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N0 1 30.12.

2021

Das Comeback des Jahres


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Harald Martenstein kehrt als Student
an seine alte Uni zurück
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Da ist Musik drin: 1

Hansgrohe feiert Jubiläum


Eine »Wassermusik« der besonderen Art hat im Jubiläumsjahr von Hansgrohe den Takt für die Zukunft
vorgegeben. Mit dem Elektro-Pop-Album »WaterTunes« der Hamburger Musiker Florian Kruse und
Andreas Paulsen auf Basis von Wasserstörgeräuschen feierte der Armaturenhersteller seinen 120. Geburtstag.

Seit 1901 treibt Hansgrohe die Leidenschaft grohe über 120 Jahre hinweg treu. Nicht nur Seinen hohen Ansprüchen an langlebige
für Wasser an – und die hat das Unterneh- an Optik, Funktion und Material seiner Qualitätsprodukte und an die Verantwor- 2
men auch im Jubiläumsjahr zelebriert. Brausen und Armaturen der Marken AXOR tung gegenüber Menschen und Umwelt will
Pandemiebedingt virtuell, erinnerte Hans- und hansgrohe stellt das Unternehmen Hansgrohe auch in den kommenden Jahr-
grohe an seine historischen Meilensteine. höchste Anforderungen. Selbst der Sound zehnten gerecht werden. Und seine Inno-
Zur Erfolgsgeschichte, die mit drei Mitar- jedes Wassertropfens muss perfekt sein. vationskraft stellt das Unternehmen schon 3
beitern im Schwarzwaldstädtchen Schil- Nur flüsternd-weiche Wasserstrahlen sind seit 120 Jahren regelmäßig mit spannenden
tach begann, gehören neben Erfindungen erlaubt. Störende Geräusche hingegen, die Produktneuheiten unter Beweis – wie ak-
wie der ersten Handbrause mit unter- beim Wasserdurchlauf in Brausen und tuell mit dem multisensorischen, per App
schiedlichen Strahlarten oder der ersten Armaturen entstehen, filtern die Sound- gesteuerten Duschsystem »RainTunes«.
ausziehbaren Küchenarmatur inzwischen experten im Strahl- und Soundlabor her- Dieses bietet ein einzigartiges Zusammen-
mehr als 15.000 aktiv geschützte Produkte. aus. Das Ergebnis genießen Kunden von spiel von Wasser, Licht, Video, Klang und
Hansgrohe jeden Tag in Bad und Küche: Aroma, das alle Sinne aktiviert. Je nach
DER GEIST DES GRÜNDERS einen wohlig-weichen Wasserstrahl-Klang, Stimmung wählt man im multisensori-
Obwohl die Hansgrohe Group heute mit der beim Duschen und Händewaschen schen Home Spa einfach das passende
rund 4.700 Beschäftigten zu den weltweit entsteht. Die »WaterTunes« verwandeln Duschszenario. Den Unternehmensgründer
führenden Armaturen- und Brausenher- die gefilterten Störgeräusche nun in Musik Hans Grohe hätte es garantiert begeistert.
stellern zählt, atmet das Unternehmen – und kreieren so den Sound eines
noch immer den innovativen Geist des 120-jährigen Perfektionsanspruchs. Das Musikalbum »WaterTunes« ist bei
Gründers Hans Grohe. Der prägte mit sei- Spotify oder unter www.hansgrohe-
nen komfortablen Handbrausen nicht nur TAKTGEBER DES WASSERS group.com/de/watertunes zu hören.
entscheidend die deutsche Badkultur, Sein Jubiläum feierte Hansgrohe unter dem
sondern erfand im hohen Alter von 82 Jah- Motto »Taktgeber des Wassers. Seit 1901.«
ren auch noch die Duschstange, an der sich Dabei richtete das Unternehmen den Blick
die Handbrause auf beliebiger Höhe fixie- optimistisch in die Zukunft. »Wir schlagen
ren lässt. Was die Menschen im Jahr 1953 Wellen in der Branche, weil unser Leitmotiv
noch als praktische Sensation feierten, ist zukunftsfähige Innovationen sind, dies bei 4
heute in Bädern rund um den Erdball eine Hansgrohe. Damit geben wir eine Richtung,
© Hansgrohe SE

Selbstverständlichkeit. einen Takt vor, das ist unser Antrieb. Und


Seinem Anspruch an Innovationskraft, das ganz im Sinne unserer Unternehmens-
Nachhaltigkeit und Perfektion blieb Hans- vision ›Wir leben Wasser.‹.«

1 | Erlebnis für alle Sinne: Das Duschsystem »RainTunes« spielt mit Licht, Video, Klang und Aroma.
2 | Von der kleinen Werkstatt zum Global Player: Vor 120 Jahren hatte Hansgrohe drei Mitarbeiter.
3 | Der Sohn des Gründers, Klaus Grohe (li.), mit CEO Hans Jürgen Kalmbach.
4 | Die Experten im Strahllabor erforschen unter anderem die Akustik von Wasserstrahlen.
Das neue
30.12.21 N  1 0
Magazin für
Hätten Sie ihn erkannt? Man könnte ihn auf unserem ersten Titel-
Genießer
bild fast für einen Musiker aus den Siebzigern halten: unseren Kolum-
nisten Harald Martenstein. Entstanden sind die Fotos 1978 in einem Erleben Sie im neuen
Fotoautomaten in Freiburg, wo er damals studierte. Das zweite Cover ZEITmagazin WOCHENMARKT
genussvolle Momente – mit
zeigt Harald Martenstein in der Freiburger Uni-Bibliothek – denn für
den einfachen, aber immer
uns ist er noch mal an seine alte Uni zurückgekehrt. Wie es ihm dort
besonderen Rezepten von
ergangen ist, lesen Sie ab Seite 12. Viel Freude damit und einen guten r,
Kolumnistin Elisabeth Raethe
Start ins neue Jahr wünscht Ihre ZEITmagazin-Redaktion vielfältigen Reise-Tipp s und
spannenden Geschichten
rund um die Themen Kochen
10 und Genießen.
KARTOFFEL TRIFFT NUDEL
Der Wochenmarkt bringt ein Gericht, nach dem Sie nie wieder
vom Sofa aufstehen wollen. Und das ist auch gut so
Fotos Titel 1 privat; Titel 2 Lena Giovanazzi

22
ZU SPÄT
Als ihr Großvater vor einem Jahr starb, war unsere
Autorin nicht da. Heute ist sie traurig, dass sie ihn nicht mehr sah

28
HEIMAT
Die kanadisch-vietnamesische Autorin Kim Thúy Ly Thanh
erzählt, wie sie im Flüchtlingslager ihre Liebe zum Essen entdeckte

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6

Heiter bis glücklich

»Ich habe festgestellt, dass es


immer zu schlechten
Ergebnissen führt, wenn man Beim Anblick dieses Hand­
das Glas halb leer sieht – schuhpaars von Isabel Marant
Der Stuttgarter Künstler wohingegen blinder haben wir uns gefragt,
André Butzer malt Gestalten, Optimismus ein hilfreiches ob man wohl auch einfach in
die wirken, als hätten Mittel im Design ist Ofenhandschuhen
Kinder sie entworfen; guckt Die EU hat die und eigentlich bei allem.« vor die Tür gehen könnte

Fotos Taschen; Okapia / imageBROKER / Meinrad Riedo; Isabel Marant; Ali Cherkis; Patrick McMullan / GettyImages; Hotel Chateâu Voltaire Paris; Andrews McMeel Publishing; Getty Images
man sie länger an, Europäische Wander­
wird einem ganz komisch heuschrecke als Lebensmittel Ein Zitat des
zumute. Beim Verlag Taschen zugelassen. Ein Anbieter Mode­­designers Virgil Abloh,
ist jetzt ein Buch über empfiehlt sie als »Partysnack« der im November
sein Werk erschienen und »perfekt für die starb. Wir werden 2022
Garnierung von Pasta« daran denken

Das Pariser Hotel Château


Voltaire sieht altmodisch
aus: Staubvolants, geblümte
Zu den poetischen Teppichböden, Sessel
Balladen der Musikerin Half in Pfirsichrosa. Notieren Sie
Waif, etwa den Songs sich »Großtantchens
Fabric oder Sodium & Salon« schon mal als nächsten
Cigarettes, kann man am ­Neu­ Wohntrend
jahrstag ausgiebig in
Selbst­mitleid (oder in seinem
Kater) versinken

Martha Stewart, Hausfrauen-


Guru, hat in einer
Talkshow erklärt, sie halte
Der Schauspieler Jonah Hill und seine Freundin Sarah Brady sind Tassen mit Henkeln
Würdevoll wüten im gleichen Outfit bei einer Filmpremiere erschienen. für »unbeholfen«, ihr kämen
lässt es sich mit den 365 Der Partner­look wird ja gern verspottet, als Merkmal von Paaren, nur henkellose Gefäße ins
Beleidigungen aus die auch an den falschen Stellen »wir« sagen (»Wir essen gern Haus. Distinktion ist schmerz­
Shakespeare-Werken, die Rosenkohl«). Die Extremvariante aber ist erstaunlich lässig. V
­ ielleicht, haft, in diesem Fall
diese Schachtel versammelt weil sie so unbekümmert sagt: »Wir gehören halt zusammen!« verbrennt sie einem die Finger

Die Entdeckungen der Woche von Claire Beermann


7
HARALD MARTENSTEIN

Über das kommende Jahr

Und wieder droht ein neues Jahr. Eingestimmt habe ich mich auf Versprechen wieder geöffnet, dass dies nun die letzte Schulschlie-
den Jahreswechsel bereits kurz vor Weihnachten auf ZEIT ONLINE, ßung gewesen sei. Phasenweise gibt es zu wenig Impfstoff, wofür
mithilfe der Überschrift des dortigen Aufmachers: »Es besteht kein sich alle Akteure gegenseitig die Schuld zuweisen. Karl Lauterbach
Grund für Optimismus«. Es handelt sich dabei um ein Zitat der bleibt eine kontrovers diskutierte Person. In der Regierungskoali-
Seuchen­schützerin Andrea Ammon. tion wird die Harmonie enden, es wird dort Konflikte geben. Im
Natürlich besteht der nicht. Ist doch wohl klar. Kritisch könnte ich Umgang mit Impfgegnern und Corona-Maßnahmen-Skeptikern
allenfalls anmerken, dass Überschriften wie zum Beispiel »Hund wird der Staat die Samthandschuhe ausziehen und hart durchgrei-
beißt Mann« als nicht sehr originell gelten, die Head­line »Mann beißt fen, unter dem Beifall der Bevölkerungsmehrheit. Auf beiden Seiten
Hund« dagegen schon eher. »Es gibt jede Menge Gründe für Op- wird es Gewalt geben, irgendwann steht in vielen Leitartikeln das
timismus« wäre, so gesehen, eine extrem neugierig machende Über- Wort »Bürgerkrieg«. Die Zahl der Angststörungen, Depressionen
schrift. Aber gelogen. Ich möchte jetzt das Jahr 2022 schildern, wie und Suizide wird stark steigen, die psychiatrischen Kliniken sind
es sein wird. Keine Sorge, das wird keine von diesen Jahreswechsel- überfüllt und nehmen niemanden mehr auf. Die Wirtschaft gerät in
Satiren. Wahrlich, ich sage euch, was wirklich passieren wird. Und eine schwere Krise, vor allem im Einzelhandel geben immer mehr
zwar glasklar, nicht verklausuliert und vieldeutig wie einst der Seher Firmen auf. Die Möglichkeiten des Staates, Verluste der Unterneh-
Nostradamus. »Wehklagen viel zu früh der Große stirbt… beim Fluss men auszugleichen, sind an eine Grenze geraten, zumal Deutsch-
die Erde mit Blut sich färbt«, angeblich meinte Nostradamus mit die- land auch zu europäischer Solidarität verpflichtet ist. Im Dezember
ser Prophezeiung die Ermordung des österreichischen Thronfolgers werden die meisten Weihnachtsmärkte abgesagt.
und den Beginn des Weltkriegs 1914. Nostradamus könnte aber auch Kann alles passieren, etliches davon wird passieren. Was folgt da-
einen Vorfall bei der Tigerjagd in Indien gemeint haben. raus? Wir sollten das schöne Jahr 2021 genießen und lobpreisen,
Anfang 2022 werden wir eine allmähliche Entspannung an der solange es noch da ist. Wer weiß denn, ob 2021 nicht im Rückblick
Corona-­Front spüren, dann kommt im frühen Frühjahr die fünfte für lange Zeit unser bestes Jahr gewesen sein wird. Man hätte dies
Zu hören unter www.zeit.de/audio

Welle. Der Sommer wird okay. Ab September steigt die Inzidenz dem Jahr 2021, als es noch jung war, nicht zugetraut. Aber so war
wieder, erst langsam, dann heftig, Welle sechs. Es wird weitere Mu- es ja auch am Ende von 2020. Man dachte, 20 war mies – 21 wird
tationen geben, vielleicht Pi, Rho und Psi. Wenn die Buchstaben viel, viel besser. Wir haben diese Jahre erst dann richtig wertge-
des griechischen Alphabets ausgegangen sind, finden sich neue Na- schätzt, nachdem wir die Bekanntschaft ihrer Nachfolger gemacht
men für Mutationen. Die Impfpflicht kommt, nur eine Impfpflicht hatten. Also, eine rauschende Abschiedsparty für 2021 ist fällig,
für Kinder wird ausdrücklich ausgeschlossen und kommt am Ende weil es uns all das erspart hat, was nach ihm kommt. Es besteht kein
doch. Schulen werden irgendwann dichtgemacht und dann mit dem Grund zu Optimismus.

Illustration Martin Fengel


8
Meine ganz persönlichen Stars (13)

»AMANDA GORMAN«, 2 0 21

Als ich Amanda Gorman fotografierte, lung eines Menschen hat, der schon länger
erwartete ich, dass sie weise und zurück- Cass Bird, 47, ist eine amerikanische auf dem Planeten ist als sie, sie ist ja erst
haltend sein würde, aber nicht besonders 23. Aber zum Glück schimmerte auch ihre
jugendlich – so, wie die Welt sie kennenge-
Porträt- und Modefotografin, Jugend durch: Sie lachte viel, und sie liebt
lernt hatte, als sie bei der Amtseinführung deren Arbeiten in vielen großen es zu tanzen. Danach dachte ich: Amanda
Joe Bidens ihr Gedicht vortrug. Museen hängen. An dieser Stelle zeigt Gorman ist einfach ein Mensch, der ex-
Als ich sie dann im Stahl House, einem trem viel von dem aufnimmt, was um ihn
sie Bilder von Prominenten und
berühmten Architektenhaus in den Holly- herum und in der Welt passiert – und der es
wood Hills, für ein Fotoshooting traf, fiel von ihrem Leben mit ihrer Partnerin schafft, das in einfache und wahre Worte
mir auf, dass sie tatsächlich die Ausstrah- und ihren beiden Kindern in New York zu verwandeln.
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PHOTOGRAPHER Bryan Adams

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Wochenmarkt 10 COUCH-POTATOES

Pasta mit Kartoffeln


Zutaten für 4 Personen: 1 Zwiebel (geschält, fein gewürfelt), 1 Karotte (geschält, fein gewürfelt),
2 Stangen Sellerie (in feine Scheibchen geschnitten), Salz, 5 EL Olivenöl,
1 kg Kartoffeln (geschält, in ungefähr 1 cm große Würfel geschnitten), 1 Lorbeerblatt, 250 g kurze Pasta,
100 g Parmesan (fein gerieben), ein paar Blättchen Basilikum, schwarzer Pfeffer

Es gibt natürlich elegantere Gerichte als Pasta mit Kartoffeln. Denn In einem großen Topf brät man unter Rühren Zwiebel, Karotte und
eigentlich brauchen beide Zutaten, also die Pasta sowie auch die Sellerie mit einer guten Prise Salz in Olivenöl an. Nach ungefähr 5
Kartoffel, einen Partner auf dem Teller, der sagt: Los, hoch vom Minuten gibt man die Kartoffeln dazu, vermengt alles, dann Lorbeer
Sofa, raus aus der Jogginghose, wir unternehmen jetzt was. Also und 1,2 Liter Wasser hinzufügen. Flüssigkeit aufkochen, dann das
zum Beispiel ein nervöses Gemüse oder einen vornehmen Käse. Ganze zwölf Minuten lang bei geschlossenem Deckel und bei nied-
Hier aber treffen sich zwei, die sich vielleicht ein bisschen zu ähn- riger bis mittlerer Temperatur köcheln lassen. Dann noch mal die
lich sind. Als Paar sind sie nicht sonderlich dynamisch, gehen sicher Flüssigkeit richtig aufkochen, Pasta hineingeben, garen, bis diese al
samstags nicht zum Brunch, später nicht ins Gym, aber schlafen dente ist (wie lange das dauert, hängt von der Pastaform ab). Wenn
abends beim Netflix-Gucken trotzdem ein. am Ende zu wenig Flüssigkeit im Topf ist, gießt man etwas Wasser
Deshalb sind sie genau die Richtigen für die erste Januarwoche, in nach. Topf vom Herd nehmen, Parmesan nach und nach unterheben.
der man sich einer dicken Kartoffel oder einer etwas zu lang gekoch- Zum Servieren ein paar fein gehackte Blättchen Basilikum über die
ten Nudel so nah wie sonst selten fühlt. Pasta geben sowie viel frisch gemahlenen schwarzen Pfeffer.

