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Nachdruck verboten.
lieber einige Aelinlichkeiten zwischen Tupaj«a und den Halbaffen.
Von Walter Kaudern.
(Aus dem Zoot. Institut der Universität zu Stockholm.)

Mit 7 Abbildungen im Text.

Als ich mich mit dem Studium der männlichen Geschlechtsorgane


bei den Insectivoren und den Halbaffen beschäftigte, hatte ich
Gelegenheit, einige Beobachtungen über die Haut- und Bauchmusku-
latur zu machen, Tupaja und den Halbaffen so viele gemein-
die bei
same Charaktere daß man unwillkürlich dadurch veranlaßt
besitzen,
wird, an eine nähere Verwandtschaft zwischen diesen beiden zu denken,
um so mehr, als sie auch auf vielen anderen Punkten übereinstimmen,
was auch jüngst von Gregory ^) behandelt worden ist.
Folgende Formen sind das Material der vorliegenden Untersuchung
gewesen :

Tupaja javonica 2 ad.


Lemur mongoz var. nigrifrons 1 ad., 2 juv.
Chirogale milii 2 ad.
Propithecus Verreauxi var. Coquereli 1 ad.
Nycticebus tardigradus 1 beinahe ad.
Perodicticus potto 1 ad.
Otolicnus elegantubus 1 ad.
Aus der Literatur sind folgende Formen angeführt worden:
Lemur catta nach Beddard^),
Chiromys madagascariensis „ Weber 2),
Nycticebus „ Rüge ^),
Loris „ Rüge.

1) W. K. Gregory, The orders of mammals, in : Bull. Amer. Mus.


nat. Hist., Vol. 27, 1910.
2) F. E. Beddard, Mammalia in the Cambridge Natural History,
Vol. 10, London 1902.
3) M. Weber, Studien über Säugetiere, Teil II, Jena 1898.
4) G. Rüge, Der Verkürzungsprozeß am Rumpfe von Halbaffen.
Morph. Jahrb., Bd. 18, Leipzig 1892.
Anat. Anz. XXXVII. Aufsätze. 36
562

Hier will Herrn Professor W. Leche meinen besten Dank


ich
sagen für die Ueberlassung des Materials dieser Untersuchung und
für das Interesse, das er der Untersuchung gezeigt hat.

Marsupialreste.

