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THEORETISCHER TEIL

1. Einleitung

Das Ziel der vorliegenden Arbeit ist die Untersuchung, ob die Internationalismen im
Deutschen als Internationalismen auch im Polnischen gelten oder es im Polnischen
einheimische Wörter als ihre Entsprechungen gibt.
In den europäischen Sprachen existieren viele Wörter, die Ähnlichkeiten aufweisen. Sie
entstehen aufgrund der Kontakte zwischen Sprachen. Die Sprachen beeinflussen
einander und es kommt zur Übernahme der Lexeme aus einer Sprache in die andere. Es
gibt verschiedene Faktoren, die dazu beitragen, dass Ähnlichkeiten zwischen Wörtern
verschiedener Sprachen entstehen. Das sind vor allem: politisch-wirtschaftliche,
kulturelle Kontakte, die meistens zwischen den Nachbarnländern vorkommen.
Eine große Rolle spielte das Lateinische, das die Sprachen des ganzen Europas
beeinflusste. Die lateinischen Entlehnungen sind in allen europäischen Sprachen zu
finden. Neben dem Lateinischen sind auch das Französische und das Englische die
wichtigen Gebersprachen.
Die vorliegende Arbeit besteht aus einem theoretischen und aus einem empirischen
Teil.
Im theoretischen Teil werden zuerst verschiedene Definitionen des Begriffs
Internationalismus dargestellt. Dann sollen die Kriterien genannt werden, die ein
Lexem erfüllen sollte, um es einen Internationalismus zu nennen. Schließlich wird auf
den Fremdwortpurismus kurz eingegangen, um deutlich zu machen, welchen Einfluss
der Purismus auf die Gebrauchshäufigkeit der heutigen Internationalismen in der
Sprachwissenschaft ausübte.
Das Untersuchungsmaterial bildet das Buch von Gerhard Helbig Geschichte der
neueren Sprachwissenschaft und seine Übersetzung ins Polnische von Czesława Schatte
und Dorota Morciniec. Für vorliegende Arbeit sind Deutsch, Polnisch, Englisch und
Spanisch von Bedeutung. Mit Hilfe der englischen und der spanischen Sprache besteht
die Möglichkeit zu untersuchen, ob ein Wort im Deutschen ein Internationalismus ist.
Der praktische Teil beginnt mit der Untersuchung der Kongruenz und der Äquivalenz.
Es wird versucht festzustellen, ob der Kongruenz- und Äquivalenzgrad in den
Untersuchungssprachen erheblich ist. Danach wird festgestellt, aus welcher Sprache die
meisten Internationalismen entlehnt wurden. Schließlich werden die Konkurrenzformen

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untersucht. Nach der Analyse kann festgestellt werden, ob sich die Konkurrenzform
oder der Internationalismus gröβere Beliebtheit erfreut. Jedes Kapitel des empirischen
Teils wird mit einer Zusammenfassung abgeschlossen. Sie hat zum Ziel die Ergebnisse
der Analyse deutlich zu zeigen. Im Kapitel 7 werden die Schlussfolgerungen gezogen.

2. Begriffsbestimmung

2.1. Definition

Obwohl sich der Terminus Internationalismus durchsetzte, ist er immer noch umstritten.
Die Erklärung: Internationalismen sind Wörter, die in mehreren Sprachen existieren;
lässt sich nicht als eine wissenschaftliche Definition betrachten. Volmert nennt eine
strengere Begriffsbestimmung:

Internationalismen sind sprachliche Erscheinungen, die zu einer bestimmten Zeit in


verschiedenen Sprachen in ihrem Aussehen (ihrer Form) gleich oder fast gleich sind, die
einen gleichen Inhalt haben und deshalb meist ohne Übersetzung spontan verständlich
sind.
Die meisten Sprachwissenschaftler und „Laien“ sprechen von Internationalismen dann,
wenn es sich um Wörter handelt, also um Wörter, die in mehreren Sprachen vertreten
sind (Volmert 2003, S. 24).

Volmert präsentiert zwei Listen, die darstellen sollen, dass sich die Lexeme „dieser Art
in ganz verschiedenen lexikalischen Sektoren finden lassen“ (Volmert 2003, S. 24).
Die Tabelle 1 präsentiert Internationalismen als bildungssprachliche Elemente, die seit
vielen Jahrhunderten in fast allen europäischen Sprachen zu finden sind (ebd., S. 24).

deutsch niederl. italienisch englisch spanisch französisch polnisch russisch


Text tekst testo text texto texte tekst tekst
Thema thema tema theme tema thème temat tèma
Titel titel titolo title titulo titre tytuł titul
Tab. 1: Auszug aus Volmert (2003), S. 24

In neuen Technologien kann man immer mehr Internationalismen finden, insbesondere


in der Computertechnologie. Die Tabelle 2 stellt Wörter aus diesem Bereich dar.

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Deutsch niederl. italienisch englisch spanisch französisch polnisch russisch
Scanner scanner scanner scanner escáner scanner skaner scanner
Server server server server servidor serveur servis server
Software sorfware sorfware sorfware sorfware logiciel sorfware sorfware
Tabelle 2: Auszug aus Volmert (2003), 25

Eine weitere Definition scheint genauer zu sein und enthält fünf Kriterien.

Unter Internationalismus versteht man (1) ein Wort, (2) das mit gleicher oder ähnlicher
Ausdrucksseite und (3) mit gleicher oder ähnlicher Bedeutung (4) in verschiedenen
Sprachen verbreitet und (5) meist ohne Übersetzung spontan verständlich ist (Volmert
2003, 25).

Diese Erklärung braucht in den einzelnen Bestimmungsmerkmalen untersucht zu


werden.

2.1.1. Gleiche oder ähnliche Ausdrucksseite

Bei der Behandlung der Ausdrucksseite werden vor allem die Lautung und die
Schreibung betrachtet. Zuerst muss beim Vergleich von verschiedensprachigen
Pendants entschieden werden, ob eher die Lautung oder die Schreibung berücksichtigt
werden soll (vgl. Volmert 2003, S. 26).
Wenn man sich mit dem graphischen Vergleich beschäftigt, ist die Schreibung
wichtiger. Infolgedessen würde sich man auf diese Sprachen beschränken, die das
lateinische Alphabet benutzen. Die Pendants, die aus Sprachen mit anderen
Buchstabenschriften stammen, lassen sich unter bestimmten Bedienungen einbeziehen
(ebd. 26).
„Ideale Internationalismen“ können diese Wörter genannt werden, bei denen die
Schreibung und Lautung eine annähernde Kongruenz aufweisen. Das kann man bei den
Europäismen finden.

Deutsch englisch französisch italienisch spanisch polnisch


Amnestie amnesty amnistie amnistia amnistia amnestia
Diktator dictator dictateur dittatore dictador dyktator

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Embargo embargo embargo embargo embargo embargo
Pizza pizza pizza Pizza Pizza pizza/picca
Tabelle 3: In Lautung und Schreibung annährend gleiche Wörter in sechs europäischen Sprachen. Auszug
aus Volmert (2003), S. 27

Es sind viele Beispiele für Lexeme, die ähnliche Schreibung, aber differenzierende
Lautung aufweisen (ebd. 27).

deutsch englisch französisch italienisch spanisch polnisch


Budget budget budget Budget budget budżet
Department department département Dipartimento departamento departament
Figur figure figure Figura figura figura
Flanke flank flanc Fianco flanco flanka
Tabelle 4: Wörter mit gleicher/ähnlicher Schreibung, aber differierenden Lautung. Auszug aus Volmert
(2003), S. 28

Neben ihnen existieren in den europäischen Sprachen Wörter, die ähnliche Lautung aber
stark abweichende Schreibung aufweisen (ebd., S. 28).

deutsch englisch französisch italienisch spanisch polnisch


Fassade façade façade facciata fachada fasada
Tabelle 5: Wörter mit gleicher/ähnlicher Lautung, aber stark differierender Schreibung. Auszug aus
Volmert (2003), S. 28

2.1.2. Gleiche oder ähnliche Bedeutung

Die Semantik von Vergleichswörtern bereitet den Sprachwissenschaftlern ein großes


Problem. Viele von ihnen nehmen diesen Untersuchungsaspekt nicht in Betracht. Aus
dem Vergleich von Semantik ergibt sich, dass die Wörter mehr Verschiedenes als
Gleiches haben. Die kontrastive Linguistik stellt mehr Systemdifferenzen als Ähnliches
oder Gleiches fest (ebd. 29).
Braun, Schaeder und Volmert schlagen eine Feststellung vor: „Als Vertreter von
Internationalismen auf der lexikalischen Ebene können nur Elemente gelten, bei denen
mindestens ein Semem (Bedeutungsvariante) äquivalent ist“ (ebd. 29). Diese
Feststellung gilt auch, wenn neben der gleichen Bedeutung noch weitere
Bedeutungsvarianten existieren (ebd. 29).

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Mit Rücksicht auf den interlingualen Transfer kann erkannt werden: „Bei Entlehnungen
durch mehrere Sprachen wird oft nur eine Verwendungsvariante ‚internationalisiert’,
mögliche andere in der Gebersprache bleiben vom Entlehnungsprozess ausgeschlossen“
(ebd. 29).
Die Erscheinung von mehreren Varianten eines Wortes bei mehreren Sprachen weist
auf die semantische Wechselwirkung hin. Sie können zu einer manifesten lexikalischen
Vernetzung führen (ebd. 31).

Bedeutungsvariante französisch italienisch spanisch englisch


Der Fall cas caso caso case
(gramm.) ‚Fall’ cas caso caso case
(mediz.) ‚Fall’ cas caso caso case
(justist.) ‚Fall’ affaire causa causa case
Tabelle 6: Interpolysemie als Ergebnis semantischer Vernetzung in europäischen Sprachen. Auszug aus
Volmert (2003), S. 31.

Für dieses sprachliche Phänomen schlägt Volmert den Terminus Interpolysemie vor.
Sowohl die Konvergenzbewegung als auch die Divergenzbewegung spielen eine Rolle
bei der semantischen Entwicklung von Entlehnungen. Bei dem semantischen Vergleich
von entlehnten und kongruenten Repräsentanten entstehen Probleme, die durch
unterschiedliche Faktoren im Prozess der Assimilation und Integration multipliziert
werden, u.a. (ebd.31).
 „mit dem Abstand von Zeitpunkt der Entlehnung/Verbreitung in verschiedenen
Sprachen,
 Mit der Übernahme der entlehnten Elemente aus bildungs- oder
fachsprachlichen Varietäten durch andere, z.B. gemeinsprachliche Varietäten,
 Mit der Verwendung in anderen Textsorten, in stilistischer Variation und durch
metaphorische Übertragung, z.B. in poetischen oder rhetorischen Kontexten,
 Durch konnotative (werthaltige) Besetzung im Streit der Meinungen,
Anschauungen und Ideologien in jeder einzelnen Sprachgemeinschaft“ (ebd.
31f).
2.1.3. Verbreitung

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Die Sprachwissenschaftler führen ständig eine Diskussion, in wie vielen und in welchen
Sprachen ein kongruent – äquivalentes Lexem erscheinen muss, damit ein Wort als
Internationalismus betrachtet werden kann. Die westdeutschen Sprachwissenschaftler
sind sich darüber einig, dass bei drei oder mehreren Sprachen entschieden werden kann,
ob die Pendants als inter linguas oder inter nationes betrachtet werden können. Volmert
vertritt die Meinung, dass es keine Rolle spielt, ob das „Kultursprachen“,
„Weltsprachen“ oder „Amtssprachen“ sein sollen (ebd. 32).
Andere Sprachwissenschaftler sind der Ansicht, dass „nur genetisch nicht verwandte
Sprachen“ (ebd.) einbezogen werden soll, weil die Verwandtschaft von Sprachen die
große Zahl der formalen, inhaltlichen Ähnlichkeiten verursacht (ebd.).

3. Versuch der Begriffbestimmung

In der Sprachwissenschaft existieren zahlreiche Definitionen des Begriffs


Internationalismus. Diese Definitionen werden verglichen. Das Ergebnis des
Vergleiches soll den Internationalismusbegriff herausbilden.
Duden Deutsches Universalwörterbuch definiert den Internationalismus wie folgt:

„Wort, das in gleicher Bedeutung und gleicher oder ähnlicher Form in


verschiedenen Kultursprachen vorkommt“

Die Form von Internationalismen weist abgewandelte lautliche, grammatische oder


orthographische Gestalt auf und Bedeutung ist gleich.
Lexikon sprachwissenschaftlicher Termini stellt folgende Definition dar:

„in vielen (meist genetisch verwandten) Sprachen mit gleicher Bedeutung


verwendetes Wort gleicher Herkunft“.

In dieser Definition kommt der Herkunftsaspekt vor. Internationalismen tauchen in


genetisch verwandten Sprachen auf, d.h. sie haben gleichen Ursprung.
Im Sachwörterbuch für die deutsche Sprache von Sommerfeld, Spiewok ist folgende
Definition zu finden:

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„Wort, das in gleicher oder ähnlicher Form in mehreren Sprachen zur
Bezeichnung der gleicher Erscheinung gebraucht wird. [...] Dabei kommt es auch
vor, dass sich der Bedeutungsumfang von Sprache zu Sprache unterscheidet“.

Sommerfeld und Spiewok sprechen auch von der gleichen bzw. ähnlichen Form und
Bedeutung.
Ulrich erklärt ein Internationalismus auf folgende Weise:

„Wort, das in vielen Nationalsprachen, international gebräuchlich, ohne


Übersetzung verständlich ist; bei der engen Verflechtung der modernen Staaten in
Wissenschaft, Technik, Wirtschaft und Politik werden mit best. Erscheinungen
und Theorien auch die entsprechenden Termini technici (Fachausdrücke)
übernommen“

Urlich weist auch auf die Verwendung und internationale Gebräuchlichkeit und somit
auf ihren internationalen Charakter hin.
Nach der oben genannten Definition sind Internationalismen solche Wörter, die ohne
Übersetzung zu verstehen sind. Hier entsteht das Problem der „falschen Freunden“.
Internationalismen können mit „falschen Freunden“ verwechselt werden. „Falsche
Freunde“ sind Wörter von zwei Vergleichsprachen, die gleiche oder ähnliche Form
haben, aber ihre Bedeutung unterschiedlich ist (vgl. Lipczuk 1992, S. 135).

Zusammenfassend können folgende Eigenschaften von Internationalismen genannt


werden:

1) Wörter, die in mehreren, genetisch verwandten Sprachen auftreten und gebraucht


werden.
2) Wörter, die gleiche oder die ähnliche Bedeutung und die gleiche oder die ähnliche
Form haben, d.h. mehr oder weniger abgewandelte lautliche, grammatikalische und
orthographische Gestalt. Meistens sind Internationalismen ohne Übersetzung
verständlich.
3) Der Bedeutungsumfang kann sich von Sprache zu Sprache unterscheiden, z.B. das
deutsche Wort Produktion hat die Sememe, ‚Erzeugung, Herstellung von Waren’

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und ‚Erzeugungsprozess’. Das Russische npo∂yҝųuя hat nur die erste Bedeutung,
das zweitgenannte Semem existiert im Russischen nicht.

Bei den oben genannten Definitionen werden einige Fragen nicht erklärt.
1. Die Autoren stellen nicht fest, in wie vielen und in welchen Sprachen die Wörter
auftreten sollen, um über die Internationalismen sprechen zu können. Müssen zwei oder
drei Sprachen untersucht werden, die nicht genetisch verwandt sind? In Sprachen
innerhalb einer Sprachfamilie kann von z.B. Germanismus, Romanismus gesprochen
werden (vgl. Schaeder 1990, S. 39).
2. Einen unerklärten Aspekt bildet die Wortart. Sind Internationalismen nur im Bereich
von Substantiven zu finden? Muss es sich nur um die einelementigen Ausdrücke
handelt oder die mehrelementigen Ausdrücke auch als Internationalismen betrachtet
werden können? (ebd.)
3. Wenn angenommen wird, dass Wörter, die Internationalismen bilden, zu der gleichen
Wortart gehören müssen (grammatische Bedingung), sollte es erwähnt werden, „in
welcher Kombination die weiteren Bedingungen erfüllt sein müssen“ (ebd. 40).

Schaeder stellt eine Kombination von Übereinstimmung bzw. Nichtübereinstimmung


dar.

INHALT SCHREIBUNG LAUTUNG


1. + + +
2. + + -
3. + - +
4. - + +
5. - - +
6. - + -
7. + - -
8. - - -
Tabelle 7: Kombinationen von Übereinstimmung bzw. Nichtübereinstimmung , Auszug aus Schaeder
(2003), S. 41

Vorausgesetzt ist zur Identifikation eines Internationalismus sowohl die


Übereinstimmung in Lautung, Schreibung und Inhalt erforderlich. Die Kombinationen

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1, 2 und 3 zeigen, dass man in diesem Falle mit einem Internationalismus zu tun hat.
Daneben kann festgestellt werden, dass die Kombination 1 ein idealer Typ des
Internationalismus ist. Die Kombinationen 2 und 3 bilden „weniger internationalisierte
Typen“. Am häufigsten sind Internationalismen zu finden, von denen Inhalt und
Schreibung übereinstimmt (Kombination 2) (ebd. 41).
Im Falle der Kombinationen 4, 5 und 6 wird über faux amis (falsche Freunde des
Übersetzers) gesprochen. Die Kombinationen 7 und 8 werden außer Betracht gelassen.
4. Eine weitere Frage bezieht sich auf den Grad der Übereinstimmung in Lautung,
Inhalt und/oder Schreibung von den Wörtern, die aus verschiedenen Sprachen stammen.
5. Die Sprachwissenschaftler stellen nicht fest, wie wichtig die Übereinstimmung ist
und welche Abweichungen zugelassen sind. Es handelt sich nämlich um das Problem
der Äquivalenz.

