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Ullrich
Teil A
ISBN 3-934323-04-9
©2003 GUWG-Verlag, 50169 Kerpen, Rathausstraße 51
Was den Menschen ausmacht,
das ist die in ihm realisierte Kombination
aus Körperlichem und Geistigem,
aus Materialistischem und Idealistischem
Teil A
Inhaltsverzeichnis
Seite
1 Einleitung 1
1 Einleitung
Selbst heute noch, zu Beginn des dritten Jahrtausends, liegt uns ein Ge-
schichtsbild vor, das angefüllt ist mit Widersprüchen und phantastischen
Unmöglichkeiten, die uns in ihrer Vielzahl von der Wissenschaft als soge-
nannte „Geschichtsrätsel" präsentiert werden. Das führt letztlich dazu,
insbesondere dann, wenn wir uns von den einzelnen Teilen und Details
weiter entfernen, wenn wir das uns vorgelegte Gesamtbild mit Abstand
betrachten, daß wir feststellen müssen, daß nicht nur einzelne „Geschichts-
rätsel" für Unverständnis und Unklarheit sorgen, sondern daß dieses Ge-
samtbild solche Spannungen enthält, daß es an innersten Widersprüchen
förmlich auseinanderreißt. Unser Geschichtsbild ist ein Werk, das sich
selbst jedes Vertrauen nimmt und dem damit das eigentlich Wichtigste für
unsere heutige Zeit vollständig fehlt, nämlich, uns die Möglichkeit zu ge-
ben, aus früheren Erfahrungen lernen zu können. Nur, wo ein klarer Blick
nicht möglich ist, ja, wo die Wissenschaften bisher schon umfangreichste
Fälschungen nachgewiesen haben, wo zielgerichtet arbeitende Manipulato-
ren in vielen Fällen bereits ertappt wurden, da hat eigentlich das gesamte
Bild seinen Wert verloren. Vom Zweck eines daraus Lernens gar nicht erst
zu reden. Die Menschheit befindet sich demnach in dem Zustand, weitge-
hend geschichtslos zu sein und für viele Zeitabschnitte einzig über einzelne
gesicherte Steinchen zu verfügen, die meist recht willkürlich zusammenge-
fügt werden bzw. werden können. Wie kann es da verwundern, daß die
Unsicherheit sogar soweit geht, daß Geschichte gar als subjektiv auslegbar
bezeichnet wird, was besagt, daß sich eigentlich jedermann seine Ge-
schichte selbst schreiben kann. Nicht nur mit diesem Unsinn gilt es aufzu-
räumen, selbst wenn es uns das gesamte heutige Geschichtsbild kosten
sollte.
Der große Philosoph Friedrich Nietzsche war, unter Umgehung aller Ge-
schichte, erheblich weiter vorgedrungen, als es alle in der Historie
Forschenden je vermochten. Der wohl größte Denker des 19. Jahrhunderts,
in Kombination von geistiger Höhe und Breite unerreicht, hat das Christen-
tum und die christliche Religion philosophisch demaskiert wie kein zwei-
ter. Er demaskierte es bis zur vollständigen Nacktheit. Nietzsche war es
gelungen, das Christentum zu überwinden, ohne dessen Historie überhaupt
nur angetastet zu haben. Was Nietzsche in rein philosophischer Höhe lei-
stete und zu leisten gezwungen war, dem fehlt bis heute jede Parallele in
der Historie. Weshalb? Die Antwort darauf ist banal und gar nicht so er-
staunlich: weil allen Historikern zu allen Zeiten die Freiheit fehlte, wie
Nietzsche sie in seiner geistigen Höhe erst fand.
Wie aber hätte Nietzsches Schaffen aussehen können, wenn er nicht annä-
hernd sein gesamtes Leben mit der Entkleidung und Überwindung des
Christentums hätte verbringen müssen, wenn er gar auf historischen Wahr-
heiten statt auf Fälschungen hätte aufbauen können? Denn insbesondere
philosophisches Denken bedarf immer einer darunterliegenden geistigen
Wissensstruktur. Wenn aus dieser untergeordneten Struktur Fälschungen
über- und als Grundlagen heraufgenommen werden, so muß der philoso-
phischen Suche das Auffinden der letzten Wahrheit fast immer verwehrt
bleiben.
Für dieses Buch mußte folglich eine politische und keine philosophische
Betrachtung gewählt werden. Denn es sind nicht philosophische, sondern
politische Wahrheiten und Zusammenhänge - auf denen dann kluge Köpfe
gern ihre Philosophie aufrichten mögen - die es zu finden gilt.
Politik aber fährt, und dies nicht erst seit heute, sondern seit es Politik in
konzeptionell geplanter Form überhaupt gibt - wie wir noch sehen werden,
schon seit vielen hundert Jahren -, immer zweigleisig. Wären politische
Machenschaften einzig nur auf zum Teil recht einfach zu durchschauenden
Lügen und Fälschungen aufgebaut, ganz gleich wie intensiv und dauerhaft
sie auch wiederholt und verbreitet werden, ganz gleich mit welcher Willkür
und welchem Terror ihre Aufdeckung auch verhindert wird (womit nicht
zuletzt auch von der Auffindung des „zweiten Gleises" abgelenkt werden
soll), so wäre damit kein längerfristiger Erfolg zu erzielen, sie könnten
keinen Bestand haben, sie würden am inneren Widerstand aller Menschen
scheitern. Was allen politischen Fälschungen, Lügen und Heucheleien erst
zu ihrem bis heute andauernden Erfolg verhilft, das ist die materialistische,
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Der, der ursprünglich als freier Mensch geboren wurde, ist gefangen in
einem Weltanschauungsnetz, dessen einziger Zweck ausschließlich darin
besteht, ihm seine Freiheit zu nehmen, ihn zu beherrschen und damit um
alles zu betrügen, was ihm als Mensch in die Wiege gelegt wurde. So wur-
de aus dem Mensch bis heute vielfach eine fremdgesteuerte, funktionieren-
de Robot-Kreatur.
Jedem, der in den Spuren seiner Altvorderen wieder als Mensch in seiner
natürlichen Umwelt leben „will" - wobei dieses Wollen genau von diesen
Altvorderen als sogenanntes „Schicksal" in jedem Menschen erblich vor-
geprägt ist, wie es die Vererbungs- und Genforscher längst herausgefunden
haben -, ist es folglich zur ersten Aufgabe gemacht, sich von der ihm auf-
gezwungenen materialistischen Weltanschauung - welche auch immer das
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sein mag - zu befreien, gleich welche „Opfer es kostet". Der Gewinn wird
jedes Opfer ausgleichen und weit übertreffen. Denn der Gewinn, so man
das Resultat denn so bezeichnen will, liegt darin, endlich Mensch, in Har-
monie mit seinen in seiner Seele eingelagerten, uralten menschlichen Wer-
ten und seiner ihm bewußten, natürlichen Umwelt, geworden zu sein.
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Materialismus Idealismus
Macht Freiheit
Recht Gerechtigkeit
Zwang Toleranz
Gesetze Sittlichkeit
Glauben Vertrauen
Imperialismus Sicherheit
Kriegsbereitschaft Friedfertigkeit
Glauben Vertrauen
Mystik Wissen
Knecht Mensch
Chaos Kultur
Weltlich Göttlich
Geistiger Tod Leben
gibt uns einzig unser Wissen über die Existenz der sogenannten Naturreli-
gionen, die immer aus dem natürlichen Leben eines Stammes oder Volkes
gewachsen sind, einen Hinweis darauf, daß die ursprünglichen menschli-
chen Gemeinschaften nicht materialistisch, sondern zunächst idealistisch
orientiert waren. Sie sahen die Natur und ihre menschliche, darin einge-
bundene, Gemeinschaft ohne jede politisch-künstlich konstruierte Weltan-
schauung. Die wahre Geschichte der Menschheit müßte so auch den letzten
und größten Irrtum widerlegen, daß jeder Mensch eine materialistische
Weltanschauung habe oder haben müsse. Genau umgekehrt müßte die wah-
re Geschichte aussehen.
Verfügen irgendwann alle Völker und Nationen über eine einheitliche und
identische Weltanschauung, so haben damit auch alle nationalen Grenzen
und Abgrenzungen ihren Sinn und Wert verloren. Um sich die gesamte
Menschheit als Einheit zu unterwerfen, bedarf es zwingend auch einer
einheitlichen Weltanschauung, womit der Umkehrschluß besagt, daß erst
unterschiedliche Weltanschauungen unterschiedliche Völker schufen, d.h.,
die verschiedenen Weltanschauungen haben die Eigenarten der Völker
entwickelt und basieren auf althergebrachten Werten und darauf gestützten
mystischen Vorstellungen. Allein schon durch die in früheren Zeiten ge-
ringe Mobilität und den kaum möglichen Informationsaustausch entwickel-
ten sich zunächst die Völker mit ihrer jeweils eigenen Weltanschauung, auf
der sich dann Kultur und Sittlichkeit ausbilden konnten.
Die heutige Zeit strebt mit aller Macht der Einen Welt entgegen. Der Welt
der einen Menschheit, die alle Grenzen der Rassen, Völker und Weltan-
schauungen überwinden soll. Alle Kulturen, Weltanschauungen und Völ-
ker haben sich verloren und machen die letzten Schritte auf dem Weg zur
allgemeinen Einheit. Eine Welt, eine Menschheit, eine Weltanschauung,
losgelöst von jeder Kultur. Ein Eintopf, bei der der Mensch auf der Strecke
bleibt, zur niedrigsten Kreatur wird und noch nicht einmal zum Fettauge
taugt.
Sieht man bei der aktuellen Entwicklung genauer hin, so zeigt sich etwas
äußerst Widersinniges. Völker werden durcheinandergewirbelt, ihre Ein-
heit wird aufgelöst. Und ohne daß es die betroffenen Völker bemerken,
verschwindet ihre jeweilige, jedes einzelne Volk zuvor zusammengehalte-
ne Weltanschauung und damit auch die ihr zugrundeliegende Kultur. Die
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Dazu schreibt schon 1927 Dr. phil. A. Pfannkuche in seiner Schrift „Frei-
maurerei und völkische Frage":
Dieses Streben hat sich bei den Engländern besonders ausgeprägt.
Schon sei Jahrhunderten ist der Engländer Kosmopolit in dem Sinne,
daß er sich selbst für die Krone der Schöpfung ansieht und sich selbst -
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persönlich und unter seinesgleichen - als zur Herrschaft über die Welt
berufen meint. Dieser Kosmopolitismus hält sich frei von allen sittli-
chen Erwägungen. In diesem alles beherrschenden Selbstbewußtsein
wirkt sich ein Naturtrieb aus, der jedem gesunden Volke, das Willen
zum Leben und damit Willen zur Macht besitzt, innewohnt. Diesem
Trieb frönt das englische Volk seit Jahrhunderten in äußerst individuel-
ler und egoistischer Weise.
In dem Buch „Deutschland und der Sozialismus" von 1924 hat Fr. Brun-
städ das deutsche Staatsgebäude einmal so angedeutet:
Die einzelnen Steine, die das Gewölbe bilden, werden zusammengehal-
ten durch den Widerstand und Druck der Nachbarsteine. Dieser gegen-
seitige Druck und Widerstand ist es, der das Ganze zusammenhält, dem
Ganzen Dauer verleiht, und der auch die einzelnen Steine vor dem Fall
ins Leere schützt. So trägt ein Stein des anderen Last, und in diesem ge-
genseitig „einer des anderen Last tragen" finden das Ganze wie die ein-
zelnen Teile Leben und Freiheit. Nur in diesem Eingefügtsein, in dieser
gegenseitigen Verbundenheit ist auch den Einzelnen Zweck des Da-
seins, Sicherheit und Unabhängigkeit gewährleistet.
Aus diesem Gefühl der Verbundenheit erwächst nun ganz von selbst
auch das Bewußtsein der gegenseitigen Verbindlichkeit. Dieses Gefühl
der gegenseitigen Verbindlichkeit finden wir ausgedrückt in den Forde-
rungen der Pflicht, der Verantwortlichkeit und des Gewissens. Nur wo
dieses Gefühl der gegenseitigen Verbindlichkeit durch Pflicht und Ge-
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Nun ist auch zu verstehen, weshalb unsere großen Denker Volks- und
Staatsgemeinschaft nicht auf das Nützlichkeits- und Glücksstreben des
Individuums aufbauen wollten, wie die Engländer es taten und tun, son-
dern auf den Gedanken der Pflicht und des Gewissens. Auch weshalb
sie im Staate etwas anderes, mehr sahen als eine Handelsgesellschaft,
weshalb sie dem Staate zumuteten, die Verwirklichung einer großen
sittlichen Idee zu werden. Wird so erst die Hoheit und Würde des Staa-
tes erfaßt, so auch die Hoheit und Würde des Einzelnen. Der Einzelne
hört auf, ein losgelöstes, in sich selbst zufriedenes und schließlich sich
selbst verzehrendes Individuum zu sein, er wird zur Persönlichkeit. Das
heißt, es klingt in ihm etwas hindurch von der ursprünglichen Einheit,
von der Idee des Ganzen.
Soweit Dr. Pfannkuche.
Die Zukunft aller Völker, die Zukunft der Menschheit, die Zukunft unseres
gesamten Globus, befindet sich „in Arbeit". Handels-Plutokraten, die Su-
perreichen, die mit allem handeln, deren Objekte Güter und Menschen (oft
auch als „Humankapital" bezeichnet) sind, deren Politik nichts anderes als
der Handel mit Macht ist, die ihr höchstes Lebensziel offenbar dann er-
reicht haben, wenn das Leben zur Dauerparty geworden ist, wollen die
Erde beglücken und zwingen der Menschheit ihre Ansichten und Werte
auf! Aber auch sie haben ihren Ursprung und ihre Vorgänger. Selbst die
reichsten aller Plutokraten standen nicht am Anfang der Zeit, sondern ver-
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tern aufsteigend. Wo das Leben nicht als eine Investition in die Zeit nach
dem Tode angesehen wurde. Wo nicht eine Religion, sondern einzig die
Sittlichkeit das gemeinschaftliche, naturverbundene Leben ordnete und
regelte, wo jeder sein Leben nach dem Tode nicht in einem religiösen Jen-
seits, sondern im Leben seiner Kinder fortsetzte. Denn wie kann es eine
menschliche Freiheit je geben oder gegeben haben, wenn ihr durch eine
Religion schon geistig die Grundlage entzogen wird, wenn die Freiheit also
einzig auf das Materialistische, das Körperliche reduziert wäre?
Beim Thema Glauben ist es unerläßlich, auch die Wissen schaffende Wis-
senschaft der Geschichtsforschung noch kurz anzusprechen. Denn selbst
heute noch, in unserer angeblich wissenschaftlich durchtränkten Welt, wird
das Gesamtbild der Weltgeschichte an vielen Stellen noch immer durch
teilweise phantastische Geschichtsrätsel zusammengehalten. Dabei sind
diese Geschichtsrätsel faktische, zumindest als solche dokumentierte, Erei-
gnisse, die als Wissen verkauft, aber nur mit dem Glauben an sie aufrecht
erhalten werden. Im Ergebnis nimmt die Verwendung dieser Geschichtsrät-
sel zur Konzeption des Gesamtbildes der Weltgeschichte den gesamten
ihm angereimten Wissenscharakter und macht somit unser gesamtes Ge-
schichtsbild zu einem Bild des Glaubens. Mit anderen Worten: erst wenn
es gelingt, ein Geschichtsbild ohne Rätsel und Widersprüche zu erstellen,
erst dann kann von einem Bild des Wissens gesprochen werden, was nun
besagt, da es der Jahrhunderte alten Geschichtswissenschaft bis heute nicht
gelungen ist, ein solches Werk zu erstellen, daß diese Wissenschaft diesen
Titel nicht verdient. Sie hat einen Glauben an Wissen geschaffen, dessen
Grundlage vielfältiges Unwissen ist. Ja, selbst grundlegende Widersprüche
werden mit kunstvollen Gedankenkonstruktionen passend gemacht oder
bleiben, von allen mit großen Augen angestarrt, als sogenannte Geschichts-
rätsel im Raum stehen. Weshalb es dieser Wissenschaft des Unwissens,
dieser Geschichtstheologie, denn einzig der religiöse Glaube an das von ihr
geschaffene Kunstbild der Weltgeschichte hält sie überhaupt noch als sol-
che aufrecht, bis heute nicht gelungen ist, sich von ihrem Glaubenscharak-
ter zu befreien, hat nicht etwa irgendeinen hoch geistigen Grund, sondern
ist bis auf den heutigen Tag ein banal politischer. Denn die ach so freie
Wissenschaft war solches zu keiner Zeit. Sie war immer nur eine machtpo-
litische Krücke und bewegte sich folglich immer nur auf dem Forschungs-
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feld, welches ihr von den herrschenden politischen Kräften zuvor abge-
steckt und freigegeben worden ist. Daß der Forschungsspielrauin nicht
einzig nur vom Überlebenswunsch des Wissenschaftlers abgesteckt wurde,
sondern daß er vielleicht noch viel häufiger, wie es wohl nie deutlicher als
in der Person Luthers hervorgetreten ist, auch von der eigenen Weltan-
schauung begrenzt wurde, mag dem Verständnis dienen, ist als Entschuldi-
gung aber wenig geeignet. Nur soll diese Anmerkung nicht dazu führen,
eine weltbewegende Person wie Luther mit den Geschichtsforschern auf
eine Stufe zu stellen, die uns das gültige Bild des 20. Jahrhunderts konstru-
iert haben, und die tagtäglich noch weiter daran arbeiten, um die Verkeh-
rung der Wahrheiten möglichst exakt auf 180 Grad auszurichten (obwohl
sich doch beide mit Glaubenswerten beschäftigt haben).
Da noch immer ein großer Teil des selbst heute noch gültigen Geschichts-
bildes von der menschlichen Entwicklung nicht nur in Europa, der alten
Welt, dem Okzident, selbst in den Erkenntnissen, wie sie aus der wissen-
schaftlichen Forschungsarbeit gewonnen wurden, viele Unverständlichkei-
ten und sogenannte „Geschichtsrätsel" enthält (als solche werden histori-
sche Darstellungen oder „echte" Dokumente bezeichnet, die der erforsch-
ten Gesamtentwicklung widersprechen), wollen wir zunächst verschiedene
Zeitabschnitte dieser Geschichte näher betrachten.
Zuvor aber noch ein letztes Wort zur Geschichte an sich und zur Bedeu-
tung von Geschichte. Wenn es richtig ist, daß jedem neugeborenen Men-
schen über seine Eltern Informationen von vielen Generationen seiner Vor-
fahren übergeben werden, Informationen, die garantiert der Wahrheit ent-
sprechen und somit unverfälscht sind - auch wenn diese Wahrheit immer
nur unterbewußt bleibt, sie also nicht direkt zugänglich ist -, so wird jeder,
der die nachfolgenden geschichtlichen Betrachtungen in sich aufnimmt,
diese damit zwangsläufig diesem ererbten, unterbewußten Wissen zur Prü-
fung vorlegen, womit letztlich das ganz persönliche unterbewußte Wissen
jedes Lesers die Frage nach der Wahrheit für ihn beantworten sollte. Denn
etwas Wahreres als er selbst, das kann es für niemanden geben.
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Wenn die These zutrifft, daß immer der Sieger bzw. der Herrscher seine
Geschichte schreibt, insbesondere zu dem Zeitabschnitt, in dem er siegte
bzw. herrschte, so kann die tatsächlich wahre Geschichte über jeden Herr-
schaftszeitraum immer erst dann geschrieben werden, wenn diese Herr-
schaft beendet ist. Was allein die Geschichte der letzten 100 Jahre betrifft,
so ist festzustellen, daß zumindest die Geschichte dieser Epoche einzig im
Sinne Englands und seiner führenden Gesellschaftsschicht angefertigt
wurde. War England doch die weltlich-politische Macht, welche diesen
Zeitabschnitt geprägt hat, und blieb sein plutokratisches Herrschaftssystem,
wenn auch um viele neue Teilhaber ergänzt, während der gesamten Zeit
unbesiegt und unverändert, was besagt, daß auch heute noch die Ge-
schichtsschreibung für diesen geschichtlichen Abschnitt im Sinne dieser
Gruppe dominiert bzw. verfälscht ist.
Wenn wir nun weiter zurück blicken, sehr viel weiter zurück, zurück bis in
die Zeit des antiken römischen Imperiums, so zeigt sich, daß für diesen
Zeitraum die oben angeführte These nicht grundsätzlich zutreffend sein
kann. Viel zu offen, viel zu brutal, einzig macht- und herrschaftsbesessen
tritt uns Heutigen diese Zeit entgegen. Kein Caesar, kein Octavian zeigt
Züge, die nicht zu diesem römischen Herrschaftsbild passen. Erst in dem
Zeitraum, als das römische Imperium sich seinem Ende zuneigt, beginnen
Nebelschwaden das Bild zu trüben. Genauer läßt sich der Zeitpunkt ge-
schichtlicher Unklarheiten fixieren, wenn der Entstehungszeitpunkt des
Christentums mitberücksichtigt wird. Mit dem aufstrebenden Christentum
20
Auch die Arbeiten des Historikers Dr. Heribert Illig sollen in diesem Zu-
sammenhang kurz angesprochen werden. Dieser hat eine äußerst einfache,
21
Allein dadurch, daß es eindeutig die katholische Kirche war, die durch ihre
Kalenderkorrektur diesen künstlichen Zeitraum geschaffen, bzw. „unsicht-
bar" gemacht hat, stellt sich diese Institution selbst, und damit auch ihre
eigene Grundlage, die christliche Lehre, fast schon automatisch in den
Mittelpunkt aller geschichtsträchtigen Fälschungen des vernebelten Zeit-
raums. Haben Papst und römisch-katholische Kirche aber nicht nur 300
Zeitjahre und die Inhalte von 1500 Jahren Geschichte erfunden, wurden sie
vielleicht gar selbst erfunden? Wurden sie, ihr Herrschaftsanspruch und
dessen Grundlage, die Bibel und der daraus abgeleitete christliche Glaube,
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Es hat nun wenig Sinn, sich mit den Fälschern und ihren Produkten zu
beschäftigen. Bei unserem Gang durch die Geschichte werden wir ihnen
nicht nur irgendwann, sondern immer wieder begegnen. Nur wollen wir
dabei einen völlig anderen, einen völlig unwissenschaftlichen Weg wählen.
Nicht nur, weil auf den wissenschaftlichen Wegen außer der Feststellung,
daß fast alles gefälscht wurde, nichts grundlegend Neues herausgekommen
ist, am wenigsten die überzeugende Wahrheit. Bei unserer Suche wollen
wir zu der Zeit ansetzen, als noch kein kunstvoll aufgebauter Nebel vor-
handen war, zumindest aber wollen wir uns an den Anfang der Nebelwand
stellen.
Wenn wir das heutige Bild, welches uns von unserer Vergangenheit ver-
mittelt wird, unter der Prämisse betrachten, daß selbst schon vor 5.000
Jahren viele politisch-listigen Methoden und Verfahren bekannt waren und
auch angewendet wurden, wenn imperialistisches Denken sich allgemein
als Grundlage aller Staatskunst in den Orientalen Hochzivilisationen durch-
gesetzt hatte, ja, wenn selbst schon vor Jahrtausenden großflächige Fäl-
schungsaktionen vorgenommen wurden - was nicht zuletzt in der gezielten
Zerstörung von Tempeln und Götterbildern dokumentiert ist -, so stellt sich
die Frage, wie die gesamte Geschichte der Menschheit wahrhaftig ausse-
23
hen mag. Wie die gesamte Entwicklung ohne Imperialismus hätte sein
können, dürfte kaum auszumalen sein. Aber bleiben wir bei dem kritischen
Zeitabschnitt unserer Geschichte. Wenn wir die vorrömischen Zeiträume
einmal vernachlässigen, so wollen wir unsere Betrachtungen auf die fol-
genden, von der Geschichtsschreibung „dokumentierten" Zeitabschnitte
beschränken, die, Germanien betreffend, im Jahre 113 v. d. Zeitenwende
begonnen haben soll.
24
Die Grundlage für das Gesamtbild der germanischen Stämme wurde bereits
mit deren erstmaligem - uns angeblich von römischen Geschichtsschrei-
bern hinterlassenen - geschichtlichen Auftritt entworfen. Dieser begann
nach der offiziellen Geschichtsschreibung mit einer Schlacht im Jahre 113
v. Chr. in Noreia, in der heutigen Steiermark, in der das germanische Volk
der Kimbern, welches aus dem Norden des heutigen Dänemarks aufgebro-
chen war, die sogenannten eisernen Legionen Roms, unter dem Konsul
Papirius Carbo, schlug. Nur ein aufziehendes Gewitter soll die völlige
Vernichtung des römischen Konsularheeres verhindert haben. Statt den
Sieg zum direkten Angriff auf Rom zu nutzen, zogen die Kimbern danach
(110 v. Chr.) donauauf- und dann rheinabwärts und vereinten sich auf ih-
rem Weg mit dem Stamm der Teutonen. Ihnen schloß sich nicht nur ein
Zweig der keltischen Helvetier, sondern auch die Ambronen an. Gemein-
sam kämpfte man ein wenig mit den Belgern herum, die Stämme teilten
sich wieder, was die Kimbern dazu nutzten, um jahrelang plündernd durch
Spanien zu ziehen, anschließend vereinten sie sich erneut mit den anderen
Stämmen und schlugen ein römisches Doppelheer 105 v. Chr. im Rhonetal
bei Arausio, wovon allein das Heer der Konsuln Servilius Caepio und
Manlius Maximus 80.000 Mann stark gewesen sein soll. Und wieder trenn-
ten sich die Stämme auf ihrem Weg nach Italien. So kam es, daß 102 v.
Chr. die Teutonen und die Ambronen bei Aquae Sextiae in der Provence
und ein Jahr darauf die Kimbern bei Vercellae von römischen Legionen,
unter der persönlichen Führung des Diktators Marius, vernichtend geschla-
gen wurden, womit alle drei Stämme aufgehört hatten zu existieren. Jedes
deutsche Märchen hat weitaus mehr Logik und Wahrheitsgehalt als eine
solche, an Lächerlichkeit kaum noch zu überbietende, Geschichtsschrei-
bung.
Sehen wir uns die Ungereimtheiten einmal genauer an, denn hier handelt es
sich um eine in allen Belangen mehr als nur phantastische Geschichte. Ein
26
germanischer Stamm besiegt, wie zur Vorspeise, zunächst mal eben "meh-
rere römische Legionen", also zumindest derer zwei (ca. 11.000 Legionä-
re), und zieht dann munter weiter. Setzt man einmal die Anzahl der germa-
nischen Krieger im Faktor 1 : 4 zur Personenanzahl des wandernden Ge-
samtstammes, geht man weiter davon aus, daß die germanischen Krieger
zahlenmäßig weit überlegen gewesen sein mußten, um gegen bestens aus-
gerüstete und geführte römische Legionen siegen zu können, wobei auch
nach dem Sieg genug Germanenkrieger am Leben geblieben sein mußten,
um die folgenden Kriegs- und Beutezüge überhaupt noch durchzuführen,
so muß gegenüber den besiegten Legionen ein Faktor von, sagen wir, sehr
zurückhaltend, zumindest 1 : 3 bestanden haben. Daraus würden sich ca.
30.000 germanische Krieger und eine Gesamtkopfzahl von 120.000 allein
für den Stamm der Kimbern ergeben, deren Anzahl anschließend noch
durch weitere Stämme erheblich ergänzt wurde (Der „Wanderzug" solcher
Massen hätte sich über Hunderte von Kilometer erstreckt, die aber vor
jeder Schlacht hätten überhaupt erst einmal zusammengezogen werden
müssen!). Aber auch so besagt allein diese Zahl, selbst wenn sie halbiert
würde, daß die Kimbern innerhalb von Wochen ganz einfach verhungert
wären. Folgt man den angeblich antiken Schriftstellern, so schreiben diese
gar von 400.000 bis 500.000 streitbaren Männer, mit Frauen und Kindern
also ein Zug von 1,5 Millionen Menschen, was völlig jenseits jeder Reali-
tät steht. Denn wovon sollte eine solche herumziehende Menschenmasse in
der damaligen Zeit ernährt werden? Auf welchen Wegen und Pfaden und
mit welchen Transportmitteln mögen solche Menschenmassen gezogen
sein? Gehen wir nur ganz vorsichtig davon aus, daß der Zug, der Berge,
Flüsse und sonstige landschaftliche Widrigkeiten überwinden mußte, stati-
stisch einen Menschen je laufenden Zugmeter aufnehmen konnte, so ergibt
sich daraus bei 120.000 Menschen eine Zuglänge von 120 km, bei 1,5 Mil-
lionen eine solche von 1500 km. Als der erste Kämpfer auf dem österrei-
chischen Schlachtfeld auftauchte, hätte demnach der letzte gerade mal an
der Ostsee überlegt, wann er denn nun an die Reihe komme, um seinen
Wagen beladen.
Als wichtigste Frage aber bleibt: mit welchem Ziel erfolgte der Aufbruch?
Wer neuen Siedlungsraum sucht, zieht nicht ein Jahrzehnt ziellos plün-
dernd durch Europa! Der Zug der Kimbern, Teutonen und Ambronen bildet
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für die forschende Wissenschaft auch heute noch ein sogenanntes Ge-
schichtsrätsel, einen gordischen Knoten. Wie man einen solchen löst, sollte
auch der Wissenschaft eigentlich hinlänglich bekannt sein.
Nur, wer hat einen Grund, eine solche Geschichte zu erfinden oder kleine
Ereignisse zu einer solchen germanischen Völkerschilderung anzupassen?
Wir wissen es nicht. Wir wissen nur, was mit dieser Schilderung erreicht
wurde. Es wurde ein völlig falsches Bild von germanischen Stämmen, von
den Germanen insgesamt geschaffen. So durften in diesem Bild auch nicht
etwa die Kimbern als eine entartete, barbarisch-plündernde Ausnahmeer-
scheinung auftreten, sondern durch den Zusammenschluß mit noch zwei
anderen germanischen Stämmen, die dann gemeinsam plündernd umherzo-
gen, wurden grundlegende germanische Wesenzüge beschrieben. Die
Schilderung der 1. Völkerwanderung hat offensichtlich nur den einen
Zweck, die gesamte noch folgende Geschichte auf die barbarischen Ger-
manen vorzubereiten! Selbst der Titel „Völkerwanderung" ist nicht ohne
politischen Hintergedanken gewählt, wird damit doch der Stamm dem Volk
gleichgesetzt, obwohl „das Volk" die Gesamtheit, also alle zugehörigen
Stämme, umfaßt.
Beginnen Sie, lieber Leser, zu erahnen, was sich hier mit welchen Konse-
quenzen abzeichnet? Können Sie bereits hier erfassen, welche Auswirkun-
gen es für alle nachfolgenden Zeiten haben muß, wenn das Wesen der ger-
manischen Stämme ein anderes war als das, auf dem die gesamte heutige
Geschichtsschreibung aufgebaut ist? Sie dürfen gern eine Lesepause einle-
gen. Um Sie schon hier auf das Kommende vorzubereiten: Das gesamte
gültige Geschichtsbild müßte dann zerfallen! Aber wir wollen Schritt für
Schritt vorgehen.
Die einzige Wahrheit, die uns das entlarvte Christentum zu den Germanen,
wenn auch unbeabsichtigt, liefert, ist ein Negativ, ist die, daß die germani-
sche Welt garantiert nicht so war, wie sie mit den Fälschungen im Namen
des Christentums dargestellt wird!
Wenn wir also die der Antike zugesprochenen, christlich zumindest kräftig
überarbeiteten, Schriftwerke so zu verstehen haben, daß mit ihren Schilde-
rungen insbesondere der Zweck verfolgt wurde, die germanische Welt
möglichst negativ darzustellen, womit sie dann zu, ohne jede Ordnung und
Kultur lebenden, Wilden und Barbaren wurden, so muß der Rückschluß
dazu führen, daß nicht nur eine germanische Ordnung und Kultur vorhan-
den war, sondern auch, daß der Oberbegriff „Germane", wenn unter ihm
nicht wilde Stämme zusammengefaßt werden, für eine stammesübergrei-
fende Ordnung benutzt wurde, daß es folglich einzig die Zugehörigkeit zu
einer gemeinsamen Ordnung war, die einen Stamm als Mitglied der ger-
manischen Gemeinschaft auszeichnete. Demnach wäre als Germane immer
solcher anzusehen, der nach der germanischen Ordnung lebte! Und alle
Stämme, die nach dieser Ordnung lebten, bildeten somit das germanische
Volk.
30
Der Germane definiert sich also über die Abstammung hinaus aus der
gemeinsam gelebten Ordnung!
Mit dem römischen Imperium und den Germanen trafen also nicht „Zivili-
sierte" und „Wilde" aufeinander, sondern zwei völlig konträre Lebens-
ordnung standen sich gegenüber!
Somit muß es also unsere zentrale Aufgabe sein, diese, vom Christentum
mit allen nur erdenklichen Mitteln und Verfälschungen ausgemerzte, ger-
manische Ordnung aufzufinden, kann es doch einzig nur diese Lebensord-
nung und Kultur gewesen sein, die das Wesen jedes einzelnen in der ger-
manischen Welt lebenden Menschen geprägt hat. Denn aus ihnen sind die
später als deutsches Wesen bezeichneten Eigenarten und Charakterzüge
gewachsen, wobei letztlich aber alle vormals germanischen Stämme die
gleichen Wesenszüge mit auf ihren Weg nahmen, der erst nach dem ge-
waltsamen Untergang der germanischen Lebensordnung auseinander lief!
Den Raum all der Menschen und Stämme, die als germanisches Volk nach
der gleichen, der germanischen, Ordnung lebten, abzugrenzen, das haben
uns die Nordmänner oder Wikinger allein durch die von ihnen gewählten
Aussiedlungsregionen unwiderlegbar hinterlassen. Daß im Englischen
Deutschland als „Germany" bezeichnet wird, hat also nichts mit den tat-
sächlichen Gegebenheiten zu tun, sondern zeigt nur wieder einmal die poli-
tische Prägung selbst englischer Begriffsschöpfungen. Das Siedlungsgebiet
des germanischen Volkes reichte weit darüber hinaus.
Wie bei allen aus der Natur gewachsenen Völkern, so muß sich auch bei
den Germanen die Mystik, harmonisch abgestimmt mit der gewachsenen
und gelebten Ordnung und den gemeinschaftlichen Werten entwickelt und
so verinnerlicht haben, daß sie sich zur Sittlichkeit ausbilden konnten. Die
Anfänge der Mystik, die innerhalb des germanischen Volkes längst nicht
identisch sein mußte, sondern sich schon von Stamm zu Stamm in Beson-
derheiten ausprägen konnte, hat die Forschung aus der Sehnsucht des so-
viel Dunkelheit ertragen müssenden nordischen Menschen nach Licht,
nach Sonne, abgeleitet. Aber auch hier war zunächst das Leben, aus dem
sich die Regeln und Werte des Zusammenlebens bildeten, und erst daraus
31
entwickelte sich das Mystisch-geistige. Was viel später über das Christen-
tum zu einem erzwungenen, jedem Naturbezug entgegenstehenden (Wun-
derglauben gemacht wurde, dürfte in der germanischen Mystik zunächst
nicht mehr als die phantasievolle Erklärung der Natur in ihrer Gesamtheit
gewesen sein. Damit hätte die germanische Mystik also keinen solchen
Glauben (wie er im christlichen Sinne über jedem Wissen steht) benötigt,
der eigentlich nichts anderes als eine Weltanschauung ist, denn sie basierte
auf Naturbeobachtungen, d.h., sie war auf die Betrachtungen natürlicher
Ereignisse gegründet. Natürliche Zustände, Zusammenhänge und damals
nicht erklärbare Phänomene fanden ihre Erklärung aus dem Wirken oder in
der Existenz von Riesen, gegen deren negative Einflüsse die Asen, vergött-
lichte Menschen, ihren immerwährenden Kampf für das Lichte, das Helle
und Gute führten. So benötigte die germanische Mythologie weder Prie-
ster, noch Tempel für ihre Götter. Jeder, der die Natur in sich aufnehmen
konnte, jeder, der in ihr lebte, war allein schon damit sein eigener Priester.
Und alle Götter und Riesen waren allgegenwärtig in dieser Natur enthalten.
Neben den alten Göttern und Riesen sind es die sogenannten Elfen, die
Lichtwesen, über die es in den wenigen, immer aber christlich bearbeiteten,
Überlieferungen leider nur sehr vereinzelte Hinweise gibt, denen unser
eigentliches Interesse gelten sollte. Denn während es sich bei den Kälte-,
Eis- und Hagelriesen um negative Naturereignisse handelte, deren Be-
kämpfung die Sache der Götter war, so findet sich für die Lichtwesen, die
32
als Elfen bezeichnet werden, erst dann überhaupt eine Erklärung, wenn das
berücksichtigt wird, was modernste Biophysik im Bereich der Biophoto-
nenforschung nachgewiesen hat, daß Licht in allen lebenden Zellen ist
(Dazu lesenswert: „Biophotonen, das Licht in unseren Zellen", Verlag
Zweitausendeins).
Auch wenn die Natur der alten germanischen Mythologie den Raum liefer-
te, so reichte deren Tiefe doch noch erheblich über die Natur hinaus, denn:
33
So weiß es die Edda zu berichten. Das weitaus Wichtigste an der Edda aber
sind die aus ihr abzuleitenden religiös-weltanschaulichen Tendenzen, die
der germanischen Welt- und Naturerklärung untergeschoben werden. Ins-
besondere hierin dürfte der wahre Grund dafür zu sehen sein, weshalb die
Edda überhaupt jemals veröffentlicht wurde. Dabei spielt es keine Rolle,
ob die religiösen Edda-Darstellungen von Christen zusammengesetzt wur-
den, oder ob es sich bei diesen Darstellungen um die spät-germanische
Reaktion auf den weltanschaulichen Angriff des Christentums handelte,
mit der die eigene, Jahrtausende lang vorherrschende Naturerklärung auf
weltanschauliches Niveau gebracht werden sollte. Religion bzw. Weltan-
schauung und eine freiheitliche menschliche Lebensordnung schließen sich
gegenseitig aus. Denn da, wo die sittlich geregelte Freiheit den höchsten
gemeinschaftlichen Wert darstellt, da muß die alleinige Existenz einer
materialistischen Weltanschauung, auch wenn diese zur Religion verklärt
wird, jede Freiheit grundlegend ausschließen!
Wir wollen uns aber nicht in einer Untersuchung und Prüfung der Edda
verlieren, in der manche Angaben, so auch die Götterdämmerung, nachzu-
lesen sind, sondern uns einzig auf das Herausarbeiten der welt- und natur-
erklärenden Grundwerte der Germanen konzentrieren.
