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Die Kukesburg bei Altenhagen – eine Cairn-Felsnekropole der Megalithepoche?

Oktavian Bartoszewski und Thomas Jaekel machten mich auf diese alte Hünenburg aufmerksam.
Um eine Stellungnahme gebeten, ob es sich bei dem gut erhaltenen Gang durch eine der
„Abraumhalden“ unterhalb der Wallburg um den Grabgang eines megalithischen Cairns handeln
könne, kann ich definitiv sagen, ja, dem ist so (1,2).
Meine jahrzehntelange Beschäftigung mit Cairns, Tumuli, Dolmen und Ganggräbern erlaubt mir
diese Expertise. Als studierter Kunstlehrer habe ich genau dasselbe wissenschaftliche Rüstzeug
erworben, das auch die Archäologen anwenden, wenn es um die Beurteilung von geschichtlichen
und vorgeschichtlichen Artefakten geht. Im Studienfach Kunstwissenschaft lernt man Kunstwerke
und Architekturen zu vergleichen, das Stilistische herauszuarbeiten und damit Objekte einer Kunst-
bzw. Architekturepoche zuzuordnen. Insbesondere verblüfft mich die Ähnlichkeit des Portals zu
unserem in Randersacker auf dem Marsberg entdecken Gang (3,4).
Im Bereich megalithischer Grabarchitektur möchte ich sogar reklamieren, einen größeren Überblick
zu besitzen als die meisten Archäologen in Deutschland. Solche wie der hier zu evaluierende Gang
sind fester Bestandteil der Megalith- bzw. Cairn-Architektur Deutschlands und West- und
Nordwesteuropas in der Jungstein- und Bronzezeit, z. B. Hünengrab Kleinenkneten II,
Wildeshausen, (5), Tumulus E, Bougon/Frankreich (6), Knowth 1, Boyne-Tal, Irland (7) wurden
aber auch noch in Tumuli der Eisenzeit insbesondere der Etrusker gebaut, z. B. Tombe, Nekropole
Banditacci, Cerveteri (8).
Wir brauchen hier tatsächlich nicht der Mär glauben, dass Steinbrucharbeiter einen solchen Gang
durch eine „Abraumhalde“ gebaut haben sollen. Zu was auch? Ein Märchen ist auch, dass es sich
bei den großen Strukturen um Abraumhalden handeln würde. In Wirklichkeit waren sie von Anfang
an das Ziel des Abbaus. Die wohlgefügten Mauern aus bestens bearbeiteten Steinblöcken mussten ja
nur abgetragen werden. Noch heute sind noch Mauerpartien der ursprünglichen Bauwerke erhalten
(9,10). Erst später, als größere Blöcke gefragt waren, begann man die angrenzende Felswand (siehe
1) abzubrechen.
Man fragt sich, wie solche völlig haltlosen Storys in die Welt kommen. Realistisch ist einzig, dass
die Steinbrucharbeiter bei ihren Abbrucharbeiten des Cairns auf den Gang bzw. sofort auf die
Grabkammer stießen. Man möchte niemanden etwas so Ungeheuerliches unterstellen, aber
anzunehmen ist, dass das Grab noch ein ungestörtes Inventar an Grabbeigaben, vmtl. auch Gold
etc., enthielt, und der damalige Steinbruchbetreiber den Fund mit den Findern teilte und seine
Mitarbeiter zu Stillschweigen verdonnerte. Fundunterschlagung grassiert in Deutschland. Ich kenne
sogar Beispiele aus meiner Gemeinde. Beim Bau eines Marktgebäudes wurde im Lehm ein
menschlicher Schädel gefunden, der in ähnlicher Fundsituation im übernächsten Dorf in die
Altsteinzeit datiert worden war. Um einen Baustopp zu vermeiden, wurde das LAD nicht informiert.
Im Nachbarort wurde ein fränkisches Schwert unterschlagen, beides wurde mir im Vertrauen
erzählt. In Altenhagen tischte man der Allgemeinheit die Lüge auf, den Gang selbst gebaut zu
haben. Auch bzgl. baden-württembergischer Steinbrüche hört man solche Geschichten. Der
Reichtum großer Steinbruchdynastien wird seinen Grund wohl nicht von ungefähr haben.
Nach Beweisen gefragt, sind diese stets nicht beizubringen. Welcher Steinbrucharbeiter hätte die
Fähigkeit gehabt, einen Gang nach den architektonischen Prinzipien der Jungsteinzeit zu bauen,
einer Technik, die schon lange vergessen ist? Als Erklärungsgrund für diese Gänge wird meist
Bierkeller und Sprengstoffkammer genannt. Doch in den allerwenigsten Sandstein- und
Kalksteinbrüchen wurde je gesprengt.
