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Konstruktionslehre 3

Planetengetriebe - Umlaufgetriebe
AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3
Zahnradgetriebe

Wirkprinzip
 Formschluss (Verzahnung) und kontinuierliches, ruckfreies Abwälzen der Zähne (Wälzgetriebe)
 Eine von der Belastung unabhängige Übersetzung infolge der verzahnten Radkörper

Funktionen
 Ändern von Drehzahlen/Drehmomenten
(Übersetzung)
 Überbrücken unterschiedlicher Achslagen
 Antrieb mit einer anderen Winkellage ermöglichen
 Drehbewegung über eine Zahnstange in eine geradlinige Bewegung wandeln

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Wiederholung (KL 1 bzw. KL 2) Verzahnung

Die Teilung p ist die Bogenlänge von


Zahn zu Zahn am Teilkreis ergibt sich:

 d  z p
Der Modul m ist ein wichtiges
Verzahnungsmaß und nach
DIN 780 definiert:

p d
m 
 z [Quelle: http://w ww.is-mueller.de/images/zahnrad.jpg]

Aus Zähnezahl und Modul kann der Teilkreisdurchmesser berechnet werden:


d  zm
Übersetzung
Herleitung der Übersetzung über die Leistungserhaltung
Ansatz:
𝑃1 = 𝑀1 ⋅ 𝜔1 𝑃2 = 𝑀2 ⋅ 𝜔2
Getriebe
𝑃1 = 𝑃2
Übertragungsfunktion
𝑀1 ⋅ 𝜔1 = 𝑀2 ⋅ 𝜔2
𝜔1 2 ⋅ 𝜋 ⋅ 𝑛1 𝑀2
= = =𝑖 Übersetzung
𝜔2 2 ⋅ 𝜋 ⋅ 𝑛2 𝑀1

Herleitung über Kräftegleichgewicht


F12 d2
Ansatz: d1
𝑑1 𝑑2
𝑀1 = 𝐹21 ⋅ 𝑀2 = 𝐹12 ⋅
2 2 1 2
𝑀1 𝑀2 𝑑1 𝑀2
da 𝐹21 = 𝐹12 gilt = = =𝑖
𝑑1 𝑑2 𝑑2 𝑀1 F21

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Übersicht Zahnradgetriebe

1 Lage der Wellenachsen parallel, schneidend, kreuzend

2 Lage der Verzahnung (zur Wellenachse) Gerad-, Schrägverzahnung, ...

3 Lage der Verzahnung Außen- oder Innenverzahnung

4 An- und Abtriebswellen Standgetriebe,


Standgetriebe, Umlaufgetriebe
Umlaufgetriebe
(Bewegungsmöglichkeiten)
5 Gehäusegestaltung Fuß, Flansch, Drehmomentstütze

• Übersetzung (konstant oder stufenweise verstellbar)


• Zahnflankenform (Evolventen (+) Profilverschiebung, Zykloiden, ...)
• Zahnradwerkstoffe (Stahl, Guss, Kunststoffe)
• Oberflächenbehandlung (geschliffen)
• Verzahnungsqualität (Fertigungsverfahren)
• Schmierung und Kühlung (Öl, Fett, ohne)
Vom Stirnradgetriebe zum Planetengetriebe

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2 stufiges Stirnradgetriebe

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Umwandlung des Großrades in Innenverzahnung

Hohlrad

Sonnenrad

Planetenrad

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Variation der fixierten Elemente – hier Hohlrad gesperrt

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Variation der fixierten Elemente – hier Sonne gesperrt

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Anzahl Planeten variieren

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Steg hinzufügen

Hohlrad – großes Zentralrad

Planetenrad

Sonnenrad
kleines Zentralrad Steg
Planetenträger

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Terminologie
• Sonnenrad (Index 1): Hohlrad – großes Zentralrad
zentrale Drehachse,
Kraftübertragung über
Außenverzahnung zu den Planetenrad
Planetenrädern.

• Planetenrad (Satellit), (Index p):


bewegliche Drehachse, drehbare
Lagerung im beweglichen Steg
Kraftübertragung über
Außenverzahnung zum Sonnerad
Kraftübertragung über Außen/- Sonnenrad
Innenverzahnung zum Hohlrad kleines Zentralrad Steg
• Steg (Planetenträger), (Index s): Planetenträger
Aufnahme und Lagerung der Planetenräder drehbar um Zentralachse
• Hohlrad (Index 2):
Kraftübertragung über Innen-/Außenverzahnung zum Hohlrad drehbar um
Zentralachse
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Stand-, Umlauf-, Überlagerungsgetriebe
• Planetengetriebe als Standgetriebe
- Stegwelle steht still, ns  0
- eine Antriebswelle und eine Abtriebswelle Antrieb
- FHG = 1

Abtrieb

fest

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Stand-, Umlauf-, Überlagerungsgetriebe
• Planetengetriebe als Standgetriebe:
- Stegwelle steht still, ns  0
- eine Antriebswelle und eine Abtriebswelle
- FHG = 1
• Planetengetriebe als Umlaufgetriebe:
- Sonnen- oder Hohlrad 2 steht still,
- eine Antriebswelle und eine Abtriebswelle
- FHG = 1
• Planetengetriebe als Überlagerungsgetriebe:
- alle drei Wellen drehen (Überlagerungsgetriebe),
- Leistungssummierung: 2 Antriebswellen 1 Abtriebswelle
Beispiel: Schiffsantrieb
- Leistungsteilung: 1 Antriebswelle  2 Abtriebswellen
Beispiel: Differentialgetriebe (Ausgleichsgetriebe):
- FHG = 2
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Eigenschaften von Planetengetrieben
Einstufiges Gewicht Volumen Wirkungsgrad Vergleich

Planetengetriebe 100 % 100 % 0,985


Einstufiges 140 % 145 % 0,985
Stirnradgetriebe

Zweistufiges Stirnradgetriebe mit 150 % 140 % 0,98


nebeneinander liegenden Wellen

Zweistufiges Stirnradgetriebe mit 145 % 140 % 0,98


fluchtender An- und Abtriebswelle

Schneckengetriebe 135 % 130 % 0,93/ 0,925 *

Bezogen auf gleiche Werkstoffe und gleiche Beanspruchungen, n = 1.500 min-1


(*=stark abhängig von Wahl der Antriebsseite)

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Vorteile von Planetengetrieben
• große Übersetzungen in einer Stufe (z.B. i = 11 möglich)
• kompakte Bauweise,
da Lastverteilung auf mehrere Planetenräder und
keine Biegebelastung der Zentralwellen durch Zahnkräfte
• koaxiale Anordnung der Antriebs- und Abtriebswelle
• guter Wirkungsgrad,
da kleine Wälzgeschwindigkeiten und somit
geringere Wärmeentwicklungen
• mehrere Übersetzungsmöglichkeiten (Gänge)
mit einem Getriebe
• sehr einfache Schaltmechanismen,
z. B. durch Bandbremsen oder Backenbremsen
• Leistungsteilung und Leistungssummierung zweier Stränge möglich

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Nachteile von Planetengetrieben

• komplizierterer Aufbau, größere Anzahl von Teilen


• höhere Herstellkosten durch Innenverzahnung
• großer Aufwand für zusätzliche Führungsteile und Lagerungen,
Beanspruchungsausgleich notwendig

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Einfaches Planetengetriebe

Hersteller: SPN Schwaben Präzision Fritz Hopf GmbH

Konstruktive Merkmale:
 Wirkungsgrad > 96%
 Kompaktes verdrehsteifes Stahlgehäuse
 Beliebige Einbaulage
 Lebensdauergeschmiert durch synthetisches Getriebefett
 Gesamtübersetzung (einstufig) i= 3 - 10

Quelle: www.spn-hopf.de
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Anwendungsbeispiel

Fünf-Gang-Automatgetriebe
für PKW

Trottner, A.: Konstruktion und Fertigung eines Fünf-Gang-Automatgetriebe-


Funktionsmodells mittels Fused Layer Modeling - KM-B-183
Bachelorarbeit am Fachgebiet KM TU Berlin. 2017

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Konstruktionslehre 3
Planetengetriebe – Übersetzungen von Stand- und Umlaufgetrieben
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Terminologie
• Sonnenrad (Index 1): Hohlrad – großes Zentralrad
zentrale Drehachse,
Kraftübertragung über
Außenverzahnung zu den Planetenrad
Planetenrädern.

• Planetenrad (Satellit), (Index p):


bewegliche Drehachse, drehbare
Lagerung im beweglichen Steg
Kraftübertragung über
Außenverzahnung zum Sonnerad
Kraftübertragung über Außen/- Sonnenrad
Innenverzahnung zum Hohlrad kleines Zentralrad Steg
• Steg (Planetenträger), (Index s): Planetenträger
Aufnahme und Lagerung der Planetenräder drehbar um Zentralachse
• Hohlrad (Index 2):
Kraftübertragung über Innen-/Außenverzahnung zum Hohlrad drehbar um
Zentralachse

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Ermittlung der Standübersetzung

Geschwindigkeit
Geschwindigkeit
des Hohlrades
des Steges = 0

Geschwindigkeit
des Sonnenrades

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Ermittlung der Standübersetzung

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Standübersetzung (einfachste Beispiel für ein Minusgetriebe)

𝑣2
Ansatz

𝑣𝑠 = 0 𝑣1 𝑟2
𝑣1 = 2 ⋅ 𝜋 ⋅ 𝑛1 ⋅ 𝑟1 𝑟𝑠
𝑟1
𝑣2 = 2 ⋅ 𝜋 ⋅ 𝑛2 ⋅ 𝑟2

Es gilt

𝑣1 = 𝑣𝑝 = 𝑣2
𝑛1 𝑟2
= = 𝑖12
𝑛2 𝑟1
Übersetzung des gegeben Beispiels für
ein einfaches Minusgetriebe
𝑛1 𝑛1 𝑛𝑝 𝑧𝑝 𝑧2 𝑧2
𝑖12 = = ⋅ = − ⋅ − = <0
𝑛2 𝑛𝑝 𝑛2 𝑧1 𝑧𝑝 𝑧1

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Umlaufübersetzung (Hohlrad fest)

Ansatz
𝑣2 = 0
𝑣1 = 2 ⋅ 𝜋 ⋅ 𝑛1 ⋅ 𝑟1
𝑣𝑠 = 2 ⋅ 𝜋 ⋅ 𝑛𝑠 ⋅ 𝑟𝑠
Es gilt
𝑣1 −𝑣2
𝑣𝑠 = 2

2 ⋅ 𝑣𝑠 + 𝑣2 = 𝑣1
2 ⋅ 2 ⋅ 𝑛𝑠 ⋅ 𝑟𝑠 = 2 ⋅ 𝑛1 ⋅ 𝑟1
2 ⋅ 𝑟𝑠 𝑛1
= = 𝑖1𝑠
𝑟1 𝑛𝑠

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Kutzbachplan

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Der Kutzbachplan ist eine semigrafische Methode zur Bestimmung der Drehzahlen und
Übersetzungsverhältnisse bei Planetengetrieben.

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Kutzbachplan zur Drehzahlbestimmung am Beispiel Standübersetzung

v2

x
r2

v1

r1

9
Kutzbachplan zur Drehzahlbestimmung am Beispiel Standübersetzung

n2' n1'

v2

x
r2

v1

r1 Behauptung
𝑛2 ′ 𝑛2
=
𝑛1 ′ 𝑛1

10
Kutzbachplan zur Drehzahlbestimmung am Beispiel Standübersetzung

n2' n1'
Strahlensatz

𝑛2 ′ 𝑥 𝑛1 ′ 𝑥
= =
v2 𝑣2 𝑟2 𝑣1 𝑟1

𝑥 𝑥
𝑛2 ′ = ⋅ 𝑣2 𝑛1 ′ = ⋅𝑣
𝑟2 𝑟1 1


Kinematik
x
r2
𝑣2 = 2𝜋𝑟2 ⋅ 𝑛2 𝑣1 = 2𝜋𝑟1 ⋅ 𝑛1
v1
𝑛2 ′ = 2𝜋 ⋅ 𝑥 ⋅ 𝑛2 𝑛1 ′ = 2𝜋 ⋅ 𝑥 ⋅ 𝑛1
r1

 𝑛2 ′ 𝑛2
=
𝑛1 ′ 𝑛1
q. e. d.

11
Dreiwellengetriebe
Hier werden die Drehzahlen m (äußere Drehzahlen)
und die Übersetzungen k (äußere Übersetzungen) 1
genannt:
2 s

Herleitung der Planetenhauptgleichung nach Willis


mit der Swampschen Regel:
Gegeben: m1 ; m2 ; ms Gesucht: Standübersetzung i12

𝑚1 Welle 1 Welle 2 Welle s


𝑘12 =
𝑚2
𝑚1 Schritt 1 m1 m2 ms
𝑘1𝑠 =
𝑚𝑠
Schritt 2 - ms - ms - ms
𝑚2
𝑘2𝑠 =
𝑚𝑠 Summe von m1 – ms m2 - ms 0
1+2
Planetenhauptgleichung nach Willis
𝑚1 − 𝑚𝑠
𝑖12 =
𝑚2 − 𝑚𝑠

Fahrzeuggetriebetechnik | Prof. Dr.-Ing. Meyer | Vorlesung Seite 12


Drehzahlen und Übersetzung
Wenn nun der Steg nicht festgehalten wird, also ns  0, dann überlagert sich der bisherigen Bewegung
des Standgetriebes eines weitere Drehung des Steges mit der Drehzahl ns.

Damit müssen die Drehzahlen der Wellen 1 und 2 um die überlagerte Drehbewegung ns bereinigt
werden, um die Standübersetzung anzugeben:

𝑛1 − 𝑛𝑠
𝑖12 =
𝑛2 − 𝑛𝑠

Grundgleichung für Planetengetriebe

𝑛1 − 𝑛2 𝑖12 − 𝑛𝑠 1 − 𝑖12 = 0

Wird dagegen eine der beiden anderen Wellen 1 oder 2 festgehalten, so ergibt sich die jeweilige
sogenannte Umlaufübersetzung (Übersetzung bei umlaufendem Steg)
𝑛1 𝑛2 1
𝑛2 = 0, 𝑖1𝑠 = = 1 − 𝑖12 𝑛1 = 0, 𝑖2𝑠 = =1−
𝑛𝑠 𝑛𝑠 𝑖12

13
Drehzahlen und Übersetzung

Man kann sich natürlich die fehlende Drehzahl jeweils aus der Grundgleichung ermitteln:

𝑛1 − 𝑛2 ⋅ 𝑖0
𝑛1 − 𝑛2 𝑖12 − 𝑛𝑠 1 − 𝑖12 = 0 𝑛𝑆 =
1 − 𝑖0

𝑛1 = 𝑛2 ⋅ 𝑖0 + 𝑛𝑆 1 − 𝑖0

𝑛1 − 𝑛𝑆 1 − 𝑖0
𝑛2 =
𝑖0

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Stand- und Umlaufübersetzung
Standübersetzung
Bei Festhalten des Steges wird ein Umlaufgetriebe zum Standgetriebe. Dies kann durch
Umwandlung des Steges in ein Gehäuse oder durch äußere Zwangsbedingungen erfolgen.
Das dann definierbare Drehzahlverhältnis der beiden anderen Wellen 1 und 2 wird auch
als Standübersetzung bezeichnet.
Das entspricht der bekannten
Übersetzung eines herkömmlichen
Standgetriebes. n1
i12 = = i0
n2 ns = 0

Umlaufübersetzungen
Wird dagegen eine der beiden anderen Wellen 1 oder 2 festgehalten, so ergibt sich die
jeweilige sogenannte Umlaufübersetzung (Übersetzung bei umlaufendem Steg)
n1 n2 1
n2 = 0, i1s = = 1 − i12 bzw. n1 = 0, i 2 s = = 1−
ns ns i12

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Plus- und Minusgetriebe

Man kann die Umlaufgetriebe in zwei große Gruppen aufteilen:

Getriebebezeichnung Drehrichtung Standübersetzung


Antrieb zu Abtrieb
Minusgetriebe gegensinnig i12 = i0 < 0
Plusgetriebe gleichsinnig i12 = i0 > 0

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Übersetzungen
Getriebe- bzw. Festgel. Antriebswelle Abtriebswelle Übersetzung
Betriebsart Welle

Standgetriebe S 1 2 𝑛1
𝑖12 = = 𝑖0
𝑛2

S 2 1 𝑛2 1
𝑖21 = =
𝑛1 𝑖0

Umlaufgetriebe 1 2 S 𝑛2 𝑖0 − 1
𝑖2𝑆 = =
𝑛𝑆 𝑖0

1 S 2 𝑛𝑆 𝑖0
𝑖𝑆2 = =
𝑛2 𝑖0 − 1

2 1 S 𝑛1
𝑖1𝑆 = = 1 − 𝑖0
𝑛𝑆

2 S 1 𝑛𝑆 1
𝑖𝑆1 = =
𝑛1 1 − 𝑖0

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Mögliche Übersetzungen

Übersicht über alle mögliche Gänge bei einem Planetengetriebe:


Antrieb Hohlrad Sonnenrad Sonnenrad Hohlrad (Zwei Wellen Steg Steg
Abtrieb Sonnenrad Hohlrad Steg Steg gekoppelt, z.B Hohlrad Sonnenrad
Steg/Hohl.)
fest Steg Steg Hohlrad Sonnenrad Sonnenrad Hohlrad
z1 / z2 z2 / z1 1 –( z2 / z1) 1 – (z1 / z2) 1/1=1 1 / (1 –( z1/z2)) 1/(1 –( z2 / z1))
i

Gang R-Gang 2 R-Gang 1 1. Gang 2. Gang 3.Gang Schnellgang Schnellgang


i (z1=36 -0,5 -2 3 1,5 1 0,667 0,334
z2=-72)

Antrieb Abtrieb fest

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Konventionen bei der Berechnung von Planetengetriebe
• Alle parallelen Wellen eines Getriebes, welche im gleichen Drehsinn rotieren, haben Drehzahlen mit gleichem
Vorzeichen
• i > 0 (positiv) bei gleichsinnigen Drehrichtungen
i < 0 (negativ) bei gegensinnigen Drehrichtungen
• Bei einer Antriebswelle sind die Vorzeichen von Drehzahl und Drehmoment gleich, bei einer Abtriebswelle sind sie
ungleich
• Eine Antriebsleistung ist stets positiv, eine Abtriebsleistung stets negativ

• Durchmesser d und Zähnezahlen z werden


für Stirnräder mit positivem Vorzeichen (+)
für Hohlräder mit negativem Vorzeichen (-)
definiert
• Minusgetriebe: Standübersetzung i12 < 0, Drehrichtung gegensinnig
Plusgetriebe: Standübersetzung i12 > 0, Drehrichtung gleichsinnig

Damit gilt für eine allgemeine Übersetzung nj zk r d


i jk = =− =− k =− k
zweier sich im Eingriff befindender Zahnräder: nk zj rj dj

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Konstruktionslehre 3
Planetengetriebe – Gestaltung und konstruktive Ausführungen
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Kräfte und Momente am Standgetriebe
Freischneiden und Kräftegleichgewicht
am Planetenrad ergibt:
𝐹𝑆 = 2 ⋅ 𝐹𝑍
Damit ergibt sich für die Drehmomente
𝑀1 = 𝐹𝑍 ⋅ 𝑟1 ⋅ 𝑎
𝑀2 = 𝐹𝑧 ⋅ 𝑟1 + 2 ⋅ 𝑟𝑝 ⋅ 𝑎
𝑀𝑠 = 𝐹𝑆 ⋅ 𝑟1 + 𝑟𝑝 ⋅ 𝑎

𝐹𝑍 : Zahnkraft
𝐹𝑆 : Stegkraft
𝑀𝑆 : Drehmoment am Steg
𝑀1 : Drehmoment am Sonnenrad
𝑀2 : Drehmoment am Hohlrad
𝑎 ∶ Anzahl der Planeten
𝑟𝑝 : Radius des Planetenrades
𝑟1 : Radius des Sonnenrades
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Drehmomente und Wirkungsgrad
• Standgetriebe-Übersetzung (bei festgehaltenem Steg ns = 0): 𝑛1
𝑖12 = ቤ = 𝑖0
𝑛2 𝑛
𝑠 =0

𝑀ab 𝜔ab 𝑀ab 𝑛ab Vorzeichen:


Wirkungsgrad: 𝜂=− =− Mab ≠ nab
𝑀an 𝜔an 𝑀an 𝑛an Man = nan

• Standwirkungsgrade:
𝑃2
𝜂12 = − Antriebswelle 1, Abtriebswelle 2
𝑃1 𝑛𝑠 =0 Leistungsfluss von Welle 1 nach 2

𝑃1
𝜂21 = − Antriebswelle 2, Abtriebswelle 1
𝑃2 𝑛𝑠 =0 Leistungsfluss von Welle 2 nach 1

• Momentenbilanz bei stationärem Bewegungszustand:

𝑀1 + 𝑀2 + 𝑀𝑠 = 0
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Standgetriebe (bei festgehaltenem Steg ns=0):
𝑀ab 𝜔ab 𝑀 𝑛 Vorzeichen:
𝜂=− = − ab ab
𝑀an 𝜔an 𝑀an 𝑛an Mab ≠ nab
Man = nan

Standgetriebe: Antriebswelle 1, Abtriebswelle 2 (Leistungsfluss Welle 1 nach Welle 2)


𝑃2 𝑀2 𝜔2 𝑀2 2𝜋𝑛2 𝑀2 𝑛2
𝜂12 = − =− =− =−
𝑃1 𝑛𝑠 =0
𝑀1 𝜔1 𝑛𝑠 =0
𝑀1 2𝜋𝑛1 𝑛𝑠 =0
𝑀1 𝑛1 𝑛𝑠 =0
𝑀2 𝑛1
= − ⋅ 𝜂12 = −𝑖12 ⋅ 𝜂12 = −𝑖𝑜 ⋅ 𝜂12
𝑀1 𝑛𝑠 =0
𝑛2

Standgetriebe: Antriebswelle 2, Abtriebswelle 1 (Leistungsfluss Welle 2 nach Welle 1)


 P1  M  Mn  Mit guter Näherung
 21 = −  = − 1 1  = − 1 1  kann angenommen
 P2  n s =0
 M 22  ns =0  M 2 n 2  ns = 0 werden:
𝜂12 ≈ 𝜂21

𝑀2 1 𝑀1 1
= −𝑖12 ⋅ 𝑏𝑧𝑤. =− ⋅𝜂
𝑀1 𝑛𝑠 =0
𝜂21 𝑀2 𝑛𝑠 =0
𝑖12 21

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Drehmomente

Standgetriebewirkungsgrad 𝜂0 𝑤1
mit Drehzahlverhältnisse unabhängig vom Leistungsfluss:

𝑀2
= −𝑖12 ⋅ 𝜂0𝑤1 = −𝑖𝑜 ⋅ 𝜂0𝑤1
𝑀1

Fallunterscheidung:

w1 = 1 Wälzleistung fließt von Welle 1 nach 2 mit 𝜂0 = 𝜂12 : 𝜂0𝑤1 = 𝜂01 = 𝜂12

1
w1 = -1 Wälzleistung fließt von Welle 2 nach 1 mit 𝜂0 ≈ 𝜂21 : 𝜂0𝑤1 = 𝜂0−1 =
𝜂21

5
Drehmomente
Gleichgewicht
𝑀1 + 𝑀2 + 𝑀𝑠 = 0

Drehmomentenverhältnisse für das Umlaufgetriebe

𝑀2
= −𝑖𝑜 ⋅ 𝜂0𝑤1
𝑀1

Drehmomentenverhältnis

𝑀𝑠 𝑀𝑠 1
= 𝑖𝑜 ⋅ 𝜂0𝑤1 − 1 = −1
𝑀1 𝑀2 𝑖𝑜 ⋅ 𝜂0𝑤1

6
Leistungen

Kupplungsleistungen der einzelnen Wellen:


𝑃𝐾1 = 𝑀1 ⋅ 𝜔𝑠
𝑃𝑆 = 𝑀𝑆 ⋅ 𝜔𝑠
𝑃𝐾2 = 𝑀2 ⋅ 𝜔𝑠
a) Ausgangs- b) Kupplungs- c) Wälz-
geschwindigkeiten geschwindigkeit geschwindigkeit
Wälzleistungen der einzelnen Wellen:
𝑣2𝑘 𝑣2𝑤 = −(𝑣1 - 𝑣1𝑘 ) = − 𝑣2𝑘
𝑃𝑤1 = 𝑀1 ⋅ 𝜔1 − 𝜔𝑠 2 = fest 𝑣2 = 0
𝑃𝑤𝑆 = 0
𝑃𝑤2 = 𝑀2 ⋅ 𝜔2 − 𝜔𝑠
𝑣𝑠 𝑣𝑠𝑘 𝑣𝑠𝑤 = 0
P
Die äußeren Leistungen einer Welle: 𝑣1
S 𝑣1𝑘
𝑃1 = 𝑀1 ⋅ 𝜔1 = 𝑃𝐾1 + 𝑃𝑤1
𝑣1𝑤 = 𝑣1 - 𝑣1𝑘
𝑃𝑠 = 𝑀𝑠 ⋅ 𝜔𝑆 = 𝑃𝐾𝑆
1 = +

𝑃2 = 𝑀2 ⋅ 𝜔2 = 𝑃𝐾2 + 𝑃𝑤2

7
Leistungen

Gleichgewicht der Kupplungsleistungen 𝑃𝐾1 + 𝑃𝐾2 + 𝑃𝐾𝑆 = 0

+
Gleichgewicht der Wälzleistungen 𝑃𝑤1 + 𝑃𝑤2 + 𝑃𝑉 = 0

Gleichgewicht der Wellenleistungen 𝑃1 + 𝑃2 + 𝑃𝑠 + 𝑃𝑉 = 0

Mit der Verlustleistung 𝑃𝑉 = −𝑀1 ⋅ 𝜔1 − 𝜔𝑆 ⋅ 1 − 𝜂0𝑤1

8
Geometrie Zähnezahlbedingung
Sonnenrad und Planetenräder bei einfachen Planeten müssen innerhalb des
Hohlrades geometrisch angeordnet werden, ohne Profilverschiebung gilt:

Planetenrad (p)
𝑧2 − 𝑧1
Sonnenrad (1) 𝑧𝑝 =
2
𝑧2 = 𝑧1 + 2 𝑧𝑝
Hohlrad (2)

nach: Volmer, J. (Hg.):Getriebetechnik. Umlaufrädergetriebe, 3. Aufl., Berlin(0st) 1987, S. 49f.

9
Geometrie: Zähnezahlbedingung

Mit Profilverschiebung

Sonnenrad und Planetenräder müssen innerhalb des Hohlrades


geometrisch angeordnet werden. Da in der Realität nur ganzzahlige
Zähnezahlen auftreten können, muss für eine symmetrische Anordnung bei
einfachen Planeten (keine Stufen!) der Planetenräder folgende
Zähnezahlbedingung erfüllt sein:

𝑧2 + 𝑧1
Minusgetriebe: = 𝑔𝑎𝑛𝑧𝑧𝑎ℎ𝑙𝑖𝑔
𝑞

𝑧1 − 𝑧2
Plusgetriebe: = 𝑔𝑎𝑛𝑧𝑧𝑎ℎ𝑙𝑖𝑔
𝑞

z2 = Zähnezahl des Hohlrades


z1 = Zähnezahl des Sonnenrades
q = Anzahl der Planetenräder
10
Geometrie: Zähnezahlbedingung
Beispiel zur symmetrischen Anordnung der Planeten

Zentralritzel = 16 Zähne
Planetenrad = 27 Zähne
Hohlrad = 71 Zähne

16+71
= 29
3

Achtung:
Diese Verzahnung ist nur mit
Profilverschiebung möglich.

