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Hauenschild
1. Auflage 2017
ISBN 978-3-641-19225-9
V001
Inhalt
Dank
ERSTER TEIL
ZWEITER TEIL
Literatur
Bildteil
Dank
Dank an Britta für die Gespräche im Watt und in München über
Struktur und das Schreiben, an Kathrin und Almuth von
»O’Pflanzt is«, dem wunderbaren Gemeinschaftsgarten in
München, an Heike und Konrad vom Ökologischen
Bildungszentrum und an alle Kursteilnehmer. Ebenfalls Dank an
Dr. Georg Winter, den Gründer des »Hauses der Zukunft« in
Hamburg und dem Goethe-Institut Bogotá für die Unterstützung
der Reise nach Kolumbien, die alles ins Rollen brachte und noch
weitere Früchte tragen wird. Danke auch an Tilman von
Artemisia, der nun schon in der Anderswelt ist und der sehr fehlt.
Danke an alle Patienten und Leser meines Blogs
krautundueben.net sowie an meine geduldige und großartige
Familie.
Danke, Otto.
Hinweise:
Sprichwort
Faszinierende Welt der Pflanzen
Der Naturheilkundige Sebastian Kneipp sagte: »Gesundheit erhält
man nicht im Handel, sondern durch den Lebenswandel.« Immer
mehr Menschen entdecken ihr Interesse für Pflanzen. Pflanzen
versorgen uns mit Sauerstoff, sie sind unsere Nahrung und unser
Lebensraum, unsere Medizin und Therapie. Sie haben sich in
vielfältigster Weise in unsere Dienste gestellt.
Es ist an der Zeit anzuerkennen, dass wir nicht über den Pflanzen
stehen, sondern von ihnen vollkommen abhängig sind. Wir sind
eins mit der Natur, wir können uns nicht von ihr abkoppeln und
synthetisch existieren, nicht auf Dauer jedenfalls; das geht nur im
Kino oder in virtuellen Welten.
Die Gesetze der Natur sind das eine Thema, mit dem sich dieses
Buch beschäftigt. Das andere ist der Ursprung des Kräuterwissens,
der Umgang mit den Heilkräften der Pflanzen, die alten Rezepte,
die so hilfreich sein können. Damit das alte Wissen am Leben
bleibt, muss es weitergegeben werden. Dabei kann man schnell
entdecken, wie leicht es geht, sich selbst zu helfen und die Mittel
auszuprobieren.
Wenn man erlebt hat, wie eine Wunde verschwindet, die man mit
selbst hergestellter Calendulasalbe behandelt hat, und wie
Entzündungen mithilfe der Basisharzsalbe heilen, macht das sehr
glücklich! Und es ist gar nicht so schwer, denn oft sagen einem
die Pflanzen selbst, wie sie helfen, wenn man sie genau
beobachtet.
Ich lag also da und grübelte, was mir die Kraft geben könnte,
wieder gesund zu werden. An einem strahlend schönen, sonnigen,
schneebedeckten 2. Februar (Mariä Lichtmess) verließ ich zum
ersten Mal auf wackeligen Beinen das Haus und ging in den Park
bei mir um die Ecke. Ich lief in den Wald und sog die klare Luft
ein.
Die Lösung findet sich im Problem, heißt es. Das Problem war die
Krankheit, und die Frage war, wie ich sie wieder loswerden
könnte. Ich hatte viele Nächte große Angst gehabt und fühlte mich
irgendwie durchlässig – ich hatte einfach keine Kraft mehr und
war dadurch sehr offen.
Ich lief lange, und langsam wurde mir etwas klar. Ich hatte in
meinem Leben schon vieles ausprobiert, mit mehr oder weniger
großem Eifer: Schauspielschule, Studium, Job, dann das
Engagement an den Münchner Kammerspielen, Film und
Fernsehen, die Zusammenarbeit mit großen Künstlern.
Der Wille war damals sehr groß gewesen, und immer, wenn es
schwierig geworden war, hieß meine Strategie Ärmel
hochkrempeln, Energieeinsatz erhöhen und kühn durchstarten!
Das hatte sich eine ganze Zeit lang gut bewährt, ich habe es weit
gebracht in dieser Welt der Bühne. Aber es war zu viel. Das sagte
mir mein Körper jetzt. Und ich war nicht mehr bereit, ihn zu
ignorieren. Ich trat innerlich einen Schritt zurück und sah mir an,
was passierte, wenn ich die Idee losließ, unbedingt etwas
Kreatives machen zu müssen, wenn ich etwas anderes tat, etwas,
das nichts mit dieser Kunstwelt zu tun hat.
Loslassen heißt annehmen, hat einmal ein kluger Mensch zu mir
gesagt. Ich habe mich von der Idee befreit, Kunst und Theater
müssten das Zentrum meines beruflichen Lebens darstellen. Es ist
wahrscheinlich kein Zufall, dass mir dieser Gedanke draußen im
Wald kam. Wer mir das eingeflüstert hat, weiß ich nicht, aber ich
konnte etwas wahrnehmen, das ich so vorher noch nie
wahrgenommen hatte.
Auf einmal wusste ich, was ich machen wollte, es war wie ein
Geschenk: Ich wollte lernen, gesund zu werden, wollte zurück an
eine Schule und erfahren, wie der Körper, wie Gesundheit
»funktioniert«. Meinen Körper und mich selbst kennenlernen, das
wollte ich; ich wollte ihn nicht weiter ausbeuten, bis nichts mehr
übrig blieb als Schmerz und Defekt! Und nebenbei, so dachte ich,
könnte ich mir vielleicht etwas aneignen, das auch anderen hilft,
meiner Familie beispielsweise. Eventuell ließe sich sogar ein
neues Betätigungsfeld finden, irgendwann.
Mit meinem Vater, einem Arzt, diskutierte ich, ob ich mich für
ein Studium an der Uni einschreiben sollte. Aber er sagte: »Dich
interessiert die Schulmedizin doch sowieso nicht, dich interessiert
vielmehr alles andere!« Das stimmte, also schrieb ich mich an
einer Heilpraktikerschule ein, absolvierte eine Ausbildung und sah
mir verschiedene Disziplinen an, die man dort lernen kann.
Und ich ging wieder hinaus in den Wald, an den Fluss und über
die Wiesen. Machte eine weitere Ausbildung in Phytotherapie,
Pflanzenheilkunde. Ich merkte, wie die Versenkung in die
Pflanzenwelt mir neue Kraft gab. Wie ich langsam anfing, mich in
dieser Welt zu Hause zu fühlen, Wurzeln zu schlagen, die ich
vorher nie gespürt, aber immer vermisst hatte. Ich wollte mehr
und mehr wissen. Wozu ist welche Pflanze gut? Was kann ich mit
ihr machen? Und wie war das alles früher?
Wir wissen so wenig über die Dinge, die gut für uns sind, und
manchmal sind wir übervorsichtig bei Pflanzen, die uns helfen
können. Wer traut sich denn noch, Brennnesseln oder Löwenzahn
zu pflücken und zu essen? Alles, was nicht gekauft werden kann,
sondern umsonst im eigenen Garten oder vor der Haustür wächst,
wird misstrauisch beäugt. Wir sind verunsichert. Es scheint nichts
wert zu sein, es könnte mit Abgasen oder dem gefürchteten
Fuchsbandwurm verunreinigt sein. Lieber überlassen wir dem
Handel auf dem Markt, im Geschäft oder in der Apotheke die
Verantwortung dafür, dass das Kraut oder das Gemüse uns schon
nicht schadet. Wie viel wichtiger und bekömmlicher wäre es zu
wissen, wie, wo und was wir ernten und zubereiten können, um
uns selbst zu helfen, damit – um bei diesem Beispiel zu bleiben –
die Schilddrüse gar nicht erst in einen Mangelzustand gerät. Und
nicht nur zu wissen, sondern auch zu erfahren und zu erspüren,
was uns guttut! Wiederum eine Frage der Intuition.
Sie könnten mit ein paar Pflanzen anfangen, die in der nächsten
Umgebung wachsen, sich über sie informieren, herausfinden, wie
sie heißen und was sich mit ihnen machen lässt, sie riechen,
fühlen, schmecken – und schon sind Sie mittendrin.
Doch dafür brauchen wir Mut und einen Zugang zur Natur in uns,
den wir häufig nicht kennen. Im Wald können wir ihn finden, denn
im Wald begegnen wir uns selbst. Draußen können wir sein, wie
wir sind, wir entschleunigen und entspannen. Wir können
innehalten, lauschen, atmen, schauen, sein.
Im Wald beruhigen sich Atem und Herzfrequenz, die Luft ist mit
negativen Sauerstoffionen angereichert, die die
Sauerstoffversorgung des Körpers verbessern. Schon nach kurzer
Zeit sinkt der Adrenalinspiegel deutlich; bei Frauen ist dieser
Effekt noch stärker nachgewiesen als bei Männern, und er hält
auch länger an.
Wenn wir in den Wald gehen, reagieren die Bäume darauf, dass
wir ihn betreten. Messbar mehr Duftstoffe werden ausgeschüttet.
Wir werden von einer Kaskade ätherischer Öle und anderer
feinstofflicher Moleküle empfangen, mithilfe derer die Bäume
untereinander kommunizieren.
Was macht das Grün mit uns?
99,7 Prozent der Biomasse sind pflanzlich, den Rest teilen sich
Mensch und Tier. Wir leben von den Pflanzen, ohne sie gäbe es
uns nicht. Sie hingegen könnten gut auf uns verzichten.
Damit meine ich nicht, dass man die Rosen beispielsweise nicht
vom überwuchernden Labkraut befreien darf oder einige Kräuter
nicht aus den Gemüsebeeten zupfen sollte. Ich meine die brutale
Ausmerzung jeglicher unerwünschter Pflänzchen aus praktischen
und ästhetischen Gründen.
Wo wir sammeln, kommt auf den Zweck an. Für den Gebrauch als
Heilpflanze sammeln wir natürlich an sauberen, unbelasteten
Plätzen, möglichst weit weg von Straßen, konventionell
bearbeiteten Feldern und Industrie. Oft sind allerdings gerade an
schmutzigen Stellen wahre Schätze zu finden, es gibt sogar
Kräuterführungen an Autobahnraststätten! Die Samen gelangen in
den Reifenprofilen der Laster zu uns.
Was zeigt mir die Pflanze? Was ist ihr Wesen? Und auch: Warum
wächst sie bei mir? Was möchte sie mir sagen? Kann ich ihre
Sprache verstehen? Das alles sind spannende Fragen der
Signaturenlehre. Je tiefer wir in diese stille Welt eintauchen, desto
spannender wird es.
Ein Beispiel dafür, was mit dem Wesen gemeint ist, bietet einmal
mehr der Löwenzahn: Ein Löwenzahnblatt hat eindrucksvolle
Zähne, auf den ersten Blick könnte es so scheinen, als wäre der
Löwenzahn vielleicht gut gegen Karies. Wenn wir aber genauer
hinsehen, erkennen wir, dass der Löwenzahn tief wurzelt und
Stoffe von unten nach oben bringt, wo sie die Qualität des Bodens
verbessern. Er hat eine saftige gelbe Blüte, die später zur leichten,
zarten Pusteblume wird. Er entgiftet den Boden, wie unsere Leber
unseren Körper entgiftet, und wandelt Stoffe um, wie die Leber
beispielsweise aus schweren Fetten die Grundsubstanz für
Hormone bildet. Der Löwenzahn ist eine vielseitige Pflanze,
ausgesprochen regenerationsfähig und mit großer
Entgiftungskraft, wie unsere Leber. Dadurch zeigt er uns, dass er
ein gutes Leber- und Stoffwechselmittel ist.
Die Heilwirkung einer Pflanze ist ein Feld, auf dem sich trefflich
streiten lässt. Die Naturwissenschaft unserer Zeit versucht,
einzelne Wirkstoffe zu extrahieren und so deren Wirkung auf den
Menschen messbar und verifizierbar zu machen. Pflanzen
enthalten aber nie nur einen, sondern Dutzende Wirkstoffe und
Begleitstoffe in immer unterschiedlichen Gewichtungen. Es ist
nahezu unmöglich, das Zusammenspiel dieser Wirkstoffe nach
wissenschaftlichen Methoden zu untersuchen. Zu allen Zeiten
haben Menschen versucht, die Wirkprinzipien der Heilpflanzen zu
erklären, und sie kamen immer wieder zu unterschiedlichen
Ansätzen.
Warum nun etwas wirkt, liegt zum Teil sicher daran, dass wir es
erwarten. Es gibt viele Pflanzen, denen die Wissenschaft eine
Heilwirkung abspricht, die aber trotzdem heilsam wirken – das
allgegenwärtige Gänseblümchen beispielsweise kann bei
Arteriosklerose und Hauterkrankungen eingesetzt werden. Einige
Pflanzen haben eine so starke Wirkung, dass sie nur in geringsten
Dosen eingesetzt werden dürfen, sonst vergiften sie uns. Bei ihnen
ist die Wirkung unbestritten.
Es ist alles da, wenn wir uns nur trauen, die Scheu zu überwinden,
hinauszugehen und mit der Natur in Kontakt zu treten.
Ein anderer Versuch unserer Tage hat einiges Aufsehen erregt: das
Reis-Experiment von Masaru Emoto. Drei Gläser mit Reis und
Wasser wurden verschlossen, jedes erhielt eine andere
Behandlung. Eines wurde geliebt und gelobt, das zweite
beschimpft und das dritte ignoriert. Die Masse in den Gläsern
entwickelte sich entsprechend der Behandlung; am schlechtesten
erging es dem ignorierten Reis, er verschimmelte am schnellsten.
Etwas besser ging es dem beschimpften Reis, doch nur der Reis
im ersten Glas sah am Ende des Experiments noch gut aus. Emoto
wollte mit diesem Experiment zeigen, dass Wasser Information
tragen kann. Wir erfahren dabei aber auch, dass wir mit dem
Wasser und dem Reis verbunden sind, dass wir mit unseren
Worten und unseren Gedanken etwas auslösen können.
Ein Blick in den Garten verrät viel
über Körper und Psyche
Ich habe schon oft beobachtet, wie Menschen krank wurden, die in
Gärten leben, in denen alles Natürliche einem ästhetischen Diktat
geopfert wird, das keine Unordnung zulässt. Nicht nur, dass es
sich inzwischen herumgesprochen haben dürfte, dass die Gifte,
mit denen radikal »aufgeräumt« wird, in unsere Körper gelangen
und dort großen Schaden anrichten, man raubt sich dadurch auch
den Genuss zu erleben, welche Pflanzen von selbst zu einem
kommen. Das ist so interessant!
Ich habe in einem alten Haus mit einem Garten gewohnt, der
voller Giersch war. Giersch ist ein schwer zu bekämpfendes
»Unkraut«. In England gibt es unter den Gärtnern nur einen Rat,
wie man Giersch loswerden kann, wenn er sich einmal
breitgemacht hat: »Move!«, also: umziehen! Denn der Giersch ist
angeblich stärker. Aber der Giersch ist die Pflanze, die bei Gicht
heilsam wirkt. Vor uns wohnten alte Leute in dem alten Haus, in
feuchten, kalten Räumen. Sie litten an Rheuma und Gicht. Sie
hätten den Giersch einfach essen sollen, als Suppe oder Salat, in
jeglicher Form. Sie sind ausgezogen und haben uns seufzend auf
das »Problem« aufmerksam gemacht.
Es gibt noch mehr, was wir tun können, auch wenn es klein
scheint: beobachten, was in den Garten kommt, etwa. Der Garten
kommuniziert mit uns, die Pflanzen reagieren, sie warten
regelrecht darauf, dass wir uns ihnen zuwenden.
Wer keinen Garten hat, sollte umso häufiger in die Natur gehen,
beobachten, welche Pflanzen anziehend auf ihn wirken, und sich
mit ihnen beschäftigen. Wenn man sich einen Platz in der Natur
aussucht und ihn dann immer wieder zu allen Jahreszeiten
aufsucht, können die Pflanzen reagieren.
Interessant ist auch die Methode, die Füße am Ende des Tages in
klarem Wasser zu waschen und dieses Wasser an immer dieselbe
Stelle zu schütten. Es ist spannend, im nächsten Jahr nachzusehen,
was dort wächst.
Das Wissen über alte Rezepturen ist nur noch einem immer
kleineren Kreis zugänglich, da die Mittel nicht mehr als »heilend«
beschrieben werden dürfen. Manches darf noch mit dem Hinweis
»Traditionell angewendet bei …« verkauft werden; doch um als
Heilmittel zu gelten und als solches in den Handel zu gelangen,
muss es die Heilmittelprüfung bestehen. Das jedoch ist bei vielen
pflanzlichen Mitteln gar nicht möglich, da jede Zubereitung
ebenso einzigartig ist wie die Pflanze selbst. Kostspielige
standardisierte Blindstudien, wie sie aus gutem Grund für neue
Medikamente erforderlich sind, lassen sich für diese
Zubereitungen nicht bewerkstelligen.