4. Das Problem der Kongruenz und Äquivalenz

Bei der Internationalismusforschung soll man einen Ausgangspunkt feststellen, man


wählt entweder die Inhalts- oder Ausdrucksseite. Bei der Übereinstimmung formale
Merkmale spricht man von „Kongruenz“ und bei der inhaltlichen Übereinstimmung von
„Äquivalenz“ (vgl. Schaeder 1990, S. 64).
Die Begriffe: Kongruenz und Äquivalenz bereiten immer noch viele Probleme.
Die Festlegung der Kongruenz von Wörtern bringt mit sich Schwierigkeiten. In diesem
Falle hat man mit quantifizierbaren Gröβen zu tun und dabei werden quantitative
Übereinstimmungen festgelegt. Es muss in Betracht genommen werden, dass „bei
einelementigen Lexemen jeweilige einzelsprachliche Regularitäten der Graphemik und
Morphologie sind“ (ebd. S. 65).
Das Problem der Äquivalenz liegt an Bedeutungsdifferenzen. Sie ergeben sich aus „der
unterschiedlichen Bezeichnungen der Gegenständen und Sachverhalten der Realität, aus
der andersartigen Strukturierung der Bedeutung von sprachlichen Einheiten“ (Volmert
1990 S. 56). Schaeder stellt die These.
1. Unterschiedliche Bestandteile des bezeichneten Gegenstandesbereich werden
durch die Benennungsprozesse in Einzelsprachen ausgeschlossen;
2. Unterschiedliche Eigenschaften der Gegenständen werden durch Benennungen
thematisiert und akzentuiert;

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3. Benennungen thematisieren Erscheinungsweisen von Objekten und stellen die
Sehweise, Interessen und Standpunkt der Gesellschaft dar. Die Menschen
beginnen diese Ausdrücke für ihre Verwendungszusammenhänge zu benutzen
(vgl. Volmert 1990, S.56).
Wenn es von Kongruenz gehalten wird, kommt hier das Problem der orthographischen
Konventionen von Einzelsprachen. Auf Grund der Lautkombinationen erscheinen
phonethische Verschiebungen. Z.B. im Anlaut können ‚f’ und ‚ph’ konkurrieren.
dt. Fasan eng. phesant sp. faisán fr. Faisan
Wenn es von der Kongruenz von Zeichenkörpern zu entscheiden ist, hat man mit der
Gradation zu tun. Sie befindet sich zwischen „vollkommener Kongruenz“ und
„Nichtkongruenz“. Ein Beispiel für weitgehende Kongruenz bilden Pendants von dt.
Sport, eng. sport sp. desaporte. Ein Fall von nahe liegender „Nichtkongruenz“ bilden:
dt. Fenchel, fr. fenuoil, it. Finocchio, eng. fennel, russ. fénchel.
Je früher ein Wort entlehnt wurde, desto mehr ist es phonetisch und graphisch
assimiliert. Diese Änderungen können so stark sein, dass das Wort nicht mehr als
kongruentes Zeichen zu erkennen ist (ebd., S. 58).
Wenn man von „Teilkongruenz“ eines Wortkerns entscheidet, soll Sprachbenutzer über
Vorkenntnisse von phonetischen und morphologischen Regeln der jeweiligen Sprache
verfügen (ebd., S. 58).
Die Wortbildungsgesetze der Einzelsprachen verursachen Änderungen der
Ausdrucksseite vom Wortkern. Deswegen kann die Entscheidung, ob Wörter
‚kongruent – teilkongruent – nicht kongruent’ sind, verschiedene Kriterien verlangen
(ebd, S. 58).
Substantive werden durch Präfixe und Suffixe deriviert. Wörter dt. Faschismus, fr.
fascisme, it. fascismo, sp. fascismo, eng. Fascism werden als historische Entlehnungen
und Adaptationen des lateinischen Wortbildungsmorphems interpretiert; dt. Deseration,
fr. désertion, it. deserzione, sp. deserción, eng. desertion werden als Entlehnungen
betrachtet, die in einzelsprachliche Systeme integriert wurden (ebd., S. 58).
Bei Verben sind die Wortbildungsmorpheme unterschiedlich und lateinische Vorbilder
lassen sich schwer erkennen; dt. fixieren, fr. fixer, it. fissare, sp. fijar, eng. fix (ebd., S.
58).
Bei Äquivalenz erscheint das Problem der Synonymie und Paraphrase. Beide Begriffe
beziehen sich auf inhaltliche Übereinstimmungen innerhalb einer Sprache. Mit
Synonymen hat man zu tun, wenn es sich bei zwei Ausdrücken um einelementige

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Lexeme handelt. Von Paraphrase wird gesprochen, wenn ein Lexem durch ein
Syntagma (ein Satz) umschrieben wird. Als Paraphrase versteht man Identität der
gemeinten Sachverhalte d.h. Paraphrase basiert auf Äquivalenz in der Bezeichnung. Sie
kann mit Hilfe von unterschiedlichen Sprachebedeutungen erlangen werden. Hier hat
man mit dem Bedeutungsbegriff zu tun. Er unterscheidet zwischen Bedeutung und
Bezeichnung. Als Bedeutung wird Relation zwischen Ausdruck und Inhalt eines
sprachlichen Zeichens verstanden und als Bezeichnung Relation zwischen sprachlichem
Zeichen und gemeintem Gegenstand/Sachverhalt (Schaeder 1990, S. 67).
Bedeutungs – Äquivalenz: Lexem AL1 <=> Lexem BL2
und/oder
Bezeichnungs – Äquivalenz: Lexem AL1 <=> Lexem BL2
Daraus spezifizieren sich folgende Kombinationen:
(1) Bedeutungsäquivalenz (und Bezeichnungsäquivalenz)

Lexem (Terminus) AL1 <=> Lexem (Terminus) AL2


Lexem (Terminus) AL1 <=> Lexem (Terminus) AL2

(2) Bedeutungsäquivalenz (minus Bezeichnungsäquivalenz)

Lexem AL1 <=> Lexem BL2


Lexem BL2
Lexem AL1 (=Divergenz)
Lexem CL2

Lexem AL1
Lexem CL2 (=Konvergenz)
Lexem BL2

(3) Bezeichnungsäquivalenz (minus Bedeutungsäquivalenz)

Lexem (Terminus) AL1 <=> Lexem AL2

Übereinstimmung von Lexemen, die aus verschiedenen Sprachen stammen, in Bezug


auf Bedeutung und Bezeichnung bzw. Inhalt und Denotat wird für terminologisierte

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Ausdrücke der Wissenschaftssprachen angenommen, weil sie auf Wissenselemente und
zwischen ihnen vorkommende Relationen in einem Modell referieren, d.h. nur im
Bereich von fachsprachlicher Termini kann Bedeutungs- und Bezeichnungsäquivalenz
zusammen vorkommen, weil Fachausdrücke sich nicht auf Gegenstände und
Sachverhalte beziehen.
Bei der Festlegung der Äquivalenz von Lexemen unterschiedlicher Sprachen kann
entweder Bedeutungs- oder Bezeichnungsäquivalenz bewiesen werden (ebd. S. 69).
Die Bedeutungsäquivalenz kann partielle Äquivalenz sein:
1. durch unterschiedliche Anzahl von Sememen in Sprache L1 und L2 (bis Ln); z.B.
dt. Industrie 1. maschinelle Großproduktion; fr. industrie: 1. maschinelle
Großproduktion, 2. Geschicklichkeit;
2. eins von mehreren Sememen in der Sprache L1 (bis Ln) ein eher peripheres ist; vgl.
fr. sentiri (1. empfinden, 2. riechen), it. sentire (1. hören, 2. empfinden), sp. sentir (1.
empfinden, 2. hören), port. Sentir (1. empfinden, 2. wahrnehmen)
3. durch unterschiedliche Spezifizierung; dt. Kirschbaum. Das Russische unterscheidet
zwischen ‚Süβkirschbaum’ und ‚Sauerkirschbaum’. Aus Perspektive der deutschen
Sprache wird von „Divergenz“ gesprochen, aber aus Sicht des Russischen von
„Konvergenz“;
4. durch unterschiedliche Extension; z.B. dt. Vieh und mongolisch mal; das
Mongolische rechnet zu mal: Ziegen, Schafen, Rinder, Pferde auch Hunde, aber nicht
Schweine;
5. durch Unterschiede in paradigmatischen Beziehungen (Antonyme, Synonyme,
Hyponymie, Hyperonymie, Wortfeld);
6. durch Unterschiede in syntagmatischen Beziehungen (Kollokationen,
phraseologische Einbindung);
7. durch Unterschiede in diasystematischen Markierungen, d.h.
- durch Unterschiede in diachronischer Hinsicht; einem nicht veralteten Lexem A L1
entspricht ein veraltetes Lexem A L2 (bis Ln), oder einem seit längerem integriertem
Lexem A L2 (bis Ln) kann ein Lexem A L2 (bis Ln) als Neologismus gegenüberstehen;
- durch Unterschiede in diatopischer Hinsicht betrifft regionale Verbreitung; ein Lexem
A L1 (bis Ln) wird überregional gebraucht, aber Lexem A L2 (bis Ln) hat nur regionale
Verbreitung;

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- durch Unterschiede in diakonnotativer Hinsicht, betrifft Beiklang. Ein Wort in
mehreren Sprachen kann entweder keine oder positive oder negative Konnotationen
hervorrufen;
- Unterschiede in diatechnischer Hinsicht; d.h. Ein Lexem A L1 wird nicht fachsprachlich
gebraucht, aber in einer anderen Sprache A L2 kann dieses Lexem fachsprachlich
verwendet werden;
- Unterschiede in dianormativer Hinsicht; ein Lexem A L1 gilt als korrekt gebraucht, aber
in der Sprache L2 gilt als unkorrektes, sie stehen in Opposition;
- Unterschied in diafrequenter Hinsicht, Häufigkeit; ein Lexem A L1 wird häufig
gebraucht, während ein Lexem A L2 selten verwendet wird (ebd., S. 70).
Nach Schaeder wird von Äquivalenz dann gesprochen, wenn gilt:
„Lexem A L1 und Lexem B L2 sind bedeutungsäquivalent dann und immer nur dann,
wenn sie in paradigmatischer, syntagmatischer und diasystematischer […] Hinsicht
übereinstimmen – zumindest partiell übereinstimmen“ (Schaeder 1990, S. 71).
Die semantischen Unterschiede zwischen den Internationalismen entstehen auf Grund
des Assimilationsprozesses. Hier geht es um die Aufnahme eines Lexems in ein
lexikalisch-semantisches Feld und um die Anpassung seines Inhalts an dem Weltbild
einer Nation. Das neue Wort konkurriert mit einem einheimischen Lexem oder einem
früher entlehnten Wort. Das kann zur Ablehnung der internationalen Bedeutung führen
(vgl. Maćkiewicz 1988, S. 243).
Wenn die Lexeme miteinander konkurrieren, kann das zur Verschwindung eines
fremden Wortes oder zur Spezialisierung eines Lexems führen. Wichtig ist, dass unter
den internationalen Wörtern, die aus verschiedenen Sprachen stammen, die
Bedeutungen geteilt wurden und welches Wort in bestimmter Sprache erweiterte, oft
gebrauchte und nicht veraltete Bedeutung hat (vgl. Maćkiewicz 1988, S. 241).
Bei dem Entlehnungsprozess sind die Bedeutungsveränderungen möglich:
1. Bedeutungsverengung bzw. –spezialisierung: ein fremdes Lexem machte eine
semantische Spezialisierung in der Nehmersprache durch, die in der Gebersprache nicht
vorhanden ist. Das Lexem verlor in der Nehmersprache semantische Merkmale oder die
Bedeutungsvarianten;
2. Bedeutungserweiterung oder –generalisierung: das fremde Lexem bekommt in der
Nehmersprache eine neue Bedeutung;
3. Bedeutungsverschiebung: ein Lexem übernimmt in der Nehmersprache eine
Bedeutung, die es ursprünglich verlor (vgl. Volmert 1990, S. 54)

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5. Latein als Muttersprache Europas

Das Lateinische war lingua franca für die mittelmeerische Antike, deswegen wurde es
die „Mutter“ der romanischen Sprachen genannt. Einige von ihnen sind heutzutage
Weltsprachen (Volmert 2003, S. 39). Die lateinische Sprache übte den stärksten
Einfluss auf die Sprachen Europas. Das Lateinische gilt "als Baumaterial und Modell
neugeschaffener Wortbildungen von Wissenschaft und Technik" (Habermann, M. S.25)
Die Bildungs- und Fachwortschätze von europäischen Sprachen weisen einen direkten
Einfluss des Lateinischen und Griechischen oder über eine Vermittlungssprache auf.
Ausmaß und Umfang des Lateinischen in der Alltagssprache hängt von
geographischen, historischen und kulturellen Faktoren ab. Die slawische Sprachgruppe
wird im geringsten Ausmaß vom Lateinischen beeinflusst. Unter den germanischen
Sprachen nehmen die niederländische und englische Sprache die erste Position, die
deutsche Sprache eine mittlere und die nordgermanischen Sprachen zeigen den
geringsten Einfluss vom Lateinischen auf. Eine Ausnahme bildet das Isländische. Diese
Sprache nahm viele Entlehnungen über eine Vermittlungssprache (Deutsch) auf. In der
romanischen Sprachgruppe haben das Italienische und Spanische eine hohe Anzahl vom
Wortschatz lateinischer Herkunft (ebd., S. 25).

5.1. Entlehnungsbewegungen in Europa

Für Volmert scheint wichtig eine Feststellung zu sein: „die Entlehnungen sind nur
selten einmalige Ereignisse, in dem Sinne, dass zu einem bestimmten Zeitpunkt ein
Wort (durch einen Vermittler) von einer Sprache in eine andere Sprache übertragen
wurde“ (Volmert 2003, S. 40). Diese Festlegung wird durch Etymologien und
Wortgeschichten suggeriert. Sie sind meistens auf eine bilinguale Perspektive fixiert:
Der erste Beweis einer Entlehnung könnte als Zeitpunkt der Übernahme betrachtet
werden. Die Entlehnungsbewegungen wurden in historische Perioden geteilt, die durch
intensive Sprachkontakte zwischen Sozialgruppen, wie: Klerus, Gelehrte, Adelige,
Patrizier und Kaufleute, gekennzeichnet sind. Damals wurden ganze Wortfelder
übernommen. Sie setzten sich im neuen Sprachsystem durch. Gute Beispiele dafür
stellen: Christianisierung Europas, Kreuzzüge, Eroberungszüge von Franken und
Normannen, Renaissance dar. Im Bereich der Architektur und Städtebau, in der Musik,
Malerei, im Bank- und Rechnungswesen dominierte als Gebersprache das Italienische

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(15. und 16. Jh.). Im 17. Jh. hatte die französische Sprache den größten Einfluss auf
andere europäischen Sprachen. Unter diesem Einfluss befanden sich germanische und
später auch slawische Sprachen, ab 19Jh. auch das Türkische und andere
außereuropäische Sprachen (ebd. S. 41).

5.2. Klassifizierung des lateinischen beeinflussten Wortschatzes in den


europäischen Sprachen

Es werden verschiedene Gesichtspunkte unterschieden, nach denen die vom


Lateinischen beeinflussten Wörter klassifiziert werden:
1. Herkunft
2. Alter
3. Art der Entlehnung
4. ihre Verbreitung (vgl. Habermann, M. S.25).

Die Herkunft
Ein Wort kann direkt aus einer Sprache oder indirekt (über eine Vermittlungssprache)
entlehnt werden.
z.B. das Wort rational, es wurde direkt aus dem Lateinischen rationalis, aber das Wort
rationell aus dem Französischem rationnel entlehnt. Diese beiden Wörter gehen auf das
lateinische Wort rationalis zurück.
In diesem Falle wird von zweifacher Etymologie gesprochen.
1) die nahe Etymologie - rationell wird durch ähnliche Ausdrucksseite des Suffixes (dt.)
-ell und (fr.) -el/-elle ins Deutsche aufgenommen.
2) die ferne Etymologie - das Wortstamm ratio(n) ist gleich für beide Sprachen (ebd.
S.26).

Das Alter
Da es viele Lücken in der Dokumentierung gibt, kann das erste Auftreten des Wortes
nicht bewiesen werden. Die Zeitangaben, die in den Wörterbüchern gefunden werden
können, geben nur den spätesten Zeitpunkt der Übernahme an. Die zeitliche Einordnung
ist von Bedeutung bei der Festlegung, welche Sprachen im Prozess der Übernahme
vermittelten. Dank der Chronologie ist es möglich, den ersten Nachweis als ein
wahrscheinlicher Ausgangspunkt der Übernahme zu sichern (ebd. S. 26).

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Es gibt Unterschiede bei den neueren und älteren Entlehnungen. Es hängt von den
Fremdheitsmerkmalen ab. Die älteren Entlehnungen weisen in der Schreibung und
Lautung fast keine Unterschiede von den Erbwörtern auf. Anders sieht es bei den
neueren Entlehnungen aus. Diese haben viele Fremdheitsmerkmalen, wie z.B. Suffix,
Präfixe (ebd. S. 26).

Das Kriterium der Entlehnungsart


Hier werden vier Arten der Entlehnung unterschieden.
1) In das Sprachsystem wird das ganze Wort mit unterschiedlichen Graden der
graphischen, phonologischen und morphologischen Integration übernommen. Im
Deutschen erfolgt die graphische Integration folgendermaßen
z.B. Die entlehnten Substantive werden groß geschrieben: z.B. Koalition. Die
Beziehung zwischen der Buchstabenfolge <ti> und der Phonemkombination /tsj/
bleiben fremd. Diese Phonemkombination gilt im Deutschen für Fremdwörter, aber im
Norwegischen ist sowohl die Schreibung als auch die Lautung angeglichen (ebd. S. 26).
2) Nachbildung eines lateinischen Wortes mit heimischem Wortmaterial. Die
Lehnbildungen entstehen dadurch, dass sie von einer Fremdsprache übersetzt oder
übertragen werden - in diesem Falle haben wir mit der Lehnübersetzung und
Lehnübertragung zu tun.
Bei Lehnübersetzung werden alle Bestandteile eines Wortes in der Nehmersprache
genau nachgebildet. lat. satisfactio (aus: satis+facere) -> dt. Genugtuung).
Bei Lehnübertragung werden die Bestandteile eines Wortes zum Teil übersetzt und zum
Teil ergänzt (lat. paeninsula -> Halbinsel) (ebd. S. 26).
3) Die Bedeutung eines lateinischen Wortes wird auf einheimisches Wort mit ähnlicher
Bedeutung übernommen - Lehnbedeutung. Dieser Prozess führt zu einem
Bedeutungswandel einheimischer Wörter (ebd. S. 27).
4) Lehnwortbildung. Es handelt sich nicht um die Entlehnung des Wortes, sondern um
die "Produktion neuer Wörter mit entlehnten lateinischen Basen und/oder entlehnten
Wortbildungsaffixen" (ebd. S. 28).

Das Kriterium der Verbreitung


Neuentstandene Wörter und Entlehnungen beschränken sich nicht auf eine Sprache,
sondern sind als Internationalismen oder Europäismen in anderen Sprachen zu finden.