Von Elisabeth Raether Foto Silvio Knezevic


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13
Harald Martenstein, 68, vor der Uni-Bibliothek in Freiburg

Die Reifeprüfung

Harald Martenstein kehrt zurück an seine alte


Uni in Freiburg – in der Umhängetasche eine einfache Frage:
Wie ist es, heute zu studieren?
Von HARALD MARTENSTEIN 14 Fotos LENA GIOVANAZZI

Ich wollte noch mal an meiner alten Uni in Freiburg studie­ Rest beugt sich über Laptops oder Tab­lets. Um diese Vor­
ren, am liebsten ein ganzes Semester lang. Es hat dann aber, lesung anerkannt zu kriegen, das heißt, um die ECTS-
anders als bei Heinz Rühmann in der Feuerzangenbowle, Punkte zu bekommen, die man sammelt wie einst Rabatt­
nur für zwei Wochen gereicht. Das ist nicht viel, schon marken und auf die es beim Studieren heute ankommt,
klar. Die Redaktion war an einem Bericht interessiert, aber müssen Studierende bei ihrem Professor eine mündliche
auch etwas besorgt: ob so ein Projekt nicht gefährlich wer­ Prüfung bestehen oder eine Klausur schreiben. Wozu
den könnte für einen Autor aus der Baureihe »alter weißer ECTS-Punkte gut sind und was die Abkürzung bedeutet,
Mann«, der sich durch gewisse Texte zum Thema Gendern ist eine hochkomplizierte Materie, vielleicht erkläre ich das
unbeliebt gemacht hat? Ob es im Falle einer so problema­ besser später, sonst schlafen jetzt schon alle ein.
tischen Identität wie der meinen nicht klüger wäre, sich ein Eine Klausur, am Ende einer Vorlesungsreihe? So etwas
bisschen zu verkleiden? Bart ab, neue Haarfarbe, anderer Grausames wurde mir während meiner Studienzeit nie
Name? Verdeckte Recherche? Sogar das Wort »Leibwäch­ angetan. Ich ging fast jede Woche in andere Vorlesungen –
ter« fiel, bilde ich mir ein, aber das kann nicht stimmen. nach dem Lustprinzip. Was wir seinerzeit brauchten, hieß
Heute würde man doch eher »Leibwächter*in« sagen. »Schein« und wurde einem von Professoren, die sich d ­ uzen
Manche Kolleg*innen stellen sich, glaube ich, die Studie­ ließen, mitunter geradezu aufgedrängt. Auch das Lese­
renden von heute als eine verschärfte Version ihrer selbst pensum der Studenten scheint sich seither ähnlich explo­
vor, der typischen 30-, 40-, 50-Jährigen im Medien­betrieb. siv nach oben entwickelt zu haben wie die Weltbevölke­
Noch gerechter, noch veganer, noch mehr Haltung. Alle rung. Ich habe Leselisten von etwa 30 Titeln gesehen, also
Generationen der Geschichte haben ja genau dieses er­
hofft – eine Jugend, die sich den Weg ihrer Vorgänger zum

Während meines Studiums


Vorbild nimmt. Auf konservativen Web­sites wird der deut­
sche Hochschulbetrieb übrigens ganz ähnlich geschildert,
als eine Art Kaderschmiede der woken Kulturrevolution.
Dass die Jugend anders drauf ist, als die mittlere Ge­ne­ra­ habe ich gelernt, einen
tion sich das vorstellt, war ja auch jüngst am hervorragen­
den Wahlergebnis der FDP bei den Erstwählern abzulesen. Haushalt zu führen und zu
Ich selber hatte vor meiner Reise keine Befürchtungen –
nur Hoffnungen. Wie die Studentenkneipen wohl heute überlegen, bevor ich rede
aussehen? Worüber würde ich wohl bis zum frühen Mor­
gen mit den Kommilitonen diskutieren? Wie ist es, wieder
ganz frei zu sein und sich treiben zu lassen? Ich habe ein Büchern­und Aufsätzen, als dringend empfohlene Pflicht­
möbliertes Zimmer gefunden, leider recht weit draußen in lektüre für eine Veranstaltung. Für jede Sitzung kommen
der Vorstadt. Meine Ernährung stellte ich, aus Nostalgie, dann noch Texte hinzu. Dazu müssen die armen Geschöpfe
teilweise auf Knabberzeug und Dosensuppen um. 1982 für ihre ECTS-Punkte Protokolle oder mehrere Essays oder
habe ich in Romanistik und Geschichte den Magister beides verfassen, eine Klausur kommt oft noch obendrauf.
gemacht. Anstelle der Romanistik wähle ich diesmal aber Keine Gruppenreferate mehr, bei denen sich drei faule
als zweites Freiburger Fach die Germanistik, 1982 war der Säcke von zwei bienenfleißigen Studentinnen zu ihrem
Fachbereich eine linke Hochburg. Da will ich hin. Schein durchschleppen ließen. So kannte ich das.
Ich habe auf jeden Fall noch mal viel dazugelernt. Wenn Studieren ist also heute keinesfalls einfacher als 1982, in
zum Beispiel im Mittelalter ein Graf ein todeswürdiges Ver­ dem Jahr, in dem ich, nach 14 Semestern an drei Unis,
brechen begangen hatte, konnte es sein, dass er wegen seines hier in Freiburg endlich Examen gemacht habe. Im Gegen­
Standes nicht hingerichtet werden durfte. Stattdessen ver­ teil. Für viele aus meiner Generation war das Studium eine
urteilte man ihn zu einer Art Shit­storm. Der Delinquent Zeit der Selbstfindung, an deren Ende oft ein sicherer Job
musste bei möglichst matschigen Bodenverhältnissen einen wartete, egal, was man studiert hatte. Ich rede hier von den
räudigen, mit Jauche übergossenen und im Ideal­fall auch Geisteswissenschaften. Während meines Studiums habe
inkontinenten Hund tragen, und zwar barfuß bis zur Grenze ich gelernt, einen Haushalt zu führen, meine Gedanken zu
seiner Grafschaft. Auf dieser in der Regel weiten Strecke be­ sammeln, bevor ich rede, und mich schnell in fast jedes
gleiteten ihn Beschimpfungen und Spott seiner am Weges­ Thema einzuarbeiten. Alles ist irgendwie interessant.
rand versammelten Untertanen. Je mehr man über das Gibt es an der Uni heute noch diese vielen Liebschaften,
­Mittelalter erfährt, desto moderner wirkt es. an die ich mich dunkel zu erinnern glaube, gibt es über­
Die Vorlesung von Jürgen Dendorfer über »Politische Kul­ haupt Raum für alterstypische Exzesse, in Anbetracht sol­
turen des Mittelalters« findet, als eine von wenigen, trotz cher Leselisten? Ich habe keine Anzeichen dafür gefunden.
Pandemie in Präsenz statt, also nicht nur im internen Netz Die Studentenkneipen, die ich kannte, sind natürlich fast
der Universität. Einige Studierende, vielleicht ein Viertel, alle verschwunden, neue konnte mir niemand nennen,
machen sich auf Papier Notizen, wie vor 100 Jahren. Der bloß ein paar Sportbars. Einzige Ausnahme: das W ­ irtshaus

Die Mensa ist immer noch billig, aber die veganen Köttbullar mit betonhartem Kartoffelbrei haben Martenstein nicht geschmeckt
17
­ eumeyer, das jetzt aber Café Atlantik heißt. Weil die Mie-
N damit sie bei der Bewerbung ums nächste Praktikum ein
ten so hoch sind, fahren viele Studenten abends in die Vor- abgeschlossenes Studium vorweisen können. Der einst er-
stadt, manche sogar 80 Kilometer weit, zu den Eltern. Da wartete Ansturm auf das hochwertigere Masterstudium ist
lesen sie dann Aufsätze. an der Uni ausgeblieben. Die Fachhochschulen dagegen
Was ist bei der ersten Begegnung das Auffälligste an den werden immer attraktiver. »Die kooperieren mit Firmen,
Studierenden von heute? An irgendeinem Morgen habe ich das kann die Tür zu einem Job öffnen«, sagt Dr. Baßler.
beschlossen, eine Strichliste zu führen. Bis zum Abend hatte In den folgenden Tagen sitzen in der Bibliothek des Deut-
ich von meinen Mitstudierenden in diversen Veranstal- schen Seminars erwartungsgemäß dann auch nie mehr als
tungen genau 38 Mal das Wort »genau« gehört. Wenn sie ein halbes Dutzend Studenten. Das Gebäude wurde 1968
sich morgens im Spiegel sehen, sagen heutige Studierende eingeweiht, an der Wand steht immer noch eine pathetische
vermutlich »Ah ja, ich bin das, genau«. Abends, unter den Parole von damals: »Hast du heute schon gelebt?« Ich frage
Bettdecken der Vorstadt, seufzen sie: »Zeit zum Schlafen. Dr. Baßler, was bei den einst so rebellischen Germanisten
Genau.« Eine ähnliche Funktion, die Bestätigung des heute politisch so los ist.
Sprechenden durch sich selbst, hatte zu meinen Tagen das »Wenig. Es ist ruhig.«
Wörtlein »echt«. Du, ich bin echt müde, du. Echt. Später rede ich noch mit etlichen Lehrenden über dieses
An der Fassade des ältesten Kollegiengebäudes steht noch Thema. Alle werden das Gleiche sagen, nur in verschie-
immer der Satz »Die Wahrheit wird euch frei machen«, ein denen Worten. Klar, es gibt politische Gruppen, Klima-
Zitat aus dem Johannesevangelium. Im Inneren hat auch demos, Fridays for ­Future, Plakate hängen an Zäunen, aber
die Büste Otto von Bismarcks überlebt. Sogar die milita-
ristische Inschrift »Sie kämpften und starben für die Ret-

Man versackt während


tung des Reichs« ist unangetastet geblieben, an der Ehren-
tafel für die im Ersten Weltkrieg gefallenen Studenten. Den
Historiker freut das. Nicht weit davon hängt an der Wand
ein Informationsblatt für Studierende mit folgendem Satz: des Studiums nicht mehr so
»Sollten Sie für Ihren Abschluß nach GymPOI noch ECTS-
Punkte im MDK-Bereich benötigen, wenden Sie sich an leicht. Aber warum
das FFS.« Das ist die akademische Sprache von heute.
Am Schwarzen Brett werden immer noch Studentenjobs eigentlich nicht versacken?
angeboten: Weinlese, Babysitter, Korrekturlesen, alles wie
damals ... nein, dieser Job wäre 1982 am Schwarzen Brett
wohl tabu gewesen: »Sugardaddy gesucht? Akademiker aus das betreffe nur eine Minderheit – eine sehr überschaubare.
der Schweiz sucht Kontakt zu aufgeschlossenen Studentin- Studierende antworten auf dieselbe Frage meistens, sie
nen. Biete großzügige Unterstützung, erwarte regelmäßige ­seien wegen Corona seit einem Jahr nicht an der Uni ge­
Treffen.« Einer von sechs Zetteln mit Daddys E-Mail-­ wesen, weshalb sie kaum jemanden kennen.
Adresse wurde tatsächlich abgerissen. Es gibt also auch Auch zu den Bologna-Reformen haben alle ungefähr die glei-
2021 noch eine Art Sexualität an der Uni. Aber wie kriegt che Meinung. Begeistert ist niemand. Diese Reformen soll-
diese Studentin das alles bloß mit ihren Kurzessays und der ten, vereinfacht gesagt, gleiche Studienbedingungen in der
Leseliste unter einen Hut? Immerhin könnte sie dank der EU schaffen und den Uni-Wechsel erleichtern. Real hätten
großzügigen Unterstützung in der Innenstadt wohnen. sie das Gegenteil bewirkt. Alles sei komplizierter, verschulter,
Bei den Germanisten ist das Angebot an Vorlesungen, Übun- unfreier und bürokratischer geworden. Ob ich wisse, wie das
gen und Seminaren im Großen und Ganzen recht traditio- mit den ECTS-Punkten funktioniert? Falls ich heute nichts
nell, Weimarer Klassik, Heine, Kleist, die Schriftstellerfami- mehr vorhätte, erkläre man es mir gern. Nur das Erasmus-
lie Mann. Das Thema »Aspekte der Genderlinguistik« klingt Programm, mit dessen Hilfe man, vor Corona jedenfalls, ein
hingegen sehr heutig. Diese Veranstaltung findet aber leider, Auslandssemester einschieben konnte, finden alle super.
wie gewisse deutsche Verben, nur »unregelmäßig« statt. Nein, noch etwas finden viele gut: Man versackt während
Der Geschäftsführer des Deutschen Seminars, Harald des Studiums nicht mehr so leicht. Leistungsdruck dis-
Baßler, ist ein Mann, der sich über die Zukunft seines Fachs zipliniert. Aber warum soll man eigentlich nicht versacken?
wenig Illusionen macht. In den Achtzigerjahren haben hier Ich kenne Leute, die fast zwanzig Semester studiert haben,
an die 3000 Menschen Germanistik studiert, heute sind es dann ohne Examen abgingen und kraft ihrer an der Uni
noch 1000. Damals seien die meisten Söhne und Töchter lange gereiften Persönlichkeit glückliche Millionär*innen
des Bildungsbürgertums gewesen, die typische Germanistin geworden sind, von Scheitern würde ich da nicht sprechen.
war ein Lehrerkind. Die Lehrerkinder sind irgendwie weg. Bildung ist ein Selbstzweck, wie Sport. Sport muss man
Heute sei das Fach Germanistik bei Kindern aus Migranten- auch nicht groß begründen.
familien beliebt, typische Eltern arbeiten in Pflegeberufen. Schwendemann sieht das sicher genauso. Er sagt, dass es
Viele machen hier aber nur schnell den Bachelor, ­vielleicht früher mit der Politik ähnlich war wie heute: Eine H ­ andvoll

Die Schließfächer im Gebäude der Germanisten kennt Martenstein, es gab sie schon zu seiner Zeit
18
Studenten führte das große Wort, wir anderen waren nur letzten Jahre. Hier eine Auswahl: Kolonialismus und Ge-
Zuschauer. Professor Heinrich Schwendemann ist Jahr- nozid, Geschichte des modernen Rassismus, Geschichte
gang 1956 und hat zeitgleich mit mir studiert, sogar mit der Nachhaltigkeit, Umwelt und Gerechtigkeit, Mode und
dem gleichen Schwerpunkt, Nationalsozialismus. Kennen- Moderne, Geschichte der Feindbilder, Geschichte der mo-
gelernt haben wir uns trotzdem nicht. Er stammt aus dem dernen Polizei, Chinesische Umweltgeschichte, Geschich-
Schwarzwald und ist in seiner Heimat geblieben, ein gan- te des Waldsterbens, Kolonialismus im Mittelmeerraum,
zes Berufsleben lang. Jetzt hört er auf, dies ist sein letztes Antisemitismus als popkulturelles Problem. Das Karibik-
Semester. Sein Seminar über Ostpreußen ist brechend voll, Seminar »Piraterie, Sklaverei und Gelbfieber« verspricht
was sicher auch der Fall wäre, wenn Schwendemann ein Action pur, das Seminar »Lesbische Lebenswelten im deut-
Seminar über die Geschichte des Semikolons hielte. Er ist schen Südwesten« wäre natürlich eine reizvolle Heraus-
charismatisch, witzig, er rockt das Haus. Im Seminar sagt forderung. Besucht habe ich dann Seminare, Proseminare
er Sätze wie: »Es gab linke Nazis«, wahre Sätze, für die an- oder Übungen zu den Themen Umwelt und Gerechtigkeit,
dere womöglich einen räudigen Hund durch die Freiburger Nachhaltigkeit, Rassismus, Antisemitismus, Kolonialismus
Innenstadt tragen müssten. und Waldsterben. Zum Abschmecken dieser vielleicht
Als wir Kaffee trinken, sagt er gut gelaunt: »Wir sind jetzt doch etwas wenig diversen Mischung fügte ich ein Semi-
wie die alten Leute, die in unserem Dorf früher vor dem nar über die mittelalterliche Märendichtung hinzu – ich
Haus saßen und die Welt nicht mehr verstanden.« hatte keine Ahnung, was das ist – sowie die Vorlesung über
Vorm Historischen Seminar trifft Schwendemann einen politische Kulturen des Mittelalters.
Professor, dessen Namen ich wohl besser nicht nenne. Der
Mann sieht völlig erschöpft aus. Er sagt: »Ich hab heute