Wie bei verschiedenen Gruppen der placentalen Säugetiere die


Reste eines Beutels vorhanden sind, hat man auch bei den Halbaffen
Bildungen gefunden, welche man als solche Reste deutet. So hat
G. Rüge die Schilderung eines sog. Beutelapparates bei dem Weibchen
von Nycticebus und Loris geliefert, welcher aus einer abdominalen
Hautfalte besteht, die eine etwas vertiefte Fläche proximal von der
Symphyse umgibt. Beddard hat bei Lemur catta ähnliche Bildungen
gefunden. Auch hier sind es zwei Hautfalten, die auf beiden Seiten
eine Fläche ziemlich arm an Haaren umgeben, wo die Zitzen, sowohl
die inguinalen als die pectoralen, liegen. Diese beiden Verfasser haben
also bei dem Weibchen einiger Halbaffen Hautfalten gefunden, welche
sie für homolog mit dem Beutelapparat halten. Bei dem Männchen
dagegen ist es ihnen nicht gelungen, derartige Bildungen aufzuweisen,
und Rüge vermeint, es gäbe bei Loris und Nycticebus eine solche
Bildung.
Weber dagegen hat zwei Feten von Chiromys, einen männlichen
und einen weiblichen, untersucht und dabei einen eigentümlichen Haut-
muskel gefunden, der sich von einer Raphe unter der Rute (Fig. 2)
und dem Kitzler an den inguinalen Warzen vorüber streckt und
dann kopfwärts in das subkutane Bindegewebe übergeht. Dieser
Muskel ist seiner Meinung nach wahrscheinlich mit dem M. sphincter
marsupii homolog.
In der vorliegenden Untersuchung habe ich diesen sog. M. sphincter
marsupii bei einigen anderen Halbaffen wiederzufinden versucht, be-
sonders bei dem Männchen, und dabei ist es mir gelungen, bei mehreren
Arten einen solchen Muskel stärker oder schwächer ausgebildet zu
konstatieren.Bei den meisten Arten aus Madagaskar ist er indessen
viel schwächer als bei den übrigen Halbaffen.
Ehe ich das Vorkommen dieses Muskels bei den Halbaffen prüfe,
will ich die Aufmerksamkeit auf einen von W^eber entdeckten Haut-
muskel bei Tupaja richten, welcher sich später als homolog mit dem-
jenigen zeigen wird, den er bei Chiromys gefunden hat.
Bei Tupaja läuft auf der Ventralseite ein Hautmuskelband auf
jeder Seite der Lateralkante des M. rectus (Fig. 1). Vorn, in der Thoracal-
region, strahlt dieser Hautmuskel in das subkutane Bindegewebe aus.
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hinten dagegen bleibt er ein deutlich abgegrenzter Muskel und wird
in der Nähe vom Funiculus spermaticus schmäler, um sich dann aufs
neue zu verbreiten und in eine Aponeurose überzugehen, welche die
freieFläche des Cremastersackes kleidet, und schließlich in einer
Raphe zu endigen.
In diesem Zusammenhang will ich erwähnen, daß sich auf beiden
Körperseiten gestreifte Muskelfasern finden, die ebenfalls zum Panni-
culus gehören, welche aber unten mit dem oben erwähnten Hautmuskel
divergieren und auf den Schenkel herauslaufen.

Fig. 1. Fig. 2. Fig.

Fig. 1. Tupaja javauiea. Die Hautmuskeln am hinteren Teil des Körpers. 3 4. :

Fig. 2. Chiromys madagaseariensis (nach Weber). 3 4. :

Fig. 3. Nycticebus tardigradus. 3 4. :

G Penis, H
Hautmuskel, Z
Zitze, Sp Septum scroti, T Hode, Nabelschnur.N

Nycticebus tardigradus (Fig. 3). Auf der Lateralseite


des Körpers ist ein großer Hautmuskel vorhanden, der zwischen
den Gliedmaßen verläuft. In der Inguinalregion verbreitet er sich in
verschiedene Richtungen, und ein mächtiger Teil streckt sich gegen
den Schenkel hin und löst sich dort in das subkutane Bindegewebe
auf. Einige sehr dünne Muskelfasern biegen sich gegen die Innenseite
des Schenkels um und verschwinden allmählich in der großen Fettmasse,
die hier vorhanden ist. Endlich ist von dem medioventralen Teil ein
wenigstens 3 mm breites Muskelbündel abgesondert, welches sich über
den Cremastersack hin und hier an Breite so zunimmt, daß
streckt
es seine ganze ventrale Fläche kleidet. Dann lösen sich die Muskel-
fasern auseinander, indem die Mehrzahl, voneinander divergierend, in
3G*
564

der mächtigen Bindegewebsraasse an der Unterseite der Rute endigt,


während einige Fasern auf die Vorhaut hinaufgehen. Obgleich diese
Muskelpartie nur ein Teil des oben erwähnten Muskels ist, zeigt sie
indessen eine Tendenz zur Selbständigkeit, indem sich in der Brust-
region einige kleine Muskelbündel von dem großen .Hautmuskel ab-
lösen und von dem medioventralen Rand dieses Muskels in die Haut
frei ausstrahlen, während der Muskel selbst dem Oberarm zugeht.