Und so dürfen die überlieferten Heilmittel nicht mehr mit einem
Wirkhinweis versehen werden, und wir können das Wissen
darüber nur noch mündlich weitergeben. Einzelne Wirkstoffe
werden untersucht, und wenn sie sich als wirkungsvoll erweisen,
dürfen wir Heilpraktiker sie häufig nicht mehr verschreiben,
sondern nur noch Ärzte. Eine recht interessante Situation, die
geradezu dazu auffordert, unser Wissen zu verbreiten, damit
Menschen mehr Hilfe zur Selbsthilfe und mehr Möglichkeiten,
eigenverantwortlich zu handeln, bekommen.
Wie finden Sie »Ihre« zwölf
Heilkräuter?
Ein altes Sprichwort aus dem österreichischen Waldviertel besagt,
dass es für jeden Menschen zwölf Kräuter gibt, mit deren Hilfe er
nicht mehr krank werden kann. Die weise Kräuterfrau Maria
Treben (1907–1991) meinte sogar, dass sieben bis neun Kräuter
ausreichen, um jedem Leid zu Leibe zu rücken. Diese zwölf
persönlichen Pflanzen zu finden ist nicht weniger als eine echte
Lebensaufgabe.
In der Praxis stelle ich immer wieder fest, wie unterschiedlich die
Mittel wirken und wie breit das Spektrum ist, für das sie
eingesetzt werden können. Die Mistel ist dafür ein gutes Beispiel:
Von ihr heißt es, sie wirke dort, wo sie gebraucht wird. Sie war die
heiligste Pflanze der Druiden und wurde im Rahmen aufwendiger
Rituale geerntet.
Auf unserer Suche werden wir unser erlangtes Wissen und unsere
Erfahrungen immer wieder wiederholen müssen, um sie zu
überprüfen. Dabei können wir feststellen, dass manche Pflanzen
sehr anziehend auf uns wirken. Wir merken, dass sie uns guttun.
Das ist ein Hinweis, dem wir nachgehen sollten, mit diesen
Pflanzen sollten wir uns näher beschäftigen.
Aber es gibt auch genau das Gegenteil: Bei mir ist es der Baldrian,
den ich nicht ausstehen kann. Schon beim Gedanken an ihn wird
mein Magen flau. Und als ich in einem Kurs letztens damit
arbeitete, war es mir unmöglich, ihn zu schneiden und die Tinktur
zuzubereiten, so heftig war die Reaktion! Das ist der andere
Hinweis darauf, dass die Pflanze wichtig ist. Baldrian gehört ganz
gewiss zu meinen zwölf Heilkräutern. Nur die Dosierung ist mir
noch nicht ganz klar.
Schulmedizin, Naturheilkunde oder
Heilkunst?
Seit der Römerzeit wird Wissen zerteilt, zerkleinert und
spezifiziert. Seit damals wird die Umwelt nicht in ihrer Ganzheit
betrachtet.
Dem Thema Natur und Gesundheit nähert sich jeder auf seine
ganz persönliche Weise. Das macht es so spannend und
interessant. Uns führen die Wege, die wir beschreiten, wenn wir in
die Natur gehen, nicht nur ins Grüne und in den dunklen Wald,
sondern auch in die Tiefen unseres Wesens. Und sie führen uns
zurück zu unseren Wurzeln; zu der Zeit, als das Wissen nicht
erlernt, sondern intuitiv und unmittelbar war, sowie zum Ursprung
unserer Rituale und unserer Feste.
ZWEITER TEIL
»Bäume sind Heiligtümer. Wer ihnen zuzuhören weiß, erfährt die
Wahrheit.«
Hermann Hesse
Der Steinkreis – das Jahresrad der
Kelten und Germanen
Es war für mich ein seltsames Erlebnis, als ich zum ersten Mal
vor einem Steinkreis stand. Er kam mir vor wie ein Spielfeld für
ein Spiel, dessen Regeln ich nicht verstand. Ich stand vor einem
Kreis mit einem Durchmesser von ungefähr fünf Metern, der von
kleinen, kantigen Steinchen bedeckt war. Größere Steine
markierten den Rand des Kreises und teilten ihn in acht Segmente.
In der Mitte wuchs eine mächtige Königskerze. Am Eingang
standen ein kleiner Busch und ein Schild – »Bitte nicht betreten«
–, wie an einer altmodischen Rasenfläche. Meine Arbeit mit den
Pflanzen hatte mich an diesen Ort geführt, den wunderbaren
Kräuterhof Artemisia im Allgäu, wo ganz offen die Hilfe von
»Wesen« erbeten war. Offensichtlich mit großem Erfolg, denn die
Pflanzen gediehen dort alle prächtig und der Hof florierte.
Fasziniert war ich und ein wenig befremdet auch. Was hatte dieses
Symbol mit uns und der Kultur hierzulande zu tun? Unsere Kultur
und unsere Geschichte hatte ich bislang als christlich
wahrgenommen, so bin ich aufgewachsen, und die Symbolik, mit
der ich konfrontiert war, war dominiert von dem Kreuz, an dem
unser Heiland gestorben war. Bei allem Zweifel und mittlerweile
auch Distanz zur Kirche war ich bis dahin nie auf die Idee
gekommen, dass wir nicht unbedingt natürlicherweise zu Christen
geworden waren.
Eine Zeit lang war ich in meiner Jugend sehr aktiv in der
Gemeindearbeit gewesen, mir gefielen der starke politische
Anspruch und das soziale Engagement; das gab mir Sicherheit und
ein Gefühl von Dazugehörigkeit.
Ich hatte schon von mittelalterlichen und keltischen Rollenspielen
gehört, die viele Leute interessierten: Große Gruppen verkleiden
sich und spielen das frühzeitliche Leben und uralte Rituale nach.
Das hatte mich nie besonders angesprochen.
Es war sehr heiß an dem Tag. Die Luft schwirrte. Er zog mich an,
dieser Kreis, ich wollte so gern wissen, was es damit auf sich hat.
Hören, was er zu sagen hat. Lange stand ich dort und konnte nicht
reden, ich konnte meine Fragen nicht stellen, es ging nicht. Ich
wollte es selbst herausfinden. Ich musste es selbst herausfinden.
Also begann ich zu suchen und zu lesen. Immer wieder kehrte ich
an den Platz zurück und fand auch andere, ähnliche Kreise.
Einmal hatte ich Gelegenheit mitzuhelfen, einen neuen Steinkreis
anzulegen. Das Gefühl dabei blieb sonderbar. Es war eine
faszinierende Arbeit, der Kreis auf diesem Gelände wurde auch
sehr schön, aber ein wenig kam ich mir vor wie ein
Zauberlehrling. Ich dachte: Wer weiß, vielleicht rufe ich Wesen
und Kräfte herbei, die dann mit mir machen können, was sie
wollen, denn ich spreche ihre Sprache nicht. Und es gibt auch
niemanden, der übersetzen könnte.
Ich wusste bereits, dass die Natur nicht nur aus lieblichen,
duftenden Kräutern besteht, die hübsch aussehen als Dekoration.
Ich hatte die Kraft der Heilkräuter kennengelernt, die es genau zu
dosieren galt, und konnte mir vorstellen, dass sich hinter
harmlosem, friedlichem Grün auch starke Mächte verbergen
konnten. Mit denen ich nicht gelernt hatte umzugehen.
Auf den Britischen Inseln allein gibt es immer noch über 900
Steinkreise, zum Teil aus der Bronzezeit. Hinter ihrer
geografischen Verteilung scheint ein System zu stecken, das auf
eine große Verbindung untereinander hindeutet. Die Steinkreise
bilden ein Netzwerk heiliger Orte, an denen es zu bestimmten
Zeiten möglich war, eine tiefe Verständigung mit den Kräften der
Natur zu erlangen. Es ist zwar überall und jederzeit möglich, die
Naturkräfte wahrzunehmen, aber es scheint bestimmte Orte und
Zeiten zu geben, an denen die Tore weiter geöffnet sind als sonst.
Wer war das Volk der Kelten, wer waren die Germanen, diese
rätselhaften Völker, aus deren Zeit die rätselhaften Kreise
stammen und über die wir so wenig wissen?
Die »kleine Tradition« war das Wissen des einfachen Volks, die
Alltagsbräuche und Gesetze, die jeder beherrschte und beachtete.
Die Anwendung der Heilpflanzen, die Erntezeiten, die Lieder, die
Geschichten, die Feste, all dies wurde mündlich weitergegeben.
Dazu gehörten auch magische Zauberlieder und Sprüche, die sich
zum Teil bis heute erhalten haben. Viele Kinderlieder und -reime
sowie alle unsere Märchen stammen aus dieser Zeit. Sie sind ein
großer Schatz, eine Landkarte für unsere Seelen und ein
Wegweiser in die unsichtbare Anderswelt. Sie sind keltischen
Ursprungs und geben uns einen Einblick in die Magie von damals.
Auf den ersten Blick scheint sonst nicht so viel übrig zu sein, das
uns mit unseren Wurzeln verbindet. Es gibt allerdings doch
Andeutungen, die uns zurückführen könnten.
Wenn wir genauer hinsehen, tun sich viele Relikte der Vorzeit auf.
Unsere Gartenzwerge etwa, diese teils entsetzlich kitschigen
Gestalten, tragen die alte keltische Tracht der Schmiedeknappen
mit Zipfelmützen und Bauernkitteln. Sie stellen die knurrigen
Helfer dar, die uns insgeheim unterstützen, solange wir sie bei
guter Laune halten. Alle unsere jahreszeitlichen Feste gehen auf
keltische Traditionen zurück.
Wer waren wir? Auf einer Reise nach Kolumbien, wo ich mit
einem Vertreter verschiedener indigener Völker sprechen konnte,
habe ich fasziniert feststellen dürfen, wie bei ihm das Wissen
ungebrochen erhalten war und bis hin zu den Anfängen der Zeit
zurückreichte. Wir haben diese Sicherheit, diese Verbindung
nicht, fiel mir auf. Aber wir waren doch auch einst »Indigene«!
Was wissen wir noch, was ist erhalten, was können wir
rekonstruieren, was empfinden wir, wenn wir uns im Wald
aufhalten, der einst unser Lebensraum war, mit dem einige von
uns direkt kommunizieren konnten?
Die Menschen empfanden sich als Teil des großen Netzwerks, das
sie Wyrd nannten. Darunter verstanden sie kein festes Gefüge,
sondern ein großes, flexibles Netz, in dem jede Handlung und
alles, was passierte, Auswirkungen auf das Ganze hatte. Eine
Einteilung in Gut und Böse gab es damals nicht, zumindest nicht
so, wie wir sie kennen. Jede Kraft, die zerstörerisch wirkte,
bewirkte auch etwas Aufbauendes. Und umgekehrt bewirkte eine
schöpferische Kraft gleichzeitig etwas Zersetzendes.
Christlicher Missionierungseifer
Nach den Römern kamen dann schon bald die ebenfalls römischen
Christen, die ihre Religion mit allen Mitteln verbreiteten. Die
zweite Phase der Zerstörung setzte ein. Die Menschen sollten sich
nicht länger als Teil der Natur empfinden, sie sollten sie sich
untertan machen. Also wurden die Menschen weiter aus den
Wäldern vertrieben, die heiligen Stätten, die Haine, wurden
systematisch zerstört und neue Heilige wurden eingesetzt. Die
großen alten Linden in den Dörfern wurden gefällt, aus ihrem
Holz wurden Marienstatuen geschnitzt. Der heilige Martin war
einer der Ersten, der im 4. nachchristlichen Jahrhundert mit
größtem Eifer ganze Wälder abholzen ließ, um die heiligen Haine
zu vernichten.
Was können wir tun, um uns wieder mit den Kräften der Natur zu
verbinden? Die ersten Schritte dahin sind sehr einfach: unsere
Sinne gebrauchen, Wahrnehmungen zulassen, beobachten, keine
Angst haben. Ein wenig aus Büchern über die Pflanzenwelt lernen,
um die Intuition zu schulen. Vor allem aber: hinausgehen,
möglichst ohne elektronische Geräte, in die Stille hineinhorchen
und dann mit den Pflanzen reden. Die Antworten wahrnehmen, die
kommen. Und da wird es schwierig für die meisten: Sie haben
Angst, sich lächerlich zu machen. Aber es muss ja keiner
mitkriegen. Eigentlich ist es verrückter, nicht mit den Pflanzen zu
sprechen.
Wovor wir aber tatsächlich gut aufpassen und wovon wir uns
abgrenzen müssen, sind die Kräfte am rechten Rand der Politik,
die Menschen, die Fremde und Fremdes ablehnen. Die Begriffe,
die mit den Germanen und Kelten zusammenhängen, werden
immer wieder von ihnen missbraucht.
Die Menschen verfolgten den Lauf der Zeit anhand dessen, was
sie in der Natur um sich herum wahrnahmen. Zeit war
grundsätzlich dehnbar, die Druiden beherrschten scheinbar
Techniken, sie anzuhalten oder zu beschleunigen. Wenn ein
Druide im Wald eine Einladung von Elfen annahm, konnte es sein,
dass er am nächsten Morgen wiederkam oder erst eine Generation
später wieder auftauchte.
Dieses zweite Kreuz markiert auch den Beginn und das Ende der
Herrschaft eines Götterpaars. Im Laufe eines Jahres gab es vier
Paare: Brigid (Ostara) und der Bär, Belenos und Belisana, Lugus
(Loki) und Annona sowie Samhain und Morrigane. Auch diese
haben in den verschiedenen Regionen unterschiedliche Namen
und sind jeweils Metamorphosen des großen göttlichen Paars, des
Himmels und der Erde oder der Sonne und der Vegetationsgöttin.
Auch die Wirkweise der Heilstoffe lässt sich gut mithilfe des
Pflanzenwesens nachvollziehen. Es tauchen außerdem die Namen
und Begriffe dieser Heilstoffe auf, wie sie von der heutigen
Wissenschaft verwendet werden. Denn häufig bestätigt die
moderne Forschung die alten Annahmen und kann erklären, wie
und warum eine Pflanze der Gesundheit hilft.
Aus der riesigen Fülle der Pflanzen stelle ich für jeden Monat eine
Auswahl der Gewächse vor, die gerade blühen oder geerntet und
verarbeitet werden können oder über die es etwas für die
Jahreszeit Markantes zu erzählen gibt. Darüber hinaus beschreibe
ich einige ihrer ungezählten Anwendungsmöglichkeiten, die ich
Ihnen im folgenden Abschnitt im Überblick vorstellen möchte.
Dort finden Sie grundsätzliche Hinweise zur Herstellung von
Salben, Tinkturen u. Ä. sowie zur Dosierung. Um das Sammeln in
der Natur zu erleichtern, habe ich typische Wuchsorte verzeichnet.
Für einen Tee vom getrockneten Kraut nimmt man eine Prise, d.
h. so viel, wie man leicht mit Daumen und zwei Fingern fassen
kann, auf etwa 250 Milliliter kochendes Wasser und lässt ihn etwa
10 Minuten ziehen. Das ist das Grundrezept, das nach Geschmack
variiert werden kann. Grammangaben sind schwierig, da jedes
Kraut unterschiedlich viel wiegt.
Salbe: Das Grundrezept für Salben ist, Kräuter eine halbe Stunde
auf dem Herd in heißem Öl auszuziehen, dabei nie kochen, und
dann durch ein sauberes Tuch abzufiltern. Anschließend Wachs
hinzugeben und schmelzen lassen. Auf 200 Milliliter Öl (meist
Olivenöl, möglich sind aber auch Sonnenblumen-, Raps-, Distel-
oder Mandelöl) kommen 20 Gramm Wachs. Noch heiß in Tiegel
abfüllen, abkühlen lassen, dann verschließen. Im Kühlschrank
aufbewahren, etwa ein Jahr haltbar.
Die Zeit verlief in Kreisen, nicht linear wie bei uns heute. Das
keltische Jahr beginnt an Halloween, wenn alles stirbt und neu
beginnt. Doch der Kreis ist rund und damit ohne Anfang oder
Ende. So gibt es jederzeit die Möglichkeit einzusteigen. Ich
beginne im frühen Frühjahr, wenn bei uns alles zu neuem Leben
erwacht.
Der Bär verkörperte dem Glauben der Kelten nach die Sonne. Im
Winter verschwand er in seiner Höhle, so wie die Sonne
verschwand, wenn die Tage kürzer wurden. Und wenn die Sonne
im Frühjahr wieder erschien, kehrte auch er aus seiner Höhle
zurück ans Licht. Unter seinem Fell glitzerte sie, später im Jahr
warf er das Fell ab und enthüllte die Sonne in voller Kraft. Das
Märchen Schneeweißchen und Rosenrot erzählt von diesem
Glauben – auch hier sehen die beiden Schwestern ein goldenes
Funkeln unter dem Fell des Bären.
Februar war die Zeit der Perchten, der wilden Geisterschar, die
mit der großen Göttin durchs Land zog und die Menschen närrisch
machte, indem sie von den Köpfen und Körpern Besitz ergriff.
Überall dort, wo die Perchten ihren Fuß hinsetzten, drängten neuer
Saft und neues Leben hervor.
