Sie sind auf Seite 1von 60

Einführung Erstsemester

Exkurs „Technisches Zeichnen“


vorgestellt von Dipl.Ing. M. Goworek

Quellen:
Hoischen Taschenbuch „Technisches Zeichnen“
Eigene Fotos und Skizzen
Räumliches
Vorstellungsvermögen
Linienarten und ihre Bedeutung
Räumliches Vorstellungsvermögen
Stellt man ein Bauteil in
eine Raumecke, die mit
Rasterpapier
ausgekleidet ist, so
kann man die
Blickrichtungen
Räumliches Vorstellungsvermögen
von vorn,
Räumliches Vorstellungsvermögen
von links,
Räumliches Vorstellungsvermögen
und von oben auf das
Rasterpapier
übertragen.
Räumliches Vorstellungsvermögen
Mit der nötigen Sorgfalt
entsteht dann diese
Skizze.
Räumliches Vorstellungsvermögen
Trennt man die 3
dargestellten Seiten und
lässt eine genügend
große parallele Lücke
zwischen den
Ansichten, so hat man
das Grundgerüst für
eine technische
Zeichnung bzw. eine
Fertigungsskizze.
Räumliches Vorstellungsvermögen
Die 3 Ansichten werden
nach ihrer Lage in der
Zeichnung als
Vorderansicht, Vorderansicht Seitenansicht
Seitenansicht und
Draufsicht bezeichnet.

Draufsicht
Linienarten und ihre Bedeutung
Zur Kennzeichnung verschiedener
Bedeutungen werden die Striche in Stärke
und Ausführung variiert.
sichtbare Kanten
verdeckte Kanten
(nicht sichtbar)
Mittel- und Symmetrielinien
Hilfslinien
Linienarten und ihre Bedeutung
Komplizierte Bauteile mit inneren Konturen werden zur besseren
Darstellung geschnitten gezeichnet.

Beim linken Bild sind die inneren Konturen als Strichlinie dargestellt, es
könnten aber auch Kanten auf der Rückseite sein. In der geschnittenen
Darstellung ist jedoch eindeutig eine innere Kontur gezeichnet. Die
Trennflächen werden durch gleichmäßige diagonale Striche
gekennzeichnet.
Linienarten und ihre Bedeutung
Der Schnittverlauf kann genau durch die Mitte eines Bauteils erfolgen
oder durch sinnvolle Ebenen.
Linienarten und ihre Bedeutung
Unterschiedliche Bauteile erhalten unterschiedliche Schraffuren.
Linienarten und ihre Bedeutung
Gewinde werden durch eine besondere Linienkombination dargestellt.

Außengewinde Innengewinde

Diese Art der Darstellung wäre viel zu aufwändig und teuer,


Linienarten und ihre Bedeutung
deshalb werden Gewinde durch eine dicke und eine dünne Linie
gekennzeichnet.

Beim Außengewinde (Bolzen) ist die dicke Linie außen, die dünne
innen. In der Seitenansicht ist die dünne Linie als ¾ Kreis gezeichnet.
Linienarten und ihre Bedeutung
Beim Innengewinde (Mutter) ist die dicke Linie innen, die dünne außen.
Die dünne Linie ist wieder als ¾ Kreis gezeichnet.

Die dicke Linie stellt immer den greifbaren Teil des Gewindes, die
dünne immer den Gewindegrund (die ins Material eingearbeitete
Gewindetiefe) dar.
Linienarten und ihre Bedeutung
Das Ende des nutzbaren Gewindes wird durch eine dicke Linie quer zur
Gewinde(Bohr)richtung dargestellt.
Herstellung und Verarbeitung

Bemaßung, Tolerierung,
Oberflächen
Bemaßung von Bauteilen
Zur Beschreibung eines Werkstückes ist die Angabe von Maßen unerlässlich.

Maßlinie
Maßzahl

70

Maßhilfslinien

Die Kennzeichnung eines Maßes besteht aus zwei Maßhilfslinien, einer


Maßlinie und einer Maßzahl.
Bemaßung von Bauteilen
Je komplexer ein Bauteil ist, desto aufwändiger ist auch die Bemaßung.

Zur besseren Anschaulichkeit sind hier keine Maßzahlen eingetragen.


Bemaßung von Bauteilen
Die Bemaßung gibt immer die Originalgröße an.