Sowohl bei Perodicticus potto als beiOtolicnus elegantubus findet man


ganz dieselbe Anordnung dieser Muskeln wie bei Nycticebus. Bei Chiro-
gale milii fehlt ein Muskel, der dem von Weber so genannten Sphincter
marsupii entspricht. Indessen habe ich durch eingehende Untersuchungen
unter dem Mikroskope einzelne gestreifte Muskelfasern gefunden. Sie
kommen, in Fettgewebe eingebettet, an den Lateralseiten der Penis-
wurzel und am Bauche vor und sind zweifellos als ein schwacher
Ueberrest eines Hautmuskels zu deuten, dem oben erwähnten Sphincter
marsupii gleich. Bei erw^achsenen Individuen von Lemur mongoz und
Propithecus Verreauxi var. Coquereli habe ich keine gestreiften Muskel-
fasern, denjenigen bei Chirogale entsprechend, finden können. Vielleicht
hängt dies von der Beschafienheit des Materials denn an einem
ab,
Jungen von Lemur mongoz habe ich derartige Muskelfasern gefunden
und zwar etwas besser als bei Chirogale entwickelt. Der laterale Teil
des großen Hautmuskels dagegen, der zwischen den Gliedmaßen
verläuft hat bei den drei letzteren Formen eine kräftige Entwicke-
,

lung erreicht und dient zweifelsohne bei Propithecus zum Ausspannen


der Fallklappenanlagen.

Um die Bedeutung der vorgenannten Hautfalten bei dem Weibchen


von Nycticebus, Loris und Lemur catta zu schätzen, ist eine sorg-
fältige histologische Untersuchung des Feldes innerhalb dieser Falten
nötig. Da ich aber die Gelegenheit nicht hatte, eine solche Unter-
suchung auszuführen, kann ich keinen Vergleich mit den Beuteltieren
machen. Jedenfalls will ich darauf aufmerksam machen, daß auch bei
dem Männchen Hautfalten vorkommen, die sich mehr oder weniger
auf derselben Stelle wie diejenigen des Weibchens befinden. Diese
Falten habe ich nur bei Jungen gefunden, und sie sind ganz einfach
von der Richtung bedingt, welche die Hoden bei ihrem Descensus
nehmen.

Der vorgenannte Muskel ist, wie auch Weber vermutet, zweifels-


ohne ein Rest eines Sphincter marsupii. Eine solche Muskulatur ist
von verschiedenen Verfassern bei mehreren Säugetiergruppen gefunden.
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So beschreibt Eggeling ^) eine solche bei gewissen Feliden und A. Carls-


SON-) bei Viverriden unter dem Namen von M. praeputio-abdominalis.
Die Bedeutung dieses Muskels zu erklären, bietet große Schwierig-
keiten dar, wenigstens bei dem Männchen. Nach A. Caelsson könnte
er bei dem Weibchen Bedeutung für die Mammarorgane
irgendeine
haben. Hinsichtlich des Chiromysmännchens vermutet Weber, daß
dieser Muskel der gewaltigen Rute als eine Stütze diene. Bei Nycti-
cebus und noch mehr bei Tupaja dürfte man, was auch Weber her-
vorhebt, vielmehr an ein Suspensorialapparat für den Cremastersack
denken. Unter allen Umständen dürfte es jedenfalls klar sein, daß

das Vorkommen der erwähnten Beutelreste bei Tupaja und den Halb-
affen darauf deutet, daß diese Formen eine ziemlich primitive Stellung
unter den PlacentaHen einnehmen, besonders darum, daß diese Charak-
tere unter irgendeiner Form sowohl bei dem Männchen als bei dem
Weibchen vorkommen.
Wenn man die fragliche Bildung bei Tupaja und den Halbaffen
vergleicht, zeigen sich die Nycticebidae auf dem ursprünglichsten Stadium
geblieben, während Tupaja und die Lemuridae, außer Chiromys, mehr
umbildet sind,und zwar iu der W^eise, daß diese beiden in entgegen-
gesetzte Richtungen von der ursprünglichsten Form ausstrahlen. Bei den
Nycticebidae bleibt dieser Sphincter marsupii (M. praeputio-abdominalis)
noch mit einem gut entwickelten M. subcutaneus verbunden. Sehr
eigentümlich ist, daß, nach Webers und Zuckerkandls ^) Beschreibungen,
Chiromys mit den Nycticebidae und nicht mit den
in dieser Hinsicht
Lemuridae nahe übereinstimmt. Bei Tupaja fängt die Reduktion dieses
Muskels schon an, so daß der M. sphincter marsupii (M. praep.-abdom.)
nur als ein kräftiges Muskelband zurückbleibt, während der laterale Teil
des M. subcutaneus maximus nur von einigen Muskelfasern vertreten ist.
Die Lemuridae, Chiromys ausgenommen, zeigen eine ganz verschiedene
Richtung der Entwickelung. Hier ist der Spincter marsupii (M. praep.-

