6,1 mmol/l) sollte nen berücksichtigt werden, insbesondere
hingegen eine antidiabetische Therapie mit antidiabetischen Substanzen [29, 30].
pausiert bzw. angepasst werden, gege- In . Abb. 3 ist das Management von Pa-
benenfalls sollten sogar blutglukoseerhö- tient*innen mit SARS-CoV-2-Infektion und Einhaltung ethischer Richtlinien
hende Maßnahmen ergriffen werden. Die Funktionsstörungen der Nebennierenrin-
Interessenkonflikt. J. Masjkur, A. Barthel, W. Kancz-
antidiabetische Therapie sollte kritisch de dargestellt. kowski, G. Müller und S.R. Bornstein geben an, dass
hinsichtlich sogenannter „sick day rules“ kein Interessenkonflikt besteht.
überprüft und angepasst werden. Dies Fazit für die Praxis
Für diesen Beitrag wurden von den Autoren keine
gilt insbesondere für Natrium-Glukose- 4 Bei Patient*innen mit einer Severe- Studien an Menschen oder Tieren durchgeführt.
Kotransporter-2(SGLT-2)-Inhibitoren zur acute-respiratory-syndrome-coronavirus- Für die aufgeführten Studien gelten die jeweils dort
Vermeidung einer atypischen Ketoazido- 2(SARS-CoV-2)-Infektion sollten Funkti- angegebenen ethischen Richtlinien.
se und für Metformin hinsichtlich einer onsstörungen der Nebennierenrinde –
Open Access. Dieser Artikel wird unter der Creative
Laktatazidose. Sulfonylharnstoffe sollten insbesondere eine primäre Nebennie-
Commons Namensnennung 4.0 International Lizenz
renrindeninsuffizienz und ein Cushing- veröffentlicht, welche die Nutzung, Vervielfältigung,
wegen der Gefahr von Hypoglykämien
Schwerpunkt
clarified, if this is not already known. Prolonged treatment of patients with a SARS-
Weitere Details zur Lizenz entnehmen Sie bitte der CoV-2 infection with regimens containing high doses of glucocorticoids can also
Lizenzinformation auf http://creativecommons.org/ result in a secondary adrenal insufficiency. In order to address these special aspects,
licenses/by/4.0/deed.de.
some practical recommendations for the diagnostic and therapeutic management of
functional disorders of the adrenal glands in patients with a SARS-CoV-2 infection are
Literatur therefore presented.