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Das studentische Magazin


der Universität Erfurt campus:echo # 03

Masterplan Notausgang Ausbüchsen


Raus aus der Uni - Raus aus dem Alltag - Raus aus der Stadt -
Rein in die Uni. Rein ins Chaos. Rauf aufs Land.
nicht 04 06 untertauchen!
katastrophale 08 10 Technik
umworbene 10 12 Meinung
heft:campus 14 18 campus:mensch
luxuriöse 20 22 Ruhe
feierwütig! 24 26 schlagfertig!
inselreif 28 31 Impressum
„Whisper“ von Francis Willmann / www.jugendfotos.de, CC-Lizenz // Photo S.2: Jan Steinhauer
02|03
Ähh...ditorial!

G
rasflecken auf unseren Jeans sind die flüchtigen
Zeugen des kommenden Sommers. Und mit der
Sonne erreicht viele von uns die Gewissheit, dass es
nun langsam wieder weitergehen muss. Raus aus der Uni und
wieder rein ins Ungewisse.
Für manche ist es die lang ersehnte Flucht aus Erfurt, doch
nicht alle wollen nach den Jahren wieder von hier flüchten und
manche wollen sich nur einfach noch nicht bewegen. Andere
müssen es wiederum.
Die verbleibende verbringen wir mit den Verbleibenden,
fahren raus ins kühle Landidyll oder ziehen ins aufgeheizte
Straßengetümmel. Einzig der Keller ist dann wieder unsere
einzige Konstante. Dort, ganz tief unten, herrschen beständig
18 Grad. Lauwarm.
Unten treffen wir die, welche untergetaucht sind. Sie suchen
Schutz in der Dunkelheit, vor Erschütterungen oder vor
dem inneren Schweinehund. Dort ist es ruhig, es drückt und
wackelt nichts. Den Horizont können wir von dort unten nicht
mehr sehen. Deswegen kommen wir wieder raus und zeigen
uns. Prompt werden wir auf die grünen Flecken auf der Hose
angesprochen, die ja so schlecht rausgehen.
Gut so, denn im Winter werden sie uns an die schöne Zeit
erinnern...
Master an der (Bachelor)-Uni Erfurt?
Die Zahl der Masterstudenten in Erfurt ist im Vergleich zu den Bachelors eher gering. Aus diesem Grund wirbt die
Uni immer offensichtlicher um Masterstudenten. Studiengänge befinden sich in der Umstrukturierung und werden
umbenannt. Seit Anfang des Jahres gibt es einen Masterinfotag. Was ist da los mit den Masterplänen?

von Stephanie Felsberg und Carolin Fischer

F
ragt man unter den Bachelor- Plätzen zu finden und helfen so bei der ist schon nicht so gut.“ Dennoch bleibt
Kommilitonen nach ihrem Mas- Imageprägung der Uni. Da könnte schon sie optimistisch. Denn man darf nicht die
terplan, ist Erfurt meist kein Be- das Gefühl einer finanziellen Bevorzugung positiven Seiten der Alma Mater Erfurt
standteil der Antwort. Als Rechtfertigung aufkommen. vergessen. „Eine Betreuungssituation wie
nennt Sophia*, 25, BA Erziehungswissen- Die Meinung der Masterstudenten ist hier findet man selten. Wenn man sich
schaft, unter anderem mangelnde Qua- jedoch nicht gleich der Grund dafür, dass nicht nur hinter dem Netbook versteckt,
lifikationen der Dozenten. „Es gibt nur die Bachelor-Absolventen zum Master hat man gute Chancen vom Professor wie-
Vertretungsprofessoren, da engagierte in eine andere Stadt wechseln oder dass dererkannt zu werden.“ Persönlich sowie
Professoren nie lange an der Uni bleiben.“ sich nur wenige Studenten an der Uni im Internet steht die Universität Erfurt
Sie hat das Gefühl, dass die wenigen Gel- Erfurt einschreiben. Lisa hätte sich im ihren Studenten stets zur Seite. So berich-
der, die zur Verfügung stehen nur für die Voraus mehr Informationsmöglichkeiten tet Frau Traute stolz: „Bei der Anzahl der
BA Studiengänge Kommunikationswis- gewünscht. Dem wirkt das Referat Öffent- Fans unseres Facebook-Profils liegen wir
senschaft und Staatswissenschaft ausge- lichkeitsarbeit der Uni mit diversen Ver- in den ostdeutschen Bundesländern vorn.
geben werden. anstaltungen entgegen. Frau Traute, Ver- Seit dem vergangenen Jahr hat die Uni Er-
Unter den Masterstudenten ist die antwortliche für das Referat Presse- und furt auch einen Twitter-Account und dar-
Begeisterung über die Programme ge- Öffentlichkeitsarbeit / Marketing erklärt: über hinaus beantworten unsere Campus-
dämpft. Bemängelt werden vor allem zu „Der Masterinfotag wurde ins Leben ge- Spezialisten auf StudiVZ und SchülerVZ
wenige Auswahlmöglichkeiten innerhalb rufen, um Studieninteressierte für ein die Fragen von Studieninteressierten auf
der Studiengänge. Die 24-jährige Lisa* Master-Studium viel gezielter anzuspre- Augenhöhe.“
studiert MA Sonder- und Integrationspä- chen und ihnen eine umfangreiche und Auch Paul*, 26, MaL Geschichte und
dagogik und ist skeptisch, wenn sie über persönliche Beratung zu garantieren.“. StaWi sieht mehr positive als negative Sei-
ihren Belegbogen nachdenkt. „Ich mache Rückblickend stellt sie fest: „Eine inten- ten am Master in Erfurt. „Die Nähe zu den
dieses Semester so wenig Kurse, weil mir sive Beratung und vor allem persönliche Dozenten ist eben unschlagbar und wenn
einfach nicht genügend Seminare zusa- Gespräche mit den Studieninteressierten, man, wie ich, auch schon im Bachelor in
gen.“ An Vorarbeiten sei bei der Auswahl kam bei unseren Gästen richtig gut an.“ Erfurt studiert hat, weiß man woran man
nicht zu denken. Aber angesichts der nur Aus diesem Grund wird bereits der nächs- ist.“ Angesichts der wenigen Fördergelder
vier Semester im Master ist die Zeit knapp te MA-Infotag für Anfang 2012 geplant. mache die Uni das Beste aus dem Lehrver-
bemessen. Dabei sei sie extra an die Uni An den Kommilitonen ist der Versuch anstaltungsangebot. Problematisch sieht
Erfurt gekommen, um hier den zunächst der Uni, Masteranten anzuwerben, nicht Paul jedoch die fehlende Spezialisierung
interessant klingen den Master in Son- vorbei gegangen. Das Problem hierbei ist, im Master. Die Schulformen in Thürin-
der- und Integrationspädagogik zu ma- dass das nicht immer positive Folgen nach gen werden in den nächsten Jahren ge-
chen. Nun hat Lisa das Gefühl, eher einer sich zieht. Möchte man an einer Universi- mischt und auf förderbedürftige Kinder
Randgruppe anzugehören. Schuld seien tät studieren, die einem das Masterstudi- wird er als angehender Realschullehrer
wieder die StaWis und KWler. Vor allem um nachwirft? Und das in Zeiten, in de- nicht vorbereitet. „Allgemein habe ich das
die Bachelorprogramme dieser Studien- nen Masterplätze angeblich rar gesät sind. Gefühl, die Studiengänge sind nicht ganz
gänge seien das Steckenpferd der Uni. In Lisa* sagt dazu: „Zuzugeben, dass man up-to-date. Ich denke, das könnte einer
diversen Rankings sind sie auf den oberen an einer Uni studiert, die jeden nimmt, der Hauptgründe sein, warum der große

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Photos: Susanne Schmich/PIXELIO

Ansturm an Masterbewerbern ausbleibt.“ gute Arbeit und ist sehr bemüht potenti-
Ist es also die Zukunftsorientiertheit, elle Masterstudenten zu informieren und
die den Masterstudiengängen in Erfurt für Erfurt zu begeistern. Vielleicht tragen
fehlt? Die Bachelorprogramme sind gut diese Maßnahmen Früchte und die Uni-
besucht. Verlässt man mit einem Bache- versität darf schon bald neue Masterstu-
lor in der Tasche den Campus, kann man denten begrüßen.
guten Gewissens behaupten, eine solide Eine Universität die perfekt ist, ist uto-
Grundausbildung erhalten zu haben. Aber pisch. Eine Universität, die zuhört und
zum Master reicht der Anreiz nicht aus. handelt, sei es auch nur ein kleiner Schritt,
Frau Traute vom Referat für Presse- und ist auf dem richtigen Weg.
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Öffentlichkeitsarbeit betont noch einmal


deutlich: „Trotz all der Marketingmaß- * Die Namen der Studenten wurden geän-
nahmen muss natürlich auch das Pro- dert.
gramm stimmen. Dass dies bei uns der
Fall ist, davon sind wir überzeugt und das
bestätigen uns auch unsere Absolventen.“
Um das Programm zu verbessern
wird zum Beispiel der MA Kommuni-
kationswissenschaft zum kommenden
Wintersemester ersetzt durch den MA
Kommunikationsforschung: Politik und
Gesellschaft. Hier ist ein Ansatz in Rich-
tung Spezialisierung zu erkennen.
Klar erkennbar sind negative Eindrücke
wie „wenig Geld“, „KW und Stawi bevor-
zugt“, „wenig Auswahlmöglichkeiten“ aber
auch positives Feedback wird gegeben:
„ausgezeichnete persönliche Betreuung“,
„familiär“ und Rahmenbedingungen, Be-
treuung und Studienumfeld stimmen“.
Probleme und Unstimmigkeiten gibt es an
jeder Universität. Festzuhalten jedoch ist,
dass sich die Universität Erfurt den Pro-
blemen annimmt. Strukturen der Master-
studiengänge werden teils neu durchdacht
und geändert.
Auch die PR-Abteilung der Uni leistet
Photo: „givany hecht“/www.jugendfotos.de, CC-Lizenz
Photo: Thomas Schmelzer

06|07
Erfurt untenrum
Während der Museumsnacht durch die Horchgänge der Zitadelle wandeln, eine szenische Führung durch Keller und
Dachböden mitmachen und tanzen in der Eburg. Willkommen im unterirdischen Erfurt.
Lydia Kirchhoff ist einmal ganz unten angekommen.