Das große Problem, das sich hinsichtlich der wenigen Angaben zur
germanischen Geisteswelt und Frühgeschichte selbst aus der Edda ergibt,
liegt schon in dem Zeitpunkt, zu dem sie aufgeschrieben wurde. Dieses soll
im Zeitraum zwischen 1100 und 1200 n.Chr. erfolgt sein, wobei nicht nur
die Aufschreibung der isländischen Edda von christlichen Schreibern
vorgenommen wurde, sondern auch die Arbeit ihrer erst im 17. Jahrhundert
erfolgten Zusammenstellung wurde von einem christlichen Bischof
erledigt, d.h., ein Bild von der germanischen Frühzeit vor dem Jahre 1100
liegt aus eigenen Werken überhaupt nicht vor. Einzig römische
Schriftwerke, die einem Caesar, Pilinius, oder auch dem Bekanntesten,
Publius Cornelius Tacitus, so wie verschiedenen späteren
Geschichtsschreibern zugeschrieben werden, haben das heute bekannte
Bild der frühgermanischen Welt geschaffen. Wenn wir davon ausgehen,
daß die Geschichte der 1. Völkerwanderung der Kimbern und Teutonen
frei erfunden ist und erst im Mittelalter geschrieben wurde, diese
Geschichte der Kimbern und Teutonen aber in allen angeblich römischen
Geschichtswerken bereits angesprochen wird, so besagt dies doch nichts
anderes, als daß auch diese Werke nachträglich zumindest kräftig im
christlichen Interesse überarbeitet wurden, womit sie für die
Wahrheitssuche folglich wertlos sind. Damit bleibt als zusammenfassender
Schluß nur: das Bild, welches uns von den Germanen und ihrer Welt
hinterlassen wurde, entspricht genau dem, welches das mittelalterliche,
katholische Papsttum wollte, daß es so hinterlassen wird!
35
meinschaft als Freier angesehen, sondern er war damit auch völlig frei und
unabhängig, er unterlag einzig noch den Naturgewalten, gegen deren Wid-
rigkeiten ihm dann nur seine Götter beistehen konnten.
Jeder männliche Germane, gleich welchen Alters, hatte immer und jeder-
zeit die Möglichkeit, vollwertiges und anerkanntes Mitglied der Stammes-
gemeinschaft zu werden, wenn er den Mut und die Kraft aufbrachte, sich
über die Gründung eines eigenen Hausstandes, einer eigenen Familie, frei
zu machen. Damit waren alle Hörigen und Unfreien niemals gezwungene
Sklaven oder gar handelbares Eigentum des Freien, des Familienvorstan-
des, dem sie sich untergeordnet hatten. Die Unfreiheit war also nichts an-
deres als eine familiäre Unterordnung, in der der Hörige seine volle geisti-
ge Freiheit behielt, denn seine Entscheidung zur Unterordnung erfolgte
nach seinem freiem Willen, also freiwillig. Damit erfolgte nicht nur eine
den Regeln der Natur entsprechende Auslese der freien Männer, mußte er
seine Freiheit doch immer erst in Form neuen Siedlungslandes der Natur
abkämpfen, sondern übernahm jeder Freie mit seiner Familiengründung
auch die soziale Verpflichtung, für seine Dazuge-Hörigen zu sorgen, so
lange diese nicht die Kraft aufbrachten, selbst frei zu werden. So entstand
eine germanische Ordnung menschlicher Freiheit, in der auch die soziale
Komponente und Verantwortung ihre bestmögliche Lösung fand.
37
Wann und wie sich in und neben der bäuerlichen Ordnung die verschiede-
nen „Handwerke" herausgebildet und entwickelt haben, die, wie verschie-
denste Funde zeigen, es bereits in sehr frühen Zeiten auf vielen Gebieten
zu hoher Fertigkeit gebracht haben - aus denen sich später, ab Mitte des 12.
Jahrhunderts, die mittelalterliche Ständeordnung bildete, die wiederum, bei
ihrer Überführung ins Industriezeitalter, die Grundlage für die breitgefä-
cherte Entstehung einer mittelständischen Wirtschaftskultur in Deutsch-
land lieferte -, ist nur äußerst schwierig zu rekonstruieren. Leider können
immer nur handwerkliche Funde aus den germanischen Zeiten ausgegraben
werden, d.h., Funde geistiger Leistungen dieser Zeit lassen sich bestenfalls
ableiten, sind aber auf diesem Wege nicht direkt auffindbar. Trotzdem, wo
solche handwerklichen Funde einstmals entstanden, da muß voraussetzend
auch eine entsprechende geistige Grundlage vorhanden gewesen sein. Alle
Aufzeichnungen darüber sind völlig ausgelöscht und verschwunden. Wenn
wir nun alles, was in der germanischen Ordnung nicht als freier Bauer di-
rekt von den Erträgen der Natur lebte, unter dem Sammelbegriff „Hand-
werk" zusammenfassen, so zeigt sich eine germanische Gemeinschaft, die
sich aus zwei unterschiedlich großen Gruppen zusammensetzt. Die große
Gruppe der freien Bauern und die kleine Gruppe der „Handwerker". Diese
Gruppe aber war nun die, deren Dasein das Freieste von allen war. Denn
letztlich war es noch nicht einmal von den Abläufen der Natur abhängig,
38
Sie, die Vorgänger derer, die später als Forscher, Künstler oder Hand-
werker bezeichnet wurden, waren die naturverbundene, geistig-
schöpferische Adels-Elite der germanischen Stammes- und Volksge-
meinschaft. Nicht grundlos wurden sie dann in der christlich zusam-
mengebastelten Edda als in Höhlen hausende Zwerge dargestellt. Den
späteren, über das Christentum einzig aus politischen Gründen aufge-
richteten, materialistischen Schmarotzeradel hat es zu germanischen
Zeiten nie gegeben!
germanisch Wesen, das zur Grundlage für den allergrößten Teil der
menschlichen Schöpfungen, Entdeckungen und Erfindungen wurde. Solche
aber konnten, selbst in den nachfolgenden materialistischen Zeiten, immer
nur von Menschen vollbracht werden, die sich auf uralte, idealistische
Grundzüge stützten.
Bei einer menschlichen Gemeinschaft, in der die Nutzung des Bodens die
Lebensgrundlage der Gesamtheit bildete, der Boden also ebenfalls einen
ideellen Wert darstellte, wie ihn wohl nichts besser als der tiefe Sinn des
Begriffs Heimat ausdrückt, in einer solchen Gemeinschaft konnte es auch
niemals zu einem Eigentumsverhältnis am Boden kommen, womit ein Ver-
leihen oder gar ein Verkauf des Bodens unmöglich war. Den Boden end-
gültig zum Handelsobjekt zu machen war dann auch eine der Neuerungen
und eines der politischen Ziele, deren letzte Stufe den Germanen dann
während der Renaissance über das römische Recht beschert wurde.
42
Das Leben der Germanen war und blieb immer ein Leben von, mit und in
der Natur. So hat auch der gemeinschaftliche Aufbau aus Familien, Sippen
und Stämmen keinerlei herrschaftliches Zentrum - sieht man einmal von
den Versammlungs-, den Thingplätzen und den Anwesen der adligen Mei-
ster ab - überhaupt entstehen lassen, hätte ein solches sich doch einfach
nicht selbst ernähren können. Jede Wirtschaft, jeder Güteraustausch, so ein
solcher in nennenswerter Größe überhaupt vorkam, konnte also immer nur
in einem regional eng begrenzten Raum erfolgen. Es muß eine Gemein-
schaft gewesen sein, aufgebaut aus familiärer Verwandtheit, die auch keine
zentrale Verwaltung benötigte. Ohne eine zentrale Verwaltung aber konnte
es auch keine zentrale Herrschaft geben. Einer übergeordneten Herrschaft
fehlten also nicht nur die organisatorisch-technischen Voraussetzungen,
sondern ihr standen insbesondere die idealistischen Werte, das individuelle
Freiheitsideal, die gemeinschaftliche Mystik und die gesamte Lebensord-
nung entgegen. Den Zusammenhalt als Stamm lieferten nicht irgendwelche
Gesetze, sondern die gemeinsame Abstammung, Sprache, Mystik und Sitt-
lichkeit, die Kultur also, auf der die gemeinschaftliche Ordnung aufbaute,
die jedem Einzelnen auch die Sicherheit im Streite gab.
einzig darin, frei zu leben und als Freier von der Gemeinschaft anerkannt
zu werden, wozu die einzige Voraussetzung darin bestand, über genügend
Land zu verfügen, um die eigene Ernährung sicherzustellen, oder aber ein
Handwerk so kunstvoll zu betreiben, daß sich davon leben ließ!
Völlig neu und anders wurde die Problematik, als die germanische Sied-
lungspraxis auf bereits besiedelte Räume und solche Stämme und Völker
traf, die in einer anderen Ordnung lebten oder wenn deren Kriegshaufen zu
Beutezügen in die germanischen Gebiete einfielen. Während im Verteidi-
gungsfalle die gemeinsame Existenzsicherung keine andere Alternative als
den Kampf zuließ, bei dem es für die Germanen immer um alles ging und
auch gehen mußte - sowohl um den Erhalt der individuellen Freiheit, wie
auch der Gemeinschaft, die diese Freiheit erst ermöglichte - und der dann
auch mit allem Einsatz geführt wurde, waren im Falle der Siedlungsbe-
grenzungen auch andere Lösungsalternativen möglich. Die Alternative,
sich den neuen Siedlungsraum einfach freizukämpfen, mußte aber immer
ausgeschlossen sein, hätte sie doch verlangt, daß dazu die gesamte friedfer-
tige und sittlich geregelte Ordnung hätte aufgegeben werden müssen, denn
eine idealistische Ordnung und Imperialismus schließen sich gegenseitig
aus. Wäre anderenfalls doch auch jede Familie, jedes Dorf berechtigt ge-
44
Spätestens aber mit dem Vorrücken des römischen Imperiums, der Unter-
werfung Galliens und der dort seßhaften Kelten 54 v. Chr. und der daran
anschließenden Besetzung Rätiens bis an die Donau, 13 v. Chr., trafen die
am weitesten nach Westen und Süden vorgedrungenen germanischen
Stämme auf die Herrschaftsgrenzen des römischen Imperiums. Die Besied-
lungsphase des freien Raumes, die sicherlich viele Jahrhunderte, wenn
nicht gar Jahrtausende, angedauert hatte, war für die Germanen beendet. In
diesen alten Zeiten wurde offensichtlich das entwickelt, was heute noch als
Art und Wesen in einem Teil der Nachkommen der alten Germanen wirkt:
der zur deutschen Art und deutschem Wesen gewordene individuelle Frei-
heitsdrang mit der dazu passenden Lebensordnung und Sittlichkeit. Ein
Wesen, aus der Natur gewachsen und ihr immer auf das Engste verbunden,
abgeschieden-eigenbrötlerisch, pflichtbereit, gutgläubig, treu und redlich,
friedfertig und wahrheitsliebend, nie das höchste individuelle Ideal, die
individuelle Freiheit (nach Nietzsche: der Wille zur Macht - über sich
selbst, im Materialismus entartet zur Macht über andere), aus dem Blick
verlierend. Eben so, wie es der Gesamtverbund dieser Werte, die Sittlich-
keit, vorgab. Eine Gesellschaft, die in ihrem Wesen jeden Lug und Trug
ausschloß und für die damit auch das Wesen jeder (Betrugs-)Politik so
unfaßbar, unverständlich und fremd sein mußte. Mit den Germanen und
Römern trafen nun zwei Ordnungen aufeinander, wie sie konträrer nicht
sein konnten.
Imperium bewogen haben, sie als etwas ganz Besonderes, als eine ganz
besondere Bedrohung einzuschätzen und zu behandeln. Denn sie setzten
der germanischen Siedlungsausdehnung eine äußerst starre Grenze. Nicht
die Integration, nicht die Unterwerfung und Verknechtung, sondern einzig
die Ausgrenzung wurde gegenüber den Germanen angewandt.
Zur Grenzziehung nutzten die Römer geschickt die sich in Rhein und Do-
nau bietenden geographischen Gegebenheiten, wobei sie 117-138 n.Chr.
unter ihrem Kaiser Hadrian den dazwischenliegenden Raum durch einen
Grenzwall, den Limes, schlossen. Die von den römischen Politikern als für
ihr Imperium so problematisch eingeschätzte, von den Germanen ausge-
hende Gefahr kann letztlich nur zwei Gründe gehabt haben. Entweder war
es die überragende militärische Macht, der sich die römischen Politiker mit
ihren Legionen nicht gewachsen sahen (wozu dann aber ein Limes?), oder
es waren Wesen und Ordnung und die daraus gewachsene Kultur und Frei-
heit der germanischen Stämme, also deren geistige, durch die Gemein-
schaft gesicherte Macht, die bei den römischen Politikern Bedenken und
Ängste auslösten. Daß die listig-militärische Supermacht Rom auf ihren
ureigensten Machtgrundlagen keinen Gegner, also auch nicht die Germa-
nen, zu fürchten hatte, hat sie vielfach hinlänglich bewiesen, auch wenn die
Legionen des Varus einen erheblichen Verlust für sie darstellten.
Nicht die militärische, sondern die geistige Kraft, ihre sittliche Ordnung
und ihre freiheitlichen Werte bildeten offenbar für Rom die eigentliche
germanische Gefahr!
Das römische Imperium traf auf Germanen, denen selbst das eigene
Leben weniger bedeutete als der Erhalt ihrer individuellen Freiheit und
ihrer gemeinschaftlichen Werte und Ordnung, die ihnen überhaupt erst
erlaubte, diese individuelle Freiheit auszuleben.
Bei den Germanen versagte nicht nur die geballte römische Militärmacht,
sondern auch jedes den Römern zur Verfügung stehende politisch-listige
46
Und die germanische Gefahr, die letztlich eine geistige war, ging sogar
soweit, daß es bei einer Ausweitung der germanischen Geisteshaltung auf
die vom Imperium unterworfenen Völker zwangsläufig zur Vernichtung
des gesamten römischen Imperiums kommen mußte. Ob es dieses germa-
nisch Ordnungsphänomen war, was den römischen Philosophenkaiser
Mark Aurel dazu brachte, den größten Teil seiner Regierungszeit an der
germanischen Grenze zu verbringen, ist nicht bekannt. Das imperiale Rom
traf bei den Germanen auf einen Widerstand, der auch mit militärischer
Überlegenheit nicht zu bezwingen war! Ja, selbst ein totaler militärischer
Erfolg über alle germanischen Stämme würde Rom keinerlei Nutzen brin-
gen, brauchte Rom doch Knechte, Sklaven, Beute und Tribute - also einen
materialistischen Nutzen -, nicht aber einen militärisch menschenleer ge-
machten Raum. Ganz abgesehen davon, daß jeder Kampf gegen einen im-
mer zum Letzten entschlossenen Gegner das sehr hohe Risiko einer eige-
nen Niederlage enthält, zumindest aber immer sehr viel von der eigenen
Kraft verbraucht. Die einzige Möglichkeit, die den in Beherrschungsfragen
47
Ab hier nun beginnt der Nebel in der Geschichte immer dichter zu werden.
Was noch deutlich erkennbar ist, ist, daß als Konsequenz aus der römi-
schen Grenzziehung die germanischen Stämme die ihnen verbliebenen
Räume zwangsläufig enger und dichter haben ausfüllen müssen, da ihnen
das römische Imperium alle Wege nach Westen und Süden versperrt hatte.
Ansonsten hat sich über die germanische Welt während vieler folgender
Jahrhunderte eine tiefe Dunkelheit gelegt. Bereits während der letzten
Jahrhunderte Roms verschwinden die Germanen vollständig aus jeder Ge-
schichtsschreibung, bis sie dann dazu herhalten müssen, für das imperiale
Finale zu sorgen.
Zeitlich zusammen mit den Raubzügen der aus den Tiefen Asiens in Euro-
pa einfallenden Hunnen, die wie ein Windhauch in der Geschichte auf-
tauchten und wieder verschwanden, fällt dann die zweite Völkerwanderung
germanischer Stämme, die mit dem Zug der Goten und Wandalen begann.
Daraus haben die christlichen Geschichtsschreiber die Geschichte konstru-
iert, daß diese Völkerwanderung durch eben diese Hunnen ausgelöst wor-
den wäre. Demnach hätten die Germanen das Wichtigste, was sie für ihre
Lebensgrundlage und ihre Freiheit benötigten, ihren Siedlungsraum, ihre
Heimat, allein deshalb aufgegeben und verlassen, weil sie nicht zu deren
Verteidigung bereit oder im Stande waren(?). Welch ein Widersinn. Was
römische Legionen in Jahrzehnten und Jahrhunderten nicht erreichen konn-
ten, das soll den Hunnen fast schon spielerisch leicht gelungen sein? Die
Germanen rannten wie die Hasen. Und das gleich in ganzen Völkerschaf-
ten?! Das Wichtigste an dem ominösen Hunneneinfall aber ist nun: würde
es die Geschichte von den Hunnen nicht geben, so gäbe es auch keine mit
dem heutigen Germanenbild verträgliche Begründung für die 2. Völker-
wanderung der germanischen Stämme! Gäbe es aber keine germanische
Völkerwanderung, so hätte auch der Untergang Roms nie stattgefunden!
Wer mag sich diese absurde Geschichte je ausgedacht haben? Man stelle
sich einmal vor: die Hunnen, ein riesiger mongolischer Volksstamm, der
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nur vom Raub lebte und Beute suchte (demnach also in Regionen, wo es
nichts zu rauben gab, zumindest fehl am Platze war), wälzt sich tatsächlich
mehrere tausend Kilometer durch Asien und Europa, um dann, am Ende
dieses gewaltigen Zuges, über Germanen herzufallen, die über keinerlei
materielle Reichtümer verfügten. Gar bis an die Seine, bis zu den Katalau-
nischen Feldern sollen Attilas Truppen gekommen sein.
Selbst die isländische Edda und das Nibelungenlied, beides von Christen
zusammengestelltes, vorgeblich urgermanisches Wissensgut, blieben von
den Hunnengeschichten nicht verschont.
Für die Erhaltung der Gemeinschaft, ihrer Ordnung und Sittlichkeit auf
jedes individuelle Interesse verzichten zu können, ja, selbst bereit zu sein,
die eigene Existenz für die Erhaltung der Gemeinschaft zu opfern, das ist
der Kern des späteren Deutschen Wesens ! Die ihm zugrundeliegende Ord-
nung gab ideellen, gemeinschaftlichen Eigenschaften eine weit höhere
Bedeutung, einen weitaus größeren Wert, als irgendwelche materiellen
Äußerlichkeiten sie je erreichen konnten. Eine germanische Welt und Ord-
nung der Ideale, von der weder sie selbst, noch die Römer zusammenhän-
gendes überliefert haben, und von der auch das Christentum rein gar nichts
erhalten hat. Wird von einzelnen Bruchstücken einmal abgesehen, so ist
die Welt der Germanen untergegangen, ohne daß verwertbare Dokumente,
Schriften, Runenstäbe und Kenntnisse übriggeblieben wären. Eine Kultur,
in der das Freiheitsideal in einsamer und vielleicht auch einmaliger Höhe
stand, ging unter und verschwand annähernd spurlos. Weshalb aber haben
nicht die Germanen selbst, weshalb haben Römer oder auch die christli-
chen Missionare und kirchlichen Strukturen diese Kultur nicht zumindest
schriftstellerisch für die Nachwelt erhalten?
Wenn schon kaum materielle Spuren geblieben sind, so stellt sich die Fra-
ge, ob es solche dokumentarischen Spuren in großem Umfang überhaupt je
gegeben hat. Welche Spuren kann eine idealistische Kultur, in der nicht
geschriebene Gesetze, sondern die verinnerlichte Sittlichkeit das Leben des
Einzelnen und das Zusammenleben in der Gemeinschaft regeln, dokumen-
50
Macht besorgten Plutokraten bildet den Vorder-, oder besser gesagt, den
Hintergrund dieser Anstrengungen.
Wenn wir einmal von allen Entwicklungen der uns heute bekannten Ge-
schichte abheben und nochmals in die vorchristliche Zeit, in die weit ent-
fernte Geisteswelt der Germanen zurückgehen, so erstaunt es doch sehr,
wie nahe diese Welt unseren Gefühlen und innersten Sehnsüchten ist. Es
war ein idealisiertes, zusammenhängendes Weltbild, das in der Form eines
einzigen Weltenbaumes, der Weltesche, zusammengefaßt war. Nicht Tem-
pel, nicht Götter oder gar irgendwelche Priester, sondern die Gesamtheit
aller Vorstellungen hat darin ihren Ausdruck gefunden. Ein gemeinsamer
Baum, symbolisch aus zwei Menschenrunen zusammengesetzt, der Asgard,
den Raum für die Götter und auch Mitgard, den Lebensraum der Men-
schen, umfaßt. Der Weltenbaum, das Symbol der germanischen Ordnung,
die aus ihren Ästen, den einzelnen Menschenstämmen, den Baumstamm,
das gemeinsame Volk, bildet und um dessen Wurzeln sich die Schlange,
das Symbol der materialistischen Ordnung, schlingt. Eine als Weltenbaum
dargestellte, durch die Schlange symbolisch abgegrenzte, harmonisch-
sittlich geregelte Welt, in der alles und jeder seinen festen Platz hatte. Wo-
bei unter Harmonie nicht zu verstehen ist, daß dauerhafter Friede herrschte
und jeglicher Streit und auch jeder Kampf ausgeschlossen war. Es war eher
eine Harmonie der Mystik und Lebensordnung, eine Gemeinschaft von
körperlicher und geistiger Existenz. Darin waren die Götter nichts anderes
als idealisierte Menschen. Menschen nahe den Göttern und Götter mit
menschlichen Charakteren und Schwächen. Eine Welt, in der nicht nur die
Menschen, sondern selbst die Götter auf ihren Untergang warteten, um
damit nochmals erhoben, um von ihren so menschlichen Schwächen befreit
zu werden, um die letzte Stufe, die Vollkommenheit zu erreichen. Diese
52
selbst für die Götter noch unerreichte und unbekannte Stufe der perfekten,
der absoluten und reinen Sittlichkeit und Freiheit. Freiheit frei selbst von
jeder sittlichen Schwäche. Der Eintritt in das Reich der perfekten Men-
schengötter, die Nietzsche als Ubermenschen bezeichnet hat! Ein in Sitt-
lichkeiten harmoniertes Weltbild, in dem die aus ihm gespeisten positiven
Ziele weit über allen materiellen Werten standen. Selbst der materielle
Wert des Daseins, des eigenen Lebens, war untergeordnet. Diente das ei-
gene Dasein doch keinem anderen Zweck als dem, was der Zweck jeder
natürlichen Existenz ist: seine Art zu sichern und dem eigenen Samen oder
Nachkommen eine bessere Existenzgrundlage zu verschaffen. Diese Gei-
steswelt der Germanen schuf die Grundzüge dessen, was später nationali-
stisch-schmalspurig als das deutsche Wesen, die deutsche Art, bezeichnet
wurde, obwohl die germanische Geisteswelt und Ordnung ihre Spuren in
allen Stämmen Europas hinterlassen haben muß.
Nun schließt aber eine solche Ordnung und Weltanschauung, wie sie Ei-
genheit der Germanen war, immer auch jeden imperialistischen Zug, ja
selbst die „Wanderung" oder gar Flucht eines kompletten Stammes oder
Volkes aus. Hatte doch alles seinen festen Platz, und stand doch die eigene
Sittlichkeit weitaus höher als alle materiellen Werte, ja selbst höher als das
eigene Leben. Wenn sich germanische Stämme (oder Teile von ihnen) aber
trotzdem in Bewegung setzten und alle Beschwerlichkeiten auf sich nah-
men, so kann als Grund nur gelten, daß eine dauerhafte Ernährung des
gesamten Stammes auf dem verfügbaren Boden nicht möglich war und sie
überzeugt davon waren, daß sie am Ende ihrer Wanderung ein noch freies
Siedlungsgebiet vorfinden würden. Hörige, die zu Freien werden wollten,
denen dazu aber der unbedingt erforderliche Siedlungsraum fehlte, sie, zu
einer Gruppe Gleichgesinnter zusammengeschlossen, waren es, die sich
auch zu langen und beschwerlichen Wanderungen zusammenfanden. Dies
ist der einzige nachvollziehbare Grund, ist die einzige Konstellation, um
die angestammte Heimat aufzugeben und sich in Bewegung zu setzen. So-
lange aber das römische Imperium in seiner alten, von Rom aus regierten
Struktur bestand, womit in deren unterworfenen Provinzen auch kein freier
Siedlungsraum für germanische Stämme vorhanden war, konnte es niemals
zu einer Wanderung dieser Stämme in den Herrschaftsraum des Imperiums
gekommen sein. Wenn nun aber diese Wanderungen tatsächlich stattge-
53
funden haben, so besagt dies nichts anderes, als daß zum Zeitpunkt des
ersten Wanderzuges in die jenseits des Limes gelegenen Regionen, das
römische Imperium in diesem Raum als Machtfaktor nicht oder nicht mehr
vorhanden war!
Und diese Lösung, die für die bäuerlichen germanischen Stämme immer
nur darin liegen konnte, die eigene Freiheit, eine eigene Familie und Schol-
le, eine neue Heimat zu finden, die sie ernähren konnte, mußte außerhalb
des bisherigen Siedlungsraumes gesucht werden. Die stetig anwachsenden
germanischen Stämme standen vor der Alternative, ihrem Geburtenüber-
schuß die Möglichkeit zu nehmen, selbst frei zu werden, ihn letztlich ver-
hungern zu lassen, oder neuen Siedlungsraum für ihn zu finden. Wenn
54
Man stelle sich einmal die Situation vor: da kommen die Abgesandten der
germanischen Stämme zum römischen Imperator und schildern ihren
Wunsch nach neuen Siedlungsräumen. Sie wollen nicht kämpfen, sie wol-
len nichts zerstören, sie können aber auch nicht ihren gesamten Lebens-
sinn, die eigenen Nachkommen, aufgeben und verhungern lassen. Sie brau-
chen neue Siedlungsräume! Wie muß da der römische Imperator ans Grü-
beln gekommen sein! Machte er die Grenzen auf, so war sein Imperium
verloren. Wollte er die Grenzen weiter geschlossen halten, so mußte er die
anrollenden Gruppen immer vollständig vernichten, wogegen diese sich
nach besten Kräften zur Wehr setzen würden. Aber selbst mit jedem Sieg
war wenig gewonnen. Denn der nächste Zug war nur eine Frage der Zeit.
Wie sollte das germanische Problem gelöst und wie konnte das Imperium
gerettet werden?
Mit der Zeit, zu der die angeblich das römische Imperium vernichtende
Wanderung ganzer germanischer Völkerschaften stattgefunden haben soll,
befinden wir uns aber nun schon im dichtesten geschichtlichen Nebel.
Auch ohne jede Hunnengeschichte waren die Germanen gezwungen, das
Überlebensproblem ihres Geburtenüberschusses innerhalb ihrer Lebens-
ordnung zu lösen, was je nach regionaler Lage des Stammes den Zug grö-
ßerer oder kleinerer Gruppen in entfernt gelegene neue Siedlungsräume
erforderte.
Wenn nun die Wanderung ganzer Völker allein schon aus technischen
Gründen nicht möglich war, heute aber die Spuren der Goten und Wanda-
len in Rußland, Spanien, Norditalien und auf dem Balkan ausgegraben und
damit nachgewiesen sind, so müssen diese Völker, oder Teile von ihnen,
auf anderen Wegen dorthin gekommen sein. Und zwar so, wie die dauer-
55
Aber selbst das Ausgraben von Nachweisen, nach denen Goten, Wandalen
oder auch Mitglieder anderer Stämme hier und dort gelebt hatten, besagt
nun noch längst nicht, wie groß ihr dortiges Siedlungsgebiet war. Auch
geben irgendwelche Ausgrabungen wenig Auskunft über die Ausschließ-
lichkeit einer Besiedlung, d.h., auch in bereits anderweitig besiedelten Re-
gionen, in denen noch freie Gebiete vorhanden waren, kann es fleckenartig
zu einer Fremdbesiedlung gekommen sein. Das einzige, was aber in jedem
Fall gegeben sein mußte, war die einheitliche Lebensordnung, in der die
Menschen auch in solchen Regionen zusammengelebt haben.
Einzig die germanische Welt, die Werte und Lebensordnung der Germanen
- von der wir ganz bewußt offengelassen haben, woher sie kam und woher
sie ihren Ursprung nahm - hat uns bisher festen Boden geliefert. Nur, wann
und wo finden wir endlich historische Punkte, die verläßlich sind und die
sich mit dieser germanischen Welt verbinden lassen? Wie ein Leichentuch
breitet sich ein Kunstbild aus über die tatsächlichen geschichtlichen Abläu-
fe der folgenden Jahrhunderte, womit fast jeder Blick auf die wahren Erei-
gnisse und Zusammenhänge unmöglich gemacht wird. Was wir jetzt zu
56
suchen haben, ist der Punkt, ist das nicht verfälschte, weil nicht fälschbare,
Ereignis, an dem die Spannung des Gesamtbildes so groß wird, daß es völ-
lig zerreißt und zusammenfällt. Nur werden wir bis dahin noch viele hun-
dert Jahre auf dem vollständig gefälschten Geschichtsbild annähernd völlig
haltlos herumwanken müssen. Erst wenn wir den Spannungspunkt erreicht
haben, der das Geschichtsbild des gesamten Zeitraumes, in den wir uns nun
hineinbewegen, wie eine Seifenblase platzen läßt, erst dann wird sich das
bestätigen, was wir zunächst nur mit äußerster Skepsis betrachten können.
57
Das römische Imperium war von der Gründung bis zu seinem Untergang
immer eine allein auf materielle Machtmittel gestützte Herrschafts-
organisation. Rom war eine konsequente Fortsetzung der orientalisch-
griechischen Stadtstaaten. Was Rom stark machte, was Rom über alle kon-
kurrierenden Machtsysteme des Orients, letztlich auch über die Phönizier
Karthagos, siegen ließ, und was den zentralen Grund lieferte, der zur
Weltmachtstellung des römischen Imperiums führte, das war seine von
jedem Volk und jeder völkischen Verpflichtung losgelöste militärische
Plutokratenherrschaft. Ein System, in dem alle und jeder als Römer einge-
spannt und integriert werden konnte, so lange er bereit war, das System,
die Herrschaft der führenden Familien-Clans, zu akzeptieren!
Wie in den meisten orientalischen Staaten, so bildete auch in Rom die Poli-
tik, wobei man hier sogar noch von List sprechen könnte, den geistig tra-
genden und das Militär den ausschlaggebenden Pfeiler der Macht. Die
bedeutungslose Götterwelt wurde, vielleicht nur aus optischen Gründen,
vielleicht aber auch weil die tatsächlichen Ursprünge Roms dort lagen,
ganz einfach von den Griechen übernommen, wobei natürlich nicht verges-
sen wurde, diese zumindest namentlich als rein römisch zu deklarieren.
Dank seinen politischen und militärischen Fähigkeiten und Überlegenhei-
ten konnte das römische Imperium immer auf jede Form des geistigen Im-
perialismus verzichten. So wurde Rom die machtvolle antike Krönung der
materialistisch-imperialistischen Weltanschauung, der keine andere mate-
rialistische Macht widerstehen konnte. Dabei ging die politische Klugheit
Roms bereits soweit, daß, wenn die Selbständigkeit eines Gegners militä-
risch gebrochen war, dieser Gegner bereitwillig zum Mitglied des Imperi-
ums werden konnte. Nur die eigene Freiheit mußte er bereit sein auf-
zugeben. Die Aufgabe der Freiheit war der zentrale Tribut, den die rö-
misch-imperiale Politik forderte. Dieser gesellschaftspolitischen Herr-
schaftsstruktur und deren politischem Denken verdankte Rom seinen Auf-
stieg und seinen so lang andauernden Bestand (fällt dem Leser dazu ein
aktueller Vergleich ein?). Roms einziges Defizit war das Fehlen jeder gei-
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Als Grund für die Teilung des römischen Imperiums wird die Behebung
von Verwaltungsschwierigkeiten genannt (ein Imperialist verzichtet frei-
willig auf die Hälfte seines Imperiums allein „aus verwaltungstechnischen
Gründen"?!). Weitere 50 Jahre später, am 8.11.324 läßt Kaiser Konstantin
der Große, angeblich der erste Christenkaiser, die alte griechische Siedlung
Byzantion zur neuen Metropole erheben, die anläßlich dieses Vorgangs
den Namen Konstantinopel erhielt. Dies hat aber nicht zur Konsequenz,
daß er anschließend auch seine Residenz nach dorthin verlegt. Erst wieder-
um 50 Jahre später, im Jahre 395, übergibt Kaiser Theodosius seinem Sohn
Honorius Westrom (wo auch immer der vorherige römisch-mailändische
Augustus abgeblieben war) und ernennt seinen anderen Sohn Arkadios
zum Kaiser von Ostrom, der seinen Sitz nun in Konstantinopel wählt. Zu-
vor bereits, im Jahre 382, hatte Kaiser Theodosius den Anfragen der West-
goten - die Ostgoten hatten sich den Hunnen bereitwillig unterworfen oder
waren überrannt worden - zugestimmt und ihrem König Alarich gewährt,
im heutigen Jugoslawien zu siedeln. Und schon geht es mit dem westlichen
Teil des römischen Imperiums rapide bergab. Denn König Alarich und
seine Ostgoten siedeln nicht etwa, sondern verheeren Jugoslawien und
Griechenland. Schon im Jahre 410 beginnen sie mit der Plünderung Roms,
60
Bevor dies aber geschehen konnte, hatte bereits Ost-Rom die Gefahr (die
von den Hunnen ausging) durch den Einfall der Westgoten zuerst zu spü-
ren bekommen.
Keiner der Machtfaktoren, die Rom ausgezeichnet und groß gemacht ha-
ben, weder sein Militär noch seine politische List, konnte der Urgewalt der
plündernden germanischen Völker widerstehen, die anschließend nichts
anders zu tun hatten, als sich auch noch gegenseitig zu liquidieren. Hin-
sichtlich des Wandalenreiches, das sich auf den Trümmern Karthagos in
Nordafrika gebildet haben soll, wurde die Liquidierung ausnahmsweise
vom (ost)römischen Imperium übernommen, wobei allein die Fragen, wie
die Wandalen je nach Nordafrika gekommen sein sollen, und was sie bei
dem dort vorherrschenden Klima je veranlaßt haben soll, zu bleiben, die
gesamte Wandalengeschichte als eine äußerst zweifelhafte Episode er-
scheinen lassen. Und irgendwie haben in diesem Getümmel dann auch
noch die Hunnenhorden von 409 - 453, insbesondere in der Zeit von 434 -
453 unter Attila, mitgemischt. Armes altes Rom. Welch Glück und Zufall,
daß sich der größte Teil des römischen Imperiums in weiser Voraussicht
zuvor Konstantinopel geschaffen hatte und sich rechtzeitig nach dorthin
absetzen konnte, wobei auch nicht vergessen wurde, alle römischen Macht-
faktoren mitzunehmen. Und diese müssen selbst zu diesem Zeitpunkt noch
sehr dominant gewesen sein, denn sie reichten immerhin aus, dieses oströ-
mische Reich während der nächsten 1000 Jahre, bis zu seiner endgültigen
Vernichtung am 29. Mai 1453 durch die Janitscharen, die Kerntruppen der
türkischen Sultane, zu erhalten.
Geben wir schon hier die Antwort: weil es auch mit der militärischen
Rhein-Limes-Donau-Grenze nicht gelungen war, die Germanen mit ihren
idealistischen Geisteswerten und ihrer freiheitlichen Ordnung dauerhaft
aus dem vom römischen Imperium beanspruchten Raum auszuschließen!
Weil der Uberlebensdruck der germanischen Stämme und ihres Nachwuch-
ses alle Grenzen sprengte! Die Germanen und ihre Werte unterhöhlten das
Imperium, nahmen ihm seine innere Kraft und lösten jede bestehende Be-
herrschungsform auf!
Denn nicht nur die Germanen gingen auf die Suche nach neuem Siedlungs-
land, ihre Lebensordnung und ihre freiheitlichen Werte wanderten, meist
viel schneller als ein Volk je hätte wandern können, und verbreiteten sich
im nördlichen Teil des römischen Imperiums! Und diesem Imperium blieb
nur die Reaktion der Flucht in möglichst entfernte Regionen. In eine Regi-
on, die möglichst weit von diesen Germanen entfernt lag, so daß deren
Bevölkerungsdruck ein größtmöglicher Raum gelassen wurde. In eine Re-
gion, die über eine haltbarere natürliche Grenze gegenüber allen nachrük-
kenden Germanen verfügte, als es Rhein und Donau je sein konnten. Des-
halb also zunächst Nicomedia und nicht Konstantinopel! Nicht christliche
Römer flüchteten nach Nicomedia, sondern römische Imperialisten suchten
ihre Rettung in der materialistischen Welt des Orients! Rom hatte - man-
gels politischer Alternative - das Abendland der germanischen Besiedlung
preisgeben müssen! Und diese zogen nicht etwa in geschlossenen Völker-
schaften, sondern die sogenannte Völkerwanderung war nichts anderes als
ein kontinuierlicher Prozeß, in dem sich die germanischen Völker in neue
Siedlungsräume ausdehnten. Ein Prozeß, der auch die folgenden Jahrhun-
derte anhielt und erst gestoppt wurde,... (aber soweit sind wir noch nicht).
Bestätigt und gestützt wird dieses Bild zusätzlich, wenn wir die Arbeiten
von Dr. Heribert Illig mit den von ihm aufgefundenen 300 der Geschichts-
schreibung freihändig hinzugefügten Jahren berücksichtigen. Beginnen wir
mit der Frage: welchen Vorteil erreicht man aus einer zeitlichen Hinzufü-
gung von 300 Jahren? Antwort: zumindest lassen sich Vorgänge, die direkt
63
schern dann möglich, die von ihnen frei erfundenen 300 Jahre den beiden
Regionen zu unterschiedlichen Zeitpunkten hinzuzufügen!
Allein der Zeitraum zwischen 200 bis 500 n. Chr. fügt sich bei einer zeitli-
chen Komprimierung zu einem völlig anderen Gesamtbild zusammen. Statt
eines langwierigen Niedergangs Westroms und des begleitenden Neuauf-
baus Ostroms würde, wenn beides statt in 300 Jahren in, sagen wir, 20-30
Jahren erfolgt wäre, ein völlig anderes Bild geliefert. Es würde ein Bild
entstehen, in dem die römische Führung sich auf der Flucht vor den sich
ausdehnenden, einsickernden und Siedlungsland suchenden Germanen,
begleitet von dem daraus wirkenden, unausbleiblichen inneren Niedergang,
hervorgerufen durch den sich zumindest bei der Bauernschaft des römi-
schen Imperiums immer stärker ausbreitenden germanischen Freiheitsge-
danken, eine neue Residenz im germanenfreien und materialistisch tief
durchdrungenen Orient schuf, nachdem feststand, daß der europäische Teil
des Reiches nicht mehr zu halten war. Nicomedia entstand als imperialisti-
sche Auffang- und Rückzugsposition, die mit einer vorzüglichen Grenzbar-
riere, der Meerenge des Bosporus, ausgestattet war.