Wo sind die Baupläne, die Baugenehmigung, die eine Erstellung des angeblichen Bunkers oder
Kellers, den ja Menschen gefahrlos betreten mussten, ohne jeden Mörtel nur in Trockenbauweise
erlaubt hätte? Seit dem Mittelalter müssen Pulverkammern mit meterdicken Mauern in
Mörtelbauweise gebaut werden. Eine steinzeitliche Bauweise wäre nie genehmigt worden.
Bierkeller besitzen im allgemeinen runde Gewölbe und keine Felsplattendecken. Die angewandte
Technik, die Konstruktionsprinzipien, die man in Altenhagen angewandt hat, sind eindeutig
megalith-kulturell (11).

Dass dies noch kein staatlicher Archäologe festgestellt hat, liegt einfach an deren fehlenden
umfänglichen Wissen bzgl. dieser speziellen Grabgangform. In Norddeutschland haben Ganggräber
und Dolmen der Hünengräber meist Wände aus grob behauenen Felsplatten, die in der Form von
Steintischen aufgestellt und überdacht sind , z. B. der Dolmen bei Bergen/Celle (12), 3500 bis 2800
v. Chr. Dass man aus wuchtigen Felsbrocken aber auch ganz passabel aussehende, vor allem schön
gerade bearbeitete Grabkammern gestalten konnte, beweist der Dolmen La Roche Aux Fees in Essé
in der Bretagne (13), 3500 – 3000 v. Chr..
Derart kleinteiliges Mauerwerk wie an der Hünenburg von Altenhagen kennt man dagegen eher aus
Cairns der Bretagne, z. B. Barnenez (14), um ca. 4500 v. Chr., oder Schottlands, z. B. Cuween Hill
auf den Orkneys (15), um 3000 v. Chr., aber vor allem von Tumuli der Etrusker, z. B. Populonia
(16), 700 v. Chr., was das wichtigste Indiz für die eisenzeitliche Entstehung unseres Ganges liefert.
Interessant ist, dass die italienischen Archäologen eigentlich unschlüssig sind, ob sie ihren Tomba
dei Carri statt ins 7. Jh. doch 2000 v. Chr. datieren sollen, da die Dolmen-Architektur eigentlich
dafür spricht. Aber der Nachweis eisenzeitlicher Bearbeitung führte dann doch zu der späteren
Datierung. Warum dies beim La Roche Aux Fees nicht geschieht, ist ein Rätsel.
Vielleicht hat das den Archäologen Dr. Ziermann, vormals am Amt für Kultur und Archäologie in
Stade/Niedersachsen arbeitend, zu seiner vagen Stellungnahme veranlasst. In Niedersachsen sind
ihm, laut eigener Aussage, nur Dolmen der Jungstein- und Bronzezeit bekannt. Dass dies auf immer
und ewig so sein muss, ist damit nicht ausgeschlossen. In seiner Doktorarbeit gibt er nämlich klar
zu erkennen, dass er Grabgänge von Cairns und ihre Architektur durchaus kennt. Möglich, dass er
er sich ja doch noch entschließt, den Grabgang wie anfangs versprochen, einmal anzuschauen.
Wenn solche trocken, also ohne Mörtel, gemauerten Gangwände bisher in Niedersachsen noch nicht
in einem megalith-kulturellen Zusammenhang erkannt wurden, liegt das einfach an der allgemein
auf die Bundesländer beschränkten staatlichen Archäologie, die keinen Grund sieht, auch einmal
über die Grenzen der Provinz oder sogar des Staates hinaus zu schauen, welche vorgeschichtlichen
Architekturen dort im Ausland im Laufe der letzten hundert Jahre ausgegraben wurden.
Dr. Ziermann bildet da eine Ausnahme, ist aber auch an den Kodex seiner Peer-Group gebunden,
der es ihm verbietet, gegen den allgemeinen Strom der Uninformiertheit und damit gegen seine
Kollegen anzuschwimmen. Diesen Mut bringen nur ganz wenige auf. Er war derjenige, der uns
Anfang des Jahrtausends ermunterte, weiterzuforschen, in dem er Forschungsbedarf bzgl. unserer
Gänge konstatierte.