11
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Konstruktionslehre 3
Planetengetriebe – Anwendungsbeispiele
AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3
Differentialgetriebe für die Kurvenfahrt bei Fahrzeugen

Krümungsmittelpunkt
𝑣𝑚 𝑣𝑚 𝑣𝑚
+
Δ 𝑣𝑎
𝑣𝑎 𝑣𝑏 Δ 𝑣𝑏

=
𝑣𝑚 𝑣𝑎 𝑣𝑚 𝑣𝑏

4
Differentialgetriebe

Antrieb einer Fahrzeugachse


Antrieb, z. B. durch
A B
die Kardanwelle
Planetenrad

c 3

a b

1 2

Umlaufträger

5
Zusammengesetzte Planetengetriebe

6
Zusammengesetzte Planetengetriebe
Jedes Glied einer Getriebeeinheit lässt sich mit jedem Glied einer
anderen verbinden. Laufgrad (Freiheitsgrad) = Summe der
Laufgrade der einfachen Einheiten minus der Zahl der Bindungen
von Gliedern

2‘ 2 2‘
p p‘ p p‘

2 s
s 1‘
1 s‘ 1

s‘
1‘

7
Kutzbachplan für ein zweistufiges Getriebe

Bestimmung der Übersetzung

Stufe I Stufe II
Stufe I:
- Antrieb über Steg
- Zwischen-Abtrieb über Sonne
- Hohlrad fest

Stufe II:
- Zwischen-Antrieb über Hohlrad
- Abtrieb über Sonne
- Steg fest

8
Kutzbachplan 2 stufiges Getriebe
Stufe I Stufe II

Gesamtübersetzung = 4/ -37 = -0,108


9
Kutzbachplan 3 stufig
Die Seilwinde läuft mit 50 u/min. Welche Drehzahl benötigt der an die
Sonnenwelle angeschlossene Motor? Laufen Motor und Winde gegen-
oder gleichsinnig?

Seilwinde

Motor

10
Hausaufgabe: Kutzbachplan 3 stufig
Die Seilwinde läuft mit 50 u/min. Welche Drehzahl benötigt der Motor.
Laufen Motor und Winde gegen- oder gleichsinnig?

11
nach: Getriebetechnik; Prof. Volmer; 4. Auflage; Abb. 7.5.
Zusammengesetzte Planetengetriebe

12
nach: Getriebetechnik; Prof. Volmer; 4. Auflage; Abb. 2.6.
Zusammengesetzte Planetengetriebe

nach: Getriebetechnik; Prof. Volmer; 4. Auflage; Abb. 7.5.

13
Zusammengesetzte Planetengetriebe

Simpson-Satz

http://www.youtube.com/watch?v=WYcqJ5HdxA4 nach: Vortrag von Dipl.-Ing. Mayer, FG Konstruktion von Maschinensystemen

14
(Simpson-) Planetengetriebe des Taunus P5

http://www.taunus-m.ch/files/tanuomatic-komponenten.pdf 15
(Simpson-) Planetengetriebe des Taunus P5

Getriebeaufbau

• Hydrodynamischer Drehmomentwandler
Er hat dieselbe Funktion wie die Kupplung
in einem Schaltgetriebe und bewirkt im
Wandlungsbereich Drehmomentverstärkungen
• Planetengetriebe
Ermöglicht die automatische Schaltung der
Übersetzungen für die einzelnen Gänge ohne
Kraftflussunterbrechung
• Mechanisch-hydraulische Steuerung
Sie hat die Aufgabe, das selbsttätige Hoch- und
Zurückschalten der einzelnen Gänge im richtigen
Zeitpunkt zu bewirken. Die Betätigung der Bremsbänder und
Lamellenkupplungen wird von Schaltventilen gesteuert, in
die Öl von der Ölpumpe geleitet wird

http://www.taunus-m.ch/files/tanuomatic-komponenten.pdf

16
Ravigneaux-Satz

Quelle: Automatische Fahrzeuggetriebe, H. J. Förster,


Springer 1991

Seite 17
Fahrzeuggetriebetechnik | Prof. Dr.-Ing. Meyer | Vorlesung
Verschiedene Darstellungen

Ravigneaux-Satz

Fahrzeuggetriebetechnik | Prof. Dr.-Ing. Meyer | Vorlesung Seite 18


Aufbau Ravigneaux-Satz im ZF 4 Gang Getriebe

Quelle: Fahrzeuggetriebe, H. Naunheimer; B. Bertsche; G. Lechner, Springer 2007

Seite 19
Fahrzeuggetriebetechnik | Prof. Dr.-Ing. Meyer | Vorlesung
AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 20
Planetengetriebe
Radialer Lastausgleich

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3
Motivation Radialer Lastausgleich

• Grundlegende Annahme in Planetengetrieben


ist eine gleichmäßige Lastverteilung
• Sonnenwelle wird zusätzlich durch Planeten
gelagert

• In der Realität treten Verformungen und


Fertigungstoleranzen auf

→ Ist die Annahme einer gleichmäßgen


Lastaufteilung gerechtfertigt?

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 2
Statische Bestimmtheit in Planetengetrieben

• Statisch bestimmtes System stellt sich bei nur einem Planetenrad ein, sofern alle Zahnräder starr
gelagert sind
• Falls weitere Planetenräder vorhanden sind: statisch überbestimmtes System
• Kraftverteilung auf die einzelnen Planeten hängt nun von Fertigungs- und Montagefehlern und –
toleranzen, sowie der Elastizität der beteiligten Wellen ab
• Gelenkige/ flexible Lagerung der Wellen, ungelagerte Zahnräder
➢ Verzahnung zentriert sich selbst
➢ Keine unbestimmten Zwangskräfte

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 3
AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3
Ungleichmäßige Lastaufteilung

Unverformter Zustand ohne Last


Verformter Zustand unter Last

Quelle: Dissertation Lastverteilung und Anregungsverhalten in Planetengetriebesyste


https://mediatum.ub.tum.de/doc/1277835/1277835.pdf
Auswirkungen statischer Überbestimmtheit in Planetengetrieben

• Die Lagerungen nehmen mehr Kräfte auf, als auf das System wirken
➢ daraus ergibt sich ein statisch überbestimmtes System
➢ Das Kräftegleichgewicht kann sich nicht frei einstellen (da die Kräfte nicht im Gleichgewicht sind)
➢ Es entstehen Kräfte im System, deren Angriffspunkt und Verteilung unbekannt ist
➢ Nicht bestimmbarer Einfluss auf Bauteile des Getriebes, der zum Versagen führen kann
➢ Ungleichmäßige Kraftverteilung führt zu erheblicher Minderung der möglichen Leistungsübertragung

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 5
AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3
Ungleichmäßige Lastaufteilung

Quelle: Dissertation Lastverteilung und Anregungsverhalten in


Planetengetriebesystemen https://mediatum.ub.tum.de/doc/1277835/1277835.pdf
AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3
Auswirkungen elastischer Elemente

Quelle: Dissertation Lastverteilung und Anregungsverhalten in


Planetengetriebesystemen https://mediatum.ub.tum.de/doc/1277835/1277835.pdf
Radialer Belastungsausgleich - Beispiele

Ungelagertes Sonnenrad/ Hohlrad


• Konstruktiv einfache Lösung
• Sonnenwelle bleibt ungelagert,
• dadurch ergibt sich ein radiales Spiel
• Statisches Gleichgewicht über die Planetenräder
auch auf die Hohlräder übertragen
• Gleiches Prinzip „umgekehrt“ mit ungelagertem
Hohlrad anwendbar

Looman, Johannes: Zahnradgetriebe,


Springer Heidelberg, 3. Auflage 1996
• Auch eine Kombination dieser beiden
Möglichkeiten ist denkbar
➢ Vor allem sinnvoll bei hohen radialen Kräften und
wechselnder Flankenbeanspruchung
Ungelagertes Sonnenrad Ungelagertes Hohlrad

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 8
Radialer Belastungsausgleich - Beispiele

Looman, Johannes: Zahnradgetriebe,


Springer Heidelberg, 3. Auflage 1996
▪ Umsetzung des elastisch gelagerten Hohlrads
• Gleichmäßige Anordnung von Hülsenfederpaketen
▪ auf dem Umfang des Gehäuses
➢ Reaktionsmoment des Hohlrads
elastisch im Gehäuse abgestützt
• Zusätzliche Dämpfung durch Hülsenfedern

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 9
Radialer Belastungsausgleich - Beispiele

Nachgiebig gelagerte Planetenräder


• Gummibuchsen: Nur sinnvoll, wenn großer
Temperatureinfluss und Alterung ausgeschlossen
werden können
• Elastischer Bolzen
• Planet ist auf Metallhülse gleitgelagert
• Hülse ist durch einen Bolzen mit dem Steg verbunden
• Durch Biegung des Bolzens und der Hülse entsteht eine
der Belastung entgegen gesetzte Biegelinie
➢ Ermöglicht ein radiales Nachgeben des Planeten

Looman, Johannes: Zahnradgetriebe,


Springer Heidelberg, 3. Auflage 1996

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 10
Radialer Belastungsausgleich - Beispiele

▪ Radialbeweglicher Planetenträger

Looman, Johannes: Zahnradgetriebe,


Springer Heidelberg, 3. Auflage 1996
• Ungelagerter Planetenträger, der sich an
Sonnen- und Hohlrad ausrichtet
• Kronenzahnkupplung ermöglicht
Nachgiebigkeit an Außen- und
innenverzahnung (Planeten und Hohlrad)

1. Antriebswelle 6. + 7. Doppelgelenkige ballige


2. Sonnenrad Kronenzahnkupplung
3. Planetenräder 8. Abtriebswelle
4. Hohlrad
5. Planetenträger

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 11
Radialer Belastungsausgleich - Beispiele

▪Möglichkeiten des Belastungsausgleichs ohne weitere konstruktive Maßnahmen


• Enge Einhaltung und Überwachung von Fertigungs- und Montagetoleranzen um eine gleichmäßige
Verteilung der eingeleiteten Kraft sicherzustellen
• Radialen Ausgleich durch eine genügend elastische Anordnung der Getriebekomponenten
➢ Elastische Hohlwellen
➢ Gelenkige Aufhängung in Kupplungen

➢ Hinweis: werden externe radiale Kräfte (z.B. Riemenscheiben) auf die Wellen aufgeprägt sind
diese sinnvoll abzustützen da sonst der Zahnkontakt zusätzlich belastet wird

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 12
AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 13
Konstruktionshinweis
Vorgehen zur Entwicklung einer konstruktiven Grobgestaltung

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3
Konventionelle Konstruktionsmethodik

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 2


Kochrezept

▪ Aufgabenstellung verstehen und in Teilsysteme untergliedern


▪ Notwendige Überschlagsrechnungen der Teilsysteme durchführen (z.B. MWD, WNV…)
▪ Grobe Skizze des Systems erstellen
▪ Skizze detaillieren (Dichtungen, Verbindungselemente, etc.)
▪ Konstruktion im CAD

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 3


Beispiel: Einstufiges Stirnradgetriebe

▪ Aufgabe:
Erstellen Sie ein Einstufiges Stirnradgetriebe, welches in einem Gussgehäuse verbaut wird. Die
Gehäuseteilung ist dabei frei zu wählen, jedoch soll auf Zugänglichkeit, Montierbarkeit und Fertigbarkeit
geachtet werden. Das Getriebe wird über eine Klauenkupplung mit einem Elektromotor, welcher eine
Antriebsleistung von 1750 𝑊 hat, verbunden. Bei der angegebenen Leistung hat der Motor eine
Antriebsdrehzahl von 1000 1/𝑚𝑖𝑛.
Die Übersetzung der Stirnradstufe ist auf 0,5 mit einer Toleranz von ±5% festgelegt. Für diese Getriebestufe
gilt ein Wirkungsgrad von 80 %. Die geradverzahnten Zahnräder haben ein Modul von 3 𝑚𝑚, eine
Antriebszähnezahl von 37 Zähne und eine effektive Zahneingriffsbreite von 25 𝑚𝑚. Die An- und
Abtriebswelle ist nach dem gleichen Prinzip (Fest-Los) gelagert.
Die Wellen sind aus dem gleichen Werkstoff gefertigt. Dieser hat ein 𝜏𝑧𝑢𝑙 von 20 𝑁/𝑚𝑚2 . Bei der Welle-
Nabe-Verbindung hat die Nabe jeweils ein 𝑝𝑧𝑢𝑙 von 90 𝑁/𝑚𝑚2 .

4
Beispiel: Einstufiges Stirnradgetriebe

▪ Teilsysteme:
▪ Antriebswelle (Fest-Los-Lagerung)
▪ Abtriebswelle (Fest-Los-Lagerung)
▪ Übersetzung: 𝑖 = 0,5 ± 5%, Wirkungsgrad: 𝜂 = 0,8
▪ Eingriffsbreite: 𝑏 = 25 mm
▪ Antriebsdrehzahl: 𝑛𝑎𝑛 = 1000 1/𝑚𝑖𝑛, Antriebsleistung: 𝑃𝑎𝑛 = 1750 𝑊
▪ Geradverzahnte Zahnräder mit 𝑚 = 3 𝑚𝑚, 𝑧1 = 37
▪ Werkstoffkennwert: 𝜏𝑧𝑢𝑙 = 20 𝑁/𝑚𝑚2 , 𝑝𝑧𝑢𝑙 = 90 𝑁/𝑚𝑚2
▪ Gussgehäuse mit bel. Teilung

5
Beispiel: Einstufiges Stirnradgetriebe

▪ Notwendige Berechnungen:
▪ Zahnradgeometrien berechnen (Antrieb):
▪ 𝑑1 = 111 mm 𝑑𝑎1 = 107 mm 𝑑𝑓1 = 103,8 mm

▪ Zahnradgeometrien berechnen (Abtrieb):


▪ 𝑧2 = 18,5 → 𝑧2𝑛𝑒𝑢 = 19 → 𝑖𝑛𝑒𝑢 = 0,514
▪ 𝑑2 = 57 mm 𝑑𝑎2 = 63 mm 𝑑𝑓1 = 49,8 mm

▪ Überprüfung ob die neue Übersetzung in der Toleranz liegt:


▪ 𝑖𝑢𝑛𝑡𝑒𝑛 = 0,5 + 5% → 𝑖𝑢𝑛𝑡𝑒𝑛 = 0,525
▪ 𝑖𝑜𝑏𝑒𝑛 = 0,5 − 5% → 𝑖𝑜𝑏𝑒𝑛 = 0,475
➢ Neue Übersetzung liegt in der Toleranz

▪ Mindestwellendurchmesser für An- und Abtriebswelle mit neuer Übersetzung:


▪ 𝑑𝑎𝑛 = 16,205 𝑚𝑚 → 18 𝑚𝑚 𝑑𝑎𝑏 = 15,178 𝑚𝑚 → 16 𝑚𝑚

Pahl, Beitz

6
Beispiel: Einstufiges Stirnradgetriebe

▪ Prinzipskizze erstellen:

7
Wellengestaltung ➔ siehe KL1 !
1. Absatz: Normwellenende mit Passfeder

2. Absatz: Wellenbund mit Radialwellendichtring

3. Absatz: Sicherungselement und Lager 1

4. Absatz: Sicherungselement und Nabe mit Passfeder

5. Absatz: Wellenbund als beidseitiges Sicherungselement für Lager und Nabe

6. Absatz: Lager2 und Sicherungselement


Beispiel: Einstufiges Stirnradgetriebe

▪ Grobe Skizze erstellen (Welle, Lagerposition, Dichtungen):


▪ Hier bereits Lager, Welle-Nabe-Verbindungen und Dichtungen vorsehen
a: eindeutig: Fest- und Loslageranordnung

Pahl, Beitz

9
Beispiel: Einstufiges Stirnradgetriebe

▪ Grobe Skizze erstellen (Welle, Lagerposition, Dichtungen):


▪ Hier bereits Lager, Welle-Nabe-Verbindungen und Dichtungen vorsehen

Pahl, Beitz

10
Beispiel: Einstufiges Stirnradgetriebe

▪ Grobe Skizze erstellen (Welle, Lagerposition, Dichtungen):


▪ Hier bereits Lager, Welle-Nabe-Verbindungen und Dichtungen vorsehen

Pahl, Beitz

11
Beispiel: Einstufiges Stirnradgetriebe

▪ Zusätzliche Rechnungen:
▪ Welle-Nabe-Verbindung (Antrieb: PF - Form A):
▪ 𝑑1 = 18 mm, ℎ = 6 mm, 𝑏 = 6 mm, 𝑙𝑔𝑒𝑠1 = 16 mm

▪ Welle-Nabe-Verbindung (Zahnrad 1: PF - Form A):


▪ 𝑑2 = 25 mm, ℎ = 7 mm, 𝑏 = 8 mm, 𝑙𝑔𝑒𝑠2 = 18 mm

▪ Welle-Nabe-Verbindung (Zahnrad 2: PF - Form A):


▪ 𝑑3 = 35 mm, ℎ = 8 mm, 𝑏 = 10 mm, 𝑙𝑔𝑒𝑠3 = 22 mm

▪ Welle-Nabe-Verbindung (Abtrieb: PF - Form A):


▪ 𝑑4 = 16 mm, ℎ = 5 mm, 𝑏 = 5 mm, 𝑙𝑔𝑒𝑠4 = 16 mm

▪ Hier (falls notwendig) Lagerlebensdauer nachrechnen und Lager entsprechend anpassen

12
Beispiel: Einstufiges Stirnradgetriebe

▪ Skizze detaillieren (Abmaße WNV, Lager):

Pahl, Beitz

13
Beispiel: Einstufiges Stirnradgetriebe

▪ Skizze detaillieren
(Abmaße WNV, Lager):

c: elastisch verspannte Lager

Pahl, Beitz

14
Beispiel: Einstufiges Stirnradgetriebe

▪ Gehäuse ergänzen

Pahl, Beitz

15
Beispiel: Einstufiges Stirnradgetriebe

▪ Gehäuse ergänzen:

Pahl, Beitz

16
Beispiel: Einstufiges Stirnradgetriebe

▪ Abschluss:
▪ Konstruktionsskizze im CAD auskonstruieren mit allen Details (Freistiche, Pack- und Anschlussmaße,
Passungen, etc. nicht vergessen)
▪ Nachweisrechnungen durchführen (Zahnfußtragfähigkeit, Schraubenberechnung, Dauerfestigkeit, etc.)
▪ Zeichnungsableitung und Zeichnung nachbearbeiten (Ausbrüche, Gewindedarstellung, etc.)

Pahl, Beitz

17
Konstruktionsmethodik mit KissSoft und KissSys

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 18


Kochrezept in KissSys

Grobauslegung der
Zahnräder Konstruktion der
Wellen in KissSoft

Festigkeitsnachweis,
Erstellen der Grobauslegung der Lager, WNV
Kinematik Wellen
Erstellen der Kinematik

▪ Zufügen der Wellenelemente wie Wellen, Lager,


Couplings etc.
▪ Umbenennen der Elemente
▪ Einfügen von Zahnradverknüpfungen, Leistungsquellen
▪ Zufügen der Verknüpfungen und Berechnungen
▪ Einmal auf
▪ „Aktualisieren“
▪ „Wellen aktualisieren“
▪ „Kinematik“ berechnen klicken
Grobauslegung der Zahnräder

Wahl einer Kombination mit kleinem Ritzel und Modul nach


Vorzugsreihe 1 sowie ausreichender Sicherheiten
Feinauslegung der Zahnräder

Breiten iterativ angepasst da


Flankensicherheit nicht erreicht wurde
Grobauslegung der Wellen
Konstruktion der Wellen Antriebswelle

• DIN 743 auf Knopfdruck


• inklusive Freistichen, Rechtecknuten etc. an definierten
Querschnitten;
• Nachweis der WNV

Überdimensionierung aufgrund
Vorauslegung; Vσ
→Iterative Schleife
Konstruktion der Wellen Abtriebswelle

Leichte Überdimensionierung aufgrund


Vorauslegung; Vσ
→Iterative Schleife
Zwischenfazit nach 1,5h Arbeit

▪ Kinematik erstellt
▪ Zahnradgeometrien ausgelegt
▪ Wellen vorkonstruiert und nach DIN 743 ausgelegt
▪ WNV und Lager nachgewiesen

Export der Geometrien nach CAD;


Einbau der axialen Sicherungen;
Gehäusekonstruktion;
Überprüfen „ob alles passt“ → iterative
Schleifen
AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 27
Methodisches Konstruieren
ausgewählte einfache Werkzeuge für den methodisch gesteuerten Konstruktionsprozess
T1
AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3
Produkt-Lebens-Zyklus und Produkt-Entstehungs-Prozess
(PEP)

2
Produktlebenszyklus

Produkt

3
Produktentwicklung nach VDI 2221
Aufgabe

Auftrag
Klären und präzisieren
der Aufgabenstellung
Anforderungs-

Produktplanung

Iteratives Vor- und Rückspringen zu einem oder mehreren Arbeitsschritten


liste

Ermitteln von Funktionen


und deren Strukturen
Funktions-

Konstruktion strukturen

Erfüllen und Anpassen der Anforderungen


Suchen nach
Lösungsprinzipien und
deren Strukturen

In Anlehnung an Pahl Beitz Konstruktionslehre


Prinzipielle

Arbeitsvorbereitung Gliedern in realisierbare


Lösungen

Module
Modulare

Fertigung/ Montage Gestalten der


Strukturen

maßgebenden Module
Vorentwürfe
Qualitätskontrolle Gestalten des gesamten
Produkts
Gesamt-
entwurf
Nutzung Ausarbeiten der
Ausführungs- und
Nutzungsangaben
Produktdoku-
mentation

Entsorgung Weitere
Realisierung

4
Einführung

5
Konstruieren…

▪ ist eine kreative, schöpferische Tätigkeit


▪ ist stark iterativ
▪ beinhaltet Problemstellungen mit offenem Lösungsraum
▪ erzeugt oft nicht eindeutig richtige oder eindeutig falsche Lösungen
▪ erfordert Kenntnisse vieler verschiedener Disziplinen
▪ erfordert eine ganzheitliche Sichtweise
▪ ist die Grundlage jedes technischen Produkts

6
Grundelemente des methodischen Vorgehens

▪ Systematisch…
▪ Ziele definieren
▪ Randbedingungen ermitteln und transparent machen
▪ Lösungsraum entwickeln
(breite Lösungssuche, Vermeidung von Denkfehlern)
▪ Varianten suchen
▪ Varianten beurteilen
▪ Entscheidungen fällen

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 7


Zielkonflikte beim Konstruieren
Qualität Haltbarkeit
Haltbarkeit
Markt
sicherstellen sicherstellen
Produktideen

Funktion
Funktion Produktion
Produktion
erfüllen Aufgabenpräzisierung vereinfachen

Sicherheit
Sicherheit Montage
Montage
Konzept erleichtern

In Anlehnung an Pahl Beitz Konstruktionslehre


gewährleisten

Kosten
Kosten Recycling
minimieren Entwurf anstreben

Ergonomie Instandhaltung
Instandhaltung
Ausarbeitung
beachten unterstützen

Transport Fertigung Gebrauch


ermöglichen Gebrauch verbessern
Recycling

8
Methodisches Konstruieren
ausgewählte einfache Werkzeuge für den methodisch gesteuerten Konstruktionsprozess
T2
AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3
Aufgabe

Klären und präzisieren


der Aufgabenstellung 1 Anforderungs-

Iteratives Vor- und Rückspringen zu einem oder mehreren Arbeitsschritten


liste

Ermitteln von Funktionen


und deren Strukturen
2 Funktions-
strukturen

Erfüllen und Anpassen der Anforderungen


Suchen nach
Lösungsprinzipien und
deren Strukturen 3 Prinzipielle
Lösungen

Gliedern in realisierbare
Module
4 Modulare
Strukturen

Methodisches Vorgehen Gestalten der


maßgebenden Module
Vorentwürfe

Beispiel in vier Schritten Gestalten des gesamten


Produkts
Gesamt-
entwurf
Ausarbeiten der
Ausführungs- und
Nutzungsangaben
Produktdoku-
mentation

Weitere
Realisierung

10
Aufgabenstellung

Elektro-Stadtfahrzeug (BCV)
Aufgabe ist die Konstruktion eines Steer-by-Wire-Lenksystems für ein ultraleichtes

Quelle: Masterarbeit Robbin Roddewig:


Methodische Entwicklung eines Steer-by-Wire-
Lenksystems für ein ultraleichtes Elektro-
Stadtfahrzeug
Aufgabenstellung

▪ Aufgabe ist die Konstruktion eines Steer-by-


Wire-Lenksystems für ein ultraleichtes
Elektro-Stadtfahrzeug (BCV)
▪ Elektrische Übertragung der Lenksignale an
die Lenkstange
▪ Verstellbarkeit der Steuerung in horizontaler
(X) und vertikaler Richtung (Z) sowie quer zur
Fahrtrichtung (Y)

Methodische Entwicklung eines Steer-by-Wire-


Lenksystems für ein ultraleichtes Elektro-
Quelle: Masterarbeit Robbin Roddewig:

Stadtfahrzeug
Berlin City Vehicle

▪ vollständig elektrifiziertes, kompaktes und ultra-leichtes Stadtfahrzeug


▪ Zu transportierende Personen: variabel 1 – 2 (mit Regen- und Windschutz)
▪ Maximale Geschwindigkeit: 55 km/h (ähnlich Pkw im Stadtverkehr)
▪ Plattformkonzept: Gitterrahmen plus Komponenten
▪ Reichweite: 2 Std. (im innerstädtischen Berufsverkehr)
▪ Antrieb: Drive-by-wire
▪ Lenkung: Steer-by-wire

13 von 35
Aufgabe

Klären und präzisieren


der Aufgabenstellung
Anforderungs-

Iteratives Vor- und Rückspringen zu einem oder mehreren Arbeitsschritten


liste

Ermitteln von Funktionen


und deren Strukturen
Funktions-
strukturen

Erfüllen und Anpassen der Anforderungen


Suchen nach
Lösungsprinzipien und
deren Strukturen

In Anlehnung an Pahl Beitz Konstruktionslehre


Prinzipielle
Lösungen

Gliedern in realisierbare
Module
Modulare
Strukturen

Schritt 1 Gestalten der


maßgebenden Module
Vorentwürfe

Anforderungsliste Gestalten des gesamten


Produkts
Gesamt-
entwurf
Ausarbeiten der
Ausführungs- und
Nutzungsangaben
Produktdoku-
mentation

Weitere
Realisierung

14
Komplexität der Anforderungen

Funktion
erfüllen

15
Komplexität der Anforderungen
Qualität mech.
sicherstellen Haltbarkeit
sicherstellen

Funktion Produktion
erfüllen vereinfachen

Sicherheit Montage
gewährleisten erleichtern

Kosten Recycling
minimieren anstreben

Instand-
Ergonomie
haltung
beachten
unterstützen

Transport Gebrauch
ermöglichen verbessern

16
Anforderungen an Anforderungen
Jede Anforderung sollte ...
▪... für sich alleine stehen (Abhängigkeiten vermeiden?
▪... geeignet sein für die Bewertung und Auswahl von Lösungen
Quantitäts- und Qualitätsaspekte festlegen, eindeutig formulieren
▪... so lösungsneutral wie möglich sein
Einschränkungen hinterfragen  “Warum”?
▪... priorisiert sein
Forderung oder priorisierter Wunsch (hoch, mittel oder geringer Bedeutung)
▪... mit Quelle und Begründung abgelegt sein
Transparenz für Nachvollziehbar- und Änderbarkeit
▪...eine Datumsangabe enthalten
Anforderungen werden sich ändern, die Anforderungsliste sollte up-to-date gehalten werden
 Versionsmanagement erforderlich