Damit aber kann dieser Niedergang des Imperiums seine Ursache nun
nicht mehr etwa in einem aufstrebenden Urchristentum gehabt haben, wird
dies doch allein daraus belegt, daß dann auch Ostrom, das weitaus dichter
an der angeblichen Geburtstätte des Christentums lag, ebenfalls hätte un-
tergehen bzw. überhaupt nicht erst als imperiale Macht hätte entstehen
können. Denn die sogenannten urchristlichen Werte sollen nicht materiali-
stisch, sondern idealistisch, also ebenfalls antiimperialistisch gewesen
sein! Da das oströmische Imperium aber während der nächsten tausend
Jahre als reale materialistische Supermacht weiter existiert hat, würde
dies bedeuten, daß das Christentum, das sich aus der historischen Person
eines Juden namens Jesus und seinem irdischen Wirken entwickelt haben
soll, in den ersten Jahrhunderten nach der Zeitrechnung weltweit völlig
unbekannt gewesen ist, d.h., die Figur des Jesus von Nazareth und mit ihm
das Christentum entspringen einer freien, viel späteren literarisch-
politischen Erfindung. Christus und Christentum sind nichts anderes als
der weltanschaulich tragende, äußerlich sichtbare Teil eines aus machtpo-
litischen Gründen entwickelten Konzeptes!
65
Nur wer das Christentum politisch benötigte, und wer dazu diesem Chri-
stentum auch noch eine lange Tradition verschaffen und die machtpoliti-
schen Strukturen des Christentums mit angeblich alten weltlichen Ansprü-
chen, Rechten und Besitzungen ausstatten will, nur der mußte das Ge-
schichtsbild insgesamt verfälschen, wobei nicht vergessen werden durfte,
der eigenen menschenverachtenden Politik einen positiven Heiligenschein
zu verpassen, während die germanischen Gegner mit allen moralisch nega-
tiven Attributen zu versehen waren. Damit war dieser dann auch gezwun-
gen, den Ursprung seines aus machtpolitischen Gründen geschaffenen neu-
en Glaubens in möglichst weit entfernte Zeiten rückzudatieren, womit die-
se Ursprünge nicht mehr nachprüfbar waren. Wer sich aber mit seinen Fäl-
schungen zeitlich soweit zurück bewegen muß, dem bleibt ab diesem Zeit-
punkt letztlich nichts anderes übrig, als auch das Bild aller darauf folgen-
den Zeiten soweit anzupassen, daß es im Einklang mit der neuen Eigen-
schöpfung bestehen kann. Wenn das Christentum erst nachträglich in die
Geschichte implantiert wurde, so mußte auch zwangsläufig die gesamte
Geschichtsschreibung ab dem Zeitpunkt des historisch gemachten, wirk-
samen Auftretens des Christentums völlig überarbeitet werden. Aus der
Sicht des christlichen Machtglaubens bedurfte also nicht ein einzelnes
geschichtliches Ereignis der Korrektur, sondern das gesamte Geschichts-
bild mußte übertüncht und neu gezeichnet werden! Und noch ein Zweites
mußte daneben grundlegend verfälscht werden: das Bild der Germanen und
ihrer Welt! Denn die, gegen die, zu deren Unterjochung, das gesamte Chri-
stentum erfunden wurde, die mit dem Christentum „zum Guten" bekehrt
werden sollten, die mußten in ihrem Ursprung gezwungenermaßen „als
böse, als schlecht" dargestellt werden, womit auch die natürliche germani-
sche Mystik, die so positiven gemeinschaftlichen Werte und ihre freiheitli-
che Ordnung vollständig aus Geschichte und Gedächtnis zu tilgen waren
(wie das Christentum das germanisierte Europa vom „Übel" der germani-
schen Ordnung „befreien" mußte, so mußten in späteren Zeiten die Pluto-
kratendemokratien die Deutschen von manch anderem „Übel befreien"!).
Zu welchem Zeitpunkt die hohe Phase der großen Geschichtsfälschung zu
datieren ist, hat wohl niemand besser herausgearbeitet als Wilhelm Kamm-
meier in seinen Werken. Zur Zeit der Renaissance, des Humanismus, for-
mal beginnend mit der römischen „Rückkehr" des Papstes aus seinem Exil
66
Nur muß das, was Wilhelm Kammeier herausgefunden hat, die riesige Fäl-
schungsaktion der Renaissance, als der zumindest vorläufige Abschluß
einer Arbeit gesehen werden, deren Grundlagen bereits zum Zeitpunkt der
in Konstantinopel vorgenommenen Papstinstallation um das Jahr 1050
gelegt worden waren. Denn schon zu diesem Zeitpunkt mußte der oströmi-
sche Nachfolger des vormaligen römischen Imperiums die alte Unter-
gangsgeschichte völlig neu erfinden. Diese Erfindung dann auszuschmük-
ken, und auch die nachfolgende Zeit bis zum Jahre 1100 und die gesamten,
gegen das germanisierte Europa gerichteten völkermörderischen Christia-
nisierungsverbrechen während der nachfolgenden Jahrhunderte dokumen-
tarisch abweichend auszufüllen, wurde damit der christlichen Papstkirche
mit ihrer „Schöpfung" als grundlegende Aufgabe mit in die Wiege gelegt.
Bleiben wir aber noch bei der Flucht des römischen Imperiums. Wer ist
denn dort geflohen, wer war umgezogen? Der Kaiser auf seinem Pferd,
begleitet von einigen Getreuen? Nein, ein ganzes Imperium war zur Flucht,
ein ganzes Imperium sah sich zum Umzug genötigt. Seine Machthaber mit
allem Anhang und Umfeld, die Politiker und die zentrale Verwaltung mit
ihrem gesamten Archiv, die besitzende Gesellschaft mit ihrem mobilen
Vermögen und mit allem Zubehör, alle Kunst- und Gewerbetreibenden, die
von den auf der Flucht Befindlichen ihren Lebensunterhalt bestritten, und
nicht zuletzt die zentrale Stütze von allem, das Militär. Sie alle waren auf
der Flucht. Also noch weitaus mehr als nur die gesamte Einwohnerschaft
Roms! Ein komplettes System war auf der Flucht und zog alles mit sich,
was dazu gehörte und was von und mit ihm lebte und profitierte. Rom dürf-
te anschließend, sieht man einmal von einigen bodenständigen und sich
nach Freiheit sehnenden Sklaven ab, vollständig leergefegt gewesen sein.
Nicht überfallen und geplündert, sondern von seinen Bewohnern verlassen,
wurde Rom dem Zahn der Zeit preisgegeben, hatte doch niemand mehr
Verwendung für seine Gemäuer. Und die neue, offensichtlich dauerhaftere
67
Grenze, als es Rhein, Limes und Donau gewesen waren, wurde der Bospo-
rus. Europa war damit der germanischen Siedlungspraxis preisgegeben.
Jede Zivilisation, wie sie das römische Imperium auf europäischem Boden
aufgebaut und gepflegt hatte, war dem Verfall preisgegeben.
Nur mit einer völligen Überarbeitung der Geschichte konnte es den späte-
ren Fälschern gelingen - womit begleitend die germanische Welt und ihr
Wesen bis ins Gegenteil verkehrt werden mußte - alles zu übertünchen und
darauf das Bild vom machtvollen Aufschwung des Christentums und seiner
Päpste zu zeichnen. Ob dazu 300 Jahre in die Zeitrechnung eingefügt wur-
den oder auch nicht, ist völlig unerheblich. Und auf dieses Christentum
stützte sich in der Folgezeit der gesamte europäische Adel! Gab er doch
selbst im 20. Jahrhundert noch vor, war selbst der letzte Deutsche Kaiser
angeblich noch ehrlich überzeugt davon, seine Rechte „von Gottes Gna-
den" erhalten zu haben (wie hätten ihn seine Gegner ohne diesen Glauben
sonst so täuschen können ?). Wo aber kein Christengott, wo kein Christus,
wo kein christlicher Glaube, da auch kein adelig-christliches Herrschafts-
recht! Welche aber mögen es dann gewesen sein, wenn es keine Christen
gab, die da in den römischen Arenen den wilden Tieren vorgeworfen wur-
den?
Der Aufschwung des Christentums und seines Adels entspringt also dem
gleichen Zeitraum und beide stehen in direkter Verbindung miteinander.
Das Eine hätte ohne das Andere in seiner unedlen und unadligen Ausprä-
gung nie seine Wurzeln bilden können!
nen bereit waren, mit allen Mitteln für ihre Nachkommen zu verteidigen,
so zwingen sich noch viele andere Fragen auf.
Dazu nur einige Beispiele. Laut der dem antiken Rom zugesprochenen
Geschichtsschreibung fand um 9 n. Chr. die Varusschlacht im Teutoburger
Wald statt. Bis heute war es niemandem möglich, das Gelände zu lokalisie-
ren, auf dem diese Schlacht stattgefunden haben soll, obwohl bei dem Ge-
metzel drei römische Legionen nebst ihrem umfangreichen Troß unterge-
gangen sein sollen, was auch heute noch erhebliche Fundstücke dokumen-
tieren müßten. Gefunden wurde bisher kaum etwas. Hatten die Germanen
alles von den Römern Mitgeführte selbst gut brauchen können, oder muß
gar bezweifelt werden, daß die sogenannte Varusschlacht des Arminius
und seiner Cherusker in der beschriebenen Dimension überhaupt je stattge-
funden hat? Stammt diese Geschichte tatsächlich aus der Zeit des antiken
Roms oder wurde auch sie nur als Teil der von der römisch-katholischen
Machtkirche in Auftrag gegebenen, verfälschten Geschichtsschreibung
künstlich aufgebläht?
Nachdem nun alle möglichen römischen Feldherrn und Kaiser sich seit
Caesar fast ununterbrochen mit irgendwelchen germanischen Horden oder
auch ganzen Stämmen im Dauerkrieg befunden haben sollen, ist diese
70
Wenn wir die Geschichte verstehen wollen, wenn wir die wahren Entwick-
lungen zumindest in ihren Grundzügen finden und entdecken wollen, wozu
wir aber wegen der umfangreichen Fälschungen nicht bei den Fälschern,
der christlichen Kirche und ihrem weltlichen Adel, nachschauen können,
so müssen wir uns eben mit der Gegenseite beschäftigen und die von unge-
bundenen Forschem ausgegrabenen Informationen zu Rate ziehen. Denn
weiterhin liegen zu dem Zeitabschnitt der Germanisierung des weströmi-
schen Reiches und dem angeblich damit verbundenen Aufstieg des Papstes
zu dessen Oberhaupt nur wenige Dokumente vor. Aus heutiger Sicht eine
dokumentenlose Zeit. Dagegen quellen die Dokumente und Schriften der
nachfolgenden Jahrhunderte von nachgewiesenen Fälschungen nur so über.
Schufen die Fälscher des Mittelalters mit ihrer Bibel das Generalwerk
des geistigen Imperialismus? Nur, wann schufen sie diese Bibel? In den
ersten Jahrhunderten nach der Zeitwende, oder wurde die erste Fassung
der Bibel erst im I I . Jahrhundert in Konstantinopel fertiggestellt? War
dieses Werk, die Konstruktion des Christentums, das Meisterstück, mit
welchem sich Denker und Halter der plutokratischen Macht für alle fol-
genden Zeiten fanden ? Oder war es doch etwas anders, schuf sich die ma-
terialistische Herrschafts-Clique, die in Konstantinopel ihre Machtbasis
71
Bitte lassen Sie sich nicht von meinen verschiedentlichen Sprüngen durch
die Geschichte irritieren. Wichtig ist mir, Ihnen den Verlust ihres bisheri-
gen Geschichtsbildes in einer Verrieselungsform zu ermöglichen, will ich
doch niemandem zumuten, daß ihm größte Teile seines „Wissens" wie ein
Klotz vor die eigenen Füße fällt.
und Werte sicherlich auch große Resonanz bei den Gebeutelten und Unter-
drückten des römischen Imperiums gefunden. Und sie, die so imperiums-
feindliche germanische Lebensordnung und ihre Werte, wurden zu dem
Bazillus, der Roms Fall brachte - zumindest aber den Rückzug des Imperi-
ums nach Nicomedia bewirkte. Allein, daß dieses über Jahrhunderte insbe-
sondere politisch so erfahrene und erfolgreiche Rom während seiner letz-
ten Jahrzehnte, ja angeblich über seine letzten Jahrhunderte, keinerlei poli-
tische Anstrengung unternommen haben soll, den sich stetig steigernden
Machtverlust aufzuhalten, ist völlig unglaubwürdig. Offensichtlich hatten
sich die Germanen und ihre Werte auch bei den unteren Schichten des
Imperiums so stark verbreitet, daß die Politiker des Imperiums unbedingt
nach einer schnellen Lösung sinnen mußten, wollten sie ihre Macht nicht
vollständig verlieren. Denn das Imperium und seine führenden Politiker
standen unter dem Druck, ihr gesamtes Imperium zerfallen zu sehen und
selbst jede Herrschaft zu verlieren, da immer größere Teile der unterdrück-
ten Schichten Roms sich der germanischen Ordnung zuwandten. So war in
einer frühen Phase der römischen Abwehr ein Germanicus deshalb zu sei-
nen Kriegszügen gezwungen, um die Germanen von einer friedlichen Ein-
wanderung in das römische Imperium abzuschrecken und abzuhalten. Der
zweite Schritt war dann aus gleichem Grund die Errichtung des Limes, um
damit der germanischen Ordnung eine die Rhein-Donaulinie ergänzende
Grenze zu setzen. Damit war das Imperium in einer letzten Phase, als mili-
tärischer Druck und Grenzwall sich als zur dauerhaften Abschottung der
Germanen und ihrer Freiheitswerte ungeeignet gezeigt hatten, gezwungen,
seine Macht durch den Rückzug in geistig urmaterialistische Gefilde zu
retten.
Das römische Reich und seine machtgeilen Imperialisten zitterten vor den
Germanen!
Die Germanen stellten für das römische Imperium die größte nur vorstell-
bare Bedrohung dar! Nur bestand diese Gefahr nicht, wie es christlich-
materialistische Legenden beschreiben, in der überlegenen individuell-
physischen Kraft, in der Körpergröße oder in dem großen kriegerischen
Geschick des Einzelnen. Sie lag im germanischen Wesen und in der physi-
schen Größe und Anzahl der germanischen Stämme, zu deren Ausrottung
73
die militärische Kraft des Imperiums nicht ausreichte (womit den Römern
nicht der politische Wille dazu abgesprochen werden soll).
Wie groß die Furcht der römischen Politiker vor den Germanen war, do-
kumentiert nichts deutlicher als ein Bauwerk, der Limes. Wenn auch nicht
ganz so aufwendig angelegt wie die Berliner Mauer, so war aber auch der
Limes, wenn auch gedanklich seitenverkehrt, aus dem gleichen Grund wie
sie errichtet worden. Im rechten Winkel zum Rhein, der bis an diese Stelle
die gleiche Abgrenzungsfunktion erfüllte, war mit dem Limes ein Grenz-
wall gezogen worden, der Rom vor allem schützen sollte, was aus Germa-
nien kommen konnte. Aber weder die Berliner Mauer noch der Limes wa-
ren dazu angelegt oder dazu geeignet, fremde Militärverbände aufzuhalten
oder ihnen gar ein weiteres Vorgehen unmöglich zu machen. Sowohl mit
dem Limes wie auch mit der Berliner Mauer sollte immer nur verhindert
werden, daß Einzelne oder kleine Gruppen unkontrolliert in den bzw. aus
dem eigenen Machtbereich sickerten. Es war also nicht die Furcht vor ei-
nem militärischen Feind, sondern es war im Falle Berlin die Furcht vor der
„Republikflucht" des Einzelnen, wie es im Falle des Limes die Furcht vor
dem Eindringen eines geistigen Feindes war, die diese Bauwerke entstehen
ließ!
Was die Römer fürchteten, waren nicht die Germanen an sich, sondern es
war die germanische Ordnung und ihre Werte. Das germanische Wesen,
das später als das deutsche bezeichnet wurde, ließ das Imperium erzittern!
Nachdem die Imperialisten Rom und seine Gemäuer verlassen hatten, wo-
mit zwangsläufig auch der gesamte über Südeuropa (sieht man vom Balkan
und Süditalien einmal ab) gelegene Beherrschungsdruck entfiel, konnten
sich in der Folgezeit auch in diesen Regionen die Germanen und ihre Ord-
nung ausbreiten.
reits gefunden. Wenn es auch nicht allein das deutsche Wesen, sondern das
der germanisch-europäischen Lebensordnung war, welches es in seinen
Ursprüngen zu entdecken gab. Ständen da nicht die gravierendsten politi-
schen Fälschungen noch aus, die die Grundstrukturen unseres Geschichts-
bildes erst geschaffen haben, so könnten wir den verbleibenden Rest ei-
gentlich den sogenannten Fachleuten überlassen. Auch wenn wir uns nun
zeitlich noch näher an die Gegenwart heranarbeiten wollen, so wäre das
weitere Denken für jeden Leser erheblich erleichtert, wenn er sich schon
hier dazu entscheiden könnte, sein bisheriges geschichtliches Wissen ein-
fach in die Tonne, zumindest aber an die Seite, zu legen.
75
Nun sind wir tief in den Zeiten geschichtlichen Nebels, wir könnten auch
sagen, wir befinden uns nun in einer Geister- vielleicht eher noch in einer
Gespensterwelt, die annähernd völlig frei zusammenphantasiert ist, und bei
der wir uns fast schon verwundern, wenn wir in diesem Phantasiegebilde
gegen etwas Festes stoßen. Wir kommen in einen Zeitraum, den lllig als
zeitlich frei erfunden dargelegt hat, was letztlich auch zutrifft, da die ge-
samte Geschichte zwischen 200 und 1100 n. Chr. annähernd frei erfunden
ist. Nach der „jungfräulichen Geburt" des Christentums und der Datierung
seiner Entstehung in das Jahr 0, mußte zwangsläufig der gesamte darauf
folgende Zeitraum bis zu dem Zeitpunkt, als die Erfinder sich ihr Christen-
tum erfanden, der eigenen Erfindung entsprechend angepaßt, alles Tatsäch-
liche und Störende mußte „überarbeitet" bzw. ausgetilgt und durch frei
erfundene Geschichten ersetzt werden.
Was nun fast genauso interessant ist wie der „Untergang" Roms, das ist die
Frage: was kam danach? Wie entwickelte sich Europa in den nachrömi-
schen Jahrhunderten, die von der Ausbreitung der germanischen Stämme
und deren freiheitlicher Ordnung bestimmt waren? Einer Ordnung, für die
die zivilisatorischen Erbschaften Roms keine Bedeutung hatten und wo sie
keine Verwendung und auch keine Wartung fanden. Damit verfiel die rö-
mische Zivilisation zwangsläufig. Da aber von dem der römischen Flucht
folgenden, Jahrhunderte andauernden, germanischen Ausdehnungsprozeß
in der offiziellen Geschichte nichts bekannt werden durfte, müssen wir
davon ausgehen, daß die tatsächlichen Entwicklungen, zumindest bis unge-
fähr in das Jahr 1100, völlig ausgetilgt wurden, um den so geschichtslos
gemachten Zeitraum anschließend mit Dokumenten neu aufzufüllen. Me-
rowinger, Karolinger und die Ottonen müssen, zumindest zu den Zeiten, in
denen sie uns heute in der Geschichte begegnen, freie Erfindungen sein.
Schlossen sich die Stämme enger zusammen? Blieb die stammesübergrei-
fende germanische Thingabstimmung trotz der immer weiteren Ausdeh-
nung erhalten? Veränderte sich die germanische Ordnung? Mußte sie an-
gepaßt werden, und wenn ja, dann wie und in welche Richtung? Wann
76
genau und wie irgendwelche Veränderungen erfolgten, das muß als histo-
risch verloren angesehen werden, da die neu geschriebene Geschichte die-
sen Vorgang ja nun unbedingt auch mit dem erfundenen Christentum ver-
brämen mußte. Wenn beides, Christentum und neue Geschichtsschreibung,
in ihren Anfängen aber erst um das Jahr 1050 politisch aufgewertet und 50
Jahre danach erst mit ihrer abendländischen Installation begonnen wurde,
so muß die Suche nach den tatsächlichen Ereignissen während des Zeit-
raums von 200 bis 1100 immer reine Spekulation bleiben, wobei fast jede
Phantasie zulässig ist. Die Details aufzuklären soll aber den wissenschaf-
fenden Fachleuten überlassen werden. Wir wollen diesen Zeitabschnitt nur
kurz so hinter uns bringen, wie er heute vorliegt, wozu wir zu besonders
abwegigen Ereignissen unsere Fragen stellen.
Wer diesen Teil der Geschichte, begonnen mit der „zweiten Völkerwande-
rung" der Wandalen, deren nordafrikanisches Reich 533 - 534 von den
Truppen Konstantinopels zerstört worden sein soll, und der Westgoten, bis
hin zu Karl dem Großen und seinen karolingischen Nachfolgern liest, der
muß von einer Verwunderung in die nächste fallen.
Betrug, Untreue, Verrat, Bestechung, Mord und was es sonst noch an üblen
politischen Untaten geben kann, bestimmt in einer gleichbleibenden An-
einanderreihung den gesamten Zeitraum. Diese auf höchster Ebene der
Herzöge, Könige und Kaiser stattfindenden Machenschaften werden be-
gleitet von einer fast lückenlosen Schlachtenfolge, von der kein Stamm und
kein Volk ausgenommen bleibt, wobei selbst die Stammesbezeichnungen -
nicht unbeabsichtigt - wildchaotisch durcheinander gewirbelt werden. Für
die Kämpfe werden z. Tl. Verlustzahlen angegeben, die bis in die Hundert-
tausende reichen. Das einzig Gleichbleibende ist, daß es immer wieder
germanische Könige, Herzöge und sonstige Edle und ihre Stämme und
Völker sind, die sich hervortun, die massakrieren und massakriert werden.
Was selbst bei einem flüchtigen Überblick auf- oder befällt, das ist das
große Erstaunen darüber, daß überhaupt nur ein Germane dieses Jahrhun-
derte andauernde Gemetzel überlebt hat, daß nicht alle Stämme, so wie
angeblich die Wandalen und Goten, völlig ausgelöscht wurden. Wer allein
die Vielzahl von Schlachten mit welchen Mitteln ausgerüstet haben soll,
wer die Heere womit verpflegt und in den weglosen Gegenden zusammen-
77
gehalten hat, entzieht sich jeder Kenntnis und Vorstellung. Und erst die
germanischen Edlen und Könige! Ein Lump, ein machtgeiler Politganove
folgt dem anderen (obwohl ihnen doch nichts fremder sein mußte als impe-
riale Machtpolitik), wobei es keinem auch nur ansatzweise gelingt, seine
angebliche Macht verwaltungstechnisch auszubauen. Statt dessen wird
betrogen und gemordet, was das Zeug hält. Aber irgendwie bleibt immer
einer übrig. Die, die selbst die übelsten Germanen noch übertreffen, die
kommen dann aus dem Osten. Einmal sollen es die Hunnen gewesen sein,
Jahrhunderte später die Awaren, denen anschließend die Ungarn folgten.
Die beiden Ersten verschwanden aber genauso plötzlich und spurlos, wie
sie aufgetaucht waren.
Eine der wohl lustigsten Nachrichten, die die Geschichte von einem seiner
Nachfolger vermeldet, dürfte wohl die sein, daß Ludwig, genannt der
Fromme, die von Karl, genannt der Große, eingesammelten Sachsenlieder
hat verbrennen lassen. Weshalb? Wohl offenbar, weil er so fromm war.
Nun soll diese lustige Schilderung nicht besagen, daß allein alle Runenstä-
be der Sachsen verbrannt wurden, sondern es soll suggeriert werden, daß
mit den Runenstäben auch das gesamte Wissen(!) der Sachsen verbrannt
wurde. Diese eigenwillige Geschichte liefert bis heute den zentralen Grund
zum Verschwinden allen Wissens aus und von der germanischen Welt.
Manches aber scheint dem Zugriff Karls und der Verbrennung Ludwigs
entgangen zu sein. Wie und auf welchem Wissen sonst hätten Jahrhunderte
später die germanischen Heldenlieder entstehen können? Heidnische Hel-
denlieder, die aber nicht von den Heiden selbst, waren sie doch des Schrei-
bens nicht (mehr) mächtig, aufgeschrieben wurden, sondern die uns von
christlichen Schreibern hinterlassen wurden! Und diese, in nichts so geübt
wie im Fälschen der Geschichte, sollen nun tatsächlich die originalen, un-
79
Wie die Germanen nach der offiziellen Geschichte dann „bekehrt" wurden,
das soll aus der angeblich von einem Karl dem Großen durchgeführten
„Bekehrung" der Sachsen offenbar werden.
Wenn die reale Existenz eines Überkaisers Karl der Große mehr als nur
zweifelhaft ist, dann müßte die ihm zugeschriebene Umsiedlungsaktion der
Sachsen, mit der die Historiker die Existenz von Ortschaftsnahmen wie
z.B. Sachsenhausen erklären, andere Gründe haben. Wie aber sonst, außer
durch eine Umsiedlungsaktion, könnten Sachsen in Gebiete gelangt sein,
die weit von ihrem eigentlichen Siedlungsraum entfernt lagen? Sind viel-
leicht die Sachsen, die im Zentrum der germanischen Stämme lebten und
daher keinen Randraum zur weiteren Ausdehnung zur Verfügung hatten
(als auf dem Seeweg nach Britannien), ganz einfach auf friedlichem Wege
in freie Räume der anderen Stämme eingewandert? Nur setzt ein solcher
Vorgang allein schon voraus, daß es zwischen den Stämmen Gespräche
und Vereinbarungen (vielleicht sogar eine zentrale Koordination aller ger-
manischen Stämme) zur Lösung der so zentralen und die Gesamtheit be-
treffenden Raumfrage gab, womit allein schon das gesamte Historikerbild
der Germanen zerfällt. Wäre doch dann weder der einem Großteil der
Kriegszüge zugrunde liegende, bodenbezogene Eigentumsanspruch der
Stämme, noch die den Germanen zugeordnete, nach allen weltlichen Gü-
tern gierende Haudrauf-Psychologie zu halten.
der Zug zur Weser und der Rückmarsch nach Frankreich. Dies also soll im
Ergebnis dann der erste Schritt zur christlichen Bekehrung der Sachsen
gewesen sein, was im machtpolitisch-weltlichen Sinne nichts geringeres
bedeutet, als daß die zuvor herrschende idealistisch-freiheitliche Lebens-
ordnung völlig vernichtet und durch eine neue materialistisch-christliche
Ordnung abgelöst wurde. Eine solche grundlegende Umgestaltung der
Stämme erreicht zu haben und dabei nicht etwa Besatzungstruppen und
neue Adelshierarchien zurückgelassen zu haben, war vielleicht einer der
Gründe dafür, daß Karl als der Große in den Geschichtsbüchern steht.
Denn solches ist schlichtweg unsinnig. Jeder Krieg, der immer nur eine
Form imperialistischer Politik war und ist, dient auch immer der Verfol-
gung eines politischen Ziels. Und das Ziel jedes Krieges liegt entweder in
der eigenen Bestandssicherung oder generell in der Gewinnung von Beute,
in welcher Form auch immer. Wie aber schon aus der tatsächlichen römi-
schen Geschichte nachverfolgt werden kann, ist ein Nebeneinander von
Materialismus und Idealismus nicht möglich! Auf Dauer muß die materia-
listische Welt immer zerfallen, was nicht etwa an einer materialistisch-
militärischen, sondern an der geistigen Überlegenheit der dem natürlichen
menschlichen Lebensanspruch so entgegenkommenden Werte einer ideali-
stischen Ordnung liegt. Der Grund für den Kriegszug Karls des Großen
gegen die Sachsen konnte also immer nur in der Vernichtung der nachbar-
schaftlichen idealistischen Lebensordnung liegen, sollte sein materialisti-
sches Reich nicht nur von kurzer Dauer bleiben. Was an dem ersten
Kriegszug zunächst erstaunt, ist das Fehlen jeder größeren Gegenwehr.
Kein nennenswertes Heer stellte sich Karl entgegen, die Sachsen verkro-
chen sich in ihrer Eresburg (eine Wallburg, nicht zu verwechseln mit den
nach Barbarossas Sachsenunterwerfung errichteten, aus Stein gemauerten
Zwingburgen), die maximal 10.000 Menschen Platz bot, nach deren Ein-
nahme die sächsische Gegenwehr dann weitgehendst erloschen war, so daß
sie selbst ihre zentrale Kultstätte, die Irminsul an den Externsteinen, nicht
mehr schützen konnten. Nach dem Zug an die Weser war Karl und der
Kriegsspuk dann auch schon beendet. Keine Besatzungstruppen, keinen
neuen Adel, keine Verwaltung, nur fromme Mönche und neugegründete
Klöster hatte er zurückgelassen. Wie groß muß jemand sein, um solchen
politischen Unsinn zu treiben und wie närrisch der, der solches aufschreibt,
ganz zu schweigen von all denen, die solches als Historie ansehen? Da die
81
womit wir dann aber direkt in der Spätzeit der „Kreuzzüge" landen wür-
den? Wer die Flucht des römischen Imperiums und die Aufgabe Roms als
historische Tatsache kaschiert, der ist auch gezwungen, die gesamte nach-
folgende Geschichte neu zu schreiben. Und eine der wichtigsten Korrektu-
ren mußte dabei immer die sein, die germanische Lebensordnung nicht
geschichtlich werden zu lassen. Damit war die Geschichtsfälschung auch
gezwungen, schon sehr frühzeitig, möglichst direkt nach dem angeblichen
Untergang Roms, die Geburtsstunde eines christlich-europäischen Imperi-
al-Adels erfolgen zu lassen.
Deutlicher noch als in der heute bekannten Geschichte der Franken zeigt
die Besetzung Englands durch Friesen und Angelsachsen das Zusammen-
spiel zwischen der römischen Aufgabe des europäischen Teils ihres Impe-
riums und der Ausweitung des Germanentums. Bevor die beiden germani-
schen Stämme der Sachsen und der Friesen in England landeten - deren
Vorläufer die Wikinger waren, für deren Geburtenüberschuß aber die allei-
nige Besiedlung Schottlands ausreichte -, hatte Rom rechtzeitig seine Le-
gionen (angeblich erst um 410 n.Chr.) von der Insel zurück und für die
Flucht an sich gezogen, was in England erst die Voraussetzung für das
Einsetzen einer germanischen Besiedlung schuf. Nur dürfte diese Besied-
lung schon sehr bald nach der Aufgabe der Stadt Rom begonnen worden
sein und sich zur dauerhaften Ableitung des bei den Angeln und anderen
nördlichen Stämmen anfallenden Geburtenüberschusses lange Zeit fortge-
setzt haben. Wie die Friesen und Franken ihre Siedlungsräume nach We-
sten ausdehnten, die Markomannen und Sueben nach Süden, so mußten die
nördlichen Sachsen und Angeln, denen der Weg in alle anderen Richtun-
gen versperrt war, eben die offene See und die englische Insel nutzen. Und
andere, die an der Ostsee und in Rußland wohnten und denen nun aber
auch alle Wege versperrt waren, wollten sie nicht noch weiter in den kli-
matisch ungünstigeren Osten ziehen, die mußten permanent Teile ihres
Volkes in kleinen Gruppen in völlig neue Regionen führen, wie es die Go-
ten und Wandalen taten. Ob es sich bei den in Norditalien ansässig gewor-
denen Langobarden um einen eigenständigen Stamm oder doch nur um
Nachkommen der Goten handelte, mögen andere erforschen.
83
Was Karl der Große bei den Sachsen mit über 30 Jahre anhaltenden
Kriegszügen vollbracht haben soll, das schaffte der irische Mönch Bonifa-
tius mit weitaus geringerem Aufwand bei den Chatten. Zu deren Bekeh-
rung war nicht viel erforderlich. Es reichte völlig aus, daß er eine dem Thor
geweihte Donar-Eiche fällte. Und schon waren freie idealistische Germa-
nen freudig bereit, künftig, gegen besseres Wissen, christlich zu glauben
und gute materialistische Knechte zu sein. Man muß es nur glauben.
chen Glauben mit der bestehenden germanischen Ordnung und ihrer My-
stik, so muß sich jeder fragen, welcher Vorteil einem freien Germanen aus
dem christlichen Glauben je hätte entstehen können. Letztlich keiner, nicht
der allergeringste, wobei das Fatalste für jeden freien Germanen der im-
merwährende Verlust seiner Freiheit sein mußte. Also, eine Ausbreitung
des christlichen Glaubens konnte (nicht nur in allen anderen Regionen
unserer Erde, sondern auch bei den Germanen) niemals ohne weltliche
Gewaltanwendung erfolgen! Nur fehlte einer solchen in der nachrömischen
Zeit jede Voraussetzung.
Und diese weltliche Gewalt stand der christlichen Kirche erst Jahrhunder-
te, ja, geht man vom 3. Jahrhundert aus, erst fast 800 Jahre später zur Ver-
fügung.
Was dieses Germanentum für uns Heutige so interessant macht, ist nicht
nur das Fehlen aller imperialistischen Werte und Ansprüche, sondern ist
die darüber hinaus von ihrer Weltanschauung und gelebten Ordnung aus-
gehende Gefährdung jeder Art imperialistischer Fremdherrschaft und Un-
terdrückung. Mit noch immer dem gleichen, schon den Germanen so frem-
den, Imperialismus und seinem christlichen Zwangs- bzw. Weltanschau-
ungsglauben müssen wir uns auch heute noch herumschlagen. Uns also ist
es vorbehalten, das zu leisten, was den Germanen und ihren europäischen
und deutschen Nachfahren, trotz der riesigen Opfer, nicht vergönnt war zu
erreichen, soll es jemals gelingen, daß wieder freie Menschen diese Erde
bewohnen dürfen.
85
Aber zurück in die uralten Zeiten. Denn hier nähern wir uns dem Span-
nungszentrum des gesamten gefälschten Geschichtsbildes.
Um es schon hier vorweg zu nehmen: Bis zum Jahre 1250 hat es weder
einen deutschen Kaiser noch vor dem Jahre 1307 einen katholischen Papst
gegeben. Während das Amt eines Deutschen Wahlkaisers erst um das Jahr
1250 entstanden sein kann, nachdem sich der (ost-)römische Imperator in
Konstantinopel um 1050 zum christlich-orthodoxen Gottesstellvertreter
ernannt hatte, der dann zur Durchsetzung seiner machtpolitischen Ansprü-
che seinen in Italien residierenden Vize-Kaiser zur Eroberung und Unter-
werfung der östlich von Frankreich liegenden mitteleuropäischen Regionen
autorisierte, ist der Zeitpunkt des erstmaligen Auftretens eines rechtgläubi-
gen, eines katholischen Papstes um das Jahr 1307 zu datieren. Für den
Zeitraum nach Karl dem Großen, in dem wir uns hier bewegen, gilt dem-
nach, daß die Ottonen und ihre Geschichten nichts anders als ein Produkt
freier Kreativität, sie also frei erfunden sind.
87
Was es danach tatsächlich gegeben hatte, das waren die seit 1100 über 150
Jahre anhaltenden Versuche des in Norditalien, stellvertretend für den kon-
stantinopler Kaiser-Papst, residierenden politischen Konglomerats aus
weltlicher und christlich-geistlicher Macht, das alles nur erdenkliche un-
ternommen hatte, um die zwischenzeitlich politisch abgespaltenen Deut-
schen Stämme seinen imperialen Interessen und denen seines Auftragge-
bers zu unterwerfen. Ob die Anführer dazu als (Vize-)Papst und (Vize-
)Kaiser auftraten, mag dahingestellt sein.
Machen wir einen zeitlichen Sprung. Was heute mit absoluter Sicherheit
feststeht ist, daß ausschließlich die christliche Kirche und ihre geistlichen
und weltlichen Helfershelfer es waren, die uns alle Dokumente und Schrif-
ten zur Zeit des Mittelalters hinterlassen haben. Und jede machtpolitische
Organisation, wie es die installierte Papstkirche und ihr christlicher Kaiser
immer war, hinterläßt immer nur ein solches Bild von ihrer Zeit, auf dem
beide auch künftig ihren Machtanspruch rechtfertigen können. Da auch die
weltlichen Herrscher diese von der katholischen Kirche durchgeführte
Riesenfälschung weder verhindert, noch zu irgendeinem späteren Zeitpunkt
aufgedeckt haben, so muß daraus geschlossen werden, daß nicht nur die
christliche Priesterorganisation, sondern auch die weltlichen Herrschafts-
strukturen von der Fälschung profitiert haben, sie also diese Fälschungen
zur Rechtfertigung des eigenen Herrschaftsanspruchs ebenfalls unbedingt
benötigten.
Da sowohl der Vize-Kaiser und als auch der orthodoxe Vize-Papst irgend-
wann installiert wurden, d.h., machtpolitisch „in die Welt gesetzt wurden",
es sich also bei beiden um eine von einer zentralen Macht geschaffene
Schöpfung handelt, zu deren gemeinschaftlicher Herrschaftsgrundlage und
-rechtfertigung die Bibel und die darin postulierte christliche Heilsge-
schichte erfunden und niedergeschrieben worden war, so stellt sich direkt
die Frage nach dem Urheber und dessen Gründen. Wenn wir die Schöpfer
dieses Duos suchen, so können zur Auswahl nur die Mächte stehen, die in
diesem Zeitraum außerhalb der germanischen Wertegemeinschaft bestan-
den, und die sich die Kräfte des germanischen Europas unterordnen und
verfügbar machen wollten. Wie aus den kommenden Kreuzzügen ersicht-
lich, so gab es deren zwei. Die aufstrebenden norditalienischen Stadtstaa-
88
Allein aber schon die Entscheidung, sich mit Venedig einen ersten Han-
dels-Stützpunkt in dem Teil Europas aufzubauen, dem man nichts anzubie-
ten hatte und das seine Produkte selbst benötigte, weist nun darauf hin, daß
im Morgenland Entwicklungen eingetreten waren, die sich in ihrer Konse-
quenz auch auf das germanische Abendland auszuwirken begannen.
Mit jedem weiteren Verlust einer Stadt, einer Region oder Provinz an die
mit fanatischem Eifer anstürmenden Scharen des islamischen Propheten
(oder dürfen wir jetzt schon sagen: an die über den islamischen Glauben
fundierten arabischen Wirtschaftskonkurrenten?) wurde die Lösung dieses
Problems dringlicher. Eine der südlichen Mittelmeerprovinzen, eine Han-
delsniederlassung, ein Markt nach dem anderen, ging dem (ost-)römischen
Imperium verloren. Wann Konstantinopel und seine Plutokraten, mangels
imperialen Handelsplätzen, zur völligen Bedeutungslosigkeit herabsinken
würden, war nur noch eine Frage der Zeit. Nach der heutigen Geschichts-
schreibung sollen diese Ereignisse im Jahre 641 begonnen und sich bis
zum Jahre 942 hingezogen haben, was aber wenig mit der Wahrheit zu tun
haben muß. Wenn das orthodoxe Christentum erst um das Jahr 1100 in
Europa auftauchte und allgemein sichtbar seine erste, unverfälschbare
Spur, den ersten Nachweis seiner tatsächlichen Existenz, hinterließ, so
kann seine Erfindung - in ihrer politisch bedeutsamen Form - nicht Hunder-
te von Jahren zuvor erfolgt sein.