Ich lasse es im Unklaren,


den ganzen Tag durchgeprüft. Staatsexamen.« Der letzte
Kandidat hatte seinem Eindruck nach kein einziges Buch
zu den Prüfungsthemen gelesen, da kam nur substanzloses
Gelaber. Das war bitter für den Professor. Ich sage: »Der ob ich Mann, Frau
ist doch sicher durchgefallen.« Der Professor sagt: »Nein.
Dann klagen die Eltern, alles schon erlebt. Wer steht in so oder etwas Drittes bin
einem Fall hinter mir? Niemand.«
Später spreche ich mit Ronald Asch. Professor Asch ist
seit diesem Semester emeritiert. Er versteht den Kollegen. Manche Veranstaltungen finden in Freiburg auf Englisch
»Wenn er einen durchfallen lässt und Pech hat, bleibt er am oder Arabisch statt, das ist mir zu anstrengend. Im Stu-
Ende auf den Prozesskosten sitzen.« Insofern gilt das Leis- dium generale, das sind offene Angebote für alle Studie-
tungsprinzip also doch nur eingeschränkt. renden, kommen die trendigen Islamwissenschaften auf 15
Asch hat nichts mehr zu verlieren, deshalb frage ich ihn Veranstaltungen, die Philosophie auf fünf, Physik nur auf
nach politischem Druck: Darf man an der Uni wirklich eine. Um Naturwissenschaften kümmern sich zum Glück
nicht mehr sagen, was man denkt? Aufpassen müsse man schon die Chinesen.
natürlich schon, antwortet er. Ein Kollege habe zum Bei- In den Seminaren gibt es immer eine Vorstellungsrunde.
spiel vor Studierenden das Osmanische Reich, Vorläufer Ich sage jedes Mal, dass ich vielleicht eine Reportage für
der Türkei, als »rückständig« bezeichnet. Das war zweifel- das ZEITmagazin schreibe. Die Reaktion ist immer die
los wertend. Die Aufregung war groß. Asch zuckt mit den gleiche – freundliches Desinteresse. Ich bin wohl auch des-
Achseln. »Der Kollege ist mit einem Streifschuss davon- halb nirgends aufgefallen, weil es an der Uni von Leuten
gekommen.« Näher erklären möchte er das nicht. meiner Generation nur so wimmelt. In fast jeder meiner
Das Osmanische Reich – dies sage jetzt ich – war eine ver- Veranstaltungen saßen ein, zwei Rentner-Studenten, die
rottete Despotie und Kolonialmacht, die am Ende nichts es noch mal wissen wollen. Studierende sind jung oder 60
mehr auf die Reihe gekriegt hat. Aber auch Sultane haben plus. Die dazwischen sind die Dozenten. In den Semina-
ihre Fans, wie es scheint. ren sind die Senioren auffallend aktiv und reden viel. Wie
Um die politische Stimmung an der Uni noch detaillierter auch bei jungen Studierenden sind Frauen in der Überzahl.
zu checken, besuche ich die Toilette der Universitätsbiblio- Wenn ich heute zwanzig wäre und Karriere machen wollte,
thek. Klosprüche können eine wichtige, weil ungefilterte als Mann, würde ich es vielleicht auch eher in der quoten-
Quelle für den Historiker sein. An den Klowänden steht freien Immobilienbranche versuchen als bei den Geistes-
»Kein Ökokapitalismus!«, »Stasi-Security raus!« sowie, für wissenschaftlern.
mich einigermaßen überraschend, »Ulbricht = Volksver- In der Studierendenberatung habe ich gefragt, welches
räter«. Die Parole »Keine Gitarren für talentlose Hippies!« Fach jemand wie ich heute wählen sollte, wäre ich noch
wäre auch 1982 mehrheitsfähig gewesen. mal Anfang zwanzig. Vorher hatte ich Zivildienst gemacht,
Die Historiker bieten im Vorlesungsverzeichnis ein ähn- mittler­weile ist er abgeschafft. Deshalb war schon die Prä-
liches Themenspektrum wie die Spiegel-Titelstorys der misse meiner Frage falsch. Friedrich Arndt erzählt, dass er es
19
heute als Studienberater gar nicht so selten mit 17-Jährigen studiert. Fast alle von uns taten das. Der Kurs war legendär,
zu tun hat, die ihre Erziehungsberechtigten zur Beratung Berger sah sogar aus wie Marx. Transformation der Gesell-
mitbringen. Denn Abitur machen heute viele­halt schon schaft, Kontrolle durch den Staat, am Ende der Kommu-
mit 17. Die Anwesenheit behütender Eltern macht die nismus, also ein Paradies ohne Wettbewerb, so viel anders
Beratungssituation sicher nicht einfacher. Viele Studien­ als die Thesen von Sighard Neckel ist der Marxismus ja nun
anfänger seien heute sehr sicherheitsorientiert. Sie wollen auch nicht gewesen. Berger hat erst vor zwei Jahren, hoch-
etwas erstens Sinnvolles mit zweitens klarer Berufsperspek- betagt, mit seinem Kapital-Kurs aufgehört. Zu schade, dass
tive studieren, Jura oder Betriebswirtschaft zum Beispiel. wir uns verpassen.
Das sind die Hits. Da will man hin. Arndt warnt allerdings, Als finalen Höhepunkt vergleichen wir das gerade frisch
wenn vor ihm eine Kandidatin sitzt, bei der er kein ech- veröffentlichte Sondierungspapier der Ampelkoalition mit
tes Interesse an diesen Fächern spürt. Die weitverbreitete einem Text des Nachhaltigkeitspioniers Carlowitz. Tat-
Ängstlichkeit der Studierenden kann er nicht nachvollzie- sächlich, ein paar ­Ideen dort klingen ähnlich. Nachhaltig-
hen. »Die heutige Studentengeneration ist relativ klein, sie keit wird gedacht und gestaltet.
könnte von den Arbeitgebern viel fordern.« Sein Rat, in Mären sind übrigens unterhaltsame, oft komische Ge-
einem Satz: Einfach studieren, worauf man Lust hat. Das schichten in Gedichtform. Im Mittelalter konnten sich
sei immer noch die beste Wahl. Autoren aus niederen Ständen damit Geld und Ruhm
Das Seminar »Nachhaltigkeit denken und gestalten« ist erwerben. Sie reisten von Ort zu Ort und trugen vor
eine interdisziplinäre Veranstaltung, geleitet von der His- Publikum ihre Werke vor, ähnlich wie das heute Poetry-
torikerin Melanie Arndt und der Soziologin Nina Degele, Slammer tun. Berühmt wurden der Schuhmacher Hans
Schwerpunkt Gender Studies. Dank dieses Seminars kann Sachs und jemand, von dem nur sein Künstlername »Der
ich jetzt bei jeder Party mit dem Satz angeben: »Die For- Stricker« überliefert ist. »Googeln Sie den Namen ru-
derung nach Nachhaltigkeit hat übrigens Hans Carl von hig«, sagt die Professorin Martina Backes. Die Gedichte
Carlowitz Anfang des 18. Jahrhunderts zum ersten Mal heißen zum Beispiel Der nackte Ritter, Der schwangere
formuliert, in Deutschland.« Als wir uns vorstellen, sollen Mönch oder Das Nonnenturnier, häufig sind sie obszön,
wir sagen, wie wir angesprochen werden möchten. Also als
Mann zum Beispiel, als Frau oder irgendwie anders. Nie-
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mand im Plenum kommentiert diesen Wunsch. Aber die
meisten Teilnehmenden ignorieren ihn, zumal ihre Optik
und ihr Vorname auf dem Schild, das wie in fast jedem

© Zeichen & Wunder, München


Seminar vor uns steht, deutliche Gender-Signale senden.
Die Frau, die hinter mir sitzt, schreibt auf ihr Namens-
schild als Ergänzung ein »sie« und malt eine Klammer um
das »sie«. Jetzt sieht es aus wie ein eingeblendeter Politiker-
name im Fernsehen, »Friedrich Merz (CDU)«. Es ist eine
für alle etwas peinliche Situation.
Ich lasse es im Unklaren, ob ich Mann, Frau oder etwas
Drittes bin. Es ist doch viel spannender, das selbst heraus-

fett
zufinden. Damit wir uns besser kennenlernen, werden Bil-
der von Kühen an die Wand projiziert. Die Kühe schauen,
stehen, fressen Gras, was Kühe halt so tun. Jede Person
soll jetzt sagen, mit welcher Kuh sie sich identifiziert und
warum. Schon wieder ist also ein Bekenntnis gefragt. Ich

fair*
komme als einer der Letzten an die Reihe und wähle die
Kuh, zu der sich bisher niemand bekannt hat, sie wirkt
auf mich wirklich ein bisschen weniger aufgeweckt als die
anderen. In einer nachhaltigen Welt sollte jede Kuh einen
Studierenden abkriegen. Dann sehen wir uns als Film einen
Vortrag des Soziologen Sighard Neckel an. Auf dem Weg
zur totalen Nachhaltigkeit gibt es demnach drei Phasen.
Zuerst kommt die ökologische Modernisierung der Wirt-
schaft, dann folgt die Transformation der Gesellschaft, am
Ende stehen die Kontrolle des Ganzen durch den Staat so-
wie »ein gutes Leben ohne Wachstum und Wettbewerb«.
Mir fällt mein Kapital-Kurs ein. Ich habe früher in Freiburg
bei Michael Berger Das Kapital von Karl Marx i­ntensivst

*Öko, sozial und fair in Produktion und Prozess. Weltweit.


#ökofürswir
20
­ anchmal sehr obszön. Vor allem der Klerus kommt in
m Broschüren und eine Art Kundgebung. Eine Band spielt,
den Mären nicht gut weg. zwei Frauen, ein Mann, noch jung, aber vielleicht etwas zu
Kirchenkritik, sagt Backes, habe es das gesamte Mittelalter alt, um Studenten zu sein. An genau dieser Stelle standen
hindurch gegeben. Ein gewisses Maß an Opposition gegen früher die linken Gruppen und riefen fast täglich zur Re-
die Obrigkeit war also möglich. Im Freiburger Münster volution auf, die gern auch bewaffnet sein durfte. Diese
hängt sogar ein Bild über dem Hochaltar, auf dem Petrus Band aber sieht eher nach Hippies aus. Keine Gitarren für
als einziger Apostel keinen Heiligenschein trägt, er schaut talentfreie Hippies – okay, sie klingen ganz passabel. Einen
miesepetrig und ist schlampig angezogen. Damit wurde, der Songtexte habe ich zum Teil mitgeschrieben: »Wenn all
erzählt Backes, der Papst geschmäht, offizieller Nachfolger das, was vor dir liegt / auf einmal einen Sinn ergibt / dann
Petri. Die angeblichen Heiligenreliquien in den deutschen scheint durch die Dunkelheit / auf einmal ein Licht.«
Kirchen stammen übrigens nicht selten aus römischen Ka- Das Publikum applaudiert. Am Stand trägt jemand einen
takomben, von irgendwelchen anonymen Toten. Als die Hoodie mit der Aufschrift »Frieden – Freiheit – Demokra-
Freiburger einen Heiligen brauchten, kauften sie sich in tie«. Es sind Eltern, die Gruppe heißt »Eltern stehen auf«,
Rom ein paar Knochen. und sie protestiert gegen Corona-Impfungen für Kinder.
Die Geschichtswissenschaft in einem Satz: Weniges von Mein Seminar zur Geschichte des Waldsterbens macht
dem, was wir für neu halten, ist wirklich neu. Das meiste eine Exkursion ins bezaubernde Kleine Wiesental. Um so
gab es schon einmal in ähnlicher Art. Und Sündenböcke eine Exkursion genehmigt zu bekommen, müssen sechs
wurden immer gebraucht – eine gute Überleitung zum verschiedene Formulare ausgefüllt werden. Das Seminar
Antisemitismus. ist interdisziplinär und wird von dem Historiker Martin
In der Veranstaltung über Antisemitismus in der Popkultur Bemmann und dem Forstwissenschaftler Roderich von
sollen wir erst einmal herausfinden, wie man Antisemitis- Detten geleitet. Beide versuchen, mit dem Missverständnis
mus erkennt. Die jungen Dozenten – es sind gleich drei – aufzuräumen, es handle sich beim deutschen Wald um so-
stellen den Studierenden einige Beispiele vor und lassen sie genannte »Natur«. Der Wald ist eine menschengemachte
diskutieren: antisemitisch? Oder eher nicht? Überraschend Kulturlandschaft und Produktionsstätte des Wirtschafts-
eindeutig ist der Antisemitismusbefund des Seminars bei gutes Holz, etwa die Hälfte davon gehört Privatpersonen.
den Animationsfilmen der Comedyserie Family Guy aus Eine Million Deutsche besitzen Wald. Viele haben ihn
den USA, die im deutschen Fernsehen bei ProSieben ge- geerbt und lassen ihn heute verwildern, das Holz kommt
zeigt werden. Ihr Schöpfer Seth MacFarlane arbeitet mit dann halt aus anderen Ländern, Holz wird ja gebraucht.
dem Klischee der »jüdischen Geldgier«. Oder entlarvt er Ziel der Exkursion ist der Wald von Heinrich Spieker. Vor
es nur? In den USA hat MacFarlane durchaus Verteidiger. 15 Jahren hat er, ein inzwischen emeritierter Forstwissen-
Anders liegt der Fall bei »Jana aus Kassel«. Vielleicht erin- schaftler, sich drei Hektar Wald gekauft. Das meiste darin
nern Sie sich: Jana ist eine junge Frau, die sich als Rednerin macht er noch selbst. Spieker ist ein wunderbarer Erzäh-
auf einer »Querdenker«-Demo mit der Widerstandskämp- ler, so wie Schwendemann. Er erzählt, wie er Baumstämme­
ferin Sophie Scholl verglichen hat und danach tagelang in entastet, damit ihr Holz schöner und wertvoller sein
­
den Medien niedergemacht wurde. Der Vergleich war un- wird, wenn sie in vierzig Jahren gefällt werden, von wem
passend, das stimmt, um ihr Leben muss Jana zum Glück auch immer. Er erzählt, dass in Schweden vor 250 Jahren
nicht fürchten. Für sie steht der Kampf gegen die Nazis Eichen­wälder für die künftigen Schiffe der schwedischen
allerdings für das Gute, was soll daran antisemitisch sein? Flotte gepflanzt wurden. Niemand ahnte, dass eines Tages
Das Urteil des Seminars lautet: Freispruch für Jana. die Kriegsschiffe gar nicht mehr aus Holz sein würden.
Die Uni, diese hier jedenfalls, kommt mir oft wohltuend Jetzt wird Eichenfurnier aus diesen Bäumen gemacht, und
anders vor als die Medienwelt, aus der ich komme. Hier wieder pflanzen Menschen neue Eichen für die Menschen
wird nicht so schnell und gnadenlos geurteilt, es wird nicht der Zukunft. Das ist Waldwirtschaft, Denken in Genera-
ganz so viel moralisiert, stattdessen geht es um Analyse. In tionen und Jahrhunderten. Spieker erzählt, dass wegen des
keinem Seminar hatte ich den Eindruck, dass vorsätzlich, Klimawandels die Lärchen sterben und dass er jetzt für die
auf Teufel komm raus und ohne die Möglichkeit des Wi- übernächste Menschengeneration Douglasien aus Nord-
dersprechens eine bestimmte Weltsicht in die Hirne der amerika pflanzt, die halten Trockenheit besser aus. Viele
Studenten gepflanzt werden soll, ein Eindruck, den ich bei lehnen diese Art von Vegetationsmigration ab, fremde Ar-
manchen Medien ständig habe. Vielleicht hatte ich in Frei- ten, aber es muss doch weitergehen mit dem Wald. Sollen
burg auch einfach bloß Glück. Es passierte aber ebenfalls wir den Enkeln Brachland vererben?
nie, dass Studierende in einer Veranstaltung rebellisch wur- Das Waldsterben der Achtzigerjahre sei, anders als der
den und dem Professor oder der Professorin mal energisch Klimawandel, hauptsächlich mediengemacht gewesen,
widersprachen, und das auch noch mit deutlich erkenn- sagt Spieker. Wenn es zur Untersuchung eines bestimmten­
barer Sachkenntnis. So etwas konnte 1980 vorkommen. Phänomens erst mal Forschungsgelder gebe, setze dies
Am Wochenende laufe ich durch die Stadt. Vor dem Kol- den Anreiz, dessen Existenz zu bestätigen. Sein Kollege­
legiengebäude II der Universität gibt es einen Stand mit von Detten unterbricht ihn. Dies sei jetzt aber eine
21
­ inderheitsmeinung. Spieker bleibt stehen, mitten im
M Formulierungen wie »bratwurstbraune Augen« oder »eine
Mischwald wächst ein kleiner, zarter Kirschbaum. Spieker brutal bebrillte Blondine« gefeiert wird.
sagt: »Kirschbäume mögen alle.« Aber nicht jeder kann Die Texte der Slammer handeln vom Viel-zu-dick-Sein,
ein Kirschbaum sein. vom Viel-zu-dünn-Sein, vom Veganersein, von der Män-
Die Studierenden sind durchweg begeistert von Spieker. ner- oder Frauensuche, von Ansprüchen, denen man nicht
Auf der Rückfahrt kommt das Gespräch auf den Super- genügt. Der lustige Veganer – »ich esse nicht für mich,
star der Forstwissenschaft, den Bestsellerautor Peter Wohl- sondern für eine bessere Welt, wo Hafermilch und Agaven-
leben. Der sei eine Reizfigur und werde in der Fachwelt von dicksaft fließen« – kommt mit Jaromir ins rein männliche
vielen abgelehnt, sagt von Detten: »Da spielt auch Neid Finale, beide verlieren dort gegen den viel zu dünnen Lenny
’ne Rolle.« Die reine Wissenschaft, frei von wissenschafts- aus Mainz. Am Ende des Slams macht der Moderator noch
fernen Motiven, gibt es wohl wirklich nur selten. einmal Stimmung. Er bringt die Menge sogar dazu, im
Bei den Historikern stehen die wichtigsten Informationen Chor zu skandieren. Alle rufen gemeinsam, immer wieder:
für Studienanfänger im »Tutoriatsreader«, darunter ein Rat »Ich bin ersetzbar! Ich bin ersetzbar! Ich bin ersetzbar!«
für mündliche Prüfungen, den ich zunächst für bizarr hielt: Hatte der Studienberater nicht von den blendenden Be-
»Einsilbige Antworten werden fast immer zum Nachteil der rufschancen dieser Generation gesprochen? Vielleicht hat
geprüften Person ausgelegt.« Heinrich Schwendemann hat sie eine allgemeine Zukunftsangst, dafür gibt es ja genug
erzählt, dass ihm wirklich schon mal in einer mündlichen Gründe. Auf jeden Fall kann alles, was du sagst oder tust,
Prüfung die Fragen ausgegangen sind, wegen der knappen dir heute ewig nachgetragen werden, irgendwo steht es ge-
Antworten des Prüflings. schrieben und kann eines Tages gegen dich verwendet wer-
Vielleicht bin ich deshalb mit den Studierenden nicht den. »Nein« ist ein riskantes Wort. Das ist der Unterschied
wirklich ins Gespräch gekommen. Sie sind ein bisschen zwischen dem Studium im Jahr 1982 und heute.
wortkarg. Wenn ich es versucht habe, kam nie etwas, das Genau.
der Erwähnung wert wäre. Sie sind bestimmt klug, aber
vorsichtig und defensiv. Sie sind freundlich, höflich und 30.12.21  N0 1
kurz angebunden. Vielleicht aber auch ängstlich, das kann
sein. Meistens kamen sie allein ins Seminar und gingen am
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Ende auch allein.
Ein Beispiel, von mir destilliert aus drei, vier Dialogen: »Ge-
fällt es Ihnen hier an der Uni?« – »Ja.« – »Gibt es auch etwas,

© Zeichen & Wunder, München


das Ihnen nicht so gefällt?« – »Corona. Schrecklich, oder?«
– »Und die Mieten?« – »Genau. Sehr hoch.« – »Ich schreibe
etwas, ich hatte das im Seminar erzählt.« – »Ja, spannend.
Viel Erfolg.« – »Was möchten Sie denn beruflich mal ma-
chen?« – »Ich denke über Verschiedenes nach, Sie wissen,
wie das ist.« – »Wie wär’s mit einem Kaffee?« – »Sehr gern,
aber ich muss weiter. War schön, mit Ihnen zu reden.«
Sie wollen auf keinen Fall einen Fehler machen. In den

fett
Pausen rauchen manche unauffällig und diskutieren darü-
ber, welcher der Historiker, die regelmäßig im Fernsehen
auftreten, der beste sei. Der Australier und Deutschland-
Experte Christopher Clark ist wohl am beliebtesten.
Im Café Atlantik findet ein Poetry-Slam statt. Das Atlantik,

fair*
also das frühere Neumeyer, ist tatsächlich noch eine echte
Studentenkneipe, Mittagstisch ab 2,80 Euro. Die Lasagne
Mexiko, mit Bohnen, scheint bisher nicht wegen kultureller
Aneignung negativ aufgefallen zu sein. Sieben Slam-Poeten
treten an, vier davon Frauen, jede hat sechs Minuten, um
mit ihren Texten und ihrer Performance den Saal zu er-
obern. Zur Jury gehört, wer sich im Publikum für diesen
Job schnell genug meldet und vom Moderator ausgewählt
wird, zwei von fünf Jurymitgliedern heißen Anna.
Drei der Poeten sind schon älter, darunter eine Mathe-
lehrerin und Jaromir, ein 64-jähriger Tscheche, der wegen
seiner rollenden R-Laute, die wahrscheinlich an das Rau-
schen der Moldau bei Regenwetter erinnern, und wegen

*Öko, sozial und fair in Produktion und Prozess. Weltweit.