16
Um von einem Internationalismus sprechen zu können, ist die Kongruenz und
Äquivalenz in mindestens drei Vergleichssprachen erfordert (ebd. S. 27).
Das Lateinische begann auf das Deutsche einen Einfluss schon im Mittelalter,
auszuüben. Die Germanen hatten Kontakte mit römischen Soldaten und Helden. Eine
groβe Rolle spielte auch Christianisierung und Klosterkultur von dem bilingualen
Klerus. Seit 18. Jh. erreichte das lateinzentrierte Bildungswesen einen Höhepunkt (ebd.
S. 27).
Der lateinische Entwicklungsschub ist in den Zeiten kultureller Umbrüche besonders
stark, wie z.B.
- frühere Mittelalter - Christianisierung und Schulwesen
- frühere Neuzeit - Wiederentdeckung der Antike, die moderne Wissenschaft
Da die früheren Entlehnungen einen großen Integrationsgrad aufweisen, bleiben sie
unerkannt. Anderes sieht es bei den Entlehnungen aus der Renaissance. Bei ihnen treten
ausdrucksseitige Fremdheitsmerkmale auf (ebd. S. 27).

5.3. Lateinischer Wortschatz in europäischen Sprachen

Das Lateinische beeinflusste das Germanische, später auch das Deutsche. In


germanischen Dialekten sind über 500 lateinische Entlehnungen nachgewiesen (aus
dem 1. und 3. Jh. n.Ch.). Viele von diesen Wörtern sind im heutigen Deutschen zu
finden, jedoch sind sie nicht zu erkennen. Dazu trug die 2. Lautverschiebung bei – sie
wurden völlig assimiliert. Die Christianisierung lieferte viele lateinische Entlehnungen,
die zum Grundwortschatz für: geistiges Leben, Landwirtschaft, Hausbau und
Verwaltung wurden. Die romanischen Sprachen beeinflussten die höfische Kultur, die
Literatur und die Musik (vgl. Volmert 2003, S. 42f).
Die Renaissance brachte mit sich eine neue Welle von lateinischen Entlehnungen, die
vor allem durch die kulturelle Bewegung des Humanismus unterstützt wurde. Alle
wissenschaftlichen Arbeiten (bis Mitte des 18. Jh.) wurden in der lateinischen Sprache
herausgegeben. Die Entlehnungen, die aus der Zeit der Renaissance stammen, sind
meistens durch Fremdheitsmerkmale gekennzeichnet (ebd. S. 43).
Im Althochdeutschen spielten Lehnbedeutungen und Lehnbildungen im religiösen
Wortschatz eine große Rolle, in der Neuzeit sowohl im Alltag als auch bei der
Verdeutschung von Fachtermini (vgl. Habermann 1999, S. 29).
Habermann stellt folgende Beispiele dar:

17
- die Lehnübersetzungen - lat. numerus fractus-> dt. Bruchzahl
- die Lehnübertragungen - lat. retina-> dt. Netzhaut; lat. multiplicare -> dt.
multiplizieren
- die Lehnbedeutungen - lat. radix -> dt. Wurzel; lat. substrahere-> dt. substrahieren
und abziehen (ebd. S. 29).
Im heutigen Deutschen existieren viele Dubletten; d.h. Entlehnungen und
Verdeutschungen. Sie entstanden dank der puristischen Tätigkeit (seit 18. Jh.). Einer
von bekannten Puristen ist Joachim Heinrich Campe. Er verdeutschte z.B. Individuum
zu Einzelwesen; Supplikat zu Bittsteller. 1801 und 1813 erschien sein Buch
"Wörterbuch zur Erklärung und Verdeutschung der unserer Sprache aufgedrungenen
fremden Ausdrücke". Er befürwortete Neubildungen z.B. Festland für Kontinent;
Kreislauf für Zirkulation (ebd. S. 29).
In der englischen Sprache können mehr Wörter lateinischer Herkunft als im Deutschen
gefunden werden. Die Wörter stammen direkt aus dem Lateinischen (Zeit des
Humanismus) oder sind über das Französische (Normanneninvasion 1066) gekommen.
60% des englischen Vokabulars bildet der lateinisch-romanische Anteil, jedoch stammt
45% direkt aus dem Lateinischen (ebd. S. 29).
Wie im Deutschen auch im Englischen gibt es große Menge von Dubletten; z.B. kingly
neben royal neben regal; freedom neben liberty (ebd. S. 29).

5.4. Gräkolateinisch im deutschen Wortschatz

Seit dem Humanismus spielte die griechische Sprache eine große Rolle in der
wissenschaftlichen Terminologie und im Bildungswortschatz. Der griechische
Wortschatz wurde durch eine Vermittlung vom Lateinischen ins Deutsche
übernommen, was sichtbar in der Schreibung und in der Lautung ist. Die griechische
und lateinische Sprache wurde „ein unerschöpferisches Repertoire für alle fach- und
bildungssprachlichen Neologismen“ (Volmert 2003, S. 46). Sowohl die griechischen als
auch die lateinischen Neologismen erfreuen sich eine große Akzeptanz, weil sie
semantische Durchsichtigkeit besitzen und die Wortbildungselemente und die
Wortbildungsmuster bekannt sind (vgl. Volmert 2003, S. 46).

18
6. Purismus in Deutschland

Als Motive der puristischen Tätigkeit kann man vor allem die nationalen und
aufklärischen Motive nennen. Im 17. Jh. entstand die Fruchtbingende Gesellschaft. Die
Vertreter dieser Gesellschaft waren: Justus Schottelius, Georg Harsdörffer, Martin
Opitz, Philipp von Zesen. Sie versuchten Fremdwörter zu verdeutschen. Viele von den
Verdeutschungen können im heutigen Deutsch gefunden werden. Jedoch ein großer Teil
der verdeutschten Wörter wurde nicht ins Sprachsystem aufgenommen (vgl. Lipczuk
2003, S. 139).
Beispiele der Verdeutschungen von Philipp von Zesen:
Dialekt → Mundart
Orthographie → Rechtschreibung
Distanz → Abstand
Bücherei → Bibliothek (http://germ.univ.szczecin.pl/%7Elipczuk/PurismusRL.htm)
Mit der Verdeutschung des sprachwissenschaftlichen Wortschatzes beschäftigten sich:
Justus Georg Schottelius, Philip von Zesen.
Schottelius ist einer der bedeutendsten deutschen Grammatiker des 17. Jh. Er wollte die
deutsche Sprache als Wissenschafts- und Literatursprache kultivieren. Er hatte vor, die
Unregelmäβigkeiten und die funktionslosen Elemente aus dem Sprachsystem zu
beseitigen (Polenz 1994, S. 152).
Er verdeutschte folgende Wörter:
Derivatio → Ableitung
Lettern → Buchstabe
Partizipien →Mittelwörter
Genus → Geschlecht
Numerus → Zahl (http://germ.univ.szczecin.pl/%7Elipczuk/PurismusRL.htm)
Mit der puristischen Tätigkeit beschäftigten sich auch Schriftsteller: Goethe und
Schiller, aber sie waren keine radikalen Puristen. Goethe meinte, dass man die
Fremdwörter assimilieren solle, aber die fremden Wörter, die überflüssig sein,
eliminiert werden sollen (Lipczuk 2003, S. 140).
Im 17.Jh. drangen ins Deutsche viele Fremdwörter vor allem aus dem Französischen
und Lateinischen ein. Die Puristen wollten die deutsche Sprache von fremden Wörtern
reinigen. Sie sahen in den Wörtern fremder Herkunft eine große Bedrohung für die
deutsche Sprache. Zwei Jahrhunderte später (im 19.Jh.) galt immer noch derselbe Grund

19
für die puristische Tätigkeit. Die Puristen meinten, dass die „verunreinigte“ Sprache
eine Bedrohung für die nationale Identität sei (vgl. Lipczuk 2003 S. 11f).
Im 19.Jh. wurden erste Verdeutschungswörterbücher herausgegeben. 1801 erschien das
erste Wörterbuch von Campe. Campe verdeutsche die Fremdwörter nicht aus
nationalistischen, sondern aus aufklärischen Motiven. Er meinte, dass die Fremdwörter
für Menschen unverständlich seien und sie durch einheimische Wörter ersetzt werden
sollen. Bei Campe kommen die nationalen Motive nicht vor (ebd., S. 12).
Im 19.Jh. entstand in Heidelberg der Verein für Deutsche Sprache. Der Hauptvertreter
war Joseph Brugger. Seine Vorschläge für Verdeutschungen:
Hochwiβanwalt statt Universität,
Menschenleibesbeschaffenheitslehre statt Philosophie (vgl. Lipczuk 2003, S. 141).
Im 19.Jh. (1885) entstand Der Allgemeine Deutsche Sprachverein. Die Vertreter waren
Herman Riegel und Hermann Dunger. Sie wollten die deutsche Sprache pflegen und das
Nationalbewusstsein stützen. Dunger meinte, dass das Deutsche reicher als andere
Sprachen sei und Verwendung der Fremdwörter zu Kommunikationsstörungen führen
könne (ebd.).
Der Verein nahm an der Bearbeitung der Gesetze teil. Er gab zwei Zeitschriften heraus:
„Zeitschrift des Allgemeinen Deutschen Sprachvereins“ und „Muttersprache“ (ebd.).
Viele der Verdeutschungen existieren im heutigen Deutschen.

7. Zum Forschungstand

In diesem Kapitel werden zwei Artikel zusammengefasst, die mit der Thematik der
vorliegenden Arbeit verbunden sind. Den ersten Artikel schrieb Andrea Kolwa
Probleme der Bestimmung von Internationalismen im Bereich der Politik. Der zweite
Artikel wurde von Ernst Kuczyński unter dem Titel Zum Problem der internationalen
Wörter (Internationalismen)geschrieben.

7.1. Probleme der Bestimmung von Internationalismen im Bereich der Politik

Die Autorin des Artikels Probleme der Bestimmung von Internationalismen im Bereich
der Politik ist Andrea Kolwa. Das Material dieses Artikels bilden die Magisterarbeit
Internationalismen im Deutschen und Dänischen. Ein Vergleich anhand des politischen
Wortschatzes von Alvermann und die Stichwörter in politischen Wörterbüchern,

20
Wortlisten, Lexika, Handbüchern und ein-, zwei- und mehrsprachigen Wörterbüchern.
Kolwa untersuchte Lexeme aus elf Sprachen. Sie nahm das Postulat von Volmert an,
dass mindestens eine von den untersuchten Sprachen aus einer nicht genetisch
verwandten Sprachgruppe stammen soll.
In ihrem Artikel beschrieb sie Kongruenz, Äquivalenz der politischen Lexeme und die
Bedeutung der morphologischen Bestandteile der Lexeme.
Den Ausgang ihrer Studien bildete die Gegenüberstellung der politischen Lexeme. Das
erste Problem waren die unterschiedlichen Schriftsysteme Lateinisch, Griechisch und
Kyrillisch. Sie löste dieses Problem dadurch, dass sie die Studien nur auf neun Sprachen
begrenzte, die nur das lateinische Alphabet benutzen. Sie ließ die griechischen und die
russischen Lexeme unter dem Aspekt der graphischen Kongruenz außer Betracht. In
neun Untersuchungssprachen stellte sie keine graphematisch übereinstimmenden
Formen fest. In drei bis acht Sprachen wurden 123 graphematisch vollkommen
kongruente Lexeme gefunden. Je gröβer die Anzahl der Sprachen war, desto kleiner war
die Anzahl von kongruenten Lexemen. Die meistens identischen Interlexeme stammten
aus germanischen und romanischen Sprachen. Die Anzahl von graphematisch
identischen Internationalismen war niedrig.
Die gröβte Anzahl bildeten die Internationalismen, die für bestimmte Sprachen
charakteristische Abweichungen aufweisen. Kolwa versuchte ein zulässiges Maß an
Divergenzen festzustellen. Nach der Untersuchung ergab sich, dass die
einzelsprachlichen Abweichungen wie: Majuskeln, Bindestrichgraphien etc. die
Identifizierung nicht beinträchtigen. Wenn keine weiteren Unterschiede in den Lexemen
auftreten, können sie als Internationalismen betrachtet werden. Wenn in Lexemen
Inkongruenzen innerhalb einer lexikalischen Einheit vorkommen, werden diese Lexeme
nicht mehr eindeutig als Internationalismen bestimmt.
Im nächsten Kapitel beschreibt sie die Kongruenz auf der lautlichen Ebene. Da jedes
Sprachsystem eigenes Lautsystem besitzt, wurden keine vollständig gleichen
Lauteinheiten gefunden. Es wurden Ähnlichkeiten zwischen Vokalen und Konsonanten
festgestellt. Die Autorin stufte als ähnliche/kongruente Lautelemente ein, wenn
„mindestens zwei ihrer drei primären Artikulationsmerkmale übereinstimmen oder
wenn deren Artikulationsorte in unmittelbarer Nähe liegen“ (Kolwa S. 59).
Im nächsten Kapitel beschrieb Kolwa die Bedeutungsäquivalenz der politischen
Lexeme. Sie stimmen nur in wenigen Stellen überein. Die gröβte Übereinstimmung
weisen Begriffe wie: Akklamation, Naturalisation, Usurpation und die Lexik der

21
Diplomatie und Außenpolitik auf. Im Untersuchungsmaterial fand Kolwa falsche
Freunde. Auf dieser Grundlage entstehen die Kommunikationsprobleme. Wenn für
einen Sprecher nur ein Semem bekannt ist, wird er ein kongruentes Lexem mit dem ihm
bekannten Semem versehen. Missverständnisse können auch bei der Ideologie
gebundener Lexeme entstehen. Die diakonnotativen Divergenzen sind bei den
„Ideologie- und öffentlichen Meinungssprache“ gehörenden Lexeme zu finden.
Viele politische Lexeme, die kongruent waren, erwiesen sich als nicht äquivalent.
Kolwa stellte fest, dass „die formal gleichen bzw. ähnlichen Vergleichslexeme als
Repräsentanten von Internationalismen einzustufen sind, so lange ein gemeinsamer
Bedeutungskern zu erkennen ist“ (ebd. S. 60).

7.2. Zum Problem der internationalen Wörter (Internationalismen)

Der Artikel Zum Problem der internationalen Wörter (Internationalismen) wurde von
Ernest Kuczyński geschrieben. Der Autor beschreibt die Rolle der Internationalismen,
ihre Geschichte und ihre Definition.
In europäischen Sprachen sind viele Wörter zu finden, die ohne Übersetzung verstanden
werden können. Die Anzahl solcher Wörter ist erheblich. Sie werden Internationalismen
genannt. In der Sprachwissenschaft gibt es viele Definitionen dieses Begriffs. Bei dem
Spracherwerb entstehen Interferenzfehler, die der Sprachlehre stören.
Der Autor schreibt, dass die Internationalismen mit den Konnotationen verbunden sind.
Einige Wörter sind neutral wie: Mathematik, aber das Wort Kapitalismus kann in
verschiedenen Ländern schlechte Konnotationen hervorrufen.
Kuczyński nennt folgende Faktoren, die für Entwicklung der Internationalismen
verantwortlich sind: ökonomische, soziale, politische und linguistische Faktoren. Der
Autor beruft sich auf J. Volmert, der zwei Faktoren der Herausbildung der
Internationalismen nennt:
 Historische Entlehnungen zwischen Sprachen: in einem bestimmten Zeitpunkt
wurde ein Wort einer Sprache von Sprechern einer anderen Sprache benutzt und
übernommen.
 Einführung unbekannter Ausdrücke mit zwischensprachlicher Geltung: die
Verwendung der Fachbezeichnungen wurde angenommen. Es handelt sich um:
Medien-, Jugendsprache, ökonomischen Wortschatz.

22
Seit Ende des 2. Weltkriegs gewann der Informationenaustausch an Bedeutung. Die
Internationalismen erscheinen immer häufiger in der Alltagssprache und werden
automatisch im Gedächtnis behalten. Die Internationalismen scheinen wichtig im
Fremdsprachenunterricht zu sein, weil sie „im Hinblick auf den
Fremdsprachenunterricht einen multiplizierten Gebrauchswert haben“ (Kuczyński 2005,
S.784).
Der erste Sprachwissenschaftler, der auf das Phänomen der internationalen Wörter
hinwies, war A. Meillet. Sie wurden meistens bei der Entlehnungsforschung betrachtet.
Es wurde keine Definition formuliert, weil die Internationalismen nicht als ein
selbständiges Bereich der Sprachwissenschaft betrachtet wurden. Der Begriff des
Internationalismus wurde oft abgelehnt. Die Sprachwissenschaftler aus der Sowjetunion
und aus einigen Ländern des Mitteleuropas akzeptierten diesen Begriff. Es wird oft über
Internationalismen diskutiert.
Kuczyński stellt folgende Merkmale der Internationalismen dar:
 Internationalismen werden in mehreren Sprachen benutzt;
 Internationalismen haben gleiche oder ähnliche Form, die sich oberflächlich
dem Sprachsystem angepasst wurden, sie werden ohne Übersetzung verstanden,
weil sie ähnliche / gleiche Form und Bedeutungen haben;
 Internationalismen haben eine gemeinsame Herkunft;
 Internationalismen sind im Grundwortschatz und Fachwortschatz der jeweiligen
Sprachen zu finden.

Manche Autoren meinen, dass ein Internationalismus in mindestens drei Sprachen


(quantitatives Kriterium) vorkommen solle. Die Sprachen sollen aus mindestens zwei
unterschiedlichen Sprachgruppen stammen (qualitatives Kriterium).
Die Internationalismen weisen Unterschiede in der Schreibung und in der Lautung auf.
Kuczyński meint, dass die graphemische Form eines Lexems wichtiger als phonetische
Form sei. Bei den Lexemen, deren graphische Form ähnlich ist und die Bedeutung
teilweise übereinstimmt, wird von den interlingualen Analogographen gesprochen. Man
unterscheidet drei Relationen auf der Inhaltsseite der Analogographie:
 Völlige Bedeutungsäquivalenz;
 Bedeutungsdivergenzen;
 Partielle Bedeutungsäquivalenz.