N
eulich beim Kaffee: „Unterirdi- die frische Luft und oberirdisch über den circa 212 Grundstücken 460 Kellerräume,
sches Kellersyste an der Uni“, Campus laufen. 95 davon sind rekonstruierbar oder noch
höre ich jemanden in Bruch- Wie am Campus ist auch eine Reise ins erhalten.
stücken flüstern. Echt? Tatsächlich hat- restliche unterirdische Erfurt spannend. Wegen dieses unterirdischen Schat-
te mir eine kanadische Dozentin erzählt, Obwohl es trotz seiner Reize wenig Be- zes engagieren sich auch die beiden Kel-
in einigen Universitäten Kanadas gebe achtung in der Stadtgeschichte findet, lerforscher Volker Düsterdick und Elmar
es unterirdische Tunnelsysteme, die die sind gerade die Keller und Kellergänge Altwasser für den Erhalt und die Doku-
Gebäude miteinander verbinden. Damit Erfurts interessante historische Relikte. mentation der „Erfurdia subterranea“.
muss im kanadischen Winter niemand Die Kellerforschung ist eine schon über Altwasser ist Kulturhistoriker und Lehr-
schneenasse Füße bekommen. Ob die 100 Jahre alte Stadttradition. Seit dem 12. beauftragter der Uni Marburg, Düsterdick
Uni Erfurt auch so ein Kellersystem hat? und 13. Jahrhundert gibt es hier großflä- seit den 80ern ehrenamtlicher Denkmal-
Beflügelt von dieser Vorstellung schwebe chige Kellerräume, die oft durch massive schützer und sozusagen eine Art Erfurter
ich zu Herrn Schubert von der Uni-Haus- Holzbalken von oben gestützt und später Phantom. Ich stelle ihn mir sehr blass
verwaltung, der aber gar nicht über diese durch Deckenwölbungen stabiler und zu und hager vor. Denn die Vorstellung und
„geheimen Gänge“ reden möchte. Und brandsicheren „Tresoren“ gemacht wur- seine Dokumentationen sind das Einzige,
durchlaufen darf ich schon gar nicht. „Zu den. Wie das aussieht, hat jeder schon was mir bleibt. Er ist wohl leider etwas
gefährlich“, meint er. einmal in der Engelsburg sehen können menschenscheu, wie mir Café-Paul-Be-
Ich finde trotzdem einen Weg. In gut 20 ohne dabei wirklich an einen Keller zu sitzer Uwe verrät: „Man muss ihn kennen
Minuten kann man den Campus unterir- denken. Erfurts bekanntester Keller ist und ansprechen, anders kommt man an
disch im Kreis ablaufen. Ich starte bei der scheinbar nach oben gerutscht und seine ihn nicht ran.“ Schade eigentlich! Einen
Mensa und gehe Richtung LG2, dann ins Kellerfassade dient nur der urigen Deko- Streifzug durch das unterirdische Erfurt
LG1 und komme beim Audimax wieder ration. Spätere Berichte sagen der Stadt mit ihm und seinem Wissen wäre eine
ans Tageslicht. Oberirdisch alles kein Pro- einen immensen Reichtum an Steinhäu- Geschichtsstunde gepaart mit schaurig-
blem, aber unter der Erde verlässt mich sern und –kellern nach, den nur wenige schöner Romantik.
mein Orientierungssinn. Ich irre durch andere Städte vorweisen konnten. Durch Andererseits wirken Erfurts Keller
Lagerräume mit Parkhaus- und Kellerge- etliche Sanierungen und Neubauten kam gleich viel mystischer, wenn man nicht
ruch, durch lange Gänge mit dicken und es in der Altstadt jedoch zum Abbruch von einfach hinein gehen kann. Das liegt aber
dünnen Rohren, alten Fahrrädern, durch Denkmalsubstanz. vor allem an der Besonderheit der zumeist
Pfützen und schnell vorbei an dunklen Trotzdem gibt es bis heute noch vie- hofseitig gebauten Zugänge. Mein Ein-
Ecken, die für jeden Horrorfilm per- le sehr gut erhaltene Keller. Die Altstadt druck, dass die Keller Erfurts gar nicht so
fekt wären. In die Gänge zwischen MG1, verfügt über große ineinander vernetz- tief in der Erde stecken bestätigt Elmar
Wohnheim und LG4 komme ich nicht. Die te Keller-Konglomerate, wie eben den Altwasser: Viele Keller sind als Souter-
sind versperrt. Eburg-Keller. Zwischen Pergamentergas- rain-Einheiten gebaut worden und hatten
Macht aber nichts, denn am Ende se, Predigerstraße, Breitstrom und Dom- wohl eine viel größere Bedeutung als man
möchte ich eigentlich nur noch raus an platz sowie um den Fischmarkt gibt es auf vermutet.
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„Jemand sagte danach mal zu mir:
Japan sei auch das perfekte Land für so eine Katastrophe...“

Japan ist ein faszinierendes, kontrastreiches und hochtechnisiertes Land. Um die japanische Kultur ranken sich
Legenden, einfach weil uns diese Kultur so fremd ist. Um zu schauen, was wirklich hinter diesem Vorhang von
Mythen steckt, begab sich Elena Popov, Studentin der Staatswissenschaften im sechsten Semester, zum Auslandsse-
mester nach Tokio. Sie wollte die Kontraste selber erfahren. Als dort im März unter ihren Füßen der Boden zu beben
begann, ahnte sie noch nicht welche Folgen dies für ihre Reise haben würde...

von Linda Rustemeier

c
ampus:echo: Elena, schön, dass mein erstes Erdbeben!“ Die dauern auch hab ich als super nervig empfunden. Wir
du wieder zurück in Erfurt bist, nicht so lange und sind kein großes Thema wussten ja nicht, wie lange wir da drin
erzähl doch mal kurz was für eine in der Gesellschaft, das ist dort der Alltag. sitzten würden und ich dachte, jetzt sitzen
Reise und Semester du hinter dir hast und Dann rüttelt es ein paar Sekunden und wir hier schon 15 Minuten drin, jetzt kön-
warum du dich für Japan als Studienland jeder geht dann weiter. Die sind nicht so nen die mal loslegen und es gab auch stän-
entschieden hast? stark, es fängt so an, als ob man betrun- dig Nachbeben. Die Menschen im Zugab-
Elena Popov: Ich war sieben Monate ken wäre und man fragt sich so: „Hab ich teil waren eigentlich alle ruhig. Sie haben
in Tokio, an der Waseda Universität. Ich was getrunken?“ Das ist auf jeden Fall ko- Bücher gelesen, auf dem Handy SMS ge-
wollte etwas komplett anderes erfahren, misch. tippt, bis irgendwann das Handynetz aus-
also eine andere Welt, eine Sprache, die ce: Wie hast du die Katastrophe erlebt? geschaltet wurde. Das wurde an dem Tag
ich nicht damit verbinden kann was ich EP: Keiner hätte sich das in dem Mo- komplet bis 10 Uhr abends ausgeschaltet.
bisher gelernt habe und da kam eigent- ment vorstellen können, dass genau die- Ich hab auf meinem Handy Spiele ge-
lich nur der asiatische Raum in Frage. Die ses Erdbeben so schlimme Konsequenzen spielt, weil irgendwie musste ich die Zeit
Entscheidung habe ich auch nie bereut. hat, wie einen Tsunami. Als es losging war überbrücken. Ich war auch nicht weit weg
ce: Wusstest du vorher viel über die ja- , ich gerade im Zug. Wir sind in diesem von meinem Zuhause, relativ zentral, 15
panische Kultur oder war das ein Kultur- Moment von einer Station abgefahren. Minuten mit der Bahn bis zu meiner Sta-
schock? Die Züge haben ein integriertes System, tion. Ich hab dann letztlich vier Stunden
EP: Ne, ich bin eigentlich da einfach dass die Züge ab einer bestimmten Erdbe- gebraucht, um nach Hause zu laufen von
nur hingefahren und hab mir vorher ei- benstärke alle anhalten, und es geht dann dort, weil alles ausgefallen ist. Jemand
gentlich nichts angeeignet, nichts gelesen. nicht mehr weiter. Das war das erste Erd- sagte danach mal zu mir, Japan sei auch
Ich wollte diesen Kontrast selbst erfahren beben, das ich in einem Zug erlebt habe, das perfekte Land für so eine Katastrophe,
und mir nicht irgendwelche Vorstellungen deswegen konnte ich es nicht genau ein- auch wenn das schon krass klingt. Aber
machen. Mich haben auch viele gefragt, ob schätzen. Was ich aber einschätzen konn- ich hab danach gedacht, wenn so etwas in
meine Erwartunge erfüllt worden wären. te war, dass es im Vergleich zu anderen den Zügen von Amerika oder in einem an-
Aber ich habe mir eigentlich nichts vorher sehr lang war. Ich glaube, es hat länger deren westlichen Land passieren würden,
vorgestellt und ich habe das einfach auf als eine Minute gedauert, mit den Nach- wären da bestimmt die ersten Scheiben
mich einwirken lassen und das war toll. beben natürlich noch viel länger. Man hat nach 10 Minuten eingeschlagen worden,
Deswegen hatte ich vermutlich auch kei- draußen auf den Schienen gesehen, wie ganz nach dem Motto: Ich will hier raus!
nen Kulturschock. es gewackelt hat. Auf der einen Seite hat Die Ruhe der Japaner hat einfach eine
ce: Wusstest du vorher, dass Japan eine man die Hochhäuser gesehen, und die große Rolle gespielt, dass dort nichts ge-
starke Erdbebenregion ist? haben geschwankt. Auf der anderen Sei- plündert wurde, dass die Leute sich für die
EP: Ja, natürlich. Es gibt öfters Erd- te war ein Wall und ein Strommast und Taxen in Schlangen angestellt haben und
beben da. Ich hab auch früh mein erstes der hat ebenfalls stark gewackelt. Und ich sich nicht die Köpfe eingeschlagen haben.
kleines Erdbeben erlebt und viele hat man muss sagen, ich hatte mehr Angst, dass Diese Mentalität hat eine enorme Bedeu-
auch im Schlaf erlebt. Man wird davon ein ein Baum, ein Zweig oder ein Ast, auf den tung gehabt. Am nächsten Tag sind die
bisschen wach, alles um dich herum wa- Zug runterfällt, als das Gebäude umstür- Züge wieder fast normal gefahren und es
ckelt. Paradoxerweise freut man sich dann zen. Und wir saßen zwei Stunden in dem ist keine Panik ausgebrochen.
auch erst mal, nach dem Motto: „Oh, toll Zug, bis wir dann evakuiert wurden. Das ce: Wie hast du dich danach darüber

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informiert? zu bleiben. Das hab ich mich dann fragen wenn man nur in der Küche steht und die
EP: Eigentlich hab ich kaum deutsche müssen, bis August mein Studium fortzu- Waschmaschine ist gerade im Schleuder-
Medien mit reingezogen, deswegen hab setzen, ob mir das den Aufwand wert ist, gang. Da ist das Erste was man denkt: „Oh
ich auch wahrscheinlich nicht die gro- aber das war es dann letztlich nicht mehr. Nein ein Erdbeben!“ Ich träume auch oft
ße Panik gehabt. Ich hab mir japanische, Innerhalb von zwei Stunden habe ich ei- von Erdbeben, dass die Erde aufbricht
amerikanische und englisch Medien ange- nen Flug gebucht, viele Telefonate geführt und Wasser heraus kommt. Das ist noch
schaut, also CNN, BBC und sowas. Meine und meine Wohnung gecancelt und weil sehr tief psychisch verankert, noch so gar
Schwester berichtete mir Neuigkeiten aus es eine extreme Ausnahmesituation war, nicht überwunden.
deutschen Medien, sie war sehr verstört ging das. ce: Willst du trotzdem noch mal gern
und aufgebracht. In Japan hörte man ce: Steht du noch in Kontakt mit Men- zurück?
dann von einer anfänglichen Wasserstoff- schen in Japan? EP: Ja, ich würde sehr gern noch mal
explosion, aber am Anfang wusste man EP: Ja, definitiv. Nach diesem Erlebnis, nach Tokio zurück und mir die Dinge an-
auch sehr wenig. Ich hab dazu Facebook hatte ich mehrere Male die Erfahrung, schauen, die ich noch nicht gesehen habe.
genutzt, das Medium, in dem man erfah- dass alles wieder hochkam. Also wenn Es fehlt mir, die Mentalität der Menschen,
ren konnte, dass die Leute um einen he- man mit Sack und Pack ein Land ver- die Art wie sie mit anderen umgehen. Sie
rum in Ordnung sind. Um mich herum lassen hat, obwohl man sich dort gerade sind sehr höflich, aber auch distanziert.
hatte man eigentlich so eine „Das-wird- erst eingelebt hat; Freunde und Bekannte Außerdem, wenn du zum Beispiel etwas
alles-schon-wieder-Mentalität“. hat. Das war für mich eins der krassesten verlierst, weißt du, dass du es wieder be-
ce: Wie ging es dann weiter bis zu dei- Erlebnisse, dass man seine Freunde ver- kommst. Da sind die Japan sehr ehrlich.
ner Rückkehr? lässt, ja im Stich lässt, weil man selbst ja Sie rennen dir hinter her, wenn du etwas
EP: Es waren gerade Semesterferien, fliehen kann, aber die dort können nicht verlierst und entschuldigen sich dafür,
ich habe weiterhin Englischunterricht ge- einfach alles abbrechen. Ein Freund von dass sie dich gerade stören. Vielleicht sind
geben und meinen Alltag noch versucht zu mir, wohnt in einer Region, ungefähr 100 ja deshalb alle so von Japan fasziniert,
leben. Ja, aber danach, kamen jeden Tag Kilometer entfernt von Fukushima. Der die schon mal dort waren. Ebenso ist der
immer mehr und mehr Nachrichten. Man Tsunami hat seinen Ort stark getroffen. Clash von Modernität und Tradition, den
hat, vor allem bei den Ausländern, diese Ihm geht es aber gut, er ist jetzt in der man täglich erlebt in dieser Intensität in
Aufbruchsstimmung mitbekommen. Viele Nähe von Tokio. Ich habe letztens mit Erfurt nicht zu finden. Und das leckere
sind dann mit Koffern aus dem Wohn- ihm telefoniert und er hat erzählt, dass Essen natürlich. Wenn ich rückblickend
heim rausgestürmt, direkt zum Flugha- er sechs Freunde beim Tsunami verloren den Aufenthalt beurteilen soll, würde ich
fen. In den extremsten Fällen kosteten die hat. Die Bekanntmachung der Verstorbe- sagen, dass ich auf jeden Fall vieles für
Flüge dann bis zu 7000 Euro. Ich bin dann nen wurde erst nach und nach verkündet mich mitgenommen habe und mich ver-
am 15. März über Seoul und Beijing geflo- und aktualisiert. Das brauchte an man- ständlicherweise auch verändert habe. Ich
gen, das war günstiger. An diesem Diens- chen Tagen nicht viel; wenn jemand nur würde jedem raten, in ein Land zu fahren,
tag sollte der radioaktive Wind nach To- fragte wie es meinen Freunden in Japan dass für Ihn selbst eine Herausforderung
kio drehen, was für mich dann der Anlass geht und ob ich diese vermisse. In solchen darstellt. Jeder sollte gewohntes Terrain
war abzureisen. Meine Eltern haben mir Situationen kann man nicht immer seine verlassen und durch unbekannte Situatio-
da keine Vorschriften gemacht, sondern Gefühle unter Kontrolle halten. Dieses nen, kulturelle Barrieren überwinden und
gesagt, überleg dir, ob es dir wert ist dort Erlebnis macht etwas mit einem. Selbst dabei wachsen.
((