#ökofürswir
Kuss zurück
Es gibt gute Gründe, nicht zu Opa
zu fahren, dachte unsere Autorin vor
einem Jahr. Sie schob den Besuch
auf – und kam zu spät

Illustration MOLLY FAIRHURST


Von AMONTE SCHRÖDER-JÜRSS

Mein Großvater wurde in einem mich gewickelt, anders als seine Söhne.
Wildblumengrab beigesetzt, und das Stundenlang im Kinderwagen durch
als jemand, der allem Aufblühen von die Kleingartensiedlung geschoben.
Wildheit in seinem Garten rigoros Immer darauf geachtet, den Rauch
den Kopf abschnitt. Die kleine Urne seiner Zigarette vom Kinderwagen
verschwand zwischen toten Blüten, wegzuatmen. Nach einem Jahr hat er
wir traten ans Grab, Erde traf auf nicht mehr geraucht.
Erde. Meine Großmutter stieg in 27 Jahre später, 2019, schaute ich an
­einen Wagen, wie man ihn auf einem dem Gesicht vorbei, das ich noch nie
Golfplatz fährt, da sie den verschnei­ zuvor hatte weinen sehen. Diagnose:
ten Weg über den Friedhof am Stock Prostatakrebs. Da war er 85. Wir sa­
nicht mehr schaffte. Ihre Worte am hen lautlos das Fernsehquiz in seinem
Grab waren für mich gewesen, das Wohnzimmer. Vor uns die Schneide­
Lächeln für die wenigen Gäste, die bretter, das geviertelte Graubrot, da­
letzte Geste galt nur ihrem Mann: hinter die stummen Münder der
eine Hand in der Luft. Abschied nach Quizkandidaten.
63 Jahren, während der Wagen mit Mein Vater begleitete ihn zum Arzt.
ihr davonzockelte. Stundenlang las er sich später im In­
Mein Großvater hatte die Zeit nach ternet ein. Ob man nicht auch dies
seinem Tod vorbereitet. 1500 Euro oder jenes versuchen könnte, fragte
hatte er hinter der Holzkommode ver­ er dann. Ja, das könne man natürlich
steckt, in kleinen Scheinen. Zwanziger, schon versuchen, seufzte der Arzt.
Zehner, Fünfer. Scheine, mit denen Zu spät merkte ich, dass mein Groß­
man einkaufen gehen kann, Butter­ vater begann, heimlich die dünnen
milch, Honig, Graubrot, Heringssalat. Binden meiner Großmutter zu tra­
Oder jemanden an der Tür fürs Ein­ gen, die für ihre Blasenschwäche ge­
kaufen bezahlen. Meine Großmutter dacht waren. Weil er unterwegs nicht
hat nie gelernt, einen Bankautomaten mehr anhalten konnte. Um es zum
zu bedienen. Ohne Hilfe konnte sie Einkaufen zu schaffen, suchte er sich
die Wohnung ohnehin nicht mehr auf seinen Wegen immer die gleichen
verlassen. Drei Stockwerke schaffte sie Pinkel­bäume, halb versteckt in der
nicht mehr. Er wollte, dass sie ausrei­ Fußgängerzone. Rannte, auf der Su­
chend Bargeld im Haus hatte. che nach einer Toilette, aus einem
Als er vor einem Jahr starb, fühlten Edeka, ohne zu bezahlen. Viel zu spät
drei Menschen sich schuldig: mein sagte ich: »Hier sind Herrenbinden,
Vater, weil er ihm nicht mehr geholfen Opa. Für Männer.« So war es erträg­
hatte. Die Pflegerin, weil sie ihm nicht licher. Es waren Windeln.
mehr Morphium gegeben hatte. Ich, Mein Großvater hat die Pflegeleis­
weil ich zu spät gekommen war. Drei tungen, die ihm zustanden, an mei­
Tage zu spät. Kurz nach Weihnachten. ne Großmutter abgegeben. Er nahm
Vor meiner Tür steht jetzt sein bronze­ keine Hilfe für sich in Anspruch. Die
farbenes Auto. Er fuhr immer das Vereinbarung, die er mit dem Pflege­
gleiche Modell, Opel Corsa, immer in dienst traf, war einfach: Sie bekam das
derselben Farbe. Fast ein Jahr brauchte doppelte an Zeitaufwand, Fürsorge
ich, bis ich mich traute, den Zünd­ und Aufmerksamkeit. Seine Zeit.
schlüssel zu drehen. Den Blinker zu Er setzte seine Hormonspritzen heim­
bedienen, der viel zu laut tickte. Den lich ab, sodass wir nicht eingreifen
er immer vergaß wieder auszustellen. konnten. »Der Urologe meint, es sieht
Mit dem Ticken kommen Bilder. Ich alles gut aus«, sagte er zwischen zwei
sehe das Auto nach der Schule auf Graubrotbissen. Dabei ging er schon
mich warten, waren wir verabredet, lange nicht mehr hin. Dafür ging er
kam er nie zu spät. Tick. Wer zuerst einkaufen, auf den Markt, trug stoisch
eine Straßenuhr sieht, spielen wir im den Müll vom dritten Stock herunter.
Auto. Tick. Wir fahren extra an dem Eines Tages klingelte mein Telefon.
Haus mit der funkelnden Weihnachts­ »Du musst mir bitte noch einmal er­
beleuchtung vorbei. »Opa, erzählst du klären, was du genau arbeitest«, bat er.
mir eine Spinnergeschichte? Es soll Meine Großmutter fragt mich bis heu­
ein Reh vorkommen!«, bat ich. Er hat te konsequent, ob ich denn auch gute 24
30.12.21  N0 1

Noten hätte. Mein Großvater jedoch Später erfuhr ich, dass er sie darum
wollte auf einmal alles ganz genau er- gebeten hatte, nichts zu sagen. »Bloß
klärt haben. Zum ersten Mal. Beim keine Sorgen machen, du hast so viel
Auflegen zögerte er: »Oma ist tüdelig«, zu tun«, erklärte mir meine Groß-
sagte er nur. Später erfuhr ich, dass sie mutter. Als er gestorben war, hatte ich
ihn morgens nicht mehr erkannte. nicht mehr zu viel zu tun. Ich stieg
Bevor Menschen sterben, werden in den Zug nach Hamburg. Am glei-
sie unruhig. Mein Großvater fiel aus chen Abend betraten drei Männer in
dem Bett, lag auf dem Boden. Mei- schwarzen Anzügen die Wohnung.
ne Großmutter, im Bett, konnte ihm Im Wohnzimmer glitzerte noch La-
nicht helfen. Schließlich war er ihr metta, in der Ecke ein Plastikbaum.
Körper: Arme und Hände, die sie Wir saßen im Esszimmer. »Das ist ja
morgens anzogen und wuschen, Bei- nett, dass die Familie da ist, das hat
ne, die für sie einkauften. Also drück- man ja sonst nicht.« Wir nickten. Ich
te sie auf den Knopf, der an einer stellte mir vor, wie dieser Moment
Schnur um ihren Hals baumelte, für sein muss, wenn jemand ganz allein
Notfälle gedacht. Wir hatten ihn ihr in der Wohnung zurückbleibt.
vor Monaten umgehängt. Zwei Jahre Meine Großmutter saß da, zuckte zu-
hatte sie sich schon nicht mehr eigen- sammen, als die Kiste an ihr vorbei-
ständig angezogen, nie war sie ohne getragen wurde.
Hilfe aufgestanden. In dieser Nacht »Alles gut«, murmelte mein Vater.
schaffte sie es ganz allein in Pullover, »600 Euro«, entschuldigte sie sich.
Hose, sogar Socken, und öffnete die Dafür, dass die Sanitäter in der Nacht
Tür. Die Sanitäter nahmen meinen anrücken mussten. »Sie meinten,
Großvater nicht mit, sie hievten ihn dass nur ich meinen Knopf benutzen
einfach vom Boden aufs Bett. darf.« – »Das ist nicht schlimm«, ant-
Auf dem Bauch, mit dem Kopf am wortete mein Vater.
Fußende ließen sie ihn liegen, er- Irgendwann saß ich mit meiner Groß-
zählte meine Großmutter später. mutter im Wohnzimmer, sie schlief
Er sagte, sie solle uns mitten in der auf der Couch, ich neben ihr auf dem
Nacht besser nicht wecken. Er wollte Boden, mein Vater im Gästezimmer,
wohl auf keinen Fall in ein Kranken- in das Schlafzimmer trauten wir uns
haus gebracht werden. Sie konnte nicht. Ich deckte sie zu. »Er hat mich
ihn nicht umdrehen, also rief sie ihre angeschrien.« Ihr Blick war klar. »Du
Pflegekraft an. Mitten in der Nacht willst doch, dass ich krepiere, hat er
setzte sich eine halb fremde Frau in geschrien.« – »Manchmal sagen wir
ihr Auto und fuhr zu einer Familie, solche Dinge, wenn wir Schmerzen
die nicht ihre war. haben, Oma.«
Er starb am nächsten Morgen. Am Sein Körper hatte auf dem Ehebett
Montag nach Weihnachten. Am einen Abdruck hinterlassen. Auf dem
Donnerstag wäre ich zu ihm von Ber- Nachttisch ein Bild von meiner jungen
lin nach Hamburg gefahren. Andert- Großmutter, daneben der erste Arti-
halb Stunden Fahrt. kel, den ich kurz zuvor veröffentlicht
Weihnachten kam ich nicht. Ich war hatte. Ich wusste, er hatte zweimal
beschäftigt, mit einer Recherche, die die falsche Zeitung gekauft – einmal
sich nicht verschieben ließ, Freunden, die FAZ, dann die Bunte. Dann war
denen ich Weihnachten nicht absagen er trotz Schmerzen noch einmal los-
konnte, einer Pandemie, die ich vor- gegangen. Auf seinem Nachttisch lag,
schob. Aber am meisten beschäftigte aufgeschlagen, die richtige Zeitung.
mich in dieser Zeit: ich selbst. Mein Großvater hat sein ganzes Leben
In der Woche zuvor hatte ich ange- lang hart gearbeitet, als Schlosser. In
rufen. Mein Großvater nahm nicht der Woche nach seinem Tod bemerkte
selbst den Hörer, er konnte ihn nicht ich 200 Euro mehr auf meinem Bank-
mehr halten. Anstatt in einen Zug zu konto. Dazu fünf Wörter auf meinen
steigen, umklammerte ich das Handy: Kontoauszügen, sie erschienen jeden
»Oma, gib Opa einen Kuss von mir.« Monat aufs Neue, ein halbes Jahr lang.
Dann, leise aus dem Hintergrund: Seine letzten an mich. Verwendungs-
25 »Kuss zurück.« zweck: »Für dein Studium von Opa.«
Florian Jaenicke 26 FRIEDRICH UND DAS LEBEN

An einem sonnigen Tag schob ich Friedrich auf einen Hügel in un- Auch wenn ich an die Mühe in unserem Alltag, an das Gerangel
serer Stadt. Der Blick von hier oben ist atemberaubend, aber der mit dem Gesundheitssystem und der Bürokratie denke, komme
Weg steil und kopfsteingepflastert; es ist eine Plackerei, ihn hinauf- ich mir vor wie Sisyphos. Es ist ein endloser, trostloser Kampf
zuschieben. Während Friedrich das Geruckel mag, hat er von der ohne Aussicht auf Erlösung. Aber er kann ein Menschenherz aus-
Aussicht mangels Sehkraft nicht sehr viel. Warum tue ich mir das füllen, wie Camus schrieb. Oben angelangt, sind wir dem Himmel
an? Wohl aus Trotz, ich will nicht hinnehmen, dass er diese Schön- näher – und ich dem Gedanken, was aus Friedrich wird, wenn er
heit nicht genießen kann. Vielleicht fühlt er sie. eines Tages ohne uns ist.

Ein Jahr lang veröffentlichte der Fotograf Florian Jaenicke, 52, im ZEITmagazin eine Kolumne über seinen Sohn Friedrich,
der seit seiner Geburt 2005 mehrfach schwerstbehindert ist. Hier erzählt Jaenicke in unregelmäßigen Abständen, wie es mit
seinem Sohn weitergeht
DEUTSCHER
REPORTER:INNEN
preis 2021

R E P O R TA G E : Nicola Meier „Über Bord“


I N V E S T I G AT I O N : Rechercheteam Pegasus-Projekt

www.ankerplatz-hamburg.de | Foto: photocase.com © complize | m.martins


L O K A L R E P O R TA G E : Franziska Klemenz „Die Heimat, die uns keine ist“
W I S S E N S C H A F T S R E P O R TA G E : Vivian Pasquet, Martin Schlak „Die Welt-Impfung“
K U LT U R R E P O R TA G E : Barbara Achermann „Ganz starker Stoff“
I N T E R V I E W : Julia Prosinger, Susanne Kippenberger „Was bleibt von den Ertrunkenen?“
M U LT I M E D I A : Hendrik Lehmann & Team „Der BER im 3D-Modell“
P O D C A S T : Khesrau Behroz & Team „Cui Bono: WTF happend to Ken Jebsen?“
D AT E N J O U R N A L I S M U S : Till Eckert & Team „Kein Filter für Rechts“
S P O R T R E P O R TA G E : Thorsten Schmitz „Ins kalte Wasser“
E S S AY : Bernd Ulrich „Kann man an der Macht ein guter Mensch sein?“
F R E I E R R E P O R T E R : Johannes Böhme „Und was will der Wal?“

Die Jury: die Journalist:innen Teresa Bücker, Felix Dachsel, Kristina Dunz, Michael Ebert, Wolfram Eilenberger,
Samira El Ouassil, Marcus Engert, Richard Gutjahr, Claus Kleber, Ulrike Köppen, Friedrich Küppersbusch,
Felicitas von Lovenberg, Uwe H. Martin, Caren Miosga, Elisabeth Niejahr, Ronald Reng, Jasmin Schreiber,
Pauline Tillmann, Maja Weber, Jessy Wellmer, Stephan Wels, Armin Wolf, Sonja Zekri, Diana Zinkler, die
Autor:innen Micky Beisenherz, Matze Hielscher, Sascha Lobo, Helge Malchow, die Schauspielerin Gesine
Cukrowski und der Schauspieler Ulrich Matthes.

www.repor ter-forum.de
In ihrem Garten in Montreal pflanzt Kim Thúy Ly Thanh vietnamesische Kräuter und Chilis an
»Die Leute wollen eine
  ­Geschichte ­essen«

Die kanadisch-vietnamesische Schriftstellerin Kim Thúy Ly Thanh ist


mit Romanen international erfolgreich. Hier erzählt sie, wie sie in e­ inem
Flüchtlingslager ihre Liebe zum Essen entdeckte und warum die­
vietnamesische Küche weltweit so beliebt geworden ist
Von KHUÊ PHAM
. 30 Fotos GUILLAUME SIMONEAU