23
Es ist schwierig eine Definition des Begriffs Internationalismus zu formulieren.
Im nächsten Kapitel beschreibt der Autor die Einteilung der Internationalismen. Er stellt
die Meinungen verschiedener Forscher dar. Nach Häusler: je gröβer die Zahl der
Sprachen ist, desto mehr Bedeutungsunterschiede auftreten. Mindestens eine Bedeutung
soll in allen Untersuchungssprachen vorkommen. Er stellt folgende Einteilung dar:
 Totale Internationalismen;
 Partielle Internationalismen;
 Pseudointernationalismen.
Das Problem der Bedeutungsäquivalenz wird oft diskutiert.
Kuczyński schreibt, dass man zwischen faux amis und Internationalismus unterscheiden
solle. Es gibt die engere und weitere Auffassung sowohl der Internationalismen als auch
der falschen Freunden. Die Wörter mit ähnlicher Form und Bedeutung sind
Internationalismen in der engeren Auffassung. Die weitere Auffassung der
Internationalismen umfasst Wortbildungsmorpheme, Phraseologismen. In der engeren
Auffassung der falschen Freunde sind Wörter, die ähnliche Form aufweisen, aber ihre
Bedeutung unterschiedlich ist. Die weitere Auffassung umfasst Lexeme, die mit
unterschiedlicher Aussprache, Schreibweise haben. Als falsche Freunde des Übersetzers
werden nicht nur die Pseudointernationalismen sondern auch die Internationalismen mit
der partiellen Bedeutungsäquivalenz betrachtet.
Die Internationalismen gelten als multilinguale und die falschen Freunde als bilinguale
Erscheinungen.
Kuczyński meint, dass die Internationalismen eine große Rolle in gegenwärtiger Welt
spielen.

24
EMPIRISCHER TEIL

1. Zur Methode

Das Untersuchungsmaterial war das Buch von Gerhard Helbig (1982) Geschichte der
neueren Sprachwissenschaft und seine Übersetzung ins Polnische von Czesława Schatte
und Dorota Morciniec Historia językoznawstwa nowożytnego.
Zuerst wurden Wörter aus dem deutschen Text ausgewählt, die potentiell
Internationalismen sind. Um diese Wörter auszuwählen, wurden zwei Kriterien
angenommen.
Das erste Kriterium war die Ausdrucksseite: die Schreibung und die Lautung der
Wörter. Es wurden alle Lexeme ausgewählt, die mit fremden Suffixen geschrieben
werden und Wörter, deren Aussprache oder Schreibweise fremde Einflusse aufweisen.
Dann wurden Entsprechungen für diese Lexeme in der Übersetzung ins Polnische
gefunden.
Nach der Auswahl der potentiellen Internationalismen sollte überprüft werden, ob sie
wirklich als Internationalismen betrachtet werden können. Um es festzustellen, wurden
sie mit zwei Vergleichssprachen: Englisch und Spanisch konfrontiert. Es wurde
angenommen, dass mindestens eine Vergleichsprache aus einer anderen Sprachgruppe
stammen soll. Die deutsche und englische Sprache stammen aus der germanischen und
das Spanische stammt aus der romanischen Sprachgruppe. Die Pendants wurden in
Wörterbüchern gesucht. Für das Englische war es: Oxford Wordpower. Słownik
angielsko-polski z indeksem polsko-angielskim. Für das Spanische: Elmundo
Diccionarios.
Wenn ein deutsches Wort ein Pendant im Spanischen und im Englischen hat, wird es
weiter untersucht.

z.B. dt. die Grammatik eng. grammar sp. gramática

Die Lexeme, die im Deutschen und im Polnischen potentiell Internationalismen sind,


wurden in Hinsicht darauf geprüft, ob sie kongruent sind. Es wurden ihre Schreibung
und ihre Lautung in vier Untersuchungssprachen untersucht. Es wird versucht
festzustellen, ob die Schreibung und die Lautung ähnlich sind. Treten bestimmte
Unterschiede auf, dann wurde untersucht, ob sie regelmäβig vorkommen. Neben den

25
Suffixen werden auch Divergenzen in der Schreibung der Konsonanten und Vokale
unter die Lupe genommen.
Die Unterschiede in der Schreibung und in der Lautung der Suffixe werden in vier
Vergleichssprachen untersucht. Neben den Divergenzen im Polnischen werden auch die
Unterschiede im Englischen und Spanischen dargestellt.
Wenn die Vergleichswörter große Unterschiede in der Schreibweise und in der
Aussprache aufweisen, werden sie nicht als kongruente Lexeme betrachtet und sie
werden der weiteren Untersuchung nicht unterzogen.
Nach der Feststellung der Kongruenz wird die Bedeutung der Lexeme im Deutschen
und im Polnischen geprüft und die Bedeutungsäquivalenz festgestellt. Die Lexeme
werden als äquivalent bestimmt, wenn sie in paradigmatischer, syntagmatischer und
diasystematischer Hinsicht übereinstimmen. Partielle Äquivalenz wird dann konstatiert,
wenn die untersuchten Lexeme folgende Unterschiede aufweisen:
1. unterschiedliche Anzahl von Sememen;
2. eins von den Sememen ist ein peripheres Semem, während es in anderen
Sprachen häufig gebraucht wird;
3. unterschiedliche Spezifizierungen;
4. unterschiedliche Extension;
5. unterschiedliche paradigmatische Beziehungen;
6. unterschiedliche syntagmatische Beziehungen;
7. unterschiedliche diasystematische Markierungen.
Ist mindestens ein Semem äquivalent, wird dieses Lexem als Internationalismus
betrachtet. Im Entlehnungsprozess wird meistens nur eine Bedeutungsvariante
„internationalisiert“. Andere mögliche Bedeutungen werden in diesem Prozess
ausgeschlossen (vgl. Volmert 2003, S. 29).
Erfüllen die Lexeme alle angenommenen Kriterien, werden sie als Internationalismen
betrachtet.
Im nächsten Teil wird versucht festzustellen, aus welcher Sprache die meisten
Internationalismen stammen, die mit der Thematik der Sprachwissenschaft verbunden
sind.
Im Deutschen existieren viele Konkurrenzformen der Wörter fremder Herkunft. Viele
von ihnen entstanden auf Grund der puristischen Tätigkeit. Es wird untersucht, ob die
Konkurrenzformen im Bereich der Linguistik öfter als Internationalismen verwendet
werden und ob sie häufiger im Deutschen oder im Polnischen vorkommen.

26
Am Ende werden die Internationalismen im Deutschen mit ihren polnischen
Entsprechungen konfrontiert, die nicht internationale Wörter sind. Es wird die
Etymologie der polnischen Entsprechungen dargestellt. Es wird dargestellt, aus welchen
Sprachen die Internationalismen im linguistischen Bereich stammen.

2. Internationalismen im Deutschen und Polnischen

In der vorliegenden Arbeit werden Internationalismen im Deutschen mit ihren


Übersetzungen ins Polnische konfrontiert. Während der Untersuchung wurde
festgestellt, dass viele Internationalismen im Deutschen auch als Internationalismen im
Polnischen gelten. Für die deutsche Sprache wurden zwei Vergleichssprachen
angenommen, nämlich das Englische und das Spanische. Um festzulegen, dass die in
der vorliegenden Arbeit festgestellten Internationalismen im Deutschen auch im
Polnischen Internationalismen sind, werden die Wörter im Polnischen mit dem
Deutschen, Englischen und Spanischen konfrontiert.
Für die Identifizierung der Internationalismen spielt die graphische Form eine größere
Rolle als die phonetische Struktur (vgl. Kuczyński 2005, S.786).

2.1. Totale Internationalismen

Während der Untersuchung wurden neun totale Internationalismen gefunden. Im


Rahmen des Untersuchungsmaterials bilden sie 4% aller untersuchten Lexeme. Die
totalen Internationalismen sind durch die völlige graphische und die phonetische
Kongruenz und Bedeutungsäquivalenz gekennzeichnet.

z.B. dt. langue eng. langue sp. langue pol. langue

“Deshalb ist die Existenz der ‘langue’ eine notwendige Voraussetzung für die
‚parole’” (1982, S. 35).
„Istnienie l a n g u e jest zatem koniecznym założeniem p a r o l e“ (Helbig
1986, S. 35).

dt. parole eng. parole sp. parole pol. parole

27
“Fruchtbar geworden ist vor allem seine Scheidung der systemhaften langue von
der aktualisierten parole…” (Helbig 1986, S. 35).
„Pożyteczne stało się przede wszystkim przeprowadzone przez niego
rozgraniczenie systemowego l a n g u e i zaktualizowanego p a r o l e“ (Helbig
1986, S. 35).

dt. Denotat eng. denotat sp. denotat pol. denotat

“…eine denotative Bedeutung, die die Beziehung des Zeichens zum Denotat zu
den bezeichneten Sachen meint…” (Helbig 1982, S. 108)..
„…oznaczające stosunek znaku do denotatu, do rzeczy
oznaczających…”(Helbig 1986, S. 115).

Da die Phonetik und die Schreibweise der oben dargestellten Beispiele in den
Untersuchungssprachen einen hohen Grad der Kongruenz aufweisen und gleichzeitig
keine Bedeutungsänderungen auftreten, können diese Wörter von den Sprachbenutzern
ohne Übersetzung verstanden werden. Das ist ein Grund dafür, dass die obigen Lexeme
zu den totalen Internationalismen gezählt werden können.

2.2. Graphische und phonetische Kongruenz

Als erstes Kriterium wird das Kriterium der graphischen und der phonetischen
Kongruenz genannt. Dieses Kriterium scheint auf den ersten Blick am wichtigsten zu
sein, weil die Schreibung oder die Aussprache von den Rezipienten sofort bemerkt
wird.
In diesem Kapitel werden Divergenzen beschrieben, die in der Schreibung der
Internationalismen vorkommen. Diese Unterschiede treten meistens in Bezug auf die
Schreibweise der Konsonanten und der Vokale auf. Danach werden die fremden Suffixe
dargestellt, die in vier Untersuchungssprachen vorkommen und die ähnliche graphische
Gestalt aufweisen. Die Divergenzen im Rahmen der Suffixe werden anhand der
Wortarten präsentiert, d.h. diese Suffixe werden beschrieben, die für bestimmte
Wortarten typisch sind. Für jedes Suffix werden mindestens drei Beispiele genannt.

28
2.3. Graphische und phonetische Unterschiede im Rahmen von
Konsonanten und Vokalen

Viele Internationalismen sind dadurch gekennzeichnet, dass ihre Schreibweise und ihre
Aussprache bestimmte regelmäβige Unterschiede aufweisen. Diese Divergenzen
entstanden im Entlehnungsprozess. Die gröβte Gruppe der Internationalismen bilden
diese, die verschiedene Divergenzen in der Schreibung und in der Aussprache
aufweisen. Keine Divergenzen erscheinen nur bei den totalen Internationalismen. Ihre
graphische und ihre phonetische Form ist sowohl in der Geber- als auch in der
Nehmersprache identisch. Diese Gruppe der Internationalismen ist sehr klein und tritt
vor allem im Fachwortschatz auf.
Nach der Untersuchung folgende Unterschiede festgestellt werden.

ph → f dt. Morphem eng. morpheme sp. morfema pol. morfem


x → ks dt. Axiom eng. axiom sp. axioma pol. aksjom
y→ i dt. synonym eng. synonym sp. sinónimo pol. synonim
i→y dt. paradigmatisch eng. paradigmatic sp. paradigmático
pol. paradygmatyczny
k→c dt. Kommunikation eng. comunication sp. comunicación
pol. komunikacja
v→w dt. Konversation eng. conversation sp. conversación
pol. konwesacja
ch → c dt. synchronisch eng. synchronica sp. sincronico
pol. synchroniczny
th → t dt. Methodologie eng. methodology sp. metodología
pol. metodologia

Die oben genannten Unterschiede werden in vier Gruppen eingeteilt. Zu erster Gruppe
werden Divergenzen im Rahmen der Konsonanten und der Vokale gezählt, die nur im
Polnischen vorkommen.
dt. Axiom eng. axiom sp. axioma pol. aksjom
dt. paradigmatisch eng. paradigmatic sp. paradigmático pol.
paradygmatyczny
dt. Konversation eng. conversation sp. conversación pol. konwesacja

29
Es ist leicht zu bemerken, dass (abgesehen von unterschiedlicher Schreibung der
Suffixe) nur im Polnischen die Konsonanten y, x, v an die polnische Schreibug
angepasst wurden. Statt des Vokals y kommt der Vokal i, statt des Konsonanten x,
kommt ks, statt des Konsonanten v, kommt w vor. Neben den Divergenzen in der
graphischen Form treten auch Divergenzen in der phonetischen Gestalt auf. Das Wort
paradygmatczny wird mit [y] ausgesprochen, aber in drei anderen Sprachen wird es mit
[i] ausgesprochen. Bei zwei weiteren Beispielen gibt es keine Aussprachedivergenzen,
d.h. die Konsonanten v und w werden gleich ausgesprochen. Genau so ist es mit den
Konsonanten x und ks.
Die zweite Gruppe bilden Wörter, bei denen die Unterschiede nur im Spanischen
auftreten. Zu ihnen gehören die Divergenzen im Rahmen der Konsonanten und Vokale:
y und ch.

dt. synonym eng. synonym sp. sinónimo pol. synonim


dt. synchronisch eng. synchronic sp. sincronico pol. synchroniczny

„Gemeinsam ist diesen Feldbegriffen der Ausgangspunkt von de Saussure, von der
systemhaften Gliederung der Sprache im synchronischen Bereich und die Einbettung in
die inhaltbezogene Grammatik Weisgebers”(Helbig 1982, S. 153).
„Wspólną cechą pojęć pól jest to, że wywodzą się od de Saussure’a. z systemowego
układu języka w zakresie synchronicznym oraz włączenie ich do gramatyki treści
Weisgebera“(Helbig 1986, S. 166).

Beide Beispiele beweisen, dass im Spanischen statt des Vokals y der Vokal i auftritt.
Bei dem zweiten Beispiel wird es eindeutig, dass in der spanischen Sprache die
Konsonanten ch mit dem Konsonant c ersetzt wurden. Interessant scheint die
Aussprache zu sein. Trotz der unterschiedlichen Schriebweise werden im Deutschen,
Englischen und Spanischen bei diesen Wörtern die beschriebenen Konsonanten als [k],
während im Polnischen als [x] ausgesprochen.
Die Schreibung weist im Polnischen und im Deutschen mehr Ähnlichkeiten auf. In
beiden Sprachen werden diese Lexeme mit ch geschrieben, aber bei der Aussprache
dieser Buchstaben kommt ein Unterschied vor. Im Polnischen wird ch als [x], aber im
Deutschen als [k] ausgesprochen.
Die dritte Gruppe bilden Unterschiede, die im Polnischen und im Spanischen auftreten.

30
dt. Morphem eng. morpheme sp. morfema pol. morfem
dt. Methodologie eng. methodology sp. metodología pol. metodologia

Die Divergenzen in der Schreibung von ph und th kommen in zwei


Untersuchungssprachen. Die Beispiele zeigen deutlich, dass im Polnischen und
Spanischen statt ph und th entsprechend f und t vorkommen. Trotz der
Schreibungsunterschiede bleibt die Aussprache von ph und f gleich, sie werden als [f]
ausgesprochen. Anders ist es bei den Konsonanten th und t. In diesem Falle besteht der
Unterschied in der Aussprache im Englischen. In drei anderen Sprachen wird [t],
während in der englischen Sprache [th] ausgesprochen. Im Deutschen werden
Konsonanten th wie im Englischen ausgesprochen.
Zu der vierten Gruppe werden Unterschiede gezählt, die in der englischen und in der
spanischen Sprache vorkommen.

dt. Kommunikation eng. comunication sp. comunicación pol. komunikacja

In diesem Falle werden Wörter genannt, die im Deutschen und im Polnischen mit k
geschrieben werden, im Englischen und im Spanischen mit c geschrieben. Die Lautung
ist in allen Untersuchungssprachen gleich. Sie werden als [k] ausgesprochen.

Nach der Untersuchung ergibt sich, dass die deutsche und die englische Sprache den
gröβten Grad sowohl der graphischen als auch der phonetischen Kongruenz aufweist.
Im Polnischen und Spanischen hat man mit mehreren graphischen Divergenzen zu tun.
Anhand der oben genannten Beispiele kann festgestellt werden, dass es mehr
Divergenzen in der Schreibung als in der Aussprache gibt.
Nach der Analyse der deutschen und der polnischen Sprache ergibt sich, dass die
meisten Divergenzen unter den folgenden Konsonanten vorkommen:

ph → f dt. Morphem pol. morfem


x → ks dt. paradigmatisch pol. paradygmatyczny
y→ i dt. Konversation pol. konwesacja
i→y dt. paradigmatisch pol. paradygmatyczny
v→w dt. Konversation pol. konwesacja

31
th → t dt. Methodologie pol. metodologia

Im Vergleich des Deutschen mit dem Polnischen treten nur bei den Konsonanten ch und
k keine Schreibungsdivergenzen auf. Sie werden in beiden Sprachen gleich geschrieben.
Die Aussprache des Konsonanten k ist im Polnischen identisch wie im Deutschen. Ein
Ausspracheunterschied kommt bei den Konsonanten ch vor. Im Polnischen werden sie
als [k], während im Deutschen als [x] ausgesprochen.
Die beschriebenen Unterschiede treten regelmäβig auf. Trotz der Divergenzen in der
Schreibung und in der Lautung kann von einem hohen Grad der graphischen und
phonetischen Kongruenz gesprochen werden.

2.3.1. Verdoppelte Konsonanten

Im Untersuchungsmaterial wurden Wörter gefunden, die im Deutschen mit den


Doppelkonsonanten geschrieben werden, aber sie in anderen Untersuchungssprachen
nur mit einem Konsonanten vorkommen. Im Rahmen des Untersuchungsmaterials
bilden die gröβte Gruppe die Internationalismen, bei denen Doppelkonsonanten
vorkommen. Unter ihnen können drei Gruppen festgestellt werden.

dt. Apposition eng. Apposition sp. aposición pol. apozycja


dt. Kollokation eng. collocation sp. colocación pol. kolokacja

“Die Untersuchungen von Kontexten und Kollokationen führen dazu, nicht Wörter
einfach als lexikalische Füllungen in syntaktische Paradigmen einzusetzen, sondern die
Bedingungen ihrer Verwendung in Kombination mit anderen Wörtern genauer zu
studieren” (Helbig 1982, S. 110)
„Badania kontekstów i kolokacji nie prowadzą do użycia wyrazów po prostu jako
wypełnień leksykalnych w paradygmatach syntaktycznych, lecz do dokładniejszego
przestudiowania ich użycia w kombinacji z innymi wyrazami“(Helbig 1986, S. 117).

dt. Grammatik eng. grammar sp. gramática pol. gramatyka


dt. Allophon eng. allophone sp. alófono pol. alofon
dt. Applikation eng. application sp. aplicación pol. aplikacja

32
Die oben dargestellten Beispiele zeigen, dass die Konsonanten sowohl im Deutschen als
auch im Englischen verdoppelt werden. Im Spanischen und im Polnischen kommt diese
Verdoppelung nicht vor. Die unten genannten Internationalismen zeigen, dass die
Verdoppelung in drei Untersuchungssprachen auftritt, nämlich im Deutschen, im
Englischen und im Spanischen.

dt grammatisch eng. grammatical sp. grammatical pol. gramatyczny


dt. Korreletion eng. Correlation sp. correlación pol. Korelacja
dt. Konnexion eng. konnexion sp. konnexion pol. konekcja
dt. Glossemantik eng. glossematics sp. glossemantica pol. glosemantyka

Die dritte Gruppe bildet nur ein Beispiel.

dt. Kommunikation eng. comunication sp. comunicación pol. komunikacja

Nur im Deutschen wird der Konsonant verdoppelt.


