Nachdruck verboten.
lieber einige Aelinlichkeiten zwischen Tupaj«a und den Halbaffen.
Von Walter Kaudern.
(Aus dem Zoot. Institut der Universität zu Stockholm.)
Marsupialreste.
G Penis, H
Hautmuskel, Z
Zitze, Sp Septum scroti, T Hode, Nabelschnur.N
das Vorkommen der erwähnten Beutelreste bei Tupaja und den Halb-
affen darauf deutet, daß diese Formen eine ziemlich primitive Stellung
unter den PlacentaHen einnehmen, besonders darum, daß diese Charak-
tere unter irgendeiner Form sowohl bei dem Männchen als bei dem
Weibchen vorkommen.
Wenn man die fragliche Bildung bei Tupaja und den Halbaffen
vergleicht, zeigen sich die Nycticebidae auf dem ursprünglichsten Stadium
geblieben, während Tupaja und die Lemuridae, außer Chiromys, mehr
umbildet sind,und zwar iu der W^eise, daß diese beiden in entgegen-
gesetzte Richtungen von der ursprünglichsten Form ausstrahlen. Bei den
Nycticebidae bleibt dieser Sphincter marsupii (M. praeputio-abdominalis)
noch mit einem gut entwickelten M. subcutaneus verbunden. Sehr
eigentümlich ist, daß, nach Webers und Zuckerkandls ^) Beschreibungen,
Chiromys mit den Nycticebidae und nicht mit den
in dieser Hinsicht
Lemuridae nahe übereinstimmt. Bei Tupaja fängt die Reduktion dieses
Muskels schon an, so daß der M. sphincter marsupii (M. praep.-abdom.)
nur als ein kräftiges Muskelband zurückbleibt, während der laterale Teil
des M. subcutaneus maximus nur von einigen Muskelfasern vertreten ist.
Die Lemuridae, Chiromys ausgenommen, zeigen eine ganz verschiedene
Richtung der Entwickelung. Hier ist der Spincter marsupii (M. praep.-
Hautmuskulatur
567
Fig. G. Fig. 4.
M. rect. abd.
, M. ahl. ext. - -
M. transv.
abd.
M. rect.
abd.
Fig. 5.
^.'-M. rect.
abd.
scheide bis an die Linea alba fortsetzt. Etwa 5 cm vor der Symphyse
geht der Muskel in eine starke Aponeurose über, die am vorderen
Rand des Darmbeins inseriert und mit einem gut entwickelten Liga-
mentum Poupartii bis an das Schambein hinreicht, wo er sich am
Ramus horizontalis befestigt.
Bei Lemur mongoz var. nigrifrons entsteht der Muskel auf
den 8 letzten Rippen mit derselben Anzahl von Zacken. In seiner proxi-
malen Partie liegt er zum Teil auf der Ventralseite vom M. rectus
abdom. Sonst geht er wie bei Propithecus am Rectusrand in eine
Aponeurose über und erreicht die Linea alba. Im übrigen stimmt er
mit den Befunden bei Propithecus überein,
Chirogale railii weicht dadurch ab, daß die Muskulatur auf
der Ventralseite ihrer ganzen Länge nach sich bedeutend über den
M. rectus abdom, verbreitet, ohne jedoch die Linea alba zu erreichen.
10 mm vor dem Schambein geht er in eine Aponeurose über, die sich
wie bei Propithecus verhält.
Nycticebinae:
Nycticebus tardigradus. Der Muskel entspringt hier wie
bei Propithecus von den 9 letzten Rippen mit ebenso vielen Zacken.
Die letzte aber erreicht die Rippe nicht. Am Rücken geht er in die
große Fascia lumbodorsalis über, die sich Becken
über das ganze
verbreitet,wodurch der Muskel seine Insertion am Darmbein verliert.