Es war die Zeit des Fastens und der inneren sowie äußeren
Reinigung, die Birke war in dieser Zeit der wichtigste Baum. Ihr
Wasser wurde angezapft und half, den Stoffwechsel wieder in
Schwung zu bringen. Die Zweige wurden zu Besen gebunden, mit
denen die Stuben und Altäre gereinigt wurden. Aber nicht nur
gefastet wurde, es wurde auch gefeiert, wenn auch nicht sehr
üppig, weil der Tisch noch nicht so reich gedeckt werden konnte.
Die Göttin brachte die Säfte zum Fließen und stieg den Menschen
in die Köpfe, sodass sie begannen, zu faseln, wirres Zeug zu reden
und zu treiben. Daher kommt der Name »Fastnacht«. Der Winter
sollte das Fürchten lernen und sich verziehen, das Korn sollte
geweckt werden und zu wachsen beginnen.
BÄUME IM FEBRUAR
Eine Knospe oder ein junges Blatt auf dem Boden von
Einmachgläsern wirkt konservierend und verhindert die
Schimmelbildung. In geringer Menge zu Schokoladenmousse oder
-kuchenteig gegeben, ergeben sich interessante und kräftige
Geschmackserlebnisse.
Der Tee aus den Knospen – pro Tasse ca. 1 TL – wirkt wie die
Wurzeln im Boden: entwässernd und kräftigend, und er regt den
Stoffwechsel an.
Hildegard von Bingen hat Saft aus der Rinde gepresst und gern
unter andere Salben gemischt; sie sagte, das erhöhe die
Wirksamkeit der Salben.
Die Schwarzpappel kräftigt den Körper und die Seele, sie kann uns helfen, mit
neuer Energie in neue Richtungen gehen zu können.
• Schwarzpappelsalbe
100 g Schwarzpappelknospen im Mörser anreiben, in 250 ml Olivenöl
einlegen, gut verschlossen 2 Wochen stehen lassen, dabei ab und zu leicht
schütteln. Erhitzen, 15 Minuten rühren, nicht kochen! Knospen abseihen, 45
g Bienenwachs zugeben, abfüllen. Hilft bei Verbrennungen,
Hautausschlägen, Entzündungen. Nicht auf offene Wunden auftragen! Das
Öl kann man auch anderen Salben beimischen.
• Mousse au Chocolat:
200 ml Milch erwärmen, 300 g Zartbitterschokolade darin schmelzen, 1 bis 2
TL Schwarzpappelknospen und das Fleisch einer reifen Avocado
dazugeben. Pürieren, in Gläser füllen und erkalten lassen.
Der Efeu ist eine demütige und kraftvolle Pflanze. Sie wächst am
Boden und aus dem Dunklen hervor an Mauern und Bäumen
hinauf. Efeu ist eine der wenigen Kletterpflanzen oder Lianen, die
wir auf der Nordhalbkugel haben. Langsam wächst er bis in eine
Höhe von 20 Metern und kann Hunderte von Jahren alt werden. Er
erstickt den Baum nicht, an dem er wächst, nimmt ihm aber
natürlich relativ viel Licht.
Beim Efeu finden viele Prozesse anders statt als bei anderen
Pflanzen. Die gelbgrünen Blüten erscheinen im Herbst, die
schwarzen Beeren, die für den Menschen giftig sind, sind dagegen
im Frühjahr reif. Die Blätter wurden früher meist als Viehfutter
verwendet.
Selbst der Humus des Efeus hat die Kraft, einen mit negativer
Energie belasteten Boden umzuwandeln. Pflanzen wie der
Apfelbaum, die sensibel auf Wasseradern reagieren, wachsen oft
besser, wenn sie mit Efeublättern gedüngt werden.
So wie der Efeu die ungünstigen Energien aus dem Boden zieht,
so zieht er den infizierten Schleim aus der Lunge. Die
schleimlösende und auswurffördernde Kraft der Saponine wird bis
heute in pflanzlichen Medikamenten genutzt, die man kaufen
kann. Zudem lösen die Glykoside und Flavonoide Krämpfe bei
Asthma und Keuchhusten.
Der Efeu ist demütig, aber stark. Er bringt Dinge aus dunkelsten Tiefen ans
Licht, er wird als Schmarotzer verkannt, aber in Wahrheit reinigt er still und
leise den Wald. Und verbirgt und schützt, was verborgen gehört, um zu heilen.
Die Quecke ist ein Süßgras, das schon viele Gärtner zur
Verzweiflung getrieben hat, denn sie wächst auf allen Böden und
ist praktisch unausrottbar. Deswegen ist sie auch sehr unbeliebt,
und es gibt nur Geschichten über den Kampf gegen sie. Die
Grashalme sind unscheinbar, hart und manchmal behaart. Sie
können bis zu 1,5 Meter hoch werden, die Wurzeln breiten sich in
alle Richtungen unkontrollierbar aus.
Ich gebe die Bibernelle frisch ins Essen, indem ich sie wie
Petersilie verwende: Ich pflücke die Blätter und zerkleinere sie.
Einen starken Eigengeschmack hat sie nicht, aber durch ihre
Saponine löst sie den Schleim des alten Jahres in den Bronchien,
und ihre Bitterstoffe regen Appetit und Verdauung an. Sie wurde
für manchen Liebeszauber verwendet, damit sich allmählich
Frühlingsgefühle einstellen. Dafür wurde das Pulver ins Essen der
oder des Liebsten gestreut. Zudem sollte die Pflanze gegen die
Pest helfen: »Iss Ehrenpreis und Bibernell, dann stirbst du nicht so
schnell«, hieß es.
Die Blüten sind essbar und geben eine schöne Verzierung ab, als
Tee wurden sie bei Magenschleimhautentzündung (Gastritis) und
Durchfall verwendet.
Heute ernten wir meist nur die ovalen Früchte im Spätsommer, aber erst, wenn
sie dunkelrot sind. Dann sind sie genießbar, vorher sind sie zu sauer. Sie
geben eine Heilnahrung ab bei Magen- und Darmentzündung. Mit der Ernte
sollte man nicht warten, bis der erste Frost gekommen ist, denn dann sind die
Früchte ebenfalls ungenießbar. Was nicht frisch verzehrt werden kann, kann
eingefroren oder zu einer sehr leckeren Marmelade eingekocht werden.
MÄRZ
17.3. Beginn der Gartenarbeit, Tag der heiligen Gertrud, 21.3. Frühlings-
Tagundnachtgleiche, Frühlingsanfang
BÄUME IM MÄRZ
Die Birke ist ein Pionierbaum; sie wächst anspruchslos auf allen
Böden und liebt die Sonne, kommt aber auch mit Halbschatten
und Kälte zurecht. Sie vermehrt sich rasch, indem sie
verschwenderisch ihre Samen vom Wind in alle Richtungen
streuen lässt. Sie wächst und vergeht schnell und macht dann
anderen Bäumen Platz. Selten wird sie über 100 Jahre alt. Ihr Holz
ist nicht sehr haltbar, ihre Rinde hingegen schon, sie wurde
vielfach verwendet. Sie diente bis zur Erfindung moderner
Materialien wie Plastik als Behälter jeglicher Art: Eimer, Schuhe
und sogar Töpfe und Kanus wurden aus ihr hergestellt. Die Töpfe
konnten natürlich nicht aufs Feuer gestellt werden; es wurde in
ihnen Suppe gekocht, indem man heiße Steine hineinwarf.
Den ganzen Winter über können wir die Knospen der Birke essen.
Drei Stück jeden Tag stärken das Immunsystem und den
Stoffwechsel und beugen so Erkältungskrankheiten vor –
insbesondere dann, wenn wir dazu jeden Tag ein Stück spazieren
gehen.
Unter der Rinde steigt im März das Wasser auf, an warmen Tagen
kann man es fast rauschen hören, wenn man das Ohr an den
Stamm legt. Schon in der Steinzeit zapfte man im Frühling die
Birken an und vergor das gewonnene Birkenwasser zum Stoff für
die wilden Feste. Es vergärt sehr rasch. Als Alkohol wollen wir
ihn heute wohl eher nicht mehr nutzen, deshalb sollten wir den
Saft innerhalb von 2 bis 3 Tagen verbrauchen. Birkensaft enthält
viele Vitalstoffe, die uns mit ihrer reinigenden und
entschlackenden Kraft ins Jahr hineinhelfen.
Es lässt sich noch so viel mehr aus der Birke gewinnen! Den Tee
aus den jungen Blättern können wir täglich einige Wochen lang
im Frühjahr trinken, um unserem Körper eine Reinigungskur zu
schenken, die noch nicht einmal etwas kostet. Der Tee regt sanft
und ohne Nebenwirkungen – auch Schwangere können ihn trinken
– Leber und Nieren an und spült die unteren Harnwege durch.
Nieren, Gallenblase und Leber freuen sich auch, wenn wir die
frischen Blätter essen oder mit Honig und Kuhmilch bzw. Hafer-,
Dinkel- oder Sojamilch zu einer grünen Baummilch pürieren.
Sehr wirksam ist auch das Deodorant aus Kätzchen, Blättern und
Knospen: 1 Handvoll davon mit 150 ml Wasser pürieren,
abseihen, mit 1 TL Natron vermischen und in eine
Zerstäuberflasche füllen.
Die Birke steht für Neubeginn und Reinigung, sie schenkt dem Körper und der
Seele Lebenskraft, so wie sie den unbesiedelten Boden neu erschließt. Sie ist
der elegante Baum, der für die stärkste Kraft überhaupt steht: die Kraft der
Liebe.
So wie die Birke für den Beginn des Lebens steht, steht die
Eberesche für das Erwachen der inneren Stimme, für die
Inspiration und die Lebendigkeit. Sie wurde von den Kelten als
Quelle des Lebens angesehen.
Die Eberesche, die wir auch als Vogelbeere kennen, gehört zur
Rosenfamilie und hat nichts mit der Esche zu tun, außer dass diese
beiden zu den wenigen Bäumen bei uns gehören, die gefiederte
Blätter besitzen. Sie ist ein eher kleiner Baum, bis zu 15 Meter
groß, der überall in Europa heimisch ist.
Sehr alt wird sie nicht, 80 bis 120 Jahre nur. Sie wächst an
spektakulären Orten höher als alle anderen Laubbäume: auf
Felsvorsprüngen und sogar in den Astgabeln anderer Bäume. Sie
ist anspruchslos, solange sie viel Licht bekommt. Ihre Blätter
lassen viel Licht durch – ein angenehmer Nachbar für die Pflanzen
in ihrer Umgebung. Ihre schönen, weißen Blüten sind den
Holunderblüten sehr ähnlich, der Geruch aber lockt eher
Aasfresser an. Doch der Nektar ist süß, und das wiederum
schätzen die Bienen.
Die Knospen und jungen Blätter kann man ernten und mit Zucker
verreiben, das verleiht der Masse einen köstlichen Geschmack
nach Mandeln und Marzipan.
Ein Tee aus den Früchten, Blüten und Blättern wirkt blutreinigend
und antirheumatisch. Ein beliebtes Sängermittel ist es, zur
Stimmbandpflege 5 bis 8 getrocknete Beeren am Tag zu lutschen.
Eine sehr wohlschmeckende Vogelbeerentinktur soll bei erhöhtem
Augeninnendruck helfen: Dafür 1 Handvoll frische Beeren in
einem Marmeladenglas mit so viel Grappa übergießen, dass die
Früchte gut bedeckt sind, 6 bis 8 Wochen ziehen lassen und
anschließend abseihen. Wie bei den anderen Urtinkturen auch ist
die Dosierung 3-mal 3 Tropfen am Tag, bei Bedarf mehr.
Die Eberesche gibt uns Schutz, sie reinigt Blut, Augen und Seele und befreit
uns von negativen Gedanken – damit wir auf neue Ideen kommen und
Lösungen finden, die bunt, hell und schön sind.
Seine gelben Blüten sind die ersten, die etwas Farbe ins Frühjahr
bringen. Wir können sie ernten, trocknen und als Tee trinken –
allerdings nicht über viele Wochen, denn der Huflattich enthält
Pyrrolizidinalkaloide, Stoffe, die im Verdacht stehen, die Leber zu
schädigen. Neuesten Forschungen zufolge sind die Alkaloide des
Huflattichs aber weitgehend ungefährlich. Einige Wochen lang
unter andere Kräuter gemischt, helfen die Blüten sehr gut gegen
Heiserkeit, Erkältung und jede Art von Husten. Calendulablüten,
Schafgarbe, Lindenblüten, Salbei und Thymian sind eine gute
Beimischung für diesen Tee.
Die großen Blätter, die erst später wachsen, wenn die Blüten
schon vergangen sind, kann man ebenfalls trocknen. Ich mische
sie ebenfalls gern unter die Teemischung.
Pferde wurden mit Huflattich gefüttert, bevor man sie auf den
Markt führte, um sie zu verkaufen, damit sie feuriger aussahen.
Nun wachsen genügend Kräuter für die Neunkräutersuppe, die dem Körper
nach der Winterzeit neue Energie schenkt.
BÄUME IM APRIL
Im März und April blühen die Kätzchen, sie sind eine begehrte
frühe Bienenweide.
Das Holz der Weide ist weich und nicht sehr haltbar, die Ruten
aber waren bis zur industriellen Revolution ungeheuer wichtig.
Sie wurden vielfältig eingesetzt: für Körbe, Möbel, Krippen und
Zäune. Sogar Särge wurden aus den Ruten geflochten, und auch
Hexenbesen sollen aus ihnen gebunden worden sein.
Hildegard von Bingen hielt wenig von der Weide, ihr war die
Weide schon wegen ihrer großen Fruchtbarkeit grundsätzlich
suspekt. Edward Bach hingegen setzte auf die lebensbejahende
Seite des Baumes und stellte sein Mittel Willow aus der Weide
her. Es soll denjenigen helfen, die sich als Opfer und vom
Schicksal betrogen fühlen, und ihnen einen Weg in ein freies,
selbstbestimmtes Leben zeigen.
Die Kirche rehabilitierte die Weide, sie wurde der keuschen Maria
zugesprochen. Die Rinde, die das Fieber kühlt, kühle auch die
Lüste, hieß es; fortan wurden die Zweige mit den Kätzchen als
Palmwedel bei Osterfeierlichkeiten eingesetzt.
Wir können die Weide als Quelle der Lebenskraft ansehen, die uns aufzeigt,
dass es möglich ist, immer wieder aufzustehen und das Leben von Neuem in
die eigenen Hände zu nehmen.
Das Holz ist sehr hart und fest und wurde früher außer zum Bauen
und Tischlern auch für Schutzamulette und reinigende
Räucherungen verwendet. Kleine Kügelchen des Harzes kann man
gegen Husten und Erkältungen kauen, es enthält ätherisches Öl
und Harzsäuren, die antiseptisch wirken.
Das Harz, auch Lärchenterpentin genannt, ist ein wichtiger
Bestandteil der Basisharzsalbe, einer Heilsalbe für alles »Rote«:
Pickel, Entzündungen und Insektenstiche. Solange die Haut nicht
verletzt ist, kann man sie gut als Zugsalbe einsetzen. Sie dringt
tief ins Gewebe ein und holt die Erreger heraus.
Die Lärche schützt nicht nur im Winter die Lippen vor Kälte, sie tut uns das
ganze Jahr über etwas Gutes. In ihr wohnen nur freundliche Wesen.
• Basisharzsalbe:
5 Teile Johanniskrautöl oder Olivenöl in einem Emailletopf erwärmen, 5 Teile
Harz einrühren und schmelzen lassen. 1 Teil Bienenwachs in kleinen
Stückchen unterrühren oder in einem anderen Topf schmelzen und bei
ungefähr gleicher Temperatur zur Harzmischung geben. Heiß in Töpfchen
abfüllen, abkühlen lassen, anschließend die Töpfchen verschließen. Die
Salbe ist lange haltbar und kann mit Öl von Thymian oder Myrrhe zur
Lungenheilsalbe ausgebaut werden, mit der man bei Husten die Brust
einreiben kann.
• Lärchensirup:
Die jungen Lärchentriebe mit Zitronenspalten und Zucker etwa 15 Minuten in
Wasser auskochen. Anschließend heiß in Flaschen füllen. Das ergibt einen
frischen, aromatischen Sirup, der Husten und Erkältungen lindert und
einfach gut schmeckt!
Die Brennnessel wächst in der Nähe der Menschen, sie reinigt den
Boden von zu viel Stickstoff, gerne zusammen mit dem Holunder.
»Wenn die Brennnessel sich nicht so gut zur Wehr setzen könnte,
gäbe es sie gar nicht mehr«, lautet mein Lieblingsspruch zu ihr.
Sie ist überaus kostbar und hat Menschen und Tieren so viel zu
geben!
Als Gemüse wie Spinat gegessen, als Tee getrunken, als Tinktur
eingenommen – in jeder Form tut die Brennnessel den Menschen
gut. Sie ist eine der wenigen Pflanzen, die den Körper mit Eisen
versorgen. Eisen wirkt blutbildend, weswegen die Brennnessel
Schwangere, Stillende und Genesende stärkt.