Photo: Jan Steinhauer


A
tomkraftgegner zu sein, ist seit wellen. Also haben wir scheinbar nichts gezogen werden. Abgewälzt werden die
den Vorfällen am Atomkraft- zu befürchten. Ein Tschernobyl oder Fu- Kosten über den Strompreis oder die
werk in Fukushima, wieder kushima wird es in Deutschland nicht Steuern auf jeden einzelnen von uns.
salonfähig. Doch in der Diskussion wird geben. Also warum der ganze Wirbel? Dass die Endlagerung noch immer
mit vielen aufgeladenen und emotiona- Da ist die Terrorgefahr: direkt in ein nicht geklärt ist, dass diese Anlagen noch
len Schreckensszenarien gespielt. Sa- Atomkraftwerk gelenkte Passagierflug- in hunderten und tausenden von Jahren
rah Blanck durfte schon mal selbst ei- zeuge – das Schreckensszenario schlecht- gesichert werden müssen – das klingt
nen Forschungsreaktor hochfahren. Die hin. Den Gedanke daran, diese Maschi- so unglaubwürdig wie verrückt in dieser
Technik fand sie spannend. Trotzdem nen abzuschießen, wurde zum Glück vom kurzlebigen Welt. Und genau das ist ein
würde sie gern bald alle Atomkraftwer- Bundesverfassungsgericht erstickt. Ob Argument, weshalb Deutschland aus der
ke in Deutschland abgeschaltet sehen. Atomkraftwerke und die Castor-Tonnen Atomkraft aussteigen sollte. So schnell
Irgendjemand ruft mit beängstigender in den Zwischenlagern so eine Attacke und so umweltverträglich wie nur möglich.
Sicherheit „Freunde des Lebens!“. Sehen verkraften, ist unklar. Die Betreiber be- Dass jetzt neue Kohlekraftwerke ans
konnte ich ihn nicht. Der Herr auf der haupten ja. Aber warum zweifelt die Netz gehen, um den Atomausstieg zu er-
Bühne war von einem Meer grüner Luft- Bundesregierung das noch an und lässt möglichen, ist wohl nicht das Ziel der
ballons verdeckt. Freunde des Lebens. Das akribische Überprüfungen durchführen Anti-Atomkraftbewegung gewesen. Die
klingt schön, aber eindeutig zu großspurig. Verschiedene Studien, vornehmlich von unterirdische CO2-Speicherung ist seit
Das könnte der Beginn einer baptistischen Atomkraft-kritischen Organisationen, zei- Kurzem von der Bundesregierung geneh-
Predigt, einer Ärztekammertagung oder gen große Mängel in der Sicherung gegen migt. Sie soll wohl die Hoffnung wecken,
einer Kundgebung von Hardcore-Abtrei- Angriffe auf. Ob jemand das hinnehmen dass Kohle klimafreundlich werden kann.
bungsgegnern sein. Es ist eine Ansprache kann, hängt wohl – so makaber es klingen Diese Technik bringt nicht nur große
auf der Anti-Atomkraft-Demo in Berlin. mag – von seiner Risikobereitschaft ab. Probleme und Gefahren mit sich. Durch
Nach Fukushima strahlt mir die Atom- Doch wenn das der einzige Grund ge- den Abfluss von Forschungsgeldern
kraft – Nein Danke-Sonne wieder von Auf- gen Atomkraft ist, wäre ich sicher nicht wird der Ausbau erneuerbarer Energi-
klebern, Buttons und natürlich jetzt auch an diesem schönen Märztag nach Berlin- en wahrscheinlich noch mehr verzögert.
von Facebook-Profilbildern entgegen. Mitte gefahren, um mir publikumswirksa- Deshalb hoffe ich, dass die deutsche
Auch der Letzte habe erkannt, dass das me Reden von selbst ernannten Aktivisten Anti-Atomkraftbewegung sich auch
„Restrisiko real ist“. So sagen es die Radio- anzuhören. Die Millisievert Strahlung und bald klar als Anti-Kohlekraftbewegung
sprecher vor Berichten über die Sicherheit Wahrscheinlichkeits-Hinterkommastel- darstellt. Wenn wir uns irgendwann
deutscher Atomkraftwerke. Ist es wirklich len eines Unfalls sollen uns das Restri- auf einer Demo für die Schließung der
nur die plötzliche Erinnerung an die Mög- siko veranschaulichen. Dabei wird aber letzten Kohlekraftwerke treffen, wer-
lichkeit des Super-GAUs, die die Deut- gar nicht mehr mit ganz anderen Kos- den wir vielleicht von einem enthusias-
schen zum Beben bringt und sogar die CDU ten gerechnet: den Endlagerungskosten. tischen „Freunde der Sonne!“ begrüßt.
zu einer politischen Kehrtwende zwingt? Auch in meiner Wohnung haben sich
((

Die Bilder und Berichte über Tscher- schon die Glasflaschen getürmt, noch be-
nobyl und Fukushima schüren Ängste. vor ich wusste, wo der nächste Glascontai-
Wie diese unsichtbare Kraft der Ra- ner steht. Aber ich wusste, dass irgendwo
dioaktivität kontrolliert werden kann, einer steht. Jährlich fallen auch hunderte

contra
übersteigt die Vorstellungskraft von Tonnen ausgedienter Brennelemente in
Laien. Die verwackelten Bilder von den Deutschland an, wo diese hin entsorgt wer-
zerstörten Meilern zeigen uns, dass sie den sollen, ist seit Jahrzehnten ungeklärt.
nicht beherrschbar ist, die zerstörerische Gorleben wird seit 1975 als mögliches
Kraft, dass keine vom Menschen gemach- Endlager untersucht. 1,5 Milliarden hat
te Technik perfekt sein kann. Deshalb das bisher gekostet. Die nächsten Ergeb-
schnellen die Umfragewerte der Grünen nisse sollen 2017 vorliegen. Das Endlager

Atom
in die Höhe, deshalb gehen die Menschen soll für die Ewigkeit sein, oder zumindest
wieder gegen Atomkraft auf die Straße. die nächsten paar Tausend Jahre. Eine
Etwa dreiviertel der Deutschen sind Legislaturperiode dagegen nur vier Jahre.
momentan gegen Atomstrom. Doch nur Auch wenn die geschätzten Endlage-
etwa 6 Prozent beziehen sogenannten rungskosten angeblich schon jetzt in den
Ökostrom aus erneuerbaren Energien. Strompreis einkalkuliert sind. Wer kann
Der Prozentsatz derjenigen, die ihren denn die Kosten schätzen, die entstehen,
Ökostrom von unabhängigen Anbietern wenn sich ein Endlager doch als untaug-
beziehen, dürfte noch mal um einiges ge- lich herausstellt. Wenn Gesteine porös
ringer sein. Würden alle Atomkraftgegner werden und die Tonnen umgelagert wer-
ihren Stromanbieter wechseln, könnte den müssen. Auch wenn Deutschland
das die Energiewende von ganz allein schon 100 Jahre lang aus der Atomener-
einleiten. Aber so weit reicht die Angst gie ausgestiegen sein sollte, müssen die
vor der Atomkraft dann wohl doch nicht. Endlagerstätten kontrolliert und begut-
In Tschernobyl gab es nicht ansatzweise achtet werden. Wer weiß, ob die großen
solche Sicherungsvorkehrungen, wie sie Stromkonzerne, die jetzt die Kraftwerke
in deutschen Atomkraftwerken Standard betreiben, dann nicht schon längst zer-
von Sarah Blanck
sind. Starke Erdbeben gibt es in Deutsch- schlagen sind. Aber egal, ob der Staat
land nicht und erst recht keine Tsunami- oder die Konzerne dann zur Rechnung

10|11
M
anuel Banowski ist 25 Jahre Seiten bestätigt wurde. Alles andere wäre ce: In Deutschland ist der Ökologie-
alt und musste in den letzten der radioaktive Super-GAU gewesen. gedanke leider zur Ideologie und zur
Wochen viele Fragen beant- ce: Was denkst du über die Reaktion Wirtschaftsmacht verkommen. Alles was
worten. Der verschmitze Typ mit Zöpf- der deutschen Regierung? als „ökologisch“ bezeichnet wird, wird
chen im Nacken erinnert an einen ver- MB: Als ich nach der Israelreise wieder geglaubt, ohne eine gesamtheitliche Be-
kappten Hippie im Hemd. Aber er will nach Deutschland kam, bekam ich einen trachtung durchzuführen. Würden wir al-
später in einem Atomkraftwerk arbeiten. riesigen Schock, was sich während der les so kritisch hinterfragen, wie es bei der
Im März hat er sein Studium der Energie- Zeit in Deutschland alles getan hatte. Ich Kerntechnik geschieht, bin ich überzeugt,
technik mit Vertiefung in Kernenergie an konnte die Reaktion der Bundesregierung dass wir Deutsche ganz andere Schlüsse
der TU Dresden abgeschlossen. Momen- absolut nicht nachvollziehen. Es war of- ziehen würden.
tan arbeitet er am Helmholtz-Zentrum fensichtlich der Versuch, die Wahl in Ba- ce : In Deutschland gibt es kaum Erd-
Dresden-Rossendorf als wissenschaftli- den-Württemberg noch zu retten. beben. Aber kann man das Risiko, dass ein
cher Mitarbeiter im Bereich der nuklearen ce: Kann man es rechtfertigen AKWs in Flugzeug in ein AKW rast, rechtfertigen?
Sicherheitsforschung. MB: Interessant ist, dass das erst seit
„Ich denke, dass es sich um Ängs- dem 11. September 2001 diskutiert wird.
Das Gespräch führte Sarah Blanck. te in der Gesellschaft handelt, die Die Kernkraftwerke sind jedoch in den
70er und 80er Jahren errichtet worden
campus:echo: Was hast du gedacht, aus nicht ausreichendem Wissen und diese mögliche Gefahr hat man be-
als du das erste Mal von Problemen am resultieren.“ dacht: Die Betonaußenhülle des Reaktor-
AKW Fukushima gehört hast? gebäudes ist etwa 2,5 m dick und wurde
Manuel Banowski: Ich habe zunächst gegenüber einer Triebwerkswelle eines
von den Vorfällen in Fukushima wenig Erdbebenregionen zu bauen? Kampfjets und einer Gastankerexplosion
mitbekommen, da ich auf Pilgerreise in MB: Ja, kann man durchaus. Jedes direkt neben dem Kraftwerk ausgelegt.
Israel war. Die ganze Meldeflut nahm ich Kernkraftwerk muss dessen Erdbebensi- Die deutschen AKWs sind also sicher.
als undurchsichtig und größtenteils nicht cherheit abhängig von der Gefährdung der ce: Ist Kernkraft eine geeignete
korrekt wahr. Region nachweisen. Die Vorfälle in Fuku- Brückentechnologie?
ce: Aber als von einer Explosion die shima haben gezeigt, dass die Sicherheits- MB: Was viele nicht wissen ist, dass
Rede war, hielt die halbe Welt den Atem maßnahmen vollständig gegriffen haben. Kernkraftwerke für schnelle Lastwech-
an. Das, was am Standort Fukushima I diesen sel geeignet sind. Somit können diese die
MB: Als sich dann innerhalb eines Re- GAU hervorgerufen hatte, war die Tsu- stark schwankenden Einspeisungen rege-
aktorblocks eine Explosion mit weißer namiwelle. Dass dort keine ausreichen- nerativer Energiequellen recht gut kom-
Rauchfahne ereignete, hoffte ich, dass die den Vorkehrungen waren, kann ich nicht pensieren. Falls dann Wind oder Sonne
Explosion außerhalb des Containments, nachvollziehen. Die umliegenden Kern- aufkommen sollte, sind AKWs in der Lage
der 5 cm dicken, gasdichten Stahlhülle, kraftwerke haben ja beweisen, dass man durch geringere Stromproduktion rege-
stattfand, was dann ja auch von mehreren sich gegen eine Tsunamiwelle absichern nerativen Energiequellen den Vorrang zu
kann. geben. So wird es aktuell auch in Deutsch-
ce: Man hat das Gefühl, dass sich gera- land gehandhabt.
de Deutsche besonders gegen Kernkraft ce: Wo wirst du arbeiten, falls es in