17
Anforderungsliste Beispiel-Schema
2.Ausgabe 27. 4. 1988
SIEMENS Anforderungsliste
Meßgerätewerk für Leiterplatten-Positioniereinrichtung Blatt 1 Seite 1

F
Änder. Anforderungen Verantw.
W
1. Geometrie: Maße des Prüflings
Leiterplatte: Gruppe
F Länge = 80 – 650 mm Langer
F Breite = 50 – 570 mm
W Höhe = 0,1 – 10 mm
Hauptsächlich verlangte Höhe:
F Haupthöhe = 1,6 – 2 mm
W Tunnelhöhe zwischen Grundrasterplatten ≤ 120 mm
F „Spannbereich“ ≤ 2 mm (3seitig am Plattenrand)
2. Kinematik:
Genaueste Positionierung des Prüflings
27. 4. 88 F
Positionierte Prüflinge müssen in Prüfrichtung (Plattennormale) mind.
27. 4. 88 F
2 mm verschiebbar sein
Quelle: Pahl/Beitz

18
Anforderungsliste BCV Steer by Wire Lenksystem
Änderung F/W Anforderungen
Energie
F Es stehen maximal 28V und 200A zur Verfügung
Signal
F Das Daumengas ist an der rechten Seite des Lenkers zu befestigen
F Die Bremspumpen müssen auf die jeweilige Seite des Lenkers montiert werden
W Der Fahrer soll ein Feedback der Lenkkräfte an der Spurstange bekommen
F Der Lenkradwinkel ist zur Positionierung der Spurstange zu erfassen
Ergonomie

W Übersichtliche und intuitive Bedienung


F Der Lenker muss mind 44mm in X und Z Richtung verstellbar sein (Bedienung durchP5 Frau sowie einen P95 Mann)
F Verwendung runder Ecken und Kanten zur Verletzungsprophylaxe
F ausreichende Beinfreiheit für P95 Mann

Methodische Entwicklung eines Steer-by-Wire-


Kräfte

Lenksystems für ein ultraleichtes Elektro-


F Das maximale Drehmoment an der Lenkeinheit beträgt 10 Nm; entspricht einer Handkraft von 200N

Quelle: Masterarbeit Robbin Roddewig:


F Die Abstützkraft des Fahrer beträgt +- 2500 N (100kg P95)
Fertigung
W Fertigung in der Werkstatt des FG
W geringen Komplexität der Teile
W Bevorzugung von Kaufteilen
Montage
W einfache Montage

Stadtfahrzeug
W zerstörungsfreie Demontage (Prototyp)
Kinematik
F maximaler Lenkradwinkel von +- 90° (anderfalls muss der Fahrer umgreifen- Bremshebel)
F maximale Lenkradgeschwindigkeit von 500°/s
Gesetzliche Anforderungen
Quelle: Pahl/Beitz
keine da ein Prototyp ohne Ziel der Straßenzulassung entwickelt wird
Anforderungen der Projektleitung für die Betätigungseinheit
F Verschiebbarkeit des Lenkers um 300mm aus der Fahrzeugmittelachse 19
Aufgabe

Klären und präzisieren


der Aufgabenstellung
Anforderungs-

Iteratives Vor- und Rückspringen zu einem oder mehreren Arbeitsschritten


liste

Ermitteln von Funktionen


und deren Strukturen
Funktions-
strukturen

Erfüllen und Anpassen der Anforderungen


Suchen nach
Lösungsprinzipien und
deren Strukturen

In Anlehnung an Pahl Beitz Konstruktionslehre


Prinzipielle
Lösungen

Gliedern in realisierbare
Module

Schritt 2: Modulare
Strukturen

Funktionsstrukturen Gestalten der


maßgebenden Module
Vorentwürfe

Gestalten des gesamten


Produkts
Gesamt-
entwurf
Ausarbeiten der
Ausführungs- und
Nutzungsangaben
Produktdoku-
mentation

Weitere
Realisierung

20
Methode der Faktorisierung

Gesamtproblem

Teilproblem

Nach Pahl, Beitz, Konstruktionslehre, 5. Auflage, 2003


Einzelprobleme

Einzellösungen ➔ Einzelfunktion

Teillösungen ➔ Teilfunktion

Gesamtlösung ➔ Gesamtfunktion

21
Methode der Faktorisierung

▪ Auflösung eines Gesamtproblems in Teilprobleme


▪ für die Einzellösungen gesucht werden und
▪ die in ihrer Gesamtheit geeignet sind, eine Gesamtlösung darzustellen
Gesamtproblem Diese Methode fördert:

Nach Pahl, Beitz, Konstruktionslehre, 5. Auflage, 2003


Teilproblem • Erkennung von Teilproblemen
• Ganzheitliches Denken
• Den Zwang zur
Einzelprobleme
Systematisierung
Einzellösungen • Erarbeitung alternativer
Lösungen
Teillösungen
• Übernahme bekannter und
bewährter Teillösungen,
Gesamtlösung wo sinnvoll
• Einführung rationeller
organisatorischer Arbeitsteilung
22
Funktionsstruktur // Beispiel

BCV
Steer-by-Wire-Lenksystem

Sicherheitstechnische Features wie Lenkradrückstellung wurden vernachlässigt


Quelle: Pahl/Beitz

23
Funktionsstruktur

Funktion \ Lösung
Lenkung betätigen

Verstellung in Y-Richtung
und Kräfte abstützen

Verstellung in X-Richtung

Verstellung in Z-Richtung
24
Aufgabe

Klären und präzisieren


der Aufgabenstellung
Anforderungs-

Iteratives Vor- und Rückspringen zu einem oder mehreren Arbeitsschritten


liste

Ermitteln von Funktionen


und deren Strukturen
Funktions-
strukturen

Erfüllen und Anpassen der Anforderungen


Suchen nach
Lösungsprinzipien und
deren Strukturen

In Anlehnung an Pahl Beitz Konstruktionslehre


Prinzipielle
Lösungen

Gliedern in realisierbare
Module

Schritt 3: Modulare
Strukturen

Prinzipielle Lösungen Gestalten der


maßgebenden Module
Vorentwürfe

Gestalten des gesamten


Produkts
Gesamt-
entwurf
Ausarbeiten der
Ausführungs- und
Nutzungsangaben
Produktdoku-
mentation

Weitere
Realisierung

25
Methoden der Lösungsfindung

▪ Konventionelle Methoden  Recherche und Analyse


▪ Intuitiv betonte Methoden  Kreativitätstechniken
▪ Diskursiv betonte Methoden  systematische Parametervariation

Quelle: S. Adolphy

26
Konventionelle Lösungssuche

▪ Gemeinsame Eigenschaft
▪ Rückgriff auf bestehende Lösungen

▪ Methoden
▪ Kollektionsverfahren
▪ Analyse natürlicher Systeme
▪ Analyse technischer Systeme

27
Kollektionsverfahren

▪ Recherche mittels ...


▪ Fachliteratur
▪ Fachpublikationen
▪ Besuch von Messen und Ausstellungen
▪ Informationsmaterial von Wettbewerbern
▪ Patentanalyse
▪ Datenbanken
▪ …

28
Analyse natürlicher Systeme

▪ FinRay Effect
▪ Abgeleitet von Fisch-Flossen
▪ Bei seitlicher Kraft kein wegknicken
▪ Stattdessen Bewegung der Flosse zur Kraft
▪ beruht auf dreieckbildenden biegeelastischen Flanken und Querstreben

▪ Opponierender Daumen
▪ Ermöglicht Faustschluss
▪ Verbessert somit die Greifmöglichkeiten

http://www.martina-rüter.de/text-fachtexte-naturwissenschaften/bionik/fin-
ray-effect-flossenstrahl-effekt/
http://www.bionikvitrine.de/fin-ray-effect.html

29
Analyse natürlicher Systeme

https://www.festo.com/net/de_group/SupportP
30

ortal/Downloads/360812
Analyse natürlicher Systeme

http://www.andreaswerth.net
/wp-
content/uploads/2012/06/20
070709-022980_675s.jpg

http://www.auto-
news.de/webcore/data/content/Auto_Article_EXT
/14727_1118141804194.jpg

31
Intuitiv betonte Methoden

▪ Gemeinsame Eigenschaften
▪ gezielt Förderung von Intuition und Kreativität um neue Lösungswege durch Gedankenassoziationen zu
eröffnen
▪ Ausnutzen gruppendynamischer Effekte
▪ keine rein intuitive Arbeitsweise
▪ Methoden
▪ Brainstorming
▪ Methode 6-3-5
▪ Galeriemethode
▪ Synektik

32
Brainstorming (nach Osborn)

▪ Ziel ▪ 2. Durchführung
▪ Generieren von vielen Ideen durch unbefangene ▪ eigene Ideen vorstellen
Diskussion in der Gruppe
▪ vorgebrachte Ideen abwandeln und
▪ Randbedingungen weiterentwickeln
▪ möglichst 5-15 Personen ▪ Realisationsmöglichkeit nicht beachten
▪ unterschiedliche Fach- und Tätigkeitsbereiche ▪ möglichst konkrete Beschreibung der Ideen
▪ Moderation: nur organisatorisch, keine Lenkung ▪ keine Bewertung von Ideen (keine ‚Killerphrasen‘)
▪ 1. Vorbereitung ▪ alle Ideen aufnehmen/aufschreiben
▪ Zusenden der Aufgabe für individuelle Vorbereitung ▪ Quantität geht vor Qualität
▪ Dauer von 0,5 bis 0,75 Stunden
▪ 3. Auswertung
▪ Ergebnisse werden durch Fachleute gesichtet,
systematisch geordnet und noch einmal diskutiert

33
(wettbewerbs-) Analyse technischer Systeme
https://media.istockphoto.com/photos/wanna-fly-the-plane-

http://www.mclaren.com/formula1/team
picture-
id93194363?k=6&m=93194363&s=612x612&w=0&h=ZJzw
0tv3c-F8Yz-_D2uyVzATUTfnwLpm9AkjEe5E_Cc=

/through-the-ages-formula-one-
https://encrypted-

steering-wheels/
tbn0.gstatic.com/images?q=tbn:ANd9G
cTMhY5P2J5jKQgWYEawL-
ZCv8XeYB3TqI0N81SUfiCqrow7CM9E
Dg

• Fahrradlenker
• PKW Lenker
• Sidestick
• Cletrac Lenkung (Bagger etc.)
• Wrist Twist (Ford 1965)
http://www.fehling.de/images/preise/imaged4483
https://www.youtube.com/watch?v=PWWYkxQCFfQ
2979a7a.jpg?PHPSESSID=943e3d56835baf280
8dbae7a28044e0e • …
Quelle: Werkbilder Fa. Gebr. Happich

34
Morphologischer Kasten nach Zwicky

▪ Aufteilen von Problemen, Aufgaben oder Funktionen in Teilproblemen, Teilaufgaben und


Teilfunktionen und in die erste Spalte eintragen

In Anlehnung an Pahl Beitz Konstruktionslehre


Pahl/Beitz: Konstruktionslehre, 4. Aufl., 1997

35
Morphologischer Kasten nach Zwicky

▪ Aufteilen von Problemen, Aufgaben oder Funktionen in Teilproblemen, Teilaufgaben und


Teilfunktionen und in die erste Spalte eintragen
▪ Eintragen der unterschiedlichen Teillösungen in Reihen
(ggf. auch neue generieren)

In Anlehnung an Pahl Beitz Konstruktionslehre


Pahl/Beitz: Konstruktionslehre, 4. Aufl., 1997

36
Lösungsfeld der Betätigungseinrichtung
Funktion \ Lösung 1 2 3

Methodische Entwicklung eines Steer-by-Wire-


Lenksystems für ein ultraleichtes Elektro-
Lenkung betätigen L1: Fahrrad-Prinzip L2: Pkw-Prinzip

Quelle: Masterarbeit Robbin Roddewig:


Verstellung in Y-Richtung L4: geführter
L5: Dreibein-Prinzip
und Kräfte abstützen Schlitten

L6: Langlöcher im L8: Lenker auf L9: Änderung der


Verstellung in X-Richtung

Stadtfahrzeug
Schlitten Teleskopsystem Neigung

L6: Langlöcher im L8: Lenker auf L9: Änderung der


Verstellung in Z-Richtung
Schlitten Teleskopsystem Neigung
Morphologischer Kasten nach Zwicky

▪ Aufteilen von Problemen, Aufgaben oder Funktionen in Teilproblemen, Teilaufgaben und


Teilfunktionen und in die erste Spalte eintragen
▪ Eintragen der unterschiedlichen Teillösungen in Reihen
(ggf. auch neue generieren)
▪ Kombinieren von Teillösungen (Einzellösungen) zu Gesamtlösungen (Prinzipkombinationen) im

In Anlehnung an Pahl Beitz Konstruktionslehre


Morphologischer Kasten

Pahl/Beitz: Konstruktionslehre, 4. Aufl., 1997

38
Morphologischer Kasten // Anwendung

1. Aufteilen von Problemen (Funktionen) in Teilprobleme (Teilfunktionen) und in die erste Spalte
eintragen
▪ Teilfunktionen in der Kopfspalte gemäß der Funktionsstruktur ordnen, gegebenenfalls getrennt nach
Energie-, Stoff- und Signalfluss
2. Eintragen der unterschiedlichen Teillösungen (Wirkprinzipien) in Reihen
(ggf. auch neue generieren)
▪ Teillösungen durch zusätzliche Spaltenparameter, z. B. Energieart ordnen
▪ Teillösungen nicht nur verbal, sondern in Prinzipskizzen darstellen
▪ Teillösungen mit wichtigen Merkmalen und Eigenschaften eintragen
3. Kombinieren von Teillösungen (Wirkprinzipien) zu Gesamtlösungen (Wirkstrukturen) im
morphologischen Kasten
▪ günstig erscheinende Kombinationen herausheben und deren Vorteilhaftigkeit analysieren

39
Lösungsfeld der Betätigungseinrichtung
Funktion \ Lösung 1 2 3
Lenkung betätigen L1: Fahrrad-Prinzip L2: Pkw-Prinzip

Verstellung in Y-Richtung L4: geführter


L5: Dreibein-Prinzip
und Kräfte abstützen Schlitten

L6: Langlöcher im L8: Lenker auf L9: Änderung der


Verstellung in X-Richtung
Schlitten Teleskopsystem Neigung

L6: Langlöcher im L8: Lenker auf L9: Änderung der


Verstellung in Z-Richtung
Schlitten Teleskopsystem Neigung

Methodische Entwicklung eines Steer-by-Wire-


Lenksystems für ein ultraleichtes Elektro-
Quelle: Masterarbeit Robbin Roddewig:
1b 2b 3b 4b

Stadtfahrzeug
1-2-1-2 1-1-1-2 2-2-2-3 2-1-2-3

40
„Design is Making Decisions !“

41
Erkennen von Zielen und Bewertungskriterien

▪ Allgemeine Ziele
▪ Erfüllung technischer Funktionen
▪ wirtschaftliche Realisierung
▪ sicher für Mensch und Umgebung
▪ Anforderungen an Ziele
▪ möglichst vollständig
▪ unabhängig
▪ möglichst quantitativ formuliert
▪ Bewertungskriterien
▪ Abgeleitet aus den Zielen und allgemeinen Bedingungen
▪ Einheitliche Bewertungsrichtung (Konvention: positiv formuliert)

42
Bewertungsverfahren

▪ Eine Bewertung soll den Wert, bzw. den Nutzen oder Stärke einer Lösung in Bezug auf eine vorher
aufgestellte Zielvorstellung ermitteln.
▪ umfassende Beurteilung
▪ Wert ist relativ
▪ aufwendiger als Auswahlverfahren
▪ nur für weiter zu konkretisierende Lösungen
▪ oft am Ende der Konzept- und Entwurfsphase
▪ Benutzung von detaillierten und möglichst quantitativen Kriterien um den
▪ technischen,
▪ sicherheitlichen,
▪ ökologischen und
▪ wirtschaftlichen Wert zu bestimmen
▪ Methoden
▪ Binäre Dominanzmatrix / Paarweiser Vergleich / Ungewichtete Bewertung
▪ Nutzwertanalyse (NWA) der Systemtechnik
▪ Technisch-wirtschaftliche Bewertung nach VDI 2225 43
Bewertung // grob oder detailliert ?

▪ Einsatz von Verfahren zur detaillierten Bewertung…


▪ nur, wenn differenzierte Wertskala erarbeitet werden kann
Z. B. Kraftstoffverbrauch 400 g/kWh schlecht / 0 Punkte- , …., - 200 g/kWh sehr gut / 10 Punkte

▪ nur, wenn die Eigenschaftsgrößen bestimmt werden können

Quelle: Pahl/Beitz

44
Auswahl mittels paarweisem Vergleich

▪ Paarweiser Vergleich / binäre Dominanzmatrix


▪ Vergleichen der Varianten hinsichtlich eines Bewertungskriteriums
▪ Pro Bewertungskriterium eine Rangfolge der Varianten durch Addieren der Spaltensummen
▪ Zusammenfassen der Dominanzmatrizen zu
einer Gesamtmatrix für alle Bewertungskriterien
▪ Gesamtwert der Varianten durch

In Anlehnung an Pahl Beitz Konstruktionslehre


▪ Addieren der Vorziehungshäufigkeiten
▪ Addieren der Spaltensummen

Quelle: Pahl/Beitz

45
Ausgewählte Lösung

▪ Betätigungseinrichtung: Lösung 2-1-2-3


▪ PKW-Prinzip auf geführtem Schlitten

+ Verstellung in alle drei Richtungen möglich


+ bequem erreichbare Verstellung
+ klare Abgrenzung zum vorderen Stauraum

− evtl. höheres Gewicht

Methodische Entwicklung eines Steer-by-Wire-


Lenksystems für ein ultraleichtes Elektro-
Quelle: Masterarbeit Robbin Roddewig:

Stadtfahrzeug
Robin Roddewig Seite 46
Aufgabe

Klären und präzisieren


der Aufgabenstellung
Anforderungs-

Iteratives Vor- und Rückspringen zu einem oder mehreren Arbeitsschritten


liste

Ermitteln von Funktionen


und deren Strukturen
Funktions-
strukturen

Erfüllen und Anpassen der Anforderungen


Suchen nach
Lösungsprinzipien und
deren Strukturen

In Anlehnung an Pahl Beitz Konstruktionslehre


Prinzipielle
Lösungen

Gliedern in realisierbare
Module

Schritt 4: Modulare
Strukturen

Gliedern und Gestalten Gestalten der


maßgebenden Module
Vorentwürfe

Gestalten des gesamten


Produkts
Gesamt-
entwurf
Ausarbeiten der
Ausführungs- und
Nutzungsangaben
Produktdoku-
mentation

Weitere
Realisierung

47
Robin Roddewig
Konstruktion der Betätigungseinrichtung

Quelle: Masterarbeit Robbin Roddewig:


Seite 48

Methodische Entwicklung eines Steer-by-Wire-


Lenksystems für ein ultraleichtes Elektro-
Stadtfahrzeug
Nutzen des Methodischen Konstruierens

▪ Erhöhung der Effektivität im Konstruktionsprozess


➔Höhere Wahrscheinlichkeit eine gute Lösung zu finde
➔ Verbesserung der Produkte

▪ Erhöhung der Effizienz im Konstruktionsprozess


➔Reduzierung der Iterationsschleifen und Fehlentwicklungen
➔Verbesserung der Prozesse

▪ Erhöhung der Transparenz im Konstruktionsprozess


➔bessere Nachvollziehbarkeit des Lösungswegs
➔Lehr- und Erlernbarkeit des Konstruierens
AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 50
Konstruktionshinweis
Von der Prinzipskizze zum Entwurf einer fremdbetätigten Lamellenkupplung

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3
Strukturebenen am Beispiel Lamellenkupplung

Zusammenhänge Elemente Struktur Beispiel

Funktions- Funktions-
zusammenhang Funktionen
struktur

Pahl, Beitz, Konstruktionslehre, 4. Auflage, 1997


Physikalische
Effekte

und
Wirk- Geometrisch Wirk-
zusammenhang stoffliche struktur
Merkmale

Wirkprinzipien

2
Strukturebenen am Beispiel Lamellenkupplung

Quelle: Prof. Göhlich


3
Wirkprinzipien

Quelle: Prof. Göhlich


Wirkprinzipien

Quelle: Prof. Göhlich


Detaillierung

8
Detaillierung

Quelle: Prof. Göhlich


Detaillierung

Quelle: Prof. Göhlich


Detaillierung
Detaillierung

Quelle: Prof. Göhlich


Detaillierung

Quelle: Prof. Göhlich


Konstruktionszeichnung

14
AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 15
Konstruktionshinweis
Reduktion von Trägheiten und Massen

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3
Antriebseinheit mit Massenschwungrad

Wie wirkt sich die Trägheit des Schwungrades am Antriebsstrang


aus, wenn (mindestens) eine Übersetzung im Triebstrang vorliegt?
Antriebseinheit mit Massenschwungrad
𝐷1 𝜑ሷ 2
𝑀𝐴 Übersetzung: 𝑖 =
𝐷0
→ 𝜑ሷ 1 =
𝑖
𝐷0 Umfangskraft: 𝐹𝑈
𝜑ሷ 0

𝐽𝑆 ≫ 1
Alle weiterenTrägheiten wie
die des Motorläufers, der
Zahnräder und Wellen seien
𝜑ሷ 1 hier vernachlässigbar.
𝐷1

Wir schneiden die Wellen 0 und 1 frei und formulieren für beide
Wellen den Drallsatz
Antriebseinheit mit Massenschwungrad
𝐷1 𝜑ሷ 2
𝑀𝐴 Übersetzung: 𝑖 =
𝐷0
→ 𝜑ሷ 1 =
𝑖
𝐷0 Umfangskraft: 𝐹𝑈
𝜑ሷ 0

𝐽𝑆 ≫ 1
Alle weiterenTrägheiten wie
die des Motorläufers, der
Zahnräder und Wellen sind
𝜑ሷ 1 hier vernachlässigt.
𝐷1

𝐷0 𝐷1
Antrieb 𝑀𝐴 = 𝐹𝑈 ⋅ (1) Abtrieb 𝐽𝑠 𝜑ሷ 1 = 𝐹𝑈 (2)
2 2
2 2 𝜑ሷ
→𝐹𝑈 = 𝐽 𝜑ሷ = 𝐽𝑆 0 (2′ )
𝐷1 𝑆 1 𝐷1 𝑖
𝐷0 𝐽𝑆 𝑱𝑺
(2‘) in (1) 𝑀𝐴 = ⋅ ⋅ 𝜑ሷ 0 𝑴𝑨 = 𝟐 ⋅ 𝝋ሷ 𝟏 = 𝑱𝟎 ⋅ 𝝋ሷ 𝟎
𝐷1 𝑖
𝒊
Antriebseinheit mit Massenschwungrad

Trägheit des Massenschwungrads reduziert auf Welle 0


2 2
𝜔1 1
𝐽0 = 𝐽𝑆 𝐽0 = 𝐽𝑆
𝜔0 𝑖01
Reduktion von Trägheiten

▪ Die Trägheiten können auch unter Berücksichtigung gleichbleibender kinetischer Energie auf die Motorwelle
reduziert werden
▪ Die einzelnen Komponenten drehen jedoch mit unterschiedlichen Drehzahlen…
▪ Kinetische Energie einer Drehmasse:
𝜔12 𝜔02
W=𝐽1 ⋅ = 𝐽0 ⋅ 𝐽0 Trägheit bezogen auf Welle 0
2 2
𝜔1 2 𝑛1 2 𝐽1
𝐽0 = 𝐽1 = 𝐽1 = 𝐽1 Trägheit bezogen auf Welle 1
𝜔0 𝑛0 𝑖2

𝜔0 Winkelgeschwindigkeit Welle 0

𝜔1 Winkelgeschwindigkeit Welle 1

𝜔0 Übersetzung zwischen Welle 1 und 2


Seiltrommel mit Last

Umlenkung
(masselos)
Kinetische Energie der translatorischen
Masse wird in eine äquivalente kinetische
Energie einer fiktiven Drehmasse überführt
2
𝑣𝑚 𝜔02
W = 𝑚1 ⋅ = 𝐽0 ⋅
2 2
2
𝑣𝑚
𝐽0 = 𝑚1
𝜔0

Antriebstrommel
(masselos)

Masse
Beispiel: Trägheitsreduktion beim Hubwerk

Aufgabe
In einem Hubwerk ist zwischen Motor und dem 2 stufigen Getriebe eine Kupplung geschaltet. Welche
Trägheiten sind beim Anfahren an der Motorwelle zu berücksichtigen?

Trägheit der
Seiltrommel

Trägheit der
translatorisch
Trägheit des beschleunigten
Motorläufers Masse
Trägheit der Trägheit der
Kupplung rotierenden
Getriebekomponenten
Beispiel: Trägheitsreduktion beim Hubwerk

Aufgabe
In einem Hubwerk ist zwischen Motor und dem 2 stufigen Getriebe eine Kupplung geschaltet. Welche
Trägheiten sind beim Anfahren an der Motorwelle zu berücksichtigen?

Trägheit der
Seiltrommel
𝐽𝑆

Trägheit der
translatorisch
Trägheit des beschleunigten
Motorläufers Masse
𝐽𝑀 𝐽𝑚
Trägheit der Trägheit der
Kupplung rotierenden 𝐽𝐺𝑖
𝐽𝐾 Getriebekomponenten
Beispiel: Trägheitsreduktion beim Hubwerk
Trägheit der
Seiltrommel
𝐽𝑆

Trägheit der
translatorisch
Trägheit des beschleunigten
Motorläufers Masse 𝑚
𝐽𝑀 Trägheit der Trägheit der
Kupplung rotierenden 𝐽𝐺𝑖
𝐽𝐾 Getriebekomponenten
2 2 2 2
𝜔2 𝜔3 𝜔3 𝑣𝑚
𝐽𝑟𝑒𝑑 = 𝐽𝑀 + 𝐽𝐾 + 𝐽𝐺1 + 𝐽𝐺2 + 𝐽𝐺3 + 𝐽𝑆 +𝑚
𝜔1 𝜔1 𝜔1 𝜔1

Getriebeeingangswelle Getriebezwischenwelle Getriebeausgangswelle


AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 11
Kupplungen und Bremsen
Teil 1

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3
Funktion

Kupplungen
Ständige oder zeitweise drehfeste Verbindung von
Wellen, Rädern oder anderen Antriebselementen,
die dabei ggf.
• Kraft (𝐹1 ) • Kraft (𝐹2 )
• Moment (𝑀1 ) • Kräfte und Momente leiten • Moment (𝑀2 )
• Wellenversatz ausgleichen
• Trennen und Verbinden, d.h. Schalten
• Dämpfung von Drehmoment- und
Geschwindigkeitsschwankungen
• Schall- und / oder elektrische Isolierung

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 3


Kupplungen Übersicht

Kupplungen

Quelle: Steinhilper/Sauer: Konstruktionselemente des Maschinenbaus 2, S. 287, Springer-Verlag 2012, 7. Aufl.


nicht schaltbar schaltbar

nicht
ausgleichend fremdbetätigt selbstbetätigt
ausgleichend

drehstarr drehstarr drehzahlbetätigt

drehnachgiebig drehnachgiebig richtungsbetätigt

momentenbetätigt

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 4


„Produktbeispiel“ Wasserpumpe

„Eine improvisierte, nicht-lösbare elastische


Kupplung aus Reifenstücken verbindet die
Wellen eines Motors und einer

Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Kupplung, abgerufen am 13.04.2020


Wasserpumpe. Sie gleicht den Versatz der
Wellen oder ihr Nicht-Fluchten aus.
Aufgenommen in Kerala (Indien)“

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 5


Scheibenbremse
Komponenten einer Scheibenbremse

Quelle: Decker/Kabus: Maschinenelemente S. 547, Carl Hanser Verlag 2013, 18. Aufl.
AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 11
AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3
Scheibenbremse

Seite 12

https://www.tourenfahrer.de/motorrad/motorradtechnik-know-how/wissen-motorradbremsen/, abgerufen am 13.04.2020


Aufgaben von Kupplungen

Drehfeste Verbindung von Wellen

Ausgleich von axialen Wegdifferenzen

radialen Wegdifferenzen

Winkeldifferenzen

Weg- und Winkeldifferenzen

n1> n2
Drehzahldifferenzen

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 13


Aufgaben von Kupplungen

Reduzierung von Stößen

Dämpfung von Schwingungen

Filterung hochfrequenter Schwingungen

c
Verändern der Eigenfrequenz 0 

Schalten von Drehmomenten


vor Schaltung nach Schaltung

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 14


Allgemein: Funktion und Wirkungsweise

Kupplungen (Wellenkupplungen) sind Maschinenelemente, mit denen drehfeste Verbindungen von


rotierenden Wellen oder rotierenden Körpern hergestellt werden können.