Die Verdoppelung der Konsonanten beeinflusst nicht die Aussprache aller oben
genannten Beispielen. In allen Untersuchungssprachen, auch wenn ein Wort mit den
Doppelkonsonanten geschrieben wird, werden diese Konsonanten nicht zweimal
ausgesprochen.

Bei dem Wort patterns hat man mit einem totalen Internationalismus zu tun.

dt. Patterns eng. patterns sp. patterns pol. patterns

In diesem Beispiel kommen keine graphischen und keine phonetischen Unterschiede


vor. Das englische Wort patterns wurde nicht assimiliert, sondern wurde ins deutsche,
spanische und polnische Sprachsystem unverändert aufgenommen, d.h. sowohl die
graphische als auch die phonetische Form bleibt identisch wie im Englischen.
Wie die oben genannten Beispiele beweisen, sind im deutschen Wortschatz der
Sprachwissenschaft die Doppelkonsonanten oft zu finden. Ihre polnischen
Entsprechungen werden meistens mit einem Konsonanten geschrieben, z.B. dt.
Konnexion und pol. koneksja. Das Lexem patterns wird in beiden Sprachen mit
Doppelkonsonanten geschrieben. Dieses Wort wurde in unveränderter Form ins

33
Deutsche und ins Polnische aufgenommen. Bei den Lexemen, die dem polnischen
Sprachsystem angepasst wurden, treten keine Doppelkonsonanten auf.
Hinsichtlich der oben dargestellten Beispiele kann keine Regularität festgestellt werden,
wann in einer Sprache ein bestimmtes Wort mit den Doppelkonsonanten geschrieben
wird. Die Verdoppelung der Konsonanten übt keinen Einfluss auf die Lautung aus.

2.4. Suffixe im Rahmen der Substantive

Alle untersuchten Internationalismen weisen Unterschiede in der Schreibung auf. Diese


Unterschiede erscheinen vor allem bei Suffixen. Die Suffixe wurden während des
Assimilationsprozesses geändert. Trotz der vorkommenden Veränderungen werden
diese Suffixe ähnlich geschrieben und einige Regularitäten können festgestellt werden.
In diesem Kapitel werden die regelmäβigen Divergenzen festgestellt, die bei den
fremden Suffixen auftreten.

2.4.1. Suffix -tion

Nach der Untersuchung wurde festgestellt, dass das deutsche Suffix –tion im Polnischen
und im Spanischen assimiliert wurde.

z.B.
dt. Kommunikation eng. comunication sp. comunicación pol. komunikacja
dt. Kollokation eng. collocation sp. colocación pol. kolokacja
dt. Transformation eng. transformation sp. transforación pol. transformacja
dt. Korreletion eng. Correlation sp. correlación pol. Korelacja
dt. Apposition eng. Apposition sp. aposición pol. apozycja

Das Suffix –tion kommt in gleicher Form in der deutschen und in der englischen
Sprache vor. Dieses Suffix setzte sich in beiden Sprachen durch. Anders sieht es im
Spanischen und im Polnischen aus. In der spanischen Sprache findet man das Suffix –
ción und in der polnischen Sprache das Suffix –cja. Diese Veränderung ist regulär.
Während der Analyse des Untersuchungsmaterials wurden in den
Untersuchungssprachen keine anderen Suffixe gefunden, die dem Suffix –tion

34
entsprechen. Deswegen wurde angenommen, dass dieser Unterschied regelmäβig
auftritt.
Das deutsche Suffix –tion und das polnische –cja weisen sowohl die graphischen als
auch die phonetischen Divergenzen auf. Diese Suffixe wurden in jeder Sprache den
Sprachsystemen angepasst.
Obwohl die oben genannten Internationalismen diesen Unterschied in der Schreibung
aufweisen, können sie von jedem, der Vorkenntnisse hat, verstanden werden. Trotz
dieser Unterschiede in der Schreibung können diese Wörter als kongruente Lexeme
betrachtet werden.

2.4.2. Suffix –gie

Suffix –gie ist ein weiteres Suffix, das Unterschiede in mehreren Sprachen aufweist.

dt. Methodologie eng. methodology sp. metodología pol. metodologia


dt. Morphologie eng. morphology sp. morfología pol. morfologia
dt. Terminologie eng. terminology sp. terminología pol. terminologia
dt. Onomasiologie eng. onomasiology sp. onomasiología pol. onomasjologia
dt. Phonologie eng. phonology sp. fonología pol. fonologia
dt. Philologie eng. philology sp. Filología pol. Filologia

Dem deutschen Suffix –gie entsprechen das englische –gy, das spanische -gía und das
polnische –gia. Bei diesem Suffix kann festgestellt werden, dass sowohl im Polnisch als
auch im Spannischen dieses Suffix gleich geschrieben wird. Einziger Unterschied ist
der Strich bei dem Vokal í im Spanischen. Dieser Strich ist ein Zeichen für den Akzent,
d.h. in den oben dargestellten spanischen Beispielen wird diese Silbe akzentuiert, in der
der Vokal í vorkommt. Das polnische und das spanische Suffix werden gleich
ausgesprochen.
Dem deutschen Suffix –gie entspricht das englische –gy, d.h. sowohl die Schreibung als
auch die Aussprache sind unterschiedlich.
Im Polnischen geht das deutsche Suffix –gie im Polnischen ins –gia über. Die Lautung
ist in beiden Sprachen ähnlich.

35
Der Suffix –gie wurde in allen Sprachen assimiliert, deswegen weisen sie die
unterschiedliche Schreibung auf. Jedoch kann festgestellt werden, dass diese
Unterschiede regelmäβig vorkommen.

2.4.3. Suffix –ismus

Die Nächste Regularität tritt bei dem deutschen Suffix –ismus auf.

dt. Agnostizismus eng. agnosticism sp. agnosticismo pol. agnostycyzm


dt. Strukturalismus eng. structuralism sp. Estructuralismo pol. strukturalizm
dt. Deskriptivismus eng. descriptivism sp. descriptivismo pol. deskryptywizm
dt. Kontextualismus eng. contextualism sp. contextualismo pol. kontekstualizm
dt. Behaviorismus eng. behaviorism sp. behaviorismo pol. behawioryzm
dt. Idealismus eng. Idealism sp. idealismo pol. idealizm

Im Deutschen, Englischen, Spanischen und Polnischen sieht das Suffix -ismus anders
aus. Im Englischen ist es –ism, im Spanischen -ismo, im Polnischen –yzm oder
–izm. Trotz der unterschiedlichen graphischen Form ist eine Regulatiät zu erkennen. Im
Entlehnungsprozess wurden sie in jeder Sprache nach den bestimmten sprachlichen
Gesetzen den Sprachsystemen angepasst. Diese Suffixe wurden nicht nur graphisch,
sondern auch phonetisch assimiliert. Im Deutschen wird das Suffix –ismus [smus], im
Englischen [izəm], im Spanischen [ismo] ausgesprochen. Obwohl die Lautung in den
genannten Sprachen die Unterschiede aufweist, führen diese Suffixe zu keinen
Missverständnissen.
Dem deutschen Suffix –ismus entsprechen zwei polnische Suffixe: -yzm und –izm.
Hinsichtlich der oben dargestellten Beispiele kann festgestellt werden, dass häufiger das
Suffix –izm gebraucht wird.
Die oben genannten Beispiele weisen nicht nur die Unterschiede in der Schreibung des
Suffixes -ismus, sondern auch die unterschiedliche Schreibung einiger Konsonanten auf.
Die Bedeutung der oben genannten Wörter ist in allen vier Sprachen gleich.
Diese oben genannten Beispiele können als Internationalismen betrachtet werden, weil
sie alle angenommenen Kriterien erfüllen, sie weisen ähnliche graphische und
phonetische Form auf und haben gleiche Bedeutungen. Sie können von einem

36
Lernenden ohne Übersetzung verstanden werden und dabei kommt es zu keinen
Kommunikationsstörungen.

2.4.4. Suffix –tik

Ein anderes Suffix, bei dem die regelmäßigen Unterschiede vorkommen, ist das Suffix
–tik.

dt. Linguistik eng. linguistics sp. lingüística pol. lingwistyka


dt. Semantik eng. semantics sp. semántica pol. semantyka
dt. Stilistik eng. stylistics sp. estilística pol. Stylistyka
dt. Glossemantik eng. glossematics sp. glossemantica pol. glosemantyka

In jeder von den untersuchten Sprachen wird dieses Suffix anders geschrieben. In der
englischen Sprache –tics, in der spanischen –tica und in der polnischen –tyka. Im
Englischen und im Spanischen kann bemerkt werden, dass statt des Konsonanten k der
Konsonant c auftritt. Am Ende des Suffixes erscheint im Englischen der Konsonant s
und im Spanischen a. Im Polnischen kommt eine andere Veränderung vor. Dieses
Suffix wird, wie im Deutschen mit k geschrieben, aber der Konsonant i geht in den
Konsonanten y über. Das polnische und das deutsche Suffix weisen große Ähnlichkeit
sowohl in der graphischen als auch in der phonetischen Form auf.
Bei dem spanischen Wort estilística taucht noch ein Unterschied auf. Am Anfang des
Wortes steht der Konsonant e. Dieser Unterschied erscheint nicht in den anderen
Sprachen.
In allen vier Sprachen wurde dieses Suffix assimiliert, deswegen gibt es jetzt die
Schreibungsunterschiede.
Aus der phonetischen Sicht weisen diese Wörter keinen großen Unterschied auf. Sie
werden sehr ähnlich ausgesprochen, im Deutschen: [tIk], im Englischen: [tIk], im
Spanischen: [tika], im Polnischen [tika]. Trotz der unterschiedlichen Schreibung der
oben genannten Suffixe werden sie im Deutschen und Englischen identisch
ausgesprochen. Im Polnischen und im Spanischen weisen diese Suffixe gleiche
Aussprache auf.
Bemerkenswert scheint das Substantiv Grammatik.

37
dt. Grammatik eng. grammar sp. gramática pol. gramatyka

Im Deutschen, Spanischen und Polnischen kommt am Wortende entsprechend das


Suffix –tik, -tica, -tyka. Im Englischen tritt kein Suffix am Wortende auf, trotzdem
werden diese Wörter als kongruente Wörter betrachtet. Obwohl im Englischen kein
Suffix auftritt, ist die graphische Gestalt dieses Lexems anderen Sprachen ähnlich.

2.4.5. Suffix –enz

Im Untersuchungsmaterial wurden kaum Beispiele mit dem Suffix –enz gefunden,


jedoch kann auch hier eine Regelmäβigkeit festgestellt werden.

dt. Äquivalenz eng. equivalence sp. equivalencia pol. ekwiwalencja


dt. Kompetenz eng. competence sp. competencia pol. kompetencja

Die oben dargestellten Beispiele zeigen, dass dem deutschen Suffix –enz im Englischen
–ence, im Spanischen –encia und im Polnischen –encja entsprechen. In den
untersuchten Sprachen wurde der Konsonant z durch c ersetzt. Dabei erscheint im
Englischen der Vokal –e. Im Spanischen und im Polnischen wurden entsprechend die
Buchstaben –ia und –ja hinzugegeben. Im Endeffekt wird dieses Suffix unterschiedlich
in allen vier Sprachen geschrieben.
Bei den oben genannten Beispielen kann man sowohl von graphischer als auch von
phonetischer Kongruenz sprechen. Die auf Grund des Assimilationsprozesses
entstandenen Unterschiede führten nicht dazu, dass diese Suffixe ganz unterschiedlich
ausgesprochen werden. Diese Wörter können ohne Übersetzung von einem Lernenden,
der Vorwissen besitzt, verstanden werden.

2.4.6 Suffix –ion

Das nächste hier beschriebene Suffix ist das Suffix –ion.

dt. Flexion eng. inflexion sp. flexion pol. fleksja


dt. Konnexion eng. konnexion sp. konnexion pol. koneksja

38
Bei den dargestellten Beispielen ist es eindeutig, dass das Suffix –ion im Deutschen,
Englischen und Spanischen gleiche graphische Form aufweist. Nur in der polnischen
Sprache wird dieses Suffix anders geschrieben: -ja. Bei dem englischen Wort inflexion
tritt am Wortanfang das Präfix in- auf. Das polnische Suffix weist die gröβten
Divergenzen auf. Jedoch kommt bei der Aussprache des deutschen und des polnischen
Suffixes viele Ähnlichkeit als bei der Schreibung vor.
Bei dem zweiten Beispiel kann unter der Berücksichtigung der deutschen, englischen
und spanischen Sprache festgestellt werden, dass das Wort Konnexion ein totaler
Internationalismus ist. Einen Unterschied weist nur die deutsche Sprache auf, nämlich
das Substantiv wird groß geschrieben. Trotz dieses Unterschieds wird dieses Wort als
Internationalismus nicht eliminiert. Das Kriterium der Groβschreibung wird nicht
angenommen, weil auf diese Weise kein Internationalismus in der deutschen Sprache
im Rahmen der Substantiven festgestellt werden könnte.
Die oben genannten Substantive weisen einen hohen Grad der Kongruenz sowohl im
Rahmen der Schreibung als auch der Lautung auf. Sie haben ähnliche phonetische
Gestalt. Es wurden auch andere fremde Suffixe gefunden, die regelmäßig in den
Untersuchungssprachen vorkommen, aber wegen der kleinen Anzahl der Beispiele
wurden sie außer Betracht gelassen.

2.5. Suffixe im Rahmen der Adjektive

Im Untersuchungsmaterial wurden neben den Substantiven auch Adjektive gefunden,


die mit der Thematik der Sprachwissenschaft verbunden sind. Die Menge der Adjektive
ist nicht so groß, wie bei den Substantiven. Im Untersuchungsmaterial gibt es 37
Adjektive, d.h. 17% von allen untersuchten Wörtern.
Ähnlich wie bei den Substantiven wurden bestimmte Regelmäßigkeiten im Bereich der
Adjektive festgestellt. Den deutschen Suffixen entsprechen bestimmte Suffixe in drei
Untersuchungssprachen. Es werden nur drei deutsche Suffixe gemeint:
-isch; -tisch; -tiv. Jedoch die Untersuchung ergab einige Unterschiede. Zu jedem Suffix
werden mindestens drei Beispiele dargestellt.

39
2.5.1 Suffix -tisch

Im Rahmen des Untersuchungsmaterials wurden sechs adjektivische Internationalismen


mit diesem Suffix gefunden.

dt. semantisch eng. semantic sp. semántico pol. semantyczny


dt. akustisch eng. acoustic sp. acústico pol. akustyczny
dt. paradigmatisch eng. paradigmatic sp. paradigmático pol.
paradygmatyczny
dt. linguistisch eng. linguistic sp. lingüístico pol. lingwistyczny

Die oben dargestellten Adjektive beweisen, dass dem deutschen Suffix –tisch das
englische –tic, spanische –tico und polnische -tyczny entsprechen. Bei den englischen
und den spanischen Suffixen treten große Ähnlichkeiten auf. Ein Unterschied ist
Konsonant o, der im Spanischen im Assimilationsprozess hinzugegeben wurde. Das
polnische Suffix weist viele Unterschiede sowohl in der graphischen als auch in der
phonetischen Gestalt auf. Das polnische Suffix weicht von dem deutschen Suffix mit
seiner Schreibung und mit seiner Lautung ab. In diesem Falle ist es schwer, den Grad
der graphischen und der phonetischen Kongruenz festzustellen. Erst nach der Analyse
kann festgestellt werden, dass dem deutschen Suffix –tisch das polnische –tyczny
entspricht und dieser Unterschied regelmäβig vorkommt.
Im Untersuchungsmaterial wurden keine weiteren Suffixe gefunden, die dem deutschen
–tisch entsprechen.

2.5.2. Suffix –isch

Dieses Suffix hat ähnliche Entsprechungen in anderen Untersuchungssprachen wie das


Suffix –tisch. Im Untersuchungsmaterial gibt es sechs Adjektive mit dem Suffix -isch,
die gleichzeitig Internationalismen sind.

dt. etymologisch eng. etymological sp. etimológico pol. etymologiczny


dt. ontologisch eng. ontological sp. ontológico pol. ontologiczny
dt. phonologisch eng. phonological sp. fonológico pol. fonologiczny

40
In den anderen Untersuchungssprachen wird dieses Suffix auf folgende Weise
geschrieben: im Englischen –ical, im Spanischen –ico und im Polnischen –iczny. Diese
Suffixe weisen gröβte Ähnlichkeiten in der englischen und in der spanischen Sprache
auf. Im Deutschen und Polnischen kommen mehrere Divergenzen vor. Sie werden
anders als in anderen zwei Sprachen geschrieben und ausgesprochen. Das deutsche und
das polnische Suffix weisen einen geringen Grad der graphischen Kongruenz auf. Es
wird unterschiedlich geschrieben und ausgesprochen. Jedoch ist dieser Unterschied
regelmäβig. Die oben genannten Internationalismen werden von einem Sprachbenutzer
am Wortkern erkannt.
Interessant scheint das Lexem leksykalny zu sein.

dt. lexikalisch eng. lexical sp. lexicológico pol. leksykalny

In diesem Falle tritt kein Suffix –iczny, sondern das Suffix –alny auf. Im
Untersuchungsmaterial wurde nur ein Beispiel für diese Veränderung gefunden,
deswegen kann nicht festgestellt, ob diese Divergenz auch regelmäβig auftritt.
Die unterschiedliche Schreibung der oben genannten Suffixe übt keinen großen Einfluss
auf die Feststellung aus, ob diese Wörter Internationalismen sind. Diese Unterschiede
treten regelmäβig auf.