Die Muskelfasern verlaufen hier mehr in der Längsrichtung des
Körpers als bei Propithecus, und am proximalen Teil des Muskels
überlagern sie mit einer Breite von 4 mm die Ventralseite des M. rectus
abdom. Der Muskel bildet ein großes Foramen ovale, und oberhalb
desselben findet man ein deutliches Lig. Poupartii,
Lemur mongoz var. nigrifrons (Fig. 6). Wie bei Tupaja ent-
springt der Muskel von der Fascia lumbodorsalis, der Spina il. superior
und von einem gut entwickelten Ligamentum Poupartii. Vorn befestigt er
sich an der letzten Rippe und dem nächstletzten Rippenknorpel. Auf
der Ventralseite schiebt sich eine Zacke des M. obl. int. auf einer
kurzen Strecke dorsalwärts von M. rectus abdom. ein. Im übrigen
reicht der Muskel selbst nur in seinem hinteren Teil bis an den Rectus-
rand, sonst geht er in eine Aponeurose über, die in ihrer vorderen
Hälfte auf der Dorsalseite des M. rectus abdom. verläuft und sich mit
dem Bindegewebe des M. transversus abdom. verbindet. Nur in seinem
hinteren Teil erreicht der Muskel, wie schon gesagt, den Rectusrand,
und etwa 40 mm vor der Symphyse schlägt er um und verläuft
auf der Ventralseite des M. rectus abdom. Zwischen der Umschlags-
stelle und der Basis des Funiculus spermaticus, wo der Muskel den
Chirogale milii zeigt etwa dieselben Befunde wie die oben bei
Lemur beschriebenen. Indessen gibt es einige kleine Verschiedenheiten.
Der Muskel entspringt von den 3 letzten Rippen und reicht im proxi-
malen Teil nur bis an den Rectusrand, geht aber bald mit einer Breite
von 3 mm auf die Dorsalseite des M. rectus über. 19 mm vor der
Symphyse legt er sich auf die Ventralseite des M, rectus und endigt
in einer Aponeurose, die bedeutend schwächer als diejenige bei Lemur
ist und auch einer ganz scharfen Grenze vorn entbehrt.
Propithecus Verreauxi var. Coquereli. Die Befunde sind
hier fast dieselben wie bei Lemur. Nur darin weicht er ab, daß der
Muskel vorn nicht bis an die Rippen hin reicht, sondern sich mit einer
Aponeurose an der letzten Rippe befestigt. Ventralwärts erreicht in-
dessen eine Muskelpartie die beiden letzten Rippenknorpel. In bezug
auf seine Lage im Verhältnis zum M. rectus abdom. stimmt er darin mit
Lemur völlig überein, daß er im vorderen Teil dorsal, im hinteren ventral
von diesem Muskel verläuft.
derselbe wie bei den oben erwähnten Lemuriden. Die Muskelfasern ver-
laufen der ganzen Länge des Muskels nach von der Dorsalseite schräg
vorn ventralwärts und inserieren an den 2 letzten Rippen. Er befestigt
sich fast der ganzen Länge nach an der letzten Rippe. Wie auch bei
Lemur und Propithecus verläuft eine Muskelzacke gerade unterhalb
des nächstletzten Rippenknorpels und überlagert auf der Dorsalseite
den M. rectus abdom. Sonst reicht der Muskel nur bis an den Rectus-
rand, wo er in eine Aponeurose übergeht, die wenigstens in ihrem
vorderen Teil selbständig die Linea alba erreicht. Nirgends zeigt der
Muskel oder seine Aponeurose eine Tendenz zum Umschlagen auf der
Ventralseite des M. rectus. Er verläuft also vollständig dorsal vom
M. rectus abdom. Er inseriert durch eine kurze Aponeurose am
Schambein.
M. transversus abdominis.
Tupaja javanica (Fig. 5). Der Muskel entspringt bei T. ferru-
ginea nach Leche von der Innenfläche der 6 hinteren Rippenknorpel,
ferner mit einer Aponeurose, die zwischen dem M. psoas major und dem
M. quadratus lumborum entspringt, und schließlich vom vorderen Teil
des Ligamentum Poupartii. Die Insertion der hinteren Muskelpartie
ist bei T. javanica nach meinen Untersuchungen nicht ganz dieselbe,
die Leche Kopfwärts gehen, wie auch Leche
für T. ferruginea angibt.
angibt, die Muskelfasern zur Mittellinie des Körpers. Aber etwa
571
des Muskels vorkommt. Ich habe nur keine bestimmte Grenze der
Aponeurose feststellen können.