pro
aussprechen. Wie erklärst du dir das?
MB: Ich denke, dass es sich um Ängste
in der Gesellschaft handelt, die aus nicht
„Die deutschen AKWs sind also
ausreichendem Wissen resultieren. Den
Menschen fehlt das Vertrauen in die Fach- sicher.“
kräfte. Das wurde durch meine Branche in
der Vergangenheit nicht ernst genug ge-

kraft
nommen. Damit konnten die Gegner der
Kernkraft punkten. Wenn ich jemandem Deutschland zum frühzeitigen Ausstieg
Hintergründe der Kerntechnik erkläre, ist aus der Kernenergie kommen sollte?
meistens mehr Verständnis da. MB: Ich werde noch etwa dreieinhalb
ce: Kannst du nachvollziehen, warum Jahre in der Forschung tätig sein. Danach
andere Länder weiterhin kein Problem in will ich gerne in einem deutschen Kern-
der Kernkraft sehen? kraftwerk arbeiten. Ich denke, dass sich
MB: Klar, an so pragmatischen Argu- in den nächsten Monaten die durch Fu-
menten wie nahezu kein CO2-Ausstoß kushima entbrannte Debatte etwas legen
und preiswerte Energiekosten kommt wird und hoffe, dass das ursprüngliche
man nicht so leicht vorbei. In den Kosten Energiekonzept der Bundesregierung wie-
sind die anfallenden Entsorgungskosten der zum tragen kommt. Sollte dies nicht
übrigens enthalten. In Großbritannien der Fall sein, würde ich wahrscheinlich ins
und Finnland befürworten zum Beispiel Ausland gehen. Aus der Schweiz habe ich
die grünen Parteien ausdrücklich den bereits ein Angebot für eine Tätigkeit in
Neubau von Kernkraftwerken. einem Kernkraftwerk.
((

Für die deutsche Anti-Atombewegung


Gespräch mit Manuel Banowski
überwiegen die Gefahren und Kosten der
Atomkraft.
Photo: „Felix Clasbrummel“ / www.jugendfotos.de, CC-Lizenz
Studenten ohne Eigenschaften -
ein Abschiedsgesang
von Niklas Kramer

W
ir Studenten sind aus allen aber recht zu wissen, worüber es denn
Teilen des Landes an die eigentlich ginge, wobei wir im nächsten
Universität Erfurt gekom- Atemzug freilich wie selbstverständlich
men. Das war eine gute Mischung. Die den kosmopolitischen Finger erhoben,
Studiengänge zogen Abiturienten an, die um etwa die Demokratie in Ägypten ein-
ein Verlangen hatten, neue Wege zu ge- zufordern. Nur die wenigsten konnten
hen und Horizonte zu durchbrechen. Mag sich von ihrem Individualismus lösen und
dieser Anspruch auch nicht gänzlich allen sich eine politische Identität aufbauen.
bewusst gewesen sein, so waren wir doch Als Trost blieb vielen dann in erster Linie
zumindest offen und besaßen jene scheue die Ästhetik. Man gab sich den genügsa-
Neugierde, die sich noch nicht festlegen men Anschein von Intellektualität, blickte
wollte und damit einer zarten aber kräf- gemeinsam auf die Farben eines Hilgen-
tigen Wurzel gleichkam, welche Poten- felds, der Krämerbrücke, des Stadt- oder
tial zum Wachsen hatte und nach oben Luisenparkes und lieferte sich gegenseitig
gerichtet auf ein Idealbild blickte. Dieses den süßen Dienst unbestechlicher Zerr-
versprach uns nicht nur zu erkennen, wie spiegel. Unter uns gesagt: Wir ernährten
oder warum die Gesellschaft, ihre Teilsys- uns größtenteils von dem Gefühl, wie von
teme, ja die ganze Welt so funktioniert, in Milch aufgeweichten Haferflocken!
wie sie es tut, sondern vor allem auch, was Träumend schauten wir auf die drän-
wir denn zu machen hätten, um diese zu genden Probleme der Zeit. Die Ökologie
verbessern. und die Energiefrage, das wachsende
An der Universität angekommen, lern- wirtschaftliche und soziale Gefälle und
ten wir den Wissenschaftsbetrieb kennen die Überforderungen des Individuums
und wurden enttäuscht. Dieses mühsame durch den technischen Fortschritt. Die
Rad drehte sich uns zu langsam. Die der Bildungs- und Integrationsprobleme
Wissenschaft eigene Logik, ihrer Zeit- prasselten sanft auf uns ein. Für die Insti-
schriftenexzesse und Kreiselbewegungen tutionen hingegen hatten wir nichts ande-
schienen uns schnell mehr eines altklugen res übrig als Ungeduld. Die Kritik an den
Großvaters eigen, den man zwar schätzt, Hochschulreformen änderte daran wenig.
aber mit gelangweilter Miene den Rücken Sie diente eher als Entschuldigung für un-
kehren muss, wobei seine Fachgenossen sere seltsame normative Abstinenz. Dabei
wie Junkies und Fresser einer synthe- klopfen nach drei Jahren Bachelorstu-
tisch-bleichen Droge wirkten, die ihnen dium die bekannten, aber seltsam fremd
die Welt in der Vision von Zahlen und gewordenen Bekannten wieder an der
dinglosen Theorien halbwegs erträglich Tür. Noch im Halbschlaf aufgeschreckt,
machte. Wir begannen daher über den fragten sie uns: Wo wollen wir hin? Was Photo: „Cornelia Bertram“ / www.jugendfotos.de, CC-Lizenz
Relativismus oder Konstruktivismus oder müssen wir tun? Und vor allem: Wo fan-
Was-auch-immer-ismus zu reden, ohne gen wir an zu handeln?
((

12|13
Was für ein Küchengeheimnis?
von Laura Gispert

Z
wei Mitarbeiterinnen tauschen die Mensa ein, und was gibt es für Ge- chen in meinem Kopf herum: Will sich da
Marmelade gegen Mais und heimrezepte? Geplant war ein Selbstver- jemand in Ausreden flüchten oder mich
Schmierkäse gegen Salatblätter. such, aktives Mitkochen, einen Tag lang. einfach nur flüchtig abspeisen. Warum
Um halb elf wird aus dem Frühstücksbuf- Am Anfang ist das Kantinenpersonal wird die Küche gehütet wie das Geheimre-
fet ein Mittagsmenü. Es ist ruhig in der noch von der Idee begeistert. Es wird drü- zept vom Gummibären-Saft? Ein einfaches
Mensa, eine unheimliche Stille vor dem ber nachgedacht, den „Tag der offenen „Nein“ hätte mir auch gereicht, um die Ab-
Essenssturm. Tür“, Ende April, als meinen Praktikums- sage zu verstehen. Die Unfreundlichkeit
Vier Tage in der Woche, freitags bleibt tag festzusetzten. In Gedanken überle- am anderen Ende der Leitung war dagegen
der Ansturm aus, kann man die Fluktua- ge ich schon spannende Überschriften, überflüssig. Auch der Kompromiss, man
tion der Hungrigen beobachten. Was sich notiere interessante Fragen. Jetzt gilt es könne doch zwei Fotos schicken, konnte
aber des Studenten Perspektive entzieht, nur noch, die Verwaltung der Mensen das unfreundliches Gespräch nicht ab-
ist der Blick hinter die Theke. Was wird in von meiner Idee zu überzeugen. Sollte schwächen.
dem wohl größten Restaurant Erfurts hin- mit einem Gesundheitszeugnis aber nicht Was verbirgt sich also hinter den grauen
ter den Kulissen gekocht? Es ist vielleicht schwierig werden, sagt man mir. Doch: Schiebetüren der Mensa? Warum bleibt
leichter, die FDP doch noch in den Rhein- Fehlanzeige. die Küche verschlossen, trotz Gesundheits-
land-Pfälzischen Landtag einzuschleusen, Nach dem Telefonat mit der Verwal- zeugnis? Was unterscheidet wirklich das
als diese Frage zu beantworten. tung weiß ich, dass „Türsteher“ nicht im- Balkan- vom Sommergemüse? Wie viel Bio
Denn es gibt kein Reinkommen ins mer unmittelbar vor der Tür stehen, deren steckt in „Bionuggets“? Und wie „vital“ ist
Küchen-Kabinett. Anstelle dieses Kom- Eingang sie regulieren. Denn nach dem Gericht D? Alles Fragen, die ich mir wieder
mentars hätte eigentlich eine Reportage Telefonat weiß ich: Es ist unmöglich mei- stellen werde, wenn ich das nächste Mal in
platziert sein sollen. Welche Stationen ne Idee umzusetzen. Ich werde niemals der Mensa sitze. Alles Fragen, die durch ein
durchläuft unser Mittagessen, bevor wir auch nur einen Fuß in die Küche setzten kleines Entgegenkommen längst beantwor-
an der Kasse gegen Vorlage des Studen- dürfen. tet wären.