2.5.3. Suffix –tiv

Das nächste Suffix, bei dem bestimmte Regelmäßigkeiten auftreten, ist das Suffix
–tiv. Es gibt zehn Adjektive mit diesem Suffix, aber nur vier von ihnen sind
Internationalismen.

dt. denotativ eng. denotative sp. denotativo pol. denotatywny


dt. distinktiv eng. distinctive sp. distinctivo pol. dystynktywny
dt. transitiv eng. transtive sp. transitivo pol. tranzytywny

Es ist leicht zu bemerken, dass dem deutschen Suffix –tiv, das englische Suffix –tive,
spanische –tivo und das polnische –tywny entspricht. In der englischen Sprache wird
dieses Suffix mit dem Konsonanten e am Ende geschrieben. Im Spanischen kommt eine

41
ähnliche Änderung vor, am Ende steht nämlich der Vokal o. Das Suffix –tywny weist
die gröβten graphischen und phonetischen Divergenzen auf. Das polnische und das
deutsche Suffix werden ganz unterschiedlich geschrieben und ausgesprochen.
Nach der Analyse kann festgestellt werden, dass diese Veränderungen regelmäβig
auftreten.

2.5.4. Suffix –al

Im Rahmen des Untersuchungsmaterials wurden drei Adjektive mit dem Suffix –al
gefunden und alle drei können zu Internationalismen gezählt werden.

dt. unilateral eng. unilateral sp. unilateral pol. unilateralny


dt. kontextual eng. contextual sp. contextual pol. kontekstualny
dt. interlingual eng. interlingual sp. interlingual pol. intetlingwalny

Im Deutschen, Englischen und Spanischen zeichnet sich dieses Suffix durch die
identische graphische Form aus. Das deutsche Suffix –al geht ins polnische –alny über.
Während des Entlehnungsprozesses wurde das fremde Suffix dem Sprachsystem
angepasst. Diese Divergenz stört nicht der Rezeption dieser Wörter in der sprachlichen
Kommunikation. Der Lernende würde diese Wörter ohne Nachschlagen im Wörterbuch
identifizieren und verstehen, es soll aber angenommen werden, dass der Lernende
bestimmtes Vorwissen hat. Die Aussprache von den oben genannten Wörtern weist
kleine Unterschiede auf. Es kann festgestellt werden, dass bei diesen Wörtern ein hoher
Grad der graphischen und der phonetischen Kongruenz auftritt. Im Wortkern der oben
genannten Beispiele kommen auch andere Unterschiede in der Schreibung vor. Trotz
aller vorkommenden Divergenzen können die oben dargestellten und beschriebenen
Wörter als kongruente Lexeme betrachtet werden.

2.6. Suffixe im Rahmen der Verben

Im Rahmen des Untersuchungsmaterials wurden nur zwei Verben gefunden, die


potentielle Internationalismen sind. Nur eines von diesen Wörtern kann als
Internationalismus betrachtet werden.

42
dt. definieren eng. define sp. definir pol. definiować

Bei dem oben dargestellten Verb ist es schwer ein regelmäβiges Suffix zu finden, weil
die Anzahl der Beispiele zu klein ist. Im Deutschen ist das Suffix –ieren für Wörter
fremder Herkunft charakteristisch. Im Polnischen sind die Verben durch das Suffix –ać
gekennzeichnet. Im Spanischen existieren mehrere Suffixe, die für Verben
charakteristisch sind. Das sind: -ar, -er, -ir. Im Englischen gibt es keine Suffixe im
Rahmen der Verben.
Das zweite Verb, das im Untersuchungsmaterial gefunden wurde, ist akzentuieren.
Dieses Lexem wird nicht als Internationalismus betrachtet, weil es im Englischen keine
Entsprechung gibt. Im Rahmen der Substantive wurde das Wort Akzent gefunden, das
ein Internationalismus ist. Im Bereich der Verben existiert im Englischen kein Wort, das
dem deutschen Lexem entspricht und das zu Internationalismen gezählt werden könnte.
Im Englischen gibt es das Wort accentuate. Die graphische und die phonetische Form
dieses Wortes weist Divergenzen auf, trotzdem ist der Grad der Kongruenz ziemlich
hoch, aber die Bedeutung ist unterschiedlich:
„to make sth easier to notice“
Die oben dargestellte Definition bezieht sich nicht auf die Sprachwissenschaft, wie die
Bedeutungen im Deutsche, Spanischen und Polnischen.
Wegen des nicht ausreichenden Untersuchungsmaterials kann keine Regelmäßigkeit
festgestellt werden. Deswegen werden keine Schlussfolgerungen in Bezug auf die
Verben gezogen. Es ist schwer eindeutig festzulegen, ob man regelmäβige Unterschiede
im Bereich der Verben finden kann.

2.7. Zusammenfassung

Die Analyse der graphischen und der phonetischen Form der Internationalismen
beweist, dass viele von ihnen Unterschiede in der Schreibung und in der Lautung
aufweisen. Im Untersuchungsmaterial wurden neun totale Internationalismen gefunden,
deren Schreibweise und deren Aussprache in vier Untersuchungssprachen gleich ist. Die
kleine Anzahl der totalen Internationalismen beweist, dass die völlige Kongruenz selten
auftritt und die meisten Internationalismen verschiedene Divergenzen aufweisen. Sie
treten in der Schreibung der Konsonanten, der Vokale und der Suffixe auf. Nach der

43
Analyse ergab sich, dass einem deutschen Suffix bestimmte Suffixe in anderer Form in
anderen Sprachen entspricht.

Wortart deutsches englisches spanisches polnisches


Suffix Suffix Suffix Suffix
-tion -tion -ción -cja
SUBSTANTIV

-gie -gy -gía -gia


-ismus -ism -ismo -izm
-tik -tics -tica -tyka
-enz -ence -encia -encja
-ion -ion -ion -ja
-tisch -tic -tico -tyczny
ADJEKTIV

-isch -ical -ico -iczny


-tiv -tive -tivo -tywny
-al -al -al -alny
Tabelle 8. Unterschiede in Bezug auf Suffixe in vier Vergleichssprachen.

Die oben dargestellte Tabelle präsentiert regelmäβige Divergenzen, die im Rahmen der
Suffixe vorkommen. Die Tabelle stellt die Veränderungen im Bereich der Substantive
und der Adjektive dar. Den deutschen Suffixen entsprechen bestimmte Suffixe im
Englischen, Spanischen und Polnischen. Ihre Aussprache ist in meisten Fällen ähnlich.
Die Unterschiede entstanden im Entlehnungsprozess, als die Lexeme in ein
Sprachsystem aufgenommen wurden. Sowohl ihre graphische als auch ihre phonetische
Form wurden dem bestimmten Sprachsystem angepasst.
Zu den Internationalismen, die im Untersuchungsmaterial gefunden wurden, gehören 63
Substantive, 25 Adjektive und ein Verb. Diese Angaben betreffen die
Internationalismen im Deutsche, die im Polnischen auch als Internationalismen gelten.
Hier werden in Form einer Tabelle Angaben dargestellt, wie viele Substantive und wie
viele Adjektive mit bestimmten Suffixen im Rahmen des deutschen
Untersuchungsmaterials zu finden sind.

44
deutsches Suffix Anzahl
-tion 15
-gie 10
SUBSTANRIV

-tik 7
-ismus 5
-enz 5
-ion 2
Sonstige Suffixe 7
-tisch 6
ADJEKTIV

-isch 6
-tiv 4
-al 3
sonstige Suffixe 6
Tabelle 9. Die Anzahl der Suffixe, die im Rahmen des Untersuchungsmaterials auftreten.

Im Rahmen der Substantive bilden die Substantive mit dem Suffix –tion die
überwiegende Zahl. Auf dem zweiten Platz rangieren die Substantive mit dem Suffix
–gie. Den dritten Platz belegen die Substantive mit dem Suffix –tik, gefolgt von den
Substantiven mit dem Suffix –enz. Die kleinste Gruppe bilden die Substantive mit dem
Suffix –ion.
In Bezug auf die Adjektive steht an erster Stelle das Suffix –tisch und –isch gefolt von
–tiv. Den vierten Platz belegt das Suffix –al.
Die meisten Internationalismen, die im Untersuchungsmaterial vorhanden sind, werden
mit einem Suffix geschrieben.
Neben den Divergenzen in der Schreibung der Suffixe weisen die Internationalismen
Unterschiede in der Schreibweise der Konsonanten und der Vokale auf. Ähnlich wie bei
den Suffixen kommen diese Unterschiede regelmäβig.
Im Rahmen der Verben wurden keine regelmäβig vorkommenden Suffixe festgestellt.
Das Untersuchungsmaterial ist nicht ausreichend, um die Schlussfolgerungen zu
ziehen.
Nach der Analyse der Unterschiede im Deutschen und im Polnischen werden folgende
Schlussfolgerungen gezogen. Die Schreibung und die Lautung der Internationalismen
im Deutschen und im Polnischen weisen viele Divergenzen auf. Die Divergenzen

45
entstehen in der Schreibung der Konsonanten und der Vokale und in der Schreibung der
Suffixe.
Einige Internationalismen im Deutschen werden mit Doppelkonsonanten geschrieben,
aber im Polnischen kommt diese Verdoppelung nicht vor.

dt. Opposition pol. opozycja

„allerdings erwächst aus dieser Übertragung der Oppositionen auch in die Morphologie
ein Systemdenken der Prager Schule, das alle sprachlichen Erscheinungen in das
Prokrustesbett dieser binären Oppositionen zwängen will “ (Helbig 1982, S. 58).

„Z tego przeniesienia opozycji również na morfologię wyrasta istotnie idea systemu


szkoły praskiej, usiłująca wcisnąć wszystkie zjawiska językowe w prokrustowe łoże
opozycji binarnych“(Helbig 1986, S. 60).

Bei den totalen Internationalismen können auch im Polnischen die Doppelkonsonanten


gefunden werden, weil ein Fremdwort in unveränderter Form in ein Sprachsystem
aufgenommen wird.

dt. Patterns pol. patterns

„Unter Patterns sind dabei musterhafte Satz- und Strukturmodelle zu verstehen, die von
der konkreten Bedeutung der in ihnen enthaltenen Wörter abstrahiert sind…“(Helbig
1982, S. 255).

„Przez patterns ‚wzorce’ rozumie się wzorcowe modele zdań lub struktur, odizolowane
od konkretnych zdań zawartych w nich wyrazów…“(Helbig 1986, S. 284).

Die Divergenzen sind auch im Rahmen der Konsonanten und der Vokale zu finden. sie
treten meistens bei folgenden Konsonanten auf:
ph → f dt. Morphologie pol. morfologia
x → ks dt. Lexem pol. leksem
v→w dt. Konversation pol. konwersacja
th → t dt. Methodik pol. metodyka

46
Die Unterschiede im Rahmen der Vokale:

y→i dt. Homonym pol. homonim


i→y dt. Stilistik pol. stylistyka

Nach der Analyse ergab sich, dass die oben genannten Unterschiede regelmäβig
auftreten. Die Schreibungsdivergenzen im Rahmen von Konsonanten beeinflussen nicht
die Aussprache der Lexeme.

Der Konsonant im Der Konsonant im Die Aussprache im Deutschen und


Deutschen Polnischen Polnischen
ph f [f]
x ks [x]
v w [w]
th t [t]
Tabelle 10. Unterschiede im Polnischen und im Deutschen in Bezug auf Konsonanten

Obwohl die Schreibung der Konsonanten im Deutschen und im Polnischen die


Divergenzen aufweist, ist ihre Aussprache in beiden Sprachen gleich.
Anders ist es mit den Vokalen, sie werden in beiden Sprachen unterschiedlich
ausgesprochen

Der Vokal im Die Aussprache im Der Vokal im Die Aussprache im


Deutschen Deutschen Polnischen Polnischen
y [y] i [i]
i [i] y [I ]
Tabelle 11. Unterschiede im Polnischen und im Deutschen in Bezug auf Vokale

Im Rahmen der Suffixe gibt es auch viele Divergenzen. Kein polnisches Suffix wird,
wie im Deutschen identisch geschrieben. Die Tabelle unten stellt polnische Suffixe, die
den deutschen entsprechen.

47
Deutsches Suffix Polnisches Suffix
-tion -cja
-gie -gia
Substantiv

-ismus -yzm und -izm


-tik -tyka
-enz -encja
-ion -ja
-tisch -tyczny
-isch -iczny
Adjektiv

-tiv -tywny
-al -alny
Tabelle 12. Polnische Suffixe, die den deutschen entsprechen

In beiden Sprachen wurden die in der Tabelle dargestellten Suffixe dem deutschen und
dem polnischen Sprachsystem angepasst. Nach der Untersuchung ergab sich, dass bei
den Internationalismen meistens Divergenzen vorkommen. Es ist schwer, den Grad der
graphischen und der phonetischen Kongruenz festzustellen.

3.Bedeutungsäquivalenz

Das zweite Kriterium, das angenommen wurde, ist die Bedeutungsäquivalenz. Wenn die
graphische und die phonetische Form groβe Ähnlichkeiten aufweisen oder gleich sind,
wurden die Bedeutungen überprüft. Um ein Lexem als Internationalismus zu betrachten,
soll mindestens eine Bedeutung in Vergleichssprachen gleich/ähnlich sein. In diesem
Kapitel wird es versucht, auf die Frage zu antworten, ob im linguistischen Wortschatz
die Bedeutungserweiterung vorkommt und ob Lexeme, die mit der Thematik der
Linguistik verbunden sind, weitere Bedeutungen haben, die in anderen Bereichen
benutzt werden. Im Untersuchungsmaterial wurden viele Internationalismen gefunden,
die die gleiche Bedeutung haben, was für den Fachwortschatz charakteristisch ist. 80%
aller untersuchten Internationalismen weisen die gleiche Bedeutung auf. Es werden nur
zwei Sprachen in Betracht genommen, das Deutsche und das Polnische. Unten werden
folgende Beispiele dargestellt.

48
dt. Linguistik pol. lingwistyka
dt. Dialekt pol. dialekt
dt. Homonym pol. homonim
dt. Valenz pol. walencja
dt. Opposition pol. opozycja

Die Definitionen stammen aus den einsprachigen Wörterbüchern.


Für die deutsche Sprache sind das: Wahrig, G. Deutsches Wörterbuch und
Linguistisches Wörterbuch von Lewandowski;
Für das Polnische: Słownik Języka Polskiego;
Szkolny słownik terminów nauki języka von Malczewski
Es wurden zwei bzw. drei Wörterbücher für jede Sprache benutzt, weil nicht alle
sprachwissenschaftlichen Begriffe in einem Wörterbuch zu finden sind.

Linguistik

Im Deutschen:
Sprachwissenschaft; sprachwissenschaftliche Forschung, deren Ziel und
Aufgabe in der Beschreibung und Erklärung der menschlichen Sprache, ihrer
Funktion und ihrer Rolle in der Gesellschaft besteht (Lewandowski 1975, S.
110).
Im Polnischen:
nauka o języku badająca jego budowę, funkcjonowanie i rozwój (Malczewski
1985, 77).

In beiden Sprachen ist die Bedeutung gleich. In beiden Sprachen wird der Begriff
Linguistik gleich definiert. Die oben dargestellten Definitionen des Begriffs Linguistik
sind ein gutes Beispiel für Bedeutungsäquivalenz.
Im Wörterbuch von Malczewski findet man den Begriff lingwistyka unter dem
Stichwort językoznawstwo. Diese Wörter sind Synonyme. Im Deutschen existiert auch
ein einheimisches Lexem Sprachwissenschaft, das ein Synonym und eine
Konkurrenzform für das internationale Lexem Linguistik ist.
Die Inhaltsseite bei dem oben präsentierten Beispiel ist gleich. In diesem Falle hat man
mit der Bedeutungsäquivalenz zu tun. Dabei erscheinen die graphischen und die

49
phonetischen Divergenzen, jedoch werden diese Wörter zu den Internationalismen
gezählt. Sie erfüllen alle angenommenen Kriterien. Ihre Bedeutungen sind gleich und
sowohl die graphische als auch die phonetische Gestalt weisen einen hohen Grad der
Kongruenz auf.

Dialekt
Als nächstes Beispiel für die Bedeutungsäquivalenz wird das Wort Dialekt dargestellt.

Im Deutschen:
Dialekt = Mundart → einer Landschaft eigentümliche Sprachform innerhalb
einer Sprachgemeinschaft (Wahrig 2005, S.894).
Im Polnischen:
Regionalna odmiana języka (www.sjp.pwn.pl)

Sowohl im Deutschen als auch im Polnischen hat das Lexem Dialekt gleiche
Bedeutung: Regionale Sprachform, die auf einem Gebiet benutzt wird. Im Deutschen
wird die Definition des Begriffs Dialekt unter dem Stichwort Mundart gefunden. Das
Lexem Mundart ist die Konkurrenzform für das Lexem Dialekt. Im Buch von Gerhard
Helbig wird häufiger das Lexem Mundart gebraucht. Das Lexem Mundart wird im
heutigen Deutschen häufiger als Dialekt gebracht. In diafrequenter Hinsicht wird das
Lexem Dialekt im Deutschen seltener als dialekt im Polnischen verwendet.

Homonym

Im Deutschen:
Wort, das mit einem anderen gleich lautet, aber eine andere Herkunft u.
Bedeutung hat (Wahrig 2005, S. 656).
Im Polnischen
Wyraz mający jednakowe brzmienie z innym wyrazem. Lecz różniący się od
niego etymologią, wartością znaczeniową, niekiedy też pisownią (Malczewski,
1985, S. 64).

In beiden Sprachen hat das Wort Homonym die gleiche Bedeutung. In der polnischen
Definition wird auch das Kriterium der Schreibung genannt, d.h. Homonymen sind die

50
Wörter, die gleich geschrieben und gleich ausgesprochen werden. In der deutschen
Definition wird dieses Kriterium nicht genannt.
In beiden Definitionen wird die Herkunft der Wörter erwähnt. Obwohl sie die gleiche
Ausdrucksseite aufweisen, sollen sie aus verschiedenen Sprachen stammen, d.h. sie
haben einen unterschiedlichen Ursprung.
In diesem Fall hat man auch mit einem hohen Grad der Äquivalenz zu tun. Das Wort
Homonym erfüllt alle angenommenen Kriterien und kann als Internationalismus
betrachtet werden.
Die drei oben genannten Beispiele werden als äquivalent bestimmt, weil sie in
pragmatischer, syntagmatischer und diasyntagmatischer Hinsicht übereinstimmen.
Obwohl bei dem Lexem Dialekt ein diafrequenter Unterschied auftritt, ist dieses Lexem
als äquivalent zu betrachten.