1) H. Eggeling, Zur Morphologie der Dammuskulatur, in: Morph.


Jahrb. Bd. 24.
2) A. Carlsson, Ueber die systematische Stellung der Naudinia
binotata, in: Zool. Jahrb., Vol. 13, Syst., 1900.
— , Ueber die systematische Stellung von Eupleres goudoti, ibid.,

Vol. 16, Syst., 1902.


—Die genetischen Beziehungen der
, madagassischen Raubtier-
gattung Galidia, ibid., Vol. 28, Syst., 1910.
3) E. ZucKERKANDL, Zur Anatomie von Chiromys madagascariensis,
in: Akad. Wiss. Wien, math.-naturw. Kl., Vol. 68, 1900.
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abdom.) nur von einzelnen Fasern repräsentiert, und der M. sub-


cutaneus maximus streckt sich als ein starkes Muskelband längs der
Körperseite zwischen den Gliedmaßen. Das folgende Schema zeigt,
wo man nach den bisherigen Untersuchungen Marsupialreste bei
Tupaja und den Halbaffen findet, und welche von diesen Kesten
primär oder sekundär sind.

Hautmuskulatur
567

Fig. G. Fig. 4.
M. rect. abd.

, M. ahl. ext. - -

M. transv.
abd.

31. obl. int.

M. rect.
abd.

Fig. 5.

^.'-M. rect.
abd.

. 31. transv. abd. - -%-

31. rect. abd.


X

Fig. 4. Tupaja javanica. 4 : 3.


Fig. 5. Tupaja javanica. 4 : 3.
Fig. 6. Lemur mongoz var. nigrifrons. 2 : 3.
Fig. 7. Lemur mongoz var. nigrifrons. 2 : 3.

3I.obl.ext. = obliquus externus. J/. o6Z. iM<.


'iii. = M. obliquus internus. 31. transv.

abdom, = M. transversus abdominis. 3I.rect.abdom. = M. rectus abdominis.


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scheide bis an die Linea alba fortsetzt. Etwa 5 cm vor der Symphyse
geht der Muskel in eine starke Aponeurose über, die am vorderen
Rand des Darmbeins inseriert und mit einem gut entwickelten Liga-
mentum Poupartii bis an das Schambein hinreicht, wo er sich am
Ramus horizontalis befestigt.
Bei Lemur mongoz var. nigrifrons entsteht der Muskel auf
den 8 letzten Rippen mit derselben Anzahl von Zacken. In seiner proxi-
malen Partie liegt er zum Teil auf der Ventralseite vom M. rectus
abdom. Sonst geht er wie bei Propithecus am Rectusrand in eine
Aponeurose über und erreicht die Linea alba. Im übrigen stimmt er
mit den Befunden bei Propithecus überein,
Chirogale railii weicht dadurch ab, daß die Muskulatur auf
der Ventralseite ihrer ganzen Länge nach sich bedeutend über den
M. rectus abdom, verbreitet, ohne jedoch die Linea alba zu erreichen.
10 mm vor dem Schambein geht er in eine Aponeurose über, die sich
wie bei Propithecus verhält.