𝜔1 𝜔2

Quelle: Steinhilper/Sauer: Konstruktionselemente des Maschinenbaus 2, S. 282, Springer-Verlag 2012, 7. Aufl.


Welle 1 Welle 2
𝑀1 𝑀2

Funktion: Drehmoment übertragen


𝑀1 = 𝑀2 = 𝑀K

Dabei ist: 𝑛2 = 0 bis 𝑛1 bzw. 𝜔2 = 0 bis 𝜔1

Δ𝑛 𝑛1 − 𝑛2 𝜔1 − 𝜔2 𝜔2
Schlupf s: 𝑠= = = =1−
𝑛1 𝑛1 𝜔1 𝜔1

Im Gegensatz gilt für Getriebe im Allgemeinen: Getriebe: 𝑀2 ≠ 𝑀1


AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 15
Allgemein: Funktion und Wirkungsweise

Erweiterte Funktionen von Kupplungen:


1. Schalten (Drehmomentfluss unterbrechen)

Quelle: Steinhilper/Sauer: Konstruktionselemente des Maschinenbaus 2, S. 283 f., Springer-Verlag 2012, 7. Aufl.
2. Beeinflussen des Schwingungsverhaltens

3. Ausgleich von Wellenversatz

Bremsen sind kraftschlüssige (reibkraftschlüssige) Kupplungen, mit denen ein rotierendes und ein
feststehendes Maschinenteil zusammengeschaltet werden können. Durch diesen Schalt- oder
Kupplungsvorgang wird das rotierende Teil abgebremst.
𝜔1 𝜔2
Welle 1 Welle 2
𝑀1 𝑀2 = 𝑀𝐵𝑟𝑒𝑚𝑠

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3
Nicht schaltbare Kupplungen

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 17


Kupplungen Übersicht

Kupplungen

Quelle: Steinhilper/Sauer: Konstruktionselemente des Maschinenbaus 2, S. 287, Springer-Verlag 2012, 7. Aufl.


nicht schaltbar schaltbar

nicht
ausgleichend fremdbetätigt selbstbetätigt
ausgleichend

drehstarr drehstarr drehzahlbetätigt

drehnachgiebig drehnachgiebig richtungsbetätigt

momentenbetätigt

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 18


Nicht ausgleichende, drehstarre Kupplungen
Verbinden zwei fluchtende und in axialer Richtung nicht verschiebbare Wellenenden fest
und drehstarr. Übertragen neben dem Torsionsmoment auch Biegemomente und Kräfte
(was nicht immer gewünscht ist!).
Hülsenkupplungen

Steinhilper/Sauer Konstruktionselemente des Maschinenbaus Springer-Verlag


AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 19
Nicht ausgleichende, drehstarre Kupplungen

Starre Kupplungen, Scheibenkupplung, Flanschkupplung

Quelle: Roloff/Matek Maschinenelemente S.473, Springer-Verlag 2017, 23. Auflage


AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 20
Nicht ausgleichende, drehstarre Kupplungen
Hirth-Verzahnung

Quelle: Steinhilper/Sauer: Konstruktionselemente des Maschinenbaus 2, S. 296, Springer-Verlag 2012, 7. Aufl.


[1]

Hirthverzahnung für Einsatz in


Stirnzahnkupplung
AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 21
Kupplungen Übersicht

Kupplungen

Quelle: Steinhilper/Sauer: Konstruktionselemente des Maschinenbaus 2, S. 287, Springer-Verlag 2012, 7. Aufl.


nicht schaltbar schaltbar

nicht
ausgleichend fremdbetätigt selbstbetätigt
ausgleichend

drehstarr drehstarr drehzahlbetätigt

drehnachgiebig drehnachgiebig richtungsbetätigt

momentenbetätigt

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 22


Eigenschaften ausgleichender Kupplungen
Drehstarre Ausgleichskupplungen können
• axiale,
• radiale oder

Quelle: Steinhilper/Sauer: Konstruktionselemente des Maschinenbaus 2, S. 290, Springer-Verlag 2012, 7. Aufl.


• winklige Wellenverlagerungen ausgleichen

Drehwinkelfehler:
𝑒
Δ𝜔 = 𝜔1 − 𝜔2 ≅ 𝜔1 ⋅ ⋅ cos 𝜙1
𝑟

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 23


AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3
Ausgleichende, drehstarre Kupplungen

Klauenkupplungen

Seite 24

Quelle: Steinhilper/Sauer: Konstruktionselemente des Maschinenbaus 2, S. 296, Springer-Verlag 2012, 7. Aufl.


AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3
[2]
Bogenzahnkupplung

[1]
Ausgleichende, drehstarre Kupplungen

[3]

Seite 25

Quelle: [1] Roloff/Matek Maschinenelemente, Springer-Verlag 2017, 23. Auflage

[2] Quelle: Fa. Flender AG


www.industrie-schweiz.ch/html/ktr_gearex-kupp...
Ausgleichende, drehstarre Kupplungen

Bogenzahnkupplung:
Mögliche Winkelstellung
bei Seitenansicht bzw. Schnitt

Quelle: Steinhilper/Sauer Konstruktionslemente des Maschinenbaus 2 Springer-Verlag 7. Aufl.


Einseitige Kupplung

Zweiseitige Kupplung Daraus folgende


Winkelstellung bei Draufsicht
AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 26
Ausgleichende, drehstarre Kupplungen
Membran und Laschenkupplungen:
Beispiele:

Quelle: Steinhilper/Sauer: Konstruktionselemente des Maschinenbaus 2, S. 298, Springer-Verlag 2012, 7. Aufl.


a) Laschenkupplung,
b) Lamellenpaketkupplung
Schnittdarstellung,
c) Verdeutlichung der
Ausgleichsmöglichkeiten mit
Membrankupplungen,
d) Anwendungsbeispiel im
Schienenfahrzeug.
(Fa. KTR), [Dub97]

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 27


Ausgleichende, drehstarre Kupplungen

Quelle: Steinhilper/Sauer: Konstruktionselemente des Maschinenbaus 2, S. 299, Springer-Verlag 2012, 7. Aufl.


Beispiele: a) Balgkupplung
b) Parallelkurbel-Kupplung (Schmidt-Kupplung);
c) Modell einer Parallelkurbel-Kupplung
d) Kreuzscheiben-Kupplung

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 28


Ausgleichende, drehstarre Kupplungen
1 Flansch
Kreuzgelenk, Kardangelenk 2 Zapfenkreuz
3 Zapfenmitnehmer

Quelle: Steinhilper/Sauer: Konstruktionselemente des Maschinenbaus 2, S. 300, Springer-Verlag 2012, 7. Aufl.


4 Verbindungsrohr

[1]

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 29


Ausgleichende, drehstarre Kupplungen

Kardangelenk, Eigenschaften

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 30


Ausgleichende, drehstarre Kupplungen
Kreuzgelenk, Berechnung
𝑀t2
Gewollter Ausgleich (z.B.) beim
Einfedern der Achsen 𝛽
verschiedener Bauhöhen
𝑀t1 𝑅
𝜔2

𝜔1
Antrieb Abtrieb
𝑃1 = 𝑀t1 ⋅ 𝜔1 𝑃2 = 𝑀t2 ⋅ 𝜔2

𝑃1 , 𝑃2 Leistung
𝑀t1 , 𝑀t2 An- bzw. Abtriebsmoment
𝜔1 , 𝜔2 Winkelgeschwindigkeit der An- bzw. Abtriebswelle
𝜑1 , 𝜑2 Drehwinkel der An- bzw. Abtriebswelle
𝛽 Ablenkungswinkel zwischen der An- und Abtriebswelle
𝑅 Radius des Zwischengliedes (Kreuz)
AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 31
Ausgleichende, drehstarre Kupplungen

Kardangelenk, Kinematik
Drehwinkel: 𝜑1 = 0° 𝜑1 = 90°

𝑣1 , 𝑣2 𝑣1 , 𝑣2
𝜔2 𝜔2
𝜔1 𝛽 𝜔1 𝛽

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 32


Ausgleichende, drehstarre Kupplungen

Kardangelenk, Kinematik
Drehwinkel: 𝜑1 = 0° 𝜑1 = 90°

𝑅 ⋅ cos 𝛽 𝑣1 , 𝑣2 𝜔2 𝑅 𝑣1 , 𝑣2 𝜔2

𝜔1 𝜔1

𝑣1 = 𝑅 ⋅ cos 𝛽 ⋅ 𝜔1 = 𝑣2 = 𝑅 ⋅ 𝜔2 𝑣1 = 𝑅 ⋅ 𝜔1 = 𝑣2 = 𝑅 ⋅ cos 𝛽 ⋅ 𝜔2

Somit ergeben sich die Grenzwerte der Winkelgeschwindigkeit von Welle 2:


1
𝜔2,min = 𝜔1 cos 𝛽 𝜔2 < 𝜔1 𝜔2,max = 𝜔1 ⋅ 𝜔2 > 𝜔1
cos 𝛽

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 33


Ausgleichende, drehstarre Kupplungen

Winkelgeschwindigkeit der Abtriebswelle

cos 𝛽
𝜔2 = 2 2
⋅ 𝜔1
1 − sin 𝜙1 ⋅ sin 𝛽
Für eine Herleitung siehe z B.: H. Stachel, Das Gleichlauf-Kugelgelenk –
ein Beispiel zum anwendungsorientierten Unterricht in darstellender Geometrie,
Symposium Darstellende Geometrie , Dresden 2000

… und die Drehmomente in An- und Abtriebswelle ?

𝑀t2 𝜔1
𝑃1 = 𝑃2 ⇒ =
𝑀t1 𝜔2
AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 34
Ausgleichende, drehstarre Kupplungen
Kardangelenk, Berechnung
Drehwinkel: 𝜑1 = 0° 𝜑1 = 90°
𝑀t2 𝑀t2

𝑀t1 𝛽 𝑀t1 𝛽

𝑀G
Für die Momente ergeben sich in Abhängigkeit von φ1 folgende Grenzwerte.

1 1 − sin2 𝜙1 ⋅ sin2 𝛽
𝑀t2max = ⋅ 𝑀t1 𝑀𝑡2 = ⋅ 𝑀𝑡1 𝑀t2min = cos 𝛽 ⋅ 𝑀t1
cos 𝛽 cos 𝛽

Aufgrund der Ablenkung des Antriebsmoments, kommt es zur


Momentenbelastung MG im Gelenk. Dadurch steigt die
Belastung auf die Lager und die Biegung der Zwischenwelle. 𝑀G = tan 𝛽 ⋅ 𝑀t1

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 35


Ausgleichende, drehstarre Kupplungen

Kardangelenk, Berechnung Ungleichförmigkeitsgrad


(wichtige Kenngröße zur
Beschreibung von
𝑀, 𝜔 Gelenkwellen)
𝑀t2 𝜔2max − 𝜔2min
𝑈=
𝜔1
𝑀t1 , 𝜔1 = 𝑐𝑜𝑛𝑠𝑡
𝑀t2max − 𝑀t2min
𝜔2 𝑈=
𝑀t1

𝑈 = sin 𝛽 ⋅ tan 𝛽

2

𝑈 = 𝑓(𝛽) Beugewinkel b ist


bestimmend

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 36


Ausgleichende, drehstarre Kupplungen
Dreiteilige Gelenkwelle

𝑀, 𝜔
𝑀t2

𝑀t1 , 𝜔1 = 𝑐𝑜𝑛𝑠𝑡

𝜔2


2

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 37


[1]

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3
Ausgleichende, drehstarre Kupplungen

Anwendung: PKW Antriebsgelenkwellen


Gleichlauf-Verschiebegelenkkupplungen

Seite 38

[1] Quelle: Roloff/Matek Maschinenelemente S. 481, Springer-Verlag 2017, 23. Auflage


Quelle: Steinhilper/Sauer Konstruktionselemente des Maschinenbaus 2 Springer-Verlag 7. Aufl.
Ausgleichende, drehstarre Kupplungen

Kreuzgelenk, Kardangelenk

Getriebe

Getriebeausgan
g
Kreuzgelenk der Kardanwelle

Hinterradantrieb mit Differential


AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 39
AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3
Ausgleichende, drehstarre Kupplungen

Seite 40

http://www.bimmertoday.de/wp-content/uploads/MINI-All4-Funktionsweise-01.jpg letzter Zugriff


14.04.2020
Kupplungen Übersicht

Kupplungen

Quelle: Steinhilper/Sauer: Konstruktionselemente des Maschinenbaus 2, S. 287, Springer-Verlag 2012, 7. Aufl.


nicht schaltbar schaltbar

nicht
ausgleichend fremdbetätigt selbstbetätigt
ausgleichend

drehstarr drehstarr drehzahlbetätigt

drehnachgiebig drehnachgiebig richtungsbetätigt

momentenbetätigt

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 41


Ausgleichkupplungen: drehsteif oder elastisch

Problem
Viele Maschinen erzeugen periodische Drehmomentschwankungen

Bsp. Kraftmaschinen:

• Walzwerke
• Kolbenmaschinen
• Hammerwerke
• Elektromotoren beim Anlauf
• Brecher
• Pressen

Ziel
Glättung des Drehmomentenverlaufs im Wellenstrang

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 42


Elastische Ausgleichkupplungen: Funktion

• Verringerung von Drehmomentschwankungen


• Aufnahme von Fluchtungsfehlern der Wellen

• Stoßminderung • Amplitudenverringerung
• Phasenversatz

Beim Anfahren Im Betrieb

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 43


Elastische Ausgleichkupplungen: Eigenschaften

Realisierung der drehmomentverringernden Eigenschaften durch


elastische Bindeglieder zwischen den Kupplungshälften

1. Metallfedern 2. Gummifedern

• große Elastizität • geringe Elastizität


• energiespeichernd • mäßige bis sehr große Dämpfung
• meist Schmierung erforderlich • energieumsetzend
• günstige Baugröße, hohe Festigkeit • schmierungsfrei
• -40° - 150°C • Festigkeit durch Elastomere geringer
• 10° - 80° temperaturempfindlich
• schwieriger auszulegen

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 44


Eigenschaften drehelastischer Kupplungen

Moment ist Funktion des Verdrehwinkels


M  f (  )

Quelle: Steinhilper/Sauer: Konstruktionselemente des Maschinenbaus 2, S. 293, Springer-Verlag 2012, 7. Aufl.


Federsteifigkeit der drehelastischen Kupplung
dM
Ct 
d  

linear (Federsteifigkeit bleibt konstant)


progressiv (Federsteifigkeit nimmt stetig
zu)
degressiv (Federsteifigkeit nimmt stetig ab)

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 45


Eigenschaften drehelastischer Kupplungen
Dämpfung

Quelle: Steinhilper/Sauer Konstruktionselemente des Maschinenbaus 2 Springer-Verlag 7. Aufl.


AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 46
AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3
1. Metallfedern

[1]

[3]
Beispiel für Elastische Ausgleichkupplungen

[4]
2. Gummifedern

[6]
[5]
[2]

Seite 47

Quelle: [1] https://www.merz-antriebstechnik.de/ausgleichskupplung.html, abgerufen am 16.04.2020


[2] http://www.rw-kupplungen.de/uploads/tx_fsndproduct/videos/RW_EKL.mp4, abgerufen am 16.04.2020
[3] Ausgleichskupplung ASK der FA RRG https://docplayer.org/55189708-Ausgleichskupplungen-ask.html, abgerufen am 21.04-2020
[4] TSCHAN SElastische Kupplungen, Flexible Couplings,Accouplements flexible, Katalog 09.2014
[5] http://www.barkinrulman.com/kaplinresim.asp, abgerufen am, 21.04.2020
[6] https://www.weiss-motoren.co.at/produkte/transmissionen/kupplungen, abgerufen am 22.04.2020
Ausgleichende, drehnachgiebige Kupplungen

Metallelastische Kupplungen

Schlangenfederkupplung
Schlangenfeder

Quelle: Roloff/Matek Maschinenelemente S. 482, Springer-Verlag 2017, 23. Auflage


AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 48
Ausgleichende, drehnachgiebige Kupplungen

Elastomerkupplungen mittlerer Elastizität

Elastische Bolzenkupplung Elastische Klauenkupplung


• wartungsfrei
feste Bolzen • durchschlagsicher

lösbare Bolzen

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 49


Ausgleichende, drehnachgiebige Kupplungen
Elastische
Klauenkupplung

Quelle: Steinhilper/Sauer: Konstruktionselemente des Maschinenbaus 2, S. 300, Springer-Verlag 2012, 7. Aufl.


und Steckkupplungen

„a) Umsetzungsbeispiel,
b) Anwendungsbeispiel:
Verbindung eines Elektro-
motors mit einer
Hydraulikpumpe,
c) Steckkupplung realisiert mit
elastischen Laschen,
d) Steckkupplung mit elastischen
Bolzen. (Fa. KTR), (Fa. REICH)“

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 50


Ausgleichende, drehnachgiebige Kupplungen

Elastomerkupplungen hoher Elastizität

Quelle: Steinhilper/Sauer: Konstruktionselemente des Maschinenbaus 2, S. 301, Springer-Verlag 2012, 7. Aufl.


Wulstkupplungen Scheibenkupplung Zwischenring-kupplung

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 51


Ausgleichende, drehnachgiebige Kupplungen

Quelle: Steinhilper/Sauer: Konstruktionselemente des Maschinenbaus 2, S. 301, Springer-Verlag 2012, 7. Aufl.


Gummielastische Kupplungen:
a) Schnittmodell geklemmt, b) Schnittdarstellung geklemmt,
c) Schnittdarstellung aufvulkanisiert,
d) Produktbeispiel aufvulkanisiert und verzahnt. [Dub97], (Fa: REICH)

Rechts: weitere Bauform mit einvulkanisierten


Zwischenblechen.

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 52


Grundlagen zur Berechnung
(nicht schaltbarer)
drehelastischer Kupplungen im Antriebsstrang

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 53


Kupplungsberechnung

Auswahlkriterien und Auswahlprozess


Die Auswahl von Kupplungen in der konstruktiven Praxis ist ein komplexer Vorgang bei dem sehr viele Bedingungen zu
berücksichtigen sind. VDI 2241 bietet hierfür eine Vielzahl von Anforderungen und Auswahlkriterien, die auszugsweise

Quelle: Steinhilper/Sauer: Konstruktionselemente des Maschinenbaus 2, S. 312, Springer-Verlag 2012, 7. Aufl.


wiedergeben werden:
- Kosten
- Antriebseinheit /-maschine
- Betriebsart
- Schaltbarkeit / Schalthäufigkeit
- Schaltqualität / Schaltkomfort
- Betätigungsart und Reaktionsgeschwindigkeit
- Ausgleichsforderung
- Drehelastische Eigenschaften
- Drehmoment- und / oder Drehzahlgrenze
- Wirkprinzip
- Baugröße
- Massenträgheitsmoment / Gewicht
- Anschlussmöglichkeit an Gesamtsystem
- Lebensdauer, Verschleiß und Zuverlässigkeit
- Wartungsfrei / Schmierzwang
- Gleichförmiges oder ungleichförmiges Übertragungsverhalten

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 54


Grundlagen zur Kupplungsberechnung

𝑀K Kupplungsmoment

Quelle: Steinhilper/Sauer: Konstruktionselemente des Maschinenbaus 2, S. 318, Springer-Verlag 2012, 7. Aufl.


𝑀L Lastmoment
𝑀B Beschleunigungsmoment Antriebsseite
𝐽 Drehträgheitsmoment
𝜑ሷ Winkelbeschleunigung Lastseite

𝜑ሶ 1

𝜑ሶ 2



AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 55


Grundlagen zur Kupplungsberechnung

𝑀K Kupplungsmoment

Quelle: Steinhilper/Sauer: Konstruktionselemente des Maschinenbaus 2, S. 318 ff., Springer-Verlag 2012, 7. Aufl.
𝑀L Lastmoment
𝑀B Beschleunigungsmoment Antriebsseite
𝐽 Drehträgheitsmoment
𝜑ሷ Winkelbeschleunigung Lastseite

𝜑ሶ 1

Dynamisches Gleichgewicht an Antrieb- und Lastseite: 𝜑ሶ 2



𝑀A − 𝑀K = 𝐽1 𝜑ሷ 1 𝑀K − 𝑀L = 𝐽2 𝜑ሷ 2

Nennbetrieb (stationärer Betrieb MB = 0) unter Last
bei drehstarrer und drehelastischer Kupplung 𝑀K = 𝑀A = 𝑀L

Anlauf unter Last  instationärer Betrieb

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 56


Fall1: Stoßfreier Anlauf einer Kupplung
Dynamisches Gleichgewicht an Antrieb- und Lastseite:

Quelle: Steinhilper/Sauer: Konstruktionselemente des Maschinenbaus 2, S. 318 ff., Springer-Verlag 2012, 7. Aufl.
𝑀A − 𝑀K = 𝐽1 𝜑ሷ 1 𝑀K − 𝑀L = 𝐽2 𝜑ሷ 2

stoßfrei⇒ 𝜑ሷ 1 = 𝜑ሷ = 𝜑ሷ 2
1
 2

Maximal wirkendes Kupplungsmoment


𝐽2 𝐽1
 𝑀K = ⋅ 𝑀A + ⋅ 𝑀L
𝐽1 + 𝐽2 𝐽1 + 𝐽2

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 57


Fall2: „Anfahrstoß“ bei drehelastischen Kupplungen

𝑀A − 𝑀K = 𝐽1 𝜑ሷ 1 ck 𝑀K − 𝑀L = 𝐽2 𝜑ሷ 2

Quelle: Steinhilper/Sauer: Konstruktionselemente des Maschinenbaus 2, S. 318 ff., Springer-Verlag 2012, 7. Aufl.
1
 2

MA
Annahme zur Ermittlung des Stoßfaktors:
MA0 ML = 0

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 58


Differentialgleichung der drehelastischen Kupplung

𝑀A − 𝑀K = 𝐽1 𝜑ሷ 1 ck 𝑀K − 𝑀L = 𝐽2 𝜑ሷ 2

Quelle: Steinhilper/Sauer: Konstruktionselemente des Maschinenbaus 2, S. 318 ff., Springer-Verlag 2012, 7. Aufl.
1

𝑀K = 𝑐k ⋅ Δ𝜑  2

𝑀A − 𝑐k ⋅ Δ𝜑 𝑐k ⋅ Δ𝜑 − 𝑀𝐿
𝜑ሷ 1 = Δ𝜑 = 𝜑1 − 𝜑2 𝜑ሷ 2 =
𝐽1 𝐽2

Differentialgleichung der drehelastischen Kupplung

 𝐽1 ⋅ 𝐽2 Δ𝜑ሷ + 𝑐k 𝐽1 + 𝐽2 Δ𝜑 = 𝑀A ⋅ 𝐽2 + 𝑀L ⋅ 𝐽1


AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 59
Fall2: „Anfahrstoß“ bei drehelastischen Kupplungen

c 𝑀A
𝑀L = 0
k
𝑀A0

Quelle: Steinhilper/Sauer: Konstruktionselemente des Maschinenbaus 2, S. 318 ff., Springer-Verlag 2012, 7. Aufl.
𝜑ሶ 1

𝜑ሶ 2
t

Differentialgleichung der drehelastischen Kupplung ohne Lastmoment

𝐽1 ⋅ 𝐽2 Δ𝜑ሷ + 𝑐k 𝐽1 + 𝐽2 Δ𝜑 = 𝑀A (𝑡) ⋅ 𝐽2
2
𝑀A (𝑡) 𝑐k 𝐽1 + 𝐽2
Δ𝜑ሷ + 𝜔e ⋅ Δ𝜑 = … 𝑚𝑖𝑡 𝜔e2 =
𝐽1 𝐽1 ⋅ 𝐽2

Lösung dieser Differentialgleichung


𝑀A0
 Δ𝜑(𝑡) = 2 1 − cos( 𝜔e 𝑡)
𝐽1 ⋅ 𝜔e

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 60


Fall2: „Anfahrstoß“ bei drehelastischen Kupplungen
𝑀A
c 𝑀L = 0
𝑀A0
k

Quelle: Steinhilper/Sauer: Konstruktionselemente des Maschinenbaus 2, S. 318 ff., Springer-Verlag 2012, 7. Aufl.
𝜑ሶ 1

𝜑ሶ 2
t

𝑀K 𝑡 = 𝑐k ⋅ Δ𝜑
𝑀A0
= 𝑐k ⋅ 1 − cos 𝜔e 𝑡
𝐽1 ⋅ 𝜔e2
𝑀A0 ⋅ 𝐽2
= 1 − cos 𝜔e 𝑡
(𝐽1 +𝐽2 )

𝐽2 „Stoßfaktor“ in der Praxis SA = 1,8


𝑀Kmax = 2 ⋅ 𝑀  (Rechteckstoß kommt in der Praxis selten vor
𝐽1 + 𝐽2 A0
im Vgl. zum stoßfreien Anlauf s. o.)

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3
 Seite 61
Fall2: „Anfahrstoß“ bei drehelastischen Kupplungen

c
k

Quelle: Steinhilper/Sauer: Konstruktionselemente des Maschinenbaus 2, S. 318 ff., Springer-Verlag 2012, 7. Aufl.
𝜑ሶ 1

𝜑ሶ 2

𝑀L ≠ 0

𝑀𝐴0 ⋅ 𝐽2 𝐽1
𝑀K (𝑡) = 1 − cos( 𝜔e 𝑡) + ⋅ 𝑀L
𝐽1 + 𝐽2 (𝐽1 + 𝐽2 )

𝑀 ⋅ 𝐽2 𝐽1 „Stoßfaktor“ in der Praxis SA = 1,8


𝑀Kmax = 2 A0 + ⋅ 𝑀L 
𝐽1 + 𝐽2 (𝐽1 + 𝐽2 ) (Rechteckstoß kommt in der Praxis selten vor
im Vgl. zum stoßfreien Anlauf s. o.)
AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 62

Fall 3: Periodisch schwankende Antriebsmomente
Drehelastische Kupplungen bei periodisch schwankenden
Antriebsmomenten MA im stationären Betrieb. Betrachtung zunächst
ohne Lastmoment. 𝑀L = 0

Quelle: Steinhilper/Sauer: Konstruktionselemente des Maschinenbaus 2, S. 318 ff., Springer-Verlag 2012, 7. Aufl.
𝜑ሶ 1

𝜑ሶ 2

𝑀A 𝑡 = 𝑀A + 𝑀W (t)
Δ𝜑 𝑡 =?