Valenz

Im Deutschen:
Die Eigenschaft von Wörtern oder Morphemen, andere Einheiten zu verlangen, z.B.
müssen bei vielen Verben bestimmte Arten von Objekten stehen (Wahrig 2005, S.
1317).

Im Polnischen:
Łączliwość wyrazu, zwłaszcza czasownika, z innymi wyrazami (www.sjp.pwn.pl).
Die Lexeme Valenz und walencja weisen ähnliche Bedeutungen auf. Die deutsche
Definition nennt Eigenschaften von verschiedenen sprachlichen Einheiten, aber die
polnische Erklärung stellt nur die Eigenschaft der Verben dar.
In beiden Sprachen existieren weitere Bedeutungen des Begriffs Valenz, aber in der
vorliegenden Arbeit werden sie nicht berücksichtigt.
Die Ausdrucksseite weist bestimmte Unterschiede auf, aber bei der Inhaltsseite der
Lexeme tritt ein hoher Grad der Äquivalenz. Die Bedeutung in Bezug auf
Sprachwissenschaft ist ähnlich. In beiden Sprachen werden diese Lexeme
fachsprachlich gebraucht (diatechnische Hinsicht).
Beide Lexeme können als Äquivalente betrachtet werden. In beiden Sprachen tritt keine
Bedeutungserweiterung, -verengung oder – verschiebung. Die angenommenen Kriterien
werden erfüllt.

51
Opposition

Im Deutschen:
1. Bei Saussure die Tatsache, dass alle sprachlichen Einheiten zueinander in
paradigmatischen und syntagmatischen Beziehungen stehen (Lewandowski
1975, S. 108).
Im Polnischen:
1. Przeciwieństwo, jakie zachodzi pomiędzy poszczególnymi elementami systemu
językowego, tworząc określone relacje; współistnienie form językowych
przeciwstawnych (Malczewski 1985, S. 111).

Die Lexeme Opposition und opozycja haben ähnliche Bedeutungen in beiden Sprachen.
Im Deutschen werden auch paradigmatische und syntagmatische Beziehungen genannt,
was in der polnischen Definition nicht zu finden ist. Im Polnischen wird es von einem
Gegensatz gesprochen. Obwohl in der deutschen Definition kein Gegensatz sondern
paradigmatische und syntagmatische Beziehungen genannt werden, sind die Sememe in
beiden Vergleichssprachen gleich.
Diese Lexeme werden als Äquivalent betrachtet, weil sie die Kriterien der
paradigmatischen, syntagmatischen Beziehungen und diasystematischen Markierungen
erfüllen.
Beide Wörter haben andere Bedeutungen, die sich auf andere Fächer beziehen. Sie
werden nicht untersucht. Jedoch kann es festgestellt werden: wenn man die anderen
Sememe auch untersucht würde, würde es sich ergeben, dass die Bedeutungsäquivalenz
nur partiell ist.

3.1. Zusammenfassung

Nach der Analyse des Forschungsmaterials kann festgestellt werden, dass die Mehrheit
der Internationalismen im Bereich der Sprachwissenschaft entweder gleiche oder
ähnliche Bedeutungen aufweisen.
Die Internationalismen können Bedeutungsdivergenzen aufweisen, aber es ist wichtig,
dass mindestens eine Bedeutung gleich oder ähnlich ist. Im Bereich der
Sprachwissenschaft weisen die Internationalismen einen hohen Grad der
Bedeutungsäquivalenz auf.

52
Es wurden nur die Bedeutungen untersucht, die mit der Linguistik verbunden sind.
Deswegen ist die Anzahl der Sememe in den Untersuchungssprachen gleich. An dieser
Stelle kann nicht von der unterschiedlichen Anzahl der Sememe gesprochen werden.
Hinsichtlich der diasystematischen Markierungen sind die untersuchten
Internationalismen äquivalent. Alle untersuchten Lexeme werden fachsprachlich
(diatechnische Hinsicht), korrekt (dianormative Hinsicht) gebraucht. In diachronischer
und diatopischer Hinsicht weisen keine Unterschiede auf. Nach der Untersuchung der
kongruenten sprachwissenschaftlichen Vergleichslexeme ergab sich, dass sie meistens
äquivalent sind. Die totale Äquivalenz ist für den Fachwortschatz charakteristisch.
Die totale Äquivalenz tritt vor allem bei den totalen Internationalismen, die sowohl
graphische als auch phonetische Form und die Bedeutung aus der Gebersprache
übernommen haben.
Bei manchen Lexemen kommen mehrere Bedeutungen in einer Sprache vor. Sie
beziehen sich auf eine ganz andere Wissenschaft. Sie wurden in der vorliegenden Arbeit
nicht untersucht. Werden alle Bedeutungen untersucht, könnte wahrscheinlich
festgestellt werden, dass die Bedeutungsäquivalenz partiell ist.
Wenn ein Lexem in einer Sprache mehrere Bedeutungen aufweist, entsteht die
Möglichkeit, dass sich die Sprachpartner miteinander nicht verständigen können. Die
Missverständnisse können häufiger bei den Lexemen auftreten, die viele Bedeutungen
aufweisen, die in anderen Sprachen nicht existieren.

4.Lateinisch-griechische Entlehnungen, Anglizismen und Romanismen

Im Untersuchungsmaterial gibt es Wörter, die aus der lateinischen, griechischen,


englischen und französischen Sprache entlehnt wurden. Die gröβte Anzahl der von mir
untersuchten Wörter bilden lateinisch-griechische Entlehnungen (85%).
Viele von ihnen wurden mit Hilfe von anderen Sprachen entlehnt. Sie wurden über die
französische Sprache in die deutsche, oder über deutsche Sprache ins Polnische
übernommen. Groβe Zahl der Wörter, die aus dem Lateinischen und Griechischen
entlehnt wurden, wurden sehr stark assimiliert und ihre graphische, phonetische und
morphologische Integration trug dazu bei, dass sie heute nicht als Wörter lateinischer
Herkunft erkannt werden. Von Laien werden sie als einheimische Wörter betrachtet.
Wie es schon im theoretischen Teil beschrieben wurde: je früher ein Wort aus einer
anderen Sprache übernommen wurde, desto schwerer ist es zu erkennen, aus welcher

53
Sprache dieses Wort stammt. Unten weren einige Internationalismen dargestellt, die aus
der lateinischen und aus der griechischen Sprache stammen.

dt. Akzent pol. akcent


dt. Definition pol. definicja
dt. Konversation pol. konwesacja
dt. etymologisch pol. etymologiczny
dt. Metapher pol. metafora
dt. lexikalisch pol. leksykalny
dt. Semantik pol. semantyka
dt. Homonym pol. homonim
dt. Pragmatik pol. pragmatyka

Die oben dargestellten Internationalismen haben gleichen Ursprung. Sie wurden in jeder
Sprache den Regeln des Sprachsystems angepasst. Daraus ergeben sich die
unterschiedliche Schreibweise und die unterschiedliche phonetische Gestalt der Wörter.
Ein Lernender ist im Stande ein Wort nach der Lautung oder nach der Schreibung mit
einem in seiner Muttersprache vorhandenem Wort zu assoziieren.
Unten werden die lateinischen und die griechischen Lexeme präsentiert, von denen die
deutschen Lexeme aufgenommen wurden.
lat. accentus
lat. dēfinītio
lat. coneversātio
lat. etymologia
lat. metaphorā
gr. léxis
gr, sēmatikós
gr. homōnyma
gr. prāgmatikē

Sowohl die graphische als auch die phonetische Gestalt wurde sehr stark geändert, d.h.,
assimiliert. Die oben genannten lateinischen und griechischen Lexeme wurden als
ganzes Wort mit unterschiedlichem Grad der graphischen, phonetischen und
morphologischen Integration übernommen. Graphische Integration erfolgt mit

54
unterschiedlicher Schreibung von Suffixen, Präfixen, Konsonanten und im Deutschen
mit der Großschreibung der Substantive. Die Konsonanten, die nur in einer bestimmten
Sprache vorkommen, wurden auch integriert d.h., dem sprachlichen System angepasst.
Folgende Vokale:
 ē, é wurden in allen Untersuchungssprachen mit e
 ā mit a
 ī mit i ersetzt.
Es soll auch darauf aufmerksam gemacht werden, dass die aus dem Lateinischen und
Griechischen stammenden Internationalismen jedem Sprachsystem angepasst wurden.
Im Untersuchungsmaterial gibt es auch Internationalismen, die aus dem Französischen
übernommen wurden. Die Anzahl der Romanismen beträgt 10 und sie bilden nur 11%
von allen Internationalismen.

dt. Phonologie pol. fonologia


dt. Phonem pol. fonem
dt. signifiant pol. significant
dt. signifié pol. signifié
dt. langue pol. langue
dt. parole pol. parole

Die ersten zwei Beispiele weisen graphische und phonologische Divergenzen auf, die
im Assimilationsprozess entstanden. Sie stammen aus französischen Wörtern:
fr. Phonologie
fr. phonéme
Drei andere Romanismen wurden ins Deutsche, Englische, Spanische und Polnische in
der unveränderten Form aufgenommen. Sie gehören zu den totalen Internationalismen.
Die Anzahl der Romanismen, die im Untersuchungsmaterial gefunden wurden, ist
niedrig. Die französische Sprache hatte immer einen großen Einfluss auf das Deutsche:
im Mittelalter auf den Höfen, in der Zeit der Rittertum, während der französischen
Revolution (vgl. Wandruszka 1990, S.78f).
Die Romanismen, die im Buch von Gerhard Helbig vorhanden sind, erscheinen zum
ersten Mal in der Theorie von dem französischen Sprachwissenschaftler de Saussure. Er
führte die Begriffe: signifiant, signifié, langue, parole ein.

55
Die kleinste Gruppe bilden Internationalismen, die ihren Ursprung in der englischen
Sprache haben. Ein Anglizismus ist ein Oberbegriff für Wörter, die aus dem Englischen
entlehnt wurden. Es wird das britisches Englisch, das amerikanisches Englisch und
andere englische Sprachbereiche: Kanada, Australien, Südafrika gemeint (vgl. Yang
1990, S. 7).
Im Buch von Gerhard Helbig „Geschichte der neueren Sprachwissenschaft“ treten
meisten Anglizismen in einem Teil auf, in dem er die generative Grammatik beschreibt.
Mit diesem Bereich der Linguistik beschäftigten sich vor allem die amerikanischen
Linguisten, deswegen sind sie in der generativen Grammatik Anglizismen zu finden.

dt. Input pol. input


dt. Output pol output
dt. Operator pol. operator
dt. Konnektor pol. konektor

Die drei ersten Beispiele sind Beispiele für die totale Internationalismen. Sowohl die
graphische als auch die phonetische Form der oben dargestellten Beispiele ist gleich.
Die englischen Wörter wurden ins Deutsche, Spanische und Polnische unverändert
übergenommen. Ein Unterschied weist die graphische Form im Deutschen auf, die
Substantive werden nämlich groß geschrieben. Es wurde das Kriterium der
Großschreibung der Substantive im Deutschen ausgeschlossen. Wenn man dieses
Kriterium annehmen würde, würde man keine Internationalismen im Deutschen im
Rahmen von Substantiven finden.
Das vierte Beispiel veranschaulicht die unterschiedliche Schreibung. Im Deutschen und
Polnischen wird dieses Wort mit dem Konsonanten k geschrieben und der Konsonant n
wird nicht verdoppelt.
Nach der Schreibweise der englischen Internationalismen unterscheidet Mirosław
Jabłoński drei Gruppen:
1. Anglizismen, deren Schreibweise mit der Schreibung im Englischen identisch
ist;
2. Anglizismen, deren Schreibung in der Nehmersprache assimiliert wurde;
3. Anglizismen, deren Schreibweise sowohl mit der Schreibung im Englischen
identisch ist als auch Anglizismen, die assimilierte Gestalt aufweisen (vgl.
Jabłoński 1990, 23).

56
Die Anglizismen, die im Untersuchungsmaterial gefunden wurden, gehören meistens zu
der ersten Gruppe. Sie wurden in unveränderter Form ins Deutsche und Polnische
aufgenommen. Das Lexem connector wurde im Deutschen und im Polnischen
assimiliert. Jabłoński meint, dass sich die Schreibweise der Internationalismen
englischer Herkunft an das Deutsche seltener anpasse, als an das Polnische (ebd. S. 25).

4.1. Zusammenfassung

Die meisten Internationalismen im Bereich der Sprachwissenschaft wurden aus dem


Lateinischen und Griechischen, Französischen und Englischen entlehnt.
In Form einer Tabelle wird die Anzahl der Internationalismen präsentiert, die ihre
Herkunft in den oben genannten Sprachen haben.

Internationalismen mit der Internationalismen mit Internationalismen mit


lateinisch-griechischen der Romanismen der Anglizismen
Herkunft
Zahl 75 10 4

Prozent 85 12 3
%
Tabelle 13. Die Anzahl der Entlehnungen aus dem Lateinischen, Französischen und Englischen

Aus der Tabelle ergibt sich, dass die meisten Internationalismen im Rahmen der
Sprachwissenschaft aus dem Lateinischen und aus dem Griechischen stammen. Unter
allen festgestellten Internationalismen (89) bilden die Lexeme lateinischer und
griechischer Herkunft die gröβte Gruppe. Die Zahl beträgt 75, insgesamt ist das 85%
aller Internationalismen. Auf dem zweiten Platz rangieren Internationalismen, die ihren
Ursprung im Französischen haben. Die Anzahl der Romanismen ist viel kleiner und
beträgt 10. Sie bilden lediglich 11% des Untersuchungsmaterials. Zu der kleinsten
Gruppe gehören die Anglizismen. Im Untersuchungsmaterial gibt es nur 4 Anglizismen,
d.h. 4%.
Die Internationalismen, die den Ursprung im Lateinischen und im Griechischen haben
wurden sehr stark assimiliert. Sowohl ihre graphische als auch ihre phonetische Form
wurde dem Sprachsystem angepasst. Die Veränderungen beziehen sich auf Suffixe,

57
Konsonanten und Vokale. Die Lexeme lateinischer und griechischer Herkunft sind älter
als Anglizismen und Romanismen. Die im Untersuchungsmaterial festgestellten
Anglizismen und Romanismen wurden in unveränderter Form ins Sprachsystem
aufgenommen. Sowohl die Lautung als auch die Schreibung blieb wie im Englischen
und wie im Französischen. Sie weisen einen hohen Grad der Bedeutungsäquivalenz auf,
was für den Fachwortschatz sehr charakteristisch ist.
Mit dem Begriff des Internationalismus ist der Begriff Europäismus verbunden. Die
Internationalismen, die im Untersuchungsmaterial gefunden wurden, können auch zu
den Europäismen gezählt werden. Die Europäismen sind Lexeme und Morpheme, die in
mehreren europäischen Sprachen vorkommen. Sie weisen gleiche oder ähnliche Form
und gleiche oder ähnliche Bedeutung auf (vgl. Lipczuk, Mecner, Wesphal 1999, S. 72).
Alle Internationalismen, die der Analyse unterzogen wurden, sind auch Europäismen.
Sie erfüllen alle Kriterien, die über die Zugehörigkeit zu den Europäismen entscheiden.

5. Internationalismen im Deutschen und keine internationalen


Entsprechungen im Polnischen

Unter den untersuchten Wörtern wurden viele gefunden, die im Deutschen


Internationalismen sind, aber im Polnischen unterschiedliche graphische und
phonetische Form haben, d.h. sie sind keine Internationalismen. Sie setzten sich nicht
durch und wurden mit einem einheimischen Wort ersetzt oder das fremde Wort wurde
sehr stark assimiliert, so dass man nicht mehr im Stande ist, dieses Wort als Fremdwort
zu erkennen. Es ist schwer zu sagen, aus welcher Sprache dieses Wort stammt. Es kann
von vielen als einheimische Wörter betrachtet.
20% aller untersuchten Lexeme bilden solche, die im Polnischen keine
Internationalismen sind. Unten werden ein paar Beispiele von ihnen genannt und die
Etymologie wird von drei paar Beispiele beschrieben. Während der Untersuchung
wurden die Etymologie aller Wörter nicht untersucht.

z.B.
dt. Verb pol. czasownik
dt. Pronomen pol. zaimek
dt. Infinitiv pol. bezokolicznik
dt. Präposition pol. przyimek

58
dt. Adverb pol. przysłówek
dt. Nominativ pol. mianownik

Nach der Analyse wurde festgestellt, dass die deutschen oben genannten Beispiele
Internationalismen sind. Die Untersuchung der polnischen Lexeme zeigt, dass im
Polnischen Wörter, die ähnliche oder gleiche graphische und phonetische Form
aufweisen, nicht zu finden sind. Es können ihre Entsprechungen gefunden werden, aber
sie gelten nicht als Internationalismen. Die Etymologie der polnischen Lexeme wurde
im etymologischen Wörterbuch von Bańkowski und die Herkunft der deutschen
Lexeme im etymologischen Wörterbuch von Kluge nachgeprüft. Viele der Fremdwörter
im Polnischen wurden von Puristen, wie: Kopczyński oder von Nałęcz-Moszczeński
verpolnischt (Bańkowski 2000, S. 248, 253).
Im Polnischen existierte das Wort
In Jahren 1583-1766 wurde das Wort adverbium durch przy słowie ersetzt. Im 1774
führte Nałęcz-Moszczeński das Lexem przysłówek ein. Im Deutschen stammt das
Lexem Adverb auch aus dem Lateinischen. Jedoch wurde im Polnischen das lateinische
Wort adverbium verpolnischt (Bańkowski 2000 S. 253).
Ähnlich ist es mit dem Wort bezokolicznik und Infinitiv. Sowohl im Polnischen als auch
im Deutschen wurden diese Lexeme aus dem Lateinischen modus infinitivus entlehnt.
Seit 1778 gab es im Polnischen die Form tryb bezokoliczny. Erst seit 1921 wird das
Lexem bezokolicznik verwendet (Bańkowski 2000, 48).
Das nächste Beispiel przyimeki und Präposition scheint auch interessant zu sein. Das
polnische Lexem wurde zuerst aus dem Französischen préposition entlehnt, während
das deutsche Lexem aus dem Lateinischen praepositio. In der polnischen Sprache
wurde die französische Entlehnung durch das Wort przyimek von Kopczyński (1780)
ersetzt (Bańkowski 200, S. 248).
Im Deutschen und im Polnischen haben diese Wörter einen unterschiedlichen Ursprung.
Das deutsche Lexem Nominativ wurde aus dem Lateinischen nōminātīvus entlehnt und
das polnische Lexem mianownik aus dem Deutschen nominativ. Bańkowski schreibt,
dass das deutsche Wort seinen Ursprung im Lateinischen habe. Im Polnischen wurde
das Wort mianownik erst in der zweiten Hälfte des 19. Jh. aufgenommen. Es kann
festgestellt werden, dass dieses Lexem ins Polnische über das Deutsche aus dem
Lateinischen entlehnt wurde (Bańkowski 2000, S. 183).

