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1.

Einleitung
Jahrestagung der DBG, Kom. IV
Titel der Tagung: Böden - eine endliche Der Verlust der Artenvielfalt, v.a. hervor-
Ressource gerufen durch intensivere landwirtschaft-
Veranstalter: DBG, September 2009, Bonn liche Nutzung, hat die Diskussion um die
Berichte der DBG (nicht begutachtete online
Auswirkungen unterschiedlicher Diversität
Publikation) http://www.dbges.de
auf Ökosystemfunktionen entfacht
(Naeem et al., 1999; Loreau et al., 2001).
Biodiversität und Biomasseproduktion, Kohlenstoff-
Ökosystemfunktionen - speicherung oder geschlossene Nähr-
stoffkreisläufe werden als solche
Ergebnisse von Experimenten in
Ökosystemfunktionen angesehen. Diese
den Tropen und den gemäßigten Funktionen stellen für den Menschen z.T.
Breiten wichtige „Dienstleistungen“ dar, wie z.B.
Klimaschutz oder Nährstoffretention.
Yvonne Oelmann1 und Wolfgang Wilcke2 Nährstoffausträge werden durch
verschiedene Faktoren, wie Klima,
Zusammenfassung
Bodeneigenschaften und Art der land-
Die Artenvielfalt beeinflusst den wirtschaftlichen Nutzung beeinflusst. Die
Nährstoffkreislauf und damit für den Komplementaritätstheorie besagt, dass in
Menschen wichtige Ökosystem- Systemen mit hoher Artenzahl die
funktionen, wie z.B. die Nährstoff- Ressourcenausnutzung durch die
retention. Ob dieses Ergebnis für Einnischung der einzelnen Arten
komplexe Waldsysteme und längere effizienter ist als in weniger diversen
Zeiträume gilt, blieb bisher ungeklärt. Wir Systemen (Tilman et al., 2001; Spehn et
untersuchten die oberirdischen N-Vorräte al., 2002). Folglich müsste mit steigender
in Abhängigkeit von der pflanzlichen
Artenzahl die oberirdische Nährstoff-
Diversität im Sardinilla-Projekt (Panama)
speicherung steigen und dement-
und im Jena-Experiment (Deutschland).
Außerdem verfolgten wir den zeitlichen sprechend die Nährstoffauswaschung
Verlauf des Diversitätseffektes auf aus dem Boden sinken. Um diese
oberiridische N-Vorräte und N-Verfüg- Hypothese zu prüfen, eignen sich
barkeit im Boden (Jena). Wir fanden Experimente, in denen die Biodiversität
effektivere Ressourcenausnutzung im unter gleichen Standortbedingungen
Baumexperiment in Panama und im manipuliert wird. Der Zusammenhang
Grünlandexperiment in Jena. In Jena zwischen oberirdischer Nährstoff-
blieb der negative Zusammenhang speicherung bzw. Nährstoffauswaschung
zwischen N-Verfügbarkeit im Boden über und Biodiversität wurde bisher selten in
die Zeit nicht bestehen. Der Grund waren derartigen Untersuchungen berücksichtigt
positive Rückkopplungseffekte, die durch (Hooper und Vitousek, 1998; Scherer-
den Landnutzungswechsel von Acker zu Lorenzen et al., 2003). Vor allem der
Grünland induziert waren. Die Dauer des Einfluss der Zeit seit Einrichtung des
Experimentes muss bei der Betrachtung Experimentes auf Biodiversitätseffekte
des Diversitätseinflusses auf Prozesse im blieb bisher unberücksichtigt. In unserem
Boden mit einbezogen werden. Beitrag stellen wir Ergebnisse aus zwei
Schlüsselworte: Stickstoff, Biodiversität, Experimenten vor: dem Sardinilla-Projekt
Nährstoffkreislauf (Panama: Tropen) und dem Jena-
1
Experiment (Deutschland: gemäßigte
Institut für Integrierte Naturwissenschaften,
Geo-graphie, Universität Koblenz-Landau,
Breiten).
Universitätsstr. 1, 56070 Koblenz,
e-mail: yvonneoelmann@uni-koblenz.de
2
Geographisches Institut, Universität Bern,
Hallerstr. 12, 3012 Bern, Schweiz
e-mail: wolfgang.wilcke@giub.unibe.ch
2. Standort und Methoden 150
A
a a
a
a
In Panama beprobten wir im April 2007
Blätter, Zweige, Äste und Stamm von 60

g N Baum-1
100
Einzelbäumen in Monokulturen, 3- und 6-
Artenmischungen von fünf Baumarten
(Luehea seemannii Triana & Planch, 50
b
Anacardium excelsum (Bert. & Balb. Ex
Kunth) Skeels, Hura crepitans L., Cedrela
0
odorata L., Tabebuia rosea (Bertol.) DC. L. see. A. exc. H. cre. C. odo. T. ros.
Baumart
In den 82 Plots des Jena-Experimentes 150 a B