Kim Thúy, in einem Ihrer Bücher haben Sie geschrieben, Sie lacht wieder und löst den Verschluss. Fasziniert zieht sie
dass Vietnamesen ihre Liebe durch Essen ausdrücken: eine weiße Schaumzuckermaus an ihrem Schwanz heraus,
zum Beispiel, indem sie anderen etwas kochen oder zu- beißt die vordere Hälfte ab und beginnt zu kauen.
sammen speisen. Ich komme auch aus einer vietnamesi-
schen Familie und kenne das. Trotzdem frage ich mich: Ich mag eigentlich keine Süßigkeiten, aber das hier muss
Warum sind wir so? ich probieren. Irgendwas daran erinnert mich an eine Sü-
Vietnamesen wissen nicht, wie man »Ich liebe dich« sagt. ßigkeit, die ich in Vietnam als Mädchen gegessen habe.
Ich erinnere mich, wie mir meine Mutter erzählte, dass Sie wurden 1968 in Saigon geboren und sind dort aufge-
meine Großmutter gestorben war. Sie saß einfach so auf wachsen, als in Vietnam noch Krieg herrschte. Haben Sie
ihrem Sofa in ihrem Haus in Montreal, regungslos. Und davon etwas mitbekommen?
ich antwortete: »Oh, dann werden wir wohl in die USA Kaum, ich habe in einer kleinen, abgeschotteten Welt ge-
fliegen!«, weil meine Oma dort gelebt hatte. Wir waren lebt. Meine Familie wohnte in einem Haus, das von einer
sofort bei den praktischen Dingen. zwei Meter hohen Mauer umgeben war. Wir Kinder durf-
Und doch war Ihre Mutter sehr emotional. ten nur im Garten spielen, nicht draußen. Drinnen lebten
Natürlich! Als meine Großmutter später im Krematorium sehr viele Menschen: Meine Großeltern hatten acht Kin-
verbrannt wurde, standen alle meine Tanten, meine Mutter der, von denen drei verheiratet waren und ebenfalls Kinder
und ich direkt neben dem Ofen, obwohl man eigentlich hatten. Wir lebten dort wie in einem kleinen Dorf. Dau-
hinter einer Glasscheibe warten sollte. Meine Mutter be- ernd kamen irgendwelche Nichten, Neffen oder Freunde
gann heftig zu weinen und klammerte sich an den Sarg, sie vorbei und übernachteten bei uns. Wir wussten nie, wie
wollte gar nicht loslassen. Ich hatte sie noch nie so gesehen. viele Leute da waren, es war ein ständiges Kommen und
Und doch konnte sie nicht aussprechen, was sie ihrer Mut- Gehen. Ich war die älteste von drei Geschwistern.
ter gegenüber empfand: »Ich habe dich wirklich geliebt. Ihre Familie war sehr wohlhabend. Stimmt es, dass Sie bei
Ich vermisse dich.« Ihnen Zuhause einen vietnamesischen und einen französi-
Sie haben einen frankokanadischen Mann und zwei Söhne, schen Koch hatten?
die Anfang 20 sind. Sagen Sie Ihren Kindern, dass Sie sie Oh, wir hatten sogar mehr! Mein Großvater war in der
lieben? französischen Kolonialzeit Präfekt gewesen. Mein Vater,
Ich weiß nicht, wie das geht. Komisch, oder? Ich wieder- ein früherer Philosophielehrer und Oppositionspoliti-
hole das, was ich von meinen Eltern gelernt habe. Ich weiß ker, arbeitete im Handelsministerium. Meine Mutter war
nicht, wie man das macht. Hausfrau. Damals hatten gut situierte Familien Köche,
die für die Familie, aber auch für Gäste kochten. Wenn
Die Schriftstellerin Kim Thúy Ly Thanh schüttelt ihren Kopf man zeigen wollte, dass man Stil hatte, musste man ihnen
und lacht. Keine Spur von Müdigkeit, obwohl sie gerade französisches Essen servieren. Ich erinnere mich noch, dass
nach einem achtstündigen Flug aus Montreal in Berlin ge- wir zum Nachtisch manchmal gâteau au beurre aßen, But-
landet ist. Sie ist an diesem Herbstabend nach Deutschland terkuchen, das war sehr exklusiv. Er war allerdings nicht
gekommen, um ihren neuen Roman »Großer Bruder, klei- einfach zuzubereiten, da wir keinen Ofen hatten, sondern
ne Schwester« vorzustellen. Ihr Programm ist eng getaktet, wie alle in Vietnam mit Holzkohle gekocht haben. Um den
und so hatte sie angeboten, doch einfach in der Nacht ihrer Kuchen zu backen, musste man den Teig in einen Topf
Ankunft zu sprechen. Vom Rollfeld hatte sie eine WhatsApp- tun, ihn mit einem Deckel schließen und Kohle drauf-
Nachricht geschickt und vorgeschlagen, dass man sich um legen, sodass man von oben und unten Hitze hatte.
22.30 Uhr in ihrem Hotelzimmer treffen könne. Bis zwei Vietnam war über 100 Jahre von den Franzosen besetzt, bis
Uhr nachts sitzen wir zusammen und sprechen über ihr Le- 1954. In Ho-Chi-Minh-Stadt, dem früheren Saigon, sieht
ben zwischen Vietnam und Kanada und die Frage, warum man noch heute prunkvolle Gebäude im Stil französischer
das vietnamesische Essen für sie Heimat und Inspiration zu- Architektur. Wie groß war der Einfluss der Franzosen auf
gleich ist. Auf dem Tisch vor ihr liegt ein kleiner Plastik- die vietnamesische Küche?
beutel mit weißen Mäusen aus Schaumzucker, ein Geschenk Sehr groß! Denken Sie an das vietnamesische Sandwich
des Hotels. Sie nimmt den Beutel in ihre Hände und bietet Bánh mì. Man bestreicht es mit Butter, die wir in Viet-
ihn mir an, während sie erzählt, warum Essen so eine emo- nam traditionell nicht essen. Und mit Pâté de foie, also
tionale Bedeutung hat. Gänseleber, was natürlich sehr französisch ist. Aber da wir
Vietnamesen sind, müssen wir darauf noch eine Scheibe
Wissen Sie, Essen ist niemals einfach nur Essen. Nehmen Schweinefleisch legen, am besten mit etwas knuspriger
Sie diese Süßigkeiten hier, das Hotel will mir damit sa- Haut, denn wir lieben unterschiedliche Texturen. Oder wir
gen: Wir geben uns Mühe, wir wollen Ihnen ein kleines machen die vietnamesische Mortadella Cha lua drauf. Weil
Lächeln ins Gesicht zaubern. Aber was sind das eigentlich wir auch Gemüse lieben, fügen wir noch Gurke hinzu, au-
für Tiere? Ratten? ßerdem eingelegten Rettich und Karotte. Und schließlich
Es sollen Mäuse sein. Achtung, sie sind sehr süß! Koriander und Sojasauce.
31
Kim Thúy Ly Thanh, 53, ist eine kanadisch-
vietnamesische Schriftstellerin. Sie wurde in Saigon
geboren, floh mit zehn Jahren mit ihrer Familie
über das Meer und fand schließlich in Kanada
eine neue Heimat. Von 2002 bis 2007 führte sie in
Montreal ein vietnamesisches Restaurant, dann
beschloss sie, sich dem Schreiben zu widmen.
Ihre Romane, die sie auf Französisch verfasst und
unter ihrem Vornamen Kim Thúy veröffentlicht,
wurden mehrfach ausgezeichnet und in zahl­reiche
Sprachen übersetzt. Im September erschien
von ihr »Großer Bruder, kleine Schwester«. 2019
veröffentlichte sie ein Kochbuch mit Familien­
rezepten, »Das Geheimnis der vietnamesischen
Küche« (beide Kunstmann)

Ich kriege gerade Hunger ...


Es schmeckt gut, oder?! Eine Mischung aus Ost und West!
Obwohl ich mein Leben lang vietnamesisch gegessen habe,
weiß ich eigentlich wenig über die historischen Einflüsse.
Dann gebe ich Ihnen mal ein anderes Beispiel: Joghurt.
Er wird in Vietnam überall verkauft, aber er schmeckt an-
ders als im Westen, da er nicht aus frischer Milch gemacht
wird, sondern aus Kondensmilch. In Vietnam gibt es keine
Milchkühe. Während der Kolonialzeit haben Hilfsarbeiter
aus Indien frische Milch an die Franzosen geliefert. Diese
hatten in Frankreich einen Milchüberschuss, also began-
nen sie, Milch zu konservieren und nach Vietnam zu ex-
portieren. Sie verkauften ihre Kondensmilch als besonders
gesund, weil sie nicht schlecht werden konnte. Und da die
meisten Vietnamesen in den ländlichen Gebieten keinen
Kühlschrank hatten, verdrängte die importierte Kondens-
milch bald die frische Milch. Wenn Sie sich die anderen 1975 ging der Vietnamkrieg zu Ende. Das südvietnamesi-
früheren Kolonien Frankreichs anschauen, werden Sie se- sche Saigon kapitulierte, und die Kommunisten aus Nord-
hen, dass sie alle eine Kultur der Kondensmilch haben. vietnam übernahmen die Macht. Wie hat sich das Leben
Interessant, wie viel man durch das Essen über die Vergan- Ihrer Familie verändert?
genheit erfährt. Alles veränderte sich. Von den Kleidern, die man trug, bis
Denken Sie auch an Sardinen! Wenn es eine Sache gibt, zu den Lebensmitteln, die man aß. Wir konnten nicht mehr
die Vietnam im Überfluss hat, dann sind es Sardinen! Aber auf den Markt gehen, es gab kein Fleisch. Die Autos ver-
Frankreich hatte damals zwei weitere Kolonien, in denen schwanden von den Straßen, weil es auch kein Benzin mehr
sie gefangen wurden. Also taten sie sie in Dosen, um sie gab. Sogar die Worte änderten sich: Meine Mitschüler wa-
nach Vietnam zu exportieren, und sagten den Vietname- ren keine »Freunde« mehr, sie hießen jetzt »Kameraden«.
sen, dass die Dosensardinen hochwertiger seien als frische Wir mussten rote Halstücher tragen, wenn wir in die Schule
Sardinen. Ich erinnere mich, dass meine Eltern manchmal gingen. Keine Musik, keine Bücher, es sei denn, sie waren
zum Abendessen eine Dose aufmachten und die Sardinen von der Regierung genehmigt. Das ganze Haus, das ganze
mit sehr fein geschnittenen Zwiebelscheiben und Essig Land verfiel in Schweigen. Denn die Nachbarn mussten
aßen. Das galt damals als schick. ­einen denunzieren, selbst wenn sie es nicht wollten.
Haben Sie als Kind Französisch gelernt?
Ja, ein paar Jahre. Danach habe ich erst mal alles vergessen. Jahrzehnte später hat Kim Thuý Ly Thanh angefangen, ihre
Nach 1975 durften wir ja kein Französisch mehr lernen. Erfahrungen aus dieser Zeit in skizzenhaften Romanen auf-

Bilder aus der alten Heimat: Kim Thúy Ly Thanh wuchs während des Vietnamkriegs in Saigon auf
33
zuschreiben. Ihre Geschichten sind kurz wie Gedichte und e­ ntfernen. Wenn man nichts hat, ist man dazu gezwungen,
voller Details, sie ähneln Bildern, die mit wenigen Strichen mit anderen zu teilen.
eine Landschaft zeichnen. In »Der Klang der Fremde«, ihrem In den Siebziger-, Achtziger- und Neunzigerjahren sind
preisgekrönten Debüt von 2009, beschreibt sie, wie die Fami- Hunderttausende Vietnamesen auf Booten ins Ausland
lie ihrer Erzählerin die Hälfte ihres Hauses an die Kommu- geflohen. Die Flüchtlingslager in Südostasien waren völlig
nisten abgeben muss, die dort ein neues Polizeirevier errich- überfüllt. Wie war es bei Ihnen?
ten. Das Buch basiert auf ihrer eigenen Geschichte; man liest Unser Lager war recht klein, ich erinnere mich, dass es ne-
aus ihm heraus, wie brutal es war, als ihre Familie durch den ben einem Wald lag, den einige Vietnamesen manchmal
Systemwechsel ihre politische Heimat verlor und schließlich aufsuchten, um Feuerholz zu holen oder auf die Toilette
floh. Es springt zwischen den Orten und Zeiten hin und her, zu gehen. Wenn die Wärter sie erwischten, mussten sie zur
mal hat man das Gefühl, durch die Augen eines staunenden Strafe 40 Kniebeugen machen. Da es ungefähr 40 Grad im
Mädchens auf die vietnamesische Revolution zu sehen; dann Schatten war, sind die meisten nach ein paar Beugen ohn-
wieder spricht die erwachsene Schriftstellerin in Kanada, die mächtig geworden. Als Kind fand ich das sehr grausam.
über die Gegensätze ihres Lebens nachdenkt: über Krieg und Erst später, als ich zu dem Camp zurückkehrte, begann ich,
Wohlstand, Flucht und Lebensfreude. das Verhalten der Wärter zu verstehen.
Warum sind Sie denn zurückgekehrt?
Sie waren ein Mädchen, das mit »gâteau au beurre« auf- In Quebec gibt es eine Fernsehsendung, in der kanadische
gewachsen ist, und wurden zu einer Vertriebenen, die 1978 Prominente die Geschichte ihrer Vorfahren erkunden.
zusammen mit ihrer Familie in einem Boot übers Meer ge- Als sie mich einluden, flogen sie mit mir nach Malaysia,
flohen ist. Nach vier Tagen erreichten Sie die malaysische zum Hauptquartier des Roten Halbmondes. Dort sollte
Küste und kamen dort in ein Flüchtlingslager. Einen kras- ich einen Mann treffen, der als Wärter für vietnamesische
seren Kontrast kann man sich kaum vorstellen. Flüchtlinge zuständig gewesen war. Ich war vor dem Tref-
Es war, als wären wir auf dem Mars gelandet. Es war so fen sehr angespannt. Ich wusste nicht, worüber ich mit ihm
anders und verrückt, dass ich weder darüber nachgedacht sprechen sollte.
habe noch gewusst hätte, was ich dazu sagen sollte. Wenn Verständlich. Es ist eine Konfrontation, der man sich eigent­
die Veränderung so riesig ist, hinterfragst du sie nicht. Als lich nicht aussetzen will.
wir in Malaysia ankamen, gaben uns die Helfer vom Roten Er erzählte mir, dass er in Pulau Bidong gearbeitet hatte,
Halbmond (der zum Roten Kreuz gehört, Anm. d. Red.) Sar- dem größten Flüchtlingslager von Malaysia. Es gab Zeiten,
dinen. Ich hatte dagegen eigentlich eine Allergie. da lebten dort 60.000 Vietnamesen. Der Mann musste dort
Sie waren allergisch gegen Fisch? Wasser und Lebensmittel hinbringen und mit den Flücht-
Gegen Fisch, gegen Meeresfrüchte, gegen Eier, gegen lingen zusammenleben, denn es lag auf einer unbewohnten
Milch. Sobald ich etwas davon aß, wurde mein Gesicht so Insel. Am Ende jedes Monats organisierte er eine Show, in
heiß, dass es sich anfühlte, als ob es brannte. Überall auf der man auf eine Kiste steigen und etwas singen konnte.
meinem Körper bildeten sich roten Striemen auf der Haut. Er selbst lernte auch ein paar vietnamesische Lieder, damit
Und haben Sie die Sardinen in Malaysia gegessen? er dort auftreten konnte. Als wir uns trafen, begann er, mir
Das habe ich, aus Hunger – und nichts passierte. Sechsmal eines dieser Lieder vorzusingen. Ich musste weinen, weil
pro Woche gaben sie uns Sardinen – und nichts passierte. mir klar wurde, dass ich alles falsch verstanden hatte.
Offenbar hatte sich mein Körper während der vier Tage auf Sie haben das Flüchtlingslager aus seiner Sicht gesehen.
dem Boot umprogrammiert, sodass ich überleben konnte. Er sagte zu mir: »Selbst wenn ich an einem Tag nur einen
Es war eine solche Befreiung! Ich glaube, dass ich deswegen Liter Wasser pro Person ausgeben konnte, waren es 60.000
so eine besondere Beziehung zu Essen habe. Weil ich vor- Liter insgesamt. Das war sehr viel, aber trotzdem zu wenig.
her so wenig essen konnte. Wenn ich nach Hause ging, nahm ich die Erinnerung an
Erstaunlich, dass Sie Ihre Liebe zum Essen ausgerechnet in diese menschliche Tragödie mit.« Als ich das hörte, wurde
einem Flüchtlingslager entdeckt haben. Sie haben einmal ich wütend auf mich selbst. Ich hatte mehr als 40 Jahre
erzählt, wie Sie sich dort mit zwölf anderen Kindern eine gebraucht, um zu verstehen, wie schwierig es gewesen
Cola teilten, die Sie aus einem Plastikbeutel mit Strohhalm sein muss, uns alle zu versorgen. Allein in Malaysia sind
tranken. Das Getränk war so kostbar, dass jeder nur die 252.000 vietnamesische Flüchtlinge angekommen! Aber
Lippen benetzte und es im Kreis weitergab. wie hätten wir damals wissen können, wie viele wir waren?
In diesem Moment habe ich gelernt, was es bedeutet, Wür-
de zu zeigen. Wenn sich nicht jeder von uns zusammen- Als sie von ihrer Zeit im Flüchtlingslager erzählt, scheint sich
gerissen hätte, wäre der Beutel sofort leer gewesen. So aber Kim Thúy Ly Thanh zu verwandeln. Sie spricht jetzt ganz
haben wir uns unsere Menschlichkeit bewahrt. ruhig, mit aufrechtem Rücken sitzt sie auf dem beigen Sofa
Eine berührende Szene. des Hotels, die Hände im Schoß. Ihre Stimme wird immer
Man denkt ja oft, dass einem das Teilen leichter fällt, je mehr leiser, bis sie nur noch ein Flüstern ist. Trotz ihrer 53 Jahre
man hat. Aber Wohlstand kann einen auch von anderen wirkt sie jung wie ein Mädchen.