Wir kennen sie als blutreinigende Pflanze. Sie leitet über die
Nieren Giftstoffe aus, wirkt entwässernd und hilft gegen Gicht
und Rheuma.
Sie kann sich gut abgrenzen und bringt uns mit ihren Brennhaaren
sofort wieder ins Hier und Jetzt, wenn wir ihr unaufmerksam
begegnen! Das Brennen machen sich Menschen mit
Taubheitsgefühlen und Schmerzen in Gelenken zunutze. Sie
schlagen sich mit einem Büschel Brennnesseln auf die betroffenen
Stellen und stimulieren sie. Oft verschwinden die Schmerzen und
das Taubheitsgefühl. Das Gegenmittel gegen das Brennen ist der
Ampfer, der meist in der Nähe der Brennnessel wächst. Wenn sie
zu stark brennt, empfiehlt es sich, ein Ampferblatt auf die
schmerzende Stelle zu reiben.
Im Frühjahr schneidet man für den Tee die obersten Enden der
Brennnessel ab und legt sie zunächst für ein paar Stunden in die
Sonne, um ihre Wirksamkeit zu verstärken. Nicht viele Pflanzen
vertragen dies, aber die Brennnessel fühlt sich ganz anders an,
wenn sie noch einen Tag in der Sonne lag. Es zeigt sich dann ihr
Inneres, das sie so gut beschützt, sie wird ganz weich und
verletzlich. Nicht nur Allergiker sollten viel Brennnesseltee
trinken, er hilft auch dabei, sich nach außen besser abzugrenzen
und innerlich Ruhe zu bewahren.
Er reinigt den Boden und ist eine der wenigen Pflanzen, die im
Gegensatz zu den meisten Kräutern und Regenwürmern mit der
Überdüngung der Wiesen fertigwerden. Also sollten wir gut
darauf achten, wo wir ihn sammeln!
Alles an der Pflanze ist essbar, auch die Stängel mit dem
milchigen Saft. Für eine Reinigungskur für Leber und Gallenblase
wird empfohlen, in der 1. Woche 1 Stängel am Tag, in der 2.
Woche 2 und in der 3. Woche 3 bis 4 zu essen.
Die Blätter ergeben einen bitteren Salat und sind auch gedünstet
noch recht bitter. Knospen und Wurzeln hingegen schmecken
gebraten sehr lecker, auch die Blüten können wir roh oder gekocht
essen. Früher wurde die Wurzel geröstet und gemahlen als Kaffee-
Ersatz verwendet.
Der Tee aus dem getrockneten Kraut macht gute Laune, beruhigt
Haut und Schleimhaut und ist gut für das Zahnfleisch sowie die
Darmwände. Hildegard von Bingen, die sich auch in diesen
Dingen auszukennen schien, machte aus der Nelkenwurz einen
Liebestrank: Im April die Wurzeln ausgraben, weil sie dann die
größte Kraft haben, säubern, zerkleinern und 2 Stunden bis zu 3
Tagen in Weißwein legen, je nachdem, wie kräftig er sein soll.
Der Wein »entflammt zur Liebe und erquickt das Herz«, wusste
sie. Für schöne Frühlingsgefühle!
Wer mag, kann sich mit Petersilie waschen, das soll schön
machen.
• Petersilien-Herzwein nach Hildegard von Bingen:
1 l Bio-Rotwein, 10 große Petersilienstängel, 2 EL Essig und 150 bis 200 g
Honig in einen ausreichend großen Topf geben – es kann stark schäumen!
– und 5 Minuten köcheln lassen. Etwas abkühlen lassen und in Flaschen
abfüllen. Hält ca. 1 Jahr auch ohne Kühlschrank. Täglich bis zu 3-mal ein
Likörgläschen davon trinken. Wenn der Herzwein im Kühlschrank
aufbewahrt wird, vor dem Runterschlucken im Mund warm werden lassen.
In England sagt man, es gebe nur ein Mittel gegen Giersch: aus
dem Haus mit dem Garten ausziehen, in dem er wächst, denn er ist
unausrottbar. Hat er einmal im Garten Einzug gehalten, bleibt er
gern; bei dem Versuch, seine Wurzeln aus der Erde zu ziehen,
brechen sie sofort ab, und aus jedem noch so kleinen Wurzelteil
treibt er wieder aus. Man muss seine Ausdauer einfach
bewundern! Es kann helfen, dort, wo man ihn loswerden möchte,
Buschbohnen anzupflanzen. Nach der zweiten Ernte soll er
verschwunden sein. Sein lateinischer Name »Podagraria« bedeutet
so viel wie »Gicht heilend«. In der Tat ist Giersch das beste Mittel
gegen Gicht, da er den Körper dabei unterstützt, Ablagerungen zu
lösen und auszuscheiden. Der Tee wirkt harntreibend und
entsäuernd.
Die Taubnessel sieht aus wie die Brennnessel, solange sie noch
nicht weiß, gelb oder rosa blüht. Sie steht auch gern direkt neben
ihr, brennt aber nicht, sondern hat ganz weiche Blätter. Verwandt
mit der Brennnessel ist sie nicht.
Ich habe sie gepresst und verwende sie als Logo für meine Praxis
sowie meinen Blog krautundueben.net, weil ich sie so gern mag.
Als Kind habe ich Stunden damit verbracht, den Nektar aus den
kleinen Blüten herauszusaugen. Scheinbar brauchte ich sie, denn
ich hatte damals Probleme mit der Nasenschleimhaut und
Polypen. Die Taubnessel heilt die Schleimhaut und verbessert den
Lymphfluss. Die größte Wirksamkeit hat die weiße Taubnessel.
Bis heute kennen wir den Tanz in den Mai und die
Walpurgisnacht. Der Ursprung dieser Feste liegt bei Beltane, dem
Fruchtbarkeitsfest, das zur Zeit des Maivollmondes stattfand. Es
tanzten die Naturgeister, die Feen und Elfen, die nun alle hellwach
waren.
Der Bär hatte sein Fell abgelegt und zeigte sich als strahlender
Held. Belenos ist einer seiner Namen, der Leuchtende, Strahlende.
Andere Namen sind Bel, Bile oder Baldur. Seine Braut in dieser
Zeit ist die Blumengöttin Belisana. Ihre Wonnezeit beginnt im
Mai. Lustvoll gaben sich auch die Menschen frei und ohne
Schande und Scham der Liebe hin, bis die Kirche dem
rauschhaften Treiben Einhalt gebot.
Geblieben ist uns bis heute in vielen Gegenden der Maibaum, der
festlich geschmückt aufgestellt wird. Der Kranz, in den die Spitze
des Maibaums eingeführt wird, ist ein sexuelles Symbol und ein
Hinweis auf die lustvolle Zeit. Die Menschen gingen »in die
Maien«, in die Natur zu den Haselbüschen und hatten ihre Freude
aneinander. Die Kirche verbot solche Zügellosigkeit, also holten
die Menschen den Baum ins Dorf und feierten da weiter.
Der Mai war Badezeit, Zeit für rituelle Waschungen mit Tau, dem
Wasser, das weder vom Himmel noch aus der Erde stammt. Auch
die Feiernden wurden mit Wasser bespritzt, vermutlich als Regen-
und Fruchtbarkeitszauber.
Die Pflanzengöttin war nun schwanger und mit ihr wohl viele
andere Frauen. Die Natur war voll unreifer, wachsender Früchte,
die ersten Tiere wurden geboren, die Felder wurden gesegnet,
damit das Korn gut wachsen konnte. Die Mittsommerfeste wurden
gefeiert, draußen und mit viel Feuer.
BÄUME IM MAI
Wie der Apfel gehört auch der Weißdorn zur Familie der
Rosengewächse. Stelle ich mir diese Familie vor, tauchen vor
meinem inneren Auge sofort Bilder von Glück, Leichtigkeit,
Frische, Fruchtbarkeit und Unschuld auf. Eine nette Familie, mit
der sich jeder gern befreunden mag. Der Weißdorn hat die
kräftigsten Dornen und ist der wehrhafteste dieser Familie.
So wie der Weißdorn früher die Höfe und die heiligen Quellen vor
unliebsamen Eindringlingen schützte, so schützt er heute noch das
Heiligste im Menschen: das Herz. Ein Tee aus seinen Blüten,
Blättern und Früchten kann ohne Weiteres über einen langen
Zeitraum hinweg eingenommen werden und wirkt tonisierend und
modulierend auf das ganze Herz-Kreislauf-System. Er enthält
Flavonoide, Amine, Kalium, Kalzium, Phosphor, ätherisches Öl,
Glykoside und Bitterstoffe. Dadurch kann er Krämpfe lösen und
gleicht sowohl Antriebslosigkeit als auch Überaktivität aus,
sodass sich Herz und Nerven beruhigen und stärken können.
Einzig eine Nebenwirkung wird ihm nachgesagt: Er lasse
Altersflecken verschwinden. Wie freundlich von ihm! Das
Gemmopräparat wirkt ähnlich, es soll noch dazu die Gefäßwände
schützen und die Stresstoleranz erhöhen.
Beim Ernten der Blüten und Früchte kann man sein Bewusstsein
trainieren, denn wenn man nicht achtsam vorgeht, bekommt man
sofort die Dornen zu spüren. Streifen Sie Blüten und Blätter
deshalb am besten immer mit einem Handschuh von hinten nach
vorn zur Spitze hin ab.
Die leicht sauren Blätter und die etwas mehligen Beeren geben
Kraft bei einer Wanderung. Für eine Marmelade kocht man die
Beeren etwa 1 Stunde lang und passiert sie dann durch ein grobes
Sieb, um die Kerne zu entfernen.
Wer Schutz sucht, wessen Motor verletzt ist, wer seine Kräfte pflegen und
sammeln will, der suche den Weißdorn, und er wird gestärkt werden.
Die Linde ist der größte und schönste Baum von allen, die wir
haben. Das stimmt natürlich so nicht, es gibt noch viele andere
wunderbare Bäume, aber in die Linde kann man sich wirklich
verlieben, so bezaubernd und anmutig ist sie.
Dabei ist sie sehr mächtig, 40 Meter hoch kann sie werden und bis
zu 1000 Jahre alt, vereinzelt noch älter. Stabil steht sie da mit
ihren tiefen Wurzeln, so leicht ist sie nicht umzuwerfen.
Sie ist noch mehr der deutsche Baum als die Eiche. Fast jedes
Dorf hatte früher seine Linde, unter der gefeiert und Gericht
gehalten wurde. Die Winterlinde ist in ganz Europa bis nach
Sibirien verbreitet, die Sommerlinde bis tief in den Süden. Beide
Arten sind empfindlich gegenüber Luft- und
Bodenverschmutzung. Es sind robustere Mischformen, die in
unseren Parks wachsen und mit der Stadtluft besser
zurechtkommen.
Beliebt ist sie allerdings auch bei Blattläusen, die im Sommer die
Blätter ganz glänzend und klebrig werden lassen. Autos, die unter
Linden parken, kriegen auch etwas von diesem »Himmelstau« ab,
wie die Ausscheidungen auch genannt werden. Die sanften Blätter
wurden gern als Toilettenpapier benutzt.
Steht sie als Einzelbaum auf der Wiese, hat sie eine tief sitzende
Krone und schützt so ihren empfindlichen Stamm vor der Sonne.
Dass in unseren Parks die unteren Äste abgesägt werden, bedeutet
für den Baum Stress, und es lässt sich Jahr für Jahr wieder
beobachten, wie sie sich mit jungen Trieben verhüllen will, um
sich selbst Schatten zu spenden.
Ihr Holz ist weich und lässt sich gut bearbeiten; es wird gern von
Bildhauern und Holzschnitzern genutzt. Aus dem Bast, der unter
der Rinde sitzt, wurden Seile, Matten, Taschen und sogar
Kleidung hergestellt. Dafür pflanzte man die Linden als
»Lindenstühle«, die man regelmäßig in einer bestimmten Form
schnitt, um das Laub und die Rinde ernten zu können. Ihre
Fähigkeit zur Selbstverjüngung zeigt sich darin, dass nach einem
Schnitt viele neue Triebe wachsen. Leider gibt es diese Tradition
seit der Erfindung moderner Materialien nicht mehr.
Schon die Germanen versammelten sich unter der Linde, sie bot
ihnen Schutz für Versammlungen, Feste und Gerichtsbarkeiten.
Manches Urteil, das unter ihr gefällt wurde, fiel vermutlich milder
aus, weil im Frühjahr alle von ihrem Duft betört waren. Sie blüht
stark duftend im Mai/Juni, manchmal bis in den Juli hinein.
Bienen und Hummeln umschwärmen sie dann.
Solange sie duften, sollten die Blüten für den Tee geerntet werden,
denn haben sich schon die Früchte gebildet, ist es dafür zu spät.
Die abgeschnittenen Zweige werden kopfüber aufgehängt. Wenn
sie trocken sind, kann man die Blüten und Blätter abstreifen und
in Stoffbeuteln oder luftigen Gefäßen aufbewahren. Der süßliche
Tee wirkt schweißtreibend und krampflösend, die Teereste können
als Kompressen für angestrengte Augen genutzt werden.
Blätter, Knospen und Blüten kann man auch gut frisch in Salat
und Smoothies oder gekocht in Suppen verzehren. Die jungen
Nüsschen sind lecker zu knabbern. Wenn sie reif sind, lässt sich
aus ihnen auch ein hochwertiges Öl pressen.
Himmel und Erde berühren sich in der Linde, sie umhüllt uns mit ihrer Sanftheit,
und wir können Ruhe und Heilung in ihrem Schatten finden.
Der wilde Frauenmantel ist noch häufig auf fetten Wiesen und an
Bachläufen zu finden. Er soll wirkungsvoller sein als der größere
Garten-Frauenmantel.
Ich habe mir einmal die Hornhaut verletzt, als ich mich über eine
Frauenmantelpflanze beugte, um einen Tropfen von einem ihrer
Blätter zu trinken. Den abgeschnittenen, trockenen Stängel hatte
ich dabei übersehen. Das ging wortwörtlich ins Auge. Seitdem
halte ich immer kurz inne, wenn ich eine Pflanze pflücken will,
und frage sie, ob es in Ordnung ist, sie zu pflücken.
Wir sollten den Tee eigentlich alle jedes Jahr ein paar Wochen
lang trinken, er hilft gut bei allen Frauenleiden, auch vorbeugend.
Damit ist er eine Hilfe bei chronischen Unterleibsbeschwerden bis
hin zum unerfüllten Kinderwunsch. In der Schwangerschaft sollte
man ihn erst in den letzten Wochen vor der Geburt trinken, dann
bereitet er das Becken gut vor, und auch in den ersten Wochen
danach, dann hilft er bei der Heilung und stärkt das Gewebe.
Frauenmanteltee schmeckt sehr gut; wir ernten die Pflanze, wenn
sie gerade zu blühen begonnen hat.
In diesem Jahr nehme ich mir vor, die Tautropfen mit einer
Pipette aufzufangen und in einem Fläschchen zu sammeln;
vermischt mit Alkohol sollen sie eine wertvolle Tinktur ergeben.
Die kleinen Tröpfchen, die sich in den Blattkelchen bilden,
schwitzt die Pflanze aus, sie schmecken süß und sollen eine große,
magische Heilwirkung besitzen. In ihnen sollen sich die Baum-
und Blumenelfen waschen, und die Alchemisten nutzten ihn für
allerlei Zaubereien.
Das Labkraut ist so zart und fein, dass es sich überall festhalten
kann. Wir finden es auf trockenen Wiesen, an Abhängen und
Waldrändern. Es gibt verschiedene Arten, die auch eine
unterschiedliche Wirkung haben. Das »echte« Labkraut besitzt
viele gelbe, winzig kleine Blüten und duftet nach Honig. Die
Blätter sitzen wie ein kleiner Quirl um den Stängel.
Ich binde aus dem Kraut einen Kranz und lege ihn unter das Bett.
Das wirkt sich positiv auf Schlaf und Träume aus. Wer eine
stärkere Wirkung braucht, kann ein kleines Kissen mit dem
getrockneten Kraut füllen; das riecht gut, und die leicht narkotisch
wirkenden Dämpfe der ätherischen Öle bringen den Schlaf gewiss.
Früher hat man es auch verwoben und als Sieb benutzt. Labkraut
heißt es, weil man die Milch mit dem enthaltenen Labferment zur
Käseherstellung benutzt hat, so wie heute das Labferment aus dem
Kälbermagen verwendet wird. Der englische Chesterkäse wird
immer noch mit dem Labkraut hergestellt.
Den Wegerich finden wir auf allen Wiesen und Wegen, sein Name
bedeutet »Wegbeherrscher«. Er ist überall für uns da, wenn wir
ihn brauchen.
Hildegard von Bingen hielt nicht viel von ihm, er tauge nur für
das Vieh und nicht für den Menschen. Heute wird in der
Landwirtschaft das Futter aus anderen Ländern importiert, doch es
gab eine Zeit, in der Ampfer als Viehfutter angebaut wurde.