Nycticebinae:
Nycticebus tardigradus. Der Muskel entspringt hier wie
bei Propithecus von den 9 letzten Rippen mit ebenso vielen Zacken.
Die letzte aber erreicht die Rippe nicht. Am Rücken geht er in die
große Fascia lumbodorsalis über, die sich Becken
über das ganze
verbreitet,wodurch der Muskel seine Insertion am Darmbein verliert.
Die Muskelfasern verlaufen hier mehr in der Längsrichtung des
Körpers als bei Propithecus, und am proximalen Teil des Muskels
überlagern sie mit einer Breite von 4 mm die Ventralseite des M. rectus
abdom. Der Muskel bildet ein großes Foramen ovale, und oberhalb
desselben findet man ein deutliches Lig. Poupartii,

M. obliquus abdominis internus.


Tupaja j avanica (Fig. 4). Zwar ist dieser Muskel bei Tupaja
ferruginea von Leche untersucht worden, aber da ich einige kleinere
Verschiedenheiten bei T. javanica gefunden habe, teile ich hier das
Resultat meiner Untersuchung mit.
Der Muskel entspringt, wie auch Leche für T. ferruginea angibt,
von der Fascia lumbodorsalis, der Spina 11. anterior und superior und
von einem Ligamentum Poupartii. Die Muskelfasern verlaufen schräg
kopfwärts gegen die Ventralseite hin. Vorn befestigt sich der Muskel
seiner ganzen Länge nach an der letzten Rippe und ragt ein wenig
auf die Ventralseite derselben hervor, ohne jedoch den nächstletzten
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Rippenknorpel völlig zu erreichen. (Bei T. ferruginea reicht der Muskel


nicht an die letzte Rippe hin, sondern läßt den M, transversus auf
einer kurzen Strecke unbedeckt.) Wie Leche angibt, erreicht der
Muskel in Dagegen
seinem proximalen Teil den M. rectus abd. nicht.
scheint es mir ganz zweifellos, daß er in eine breite Aponeurose über-
geht, die sich dorsal vom M. rectus abdom. legt. 20 mm vor der
Symphyse verändert die Aponeurose ihre Richtung und geht auf die
Ventralseite des M. rectus abdom. über, eine deutlich abgegrenzte
Linie bildend. Gerade nach der Urabiegung der Aponeurose setzt sich die
Muskelpartie immer mehr auf die Ventralseite des M. rectus fort, um
endlich die Medianlinie zu erreichen, wo er dem Muskel der anderen
Körperseite begegnet, kaudalwärts verläuft und am Schambein inseriert.
(Bei T. ferruginea reichen die Muskelfasern bis an die ventrale Mittel-
linie auf einer etwa 7 mm langen Strecke, ohne jedoch mit der
Symphyse in Verbindung zu treten.) Wir sehen also, daß bei Tupaja
der M. obl. int. oder seine Aponeurose im proximalen Teil dorsal vom
M. rectus abdom. verläuft, während er im kaudalen Teil ventral von
demselben liegt, ein Verhalten, das man, nach Leche, bei keinem
anderen Insektenfresser wiederfindet.

Lemur mongoz var. nigrifrons (Fig. 6). Wie bei Tupaja ent-
springt der Muskel von der Fascia lumbodorsalis, der Spina il. superior
und von einem gut entwickelten Ligamentum Poupartii. Vorn befestigt er
sich an der letzten Rippe und dem nächstletzten Rippenknorpel. Auf
der Ventralseite schiebt sich eine Zacke des M. obl. int. auf einer
kurzen Strecke dorsalwärts von M. rectus abdom. ein. Im übrigen
reicht der Muskel selbst nur in seinem hinteren Teil bis an den Rectus-
rand, sonst geht er in eine Aponeurose über, die in ihrer vorderen
Hälfte auf der Dorsalseite des M. rectus abdom. verläuft und sich mit
dem Bindegewebe des M. transversus abdom. verbindet. Nur in seinem
hinteren Teil erreicht der Muskel, wie schon gesagt, den Rectusrand,
und etwa 40 mm vor der Symphyse schlägt er um und verläuft
auf der Ventralseite des M. rectus abdom. Zwischen der Umschlags-
stelle und der Basis des Funiculus spermaticus, wo der Muskel den