Die Schriftstellerin zusammen mit ihrer Mutter, die in Montreal in ihrer Nachbarschaft wohnt
34
Als wir in dem Flüchtlingslager ankamen, bekamen wir hatten, auch unsere Würde. Und dadurch fühlten wir uns
alle Papierausweise. Man musste seinen Namen aufschrei- plötzlich wieder wie Menschen.
ben, sein Herkunftsland, die Nummer des Bootes, das Viele Einwanderer nehmen die Küche ihrer Heimat in
Datum der Ankunft, sein Ziel. Das Fernsehteam hatte ihr neues Leben mit. Wie war das in Ihrer Familie? Wahr-
die Karten von damals gefunden. Ich betrat einen Raum scheinlich war es damals nicht leicht, in Granby die Zu-
mit lauter kleinen Boxen, wie man sie aus Bibliotheken taten für vietnamesische Gerichte zu bekommen.
kennt. Die Regale an allen vier Wänden waren voll mit In den ersten Jahren konnten wir kein Reispapier für Som-
diesen kleinen Boxen. Da sie alphabetisch sortiert waren, merrollen bekommen. Meine Mutter hat daher impro-
suchte ich nach meinem Nachnamen, Ly. Ich fand mich visiert und es selbst hergestellt. Sie hat dafür Wasser und
selbst. Ich las mein Geburtsdatum, mein Herkunftsland Reismehl angerührt und es in eine Pfanne getan, damit es
und dann das Ziel: »unbekannt«. Ich begann zu weinen. fest wird. In Vietnam wird es gedämpft.
Plötzlich befand ich mich wieder in dem Moment, in dem Wie ist es Ihren Eltern in Kanada ergangen? Haben sie neue
ich nicht wusste, wohin es uns verschlagen würde. Jobs gefunden?
Das Gefühl von damals war immer noch da. Mein Vater hat in einer Fabrik und für einen Lieferdienst
Ich hatte das Gefühl, kein Zuhause zu haben, schon lange gearbeitet. Schließlich hat er einen Job als Luftfahrttech-
nicht mehr gehabt. Aber nun, da ich die Karte sah, las ich es niker gefunden, in dem blieb er dann, bis er in Rente ging.
schwarz auf weiß: »Ziel unbekannt«. Ich suchte weiter und Meine Mutter hat als Kellnerin, Fabrikarbeiterin und Nä-
fand die Ausweise meiner Brüder und meines Vaters, nur herin gejobbt. Vor allem aber war sie für meine Brüder und
den von meiner Mutter fand ich nicht. Ich wurde ­panisch. mich sowie für meine Cousins und Cousinen, die nach
Ich rief: »Wo ist meine Mutter?« Ich begann, mit mir selbst und nach in Kanada ankamen, die beste Lehrerin für alle
zu reden: »Deine Mutter ist in Montreal. In einem Haus großen und kleinen Fragen des Lebens.
mit einem großen Garten. Hör auf zu weinen!« Aber ich In einem Ihrer Bücher beschreiben Sie ein wahres Wunder:
war hin und her gerissen zwischen meinem rationalen und Ihre Mutter besaß einen Armreifen aus rosa Plastik, in den
emotionalen Zustand. sie in Vietnam Diamanten hatte einschmelzen lassen. In
Hatten Sie als Kind Angst, Ihre Mutter zu verlieren? Kanada wurde er ihr bei einem Einbruch gestohlen, später
Als wir auf dem Meer waren, habe ich meine Eltern zwei wurde er auf einer Müllhalde wiedergefunden. Wie kommt
Tage lang nicht gesehen. Wir waren 218 Menschen auf es, dass sie die Diamanten nie herausgenommen hat?
einem zehn Meter langen Boot, es war unmöglich, sich zu Ich schätze mal, dass meine Eltern die Diamanten für
bewegen. Plötzlich war diese Angst wieder da, dass wir die den nächsten Schicksalsschlag aufheben wollten. Falls wir
Fahrt nicht überleben würden. noch mal woanders hingehen müssten. Aber da sie so hart
Das Glück Ihrer Familie war, dass Ihr Vater Französisch gearbeitet haben, wurde unser Leben besser und besser,
sprach und Sie alle ein Visum für Kanada erhielten. 1979 irgendwann gab es keinen Bedarf mehr, die Diamanten
kamen Sie mit Ihrer Familie in Quebec an, in einem kleinen zu verwenden.
Ort namens Granby. Gab es dort andere Vietnamesen? Sie selbst haben in Kanada Jura studiert und sind im Jahr
Nein, wir waren die ersten. Die Gemeinde hatte gesagt, 2000 nach Hanoi gegangen, um die damalige politische
dass sie sich um Flüchtlinge kümmern wollte, und erwar- Führung bei ihren Wirtschaftsreformen zu beraten. Wie
tete uns auf einem Parkplatz. Es war März und so kalt, war es für Sie, wieder in Vietnam zu sein?
dass es uns die Sprache verschlug. Nie zuvor hatten wir das Ich hatte Vietnam als Kind verlassen und kehrte 20 Jahre
Gefühl von Kälte empfunden, es war ein Schock. Lauter später als Erwachsene zurück – es kam mir vor wie eine
Menschen standen dort und umarmten uns. neue Welt. Außerdem stamme ich aus Saigon, und Hanoi
Ein weiterer Schock. Vietnamesen umarmen sich nicht. wirkte auf mich wie ein anderes Land. Die Menschen dort
Wir dachten: »Um Himmels willen, was ist denn hier los?!« sprechen einen anderen Dialekt als im Süden, sie haben
Außerdem wusste ich, wie schmutzig ich war. Als wir in eine andere Art zu denken. Ich habe mich sofort in sie ver-
dem malayischen Flüchtlingslager angekommen waren, liebt, und es dauerte nicht lange, bis ich verstanden hatte,
hatte ich lauter abgemagerte Vietnamesen mit zerrissener was sie als Nordvietnamesen im Krieg erlitten hatten.
Kleidung gesehen und mich vor ihrem Anblick gefürchtet. Trotzdem haben Sie sich entschieden, Vietnam wieder zu
Nach einer Woche sahen wir genauso aus. Wir waren vol- verlassen. Was hat Sie gestört?
ler Insektenbisse, hatten Läuse im Haar und chronischen Die Gesellschaft war natürlich viel freier als früher. Aber
Durchfall. Im Flüchtlingslager hatten wir zwar keine Spie- unser Projekt wurde permanent überwacht. Jedes Detail
gel, aber wir wussten, dass wir schmutzig waren. Um nicht des persönlichen Lebens der Teammitglieder wurde genau
zu sagen: abstoßend. Als ich aber auf diesem Parkplatz beobachtet. Eine vietnamesische Kollegin erzählte mir,
stand, sah ich mich mit den Augen der Menschen dort. Nie dass sie jede Woche von ihrer Arbeit berichten musste.
habe ich mich so schön gefühlt wie in diesem Moment. Sie Jede ­Woche kam jemand zu ihr nach Hause und befragte
liebten uns, ohne eine Gegenleistung von uns zu erwarten. sie. Ich fühlte mich wieder an das Jahr 1975 erinnert. Es
Sie hießen uns willkommen, nachdem wir alles verloren ­bestätigte die Erinnerungen meiner Kindheit.
35
Als Sie wieder in Kanada waren, haben Sie 2002 ein Restau-
rant in Montreal eröffnet, Rue de Nam, grob übersetzt: Der
vietnamesische Weg. Wie kamen Sie auf die Idee?
Montreal hatte damals vor allem Restaurants, die sich
auf die Reisnudelsuppe Pho spezialisiert hatten, das viet-
namesische Nationalgericht. Ich wollte den Kanadiern die
Küche nahebringen, die ich während meines Aufenthalts
in Hanoi kennengelernt hatte. Ich wollte ihnen mehr von
unseren Traditionen zeigen.
Stimmt es, dass Sie damals nicht kochen konnten und sich
bei Ihrer Mutter Rat holten?
Meine Mutter sagte immer, dass es zwei Typen gibt, die
kochen können: die Köche, die in Restaurants arbeiten.
Und die, die viel und gut gegessen haben. Als wir in Que-
bec ankamen, konnte sie auch nicht kochen, aber sie hatte
viele Gerichte gegessen und wusste, welche Zutaten man
brauchte und wie etwas schmecken sollte. Als ich mein
Restaurant eröffnete, rief ich sie an, um sie zu fragen, wie
man bestimmte Gerichte zubereitet. Wir hatten jeden Tag
nur eines im Angebot, aber wir kochten es genauso wie zu
Hause in Vietnam. Bánh cuon war zum Beispiel bei ­unseren
Gästen sehr beliebt ...
... die Teigtaschen mit Schweinefleisch und Morcheln, die
sehr aufwendig in der Zubereitung sind ...
... wir legten großen Wert darauf, die richtigen Kräuter bei-
zulegen und sie mit Gurke und Sojasprossen zu servieren.
Wir hatten sehr schönes Geschirr aus Thailand und präsen-
tierten die Gerichte auf eine moderne Art.
Wenn ich in vietnamesische Restaurants essen gehe,
schmeckt das Essen oft anders, als ich es von meiner Mutter
kenne. Viele Lokale passen die Gerichte an den westlichen
Geschmack an.
Viele der anderen Restaurantbesitzer sagten damals auch:
»Die Kanadier mögen es eben auf diese Art.« Meine Hal-
tung war anders. Ich wollte die Schönheit der vietnamesi-
schen Küche zeigen. In meinem Lokal haben wir zum Bei-
spiel nie Erdnussbutter für die Saucen benutzt, obwohl es
viel schneller gewesen wäre, als die Erdnüsse zu rösten und Ich dachte, Sie sagen: Es liegt an den Kräutern. An der Fri-
dann zu zerhacken. Aber so macht man es in Vietnam, und sche der Küche.
so machten wir es auch. Das auch. Vietnamesisches Essen galt als gesundes Fast
Wie würden Sie die Schönheit der vietnamesischen Küche Food, obwohl es viel Zeit braucht, es zu kochen. Das »Fast«
in einem Satz beschreiben? bezog sich darauf, dass es günstig war und man es in Loka-
Sie liegt in der Mischung aus Komplexität und Leichtigkeit. len bekam, die nicht sehr sauber oder schön waren.
In Deutschland hat die vietnamesische Küche in den ver- Inzwischen gibt es viele vietnamesische Lokale, die sehr
gangenen zehn Jahren einen richtigen Boom erlebt ... schön aussehen, aber eher Fusion-Küche servieren und
... das ist überall auf der Welt so! nicht sehr authentisch kochen. Ich finde es daher eher ver-
Wie erklären Sie sich das? trauenerweckend, wenn ich einen Laden betrete, der einen
Weil es im Westen jetzt mehr von uns Vietnamesen gibt chinesischen Abreißkalender an der Wand hat und eine
und weil immer mehr Menschen nach Vietnam reisen. Speisekarte in einem klebrigen Plastikalbum.
Und denken Sie an Anthony Bourdain, den verstorbenen In Montreal gibt es so ein Restaurant, es hat vor vier Jahren
amerikanischen Koch und Dokumentarfilmer. Vietnam eröffnet. Sie machen die Rinder-Nudelsuppe Pho bò genau
war seine Obsession! Ich glaube, seine Filme haben wirk- so, wie wir es aus Vietnam kennen. Sie schneiden das Rind-
lich dabei geholfen, unsere Küche auf die kulinarische fleisch mit der Hand, während die anderen Restaurants
Landkarte zu setzen und zu zeigen, dass sie über Pho und es mit einer Maschine schneiden. Das handgeschnittene
Sommerrollen weit hinausgeht. Fleisch hat mehr Fasern, weswegen man es schöner kauen

Bevor die Familie floh, schmolz sie ihre Diamanten in diesen Armreifen aus rosa Plastik ein
36
Das sind also die Tricks der Profis.
Das Gleiche habe ich bei Cháo gemacht. Hätte ich ihn ein­
fach »Reisbrei« genannt, hätte niemand es essen wollen.
Also taufte ich ihn »Velouté de riz«, »Samtsuppe aus Reis«.
Und alle meine Gäste haben gesagt: »Wow, das ist so gut!«
Die Leute wollen eine Geschichte essen.
Gab es Dinge, die Sie Ihren Gästen nicht serviert haben?
Wenn ich die Nudelsuppe Bún riêu gemacht habe, habe ich
manchmal etwas Mam tôm (eine Würzpaste aus fermentier-
ten Garnelen, Anm. d. Red.) hineingetan. Aber als Dip habe
ich die Paste nicht serviert, das wäre zu hardcore gewesen.
Welches vietnamesische Gericht kochen Sie am liebsten?
Die eine Sache, die ich nach einem langen Tag im Res­
taurant immer noch essen konnte, waren Sommerrollen
mit vielen Kräutern: Fischminze, Schnittlauch, Thai-Basi­
likum, vietnamesisches Basilikum, Minze und Koriander.
Mal mit Garnelen, mal mit Schweinefleisch oder Ei. Jeder
Bissen schmeckt anders. Wenn man hineinbeißt, berührt
die Aromamischung die Lippen. Wenn man anfängt zu
kauen, schmeckt es plötzlich anders. Und wenn man es
herunterschluckt, entfaltet sich das volle Bouquet. Wenn
ich Sommerrollen esse, kommen so viele Erinnerungen
zurück.
An was erinnern Sie sich dann?
An die tropische Hitze, an den Lärm der Menschen, die in
Häusern mit offenen Türen leben, an die Nuancen der viet­
namesischen Sprache und all diese alten, traurigen Lieder.
Empfinden Sie Vietnam immer noch als Heimat? Oder ist
es Kanada? Oder etwas ganz anderes?
Für mich ist Heimat der Ort, an dem meine Kinder sind.
Vorhin haben Sie gesagt, dass Sie Ihren Söhnen nicht sagen,
dass Sie sie lieben. Zeigen Sie ihnen Ihre Liebe dann durchs
Essen?
Oh Gott, ja! Mein ältester Sohn ist letztens mit dem Zug
zu seiner Freundin gefahren, die in Quebec City lebt, un­
gefähr zwei Stunden von uns entfernt. Ich habe ihm ein
Schinkensandwich gemacht und es auf vietnamesische
kann. Ihre Pho ist die beste, aber wenn man darüber nach­ Art zubereitet, mit Koriander, Gurke und Rettich. Dazu
denkt, ist diese Art zu kochen ganz schön verrückt. Wer Schokolade und getrocknete Mango. Da seine Freundin
hat heutzutage schon die Zeit dafür? Eigentlich dürfte so Vegetarierin ist, habe ich ihm eine Sauce mitgegeben, die
eine Suppe nicht zehn oder zwölf Dollar kosten, sondern aus Sake und Misopaste hergestellt wird. Außerdem einen
20 oder 25. Aber ich verstehe schon, dass viele Restaurant­ Haselnuss-Aufstrich aus Montreal, der einen Nuss-Anteil
besitzer den Preis niedrig halten wollen und deswegen von 70 Prozent hat. Weil sie beim letzten Mal gesagt hat,
Kompromisse eingehen. dass ihre Eltern den Aufstrich so mochten, habe ich gleich
Es ist wahrscheinlich nicht einfach, seinen Gästen Gerichte einen ganzen Karton bestellt. Mein Sohn meinte: »Hör auf,
schmackhaft zu machen, die sie noch nicht kennen. Wie ihr so viel Essen zu schenken! Es ist so, als würdest du sie
haben Sie das gemacht? bestechen, damit sie mich liebt!«
Es gibt ein vietnamesisches Dessert, das ich sehr liebe, Diesen Haselnuss-Aufstrich muss ich auch mal probieren.
Tàu hu (ein Seidentofu, der in einem Ingwersirup eingelegt Er ist wirklich gut! Im Laufe der Zeit habe ich so viel von
ist, Anm. d. Red.). Als ich meinen Gästen gesagt habe, diesem Aufstrich bestellt, dass mich die Firma irgendwann
dass es sich um ein Tofu-Dessert handelt, mochten die angerufen hat: Sie wollten wissen, ob ich einen Laden habe!
30.12.21  N0 1

Frauen es zwar, doch die Männer haben es nicht ange­ Weil ich mehr bestellt habe als die Bäckerei um die Ecke!
rührt. Also habe ich ein paar Monate später einen neu­ Und wollten Sie die Freundin Ihres Sohnes bestechen?
en Anlauf genommen und es Soja-Crème genannt. Und Natürlich! Ich habe ihr das Essen gegeben, damit sie ihn
plötzlich haben es alle gegessen. noch mehr liebt als vorher!

Garnelen, Kräuter, Fischsauce und Dip: Die Zutaten für Sommerrollen, ihr Lieblingsgericht
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Foto: © Mowuestenhagen
Foto: © BVG Oliver Lang

Foto: © BVG Oliver Lang


SIGHTSEEING MIT DER U5
Unter den Linden, Museumsinsel, Rotes Rathaus – mit drei neuen Stationen
verbindet Berlins U-Bahnlinie U5 die touristischen Highlights der Metropole
Sightseeing Tour per U-Bahn? Gibt es jetzt in Tor mit Reichstagsgebäude und Regie- ten Perlen der Stadt, wie dem Kienberg mit
Berlin! Die neue Linie U5 führt vom Haupt- rungsviertel folgt dann der neue Bahnhof seiner Seilbahn und dem Zugang zu den
bahnhof durch die City bis nach Hönow. Unter den Linden als Zugang zu berühmten vielleicht schönsten Idyllen der Stadt:
Die drei neuen Bahnstationen der U5 – Unter Sehenswürdigkeiten wie Gendarmenmarkt, den Gärten der Welt. Bali, Japan, Korea und
den Linden, Museumsinsel, Rotes Rathaus– Deutscher und Französischer Dom, Staats- Europa – auf 43 Hektar laden zehn Themen-
verbinden zahlreiche Sehenswürdigkeiten der oper sowie zur beliebten Shoppingmeile gärten zur Weltreise ein.
Hauptstadt, wie die Staatsoper, den Berliner Friedrichstraße.
Dom oder das Nikolaiviertel. Zugleich ist die DAS NEUE BERLIN-ERLEBNIS
U5 eine schnelle und bequeme Verbindung SPEKTAKULÄRE ARCHITEKTUR Mit einer Länge von mehr als 22 Kilometern
aus dem Zentrum in Richtung Osten, wo viel UND DIE GÄRTEN DER WELT und 26 Stationen bietet die U5 eine Vielfalt
Natur und Kultur auf die Besucher warten. Sehenswürdig sind auch die neuen Stati- an Eindrücken, die ganz neue Seiten Berlins
onen. Der U-Bahnhof Museumsinsel mit zeigen und jeden Besuch der Stadt zu einem
EINLADUNG ZU EINER ZEITREISE strahlend blauer Decke und leuchtenden besonderen Erlebnis machen.
Wer mit der U5 am Hauptbahnhof beginnt, Lichtpunkten erinnert an Friedrich Schinkels Weitere Informationen auf visitBerlin.de/U5
ist hier zu einer kleinen Zeitreise eingela- Bühnenbild für Mozarts Zauberflöte. Und
den: Im Museum für Naturkunde dominieren das edle Schwarz-Weiß der Station Rotes
die Dinosaurier, der Hamburger Bahnhof Rathaus ist vom Deckengewölbe des mittel-
präsentiert Kunst der Gegenwart und das alterlichen Rathauses inspiriert. Über die City
Futurium wirft einen Blick in die Welt der hinaus fährt die U5 ins Grüne Berlin zu den
Zukunft. Nach der Station Brandenburger Baumkängurus im Tierpark und zu versteck-
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Nadelstreifen-Jackett
von Celine
Stil 39 Unter Strom

Subtil gestreift Mirko Borsche dreht seine


Lautsprecherbox zu Silvester voll auf

Nun sehen wir wieder Nadelstreifen in den Kollektionen. Nadel- Ich bin kein Silvester-Fan. Es lastet zu viel Druck auf dem Abend,
streifen sind eines der klassischen Muster von Herrenanzügen. So die Menüs in Restaurants sind überteuert, ebenso die Eintritts-
klassisch, dass es schon fast nostalgisch anmutet. Nadelstreifen sind preise in den Clubs. Die Partys sind jedoch selten besonders. Man
irgendwie mit Big Business assoziiert, dabei ist ihr Ursprung eher kann sich auch einen schönen Abend zu Hause machen. Wegen der
das biedere Business. Die gestreiften Anzüge entstanden um 1900 ­Pandemie wird es in München eh darauf hinauslaufen. Ruhig wird
als Identifikationsmerkmal von Bankern: Um die Angestellten von es bei mir jedoch nicht werden. Ich habe mir eine Lautsprecherbox
verschiedenen Banken aus­ein­an­der­hal­ten zu können, wurden unter- von Bang & Olufsen ausgeliehen, die Beosound Edge, um in mei-
schiedliche Streifenmuster auf ihren Anzügen verwendet. nen eigenen vier Wänden ein bisschen einzuheizen.
Von ihrem Angestellten-Image befreiten sie sich allerdings schnell. Zuerst habe ich sie bei uns im Büro getestet. Wir hatten die Anlage
In den USA wurden die Nadelstreifen zur Uniform der Mafia-Bos- an die Wand gestellt, da wirkte sie ein bisschen bieder, und der Raum
se. Einer der berühmtesten Träger war Al Capone. Danach wurde wurde auch nicht vom Klang gefüllt. Doch als wir sie in der Mitte des
der Nadelstreifen-Anzug an Winston Churchill berühmt, der ihn Raumes platzierten, wackelten die Fenster. So einen Sound habe ich
zu seiner Uniform machte. Er entwarf sogar den ­siren suit, einen aus einer Bluetooth-Lautsprecherbox noch nie vernommen. Während
Overall aus Nadelstreifen, in den er nachts schnell reinschlüpfen einer Party kann die Box mit einer 360-Grad- oder einer 180-Grad-
konnte, wenn er wegen deutscher Luftangriffe in den Luftschutz- Verteilung Räume mit einer Größe von 20 bis 120 Quadratmetern
bunker musste. Es war also ein Kleidungsstück, das für Männer beschallen, je nachdem, wie groß die heimische Tanzfläche denn ist –
stand, die nicht zimperlich sind. oder wie sehr man die Nachbarschaft provozieren möchte. Zusätzlich
Auch durch Kinostars wurde der Nadelstreifenanzug beliebt: Clark ist die Beosound Edge mit fünf Lautsprechertreibern ausgestattet
­Gable, der Macho-Held aus Vom Winde verweht, war Vorreiter (Hochtöner, Mitteltöner und Tieftöner). Die einzigen Schwächen:
für die Variante des Zoot-Anzuges, eines Nadelstreifenanzugs mit Der Lautsprecher verbindet sich über Bluetooth nicht immer super-
breiten Beinen und Schulterpolstern. Marlene Dietrich machte geschmeidig mit dem Handy. Und er ist relativ schwer, mit seinem
die Nadelstreifen für die weibliche Welt tragbar: Sie nutzte in den halben Meter Durchmesser ungewöhnlich groß für so ein Produkt
Dreißigerjahren einen Nadelstreifenanzug für ihren androgynen und seine Kanten sind recht scharf, also Vorsicht beim Tragen.
Stil. Dafür ließ sie sich Herrenkleidung für den weiblichen Kör- Es sieht so aus, als ob meine Familie mit anderen Teilen unserer
per durch Abnäher in der Taille und mit einer eng anliegenden Familie feiern möchte. Ich möchte lieber allein zu Hause bleiben –
Foto Bang&Olufsen