𝐽1 ⋅ 𝐽2 Δ𝜑ሷ + 𝑐k 𝐽1 + 𝐽2 Δ𝜑 = 𝑀A (𝑡) ⋅ 𝐽2
2
𝑀A (𝑡) 𝑐k 𝐽1 + 𝐽2
Δ𝜑ሷ + 𝜔e ⋅ Δ𝜑 = … mit 𝜔e2 =
𝐽1 𝐽1 ⋅ 𝐽2

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 63


Fall 3: Periodisch schwankende Antriebsmomente
Drehelastische Kupplungen bei periodisch schwankenden
Antriebsmomenten MA im stationären Betrieb. Betrachtung zunächst
ohne Lastmoment. 𝑀L = 0

Quelle: Steinhilper/Sauer: Konstruktionselemente des Maschinenbaus 2, S. 318 ff., Springer-Verlag 2012, 7. Aufl.
𝜑ሶ 1

𝜑ሶ 2
෡ cos 𝛺t
M 𝑐k 𝐽1 + 𝐽2
Δ𝜑ሷ + 𝜔e2 ⋅ Δ𝜑 = 𝑚𝑖𝑡 𝜔e2 = 1
𝐽1 𝐽1 ⋅ 𝐽2

Ansatz vom Typ der rechten Seite


Δ𝜑= ෞ
𝜑 cos 𝛺𝑡

Δ𝜑=−ෞ𝜑 𝛺2 cos(𝛺𝑡)
ቅ in (1)
𝑀෡
−𝜑ෝ 𝛺2 cos 𝛺𝑡 + 𝜔e2 𝜑
ෝ cos 𝛺𝑡 = cos 𝛺𝑡 (2)
𝐽1

𝑀෡ 𝑀෡
𝜑ො 𝜔e2 − 𝛺2 = → 𝜑ො = 𝐽1 𝜔e2 −𝛺2
(3)
𝐽1
AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 64
Fall 3: Periodisch schwankende Antriebsmomente
Drehelastische Kupplungen bei periodisch schwankenden
Antriebsmomenten MA im stationären Betrieb. Betrachtung zunächst
ohne Lastmoment. 𝑀L = 0

Quelle: Steinhilper/Sauer: Konstruktionselemente des Maschinenbaus 2, S. 318 ff., Springer-Verlag 2012, 7. Aufl.
𝑀A (𝑡) 𝑐k 𝐽1 + 𝐽2
Δ𝜑ሷ + 𝜔e2 ⋅ Δ𝜑 = 𝑚𝑖𝑡 𝜔e2 =
𝐽1 𝐽1 ⋅ 𝐽2

Δ𝜑 𝑡 = 𝜑ො cos(𝛺𝑡)
Ungedämpftes
𝑀෡ 𝑀෡ 𝑽 System
𝜑ො = = ⋅ 2
𝐽1 𝜔e2 − 𝛺2 𝐽1 𝜔e
𝜔e2
𝑉= 2
𝜔e − Ω2

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 65


Fall 3: Periodisch schwankende Antriebsmomente
Kupplungsmoment einer drehelastischen Kupplung bei periodisch
schwankenden Antriebsmomenten MA im stationären Betrieb.
Betrachtung zunächst ohne Lastmoment. 𝑀L = 0

Quelle: Steinhilper/Sauer: Konstruktionselemente des Maschinenbaus 2, S. 318 ff., Springer-Verlag 2012, 7. Aufl.
𝑀K = 𝑐k ⋅ 𝜑K
𝑀A 𝑉(𝛺)
𝑀K = 𝑐k ⋅ ⋅ ⋅ cos(𝛺𝑡)
𝐽1 𝜔e2

𝑐k 𝐽1 +𝐽2
mit 𝜔e2 = folgt
𝐽1 ⋅𝐽2
Ungedämpftes
System
Kupplungsmoment aus der
periodischen Anregung: 𝜔e2
𝑉= 2
𝑀෡ 𝐽1 ⋅ 𝐽2 𝐽2 𝜔e − 𝛺2
෢K =
𝑀 ෡
𝑉 𝛺 =𝑀 𝑉 𝛺 (∗)
𝐽1 𝐽1 + 𝐽2 𝐽1 + 𝐽2

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 66


Fall 3: Periodisch schwankende Antriebsmomente
(Drehstarre) Kupplungen bei der Überlagerung eines periodisch
schwankenden Antriebsmoments MW im stationären Betrieb
෢w ⋅ cos(𝛺𝑡)
𝑀w (𝑡) = 𝑀 𝑀L ≠ 0

Quelle: Steinhilper/Sauer: Konstruktionselemente des Maschinenbaus 2, S. 318 ff., Springer-Verlag 2012, 7. Aufl.
Mw

Mw

𝑀A = 𝑐𝑜𝑛𝑠𝑡.
෢w ⋅ cos(𝛺𝑡)
𝑀A (𝑡) = 𝑀A + 𝑀
𝑀A + 𝑀W = 𝑀K = 𝑀L + 𝑀W

Mit Gleichung (*) ergibt sich


𝐽2
𝑀෡K = 𝑀L + 𝑉(𝛺) ⋅ ෡W
⋅𝑀
𝐽1 + 𝐽2

Bei drehstarren Kupplungen ist die Steifigkeiten 𝑐K sehr hoch.


Damit gilt näherungsweise 𝑉 = 1 und die Formel vereinfacht sich
zu: 𝐽 2
𝑀K = 𝑀L + ⋅ 𝑀W
𝐽1 + 𝐽2

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 67


Fall 3: Periodisch schwankende Antriebsmomente

Drehelastische Kupplungen bei periodisch schwankenden


Antriebsmomenten MW im stationären Betrieb (MB=0)

Quelle: Steinhilper/Sauer: Konstruktionselemente des Maschinenbaus 2, S. 318 ff., Springer-Verlag 2012, 7. Aufl.
Hier gilt:
𝐽2
𝑀K = 𝑀L + 𝑉 ⋅ ⋅ 𝑀W
𝐽1 + 𝐽2

Dabei muss das Verhältnis aus Ist- und Soll-Steifigkeit berücksichtigt werden:
1 𝐽1 ⋅ 𝐽2
𝑐K,soll = ⋅ ⋅ 𝛺2
2 𝐽1 + 𝐽2

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 68


AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 69
Kupplungen und Bremsen
Teil 2

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3
Kupplungen Übersicht

Kupplungen

Quelle: Steinhilper/Sauer: Konstruktionselemente des Maschinenbaus 2, S. 287, Springer-Verlag 2012, 7. Aufl.


nicht schaltbar schaltbar

nicht
ausgleichend fremdbetätigt selbstbetätigt
ausgleichend

drehstarr drehstarr drehzahlbetätigt

drehnachgiebig drehnachgiebig richtungsbetätigt

momentenbetätigt

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 3


Selbstbetätigte Kupplungen: drehmomentbetätigt

 Unterbrechung des Kraftflusses bei Überbelastung


 Unterscheidung zwischen
 formschlüssigen Ausführungsformen
 kraftschlüssigen Ausführungsformen

Steinhilper/Sauer Konstruktionselemente des Maschinenbaus Springer-Verlag


Formschlüssige Sicherheitskupplung Kraftschlüssige Sicherheitskupplung

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 4


Selbstbetätigte Kupplungen: drehmomentbetätigt

Drehmomentbetätigte Kupplungen: Kraftschlüssige Klauen-Sicherheitskupplung

a)

Quellen: [1] Steinhilper/Sauer: Konstruktionselemente des Maschinenbaus 2, S. 306, Springer-Verlag 2012


[2] Roloff/Matek: Maschinenelemente, S. 504, Springer-Verlag 2019
b)

[1]

a) Rastkupplung mit Verdeutlichung der


Ausrastfunktion: [2]

b) eingerastet u. Drehmoment übertragbar,


c) ausgerastet, a) Normalbetrieb (eingeschaltet)
b) Überlastung (ausgeschaltet)
d) Rutschkupplung (Fa. KTR)

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 5


[1]

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3
 Rutschkupplung (kraftschlüssig)
Selbstbetätigte Kupplungen: drehmomentbetätigt

[2]

Seite 6

Quellen: [1] http://www.troma-mach.cz/wp-content/uploads/2015/07/technicka-dokumentace-de.pdf, abgerufen am 16.04.2020


[2] http://www.jordan.eu/pdf/prod_neu/de_sicher_rutsch_FJ.pdf, abgerufen am 16.04.2020
Selbstbetätigte Kupplungen: drehmomentbetätigt

Syntex-NC von KTR Normalbetrieb Überlast

https://www.ktr.com/catalog/index.php?catalog=Antriebstechnik#page_272
Quelle: Konstruktion S2 2016 S24ff
AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 7
Selbstbetätigte Kupplungen: drehzahlbetätigt

Fliehkraftkupplung mit Segmenten Füllgutkupplung

Quelle: Grote/Feldhusen: Dubbel, S. G78, Springer-Verlag 2014


AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 8
Selbstbetätigte Kupplungen: drehzahlbetätigt

Kraftfluss Fliehkraftkupplung Momentenfluss Fliehkraftkupplung


FFL A Kontakt A
FFL
FR= Reibkraft
FT

FV FV FV
M M
ne ne

Quelle: Grote/Feldhusen: Dubbel, S. G78, Springer-Verlag 2014


FV FV
FV

FFL FFL
A A
Schnitt A-A Schnitt A-A

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 9


Selbstbetätigte Kupplungen: richtungsbetätigt

Freilauf kann folgende Funktionen übernehmen:


 Rücklaufsperre (für Förderbänder, Pumpen,)
 Überholkupplung (für Mehrmotorenantriebe)
 Schrittschaltfreilauf (für Kurzhobelmaschine, Vorschubeinrichtung, Schaltwerkgetriebe)

Quelle: Vgl. Haberhauer: Maschinenelemente, S. 444, Springer-Verlag 2018


Klemmrollenfreilauf
mit Innenstern und
AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Einzelanfederung Seite 10
Selbstbetätigte Kupplungen: richtungsbetätigt

Klinkenfreiläufe (Sperrräder) Klemmfreiläufe

Drehmoment-

[2] Steinhilper/Sauer Konstruktionselemente des Maschinenbaus 2, S. 307, Springer-Verlag 2012


Leerlauf Übertragung

Quellen: [1] Roloff/Matek: Maschinenelemente, S. 505, Springer-Verlag 2019


[1]
Leerlauf Drehmoment- [2] Drehmoment- Leerlauf
übertragung übertragung

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 11


Selbstbetätigte Kupplungen: richtungsbetätigt

Klemmrollenfreilauf

Klemmrollenfreilauf von Torpedo (Fahrradnabe)

Quelle: Steinhilper/Sauer Konstruktionselemente des Maschinenbaus Springer-Verlag


AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 12
Selbstbetätigte Kupplungen: richtungsbetätigt

Prinzip der Klemmfreilaufkupplungen

a. Klemmrollenfreilauf im Sperr- bzw.


Leerlaufzustand

b. Klemmkörperfreilauf

c. fliehkraftabhebender Klemmkörperfreilauf

Quelle: Roloff/Matek: Maschinenelemente, S. 505, Springer-Verlag 2019


AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 13
Selbstbetätigte Kupplungen: richtungsbetätigt

Berechnung eines Klemmkörperfreilaufes:

𝐹𝑛 ⋅ 𝐸𝑟
𝑝𝐻 = −
2 ⋅ 𝜋 ⋅ 1 − 𝜈2 ⋅ 𝑅 ⋅ 𝑏

2 ⋅ 𝐸1 ⋅ 𝐸2
mit 𝐸𝑟 = = resultierender E−Modul
𝐸1 + 𝐸2
1 1 1
und = ± = resultierende Krümmung
𝑅 𝑟1 𝑟2 Festigkeitkriterium:

𝐹𝑛 ⋅ 𝐸𝑟 Hertzsche
Stahl/Stahl 𝜈 = 0,3 ⇒ 𝑝𝐻 = −0,418 ⋅
𝑅⋅𝑏 Pressung in der
Kontaktfläche

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 14


Kupplungen Übersicht

Kupplungen

Quelle: Steinhilper/Sauer: Konstruktionselemente des Maschinenbaus 2, S. 287, Springer-Verlag 2012, 7. Aufl.


nicht schaltbar schaltbar

nicht
ausgleichend fremdbetätigt selbstbetätigt
ausgleichend

mechanisch
drehstarr drehstarr drehzahlbetätigt

elektromagnetisch
drehnachgiebig drehnachgiebig richtungsbetätigt

hydraulisch

momentenbetätigt

pneumatisch
AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 15
Fremdbetätigte Kupplungen

Betätigungsarten an Kupplungsbeispielen:
a) b)
a) elektromagnetische Lamellenkupplung

Quellen: [1] Steinhilper/Sauer: Konstruktionselemente des Maschinenbaus 2, S. 304, Springer-Verlag 2012


b) mechanische Lamellenkupplung
c) mechanische Kegelkupplung
d) hydraulische oder pneumatische Lamellenkupplung
e) elektromagnetische Einscheibenkupplung [1]

[2] Grote/Feldhusen: Dubbel, S. G72, Springer-Verlag 2014


c) d) e)

[2]

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 16


Fremdbetätigte Kupplungen

Schaltbare, formschlüssige, fremdbetätigte Kupplungen

© Pearson Studium 2006

Quelle:Schlecht, Maschinenelemente
AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 17
Schaltbare, fremdbetätigte Kupplungen

Einscheiben-Trocken-Kupplung für Kfz-Anwendung mit zwei Wirkflächenpaaren unter Relativbewegung zur


Drehmomentübertragung (Fa. LuK)

Quelle: Steinhilper/Sauer: Konstruktionselemente des Maschinenbaus 2, S. 304, Springer-Verlag 2012


AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 18
Schaltbare, fremdbetätigte Kupplungen
Aufbau einer Kupplung

„Schwimmende“, d.h. axial


verschiebbare Lagerung
(Keilwelle) der Reibscheibe

Quelle: www.kfz-tech.de/Reibungskupplung.htm
Axial-Lager für Einscheiben-Trocken-
die Betätigung Kupplung für Kfz-Anwendung
der Kupplung mit zwei Wirkflächenpaaren
zur Drehmomentübertragung
Verzahnung für
Anlasser

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 19


Schaltbare, fremdbetätigte Kupplungen

Schaltbare Kupplungen
 betriebliche Unterbrechung und Wiederherstellung der Verbindung zwischen Antriebselementen

Kupplungsbelag
Mechanisch betätigte
Einscheibenkupplung
Federn für Drehnachgiebigkeit
bzw. Torsionsdämpfung

Nabe

Mitnehmerscheibe

Trägerscheibe für
Pkw-Kupplungsscheibe

Quelle: Sachs
Belege
mit Torsionsdämpfer

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 20


[1]

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3
Fremdbetätigte Kupplungen

Mechanisch betätigte Sinus-Lamellenkupplung

[2]
Mechanisch betätigte Lamellenkupplung

Seite 21

Quellen: [1] Roloff/Matek: Maschinenelemente, S. 495, Springer-Verlag 2019


[2] http://www.troma-mach.cz/wp-content/uploads/2015/07/mechanicky-ovladane-spojky-1.pdf, abgerufen am 16.04.2020
[1]

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3
Fremdbetätigte Kupplungen

 Elektromagnetische Lamellenkupplung

verzahnung)

verzahnung)
Lamellen mit

Lamellen mit
Formschluss

Formschluss
innen (Innen-
Elektromagnet
außen (Außen-

[2]

Seite 22

Quellen: [1] http://ortlinghaus.at/pdf/prod_neu/de_techn_grundlagen.pdf, abgerufen am 16.04.2020


[2] http://www.krechina.com/docs/products/Ortlinghaus/Electromagnetically%20actuated%20clutches%20and%20brakes,%
20clutchbrake%20combined%20units%20and%20tooth%20clutches/gb_23.htm, abgerufen am 16.04.2020
p

[1]

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3
Fremdbetätigte Kupplungen

 Pneumatisch betätigte Scheibenkupplung

scheiben
Kupplungs-
Innenbelüftete

[2]

Seite 23

Quellen: [1] Vgl. http://www.troma-mach.cz/wp-content/uploads/2015/07/pneumaticky-ovladane-spojky-a-brzdy-2.pdf, abgerufen


am 16.04.2020
[2] http://www.industriebedarf.de/firmen/wermelskirchen_ortlinghaus_werke_gmbh.htm, abgerufen am 16.04.2020
Automatisierte Schalt-Kupplung

 Bei automatisierten Kupplungen für automatisierte Schaltgetriebe wird das herkömmliche Kuppeln durch
einen mechatronischen Kupplungssteller ersetzt

Fahrzeuge mit automatisiert


schaltenden Getrieben benötigen eine
mechatronische Steuerung der
Reibungskupplung, um beim
Anfahren aus dem Stand oder beim
Schalten während der Fahrt die
Momentenübertragung von der
Antriebsmaschine zum Getriebe im
Hinblick auf Komfort und minimalem
Verlust an Vortriebsleistung optimal
realisieren zu können.

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 24


AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3
Planetengetriebe
Kombination aus Kupplung und Planetengetriebe in einem Bagger

Seite 25

Quelle: http://www.lehrerfreund.de/medien/_assets_bilder/tec_lehrerfreund/baumaschinen/bagger/Schaltgetriebe_
Mobilbagger_klein.png, abgerufen am 16.04.2020
Kombination aus Kupplung und Planetengetriebe in einem Bagger

Kupplung „Straße“

Quelle: http://www.lehrerfreund.de/medien/_assets_bilder/tec_lehrerfreund/baumaschinen/bagger/Schaltgetriebe_
verbindet das Hohlrad
drehfest mit dem Gehäuse
(Drehzahl = 0)

Mobilbagger_klein.png, abgerufen am 16.04.2020


AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 26
Kombination aus Kupplung und Planetengetriebe in einem Bagger

Quelle: http://www.lehrerfreund.de/medien/_assets_bilder/tec_lehrerfreund/baumaschinen/bagger/Schaltgetriebe_
Kupplung „Gelände“
verbindet das Hohlrad
drehfest mit dem
Sonnenrad

Mobilbagger_klein.png, abgerufen am 16.04.2020


AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 27
Kombination aus Kupplung und Planetengetriebe in einem Bagger

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 28


Kombination aus Kupplung und Planetengetriebe in einem Bagger

 Geländefahrt:

geschlossen

offen

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 29


Kombination aus Kupplung und Planetengetriebe in einem Bagger

 Straßenfahrt

offen

geschlossen

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 30


AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3
9-Gang Automatikgetriebe

Seite 31

Quelle: https://media.daimler.com/marsMediaSite/de/instance/ko.xhtml?oid=9904505&relId=1001&fromOid=9904505&borders=
true&resultInfoTypeId=172&viewType=thumbs&sortDefinition=PUBLISHED_AT2&thumbScaleIndex=0&rowCountsIndex=5&fr
omInfoTypeId=40627, abgerufen am 16.04.2020
Kupplungsberechnung
 Auswahlkriterien und Auswahlprozess
Die Auswahl von Kupplungen in der konstruktiven Praxis ist ein komplexer Vorgang bei dem sehr viele Bedingungen zu
berücksichtigen sind. VDI 2241 bietet hierfür eine Vielzahl von Anforderungen und Auswahlkriterien, die auszugsweise
wiedergeben werden:
 Kosten
 Antriebseinheit /-maschine
 Betriebsart
 Schaltbarkeit / Schalthäufigkeit
 Schaltqualität / Schaltkomfort
 Betätigungsart und Reaktionsgeschwindigkeit
 Ausgleichsforderung
 Drehelastische Eigenschaften
 Drehmoment- und / oder Drehzahlgrenze
 Wirkprinzip
 Baugröße
 Massenträgheitsmoment / Gewicht
 Anschlussmöglichkeit an Gesamtsystem
 Lebensdauer, Verschleiß und Zuverlässigkeit
 Wartungsfrei / Schmierzwang
 Gleichförmiges oder ungleichförmiges Übertragungsverhalten
AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 32
Grundlagen zur Kupplungsberechnung

MK Kupplungsmoment Antriebsseite
ML Lastmoment
MB Beschleunigungsmoment
J Drehträgheitsmoment Lastseite

Quelle: Steinhilper/Sauer: Konstruktionselemente des Maschinenbaus 2, S. 318, Springer-Verlag 2012


𝜙ሷ Winkelbeschleunigung
𝜙ሶ 1

𝜙ሶ 2


Welches Drehmoment MS kann die Kupplung beim Schaltvorgang
übertragen?
Welches Drehmoment MÜ kann die Kupplung maximal übertragen?

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 33


Kupplungsberechnung, schaltbar, reibschlüssig

 Berechnung des übertragbaren Drehmomentes:

Quelle: Steinhilper/Sauer: Konstruktionselemente des Maschinenbaus 2, S. 318, Springer-Verlag 2012


𝐹𝑁 𝐹𝑈 𝐹𝑁
𝜔1 𝜔2
𝑅𝑚
𝑀𝐴 𝑀𝐿

𝑏
𝑀𝐾
AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 34
AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3
[2]
[1]

DR
N

dR
N
Kupplungsberechnung, schaltbar, reibschlüssig

DR
dR b
Idealisierung der Reibflächengeometrie

Seite 35

Quellen: [1] Grote/Feldhusen: Dubbel, S. G74, Springer-Verlag 2014


[2] https://www.ortlinghaus.com/deutsch/produkte/lamellen/lamellen.html, abgerufen am 16.04.2020
Kupplungsberechnung, schaltbar, reibschlüssig

 Geometrie der Reibflächen (Lamellen):


2 2
𝐷𝑅 𝑑𝑅
𝐴𝑅 = 𝜋 − = 2𝜋 ⋅ 𝑅𝑚 ⋅ 𝑏

DR
2 2

dR
3 3
𝐷𝑅 𝑑

[2] https://www.ortlinghaus.com/deutsch/produkte/lamellen/lamellen.html, abgerufen am 16.04.2020


2 2 − 2𝑅 1 𝐷𝑅 𝑑𝑅
𝑅𝑚 = ⋅ 2 2 ≈ ⋅ + N N
3 𝐷𝑅 𝑑 2 2 2
− 𝑅
2 2
mit
AR Reibfläche [1]

Quellen: [1] Grote/Feldhusen: Dubbel, S. G74, Springer-Verlag 2014


DR Außendurchmesser
dR Innendurchmesser
Idealisierung der Reibflächengeometrie
Rm mittlerer Radius der Reibbeläge
b Belagshöhe 𝑏 = (𝐷𝑅 − 𝑑𝑅 )/2

b
FN Normalkraft auf den Reibbelägen

DR
dR
MK Kupplungsmoment
MA Antriebsmoment
ML Lastmoment [2]

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 36


Kupplungsberechnung, schaltbar, reibschlüssig

 Bei einer reibschlüssigen Kupplung muss das schaltbare Moment höher sein als das zuvor genannte
Kupplungsmoment, damit eine Synchronisierung der Wellen möglich wird. Relevant zur Auslegung sind das
übertragbare Moment MÜ und das schaltbare Moment MS

max. übertragbares Kupplungsmoment: 𝑀Ü = 𝜇0 ⋅ 𝑝 ⋅ 𝐴𝑅 ⋅ 𝑅𝑚 ≥ 𝑀𝐿 = 𝑀2

(im geschlossenen Zustand, ohne Schlupf)

Schalt- oder Rutschmoment: 𝑀𝑆 = 𝜇𝑑𝑦𝑛 ⋅ 𝑝 ⋅ 𝐴𝑅 ⋅ 𝑅𝑚 ≥ 𝑀𝐿 = 𝑀2

𝑀Ü > 𝑀S , da 𝜇0 > 𝜇𝑑𝑦𝑛

 Berechnung des Kupplungsdrehmoments MK bei mehreren (zR)Reibpaaren (Lamellen):

𝑀Ü = 𝜇𝑜 ⋅ 𝐹𝑁 ⋅ 𝑅𝑚 ⋅ 𝑧𝑅
𝑀𝑆 = 𝜇𝑑𝑦𝑛 ⋅ 𝐹𝑁 ⋅ 𝑅𝑚 ⋅ 𝑧𝑅

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 37


Kupplungsberechnung, schaltbar, reibschlüssig

 Drehmomentenkennlinie: Ms: Schaltmoment


M MKK: Kennmoment
Msyn ML: Lastmoment
MK MA: Antriebsmoment
K MS
0 Msyn: Synchronisierungsmoment
Mr: Restmoment
 t3 : Rutschzeit;
t1 : Verknüpfzeit
ML t11: Ansprechverzug beim Verknüpfen
t12: Anstiegszeit des Drehmomentes
Mr ω: Winkelgeschwindigkeit bei Rutschzeit
t12 t Δω: Differenzwinkelgeschwindigkeit, Schlupf
t11 t3
t1 𝜔1 𝜔2
𝑅𝑚
𝑀𝐴 𝑀𝐿
Anstelle des Schaltmoments wird vereinfachend

Quelle: VDI 2240


das konstante Kennmoment verwendet.
𝑏
𝑀𝐾
AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 38
Kupplungsberechnung, schaltbar, reibschlüssig

 Vereinfachter Synchronisationsvorgang einer schaltbaren Kupplung

Quelle: Steinhilper/Sauer: Konstruktionselemente des Maschinenbaus 2, S. 334, Springer-Verlag 2012


AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 39
Kupplungsberechnung, schaltbar, reibschlüssig

 Vereinfachter Synchronisationsvorgang einer schaltbaren Kupplung

Quelle: Steinhilper/Sauer: Konstruktionselemente des Maschinenbaus 2, S. 334, Springer-Verlag 2012


AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 40
Kupplungsberechnung, schaltbar, reibschlüssig
 Anforderungen:
 Beschleunigungszeit tB
 Rutschzeit tr bzw. t3

Quelle: Steinhilper/Sauer: Konstruktionselemente des Maschinenbaus 2, S. 334, Springer-Verlag 2012


 Synchrondrehzahl
tr bzw. t3
 Wärmeeintrag
 Wärmeleistung tB

 Schwingungsanregung

tr = t B

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 41


Grundlagen zur Kupplungsberechnung

MK Kupplungsmoment Antriebsseite
ML Lastmoment
MB Beschleunigungsmoment
J Drehträgheitsmoment Lastseite

Quelle: Steinhilper/Sauer: Konstruktionselemente des Maschinenbaus 2, S. 318, Springer-Verlag 2012


𝜙ሷ Winkelbeschleunigung
𝜙ሶ 1

𝜙ሶ 2
𝑀𝐵 = 𝐽𝜙ሷ = 𝐽𝜔ሶ

Dynamisches Gleichgewicht an Antrieb- und Lastseite:

𝑀A − 𝑀K = 𝐽1 𝜙ሷ 1 𝑀K − 𝑀L = 𝐽2 𝜙ሷ 2


Nennbetrieb (stationärer Betrieb MB = 0) unter Last MK  MA  ML


bei drehstarrer und drehelastischer Kupplung

Anlauf unter Last  instationärer Betrieb

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3
 Seite 42
AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3
[2]
𝑀A − 𝑀K = 𝐽1 𝜔ሶ 1

[1]
Kupplungsberechnung, schaltbar, reibschlüssig

𝑀K − 𝑀L = 𝐽2 𝜔ሶ 2

𝑀𝐾 = 𝑀𝐾𝐾 = 𝑀𝑆 = 𝑐𝑜𝑛𝑠𝑡.