Bei den von mir untersuchten Formen von Lemur idae wie Lemur
mongoz (Fig. 7), Chirogale milii und Propithecus Verreauxi var. Co-
quereli, sind die Befunde dieses Muskels immer ungefähr dieselben wie
beim vorigen. Der Muskel entspringt von der Innenfläche der 6 hinteren
Rippenknorpel und von der Fascia lumbodorsalis. Er erreicht selbst das
Ligamentum Poupartii nicht wie bei Tupaja, sondern inseriert durch
eine Aponeurose an diesem Ligamentum und am Darmbein. Gleich
unterhalb der Stelle, wo der M. obl. int. auf die Ventralseite des
M. rectus abdom. übergeht, schlägt auch der M. transversus auf die
Ventralseite des M. rectus um. Die Muskulatur ist aber hier nicht
breit, sondern setzt sich bald in eine Aponeurose fort. Bei Lemur
ist ganz kurz und läuft bald mit derjenigen des M. obl. int. zu-
sie
sammen. Bei Chirogale laufen die Fasern kaum auf den M. rectus
hinaus, sind aber von einer Aponeurose fortgesetzt, die bedeutend
stärker als bei Lemur ist. Bei Propithecus reicht die Muskulatur nur
an den Rand des M. rectus und befestigt sich unmittelbar auf dem
M. obl. int. Die dorsale Aponeurose scheint bei allen drei Formen
kaudalwärts bis an die Symphyse sich fortzusetzen, obwohl sie im
hinteren Teil äußerst schwach ausgebildet ist.
Nycticebus tardigradus. Der Muskel hat seinen Ursprung
von der Innenseite der 7 nächstletzten Rippenknorpel. Im vorderen Teil
geht er bis an die Mediallinie. Weiter nach hinten setzt er sich in
eine Aponeurose fort, die an Breite so zunimmt, daß die Muskelfasern,
in derselben Höhe wie der Funiculus spermaticus, nur bis an den
M. rectus abdominis.
Tupaja javanica. Die beiden Muskeln entspringen an den
Schambeinen und gehen parallel nebeneinander, ohne sich zu kreuzen.
Kopfvvärts divergieren sie ein wenig. Sie inserieren ohne Sehne an
den ersten Rippen. Wie Leche, so habe ich auch keine Spur der
Inscriptiones tendineae finden können.
M, pyramidalis.
Bei Tupaja kommt ein gut entwickelter M. pyramidaHs vor. Bei
den Halbaffen aber fehlt er. Niemand hat bisher einen solchen
573
Muskel bei letzteren entdecken können. Ich selbst habe sowohl er-
wachsene Individuen als Junge und Embryonen untersucht, ohne diesen
Muskel konstatieren zu können.
Aus dem, was oben von der Bauchmuskulatur gesagt wurde, geht
also hervor, daß die Rectusscheide bei Tupaja und den madagassischen
Halbafifeu eine Ausbildung zeigt, die bei keinem anderen Säugetier
außer Otaria bekannt ist. Da diese Eigentümlichkeit am stärksten bei
Tupaja ausgebildet, etwas schwächer bei den Lemurinae ist, und bei den
Nycticebinae wie bei den Primaten fehlt, liegt hier wahrscheinlich ein
Charakter von hohem Alter vor, der darauf hindeutet, daß Tupaja und
die Halbaffen einer gemeinsamen Wurzel entstammen, die aber freilich
einer sehr entfernten Zeit angehört, da sich die madagassischen Halb-
affen wahrscheinlich schon während der ersten Hälfte der Tertiärzeit
von den übrigen Halbaffen gesondert haben.
Nachdruck verboten.