59
Das deutsche Lexem Verb stammt aus dem Lateinischen verbum und wurde von
Schottelius verdeutscht (Kluge 1999, S.659). Er führte ein anderes Lexem Zeitwort,
jedoch setzte sich dieses Lexem nicht durch. Bańkowski schreibt in seinem Wörterbuch,
dass es an Zeit-Wort anknüpfe. In diesem Falle wurde das polnische Wort czasownik
von dem deutschen Wort entlehnt, das sich im Deutschen nicht durchsetzte (Bańkowski
2000, S. 61).

5.1. Zusammenfassung

Die Anzahl der deutschen Internationalismen, die im Polnischen keine internationale


Entsprechung haben, ist groß und bildet 44% aller untersuchten Wörter.
Der Unterschied in der Schreibung ergibt sich aus der Etymologie. Die polnischen
Lexeme wurden entweder aus einer anderen Sprache entlehnt oder sie wurden so stark
assimiliert, dass man sie als Wörter fremder Herkunft nicht erkennen kann. Sie wurden
dem polnischen Sprachsystem sehr stark angepasst. Die polnischen und die deutschen
Lexeme haben in meisten Fällen die gleiche Gebersprache, aber im Polnischen wurde
das Wort stark geändert oder sie wurden durch ein einheimisches Wort ersetzt, z.B.
adverbium wurde verpolnischt: przyimek. Sowohl im Deutschen als auch im Polnischen
wurden viele Lexeme von derselben Sprache entlehnt, jedoch das polnische Wort wird
nicht als Wort lateinischer Herkunft erkannt.
Das Lexeme mianownik und Nominativ stellen einen anderen Aspekt dar. Beide Wörter
wurden aus dem Lateinischen entlehnt, aber in die polnische Sprache wurde das Wort
mianownik durch die Vermittlungssprache (Deutsch) übernommen.
Die deutsche Sprache war für das polnische Wort czasownik Gebersprache. Das Lexem
Verb wurde von Schottelius verdeutscht. Er versuchte eine andere Bezeichnung
Zeitwort einzuführen. Sie setzte sich im Deutschen nicht durch, aber von diesem Wort
wurde das polnische czasownik entlehnt.
Diese polnischen Entsprechungen werden nicht zu den Internationalismen gezählt, weil
sowohl ihre graphische als auch ihre phonetische Form keine Ähnlichkeiten aufweisen.
Sie werden unterschiedlich ausgesprochen und unterschiedlich geschrieben. Sie
erfühlen das erste von mir angenommene Kriterium nicht. Der Grund dafür bilden:
 Die Fremdwörter wurden vepolnischt, d.h. Durch ein einheimisches Wort ersetz;
 Die Fremdwörter wurden sehr stark assimiliert und heutzutage sind sie schwer
als Fremdwörter zu erkennen.

60
6.Konkurrenzformen

Im Deutschen gibt es viele Konkurrenzformen für Internationalismen. Sie entstanden


aufgrund puristischer Tätigkeit. Im Untersuchungsmaterial sind einige
Konkurrenzformen zu finden. Sie treten meistens statt der Fremdwörter auf. Es wird
versucht zu konstatieren, welche Form häufiger im Buch von Helbig gebraucht wird. Es
wurden die Konkurrenzformen im Deutschen gesucht und dann wurden sie mit der
Übersetzung ins Polnische konfrontiert. Es wird versucht zu konstatieren, wie die
Konkurrenzformen im Deutschen ins Polnische übersetzt wurden. Es gibt im
Untersuchungsmaterial auch Verdeutschungen, die die Fremdwörter ersetzten.
z.B.
Beiwort Adjektiv

„Das Beiwort („épitète”) ist bei Tesnière ein dem Substantiv untergeordnetes Glied;
auch die Zahl der Beiwörter zu einem Substantiv ist unbeschränkt”(Helbig 1982, S.
200).

Das Lexem Beiwort wird selten im heutigen Deutsch verwendet. Helbig benutzt dieses
Lexem nur an dieser Stelle. Häufiger verwendet er das Lexem Adjektiv statt Beiwort.

Im Untersuchungsmaterial wurden andere Konkurrenzformen gefunden.


z.B.
Dialekt Mundart
Vokabular Wortschatz
signifié Bezeichnetes
signifiant Bezeichnendes

„Diese strukturellen Beziehungen gelten sowohl für die Seite des signifié als auch für
die des signifiant“ (Helbig 1982, S. 41).
„Der sprachimmanente Zusammenhag zwischen Bezeichnendem und Bezeichnetem ist
zwar fest und untrennbar…“ (Helbig 1982, S. 39).

Im Polnischen wurden auch Konkurrenzformen für die Begriffe signifié und signifiant
gefunden.

61
„Te stosunki strukturalne odnoszą się zarówno do elementu znaczonego jak i
znaczącego “ (Helbig 1986, S. 42).

In der polnischen Übersetzung werden an diesen Stellen Konkurrenzformen gebraucht,


wo sie im Original verwendet wurden.
Im Falle von Lexemen Dialekt und Vokabular wird häufiger die Konkurrenzform
verwendet. Der Internationalismus und die Konkurrenzform gelten als Synonyme. Bei
zwei weiteren Beispielen wird das internationale Lexem öfter benutzt. Wenn im
Polnischen keine Konkurrenzform vorhanden ist, wird ein Internationalismus gebraucht.
Als ein interessantes Beispiel scheinen die Lexeme Linguistik und Sprachwissenschaft.
Das Wort Sprachwissenschaft ist eine Konkurrenzform für Linguistik. Im Buch von
Helbig werden beide Lexeme gebraucht. Die Tabelle unten stellt die
Gebrauchshäufigkeit von beiden Lexemen dar.

Linguistik Sprachwissenschaft
Anzahl 220 90
Tabelle 14. Gebrauchshäufigkeit der Lexeme: Linguistik und Sprachwissenschaft

Die Tabelle zeigt, dass das Lexem Linguistik häufiger als Sprachwissenschaft gebraucht
wird. An dieser Stellt entsteht eine Frage, wann das internationale Lexem und wenn das
einheimische Lexem verwendet wird.
Der Autor benutzt das Wort Linguistik, wenn er die neueren Bereiche der
Sprachwissenschaft beschreibt. Der Begriff Linguistik tritt bei den folgenden Gebieten
auf:
z.B.
 Strukturelle Linguistik
 Synchronische Linguistik
„Im Unterschied zum bisherigen Verständnis der strukturellen Linguistik
(die im Anschluβ an de Saussure auch noch bei Hjelmslev als statische
synchronische Linguistik aufgefaβt wird) bestimmt Schaumjan die
strukturelle Linguistik als Wissenschaft vom dynamischen Aspekt der
Synchronie der Sprache“ (Helbig 1982, S. 328).
 Taxonomisch - deskriptive Linguistik
„Die Taxonomisch - deskriptive Linguistik, die sich mit dem statischen

62
Aspekt der Synchronie beschäftigt, sei dagegen nur quasi-strukturell“
(ebd. S. 328).
 Quantitative Linguistik
„Das trifft zunächst auf das gesamte Gebiet der quantitativen Linguistik
zu, in der sich freilich ähnliche Strömungen wieder finden, wie wir sie
bei den generellen Modellen der Linguistik beschrieben haben“
(ebd. S. 343).

Helbig verwendet den Begriff Sprachwissenschaft, wenn er allgemein von der


Sprachwissenschaft oder von der früheren Sprachwissenschaft schreibt.

„Dieser ungeheuere Aufschwung war möglich, da die Sprachwissenschaft aufhörte, sich


vornehmlich, mit allgemeinen philosophischen Problemen zu beschäftigen, weil sie sich
stattdessen konkreten Einzelaufgaben zuwandte“ (ebd. 1986, S. 15).

Im Polnischen gibt es auch eine Konkurrenzform für das Lexem lingwistyka,


językoznawstwo. In der Übersetzung des Buches von Helbig wird auch das Wort
lingwistyka häufiger gebraucht. An diesen Stellen, wo Helbig Linguistik schreibt, wird
es ins Polnische lingwistyka übersetzt.

„W odróżnieniu od dotychczasowego ujęcia lingwistyki strukturalnej (ujmowanej


jeszcze przez Hjelmsleva jako s t a t y c z n a lingwistyka synchroniczna) Šaumjan
określa lingwistykę strukturalną jako naukę o d y n a m i c z n y m aspekcie synchronii
języka. Natomiast lingwistykę taksonomiczno-deskryptywną, zajmującą się statycznym
aspektem synchronii, jest tylko rzekomo strukturalna“ (Helbig 1986, S. 366f).

6.1. Zusammenfassung

Im Untersuchungsmaterial sind viele Konkurrenzformen für Internationalismen zu


finden. Die Fremdwörter im Bereich der Sprachwissenschaft verdeutschte Schottelius,
Gottsched, Zesen. Helbig verwendet viele Konkurrenzformen, die meistens als
Synonyme betrachtet werden. Der Autor verwendet häufiger die Internationalismen. Die
Tabelle unten stellt dar, wie oft die Internationalismen und die Konkurrenz im Buch von
Helbig verwendet wurden.

63
Internationalismus Anzahl Konkurrenzform Anzahl
Dialekt 8 Mundart 17
Linguistik 220 Sprachwissenschaft 90
Vokabular 2 Wortschatz 22
signifié 53 Bezeichnetes 21
signifiant 55 Bezeichnendes 19
Tabelle 15. Gebrauchshäufigkeit der Internationalismen und ihren Konkurrenzformen

Im Falle der Lexeme Dialekt und Vokabular werden häufiger die Konkurrenzformen
verwendet. Bei den weiteren Beispielen wird öfter der Internationalismus benutzt. Es ist
schwer festzustellen, warum die Konkurrenzform oder der Internationalismus häufiger
verwendet wird. Die Autorin stellt folgende These fest. Die einheimischen Wörter:
Mundart und Wortschatz werden häufiger gebraucht, weil sie ältere Verdeutschungen
sind. Nach Kluge wurde das Lexem Dialekt im 17.Jh. durch Mundart ersetzt. Diese
Lexeme setzten sich im Deutschen durch. Heutzutage werden Dialekt und Mundart
synonymisch gebraucht. Signifié und signifiant werden öfter als ihre Konkurrenzformen
verwendet, weil sie nur im Fachwortschatz vorkommen und an bestimmte Gruppe der
Rezipienten gerichtet wird. In diesem Falle sind es die Sprachwissenschaftler, für die
diese Begriffe bekannt sind.
Das Lexem Linguistik als Sprachwissenschaft kommt häufiger im Text von Helbig vor.
Dieses Lexem wird von dem Autor verwendet, wenn es von neueren Bereichen der
Sprachwissenschaft geschrieben wird. In anderen Fällen benutzt er das Lexem
Sprachwissenschaft. In der polnischen Übersetzung werden an diesen Stellen
Konkurrenzformen gebraucht, wo sie im Original verwendet wurden.

7. Schlussbemerkungen

In der vorliegenden Arbeit wurden 202 Lexeme untersucht, die potentiell


Internationalismen sind. Unter diesen Lexemen wurden 89 Internationalismen
festgestellt, die Internationalismen sowohl im Deutschen als auch im Polnischen sind.
Die gröβte Anzahl bilden Substantive (63), dann Adjektive (25) und Verben (1).
Aus der Analyse der Internationalismen ergab sich, dass die Internationalismen im
Deutschen eine internationale Entsprechung auch im Polnischen haben. Unter allen

64
untersuchten Lexemen bilden 44% Internationalismen, die im Polnischen und
Deutschen vorkommen. Es wurden nur neun (10%) totale Internationalismen gefunden.
90% bilden Internationalismen, die Unterschiede in der graphischen, in der
phonetischen Form aufweisen oder ihre Bedeutungen nicht übereinstimmen.
1. Die Internationalismen wurden jeweiligem Sprachsystem angepasst. Diese
Unterschiede zeigen sich meistens bei der Schreibung und bei der Lautung der Suffixe,
der Konsonanten und der Vokale. Den Deutschen Suffixen entsprechen bestimmte
Suffixe im Englische, Spanischen und Polnischen. Die Tabelle unten stellt dar, welche
Suffixe in den Vergleichssprachen den deutschen Suffixen entsprechen.

Wortart deutsches englisches spanisches polnisches


Suffix Suffix Suffix Suffix
-tion -tion -ción -cja
-gie -gy -gía -gia
SUBSTANTIV

-ismus -ism -ismo -izm


-tik -tics -tica -tyka
-enz -ence -encia -encja
-ion -ion -ion -ja
-tisch -tic -tico -tyczny
ADJEKTIV

-isch -ical -ico -iczny


-tiv -tive -tivo -tywny
-al -al -al -alny

Tabelle 16. Die Suffixe in vier Untersuchungssprachen, die dem deutschen Suffix entsprechen.

Die Unterschiede entstanden im Entlehnungsprozess, als Lexeme in ein Sprachsystem


durchdrungen. Sowohl ihre graphische als auch ihre phonetische Form wurden dem
bestimmten Sprachsystem angepasst. Die Unterschiede in der Schreibung der Suffixe,
Konsonanten und Vokale treten regelmäβig auf.
Hier werden in Form einer Tabelle Angaben dargestellt, wie viele Substantive und wie
viele Adjektive mit bestimmten Suffixen im Rahmen des deutschen
Untersuchungsmaterials zu finden sind.

65
deutsches Suffix Anzahl
-tion 15
-gie 10
SUBSTANRIV

-tik 7
-ismus 5
-enz 5
-ion 5
Sonstige Suffixe 7
-tisch 6
ADJEKTIV

-isch 6
-tiv 4
-al 3
sonstige Suffixe 6
Tabelle 17. Anzahl der Lexeme mit den Suffixen.

Im Rahmen der Substantive bilden die Substantive mit dem Suffix –tion die
überwiegende Zahl. Auf dem zweiten Platz rangieren die Substantive mit dem Suffix
–gie. Den dritten Platz belegen die Substantive mit dem Suffix –tik, gefolgt von den
Substantiven mit dem Suffix –enz. Die kleinste Gruppe bilden die Substantive mit dem
Suffix –ion.
In Bezug auf die Adjektive steht an erster Stelle das Suffix –tisch, gefolgt von –isch
und –tiv. Den vierten Platz belegt das Suffix –al.
Die meisten Internationalismen, die im Untersuchungsmaterial vorhanden sind, werden
mit einem Suffix geschrieben.
Die deutschen und englischen Suffixe weisen den höchsten Grad der graphischen und
phonetischen Kongruenz.
2. Im Rahmen von Konsonanten und Vokalen kommen bestimmte Unterschiede
regelmäβig vor. Die Lexeme, die im deutschen mit Doppelkonsonanten geschrieben
werden, werden im Polnischen nur mit einem Konsonanten geschrieben. Unter werden
die Unterschiede im Deutschen und Polnischen dargestellt.

Die Unterschiede in der Konsonantenschreibung:

66
ph → f dt. Morphologie pol. morfologia
x → ks dt. Lexem pol. leksem
v→w dt. Konversation pol. konwersacja
th → t dt. Methodik pol. metodyka

Unterschiede im Rahmen der Vokale:

y→i dt. Homonym pol. homonim


i→y dt. Stilistik pol. stylistyka

Trotz der unterschiedlichen Schreibung im Deutschen und im Polnischen werden einige


Konsonanten und Vokale gleich ausgesprochen.

Der Konsonant im Der Konsonant im Die Aussprache im Deutschen und


Deutschen Polnischen Polnischen
ph f [f]
x ks [x]
v w [w]
th t [t]
Tabelle 10. Unterschiede im Polnischen und im Deutschen in Bezug auf Konsonanten

Obwohl viele Lexeme Unterschiede in der Schreibung und Lautung aufweisen, können
sie als kongruente Lexeme behandelt werden.

3.Nach der Untersuchung der Bedeutungsäquivalenz ergab sich, dass die Anzahl der
Sememe in den Vergleichssprachen (Deutsch und Polnisch) gleich ist. Es scheint jedoch
wichtig zu unterstreichen, dass nur die Bedeutungen untersucht wurden, die mit der
Linguistik verbunden sind. Die Lexeme die angenommenen Kriterien.
Hinsichtlich der diasystematischen Markierungen werden die untersuchten
Internationalismen äquivalent. Alle untersuchten Lexeme werden fachsprachlich
(diatechnische Hinsicht), korrekt (dianormative Hinsicht) gebraucht. In diachronischer
und diatopischer Hinsicht weisen sich keine Unterschiede auf. Nach der Untersuchung
der kongruenten sprachwissenschaftlichen Vergleichslexeme ergab sich, dass sie

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meistens äquivalent sind. Die totale Äquivalenz ist für den Fachwortschatz
charakteristisch.

4. Die Internationalismen im Bereich der Sprachwissenschaft wurden meistens aus dem


Lateinischen, Französischen und Englischen entlehnt. Die Internationalismen, die ihren
Ursprung im Lateinischen haben, bilden die gröβte Gruppe (85%), gefolgt vom
Französischen (11%) und Englischen (4%). Die Internationalismen, die den Ursprung
im Lateinischen und im Griechischem haben, wurden sehr stark assimiliert. Sowohl die
graphische als auch die phonetische Form wurde dem Sprachsystem angepasst.
Die Internationalismen im Deutschen, die keine internationale Entsprechung im
Polnischen haben, bilden 44% aller untersuchten Lexeme. Die polnischen Wörter
wurden entweder aus einer anderen Sprache entlehnt oder sie wurden so stark
assimiliert, dass man sie nicht als Wörter fremder Herkunft erkennen kann, oder die
Fremdwörter durch ein einheimisches Wort ersetzt wurden.
5. Sowohl im Deutschen als auch im Polnischen existieren Konkurrenzformen für die
Internationalismen. Wann die Konkurrenzformen und wann die Internationalismen
verwendet werden, ist es schwer festzustellen. Autorin stellt folgende These fest. Die
einheimischen Wörter: Mundart und Wortschatz werden häufiger gebraucht, weil sie
ältere Verdeutschungen sind. In der polnischen Version wurden an diesen Stellen, wo
die Internationalismen benutzt wurden, auch internationale Wörter verwendet.

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