Seite 43

Quelle: [1] Steinhilper/Sauer: Konstruktionselemente des Maschinenbaus 2, S. 318, Springer-Verlag 2012


[2] Steinhilper/Sauer: Konstruktionselemente des Maschinenbaus 2, S. 334, Springer-Verlag 2012
Kupplungsberechnung, schaltbar, reibschlüssig

 Bei gegebenem schaltbaren Moment und unter der Voraussetzung


𝑀𝐾 = 𝑀𝐾𝐾 = 𝑀𝑆 = 𝑐𝑜𝑛𝑠𝑡.
𝑡𝑠𝑦𝑛 𝜔𝑠𝑦𝑛 𝑡𝑠𝑦𝑛 𝜔𝑠𝑦𝑛

න 𝑀A − 𝑀KK 𝑑𝑡 = න 𝐽1 𝑑𝜔1 න 𝑀KK − 𝑀L 𝑑𝑡 = න 𝐽2 𝑑𝜔2


𝑡0 𝜔10 𝑡0 𝜔20

𝑀A − 𝑀KK 𝑡𝑠𝑦𝑛 − 𝑡0 = 𝐽1 𝜔𝑠𝑦𝑛 − 𝜔10 𝑀KK − 𝑀L 𝑡𝑠𝑦𝑛 − 𝑡0 = 𝐽2 𝜔𝑠𝑦𝑛 − 𝜔20

𝜔𝑠𝑦𝑛 − 𝜔10 𝜔𝑠𝑦𝑛 − 𝜔20


𝑀A − 𝑀KK = 𝐽1 𝑀KK − 𝑀L = 𝐽2
𝑡𝑠𝑦𝑛 − 𝑡0 𝑡𝑠𝑦𝑛 − 𝑡0

𝜔𝑠𝑦𝑛 − 𝜔10 𝜔10 − 𝜔𝑠𝑦𝑛 𝜔𝑠𝑦𝑛 − 𝜔20


𝑡𝑟 ≡ 𝑡3 = 𝐽1 = 𝐽1 𝑡𝑟 ≡ 𝑡3 = 𝐽2
𝑀A − 𝑀KK 𝑀KK − 𝑀A 𝑀KK − 𝑀L

Zwei Gleichungen für die beiden Unbekannten ωsyn und die Rutschtzeit t3
AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 44
Kupplungsberechnung, schaltbar, reibschlüssig

ω ω2 = ω1
ω10 ω10
ω20
ωsyn MA ML
J1 J2
ω20
Antrieb Last

t3 t

Kupplungszeit (Rutschzeit) Synchronwinkelgeschwindigkeit


J1 ⋅ J2 ω10 ⋅ J1 ⋅ 𝑀𝐾𝐾 − 𝑀𝐿 + ω20 ⋅ J2 ⋅ 𝑀𝐾𝐾 − 𝑀𝐴
t3 = ⋅ (ω10 − ω20 ) ωsyn =
J1 (MKK − ML ) + J2 ⋅ (MA − MKK ) J1 ⋅ 𝑀𝐾𝐾 − 𝑀𝐿 + J2 ⋅ 𝑀𝐾𝐾 − 𝑀𝐴

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 45


Kupplungsberechnung, schaltbar, reibschlüssig

ω ω2 = ω1
ω10 ω10
ω20
ωsyn MA ML
J1 J2
ω20
Antrieb Last

t3 t

Das zum Erreichen einer gewünschten (maximal zulässigen) Rutschzeit erforderliche


Kupplungsmoment wird durch Umstellen der Gleichung ermittelt:

ω10 − ω20 J1 ⋅ J2 J1 J2
Kennmoment MKK = ( )+ ⋅ ML + ⋅ MA
t3 J1 + J2 J1 + J2 J1 + J2

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 46


AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3
Wärmebelastung bei schaltbaren Kupplungen

[2]
 Thermische Kupplungsauslegung mit Berücksichtigung der Schalthäufigkeit

Seite 47

Quellen: [1] http://www.autoteile-treff.de/images/product_images/popup_images/2250_1_IMG_4118.jpg, abgerufen am 16.04.2020


[2] http://www.hehlhans.de/bilder/autos/teile/250gdwolf.jpg, abgerufen am 16.04.2020
Wärmebelastung bei Bremsen

Maximale Belastung
einer Bremsscheibe
auf einem Prüfstand,
lange Rutschzeiten
erfordern eine
thermische
Auslegung

Quelle: Grundlagen der Kraftfahrzeugtechnik – Prof. Schindler


https://youtu.be/fI6jCh3IEt0

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 48


Bremsenprüfstand am FG KM

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 49


Auslegung reibschlüssiger Schaltkupplungen

 Mechanische Schaltarbeit Q:
Die Schaltarbeit Q wird beim Kuppeln in Wärme
umgewandelt. Q ist also der Wärmeeintrag einer
Schaltung

Quelle: [1] Steinhilper/Sauer: Konstruktionselemente des Maschinenbaus 2, S. 339, Springer-Verlag 2012


[2] Steinhilper/Sauer: Konstruktionselemente des Maschinenbaus 2, S. 349, Springer-Verlag 2012
𝑡3

𝑄 = 𝑀𝐾𝐾 ⋅ න (𝜔1 𝑡 − 𝜔2 𝑡 )𝑑𝑡


0
1 1
𝑄= ⋅ 𝑀𝐾𝐾 ⋅ 𝜔10 − 𝜔20 ⋅ 𝑡3 = ⋅ 𝑀𝐾𝐾 ⋅ Δ𝜔 ⋅ 𝑡3 [1]

2 2
𝑚𝑖𝑡 𝑡3 = 𝐽𝐿 ⋅ 2 ⋅ 𝜋 ⋅ (𝑛10 − 𝑛20)

Vergleich der vorhandenen


Schaltarbeit mit dem zulässigen Wert:
!
𝑄 ≤ 𝑄𝑧𝑢𝑙
[2]

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 50


Einfluss der Nachgiebigkeit der Kupplung

PS steife Kupplung (MKK >> ML)


Schnell schaltend

nachgiebige Kupplung (MKK > ML)


langsam schaltend

Quelle: Institut für Maschinenelemente und Maschinengestaltung


zu nachgiebige Kupplung (MKK = ML)
zu langsam schaltend

Temperaturverteilung über der


Lamellenstärke s

RWTH Aachen Prof. Dr. Ing. Gold


t3 t3 t
Steinhilper/Sauer Konstruktionselemente des Maschinenbaus 2, S. 342, Springer-Verlag 2012

MK/ML
Lamellentemperatur in Abhängigkeit
von MKK/ML
AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 51
Kupplungsberechnung, schaltbar, reibschlüssig

 Auslegung nach der zulässigen spezifischen Schaltarbeit



𝑄 1
𝑞𝐴,𝑣𝑜𝑟ℎ =
𝐴𝑆𝑐ℎ𝑎𝑙𝑡 ⋅ 𝑧𝑅 0I Q

1 3
𝑚𝑖𝑡 𝑄 = ⋅ 𝑀𝐾 ⋅ (𝜔10 − 𝜔20 ) ⋅ 𝑡3
2 I
𝑢𝑛𝑑 𝐴𝑆𝑐ℎ𝑎𝑙𝑡 = 2 ⋅ 𝜋 ⋅ 𝑅𝑚 ⋅ 𝑏 dt
I

!
20
t t3 t
𝑞𝐴,𝑣𝑜𝑟ℎ < 𝑞𝐴,𝑧𝑢𝑙
qA,vorh: vorhandene flächenbezogene
spezifische Schaltarbeit
wenn nicht erfüllt: (Flächenbezogener spezifischer Wärmeeintrag)
dann Vergrößerung der Reibfläche Q: Schaltarbeit
erforderlich ASchalt: Schaltfläche
qA,zul: zulässige flächenbezogene
spezifische Schaltarbeit
AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 52
AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3
Merkmale von Reibpaarungen für Kupplungen

Seite 53

Quelle: Steinhilper/Sauer: Konstruktionselemente des Maschinenbaus 2, S. 358, Springer-Verlag 2012


Schalthäufigkeit

 Zulässige Schaltarbeit Qzul: Grafische Ermittlung:


max. Schaltarbeit −𝑆ℎü
𝑄𝑧𝑢𝑙 = 𝑄𝐸 (1 − 𝑒 𝑆ℎ )

 Zulässige Schaltarbeit bei einmaliger Schaltung


QE:
max. Schaltarbeit, bei einmaliger Betätigung
𝑄𝐸 ≤ 𝑞𝐴𝐸𝑧𝑢𝑙 ⋅ 𝐴𝑅 ⋅ 𝑧𝑅
qAEzul Zulässige flächenbezogene spezifische Schaltarbeit je Schaltung

 Schalthäufigkeit Sh: Zulässige Schaltarbeit als Funktion der


Schalthäufigkeit
Anzahl der gleichmäßig über die Zeiteinheit verteilten
Arbeitsspiele

Quelle: VDI 2241 Blatt 1


 Übergangsschalthäufigkeit Shü:
charakteristischer Wert der Schalthäufigkeit

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 54


Auswahlkriterium: zulässige Schaltarbeit Qzul

Auswahl:
• Zahl der
Schaltzyklen
• Schaltarbeit pro
Zyklus
• Bauraum

Quelle: Dubbel 19. Auflage G73


Bauarten reibschlüssiger Schaltkupplungen im Vergleich für ein
Kennmoment MKK = 500Nm und eine Drehzahl n = 1500min -1
AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 55
Auswahlkriterium: Werkstoffe
 Ausgewählte Eigenschaften einiger Reibpaarungen:
Nasslauf Trockenlauf
Sinter- Papier/ Sinter- organ.
bronze/Stahl Stahl bronze/ Beläge/
Stahl Guss
Gleitreibungszahl µdyn 0,05 bis 0,10 0,10 bis 0,12 0,15 bis 0,30 0,3 bis 0,4

max. Gleitgeschwindigkeit [m/s] 40 30 25 40


max. Reibflächenpressung 4 2 2 1
[N/mm²]
zul. Reibleistung [W/mm²] 1,5 bis 2,5 1,0 bis 2,0 1,5 bis 2,0 3,0 bis 6,0

 Eigenschaften der Reibwerkstoffe:


Reibwerkstoff Reibungskoff. m Betriebstemp. q Maximaltemp.q Arbeitsdruck
(Härte nach unten (Gegenkörper [C [C [kN/m2]
zunehmend) Gusseisen)
Baumwollgewebe
0,5 100 150 70 ... 700
Reibwerkstoffe
0,32 300 550 350 ... 1750
auf Harzbasis
gesinterte Metalle
0,3 300 600 350 ... 3500
Cermets
0,32 400 800 350 ... 1050

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 56


Kupplungsberechnung, schaltbar, reibschlüssig

 Auslegung nach der zulässigen Temperatur des Reibbelags


Q: Schaltarbeit
Spezifische Wärmekapazität
c p: spezifische Wärmekapazität
Q
cp  ΔT: Temperaturdifferenz
T m
Tzul: zulässige Temperatur
Anwendung auf die Kupplung
TU: Umgebungstemperatur
 T  Tzul  TU M: Masse
c p  c Lamelle 
1
c p  c Stahl
0I Q
Q
T  
m c p
3

Q I
Tzul   TU dt
 m c p I

20
t t3 t


AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 57
Kupplungsberechnung, schaltbar, reibschlüssig

 Schaltleistung bzw. Wärmeleistung

PS = 𝑄 ⋅ 𝑆ℎ

 Kupplungserwärmung bei Dauerschaltung

PS
𝜗=
α ⋅ AKühl

 Kupplungserwärmung bei einmaligem


Schalten

𝑄
𝜗= α: Wärmeübergangszahl
𝑚⋅𝑐 Akühl: gekühlte Oberfläche
m: an Wärmespeicherung beteiligte
Kupplungsmasse
c: spezifische Wärmekapazität

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 58


Technische Daten elektromagnetischer Lamellenkupplungen

 Technische Daten von Elektromagnet-Lamellenkupplungen

Quelle: Decker: Maschinenelemente Tabellen und Diagramme Auflage 15


AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 59
Zusammenfassung

 Kupplungen werden in nichtschaltbare Kupplungen und schaltbare Kupplungen unterteilt

 Die Übertragung der Kräfte zwischen den zu kuppelnden Bauelementen erfolgt entweder formschlüssig
oder kraftschlüssig

 Bei formschlüssigen Kupplungen ist das übertragbare Drehmoment durch die Festigkeit der
Übertragungselemente begrenzt. Schlupf zwischen Kupplungshälften ist nicht möglich.

 Bei kraftschlüssigen Kupplungen ist das übertragbare Drehmoment von der Anpresskraft der zu
kuppelnden Teile und von den Reibungsverhältnissen abhängig. Schlupf ist beim Einschalten und bei
Überbelastung möglich

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 60


Weitere Kupplungsarten

 Magnetpulverkupplung (schaltbar)
• stufenlose Veränderung des Drehmomentes
in Abhängigkeit vom Erregerstrom der Spule
Magnetkreis
• geräuschlose Betätigung
• Drehmoment proportional zum Erregerstrom
• für Dauerschlupf geeignet Außenrotor
• Anwendung: Drehmomentregelung, -begrenzung,
Erregerspule
sanfte Anfahrkupplung

Quelle: Grote/Feldhusen: Dubbel, S. G73, Springer-Verlag 2014


Magnetpulver
magnetisiertes Pulver
Innenrotor

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 61


Weitere Kupplungsarten

 Hydrodynamische Kupplung (Strömungs-, Turbo- Turbine


Pumpe
oder Föttingerkupplung)

Leitrad

Quelle: https://www.flender.com/de/products/couplings/hydrodynamicCouplings
Antrieb Abtrieb

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 62


Weitere Kupplungsarten

 Hydrodynamische Kupplung
a) Entstehungsprinzip (Schaltbild)
b) Schematischer Längsschnitt
c) Drehmomentkennlinie
(Schematisch)

Quelle: Roloff/Matek: Maschinenelemente, S. 510, Springer-Verlag 2019


Δ𝑛12 𝑛1 − 𝑛2 𝑛2
𝑆𝑐ℎ𝑙𝑢𝑝𝑓: 𝑠= = =1− = 1 − 𝑖𝑛
𝑛1 𝑛1 𝑛1

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 63


Weitere Kupplungsarten

 Gesetzmäßigkeiten für hydrodynamische Kupplungen


𝑛2
Übertragbares Drehmoment: 𝑀 = 𝜆 ⋅ 𝜌𝐹𝑙 ⋅ 𝐷5 ⋅ 𝜔12 mit Leistungszahl 𝜆=
𝑛1

Übertragene Leistung: 𝑃 = 𝑀 ⋅ 𝜔 = 𝜆 ⋅ 𝐷5 ⋅ 𝜌 ⋅ 𝜔13


Antrieb 𝑃1 = 𝑀1 ⋅ 𝜔1 = 𝜆 ⋅ 𝐷15 ⋅ 𝜌 ⋅ 𝜔13
Abtrieb 𝑃2 = 𝑀2 ⋅ 𝜔2 = 𝑀1 ⋅ 𝜔2 = 𝜆 ⋅ 𝐷25 ⋅ 𝜌 ⋅ 𝜔12 ⋅ 𝜔2

Verlustleistung: 𝑀1 = −𝑀2 = 𝑀 , 𝑃2 < 0 ,


𝑃1 + 𝑃2 + Δ𝑃 = 0
𝜔2
Δ𝑃 = −𝑃1 − 𝑃2 = −𝑀 ⋅ 𝜔1 + 𝑀 ⋅ 𝜔2 = 𝑀 ⋅ 𝜔1 ⋅ −1
𝜔1
𝑛2
Δ𝑃 = 𝑃1 ⋅ − 1 = −𝑃1 ⋅ 𝑠
𝑛1

Wirkungsgrad: −𝑃2 −𝑀2 ⋅ 𝜔2 𝜔2 𝑛2


𝜂𝑘 = = = = =1−𝑠
𝑃1 𝑀1 ⋅ 𝜔1 𝜔1 𝑛1

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 64


AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 65
Kupplungen und Bremsen
Teil 3

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3
Bremsen

𝑀1
[1]

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3
𝜔1
Welle 1
Welle 2
[2]

𝜔2
𝑀2 = 𝑀𝐵𝑟𝑒𝑚𝑠

Seite 3

Quellen: [1] https://kradblatt.de/bmw-s-1000-rr-modell-2019/, abgerufen 16.04.2020


[2] https://www.motorradonline.de/ratgeber/alpen-masters-2015-so-testet-motorrad-bremsen-und-handling/, abgerufen
16.04.2020
[3]
Reibungsbremsen

 Reibungsbremsen
 Werden in der Technik zahlreich angewendet und haben in ihrer Wirkungsweise eine sehr starke Ähnlichkeit mit der
Reibungskupplung

Einteilung der Bremsen


1. Nach der Einleitung der Bremskraftrichtung: 3. Nach der Lage der Bremsflächen:
a) Radialbremsen (z.B. Backenbremsen) a) Außenflächenbremsen (z.B. Außenbackenbremsen)
b) Axialbremsen (z.B. Scheibenbremsen)
b) Innenflächenbremsen (z.B. Innenbackenbremsen)
2. Nach der Form der Reibflächenpaarungen:
a) Backenbremse
b) Scheibenbremse, Lamellenbremse
c) Bandbremse
d) Trommelbremse
e) Kegel- oder Konusbremse

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 4


Reibungsbremsen

 Prinzipieller Aufbau

Quelle: Roloff/Matek: Maschinenelemente, S. 516, Springer-Verlag 2019


 Prinzipielle Aufgaben
• Verzögerung bewegter Massen
• Erzeugung eines Gegenmomentes für Antriebsaggregate (Leistungsbremse)
• Festhalten einer Last (Haltebremse)

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 5


Reibungsbremsen

 Bauformen mechanischer Bremsen:

a. Innenbackenbremse

Quelle: Steinhilper/Sauer: Konstruktionselemente des Maschinenbaus 2, S. 311, Springer-Verlag 2012


b. Außenbackenbremse

c. Bandbremse

d. Scheibenbremse [Dub97]

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 6


Bandbremsen

Aufbau und wirkende Kräfte

Steinhilper/Sauer Konstruktionselemente des Maschinenbaus Springer-Verlag


AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 7
Innenbackenbremse

Innenbackenbremsen auch Trommelbremsen genannt.

Unterscheidung nach Ausführungsformen:


1. Simplex-Bremse

Steinhilper/Sauer Konstruktionselemente des Maschinenbaus Springer-Verlag


2. Duplex-Bremse
3. Servo-Bremse

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 8


Innenbackenbremse

 Simplex-Bremsen  Duplex-Bremsen
 Symmetrischer Aufbau und Symmetrische  Unsymmetrischer Aufbau
Krafteinleitung  Je nach dem Drehsinn der Welle
 Bremsmoment für beide Drehrichtungen unterschiedlich große
gleich Bremsmomente

Hanibal: Konstruktionselemente 2, VL Skript, FH Südwestfalen.


AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 9
Innenbackenbremse

 Duplex-Bremsen
 Unsymmetrischer Aufbau.
 Je nach dem Drehsinn der Welle
unterschiedlich große
Bremsmomente.

https://deacademic.com/dic.nsf/dewiki/358092

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 10


Innenbackenbremse

 Servo-Bremsen
 Unsymmetrischer Aufbau. Drehpunkt schwimmend gelagert. Durch einen
Druckbolzen wird die Abstützkraft der Primärbacke (auflaufend) auf die
Sekundärbacke (ablaufend) übertragen und eine Selbstverstärkung bei
beiden Bremsbacken in eine Fahrtrichtung hervorgerufen.
 Bei der Rückwärtsfahrt ist die Selbstverstärkung nicht gegeben.

Steinhilper/Sauer Konstruktionselemente des Maschinenbaus Springer-Verlag


 Je nach dem Drehsinn der Welle unterschiedlich große Bremsmomente.

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 11


[1]

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3
Außenbackenbremse

 Außenbackenbremse nach DIN 15435

[2]

Seite 12

Quellen: [1] Decker: Maschinenelemente, S. 546, Carl-Hanser-Verlag 2014


[2] https://mindyour.design/work/pintsch-bubenzer, abgerufen 16.04.2020
Außenbackenbremse

 Außenbackenbremse mit starr befestigter Bremsbacke


a) Einfache Backenbremse
b) Freischnitt der einzelnen Komponenten

Quelle: Köhler/Rögnitz: Maschinenteile 2, S. 266, Vieweg+Teubner-Verlag 2008


AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 13
Scheibenbremse

Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Scheibenbremse, abgerufen 16.04.2020


Scheibenbremse mit Innenbelüftung beim PKW Scheibenbremse mit Lochung beim Motorrad

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 14


Scheibenbremse

 Komponenten einer Scheibenbremse


 besser geeignet für hohe Drehzahlen (weniger
Massenträgheit, weniger Platz)
 bessere Wärmeabfuhr

Quelle: Decker: Maschinenelemente, S. 547, Carl-Hanser-Verlag 2014


AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 15
Scheibenbremse: Sattelbauarten

 Festsattel Innenbelüftung
1) Bremsscheibe
2) Bremskolben
hydraulischer
3) Hydraulischer Anschluss
Druck
4) Entlüftungsschrauben

Quelle: Breuer/Bill: Bremsenhandbuch S. 136, Springer-Vieweg 2017


M

Ft Ft

Bremskolben
Bremsbeläge

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 16


Scheibenbremse: Sattelbauarten
Schwimmsattel, wird
 Schwimmrahmensattel hydraulischer
durch Kolben verschoben;
axiale Lagerung des
1) Bremsscheibe Druck
Gehäuses erforderlich
2) Bremskolben
3) Hydraulische Anschluss
4) Entlüftungsschraube
5) Halter
6) Rahmen

Quelle: Breuer/Bill: Bremsenhandbuch S. 136, Springer-Vieweg 2017


Bremskolben

Innenbelüftung
Bremsbeläge
AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 17
Grundlagen zur Kupplungsberechnung

MK Kupplungsmoment
ML Lastmoment Antriebsseite
MB Beschleunigungsmoment

Quelle: Steinhilper/Sauer: Konstruktionselemente des Maschinenbaus 2, S. 318, Springer-Verlag 2012


J Drehträgheitsmoment
𝜙ሷ Winkelbeschleunigung
Lastseite

𝜙ሶ 1

𝜙ሶ 2
𝜑ሶ 1 = 𝜔1


𝐽2 ∙ 𝜑ሷ 2 = 𝑀𝐾 − 𝑀𝐿 𝜑ሶ 2 = 𝜔2

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 18


Grundlagen zur Kupplungsberechnung

MB Bremsmoment Antriebsseite steht still ! 𝑀𝐴 = 0 und 𝑀𝐾 ≡ −𝑀𝐵


ML Lastmoment
J Drehträgheitsmoment
𝜙ሷ Winkelbeschleunigung

Quelle: Steinhilper/Sauer: Konstruktionselemente des Maschinenbaus 2, S. 318, Springer-Verlag 2012


Lastseite

-
𝜙ሶ 2

𝜑ሶ 2 = 𝜔2

 𝐽2 ∙ 𝜑ሷ 2 = −𝑀𝐵 − 𝑀𝐿

Wir wissen natürlich, dass das Beschleunigungsmoment


aufgrund der Abremsung anderherum wirkt! Das
wird auf der folgenden Folie im Momentenhaushalt entsprechend „korrigiert“.

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 19


Grundlagen zur Bremsensberechnung
ML Lastmoment Antriebsseite steht still ! 𝑀𝐴 = 0 und 𝑀𝐾 ≡ −𝑀𝐵
MB Bremsmoment
J Drehträgheitsmoment Lastseite
𝜑ሷ Winkelbeschleunigung
𝑡𝑏 Bremszeit

Quelle: Steinhilper/Sauer: Konstruktionselemente des Maschinenbaus 2, S. 318, Springer-Verlag 2012


-
Dynamisches Gleichgewicht an der Lastseite: 𝜙ሶ 2

𝐽2 ∙ 𝜑ሷ 2 = −𝑀𝐵 − 𝑀𝐿 ∆𝜔
𝜑ሷ = 𝜔ሶ = 𝜑ሶ 2 = 𝜔2
∆𝜔 𝑡𝐵
𝐽2 = −𝑀𝐵 − 𝑀𝐿 𝜔
𝑡𝐵 ∆𝜔 = 𝜔2,𝑛𝑒𝑢 − 𝜔2
∆𝜔 = 0 − 𝜔2 < 0
−𝐽2 = −𝑀𝐵 − 𝑀𝐿
𝑡𝐵
∆𝜔 Passt! Die Drehträgheit 𝑡𝐵 t
𝑀 = 𝐽 −𝑀𝐿 wirkt dem Bremsmoment
𝐵 2 𝑀𝐵
𝑡𝐵 entgegen und die Last 𝑀𝐵
unterstützt das Bremsen.
= 𝑘𝑜𝑛𝑠𝑡.
𝐽2 ∆𝜔
𝑡𝐵 =
𝑀𝐵 + 𝑀𝐿
𝑡𝐵 t
AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 20
Normen und weiterführende Literatur

 DIN Normen für Kupplungen


 DIN 740 Antriebstechnik; Nachgiebige Wellenkupplungen
 DIN 3238 Druckluftkupplungen - Klauenkupplung, 42 mm Klauenabstand, mit Sicherungsmutter
 VDI 2240 Wellenkupplungen – systematische Einteilung nach ihren Eigenschaften
 VDI 2241 schaltbare, fremdbetätigte Reibkupplungen und –bremsen

 DIN Normen für Bremsen


 DIN 15432 Antriebstechnik; Bremsscheiben; Hauptmaße
 DIN 15434 Antriebstechnik; Trommel- und Scheibenbremsen; Berechnungsgrundsätze
 DIN 27205 Zustand der Eisenbahnfahrzeuge - Bremse - Teil 2: Scheibenbremse, mechanischer Teil

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 21


AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 22
Zugmitteltriebe
Teil 1 Riemengetriebe

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3
[1]
 Beispiele 1

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3
Zugmittelgetriebe

 Zugmittelgetriebe

[2]
 Mercedes-V6-Rennmotor aus der DTM

 Elektrokettenzug zum Anheben von Gütern, Maschinen etc.

[3]
 Ventilsteuerung durch zwei obenliegende Nockenwellen, angetrieben durch eine Steuerkette

Seite 3

Quellen: [1] https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Mercedes_V6_DTM_Rennmotor_1996.png, abgerufen am 14.04.2020


[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Steuerkette, abgerufen am 14.04.2020
[3] https://www.liftket.de/wp-content/uploads/Dateien/BA_B13_B15_2015_07_deutsch.pdf, abgerufen am 14.04.2020
Zugmittelgetriebe

 Zugmittelgetriebe
 Beispiele 2
 Kettengetriebe im Hybridantrieb von Toyota
 Der Benzinmotor ist hierbei mit dem
Planetenträger verbunden, der Generator mit dem
Sonnenrad und der E-Motor mit dem Hohlrad
sowie über ein Kettengetriebe direkt mit dem
Antrieb.
 Das Planetengetriebe verteilt je nach
Betriebszustand die Leistung des Vierzylinders zu
den Rädern oder zum Generator. Damit kann der
Motor, ähnlich dem seriellen Hybriden, möglichst
häufig im Bereich des optimalen Verbrauchs
laufen. Das Planetengetriebe macht ein
Schaltgetriebe und eine Kupplung überflüssig.

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 4


Zugmittelgetriebe

 Zugmittelgetriebe dienen zur: Wandlung von


Drehzahlen und Drehmomenten,
Drehrichtungsänderung und zum Transport von Gütern
(Förderbänder)
 Bestehen aus:

Quelle: Steinhilper Sauer: Konstruktionselemente des Maschinenbaus 2, Springer, 7. Auflage


 mehreren Scheiben oder Räder, die sich nicht berühren
 Umschlungen von Zugmittel (Riemen oder Kette)

 Zugmitteltriebe übertragen Bewegungen (Drehzahlen


und Leistungen) zwischen zwei Wellen
 geeignet zur Leistungsübertragung zwischen parallel oder unter
beliebigem Winkel Riemenscheiben
 die Wellen können verhältnismäßig großen Abstand haben.