70
70

Maßstab: 1:1 Maßstab: 1:2

Links wie rechts soll das gleiche Bauteil dargestellt sein, links im Maßstab
1:1 und rechts verkleinert im Maßstab 1:2.
Bemaßung von Bauteilen
Die Bemaßung gibt immer die angestrebte Sollgröße an.
Fertigungstechnisch ist dies aber nur in Ausnahmefällen exakt erreichbar.
Jedes Fertigungsmaß weicht daher mehr oder weniger von der angestrebten
Sollgröße, dem Nennmaß, ab. Die erlaubte Abweichung heißt Toleranz.

70±0,1

Hier darf das angestrebte Nennmaß von 70 mm um 0,1 mm über- oder


unterschritten werden, also nicht kleiner als 69,9 mm und nicht größer als
70,1 mm sein.
Bemaßung von Bauteilen
Auf allen Zeichnungen ist in der Regel angegeben:
Allgemeintoleranzen ISO 2768-1 m und ISO 2768-2 H oder kürzer
ISO 2768 – mH.

70

Der Eintrag bedeutet, dass nach der ISO-Norm 2768 Teil 1 eine
bestimmte Toleranz für die Länge 70 mm gilt und zusätzlich nach
Teil 2 der gleichen ISO-Norm weitere Toleranzen für die Form (z.B.
Geradheit, Rechtwinkligkeit, etc.) des Werkstückes einzuhalten
sind.
Bemaßung von Bauteilen
Die ISO 2768-1 ist aufgeteilt in 6 Größenklassen und 4 Güteklassen.

Die Tabelle zeigt in den Zeilen f, m, c und v die Güteklassen und


die zulässigen Abmaße für die in den Spalten beschriebenen
Nennmaßbereiche.
Bemaßung von Bauteilen
Die übliche Güteklasse lautet m für mittel und ist hier gelb markiert.
Bemaßung von Bauteilen
Die Toleranz für unser Beispiel mit 70 mm finden wir durch Ablesen in der
Spalte „über 30 bis 120 mm“.

Es ergibt sich somit eine einzuhaltende Toleranz von 0,3 mm.


Bemaßung von Bauteilen
Maße, die nicht der Allgemeintoleranz unterliegen sollen, sind durch die
Angabe von 2 Abmaßen gekennzeichnet.

+ 0,05
70 - 0,15

Der Eintrag bedeutet, dass das größtzulässige Maß, das


Größtmaß, 70,05 mm und das kleinstzulässige Maß, das
Kleinstmaß, 69,85 mm betragen darf. Die Allgemeintoleranzen für
die Form (ISO 2768 Teil 2) gelten weiterhin.
Bemaßung von Bauteilen
Eines der beiden Abmaße kann auch „Null“ sein, es reicht dann ein Eintrag.

70 - 0,15

Das fehlende Abmaß, hier das obere zur Bestimmung des


Größtmaßes, muss dann eigenständig erkannt werden.

Größtmaß jetzt ? 70,00 mm


Oberflächen von Bauteilen
Alle technischen Oberflächen sind nicht ideal glatt und eben, sondern zeigen
sich unterm Mikroskop als wilde Landschaft aus Hügeln und Tälern.

Zur besseren Klassifizierung beschreibt die Norm verschiedene


Mess- und Bestimmungsmethoden.
Oberflächen von Bauteilen
Maßgeblich für unsere Arbeit sind allerdings nur zwei Bestimmungsgrößen:

1. Rz als Differenz zwischen einer Talsohle und einem Berggipfel.


Innerhalb von definierten Bereichen werden jeweils maximale
Werte gemessen und dann gemittelt.
Oberflächen von Bauteilen

2. Ra als Integral der Oberflächenkontur über die Länge „l“. Der sich
daraus ergebende Zahlenwert ist um das 8 bis 12-fache kleiner als Rz.
Eine Umrechnung ist nicht möglich, wohl eine Gegenüberstellung.
Oberflächen von Bauteilen
Oberflächenangaben in Zeichnungen sind nach DIN EN ISO 1302 genormt
und werden ggf. durch Werksnormen auf die speziellen Bedürfnisse
eingeschränkt.

1. 2. 3.

Hier sieht man das Grundsymbol und verschieden Ausgangssymbole, die


durch Zahlen- oder Textangaben ergänzt werden.
1. Alle Bearbeitungsverfahren zugelassen
2. Materialabtrennende Bearbeitung gefordert
3. Materialabtragung unzulässig
Oberflächen von Bauteilen
Die ergänzenden Zahlen- und Textangaben spezifizieren die geforderte
Oberflächengüte. Es sind immer Mindestanforderungen. Die Angaben
können in Rz oder Ra eingetragen werden und bedeuten immer m.