Melisse finden wir nicht wild, sie wächst aber gut im Garten und
sogar im Topf in der Wohnung. So können wir sie das ganze Jahr
über ernten. Wenn man die jungen Triebe recht kurz abschneidet,
treibt die Pflanze immer wieder aus. Sobald sie blüht, verliert sie
ihren köstlichen Geschmack. Citral, Citronella, Linalool,
Geraniol, Gerbstoffe, Harz und Kalium sind ihre wichtigsten
Inhaltsstoffe.
Natürlich kann man sie nicht nur als Tee zu sich nehmen, sondern
auch in ihr baden, um die Wirkung zu vergrößern. Zum Trocknen
ist es ratsam, die Blätter von den Stängeln zu zupfen; da so die
ätherischen Öle in ihnen erhalten bleiben und nicht in den Stängel
wandern, schmecken die Blätter aromatischer.
Wenn man einen Kranz aus Melisse trägt, so wird man von den
Bienen nicht gestochen. Getrocknete Melisse zu räuchern soll
helfen, wenn man um Liebe, Schutz und Heilung bittet. Wir
kennen bis heute den Melissengeist, die Alchemisten brauten aus
der Melisse ein Lebenselixier, man schrieb ihr ungeheuer
belebende Kräfte zu.
Der Mai ist auch die Zeit, um den Fichtenwipfelsirup herzustellen. Das Rezept
dafür finden Sie auf Seite 192 im Abschnitt Dezember, wenn die Fichte
besprochen wird.
JUNI
BÄUME IM JUNI
In unseren Breiten ist der Holunder der heiligste Baum, an ihm ist
alles heilsam, ähnlich wie bei der Linde. Der Name »Holunder«
geht auf »holun tar« zurück, den altdeutschen Ausdruck für
»Baum der Holla«.
Eine ganze Apotheke bietet der Holunder. Bast und Rinde wollen
wir heute jedoch nicht mehr als Brech- und Abführmittel nutzen,
als Mittel zur innerlichen Reinigung, denn die Wirkung ist zu
stark.
Aus den Blättern und Blüten kann man einen beruhigenden und
schweißtreibenden Tee herstellen, der das Immunsystem stärkt
und Fieber senkt. Einen Sirup kann man aus den Blüten ebenfalls
gewinnen. Kinder lieben diesen Sirup, sie können nichts Besseres
für ihre Atemwege und ihr Immunsystem tun.
Im Herbst kann man die Beeren ernten. Man sollte sie nicht roh
essen, erst gekocht verlieren sie ihre leichte Giftwirkung. Sie
enthalten Rutin, ätherische Öle, Gerbstoffe, Flavonoide, Cholin,
Vitamin C und Mineralien. Für den Saft werden sie gekocht oder
im Dampftopf entsaftet. Dann sind sie unschlagbar in ihrer
vorbeugenden, blutaufbauenden, hustenstillenden und
sauerstoffversorgenden Wirkung und heiß mit Honig getrunken,
sind sie ein unverzichtbarer Begleiter im Winter.
Der Holunder schützt noch immer die Lebenden, auch wenn wir nicht mehr
unsere Krankheiten symbolisch mit einem roten Faden an ihn binden, damit sie
hinabfahren und im Kochtopf von Teufels Großmutter landen. So haben es die
alten Heiler vor langer Zeit getan.
• Hollersirup:
Die Blüten über Nacht mit viel Zucker, Wasser und Zitronenscheiben sowie
Weinsteinsäure im Kühlschrank ziehen lassen. Am nächsten Tag abseihen,
den Sirup aufkochen und möglichst heiß in Flaschen füllen. Bei den Mengen
können Sie erfinderisch sein, z. B. 7 große Dolden, 1 kg Zucker, 3 l Wasser,
3 Zitronen und 3 EL Weinsteinsäure nehmen. Auf jeden Fall sollten die
Holunderblüten immer mit Wasser bedeckt sein.
Gern wächst die Ulme an feuchten Standorten. Lange Zeit war sie
der vorherrschende Baum in den Auenwäldern Mitteleuropas. In
Frankreich war sie der heilige Baum, unter dem Recht gesprochen
wurde. Ihr Holz, das auch Rüster oder Elfenholz genannt wird, ist
außerordentlich begehrt und wunderschön, allerdings arbeitet es
stark und neigt zum Reißen. Auffallend häufig wurde es für Dinge
des Transports verwendet, etwa für Wagenräder, Wasserleitungen
und im Schiffsbau. In England werden aus Ulmenholz traditionell
Särge hergestellt, auch heute noch.
Leider findet man alte Ulmen nur noch selten, denn die Ulmen
sind vom Aussterben bedroht. Seit Beginn des 20. Jahrhunderts
rottet ein Pilz, der von einem Käfer übertragen wird, vor allem die
großen, alten Ulmen aus. Inzwischen weiß man, dass der Pilz
selbst krank ist, und versucht mit allen Mitteln der modernen
Forschung, dem Ulmensterben beizukommen. Den
Wissenschaftlern ist es ein großes Rätsel; sie züchten
Hybridformen und manipulieren den Pilz, recht vergeblich, denn
das Sterben geht weiter. Der Erreger breitet sich nun auch in
Kanada, Asien und Neuseeland aus. Interessanterweise richtet er
bei den Himalaya-Ulmen keine Schäden an. Das Ulmensterben
könnte uns einen wichtigen Hinweis geben, denn der Baum wird
als Vermittler zwischen den Welten angesehen. Neben dem
Einsatz in der Forschung könnten wir einfach mit der Ulme reden,
bevor es zu spät ist! Vielleicht ist ihr Rückzug, ihr Sterben
aufzuhalten, wenn wir uns wieder darauf besinnen zu
kommunizieren, wenn wir unser Schweigen überwinden. Und
wenn wir umkehren und uns zurückziehen aus den letzten
Winkeln der Natur.
Dem Teufel soll der Sage nach ihre starke, heilende Wirkung
missfallen haben, und so soll er mit einer Nadel versucht haben,
die Pflanze zu zerstören. Auf diese Weise hat man sich die kleinen
Löcher erklärt, die in den Blättern sichtbar sind, wenn man sie
gegen das Licht hält. Heute weiß man, dass das die Öldrüsen sind.
Der Tee der getrockneten Pflanze stärkt die Nerven und hilft
gegen Ängste und Schmerzen. Auch bei Kindern, die Bettnässer
sind, hat es sich bewährt. Legt man getrocknetes Johanniskraut in
Weißwein ein, ergibt sich ein schöner Schlummertrunk, den man
abends vor dem Schlafengehen zu sich nehmen kann.
Das Lungenkraut blüht sehr früh im Jahr und ist eine gute
Bienennahrung, der Honig schmeckt sehr lecker. Die Bienen
wissen, dass der Nektar nur in den rosafarbenen Blüten zu finden
ist. Wenn sie ihn geerntet haben, färben sich die Blüten blau! Es
gibt aber auch Arten mit blauen oder roten Blüten, die sich nach
der Bestäubung nicht verfärben. Die Blätter sind weiß gefleckt
und recht stachelig – Sie sollten bei der Ernte also immer äußerst
vorsichtig vorgehen. Die Blüten und die frischen Blätter können
wir essen oder frisch oder auch getrocknet als Tee verwenden.
Lungenkraut enthält Kieselsäure, die die Elastizität des
Lungengewebes stärkt, das Gewebe festigt und somit die
Widerstandskraft der Lunge erhöht.
Ein Blatt Salbei jeden Tag frisch und roh gegessen stärkt das
Zahnfleisch und desinfiziert den Mundraum. Stillende Mütter
sollten Salbeitee nicht trinken, da er den Milchfluss stoppt. Zum
Abstillen jedoch ist er eine Wohltat; auch lindert er
Schweißausbrüche und ähnliche Beschwerden in den
Wechseljahren. Gurgeln hilft gegen Halsentzündung und sorgt für
feste Zähne.
Der Salbei war und ist eine Zauberpflanze, und ich kann mir ein
Leben ohne ihn nur schwer vorstellen!
Ich liebe Mohnkuchen! Wenn ich ihn backe, besteht er fast nur
aus der Füllung, auf Kuchenteig kann ich gern verzichten.
Mohnkuchen gehörten früher zur Verlobungsfeier: Je mehr Körner
verarbeitet wurden, desto größer würde die Liebe wachsen, sagte
man.
Der Lavendel ist eine Pflanze des Mittelmeerraums, die bei uns
nur kultiviert vorkommt. Er gedeiht gut, wenn er jedes Jahr nach
der Blüte zurückgeschnitten wird.
BÄUME IM JULI
Die Esche ist ein großer, mächtiger Baum, sie ist die Majestät der
Wälder und wird bis zu 40 Meter hoch. Ihre Wurzeln reichen tief
in die Erde, ihre Krone lässt viel Licht durch, das zeigt ihr
freundliches, sonniges, geselliges Wesen. Viele andere Pflanzen
fühlen sich neben ihr wohl, ihr Laub ergibt einen nahrhaften
Humus.
300 Jahre alt kann sie werden, dann ist ihr Stamm, der anfangs
noch glatt, hellgrün oder grau ist, längst schwarzgrau und
aufgerissen. Sie wächst überall in Europa und hat es gern feucht –
nicht nur unter der Erde, sondern auch in der Luft –, weshalb sie
sich in England, Schottland und Irland besonders wohlfühlt.
Sieht man die Eiche als den König unserer Wälder an, dann ist die
Esche der Kaiser, noch größer und mächtiger. Und dabei ist sie
fürsorglich, zäh, stark und biegsam, ausdauernd und schnell
wachsend. Die Esche vereint viele positive Eigenschaften.
Die Esche gibt uns Kraft, wenn wir uns auf sie einlassen und in ihrem Schatten
träumen. Sie kann uns helfen, unsere Seele zu reinigen. Das Spiel des Lichts
unter ihrem Dach regt die Fantasie an und lässt in uns aufmunternde Bilder
entstehen. Die Individualität wird gefördert und lässt uns empfinden: Wir sind
die Schöpfer unserer Realität!
Eiche (Quercus robur)
Sie kann bis zu 1000 Jahre alt werden und gehört zur Familie der
Fagaceae, der Buchengewächse. Buchen brauchen genau unser
gemäßigtes, feuchtes Festlandklima und gedeihen hier besonders
gut. Da Eichen jedoch weit weniger spezielle Ansprüche an Klima
und Boden stellen als Buchen, sind sie auch in England
weitverbreitet. Eichen sind wesentlich robuster als Buchen, nur
trockene Kälte vertragen Eichen nicht so gut, ansonsten scheinen
sie Herausforderungen zu mögen und Wind und Wetter zu trotzen.
Ihr festes, dauerhaftes Holz wird überall geschätzt; die Eiche ist
so widerstandsfähig, dass sie sogar Waldbrände überstehen kann.
Ihr Wuchs zeigt ihren Kampf mit den Elementen an: Äste und
Stamm verlaufen oft nicht gerade, sondern bilden ein
Zickzackmuster. Es zieht sie bald hierhin, bald in die andere
Richtung. Auch die gebuchteten Blätter zeugen von
widerstrebenden Kräften zwischen Ausdehnung und Kontraktion.
Ihre Früchte, die Eicheln, sind ein äußerst nahrhaftes Futter und
verlocken ihre Helfer, die Eichhörnchen und Eichelhäher, dazu,
sich zu bedienen. Die Tiere vergraben die Vorräte und verteilen so
die Samen. Mit ihren unscheinbaren Blüten wollen sie hingegen
niemanden anlocken – die Bestäubung überlassen sie dem Wind.
Bei allen Völkern hat die Eiche eine ähnlich große Bedeutung und
steht für den König der Bäume. Häufig war sie der Richtbaum,
unter dem der Herrscher thronte und Urteile fällte; sie
kennzeichnete die sogenannten Thingstätten der Germanen, an
denen Versammlungen stattfanden und Recht gesprochen wurde.
Misteln, die auf ihr wachsen, galten den Kelten als die
hochwertigsten Allheiler, die sie mit goldenen Sicheln ernteten.
Wobei die Druiden, die »Baum-Weisen« oder »Eichen-Weisen«,
sorgfältig darauf achteten, dass die Misteln nicht mit der Erde in
Berührung kamen, damit sie nicht verunreinigt wurden.
Der keltische Name für Eiche, Duir, bedeutet auch Tor. Ihr Holz
wurde aber nicht nur dafür verwendet, um Türen und Schwellen zu
zimmern; der Baum stand auch im übertragenen Sinne für einen
Übergang und symbolisierte den Eintritt ins Erwachsenenalter –
so wie die Birke die Geburt und die Eibe den Übergang in andere
Welten verkörperten. Es drängen sich die Aspekte der Härte,
Größe, Kraft und Festigkeit in den Vordergrund. Englands
gewaltige Flotte wurde aus Eiche gezimmert, ebenso wie
Eisenbahnschwellen, Kriegsgeräte, Keulen oder Möbel. Dabei hat
sie noch ganz andere Qualitäten und repräsentiert Verantwortung,
Treue, Geselligkeit, Schutz und Nahrung für ihre Umwelt. Siegern
wurde als Zeichen der Überlegenheit der Eichenkranz verliehen.
Lange hielt sich in unseren Breiten die Tradition des Julscheits,
das häufig aus Eichenholz bestand. Um Weihnachten herum, zu
»Mittwinter«, wurde es verbrannt, und die Kohle und Asche des
Scheits wurde als starkes Heilmittel aufbewahrt.
In der Heilkunde wird vor allem ihre Gerbsäure genutzt; Blätter
und Rinde besitzen eine zusammenziehende, entwässernde,
antiseptische und fiebersenkende Wirkung. Ein Bad in einem
Eichenrindenauszug heilt entzündete Hautstellen und hilft bei
Hämorrhoiden.
Die Eicheln sind durchaus auch für Menschen essbar, nicht nur in
Notzeiten. Man muss sie schälen, klein schneiden und einige Tage
lang immer wieder mit frischem Wasser wässern, bis das Wasser
klar bleibt. Dann kann man sie trocknen und mahlen und anderem
Mehl untermischen oder rösten und als Kaffee trinken.
Denn das macht den König in uns aus: stark sein, Schwache beschützen und
unterstützen, fest in der Tiefe wurzeln und allen Widrigkeiten trotzen. Das zeigt
uns dieser Baum.
Meine Mutter musste als Kind für die Soldaten an der Front
Schafgarbe sammeln – eine der letzten Maßnahmen am Ende des
längst verlorenen Krieges. Die Schafgarbe ist ein »Kriegerkraut«,
schon der lateinische Name weist uns darauf hin. Ihre stark
gefiederten Blätter wurden von den Indianern auch
Frauenaugenbrauen genannt und erinnern an das Geflecht der
Adern in unserem Körper; dort befindet sich auch ihr
Hauptwirkungsbereich. Die Schafgarbe heilt tiefe Verletzungen
bis zur dritten Blutebene, also bis zu den tiefer gelegenen,
größeren Blutgefäßen. Sie heilt Stich- und Schnittwunden, und die
Einnahme einer Tinktur nach einer Operation unterstützt den
Heilungsprozess.
Wenn ich mich im Garten verletzt habe, reinige ich die Wunde
und behandle sie mit meiner selbst hergestellten Schafgarbensalbe
(siehe nächste Seite). So entzünden sich die Wunden nicht und
heilen schnell wieder zu.
Für den Tee ernten wir das blühende Kraut und hängen es
kopfüber schattig und luftig auf, bis es getrocknet ist. Der Tee
wirkt ungefähr so wie Kamillentee, er hilft also bei allen Magen-
und Darmproblemen. Aber das Wirkspektrum geht noch darüber
hinaus, auch bei Menstruationsschmerzen und anderen
Krampfzuständen, z. B. Migräne, wirkt er beruhigend und
krampflösend. Proazulene, Campher, Flavonoide, Bitterstoffe,
Thujon, Cineol und Eukalyptol sind die Wirkstoffe der
Schafgarbe. Am Abend trinke ich allerdings keinen
Schafgarbentee mehr, denn er regt den Kreislauf etwas an.
Eigentlich sollte die Schafgarbe in keiner Teemischung fehlen,
denn sie gilt als Allheilmittel!
• Schafgarbensalbe:
1 Handvoll frische Schafgarbenstängel mit Blüten etwas zerkleinern, in so
viel Olivenöl erwärmen, dass das Kraut gut bedeckt ist, und 20 bis 30
Minuten bei niedriger Temperatur ziehen lassen, dabei gelegentlich
umrühren. Empfehlenswert ist es, das Öl erkalten und eine Nacht stehen zu
lassen. Am nächsten Tag abfiltern, wieder erwärmen und pro 100 ml Salbe
je 10 g Bienenwachs hinzufügen, in einen Salbentopf gießen. Vor dem
Verschließen gut auskühlen lassen, damit sich kein Kondenswasser am
Deckel bildet, sonst könnte die Salbe schimmeln. Im Kühlschrank hält sie
sich etwa 1 Jahr.