(Monokulturen, 2-, 4-, 8-, 16- und 60-


Artenmischungen) wurde von 2003 bis
ab
2007 jeweils im Frühjahr und Herbst die 100

g N Baum-1
b
oberirdische Biomasse geerntet und im
Boden die pflanzenverfügbaren Nmin-
50
Gehalte (NH4, NO3) bestimmt.

Die N-Gehalte im Pflanzenmaterial 0


wurden nach Mahlen in einer Kugelmühle 1 3 6
(Retsch, Deutschland) an einem Artenzahl

Elementaranalysator (Elementar, Abb. 1: Mittlere oberirdische N-Vorräte (A) der


Deutschland) bestimmt. Die Nmin-Gehalte einzelnen Baumarten (gemittelt über die Diver-
im Boden wurden nach Extraktion mit 1M sitätsstufen) und (B) der Diversitätsstufen im
KCl fotometrisch an einer CFA Panama-Projekt. Fehlerbalken beziehen sich auf
(Bran&Luebbe, Deutschland) gemessen. den Standardfehler, unterschiedliche Buchstaben
weisen auf signifikante Unterschiede hin. A. exc. =
Anacardium excelsum, C. odo. = Cedrela odorata,
Die oberirdischen Nährstoffvorräte H. cre. = Hura crepitans, L. see. = Luehea
berechneten wir aus den Element- seemannii, T. ros. = Tabebuia rosea (Oelmann et
gehalten (Panama: in Blättern, Zweigen, al., in Druck).
Ästen und Stämmen; Jena: in geernteter
Biomasse) und der Biomasse (Panama; Im Jena-Experiment bestand von 2003
allometrische Gleichungen, die den Anteil bis 2007 ein konsistent signifkanter
der Blätter, Zweige, Äste und Stamm Zusammenhang zwischen pflanzlicher
berücksichtigen; Oelmann et al., in Druck; Diversität und oberirdischer N-
Jena: Masse geerntete Biomasse). Speicherung (Abb. 2A, ANOVA Typ I, p <
0,05). Daraus lässt sich effektivere
3. Ergebnisse und Diskussion Ressourcennutzung ableiten, die über
den höheren N-Entzug mit der Zeit zu
Anacardium excelsum weist signifikant geringerer Nährstoffverfügbarkeit in
geringere N-Vorräte in der oberirischen diversen Mischungen führen müsste. Die
Biomasse aus als die übrigen Baumarten Nmin-Gehalte im Boden zeigen zwar zu
(Abb. 1A; Games Howell, p < 0,05). In Beginn des Experimentes einen
Übereinstimmung mit den Streufall- negativen Zusammenhang zwischen
abbauraten kann diese Art als pflanzlicher Diversität und Nitratverfüg-
nährstoffeffizienter als die übrigen vier barkeit im Boden (Abb. 2B), allerdings
Baumarten eingestuft werden (Vitousek fanden wir 2006 und 2007 einen positiven
1982; Scherer-Lorenzen et al. 2007). Die Zusammenhang zwischen pflanzlicher
N-Vorräte der 3-Artenmischungen sind Diversität und Ammoniumverfügbarkeit im
signifikant höher als die der Monokulturen Boden (Daten nicht gezeigt, ANOVA Typ
(Abb. 1B; Games Howell, p < 0,05). Wir I, p < 0,05). Dieser positive Zusammen-
vermuten effizientere Ressourcennutzung hang wird sehr wahrscheinlich durch die
als Grund für die erhöhte, oberirdische N- erhöhten Boden-N-Vorräte (Steinbeiss et
Speicherung in 3-Artenmischung. al. 2008) und die erhöhte mikrobielle
Aktivität im Boden vier Jahre nach wechsel gekoppelt ist, muss die Dauer
Einrichtung des Experimentes des Experimentes v.a. bei Betrachtung
hervorgerufen (Eisenhauer et al., in des Diversitätseinflusses auf Prozesse im
Druck). Die N-Vorräte und mikrobielle Boden mit einbezogen werden. Erste
Aktivität im Boden veränderten sich Ergebnisse in etablierten Grünland-
während der Versuchsdauer, da mit der ökosystemen (siehe Alt et al., 2009)
Einrichtung des Experimentes ein Land- bestätigen effektivere Ressourcen-
nutzungswandel einhergeht (Acker zu nutzung und damit geringere
Grünland). Nährstoffverluste in diversen Systemen,
so dass positive Rückkopplungseffekte
A nur während der Übergangsphase des
N in oberirdischer Biomasse (g m-2)