An dieser Stelle wollen wir nun nochmals die schon genannten, von Dr.
Illig gefundenen, 300 Gespensterjahre in Ansatz bringen. Was spricht da-
gegen, daß die christlichen Fälscher im Bezug auf das Abendland diese 300
Jahre in den Untergangszeitraum des weströmischen Imperiums einfügten,
also den Zeitraum 200 - 500 der Zeitrechnung hinzufügten, wogegen die
gleichen 300 Jahre in der Geschichtstabelle des Morgenlandes erst den
90
Zeitraum von 750 - 1050 ausfüllen? Also: während die Geschichte des
Abendlandes um den Zeitraum 200 - 500 gestreckt wurde, was an sich aber
belanglos war, da sowieso alles frei zu erfinden war, wurde die gleiche
Zeitspanne im Morgenland erst in den Zeitraum 750 - 1050 eingefügt! Mit
diesem Kunstgriff konnte in jeder der beiden Regionen ein ganz spezifi-
sches Problem gelöst, bzw. eine ganz besondere Notlage des konstantinop-
ler Imperiums verschleiert werden:
Denn, wenn davon ausgegangen wird, daß das Christentum eine politische
Schöpfung ist, daß jede politische Schöpfung auch einen Anlaß haben muß,
daß dieser Anlaß nicht etwa in den Erfolgen der gegen das römische Impe-
rium vorwärtsstürmenden Scharen glaubensfanatisierter islamischer Krie-
ger lag, sondern einzig im Verlust der int Orient gelegenen Handelplätze
zu sehen ist, so müssen sowohl die sichtbaren Zeugnisse dieser Erfolge -
wie sie in den Verlusten der römischen Provinzen und Handelsniederlas-
sungen zum Ausdruck kamen -, als auch die Schaffung des Christentums
und dessen Export nach Europa, zwecks Gewinnung abendländischer
Söldner, in einem direkten zeitlichen Zusammenhang stehen.
Wenn wir hier von religiösen Erfindungen sprechen, so ist dies nicht so zu
verstehen, daß damit etwas erstmalig überhaupt nur in die Welt gesetzt
91
wurde und zuvor nirgendwo vorhanden war, sondern die Erfindung liegt in
dem neuen politischen Wert, der einer Sache oder, wie im Falle des Juden-
oder Christentums, einer Lehre gegeben wird. Im Bezug auf das Christen-
tum ist unter dessen Erfindung also nicht zu verstehen, daß es nicht bereits
zuvor kleine oder auch größere Gruppen und Gemeinschaften gab, die sich
Christen nannten und einen Gott Jehova anbeteten. Solche mag es selbst
schon seit Jahrhunderten in Orient gegeben haben. Ihnen fehlte „vor ihrer
Erfindung" aber zu allen Zeiten jegliche politische Bedeutung und Wirk-
samkeit. Und dies völlig unabhängig davon, welche Inhalte diese Lehre
zuvor hatte. Unter Erfindung ist bei unserer Betrachtung also nicht so sehr
die absolut erstmalige Erscheinung, sondern die Auf- bzw. Umwertung der
Lehre zu verstehen, insbesondere aber die Nutzung dieser Lehre als politi-
scher Machtfaktor, mit der eine Glaubenslehre zur politischen Weltan-
schauung wird, womit sie überhaupt erst ihre politische Relevanz erlangt.
An dieser Stelle wollen wir unserer Skepsis den letzten Zügel frei geben
und, vielleicht etwas neben dem Thema, fragen: kann es zu der damaligen
Zeit einen größeren jüdischen Volkskörper überhaupt noch gegeben haben,
oder mußte die aus allen Völkern zusammengewürfelte, das (ost-)römische
Reich beherrschende, plutokratisch-materialistische Händlerkaste nicht nur
das Christentum erfinden, mußte es vielleicht auch, allein schon zur Ver-
besserung der eigenen Position wie auch des eigenen Zusammenhalts, sich
selbst als „altes" Volk erfinden, wozu man sich zu Nachkommen eines
längst in der Geschichte untergegangenen israelischen Volkes stilisierte?
Zunächst aber wollen wir danach suchen, was sich allein aus dem christli-
chen Konzept selbst ableiten läßt. Es war ein Konzept von einer solch rie-
sigen Dimension und einem solchen Selbstbewußtsein, daß dazu eine
Machtkonzentration vorhanden gewesen sein mußte, die sich unter nüch-
ternster politischer Einschätzung eine Realisierungschance ausrechnen
durfte, solches überhaupt vorzunehmen. Denn bereits zur damaligen Zeit
muß allen an diesem Konzept Beteiligten völlig klar gewesen sein, nicht
nur, was mit diesem Konzept kurzfristig angestrebt wurde, sondern auch,
welche Konsequenzen sich langfristig daraus ergeben mußten. Die direkte-
ste Konsequenz war, daß die herrschenden Plutokraten abtauchen mußten,
um als Mitglieder eines frisch aus der Taufe gehobenen jüdischen Volkes
neu aufzutauchen. So, wie sie gezwungen waren, die vorangegangenen
93
Nur, was noch weitaus bedeutsamer war, das waren die langfristigen Aus-
wirkungen ihres Konzeptes. Und diese waren nichts Geringeres, als daß
diese Gruppe zur Erhaltung bzw. Erfüllung ihrer eigenen materialistischen
Machtgier und Beherrschungssucht sich dazu entschlossen hatte,
Auf dieser Grundlage entstand in der Folgezeit, also nach dem Jahre 700,
ergänzt um die 300 erfundenen Jahre, also erst nach dem Jahr 1000, das
völlig neue, heute bekannte Geschichtsbild von der antiken Zeit des
Abendlandes. So wurde über 800 Jahre (zeitlich gesehen natürlich nur 500
Jahre, wenn wir die 300 erfundenen Jahre in Abzug bringen) ein großes
Tuch gedeckt, auf dessen Oberfläche ein völlig neues Geschichtsbild auf-
gemalt wurde. Wie umfassend dieses Geschichtsbild ist, welches seither
jedermann präsentiert und als Information geistig implantiert wurde, das
bestätigt nicht zuletzt die wunderliche Geschichte des Khasarenreiches, auf
die noch später einzugehen ist.
von ihm geschaffene Buch, den Koran stützte, sich selbst in eine
hierarchisch höherstehende Stellung hineinzudichten.
Wenn nun der islamische Gott zwar seinen Propheten zu den Ara-
bern, seinen Sohn, wenn auch in die gleiche Region, aber statt zu
ihnen zu den Juden, dem neuen Volk der Händlerplutokraten, ge-
schickt hatte, die nicht nur der Hilfe eines Propheten, sondern nun
gar der Hilfe von Gottes eigenem Sohn bedurften, dessen Wirken
dann mit der Vertreibung der Juden im Jahre 70 als neuer jüdisch-
christlicher Glaube nach Rom kam, woraufhin Jahrhunderte später
der römische Kaiser die Funktion des Stellvertreters Gottes über-
nommen hatte, der zuvor im Rahmen der (erdachten) Teilung des
Imperiums auch nach Konstantinopel gekommen war, während der
römische Teil des Imperiums Jahrhunderte später von barbarisch-
germanischen, insbesondere aber ungläubigen Horden ausgelöscht
wurde, so war damit der christliche Glaube der dem gemeinsamen
christlich-islamischen Gott nähere und der römische Kaiser das ei-
gentliche Oberhaupt von Christentum und Islam. So in etwa könnte
das erste politische Konzept Konstantinopels ausgesehen haben,
das nach dem Jahr
1100 mit dem Gedanken von (ost-)römischem Papst und („deutschem")
Kaiser nach Europa gelangte. Dieser Gedanke wurde getragen und
begleitet von der untergetauchten plutokratischen Führungsschicht,
die dann in bzw. mit den norditalienischen Stadtstaaten, nun völlig
neu kostümiert, wieder auftauchte. Nach dem Jahr 1100 rollte der
christliche Großangriff gegen Europa.
1096 Mit diesem Jahr und dem damals stattfindenden ersten „Kreuzzug"
zeigen sich allgemein sichtbar die ersten Auswirkungen der Chri-
stianisierungsbemühungen, die ihre ersten Erfolge in den altrömi-
schen Provinzen Italiens und Südfrankreichs hatten. Subtrahiert
man nun vom Jahr 1096 die 300 hinzugefügten Jahre, so sind wir
zeitlich bei Karl dem Großen, seiner christlichen „Missionierung"
und den sogenannten Sachsenkriegen angekommen. Nur war es
kein Frankenkönig, der diese Kriege führte, sondern der in Italien
residierende Vize-Kaiser, der die tatsächliche „Missionierung" der
Sachsen, also der zentraleuropäischen Stämme der Germanen,
durchführte. An fehlender Kreativität, selbst bei der Schaffung von
96
Wie die faktische Geschichte zeigt, ist der politische Plan zur Unterwer-
fung des Islam gescheitert. Wollte das Plutokratenimperium (später Empi-
re, heute Global Player Gesellschaften genannt) dieses Scheitern nun nicht
als endgültiges Ergebnis akzeptieren, was gleichbedeutend mit dem Warten
auf den eigenen Untergang gewesen wäre, so blieb nur noch eine Alterna-
tive: eine Anpassung der nun einmal begonnenen Arbeiten, um damit,
wenn schon nicht gegen den Islam, so aber gegen die germanische Ord-
nung angehen zu können. Wenn schon die islamische Welt nicht Willens
war, sich dem (ost-) römischen Kaiser zu unterwerfen, so blieb als letzter
Rettungsanker nur, dies im Abendland, bei den Germanen, zu versuchen.
Wollte man bei diesem Vorhaben nun nicht mit völlig fremden orientali-
schen Geschichten daherkommen, so war zuvor noch eine germanennahe
98
So wurden neben einer neuen Religion auch die Anfänge einer neuen Ge-
schichtsschreibung erdacht, die vorgab, das verantwortlich agierende römi-
sche Imperium selbst sei bereits vor Hunderten von Jahren untergegangen.
Das seit mehr als 1500 Jahren bestehende römische Plutokraten-Imperium
sah sich zum zweiten Mal zu einer Großaktion gezwungen, um der eigenen
Vernichtung zu entgehen. Wo sich nach dem Jahre 200 noch alle Kräfte
eines Imperiums in eine neue Metropole retteten, vollzog sich nun 800
(500) Jahre später ein ähnlicher Vorgang in Richtung der dabei aufgebau-
ten norditalienischen Stadtstaaten. Auch diesmal wurde bei der Rettung auf
nichts verzichtet. Neben den riesigen materiellen Reichtümern der Füh-
rungsgruppe wurde auch der Machtapparat Konstantinopels so lange bei-
behalten und genutzt, insbesondere dessen Militär, bis im 15. Jahrhundert
dann völlig darauf verzichtet werden konnte, denn durch die, weit vor Co-
lumbus, selbst schon wirtschaftlich, stattgefundene Entdeckung Amerikas
hatte sich „der Nabel der Welt" zwischenzeitlich erheblich verlagert. Nicht
mehr, wie zu allen vorherigen Zeiten, im offenen Auftreten und Kampf
konnten sie in weiterer Zukunft ihren Beherrschungsanspruch vertreten
und durchsetzen bzw. ihre einzig auf angehäuftem materiellen Reichtum
basierende Macht erhalten, sondern nur Betrug und Täuschung konnte zu
allen kommenden Zeiten ihr Überleben sichern. Die historischen Wahrhei-
ten waren damit zu Relikten der Antike geworden, über die sich neue Ent-
wicklungen hinweggesetzt hatten.
Die dann folgenden Zeiten waren bestimmt von der Durchsetzung des er-
fundenen Christentums mit allen Mitteln. Nur kam es dabei letztlich so,
wie Hunderte von Jahren später jemand schrieb: Die Geister die ich rief,
die wurde ich nicht mehr los. Der christlich-materialistisch infizierte bzw.
eingesetzte Adel der Germanen, gelockt von neuen Machtgelüsten, gab
wenig auf die Pläne und Ziele des römischen Imperators, nahm sich vom
angebotenen Christentum das, was er zur eigenen Machterhebung benötig-
te („von Gottes Gnaden"), und nahm die weitere Gestaltung der Abläufe in
die eigenen Hände. Wenn auch im Jahre 1453 nun das römische Imperium
angeblich zum zweiten Male sein Ende fand und Konstantinopel aufgege-
ben werden mußte (was nicht besagen soll, daß die so flexible und reiselu-
stige römisch-plutokratische Herrschaftsschicht vom gleichen Schicksal
betroffen wurde), so hat doch dieser uralte materialistisch-imperialistische
Geist die gesamte weitere Entwicklung dieser Welt bis heute bestimmt und
dominiert. Die zu allen materialistischen Zeiten bestehende Plutokraten-
herrschaft hat also nicht etwa ihren Grund in der Rasse oder der Religion
der Plutokraten, sondern sie ist eine Zwangsläufigkeit, die sich einzig aus
dem materialistischen Denken ergibt.
Nachdem wir mit der Welt der Germanen den Boden der geschichtlichen
Realität verlassen hatten, haben wir uns bisher fast nur über frei erfunde-
nem Grund bewegt. Erst im folgenden Kapitel finden wir den Anker, nach
dem wir bisher vergeblich gesucht haben.
101
Urheber der Kreuzzüge war angeblich der (noch längst nicht existente)
katholische Papst Urban II., der auf einem Konzil in Clermont im Jahre
1095 zu den Kreuzzügen aufrief. Nur, wer hätte ihn hören können und
wollen? Schon seit Jahren soll der Hilferuf des (ost-)römischen Kaisers
durch diese Zeit geschallt sein, der, nachdem die Notlage seines Reiches
(das eigentlich nichts anders als ein Handelsimperium war) durch den an-
haltenden Druck der vorrückenden Heere unter den Fahnen des Islam im-
mer größer geworden sein soll, letztlich gar um seine (Herrschafts-
)Existenz fürchten mußte.
Eine solch unsinnige Geschichte kann sich nie ereignet haben. Weder kann
es einen Aufruf in Clermont gegeben haben, das als Stadt noch gar nicht
existierte, noch konnte zu einem Kreuzzug aufgerufen werden bei einem
Volk, dem das Christentum völlig unbekannt war, noch kann das Jahr 1095
stimmen, da die Krise Konstantinopels schon Jahre, wenn nicht gar Jahr-
zehnte zuvor, äußerst angespannt war, noch würde je ein Politiker die
Schwäche seiner Position jedermann durch einen Aufruf bekanntgeben,
was einer Eselei der Weltgeschichte gleich käme. Mit dem Ereignis der
Kreuzzüge, insbesondere des 1. Kreuzzuges, fällt ein Lichtschein durch
alle künstlichen Geschichtsnebel, werden die Ungereimtheiten so kompakt,
daß jeder fast schon genötigt wird, sich diese Geschichten etwas genauer
anzusehen. Wir sind an dem Punkt angekommen, wir treffen auf ein Ereig-
nis, das gleich einem Hammer das gesamte zusammengefälschte Ge-
schichtsbild in einen Scherbenhaufen verwandelt.
102
Wir wollen uns dem Bild, welches die Historiker von diesen Vorgängen
entworfen haben, in mehreren Schritten nähern. Zunächst soll das noch
immer bestehende Gesamtbild kurz zusammengefaßt werden, das den mei-
sten Lesern, wenn überhaupt, bestenfalls noch von der Schulzeit bekannt
ist.
Anläßlich des Abschlusses eines Konzils in Clermont erging 1095 von dem
Papst Urban II. der Aufruf zur Durchführung eines Kreuzzugs gegen die
Heiden des Morgenlandes, die die heiligen Stätten erobert hätten. Dieser
Aufruf führte zu zwei parallelen Entwicklungen. Bei den links und rechts
des Rheins wohnenden Germanen führte der Aufruf des Papstes zu einer
solchen Begeisterung unter den Bauern, daß sich diese spontan unter aben-
teuerlichsten christlichen Führern in den Städten Trier, Mainz und Köln
zum später als „Kreuzzug der Bauern" bezeichneten Teil des 1. Kreuzzuges
zusammenfanden. Von diesen drei Städten ausgehend setzten sich dann
auch nicht irgendwelche Kriegsheere nach Südosten in Bewegung, sondern
103
Was sich aus dieser Schilderung zumindest erkennen läßt, das ist die isla-
mische Bedrohung, die bereits im Jahre 1096 äußerst dicht an Konstanti-
nopel herangerückt war. Als eine zweite wichtige Aussage ist in dieser
Schilderung enthalten, daß alle Teilnehmer dieses Teils des 1. Kreuzzuges
vernichtet wurden oder irgendwo verschwanden. Ein Nachweis, daß es
tatsächlich die Seldschuken waren, die diese Züge vernichteten, liegt nicht
vor. Ebenfalls ungesichert ist, ob einer dieser Züge Konstantinopel je er-
reicht hat, d.h., ihre Vernichtung kann genauso gut auf damals oströmi-
schem Gebiet, zu dem auch der Balkan zählte, erfolgt sein. Was dann noch
wie ein Sahnehäubchen die Schilderungen der wilden, aus Europa aufbre-
chenden Kriegshorden des 1. Kreuzzuges abrundet, das sind die Misseta-
ten, die sowohl von den Bauern, als parallel auch von den Teilnehmern des
2. Teils des Kreuzzuges, den Rittern, gegenüber die „europäischen" Juden
begangen worden sein sollen.
104
Beiden Teilen des ersten Kreuzzuges gemein ist, daß sie beide mit Mitteln
ausgestattet worden sein sollen, die den geldverleihenden, „seit Jahrhun-
derten in Europa ansässigen Juden" abgepreßt oder die ihnen unter An-
wendung von Mord und Totschlag geraubt wurden. Mit diesen Vorgängen
wird die nicht ganz uninteressante Frage beantwortet, woher denn sowohl
die Bauern und noch weitaus mehr die Ritter die Mittel und Ausstattung
hatten, um überhaupt bis nach Konstantinopel zu gelangen. Entsprechend
der uns vorliegenden Geschichte stammten alle Mittel von irgendwelchen
Juden. Und wie waren diese an die Mittel gelangt? Durch die Verleihung
von Geld. Nur war Geld etwas, was bis zu diesem Zeitpunkt im gesamten
Abendland überhaupt nicht vorhanden war. Um dem „üblen Pack", wel-
ches sich in riesigen Horden nach Konstantinopel wälzte, den letzten Nega-
tivanstrich zu geben, haben es sich verschiedene Gruppen der Kreuzzügler
nicht nehmen lassen, die armen ausgeplünderten Juden dann auch noch in
großen Mengen zu erschlagen. Im Ergebnis also fast schon wieder höhere
Gerechtigkeit: erst wurden die Juden erschlagen, dann erwischte es auch
die deutsch-fränkischen Totschläger.
Daß es die Aufgabe der Templer war, die westlichen Regionen Europas zu
erobern, sie zu „missionieren" und unter ihre Gewalt zu bringen, hatte man
sich sehr klug in Konstantinopel ausgedacht. Ging es doch nicht nur dar-
um, die germanische Lebensordnung auch in diesen Gebieten zu zerstören,
sondern mußte dabei gleichzeitig verhindert werden, daß sich das gesamte
germanische Europa zu einer geschlossenen Großmacht, wenn nun auch
106
Wen erstaunt es da noch, daß selbst das so wichtige Archiv der Templer als
im Atlantik verschollen gilt. Nicht nur die Templer selbst, sondern auch ihr
Untergang ist eine solch abenteuerliche Geschichte, daß sich selbst heute
noch alle Historiker die Augen reiben. Allein wie es irgendeinem französi-
schen König (gemeinsam mit einem frisch aus der Taufe gehobenen katho-
lischen Papst) gelungen sein soll, die mächtigste Militärmacht des damali-
gen Europa ohne deren Zustimmung so einfach zu liquidieren, das ist tat-
sächlich nicht nur nicht nachvollziehbar, sondern völlig unsinnig. Wenn
wir nur vom Ergebnis ausgehen, so verschwand in kürzester Zeit der Rit-
terorden der Templer, wobei irgendwelche punktuellen Widerstände mit
brutalster Gewalt gebrochen wurden, und an seiner Stelle erscheint ein
neues Frankenreich. Nur, wie hatte dieses Frankenreich in einer Region, in
der zuvor ausschließlich der Orden mit der ihm eigenen Brutalität herrsch-
te, anders entstehen können, als aus dem Orden selbst? Mußte nicht erst
das eine untergehen, bevor das andere, das neue Frankenreich, überhaupt
entstehen konnte? So muß wohl auch die Geschichte vom „Untergang des
Templerordens" als frei erfunden eingestuft werden. War dieser „Unter-
gang" doch nichts anderes, als die Umwandlung des Ordens in das landad-
lige französische Königsreich. Daraus ist nun auch abzuleiten, daß es die
letzten beiden Kreuzzüge entweder nie gegeben hat, was ihre katastropha-
len Ergebnisse nur bestätigen würde, oder daß es Züge des Templerordens
107
waren, denn ein französischer König konnte zu dieser Zeit schwerlich be-
reits existiert haben.
Damit wollen wir uns der Betrachtung der gar wunderlichen Geschichte
des 1. Kreuzzuges einen ersten Schritt nähern. Denn diesen Vorgängen
kommt eine fast schon dominante Bedeutung hinsichtlich der gesamten, bis
heute anhaltenden Entwicklungen zu. Dieser sogenannte 1. Kreuzzug war
nun nicht mehr eine der überarbeiteten Schilderungen aus einer uralten,
längst vergessenen Zeit, er war auch kein Ereignis, in dem irgendwelche
untergegangenen Stämme oder einzelne Fürsten usw. irgend etwas nicht
mehr Nachweisbares unternommen hatten. Sie sind auch kein Produkt ei-
ner allein schöpferischen Geschichtsschreibung, sondern mit den riesigen
Menschenzügen des 1. Kreuzzuges fand ein Ereignis statt, an dem nicht
nur große Menschenmassen hingemetzelt wurden oder einfach verschwan-
den, sondern es war ein Ereignis, das schon durch die ungewöhnlich große
Anzahl der daran direkt beteiligten und auch betroffenen Menschen weit
über die Teilnehmer hinaus in der gesamten damaligen Welt des Abend-
und Morgenlandes bekannt wurde und in beiden seine Spuren hinterlassen
hat. Mit anderen Worten: mit den Menschenzügen des 1. Kreuzzuges findet
ein Ereignis statt, welches so bedeutsam und nachhaltig auch in der Erinne-
rung jedes Einzelnen war, daß es niemandem je gelingen konnte, es völlig
aus dem Gedächtnis der Menschen auszulöschen. Die Züge der verschie-
denen Menschenmassen, meist mit einer angegebenen Kopfzahl von 10 -
20 Tausend, die später zu Teilen des 1. Kreuzzuges wurden, müssen eine
historisch gesicherte Wahrheit sein! Und dies nicht nur hinsichtlich der
verschiedenen Menschenzüge selbst, sondern auch, was ihre Datierung
betrifft! Nachdem wir das antike Rom mit Commodus im Jahre 192 n. Chr.
verlassen hatten, findet sich für Europa erst im Jahre 1096 wieder ein hi-
storisch gesichertes Ereignis! Von dem gesamten dazwischenliegenden
Zeitabschnitt wurde während der Renaissance alles ausgetilgt und durch
ein völlig neues, einzig auf gefälschte Dokumente gestütztes, Bild ersetzt.
Mit dem I. Kreuzzug treffen wir die ersten gesicherten Nachweise, sowohl
vom Auftreten des Christentums, als auch zu der gegen Europa ausgerich-
teten Politik Konstantinopels, die beide dem gleichen politischen Gedan-
ken entstammten. Daß dieser Nachweis von der Existenz des Christentums
bereits seinerzeit möglichst jedem Lebewesen in den ausführlichsten
108
Schilderungen zur Kenntnis gebracht wurde, lag nicht zuletzt auch im In-
teresse all derer, die sich so viel von der Unterstützung des Abendlandes
versprachen.
Bevor wir uns mit dem Kreuzzug selbst beschäftigen, müssen wir uns noch
mit der damaligen Situation befassen, in der sich das (ost-)römische Reich
befand. Seit Jahrhunderten wurde es von Konstantinopel aus regiert, nach-
dem das antike Rom aufgegeben worden war. Während dieser Jahrhunderte
hatten sich innerhalb der Herrschaftsstrukturen erhebliche Veränderungen
ergeben. War zu altrömischen Zeiten die militärische Überlegenheit die
zentrale Grundlage aller imperialen Macht, wurden unter deren Einsatz
Provinzen erobert und danach wirtschaftlich ausgebeutet, so hatten sich die
Methoden in Konstantinopel zwischenzeitlich vollständig verändert. Statt
militärischer Eroberungen war die Entwicklung dahin gegangen, nicht zu-
letzt dank der vorzüglichen Lage Konstantinopels, sich allein auf das Er-
gebnis aller militärischen Unterwerfungen zu konzentrieren, auf die wirt-
schaftliche Ausbeutung. Die gesamte Macht des (ost-)römischen Reiches
resultierte im 11. Jahrhundert nur noch aus der Beherrschung und Kontrol-
le des Handels. Dies hatte den Vorzug, daß selbst der Aufwand zur Unter-
haltung großer militärischer Einheiten entfallen konnte, ohne daß der wirt-
schaftliche Erfolg deshalb geringer war. Das einzige, was noch an die rö-
mischen Zeiten erinnerte, das war der innerlich gleichgebliebene Materia-
lismus und die daraus resultierenden Herrschaftsstrukturen. Wie in Rom,
so bestimmten auch in Konstantinopel einzig die Reichen und Superrei-
chen, die Plutokratenfamilien, die politischen Geschicke des Reiches der
Handelsplätze (heute würde man von Märkten oder Börsen sprechen). Nur
kam dieser Reichtum nicht mehr aus offen erkennbar unterdrückten und
ausgepreßten Provinzen, sondern aus der Beherrschung der Handelsge-
schäfte (was letztlich aber das Gleiche ist). Wo zu altrömischen Zeiten jede
militärisch eroberte Provinz zuerst ihre Freiheit und Selbständigkeit unter
einer römischen Verwaltung verlor, da konnten die Konstantinopler Händ-
ler auf solche Zwangsmaßnahmen ganz freimütig verzichten. Hatte es sich
doch gezeigt, daß sich mit der Beherrschung der Versorgung, der Preisge-
staltung und des Handels, also der Kontrolle über die Verteilung des
Wohlstandes, erheblich leichter eine politisch weitaus größere Abhängig-
keit und ausbeutende Unfreiheit erreichen ließ, als mit den alten Methoden.
109
Und Konstantinopel? Wie mußte sich diese Entwicklung für seine Händler,
insbesondere aber für seine plutokratischen, superreichen Händler darstel-
len? Eine Katastrophe. Eine wirtschaftliche und eine politische Katastro-
110
phe. Im Norden, in Europa, stand noch immer die germanische Welt, unan-
greifbar in ihrer idealistischen und herrschaftsfreien Ordnung, und nun
auch im Süden eine idealistisch geprägte, wenn auch nie ganz herrschafts-
frei werdende islamische Ordnung, gegen die Konstantinopel ebenfalls
über kein geeignetes Machtmittel verfügte. Wollten die Händler mit ihrer
Metropole und ihrem menschenverachtenden Materialismus nicht in kürze-
ster Zeit ihren spätantiken Untergang erleben, so blieb ihnen nur der Weg,
die eigene Politik völlig neu zu überdenken. Noch hatten sie ja die größten
materiellen Reichtümer der Welt in ihren Händen, noch war bei ihnen das
höchste politische Wissen konzentriert.
Also nicht nur ein neuer Glaube, auch ein eigenes neues Volk mußte
her!
sellschaft, wenn auch diese Ordnung immer nur den Zwecken der
Stärksten, der Plutokraten, diente.
2. Als Klammer wählten sie das gleiche Mittel, wie es der Islam vorge-
führt hatte, einen eigenen Glauben. Die Grundlagen für den für sie am
besten geeigneten fanden sie in den Aufzeichnungen eines längst in der
Geschichte untergegangenen Volkes der Juden, zu deren Nachkommen
sie sich nun ernannten.
3. In direkter Anlehnung an die altjüdischen Geschichten konstruierten
sie dann den christlichen Glauben, in dessen Mittelpunkt sie eine jüdi-
sche Fabelfigur stellten. Da nun aber der Befreier Mohammed nach-
weislich gelebt hatte, also eine geschichtliche Person war, er im Islam
aber „nur" als Prophet verherrlicht wurde, so sahen sich die Konstanti-
nopler Politiker gezwungen, nun auch ihre Fabelfigur geschichtlich zu
machen. Sie wählten einen Jesus von Nazareth, legten seine Zeit in die
eigene römische Vergangenheit, erhoben ihn dabei auch gleich zu Got-
tes Sohn und machten den eigenen, den (ost-)römischen Kaiser zu sei-
nem obersten Interessensverwalter auf Erden, zum pontifex maximus,
dem Oberpriester des Christentums.
Nur eines an der heute bekannten Geschichte des Jesus von Nazareth kann
so nicht in Konstantinopel erdacht worden sein: sein Tod, bzw. die dafür
Verantwortlichen! Denn wer würde je eine Geschichte erfinden und als
historisch wahr in die Welt setzen, in der er sich selbst zum Schuldigen am
Tod von Gottes Sohn macht? Die christliche Geschichte kann, zumindest
an der Stelle, an der dem neu geschaffenen Volk der Juden die gesamte
Verantwortung für den Kreuzigungstod des christlichen Erlösers zuge-
schoben wird, niemals der Version entsprechen, wie sie ursprünglich in
Konstantinopel erdacht wurde! Die jüdische „Schuld" im „heiligen" Buch
der Bibel unterzubringen, kann also nur eine spätere Anpassung sein, die
von solchen politischen Kräften vorgenommen wurde, die für die eigenen
Interessen zwar unbedingt die christliche Lehre benötigten, die sie aber mit
geringst möglichen Veränderungen, allein durch einen moralischen Trick,
nun dermaßen umgestalteten, daß damit das Christentum, zumindest mora-
lisch, über das Judentum gestellt wurde. An diesen Punkt aber werden wir
noch kommen. Halten wir hier nur fest:
113
Erst als diese innere Reorganisation abgeschlossen war, konnte das neu-
strukturierte Konstantinopel daran gehen, sich seiner eigentlichen, seiner
außenpolitischen, Aufgabe zuzuwenden.
Was ebenfalls noch in diese Epoche der großen Schöpfungen fiel und was
selbst heute, fast 1000 Jahre später, den Menschen auf dieser Erde noch
immer ihr Leben zur Hölle macht, ist der damals vollzogene „Qualitäts-
sprung" dessen, was als Politik bezeichnet wird. Erstmals wurde die
menschliche List nicht nur zum politischen Betrug „aufgewertet", sondern
hier wurde sie zum konzeptionellen politischen Betrug strukturiert.
einzige, was es wirklich gegeben haben muß und auch gegeben hat, das
waren die Züge der Menschen, die als „Kreuzzug der Bauern" in den Ge-
schichtsbüchern stehen. Sie bilden den eigentlichen Kernpunkt der Ge-
schichtsschreibung vom 1. Kreuzzug!
Was nun den 1. Kreuzzug betrifft, so fällt auf, daß zwei völlig getrennte
Entwicklungen, die zwar zeitlich parallel, ansonsten aber völlig eigenstän-
dig vor sich gegangen sein sollen, ihren Zusammenhang dadurch erhalten,
daß ihnen ein gemeinsamer Anlaß untergeschoben wird, eben jener besagte
Aufruf des Papstes Urban II. Ansonsten könnten die beiden Teile des 1.
Kreuzzuges kaum unterschiedlicher abgelaufen sein. Weder in der regiona-
len Herkunft, ihrer Zusammensetzung, in der Ausstattung und Organisati-
on, noch im Erfolg und damit in ihrer politischen Bedeutung gab es ir-
gendwelche Gemeinsamkeiten. Da hatte angeblich ein Papst seinen „er-
greifenden" Aufruf erlassen, um dann die gesamte weitere Entwicklung
sich selbst zu überlassen. Während die Züge der Bauern mit ihrer völligen
Vernichtung geendet haben sollen, gelang es dem sich daran anschließen-
den Zug der Ritter, die gesamte südliche Mittelmeerküste von Konstanti-
nopel bis hin nach Jerusalem zu erobern. Nur war weder der Kreuzzug der
Bauern, noch der der Ritter je darauf angelegt, die heiligen Stätten Jerusa-
lems von im christlichen Sinne ungläubigen Moslems zu befreien. Denn
nicht die „Befreiung" Jerusalems, sondern die Rettung der in Konstantino-
pel residierenden Händler-Plutokratie war der Zweck dieser Züge, die
115
Rückgewinnung von Märkten war das Nah-Ziel, was selbst aber wieder nur
zwei Phasen in einem weitaus umfassenderen politischen Konzept umfaß-
te.
Zwar zeigen auch diese Phasen längst noch nicht den gesamten Umfang
des politischen Gesamtkonzeptes, sind zum Verständnis des 1. Kreuzzuges
aber völlig ausreichend. Das weit über diese Phasen hinausgehende Kon-
zept hatte noch ganz andere Dimensionen, auf die später noch einzugehen
ist.
Die Phase 0 beinhaltete die Schaffung eines jüdischen Glaubens, über den
sich die Plutokraten mit der gesamten Bevölkerung Konstantinopels zu
einem neugegründeten jüdischen „Volk der Händler" zusammenschlossen.
Dieses neue „Volk", dieser Zusammenschluß, war nun nicht etwa nur auf
die Händler Konstantinopels begrenzt, sondern umfaßte alle Einwohner
Konstantinopels, von den Sklaven einmal abgesehen. Darüber hinausge-
hend war die Mitgliedschaft zum neuen Volk natürlich auch gut für die
Geschäfte, die nach Möglichkeit so abgewickelt wurden, daß die Profite
innerhalb des eigenen „Volkes" verblieben.
Defakto war damit das zuvor (ost-)römische Reich bereits unter- und
nun auch formal in ein Reich der Händler-Plutokraten übergegangen.
Nach der Gründung des neuen „Volkes" unter der Regie der durch ihr per-
sönliches Vermögen strukturierten Händler-Kaste war die gesamte Ge-
116
Nach diesem Schritt, mit dem die Händler-Plutokraten sich mit der Bevöl-
kerung Konstantinopels ein Volk geschaffen und diesem einen Herren-
glauben aufgepfropft hatten, wurde vorbereitend für den nächsten politi-
schen Schritt die Konzeption des auf dem jüdischen Glauben aufbauenden
Christentums in Angriff genommen. Dazu reichte es nun allein nicht aus,
einzig die Glaubensgrundlagen zu entwickeln, sondern das neue Christen-
tum mußte auch personell ausgestattet werden, zumindest mußte ein An-
führer und eine Gefolgschaft her. Zum Oberhaupt erklärte sich der Kaiser
selbst, womit er die Position des Oberpriesters einnahm, was nach der gül-
tigen Geschichtsschreibung aber bereits 313 erfolgt sein soll. Unter dessen
Führung wurden dann die künftigen Missionare und Mönche, die geistige
Stoßtruppe des Christentums, in Konstantinopel rekrutiert und ausgebildet.
Wo in dieser neuen christlichen Lehre der größte Feind des Menschen, die
Sünde, zu suchen war, bringt insbesondere die christliche Lehre „der ersten
Stunde", das orthodoxe Christentum, noch heute zum Ausdruck. Die Sünde
ist im Grunde nicht die Gesamtheit von „Vergehen gegen die Moral", wie
dies christliche Kreise oft annehmen, sondern die Sünde ist eine Handlung,
die der menschlichen Freiheit entspringt! „Der freie Wille", betont Johan-
nes von Damaskus, „ist der erste Gegenstand der Sünde"! Deutlicher kann
es wohl kaum gesagt werden. Deutlicher kann keine Verpflichtung zur
117
Zur Grundlage der beiden neuen Religionen, des Juden- und des orthodo-
xen Christentums, wurde eine Geschichte, die zur allgemeinen Verbreitung
in einem Buch aufgeschrieben wurde, dem man den Titel Bibel (griech:
biblia: die Bücher) gab. Nur, wenn die neue Lehre schnell verbreitet wer-
den sollte, wenn sie zumindest von den neuen Priestern zunächst einmal
überhaupt nur gelesen werden sollte, so muß dieses Buch in einer Sprache
geschrieben worden sein, die zumindest die Priester beherrschten. Eine
Sprache zu wählen, die niemand verstand, wäre also äußerst unsinnig ge-
wesen. Nur, Latein, die Sprache, in der die Bibel später in Europa auf-
tauchte, verstand in ganz Konstantinopel um das Jahr 1050 außer den Ge-
lehrten wohl niemand mehr, d.h., die Bibel der damaligen Zeit muß in der
in Konstantinopel gängigen Sprache, also in griechisch, verfaßt worden
sein!
Allein vom logischen Ablauf her mußten zunächst die Händler sich zum
neuen jüdischen Volk und Glauben zusammenschließen und bekennen,
bevor im nächsten Schritt die christliche Hefe angesetzt werden konnte. Da
es sich dabei um den Führungskader des künftigen Christentums handelte,
dem auch die politische Absicht der gesamten Schöpfung bekannt war, und
aus dem sich jeder seine künftigen Pfründe selbst ausrechnen konnte, dürf-
te es nicht weiter schwierig gewesen sein, hier entsprechend geeignetes
Personal zu finden. Es darf wohl davon ausgegangen werden, daß die
christliche Grundausbildung, wie auch die Schaffung der für die künftige
Arbeit benötigten Unterlagen und Bilder, in mehreren Jahrzehnten abge-
schlossen werden konnten. Da dann sicherlich keine Zeit versäumt wurde,
um nun auch den außenpolitischen Zweck des ganzen anzugehen, dieser
erstmals mit dem „1. Kreuzzug" im Jahre 1096 sichtbar in Erscheinung
trat, muß die große Zeit der Schöpfung von neuer konzeptioneller Politik,
von Juden- und Christentum, um das Jahr 1050 datiert werden.
118
Das Konzept der (ost-)römischen (wir wollen sie auch weiterhin so nen-
nen) Politiker, das immer auf eine Beherrschung von Morgen- und Abend-
land, also der damaligen Welt, ausgerichtet sein mußte, setzte also zwin-
gend die Vernichtung der germanischen Lebensordnung und die völlige
Unterwerfung der germanischen Stämme voraus. Jeder direkte Angriff aber
würde immer an der Geschlossenheit und der potentiellen militärischen
Stärke der germanischen Stämme scheitern. Ein Angriff konnte also nie-
mals direkt erfolgen, sondern bedurfte einer klugen politischen Vorberei-
tung. Für einen direkten Angriff fehlten dem Händler-Imperium einfach die
Macht und die Mittel. Außerdem wollte man doch nicht zu altrömischen
Unterdrückungszeiten und -methoden zurückkehren. Auch sollte die Erobe-
rung und Unterdrückung weitaus dauerhafter sein, als es die des römischen
Imperiums je gewesen war.