M. rectus überlagert, hat er nur eine Breite von einigen Millimetern.


Die Muskelfasern gehen in eine Aponeurose über, die bis an die Linea
alba reicht und eine deutlich abgegrenzte Bogenlinie bildet. Hinten
befestigt sich die Aponeurose am Schambein. Die Muskelfasern ver-
laufen von der Dorsalseite schräg köpf- und medialwärts, in ihrem
unteren Teil fast transversal.
570

Chirogale milii zeigt etwa dieselben Befunde wie die oben bei
Lemur beschriebenen. Indessen gibt es einige kleine Verschiedenheiten.
Der Muskel entspringt von den 3 letzten Rippen und reicht im proxi-
malen Teil nur bis an den Rectusrand, geht aber bald mit einer Breite
von 3 mm auf die Dorsalseite des M. rectus über. 19 mm vor der
Symphyse legt er sich auf die Ventralseite des M, rectus und endigt
in einer Aponeurose, die bedeutend schwächer als diejenige bei Lemur
ist und auch einer ganz scharfen Grenze vorn entbehrt.
Propithecus Verreauxi var. Coquereli. Die Befunde sind
hier fast dieselben wie bei Lemur. Nur darin weicht er ab, daß der
Muskel vorn nicht bis an die Rippen hin reicht, sondern sich mit einer
Aponeurose an der letzten Rippe befestigt. Ventralwärts erreicht in-
dessen eine Muskelpartie die beiden letzten Rippenknorpel. In bezug
auf seine Lage im Verhältnis zum M. rectus abdom. stimmt er darin mit
Lemur völlig überein, daß er im vorderen Teil dorsal, im hinteren ventral
von diesem Muskel verläuft.

Nycticebus tardigradus. Der Ursprung des Muskels ist

derselbe wie bei den oben erwähnten Lemuriden. Die Muskelfasern ver-
laufen der ganzen Länge des Muskels nach von der Dorsalseite schräg
vorn ventralwärts und inserieren an den 2 letzten Rippen. Er befestigt
sich fast der ganzen Länge nach an der letzten Rippe. Wie auch bei
Lemur und Propithecus verläuft eine Muskelzacke gerade unterhalb
des nächstletzten Rippenknorpels und überlagert auf der Dorsalseite
den M. rectus abdom. Sonst reicht der Muskel nur bis an den Rectus-
rand, wo er in eine Aponeurose übergeht, die wenigstens in ihrem
vorderen Teil selbständig die Linea alba erreicht. Nirgends zeigt der
Muskel oder seine Aponeurose eine Tendenz zum Umschlagen auf der
Ventralseite des M. rectus. Er verläuft also vollständig dorsal vom
M. rectus abdom. Er inseriert durch eine kurze Aponeurose am
Schambein.

M. transversus abdominis.
Tupaja javanica (Fig. 5). Der Muskel entspringt bei T. ferru-
ginea nach Leche von der Innenfläche der 6 hinteren Rippenknorpel,
ferner mit einer Aponeurose, die zwischen dem M. psoas major und dem
M. quadratus lumborum entspringt, und schließlich vom vorderen Teil
des Ligamentum Poupartii. Die Insertion der hinteren Muskelpartie
ist bei T. javanica nach meinen Untersuchungen nicht ganz dieselbe,
die Leche Kopfwärts gehen, wie auch Leche
für T. ferruginea angibt.
angibt, die Muskelfasern zur Mittellinie des Körpers. Aber etwa
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45 mm vor der Symphyse geht der Muskel in eine Aponeurose über,


die immer mehr an Breite zunimmt, bis sie die Breite des M. rectus
abdom. erreicht. Dann, 15 mm vor der Symphyse, schlägt das Muskel-
blatt auf die Ventralseite des M. rectus um. Es setzt sich in eine
dünne Aponeurose fort, die kopfwärts breit ist, aber allmählich schmäler
wird, und die Muskelfasern erreichen endlich die Symphyse. Nach
Leche sollte die Insertionsaponeurose das dorsale Blatt der Scheide
des M. rectus bilden. Soweit ich durch Sektionen ermitteln konnte,
setzt sich die Aponeurose auf der Dorsalseite des M, rectus nicht bis ans
Schambein fort. Wenn es einen solchen Fortsatz gäbe, muß er jeden-
falls äußerst schwach sein, und es ist zweifellos, daß keine Spaltung