Es ist sicher angebracht zu sagen, dass wir es bei der großen Mehrheit der Archäologen in
Deutschland mit Spezialisten zu tun haben, die ihr spezielles Fachwissen im Bereich Megalithik in
keinen größeren internationalen Zusammenhang zu stellen imstande sind. Und ich befürchte, dass
die Archäologen in den Bundesländern sich ganz bewusst vor der Anerkennung drücken, da sie die
arbeitsvoluminöse Überforderung befürchten, die durch die sensationelle Entdeckung zu erwarten
ist. Schon jetzt sind sie durch Rettungsgrabungen beansprucht, die Kapazitäten auf Jahre im voraus
binden.
Damit bleibt das Risiko bei den Bürger-Archäologen, die die Forschungsarbeit betreiben sollen,
ohne auch nur ein Mindestmaß an Respekt und Anerkennung, geschweige denn Unterstützung
seitens der staatlichen Archäologen erwarten zu dürfen. Im Gegenteil: Diffamierung unserer Arbeit
und Personen auf archäologischen Foren sind die grausame Realität. Und das alles, um das
bestehende, völlig überholte Geschichtsbild nicht in Frage stellen und aktiv werden zu müssen.
Die Cairns sind sicher die interessantesten und spannendsten Monumente überhaupt, denn die
französischen Archäologen scheuen sich nicht, diese als Stufenpyramiden zu bezeichnen. In
meinem letzten Artikel schrieb ich bereits über unsere Ausgrabungen an der Zwerchhälde von
Sternenfels, die mindestens drei Stufen aufweist und eine Höhe von min. 24 m hat, das höchste
Bauwerk der Megalithepoche in ganze Europa.
Man kann die Auffindesituation des Altenhager Gangs durchaus mit der des erst entdeckten Cairns
von Barnenez in der Bretagne vergleichen. Hier wie dort fanden Steinbrucharbeiten statt, die einen
großen Teil des Monuments zerstörten und dabei Grabkammern zum Vorschein brachten. In
Altenhagen erfolgte der Abbau von Westen, wobei ebenfalls zuerst die Grabkammer abgetragen und
dabei der Gang entdeckt und sein bis dahin zugemauertes Portal von innen geöffnet wurde (17).
Das westliche Ende des Ganges ist heute durch die neuzeitlichen Steinbrucharbeiten, die auch nur
im Westen stattfanden, hüfthoch verschüttet. Die Felswand im Osten dagegen blieb unberührt und
dürfte noch aus der Cairnbauzeit sein. In Barnenez kamen durch die Zerstörung 4 Grabgänge und
Kammern, bei der folgenden Ausgrabung insgesamt 11 zutage (18,19). Wie viele mögen es wohl in
Altenhagen sein?
Mit weiteren Grabgängen und -kammern ist nicht nur in diesem sondern auch dem anderen von
zwei Cairns der Kukesburg zu rechnen. Anhand des freiliegenden Portals kann man abschätzen, wie
viel Erosionsschutt abgegraben werden muss, um weitere Portale in der Außenmauer zu entdecken.
Diese dürften ebenfalls verschlossen sein, sich aber durch senkrecht durchlaufende Fugen im
Mauerwerk zu erkennen geben. Auch der Treppenaufgang des Eckbauwerks in der Zwerchhälde
von Sternenfels war auf diese Weise zugemauert, ebenso die Gänge in Barnenez. Wenn ich an der
Springe meinen Wohnort hätte, würde ich so schnell wie möglich eine Grabungskampagne mit
Bagger organisieren.
Da es sich bei offiziell so bezeichneten Steinbrüchen um keine schützenswerten Kulturrelikte
handelt, fängt auch nicht das Grabungsverbot der staatlichen Archäologie, das Bürgern
grundgesetzwidrig verbietet, im Bereich Bodenfunde selbst zu forschen. Eine Inkenntnissetzung des
Amtes ist aber erforderlich, da ja mit Bodenfunden gerechnet werden kann. Erst wenn Funde
gemacht werden, wird das Amt zuständig. Dann sind die Archäologen gezwungen, aktiv zu werden
und die Entdeckung einer völlig neuen Grabgattung der Vorgeschichte hier in Deutschland endlich
anzuerkennen.
Denn diese Gräber sind Monumente, und zwar die größten, die man in Europa kennt.
