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Nachdruck verboten.
Nochmals die Homologie der Paukenhöhlen.
Von 0. Bender, München.
In einer Abhandliiug: „Ueber das Pterygoid, Palatinum und Para-
sphenoid der Quadrupeden, insbesondere der Reptilien und Säugetiere,
nebst einigen Betrachtungen über die Beziehungen zwischen Nerven
und Skeletteilen", Anat. Anz., Bd. 36, 1910, kommt H. Fuchs auf
Grund von Resultaten, welche er über die variablen Beziehungen des
Verlaufes des Nervus palatinus facialis zu den Deckknochen des Rachen-
daches erhalten hat, zu dem Schluß, daß das Verhalten des Nerven
zum Skelett überhaupt, „und zwar sowohl zum Priraordialskelett wie zu
den Deckknochen", für vergleichend -morphologische Erwägungen nur
einen sehr beschränkten Wert habe. In einer zweiten Arbeit: „Ueber
Knorpelbildung in Deckknochen, nebst Untersuchungen und Betrach-
tungen über Gehörknöchelchen, Kiefer und Kiefergelenk der Wirbel-
tiere", Arch. f. Anat. u. Entwicklungsgesch., Suppl.-Bd. 1909, wendet
Fuchs dieses auf die genannte Weise gewonnene geringschätzige Urteil
noch in anderen Fragen an und befaßt sich anscheinend von diesem
Gesichtspunkte aus auch flüchtig mit meinen neurologischen Unter-
suchungen „Die Schleimhautnerven des Facialis" etc. in Semon, Zool.
Forschungsreisen, 1906. Das oberflächliche Urteil über neurologische
Fragen im allgemeinen, in welche Fuchs gar nicht tiefer eingedrungen
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immer „ein und derselbe Nerv", wie F. meint. So ist z. B. der N. pala-
tinus eines Reptils nicht ohne weiteres dem eines anderen Reptils oder
etwa eines Amphibiums zu vergleichen. Hier muß an die sehr mannig-
faltige Trigeminusbeimischung gedacht werden. Diese tritt zuerst mit
dem Auftreten des zweiten knöchernen Kieferbogens (Polypterus) und
weiterhin der Gaumen fortsätze (Amphibien etc.) am Mundhöhlendach
in die Erscheinung und ist von mir mit der fortschreitenden Ueber-
lagerung des primären Mundhöhlendaches durch die Deckknochen des
sekundären Rachendaches in Verbindung gebracht worden. Dieser
Auffassung ist bisher nicht widersprochen worden. Nur der proximale
Teil des Nerven bis zur Anastomose mit dem Trigeminus in der
Choanengegend (Amphibien) oder bis zur sog. kaudalen Anastomose
(Sphenoidalgeflecht, Reptilien) oder mit anderen Worten, der Abschnitt,
welcher zu dem Ueberbleibsel des primitiven Mundhöhlendaches Be-
ziehungen erhält, kann mit einiger Sicherheit mit dem N. palatinus
der Selachier verglichen werden. Weiter peripher haben wir also
einen gemischten Nerven vor uns, und zwar einen bei Amphibien,
Sauropsiden und Säugern sehr verschiedenartig gemischten Nerven.
Diese Anastomosenbildungen liegen aber gerade im Bereich der von
Fuchs verglichenen Deckknochen.
So sehr ich also die Resultate von Fuchs teilweise als Bestäti-
gungen meiner Auffassung über das unzuverlässige Verhältnis des
Nerven Verlaufes zu Deckknochen schätzen kann, so wenig kann ich die
daraus gezogenen Verallgemeinerungen und vor allem die Ausdehnung
dieser Ansicht auf die ganz andersartigen Beziehungen zwischen
Nervenverlauf und -endgebiet (Fuchs spricht einfach von Nerven) und
Primordialskelett billigen; sie widersprechen direkt den Tatsachen.
Ohne auf die ontogenetischen Ergebnisse der zweitgenannten
Arbeit von Fuchs hier eingehen zu wollen — ich hoffe das bald an
anderer Stelle zu können, wenn ich Untersuchungen über die Ent-
wickelungsgeschichte des Kopfes von Testudo graeca und anderer
Reptilien abgeschlossen habe — muß ich mich hier zu den Schluß-
folgerungen wenden, zu welchen Fuchs offenbar infolge der oben ge-
schilderten verfehlten Anschauungen über den morphologischen Unwert
der Nerven gekommen ist, und welche meine Resultate von 1906/07
berühren.
In beiden Arbeiten beschäftigt sich Fuchs nur mit dem Verlauf
der betreffenden Nerven. Nun ist für motorische wie sensible Nerven
nachgewiesen und allgemein anerkannt, daß für die Aufstellung von
Homologien nur dem Endgebiet unter allen Umständen morpho-
zukommt.