119
Das einzige Mittel, mit dem die von Konstantinopel benötigten Menschen
aus dem Zentrum der germanischen Kultur und Lebensordnung zusam-
menzubringen und in Bewegung zu setzen waren, mußte sich immer an den
Werten orientieren, wie sie der idealistischen germanischen Welt seit Jahr-
tausenden zu eigen waren. Nicht irgendwelche christliche Begeisterung,
die dem 1. Kreuzzug erst nachträglich untergeschoben wurde, auch nicht
irgendwelche materialistische Beutegier, sondern noch immer die alte
Hoffnung auf eigenes Land, welches ihnen nur im Namen des (ost-) römi-
schen Kaisers versprochen worden sein konnte, muß und kann nur das
einzige Mittel gewesen sein, um die Menschenzüge zu ihrer Wanderung
nach Konstantinopel zusammenzubringen.
Aus dem germanischen Stammesgebieten des Westens und der Mitte Euro-
pas fanden sich nicht etwa irgendwelche Kampfverbände und Kriegshau-
fen zusammen, sondern, wie schon in all den Jahrhunderten zuvor prakti-
ziert, als kleine und kleinste Gruppen aufbrachen um freies Land zu besie-
deln, trafen sich auch diesmal nur solche, die sich eine neue, freie Existenz
davon versprachen. Nicht zu einem Kriegszug im Interesse Konstantino-
pels hatten sich „Kind und Kegel" zusammengefunden, sondern Verspre-
chungen von freiem Siedlungsland ließen diese Menschen nach Südosten
ziehen. Da auch zur damaligen Zeit wohl niemand, allein schon wegen der
klimatischen Bedingungen, mit Siedlungsland in Orient je hätte gelockt
werden können, das angebotene Land also im europäischen Teil des (ost-
)römischen Reiches gelegen haben muß, so kann das Massaker an diesen
Menschenzügen auch nicht von den Seldschuken, sondern muß, wenn
überhaupt, von den Truppen Konstantinopels irgendwo im südöstlichen
Europa begangen worden sein.
Dazu findet sich nun eine sehr interessante Parallele in der offiziellen Ge-
schichtsschreibung. Nur datiert diese mehrere hundert Jahre früher, näm-
lich in der Zeit des Kaisers Justinian II., der von 685 - 695 regierte. Dieser
Justinian II. soll eine völlig neue Siedlungspolitik in großem Stil betrieben
haben, mit der er zuvor verödete Gebiete durch die Ansiedlung von Bauern
wieder neu belebte. Damit aber noch nicht genug. Der Abschluß dieser
Siedlungspolitik soll zu einer so grundlegenden Veränderung geführt ha-
ben, wie sie ansonsten nur mit einer Änderung der gesamten Lebensord-
120
nung erreicht werden kann: „Die Schicht der Freibauern und nicht mehr
der auf Sklavenarbeit aufgebaute Großgrundbesitz dominierte seither die
Wirtschaft" (Otto Mazal: Handbuch der Byzantinistik, 1989)! Man stelle
sich einmal vor: freie Bauern dominieren in einer Händler-Plutokratie!
Weitaus eher als freie Bauern hätten diese die Pest zugelassen. Wenn
schon freie Bauern kamen, so mußte diesen zuerst genau diese Freiheit
genommen werden. Außerdem hätte jede Neuansiedlung immer nur in
einer Randprovinz erfolgen dürfen. Denn einzig dort, und am besten in
einer Region, die sich zum Puffer gegen unliebsame Nachbarn eignet, wird
ein kluger materialistischer Politiker die Ansiedlung freier Bauern je zulas-
sen. Nur kann ein solcher Vorgang nicht in der Zeit von 685 - 695, sondern
er dürfte erst im Jahre 1096 stattgefunden haben. Aber nach der Ge-
schichtsschreibung Konstantinopels konnte das Freibauerntum kaum länger
als bis in die Zeit von 856 - 866 existiert haben. Denn in dieser Zeit bereits
soll der Patriarch Photios die christliche Missionierung der Bulgaren und
Russen sowie die des Mährenreiches initiiert haben, der 870 die Christiani-
sierung Serbiens gefolgt sein soll. Denn mit dem Einzug des Christentums
war zwangsläufig immer und überall jedes Freibauerntum beendet.
Manchmal zerfällt ein Lügengebäude allein schon an seinen inneren logi-
schen Widersprüchen. Und davon soll an dieser Stelle noch eine ganz an-
dere Geschichte angesprochen werden. Die Geschichte des Khasarenrei-
ches.
Das Khasarenreich ist jenes osteuropäische Reich, aus welchem der Groß-
teil des heutigen jüdischen Volkes stammen soll. Wer sich für diese, an
Abenteuerlichkeit nur schwerlich zu überbietende, Geschichtsschreibung
interessiert, dem sei das Buch „Der dreizehnte Stamm" von Arthur
Koestler empfohlen. Denn schon aus den Schilderungen der dort verwen-
deten Quellen läßt sich manches auch für das tatsächliche Geschehen ablei-
ten. Daher soll an dieser Stelle kurz die zusammengestümperte Geschichte
Osteuropas angesprochen werden.
Wenn nun, wie auf der Karte eingezeichnet, die Goten/Bulgaren sich im
Jahre 1096 bis vor die Tore Konstantinopels ausgedehnt hatten, Kleinasien
zu diesem Zeitpunkt weitgehendst islamisch geworden war, so war in der
Konsequenz das oströmische Imperium auf einen Stadtstaat zusammenge-
schmolzen. Das wiederum besagt, wollten die Politiker dieses Stadtstaates
ein neues, ein jüdisches Volk in einer überlebensfähigen Größenanzahl
schaffen, daß es dann nötig war, alle Bewohner Konstantinopels, also den
gesamten Stadtstaat, zum jüdischen Volk zusammenzufassen.
Welche Mittel zuvor das neue Volk der Juden und dessen Christenkaiser
angewendet hatten, um den Raum vor der Haustür Konstantinopels men-
schenleer zu machen, das muß hier ungeklärt bleiben. Nur scheint dazu der
Hinweis auf die später in ganz Europa wütenden Pestkatastrophen zumin-
dest genauso erwähnenswert wie die Möglichkeit, daß es nur eine Frage
des Preises gewesen sein dürfte, um den Khan der Kosaken für Kriegszüge
gegen seine gotischen Nachbarn zu motivieren. Denn Konstantinopel war
nicht nur eine Hochburg von Handel und Politik, sondern auch die der
Korruption.
Und es war eine phantastische Geschichtsschmiede. Für alle, nicht nur für
die dortigen, Fälscher war es immer dann recht einfach, historische Vor-
gänge zu erfinden oder umzudichten, wenn man sowohl den Beginn als
auch das Ende der Geschichte zur gleichen Zeit beschreiben konnte, wenn
also die Veränderung in der Zeit ihrer Beschreibung längst überholt und
vergangen war. So lassen sich beliebige Veränderungen, auch wenn sie nie
stattgefunden haben, ganz einfach in die Abläufe einfügen.
124
Nach der heutigen, von niemand anderen als den aus Konstantinopel
stammenden Geistern geformten, Geschichte verschafft aber erst die an-
geblich vollständige Vernichtung der Bauernzüge dieser Geschichte die
Grundlage dafür, den dann folgenden orientalischen Kriegszug der Ritter
personell von anderswoher, eben aus Frankreich, Italien und der Norman-
die, auszustatten. Da aber etwas anderes als diese Züge der Bauern nicht
stattgefunden hat (weil ganz Europa eben nur von Bauern und Handwer-
kern besiedelt war) und erst nach dem Untergang der Bauernzüge ein
Kreuzritterheer auf der orientalischen Bühne auftauchte, so kann diese
widersprüchliche Darstellung nur dann aufgelöst werden, wenn es eine
vollständige Vernichtung der Gesamtheit der Bauernzüge nie gegeben hat.
Denn nur aus den Zügen der Hörigen können u.a. die danach durch die
Geschichte ziehenden Kreuzritter gebildet worden sein!
Mit diesem ersten Schritt des auf die Eroberung und Unterwerfung der
germanischen Welt zielenden Unternehmens war Konstantinopel ein poli-
tisch äußerst kluger und weitsichtiger Schachzug gelungen. Nicht nur, daß
damit der germanischen Stammesgemeinschaft bzw. dem Volkskörper
völlig gefahrlos ein Teil seiner Menschen entzogen werden konnte, son-
dern waren von diesem Vorgehen doch insbesondere solche Kräfte betrof-
fen, die zu allen Zeiten den Kern der gesamten militärischen Stärke der
germanischen Stämme gebildet hatten, die dazuge-Hörigen. Nach deren
Verlust mußte der gesamte weitere Abwehrkampf der mittel- und westger-
manischen Stämme von der tragenden Säule der Gemeinschaft selbst, von
den freien Bauern, geführt werden. Von solchen also, die die Grundlage
der Gemeinschaft bildeten, womit jeder Aderlaß, jeder einzelne Verlust,
immer sehr tiefgehende soziale und gemeinschaftspolitische Folgen haben
mußte. Mit jedem erschlagenen Bauer stand eine Familie vor dem Ruin,
was sich mit jedem weiteren Verlust zu einer sozialen Katastrophe auswei-
ten, was schlußendlich zum völligen Zusammenbruch der gesamten Ord-
nung führen mußte. Hinsichtlich der ostgermanischen Gebiete und Stäm-
me, die von dieser Art von Aderlaß verschont geblieben waren, kann die
Vernichtung der auch hier geltenden Ordnung nur durch die Einschaltung
tatarisch-mongolischer Hilfskräfte erreicht worden sein, wofür Konstanti-
nopel einzig das Mittel der politischen Korruption zur Verfügung stand.
Spätestens dann mit der 3. Phase, dem militärischen Angriff, regional ge-
trennt vorgetragen von Templerrittern und den aus Italien vorrückenden
Heeren Konstantinopels, war der Kampf um die germanische Freiheit und
Lebensordnung in Mittel- und Westeuropa voll entbrannt. Allein mit einem
riesigen Betrug, mit dem Volkszug der Hörigen (statt eines „Kreuzzugs der
Bauern"), mit dem Hunderttausende um ihre Lebensordnung und viele
126
wohl auch um ihr Leben gebrachte wurden, hatte das politisch so kluge
Konstantinopel sich die Voraussetzung für die sofort danach einsetzende
Eroberung Europas unter dem christlichen Kreuz geschaffen. Denn nur
wenn die Situation, die „Entblößung" der germanischen Stämme von ihrem
Nachwuchs, sofort ausgenutzt wurde, wenn den germanischen Stämmen
keine Zeit blieb, den menschlichen Verlust durch neue Geburten wieder
auszugleichen, nur dann überhaupt war das germanische Europa mit Erfolg
anzugreifen.
Eine der Reaktionen der germanischen Stämme auf die nun endlich als
solche erkannte Bedrohung findet sich selbst in den christlich bearbeiteten
Erzählungen der Edda, worin selbst im Bezug auf Wotan, den höchsten
Gott der Germanen, eine völlige Wesensveränderung geschildert wird. So
lieferte die nach dem „1. Kreuzzug" entstandene, gemeinschaftlich-
existentielle Bedrohung der germanischen Welt genau ein solches Ereignis,
um für den Abwehrkampf selbst dem Höchsten aller Götter ein neues We-
sen zuzuweisen. Wie ansonsten die Hilfe der Götter nur bei übernatürli-
chen Bedrohungen durch irgendwelche Riesen erbeten wurde, so war die
nun entstandene, diesmal politische, Bedrohung so groß, daß der vormalige
gütige Allvater zum neuen Kriegsgott werden mußte.
Wenn wir uns den „Kreuzzug der Bauern" noch etwas genauer ansehen, so
zeigen sich für einen Kriegszug doch erhebliche Eigenartigkeiten.
Aber noch etwas ganz anderes bestätigt sich aus dem ersten Teil des soge-
nannten Kreuzzuges: er zeigt aus einem in der gesamten damaligen Welt
128
Mit dem Jahre 1096 begann nun nicht nur die christliche Bekehrung,
sondern der, auf die immensen, im (ost-)römischen Konstantinopel und
seinen norditalienischen Niederlassungen angesammelten Reichtümer
gestützte, Großangriff der dort herrschenden Händler-Plutokraten gegen
das freie abendländische Europa. Getarnt unter dem Zeichen des in ih-
rem Auftrag erfundenen christlichen Kreuzes, begann unter Anwendung
aller politischen Mittel und begleitet von der brutalsten Gewalt der Fol-
ter-Inquisition die materialistische Eroberung Europas!
Auch von einer anderen Seite aus betrachtet zeigt sich der Widersinn der
heutigen Geschichtsschreibung. Wie die Züge der deutschen Landsucher
selbst, so war auch ihr betrügerisches Ende ein Ereignis, das die damalige
Welt bewegte. Weshalb hätten die Türken je die germanischen Züge in
Kleinasien vernichteten sollen? Denn mußten die nur notdürftig bewaffne-
ten, betrogenen Auswanderer, die doch nie als Feinde der Türken und zu
deren Bekämpfung gekommen waren, nicht so sehr für diese, sondern
weitaus eher für den (ost-) römischen Kaiser zur Bedrohung werden, nach-
dem sie seinen Betrug erkannt hatten?
sich in den machtpolitischen Folgen bis zum heutigen Tage fortgesetzt hat,
und welches zu korrigieren alle seither herrschenden Kräfte und Konstella-
tionen entweder nicht wagten, oder aber diese Kräfte benötigten die so
dargestellten Ergebnisse auch zur Stützung ihrer eigenen Herrschaft.
Die machtpolitischen Entwicklungen, die auf das Jahr 1096 folgten und um
das Jahr 1250 ausliefen, lassen nun auch einen Rückschluß auf die erheb-
lich veränderte, geostrategische Ausgangsposition zu, die sich Konstanti-
nopel mit den Erfolgen des ersten Kreuzzuges selbst geschaffen hatte. Ne-
ben der militärischen Schwächung der west- und zentraleuropäischen
Stämme der Germanen war es Konstantinopel bis 1096 gelungen, sich zu-
sätzlich zu den zuvor vorhandenen Kräften nun auch noch die in die Rit-
terorden der Johanniter und der Templer umstrukturierten Militärverbände
des 1. Kreuzzuges zu beschaffen. Damit verfügte Konstantinopel nun, statt
der vorher zwei, seit 1096 über vier Machtsäulen. Waren dies zuvor die
direkte kaiserliche Macht in Konstantinopel, die sich dabei noch auf den in
Italien residierenden Vizekaiser stützen konnte, so hatten sich beide nun
durch je einen, unabhängig einsetzbaren, Ritterorden, die aus den Reihen
der Gegner gewonnen werden konnten, erheblich verstärkt. Auf der so
verbreiterten Machtbasis konnte nun der eigentliche Angriff gegen das
Abendland erfolgen. Dabei wurden die 4 Konstantinopel verfügbaren
Machtteile wie folgt regional zugeordnet und zum Einsatz gebracht:
In der zeitlich direkten Folge des 1. Kreuzzuges begann, auf der strategisch
entsprechend aufgeteilten Grundlage, die eigentliche Eroberung des
Abendlandes. Während der aus den Kreuzrittern gebildete Templerorden
zur Eroberung und Unterwerfung der westlichen Regionen angesetzt wur-
de, setzte Konstantinopel für den Angriff auf das Zentrum Europas seinen
Vizekaiser ein (den die späteren Geschichtsfälscher dereinst als deutschen
Kaiser umdeklarieren und einem rechtgläubigen Papst an die Seite stellen
sollten), dem für diese Aufgabe möglicherweise auch die Kompetenz eines
Papststellvertreters oder eines orthodoxen Bischofs zugesprochen, oder
eine zweite Person mit dieser Funktion beigestellt wurde. Ausgehend von
Süditalien mußte zunächst dessen Norden erobert und die dort ansässigen
Goten besiegt werden, bevor man damit beginnen konnte, den Krieg nach
Norden zu tragen. Dabei ging es nun nicht darum, große Schlachten zu
schlagen und zu gewinnen, sondern das einzig verfolgte Ziel war, der ger-
manischen Seite mit allen Mitteln möglichst hohe Verluste beizubringen,
um so, über die damit verursachte Auflösung der Familien verbände, die
soziale Komponente der Ordnung bis an den Punkt überzustrapazieren, an
dem die gesamte Ordnung zusammenbrechen mußte. Welche Rolle dabei
die Pest gespielt hat, kann hier nicht weitergehend behandelt werden.
sondern, wenn auch regional in eine West- und in eine Zentralzone, die
Zone der Templer und die des „deutschen" Kaisers (tatsächlich aber der
von Konstantinopel eingesetzte Vizekaiser) aufgeteilt, der von Konstanti-
nopel und seinen, als erste sichtbare Monumente der ersten Siege, neu er-
richteten norditalienischen Stadtfilialen aus gesteuerte christliche Ansturm
fand tatsächlich erst in der Zeit zwischen 1090 und 1190 statt. Und auch
der Kaiser selbst war nicht minder erfolgreich, wenn er sich auch bei der
Eroberung Osteuropas genötigt sah, seine im Orient stationierten militäri-
schen Reserven soweit in seinen Ostfeldzügen aufzubrauchen, bis der
Schutz der orientalischen Gebiete soweit geschwächt war, daß sie wieder
von der Oberherrschaft Konstantinopels abfielen.
Mit dem „1. Kreuzzug" sehen wir erstmalig in der menschlichen Geschich-
te ein Ereignis, das nur Teil eines weitaus umfassenderen, strukturiert ge-
planten, politischen Konzeptes war. Die menschliche List war zur Politik
geworden. Dem Betrug war der Sprung in eine neue Dimension gelungen,
in der seither nicht nur geplant und politische Ziele und Interessen verfolgt
wurden und werden, sondern in der mit gleichen Methoden dann auch un-
sere Geschichte neu geschrieben wurde und heute noch wird.
134
Die interessanteste Frage zu diesem Kreuzzug aber ist die nach dem
Verbleib des siegreichen Heeres, nachdem dessen Anführer, Friedrich Bar-
barossa, bereits zu Beginn des Zuges durch Ertrinken seine Besitzansprü-
che auf diese Truppen abgegeben hatte. Nachdem mit Jerusalem das glei-
che Ziel wie bereits mit dem 1. Kreuzzug erreicht war, wonach seinerzeit
die beiden Ritterorden entstanden waren, stellt sich die Frage, wozu setzte
Konstantinopel diesmal die ihm zugeführten siegreichen Truppen ein?
Haben sie den Aufstand geprobt und den Angriff auf Konstantinopel, der
später geschichtlich zum 4. Kreuzzug gemacht wurde, durchgeführt, oder
wurden sie dem Kaiser direkt unterstellt, um von ihm zur Christianisierung
der osteuropäischen Regionen eingesetzt zu werden, oder wurden sie ganz
einfach zur erneuten Stärkung des Templerorderns verwendet?
Der 4. Kreuzzug (1202) war ein von Venedig (!) organisiertes Unterneh-
men zur Schwächung des (ost-)römischen Reiches! Im Ergebnis übernah-
men nach ihrem Sieg die Venezianer (und mit ihnen angeblich die katholi-
sche Kirche) die Macht in Konstantinopel, die dazu Balduin von Flandern
als neuen Kaiser einsetzten, während die vormaligen Herrscher sich in
Nikaia neu organisierten. Und, man wird es nicht für möglich halten, rund
60 Jahre später, im Jahre 1261, gelang den Oströmern doch tatsächlich die
Rückkehr nach Konstantinopel?! Zumindest steht dies alles so in den Do-
kumenten, die uns Konstantinopel hinterlassen hat. Die Schilderung einer
solchen, fast schon als aberwitzig zu bezeichnenden, Entwicklung muß zu
erheblichen Zweifeln an ihrer Realität führen. Was mit der Schilderung des
4. Kreuzzuges erzeugt wird, das ist nicht nur der Nachweis einer angeblich
existierenden katholischen Kirche, sondern auch einer im Jahre 1202 er-
reichten machtpolitische Stärke Venedigs, seiner Gegnerschaft zu Konstan-
tinopel, wie auch seiner materialistischen Beutegier. Demnach hatte nicht
die Filiale den Aufstand geprobt, sondern die Machtzentrale hatte sich
nach Norditalien verlagert und unternahm nun einen Beutezug gegen ihr
altes Zentrum. So soll das Unternehmen nicht nur von Venedig finanziert
worden sein, sondern der angebliche Kreuzzug richtete sich zunächst gegen
die (ost-) römischen Besitzungen in Jugoslawien und führte zur Eroberung
Zaras, um anschließend direkt gegen Konstantinopel gerichtet zu werden,
das dann auch erobert und geplündert wurde. Nur tat weder der Kreuzzug,
noch diese Plünderung der weiteren Existenz Konstantinopels und des (ost)
138
Der 5. Kreuzzug (1228) war dann ein Unternehmen des italienischen (Vi-
ze)Kaisers Friedrich II. Nachdem dieser die Erbin des Königs von Jerusa-
lem geheiratet hatte, womit er seinen Anspruch auf den Königsthron von
Jerusalem anmelden konnte, brach er zu seinem Kreuzzug auf. Dieses Vor-
gehen allein zeigt nun erstmals einen Vize-Kaiser, der sich äußerst unab-
hängig von den Interessen seines Kaisers verhält. Beachtlich ist dabei der
Rechtsanspruch, auf den sich Friedrich II. berufen haben soll. Obwohl zu
seiner Zeit noch das Lehenrecht galt, oberster Lehenherr aber nach eige-
nem Anspruch und nach christlicher Lehre immer nur der in Konstantino-
pel residierende göttliche Stellvertreter sein konnte, beruft sich Friedrich
II. auf ererbte Eigentumsansprüche, die sich aber erst aus dem viel später
eingeführten römischen Recht ableiten lassen!
Und der Ablauf des „Kreuzzuges"? Friedrich II. ließ seine Truppen ein
wenig im heiligen Land herumziehen, um danach, ganz Vollblutpolitiker,
Jerusalem und dessen Königswürde per Vertrag vom ägyptischen Sultan zu
139
erwerben, und der Kreuzzug war beendet. Der Kreuzzug eines klugen
Mannes auf schon fast neuzeitlichem politischen Niveau.
Der 6. Kreuzzug (1248) wurde von dem französischen König Ludwig IX.
(obwohl zu diesem Zeitpunkt noch immer der Templerorden in Frankreich
herrschte) unternommen und erreichte über Zypern Ägypten, dessen Erobe-
rung und Reichtum das Ziel war. Beides mißlang. Der Kreuzzug endete mit
einer völligen militärischen Niederlage durch die Ägypter.
Direkt im Anschluß an diesen Kreuzzug sollen dann die Truppen des Mon-
golenherrschers Dschingis Chan den Orient überrannt haben. Anders als
ihre Vorgänger, die erfundenen Hunnen, die angeblich halb Europa nieder-
geworfen und ganze Stämme und Völker vertrieben haben sollen, wandten
sich die mongolischen „Nachfolger der Hunnen" direkt dorthin, wo Beute
winkte, gegen das (ost-)römische Reich und seine südlichen Nachbarn. Ob
die bei diesen Mongolenstürmen (so sie denn je stattfanden) gemachten
Erfahrungen dann dazu dienten, den Hunnensturm zu erfinden und nach-
träglich in die Geschichte einzubauen, wird sich kaum je klären lassen.
Der 7. Kreuzzug (1270) hat den gleichen Urheber und das gleiche Ziel wie
der 6. Der „französische König" und viele seiner Getreuen starben an der
Beulenpest, und der letzte Kriegszug unter dem Kreuz war beendet, wie
dann fast 30 Jahre später mit dem Untergang der letzten oströmischen
(christlichen) Bastion im Orient der gesamte Kreuzzugsgedanke unterging
(Erst einem George W. Bush blieb es dann, viele Jahrhunderte später, vor-
behalten, den Begriff wieder aufflackern und durch die Medien geistern zu
lassen). Auch dieser letzte Kreuzzug, der wiederum nur vom Templerorden
hatte durchgeführt werden können, war von diesem mit gewaltigen Opfern
bezahlt worden.
140
Kaum hatte der nachträglich in die Geschichte implantierte Karl der Große
die Sachsen zum Christentum bekehrt und war, wie zur Belohnung dafür,
zum Kaiser gekrönt worden, schon wurde eine neue, aus dem Norden kom-
mende, aus christlicher Sicht heidnische, Gefahr ausgemacht. Nach der
gültigen Geschichtsschreibung fiel das Volk der seefahrenden, aus Norwe-
gen, Schweden und Dänemark kommenden Wikinger plündernd, sengend
und mordend über die (angeblich) christlichen Regionen Europas her. Zu-
nächst nur an den Küsten Englands, Frankreichs und Deutschlands, dann
auch die großen Flüsse aufwärts, kamen sie auf ihren Schreckenszügen
sogar bis in die christlichen Metropolen Köln und Paris.
Ein gar wunderliches Volk, diese Wikinger, und eine seltsame Geschichte.
Geht man allein nur von der, wenn vielleicht auch nicht völlig identischen,
so doch aus gemeinsamen Wurzeln stammenden, Lebens- und Geisteswelt
der Germanen und Wikinger aus, so sollten allein die darauf aufbauenden
Werte ein solches Verhalten grundsätzlich ausschließen. Wenn hier zu-
nächst davon ausgegangen werden soll, daß die Geschichte nicht vollstän-
dig gefälscht, die Geschichten nicht alle frei erfunden sind, so bleibt auch
dann noch aus deren fundamentalem Widerspruch eine Vielzahl von Fra-
gen. Wie überhaupt konnte eine solche Entwicklung eintreten? Und wes-
halb trat sie offensichtlich erst dann auf, nachdem die Christianisierung der
Germanen bereits weit fortgeschritten gewesen sein soll? Wie passen sol-
che Städtegründungen wie z.B. Haitabu, nahe der heutigen Stadt Schleswig
gelegen, zu einem reinen Räubervolk? Wie konnte es den Wikingern gelin-
gen, wenn auch ausschließlich außerhalb des christlich beherrschten Euro-
pas, sogar neue Staaten zu gründen, wie z.B. in Rußland? Räuber und
Mörder als Städte- und Staatengründer? Es besteht also nicht nur zwischen
der Geisteswelt und den konträr gegenüberstehenden Aktionen und Unter-
nehmungen aus Mord und Totschlag ein Widerspruch, sondern selbst die
Unternehmungen sind extrem gegensätzlich. Handelsniederlassungen wie
142
Schauen wir zunächst, von wem und wie die so unterschiedlichen Ausprä-
gungen nachgewiesen werden. Die gesamte Räubergeschichte vollzog sich
ausschließlich in den christianisierten Gebieten und wurde ausschließlich
von christlichen Schreibern für die Nachwelt festgehalten. Haitabu und die
russischen Siedlungen dagegen wurden ausgegraben. Während also die
letzteren, die friedlichen Handelsunternehmungen, tatsächlich belegt sind,
stammen alle Mord- und Totschlaggeschichten von christlichen Schreibern,
was aber nicht unbedingt auch heißen muß, daß sie vollständig falsch und
frei erfunden sind. Gute Fälschungen haben es sich zur Eigenart gemacht,
sich immer um einen wahren Kern zu ranken.
143
Weil er bereits besiedelt war! Weil er von solchen Menschen und Stämmen
besiedelt war, die in einer gemeinsamen, der germanischen, Ordnung leb-
ten! So reichte also die germanische Lebensordnung um das Jahr 1000 von
der Atlantikküste bis weit in den russischen Raum! Und ihre Nord-Siid-
Ausdehnung reichte etwa von Schleswig, bis vielleicht auf wenige Flecken,
über ganz Europa ausgedehnt, bis hinunter zum 42. Breitengrad.
Damit soll es genug der Albernheiten sein, auf denen bis heute die gesamte
Geschichte Rußlands zu ruhen scheint. Kommen wir zurück zu den Wikin-
gern.
Wir kommen einfach nicht umhin, noch einige wesentliche Teile des be-
stehenden Geschichtsbildes anzusprechen, auch wenn dies für unsere Auf-
gabe nicht unbedingt erforderlich ist. Eigentlich wurde auch so alles das
gefunden, was gesucht wurde. Was uns nur noch fehlt, das ist u.a. die
Entstehungsgeschichte der rechtgläubigen Kirche und ihres Papstes und
der moralische „Aufschwung" des Christen- über das Judentum.
los ausgeliefert waren. Wer seine Freiheit in diesen Zeiten bewahren woll-
te, dem boten einzig die überall entstehenden neuen Städte den Raum dazu.
Die seit dem 12. Jahrhundert überall im Abendland entstehenden Stadtge-
meinden verdanken ihre Gründung offenbar dem Gedanken, dort, nachdem
die große germanische Volks- und Stammesgemeinschaft zusammengebro-
chen war und dem Einzelnen keinen Schutz mehr bieten konnte, nun den
Menschen und ihrem, gegen den landadligen Herrschaftsanspruch gerichte-
ten, Freiheitswillen zumindest regional eine neue Basis, eine Sicherheit, zu
geben. So vollendete sich in der Stadt das, was auf dem Lande mit manch
eilig errichteten Wallburgen nicht erreicht worden war: Sie wurden die
widerstandsfähigen Schutz- und Trutzeinrichtungen gegen die neuadlige
Herrschaft! Während also in den Städten der germanische Handwerksadel
dem Volk, wenn auch immer nur regional wirksam, eine neue Lebens-
grundlage und -Sicherheit schuf, begann der Landadel seine Herrschaft von
seinen Zwingburgen aus über die ungeschützte Landschaft und die dort
ansässigen Bauern ausüben. Somit hatten sowohl Burgen als auch Städte
den gleichen, wenn auch im Zweck sich gegenüberstehenden, politischen
Auslöser, der zu ihrer Entstehung geführt hatte.
Darüber hinaus interessant ist nun die Feststellung, daß die neuen Städte
sich nicht etwa wie ein Krebsgeschwür durch neuen Zuzug stetig ausdehn-
ten, sondern daß sie nach einer zuvor angefertigten Stadtplanung errichtet
wurden, in der bereits bei Baubeginn der Endzustand festlag, und daß die
Planungskriterien vieler Städte völlig identisch sind, wie sie einzig in den
nordischen Handelsstädten der aufstrebenden Hanse ihren Ursprung gehabt
haben können. Die zweite Feststellung ist, daß diese Stadtplanungen in
ihrem Zentrum, neben der Stadtverwaltung, auch ein Kirchengebäude,
bestehend aus Schiff und Turm, vorsahen, bei deren Errichtung nicht etwa
die Zweckmäßigkeit im Fordergrund stand, sondern bei der die gesamte
Höhe des damals erreichten „handwerklichen" Standes der Baumeister zur
vollen Entfaltung kam. Da nun aber die Städte nicht von und auch nicht für
Christen geplant und gebaut wurden, da ihr Zweck einzig in der Bewah-
rung der Freiheit lag, die das Christentum unter dem Titel „Sünde" zu allen
Zeiten nicht nur ab-, sondern völlig aus der Welt schaffen wollte, so kann
auch das Kirchenbauwerk in seinem ursprünglichen Sinn nicht christlich
gewesen sein, d.h., das Christentum hat nicht nur die Menschen unterwor-
149
Die mit dem ersten Kreuzzug eingeleitete Zerstörung der freien abendlän-
disch-germanischen Lebensordnung hatte bis zum Jahre 1377, als der ka-
tholische Papst (aus seinem 70 Jahre andauernden französischen Exil?) in
Rom eintraf, in den vorausgegangenen 280 Jahren in nun fast allen Teilen
des Abendlandes materialistisch-landadlige Herrschaftsstrukturen entste-
hen lassen, die neben dem Christentum zur Rechtfertigung der eigenen
150
Nicht nur die alte Ordnung war untergegangen und durch eine neue ersetzt
worden, auch die Geschlossenheit des germanischen Volkes, ja selbst die
mancher Stämme, war aufgelöst. Auch in diesem Punkt also war das politi-
sche Konzept Konstantinopels aufgegangen. Zusätzlich war es auch gelun-
gen, wenn dies auch nur einen Teilerfolg darstellte, ganz Italien, große
Teile im Süden und in der Mitte Frankreichs und den nördlichen Teil der
iberischen Halbinsel in die direkte Abhängigkeit der Händler-Plutokraten
zu bringen, wobei sich deren interner Machtkampf immer deutlicher zu
Gunsten der norditalienischen Stadtstaaten, und damit gegen Konstantino-
pel, neigte. Während der Vize-Kaiser in Italien eliminiert wurde, blieben in
Frankreich und auf der iberischen Halbinsel die Einflüsse Konstantinopels
dank des Militärordens der Templerritter weiterhin erhalten. Dort, wo ein
Militärorden herrscht, wie es dann auch die Geschichte des Deutschen
Ritterordens bestätigt hat, in solchen Regionen war kein Raum für landad-
lige Strukturen, d.h., solange die Tempelherren in Portugal, Spanien und
Teilen Frankreichs herrschten, so lange konnte es dort kein Königreich
gegeben haben! Nach der bekannten Geschichtsschreibung wurde der
151
Templerorden erst im Jahre 1307 durch die Inquisition aufgelöst, was be-
sagt, daß jeder französische König bis zu diesem Zeitpunkt immer nur ein
Produkt der Phantasie der späteren Geschichtsfälscher sein kann! Und noch
etwas ganz anderes läßt sich aus der Existenz und Herrschaft des Ritteror-
dens der Templer ableiten: Da der gesamte Orden von seiner Gründung an
immer dem Kaiser-Papst in Konstantinopel über das Christentum ver-
pflichtet war, kann es, solange der Orden bestand, auch niemals einen
rechtgläubigen, einen katholischen Papst gegeben haben!
verbliebenen Freien, die Kurfürsten, also der höchste Adelsstand, der von
keiner anderen als der eigenen Macht abhängig war und somit völlig frei
entscheiden konnte, statt eines Herzogs nun ihren, wie im Materialismus
üblich, Imperator, sprich Kaiser. Und auch dieser aus ihren eigenen Reihen
gewählte Kaiser schränkte in keiner Weise die Freiheit der Kurfürsten ein.
Während die materialistische Umgestaltung der Lebensordnung fast alle
vormals freien Menschen zu Hörigen (diesmal aber mit einem völlig ver-
änderten, sehr weit in den Bereich der Rechtlosigkeit vorgerückten, sozia-
len Status) gemacht hatte, die sich, materialistisch-konsequent, sehr bald
bis in die, unter dem Titel der Leibeigenschaft, tiefsten Regionen des Skla-
ventums ausweiten sollte, waren wenige neu-„adlige" Fürsten aus den Wir-
ren hervorgegangen, die als oberstes Relikt, als wichtigste Eigenschaft,
ihre Freiheit beanspruchten und ausübten.
Bevor es aber soweit war, mußte in den vorausgegangenen 150 Jahren zu-
nächst die freiheitliche Ordnung der Germanen und ihre Geschlossenheit
aufgelöst und die neuen adligen Strukturen aufgerichtet werden. Wie bei
jeder Auflösung von Ordnung waren die Folgen daraus Haltlosigkeit, be-
gleitet von Wirren, Krieg, Mord, Plünderung und Vertreibung. Die Men-
schen ganz Europas stürzten in ein Chaos. Ein Chaos des Elends und der
Hungersnöte. Nachdem der Schutz der großen germanischen Volksgemein-
schaft entfallen war, waren die um ihr Überleben kämpfenden Menschen
gezwungen, sich zu neuen Gruppen und Beziehungen zusammenzuschlie-
ßen, was der zentrale Auslöser dafür wurde, daß u. a. überall Ortschaften
und Städte aus dem Boden schossen, in denen insbesondere die hochquali-
fizierten europäischen Handwerker in den noch heute erhaltenen Groß-
bauwerken ihr gesamtes Können dokumentierten, während sich auch der
Handel zum Leistungsaustausch großflächig ausbreitete. Eine weitere Fol-
ge daraus war, daß nun auch das Geld, mit ihm zwangsläufig auch die ge-
schultesten Manager des Geldes, in Europa seinen Einzug hielt. Den
Gleichschritt von Materialismus und Geld vervollständigte die Korruption,
über die sich die eingewanderten jüdischen Händler ihre gesellschaftliche
Position zu erkauften verstanden. Und die ehemals freien Bauern waren im
Ansehen fast unmerklich am nun als gesellschaftlich zu bezeichnenden
Ende der Hierarchie eingeordnet. Sie wurden zum ersten Proletariat des
materialistischen Mittelalters.
153
Wie immer, wenn eine neue Ordnung installiert wird, so wurde auch die
Umstellung auf den Materialismus von einer gravierenden Veränderung
des Rechts begleitet. Dies betraf insbesondere das Rechtsverhältnis zum
Boden, der zuvor in keinem Eigentumsverhältnis stand, einzig daß dessen
Nutzung geregelt war. Also nicht nur alle idealistischen Werte waren, zu-
mindest formal, wertlos geworden, sondern auch die Rechtsverhältnisse
wurden fundamental umgestaltet.
Das Lehenrecht basierte auf der Grundlage des Alten Testaments der Bi-
bel, wonach der jüdische Gott nicht nur Schöpfer, sondern auch Eigentü-
mer der von ihm geschaffenen Welt war. Damit war im Lehenrecht die
Eigentumsfrage final geklärt. Der darauf aufbauende irdische Teil des Le-
154
henrechts konnte also immer nur ein Verwaltungsrecht im Bezug auf den
göttlichen Eigentümer sein, d.h., es konnte immer nur noch um das Recht
auf die Zuweisung der Nutzung des Eigentums gehen. Einzig in diesem
Zuweisungsrecht war damit die gesamte Macht innerhalb des Lehenrechts
verteilt und geregelt. Allein über das Recht und damit über die Macht zu
verfügen, die Nutzung eines Stück Landes zu verleihen, machte den Kern
des Lehenrechts aus. In dem Moment aber, wo nun eine der lehenrechtli-
chen Herrschaftsstrukturen dahin ging, der ihm untergeordneten Adels-
struktur das Land erbrechtlich zu überlassen, in dem Moment hätte der
Verleiher seine gesamte Macht, die ihm aus dem Verleihrecht zugewach-
sen war, freiwillig aus der Hand gegeben! Einen Erbadel kann es folglich
zu Zeiten des Lehenrechts niemals gegeben haben! Auch wenn jeder belie-
hene Adlige sicherlich immer bemüht war, die Verwaltung und Pfründe,
die ihm aus dem geliehenen Land zuwuchsen, an seine Kinder weiter-
zugeben, so konnten diese aber niemals ein Recht darauf ableiten. Jeder
Nachfolger mußte sein Lehen immer ganz persönlich von seiner adligen
„vorgesetzten Dienststelle" ausleihen. Erst mit der darauffolgenden Ein-
führung des Römischen Rechts wurde dann die Grundlage geschaffen,
bzw. in die Welt gesetzt, mit der der Boden zum Eigentum gemacht und
womit dieses Eigentum dann überhaupt erst vererbbar wurde. Somit kann
es vor dem Jahre 1377, zumindest formal, wenn es an manchen Stellen
vielleicht auch faktisch gelang, eine erbadlige Nachfolgeregelung durchzu-
setzen, einen Erbadel noch nicht gegeben haben! Soviel dazu.