((
tenausweises 1,75 Euro zahlen? Wo kauft Nun schwirren neugierige Fragezei-

Ein Hoch auf die Mensa


Ein Freund und finanziell relevanter Gönner (seit dreieinhalb Jahren)

N
un füllt sie schon seit Jahren muss ja, wenn man Hunger hat,“ oder Ja gut, das Fleisch dominiert immer
die kleinen und großen Bäu- „Für Mensaverhältnisse wars ganz OK.“ noch die Speisekarte und ist oftmals zu
che der Studierenden, und Es hängt mir zum Hals heraus. Ganz im günstig, während Nudeln zu teuer sind.
niemals wurde ihr ein wirklich großes Gegensatz zu den Innovationen der Men- Aber insgesamt möchte ich festhalten:
Lob gegönnt. Nein, in der Bequemlich- sa. Sie ist originell, hat tolle Mitarbeitende Mensalob muss populärer werden. Seid
keit vermeintlicher Selbstverständlichkeit und versucht, mit der Zeit zu gehen. Sie ehrlich zu euch selbst, denn ihr werdet
fällt den meisten, die sich an ihren Gaben integriert Bio- und Regionalprodukte und auch morgen wieder an der Theke stehen
laben, nicht viel mehr ein, als sich über manchmal hat sie eine etwas größere Por- und etwas für euch finden. Und an die, die
Qualität, Aussehen und Preis zu echauf- tion parat. Vor wenigen Monaten entstand es immer noch nicht lassen können: Ver-
fieren. Mensa-Bashing ist out, liebe Leute. der „Double-Trouble“: Wenn man sich flüchtigt euch doch einfach aus der Men-
Und wer es doch tut, dem fällt nur kein nicht entscheiden kann, suche man sich sa, dann gibt es mehr von Ihr für mich.
anderes Gesprächsthema ein. Es ist ein- einen Esspartner und teile sich ein zusätz-
fach, sie zu tadeln, und kommt zu häufig liches Gericht … Hervorragend! Und auch Liebe Mensa, vor dir möchte ich nie-
vor. Mit leicht ironischem Ton wird dann an Katertagen sowie vor Prüfungen war mals flüchten!
((

gern gewitzt: „Ja ja, ist zwar Mensa, aber sie mir immer eine verlässliche Stütze.
heftcampus
Das Makellos
von Ngoc-An Phan Tran

Fixe Termine
Flüchtiger Blick
Flüchtiges Lächeln
Kurzwährendes Glück
Ein kurzer Moment nur
Er kommt nicht zurück

Schlag um Schlag
Später kommt näher
Das Glück, mein Glück
Ein Flüchtigkeitsfehler

Photo: Jan Steinhauer


14|15
heftcampus

I Mein Freund,
mmer wieder passiert es: Ich wache Als ich plötzlich leise, aber deutlich, dieses
auf und es ist da. Einfach so, aus schaurige, laute Atmen neben mir höre,
dem Nichts heraus, aber mit einem blicke ich nach rechts und da sitzt es. Die-
riesigen Knall. Dieses dicke, fette Monster, ses haarige Wesen. Es röchelt regelrecht

das
das dann einfach neben mir im Bett liegt. vor sich hin, sabbert und glotzt mich ein-
Jedes Mal versuche ich es mit dem Kissen fach nur an.
zu ersticken, zu zerdrücken, auf ihm rum- Ich beschließe, den restlichen Weg zu
zuspringen und es weg zuspringen. Es ist laufen, springe aus dem gelben Gefährt,

rastlose
zu standhaft. Wirklich sehr standhaft. renne die Passage entlang in Richtung
Ich lasse es liegen; denke mir, dass es Park und versuche zu schlendern, die Ge-
schon verschwinden wird und schließe die danken endlich baumeln zu lassen und
Badezimmertür hinter mir zu, um auch dieses Grauen endlich zu verdrängen.

Ungeheuer.
das röchelnde Atmen von diesem Vieh Ich setze mich für einen Moment auf eine
nicht mehr wahrnehmen zu müssen. Ich Bank mit dem Blick auf den schönen klei-
drehe den Wasserhahn auf, schaue in den nen Parksee. Während andere Menschen
Spiegel und da sitzt es. Auf der Toilette. spazieren gehen und Mütter mit ihren
Mit tropfenden spitzen Zähnen, ausgefah- Kindern spielen, sich die Enten füttern
renen Krallen und dampfenden Ohren. I von Sarah Weingarten lassen und die Bienen verschiedenste Blu-
Ich will es nicht. Nicht schon wieder. Es men aufsuchen, atme und träume ich, ich
soll verschwinden. Weg aus meiner Woh- träume und atme. Ein, aus und ein und
nung, weg von mir. Ich will es nie wieder auszubrechen. Und das endet immer in aus und aaaaaaaaaaah. „Verschwinde!
sehen. Ich weiß genau, was passieren einer Katastrophe. Hau ab! Lass mich in Ruhe! Ich will das
wird, denn das Ungeheuer kommt oft. Es Den Gang aus dem Bad trete ich schnel- nicht mehr! Weglaufen. Verändern. Aus-
verfolgt mich immer und überall. Flüs- ler an, als sonst. Unfertig suche ich meine brechen.“
tert mir ins Ohr „Du musst hier raus. Du sieben Sachen zusammen, schnappe mir Schließlich bin ich in meinem Zimmer
musst hier weg. Du musst hier raus. Du den Schlüssel und renne aus der Woh- und packe; wieder einmal. Währenddes-
musst hier weg.“ nung, in der Hoffnung, dass das Ungeheu- sen sitzt das Ekel auf meinem Bett und
Und das macht es tagelang. So lange, bis er verschwindet. Im Taxi sitzend versuche starrt glücklich in die Luft. Es hat es wie-
es mich wieder soweit hat, alles zu verän- ich abzuschalten. Atme ein, atme aus, ein der geschafft.
dern. In meiner Rastlosigkeit zu verfallen. und aus und ein und aus. Ich schaue aus Alles, was von mir bleibt ist der Zettel:
Zu fliehen. Aus meinem eigenen Leben dem Fenster und werde langsam ruhiger. „Es hat mich!“

((
Ich will es nicht.

Nicht schon wieder.

Es soll verschwinden.
Photo: flickr-user: Coffeelatte
heftcampus

Alltagsfluch(t)
von Julian Kasten

Die Tage länger, die Nächte kürzer.


Es wird immer wärmer, das Fenster muss auf.
Im Zimmer riecht‘s immer nach Rauch.
Steh auf jetzt! Los, steh endlich auf!

Hastig den Computer an,


und dann die ersten Mails gelesen.
Tee und Toast für den modernen Mann.
Schneller; Friss schneller und spül nach.

Mit dem Fahrrad zur Station;


Ticket vergessen und rein in die Bahn.
Außenwelt wird zur Fiktion;
Und dann fahr, fahr, fahr, an allem vorbei.

Musst du dich wieder an die Arbeit quälen,


ist der Urlaub ganz sicher vorbei.
Die Freude daran ist nicht zu sehen.
Aber´s muss ja; Drum tu, tu, tu es ordentlich.

Organisierte Sitzfleischproduktion,
unterstützt von qualmenden Köpfen.
Du zwingst dich selbst:
sei produktiv und effektiv,
und leiste, leiste, leiste keinen Widerstand.

Im phantastischen Treiben der Innenstadt


wo jeder Unsinn Lockstoffe hat,
ruft dich die Lust so laut und schrill,
Drum Bier in die Hand und Steaks auf den Grill.
Kauf, kauf, kauf und frag nicht mehr.

Alles sieht gleich aus,


Alle sehen gleich aus,
So individuell, so selbstbewusst,
und trotzdem so gleich.

Am Ende kommt halt nix bei raus,


wie man‘s auch dreht und wendet.
Die Zeit verschwendet, vom Alltag geblendet,
blenden wir das Leben aus.

Abends vor den Bildschirmen,


genauso wie am Tag,
Monotonie in der Hektik der Stadt,
verschafft doch immer noch eine gewisse Orientierung.
Also versuch‘s, und schlaf, schlaf, schlaf! Aber niemals durch.

Photo: „Julian Beger“ / www.jugendfotos.de, CC-Lizenz


16|17
A dream sequence
von Mirjam Triebe

seconds ago she drew near


all smiles she took his hand
embroidered by his fantasies
a phantom became real

adored was she by many eyes


a vague dream of the crowd
caused streams of fears and tears
for she did not beware

now that she turned away


her scent evaporates
a swift glance from afar
how sweet her laughter was to him
but, boy, the magic’s gone

heftcampus Photo: Jan Steinhauer


campus:mensch

18|19 Photo: Thomas Schmelzer


Die Geheimnisse eines Erfurter Barkeepers
Kein Wölkchen ist am Himmel zu sehen, als ich mich auf den Weg zum Studentenclub UNI-k.u.m. begebe. Neben
der Eingangstür steht eine Biergarnitur, auf der mein heutiger Gesprächspartner einen Plausch mit drei Damen
hält. Auf meine Frage, ob er ein halbes Stündchen Zeit für ein Interview habe, antwortet Tony, der Barmann, mit
typisch plauderhaftem Überschwang „Ja, des wird geil!“. Eine erste Kostprobe seines sehr direkten und heraus­
fordernden Humors, für den er so bekannt ist. Die Unterhaltung verspricht amüsant zu werden…

von Mirjam Triebe

Da im UNI-k.u.m. zu dem Zeitpunkt genau zwei Ostdeutsche, da weißt du, was zialitäten zubereitet oder hilfreiche An-
unseres Gesprächs gerade neue Leitun- wir für einen Spaß gehabt haben, da drü- weisungen erteilt. Eine junge Frau fragt,
gen verlegt werden, gibt es nur Kaffee ben“, erinnert sich Tony. Vielleicht hat er ob sie die Toilette trotz der Bauarbeiten
zum Mitnehmen. Wir lassen uns auf den sich auch aufgrund dieser Erfahrung als nutzen könne. Tony antwortet frei heraus:
schwarzen Sofas neben der Bar nieder Außenseiter die für ihn charakteristische „Ausnahmsweise. Aber Hände waschen -
und unterhalten uns über die schrillen Direktheit angewöhnt. Nach einer Weile mit Seife!“ Er genießt die leicht subversive
Bohrgeräusche der Handwerker hinweg. im ländlichen Bayern entschied sich seine Atmosphäre und sieht sich zum Gastro-
Für Viele ist Tony die Personifikation des Familie jedenfalls zur Rückkehr nach Er- nomen berufen. „In den Beruf des Kochs
wohl am alternativsten angehauchten Ca- furt. Zurück in der Heimat begann Tony will ich nicht zurück, weil es ein Knochen-
fés am Erfurter Unicampus. Jeden Tag, seine wilde Jugendzeit, was in den 90er job ist. Wenn ich es mir finanziell leisten
von Montag bis Donnerstag, versorgt er Jahren mit der deutschen Adaption von könnte, hätte ich auch gern meine eigene
übermüdete und erschöpfte Studierende Hip Hop gleichzusetzen war. Ob man es Bar. Aber mir gefällt es hier, macht Spaß“,
mit diversen koffeinhaltigen Getränken. glauben mag oder nicht – Tony war ein- resümiert der überzeugte Barmann.
Im September dieses Jahres werden es mal der Star der Erfurter Breakdance-Sze- Dabei ist sein persönliches Leben ge-
schon sieben Jahre sein, die Tony im UNI- ne: „Mit 15, 16 Jahren habe ich auf dem setzter als man vermuten könnte. Am
k.u.m. arbeitet. Petersberg mit Breakdance angefangen. Wochenende verdient sich Tony etwas auf
Und so lässt er sich zu der fast philoso- Da gab es `nen Tanzclub, der „Tanzteufel“ Flohmärkten dazu, geht mit seiner kleinen
phischen Aussage hinreißen: „Ich habe hieß. Der tolle Clueso war auch dort - da Tochter auf den Rummel oder träumt von
Leute gesehen, wie sie kommen und wie war er noch ganz klein - und zwei, drei an- einem Leben auf Bora Bora, wo es keinen
sie gehen. Die bleiben ein paar Semester dere Typen. Wir haben ein paar Mal die Zeitdruck gäbe. Selbst einmal ein Studium
und dann sind sie wieder weg. Ich versu- Woche trainiert und waren in der Disco zu wagen, ist für Tony keine Option. Doch
che jeden zu nehmen, wie er kommt.“ Auf die Champions. Wir gingen immer in den was ihn wirklich glücklich machen würde,
jeden Fall ist das UNI-k.u.m. ohne Tony Club „Eurocenter“, der heute Spot heißt. wären mehr Gäste im UNI-k.u.m. wäh-
kaum vorstellbar. Doch kaum jemand Breite Hosen, tolle schicke Schuhe, Ringe rend der Sommermonate. So verkündet er
weiß mehr über seine Vergangenheit, ab- überall. Alle sahen aus wie die Fantasti- enthusiastisch: „Im Sommer gibt es jetzt
gesehen von ein paar Stammgästen und schen Vier. 90er eben. Das war schon echt übrigens wieder leckere Smoothies und
Clubmitgliedern. lustig.“ Frappés. Lecker, lecker, mit Eis lecker,
Die Geschichte von Tony beginnt im Auch von einer anderen Leidenschaft ­lecker. Mango, Pfirsich, Vanille, ­Mocca
Erfurt der ehemaligen DDR, einer Zeit erfährt der normale UNI-k.u.m.-Gast sel- und Sticky Toffee. Ich bereite alles in
in der hier „alles grau“ war. 1989 zog es ten, denn Tony ist ausgebildeter Koch, Handarbeit und mit viel Liebe zu. ­Genau
seine Eltern in die weite Welt hinaus, die zeigt dieses Können aber nur ab und an aus diesem Grund bin ich hier.“ Mit einem
sich als nicht sonderlich kosmopolitischer bei Vereinsfeiern, wie mir ein Stammgast Augenzwinkern trollt sich der einstige
herausstellte als Thüringer Gefilde. „Fünf zuraunt. Unser Gespräch wird gelegent- Breakdancer zurück hinter die Theke und
Jahre Niederbayern, im allerletzten Kuh- lich von durstigen Gästen unterbrochen, widmet sich wieder seiner Mission, die
dorf mit 300 Einwohnern. Dort waren wir denen Tony dann eine seiner Kaffeespe- Welt mit Kaffee zu beglücken.
((
Leuchttürme