Für manche ist der Beifuß die »Mutter aller Heilkräuter«, für
manche nur ein Gewürz für den Gänsebraten. Ob wir uns nun
einen Gürtel aus ihm flechten und nackt um das Sonnenwendfeuer
tanzen, nur bekleidet mit ihm und einem Kranz aus Gundermann,
wie es unsere Vorfahren getan haben, das bleibt jedem selbst
überlassen. Der Beifuß genoss ein hohes Ansehen, er wurde bei
den Räucherungen in den Raunächten verwendet, um böse Mächte
zu vertreiben.
Bei meiner Oma durfte er im Haushalt nie fehlen. Sie kochte am
liebsten fettes Fleisch, und der Beifuß half, ihr Essen zu verdauen.
Ich verwende ihn gern im Kräutersalz (s. u.). Der Tee ist etwas
bitter, aber er tut einem verstimmten Magen gut. Sparsam
dosieren, oft ist die Prise, also die Menge, die man mit drei
Fingern fassen kann, schon zu viel. Ausprobieren und nur kurz
ziehen lassen. Eigentlich müsste es heißen, bitter macht lustig,
denn die Bitterstoffe beleben, regen die Drüsentätigkeit an und
unterstützen die Verdauung.
• Beifuß-Kräutersalz:
Zu gleichen Teilen sehr fein geschnittenen frischen Beifuß, Thymian und
Rosmarin mit 3 Teilen Salz verreiben, trocknen lassen und in einem dunklen
Gefäß aufbewahren. Passt sehr gut zu fetten Speisen. Der Anteil der
Kräuter kann durchaus auch höher sein.
Minze (Mentha)
Meine Oma sagte über die schnell wachsende Minze, dass sie »in
die Küche hineinwachsen will«. Dagegen hilft nur eins: ernten!
Und trocknen und verbrauchen.
Außerdem desinfiziert und kühlt die Minze, sie löst Krämpfe und
lindert Schmerzen. Wer Probleme mit der Gallenblase hat, sollte
unbedingt Pfefferminze zu sich nehmen, denn sie entstaut den
Gallenfluss. Die Blätter ernte und trockne ich, bevor die Pflanze
blüht. Sie entfaltet ihre Wirkung durch ihre Inhaltsstoffe wie
Gerbstoffe, Menthol, ätherische Öle und Flavonoide.
Einst war der Odermennig sehr hoch angesehen, und in der Tat ist
er ein Vielheiler. Sängerkraut wird er auch genannt, aber er pflegt
nicht nur angestrengte Stimmbänder, sondern alle Schleimhäute
im Körper. Eigentlich ist es nur eine einzige Schleimhaut, die uns
auskleidet. Deshalb wirkt ein Kraut, das die Schleimhaut pflegt,
an vielen Stellen. Darm, Magen, Nasennebenhöhlen – alles reinigt
der Odermennig.
Wir ernten ihn, wenn er blüht, hängen das Sträußchen kopfüber
und trocknen es im Schatten. Der Tee schmeckt ausgesprochen
gut.
Wie gesagt war er ein hoch angesehenes Kraut, das Heil aller
Schäden oder König aller Heilkräuter genannt wurde. In den
trockenen Gegenden der deutschen Mittelgebirge findet man ihn
häufiger als an feuchten, saftigen Wiesen im Süden oder Norden.
Männer gruben ihn mit goldenen Werkzeugen aus, um sich die
Liebe einer Frau zu verschaffen.
Wir kennen sie in erster Linie, weil sie im Herbst die runden
Kletten tragen, die an allem kleben bleiben und das Vorbild für
den Klettverschluss waren, ohne die heute keine Kinderkleidung
mehr auskommt.
Die jungen Blätter schmecken auch gut als Spinat, und eine
richtige Delikatesse, die nussig schmeckt, ist das Klettenmark aus
dem Inneren der Stängel. Man kratzt es heraus und gibt es ins
Essen.
Die Kamille anzupflanzen ist gar nicht so einfach. Sie mag es,
wenn die Erde bewegt oder umgegraben wird, dann fühlt sie sich
wohl. Sie wächst auch gern auf Wegen, es scheint ihr nichts
auszumachen, wenn sie ein paar Tritte abbekommt.
Für die Germanen galt sie als Sinnbild von Kraft, gepaart mit
Bescheidenheit. Junge Mädchen sollten sich vor ihr verneigen,
wenn sie an ihr vorbeigingen.
An Weg- oder Straßenrändern und auf Wiesen habe ich sie schon
gesehen, sie bevorzugt sonnige und trockene Standorte. Auch sie
hat den Weg in meinen Garten gefunden; wie habe ich mich
gefreut, als mich eines Morgens die erste blaue Blüte ansah! Die
Blüten sehen aus wie Kinder-Kulleraugen, unschuldig und leicht
herausfordernd. Wer unter Blutarmut leidet, sollte täglich ein paar
Blüten essen, denn sie stecken voller Eisen.
Sie heißt Wegwarte, weil der Sage nach ein verlassenes Mädchen
am Wegesrand wartete und wartete, bis der Geliebte doch noch
kam. Wir kennen ihre Wurzel, aus der der Kinderkaffee
hergestellt wird, der Zichorienkaffee.
Ein Tee aus Wurzeln und Blättern schmeckt sehr bitter und hilft
dank der Bitterstoffe bei Leber-, Gallenblasen- und
Stoffwechselproblemen. Zudem vertreibt er die Traurigkeit.
Auf fetten, feuchten Wiesen wächst sie. Sie ist eine der Pflanzen,
die den Menschen in die Städte folgt. Sie heißt auf Englisch »self-
heal«, also Selbstheilung, und war das Mittel, mit dem die
Menschen bis in die Neuzeit die Diphtherie bekämpft haben.
Und doch ist sie so klein und unscheinbar. Auf meinem Rasen
blüht sie im Hochsommer und breitet sich immer weiter aus. Sie
wird 10 bis 20 Zentimeter hoch, ihre Blüten sind lilafarben –
bestimmt haben Sie sie schon einmal gesehen! Ich sammle die
Pflanze, wenn sie blüht, und bereite mir einen Tee aus dem
blühenden Kraut zu, wenn der Hals kratzt. Die Blüten sind essbar,
Tee und Blüten haben keinen starken Eigengeschmack. Die Kleine
Braunelle enthält Lignine, die sich als wirkungsvoll gegen
Herpesviren erwiesen haben. Auch Triterpene, Gerbstoffe,
Rosmarinsäure sowie die Vitamine B, C und K machen sie als
Heilpflanze so wertvoll.
• Braunellen-Hautsalbe:
1 Handvoll frische Braunellenstängel mit Blüten etwas zerkleinern, in
Olivenöl – so viel Öl nehmen, dass das Kraut immer gut bedeckt ist –
erwärmen und 20 bis 30 Minuten bei niedriger Temperatur ziehen lassen,
dabei gelegentlich umrühren. Abfiltern und pro 100 ml Salbe je 10 g
Bienenwachs hinzufügen. Schmelzen lassen und in einen Tiegel gießen.
Vor dem Verschließen gut auskühlen lassen, damit sich kein
Kondenswasser am Deckel bildet, sonst könnte die Salbe schimmeln. Im
Kühlschrank hält sie sich etwa 1 Jahr, verwendet wird sie bei viralen
Infektionen der Haut wie etwa einer Herpesinfektion.
Magerwiesen und Feldwege, das sind die Plätze, an denen wir den
Ehrenpreis finden können. Eine inzwischen fast vergessene
Heilpflanze, sehr klein und unscheinbar, mit blauen Blüten. Ihr
lateinischer Name bedeutet so viel wie die »einzig wahre« (»vera
unica«) Heilpflanze, und als solche galt sie auch lange Zeit.
Der Tee soll den Kopf nach einem Tag am Computer entlasten.
Außerdem regt er die Milchbildung an und hilft bei zu hohen
Cholesterinwerten. Mit dem übrig gebliebenen Sud können wir
uns einreiben: Er hilft bei vielen Hautunreinheiten, etwa bei Akne
und anderen Ausschlägen. Gerbstoffe, Saponine, ätherisches Öl
und noch einige weitere Stoffe, die heilsam für die Haut sind,
wurden in ihr gefunden. Gemeinsam mit der Bibernelle wurde
Ehrenpreistee getrunken, um vor der Pest geschützt zu sein. Auch
soll der Tee helfen, wenn man von dunklen Vorahnungen geplagt
wird. In den Sagen kommt der verletzte Hirsch vor, der die blauen
Blümchen fraß, und sofort schlossen sich seine Wunden.
Für den Tee ernte ich die blühende Pflanze und hänge sie zum
Trocknen auf. Ich lasse den Tee 10 Minuten lang köcheln, damit
sich die Kieselsäure und die Mineralien lösen. Dann hilft er
wunderbar gegen langwierigen Husten, er stärkt das
Lungengewebe und regt die Blutbildung an. 3 Wochen lang sollte
man ihn trinken, mindestens 3 Tassen am Tag. Da sich Haut und
Haare immer über Kieselsäure freuen, trinke ich den Tee auch
ohne Husten gern.
Die Blüten ernte ich und trockne sie vorsichtig auf einem Stück
Küchenpapier, sie werden schnell schlecht. Wenn ich sie frisch
esse, entferne ich vorher die behaarten Staubblätter, sonst kratzt
es im Hals. Die Blüten stecken voller Saponine und Flavonoide.
Um einen Tee zuzubereiten, setze ich ein paar Prisen der Blüten in
kaltem Wasser an, das ich nur vorsichtig kurz erwärme und nicht
koche, sonst werden die Schleimstoffe zerstört. Der Tee hat sich
besonders bei trockenem, lang anhaltendem Reizhusten und
Asthma bewährt. Gurgeln hilft bei Heiserkeit. In Öl eingelegt,
sind die Blüten ein Mittel gegen Ohrenentzündungen.
Die haarigen Blätter ernte ich sogar unter dem Schnee und
benutze sie als Suppengemüse. Als Auflage auf Ödeme haben sie
sich ebenfalls bewährt, das Gewebswasser kann besser abfließen.
Dafür ein paar Blätter abkochen, frische hinzufügen und mit
einem Wickel auf der betreffenden Stelle befestigen.
Die Tinktur aus der Wurzel der einjährigen Pflanze – bevor der
große Stängel wächst – ist ein Akutmittel gegen
Nervenschmerzen. Dafür die Wurzel waschen, zerkleinern, in 55-
prozentigem Alkohol ansetzen und 3 bis 4 Wochen ziehen lassen.
Dann abfiltern und 3-mal 3 Tropfen einnehmen, bis die
Schmerzen nachlassen. Bei starken Schmerzen kann man auch
höher dosieren und stündlich bis zu 10 Tropfen einnehmen.
Er ist zart und stabil zugleich und riecht unbeschreiblich gut nach
Sommer und Heu. Ich schneide die blühenden Stängel ab, hänge
sie kopfüber im Büschel auf und trockne sie; nach kurzer Zeit
erfüllt ihr Duft das ganze Haus.
Der Gott zeigte sich nun als feuriger, leuchtender Lugus; seine
Gefährtin in dieser Zeit war die Kornmutter, die satte Ernährerin
aller, die Matrone mit dem Füllhorn. In manchen Gegenden ist ihr
Name Annona, anderswo heißt sie Rosmerta, aber sie hat noch
viele weitere Namen. Die Zeit der beiden ist die Erntezeit und
beginnt mit dem Schnittmonat August. Lugus gilt als der Meister
aller Künste, der die Pflanzen zur Vollendung führt. Das Obst und
das Getreide werden reif, die Pflanzen tragen Samen und beginnen
zu verblühen. Vorher aber haben die Heilkräuter ihre größte Kraft,
die Hitze reduziert das wässrige Grün und intensiviert die
ätherischen Öle sowie andere heilsame Stoffe.
Die Menschen arbeiteten hart und aßen üppig, um sich für den
Winter zu stärken. Bis heute feiern wir die großen Volksfeste in
dieser Zeit.
Das Jahr neigt sich seinem Ende zu, seine Kraft geht zurück in die Erde, so
wie die Pflanzenkraft sich in die Wurzel zurückzieht. Nach dem 23.9. erntet
man bis auf wenige Ausnahmen wie z. B. den Beifuß nur noch die Wurzeln der
Pflanzen.
AUGUST
BÄUME IM AUGUST
Die Espe wird auch Zitterpappel genannt. Sie ist ein fröhlicher,
freundlicher Lichtbaum, wächst schnell und sprüht vor
Lebenskraft; das Rascheln ihrer Blätter verbreitete in
vorchristlichen Zeiten Zuversicht.
Ihre Rinde ist glatt und graugrün oder graugelb. Die Espe wird
nicht sehr alt, nur etwa 100 Jahre, für einen Baum ist das ein
jugendliches Alter. Wer so viel gibt, verbraucht seine Kräfte eben
auch enorm. Bei ihr muss alles etwas schneller gehen: Die
Kätzchen werden vor dem Laubaustritt verweht, das Holz wächst
so rasch, dass es von weicher Beschaffenheit ist und leicht
splittert.
Dadurch braucht es nicht viel Wind, und die Blätter drehen sich
und winken und glitzern und plappern im Sonnenlicht. Das gab ihr
den Namen »Zitterpappel« und den Ruf, vor Jesus zu erbeben,
weil sie sich versündigt hatte, als sie sich voller Stolz nicht vor
ihm verbeugte. In Wahrheit dient es ihrer Entwicklung: Sie gibt
auf diese Weise viel Wasser ab und kann mehr Nährstoffe aus
dem Boden aufnehmen und noch schneller wachsen.
Denn in jeder Angst steckt die Gelegenheit zu wachsen, wenn wir uns dazu
entschließen können, mutig zu sein und sie zu überwinden.
Das Holz ist schwer und brennt nur bei hoher Temperatur, es ist
mangels Harz oder Gerbsäure verglichen mit Eichenholz weit
weniger haltbar. Buchen können 250 bis 300 Jahre alt werden,
manche erreichen auch ein Alter von 500 Jahren. Sie können
große Mengen an Früchten, die Bucheckern, erzeugen, wobei es
von Jahr zu Jahr starke Schwankungen gibt. Früher trieb man in
diesen ertragreichen »Mastjahren« die Schweine zum Fressen in
den Wald.
Es heißt: Was der Lavendel für die Seele, ist der Rosmarin für den
Geist. Im alten Griechenland flochten sich Schüler und Studenten
Rosmarinzweige ins Haar, um besser lernen zu können. Studenten
haben vor wenigen Jahren einen Versuch gemacht, der bestätigt,
dass der Rosmarin die Konzentration fördert: Bei einer Prüfung
wurde in einem Raum vorher mit Rosmarin geräuchert, in einem
anderen nicht. Die Ergebnisse der Prüfung sprachen eindeutig für
den Rosmarin!
Die schönste Geschichte des Rosmarins ist für mich die, dass er
gegen Liebeskummer hilft. Das sollte ausprobieren, wen es
erwischt hat! Es gibt doch so wenig Hilfreiches in solch einer
Situation. Er tröstet das erstarrte Herz und bringt es wieder in
Bewegung. Er wird niemanden zurückholen können, aber
zumindest wird es wieder warm ums Herz, man fühlt sich dadurch
vielleicht etwas weniger ungeliebt. Auch in der Zeit der
Wechseljahre soll er Frauen helfen, eine neue Perspektive
aufzubauen und neue Wege zu finden. Als Tee getrunken soll er
für jeden ein Geheimnis bereithalten, der eines lüften will.
»Dost« ist ein altes Wort für Strauß und beschreibt die schöne
Blüte. Wohlgemuth wurde er auch genannt, weil er so fröhlich
macht. In Räucherungen ist er beliebt wegen seiner reinigenden
Kraft.
Der Sonnenhut kam aus Amerika zu uns; für die Indianer spielte
er immer eine große Rolle, vor allem bei der Geburt. Die Frauen
suchten gern Plätze auf, an denen viel Sonnenhut wuchs, um ihr
Kind zur Welt zu bringen. Toten wurde Sonnenhut mit ins Grab
gegeben, um ihnen den Übergang in die Geisterwelt zu
erleichtern.
Das blühende Kraut kann getrocknet und als Tee gegen Fieber und
Schmerzen getrunken werden. Wegen der darin enthaltenen Gerb-
und Schleimstoffe wirkt Mädesüß nicht so aggressiv auf den
Magen wie die Weide oder Aspirin und wird besser vertragen.
Früher trocknete man auch die hohlen Stängel und benutzte sie als
Strohhalme – Kinder mit Mandelentzündung ließ man so eine
Tasse heiße Milch schlürfen.
Männer sollten, wenn sie sich bei den Frauen beliebt machen
wollen, heimlich immer ein Stück Wurzel bei sich tragen, das in
ein violettes Tuch gewickelt sein sollte. Vielleicht hilft das ja
heute auch noch …
• Calendulasalbe:
So viele frische Calendulablüten zerpflücken und in 100 ml Olivenöl oder
100 g anderes Fett – Sheabutter, Schmalz oder Ghee – hineingeben, dass
sie vollständig bedeckt sind. 20 Minuten bei geringer Hitze auf dem Herd
ziehen lassen, gelegentlich umrühren. Nicht kochen! Anschließend
abseihen. Intensiver wird die Salbe, wenn man den Vorgang mit neuen
Blüten wiederholt. In das warme Öl 10 g Bienenwachs einrühren und
schmelzen lassen. Die Salbe in Tiegel füllen. Die Tiegel erst nach dem
Erkalten der Salbe verschließen, sonst bildet sich Kondenswasser und die
Salbe wird ranzig. Im Kühlschrank aufbewahren. So ist die Salbe
mindestens 1 Jahr haltbar.