Familien der germanischen Stämme zu suchen, die dann als neuer christli-
cher Adel eingesetzt wurden. Für ihre Gefolgschaftsverpflichtung und eine
finanzielle Beteiligung an den von den unteren Strukturen abgepreßten,
großteils an die übergeordnete Adelsstruktur weiterzuleitenden, Einnahmen
trat dieser Adel nun für Teilgebiete seinen Leih-Anspruch an seine ihm
unterstellten Helfershelfer in Form sogenannter Lehen ab. So ließ sich die
Gruppe derer, die von den neuen Eigentumsverhältnissen profitieren konn-
te, allein durch eine immer weitere Aufteilung des Bodens in immer kleine-
re Bezirke zu einer kompletten Herrschaftsstruktur, dem christlichen Adel,
ausbauen. Die neu definierten Besitzrechte machten den Boden, die Le-
bensgrundlage der Germanen, zur zentralen Korruptionsmasse. Die allge-
genwärtige Keule, mit der dann die tatsächlichen Bewirtschafter des Bo-
dens, die germanischen Bauern, nachdem sie um ihre uralten freien Nut-
zungsrechte (denn bei den Germanen gab es kein Eigentumsrecht am Bo-
den) betrogen worden waren, ruhig gestellt wurden, und was sie darüber
hinaus nun auch noch geistig in eine völlig neue und zuvor unbekannte
Abhängigkeit zwang, das war der christliche Zwangsglaube, die neue auf-
gezwungene Weltanschauung. So bewerkstelligte das duale Herrschaftssy-
stem aus Kirche und christlich-weltlichem Adel seinen eigentlichen Auf-
stieg, bei dem der Boden Europas zur zentralen Korruptionsmasse gewor-
den war. Die gemeinsame Beute schweißte so die christliche Kirche und
den christlich-weltlichen Adel (der dereinst um einem abstrakten Geldadel
zunächst ergänzt, später aber von ihm abgelöst werden sollte) zu einer Ein-
heit zusammen, in der der eine Teil ohne den anderen nicht existieren
konnte. Wer sich gegen diese Machtkombination zur Wehr setzte, der muß-
te „mit dem Teufel im Bunde sein" und wurde damit ganz konsequent als
Ketzer der Inquisition, ihrer Folter und dem Scheiterhaufen überantwortet,
was christlicherseits als Bekehrung oder Missionierung bezeichnet wird.
Wie die konstruierte Geschichte der Templer, so ist auch die Geschichte
des Deutschen Ritterordens nicht minder abenteuerlich und enthält viele
unbeantwortete Fragen. So erscheint dieser erstmals im Jahre 1229 an der
Weichsel, nachdem er nach Abschluß des 3. Kreuzzuges (angeblich von
Lübecker und Bremer Kaufleuten(!) 1190 zunächst als Krankenpflegeor-
157
Was feststehen dürfte, ist, daß der oberste Dienstherr des aus dem 3.
Kreuzzug hervorgegangenen Ordens, zu dem die Truppen des 3. Kreuzzu-
ges umstrukturiert worden waren, mit absoluter Sicherheit der Kaiser-Papst
in Konstantinopel war.
Nur, wo hat dieser die neugewonnenen Truppen des neuen Ordens einge-
setzt? Selbst wenn es mit dessen Erscheinen an der Weichsel im Jahre
1229 seine Richtigkeit haben sollte, so bleiben noch immer fast 30 Jahre
seit dem Ende des 3. Kreuzzuges, in dem jede Nachricht von irgendwel-
chen Aktivitäten fehlt. An der Weichsel hätte, wenn überhaupt, nur die
nächste Generation erscheinen können. Nur wird niemand je einen so
mächtigen Truppenverband völlig untätig herumstehen lassen und 39 Jahre
in der Form durchfüttern, wie er seit 1190 in Jerusalem angekommen war.
Was machte der Orden dann, angeblich erst seit 1291, also mehr als 100
Jahre später, in Venedig? Mit welchen Truppen hatte Venedig den 4.
Kreuzzug im Jahre 1202 durchgeführt? War es dieser Deutsche Ritteror-
den, waren es vielleicht die Truppen des 3. Kreuzzuges, die Venedig, mit
welchen Mitteln auch immer, dem Kaiser-Papst „abgehandelt" hatte, um
sie dann in einem eigenen Kreuzzug gegen Konstantinopel einzusetzen? Ist
der gesamte 4. Kreuzzug eine völlig freie Erfindung, hinter der die wahren
Ereignisse verschwanden? Oder spielten etwa Venedig und Konstantinopel
gemeinsam mit gezinkten Karten? Oder hatte man vielleicht den Orden der
Templer aus den Kontingenten des 3. Kreuzzuges ergänzt, oder hat viel-
leicht Konstantinopel seine Militärkontingente aufgestockt und aufge-
frischt, die gegen den europäischen Osten eingesetzt waren? Auch hier sind
158
Von besonderem und weitreichenderem Interesse ist die Frage, wann der
Deutsche Ritterorden denn nun rechtgläubig wurde. War der Deutsche
Ritterorden, der 1309 in die Marienburg einzog, eine komplette Neugrün-
dung des Deutschen Landadels im Rahmen der Übernahme des katholi-
schen Glaubens, der überhaupt nichts mit dem Ritterorden des 3. Kreuzzu-
ges zu tun hatte? Handelt es sich bei dem einen Deutschen Ritterorden also
nicht um einen, sondern um zumindest zwei völlig verschiedene Organisa-
tionen, deren erste aus dem 3. Kreuzzug hervorging und Konstantinopel
unterstellt war, während die zweite, davon völlig unabhängige, Organisati-
on dann der Deutsche Ritterorden wurde, der von den deutschen Fürsten
völlig unabhängig von jedem Kreuzzug (ins „Heilige" Land) ins Leben
gerufen worden war, der dann die neue katholische Lehre im Osten
verbreiten sollte, um auf der einen Seite, über die Disziplinierung der Or-
densmitglieder, die chaotischen Adelszustände in Deutschland in den Griff
zu bekommen, während ihr Zweck auf der anderen Seite darin bestand, mit
diesen Truppen den Einfluß Konstantinopels in den östlichen Regionen
Europas, in denen zuvor einzig der christlich-orthodoxe Glaube verbreitet
worden war, auf die neue, rechtgläubige Linie zu bringen? Nur, wie verhält
es sich aber dann mit dem Einzug des rechtgläubigen Papstes in Rom 1377,
wenn bereits ein rechtgläubiger Deutscher Ritterorden 1309 in der Marien-
burg residiert hat? Ohne katholischen, ohne rechtgläubigen Papst kann es
schlechterdings auch keinen rechtgläubigen Ritterorden gegeben haben!
Die Bekehrung und Unterwerfung Europas allein mittels einer für Germa-
nen unlesbaren Bibel und daneben vielleicht noch mit Kreuze vor sich
hertragenden Missionaren zu bewerkstelligen, dürfte wohl niemals ernst-
haft auch nur versucht worden sein und entspringt ausschließlich der Phan-
tasie christlicher Geschichtenschreiber. Das wirkliche Medium der Chri-
stianisierung waren Geschichten, mehr als diese aber noch die Bilder von
diesen Geschichten. Es waren Gemälde und Farben, wie sie die Germanen
noch nie gesehen und nie gebraucht hatten, die die Menschen beeindruck-
ten. Bilder, die sich die Menschen zuvor immer nur phantasievoll vorge-
stellt hatten, wurden nun erstmals in großem Stil optisch vorgeführt. Allein
diese Bilder wurden zu den Beweisen von der Existenz und vom Wirken
Jesus und seiner Jünger. Nicht die Bibel, die ihre endgültige Fassung erst
an der Universität von Paris erhalten haben dürfte, war das zentrale In-
strument der christlichen Bekehrung, lieferte sie doch bestenfalls nur ir-
gendwelche Geschichten. Davon hatten die Germanen selbst im Überfluß.
Was die germanischen Geschichten aber nicht hatten, das waren Bilder. Es
konnte sich diese ein jeder idealistische Germane mit seiner Phantasie
selbst vorstellen. Erst mit Hilfe der „heiligen" Bilder, den Comics oder
Hollywoodfilmen des Mittelalters, konnte den solchen Betrug nicht ken-
nenden Germanen die christliche Heilsgeschichte glaubwürdig vermittelt
werden. Die Reste der Versuche einer entgegengerichteten, gigantischen
bildlichen Darstellung der eigenen, der germanischen Götterwelt kann
heute an den weitgehend zerstörten Externsteinen leider nur noch erahnt
werden.
dem in denen sie auch zu Bürgern wurden. Nicht mehr die freien Bauern,
die längst so frei nicht mehr waren, sondern die Handwerker-Bürger und
der neue christliche Adel waren zu den Herren Europas aufgestiegen. In
den 150 Jahren zwischen dem Jahre 1100 und 1250 war Europa vollständig
umgekrempelt worden. Die gesamte Lebensordnung hatte sich verändert.
Die friedliche idealistische Ordnung war der christlichen Heuchelei, dem
politischen Betrug und der gegen ihre Bauern gerichteten kriegerischen
Dezimierung erlegen. Sie waren mit Waffen geschlagen worden, die ihnen
unbekannter nicht sein konnten.
Auch wenn bei der Christianisierung Europas vor keinem Mittel des Betru-
ges und der Gewalt zurückgeschreckt wurde, so zeigte sich aber schon
bald, daß es da etwas gab, was selbst diesen Mitteln widerstand. Etwas, das
nicht kontrollierbar, geschweige denn ausrottbar war. Das verinnerlichte,
vererbbare Wesen der Menschen, das in späteren Zeiten einmal als das
Deutsche Wesen bezeichnet werden sollte. Zwar ließ es sich unterdrücken,
zwar ließ es sich verleugnen, nur es auszulöschen, das gelang mit keinem
Mittel, obwohl dieses Phänomen auch in allen Folgezeiten mit allen Mit-
teln bekämpft wurde.
Nach annähernd exakt 150 Jahren begann sich beim zwischenzeitlich neu-
aufgerichteten christlichen deutschen Adel erstmals die Sehnsucht nach
den alten Werten der Unabhängigkeit und der Freiheit zu regen. Sie hatten
161
ihre Feinde und deren Methoden kennengelernt, waren sie doch erst da-
durch zu Adligen geworden. Sie wußten, gegen wen sie zu kämpfen hatten.
Nur eines, das durften auch sie bei aller Gegenwehr niemals in Frage stel-
len. Das war der neue christliche Glaube. Ganz gleich, welche Zwangsmit-
tel für seine Durchsetzung auch anzuwenden waren, der christliche Glaube
an sich durfte niemals zur Disposition gestellt werden, denn einzig ihm
verdankte der gesamte Adel seine Herrschaft!
Mit der Übernahme des Christentums hielt die Schizophrenie ihren Einzug
beim germanischen Adel und all denen, die sich mit ihm arrangierten. Eine
geistige Spaltung, wie sie in gegensätzlichere Positionen kaum zerfallen
konnte. Auf der einen Seite die unbewußte Sehnsucht nach den idealisti-
schen Werten, auf der anderen Seite der bewußte Wille, die eigene Macht
und Herrschaft zu erhalten. Die einstige Harmonie der bewußten und un-
bewußten Seele wurde so in einen Spagat gezwungen, wie er extremer
kaum sein konnte.
in Paris nicht „vom Himmel gefallen" sein konnte. Diese Politik, die später
einem französischen König zugesprochen wird, erscheint in einer Qualität,
wie sie außerhalb Konstantinopels nur die emigrierten norditalienischen
Händler-Plutokraten und diejenigen beherrschten, die die gesamte Ent-
wicklung vom „ersten Kreuzzug" an begleitet hatten und kannten, die Her-
ren des Templerordens.
Nun waren bis zum Jahre 1250 bestenfalls die einfachen Bauern von den
Bildern des Christentums oberflächlich zu beeindrucken. So war es nicht
so sehr das bildhafte Christentum, was sich tiefergehend durchgesetzt hat-
te, sondern die Aufrichtung der neuen adligen Herrschaftsstrukturen war
das eigentliche Ergebnis der Entwicklungen. Diese aufzurichten und künf-
tig zu erhalten, lieferte die christliche Lehre die optimale geistige Voraus-
setzung. Die eigentliche christliche Missionierungsmethode war und blieb
auch für alle darauffolgenden Zeiten immer nur die Anwendung brutalster
Gewalt, die vor keiner Vernichtung und Unterdrückung alles Menschlichen
zurückschreckte. Dabei taugte das Knechte fordernde Christentum besten-
falls dazu, eine höchste menschliche Werte vortäuschende, geheuchelte
Rechtfertigung zu liefern, um nach der so erreichten Christianisierung die
herbeigeführten machtpolitischen Verhältnisse zu stabilisieren und jede
aufkommende Gegenwehr zu ersticken. Wer immer aber eine Herrschafts-
struktur errichten will, ganz gleich welche, der muß denen, die da künftig
herrschen sollen, einen Vorteil, einen persönlichen Vorteil, anbieten. Denn
neben der Sicherung des eigenen Überlebens ist es immer die Aussicht auf
Beute, die materialistische Aktivitäten erzeugt. Wer einen neuen materiali-
stischen Adel installieren wollte, der mußte diesem auch einen überzeu-
genden Nutzen anbieten, um ihn dazu zu bringen, bei der Schaffung der
gewünschten neuen Verhältnisse mitzuwirken. Die Suche nach diesem
Mittel war dabei letztlich nichts anderes als die Suche nach einem Wert,
mit dem der neue Adel korrumpiert werden konnte. Dieses Korruptionsma-
terial konnte, was vielleicht gar nicht so schwierig war, auch gefunden
werden. Und zwar bei den Germanen selbst. Das, was dann mit äußerstem
politischen Geschick die gesamte germanische Welt endgültig zum Ein-
sturz brachte, war nichts anderes als der Boden, auf dem sie seit Jahrtau-
senden lebte! Es geschafft zu haben, das Verhältnis der Germanen zu ihrem
Boden zu ändern, war die größte politische Anfangsleistung der christli-
163
chen Machtkirche. Der erste Schritt dazu war die mit der Christianisierung
sich parallel ausbreitende Einführung des sogenannten Lehenrechtes, dem
dann, nach 1377, die Erweiterung in Form des sogenannten römischen
Rechts folgte. Nicht das Lehenrecht lieferte die dauerhafte, geistig tragen-
de Grundlage des Materialismus, sondern dies gelang erst über das römi-
sche Recht, welches aber erst im 14. Jahrhundert in Paris erdacht wurde.
Das Lehenrecht war einzig dazu geeignet, Abhängigkeiten zu erzeugen und
Herrschaftsstrukturen zu errichten, wobei dieses Recht aber immer einzig
auf den Bezug zum Boden begrenzt war. Neben dem Boden dann auch
alles andere, selbst den Menschen, zum Material, zum materiellen Wert zu
machen, das konnte immer nur der nächste Schritt sein.
Bis zu dem Zeitpunkt, als das römische Recht endlich entwickelt war, war
es zunächst das Lehenrecht, das mit der Christianisierung seinen Einzug
hielt. Schon dabei galt: nur wer bereit war, sich dem päpstlich-kaiserlichen
Oberherrschaftsanspruch zu beugen, nur der konnte damit rechnen, an ir-
gendeiner Stelle an der Verteilung des Bodens und auch an den anderen
Pfründen profitieren zu können und so Teilhaber innerhalb der neuen Ei-
gentumsstrukturen zu werden.
Auch wenn nach dem hellen Lichtblick des 1. Kreuzzuges nicht nur alle
vorherigen, sondern auch viele der noch folgenden Entwicklungen umge-
deutet, umdatiert oder ausgemerzt wurden, so gewährt uns selbst noch die
heute offiziell gültige Geschichtsschreibung manchen kleinen Einblick in
die wahre Geschichte des christlich-adligen Aufstiegs. Denn Ereignisse,
die weit im Volk bekannt waren, weil die Menschen in großer Zahl davon
betroffen waren, mußten von den Fälschern unbedingt übernommen wer-
den, auch wenn die Ereignisse in einen vorgegebenen Rahmen eingepaßt
werden mußten. Wie es auch heute noch in den Geschichtsbüchern steht,
erfolgte angeblich im Jahre 1073 (darf es vielleicht auch einige Jahrzehnte
später gewesen sein?) ein „Aufstand" der Sachsen. Sie wehrten sich gegen
die Einsetzung fremder Adliger?! Ein Kaiser Heinrich IV. vernichtete das
sächsische Heer, nahm die sächsischen Adligen in Haft, zog deren Güter
ein und baute seine zerstörten (Zwing-)Burgen erneut (erstmals) auf. Eine
erstaunliche und beachtliche Passage in unserer heutigen Geschichts-
schreibung, wenn man bedenkt, daß zunächst Karl der Größte und später
164
Sowohl die deutschen, als auch alle anderen, über Verwandtschaft und die
Thingordnung mit ihnen vereinten, ganz Europa besiedelnden, germani-
schen Stämme sind „ihrem christlichen Ur-Adel" auf ewig dankbar! Sucht
man den charakterlichen Kern dieser Entwicklung, so wird man nicht daran
vorbei kommen festzustellen, daß materialistisches Denken und die ihm
anhaftende Korruptionsbereitschaft die herausragende Eigenschaft dafür
bildete, um in den adligen Stand aufzusteigen. Eine Korruptionsbereit-
schaft, die sich dort ausbreitete, wo die idealistische Weltanschauung
durch die Übernahme der humanistisch-egoistischen christlichen Werte
längst untergegangen war. Wirklicher germanisch-deutscher Adel, wie ihn
der Sachsenherzog Heinrich der Löwe gezeigt hat, konnte in diesem Um-
feld von Betrug und Korruption keinen Bestand mehr haben.
Wie die christlichen Kaiser und ihre Gegner, die urgermanischen Fürsten,
geschichtsschreiberisch umgewertet wurden, das zeigt nicht nur die Ge-
samtheit der gefälschten mittelalterlichen Geschichtsschreibung, sondern
165
Die wahren deutschen Helden sind mit der wahren Geschichte getilgt wor-
den und verschwunden. Der wahre germanische Adel hat sich in die Tiefen
seines Volkes zurückgezogen.
166
Bevor nun aber für die weiteren Entwicklungen ein neuer, gemeinsam
akzeptierter Rahmen entwickelt werden konnte, wozu den künftigen
Entwicklungen auch eine völlig neu erdachte Grundlage verschafft werden
mußte, bedurfte es zunächst einmal der Entscheidung, solches überhaupt
einzuleiten. Und bevor es überhaupt zu einer solchen Entscheidung
kommen konnte, mußte aus den seinerzeit real bestehenden
Machtverhältnissen das unbedingt erforderliche politische Interesse
vorhanden sein. Was sich hier, begonnen gegen Ende des 13. Jahrhunderts,
mit allergrößter, bis in unsere heutigen Zeiten reichender, weltpolitischer
Bedeutung entwickelte, ist in seiner Konsequenz zumindest genauso
bedeutend, wie die politischen Entwicklungen, die 250 Jahr zuvor in
Konstantinopel ihren Ausgangspunkt hatten. Hier, Ausgangs des 13.
Jahrhunderts, stehen wir erneut an einem Punkt von höchster, die gesamte
Menschheit betreffender, politischer Richtungsentscheidung.
Das Bild, wie es sich bis zum Ausgang des 13. Jahrhunderts, etwa so um
das Jahr 1290, entwickelt hatte, wollen wir es nur nach seinen Zentren
gliedern, teilte sich auf in:
• Das oströmische Reich, noch immer angeführt vom orthodoxen
Kaiser-Papst in Konstantinopel, welches sich dermaßen verändert
hatte, daß es sich, neben den militärisch gehaltenen Handelsstütz-
167
Beide Unternehmungen mußten auf der Seite der Templer neben der Frage
nach der eigenen Zukunft auch die nach den künftigen Absichten ihres
Dienstherren aufwerfen. Für die Tempelherren müssen die beiden letzten
Kreuzzüge letztlich eine Diskussion ausgelöst haben, bei der es um nichts
geringeres als die eigene Identität und die eigene Bestimmung gegangen
sein muß. Wie sich gezeigt hatte, waren sie für ihren Kaiser-Papst von
keinem anderen Wert als dem, für jedes beliebige Unternehmen als militä-
rischer Kampfverband eingesetzt zu werden, was aber konträr zum christ-
lich-idealistischen Anspruch des Ordens stand. Die Interessen des Ordens
und seines Oberhauptes in Konstantinopel waren nicht mehr vereinbar.
Allein aus der weiteren Besetzung und Verwaltung des bisherigen Temp-
lergebietes konnten dem Kaiser-Papst selbst keine weiteren Vorteile ent-
stehen. Sein Imperialismus drängte zu neuen Eroberungen, wogegen die
Templer sich eher als saturiert betrachteten.
Die an der Pariser Universität mit der Konzeption einer neuen Ordnung zur
Beseitigung der Probleme des Templerordens und des herrschenden Chaos
beschäftigten Leute sahen offenbar die einzige Lösung dieser Aufgabe
darin, der neuen rechtgläubigen Lehre eine geistige Basis zu verschaffen,
wie es die bis 1377 erreichten Arbeiten dann zeigten. Nur zeigten diese
171
Arbeiten auch, von welchem politischen Geist die gesamte Aktion getragen
und gesteuert worden war. Durch vielerlei Kompromisse und Händel war
auch hier ein Ergebnis erzielt worden, in dem zwar manche positiven An-
sätze nach außen hin erreicht werden konnten, während tatsächlich aber die
politisch-materialistischen Ziele dominierten und der gesamte Materialis-
mus in eine noch erheblich verfeinerte, geistige Dimension vorgetragen
wurde.
Nun ist nicht so sehr von Interesse, welche Gründe den eigentlichen Re-
formern vorgegaukelt wurden und was sie meinten, das sie mit ihrer von
positivsten Motivationen getragenen Arbeit erreicht hätten, sondern weit-
aus wichtiger ist das, wozu diese Arbeiten von den materialistischen Politi-
kern verwendet wurden. Vielleicht können die folgenden Fragen unsere
Suche nach den Gründen für die Aufrichtung der katholischen Kirchenor-
ganisation noch etwas vertiefen:
172
Jahre 1356, sondern ursprünglich um das Jahr 1256? Würde dies zutreffen,
so hieße dies, daß mit diesem Jahr ein politisch völlig neuer Zeitabschnitt
begonnen hat. Ein Zeitabschnitt, in dem erstmals ein politisch unabhängi-
ges Deutsches Reich existierte und politisch wirkte.
Berücksichtigen wir noch einmal die in die zweite Hälfte des 13. Jahrhun-
derts datierten letzten beiden Kreuzzüge, unterstellen wir, daß es der Kai-
ser in Konstantinopel war, der seinen Templerorden zu diesen Kriegszügen
aufgefordert und eingesetzt hatte, und berücksichtigen wir weiterhin die für
den Orden desaströsen Ergebnisse dieser Züge, die für den Orden nicht nur
militärisch zu einer erheblichen Schwächung geführt hatten, so muß den
Tempelherren ihre Abhängigkeit von ihrem konstantinopler Dienstherren
mehr als nur deutlich geworden sein. Erstmals waren sie jenseits ihrer son-
stigen Herrschafts- und Sicherungsplätze, einzig zur Erweiterung des kai-
serlichen Händlerreiches, eingesetzt worden. Wozu würde der Kaiser sei-
nen Militärorden künftig noch einsetzen? Also auch diese, sie nun sehr
174
Wenn wir davon ausgehen, daß mit dem Ende des in Italien residierenden
Vize-Kaisers Friedrich II. der bis dahin gegen die deutschen Fürstentümer
gerichtete Druck Konstantinopels entfallen war, und wenn wir weiter da-
von ausgehen, daß es weder eine katholische Lehre, noch eine lateinische
Bibel, und damit auch keinen katholischen Papst bis dahin überhaupt gege-
ben hat, so war die 1050 in Konstantinopel eingeleitete Entwicklung mit
dem Jahre 1250 an ihrem vorläufigen Endpunkt angekommen. Mit dem
Jahre 1250 stehen wir vor einem völlig neu geordneten, auf verschiedene
Herrschaftsgebiete aufgeteilten Europa, wie chaotisch es darin auch immer
hergegangen sein mag. Die germanische Gemeinschaft war vollständig
aufgelöst worden und verschwunden, denn selbst im Osten waren die
Großstämme der Goten und Wandalen dem Ansturm der den Kaiser-Papst
unterstützenden Tartarenstämmen unterlegen. Während Italien noch unter
der direkten Kontrolle Konstantinopels verblieben war, wenn dabei auch
von Angriffen der Normannen gestört, so hatten sich die verschiedenen
Händlerclans in dessen Norden längst ihre eigenen, in früheren Zeiten nur
im Orient üblichen, Stadtstaaten geschaffen. In Deutschland waren zu-
nächst unabhängige Fürstentümer, meist an alten Stammesgrenzen orien-
tiert, entstanden, wogegen der ganze Westen Europas, mit Ausnahme der
südspanisch-muselmanischen Gebiete, sich unter der Herrschaft des Temp-
lerordens befand, der sich aber noch immer in der Verpflichtung gegenüber
dem in Konstantinopel residierenden Papst-Kaiser eingebunden sah. Und
auch Osteuropa war in weiten Teilen dem christlich-militärischem An-
sturm, direkt vom (ost-) römischen Kaiser vorgetragen und gesteuert, erle-
gen.
fand, nur entsprach das Ergebnis nicht dem Ziel, das man sich in Konstan-
tinopel einst erdacht hatte. Weder der italienische Vize-Kaiser noch sein
weltlich-geistlicher Vorgesetzter, der Kaiser-Papst in Konstantinopel, hat-
ten sich in ganz Europa durchsetzen können. Nach dem Zusammenschluß
der deutschen Herzöge drohte nun selbst die Stellung des (ost-)römischen
Kaisers zu einer Randfigur im großen politischen Spiel zu werden. Und die
große Masse des in Konstantinopel kreierten neuen Volks der Händler, auf
der Suche nach guten Geschäften überall eingesickert, ungeliebt und un-
willkommen, hatte begonnen, sich von Konstantinopel aus in alle Winde zu
zerstreuen, wobei es im Schwergewicht aber den Missionierungsspuren
ihres Kaiser in den europäischen Osten gefolgt war. Einzig ihren Plutokra-
ten war es gelungen, sich und ihren Reichtum in die von ihnen finanzierten
und gegründeten norditalienischen Städte zu retten. Wenn für die Händler
auch die Oberherrschaft nicht erreicht worden war, so war ihnen das Wich-
tigste aber allemal gelungen: Ihr materialistisches Denken und ihr Chri-
stentum hatten sich in weiten Teilen Europas durchgesetzt. Während in der
vorherigen freiheitlich-idealistischen Gemeinschaft keinerlei Herrschaft
überhaupt entstehen konnte, lieferten einzig materialistisches Denken und
Christentum der gesamten Umstrukturierung die geistige Grundlage und
Rechtfertigung.
Wie aus dem Nichts begann sich dann mit dem Jahre 1307 die hohe, einzig
Konstantinopel entstammende, politische Kunst in Paris zu etablieren, die
dann 70 Jahre benötigte, um der restlichen Welt als allgemein sichtbares
Resultat die katholische, die rechtgläubige Lehre zu präsentieren, nachdem
deren neuer Papst bereits 1307 in Avignon installiert worden war. In diesen
70 Jahren wurde nicht nur die neue, die rechtgläubige, die katholische
Form der christlichen Lehre erdacht, auch wurde nicht nur Latein zur
neuen alten Sprache der Priester und der Wissenschaft erhoben und ein
eigenes politisches Zukunftskonzept entwickelt, sondern auch die gesamte
Menschheitsgeschichte wurde in großen Teilen neu konzipiert, und es wur-
de begonnen, sie in den neuen alten lateinischen und griechischen Spra-
chen niederzuschreiben. Danach konnte der damaligen Welt neben der
neuen Bibel auch eine neue „eigene Geschichte" präsentiert werden, wäh-
rend sich der Inquisitionsterror - in zuvor unbekannter Intension, so es die
Inquisition zuvor überhaupt gegeben hatte - die Menschen in ganz Europa
zur Brust nahm und zu Folter und Feuer rief.
In den dem Jahre 1307 folgenden Jahrzehnten waren, nach der Gründung
der Pariser Universität, die damals fähigsten und kreativsten Köpfe des
Templerordens in Paris zusammengezogen worden, um dort noch weitaus
mehr als nur einen neuen Papst zu schaffen. Hier wurde ein völlig neues
Konzept für künftige Politik entwickelt. Es war eine politische Schöpfung,
die zwar nicht mehr einzig im Sinne der konstantinopler Händler-
Plutokraten stattfand - erfolgte sie doch zum Vorteil all der neuen, auf der
zertrümmerten germanischen Ordnung errichteten Adelsstrukturen -, die
aber immer, allein schon zur Rechtfertigung des eigenen Herrschaftsan-
spruchs, gezwungen waren, sich im Rahmen der materialistischen Werte-
welt zu bewegen, wovon letztlich auch die Händler-Plutokraten profitier-
ten. Wie weitreichend diese politischen Schöpfungsarbeiten gefaßt wurden,
wird schon aus den verschiedenen Schwerpunkten deutlich.
weitere Zukunft geplant, sondern auch das neue, bis heute geltende Ge-
schichtsbild erfunden! Denn erst auf den bis zu diesem Zeitpunkt geschaf-
fenen Fakten war eine entsprechend angepaßte und zusammenhängende
Konzeption für das gewollte Vergangenheitsbild möglich. Zu diesem Zeit-
punkt erst konnte ein passendes Bild überhaupt entwickelt werden. Die
Urheber dieser Entwicklung waren nun nicht mehr allein die Flüchtlinge
aus Konstantinopel und ihr jüdisches Volk - wenn diese sicherlich auch mit
Rat und Tat zur Seite standen - sondern dies waren die vormaligen Vasal-
len des in Konstantinopel residierenden pontifex maximus, die führenden
Kräfte seines christlichen Templerordens. Sie suchten und fanden im Rah-
men der Gesamtaktion nun auch für sich selbst eine politische Lösung aus
der Sackgasse, in der sie ihr Vasalleneid gefangen hielt. Da es einzig der
Eid gegenüber dem in Konstantinopel residierenden pontifex maximus
war, der dem Templerorden seine Existenzberechtigung, seine Grundlage
und seinen Zusammenhalt gab, so konnte jede machtpolitische Weiterent-
wicklung des Ordens immer nur dann in geordneten Bahnen erfolgen,
wenn dieser Eid weiterhin Bestand hatte und unverletzt blieb. Die gefun-
dene Lösung des Problems gipfelte dann darin, die christliche Lehre und
die Person des pontifex maximus neu und positiver als zuvor, also recht-
gläubig, zu definieren.
dem Scheiterhaufen eine Lösung gefunden. Was aber wurde aus der dritten
Gruppe? Aus der Gruppe, die weiterhin als Ordensgemeinschaft wirken
wollte ? Auf sie soll später eingegangen werden.
Für jeden Leser, der sich einmal kräftig amüsieren will, kann nur empfoh-
len werden, einmal irgend eines der vielen Bücher über den Templerorden
zu lesen. Ansonsten sei noch darauf verwiesen, daß die historische Wissen-
schaft die gesamte Templergeschichte bis heute als eines der größten Ge-
schichtsrätsel vor sich herschiebt.
Stellen wir die Herkunft des Metalls, das Silber, ins Zentrum unserer Fra-
ge, so zwingt uns das zu einem geschichtlich kurzen Zeitsprung zu den
Spaniern des 16. und 17. Jahrhunderts, als diese sich, nicht zuletzt dank
ihrer mit Silber beladenen Schiffe, zur Weltmacht erhoben. Und dieses
Silber kam in riesigen Mengen unbestritten aus Südamerika. Was also
schließt aus, nachdem der Templerorden weiteste Teile der europäischen
Atlantikküste beherrscht hatte, daß nicht bereits zu seiner Herrschaftszeit
ein reger Handel mit den Völkern des amerikanischen Kontinents stattfand,
er also sein Silber aus den gleichen Quellen, wie dann später auch die spa-
nische Krone schöpfte? Die Existenz der südamerikanischen Silberquellen
und das Wissen der Templer über ihre Abschöpfungsmöglichkeit würde
dann auch erklären, weshalb ein kleiner Teil von ihnen ausgerechnet Por-
tugal, den äußersten westlichen Rand Europas (unter Ausnahme des südli-
chen, muselmanisch besetzten Teils), als Fluchtpunkt (vielleicht auch nur
als Transitpunkt?) gewählt hatte. Waren doch hier die Häfen, Mannschaf-
ten, Seekarten und Schiffe, und damit letztlich die Möglichkeiten, sich
180
Die durch die Zeiten der Jahrhunderte planierte Straße der materialisti-
schen Greuel und die ihr zum Fundament gewordene Menschenverach-
tung erscheint erst aus der Globalbetrachtung in ihrer gesamten Aus-
prägung. Und erst diese Gesamtheit zeigt auch, daß letztlich alle Men-
schen mitsamt ihren Völkern und Kulturen untergepflügt und auf mate-
rialistisches Denk- und Lebensniveau einplaniert wurden. Hier hilft kein
Aufstand eines Menschen, auch nicht der eines Volkes. Hier, und viel-
leicht erst hier, gewinnt der Begriff der Menschheit seinen eigentlichen
Sinn und Zweck.
Beseitigt man die in Paris erdachten und begonnenen, gemeinsam mit den
später, während der sich anschließenden Zeit der Renaissance, weiterent-
wickelten und abgerundeten Geschichtsfälschungen, so müßte sich ein Bild
zeigen, in dem ein in allen Teilen christliches Europa und Deutschland
selbst zur Reformationszeit noch nicht existiert hat. Noch immer dürften
selbst größere Gebiete, wenn vielleicht auch nur noch mythologisch, der
altgermanischen Zeit verbunden gewesen sein. Es dürfte sich weiterhin
zeigen, daß die, allein durch die aus Konstantinopel transferierten Vermö-
gen zu Reichtum gekommenen, norditalienischen Handelsstädte in ihrer
Bedeutung, spätestens mit dessen Verlust seiner orientalischen Handels-
niederlassungen im Jahre 1303, Konstantinopel schon längst den Rang
abgelaufen hatten. Weiter würde sich zeigen, daß dem aus Konstantinopel
entsandten kaiserlichen, von Italien aus agierenden, Stellvertreter, trotz der
beigegebenen geistigen, materiellen und militärischen Ausrüstung nur
Teilerfolge gelungen waren. Weder das so kunstvoll konstruierte Christen-
tum, noch alle materiellen Reichtümer, noch irgendwelche (ost-)römisch-
italienischen Truppen hatten ausgereicht, um das direkte Herrschaftsgebiet
des Kaiser-Papstes weiter als über den italienischen Stiefel ausdehnen zu
können. Und die Möglichkeiten Konstantinopels hatten sich in dieser Akti-
on offenbar erschöpft. 1307 war dann der Zeitpunkt erreicht, an dem an-
geblich der (noch nicht existente) katholische Papst die persönliche macht-
181
Sieht es auch auf den ersten Blick so aus, als wäre das so groß angelegte
Vorhaben der Händler-Plutokraten gescheitert, so kann selbst heute tagtäg-
lich jeder feststellen, wie erfolgreich man damals tatsächlich war. Auch
wenn die Urheber nicht in allen Regionen zu direkten Machthabern aufge-
stiegen waren, auch wenn ihr eigenes, so wunderbar konstruiertes Volk
sich in alle Winde zerstreut hatte, ja selbst wenn viele der aus Konstanti-
nopel emigrierten Händler-Plutokraten untergegangen waren, so war ihnen
doch Entscheidendes gelungen: sie hatten ihre geistigen Werte und ihr
Denken nicht nur gerettet, sondern sie hatten beides zu grundlegenden
Bestandteilen des christlichen Abendlandes gemacht, womit jede Erinne-
rung an die idealistische Lebensordnung der Germanen unter Einsatz aller
nur erdenklichen Mittel bekämpft und dauerhaft ausgelöscht werden muß-
te. Das Wichtigste, das materialistische Denken, hatte sich, ohne die
menschlich-idealistische Gegenposition überhaupt noch sichtbar werden zu
lassen, überall durchgesetzt. Und einzig dieses Denken und dessen
materialistische Ausrichtung ist es - nicht die Personen oder der Namen
derer, die es damit zu plutokratischem Reichtum und der sich daraus fast
182
Mit dem Jahr 1307 war die Macht und das Reich der Templer öffentlich
zerbrochen und auf das neu errichtete französische Königshaus übergegan-
gen. Ein Ereignis, welches auch die jüdischen Plutokraten wieder in Bewe-
gung brachte. So blieben die einen in ihren norditalienischen Städten, an-
dere gingen an die neuen französischen, spanischen und portugiesischen
Höfe, um später, im Jahre 1520, als die Informationen über die amerikani-
sche Entdeckung und das Potential dieser Entdeckung gesichert zur Verfü-
gung stand, nach England zu ziehen, um auch am Hofe Heinrichs VIII. ihre
politischen Fähigkeiten und ihr Kapital anzubieten. Nur um die Länder
machten die Händler-Plutokraten immer einen großen Bogen, von denen
sie wußten, wessen so schwer zerstörbaren Geistes und Wesens ihre Be-
wohner und selbst deren herrschender Landadel waren, und daß die Werte
dieses Wesens immer den Gegenpol zu ihrem Materialismus bildeten, ganz
gleich, welchen Betrug und welche Gewalt sie auch dagegen bereit waren
einzusetzen.
Weil selbst heute noch viele kritische Geister meinen, einzig die Anhänger
des jüdischen Glaubens strebten nach der Weltherrschaft und würden welt-
weit politisch dominieren, so sei hier nochmals in aller Deutlichkeit auf die
gravierenden Konsequenzen hingewiesen, die sich aus den geistigen
Leistungen der Pariser Denker ergaben: Die zuvor streng getrennte
Aufteilung in jüdische Herren und christliche Knechte wurde in Paris so-
weit verwässert und umgekehrt, daß nach 1377 die christliche Führungs-
183
riege und die sich auf die neue christliche Lehre stützenden, weltlichen
Machtstrukturen die Oberherrschaft gewannen. Dazu wurde die christliche
Gemeinde horizontal in zwei Gruppen getrennt: Die Führungsriege, die
einzig jüdisch-materialistische Ziele und Werte verfolgte, wozu sie sich
seither äußerst geschickt hinter dem geheuchelten christlichen Glauben
verbarg, und die große Masse der Christen, die an die geheuchelten Werte
tatsächlich glaubten. Daß die christliche Führungsriege die für ihre Herr-
schaft, allein schon wesensseitig, so hervorragend geeigneten jüdischen
Kräfte einsetzte, ist nur eine logische Konsequenz.
Erst die klugen Köpfe, die der Templerorden an der von ihm ins Leben
gerufenen Universität zu Paris zusammengerufen hatte, haben der christli-
chen Menschheit die geistige Grundlage und die Strukturen verschafft, auf
denen seither die jüdisch-christliche Plutokratenriege die Geschicke unse-
rer Welt steuert. Erst sie und ihre Arbeiten haben dem Materialismus zum
endgültigen Durchbruch verholfen. Ihnen war es vorbehalten, den Men-
schen bis heute zu fälschen und ihn nun vollständig von seinem mensch-
lichen Weg abzubringen!