logische Beweiskraft Der Nachweis des Endgebietes bildet
124
hat nachweisen können, wohl nicht zukommt. Dann aber legt Fuchs
meine Schlüsse so aus, als ob ich eine „vollkommene Homologie
zwischen Spritzloch und Paukenhöhle" behauptet habe. Gegen diese
mir fremde Auslegung meiner Schlußfolgerungen muß ich mich auf das
nachdrückhchste verwahren. Ich weiß nicht, wie Fuchs dazu kommt,
mir diese von mir nie aufgestellte Behauptung in den Mund zu legen,
wie er es auch schon auf der Anatomenversammlung in Würzburg 1907
im Anschluß an meinen Vortrag getan hat. Von einer „Totalhomologie"
habe ich weder in Würzburg, noch in meiner Abhandlung in „Semons
Reisen" gesprochen. Vielmehr habe ich bei beiden Gelegenheiten hin-
reichend oft und deutlich den Standpunkt vertreten, daß Spritzloch
und Paukenhöhlen nur insofern miteinander zu homologisieren seien,
„als in allen diesen Gebilden ein allen Vertebraten gemeinsames Stamm-
gebiet gleicher Innervation enthalten sei". Ich verweise hier auf meinen
Vortrag Verhandl. d. Anat. Gesellsch., 1907, p. 43, und auf Semons
Reisen, 1906 (ersch. 1907), p. 383, 410, 424, 442, 444, 446. p. 446
heißt es wörtlich i): „Ich glaube nun gezeigt zu haben, daß zwar bis
zu einem gewissen Grade auch die Ausdehnung des Cavum tympani,
noch viel mehr aber der Chordaverlauf im Bereich der Pauke als
variable Komponenten anzusehen sind. Den Ausschlag gibt die Ver-
sorgung der Paukenhöhlenschleimhaut, welche lehrt, daß die Pauken-
höhle zwar in ihrer Form und Ausdehnung sehr wechselt, nicht aber
in ihrer Lokalisation, in der Hauptsache vielmehr insofern unverändert
bleibt, als sie ein allen Vertebraten gemeinsames Stammgebiet in sich
birgt. Soweit die erhaltenen neurologisnhen Kenntnisse bis jetzt
Schlüsse zulassen, ist der Ausgangspunkt des tubo-tympanalen Raumes
der Anuren, Sauropsiden und Säugetiere, wie des Spritzloches der Se-
lachier, zunächst im dorsalen Teil der ersten Schlundspalte zu suchen.
Dieser Bezirk ist allen diesen Bildungen enthalten und
jedenfalls in
charakterisiert sie homologe Formationen.
damit als Dazu kommen
aber, speziell bei Sauropsiden, vielfache Umformungen, Erweiterungen
und Reduktionen, so daß die Paukenhöhle als ein außerordentlich va-
riables Gebilde erscheint, dessen Einzelheiten einem Vergleich unzu-
gänglich sind."
Ich sollte meinen, das sei deutlich. Wenn nun Fuchs jetzt wieder,
wie in Würzburg, meine Worte so deutet, als ob ich von einer „voll-
kommenen Homologie aller Pauken" oder von einer „direkten Ho-
mologie" gesprochen hätte, so ist das ein Hineinlegen mir fremder
Ansichten in meine Schlußfolgerungen. Dasselbe gilt von der Be-
jede weitere Diskussiou mit diesem Autor über genannte Fragen un-
fruchtbar. Und nur unter diesem Gesichtspunkt, immer wieder nur
der Lage der Chorda tympani zur Pauke, kündigt Fuchs (p. 82, Fuß-
note) weitere Untersuchungen über die Entwicklung der amphichor-
dalen Säugerpauke aus einer metachordalen an, Untersuchungen, denen
also eine Fragestellung zugrunde gelegt ist, die nicht nur nach den
bisherigen Resultaten anderer, sondern auch nach seinen eigenen Er-
fahrungen als ganz unmaßgeblich erscheinen müßten.
Endlich greift Fuchs auf p. 102 fif. einige meiner kurzen Notizen
zur Kiefergelenkfrage an. Diese Bemerkungen habe ich ausdrücklich
in der Einleitung p.343 und weiterhin auf p. 447 nur mit allem Vor-
behalt gemacht. Ob
sie sich behaupten können, müssen weitere Unter-
Bücheraiizeiaeii.
Lehrbuch der vergleichenden Entwicklungsgeschichte der wirbellosen
Thiere. Von E, Korschelt und K. Heider. 1. u. 2. Aufl. Allgemeiner
Theil. 4. Lief. Mit 217 Abbild, im Text. Jena, Gustav Fischer, 1910.
(p. 167—470.) Preis 7 M. 50 Pf.
Die vierte Lieferung des allgemeinen Teiles dieses hier wiederholt
gewürdigten Werkes schließt sich den früher erschienenen ebenbürtig
an, vor allem was die glänzende Ausstattung mit Abbildungen betrifft.
Die Lieferung ist ganz der Keimblätterbildung gewidmet (Kap. VIII),
die nicht nur für die Wirbellosen, sondern mit sehr wertvoller Beachtung
der niederen Vertebraten oder Chordaten dargestellt wird. Zuerst wird
die Keimblattbildung im allgemeinen abgehandelt, wobei mit dem Bau
des Eies begonnen wird Einwände gegen die Keimblätterlehre werden
;
Anatoinisclie Gesellscliaft.
Für die Versammlung in Brüssel sind noch angekündigt worden:
16) Herr Keibel: Modelle eines jungen menschlichen Embryo.
17) Herr v. Korff: Zur Histogenese der bindegewebigen Stützsub-
stanzen niederer Wirbeltiere. Mit Demonstrationen.
18) Herr M. v. Lenhossek: Ueber das Ganglion ciliare.