in der Wüste

Ein Blick hinter die Kulissen der


jungen Erfurter Kunstwelt

von Sebastian Bähr

M
erkwürdige Installationen,
verstörende Performance-
kunst, subtile Gesellschafts-
kritik – an zeitgenössischer Kunst schei-
den sich seit jeher die Geister. Für die
einen mag es Nonsens sein, ohne Klarheit
und ohne Antworten. Für die anderen ist
es die einzige Möglichkeit, unseren Zeit-
geist zu kommentieren, zu kritisieren und
sich auszudrücken. Während die einen
in der Vergangenheit leben und tote Na-
men rezitieren, suchen die anderen nach
neuen Wegen, um die Kunst aus ihrer
starren Form zu befreien und radikal mit
ihr zu experimentieren. Daher muss sich
jedoch die zeitgenössische Kunst jeden
Tag aufs Neue legitimieren – sowohl vor
Amtsträgern als auch vor potenziellen Re-
zipienten, so auch in Erfurt. Wenn man
Erfurter und Besucher über die städtische
Kulturszene befragt, bekommt man allzu
oft nur „Bernd das Brot“ und „die Oper“
als ernstgemeinte Antworten. Vielen Be-
wohnern – vor allem auch Studenten – ist
nicht immer bewusst, dass es in Thürin-
gens Hauptstadt eine junge und wilde
Kunstszene gibt mit einer genauso wilden
Geschichte.
1984 gründete sich in Erfurt die Künst-
lerinnengruppe ExterraXX, welche mit
feministischer und staatskritischer Kunst
den zusammenbrechenden DDR-Staat he-
rausforderte. Die künstlerischen Konzepte
formierten sich Ende der 80er zu Strategi-
en des Widerstands und mündeten in der
Besetzung der Erfurter Stasi-Zentrale. Die
Künstlerinnengruppe gründete daraufhin
1991 unter Leitung von Monique Förster
20|21
das Kunsthaus, welches sich in der Mi- kreativen Energien Erfurts zu bündeln,
chaelisstraße befindet und sich seitdem zu vernetzen und diese gegenüber der
der zeitgenössischen Kunst verschrieben Stadtpolitik zu behaupten. Viele Projekte
hat. Die hier ausstellenden Künstler sind wie das alte Innenministerium oder die
meist zwischen 20 und 45 Jahre alt und Galerie 7a haben sich aus dieser neu ent-
umfassen unter anderem Kunststuden- standenen Energie heraus entwickelt. Im
ten, bereits etablierte Kunstveteranen und alten Innenministerium gab es von 2009
Meisterschüler. Das Kunsthaus versteht bis 2010 Ausstellungen zu Streetart, ur-
sich dabei als eine Art Motor und Inspi- baner Kommunikation und Ästhetik, das
rator für andere künstlerische Projekte eigenständige Projekt Galerie 7a öffne-
in der Stadt und versucht diese auch lo- te im selben Zeitraum seine Pforten und
gistisch wie finanziell im Rahmen seiner war nach eigener Aussage „Ausstellungs-
Möglichkeiten zu unterstützen. ort, Projektionsfläche und Spielzimmer“.
Wenn man über das Netzwerk der Das aktuelle Projekt LUXUS ist eher ein
jungen Erfurter Kunst spricht, sind zum Abzweig vom Kunsthaus, ist aber sym-
einen die temporären Projekte zu nen- pathisierend mit den Künstlern und ehe-
nen. Früher gab es das Café Togo, das maligen Betreibern von der 7a vernetzt.
ehemalige Innenministerium sowie die Sowohl 7a als auch LUXUS werden vom
Galerie 7a. Die Tradition wird momen- Zughafen unterstützt, was den meisten
tan vom LUXUS in der Johannesstraße Erfurtern als Künstlernetzwerk um den
fortgesetzt. Die Ausstellungsorte wissen Musiker Clueso ein Begriff sein dürfte.
dabei mit erfrischenden Ideen wie bei- Das direkte Ziel dieser Konzepte ist es,
spielsweise einem „Polylux-Battle“ sowie „die normalen Sehgewohnheiten zu bre-
gelegentlichen Polizeieinsätzen zu über- chen“, also letzten Endes die Menschen
raschen. Genauso dazu gehören aber auch zum Denken, zum Fühlen, zum Sein zu
das Stadtteilprojekt Ladebalken im Nor- animieren und sie aus der Alltags-Lethar-
den, der 2010 erstmals vergebene FÖN- gie zu befreien. Bei diesem löblichen Vor-
Kunstpreis, die 2008 gegründete Künst- satz ist es umso ärgerlicher, dass die junge
lerplattform geWERK sowie das hEFt, das Kunstszene in der Stadt einen so schwe-
„Erfurter Magazin für Literatur, Stadt und ren Stand hat. Um dies zu ändern und erst
Alltag“, welches sich auch regelmäßig mit mal ein Bewusstsein für moderne Kunst
der Kunstwelt beschäftigt. Natürlich hat- zu schaffen, geht das Kunsthaus beispiels-
te auch das 2009 geräumte besetzte Haus weise Kooperationen mit Schulen ein und
das eine oder andere Kunstprojekt in die versucht den Schülern und Schülerinnen
Stadt gebracht. Diese Projekte sind haupt- einen spielenden Umgang mit zeitgenös-
sächlich idealistisch und nicht finanzi- sischer Kunst zu vermitteln. Und auch die
ell ausgerichtet, was bedeutet, dass man Wächterhäuser, wo leer stehende Häuser
sowohl auf Kulturförderung als auch auf an Künstler und Architekten zu geringer
eine kunstinteressierte (und zahlfreudige) Miete vergeben werden, sind ein Schritt in
Erfurter Bevölkerung angewiesen ist. Mit die richtige Richtung, wenn auch das Kon-
beidem gibt es so seine Probleme. zept in Erfurt noch stark ausbaufähig ist.
Das schwierigste Jahr für die Szene war Es ist aber vermutlich noch ein weiter
2008, als ein konservativer Kulturbei- Weg, bis Erfurt einen normalen Umgang
geordneter nach diversen Machtspielen mit seinen jungen Künstlern und ihren
beschloss, zeitgenössische Kunst sei gar Sympathisanten gefunden hat. Weniger
keine Kunst. Die Stadt stellte daraufhin Befangenheit und Bürokratie der Stadt-
die Zahlungen ein, woraufhin die junge politik ist dafür notwendig, genauso wie
Avantgarde sechs Monate ohne Geld da weniger Ehrfurcht der Erfurter vor Kunst,
stand und alle anfallenden Kosten selbst die nicht nur in verstaubten Museen ge-
tragen musste. Der Kulturbeigeordnete zeigt wird. Mehr Neugierde und Lust auf
vertrat die Meinung, es gebe in Erfurt ma- Experimente kann dem manchmal so
ximal 500 Bürger, die sich von moderner verschlafenen Thüringen nur zugutekom-
Kunst angesprochen fühlen würden und men. Dann könnte man endlich zu Attri-
für diese würde sich eine Kulturförderung buten wie „historisch“ und „beschaulich“
ja ökonomisch nicht rechnen. Anfangs auch „weltoffen“ hinzufügen. Dass es sich
kam es bei den Beteiligten zu Resignati- lohnt, zeigen beispielsweise bekannte Er-
on und Enttäuschung, doch schon bald furter Künstler, wie der Fotograf Hans
schaffte es die Erfurter Kunstszene aus ih- Christian Schink oder Marc Jung, deren
rem Dornröschenschlaf zu erwachen und Bilder in verschiedenen Sammlungen ih-
über sich hinauszuwachsen. Nach kleine- ren Platz gefunden haben. Liebes Erfurt,
ren subversiven Kunstaktionen gründete habe keine Angst vor deinen kreativen
sich 2008 der Klub 500 (als Anspielung Leuchttürmen, dann erstrahlst du selbst
auf die „500 an Kunst interessierten Er- nämlich auch in einem hübscheren Licht.
furter“), welcher zum Ziele hatte, die
((

„Ronja S.“ / www.jugendfotos.de, CC-Lizenz


„Ein bisschen heile Welt eben...“

Kaum streifen die ersten Sonnenstrahlen das Antlitz unserer Stadt und kaum steht der Frühling in den Start-
löchern, beleben Menschen die Straßen. Ich, eben ein solches Sonnenkind, schnappe mein Fahrrad und begebe mich
mit Bahn und Rad auf eine Erkundungstour durch Thüringen. Diesmal soll es nach Tiefengruben gehen, ein Dörf-
chen, das im Ilmtal kaum 19km von Erfurt entfernt liegt.

von Konstanze Zechendorf

„Das hier ist wie eine riesengroße WG.“

22|23 Photos: Konstanze Zechendorf


S
eit 1976 steht die Gemeinde unter Frankreich, aus den Niederlanden. Alles
Flächendenkmalschutz, weil sie alte Sorten, die hier gepflegt werden und
zu einem der besterhaltenen und den Ort dadurch zu etwas Besonderem
schönsten Rundplatzdörfer Deutschlands machen.
zählt: Die Kirche bildet das Zentrum; um Ich verlasse den Obstbaulehrpfad und
sie richten sich alle Gehöfte rundplatz- schlendere zurück zur Kirche. Die Aktivi-
dorftypisch herum – wie in einem Bilder- täten haben sich nach draußen verlagert:
buch! Kein Wunder also, dass das Dorf in Frauen stellen Sträuße zusammen. „Hol
zahlreichen Wettbewerben zu einen der die Glasvasen, die sind besser. Und ich
bemerkenswertesten gekürt wurde. In der besorg‘ noch was von den gelben Zweigen
bundesweiten Ausschreibung „Unser Dorf hier.“ Für das 270-Seelen-Dorf herrscht
hat Zukunft“ konnte 2001 sogar Gold er- rege Betriebsamkeit. Aber das heute ist
rungen werden. Wenn das kein Grund ist, erst der Anfang der Veranstaltungsreihe,
das Kleinod zu besuchen! die die „Interessengemeinschaft Kultur
Inzwischen bin ich mit dem Zug in Bad Tiefengruben“ organisiert. Über das Jahr
Berka angekommen. Die kleine verschla- verteilt kommen Lesungen, Workshops
fene Kurstadt bietet die beste Einstim- und Feste wie das Blütenfest, Walpurgis
mung auf das angestrebte Dorfidyll Tie- und anderes mehr hinzu. Zahlreiche Ver-
fengruben. Nach vier Kilometern Radweg anstaltungen also, die natürlich alle eh-
erreiche ich mein Ziel. Und tatsächlich: renamtlich organisiert werden, keine Fra-
alle Vorurteile, die ein Städter nur haben ge. Hier sei das noch möglich. Während in
kann, werden hier bestätigt: klein, ver- einer Stadt alles eher auf Kommerz ausge-
schlafen, nix los. legt sei, spüre man hier noch das Herzblut,
Über der Kirchtür prangt ein Banner: versichert mir eine Frau mit leuchtenden
„Kirche offen!“ Ich gehe in die kleine ba- Augen. Wer will, bringt sich mit ein, wer
rocke Kirche, die äußerlich wie eine ganz nicht, der halt nicht. Es wollen eigentlich
normale Dorfkirche aussieht. Während fast alle mithelfen und entsprechend groß
ich mir im hinteren Teil die spannenden sei die Resonanz bei den Veranstaltungen.
Landschaftsbilder eines Lokalkünstlers Das liege am guten Dorfklima: „Das hier
ansehe, pinnt eine Frau einen Zettel an die ist wie eine riesengroße WG. Man kann
Tür, auf dem ein Konzert für heute ange- schnell mal zum Nachbarn gehen und sich
kündigt wird. „Es ist das Eröffnungskon- zwei Eier für den Kuchen besorgen oder
zert vom Kultursommer“, raunt sie mir einfach zum Kaffee bleiben.“ Eine Dorfge-
zu. Hier sei immer irgendetwas los und es meinschaft wie aus dem Bilderbuch, „wie
lohne sich auf jeden Fall vorbeizuschau- ein bisschen heile Welt eben.“
en, meint sie noch, bevor sie zur Kanzel „Schon gehört, der Herr X sitzt im Gar-
ruft: „David, die anderen Stühle stehen ten vom Y“, raunt eine Frau zur anderen.
hinten!“. Und schon beginnt das Stühle­ Auch das gehört zur Dorfgemeinschaft.
rücken. Ich trete aus der Kirche hinaus Und wer sich nicht spontan im Garten des
und folge dem Lauf der Straße, das Krat- Nachbarn trifft, trifft sich in dem einzigen
Café des Dorfes, der „Alten Küche“, die,
zen der Stuhlbeine auf dem alten Steinbo-
nebenbei bemerkt, das älteste Haus der
den noch im Ohr.
Gemeinde überhaupt ist. Im Café be­stelle
Nur wenige Meter weiter ist das Dorf
ich den mir wärmstens empfohlenen
zu Ende und ich stehe auf einer blühen-
selbstgebackenen Kuchen und einen Pott
den Streuobstwiese. Inzwischen lacht die
Kakao. Wie ich beobachten kann, kommt
Sonne hoch am Himmel. Oben auf einem
man nicht allein wegen des wirklich lecke-
Hang angekommen, habe ich den besten
ren Kuchens, sondern vor allem um sozi-
Blick über das im Tal gelegene Tiefengru-
ale Kontakte zu pflegen und in seiner of-
ben. Die Bienen summen und schwirren
fenen Art begrüßt der Wirt alle Gäste mit
um ihr Bienenhotel, das aus Stroh, Lehm,
Handschlag.
Ziegelsteinen und anderen Materialien
„Von wegen verschlafenes Nest!“,
besteht. In die Geräuschkulisse mischt
denke ich, während ich mich aufs
sich Vogelgezwitscher und ein fernes Mo-
Rad schwinge und den Weg
torradbrummen, das langsam den Hang
zurück nach Bad Berka nehme.
hinaufkriecht. Eine Brise Abgase über-
Zurück in die Anonymität,
deckt für Sekundenbruchteile den zarten
die in Bad Berka zu
Blütenduft.
beginnen scheint.
((