 Zugmittelstränge zwischen den Rädern sind die Trume


 Lasttrum: ziehendes Trum
 Leertrum: gezogenes Trum (Leertrum hängt meistens durch)
 Lasttrum wird um die Nutzkraft stärker beansprucht als Leertrum

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 5


Zugmittelgetriebe

 Konstruktive Maßnahmen zur Inbetriebnahme


 Veränderung der Räderabstände zur Auflage der Zugmittel und zur Vorspannung nötig
 Alternative: Verwendung einer Spannrolle

 Umlenkrollen dienen:
 Zur Vorspannung
 Zur Vergrößerung des Umschlingungswinkels an den Rädern, damit höhere Leistungsübertragung möglich

 Bei mehr als zwei Rädern:


 Leistungsverzweigung möglich
 Entgegengesetzte Drehrichtungen möglich (für die außerhalb des Zugmittels angeordneten Räder dreht sich die Drehrichtung um)

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 6


AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3
Zugmittelgetriebe

Seite 7

Quelle: Steinhilper Sauer: Konstruktionselemente des Maschinenbaus 2, Springer, 7. Auflage


AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3
Zugmittelgetriebe

Seite 8

Quelle: Steinhilper Sauer: Konstruktionselemente des Maschinenbaus 2, Springer, 7. Auflage


Zugmittelgetriebe

Quelle: Steinhilper Sauer: Konstruktionselemente des Maschinenbaus 2, Springer, 7. Auflage


 Kraftübertragung Erfolgt vom Antriebsrad auf das Zugmittel und vom Zugmittel auf das Abtriebsrad
 a) kraftschlüssig (Reibung zw. Rad und Zugmittel) über Reibwert und Berührungsfläche (Umschlingung) zwischen
Zugmittel und Scheibe definieren die Kraftübertragung, Schubspannungen

Beispiele: Keilriemen, Flachriemen, Seil

 b) oder formschlüssig (Verzahnung zw. Rad und Zugmittel), aufeinander abwälzende Formteile bilden den
Formschluss, Austausch der Umfangskräfte durch Normalkräfte

Beispiele: Zahnriemen, Kette


AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 9
[1]

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3
Zugmittelgetriebe

[2]

[3]

Seite 10

Quellen: [1] https://www.forbo.com/movement/de-de/produkte/flachriemen/p32a4r, abgerufen am 14.04.2020


[2] http://www.bs-wiki.de/mediawiki/index.php?title=Riementriebe, abgerufen am 14.04.2020
[3] https://de.wikipedia.org/wiki/Kettengetriebe, abgerufen am 14.04.2020
Zugmittelgetriebe
Leistung in kW
100 101 101 103 104 105 106

Maximalwerte
von:
- Leistung P

Quelle: Steinhilper Sauer: Konstruktionselemente des Maschinenbaus 2, Springer, 7. Auflage


- Drehzahl n Drehzahl in min-1
100 101 101 103 104 105 106
- Umfangsgeschw. v

der häufigsten Getriebearten,


(schraffierte Höhe = serienmäßig,
Geschwindigkeit in m/s
Gesamthöhe
0 50 100 150 200 250 300
mit Sonderausführungen)

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 11


Zugmittelgetriebe
Zugmittelgetriebe

Kraftschlüssig formschlüssig

Treibscheibenantrieb Riemenantrieb Zahnriemenantrieb Kettentriebe

Flachriemen

z. B. für
Keilriemen
• Last- und Förderketten
• Elektro- und
Rundriemen Kettenzüge
• Kreisförderer

z. B. für z. B. für z. B. für z. B. für


• Aufzüge • Leistungsübertragung • Leistungsübertragung • Leistungsübertragung
• Seilbahnen • Fördermittel • Linearantriebe • Fördermittel
• Schachtförderanlagen (Bandförderer) (Bandförderer)

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 12


Riementriebe

 Vorteile von Riemengetrieben sind u.a.


 einfacher Aufbau mit der Möglichkeit vielfältiger, auch nicht paralleler, Wellenanordnungen
 elastische Stoßaufnahme und Stoßdämpfung
 geräuscharmer Lauf (Zahnriemen ausgenommen)
 Unempfindlichkeit gegenüber kurzzeitiger Überlastung durch das Auftreten von Gleitschlupf (Zahnriemen ausgenommen)
 hohe Gleichlaufgenauigkeit bei gleichbleibender Belastung und Reibungszahl
 vergleichsweise niedrige Anlagenkosten, insbesondere bei größeren Wellenabständen und Mehrfachantrieben
 geringer Wartungsaufwand

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 13


Riementriebe

 Nachteile von Riemengetrieben sind u.a.


 bei Kraftschluss der unvermeidbare Dehnschlupf (bis zu 2%) durch die im Betrieb unterschiedliche Dehnung von Leer- und Lasttrum
 zusätzliche Wellenbelastung durch die für den Kraftschluss notwendige Riemenspannung
 größere Wellenabstände im Vergleich mit Zahnradstufen
 relativ enge thermische Einsatzgrenzen (abhängig vom Riemenwerkstoff zwischen -50°C und +80°C)
 Abhängigkeit der Reibungszahl und der Riemendehnung von Umgebungseinflüssen (Feuchtigkeit, Staub, Temperatur,
Verunreinigungen)
 mit der Zeit eintretende bleibende Riemendehnung (Nachspannen erforderlich)
 durch Reibung u.U. auftretende elektrostatische Aufladungen

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 14


Einteilung der Zugmittelgetriebe

 Riemenantrieb mit:

a) Flachriemen (reibschlüssig, kraftschlüssig), schlupfbehaftet

 besonders geeignet für große Wellenabstände,


 hohe Umlaufgeschwindigkeiten,
 große bis sehr kleine Umfangskräfte und für Mehrwellenantriebe.
 Anwendungsgebiete: Verarbeitungsmaschinen (Textil-, Lebensmittel-,Papier-, Druckerei-, Verpackungs-,
Holzverarbeitungsmaschinen), Werkzeugmaschinen, Gerätetechnik.
 Im Bereich Fördertechnik: zum Transport von Schütt- und Stückgut

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 15


Einteilung der Zugmittelgetriebe

b) Keilriemengetriebe (reibschlüssig, kraftschlüssig), schlupfbehaftet

 geeignet für kleine Wellenabstände und


 große Übersetzungen.
 Anwendung: allgemeiner Maschinenbau für mittlere Antriebsleistungen
 kommen mit kleineren Umschlingungswinkeln und kleineren Spannkräften aus. Dadurch geringere
Wellen- und Lagerbelastungen als in Flachriemengetrieben.
 Möglich wegen Abstützung der radial wirkende Spannkraft an den geneigten Flanken der Keilrillen ,
dadurch verstärkte Anpresskraft für den Reibschluss erzeugt

c) Rundriemen (reibschlüssig, kraftschlüssig) , schlupfbehaftet

 Geigenet nur zur Bewegungsübertragung (nicht zur Leistungsübertragung)


 Rundriemen sind beliebig räumlich umlenkbar (lassen sich leichter verbiegen)
 Anwendung: Geräte- und Feinwerktechnik. Antriebe von Kinderspielzeugen

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 16


Einteilung der Zugmittelgetriebe

d) Zahnriemen (Synchronriemen), formschlüssig, schlupffrei

 realisieren durch den Formschluss praktisch winkeltreue Bewegungsübertragung.


 Anwendungsbereiche: Positioniergenauigkeiten (z.B. Schlittenantriebe in Werkzeugmaschinen,
Portalrobotern, Druckern oder Schreibmaschinen) oder Winkeltreue (z.B. Nockenwellenantriebe in
Verbrennungsmotoren)
 Weitere Anwendungen im Bereich allgemeiner Maschinen- und Gerätebaus universelles
Übertragungsmittel für kleinere Leistungen

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 17


AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 18
Zugmitteltriebe
Teil 1 Riemengetriebe – Arten, Gestaltung und Dimensionierung

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3
Riemengetriebe

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3
Seite 3

Quelle: Steinhilper Sauer: Konstruktionselemente des Maschinenbaus 2, Springer, 7. Auflage


Riemengetriebe

 Es lassen sich Drehrichtungen relativ einfach durch gekreuzte Riemen bei nur zwei beteiligten Rädern (An-
und Abtrieb) realisieren.
 a) einfachste Bauweise, das offenes Riemengetriebe
 b) gekreuztes Riemengetriebe
 Mit Riemen lassen sich räumlich verschieden zueinander liegende Wellen verbinden und antreiben.
 c) Winkelgetriebe mit beliebigen Winkeln zwischen Antriebsrad und Abtriebsrad
 Damit lassen sich auch um 90° zueinander liegen Räder miteinander verbinden
 d) sogenannte halbgekreuzte (geschränkte) Riemengetriebe
 Für den einwandfreien Lauf müssen die Konstruktionsmaße e1 (Antriebsrad) zwischen 0,5 bis 0,6 der
Riemenbreite b und e2 (Abtriebsrad) zwischen 0,1 bis 0,2 der Riemenbreite sein.
 Der Winkel am ablaufenden Trum darf 25° nicht überschreiten. Das ergibt einen bestimmten
Mindestabstand zwischen den Rädern ebenfalls abhängig von ihren Radien

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 4


Riementriebe

Riemenführungen

Offener Riementrieb

Quelle: Steinhilper Sauer: Konstruktionselemente des Maschinenbaus 2, Springer, 7. Auflage


Gekreuzter Riementrieb

Winkeltrieb

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 5


Riemengetriebe

Riemenführungen

Halbgekreuzter (geschränkter)Riementrieb

Quelle: Steinhilper Sauer: Konstruktionselemente des Maschinenbaus 2, Springer, 7. Auflage


AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 6
Riemengetriebe

 Auf diese Weise kann man


 a) ebene und
 b, c) räumliche Riemengetriebe bauen
a) b, und c) nennt man auch Mehrfachantriebe: zur Kraftübertragung von meist einer Antriebes- auf
mehrere Abtriebsscheiben.

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 7


Riemengetriebe

 Mit Riemen kann man auch sehr einfach Schalt- und Verstellgetriebe zur festen und variablen
Leistungsübertragung bauen
 a) Stufenscheibengetriebe (über Scheibendurchmesser sind die Übersetzungsverhältnisse fest)
 b) Kegelscheibengetriebe
 c) Keilscheiben-Verstellgetriebe (Übersetzungsverhältnis lässt sich stufenlos auch während des Laufs
verstellen)

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 8


Riemengetriebe

 Geometrieauslegung
 Voraussetzung für diese einfache Betrachtung: Vernachlässigung der Riemendicke bei
Flachriemen, und des Dehnschlupfes bei Riemen
(außer Zahnriemen).
 dk... Teilkreisdurchmesser
kleines Rad dg

 dg… Teilkreisdurchmesser
großes Rad
 e… Achsabstand
α
 nk… Drehzahl kleines Rad
e
 ng… Drehzahl großes Rad
 α… Trumneigungswinkel

dk

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 9


Riemengetriebe - Riemenlänge
d g  dk
  arcsin(
Umfang Halbkreis großes Rad
 Trumneigungswinkel: )
2
dk
2e

dk dg
dk 2 dg 2
 sin   sin 
2 2
Parallelverschiebung
α
e  cos  e
Abziehen unteren Halbkreis Dazuaddieren unteren Halbkreis:
(links und rechts): (links und rechts)
d dg
2  k  sin  2  sin 
2 2

Riemenlänge bei zwei Rollen


𝐿 = 2𝑒 ⋅ cos 𝛼 +
𝜋 𝜋
𝐿 = 2𝑒 ⋅ cos 𝛼 + 𝑑𝑘 + 𝑑𝑔 +
2 2
𝜋 𝑑𝑔 𝑑𝑘 Sinus von kleinen Winkeln
𝐿 = 2𝑒 ⋅ cos 𝛼 + (𝑑𝑘 + 𝑑𝑔 ) + 2 ⋅ ⋅ sin 𝛼 − 2 ⋅ ⋅ sin 𝛼
2 2 2 ist der Winkel selbst
Umfang Halbkreis kleines Rad

ecos L  2e  cos  

( dk  d g )   ( d g  dk )
AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 2 Seite 10
Riemengetriebe
β1 Übersetzung:
v dab nan zab
i  
dg dan nab zan
Trumneigungswinkel:
d g  dk
  arcsin( )
2e
v
α e Riemen-/ Kettengeschwindigkeit:
v  dk    nk  dg    ng
v Umschlingungswinkel:

dk 1  180   2 d g  dk
sin α 
 2  180   2 2e
β2 v
Riemenlänge (zwei Rollen):

L  2e  cos   ( dk  dg )  ( dg  dk )
2
AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 11
Riemengetriebe

 Riemen- Kettenlänge bei mehr als zwei Rollen:


 Hier muss individuell pro Rad der Umschlingungswinkel berücksichtigt werden
l2
b2

d3
d2 Riemenlänge (mehr als zwei Rollen):

L  l1  l 2  ....  b1  b2
l1
l3

d1

b1

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 12


Riemengetriebe - Vorspannungsmöglichkeiten

Dehnspannung:

Spannrollen:

Quelle: Roloff/Matek: Maschinenelemente, Springer, 21. Auflage


Spannschiene:

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 13


Riemengetriebe - Vorspannungsmöglichkeiten

Spannschlitten:

Selbsttätiges Spannen:

Quelle: Roloff/Matek: Maschinenelemente, Springer, 21. Auflage


AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 14
Riemengetriebe - Riemenarten und Riemenwerkstoffe

Kriterien hinsichtlich der Antriebs- und


Abtriebsbedingungen:

• Hohe Zerreißfestigkeit

• Gutes Reibverhalten

• Unempfindlichkeit gegenüber
Umwelteinflüssen

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 15


Riemengetriebe - Riemenarten und Riemenwerkstoffe

Flachriemen

Quelle: [1] https://www.lederriemen.com/lederriemen-nevada_100940_1078, abgerufen am 14.04.2020


Lederriemen

[1]

Gewebereimen (Textilriemen)

Kunststoffriemen

[2]
AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 [2] Seite 16
Riemenarten und -werkstoffe

Flachriemen

Mehrschicht- oder Verbundriemen

Quelle: Roloff/Matek: Maschinenelemente, Springer, 21. Auflage


Chromleder-Laufschicht (L)

Zugschicht aus Kunststoff (Z)

Schutz- oder Deckschicht (D)

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 17


Riemenarten und -werkstoffe

Keilriemen

Keilriemen unterscheiden sich von den


Flachriemen durch ihre trapezförmige
(keilförmige) Querschnittsform.

Quelle: Steinhilper Sauer: Konstruktionselemente des Maschinenbaus 2, Springer, 7. Auflage


a) Normalkeilriemen
b) Schmalkeilriemen
c) Flankenoffener Schmalkeilriemen
(gezahnt)
d) Breitkeilriemen (gezahnt)
e) Doppelkeilriemen
f) Verbundkeilriemen
g) Keilrippenriemen

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 18


Riemenarten und -werkstoffe

Keilriemen
 Typen und Bauarten
 Typen = geometrische Abmessungen
 Bauarten = innerer Aufbau

 Endlose (Normal-)Keilriemen (a) nach DIN 2215 ; Anwendung von Feinwerktechnik bis große Maschinen, kleine
Drehzahlen, rauher Betrieb.
 Endlose Schmalkeilriemen (b) nach DIN 7753; mit Scheiben nach DIN 2211. Höhere Leistungen bei gleicher Breite als
nach DIN 2215. Werden am häufigsten eingesetzt.

 Endlose Breitkeilriemen (d) nach DIN 7719 für Drehzahlwandler (Verstellgetriebe). Leistung ca. 20% geringer als bei
Keilriemen gleicher Profilhöhe.

 Endlose Hexagonalriemen (e) als Doppelriemen für Landmaschinen mit Vielwellenantrieben und gegenläufigen Scheiben.

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 19


Riemenarten und -werkstoffe

Keilriemen

 Flankenoffene Keilriemen (c) mit Profil nach DIN 2215 / 7753; keine Gewebeummantelung. Unterbau sehr biegeelastisch
und quersteif. Höhere Leistungen bei kleinen Scheiben und hohen Riemengeschwindigkeiten. Robust gegen Wärme,
Schlupf, Öl und Abrieb. Liefern bessere Maßqualitäten als ummantelte Riemen.

 Verbundkeilriemen (f) bestehen aus bis zu 5 Keilriemen, die mit Deckband am Rücken verbunden sind. Das Deckband
behindert Schwingungen einzelner Riemen und Verdrillen des Riemens.

 Keilrippenriemen (g) nach DIN 7867 sind aus Verbundriemen entwickelt worden. Verschiedene Profile mit
unterschiedlichem Rippenabstand. Gegenbiegung möglich; kleine Riemenscheiben möglich; hohe
Riemengeschwindigkeiten.

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 20


Riemenarten und -werkstoffe

Keilriemen

Größere Flexibilität des Riemens durch gezahnte


Ausführung  kleinere Wirkdurchmesser
möglich.

Der Keilriemen zieht sich bei Belastung in die


trapezförmige Rille der Scheibe.

Quelle: Roloff/Matek: Maschinenelemente, Springer, 21. Auflage


Durch Keilwirkung an beiden Flanken erfolgt
Reibschluss.

Keilriemen darf selbst nicht auf dem Rillengrund


aufliegen.

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 21


Riemenarten und -werkstoffe

Synchronriemen (Zahnriemen)

Der Synchronriemen ist ein formschlüssiges


Antriebselement. Entsprechend der
vorgesehenen Teilung besitzt der Synchron-
riemen in gleichmäßigen Abständen Zähne, die in
die jeweiligen Zahnlücken der Riemen-scheibe
eingreifen somit den Formschluss herstellen.

Quelle: Roloff/Matek: Maschinenelemente, Springer, 21. Auflage


AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 22
Riemenarten und -werkstoffe

Synchronriemen (Zahnriemen)

Vorteile:
• Festes Übersetzungsverhältnis
• Wartungsfrei, geräuscharm

Quelle: [1] https://t1p.de/yeik, abgerufen am 14.04.2020

[3] https://t1p.de/9p7i, abgerufen am 14.04.2020


[2] https://t1p.de/gaax, abgerufen am 14.04.2020
Nachteile:
• Teure Verzahnung nötig
(an Riemen und Scheibe)
• Empfindlich gegen Belastungsstöße

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 23


Riemenarten und -werkstoffe
Synchronriemen mit Trapezzahn:
• Nach DIN 7721 genormt
• Auch als Synchroflex bezeichnet

Synchronriemen mit Rundzahn (HTD):

Quelle: Roloff/Matek: Maschinenelemente, Springer, 21. Auflage


• „High Torque Drive“

Meist firmenspezifische Bezeichnung der Riemen


AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 24
AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 25
Zugmitteltriebe
Teil 1 Riemengetriebe - Flachriemen

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3
Riemengetriebe

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3
Seite 3

Quelle: Steinhilper Sauer: Konstruktionselemente des Maschinenbaus 2, Springer, 7. Auflage


Flachriemengetriebe – Berechnung
Riementriebe können eine Leistung nur dann
übertragen, wenn die Reibkraft FR zwischen
Riemen und Scheibe mindestens gleich oder
größer ist als die zu übertragende Umfangskraft
Ft:
FR =   F N  F t

Wird die treibende Scheibe d1 durch ein


Drehmoment Mt angetrieben, dann ist die von der
Scheibe auf den Riemen zu übertragende
Umfangskraft:

Quelle: Roloff/Matek: Maschinenelemente, Springer, 21. Auflage


2  M t1
Ft =
d1
Momentengleichgewicht:

d  d  d 
Ft   1   F2   1   F1   1   0
2 2 2 Antriebsseite Abtriebsseite

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 4


Flachriemengetriebe – Berechnung

Die wirklich nutzbaren Trumkräfte berechnen sich aus den eigentlichen


Trumkräften (Riemenbelastung) ohne den Fliehkraftanteil Ff

Quelle: Roloff/Matek: Maschinenelemente, Springer, 21. Auflage


F'1

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 5


Flachriemengetriebe – Berechnung

dFN‘

F‘+dF‘ F‘
dφ dFR
dφ/2 ‘

β φ

Quelle: Roloff/Matek: Maschinenelemente, Springer, 21. Auflage


F‘2
F‘1 y

x
Kräfte an einem
differentiellen
Riemenelement
AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 6
Flachriemengetriebe – Berechnung

Bedingung für rutschfreien Betrieb: dFR '    dFN '


d d
Kräftegleichgewichte:  Fx '  0  ( F ' dF ' )  cos 2
 F ' cos
2
 dFR ' (1)

d d
dFN‘
dFR ‘
 Fy '  0  ( F ' dF ' )  sin 2
 F ' sin
2
 dFN ' (2)

F‘+dF‘ F‘
d
dφ cos 1
dφ/2 2
d d
β φ mit: sin 
2 2
F'1 F'2 d
dF  sin 0
2

x
aus (1): dFR '  dF '
aus (2): dFN '  F 'd
AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 7
Flachriemengetriebe – Berechnung
dFR '    dFN '

mit: dFR '  dF ' dF '    F 'd
dFN '  F 'd
M t1

übertragbare Umfangskraft ohne Rutschen:


1 F1 '  F1 F2
 dF '    d 1
F' F ' F '  dF '  0  d
2

F 

Trumkraftverhältnis m
lnF F1     0 ln F1  ln F2      0

2

1 2 3 4 5
F1
ln F1  ln F2    e
e e F2

damit die Treibfähigkeit nach Eytelwein:

F1
 e   m Trumkraftverhältnis
F2 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5
Reibwert μ
AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 8
Treibfähigkeit nach Eytelwein

Das Poller-Seil-Problem:

EULER hatte seine Lösung schon 1762 vor der Berliner Akademie vorgetragen.

Bei den Anwendern populär machte diese Lösung jedoch erst JOHANN ALBERT EYTELWEIN
(1764-1848), ein Wasserbauingenieur in Preußen, der auch als einer der Gründer der Bauakademie

Quelle: http://www.portraitindex.de/documents/obj/33419685, abgerufen am 14.04.2020


in Berlin in Erscheinung trat (1799) und später über lange Jahre (1810-1830) der Direktor der
Oberbaudeputation in Berlin war, des höchsten bautechnischen Beratungs- und
Verwaltungsgremiums in Preußen. EYTELWEIN veröffentlichte im Jahre 1808
ein drei Bände umfassendes Handbuch der
Statik fester Körper, das über Jahrzehnte
hinaus die wichtigste Quelle moderner
Berechnungsmethoden für die deutschen
Bauingenieure bleiben sollte.
Im zweiten Band auf Seite 21 bis 23
wird die Lösung des Poller-Seil-Problems
präsentiert.
AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 9
Flachriemengetriebe – Berechnung
maximal übertragbare Umfangskraft (Nutzkraft):
 F1  F2
mit: e  m

maximal übertragbares Moment:


e… Exponentialfunktion

(Eulersche Zahl)
μ… Haftreibungsbeiwert
M t1
Riemenbreite b: β… Umschlingungswinkel

P  cB  c m… Trumkraftverhältnis
b cB… Betriebsfaktor
Pn
cμ… Faktor für Umwelteinflüsse
P… zu übertragende Leistung
Pn… Nennleistung des Riemens
(pro Zentimeter Breite)

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 10


Flachriemengetriebe – Berechnung
Wellenbelastung
• Vorspannkräfte von Achsen/ Wellen aufgenommen
• Wellenbelastung abhängig beiden Trumkräften
Ff
→ mit Kosinussatz für allgemeine Dreiecke:
F1  F2 F2‘

FW  F1  F2  2  F1  F2  cos 


2 2 2

F2‘
FW
β
FW  F1  F2  2  F1  F2  cos 
2 2

F1‘
F‘W
FWf
Im Stillstand bzw. Langsambetrieb Erhöhung
durch fehlende Fliehkraft

FW  FW  FWf  FW  Ff 2  1  cos  


F1‘
→ Sicherheitsfaktor noch berücksichtigen!
Ff
AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 11
Flachriemengetriebe – Berechnung

Als Kenngrößen für Vergleiche dienen:


Der Durchzugsgrad  kennzeichnet die zur
Erzeugung der Umfangskraft mindestens erforderliche
Wellenspannkraft.

Quelle: Steinhilper Sauer: Konstruktionselemente des Maschinenbaus 2, Springer, 7. Auflage


Die Ausbeute k kennzeichnet die mit der zulässigen
Trumkraft F‘1 erzielbare Um-fangskraft Fu in
Abhängigkeit von  und ß.

Durchzugsgrad Φ = Ft/FW in
Abhängigkeit des Umschlingungswinkels
ß1 und von der Reibungszahl μ
AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 12
Flachriemengetriebe – Vorspannung

Im Stillstand aufgebrachte Vorspannkraft

F‘V

F‘V

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 13


Flachriemengetriebe – Vorspannung

Jetzt mit aufgebrachtem Drehmoment


Ft/2
F‘2 Also:
F‘V

Es gilt bekanntlich:
Mt
Ft

Daraus folgt:

F‘V
Ft/2
F‘1
Also:
Ebenfalls folgt:
AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 14
Flachriemengetriebe – Fliehkraftwirkung
𝑑𝛼 𝑑𝛼
∑𝐹𝑦 = 0 = 𝑑𝑚 ⋅ 𝑟 ⋅ 𝜔2 = 2 ⋅ 𝐹𝐹 ⋅ sin ≈ 2 ⋅ 𝐹𝐹 = 𝐹𝐹 ⋅ 𝑑𝛼
2 2

𝑑𝑚 = 𝑟 ⋅ 𝑑𝛼 ⋅ 𝑠 ⋅ 𝑏 ⋅ 𝜌 𝐹𝐹 ⋅ 𝑑𝛼 = 𝑟 ⋅ 𝑑𝛼 ⋅ 𝑠 ⋅ 𝑏 ⋅ 𝜌 ⋅ 𝑟 ⋅ 𝜔2

𝐹𝐹 = 𝑣 2 ⋅ 𝑠 ⋅ 𝑏 ⋅ 𝜌

𝐹𝐹 𝐹𝐹
𝜎𝐹 = = = 𝜌 ⋅ 𝑣2
𝐴 𝑏⋅𝑠

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 15


Flachriemengetriebe – Berechnung

Fliehkraftwirkung
• Berücksichtigung bei schnell laufenden Riemen (ab v ≥ 20 m/s)

Ff  A   F  F    R ² 2

Ff  A    v² A… Querschnittsfläche
ρ… Dichte des Riemens
v… Riemengeschwindigkeit
Ff… Fliehkraft

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 16


Flachriemengetriebe – Berechnung
Fliehkraftwirkung
• Berücksichtigung bei schnell laufenden Riemen (ab v ≥ 20 m/s)
• Verringern die Anpresskräfte (Normalkraft)
• Muss durch höhere Vorspannung kompensiert werden

𝐹𝑓 = 𝐴 ∙ 𝜌 ∙ 𝑣 2 ∙ 10−6 A… Querschnittsfläche [mm²]


ρ… Dichte des Riemens [kg/m³]
→ Erhöhung der Vorspannkraft
v… Riemengeschwindigkeit [m/s]
Ff… Fliehkraft

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 17


Flachriemengetriebe – Spannungen
Auftretende Spannungen durch:
Zugkraft σ2
Fliehkraft σf

Quelle: Roloff/Matek: Maschinenelemente, Springer, 21. Auflage


Biegung σb1 Zugkraft σ1
Biegung σb2
Nach Roloff/ Matek

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 18


Flachriemengetriebe – Spannungen

• Maximale Spannung an der Auflaufstelle des


Riemens auf die kleine Scheibe (Stelle A)
• Gesamtspannung zusammengesetzt aus
Zugspannung, Biegespannung und
Fliehkraftspannung

Zugspannung
• Im Lasttrum größer als im Leertrum
A

Quelle: Roloff/Matek: Maschinenelemente, Springer, 21. Auflage


FU… Umfangskraft
F1 F1 F2 F2
1   2   m… Trumkraftverhältnis
A b t A b t
A… Querschnittsfläche
b… Breite des Riemens
t… Dicke des Riemens

Nach Roloff/ Matek

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 19


Flachriemengetriebe – Spannungen
Biegespannung
• Spannung umso größer, je
t
kleiner der Durchmesser der b1  Eb  b  Eb 
Scheibe und je dicker der d1
Riemen

Nutzspannung Fu
N   1   2
• Aus Umfangskraft A
t… Dicke des Riemens

Quelle: Roloff/Matek: Maschinenelemente, Springer, 21. Auflage


Fliehkraftspannung F d1…Durchmesser der
• bei schnell
f  f  v ²   kleinen Scheibe
A
laufenden Eb…Elastizitäsmodul
Getrieben (v ≥ 20m/s)
ρ… Dichte
Gesamtspannung
v… Riemengeschwindigkeit
 zul
 max  SS   f   1   b1   SS   f   2   N   b1   SS  cB… Faktor für Betrieb
cB
SS… Sicherheit für Spannung
Höhere Belastungen durch Schwingungen möglich! Nach Roloff/ Matek
AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 20
Flachriemengetriebe – Richtwerte
Richtwerte für den Faktor cB

Betriebsbedingungen Beispiele Faktor cB

Gleichmäßiger Betrieb, Ventilatoren, Kreiselpumpen,


geringe zu beschleunigende Generatoren, 1,0
Massen Drehautomaten

Ungleichmäßiger Betrieb ohne Kolbenpumpen,


Stöße, mittlere zu Drehkolbengebläse, 1,2
beschleunigende Massen Webstühle, Rührwerke

Ungleichmäßiger Betrieb mit Hobelmaschinen, Pressen,


Stößen, mittlere zu Stanzen, 1,4
beschleunigende Massen Rüttelmaschinen

Nach Prof. Paulick, FH Landshut


Starker Stoßbetrieb, Steinbrecher, Sägegatter,
Hohe zu beschleunigende Walzwerke, Einzylinder
1,7
Massen Kolbenpumpen mit kleinem
Schwungrad

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 21


Flachriemengetriebe – Dehnschlupf

F2

B. Schlecht, Maschinenelemente 2, Pearson, 2010


F1

 ( F1  F2 )l l v
l  l    ,
E EA l v

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 22


Flachriemengetriebe – Dehnschlupf

• Verschiedene Dehnungen des Riemens aufgrund unterschiedlicher


Trumkräfte
• Dadurch Relativbewegungen zwischen Riemen und Scheibe
• Dehnschlupf bezeichnet das Auflaufen des stark gedehnten Riemens auf
die Antriebsscheibe v2

Berechnung (Dehnungschlupf  ):
v2
v
 , v  v 1  v 2
v1

Quelle: Roloff/Matek: Maschinenelemente, Springer, 21. Auflage


v1
d1 d
v 1  1  , v 2  2  2
2 2 v1
Übersetzung i:
nan 2    1 v1  d 2
i  
nab 2    2 v 2  d1 d2 1
d2 Abweichende Übersetzung i: i 
v1  d 2 v1  v 2
v1  v1 
i  d1
d1 1  
v2      1
d2
i  d1 v1 v1 i  d1
AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 23
Flachriemengetriebe – Dehnschlupf

 Gegenüber dem Dehnschlupf ist der Gleitschlupf eine Folge von Überlastung. Der Riemen rutscht
über den gesamten Umschlingungsbogen, was zur Erwärmung und schnellen Zerstörung des
Riemens führt.