Nach der Schöpfung von Juden- und Christentum bildet die Konzeption
und Einführung des römischen Rechts, gemeinsam mit der Gestaltung
der rechtgläubigen christlichen Lehre, den wohl größten negativen Ent-
wicklungssprung der Menschheitsgeschichte.
Mit der Einführung des römischen Rechts erhielt die materialistische Um-
gestaltung Europas ihre völlig neue, bis heute wirksame Grundlage. Mit
dem Lehenrecht, insbesondere aber dem darauf aufgesetzten römischen
Recht, erfolgte die größte Wertschöpfungsaktion des Mittelalters! Heute
werden solche Vorgänge, in denen Volksvermögen kapitalisiert und an
Plutokraten verschoben wird, als Privatisierung bezeichnet. Erst mit dem
römischen Recht erhielt der gesamte Betrug seine Rechtsgrundlage.
185
Wie noch heute, so wurde bereits damals schon das neu geschaffene Ver-
mögen nicht zum Vermögen des Volkes, der Gemeinschaft, sondern war
ausschließlich den adligen Strukturen, eben den Herrschenden, zugute
gekommen. Mit anderen Worten: der mit der Renaissance, der Phase der
christlich-materialistischen Feingestaltung Europas, sich über den gesam-
ten Kontinent erhebende christliche Adel hat seine neue Position und sein
Vermögen nicht seinen Leistungen und Qualitäten für die Gemeinschaft,
den Stamm oder das Volk zu verdanken, sondern ausschließlich seiner
individuellen Gier und Gewissenlosigkeit!
Schon die Umstellung auf die christliche Weltanschauung zeigt ein psycho-
logisches Phänomen, wie es in späteren Zeiten bei der demokratischen
187
Umstellung erneut festzustellen war. Jeder, der seine Existenz, der die
Erhaltung seines Lebens als höchsten Wert ansah, der konnte sein inneres
Gleichgewicht nur dadurch halten - was nichts anderes heißt, als in den
Wahnsinn abzudriften - daß er sich selbst dazu zwang, einzig an die ge-
heuchelten positiven Werte zu glauben und alle Kenntnisse über den wah-
ren Charakter dieser Weltanschauung zu verdrängen. Der menschliche
Überlebenswille wurde so zur stärksten Waffe der menschenverachten-
den materialistischen Herrschaftssysteme! Diese Erkenntnis wurde dann
auch der Auslöser für die das individuelle Lebensglück betonende „Mode"
der Renaissance.
Nur war jeder, der einmal den Überlebensweg des Kompromisses mit dem
Materialismus gewählt hatte, in der Folge immer gezwungen, den einmal
gewählten Selbstbetrug unbedingt aufrecht zu erhalten, ganz gleich, wie
deutlich und überdeutlich der Betrug auch zu sehen war. Erst dieser immer
weiter gesteigerte Selbstbetrug schuf dann auch die christlichen (und spä-
ter die demokratischen) Eiferer!
Erst der Wahnsinn macht den Materialismus für den Menschen erträg-
lich, ohne daß er dann noch erkennt, daß er längst kein Mensch mehr
ist!
Es waren schon kluge Leute, die sich damals an der Universität zu Paris
trafen, auch wenn sie sich bereits auf die Erfahrungen, Leistungen und
Methoden ihrer byzantinischen Vorgänger stützen konnten. Und selbst die
Werte des Templerordens, aus dem diese Entwicklung einst hervorgegan-
gen war, spielten hier längst keine Rolle mehr, waren ihre Vertreter doch
entweder verbrannt worden, oder emigriert.
An dieser Stelle sollen noch kurz zwei Episoden aus der Pariser Ge-
schichtsküche angesprochen werden, die doch so bedeutsam aus dem zu-
sammenmanipulierten Geschichtsbild herausragen. Wie man sich in Paris
die Stellung des Deutschen Kaisers zum eigenen katholischen Papst vor-
stellte, das zeigt sich besonders deutlich in der erfundenen Geschichte vom
Canossagang eines Kaisers Heinrich IV. Beschreibt diese Geschichte doch
den Höhepunkt in einem angeblichen Machtstreit zwischen zwei Phantasie-
188
figuren, dem katholischen Papst und dem deutschen Kaiser, der mit dessen
Kniefall und Unterwerfung endete. Eine Geschichte, die man erst dann
richtig verstehen kann, wenn man den Zeitpunkt ihrer Entstehung, ihre
Schöpfer und deren politische Absichten kennt.
Und auch die Geschichte vom altfränkischen Superstar Karl erhält erst jetzt
ihren eigentlichen Sinn. Nicht nur die machtpolitische Aufwertung des
neuen Frankenreiches, sondern auch sein „geschichtlicher" europäischer
Oberherrschaftsanspruch kann kaum deutlicher zum Ausdruck gebracht
werden. Mit dem, was mit Karl dem Großen geschichtlich gemacht wurde,
war zwar neue „Geschichte" geschrieben worden, die aber darauf ausge-
richtet war, die künftigen politischen Absichten zu rechtfertigen. Mit der
Geschichte von Karl dem Großen wurde den französischen Absichten
schon mal, sozusagen prophylaktisch, der, nach dem Denken der Fälscher
zu solchen Zwecken immer erforderliche, uralte Anspruch und die dauer-
hafte Rechtfertigung verschafft.
jeder Gläubige dringend bedurfte, war er doch mit einer auf der gesamten
Menschheit lastenden Erbsünde beladen. Der päpstliche Machtapparat
erhob sich selbst in die Position - und wurde dabei von seinen weltlichen
Herrschaftspartnern gestützt -, die vorgab, die Verbindungsinstanz zwi-
schen der materiell realen Welt und der idealen Welt des einen Gottes zu
sein. Damit waren sowohl dieser Machtapparat als auch alle seine Mitglie-
der völlig abgehoben und unangreifbar. Alle Verfehlungen, ja selbst die
größten Verbrechen des weltlichen und des kirchlichen Machtapparates,
wurden als menschliche Schwäche Einzelner erklärt, wobei selbst der übel-
ste Verbrecher im kirchlichen Auftrag auf dem Wege der Buße seinen see-
lischen Frieden wiedererlangen konnte, so er denn diese nur der Machtkir-
che gegenüber ablegte und dabei auch noch möglichst seine Beute „als
Reue" aushändigte. Die römisch-katholische Kirche hatte sich also nicht
nur alle materiellen Güter, sondern selbst das „gute Gewissen" zum Eigen-
tum gemacht (vgl. das „gute Gewissen" der sog. Demokraten, deren Mittel
nicht der Glaube selbst, sondern der Glaube an mittels Propaganda und
Verfälschung verbreitete Informationen und Deutungen ist).
hatte sich mit der Entdeckung Amerikas zwei Jahrzehnte zuvor das gesam-
te damalige Weltbild vollständig verschoben. Der Orient, Norditalien und
auch Rom, ja selbst Europa, waren vom Zentrum zur Randlage geworden.
Zum Zweiten sahen sich die orientalischen Händler-Plutokraten auch ge-
zwungen, etwas gegen die immer stärker werdende nördliche Handels-
macht, die Hanse, zu unternehmen. Diese Neuankömmlinge brachten der
englischen Insel nicht nur die ersten materiellen Reichtümer, sondern, was
weitaus wesentlicher war, sie brachten konzeptionell-politisches Wissen
auf die Insel. Und dieses leuchtete erstmals 1527 in dem ersten Schei-
dungsdrama auf und wirkte sich dann bereits allgemein sichtbar im Jahre
1534 mit der von Heinrich VIII. durchgeführten Verselbständigung der
anglikanischen Kirche aus, die er geschickt mit dem 1527 inszenierten
Scheidungsschauspiel eingeleitet hatte. Wie unsinnig diese Geschichte ist,
zeigt sich allein schon daran, wo der König Heinrich VIII. 1527 noch so
vehement eine Scheidung seiner Ehe durch den rechtgläubigen Papst ge-
fordert hatte, da genügte dem gleichen König in der Folgezeit für solche
Zwecke einzig das Henkersbeil, denn bekanntlich war Heinrich der VIII.
achtmal (vielleicht deshalb auch „Heinrich der Achte") verheiratet.
Wird nun noch die seitdem betriebene, bis in die heutigen Tage reichende,
englische Politik betrachtet, so sehen wir eine Linie, die, ausgehend vom
Imperium Romanum, über Konstantinopel, dem Aufbau der norditalieni-
schen Stadtstaaten und des templerischen Frankreichs bis nach England,
und über dessen Kolonialpolitik zur heutigen Supermacht des Materialis-
mus, den USA, reicht. Begleitet und verwirrt wurden diese Abläufe sowohl
durch die aus dem Templerorden hervorgegangenen französischen Ent-
wicklungen, als auch durch die dritte Gruppe des Templerordens, auf die
wir noch zu sprechen kommen.
Ein duales System aus christlicher Lehre und weltlichen Herrschern, das in
beiden Linien den Glauben erforderte! Den Glauben, die Überzeugung, daß
nur Christen (und dereinst Demokraten) „gut" sind und ein „gutes Gewis-
sen" haben können. Wer diese Herrschafts- und Beherrschungsgrundlagen
berücksichtigt, wer den ganzen Betrug durchschaut und den von ihm aus-
gehenden Terror beenden will, der wird zu dem Schluß kommen, daß die-
ses System nur auf dem Wege und nur mit den Mitteln bekämpft und besei-
191
tigt werden kann, auf dem und mit denen dereinst das alte Rom in die
Flucht geschlagen wurde. Nur wäre dieser Kampf müßig und völlig sinn-
los, wenn dabei dann wieder nur eine andere Beherrschungs- und Unter-
drückungsstruktur aufkäme. Aber schon die alten Germanen haben gezeigt,
daß es sich auch ohne Imperialismus leben läßt.
Lt. Brockhaus von 1936 liegt die „folgenreichste Leistung" des (ost-) römi-
schen bzw. byzantinischen Imperiums für die abendländische Kultur in der
„Bewahrung und Pflege des Schrifttums des Altertums, das wir heute fast
ausschließlich durch die Byzantiner besitzen" (sic)! Waren vielleicht gar
die alten Griechen nichts anderes als byzantinische Kostgänger, die sich
ihre alte, griechische Kultur im Sinne des politischen Byzanz nur zusam-
mengeschrieben haben? Müssen wir die geschichtliche Abrißbirne viel-
leicht noch weitaus früher ansetzen? Hat sich nicht nur die christliche Kir-
che ihre, hat sich vielleicht schon das byzantinische Imperium seine grie-
chische Geschichte fabriziert ? Eine Frage, mit der sich nicht nur die alt-
historisch interessierten Atlantis-Sucher auseinander zu setzen haben.
Wenn wir heute verwundert vor der Frage stehen, wo denn all die kaiserli-
chen und fürstlichen Archive Deutschlands geblieben sind, die diese nach
dem geltenden Geschichtsbild doch unzweifelhaft geführt haben müssen,
192
so wissen wir jetzt auch die Antwort darauf. Wo es bis in die Zeit des „auf-
strebenden" Christentums, also bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts, zu-
nächst die freie germanische Lebensordnung, dann einen italienischen Vi-
ze-Kaiser und den Templerorden gab, da kann auch kein Archiv zu finden
sein, in dem die Arbeit nicht existierender deutscher Kaiser dokumentiert
worden wäre. Und geht jemand der Frage nach, wie denn das mit den deut-
schen Reisekaisern war, so dient diese erfundene Reisetätigkeit einzig da-
zu, nicht existierende Kaiser in die Geschichte einzubauen, ohne sie dabei
dauerhaft an einem festen Ort residieren und hofhalten lassen zu müssen.
Selbst zu den Zeiten von 1100 bis 1250 fanden zwar zahlreiche kriegeri-
sche Züge durch Deutschland statt, nur ein deutscher Kaiser war noch im-
mer nicht vorhanden. Was bleibt, das sind die Aufzeichnungen der adligen
germanischen „Handwerker", die aber nun tatsächlich den Weg gegangen
sind, wie angeblich die alten Runenstäbe Sachsens. Was die ersten christli-
chen Archive angeht, so mag man dort suchen, wo sie ehemals angelegt
wurden, in Rom und Paris. In Konstantinopel dürfte bereits zum Zeitpunkt
von dessen Eroberung im Jahre 1453 kaum noch etwas zu finden gewesen
sein. Was tatsächlich bei der türkischen Eroberung Konstantinopels verlo-
ren ging, das waren schlimmstenfalls die direkten Nachfolger irgendwel-
cher Urchristen und das unter ihnen verbreitete, urchristliche Wissen.
Könige und Kaiser zu erfinden, die angeblich seit 492 über große Teile
Europas und seit 820 auch über Deutschland herrschten, ist nun einmal
nicht ganz einfach. Am besten entledigt man sich dieser Aufgabe so, wie es
aus den bekannten, dazu angefertigten Dokumenten hervorgeht; man läßt
Könige und Kaiser im Nebel untertauchen, dem Nebel einer immerwäh-
renden Wanderung. Und die Dokumente zeigen die alte Geschichte vom
Hasen und Igel. Der Kaiser ist nie eindeutig zu lokalisieren. Immer wenn
man ihn greifen will, ist er zur gleichen Zeit schon woanders. Um mit kei-
nem der zusammengefälschten Dokumente jemals das gesamte Geschichts-
bild kippen zu können, wurden alle Dokumente so konstruiert, daß jedes
einzelne jederzeit als Fälschung deklariert werden kann. Wir können uns
bei Wilhelm Kammeier, der alle Dokumente des Mittelalters als Fälschun-
gen entlarvt hat, gar nicht genug bedanken.
193
• In dem neuen Frankreich erhielt nun auch die „Heilige Schrift" ih-
ren neuen Schliff in einer „neuen", alten Sprache. Und zwar in der
Sprache, in der die altrömischen Dokumente geschrieben waren, in
Latein. Da man gezwungen war, den Ursprung der neuen, recht-
gläubigen Form der christlichen Lehre nicht in das Frankreich des
14. Jahrhunderts, sondern in längst vergangene, uralte Zeiten zu-
rückzudatieren - wer hätte eine französische Neukreation der Lehre
je akzeptiert -, so war man auch gezwungen, dies in der damals im
römischen Imperium gebräuchlichen Sprache zu bewerkstelligen.
Letztlich hatte man sich zwar der in Konstantinopel geschaffenen
geistigen Grundlagen und Äußerlichkeiten bedient, im Kern aber
eine völlig neue, nun an das germanische Europa angepaßte, Lehre
erfunden, mit der man sich auch schon sprachlich von den konstan-
tinopler Ursprüngen abhob. Die dann folgende Zeit der Renais-
sance fand so ihre erste Ausprägung bereits in der neugeschaffenen
„heiligen Schrift".
• Hier in Paris erfolgte die Loslösung des Christentums aus der
Knechtschaft der Händler-Plutokraten und ihres Judentums, indem
diesen äußerst einfach, aber geschickt, in der überarbeiteten Versi-
on der „Heiligen Schrift" die Verantwortung am Tod der Phanta-
siegestalt des christlichen Heilands zugeschoben wurde.
• Hier wurde der katholische Papst, hier wurde die katholische Lehre
erfunden.
• Hier wurde das römische Recht zusammengestellt.
194
Kein Wunder also, und wenn, dann bestenfalls eines der christlichen, daß
ein solch riesiges Programm dann annähernd 100 Jahre benötigte, bevor
alle seine konzeptionellen Ergebnisse in ihrer Gesamtheit auf dem Tisch
der Geschichte lagen.
Wurde das Neue Testament der Bibel erst im 14. Jahrhundert in Paris ge-
schrieben? Die Beantwortung dieser Frage wollen wir gern den dafür
kompetenten Leuten überlassen. Denn selbst wenn diese Frage hier offen
bleibt, so ist das, was die Nachfolgeorganisationen des Templerordens der
Menschheit bescheren, mehr als ausreichend.
Der Auslöser für all diese Entwicklungen war eine, wenn vielleicht auch
nicht alleinige, Entscheidung des Templerordens, der gegenüber den zwi-
schenzeitlich christlich organisierten deutschen Fürstentümern, als christli-
cher Kreuzritterorden ohne jede tiefere Bindung zu den Menschen der von
ihm beherrschten Regionen, auf Dauer nicht würde bestehen können.
Wenn berücksichtigt wird, daß seit dem Jahre 1377 das römische Recht
begonnen hatte, sich in Europa durchzusetzen, so kann es sich bei der
Übertragung des Landes Brandenburg im Jahre 1411 nicht um eine Belei-
hung, ein Lehen, noch weniger kann es sich bei der kaiserlichen Entschei-
dung darum gehandelt haben, den Burggrafen von Nürnberg als „Verweser
für Brandenburg" einzusetzen, sondern dieser Vorgang kann einzig nur ein
Kaufgeschäft gewesen sein. Nur, woher sollte der Burggraf von Nürnberg
das Vermögen gehabt haben, um ein Gebiet wie die Mark Brandenburg
und daneben noch seine Aufnahme in die Reihe der deutschen Kurfürsten
bezahlen zu können? Und, was hat der Kaiser, was haben die anderen Kur-
fürsten, mit dem Kaufpreis angestellt, der doch so enorm gewesen sein
muß, daß er selbst in der Geschichte seinen Niederschlag hätte finden müs-
sen?
1. Ein Teil der Templer wird unter einem gemeinsamen, aus ihren
Reihen hervorgehenden französischen, König zu neuen französi-
schen Landadligen. Gleiches erfolgt in Spanien und Portugal.
2. Die, welche noch immer ihrem alten Herrn, dem orthodoxen Kai-
ser-Papst in Konstantinopel, die Treue halten wollten, werden un-
ter Anwendung des neuerrichteten Rechts der Inquisition vom neu-
en Papst und dessen neuen landadligen Kompagnons aus den Rei-
hen des Templerordens ausgeschaltet.
3. Bleibt noch der Rest des Templerordens, der sich zwar ebenfalls
aus der Abhängigkeit von Konstantinopel lösen wollte, wozu er
auch bereit war, die neue christliche Lehre zu akzeptieren, der da-
bei aber noch immer dem eigenen Ordensgedanken anhing und
sich daher auch keiner landadligen Macht unterordnen wollte. Es
war also der Teil des Ordens, der auch mit dem Schritt der Lossa-
gung von Konstantinopel seine Ordensgemeinschaft weiterhin bei-
behalten wollte.
Und diese letzte, die dritte Gruppe, die sich als Fortsetzung des Ordens
verstand, setzte als solches den Anspruch durch, künftig Eigentümer des
größten Teils des Silberschatzes des Ordens zu sein. Dabei wurde, wenn
man so will, sogar gerecht geteilt. Die Gruppe der Templer, die zu neuen
Landadligen aufstieg, erhielt über das neue römische Eigentumsrecht die
vormaligen Templergebiete zugesprochen, während die Gruppe, die auf
ihren Anteil an diesen Ländereien verzichtete, das mobile Vermögen er-
hielt. Nur wohin damit? Wo konnte eine Region gefunden werden, in der
199
der Orden nicht nur weiterbestehen, sondern in der er auch eine neue, nun
rechtgläubige, Ordensaufgabe finden konnte?
Nachdem mit der neuen katholischen Lehre nun auch dem noch immer von
Konstantinopel aus beherrschten orthodoxen Christentum der Kampf ange-
sagt worden war, ließ sich selbst im christlich beherrschten Europa noch
ein Betätigungsfeld für den verbliebenen Teil des Templerordens finden.
Und dieses neue Aufgabengebiet lag im Osten, jenseits des Deutschen
Wahlkaiserreiches. Hier, noch weiter im Osten, lag das riesige Gebiet der
Goten und Wandalen, welche der orthodoxen „Missionierung" Konstanti-
nopels, unterstützt von den Angriffen des tatarischen Khans, weitgehend
unterlegen waren. Wenn die dritte Gruppe, der Kern des Templerordens,
sich eine politische Zukunft und Aufgabe überhaupt ausrechnen wollten, so
konnte diese nur an der Schnittstelle der verschiedenen Machtsphären lie-
gen. Also jenseits der deutschen Kurfürstentümer. An deren Grenze zu den
orthodoxen Glaubensgebieten Polens. Nur hier konnte diese Gruppe des
Templerordens sich eine eigene Zukunft ausrechnen. Eine Zukunft, die er,
wie schon die 200 Jahre zuvor, so auch zu allen künftigen Zeiten, einzig
nur über militärische Macht zu schützen im Stande war. Um jeden Konflikt
mit den Deutschen Kurfürsten zu vermeiden, wurden als Pufferzone die
später brandenburgischen Gebiete ausgespart.
Es dauerte mehr als ein Jahrhundert, bis der Orden sich seine neue Herr-
schaftsregion erobert und sich selbst damit etabliert hatte. Aber die euro-
200
Wie immer zu allen materialistischen Zeiten konnte auch der Orden nur
dann auf eine Aufnahme in das Schutz- und Trutzbündnis der deutschen
Kurfürsten rechnen, wenn er eine adäquate Gegenleistung anbot. Nur, was
hatte der Orden den Kurfürsten des Deutschen Kaiserreiches anzubieten,
um in deren Kreis gleichberechtigt aufgenommen zu werden? Das einzige,
was der Orden als Gegenleistung anzubieten hatte, das waren Teile seines
riesigen Silberschatzes. Der Orden mußte seine Schatzkammer öffnen. Er
mußte bereit sein, wenn vielleicht auch nicht seinen gesamten, so aber
doch den Großteil seines Silberschatzes an die deutschen Kurfürsten abzu-
treten. Denn neben der Aufnahme in den Kurfürstenverband mußte bei
diesem Geschäft auch die regionale Lücke zwischen den vorhandenen Kur-
fürstentümern und dem Ordensgebiet geschlossen werden. Das Gesamtge-
schäft, das auf der einen Seite vom Orden mit Silber bezahlt wurde, umfaßt
auf der anderen Seite also die Neuaufrichtung des Kurfürstentums Bran-
denburgs und die Integration der Preußischen Ordensgebiete. Und wenn
201
wir die weitere Entwicklung verfolgen, so zeigt sich, daß es offenbar Teile
genau dieses Silberschatzes waren, die der Orden der Gemeinschaft der
deutschen Kurfürsten zur Verfügung stellte.
Da es völlig unrealistisch ist, daß der erste Schritt dieses Geschäftes bereits
im Jahre 1411 mit der Einsetzung eines Burggrafen Friedrich VI. von
Nürnberg begonnen wurde, um dann erst im Jahre 1486 das eigentliche
Geschäft abzuwickeln, muß davon ausgegangen werden, daß alle ge-
schichtlichen Entwicklungen im Rahmen der Errichtung des Preußischen
Kurfürstentums, die vor dem Jahre 1486 datieren, ganz einfach frei erfun-
den sind. Denn bei diesem Geschäft dürfte keine Seite bereitgewesen sein,
über viele Jahrzehnte in Vorleistung zu treten. Auch nicht in die Vorlei-
stung, einen Grafen für die Mark Brandenburg einzusetzen, ohne daß der
eingesetzte Ritterorden im direkten Gegenzug seinen Kaufpreis dafür ent-
richtet hätte.
Dies führt nun zu der Frage nach dem Jahr der erstmaligen Einsetzung
eines Hohenzollern in Brandenburg, laut gültigem Geschichtsbild das Jahr
1411. Allein daraus, daß die Verteilung des Kaufpreises eindeutig in das
Jahr 1520 datiert, ist ausgeschlossen, daß der Kaufgegenstand, die Mark
Brandenburg und die zugehörige Kurfürstenwürde, bereits mehr als 100
Jahre zuvor stattgefunden haben kann. Wenn auch die Zahlung des Kauf-
preises nicht zeitgleich mit dessen Verteilung stattgefunden haben muß, da
ein vertrauenswürdiger Treuhänder zwischengeschaltet werden konnte, der
die Mittel über einen längeren Zeitraum verwahrte, so dürfte dieser Zeit-
raum aber kaum länger als 40 Jahre angedauert haben, was besagt, daß das
Haus Hohenzollern nicht vor dem Jahre 1480 als Eigentümer der Mark
Brandenburg vom Kaiser eingesetzt worden sein kann. Folgen wir dem
großen preußischen Historiker Leopold von Ranke, so weiß dieser das Er-
eignis, wenn auch ungewollt, weitaus genauer zu datieren.
Die Silberzahlung des Ordens wird nun nicht etwa dem Kaiser persönlich
ausgehändigt, steht sie doch allen Kurfürsten des Deutschen Reiches glei-
chermaßen zu, sondern diese wird an einen Treuhänder ausgeliefert, den
Bankier Fugger in Augsburg, der damit quasi zum Finanzminister des
Deutschen Reiches wurde. Und dessen Bankgründung datiert nun auch
nicht in das Jahr 1411, sondern erst 1486.
Der eigentliche und einzige Anlaß zur Gründung dieser Bank war der, die
Silberzahlung des Ordens aufzunehmen. Um nun auch den Fuggern dieses
Vermögen nicht in Person aushändigen zu müssen, mußten diese zuvor die
erste gesellschaftliche Rechtsperson in Deutschland gründen, welche die
Bezeichnung „Fugger, Gebrüder und Söhne" erhält. Setzt man gedanklich
den Kaiser und die Kurfürsten als „Gebrüder" ein, so besagt allein schon
diese Gesellschaftsbezeichnung all das, was dort vereinbart wurde: Fugger
verwaltet in dieser Gesellschaft das Vermögen für die „Söhne der Gebrü-
der Kaiser und Kurfürsten".
Kaiser erfolgen. Wenn also das Haus Fugger dem Kaiser angeblich Groß-
kredite gewährte, deren Kreditscheine teilweise von Fugger öffentlich ver-
nichtet wurden, wie es heute in den Geschichtsbüchern steht, so ist dies als
nichts anderes zu werten denn, als eine Auszahlung aus dem von Fugger
verwalteten Vermögen des „Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nati-
on". Damit wären dann auch die heute als phantastisch bezeichneten Pläne
des Kaisers Maximilian völlig anders zu beurteilen. Offensichtlich aber ist
es diesem Kaiser meist verwehrt geblieben, die nötige Zustimmung der
Kurfürsten zur Finanzierung seiner Pläne zu erlangen. Was aber wurde aus
dem von Fugger verwalteten Reichs-Vermögen? Wie die Geschichte zeigt,
war offenbar erst mit der Wahl des nächsten deutschen Kaisers im Jahre
1520 der Zeitpunkt gekommen, an dem es ans Verteilen ging. Offensicht-
lich war erst mit der Inthronisation des neuen Kaisers das Zeitalter „der
Söhne" angebrochen.
Betrachten wir die Geschichte der 1520 erfolgten Kaiserwahl, begleitet von
der riesigen Bestechungsaktion zur Gewinnung der Zustimmung der deut-
schen Kurfürsten, die vom dann gewählten Kaiser Karl V. inszeniert, von
Fugger weitgehend finanziert, worden sein soll, wobei sie angeblich einzig
dazu unternommen wurde, um die Bewerbung des französischen Königs
auf den Kaiserthron auszuschalten, so findet erst zu diesem Zeitpunkt eine
enorme Vermögensverteilung statt. Allein daß dem damaligen Weltherr-
scher und Spanischen König Karl V. kein politisches Mittel verfügbar ge-
wesen sein soll, um seine Wahl durchzusetzen, wirkt schon bedenklich.
Gleiches gilt auf Seiten der Kurfürsten, die demnach, während der gerade
eben begonnenen Reformation, in wildestem Kaufmannsschacher den Preis
für die deutsche Kaiserkrone zwischen zwei Interessenten hochgetrieben
haben sollen. Diese Geschichte erscheint selbst für die damalige Zeit als
arg primitiv.
Auch wenn feststeht, daß geschachert worden war, so doch aber nicht um
die deutsche Kaiserkrone, sondern um den Anteil des Kaisers und jedes
einzelnen Kurfürsten am bei Fugger gelagerten Silberschatz des Templer-
ordens. Demnach würde, auch was diese Ereignisse betrifft, die hinlänglich
bekannte Geschichte ein weiteres Politschauspiel enthalten, das von allen
damals Beteiligten recht öffentlich vorgetragen worden war. Und wieder
204
Auf der anderen Seite, auf der Seite des Ordens, der dann 1525 umgehend
aufgelöst wurde und dessen Gebiete dem Kurfürstentum Preußen zufielen,
hat das Haus Hohenzollern also die direkte Nachfolge des Templerordens
angetreten, auch wenn der Orden dazu vorübergehend den Titel eines
„Deutschen Ritterordens" annehmen mußte. Die Sicherheit, bei diesem
Geschäft nicht nach Bezahlung des Kaufpreises um den Gegenwert, Bran-
denburg und die Kurfürstenwürde, betrogen zu werden, gewährte dem Or-
den allein schon sein Bestand, der allzeit die Drohung repräsentierte, die
militärische Macht des Deutschen Ritterordens jederzeit beliebig einsetzen
zu können. Schon aus dieser Zeit und den damaligen Erfahrungen dürften
die, alle folgenden preußischen Zeiten überdauernden, Schwerpunkte der
preußischen Staatsphilosophie und deren Ausrichtung auf die eigene mili-
tärische Stärke stammen.
Wenn unterstellt werden darf, daß der Orden nicht politisch völlig naiv
war, so dürfte er kaum seinen gesamten Silberschatz in dem Geschäft mit
den deutschen Kurfürsten ausgeliefert haben, womit er folglich auch nach
diesem Geschäft noch über erhebliche Reichtümer verfügt haben mußte.
Über den Einsatz dieses noch vorhandenen Vermögens war es dem Kurfür-
205
Der dann fast genau 100 Jahre später erfolgte Ausbruch des 30-jährigen
Krieges war also nicht nur ein Krieg um die so gegensätzlichen katholisch-
reformatorischen Werte, sondern es war tatsächlich ein Krieg zwischen der
landadligen brandenburgischen Nachfolgeorganisation des Templerordens,
verbündet mit seinen kurfürstlichen Nachbarn, und dem hinter der katholi-
schen Kirchenorganisation zusammengeschlossenen Machtverbund. Im
Kern war damit der 30-jährige Krieg nichts geringeres als der Kampf der
beiden verbliebenen Teile des 1307 geschiedenen Templerordens (die in
den kommenden Jahrhunderten dann zu „Erb-Feinden" wurde). Auf der
„reformierten" Seite kämpften die alten christlich-idealistischen Ordens-
werte, auf der anderen Seite die in ihrem Materialismus längst auf das Ni-
veau Konstantinopels „aufgestiegene" (oder doch abgesunkene?) „recht-
gläubig-katholische" Gruppe, die alle christlich-idealistischen Werte nur
noch heuchelte, um dahinter verborgen einzig ihrem rein materialistischen
Machtstreben nachzugehen. Damit müßte die Menschheitsgeschichte eines
ihrer säkularen Ereignisse im Jahre 1307 datieren, als die Einheit des
Templerordens in zwei Parteien zerfiel, die beide zwar die christliche Leh-
re zur Rechtfertigung ihrer materialistischen Machtansprüche benötigten,
206
die in den darüber hinaus verfolgten geistigen Werten aber weit auseinan-
der strebten.
Damit wird nun auch das Ereignis von 1871, die Gründung des Deutschen
Reiches unter der Führung Preußens, zu einem weltpolitisch ganz anders
zu gewichtenden Ereignis. Machtpolitisch stiegen damit die längst zu preu-
ßischen und zu deutschen gewordenen Werte des untergegangenen Temp-
lerordens in dem neu erstandenen Deutsche Reich in eine ganz andere Di-
mension auf. Man könnte auch davon sprechen, daß der alte, christlich-
idealistische Gegner wieder in den Ring gestiegen war. Selbst das er sich
materialistisch gab und nach Kolonien griff, konnte seine alten Gegner
nicht täuschen. Und wieder, wie schon 1618, kam es dann 1914 zu einem
Krieg. Einem Krieg, der wie damals, von den materialistischen Mächten
eingefädelt worden war, die das Christentum einzig als geheuchelten Vor-
hang für ihre machtpolitischen Geschäfte verwendeten. Wieder ging es
darum, die einstmals vom Templerorden aufgerichteten christlich-
germanischen Werte zu vernichten. Denn wie alle Zeiten zuvor waren es
diese Templerwerte, die christliche Glaubensform der Templer, die in gro-
ßen Teilen mit altgermanischen Werten durchtränkt waren, die den Impe-
rialismus und jeder Aufrichtung einer Fremdherrschaft, geschweige denn
einer Weltherrschaft, entgegenstehen würden.
Und als es selbst nach dem Sieg von 1918 noch immer nicht gelungen war,
die tragenden Kräfte des Deutschen Reiches so zu zerschlagen wie vormals
1648, da mußte eben ein zweiter Krieg geplant werden. Erst nach dem
erneuten Sieg 1945 waren die einzig materialistischen Mächte am Ziel. Um
künftig jeden erneuten Aufstieg der Gegenseite zu verhindern, wurden mit
der Bundesrepublik nun völlig neue Wege zur Unterdrückung und endgül-
tigen Vernichtung des deutschen Volkes beschritten. Mit allen Mittel wur-
de seither daran gearbeitet, die geistigen Werte der Deutschen, oder sollte
man besser sagen, die des Templerordens, zu zerstören.
Nur, was ist heute aus denen geworden, deren Vorfahren sich dereinst
ihren Adel im Templerorden erwarben, die dann zum preußischen und
noch später zum deutschen Adel wurden? Auch sie können selbst heute
nicht frei von den idealistischen Werten ihrer Vorfahren sein! Und sie
207
müssen neben diesen inneren Werten auch noch über das verfügen, was
angeblich in grauer Vorzeit im Atlantik versunken sein soll: das Archiv
des Templerordens. Es ist - nicht zuletzt durch den aktuell immer größer
werdenden Notstand dieser Welt - höchste Zeit, daß sich dieser Adel wie-
der seiner adligen Aufgabe und Verpflichtung bewußt wird!
Diese Zeit, die irgendwann Ende des 14. Jahrhundert begann, war im
eigentlichen Sinne nun nichts anderes, als die Umsetzung der Arbeiten der
Pariser Kirchenreformer. In nichts zeigt sich das Konzept der Geschichts-
fälschung, mit der unser heutiges Geschichtsbild zusammengeflickt wurde,
deutlicher. In direkter Anknüpfung an die materialistischen Ordnungen der
Griechen und Römer werden, unter Aufwertung der antiken Kunst und
Kultur, deren Ordnungsprinzipien zu aktuell gültigen Werten gemacht. Der
Schulterschluß zwischen antikem und mittelalterlichem Imperial-
Mateialismus wurde hergestellt. Hinter ihm konnte nun die Existenz der
Jahrtausende alten germanischen Ordnung versenkt und verborgen werden.
Nun brauchten nur noch die Entwicklungen der letzten 300 Jahre und die
Zeiten des antiken römischen Imperiums soweit aufeinander verlängert zu
werden, bis sie im Jahre 495 aufeinander stießen, und schon war alles an-
dere ausgelöscht und überdeckt. Daß dabei nun, wegen der zu schaffenden
zeitlichen Trennung von der Entstehung des Islam und der direkt darauf
erfolgten politischen Reaktion Konstantinopels, mehr als 300 Jahre in die
Geschichte eingefügt werden mußten, erforderte zwar manch zusätzliche
Kreativität, war ansonsten aber, da auch der Rest neu zu schreiben war, nur
ein Teil des Gesamt Vorhabens.
konnte, über die die Herrschaft jeglicher materialistischen und damit anti-
menschlichen Systeme langfristig gesichert werden konnte (nicht von un-
gefähr stellen heute alle Medien, ob in Filmen, im Fernsehen oder als aus-
gewählte Nachricht, jede Art von Gewalt und sonstige angstfördernden und
-steigernden Ereignisse in den Mittelpunkt ihrer Berichte).
gelang, ein völlig neues und viel feiner strukturiertes Rechtssystem zu ent-
wickeln. Ein System, in dem alles zur Handelsware gemacht werden konn-
te; sowohl die Menschen und ihre Freiheit, als auch der Boden. Nicht um-
sonst hatten an der Pariser Universität die klügsten Köpfe ihrer Zeit Jahr-
zehnte gebraucht, um sich nicht nur die anderen, dann als Renaissance
auftretenden, Entwicklungen und das sogenannte römische Recht auszu-
denken, sondern auch, um ein Konzept für die neu zu schreibende Ge-
schichte zu entwickeln und tatkräftig an der Schaffung der dazu erforderli-
chen Dokumente mitzuwirken Der Materialismus zeigte neben allen klei-
nen Entwicklungen erstmals in einer nun vom christianisierten Europa
ausgehenden Großaktion die dem materialistischen Denken innewohnende
Eigendynamik, wobei der immer gleichbleibende Antrieb die Gier und der
Machthunger des Einzelnen bleiben sollte.
Als der neue katholische Papst 1377, unterstützt vom nicht mehr ganz so
neuen französischen König und ausgestattet mit neuen, gemeinsam entwik-
kelten politischen Plänen, erstmals in Rom eintraf, standen neben den deut-
schen Gebieten insbesondere die norditalienischen Stadtstaaten im Mittel-
punkt des gemeinsamen Machtanspruchs, die mit diesem Schachzug der
römischen Papstresidenz nun auch regionalstrategisch in die französisch-
römische Zange genommen waren. Diese zwar christianisierten, politisch
aber unabhängigen norditalienischen Stadtstaaten sich zu unterwerfen und
sich ihren materiellen Reichtum verfügbar zu machen, das war das eigent-
liche Ziel des französischen Königs und seines neuen römischen Papstes.
Ein Vorhaben, wie es dann in den in Frankreich angefertigten Annalen
einem Phantasiekaiser Karl der Große zugeschrieben wurde, schuf sich mit
diesen Annalen die eigene Anspruchsgrundlage auf eine, nun selbst auf alle
deutschen Gebiete ausgeweitete, französische Oberherrschaft. Die Reakti-
on auf den in Rom neu installierten katholischen Papst war dann die Zeit
des sogenannten Schismas, als jede politische Macht sich ihren eigenen
Papst schuf, wie es in unseren Geschichtsbüchern nachzulesen ist.
geringen Anzahl der wahlberechtigten Fürsten war nun jeder Art der Kor-
ruption ausgesetzt. Die eigentliche Umgestaltung des deutschen Wahlkai-
sertums in das sich daran anschließende „Heilige Römische Reich Deut-
scher Nation" dürfte aus der Forderung der deutschen Fürsten hervorge-
gangen sein, daß sie die Anerkennung des neuen katholischen Papstes von
Frankreichs Gnaden nur dann bereit waren zu akzeptieren, wenn dessen
Amt in einen gemeinsamen Staatsverband mit den deutschen Fürsten ein-
gebunden wird. Als Kompromiß, um den Papst nun nicht auch an der Wahl
des Deutschen Kaisers zu beteiligen, sahen die Fürsten dann offenbar nur
die Möglichkeit, den Kaisertitel in einem ihrer Häuser erblich zu veran-
kern, wonach sich der Kaisertitel dann dauerhaft im Hause Habsburg nie-
derließ. Die damit geschaffene Kombination aus deutschem Kaiser und der
katholischen Kurie, mit ihrem Papst an der Spitze, wurden in den folgen-
den Jahrzehnten und Jahrhunderten konsequenter Weise dann auch eine
der Dominanten der europäischen Politik. Als die deutschen Fürsten er-
kannten, in welche politische Abhängigkeit sie sich mit ihrer Zustimmung
zur Aufgabe ihres Wahlrechts begeben hatten, und als sie sich dagegen
über die Reformation weithin sichtbar zur Wehr setzten, bedurfte es noch-
mals fast 100 Jahre politischer Wühlarbeit, bis sie die katholisch-
habsburgische Quittung in einem über 30 Jahre andauernden Vernich-
tungskrieg präsentiert bekamen.