­Weste darunter schneidern. Letztlich musste Yves Saint Laurent ein paar melancholische Songs und ich. Allein (New Mix) von Tabù.
nur ­Dietrichs Stil aufgreifen, als er mit »Le Smoking« einen Nadel- Oder The Order of Death von Public Image Ltd. Aber richtig laut.
streifenanzug für Frauen entwarf. (Wenn Sie dabei sein wollen, meine Silvester-Playlist auf Spotify:
Heute trauen sich Männer kaum mehr, in Nadelstreifen aufzu- ­»Unter Strom 2022«)  Aufgezeichnet von Amonte Schröder-Jürss
treten. Spätestens seit in Deutschland für Manager-Schmäh der
Begriff »Nieten in Nadelstreifen« geprägt wurde. Damit bleibt es
den Frauen vorbehalten, an die Tradition von »Le Smoking« anzu­
knüpfen. Wir sehen Nadelstreifen als Bustier-Kleid bei Moschino,
als weite Hose mit Weste bei Etro oder als Pluderhosen bei Bru-
nello Cucinelli. Vivienne Westwood präsentiert ­extrabreite Nadel-
streifen für die Dame.
Vielleicht wird der Nadelstreifenanzug also als Kleidungsstück für
die Frau sein zweites Leben haben. Jedenfalls so lange, bis der Aus-
druck »Nietinnen in Nadelstreifen« geprägt wird. Aber so weit sind Technische Daten: Größe: 50,3 x 13,2 x 50,3 cm;
wir noch lange nicht. Gewicht: 14,7 kg; Preis: 3250 Euro

Von Tillmann Prüfer Mirko Borsche, Creative Director des ZEITmagazins,


Foto Peter Langer testet jede Woche eine technische Neuheit
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Julius, 29*: »Am Neujahrsmorgen wach- N 0  53 ende wieder für ein Wochenende in Kiel
te ich auf und dachte zuerst an sie. Am war. Als wir uns sahen, flogen die Fun-
LEXIKON DER LIEBE
Abend zuvor, Silvester 2019 in meiner ken genauso wie in jener ersten Silvester-
Heimatstadt Kiel, hatten wir uns das nacht. Schweren Herzens stieg ich da-
erste Mal angeblickt. Ich feierte mit einer E ine Silvesterliebe nach wieder in den Zug nach Österreich.
kleinen Männerrunde ins neue Jahr. Kurz Dann stellte uns Corona schwer auf die
vor Mitternacht kam mein bester Freund Probe. Drei lange Monate konnten wir
auf die Idee, mit der Clique seiner Freun- uns nicht sehen. Aber Corona brachte
Illustration Anna Hofmann   *Der vollständige Name ist der Redaktion bekannt

din draußen auf das neue Jahr anzusto- uns auch etwas bei: das Auf­ ein­an­
der-­
ßen. Im Funkenflug der Raketen sah ich War­ten, das Nach­ein­an­der-­Seh­nen, das
sie, eine flüchtige Umarmung, Worte Mit­ein­an­der-­Reden. Am Ende hielten
flogen hin und her, dann wäre jeder wie- wir diese schwere Zeit vielleicht auch
der seines Weges gegangen. Mein Freund nur durch, weil wir wussten, dass in der
jedoch schlug vor, bei sich zu Hause wei- Ferne jemand wartet.
terzufeiern. Die ganze Nacht hatten wir Im Sommer wurden wir ein Paar. Die
nur Augen für­ein­an­der. Doch Nummern zweite Welle verbrachten wir gemeinsam
tauschten wir nicht aus. in Kiel. Umso schwerer fiel uns der Ab-
1200 Kilometer weiter südlich, zurück in schied, als ich wieder nach Graz musste.
Graz, wo ich studiere, bekam ich sie auch Ein Jahr müssen wir noch warten, bis ich
in den ersten Tagen des neuen Jahres mit meinem Studium fertig bin. Dann
nicht aus dem Kopf. Mein Freund wusste will ich mit ihr zusammenziehen. Unsere
von seiner Freundin, die wiederum ihre Geschichte begann an einem Silvester-
beste Freundin ist, dass meine Zunei- abend. Dieses Jahr ist dieser Text meine
gung wohl nicht einseitig war. Es verging Silvesterüberraschung für sie.«
über ein Monat, bis ich zum Semester- Aufgezeichnet von Amonte Schröder-Jürss

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»Täuschungsmanöver bis zur Grenze des Diabolischen und eine


Originalität, die ans Groteske grenzt, waren mein strategisches
Ideal [...]. Falsche Fährten, trügerische Lösungswege, um den
Inklusive
Leser in die Irre zu führen«: Diese warnenden Worte des gro-
ZEITmagazin
ßen Schriftstellers und Schachproblemkomponisten Vladimir
Nabokov mögen Sie auf das/die Silvesterproblem(e) von Werner
Keym einstimmen, ein eigens für die ZEIT komponierter Ur-
druck. Ein ungemein tückisches Problem, selbst der Computer
versagt hier. Dabei klingt es ganz einfach: Matt in 1 Zug! Doch
bevor Sie loslegen, überlegen Sie erst einmal, ob der schwarze
König vorher gezogen haben kann oder nicht vielmehr Schwarz
am Zug sein muss. Übrigens bedeutet per definitionem ein Zug
immer einen (Halb-)Zug von Weiß und einen (Halb-)Zug von
Schwarz – oder eben umgekehrt.
Wenn Sie diese Hürde schließlich gemeistert und die Lösung
gefunden haben, verschieben Sie bitte – zur nächsten, noch trü-
gerischeren Teufelei – alle Figuren um eine Reihe nach oben,
also wKd8, Db3, Tc5, Te2, Lg2, Sc6 sowie sKd6.
Arglos erwarten Sie wahrscheinlich die analoge Lösung mit
Schwarz am Zug. Doch hier kann überraschend sehr wohl – wie
bei Problemen üblich – Weiß am Zug sein. Nur wie kann das
sein? Da müssen sich vorher – in einem En-passant-­Intermezzo
Jetzt – zwei Bauern »aufgelöst« haben, sprich geschlagen worden
bestellen: sein. Nur wie?! Wahrlich ein diabolisches Knobelproblem!

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www.zeit.de/5-euro Lösung aus Nr. 53: Wie hätte Schwarz nach 1.Tf1
gewonnen und wie nach dem tatsächlich
gespielten 1.Te2 gewinnen können? Nach 1.Tf1
gewinnt 1...De3+ 2.Kh1 Txh3+! 3.gxh3 g2+!
4.Kh2 Tg8. Nach 1.Te2 hätte Schwarz mit 1...Sxd4!
2.cxd4 Dxd4+ 3.Kf1 Dxa1+ 4.Te1 Dd4 (5.Txe7?
Df2 matt) gewinnen können

Impressum Editorial Director  Christoph Amend  Chefredaktion  Sascha C ­ haimowicz,


Maria Exner  Stellvertretende Chefredakteurin  Anna Kemper (i.V.), Emilia Smechowski  
Mitglied der Chefredaktion  Tillmann Prüfer  Creative Director  Mirko Borsche  
Art Director  Jasmin Müller-Stoy  Textchefinnen  Christine Meffert, Annabel Wahba (i.V.)  
Bildchef(in)  Milena Carstens, Maximilian Virgili (i.V.)  Berater (Bild)  Andreas Wellnitz  
*Bitte die jeweilige Bestellnummer angeben: 2054626 · 2054627 Stud. · 2054646 Essay & Reportage  Heike Faller  Style Director  Claire Beermann  Redaktionelle
Digital · 2054647 Digital Stud. | Anbieter: Zeitverlag Gerd Bucerius GmbH & Co. KG,
Buceriusstraße, Hamburg
LEBENSGESCHICHTE 43 SCRABBLE Spiele

Die knabenhafte Statur, die klaren Gesichtszüge, die Rehaugen –


jede Filmkamera würde ihre optischen Vorzüge unterstreichen, das
erkannte ein berühmter Regisseur und gab der jungen Unbekannten
die Hauptrolle in seinem nächsten Film. Und er sollte recht behalten,
über Nacht etablierte sie sich als Gegenentwurf zum eher üppig weib-
lichen Schönheitsideal jener Zeit. Wie man später erfuhr, resultierte
ihre extrem schlanke Figur aus den Hungerjahren ihrer Kindheit; sie
und ihre Mutter hatten sich zeitweise von Tulpenzwiebeln ernähren
müssen. Als Folge der Mangelernährung hatte sie den Traum von
einer Karriere als Ballerina aufgegeben, die Muskeln waren trotz Trai-
nings nicht kräftig genug. Aber nun entpuppte sich der anfängliche
Nachteil als ihr Kapital. Mit einer Aura aus Zerbrechlichkeit und
Unschuld wurde sie zum Star im Business der bewegten Bilder, setzte
bald auch neue Trends in Sachen Stil und Eleganz. Sie werde wohl
noch »den Busen aus der Mode bringen«, amüsierte sich ein weiterer
Regisseur. Vielleicht trugen auch die drei Schachteln Zigaretten, die
sie täglich rauchte, mit dazu bei, dass ihre Kleidergröße sich nicht än-
derte. Die Nikotinsucht blieb ein lange gehütetes Geheimnis, ebenso
ihre Affären mit Kollegen – solche Dinge hätten an ihrem makellosen
Image gekratzt. Später erkrankte sie an Krebs, zeigte sich noch dün-
ner als zuvor auf öffentlicher Bühne, um für die Rechte und die Zu-
kunft von Kindern zu streiten. Endlich könne sie über etwas reden, Doppelter Wortwert Dreifacher Wortwert
»das wirklich der Mühe wert ist«, sagte sie. Wer war’s? Doppelter Buchstabenwert Dreifacher Buchstabenwert

Lösung Nr. 53: Der Wissenschaftler und Architekt Christopher Wren (1632–1723) studierte in
Oxford und war Mitbegründer der Royal Society. Nach dem Stadtbrand von London (1666)
legte er seinen nicht realisierten Wiederaufbauplan vor. 1668 wurde er zum königlichen General-
architekten von England ernannt und war verantwortlich für den Bau von Kirchen. Für den
Neubau der Londener St.-Pauls-Kathedrale legte er drei Entwürfe vor. 1718 verlor er sein Amt
Es gelten nur Wörter, die im Duden, »Die deutsche Rechtschreibung«, 28. Auflage,
verzeichnet sind, sowie deren Beugungsformen.
Die Regeln finden Sie im Internet unter www.scrabble-info.de

SUDOKU Heute komme ich noch einmal auf das Finale von »SeHers
­Scrabble-Woche 2021« zurück, bevor ich in der nächsten Woche
auf die jüngste deutsche Scrabble-Meisterschaft eingehe. Im End-
5 1 3 8 2
spiel saßen sich, wie berichtet, Ingrid Nöth aus Bischberg und Re-
gula Schilling aus Schmerikon (CH) gegenüber. Beide tauschten zu
Beginn. Bezeichnenderweise behielten die Kontrahentinnen jeweils
3 4 8 2 1
jene Buchstaben auf ihren Bänkchen, die in dem Wort INSERAT
6 3 1 9 vorkommen. Derlei ist unter Cracks üblich, da es sich um die in
Lösung aus Nr. 52 der deutschen Sprache am häufigsten auftretenden Buchstaben
1 5
7 3 2 9 4 5 6 1 8 handelt. Dank dieser Strategie und einem Quäntchen Glück gelang
8 5 9 4 1 4 6 8 3 2 7 9 5 jeder Spielerin im folgenden Zug ein Bingo. Während die Fränkin
9 8 5 6 1 7 4 3 2
anschließend Pech beim Ziehen hatte, baute die Schweizerin ihren
2 8 9 3 5 5 6 9 4 7 8 1 2 3
8 2 4 1 9 3 5 7 6 Vorsprung – unter anderem mit UNRUNDER – peu à peu aus. In
3
2
7
5
1
7
5
3
2
6
6
4
8
9
4
8
9
1
der hier abgebildeten Konstellation konnte Nöth um rund 70 Punk-
4 9 8 2 5 1 3 6 7 te verkürzen und wählte dabei den wertreichsten von drei möglichen
4 5 1 3 9 6 1 3 7 8 9 2 5 4
Bingos (und somit den einzigen, den ich von diesem Trio kannte).
In jeder Zeile, jeder Spalte und jedem mit stärkeren Linien gekenn­zeichneten 3 × 3-Kasten Lösung aus Nr. 53: In Dietmar Schönhoffs Rätsel mit hebräischen und jiddischen Ausdrücken
müssen alle Zah­­len von 1 bis 9 stehen lautete das Topwort KAPORES. Der Begriff war auf 14B–14H anzulegen, wobei mit GO, AR,
Nächste Woche an dieser Stelle: die Logelei und die Auflösung aus Nr. 53 NE und OS ein schmuckes Mauerwerk entstand. Insgesamt 87 Punkte brachte dieser feine Zug

Koordination  Margit Stoffels  Redaktion  Jörg Burger, Johannes Dudziak, Friederike Milbradt, Frank Siemienski  Druck  Mohn Media Mohndruck GmbH  Repro  Twentyfour Seven Creative
Johanna Palla, Khuê Pha.m, Ilka Piepgras, Jürgen von Ruten­berg, Matthias Stolz; Mitarbeit:  Media Services GmbH  Anzeigen­leitung  Áki Hardarson  Anzeigen­preise  ZEITmagazin-­Preisliste
Klaus Stock­hausen (Contributing Fashion Director)  Gestaltung  Nina Bengtson, Mirko Merkel, Nr. 15 vom 1. 1. 2021  Anschrift Verlag  Zeitverlag Gerd Bucerius GmbH & Co. KG, Bucerius­­
Gianna Pfeifer; Mitarbeit: Anna Berge  Bildredaktion  Nora Hollstein  Autoren  Alard von straße, Eingang Speersort 1, 20095 Hamburg; Tel.: 040/32 80-0, Fax: 040/32 71 11; E-Mail:
Kittlitz, Harald Martenstein, Jana Simon  Korrektorat  Thomas Worthmann (verantw.)  Doku- DieZeit@zeit.de  Anschrift Redaktion  ZEITmagazin, Dorotheen­­­straße 33, 10117 Berlin;
mentation  Mirjam Zimmer (verantw.)  Herstellung  Torsten Bastian (verantw.), Oliver Nagel, Tel.: 030/59 00 48-0, Fax: 030/59 00 00 39; E-Mail: zeitmagazin@zeit.de, www.zeitmagazin.de
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Waagerecht: 6 Der darf gern noch einen guten Vorsatz zur Regel- in Canberra? 4 Präsentieren 34 senkrecht mehr oder minder for-
treue in Erwägung ziehen 10 Zündende Idee wider Lautlosigkeit matiert 5 Opfer des Haupt-Auftrags an Danaes Sohn 6 Ernst war
des Jahresübergangs 13 Mit dunkler Ahnung, wo der sich befindet, das Jahr, das nun geendet, ernst ist das Jahr, das nun beginnt. Dass
bringt Tastsinn alsbald helle Freude 16 Vor allem aber wünsche ich, sich die Welt zum Bess’ren wendet, sei, Mensch, zum Besseren ge-
dass wir in diesem neuen Jahr einander so wenig als möglich ...­ sinnt. Bedenk: das ... aller Welt ist mit in deine Macht gestellt (Fr.
mögen (H. Heine) 19 Guter Wunsch für den 20 waagerecht des v. Logau) 7 Der Wie-immer-Silvesterjubilarin genehm zum Geflü-
­Lebens 20 Nicht wirklich Schritt-für-Schritt-Übung für zwei auf Eis gel 8 Geht recht früh ins Blüten-Blätter-Früchte-Jahr 9 Sein Job:
21 Deutlich verkleinerndes Vorwort zum Feuerwerk 22 Angepeilt Neuigkeiten aufarbeiten zum Verbreiten 10 Einen Millionen Jahre
üblicherweise beim Countdown 23 Schleierhaft oft, wie sich jene alten gibt’s, den nennt man 15 senkrecht 11 Unheilstrickerin aus
so bewegen können, wie sie sich in denen über Bühnen bewegen der Büchse des Wedekind 12 Schrecken der Verfechter des Weiter-
24 Großes Licht z. B. in Mexiko 25 Teigwarenbegleitware alla ita- so-Prinzips 14 Runde Sache für weniger Kalorienscheue 15 Maß
liana 27 Auf dem Bau Unterstützerin, im Karrieristenleben oberste einiger Dinge bei Inventur im Büromarkt 17 Ist der Januar feucht
Devise 30 Unterwegs zum selben Ziel wie der 32 senkrecht, weiter und ..., wird das Frühjahr trocken und rau (Bauernregel) 18 Wirkt
unten 31 Wetterregelmäßig: Dezember ... mit Schnee gibt Korn auf anziehend, wenn auch nicht auf den Distanzwahrer 22 Wagte sich
jeder Höh 33 Wen nämlich treffen wir mitten im Datumswechsel- maskierten Auges in Degenduelle 26 Europareiseveranstalter vor
moment an? 35 Mehr als gängiger Ausdruck bei Verkaufserfolglob- Urzeiten 28 Macherdevise: Lass Wünsche zu Plänen und Pläne zu ...
preisenden 37 Helfen gern beim Resteessen bei Löwens 39 Wird werden! 29 Stadtbekannte Silbe in der Kältereaktion zu leicht Be-
sichtbar insbesondere in Alaskatemperaturzeiten 41 Will uns Kari- kleideter 30 Ward vornämlich bekannt in der Rolle kunterbunter
bikflair aufs Trommelfell träufeln 44 Saß nicht zum Tafeln nur in Villenbewohnerin 32 Gab der Via Claudia Augusta ein Stück weit
der Runde, begehrte sehr die Königin 45 Egal wie Silvester-Kassen- den Weg vor 34 Die Folianten vergilben, der Städte gelehrter Glanz
sturz ausfällt, die wird jedes Jahr reicher 46 Volksmunds Rat: Das erbleicht, aber das Buch der ... erhält jedes Jahr eine neue Auflage
vergangene Jahr sei dir eine nützliche ...! 47 Der Witz bei ihm: Das (H. Chr. Andersen) 36 Wie hält sich der Neutrale? 38 Führt neben
Glitzern ist echt – Senkrecht: 1 Feine Zutat im Flirterfolgsrezept Schwester Anna ein eisgekröntes Leben 40 Luft zum An-die-Luft-
2 Nimmt Seher zum Anlass, von Zukunftsblicken zu sprechen Gehen 42 Mit ihr, falls 31 waagerecht, erfüllt man eher Bowle- als
3 Wann hat man das neue Jahr in Canterbury früher eingeläutet als Punschwunsch 43 Hohe Kante