Der Obstbaulehrpfad, vom ortsansässi-


gen Obstbauverein gestaltet, führt durch
die Streuobstwiesen, die das Dorf umge-
ben. Auf zugehörigen Tafeln wird mir der
Sinn und Zweck erklärt und Bäume aus
aller Welt vorgestellt: Apfelbäume aus
Schottland, aus Kanada; Birnbäume aus
Die Rückkehr der Hippies
Wie eine an der Universität Erfurt fast verloren geglaubte Subkultur wieder aufersteht und ein Festival organisiert.

von Sebastian Bähr

F
rüher waren sie leicht zu erken- wachzurütteln oder zumindest vom Ler- Workshop auch einen für Specksteinge-
nen. Lange Haare hatten sie, nen abzuhalten. So stecken sie beispiels- staltung geben, während an den Ständen
bunte Klamotten und ein süßlich- weise hinter dem Leseheft, dem Bildungs- unter anderem die Lateinamerikafreunde
würziger Qualm kam aus ihren Zimmern. streik 2009, der AG Nachhaltigkeit, dem volamos juntos anzutreffen sind. Damit
Heute muss man schon etwas genauer Wohlfühlreferat im StuRa, der Semester- ausgiebig der Lebenslust gefrönt werden
hinschauen, um in Erfurt sesshafte Hip- verlängerung 2010 oder den kommenden kann, kümmern sich verschiedene Fach-
pies zu finden. Doch es gibt einige An- Kulturtagen im Juni 2011. Viele trifft man schaftsräte um die Kinderbetreuung.
haltspunkte, an denen man sich orien- auch im Radio F.R.E.I. oder zu früher Doch so ein Festival plant sich nicht von
tieren kann. Wenn sie kein Bier trinken, Stunde mit einem Kater auf seiner Couch. alleine.
dann Bionade, in Nachhaltigkeits-AGs Nun haben sie einen weiteren Plan aus- Fünfzehn Hippies haben die Organisa-
wie StuFus tummeln sie sich herum und geheckt, um nach langer Zeit wieder an tion übernommen, ihre Planungszentrale
ausnahmslos alle machen irgendetwas die Öffentlichkeit zu treten. Bereits zum ist die Stube in der Magdeburger Allee.
Kreatives. Die Mädels gehen zum Yoga zweiten Mal planen sie in Erfurt ein selb- Unter ihnen sind auch Urgesteine wie der
und die Jungs können jonglieren. Streit, storganisiertes, nachhaltiges Festival, um Althippie Helmut, der immer noch trotz
Zwang und Nazis findet man nicht so duf- alle Hippies von nah und fern aus ihren seines gehobenen Alters im autonomen
te, Fleisch eher auch nicht und statt mit verdunkelten, von Lava-Lampen erhell- Jugendzentrum Erfurts verkehrt. Bei so
dem Auto fährt man lieber Fahrrad. Man ten Zimmern zu locken. Sie selbst wür- viel Fachkompetenz kann eigentlich nicht
versucht so oft wie möglich, sich barfuß den eher sagen, dass es im Grunde für alle viel schief gehen. Vor allem nicht, wenn
zu bewegen. Für eine Eintrittskarte zum Besucher offen ist. Lebenslust-Festival das Stadtentwicklungsamt, die Hein-
Fusion-Festival ist man jederzeit bereit, soll es heißen, vom 3.6. bis 5.6. soll es ge- rich-Böll-Stiftung und die StuRas beider
seine Seele zu verkaufen. Und der süß- hen und wie Hippies nun mal sind, soll Hochschulen das Projekt unterstützen.
lich-würzige Qualm kommt immer noch das Ganze CO2-neutral sein. Stattfinden Aber eines der üblichen Probleme bei der
aus ihren Zimmern. wird es auf dem Gelände des Hauses der Organisation von Hippiefestivals ist wie
Dennoch dachte man lange Zeit, die sozialen Dienste, welches seit jeher als immer, dass die Organisatoren während
Hippies wären in unserer Stadt schon Stätte der sozialen Gerechtigkeit und des ihrer Arbeitssitzungen zur Bewusstseins-
lange ausgestorben. Erfurt mit seiner Hippietums bekannt ist. Die Idee stammt trübung zwecks kreativen Input neigen.
seriösen, ordentlichen Universität hat von dem Studenten Arnim Förster, der Dies hat zur Folge, dass zwar viel gelacht
schließlich in seinem Konzept offiziell so mit Hilfe der AG Nachhaltigkeit eine wird, aber wenige Wochen vor Beginn des
keinen Platz für sie vorgesehen. Aber auch Plattform für engagierte Bürger_innen Festivals noch immer Helfer gesucht wer-
wenn sie vom Großteil der Studenten ig- aufbauen will und zeitgleich die Erfurter den. Wer also in das oben beschriebene
noriert oder verlacht wurden, haben die Kulturszene bereichern möchte. Neben Profil passt und sowieso nicht vorhat, in
Blumenkinder des 21. Jahrhunderts sich regionaler Musik gibt es einen Umsonst- den nächsten Wochen etwas für die Uni
stets ihre kleinen Freiräume erhalten und markt, Infostände, Workshops, einen zu machen, der möge sich bitte bei den
im Verborgenen still und heimlich wei- Kunstwettbewerb und vielleicht werden Organisatoren melden. Ansonsten sehen
tergearbeitet. Ihre Mission war und wird auch ein paar Bäume gepflanzt. So wird wir uns dann dort. Vorausgesetzt, wir ver-
es immer sein, die träge Studentenschaft es beispielsweise neben dem Songwriting- schlafen es nicht.
((

24|25
Photos: Flickr User slimmer_jimmer
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Unterschätzte Lobbyisten Deutschlands:
Alle reden von Atom- und Auto-Lobby, doch das ist nur eine Ver-
tuschungsstrategie, um von den wirklich mächtigen Interessens­
verbänden und Initiativen abzulenken. campus:echo hat recher-

e n s a - In n ovation! chiert, wer in Deutschland wirklich die Fäden zieht...

Die neue M Fleisch zur Freude der Kinder e. V.


ital ins Spital! Fachgruppe Garten- und Rasenpflegegeräte e.V.
iseplan 21 - V
Mensa Spe Deutscher Kräuter- und Gewürzhändler-Verband e.V.
olkebasis
rk b ra tl in g auf Elchm Gemeinschaft Papiersackindustrie e.V.
Qua e
benhasche
an Steckrü R oh kost Fachverband Tuben, Dosen, Fließpreßteile e.V.
l - Bärlauc h
daz u D in k e Deutscher Braumeister- und Malzmeister-Bund e.V.
t
l heiße Luf
ine Schüsse
Otium - Verein zur Förderung des Müßiggangs
Dessert: E unbez lbar
ah Junge Union Thüringen!
e n: 4 9 ct | Dozenten:
Student
Die Atomlobby weltweit wankt. Nur einer
Hallelujaarrgh: Der Papst scheint das immer noch nicht realisiert zu
haben. Wir trafen Charles Montgomery
kommt. In Erfurt... Burns, Atomkraftwerkbesitzer aus Spring-
field, USA, um mit ihm über die aktuelle
… ist er ab dem 23.-24.09.2011.
Atomdebatte zu sprechen.
campus:echo möchte bei der Organisation CE: Sehr geehrter Mr. Burns, durch die
helfen. Als Gegenleistung erhoffen wir uns aktuelle dramatische Situation in Japan
einen Erlass von ein paar Höllenjahren. wird bei uns in Deutschland und auch
Für unseren modernen Ablasshandel im Rest der Welt die Atomdebatte neu
brauchen wir noch: entfacht. Nur in Ihrer Heimatstadt
Springfield scheint es keine wirkliche
Für die Gestaltung des Besuchs:
Anti-Atombewegung zu geben.
Freiwillige für Rodung des Steigerwaldes. CMB: (verschränkt seine Hände ineinander)
Wir wollen eine Holzrampe bauen, damit Ausgezeichnet.
das Papamobil die Domtreppen hinauf- CE: In Deutschland kam es kürzlich zu
kommt. Mit dem restlichen Holz soll eine verstärkten Demonstrationen gegen
nostalgische Hexenverbrennung durch- die Atomkraft. Diese werden von vielen
geführt werden, für alle Traditionalisten. verschiedenen Gruppen und Bündnissen
Dafür suchen wir ein oder zwei Rothaari- getragen. Was halten Sie davon?
ge, die ansonsten nichts mehr vor haben. egs CMB: (Zeigt auf den Redakteur und spricht
ater ist unterw
Der Heilige V leise zu seinem Assistenten) Sehen Sie
Für den Geschenkkorb:
sie nur an, Smithers: Schmarotzer,
1000 Kondome und eine vergoldete Nadel Vagabunden, Tunichtgute! Sie ahnen
in einem geschmackvollen Samtkästchen. nicht, dass ihre Zeit an meiner gütig
Aufschrift: Gottes Wille. nährenden Zitze gezählt ist.
Einen dreibändigen Sammelband der Na- CE: Zu guter Letzt: Es gibt Gerüchte, wonach
turwissenschaften: Kann als Türstopper es in Ihrem Kernkraftwerk, vor allem
benutzt werden. in dem berüchtigten Sektor 7G, zu
mehreren Komplikationen kam. Was
Und damit er auch im Alter noch an uns
sagen Sie zu diesen Anschuldigungen?
denkt: einen campus:echo-Aufkleber für
Wenn der Mon CMB: (steht empört auf und schreit den
sein Papamobil in den Präsentkorb legen. d ein Haufen
Scheiße wäre, Redakteur an)
hätten ihn die
NOAGH?! Amerikaner tr Smithers, lassen sie die Hunde los!
otzdem zuerst
bestiegen.
26|27
Wettbewerb! Achtung! Geschichten aus dem Rieth (1):
Du kannst gewinnen:
Wir suchen das kurioseste oder sinnloseste Werk aus der
Steven und Paddy
Uni-Bibliothek. Schreibt euren Vorschlag an
campusecho@uni-erfurt.de (Titel und kurze Beschreibung). S: Die Form des umweltpolitischen Handelns in diesen
Zeiten der Postrezession gibt mir wirklich zu denken.
Zu gewinnen gibt es einen mehr als phantastischen P: Nor.
Zwei-Tages-Trip für 14 Personen nach Salomonsborn. S: Statt auf eine effizientere Allokation zu setzen,
Kulinarische und wahrnehmungsverzerrende Verpflegung wird mit einer Kombination aus Substitutions- und
sowie Schlafsachen sind mitzubringen, alles weitere ist selbst zu Suffizienzstrategie versucht, immer neue Techno-
organisieren. Im Gewinn inclusive enthalten ist eine führerlose logien zu etablieren.
Nachtwanderung in die unspektakuläre Einöde des nahe P: Mmh.
gelegenen Horstes Forstes. S: Solcherlei Investitionen bedienen höchstens künst-
lich geschaffene Bedürfnisse einer umweltbewussten
Mittelschicht, während unsereinem nur die Resigna-
Campusleaks enthüllt: tion bleibt.
P: Nor.
Fragen des KW Eignungsfeststellungsverfahrens 2011:
S: Natürlich ist die reine Bewertung der Lebensqualität
1. Wollten Sie schon immer „irgendwas mit Medien“ machen? nach dem BIP ein längst überholtes Konzept, aber
2. W
 as ist das Lieblingsessen der ersten Ehefrau des den profanen Wert monetärer Mittel können auch
Intendanten des Mitteldeutschen Rundfunks? wir nicht leugnen.
3. Was tun Sie, wenn keine Eins vor dem Komma steht? P: Bei Lidl kostet die grobe Leberwurst jetzt
4. Was würden Sie alles tun, damit eine Eins vor dem einsneunundvierzig.
Komma steht? S: Siehst du.