des Muskels vorkommt. Ich habe nur keine bestimmte Grenze der
Aponeurose feststellen können.
Bei den von mir untersuchten Formen von Lemur idae wie Lemur
mongoz (Fig. 7), Chirogale milii und Propithecus Verreauxi var. Co-
quereli, sind die Befunde dieses Muskels immer ungefähr dieselben wie
beim vorigen. Der Muskel entspringt von der Innenfläche der 6 hinteren
Rippenknorpel und von der Fascia lumbodorsalis. Er erreicht selbst das
Ligamentum Poupartii nicht wie bei Tupaja, sondern inseriert durch
eine Aponeurose an diesem Ligamentum und am Darmbein. Gleich
unterhalb der Stelle, wo der M. obl. int. auf die Ventralseite des
M. rectus abdom. übergeht, schlägt auch der M. transversus auf die
Ventralseite des M. rectus um. Die Muskulatur ist aber hier nicht
breit, sondern setzt sich bald in eine Aponeurose fort. Bei Lemur
ist ganz kurz und läuft bald mit derjenigen des M. obl. int. zu-
sie
sammen. Bei Chirogale laufen die Fasern kaum auf den M. rectus
hinaus, sind aber von einer Aponeurose fortgesetzt, die bedeutend
stärker als bei Lemur ist. Bei Propithecus reicht die Muskulatur nur
an den Rand des M. rectus und befestigt sich unmittelbar auf dem
M. obl. int. Die dorsale Aponeurose scheint bei allen drei Formen
kaudalwärts bis an die Symphyse sich fortzusetzen, obwohl sie im
hinteren Teil äußerst schwach ausgebildet ist.
Nycticebus tardigradus. Der Muskel hat seinen Ursprung
von der Innenseite der 7 nächstletzten Rippenknorpel. Im vorderen Teil
geht er bis an die Mediallinie. Weiter nach hinten setzt er sich in
eine Aponeurose fort, die an Breite so zunimmt, daß die Muskelfasern,
in derselben Höhe wie der Funiculus spermaticus, nur bis an den

Rand des M. rectus reichen. Er tritt nicht in Verbindung mit dem


M. obl. internus auch keine Tendenz zum Umschlagen auf
und zeigt
die Ventralseite des M. rectus abdom., sondern verläuft seiner ganzen
Länge nach dorsal von diesem Muskel.
572

M. rectus abdominis.
Tupaja javanica. Die beiden Muskeln entspringen an den
Schambeinen und gehen parallel nebeneinander, ohne sich zu kreuzen.
Kopfvvärts divergieren sie ein wenig. Sie inserieren ohne Sehne an
den ersten Rippen. Wie Leche, so habe ich auch keine Spur der
Inscriptiones tendineae finden können.

Bei Lemur mongoz var. nigrifrons entspringt der Muskel


wie bei den übrigen Halbaffen ohne Kreuzung am Schambeine. Die
Hauptmasse des Muskels inseriert an der 1. Rippe mit einer 14 mm
breiten Sehne. Außerdem setzt sich der Muskel mit einer kleinen
medialen Zacke am Brustbein an. Es scheint mir, als kämen sehr
schwache Andeutungen der Inscriptiones tendineae hier vor.
Bei Chirogale Befunde etwa dieselben wie die oben
sind die
geschilderten. Der Muskel inseriert auch hier mit einer recht breiten
Sehne an der 1. Rippe. Die Insertion am Brustbein der medialen
Zacke ist aber viel kräftiger als bei Lemur. Dazu kommen noch
5 starke Inscriptiones tendineae.
Im hinteren Teil verhält sich dieserMuskel bei Propithecus wie
bei den oben erwähnten Halbaffen. Kopfwärts spaltet er sich aber in
zwei Bündel. Das laterale, ein wenig breitere Bündel wird allmählich
schmäler und inseriert mit einer nur wenige Millimeter breiten Sehne
an der 1. der Stelle, wo die Rippe vom Knorpel fort-
Rippe an
gesetzt wird. Das mediale kleinere Bündel inseriert im Winkel zwischen
dem Xiphosternum und den Rippen. Der Muskel ist mit 7 kräftigen
Inscriptiones tendineae versehen, die seiner ganzen Länge nach ver-
teilt sind.