Es gilt auch als Blitz abwehrende Pflanze, und man band es sich
um den Hals, wenn man von Zahnschmerzen geplagt wurde.
Pflanzen, die Tiernamen tragen, haben meist etwas mit der Kraft
des Tiers zu tun. Der Wolfstrapp wächst im großen »Rudel«, ganz
so, wie der Wolf lebt. Der Wolf galt den Germanen als großer
Lehrer, der ihnen das Leben und die Geheimnisse der Natur
zeigte.
Die Goldrute kam von selbst in meinen Garten, und ich danke ihr
dafür, denn sie gefällt mir mit ihren langen Stängeln und gelben
Blüten. Sie riecht angenehm, ist ein Bienenfutter und schmeckt als
Tee.
BÄUME IM SEPTEMBER
Ahorn kann bis zur Baumgrenze hinauf wachsen, bei uns also bis
auf Höhen von etwa 1600 Meter, und er kann bis zu 500 Jahre alt
werden. Es gibt rund 200 verschiedene Ahornarten, die häufigsten
bei uns sind der bis zu 40 Meter große, imposante Berg- und der
etwas kleinere Feldahorn.
Das bekannteste Erzeugnis des Ahorns ist sein Sirup, der vor
allem in Kanada aus dem dort wachsenden Zuckerahorn gewonnen
wird. Vom Zuckerahorn reichen etwa 40 Liter Baumwasser, das
eingekocht wird, zur Herstellung von 1 Liter Sirup. Auch unser
Bergahorn gibt einiges her, allerdings braucht man etwa 100 Liter
Baumwasser für einen Liter ähnlich süßen Sirup. Der Sirup gilt als
sehr gesund: Es gibt Studien, die besagen, dass ein Antibiotikum
besser wirkt, wenn man zusätzlich Ahornsirup zu sich nimmt.
Die Eibe ist die älteste in Europa heimische Baumart, der Urbaum
Europas. Sie ist immergrün, dicht verzweigt, nicht groß, von
kugeligem, unregelmäßigem Wuchs, sie kommt heute rund um
den Globus auf allen Kontinenten vor. Sie ist vermutlich der
Weltenbaum Yggdrasil, nicht die Esche, wie vielfach zu lesen ist.
Der Weltenbaum wurde als langlebige, »immergrüne Nadelesche«
mit roten Früchten beschrieben; daraus schließt Fred Hageneder in
seinem Buch Der Geist der Bäume, dass es sich um die Eibe
gehandelt haben muss. Zumal es Darstellungen des Weltenbaums
auf Tonscherben gibt, die stark Eibenzweigen ähneln.
Sie wächst sehr langsam, ihr Holz ist hart. Es war lange
wissenschaftlich umstritten, ob es mehrere Arten gibt;
mittlerweile hat man sich darauf geeinigt, dass es tatsächlich nur
eine einzige Art ist. Ebenso hat man sich darauf geeinigt, dass die
Eibe zu den Koniferen gehört, obwohl sie dann eigentlich Zapfen
statt roter Beeren haben müsste. Schließlich änderte man die
Definition für Koniferen.
Eibennadeln sind weich, sie haben keinen Geruch, und alles an der
Eibe ist giftig. Es sind Alkaloide aus der Gruppe der Taxine
enthalten, bis auf den roten Fruchtmantel, der einen giftigen Kern
umschließt. Allerdings müsste man einige dieser Kerne essen, um
zu sterben. Das Giftigste an der Eibe sind die Nadeln; das ist fatal
für Pferde, die sie gern essen. Rehen bekommen sie gut.
Doch wo auch immer sie wächst, hat sie die größte spirituelle
Bedeutung. Irland ist die Eibeninsel, auf der selbst die
christlichen Missionare viele der heiligen Bäume achteten.
Die Eibe führt uns die Einheit von Leben und Tod vor. Sie ist in
gewisser Weise nicht Teil dieser Welt, sondern kann vielmehr für
alles stehen, das unsere Welt umgibt. Für sie ist die Zeit
aufgehoben. Das könnte uns trösten.
Wenn wir uns mit der Eibe auseinandersetzen, müssen wir stark sein, bereit,
uns und alles, an dem wir hängen, hinzugeben, loszulassen, denn wir
begegnen unserem Tod. Und können dafür schon im Leben in die Ewigkeit
blicken.
Die Bauern fürchten die Pflanze: Sie gilt als »Heu- oder
Milchdieb«, und tatsächlich raubt sie den anderen Wiesenpflanzen
die Nährstoffe. Sie ist ein sogenannter Halbschmarotzer, saugt
also die Wurzeln anderer Pflanzen an. So sorgt sie dafür, dass das
Gras nicht hoch wachsen kann und sie selbst genügend Licht
bekommt.
Da ich Probleme mit den Augen habe, liebe ich den Augentrost
sehr. Er enthält Iridoid-Glykoside und Gerbstoffe sowie
Bitterstoffe. Augentrosttee aus dem frischen oder getrockneten
Kraut wirkt bei Augenschwäche, Bindehautentzündung und
Gerstenkorn. Ich nehme ihn gern als Tinktur ein, täglich 3-mal 3
Tropfen, wenn meine Augen angestrengt oder gereizt sind. Der
Augentrostwein soll sogar Fehlsichtigkeit beheben: 1 bis 2 EL
frisches Kraut in ½ l Weißwein 3 bis 4 Wochen ziehen lassen,
dann abfiltern. 1 Likörgläschen davon am Abend entspannt die
Augen und gibt ihnen zurück, was sie am Tag an Kraft verloren
haben. Für eine Spülung gibt man dem Tee ein paar Körnchen
Salz bei, um ihn dem Salzgehalt der Tränen anzugleichen, und
badet darin die Augen. Es gibt in der Apotheke spezielle
Augenbadewannen – eine Wohltat bei Gerstenkorn,
Bindehautentzündung etc. Bei Gerstenkorn tut zudem eine
Auflage mit einem in Augentrosttee getränkten Lappen gut. Die
liebliche kleine Pflanze hat einen fröhlichen Namen: Euphrasia
bedeutet Frohsinn, Wohlbefinden.
Alant (Inula helenium)
Der Alant ist meist nur in Gärten zu finden, wild wächst er selten.
Unübersehbar, mächtig steht die große Pflanze da, bis zu 2,5
Meter groß mit gelben Blüten, die weithin leuchten. Sie erinnern
an Löwenzahnblüten, und die riesigen Blätter sehen sehr schön
aus, wenn man sie trocknet. Alles an ihr strahlt Schönheit und
Stärke aus.
Geerntet wird die Wurzel der Pflanze im Herbst: Sie ist essbar
und enthält den süßen Stoff Inulin, der von Diabetikern gut als
Süßungsmittel vertragen wird. Helenin, Harz, Azulen und die
ätherischen Öle der Wurzel wirken in Hustenteemischungen, sie
lösen die Sekrete. Dafür wird die harte Wurzel ausgegraben,
gewaschen, zerkleinert, getrocknet und mit anderen Kräutern wie
Spitzwegerich, Schlüsselblumenwurzel, Thymian oder Quendel zu
einem Tee gemischt.
Helenium heißt der Alant, weil er der Sage nach den Tränen der
schönen Helena entsprungen sein soll.
Die Nachtkerze kam aus Amerika zu uns, inzwischen ist sie bei
uns heimisch und weitverbreitet. Sie wird auch
Eisenbahnerlaterne genannt, weil sie häufig an Bahndämmen
wächst.
Mein Vater hat sie sehr gemocht, sie war eine der wenigen
Pflanzen, die in unseren Garten Einzug halten durften, ohne dass
sie gepflanzt worden waren. Er war fasziniert von den gelben
Blüten, die sich am Abend öffnen, einen betörenden Duft
verströmen, viele Nachtfalter anlocken und am nächsten Morgen
verwelken.
Oft sehe ich große Bestände der Wilden Karde neben einer
Landstraße oder auf brachliegenden Feldern. Die großen,
zweijährigen Pflanzen mit den borstigen Blütenköpfen und dem
typischen lilafarbenen Blütenring sind unübersehbar.
Die Karde ist das Mittel gegen die Borreliose. Es gibt immer
mehr Fälle von Borreliose, weil es immer mehr Zecken gibt, die
sie übertragen. In unseren Wäldern leben eigentlich viel zu viele
Rehe und Hirsche. Der Wald könnte nur ein Reh oder einen Hirsch
pro Quadratkilometer vertragen, wenn er in der Lage bleiben soll,
sich zu regenerieren. Es gibt aber schätzungsweise die 50-fache
Menge dieser Tiere. Und auf jedem Reh oder Hirsch tummeln sich
im Laufe seines Lebens mehrere Hunderttausend Zecken. Die
Zecken landen vermehrt auf Menschen und sind zunehmend mit
Erregern belastet.
Blot-Monat, Volksfeste
BÄUME IM OKTOBER
Sie wächst gern allein und wird groß mit ihrer schrundigen Rinde
und ihren knorrigen Ästen, die an lange Hexenarme erinnern. Ihre
Wurzeln reichen tief in die Erde, sie steht fest und verbessert den
Boden, indem sie Nährstoffe aus der Tiefe nach oben holt. Ihre
Blätter werden gut mit Stickstoff versorgt, was sich an der
schwarzgrauen Verfärbung im Herbst zeigt. Mit ihrem Laub und
ihrer Krone, die viel Licht durchlässt, lockt sie zahlreiche Kräuter,
Pflanzen und Tiere an, sodass sie von Leben umgeben ist. Wird
sie verletzt und dringt ihr Saft an die Luft, verfärbt er sich rot, was
ihren weiblichen und etwas unheimlichen Charakter noch
unterstreicht.
Wir kennen den »Erlkönig« von Goethe, bei dem vermutlich ein
Übersetzungsfehler vorliegt: Sein Erlkönig beruht auf dem
dänischen Ellerkonge, was auf Deutsch Elfenkönig heißt.
Dennoch: Der sagenhafte und unheimliche Zug der Erlen passt gut
in diese Ballade.
Die Erle ist die blutende Heilerin, die bemüht ist, die Schwere zu nehmen und
Frische und Leichtigkeit ins Leben zu bringen.
Apfel (Malus domestica)
Der Apfelbaum ist ein eher kleiner Baum, der sich an energetisch
positiven Plätzen besonders wohlfühlt und dort reiche Ernte
bringt. Die Blüten sind essbar, den Knospen wird eine alles
versöhnende Kraft zugeschrieben. Hildegard von Bingen empfahl,
die Knospen in Öl einzulegen und sich damit den Kopf zu
massieren, wenn man Kopfschmerzen hat.
Ich komme aus dem Alten Land vor den Toren Hamburgs, einem
riesigen Obstanbaugebiet, und habe mir mein erstes Taschengeld
mit Apfelpflücken verdient. Deshalb fühle ich mich dem Apfel
sehr verbunden.
Der blühende Apfelbaum steht als Symbol für die reine, liebende
Göttin, so anmutig, dass sich Einhörner gern unter ihm
versammelt haben sollen. Die Fee Morgana brachte den
sterbenden König Artus der Sage nach auf die Insel Avalon, die
»Apfelinsel«, wo er wieder gesund wurde und bis heute leben soll.
Bei den Germanen war der Apfel Freya geweiht, der wichtigsten
Göttin.
Dafür steht der Apfel nämlich auch: Nur etwas, das schön im Sinne von
geläutert, glänzend und rein ist, kann in die Ewigkeit und Unsterblichkeit
eingehen.
Die Kerne sollte man nicht wegwerfen, denn sie sind ebenfalls
sehr wertvoll. Entweder kann man sie lutschen, wenn man
Halsweh hat, oder man übergießt 1 TL Kerne mit 1 Tasse
lauwarmem Wasser, lässt sie eine gute Stunde stehen, bis die
Kerne eine schleimige Konsistenz bekommen haben, seiht dann ab
und trinkt das Ganze. Das hilft bei Halsweh, Bronchitis sowie
Magen- und Darmentzündungen. Die gelartige Masse eignet sich
auch wunderbar als Beruhigungs- und Feuchtigkeitsmaske für die
Haut.
Für die Griechen war die Quitte als Liebes- und Lebensfrucht die
Lieblingsspeise der Götter. In unseren Breiten war es Tradition,
dass eine schwangere Frau oft von der Quitte essen sollte, um
sinnreiche und geschickte Kinder zur Welt zu bringen.
Die Quitte betört uns nicht nur mit ihrem Duft und ihrer Schönheit, der
Quittenbaum sei auch schlau, sagte Hildegard von Bingen. Wir können im
Herbst gar nicht genug von ihm bekommen, um uns innerlich und äußerlich zu
pflegen. Schon die alten Götter wussten das zu schätzen.
• Quittensaft:
Den Flaum von den Früchten abwischen, die Früchte waschen, vom
Kerngehäuse befreien und in der Küchenmaschine zerkleinern. Die Kerne
aufbewahren (s. o.)! Die Fruchtstücke in reichlich Wasser kochen; nach 1
Stunde verfärbt sich das Wasser gelb, nach 1 ¼ Stunde orange und später
rötlich. Abseihen und den Saft mit Zucker zu Sirup einkochen oder für
Quittengelee abkühlen lassen. Aus dem Fruchtfleisch mache ich
Quittenbrot, indem ich es mit annähernd der gleichen Menge Zucker mische,
einkoche, auf ein Backblech streiche und über Nacht im Ofen bei etwa 80
°C trocknen lasse.
Die Engelwurz ist eine Lichtpflanze, die uns erleuchten kann, und
eine Wohltat für Menschen, die so leicht frieren wie ich. Im
Herbst zerkleinere ich eine Wurzel, koche sie ab und gebe sie ins
Badewasser. Himmlische Wärme, die lange anhält!
Für mich ist sie auf jeden Fall ein Allheilmittel, sie gehört
definitiv zu »meinen« zwölf Heilkräutern. Die Tinktur nehme ich
immer, wenn ich mich so richtig zerschlagen fühle, wenn mein
Magen schwach ist, mir übel ist oder ich mir den Magen
verdorben habe. Sie richtet mich zuverlässig wieder auf, sie gibt
mir Kraft. Dem großen Heilkundigen Paracelsus war diese
Königin der Bergpflanzen auch sehr wichtig, denn er trug stets ein
Amulett der Meisterwurz bei sich »gegen Schlaganfall und gegen
die Pest«.
Schon wenn ich an ihn denke, sträuben sich bei mir die
Nackenhaare, und ich spüre meinen Magen rebellieren, so groß ist
meine Abneigung gegen ihn! Ich reagiere so stark auf ihn wie
sonst auf keine andere Pflanze, er muss eine große Heilkraft für
mich besitzen.
Jeder kennt seine Wirkung: Er beruhigt, man kann fast gar nicht
zu viel von ihm einnehmen. Bei zu geringer Einnahme, heißt es,
wirke er paradox, d. h. gegensätzlich, dann sind wir eher
aufgekratzt. Zudem wirkt er entkrampfend und fördert die
Gelassenheit, sodass man schneller in den Schlaf gleiten kann.
Müde macht er eigentlich nicht, im Gegenteil, er fördert die
Konzentration. Seine Wirkstoffe sind Valepotriate, Gerbstoffe,
Glykoside, Alkaloide und ätherisches Öl.
Die Hauhechel galt als Symbol für die Hindernisse, die sich
manchmal in den Weg stellen, und sie hilft uns über sie hinweg.
Nun waren alle Kräuter tabu. Draußen tummelten sich die Pucks
und Kobolde zwischen den Pflanzen, die man in Ruhe ließ. Man
glaubte, dass die Kräuter wegen dieser tobenden Wesen krank
machen würden. Nur die Mistel, diese Pflanze zwischen Himmel
und Erde, wurde noch geschnitten. Die Menschen zogen sich in
die Häuser zurück.
Der Bär, der die Kraft der Sonne repräsentierte, ging in die Höhle,
er verschwand wie Morrigane und tauchte erst in drei Monaten um
Mariä Lichtmess wieder auf, wenn die Sonne erneut an Stärke
gewann.
Es war eine gute Zeit zum Orakeln, die weltlichen Gesetze waren
außer Kraft gesetzt. Unter dem Mistelzweig dürfen sich noch
immer Paare küssen, die sonst nicht oder noch nicht
zusammengehören. Die Häuser wurden mit duftenden Kräutern
wie Beifuß, Wacholder und Harzen geräuchert, um sie von Altem
zu reinigen und frische Energie hereinzuholen.