Lösung von Nr. 2620: Waagerecht 6 BOLLWERK und Böll-Werk 10 KRACHER 14 MAXIMILIAN-straße, München 16 ANRANZEN und an Ranzen 19 UEBERLEGUNG 20 OASE
21 Pa-netto-ne – pa-ne = NETTO 22 SEELENRUHE 24 KOHL 26 REBEN 28 LAND 29 ERDIG 31 Han SOLO in »Star Wars« 32 FANCLUB 35 ENDEN 37 Haare oder laut TOENEN
38 NAEGEL 39 »ein Projekt in den SAND setzen« 40 GERNOT (»Nibelungenlied«) 41 Song »Love Is In The AIR« 42 REALITAET 43 NAMENLOS und Namen los 44 (Telefon-)NUMMERN;
Senkrecht 1 in Ringen: BOXEN 2 CELLO 3 SKAGEN 4 FANGEN und Fan-Gen 5 ZENSUR 6 BAUKOSTEN 7 »Jungfer« häufig Namensteil von LIBELLEN 8 (Gast-, Parasiten-)
WIRTE 9 RIESEN (»Gullivers Reisen«, nord. Mythologie) 10 KNUELLER 11 »RAN an die Buletten!« 12 HAAREN 13 GEMEINDEN aus M-e-n-g-e-N-e-i-d 15 METRONOME 17 RONDELL
18 ZEH 23 LAUGEN 25 Kap HOORN nach ndld. Stadt Hoorn 27 BANANE 30 dreißig Silberlinge für Judas und römische DENARE 32 FETE 33 Dickens, »A Christmas CAROL« und Film
»Carol« mit Cate Blanchett und Rooney Mara 34 BEAU 36 DATE 38 David Livingstone: NIL 39 SIMS in Sims-alabim

Schach  Helmut Pfleger – Lebensgeschichte  Frauke Döhring


Sudoku  Zweistein – Scrabble  Sebastian Herzog – Kreuzworträtsel  Eckstein
Prüfers Töchter 45 MEINE 8-JÄHRIGE

»Papa,
Zu den Meilensteinen unseres Familienlebens gehört die Entschei-
dung, ein zwei mal zwei Meter großes Bett zu kaufen. Nicht etwa,
weil ich beim Schlafen viel Platz beanspruche, aber andere in un-

  aufwachen!«
serer Familie tun das. Juli zum Beispiel. Seit sie laufen kann, lag
sie jeden Morgen, wenn ich aufwachte, mit uns im Bett. Und das
auf unterschiedliche Weise. Hatte sie sich verkehrt herum ins Bett
gelegt, wachte ich neben ihren Füßen auf. Träumte Juli, wachte ich
auf, weil sie mir ins Gesicht trat. Wenn sie sich quer legte, erwachte
ich davon, dass sie mir den Kopf in den Bauch rammte. Manchmal
legte sie sich auch quer über beide Elternteile. Oder sie nutzte einen
von uns als Kopfkissen.
Immer wieder nahm sie die Decke im Beschlag, und ich musste
sie dann aufwendig herauswickeln, weil ich fror. Immer wurde sie
dabei ungemütlich. Denn Juli schätzte es nicht, aufgeweckt zu wer-
den. Ich habe viele Nächte auf der Bettkante gelegen, irgendwie
auf der Seite balancierend und hoffend, dass ich nicht mit dem
nächsten Stoß aus dem Bett gepfeffert werde. Am nächstem Mor-
gen war Juli natürlich als Erste wach und trommelte auf meinen
Kopf: »Papa, aufwachen!«
Solche Szenen bestimmten mein Nachtleben. Schon fast mein
ganzes Familienvaterleben lang. Denn sobald ein Kind die Nacht
lieber im eigenen Bett verbrachte, als ins Elternschlafzimmer zu
wandern, war da schon ein anderes, das entweder sein Babybett-
chen neben dem Elternbett aufschlug oder eben das Elternbett als
natürliche Erweiterung des eigenen Betts begriff. Oft fragte ich
mich, ob all die Menschen ohne Kinder es tatsächlich zu schätzen
wissen, dass sie umstandslos ins Bett gehen und dort unbehelligt
durchschlafen können. Einfach so, bis der Wecker klingelt. Es
kam auch schon vor, dass mehrere Kinder gleichzeitig in unserem
Bett Quartier bezogen. Das wäre für meine Frau und mich gar
nicht durchzuhalten gewesen, hätten wir etwa ein Bett gehabt, das,
sagen wir, ein Meter vierzig breit gewesen wäre. Dann hätte ich
wohl auf dem Fußboden nächtigen müssen.
Ich glaube, mit dem Problem bin ich nicht allein auf der Welt. Ich
kenne Familien, die haben ihre Schlafzimmer zu einer Liegewiese
umgebaut. Man sucht sich einfach irgendwo in der Matratzenland-
schaft seinen Schlafplatz. In solchen Schlafzimmern liegt natürlich
jede Hoffnung darauf begraben, irgendwann mal wieder allein be-
ziehungsweise zu zweit in einem Bett schlafen zu können.
Bei uns ist es nun so weit. Juli kommt nachts nicht mehr. Morgens
wachen wir auf, und Juli ist nicht da. Inzwischen hat sie sich darauf
verlegt, selbst lange zu schlafen – während ihre Mutter oder ich wie-
derum früher aufstehen müssen, um sie aufzuwecken, weil sie in die
Schule gehen muss.
Meine jüngste Tochter schläft nun also in ihrem Bett. »Juli, warum
schläfst du denn in deinem Bett?«, frage ich. »Wieso, du schläfst
doch auch in deinem Bett!«, antwortet sie. Ich will wissen, warum
Zu hören unter www.zeit.de/audio

sie nicht mehr zu uns kommt. »Och, das ist so mühsam, abends aus
dem Hochbett zu steigen.« Dabei war ihr das bis vor Kurzem keines-
wegs zu umständlich.
Nun ist es also so weit: Wir Eltern sind allein im Bett. Wenn ich
Juli ist 8 Jahre alt. Ihr Vater Tillmann Prüfer schreibt hier
jetzt nachts aufwache, fällt mir auf, dass da kein Kind ist. Und
im wöchentlichen Wechsel über sie und seine dann kann ich nicht mehr einschlafen, weil ich denke, dass Juli jetzt
anderen drei Töchter im Alter von 22, 16 und 14 Jahren normalerweise gekommen wäre, um mir den Schlaf zu rauben.

Illustration Aline Zalko


HILFE!

Was tun, wenn einen die Scham daran hindert, Neues auszuprobieren?

Herr Prescott-Couch, ich habe einen Freund, Der Philosoph Alexander richtet aber gleichzeitig Schaden an. Etwas
der sich für manche Stipendien oder Jobs Ähnliches könnte man über Schamgefühle sa-
Prescott-Couch antwortet
gar nicht erst bewirbt, weil er sich bei einer gen: Wer sich selbst sehr schämt, übt immer
Absage vor sich selbst schämen würde. Wie auch eine gewisse Gewalt gegen sich selbst aus.
kann man so eine Scham überwinden? Andererseits leben wir in einem Zeitalter der
Schamerfüllte Menschen haben häufig die Schamlosigkeit. Influencer nehmen einen
Stimmen anderer Leute im Kopf. Was denken auf Instagram mit in den Kreißsaal. Politiker
die übrigen Gäste über mich, wenn ich mit wie ­Boris Johnson tun nicht mal so, als ob
Jeans im feinen Restaurant sitze? Wie wirke ich sie sich schämen würden, wenn sie in einen
vor meinen alten Klassenkameraden, wenn ich politischen Skandal verwickelt sind.
zum Treffen als geschiedener Mann erscheine? Wir leben in einer Zeit, in der zwei geistige
Wie stehe ich vor meinen Kollegen da, wenn Haltungen auf­ein­an­der­pral­len und sich gegen-
ich für das Stipendium eine Absage kassiere? seitig verstärken. Auf der einen Seite gibt es
Da die schamerfüllte Person eine negative Re- schamlose Leute in der Unterhaltungsindustrie
aktion erwartet, entscheidet sie sich dafür, lie- und in Teilen der Politik. Denen gelingt es be-
ber nichts zu unternehmen. Dabei fallen die sonders gut, durch ihr Verhalten Aufmerksam-
Reaktionen oft nicht so negativ aus, wie es sich keit auf sich zu ziehen, was aber nicht heißt,
Der 38-Jährige ist
die schamerfüllte Person vorstellt. Im Gegen- dass dieses Verhalten erstrebenswert ist. Auf der
teil, viele Leute zollen einem Respekt, wenn Associate Professor für anderen Seite gibt es an Universitäten und in
man Dinge ausprobiert. Philosophie an der den Online-Communitys einiger Bewegungen
Aber wie vermittle ich das meinem Freund? Universtität Oxford. Er hat ein stark ausgeprägtes moralisches Bewusstsein.
Zum einen können Sie ihm raten, sich schritt- Dort werden Leute, die etwas Beleidigendes
weise vorzutasten. Bevor man zum Beispiel das
in Harvard über gegen bestimmte Minderheiten sagen, dazu
Klassen­treffen absagt, weil man frisch geschie- Wissenschafts ­ p hilosophie aufgefordert, sich für bestimmte Aussagen zu
den ist, könnte man einzelne vertrauenswürdige promoviert. Gerade entschuldigen und sich für ihr Verhalten zu
Klassen­kameraden anrufen und ein Gefühl dafür schämen, manchmal auch in koordinierten
arbeitet er an einem
bekommen, wie sie darüber urteilen. Oder man Kampagnen. Schamlose Politiker wie ­Donald
erzählt mal einer Kollegin von diesem Stipendium­ Buch über die Philosophie Trump reagieren darauf natürlich nicht.
und äußert den Gedanken, dass eine Absage Friedrich Nietzsches Muss ich denn, um heute erfolgreich zu wer-
­einen tief enttäuschen würde. Dann sollte man den, schamlos sein?
genau zuhören, was die Kollegin dazu sagt. In Schamlose Personen sind oft rücksichtsloser als
manchen Fällen hilft es auch, das eigene Schamgefühl auszutricksen. schamerfüllte Personen. Doch nur weil einige in den Medien durch
Wie macht man das? schamloses Verhalten auffallen, heißt das zum Glück nicht, dass in
Wer beispielsweise Angst davor hat, sich für eine wichtige Prüfung allen Berufsfeldern möglichst viel Schamlosigkeit gefordert ist. Eher
in der Ausbildung anzumelden, weil er sich schämen würde, wenn er ist das Gegenteil der Fall: Scham ist auch ein Klebstoff, der die Ge-
durchfällt, kann sich selber unter Zugzwang setzen: Vor Kolleginnen sellschaft zusammenhält. Indem die schamvolle Person den Blick der
und Freunden kann er verkünden, dass er an einem bestimmten Tag anderen verinnerlicht, erkennt sie auch die anderen an, mit denen sie
die Prüfung absolvieren wird. So aktiviert er das eigene tieferliegende in einer Gesellschaft lebt. Menschen, die keinerlei Scham empfinden,
Schamgefühl. Er muss jetzt liefern, sonst ist die Schmach groß. kapseln sich durch ihre Gleichgültigkeit von den anderen ab.
Was ist das tieferliegende Schamgefühl? Sollte man sich mit seiner Scham ein Stück weit anfreunden?
Schamvolle Menschen denken oft, wenn sie scheitern, seien sie auch Für Leute, die unter ihrer Scham leiden, sind vielmehr die Fragen
als Person gescheitert. Dabei ist es wichtig, im Kopf das Tun und wichtig: Warum schäme ich mich und vor wem? Interessant dabei
das Sein zu trennen. Eine interessante Erklärung für tieferliegende ist, dass es nur besondere Personengruppen sind, von denen wir
Schamgefühle lässt sich vom Philosophen Friedrich Nietzsche ab- Zustimmung haben wollen. Ein Buch des Schriftstellers Jonathan
leiten. Er glaubt, dass ein schlechtes Gewissen auch etwas Befriedi- Franzen wurde mal in dem Buch-Club der amerikanischen Talk-
Foto Paula Winkler

gendes hat, weil es dem Menschen die Gelegenheit gibt, seine in der masterin Oprah Winfrey besprochen. Das war Franzen peinlich, er
Zivilisation unterdrückten aggressiven Triebe auszuleben – nur eben wollte nicht von diesem Massen-Talkshow-Publikum Zustimmung
gegen sich selbst. Für ihn hat das schlechte Gewissen auch eine pa- erhalten. Scham kann sich auch aus übergroßem Stolz speisen.
thologische Komponente: Es befriedigt Bedürfnisse im ­Menschen, Das Gespräch führte Johannes Dudziak

Auf dieser Seite reden wir jede Woche mit Expertinnen und Experten über psychologische Fragen
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Fotos: Andreas Henn für DIE ZEIT


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|.1.| Nutzt die Krise als Chance und geht auch digi- nahezu perfektem Deutsch: Fotograf Oliviero Direktor der ART COLOGNE. |.7.| Aus Brooklyn
tale Wege: Galeristin Tanja Wagner. |.2.| Sophie Toscani. |.5.| Susanne Gaensheimer verdeutlichte zugeschaltet: Fotograf Tyler Mitchell im Gespräch
Neuendorf vom Online-Kunstportal artnet. |.3.| Picassos politische Dimensionen. |.6.| Mehr mit Christoph Amend, Editorial Director des
Dr. Yilmaz Dziewior (m.) im Gespräch mit Christiane Kollegialität unter Messechefs sowie eine pandemie- ZEITmagazins und Herausgeber der WELTKUNST.
Meixner (re.), Redakteurin der WELTKUNST. |.4.| bedingte höhere Anzahl an Besuchern und |.8.| Kunstinteressierte konnten die Diskussionen
Begeisterte mit vielen Einblicken in seine Arbeit in Ausstellern aus Europa registrierte Daniel Hug, online live verfolgen.

Legendär die aufwühlenden und kontrovers diskutierten Kampagnen aus über die aktuelle Situation und waren sich einig, dass die
für die Modemarke Benetton, charakterstark und unerschrocken Krise als Chance genutzt wurde und weiter werde, etwa indem
der Mann dahinter: Oliviero Toscani. »Nein, ich habe keine Angst man innovative Tools ausprobiere.
vor Ärger«, sagte der Italiener lachend vor Kurzem im Gespräch mit Im Museum Ludwig in Köln ist derzeit bis Januar 2022 die Ausstel-
Christoph Amend, Editorial Director des ZEITmagazins und Heraus- lung »Der geteilte Picasso. Der Künstler und sein Bild in der BRD und
geber der WELTKUNST, des Kunstmagazins der ZEIT. Im Rahmen DDR« zu sehen, über die Yilmaz Dziewior sprach. »Dass Picasso
der digitalen Konferenz »UNLOCK ART by ZEITmagazin« auf der ein dezidiert politischer Künstler war, wird hier im Westen längst
ART COLOGNE, der ältesten Kunstmesse für zeitgenössische Kunst, nicht anerkannt«, sagte der Museumsdirektor und erzählte von
gab der Fotograf interessante Einblicke in seine Historie, erzählte in Aufzeichnungen und Werken, die Picassos kommunistische Haltung
übrigens nahezu perfektem Deutsch von seiner prägenden Begeg- verdeutlichten, und war sich mit Susanne Gaensheimer von der
nung mit der Fotografie-Ikone August Sander in Köln, von seiner Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen einig, dass Pablo Picasso viel
Studienzeit in Zürich und zeigte erstmals Aufnahmen seines neuen mehr als nur ein »Blockbuster« sei.
Projekts »The Germans of the 21st Century«, für das er überall
in Deutschland mehr als 800 Menschen porträtierte. Wie die LIVE-SCHALTUNG NACH BROOKLYN
Zuschauer:innen, die an ihren Bildschirmen das Gespräch live Christoph Amend begrüßte dann via Live-Schaltung nach Brooklyn
verfolgen und Fragen stellen konnten, reagierten? Mit vielen den Star-Fotografen Tyler Mitchell. Der 26-jährige US-Amerikaner,
Applaus-Emojis. der 2018 als erster schwarzer Künstler ein Vogue-Cover fotografierte,
sprach über seine Vision »Black Utopia«, die schwarzes Leben in den
DIGITALE TOOLS UND EIN POLITISCHER PICASSO USA anders darstellt als in den Medien üblich, über seine aktuellen
Online-Viewing, Video-Walks, Online-Only-Auktionen – die Pandemie Ausstellungen in London und New York, seine Zusammenarbeit mit
hat den Kunsthandel vor Herausforderungen in Form neuer Popstars wie Beyoncé und Harry Styles – und verriet, dass er auf
digitaler Werkzeuge gestellt, auf die sich der Markt inklusive seinem Telefon eine Liste mit Namen von Personen hat, die er gerne
der Sammler:innen aber erstaunlich schnell eingestellt habe, so die noch fotografieren möchte. Nicht nur auf die künftigen Porträts von
Berliner Galeristin Tanja Wagner, Sophie Neuendorf vom Kunstportal Menschen auf seiner Liste, auch auf die nächste ART COLOGNE
artnet und Dirk Boll vom Auktionshaus Christie’s. Sie tauschten sich und die nächste UNLOCK ART darf man gespannt sein.
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