Oberflächengüte: Rz 4, Bearbeitungsverfahren: nicht vorgegeben.

Oberflächengüte: Ra 3,2, Bearbeitungsverfahren: materialabtrennend.

Oberflächengüte: Ra 0,8, Bearbeitungsverfahren: schleifen.

Oberflächengüte: Ra 3,2 (min) bis 6,3 (max),


Bearbeitungsverfahren: materialabtrennend.

Weitere Angaben zu Messverfahren und Auswertung sind möglich.


Oberflächen von Bauteilen
Um den Zeichnungsaufwand zu reduzieren werden Ersatzsymbole
verwendet, die an geeigneter Stelle in normgerechte Ausführung übersetzt
werden.

Gegenüberstellung
der anderen
Ersatzsymbole Rauheitsgröße,
hier Ra.
(Dieser Teil entfällt
in der Regel)

Einzuhaltende Rauheitsgröße, hier Rz


Oberflächen von Bauteilen
Die Angabe der Oberflächengüte erfolgt immer an der der Fläche
entsprechenden Linie in der Zeichnung und als Sammelkennzeichnung in
der Nähe des Schriftfeldes.

In der Sammelkennzeichnung
können alternativ alle verwendeten
Oberflächensymbole einzeln oder
durch ein Grundsymbol dargestellt
werden. Die Angabe vor der
Klammer gilt für alle nicht
gekennzeichneten Flächen.
Funktion und Sicherheit

Kanten, Fasen, Freistiche


Kantenzustand an Bauteilen
Jedes Bauteil hat nach der Bearbeitung einen nicht definierten
Kantenzustand. Das Bauteil hat einen Bearbeitungsgrat oder
Bearbeitungsüberhang.

Hier sieht man verschiedene Formen von Überhängen.


Kantenzustand an Bauteilen
Auch an Innenkanten ergeben sich bearbeitungsbedingte Ungenauigkeiten.
Hier spricht man von einem Übergang.

Hier sieht man verschiedene Formen von Übergängen.


Kantenzustand an Bauteilen
Neben den Überhängen und Übergängen sind auch Abtragungen an den
Kanten möglich. Die möglichen Kantenformen stellen sich dann so dar:

Der Grenzbereich zwischen Übergang/Überhang und Abtragung heißt


„scharfkantig“.
Kantenzustand an Bauteilen
Für die Funktion des Bauteiles, die montagebedingten Erfordernisse und die
Sicherheit des Arbeiters müssen die Werkstückkanten definiert endbearbeitet
werden.

Hier ein Beispiel für den Einsatz eines Kugellagers.


Kantenzustand an Bauteilen
Zur Definition der Kantenzustände in einer Zeichnung gilt die DIN ISO 13715.

Materialüberhang wird mit + Zeichen, Materialabtragung mit – Zeichen


definiert. Der Grenzbereich heißt scharfkantig und beträgt max.  0,05 mm.
Kantenzustand an Bauteilen
Das Grundsymbol und die Eintragung von Werten richtet sich nach folgendem
Schema:

a) b) c) d)
Grundsymbol Richtung des 0,1 mm Überhang 0,1 mm Überhang
Überhanges von nach rechts nach oben
0,1 mm beliebig
Kantenzustand an Bauteilen
Im Maschinenbau sind nur einige Varianten an Kantenzuständen üblich.

Außenkanten werden fast immer durch Abtrag in beliebiger Form mit einem
größtzulässigen Abtragungswert festgelegt; hier -0,3 mm. Das untere Beispiel
bedeutet – beliebig viel, was in der Praxis jedoch zu vermeiden ist.
Kantenzustand an Bauteilen
Innenkanten werden fast immer durch Übergang in beliebiger Form mit einem
größtzulässigen Übergangswert festgelegt; hier +0,3 mm bzw. +0,3 bis +1 mm.
Kantenzustand an Bauteilen
Das angegeben Maß gilt immer längs oder rechtwinklig zu einer Kante.
Kantenzustand an Bauteilen
In einer Zeichnung wird die Angabe normalerweise auf ein Grundsymbol mit
Wertangabe für die Außenkanten und die Innenkanten beschränkt.

Hier sollen alle nicht anders beschriebenen Kanten mit 0,3 mm Übergang bei
Innenecken und 0,3 mm Abtrag bei Außenecken bearbeitet werden.
Kantenzustand an Bauteilen
Aus optischen Gründen, oder weil es früher üblich war, werden viele Kanten
auch als „45° gebrochen“ bezeichnet.