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 24


Flachriemengetriebe – Berechnung
m… Trumkraftverhältnis
Maximal übertragbare Leistung: η… Wirkungsgrad

 m 1 m 1
b… Riemenbreite
P  FU  v    F'1    v  mit FU  F'1   F' 2 ( m  1) t… Riemendicke
 m  m
ρ… Dichte
v… Riemengeschwindigkeit
cB… Faktor für Betrieb
F '1   1  b  t
SS… Sicherheit für Spannung
 zul
1    b  F
cB  Ss

    m  1
P   zul   B   F      v   b  t

 B s
c S   m 

Nach Prof. Paulick, FH Landshut


Maximale Leistung bei optimaler Geschwindigkeit:

 zul   B
v opt 
3 

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 25


Flachriemengetriebe – Berechnung nach VDI 2758

Auslegung eines Flachriemengetriebes unter Berücksichtigung von


• zu übertragende Leistung
• zugehörige Drehmomente
• Nutz- bzw. Tangentialkräfte

B. Schlecht, Maschinenelemente 2, Pearson, 2010


Ermittlung einer im Betrieb zu übertragenden Leistung PB

aus Antriebs-Nennleistung PN und dem Betriebsfaktor CB

PN  P
PB  CB  PN  Pzul

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 26


Flachriemengetriebe – Betriebsfaktor nach VDI 2758

B. Schlecht, Maschinenelemente 2, Pearson, 2010


AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 27
Flachriemengetriebe – Berechnung nach VDI 2758

• Bestimmung des Mindestscheibendurchmessers dkmin


Auswahldiagramm für den Mindestdurchmesser der kleinen Riemenscheibe Material
Polyamid (PA=1,10 entspricht 1,1 mm Zugbandhöhe)

B. Schlecht, Maschinenelemente 2, Pearson, 2010


AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 28
Flachriemengetriebe – Berechnung nach VDI 2758

• Der Durchmesser der zweiten Riemenscheibe d2 sollte möglichst groß


gewählt werden (Bauraum beachten!)

 Dies reduziert die Umfangskräfte und Biegemomente

• Wenn möglich genormte Riemenscheiben (nach DIN 111) verwenden

• Bestimmung des Achsabstands e durch die Bedingung:

0,7  (d1  d2 )  e  2  (d1  d2 )

B. Schlecht, Maschinenelemente 2, Pearson, 2010


• Bestimmung der Riemenwirklänge l

• Bestimmung der Riemenvorspannkraft Fv im Stillstand aus

Fu m  1
Fv  A    v ²  ( )
2 m 1
• mit A Querschnittsfläche, ρ Dichte, v Geschwindigkeit, Fu Umfangkraft,
m Trumkraftverhältnis
AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 29
Flachriemengetriebe – Berechnung nach VDI 2758

• Berechnung der Riemenbreite b:

PB PB
b 
  h  v  ( zul   b   f )   h  v  ( zul  Eb 
h
   v ²)
d wk
• Mit σzul zulässige Zugspannung, Eb Biege-Elastizitätsmodul, ρ Dichte,
h Riemenhöhe

B. Schlecht, Maschinenelemente 2, Pearson, 2010


• Alternativ: Herstellerspezifische Auslegung möglich

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 30


Synchron- (Zahn-)riemen – Geometrieauslegung

Anzahl der Riemenzähne: L… Riemenlänge

L p… Teilung
X
p m… Modul
dk... Teilkreisdurchmesser
tatsächlicher Achsabstand:
kleines Rad
e  f1  f1  f2
2
dg… Teilkreisdurchmesser
großes Rad
X p  ( dg  dk )2
mit: f1   ( dk  dg ),f2  e… Achsabstand
4 8 8
z… Zähnezahl

Quelle: Decker: Maschinenelemente, Hanser, 17. Auflage


Eingriffszähnezahl:
u… Abstand Kopfkreis bis
k Achse der Zuglitze
ze  zk
2
Geometrie der Zahnscheiben:
p
Teilkreisdurchmesser: d z  mz
 u

Kopfkreisdurchmesser: de  d  2u
AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 31
Riementriebe – Wirkungsgrade

Die höchsten Wirkungsgrad werden bei allen Zugmitteln bei


Nennleistung, in der Nähe der optimalen Geschwindigkeit erreicht.
Beispiele: • Synchronriemen (Zahnriemen) 99 %
• Ketten 98 %
• Flachriemen 98 %
• Flankenoffene Keilriemen 97 %
• Normal und Schmalkeilriemen 96 %
• Verbundkeilriemen 94 %
• Mehrstrangkeilriemenantriebe 93 %
• Breitkeilriemen 92 %
• Hexagonalriemen 90 %

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 32


Riemenscheiben - Ausführungen

Quelle: Roloff/Matek: Maschinenelemente, Springer, 21. Auflage


AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 33
Riemenscheiben - Ausführungen

Quelle: Roloff/Matek: Maschinenelemente, Springer, 21. Auflage


AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 34
Riemenscheiben - Ausführungen

Quelle: Roloff/Matek: Maschinenelemente, Springer, 21. Auflage


Offener Riementrieb

Gekreuzter Riementrieb

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 35


Riemenscheiben - Ausführungen

Quelle: Roloff/Matek: Maschinenelemente, Springer, 21. Auflage


AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 36
Riemenscheiben - Ausführungen

Keilriemenscheiben

Quelle: Roloff/Matek: Maschinenelemente, Springer, 21. Auflage


AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 37
Riemenscheiben - Ausführungen

Synchronriemen- (Zahnriemen-)scheiben

Quelle: Roloff/Matek: Maschinenelemente, Springer, 21. Auflage


AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 38
Flachriemengetriebe – Zusammenfassung

B. Schlecht, Maschinenelemente 2, Pearson, 2010


AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 39
AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 40
Zugmitteltriebe
Teil 2 Kettengetriebe

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3
Kettentriebe
Zugmittelgetriebe

Kraftschlüssig formschlüssig

Treibscheibenantrieb Riemenantrieb Zahnriemenantrieb Kettentriebe

Flachriemen

z. B. für
Keilriemen
• Last- und Förderketten
• Elektro- und
Rundriemen Kettenzüge
• Kreisförderer

z. B. für z. B. für z. B. für z. B. für


• Aufzüge • Leistungsübertragung • Leistungsübertragung • Leistungsübertragung
• Seilbahnen • Fördermittel • Linearantriebe • Fördermittel
• Schachtförderanlagen (Bandförderer) (Bandförderer)

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 3


Kettentriebe

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3
Seite 4

Quelle: https://www.fahrrad.de/info/fahrradreparatur/ratgeber/, abgerufen am 14.04.2020


Kettentriebe

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3
von Toyota
2. Elektrokettenzug
1. Nockenwellenantrieb

3. Kettengetriebe im Hybridantrieb
[2]
[1]

[3]
Seite 5

Quelle:[1] http://de.wikipedia.org/wiki/Bild:Nockenwellenantrieb.jpg, abgerufen am 14.04.2020


[2] http://www.carl-glettenberg.de/1/medien/347/medien_10921.jpg, abgerufen am 14.04.2020
[3] http://www.kfztech.de/kfztechnik/alternativ/prius.htm, abgerufen am 14.04.2020
Kettengetriebe – Kettenbauarten
Gliederketten:
• Z. Bsp. Rundstahlketten

Quelle:[1] http://www.edelstahlgrill.com/shop/export/images/products/rundgliederkette.gif, abgerufen am 14.04.2020


• Maschinell gebogene, ineinander gesteckte und
verschweißte Glieder aus Rundstahl

[2] http://www.wippermann.com/data-live-wipperm/images/faq/faq011.jpg, abgerufen am 14.04.2020


• Allseits beweglich, hauptsächlich als Hubketten
verwendet
• Relativ schwergängig, da keine Lagerung

[1]
Gelenkketten:
• Z. Bsp. Stahlgelenkketten
• Durch Bolzen verbundene Stahllaschen
• Auch mehrere Laschen parallel
• Nur in einer Ebene (um die Bolzenachse)
beweglich
• Verschiedene Ausführungen [2]

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 6


Kettengetriebe – Einteilung nach Kettenart

Quelle:[1] http://www.renold.de/RenoldGermany/web/MultimediaFiles/SYNERGY_EXPLODED.JPG, abgerufen am 14.04.2020


Buchsenketten

Bei der Buchsenkette sitzt die innere Lasche auf


einer Buchse, die sich auf dem Bolzen befindet. Ziel:
Maximierung der Gelenkfläche bei gegebenen
Hauptabmessungen
[1]

a. Buchsen

b. Innenlaschen

d. In den Buchsen sind die


Bolzen gelagert

e. Bolzen bilden mit den


Außenlaschen das
Außenglied

[2]
[2]

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 7


Kettengetriebe – Einteilung nach Kettenart

Rollenketten

Die Rollenkette hat die größte technische

Quelle:[1] http://www.max-holler-gmbh.de/images/produkte/rollenkette001.jpg0, abgerufen am 14.04.2020


Bedeutung.
Die inneren Laschen sitzen auf einer Buchse,
die sich auf dem Bolzen befindet. Die äußeren
Laschen sitzen direkt auf dem Bolzen.
Zwischen den inneren Laschen befindet sich
eine Rolle auf der Hülse. Diese bewirkt eine
Verringerung vonReibungskräften und [2]

Verschleiß.

a. Buchsen

b. Innenlaschen

c. Rollen

d. In den Buchen sind die Bolzen gelagert

[2]
[1] e. Bolzen bilden mit den Außenlaschen
das Außenglied
AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 8
Kettengetriebe – Einteilung nach Einsatz
Unterscheidung der Ketten nach dem Einsatzfall

Lastketten Förderketten Treibketten

Quelle:[1] http://www.ketten-kruschel-gmbh.de/Unser_Angebot/fleyerkette02.jpg, abgerufen am 14.04.2020


[2] http://www.max-holler-gmbh.de/images/produkte/rotarykt001.jpg, abgerufen am 14.04.2020
Rundstahlkette Rotarykette Rollenkette

[3] http://www.bs-wiki.de/mediawiki/images/Zahnkette2.gif, abgerufen am 14.04.2020


Gallkette Gabelkette Buchsenkette

Fleyerkette Steckbolzenkette Zahnkette

Zerlegbare Kette

[1] [2] [3]

Fleyerkette Rotarykette Zahnkette

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 9


Kettentriebe – Lastketten

• Lastketten werden direkt zum Heben


von Lasten verwendet
• Fleyerketten häufig in Gabelstapler-
Hubgerüsten

[2] Steinhilper Sauer: Konstruktionselemente des Maschinenbaus 2, Springer, 7. Auflage


• Rundstahlketten in Elektrokettenzügen

[2]
Gallkette

Quelle:[1]
[1]
[3]

Fleyerkette

[3]
Rundstahlkette mit Kettennuss
AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 10
Kettentriebe – Förderketten

• Förderketten werden in Stetigförderern


eingesetzt (auch Landmaschinen):
• für Schüttgut
(Gabelkette z.Bsp.: Trogkettenförderer)
• für Stückgut
(Steckbolzenkette z.Bsp.: für Kreisförderer)
Rotarykette

Steckbolzenkette

Zerlegbare Kette Stahlbolzenkette Gabelkette

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 11


Kettentriebe – Treibketten

• Treibketten zur Lastübertragung in


Kettengetrieben
• Rollenkette am weitesten verbreitet
(Fahrrad, Motorrad, Nockenwellenantrieb…)
• Universell einsetzbar

Doppelte Rollenketten

Buchsenkette Zahnkette Rollenketten

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 12


Kettentriebe

Kettenräder

Die Kettenräder haben ähnliche Radkörper wie Zahnräder in Stirnradgetrieben.

Quelle: Decker: Maschinenelemente, Hanser, 17. Auflage


AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 13
Kettengetriebe – Geometrie der Kettenräder

p… Teilung
z… Zähnezahl

[2] http://www.alfred-baron.de/Kettenraeder/Kettenrad_m.Innenverzahnung.JPG, abgerufen am 14.04.2020


360
Teilungswinkel:  [1]
z

Quelle:[1] Decker: Maschinenelemente, Hanser, 17. Auflage


p p
Teilkreisdurchmesser: d 
 180
sin sin
2 z
Fußkreisdurchmesser: df  d  d1


Kopfkreisdurchmesser: da  d  cos  0 ,8  d1 [2]

2
AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 14
Kettengetriebe – Kettenräder
Kettenräder für Rundgliederketten
• Gegossene Ausführungen mit
ausgeformten Taschen (Zahnprofil)

Quelle:[1] http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/3/3f/Kette_Rad_Wiki.jpg, abgerufen am 14.04.2020


• Für guten Formschluss Fertigung mit
geringer Toleranz notwendig
• Mindestzähnezahl z= 4 … 5
• Umschlingungswinkel mind. 180°
• Bei schnell laufenden Ketten
Führung vorsehen [1]

• Teilkreisdurchmesser:

2 2
   
 p   d 
d0     k

 sin    cos  
 2z   2z 

[2]
[2]

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 15


AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 16
Zugmitteltriebe
Teil 2 Kettengetriebe – Schwingungen und Gestaltung

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3
Kettengetriebe – Polygoneffekt

d… Raddurchmesser
v… Geschwindigkeit
τ… Teilungswinkel (= 360°/z)

𝜏
𝑣𝑡 = 𝑣 ⋅ cos
2
𝜏
𝑑
𝑑 𝑣𝑟 = 𝑣 ⋅ sin 𝑣=𝜔⋅
𝑣=𝜔⋅ 2 2

Quelle: Roloff/Matek: Maschinenelemente, Springer, 21. Auflage


2

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 3


Kettengetriebe – Polygoneffekt
Berechnung:
d… Raddurchmesser
• Schwankung der Geschwindigkeit:
v… Geschwindigkeit
𝑑 𝜏
vmax =v=𝜔⋅ vmin = v ⋅ cos( ) τ… Teilungswinkel (= 360°/z)
2 2
T… Antriebsmoment

[2] http://www.bs-wiki.de/mediawiki/images/Polygoneffekt1.gif, abgerufen am 14.04.2020


• Schwankung des Drehmoments FU… Umfangskraft am
Antriebsrad
𝑑 𝜏 𝑑
𝐹𝑈 ⋅ ⋅ cos ≤ 𝑇 ≤ 𝐹𝑈 ⋅

Quelle: [1] Roloff/Matek: Maschinenelemente, Springer, 21. Auflage


2 2 2

[1]

[2]

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 4


Kettengetriebe – Schwingungen

Erregungsfrequenz in 1/s durch


Polygoneffekt:
𝑛⋅𝑧
𝑓𝐸𝑟𝑟 =
60

transversale Eigenfrequenz:

𝑗 𝐹𝑔𝑒𝑠
𝑓𝑒 = ⋅
2 ⋅ 𝑙𝑇 𝑞

Quelle: Roloff/Matek: Maschinenelemente, Springer, 21. Auflage


Transversalschwingungen am Kettentrieb
Resonanzdrehzahl nkrit (fErr = fe):
n… Drehzahl in min-1
1 𝐹𝑔𝑒𝑠 z… Zähnezahl Antriebsrad
𝑛𝑘𝑟𝑖𝑡 = ⋅
2 ⋅ 𝑙𝑇 ⋅ 𝑧 𝑞
Fges… Gesamtzugkraft
q… Längengewicht
lT… freie Trumlänge
j… Ordnung der Schwingung

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 5


Kettengetriebe – Kettenanordnung

treibend treibend

treibend

treibend treibend

treibend
treibend

treibend
treibend

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 6


Beispiel

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 7


Kettengetriebe – Spannmöglichkeiten/ Dämpfer

[1]
eingebauter Kettenspanner [2]
Kettenspanner

[3] Roloff/Matek: Maschinenelemente, Springer, 21. Auflage


[4] https://www.roll-ring.com/, abgerufen am 14.04.2020
[3]

Kettengetriebe mit
• Kettenspanner immer auf der Leertrumseite Spanner und Dämpfern
vorsehen
• Ausführungen als verzahnte Räder oder mit
Gleitflächen
• teilweise selbst nachstellend

Quelle: [1]
[4]
zahnloser Kettenspanner

[2]
elastsich mit dämpfenden
Eigenschaften – „Roll-
AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Ring“ Seite 8
Kettengetriebe – Auslegung
Die Auslegung erfolgt über ein Leistungsdiagramm. Berechnung von PD mit

cB  P  f1
PD 
( f2  f3  f4  f5  f6 ) P… Antriebsleistung

nach Prof. Knoll, Universität Kassel/ DIN 8187/ DIN 8195


cb… Betriebsfaktor

Obere Leistungsgrenze Typ Nr. 40B f1… Zähnezahlfaktor


z.B.: PD=125
f2… Wellenabstandsfaktor
Auswahl Typ Nr. 40B
f3… Faktor für Kettengliedform
f4… Faktor zur Berücksichtigung
der überlaufenden Räder
f5… Lebensdauerfaktor
Untere Leistungsgrenze Typ Nr. 40B f6… Faktor für Umweltbedingungen

nmin Die Kette ist dann richtig gewählt, wenn die maßgebende
nmax
Leistung PD innerhalb der Leistungsgrenzen liegt, die im
Diagramm der Drehzahl des kleinen Kettenrades
zugeordnet sind.

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 9


Kettengetriebe – Auslegungsfaktoren

a) Betriebsfaktor cb b)

b) Zähnezahlfaktor f1
c) Wellenabstandsfaktor f2

c)

nach Prof. Knoll, Universität Kassel/ DIN 8187


d) Faktor für Kettengliedform f3
Ketten mit gekröpftem Verbindungsglied f3 = 0,8
ansonsten f3 = 1,0

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 10


Kettengetriebe – Auslegungsfaktoren

e) Faktor zur Berücksichtigung der überlaufenden Räder f4

𝑓4 = 0, 9(𝑛−2) n … Anzahl der Kettenräder

f) Lebensdauerfaktor f5
1
15000 3
𝑓5 = Lh … Lebensdauer in Stunden
𝐿ℎ (nur wenn abweichend von 15000h)

g) Faktor für Umweltbedingungen f6

nach Prof. Knoll, Universität Kassel/ DIN 8187


AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 11
Kettengetriebe – Geometrieauslegung

bei 2 Kettenrädern: a… Achsabstand


• Wahl eines vorläufigen Achsabstands z1… Zähnezahl des Kleinrades
(a0 = 30…50)p
z2… Zähnezahl des Großrades
• Gliederzahl X und Achsabstand a ergeben
p… Teilung
sich zu (X0 auf ganze Zahl aufrunden!):
X… Gliederzahl der Kette
𝑎0 𝑧1 + 𝑧2 𝑧2 − 𝑧1 2 𝑝
𝑋0 = 2 + + ⋅
𝑝 2 2𝜋 𝑎0

Quelle: Roloff/Matek: Maschinenelemente, Springer, 21. Auflage


2 2
𝑝 𝑧1 + 𝑧2 𝑧1 + 𝑧2 𝑧2 − 𝑧1
𝑎= ⋅ 𝑋− + 𝑋− −2
4 2 2 𝜋

𝑑𝑥
𝐿 = 𝑙1 + 𝑙2 +. . . . +𝑏1 + 𝑏2 mit 𝑏𝑥 = 𝛼
2 𝑥

𝐿
𝑋≈
𝑝

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 12


Kettengetriebe – Kettenkräfte

1) statische Zugkraft Antriebsrad

𝑃 2 ⋅ 𝑇1
𝐹𝑠 = =
𝑣 𝑑1

2) Gesamtbetriebskraft

𝐹𝑔𝑒𝑠 = 𝐹𝑑 + 𝐹𝑓

Quelle: Roloff/Matek: Maschinenelemente, Springer, 21. Auflage


• dynamische Zugkraft Fd
P… Antriebsleistung
v… Geschwindigkeit
𝐹𝑑 = 𝑐𝐵 ⋅ 𝐹𝑠
T1…Antriebsmoment
• Fliehzugkraft Ff d1… Durchmesser Antriebsrad
cB… Betriebsfaktor
𝐹𝑓 = 𝑞 ⋅ 𝑣²
q… Längengewicht der Kette

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 13


Kettengetriebe – Tragfähigkeit
1) Sicherheit gegenüber der Bruchkraft FB…Bruchkraft (DIN 8187)

• statische Bruchsicherheit FS… statische Zugkraft


Fges… dynamische Gesamtkraft
𝐹𝐵
𝑆𝐵.𝑠 = ≥7 A… gepresste Gelenkfläche
𝐹𝑠
(DIN 8187)
• dynamische Bruchsicherheit pzul… zulässige Gelenkpressung

𝐹𝐵
𝑆𝐵.𝑑 = ≥5
𝐹𝑔𝑒𝑠

2) Gelenkpressung

𝐹𝑔𝑒𝑠
𝑝𝑔 =
𝐴

Weicht pg von pzul ab, ist eine


Anpassung der Lebensdauer
notwendig

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 14


[1]

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3
Kettengetriebe – Schmierung

Maschinenelemente, Decker, Hanser, 17. Auflage


[2]

Schmierungsart nach DIN 8195

Seite 15

nach Niemann/ Winter: Maschinenelemente Bd. III

Quelle: [1] Decker: Maschinenelemente, Hanser, 17. Auflage


Kettengetriebe – Schmierung

nach Maschinenelemente RWTH Aachen


AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 16
AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3
nach PIV- Prospekt
Kettengetriebe – PIV- Regelgetriebe

nach PIV

http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/f/f0/Pivgetriebe.png
Seite 17
Beispiel Zahnkette

Zahnkette mit Wiegegelenken

Dubbel, G102, Bild 2b

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 18


Kettengetriebe – Zusammenfassung

B. Schlecht, Maschinenelemente 2, Pearson, 2010


AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 19
AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 20
Konstruktionshinweis
Blechgestaltung - Substitution gefräster Bauteile mit Blechen am Beispiel einer Konsole

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3
Basiskonstruktion

▪ Schwach belastete Konsole


▪ Notwendige Fertigungsschritte:
▪ Sägen
▪ Bohren
▪ Entgraten
▪ Einspannen
▪ Schweißen
▪ Richten
▪ Verputzen

Kostenfaktor: 100%

2
Basiskonstruktion

▪ Wie könnte eine einfachere Konstruktion aussehen:


▪ weniger Fertigungsverfahren?
▪ Weniger Fügeoperationen
▪ Nacharbeiten verringern

Skizzieren Sie einen Vorschlag!

3
Iteration 1

▪ Fügehilfen vorsehen
▪ Bauteile biegen
▪ Notwendige Fertigungsschritte:
▪ Laserschneiden
▪ Biegen
▪ Schweißen
▪ Richten
▪ Verputzen

Kostenfaktor: ca. 80%

4
Iteration 2

▪ Teilezahl reduzieren
▪ Notwendige Fertigungsschritte:
▪ Laserschneiden
▪ Biegen
▪ Schweißen
▪ Richten
▪ Verputzen

Kostenfaktor: ca. 60%


5
Iteration 3

▪ Fügeverfahren eliminieren
▪ Verschnitt reduzieren
▪ Notwendige Fertigungsschritte:
▪ Laserschneiden
▪ Biegen

Kostenfaktor: ca. 30%


6
Iteration 3

▪ Fügeverfahren eliminieren
▪ Verschnitt reduzieren
▪ Notwendige Fertigungsschritte:
▪ Laserschneiden
▪ Biegen

Kostenfaktor: ca. 30%


7
Konstruktionshinweis
Blechgestaltung - Substitution gefräster Bauteile mit Blechen am Beispiel einer Konsole

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3
Konstruktionshinweis
Vorgehen bei der Zeichnungskorrektur

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3
Bewertungsschema
Erzielte Erreichbare Portfoliopunkte
Gruppennummer Portfoliopunkte

Erreichte Gesamtprozentzahl

Erzielte Wertung im
Lernfeld

Wichtung des
Lernfeldes

Wenn ein Fehler vergeben wurde,


wird das entsprechende Feld
hervorgehoben

Es wird in 5 Lernfeldern separat


bewertet – z.B. ergibt Funktion 30% der
Gesamtpunkte

Innerhalb eines Lernfeldes gibt es 3 Kategorien von Fehlern:


Links: schwere Fehler mit 100% Abzug im Lernfeld
Mitte: mittlere Fehler mit 20% Abzug im Lernfeld (grau hinterlegt)
Rechts: leichte Fehler mit 5% Abzug im Lernfeld
Ausnahme ist das Lernfeld Festigkeit mit der Staffelung 50%/10%/2,5%
Kegelradgetriebe

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3
Kegelradgetriebe

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3
Kegelradgetriebe

AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3
Kegelradgetriebe

Transportöse?
Gehäuseteilung

Schmierung

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AG Konstruktion | Konstruktionslehre 3 Seite 8

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