Nycticebus tardigradus. Der Muskel entspringt mit einer


12 mm breiten Sehne am Schambeine, wird aber bald schmäler und
ist in einer Entfernung von 13 mm
vor dem Schambein nur 7 mm
breit. Dann nimmt und inseriert am knorpeligen Teil
er an Breite zu
der ersten falschen Rippen. An der 9. Rippe spaltet sich der Muskel,
und eine kleinere laterale Partie setzt bis an die 1. Rippe fort, an
welcher sie mit einer 5 mm langen und 2 mm breiten Sehne an der
Stelle inseriert, wo die Rippe knorpelig wird. Ich habe keine Spur
von Inscriptiones tendineae entdecken können.

M, pyramidalis.
Bei Tupaja kommt ein gut entwickelter M. pyramidaHs vor. Bei
den Halbaffen aber fehlt er. Niemand hat bisher einen solchen
573

Muskel bei letzteren entdecken können. Ich selbst habe sowohl er-
wachsene Individuen als Junge und Embryonen untersucht, ohne diesen
Muskel konstatieren zu können.

Aus dem, was oben von der Bauchmuskulatur gesagt wurde, geht
also hervor, daß die Rectusscheide bei Tupaja und den madagassischen
Halbafifeu eine Ausbildung zeigt, die bei keinem anderen Säugetier
außer Otaria bekannt ist. Da diese Eigentümlichkeit am stärksten bei
Tupaja ausgebildet, etwas schwächer bei den Lemurinae ist, und bei den
Nycticebinae wie bei den Primaten fehlt, liegt hier wahrscheinlich ein
Charakter von hohem Alter vor, der darauf hindeutet, daß Tupaja und
die Halbaffen einer gemeinsamen Wurzel entstammen, die aber freilich
einer sehr entfernten Zeit angehört, da sich die madagassischen Halb-
affen wahrscheinlich schon während der ersten Hälfte der Tertiärzeit
von den übrigen Halbaffen gesondert haben.

Nachdruck verboten.

Ueber das Vorkommen von Kiemenknorpel in der Tliymus der


ßatte.

Von Dr. Tomaki Toyofuku aus Japan.


(Aus dem Pathologisch - anatomischen Universitäts-Institute in Wien ;

Vorstand: Hofrat Prof. Weichselbaum.)

Mit einer Abbildung.

Gelegentlich meiner Untersuchungen über die Beziehungen der


Epithelkörperchen zum Kalkstoffwechsel der Ratte habe ich 28 Hals-
organe samt Schilddrüse und Thymus dieser Tiere in vollständige
Serien zerlegt. Bei dieser Gelegenheit fand ich in zwei Fällen ein
aus hyalinem Knorpel bestehendes Gebilde in der Thymusspitze.
Schon Erdheim (Anat. Anzeiger, Bd. 19) hat sich eingehend mit
der Histologie der Rattenthymus befaßt, aber in keinem seiner 55
untersuchten Fälle berichtet er über das Vorkommen von Knorpel in
der Thymus. Er fand jedoch fast konstant in der Thymus epitheliale
Gebilde in Form von kleinen Bläschen, Cysten und Schläuchen,
die mit einschichtigem, niederem oder zylindrischem, zum Teil sogar
flimmerndem Epithel ausgekleidet waren und Schleim enthielten. Oder

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