Hier verschiedene
Darstellungsbeispiele,
die eine Brechung der
45° Kante mit 1 mm bzw.
1,5 mm x 45° fordern.

Bezugsfläche Fase 1 mm bzw. 1,5 mm ist


die längs der Kante
gemessene Abtragung,
45° ist der Winkel
zwischen der
Bezugsfläche und der
neuen Fläche, auch
Fase genannt.
Kantenzustand an Bauteilen
Sollen Anschlussbauteile bündig an eine Kante anschließen, so ist die
Innenecke meist sehr scharfkantig auszuführen.

Hier durch einen kleinen Radius, der kleiner sein muss als derjenige beim
Anschlußbauteil.
Kantenzustand an Bauteilen
Konstruktiv besser ist die Ausführung mit einem Freistich nach DIN 509.

Hierbei wird die Welle geringfügig im Durchmesser verkleinert und der


Ausrundungsradius kann dadurch größer ausgeführt werden.
Kantenzustand an Bauteilen
In Zeichnungen findet man meistens die vereinfachte Darstellung und eine
bemaßte Vergrößerung an geeigneter Stelle.

Hier Beispiele für einen Freistich an einer Bohrung und einer Welle.
Die Angabe DIN 509 – F0,8 x 0,3 beschreibt Form und Größe.
Zentrierbohrungen
Für die Bearbeitung von Drehteilen zwischen Spitzen ist es erforderlich vorher
Zentrierbohrungen in das Bauteil einzubringen.

Hier sieht man verschieden Ausführungsformen, die der Konstrukteur nach


Erfordernissen festlegt.
Zentrierbohrungen
Gewöhnlich wird die Zentrierbohrung als Ausbruch oder als Vergrößerung an
geeigneter Stelle dargestellt.

als herausgezogene
als Ausbruch Vergrößerung an
geeigneter Stelle
Zentrierbohrungen
Meistens reicht eine vereinfachte Darstellung der Zentrierbohrung.

Die Angaben ISO 6411 – A 4 / 8,5 bzw. B 4 / 12,5 bzw. R 4 / 8,5 beschreiben
Form und Größe der Zentrierbohrung.
Zentrierbohrungen
Zu beachten ist jedoch der Hinweis zum Verbleib der Zentrierbohrung.

Hier darf die Zentrierbohrung


Hier muss die Zentrierbohrung
auf keinen Fall am fertigen Teil
am fertigen Teil bleiben.
bleiben.

Hier kann die Zentrierbohrung


am fertigen Teil bleiben.
Sicherungsringe
Zur Fixierung von Bauteilen auf einer Welle werden Sicherungsringe
eingesetzt.

Hier sieht man die verschieden Ausführungsformen für Außenringe und


Innenringe, sowie das erforderliche Werkzeug zum Einsetzen.
Sicherungsringe
Hier sieht man den üblichen Fall wie ein Sicherungsring ein Lager fixiert.

Sicherungsring

Nut

Da die Ringe bestimmte Abmessungen haben, müssen die Nuten


entsprechend ausgeführt sein.
Sicherungsringe
Die Abmessungen von Ring und Nut sind in der DIN 471 (Außenringe) und
DIN 472 (Innenringe) festgelegt.

Für die Bearbeitung der Nut sind nur die Werte m und d2 erforderlich.
Sicherungsringe
Für die Fertigung gelten jedoch sehr wichtige Genauigkeitsregeln.

Die Maßtoleranzen sind mit h12 für d2 und H13 für m sehr gering.
Bei einem Wellendurchmesser von z.B. 50 mm betragen die zulässigen
Toleranzen -0,25 mm bei einem Durchmesser von 47 mm und +0,14 mm bei
einer Breite von 2,15 mm.
Sicherungsringe
Hinzu kommen Anforderungen an die Form und Lage der Nut.

Hier wird dokumentiert welche Abweichungen der Rundlauf der verschiedenen


Flächen haben darf, zudem die Rechtwinkligkeit. Die Innenkanten am Fuß der
Nut sind scharfkantig auszuführen.
Alle hier genannten Themen werden in den
Lehrveranstaltungen

• Grundlagen der Konstruktionstechnik


• Konstruktionselemente
• Konstruieren und Berechnen sowie
• Konstruktionssystematik

inhaltlich vertieft und erläutert.


Die Anwendung in einer technischen Zeichnung
erfordert jedoch das hier gezeigte Grundwissen.

Das könnte Ihnen auch gefallen