14 2003
Landnutzungswechsels zu dominieren
2004
12 scheinen.
2005
10
2006 5. Danksagung
8
2007
6 Wir danken der DFG für die finanzielle
4 Unterstützung (DFG Wi1601/4-x).
2

0
6. Literatur
0 1 2 3 4 5 6
Alt, F., Oelmann, Y. & W. Wilcke (2009): Berichte
B der DBG.
10
Eisenhauer N., Milcu, A., Bessler, H., Engels, C.,
NO 3-N im Boden (µg g -1)

8 Gleixner, G., Habekost, M., Partsch, S.,


Sabais, A. C. W., Scherber, C., Steinbeiss, S.,
6 Weigelt, A., Weisser, W. W. & S. Scheu (in
Druck): Ecology.
4 Hooper, D.U. & P.M. Vitousek (1998): Ecol.
Monogr. 68, 121-149.
2 Loreau, M., Naeem, S., Inchausti, P., Bengtsson,
J., Grime, J.P., Hector, A., Hooper, D.U.,
0
Huston, M.A., Raffaelli, D., Schmid, B., Tilman,
0 1 2 3 4 5 6
Artenzahl (log 2)
D. & D.A. Wardle (2001): Science 294, 804-
808.
Abb. 2: Einfluss der pflanzlichen Diversität auf die Naeem, S., Chapin III, F.S., Constanza, R.,
(A) oberirdischen N-Vorräte und (B) die Ehrlich, P.R., Golley, F.B., Hooper, D.U.,
pflanzenverfügbaren Nitratgehalte im Boden Lawton, J.H., ONeill, R.V., Mooney, H.A., Sala,
jeweils im Herbst 2003 bis 2007. Trendlinien sind O.E., Symstad, A.J. & D. Tilman (1999): Issues
eingezeichnet, wenn der Zusammenhang mit der in Ecology 4, 2-12.
pflanzlichen Diversität in einer ANOVA (Typ I) Oelmann, Y., Potvin, C., Mark, T., Werther, L.,
signifkant war. Tapernon, S. & W. Wilcke (in Druck): Plant and
Soil, DOI: 10.1007/s11104-009-9997-x
4. Schlussfolgerungen Scherer-Lorenzen, M., Palmborg, C., Prinz, A. &
E.-D. Schulze (2003): Ecology 84, 1539-1552.
Effiziente Ressourcennutzung in diversen Scherer-Lorenzen, M., Bonilla, J. L. & C. Potvin,
Systemen konnte für Baum- und (2007): Oikos 116:2108-2124.
Grünlandmischungen in den Tropen und Spehn, E.M., Scherer-Lorenzen, M., Schmid, B.,
Hector, A., Caldeira, M.C., Dimitrakopoulos,
in den gemäßigten Breiten nachgewiesen P.G., Finn, J.A., Jumpponen, A., O’Donnovan,
werden. Im Jena-Experiment konnten wir G., Pereira, J.S., Schulze, E.-D., Troumbis,
zeigen, dass positive Rückkopplungs- A.Y. & C. Körner (2002): Oikos 98, 205-218.
effekte (Boden-N-Vorräte und mikrobielle Steinbeiss S., Bessler, H., Engels, C., Temperton,
Aktivität) zu einer Überprägung des V. M., Buchmann, N., Roscher, C., Kreutziger,
ursprünglich negativen Zusammen- Y., Baade, J., Habekost, M. & G. Gleixner
(2008): Global Change Biology 14:2937-2949.
hanges zwischen pflanzlicher Diversität
Tilman, D., Reich, P., Knops, J., Wedin, D.,
und Nitratverfügbarkeit im Boden führten. Mielke, T., Lehmann, C. (2001): Science 294,
Da die Einrichtung von Diversitäts- 843-845.
experimenten vielfach an Landnutzungs- Vitousek, P. M. (1982): American Naturalist
119:553-572.

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