BÄUME IM NOVEMBER
In ihrer Wirkung sind die Schlehen stark: Sie reinigen das Blut,
wirken abführend und klären die Haut. Dafür eignet sich auch ein
Tee aus den im frühen Frühjahr geernteten Blüten, den wir
zusammen mit anderen Kräutern trinken können. Sie können in
jede Hausteemischung gegeben oder einzeln getrunken werden,
sie sind ein mildes Abführmittel für Kinder. Ihre Inhaltsstoffe
sind Vitamin C, Mineralstoffe, Gerbstoffe, Flavonoide, Farbstoffe
und Glykoside.
Der Wacholder wächst auf allen Böden und in allen Formen, mal
als Busch, mal als schlanker Baum. Er wird selten über 10 Meter
hoch und hat tiefe Wurzeln. Er ist mit seiner enormen Lebenskraft
der auf der Nordhalbkugel am weitesten verbreitete Baum und
spielte hier bei allen Naturvölkern eine große Rolle. Seine Nadeln
sind starr und stechend, was die Ernte seiner Früchte erschwert. Er
braucht direktes Licht und steht gern allein. Der Name kommt aus
dem Althochdeutschen und bedeutet »wacher Baum«. Als Kind
habe ich mich oft vor ihm gegruselt, wenn wir in der Heide
spazieren gingen und er im Nebel plötzlich vor uns auftauchte.
Wie ein großer Geist sah er aus.
Nicht nur das Holz hat diese Wärme und Kraft, sie steckt auch in
den Beeren, die eigentlich kleine Zapfen sind. Sie sind zunächst
grün, im zweiten Jahr hellblau und schließlich im dritten Jahr reif
und dunkelblau. Alle drei Entwicklungsstadien der Frucht hängen
nebeneinander.
Am besten ernten kann man die Früchte, indem man den Zweig
beklopft, wodurch dann vor allem die dunkelsten, ältesten Beeren
abfallen; oder man hängt einen Stoffbeutel über den Zweig und
streift die Früchte vorsichtig ab. Jeden Tag eine der reifen,
dunklen Beeren zu essen beugt aufgrund der harntreibenden und
wärmenden Wirkung Erkältungen vor. Man sagt, der Wacholder
stärke das Nierenfeuer, d. h., er wärmt und belebt die Nieren.
Die Beeren können aber noch viel mehr: Sie desinfizieren, regen
den Stoffwechsel an und fördern die Durchblutung. Außerdem
helfen sie bei Sodbrennen und bei entzündlichen
Darmerkrankungen. Harz, ätherisches Öl, Juniperin, Pektin und
Wachs sind einige ihrer wirksamen Inhaltsstoffe.
Der Wacholder hält uns wach, er klärt, er wärmt, er hilft uns und unserer Seele
auf unserem Weg.
In der Natur können wir die Kapuzinerkresse kaum finden, sie ist
eine typische Gartenpflanze, die gern hochrankt. Ursprünglich
wuchs sie in Peru. Ihre gelben und orangefarbenen Blüten sehen
nicht nur wunderschön aus, sie können noch viel mehr.
Sie enthalten Senföle, die sich im Körper durch den Verzehr in die
antibiotisch wirkenden Stoffe verwandeln und durch den Atem
und den Harn ausgeschieden werden.
Sie blüht lange, manchmal bis in den November hinein. Und die
ganze Zeit über sollten wir ihre Blüten und jungen Blätter essen,
beispielsweise als Beigabe in den Salat oder als essbare Garnitur.
Immer in kleinen Mengen, damit stärken wir unsere
Widerstandskraft.
Im November können wir immer noch ihre Samen ernten, die eine
längere Haltbarkeit haben. Wir können sie in Essig einlegen und
essen, dann unterstützen sie den Winter über unsere
Abwehrkräfte. Ich kann nicht an ihr vorbeigehen, ohne ein paar
frische Blüten zu naschen, und genieße ihre aromatische Schärfe
sehr.
Der Meerrettich ist mit dem Radieschen und den Rüben verwandt,
er ist aus Südrussland zu uns gewandert und kommt in freier
Natur selten vor.
BÄUME IM DEZEMBER
Doch die Monokultur ist natürlich alles andere als förderlich für
die Gesundheit des Waldes, die durch eine Vielfalt gegeben wäre.
Alte Bäume können die jungen über die Wurzeln ernähren und
»erziehen«, Krankheiten können sich nicht so leicht ausbreiten.
Fichten vertragen Kälte und Trockenheit gut, nur die Hitze macht
ihnen zu schaffen. Tannen sind weniger robust, sie reagieren sehr
empfindlich auf Luftverschmutzung. Sie gehören zu den vom
Waldsterben am meisten betroffenen Bäumen.
Entwicklungsbiologisch betrachtet, sind Nadelbäume viel älter als
Laubbäume und sie sind perfekt an ein Leben im Gebirge
angepasst. Tanne und Fichte gehören beide in die Berge, die
großen Monokulturen im Flachland bedeuten für sie Stress.
Fichten wachsen bis hinauf zur Baumgrenze.
Der Weihnachtsmann ist der Gott Odin mit seinem langen Bart,
der in der Mitte des Winters zu allen Zeiten in seinem weiten
Mantel durch das Land reiste und die Menschen besuchte, zu
denen er durch die Schornsteine kam.
»Guten Morgen, Frau Fichte, hier bring ich dir die Gichte«, sagte ein
Rheumakranker, wenn er dem Baum seine Schmerzen übertragen wollte. Die
Fichte wirkt, sie ist da für uns im Winter, in der dunklen, vegetationsarmen Zeit.
Die Menschen haben sie alle Zeit zu schätzen gewusst; sie konnten sie gar
nicht nah genug bei sich haben und genossen es, ihre tiefe Stille, ihren Frieden,
ihre Dauerhaftigkeit mit allen Poren einzuatmen.
• Fichtenwipfelsirup:
Dafür brauchen wir viele Fichtenspitzen, die »Wipfel«, etwa die gleiche
Menge Zucker und ein großes Weckglas. Am besten eignen sich die kleinen
Fichtenspitzen, die geerntet werden, wenn sie im Frühjahr gerade das
braune Hütchen verloren haben. Wichtig ist, die geernteten Wipfel sofort zu
verarbeiten. In das Glas zunächst eine 1 bis 1,5 Zentimeter hohe Schicht
Zucker füllen, dann eine ebenso hohe Schicht Wipfel. So oft wiederholen,
bis das Glas fast voll ist. Mit Zucker abschließen, damit die Wipfel ganz
bedeckt sind.
Das Glas an das sonnigste Fenster im Haus stellen. Nach ein paar Wochen
schwimmen dünne Nadeln auf einem dickflüssigen, aromatischen Sirup. Die
Nadeln können leicht entfernt werden, der Sirup wird im Kühlschrank
aufbewahrt. Nun kann der Husten kommen – dann 1 TL Sirup langsam
lutschen. Im Tee oder im Habermus als Honigersatz bringt der Sirup den
Wald in die Küche!
Wir vergessen oft die alten Helfer. Die Mispel ist ein
wunderschöner kleiner Baum, der uns selbst in der kalten
Jahreszeit noch etwas Wunderbares zu geben vermag.
Die Mistel wächst auf Laub- und Nadelbäumen. Sie ist ein
Halbschmarotzer, denn sie lebt von dem Baum, auf dem sie
wächst, ist aber im Gegensatz zu Vollschmarotzern fähig, selbst
Fotosynthese zu betreiben. Sie zeigt Störzonen an und schützt den
Baum eigentlich vor schädlichen Auswirkungen. In Gegenden, in
denen Misteln auffallend häufig vorkommen, ist auch die
Krebsrate besonders hoch.
Die Pflanze gehört zu den ältesten bekannten Heilmitteln. Sie
wurde von den Druiden mit einer goldenen Sichel geschnitten und
in Tüchern aufgefangen, damit sie nicht die Erde berühren und
energetisch verunreinigt werden konnte. Sie galt als ein
Allheilmittel, weil man von ihr annahm, dass sie »weiß, was als
Erstes zu tun ist«. Sie beginnt dort zu helfen, wo es nötig ist,
erweicht Verhärtungen und wirkt ausgleichend. Meist beginnt ihre
Wirkung an der Wirbelsäule, also dort, wo die Nerven
entspringen. Hier setzt sie an, und die Sensiblen unter uns können
vielleicht spüren, wie die Wirbelsäule reagiert: ein aufsteigendes
Kribbeln, das bis zur Schädeldecke reicht. Sie entspannt den
verkrampften Magen und beruhigt das zu schnell schlagende Herz.
Viele wirksame Inhaltsstoffe hat man in der Mistel gefunden,
angeführt wird die Liste von Alkaloiden.
Für den Tee werden nur die getrockneten Blätter verwendet, sie
dürfen nicht gekocht oder überbrüht werden. Am besten setzen Sie
den Tee am Abend kalt an und trinken ihn am nächsten Tag nur
leicht erwärmt, dann lösen sich keine Giftstoffe. Hinsichtlich der
Dosierung sollte jeder ausprobieren, wie stark er es mag und was
angenehm ist. Dünn schmeckt der Tee ganz weich, schmeichelnd,
geradezu lieblich, stärker gebraut kommen dann auch die
Bitterstoffe zum Vorschein. Diese sollen entschlackend wirken,
vor allem seelisch entschlackend, heißt es. Auch saure und später
süße Komponenten sind mit dabei. Die sauren besitzen
zusammenziehende Kräfte, sie helfen, dass die Gefühle nie außer
Kontrolle geraten; die Süße bringt uns auf neue, lebensbejahende
Ideen. So haben wir mit nur einer Pflanze einen Tee, der von
Rückenschmerzen über Krebs und Erkältung bis hin zu
Liebeskummer alles unterstützend behandeln kann.
»Welche Blume kann man das ganze Jahr über finden?«, lautet
eine Rätselfrage. Es ist das Gänseblümchen, das in jeder
Jahreszeit wächst. Selbst im Winter finde ich es an bestimmten
geschützten Stellen.
Die drei ersten, die man im Jahr findet, soll man essen, ohne die
Hände zu Hilfe zu nehmen, dann bleibt man das ganze Jahr über
fieberfrei und von Magenschmerzen verschont.
Die Knospen lege ich in Essig ein und esse sie wie Kapern. Die
frischen Blüten sind eine schöne Dekoration und
Nahrungsergänzung; allzu viele sollte man aber nicht davon essen,
sonst könnten die enthaltenen Saponine zu stark reizen.
Habermus:
Ein wichtiges Rezept, das gut zum Winter passt, weil es so schön
wärmt, ist das Habermus. Ich esse es das ganze Jahr über und
ergänze es mit zur Jahreszeit passenden Kräutern oder
entsprechendem Obst.
• Habermus:
Bei dem wärmenden Frühstück, das Hildegard von Bingen so unerlässlich
fand, handelt es sich um Dinkelschrot, der zusammen mit Bertram, Galgant
und Zimt in Wasser gekocht wird. Geriebener Apfel und Datteln können das
Gericht ergänzen.
Dinkel ist das wichtigste Getreide in der Hildegard-Ernährung, sie spricht
von den »17 Vorteilen des Dinkels«. Er erwärmt, schenkt dem Körper
Energie und ist wasserlöslich. Dadurch transportiert er die nötigen Stoffe in
alle Körperzellen hinein – Fingernägel etwa wachsen viel besser und
verlieren die weißen Stellen – und transportiert Stoffwechselabfallprodukte
ab. Er stärkt die Nerven und macht fröhlich, sagt sie. Deshalb gibt es dazu
auch einen ebenfalls wunderbar bitteren Dinkelkaffee. Ich verwende das
gefriergetrocknete Pulver, den frisch aufzubrühenden vertrage ich nicht so
gut.
Der mit dem Ingwer verwandte Galgant ist recht scharf. Er weitet die kleinen
Gefäße und fördert so die Durchblutung. Bertram, so Hildegard von Bingen,
die Wurzel einer kamillenähnlichen Pflanze aus dem Mittelmeerraum,
»reinigt die Säfte« und sorgt für eine gute Verdauung sowie einen klaren
Verstand. Man bekommt ihn als gemahlenes Pulver in Apotheken oder im
Kräuterhandel. Der Zimt schließlich erwärmt den Körper und stärkt die
Widerstandskräfte.
Pro Portion ca. 2 EL geschroteten Dinkel in 1 Tasse Wasser aufkochen, je
1 Messerspitze Galgant, Bertram und Zimt dazugeben. Nach Belieben 1
geriebenen Apfel und 3 bis 4 klein geschnittene Datteln bzw. Aroniabeeren,
Rosinen oder andere Trockenfrüchte hinzufügen. 10 Minuten bei niedriger
Temperatur ziehen lassen und nach Geschmack süßen.
JANUAR
BÄUME IM JANUAR
Die Hasel ist ein fröhlicher Strauch, der das Licht und die Wärme
liebt. Das Alter eines Haselstrauchs ist schwer zu schätzen: Zwar
sterben die Stämme nach 30 bis 40 Jahren ab, werden aber von
jungen Trieben ersetzt, sodass der Strauch insgesamt immer jung
aussieht, obwohl er schon Hunderte von Jahren alt sein kann.
Auch als Heilpflanze spielte die Hasel eine große Rolle, ihre
Blätter und Rinde besitzen als Tee oder Umschlag eine
zusammenziehende, gefäßverengende, blutstillende und
fiebersenkende Kraft. Die Kätzchen kann man als Tee zu sich
nehmen, wenn man abnehmen will; sie wirken erwärmend, sorgen
für eine größere Fettverbrennung und stabilisieren den Kreislauf.
Die Zweige oder Ruten wurden früher vielfach genutzt: Mit der
»Lebensrute« versetzte man dem Vieh und auch jungen Frauen zur
Wintersonnenwende oder zu Ostern einen kleinen Hieb, damit sie
nach dem Winter aufwachten, gesund blieben und fruchtbar
wurden. Die Hirten schnitzten sich ihren Hirtenstab aus einem
Haselnusszweig, weil in ihm Zauberkräfte wohnten. Bis heute
bestehen Wünschelruten aus einem Haselnusszweig; dieser
Brauch reicht bis zu den Anfängen der Zeit zurück und ist eines
der wenigen Beispiele dafür, dass das alte Wissen bis heute
lebendig ist. Die Thingplätze der Germanen wurden von weißen,
abgezogenen Haselstäben umzäunt – die weißen Fahnen, die man
zum Zeichen der Kapitulation schwingt, haben sich wohl daraus
entwickelt.
Es heißt, dass wir unter einem Haselstrauch Frische und Klarheit gewinnen
und leicht Kontakt zu unserem inneren Kind finden können. Die Hasel wird
immer mit uns lächeln.
Die Kiefer ist ein zäher und anspruchsloser Baum, den die
Extreme reizen; im Gebirge wächst sie in großer Höhe, wo kein
anderer Baum gedeihen kann. Trockene, nährstoffarme Böden
oder Sumpfgebiete, Hitze, nichts scheint ihr etwas anhaben zu
können, solange sie viel Licht bekommt. Deshalb ist sie neben der
Fichte auch der am häufigsten angebaute Baum in Europa. Sie
kann bis zu 300 Jahre alt werden und ist ein Spätentwickler: Erst
nach rund 30 Jahren wird sie geschlechtsreif und trägt Zapfen.
Ihr Holz verwendete man gern. Man tauchte es in Pech oder Harz,
um es anschließend als Kienspan und Kerzenersatz zu nutzen. Die
Sprossen und Nadeln helfen ebenso wie die der meisten anderen
Nadelgehölze bei Husten und Verschleimung und regen die
Durchblutung an.
Aus den Knospen lässt sich ein Tee zubereiten – 2 TL auf 250 ml
Wasser, 10 Minuten ziehen lassen –, die frischen, zarten Triebe
sind essbar.
Der Baum lebt dort, wo kein anderer Baum leben kann, wir
können von ihm Festigkeit, Unerschrockenheit, Mut und Stärke
lernen. Wenn wir in einem Kiefernwald spazieren gehen, atmen
wir seinen Duft ein, in dem Stoffe nachgewiesen wurden, die
gegen den Tbc-Erreger helfen.
So wie die Kiefer aufrecht und stark dasteht, ist sie ein Bild für Vertrauen,
Klärung und Entspannung.
Ein Tee aus dem frischen Kraut reinigt den Körper, löst Schleim
aus der Lunge und hilft beim Abnehmen. Hierfür ruhig etwas
mehr als die übliche Prise nehmen, 1 Handvoll auf 500 ml heißes
Wasser, 5 Minuten ziehen lassen für eine Tagesportion.
Jeder Haushalt sollte eine Hauswurz haben, denn sie wirkt als
Blitzableiter und zieht gute Energie an. Ich habe allerdings
gelernt, dass das nur funktioniert, wenn man sie nicht kauft,
sondern sich schenken lässt – oder noch besser: sie mitgehen lässt.
Der Steinkreis ist einmal umrundet. Er hat sich als ein Kompass
erwiesen, der veranschaulicht, wo im Jahreslauf wir uns gerade
befinden. Er gibt noch viele weitere Hinweise: auf die
Himmelsrichtungen, auf die Planeten, auf bestimmte Abläufe des
Lebens und der Ernte. Zuallererst aber verbindet er uns mit
unserer Erde, aus der wir kommen und zu der wir wieder werden.
Um dann erneut aus ihr hervorzugehen.