Der Altenhager Gang bietet zudem eine Besonderheit, die eine architektonische Entwicklung im
prähistorischen Grabbau verdeutlicht. Unter der flach liegenden Decke aus gerade zugehauenen
Felsplatten wurde die oberste Steinreihe beider Wände eingerückt, womit sich der Ansatz zu einem
Gewölbe ergibt. Bei den Etruskern kann man diese Fortentwicklung zum Kraggewölbe bestens
verfolgen. Am Ende der Entwicklung steht dann die Große Gallerie in der Cheopspyramide von
Ägypten:
Goerem, Morbihan/Bretagne (20), Würzburg-Randersacker Marsberg (21), Barnenez, Bretagne
(22), Monte Calvario Siena, Etrurien/Italien (23), Hünenburg Altenhagen Kr. Hameln
Niedersachsen (24), Monte Calvario, Siena (25), Tumulo Camucia, Cortona, Etrurien/Italien (26),
Cheopspyramide, Große Gallerie, Ägypten (27).
Es scheint auf den ersten Augenblick absurd, die Cheopspyramide an das Ende der Entwicklung zu
setzen, da sie offiziell auf 2800 – 2500 v. Chr, datiert wird, aber die Chronologie ist ein
unglaubwürdiges Konstrukt, das bisher leider nur vom Moskauer Fomenko-Institut eingehend
überprüft wurde. Schon Heribert Illig datierte sie aufgrund des architekturhistorischen Vergleichs
auf ca. 700 v. Chr. Damit wird aber auch deutlich, dass die prähistorische Architektur der
Megalithepoche weit über angebliche Stammes- und Sippengrenzen hinaus Verbreitung fand und
ein reger Kulturaustausch nicht nur innerhalb des europäischen Kontinents sondern interkontinental
ablief. Von entsprechend einhergehenden Handelsbeziehungen geht die Archäologie bisher schon
aus.
Eine Datierung des Kukesburg-Gangs in die keltische Eisenzeit, 8. - 1. Jh. v. Chr., ergibt sich durch
direkten Vergleich mit dem etruskischen Grabgang von Monte Calvario in Siena (7./6. Jh. v. Chr.).
Auf einer Infotafel vor der Kukesburg (28) wird ebenfalls bestätigt, dass die älteste Ausbaustufe der
Festung in die Zeit 3. Jh. v. Chr. bis Kalenderbeginn datiert wird.

Aber auch eine Petroglyphe, die auf einem Markstein neben der Hünenburg angebracht ist (29),
weist in die Keltenzeit. Der dort erkennbare sog. kurvo-lineare Stil ist typisch für die La-Tené-Zeit
der Kelten, 4.- 1. Jh. v. Chr., und mit einem Spiegel dieser Zeit aus Densborough, England
vergleichbar (30). Eine vergleichbare Kultstele der keltischen La-Tene-Zeit mit kurvo-linearen
Motiven wurde in Steinenbronn gefunden (31).
Altenhagen, schon der Ortsname verrät seine vorgeschichtliche Bedeutung. Der Name Stonehenge
wird mit Steinhag übersetzt, eine Umhegung aus Stein.
„Im Eingangsbereich der Kukesburg bei Hameln befindet sich eine lange Röhre in einem großen
Felsen, die eine Visur in nördlicher und südlicher Richtung zu den Klippen bei Coppenbrügge mit
dem Wendelstein oder zur Deisterpforte und zum Süntel ermöglicht (32). Die Anlage hat
Ähnlichkeit mit den Lochsteinen von Watenstedt und aus Cornwall.
Auf der Kukesburg sind ferner in der Nähe des Einganges Lochreihen in eine Felsplatte eingebohrt,
die an ähnliche Felsbilder in Valcamonica erinnern. Der Stein ist nicht vollständig freigelegt.
Vielleicht sind weitere Darstellungen vorhanden.“
Ein gleichfalls durchbohrter Stein liegt auch im Feengarten bei Haubeberg, Unterfranken (33).
Solche Visursteine gehören zum festen Formbestand des Megalithikum und kommen auch in
Westeueropa vor, z. B. der Doagh Holed Stone im County Antrim, Nordirland (34) oder der
Marriage Stone auf Cape Clear Island, County Cork, Irland (35).

Der Erdstallforscher Dr. Kusch hält diese Visursteine für Wegweiser zu Eingängen in die Unterwelt.

Infoquellen:
www.megalith-pyramiden.de
Dr. Diether Ziermann, „Baustoffe und Konstruktionsformen neolithisch/frühbronzezeitlicher
Grabarchitektur Westeuropas“, Vlg. Peter Lang, Ffm 1991
Heribert Illig, „Die veraltete Vorzeit“, Scarabäus Vlg. 1988
Prof. Norbert Rikas, „Spuren vorchristlicher Kulte im Weserraum“

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