@KT-Tiger39: 1. April 2011 16.30


Endlich in Erfurt angekommen. Immer noch
sauer auf Vater, dass er mich zwingt, mein
Studium zu wiederholen. Hat meine Familie
einen Hubschrauberlandeplatz gekostet, hier
aufgenommen zu werden.

@KT-Tiger39: 3. April 2011 23.40


Alle Schlösser und Burgen schon belegt. Teile
mir nun eine WG mit zwei Religionswissen-
schaftlern. Habe kläglich beim Bibelzitier-Duell
versagt.

@KT-Tiger39: 5. April 20.00 Uhr


Erstes Treffen mit der Ortsgruppe der Jungen
Union. So ein 20-jähriger Jungspund weigert
sich, mir die Führungsrolle zu überlassen. Muss
mir neuen Respekt verdienen. Werde ihn zum
Faustkampf herausfordern.

@KT-Tiger39: 5.April 20.05 (via I-Phone)


Stehe kurz vor der Niederlage. Befehle meinem
Bodyguard, dem Typen ins Bein zu schießen. Es
ist schön, einen Bodyguard zu haben. Mit dem
Rest wird im Musikpark gefeiert.

@KT-Tiger39: 6. April 11.00


Habe fünf Telefonnummern letzte Nacht be-
kommen. Beim Anrufen stellte sich heraus: alles
berufliche Ghostwriter. Auch gut. Der alte Junge
hat‘s noch drauf.

@KT-Tiger39: 8. April 15.00


Habe ein lustiges Gespräch mit einem Auto-
nomen geführt. Behauptet von sich, er sei auch
ein freier Herr. Gehe schmunzelnd weiter.
Lieblingssound im Mai

Photo: Jan Steinhauer

28|29
Großbritannien – Pro Rotation
Prinz William und seine Kate haben geheiratet, endlich! Wir sind in schier irrer Vorfreude ausgerastet! Das
campus:echo jubelt und schenkt selbstlos den Segen! Man mag es nicht glauben, doch Großbritannien hat noch mehr
zu bieten als das, was die Yellow Press schreibt. Musik zum Beispiel, und zwar reichlich. Es folgt ein unzureichender
Abriss ihrer jüngeren musikalischen Historie, wie immer mit einigen freien MP3s gespickt.

von Ngoc-An Phan Tran


I‘m from a little place call great Bri- te die Musikszene Großbritanniens viel 2007 wieder ins Licht der Öffentlichkeit.
tain, but I dunno if I love or hate Großes hervor. Insbesondere ab Ende Darin steht das Privatleben von Sänger
Britain,“ teilen Dan le Sac vs. Scroo- der 60er-Jahre gab es eine wahre Flut an Ian Curtis im Mittelpunkt, doch auch
bius Pip in ihrem elektronisch angehauch- jungen Rockbands, die auch heute noch Aufstieg und Ende der Band sowie deren
tem Hip-Hop-Werk mit. Überzeugt Euch bekannt sind. Dazu zählen The Who, The Konkurrenz zu den Buzzcocks werden be-
selbst von ihrem catchy tune: Den Song Rolling Stones, Led Zeppelin... kurzum: leuchtet. Ebenfalls 2007 veröffentlichten
„Get Better (Villa Vocal Remix)“ könnt Ihr mehr einflussreiche Bands als dieser Ar- The Wombats zwar keinen Song von, aber
Euch kostenlos herunterladen (www.ton- tikel an Zeichen erlaubt. Neben ihren einen Song über Joy Division. „Let‘s Dance
spion.de). In „Great Britain“ thematisiert gesanglichen Qualitäten taten sich zwei To Joy Division“ ist immer noch gratis für
das Duo jedoch die hohe Kriminalitätsra- Ikonen jener Zeit auch durch ihren opti- Euch verfügbar (www.tonspion.de). Und
te, die ihre positive Einstellung zur Hei- schen Auftritt hervor: Zum einen Freddy nicht zuletzt sind auch The Smiths mit ih-
mat zu trüben vermag. Aber auch auf we- Mercury von Queen, mit seinem prägnan- ren gesellschaftskritischen Liedern (z.B.
niger ernster Ebene bietet das Vereinigte ten Schnäuzer und teils äußerst körper- „Meat Is Murder“, „The Queen Is Dead“)
Königreich Anlass für Ambivalenzen: betonten Bühnenkostümen, zum anderen im Gedächtnis der Musikliebhaber hän-
Einige der besten, aber auch einige der Robert Smith von The Cure mit chaoti- gen geblieben. In aller Munde ist von den
schlechtesten melodischen Ergüsse aller scher Haarpracht, schwarz umrandeten Bandmitgliedern zurzeit aber nur noch
Zeiten ereilen uns aus UK. Beschränken Augen und markant verschmiertem roten einer: Morrissey. Auf Solopfaden wan-
wir uns im Folgenden doch auf die guten Lippenstift. Letztes Jahr ließ sich Smith dernd, feiert er mit seinem einzigartigen
Seiten britischer Musik. Wer unbedingt auf eine außergewöhnliche Zusammenar- Bariton und kritisch wie eh und je ebenso
die schlechten Seiten hören will, findet sie beit mit dem kanadischen Electronic-Duo große Erfolge wie mit seiner ehemaligen
gehäuft unter den Eurovision-Songcon- Crystal Castles ein: Er verlieh ihrem Song Band. Er ist eben „Maladjusted“ - unange-
test-Beiträgen der Vergangenheit - allein „Not In Love“ seine Stimme (www.better- passt (www.tonspion.de).
im neuen Jahrtausend wurde dreimal die propaganda.com). Als Kontrastprogramm Zu den jüngeren musikalischen Ma-
letzte Platzierung eingeheimst... könnt Ihr Euch danach The Cures 18 Jah- chern Manchesters zählen nun weiter
Großbritannien, Anfang der 1960er- re älteres Werk „Friday I‘m In Love“ zu Oasis, The Verve, The Chemical Brot-
Jahre: Auf dem musikalisch ertragreichen Gemüte führen, wunderbar! hers und - welch eine Erkenntnis - Take
Nährboden Liverpools sprießen vier Pilz- Als britischer Ballungsraum musika- That. Das allerfrischeste Frischfleisch ist
köpfe, vier Sprösslinge des stadtspezifi- lischer Exzesse hat sich die einstige In- jedoch unbestreitbar das bis in die Haar-
schen Mersey Sounds. Die Beatles machen dustriestadt Manchester herausgestellt. spitzen gestriegelte Duo Hurts. Wie weit
sich auf, um in nur einer Dekade die Welt Zu ihren berühmten Söhnen gehören die die beiden Herren es in der Musikhistorie
mit ihrer Musik zu erobern: Erfolgreich, Buzzcocks, Joy Divison (nach dem Sui- Großbritanniens tatsächlich bringen wer-
denn auch heute, rund 50 Jahre später, zid des Sängers Ian Curtis als New Order den, können wir in ein paar Jahrzehnten
gelten sie als die bekannteste Band al- neugegründet) und The Smiths. Auch in rückblickend feststellen. Bis dahin dürft
ler Zeiten. Zu verdanken haben sie dies jüngerer Zeit ist von diesen drei Gruppen Ihr Euch, wenn es Euch danach dürs-
mitunter auch der öffentlich-rechtlichen wieder verstärkt zu hören. Die Buzzcocks tet, dem Hype um Hurts mit ihrer ersten
Rundfunkanstalt BBC. Bis heute ist die haben sich nach acht Jahren Trennung Singleauskopplung „Better Than Love“
Insel dafür bekannt, den noch unbekann- 1989 wiedervereint und rocken als laut- vom Debütalbum „Happiness“ hingeben
ten, landeseigenen Garagenbands durch starke Opis immer noch die Bühne. Wer (www.tonspion.de).
ordentlich Rotation im Radio eine angese- das nicht glaubt, kann sich einen ihrer Auch dieses Mal findet Ihr wieder Di-
hene und breite Plattform zu bieten. Kein besten Songs „Jerk“ kostenlos auf den rektlinks zu allen MP3s dieses Artikels
Wunder also, dass nirgendwo sonst auf MP3-Player ziehen und eine Runde po- sowie weitere musikalische Schätze zum
der Welt die Spitzenpositionen der Sing- gen (www.betterpropaganda.com). Mit freien Download auf http://gnocchboxx.
lecharts so oft wechseln wie dort. seinem Schwarzweißfilm „Control“ rück- wordpress.com
((

Doch auch neben den Beatles brach- te Regisseur Anton Corbijn Joy Divison
In Kürze wieder erreichbar auf www.campusecho.de !
Impressum
Über uns: campus:echo erscheint zwei- Chefredaktion: Photos & Illustration:
mal pro Semester. Alle Artikel spiegeln Jan Steinhauer/ Ngoc-An Phan Tran Jan Hendrik Grooten, Thomas Schmelzer, Jan
die Meinung der einzelnen Autoren wi- V.i.S.d.P. Steinhauer
der und nicht die der gesamten Redaktion.
Redaktion: Druck: City Druck GmbH Erfurt
Kritik und Mitarbeit: Sebastian Bähr, Sarah Blanck, Stephanie Auflage: 1500
Wir freuen uns jederzeit über Anregungen, Felsberg, Carolin Fischer, Laura Gispert,
Kritik, Lob, eingereichte Fotos oder Artikel. Julian Kasten (Schlagseite), Lydia Kirchhoff, Kontakt:
Die Redaktion behält sich das Recht auf Ände- Niklas Kramer, Marvin Lindenberg, Linda Redaktion campus:echo
rungen eingesandter Artikel vor. Interessierte Rustemeier, Thomas Schmelzer, Ngoc-An Nordhäuser Straße 63
Schreiber, Layouter oder Fotografen sind stets Phan Tran, Mirjam Triebe, Sarah Weingar- 99089 Erfurt
willkommen. ten, Konstanze Zechendorf
campusecho@uni-erfurt.de
Für den Inhalt der hier abgedruckten Anzeigen Anzeigenbeauftragter:
übernimmt die Redaktion keine Verantwor- Jan Steinhauer Mit freundlicher Unterstützung des Studieren-
tung. denrates der Universität Erfurt
Satz & Layout:
Jan Hendrik Grooten, Luskas Neuerburg, Jan
Steinhauer

Photo: Jan Steinhauer


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