Nur, spätestens mit dem ausgehenden 15. Jahrhundert war dann der für die
großen Ereignisverfälschungen zur Verfügung stehende Zeitrahmen ausge-
laufen, d.h. ab irgend einem Zeitpunkt in diesem Jahrhundert mußte sich
auch die Geschichtsschreibung zumindest wieder an den faktischen Tatsa-
chen orientieren, wenn auch die politischen Machenschaften der Herr-
schenden sich zunehmend nur noch an den persönlichen Ansprüchen. Die
freie kreative Zeit war beendet, was nicht heißt, daß auch die Frist zur Fäl-
schung der weiter zurückliegenden Zeiten damit abgelaufen war. An diesen
konnte nicht nur bis zum Ausklingen des Mittelalters herummanipuliert,
sondern sicherlich kann auch heute noch bei Bedarf Erforderliches nachge-
liefert werden.
aber zu keiner Zeit ohne den Einsatz politischer Betrügereien oder massi-
ver Gewaltanwendung ausbreiten konnte, ja selbst nicht im Stande war,
seine einmal erworbene Stellung allein geistig sichern zu können, so war es
immer auf die direkte Unterstützung durch weltliche Macht angewiesen.
Aber nicht nur die Papstkirche und deren Christentum benötigte die weltli-
che Unterstützung, sondern auch die weltlichen Herrscher - wollten sie ihre
Herrschaft auf Dauer errichten - benötigten dringend die Unterstützung von
Papst und Kirche. Als Papst, Kaiser und Adel nicht nur ihre gleiche Inter-
essenlage, sondern auch das, was Hunderte von Jahren zuvor schon das
antike Rom hatte akzeptieren müssen, erkannt hatten, nämlich daß eine
Unterwerfung der Germanen mit allein geistigen Mitteln nicht möglich
war, begann sich der europaweite Terror der Inquisition zur Katastrophe
auszuweiten.
Wie die weiteren Entwicklungen nach der 1377 erfolgten „Rückkehr" des
Papstes zeigten, war zu diesem Zeitpunkt ein Plan gefunden worden, der
sowohl dem französischen König als auch dem katholischen Papst zum
Vorteil gereichte. Die gemeinsamen imperialen Ziele und Expansionsrich-
tungen lagen, wie hätte es auch anders sein können, im wirtschaftlich rei-
chen Norditalien und im bevölkerungsreichen Deutschland. Es ging um die
gemeinschaftliche Beschaffung von Geld und Knechten. In einem letzten
Akt des deutschen Wahlkaisertum wurde der Luxemburger Franzose Hein-
rich der VII. zum neuen Kaiser gewählt, der dann nichts besseres zu tun
hatte, als sofort die Position des nach Rom zurückgekehrten Papstes militä-
risch mit einem Kriegszug zu stützen, d.h., die norditalienischen Städte
unter Druck zu setzen.
Und dieser katholische Papst hatte schon mit seinem Einzug in Rom an
dem politischen Seil gezogen, mit dem das vorherige Zeitalter beendet und
eine neue Zeit eingeläutet wurde. Er war der allgemein sichtbare Ausdruck
der konzeptionell vollzogenen Emanzipation des rechtgläubigen Christen-
tums. Die vormaligen christlichen Knechte der sich zum auserwählten
Volk erhobenen Händler Konstantinopels hatten sich mit ihrem neuen ka-
tholischen Papst und einer völligen Umschreibung des neuen Testaments
zur moralischen Übermacht selbst über die jüdischen Schöpfer des Chri-
stentums erhoben. Der aus einer Gruppe des Templerordens hervorgegan-
gene französische Adel hatte sich, gemeinsam mit allen „rechtgläubigen"
Regimen, im materialistischen Olymp den Platz direkt über den Händler-
Plutokraten „erobert". Das zentralistisch organisierte Frankreich war zum
neuen politischen Zentrum Europas geworden.
Mit dem neuen Papst entwickelte sich eine von ihm ausgehende neue
„Mode", die Renaissance, oder die Zeit des Humanismus (Individualis-
mus), während der nun alle Pläne, sowohl die ursprünglich byzantinischen,
als auch die päpstlich-französischen, koordiniert und überarbeitet zur
Vollendung gebracht wurden. Vordergründig und optisch wurde damit die
Zeit der Antike, Griechenlands und Roms, zum idealisierten Maßstab er-
hoben, womit nicht zuletzt den Germanen und ihren idealistischen Werten
die Überlegenheit der materialistischen Werte aus den Abbildungen der
frühen Hochzivilisationen entgegengehalten werden konnte. Die Antike,
das noch immer leuchtende, byzantinisch gewordene Konstantinopel und
insbesondere Rom, der Sitz des Papstes, wurden glorifiziert. Über die Zu-
sammenheftung der dürren römischen mit der hohen griechischen Kultur
erfuhr auch die Stadt Rom die gewünschte Aufwertung. Wollte der Papst
seine christliche Macht in dem freien Teil Germaniens ausweiten, so mußte
er auch repräsentativeres als nur sein Christentum anzubieten und insbe-
sondere vorzuzeigen haben, womit dann zwangsläufig auch der Wert der
Gemeinschaft gegenüber der Einzelperson herabgesetzt wurde. Als römi-
scher Repräsentant konnte er so neben dem Christentum auch seine neue
griechisch-römische Zivilisations-Mode anbieten.
Aber noch nicht genug damit. Neben dem Christentum in seiner neuen
humanistischen Verkleidung, der neu gepriesenen römischen „Kulturlei-
215
Die Renaissance war also nichts anderes als die Umsetzung eines sehr um-
fangreichen politischen Konzepts zum Generalangriff des materialistischen
Papstkaisertums und des neu entstandenen, beiden untergeordneten Adels
zur langfristigen Absicherung des gemeinsamen Herrschaftsgefüges. Ein
Vorhaben, das nur dann gelingen konnte, wenn neben der weltlichen Ord-
nung der Germanen auch deren geistige Hinterlassenschaften völlig zer-
stört und möglichst jede Erinnerung daran ausgelöscht wurde, wenn alle
germanisch-idealistischen Werte und Gesinnungen den materialistischen
Herrschaftsansprüchen untergeordnet werden konnten. Wenn der Idealis-
mus auch nicht ausrottbar war, so sollte zumindest die materialistische
Steuerung der ideellen Werte gewonnen werden.
Die Habsburger waren vielleicht die teuersten, vielleicht aber auch nur die
brauchbarsten der neuen deutschen Fürsten. Angeblich erhielten sie 1273
erstmals die deutsche Wahlkaiserkrone, die dann später in ihrem Hause
erblich wurde. Nur dürfte die Datierung der erblichen Kaiserkrone erheb-
lich rückdatiert sein, zumindest 1276 war ein solcher Vorgang überhaupt
216
noch nicht möglich. Ein Erb-Kaiser ohne die Wirksamkeit des römischen
Rechts ist logischer Unsinn. Folgerichtig war es dann auch die politische
Koalition aus Habsburger Kaiser und Papst, deren Greuelveranstaltungen -
die unter dem Begriff der Inquisition in den Geschichtsbüchern geführt
werden und allein in Deutschland weit mehr als 1 Million Menschenleben
gefordert haben dürften - offenbar noch immer nicht ausgereicht hatten, die
dann auch noch zur endgültigen Durchsetzung und Festigung ihrer Macht
den 30-jährigen Krieg inszenierten, wobei offenbar nach dem Motto vor-
gegangen wurde: nur ein toter Germane ist ein guter, sprich habsburgisch-
papistischer, Germane. Alle Kämpfe und Gemetzel des 30-jährigen Krieges
fanden dementsprechend dann auch nur in dem Teil Deutschlands statt, wo
das Christentum seine größten Schwierigkeiten, wo der Freiheitsgedanke,
wo die altgermanische Ordnung die tiefsten Wurzeln besaß. So war es kein
Zufall, daß die drei linksrheinischen Erzbistümer von den Vernichtungs-
kämpfen weitgehendst verschont blieben.
Eine der großen Konsequenzen aus dem neuen politischen Konzept war
nun auch, sollte die so klug konzipierte und umgesetzte Machtergreifung
und -ausweitung nicht zu einem späteren Zeitpunkt, und sei es auch erst
von einer späteren Generation, entdeckt werden, sollten Papstkirche und
christlicher Adel nicht als machtgeiler Verbrecherhaufen entlarvt und die
christliche Glaubenskonstruktion wie ein Kartenhaus zusammenfallen,
womit das Christentum für alle Zeiten als machtpolitische Grundlage aus-
geschieden wäre, daß alles, aber auch alles unternommen werden mußte,
damit diese Machenschaften niemals erkennbar werden. Und, wie es die
riesige Anzahl der damals produzierten gefälschten Dokumente zeigt, wur-
de selbst die vollständige Fälschung der Geschichte als nicht zu komplex,
sondern als gerade angemessen erachtet, um solche Entdeckung zu verhin-
dern. Die wichtigste Voraussetzung, um eine solche Fälschungsaktion
überhaupt angehen zu können, aber war, daß sich alle Aufzeichnungen, alle
Archive, im direkten Zugriff der Fälscher befanden. Die zentralen Archive
befanden sich dabei immer außerhalb Germaniens, in Konstantinopel und
bei seinen päpstlich-kaiserlich Abgesandten.
Aber selbst diese Großaktion sollte nicht das einzige große Fälschungsun-
ternehmen in der Geschichte der Menschheit bleiben. Die deutschen Ar-
217
chive unbedingt in ihren Besitz zu bringen mußte neben dem Gewinn des
Zweiten Weltkrieges immer das zentrale Hauptziel des von ihnen selbst
eingefädelten Krieges sein, wollten die kommunistischen oder demokrati-
schen Siegermächte sich nicht der Gefahr aussetzen, eines Tages von For-
schern als das entlarvt zu werden, was sie waren. Die Großfälschungsakti-
on der deutschen Dokumente nach dem Zweiten Weltkrieg war nichts an-
deres als eine Wiederholung der Aktion, wie sie vom römischen Imperium
erdacht und von der papistischen Fraktion mit und während der Renais-
sance realisiert und fortgesetzt worden war. Und da seither alle materiali-
stischen Beherrschungssysteme, auch wenn sie, beginnend Mitte des 19.
Jahrhunderts, weitgehendst aus den Händen des Erbadels in die des mit
allem handelnden Geldadels übergegangen waren, immer gleich blieben, so
konnte und mußte die wahre Geschichte auch von ihnen immer verborgen
gehalten werden, obwohl die wahren Zusammenhänge allen Mächten weit-
gehendst bekannt sein mußten.
218
Man lese einmal wörtlich und dem Sinne nach: „Das Heilige Römische
Reich Deutscher Nation"!
Angeblich seit der grauen Vorzeit des noch weitaus graueren Mittelalters
und dessen 15. Jahrhunderts windet sich diese wunderliche Reichsbezeich-
nung durch die Zeiten bis zum Jahre 1806, als die Krone dieses Reiches,
von Napoleon erzwungen, niedergelegt und das Reich selbst für aufgelöst
erklärt wurde. Wie sagte Napoleon damals: „Geschichte ist die Lüge, auf
die man sich verständigt hat". Dem kann wohl niemand widersprechen.
Während der Termin der Beendigung des „Heiligen Römischen Reiches
Deutscher Nation" eindeutig feststeht, ist sein Ursprung nebulös. Eben so,
wie große Teile der Geschichte und der Zeit, in der dieses Reich ent- und
bestand.
rend hier der neue Begriff „Nation", also nicht der seit altersher gebräuch-
liche Gruppenbegriff „Stamm" oder „Volk", Teil der Reichsbezeichnung
wurde, verschafften die Geschichtsfälscher der Bezeichnung „Deutsch"
bereits im 9. Jahrhundert ihre Grundlage allein dadurch, daß sie einen Kai-
ser „Ludwig der Deutsche" in ihr Geschichtsbild aufnahmen.
Dabei ist die Erklärung doch weitaus einfacher. Nachdem die neue recht-
gläubige Lehre und deren neuer Papst in Frankreich frisch aus der Taufe
gehoben und dann nach Rom umgesiedelt worden waren, saßen nördlich
der Alpen die christlich-landadligen deutschen Fürsten, zusammenge-
schlossen unter dem von ihnen gewählten Kaiser, die gemeinsam diese
römische Entwicklung mit äußerster Skepsis betrachteten. Auf das römi-
sche Erscheinen der neuen katholischen Kirche und ihres neuen Oberhaup-
tes hatte der deutsche Wahlkaiser zunächst 1390 mit der Installation eines
eigenen Papstes reagiert, womit die heute als Schisma bezeichnete Zeit
begann. Nur war diese Phase dann bereits im Jahre 1420 wieder beendet,
was besagt, daß sich zu diesem Zeitpunkt offensichtlich alle Parteien auf
einen, den in Rom residierenden, Papst verständigt hatten. Dazu dürfte im
Wesentlichen die neugeschaffene Konstruktion, die dann die Bezeichnung
„Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation" erhielt, beigetragen haben,
220
womit sie die politisch sichtbare Formel widerspiegelt, auf der das Schisma
beendet wurde.
Wie das Haus Habsburg in den folgenden Jahrhunderten bis zum Jahre
1806 regierte, als der damalige Kaiser die Krone seines wunderlichen Rei-
ches niederlegte, sein Amt aufgab und das „Heilige Römische Reich Deut-
scher Nation" für erloschen erklärte, das kann jeder in den Geschichtsbü-
chern nachlesen. Nie hatte ein Geschlecht ein solches Amt so hochverräte-
risch, einzig zu persönlichen Zwecken und familiären Interessen, miß-
braucht wie das Haus Habsburg das Amt des Deutschen Kaisers.
Die Inquisition gehört zum rechtgläubigen Christentum wie das Logo des
Kreuzes. Der unter dem Titel „Inquisition" bekanntgewordene kirchlich-
weltliche Kombi-Terror wird heute dargestellt als eine hinter Juristenroben
und Glaubensrichtern getarnte machtpolitische Keule, mit der nicht nur alle
geistigen Strömungen bekämpft wurden, die geeignet waren, die kirchliche
Macht und ihre christlichen Wunder an ihrer Wurzel zu treffen, sondern
mit der jede Gegnerschaft, mit der jeder Freiheitswille als Ketzerei titu-
liert, bekämpft und ausgemerzt wurde. Wo man mit dem Ketzertum allein
nicht weiterkam, da wußte man sich mit der Hexendiffamierung weiterzu-
helfen.
Die Inquisition wurde als das Machtmittel erdacht und geschaffen, unter
dessen Banner die geistige und physische Unterwerfung Europas erfolgte,
mit der jede Wahrheit, jede Tugend unterdrückt und vernichtet wurde, um
so der Heuchelei, kombiniert mit Lug und Trug, die Bahn frei zu machen.
Inquisition ist nicht anderes als die christliche Bezeichnung für Terror in
seiner perfidesten Form.
Wie das römische Recht, so war auch das Recht der Inquisition ein Produkt
der Pariser Universität. Danach wurde die Inquisition ein über Jahrhunder-
te andauernder, Europa mit brutalstem Terror überziehender, nun „recht-
lich" eingekleideter Kriegszustand. Daß die Geschichtsfälscher es auch auf
diesem Gebiet nicht versäumten, die Inquisition bis in das Jahr 353 rück-
zudatieren und sich dabei auf ein Edikt des (ost-)römischen Kaisers Kon-
stanz beriefen, ist fast schon selbstverständlich. Aber auch diese Fälschung
entlarvt sich selbst. Denn ohne den Denkansatz, wie er zuerst vom römi-
schen Recht vertreten und in die Welt gesetzt worden war, fehlte der Inqui-
sition die geistig-rechtliche Voraussetzung. Beweismittel wie Geständnis-
se, Zeugen oder auch Dokumente wurden erst mit dem römischen Recht
eingeführt. In der davorliegenden Zeit der Christianisierung Europas be-
stimmte einzig die Macht darüber, was Recht war und wer recht hatte.
223
Wie selbst der amerikanische Forscher Henry Charles Lea in seinem Stan-
dardwerk von der Inquisition bemerkt, stammen alle verfügbaren schriftli-
chen Unterlagen der Inquisition von dieser selbst. Denn nicht nur die Ver-
nichtung sogenannter Ketzer, sondern auch die Vernichtung aller der
christlichen Lehre nicht genehmen Schriften war eine der zentralen Aufga-
ben der Inquisition. Schriftliches Wissen und Wahrheiten verschwanden
also nicht durch die von einem „Ludwig der Fromme" vorgenommene
Verbrennung sächsischer Runenstäbe, sondern Wissen und Wahrheit wur-
den von der christlichen Kirche mit ihrer Inquisition systematisch vernich-
tet und verbrannt. Nur unter dem darin praktizierten massenhaften und
flächendeckenden Einsatz von Folter, Terror und Mord konnte es den von
adeligen/kirchlichen Strukturen angeführten Heer- und Mordscharen gelin-
gen, die freien Menschen und die sich in vielen Gegenden noch immer
erhaltenen freien Werte der Germanen endgültig zu unterdrücken.
Für diesen dauerhaften Krieg und seine alle positiven menschlichen Werte
verachtenden Methoden steht der Begriff Inquisition!
Dieser Wahnsinnsterror war es auch, der dann die Krönung dessen schuf,
was nicht nur aus heutiger Sicht als das grausame Mittelalter bezeichnet
wird. So wurden die Menschen Europas die direkten Vorläufer der süd-
und nordamerikanischen Indianer, der australischen Aborigines und vieler
anderer Kulturen, die großteils namenlos vernichtet wurden. Auch zu kei-
ner späteren Zeit sahen es die jeweils herrschenden menschenverachtenden
Materialisten als erforderlich an, ihre in diesen Zeiten erprobten und so
erfolgreichen Methoden zu ändern. Wer sich heute mit den Geschichten
der Waldenser, Kathager, Albigenser und vielen anderen Gruppen beschäf-
tigt, bei denen es sich nicht etwa um irgendwelche christlichen Sekten oder
Orden handelte, als die die Geschichtsfälscher sie dazustellen wußten, der
wird nicht umhin können zu erkennen, daß er es hier mit christlichen Um-
dichtungen von damaligen, sowohl regionalen als auch überregionalen,
Widerstandskämpfern und -Organisationen zu tun hat. Sie alle werden
selbst von Charles Lea als „Gemeinschaften für den freien Geist" bezeich-
net. Denn nicht nur die einzelnen Stämme mit ihren Fürsten und Herzögen
an der Spitze stellten sich dem christlichen Terror entgegen, sondern auch
verschiedenste unabhängige Organisation fanden sich zum gemeinsamen,
224
für sie meist tödlichen endenden, Widerstand zusammen. Selbst das zur
christlichen Legende umgeschriebene Wirken des Robin Hood stand nicht
etwa im Dienste seines Königs und war gegen irgendwelche korrupten
Adligen gerichtet, sondern auch diese Geschichte war Teil des Kampfes
gegen die christlich „inthronisierten" Adligen.
In diesem Zusammenhang soll auch das kurz angesprochen werden, was als
das sogenannte „Hexenphänomen" mit zum Bild des Mittelalters beiträgt.
Zu Millionen wurden in ganz Europa Frauen erniedrigt, gefoltert und ver-
brannt, nachdem man sie der Hexerei beschuldigt hatte. Eines der christli-
chen Verbrechen in Völkermorddimension, das zumeist gegen Frauen ge-
richtet war, hatte nun wenig bis nichts mit dem geheuchelten christlichen
Glauben zu tun, sondern ist ein reiner Vernichtungsakt. Er zeigt nicht nur
das Christentum, sondern den gesamten Materialismus in seiner wahren,
unmenschlichen Gestalt.
Erst dem christlichen Ansturm in den ersten Jahrzehnten des 12. Jahrhun-
derts war es gelungen, weitreichende Erfolge allein mit von vielen Klein-
kriegen begleiteten Kriegszügen zu erzielen, die dann für das nötige Chaos
sorgten, auf dem geistlicher und weltlicher Herrschaftsadel sich erheben
konnte. Ob Wotan oder Christentum, das war nicht das Entscheidende.
Entscheidend für die Menschen waren ihnen ihre freiheitlichen gemein-
schaftlichen Werte, nach denen sie zuvor Jahrtausende gelebt hatten, und
225
Die Liste der von Christen begangenen Verbrechen stellt jeden anderen
Katalog des Verbrechens weit in den Schatten.
Selbst die, die sich einzig auf das große Werk des Betrugs und der Heuche-
lei, die Bibel (für die ganz Hartnäckigen auch als „Holy Bibel" bezeichnet)
konzentrierten und sich für die darin enthaltenen idealistischen Werte erei-
ferten, blieben immer nur Verzweifelte, mit höchstem persönlichen Einsatz
Kämpfende, die in einer erzwungenen, künstlich geschaffenen Geisteswelt
freiheitlich-idealistische Zustände zu realisieren suchten oder herbeiführen
wollten. Sie waren damit die Betrogensten aller Betrogenen. Sie waren der
eigentliche Gipfel des Wahnsinns.
politisch gegenüber traten, sich in einer nächsten Phase dann zur sogenann-
ten Gegenreformation (dieser Begriff allein ist „göttlichste" Propaganda,
heute wohl Volksverhetzung) gezwungen sah, erlebte sein Finale dann in
dem Gemetzel, das als 30-jähriger Krieg in den Geschichtsbüchern steht,
womit der gesamte Zeitraum zwischen 1100 und 1650 als die christliche,
alle menschlichen Werte vernichtende, Missionierungs- und Bekehrungs-
phase des Abendlandes bezeichnet werden kann. Letztendlich zog sich die
mit aller nur denkbaren Gewalt agierende Inquisition durch die gesamte
Entstehungs- und Durchsetzungsgeschichte des Christentums in Europa. So
zeigt nicht nur der bis zur Reformation stetig ansteigende Zugriff auf alle
nur greifbaren materiellen Reichtümer und Pfründe, sondern zeigen auch
die noch erheblich verfeinerten, selbst die antiken römischen Brutalitäten
weit übersteigenden, Folter- und Mordmethoden der unter der Heuchelei
christlicher Geisteswerte europaweit grassierenden Inquisition, die wahren
Ziele und Absichten des Christentums und der hinter ihm stehenden Inter-
essengruppe.
In den Vorgängen, die als Inquisition bezeichnet werden, zeigte das Chri-
stentum in aller Deutlichkeit seinen wahren, unverfälschten Sinn und
Zweck als politisches Machtinstrument zur Verknechtung freier Menschen.
Das Christentum verdankt seine Erfindung und seine bis heute andauernde
Existenz einzig dem Macht- und Beherrschungsstreben materialistischer
Politiker. Alle gezeigten menschlichen und sozialen Leistungen des Chri-
stentums dienen nur der Tarnung der eigentlichen Aufgabe. Die meisten
solcher christlichen Leistungen wären ohne das Christentum und seine
dahinterstehenden machtpolitischen Interessen überhaupt nicht notwendig.
Denn da, wo es sonst zu Mißständen gekommen wäre, hätten sich auch
ohne Christentum viele helfende Hände gefunden.
zumindest aber die Weitergabe ihrer Ergebnisse, den Regeln des Plutokra-
ten-Materialismus unterzuordnen.
Ihr eigenes, weiteres, bis heute andauerndes „Überleben" konnte die Papst-
kirche immer nur als williger Handlanger und als geistige Stütze der welt-
lichen „Adelsmächte" sichern, ob auftretend als im Mittelalter geschaffe-
ner Land- oder als ein aus der Antike stammender mobiler Handelsadel.
Dabei hat die christliche Kirche bis heute eine „Flexibilität" entwickelt, die
vielleicht als verblüffend erscheint. Diese „Flexibilität" geht dabei so weit,
daß die christliche Kirche in der Lage ist, sich von jedem System und Re-
gime einsetzen zu lassen, um als Gegenleistung auch jedem System oder
Regime zur geistigen, zur ideellen Rechtfertigung zu verhelfen, so dieses
System oder Regime nur die materielle Existenz der Kirche und der über
sie versorgten Priesterkaste nicht selbst in Frage stellt. Die christliche Kir-
che war und ist seit jeher nur als hilfswillige und ideelle Werte heuchelnde
Organisation politischer Symbiosen aktiv, wobei sie fast jedem beliebigen
machtpol ¡tischen Interesse die Basis für dessen vorgeblich ideelle Heuche-
leien liefert und bereitstellt, so es denn materialistisch orientiert ist. Denn
Idealisten brauchen nichts weniger als die Kirche und ihr Christentum.
230
Luthers erster Aufschrei war weitaus mehr als nur die Empörung, mit der
er sich einzig gegen den Ablaßhandel zur Wehr gesetzt hat. Möglich, daß
dieser für ihn zum Auslöser wurde. Die von Luther geforderten Verände-
rungen richteten sich gegen das gesamte materialistische Auftreten der
Papstkirche und waren in ihrer Auswirkung höchst politisch. Auch wenn
Luther vielleicht anfangs, in völliger Verkennung der eigentlichen Absich-
ten der katholischen Kirche, von ihr den Verzicht auf jeden Materialismus
und die Aufwertung der von ihr vorgeschobenen idealistischen Werte for-
derte, so war sein gesamtes Wirken doch einzig der Politik gewidmet. Dar-
in verlangte er nichts geringeres, als daß die Kirche ihre geheuchelten Wer-
te nun auch tatsächlich praktizieren solle, was aber implizit darauf hinaus
lief, daß auch die weltlich-christlichen Mächte diese Werte berücksichtigen
sollten. Nur, wer dazu aufruft, unterstützt und geschützt von den politi-
schen Mächten, daß sich alle politischen Mächte an den Werten der katho-
lischen Bibel orientieren sollen, der arbeitet für defensive Interessen. Für
Interessen, die keine imperialistischen Ambitionen verfolgen. Bei der von
Luther hinreichend gezeigten Klugheit kann ihm sein politisches Wirken
kaum verborgen geblieben sein. Dies zeigt sich allein schon darin, daß er
zunächst 1520 seine politischen Schriften veröffentlichte, bevor er, 10 Jah-
re später, der offensichtlich anhaltenden kreativen Bearbeitung der lateini-
schen Bibel dadurch Einhalt gebot, daß er eine Bibelversion ins Deutsche
übersetzte, die ihm und seinen Auftraggebern als angemessen erschien, und
die dann dank der neuen Buchdruckkunst schnell eine weite Verbreitung
fand.
Als Grundlage für seine Fordeningen berief Luther sich auf nichts anderes
als die Bibel. Die darin formulierten Grundsätze stellte er dem praktischen
Wirken von Papst und Kirche gegenüber. Allein schon dadurch, daß das
Christentum eine politische Schöpfung war, mußte zwangsläufig auch Lu-
thers Kritik zu höchsten politischen Konsequenzen führen. Denn politisch
gesehen richtete sich Luthers Kritik gegen den gesamten weltlichen Macht-
und Herrschaftsanspruch wie auch gegen die Methoden der katholischen
Papstkirche. Ohne daß Luther es anfangs vielleicht als solches erkannt
hatte, richtete sich sein Verlangen tatsächlich gegen den Kern, gegen den
eigentlichen Zweck des Religion heuchelnden christlichen Glaubens. Daß
er seine Forderungen dabei ganz pragmatisch einzig auf die Bibel stützte,
machte ihn für Rom so gefährlich und verhalf seiner Lehre, zumindest bei
den Deutschen, zu der spontanen Akzeptanz und dem großen Erfolg.
Den gleichen Effekt hat es, wenn man von den heute Rechtsstaatlichkeit
heuchelnden Demokratien ganz pragmatisch die Einhaltung geltenden
Rechts fordert, vorausgesetzt es gelingt, staatliche Rechtsbrüche tatsäch-
lich nachzuweisen. Nur kann dies der „Rechtsstaat" sehr leicht als Volks-
verhetzung auslegen, denn nicht nur die Kirche, auch die Demokratie hat
ihr Inquisitionsrecht und die entsprechenden Handlanger und Helfershelfer.
Wie hätten die katholische Kirche und die hinter ihr stehenden imperiali-
stischen Kräfte anders reagieren können, als sie dann reagierten, wie hätten
sie je den äußerst einfachen und berechtigten Forderungen Luthers nach-
kommen können? War die katholische Kirche doch nicht wegen der in der
Bibel geheuchelten Werte aus der Taufe gehoben worden, sondern bedien-
te sie sich dieser Bibel doch nur zur Täuschung, hinter der sie und die hin-
ter ihr stehenden weltlichen Mächte ihre materialistischen Herrschaftsab-
sichten verbergen und rechtfertigen konnten.
Luther war sicherlich ein überzeugter Christ, kein Philosoph, der sich etwa
eine eigene geistige Grundlage erdacht hatte und die er in die Welt setzte.
Luthers Grundlage war und blieb immer die Bibel. Er stützte sich damit auf
das gleiche Buch und die dort aufgeführten idealistischen Werte, auf die
sich auch die Papstkirche berief. Die Bibel lieferte ihm Maßstab und
Grundlage. Einzig die Bibeltexte waren seine Meßlatte, an der er das Wir-
232
ken der römischen Kirche bemaß. Den Erfolg seiner Kritik verdankte Lu-
ther nicht nur den sich aus seinen geistigen Forderungen ergebenden politi-
schen Konsequenzen, die immer zu einer Machterweiterung der weltlichen
Herrscher führen mußten, sondern auch der starken Resonanz bei den zum
christlichen Glauben geknechteten Massen, die tagtäglich den katholischen
Betrug erleben mußten. Es ist aber kaum anzunehmen, daß Luther nie den
politischen Charakter seiner Arbeiten erkannt hätte, auch wenn es fraglich
ist, ob er je wußte, daß seine Forderungen gegen den eigentlichen Kern und
die wahren Absichten des gesamten Christentums gerichtet waren. Er ver-
langte nichts Geringeres, als daß die zusammengeschusterte und -
geschriebene christliche Lehre sich von ihren materialistischen, insbeson-
dere aber ihren imperialistischen Zielen verabschieden sollte. Er verlangte,
daß die Materialisten ihren Materialismus so weit einschränkten, wie es die
in der Bibel definierten idealistischen Werte zuließen. Was in Luthers Na-
men gefordert wurde, das war eine politische Einschränkung, die in den
nachfolgenden Jahrhunderten alle deutsche Politik bestimmen und leiten
sollte.
Das, was Luther mit seiner Kritik ausgelöst hatte, ging, wenn auch höchst
politisch, weit über das von ihm anfangs Beabsichtigte hinaus. Was jedoch
den Kern seiner Forderungen betraf, die Glaubenswerte über alle materiali-
stischen Werte zu setzen, mußte im imperialistischen Umfeld Roms immer
nackte Illusion bleiben. Und schon hier, bei der damaligen Suche nach den
Gründen für die von Luther kritisierten Entwicklungen der katholischen
Kirche, zeigte sich eine Reaktion, wie sie in der gesamten folgenden Ge-
schichte zur Universalausrede ertappter politischer Betrüger immer wieder
anzutreffen ist: christlich: „Wir sind doch nur schwache Menschen"; de-
mokratisch: „Wir sind zu dumm, wir haben das nicht verstanden". Im Kern
verlangte Luther nichts anderes, als daß die Schöpfer der katholischen Leh-
re auf den Zweck ihrer eigenen Schöpfung verzichteten sollten. Nur, wer
würde solches je tun?
Während sich Luthers Lehre in kürzester Zeit in allen Teilen der germani-
schen Welt verbreitete, dem in England dann bereits 1534 der anglikani-
sche Riegel vorgeschoben wurde (der nicht gegen die materialistisch-
geistigen Verwandten in Rom, wie es der Welt mit einem fast schon an
233
Betrachten wir aber noch einmal kurz die Reaktion Englands. Um zu ver-
stehen, wie diese doch schon als äußerst hochstehend anzusehende Politik
Englands so plötzlich zustande kam, kann vielleicht der Hinweis weiterhel-
fen, daß bereits im Jahre 1520 eine große Händlergruppe aus dem nordita-
lienischen Genua sich auf die Reise nach London begab.
Daß Luther nie die eigentlichen, mit dem christlichen Glauben verfolgten,
Absichten erkannt hat, zeigt auch, wie weit und kunstvoll bereits zu dieser
Zeit die Fälschungsarbeiten im Namen des Christentums gediehen waren.
Die wichtigsten schriftlichen Werke Luthers waren dann
Werden allein Luthers politische Schriften aus dem Jahre 1520 gemeinsam
mit der im gleichen Jahr stattgefundenen Wahl des spanischen Königs Karl
V. zum Deutschen Kaiser betrachtet, die, großteils vom Augsburger Bank-
haus Fugger finanziert, angeblich einzig dadurch zustande gekommen war,
daß der neue Kaiser den Kurfürsten höhere Bestechungsgelder als sein
Konkurrent, der französische König, geboten hatte, so kann man erst die
von Luther angeprangerten Mißstände nachvollziehen.
• Stuttgarter Schuldbekenntnis.
So umschließen die beiden Jahre 1517 und 1945 den Zeitraum, in dem
eine, wenn auch regional begrenzte, sich mit der Zeit immer weiter ab-
schwächende, dabei immer fest im Christentum stehende, Glaubensfreiheit
vorhanden war. Eine direkte Aufrichtung der altgermanischen Werte, die
so kunstvoll in das christliche Glaubensgespinst eingewebt sind, wurde
aber auch von den Protestanten zu keiner Zeit je in Angriff genommen. Zu
sehr stützte sich auch der reformierte landadelige Herrschaftsanspruch auf
das Christentum. Wichtiger aber als das Jahr 1945 - war damals doch nur
etwas aufgegeben worden, an das die Unterzeichner selbst nicht glaubten -
waren die in früheren Epochen immer wieder aufflammenden, von ideali-
stischer Sehnsucht getragenen, deutschen Freiheitskämpfe.
Luther und seiner Reformation ist es nicht zuletzt dank der damals neuen
Buchdrucktechnik gelungen, sich erstmals, und da er sich auf die Bibel
beziehen konnte, auch vom Glauben her nicht angreifbar, gegen die auf
Glaubens- und Geistesdiktatur gestützte Machtpolitik der römischen Kir-
che aufzulehnen und seine Ideen relativ schnell in allen Volksschichten zu
verbreiten. War Luther also in Wahrheit nicht ein Glaubensreformer, son-
dern viel eher ein deutscher Freiheitskämpfer? Ein Kämpfer für die Unab-
hängigkeit Deutschlands aus dem machtvollen Griff der Papstkirche? Denn
wäre es allein nur um einen „sauberen Glauben" gegangen, weshalb hätten
ihm dann jemals irgendwelche deutschen Fürsten folgen sollen? Einzig die
Tatsache, daß Luther sich auf die Kritik der Kirchenpraxis mit in der Bibel
geschriebenen Texten beschränkte, woraus dem führenden weltlichen Adel
in Deutschland zumindest eine Steigerung der politischen Unabhängigkeit
erwachsen mußte, verhalf der Reformation überhaupt zu ihrem Durch-
bruch. Die Entwicklung der lutherischen Reformation wirft aber auch ein
helles Licht auf Werte, die dereinst dem Templerorden zueigen waren.
Denn sein geistiger Kern — und nicht nur sein Silbervermögen - hatte sich
längst im Deutschen Reich niedergelassen. Jede weitergehende Kritik oder
Veränderungsforderung über die christliche Lehre hinaus hätte Luthers
ganze Arbeit zum Scheitern bringen müssen, weil er dann offen gegen die
gesamte materialistische Herrschaftsordnung aufgetreten wäre, womit die
Reformation niemals stattgefunden hätte.
Resultat und Antwort auf Luther waren die Bauernkriege, die nichts anders
als Unternehmungen von Leuten waren, die von der eigentlich verfolgten
236
Wurde der 30-jährige Krieg von den Habsburgern wegen des Glaubens
geführt oder doch nur deshalb, um, von der römischen Machtkirche mit
allen Mitteln unterstützt, per Kaisertitel vorab belohnt und vom 1534 ge-
gründeten kirchlichen Polit-Orden der Jesuiten strategisch und taktisch
beraten, nun auch die, trotz intensiver „Gegenreformation" noch immer
reformierten, deutschen Gebiete wieder dem wahren Glauben und seinem
Papst-Kaisertum zu unterwerfen? War es ein erneuter machtpolitischer
Versuch zur Errichtung einer Herrschaft des „Heiligen Römischen Reiches
(über die) Deutscher Nation"? Eine Wiedererrichtung einer umfassenden
habsburgisch-kaiserlichen Herrschaft, die sich dank der Reformation auf-
zulösen begonnen hatte? Der Habsburger Ferdinand nichts anderes als ein
Kompagnon des Papstes, nachdem zuvor die deutsche Kaiserwahl abge-
schafft und durch die im Hause Habsburg erbliche Kaiserwürde ersetzt
worden war? Ein Interessenbündnis zwischen Papst und Habsburger Kaiser
zur gemeinsamen Beherrschung Kontinental-Europas? War der angezettel-
te 30-jährige Krieg nichts anderes als der letzte Versuch des Papst-
Kaisertums, um mittels der Unterwerfung der immer unabhängiger gewor-
denen reformierten deutschen Fürstentümer ein so gewaltiges Machtgebil-
de zu schaffen, auf dem sich irgendwelche Weltbeherrschungsträume wür-
den verwirklichen lassen? Wenn dies damals nicht nur geträumt, sondern
konkret geplant worden sein sollte, so scheiterte auch diese Anmaßung
zum wiederholten Male an den Widerständen deutscher Menschen und
ihrer Fürsten, die zur Erhaltung ihrer über die Reformation gewonnenen
neuen Freiheiten und Unabhängigkeit bereit waren, diese mit allen Mitteln
zu verteidigen. Daß dieser Krieg dann zu einem Vernichtungskrieg entarte-
te, dem annähernd dreiviertel des Deutschen Volkes zum Opfer fiel, das
lag mit Sicherheit nicht an denen, die ihre Unabhängigkeit defensiv vertei-
digten, sondern einzig an denen, die diesen Krieg zunächst zur Unterwer-
fung begonnen hatten, um ihn dann zur Vernichtung weiterzuführen.
Unter der Vortäuschung, den wahren Glauben wieder zur Geltung bringen
zu wollen, wurde der 30-jährige Krieg angezettelt. Wie später der Erste
und Zweite Weltkrieg gezeigt haben, werden Kriege fast immer nur unter
der Vortäuschung ideeller Ziele inszeniert, was sogar soweit gehen kann,
daß ein allein schon über die gemeinsame Interessenlage gleichgeschaltetes
Plutokratenregime vorgibt, für die (ihm so völlig fremde) Freiheit Krieg
führen zu müssen. Letztendlich wurde auch 1618 kein Glaubenskrieg, son-
dern ein imperialistischer Krieg um Macht und Herrschaft begonnen. Wie
und mit welchen Mitteln er geführt wurde, das zeigt besonders deutlich die
Kriegsführung selbst. Immer haltloser werdende Menschenmassen, zu-
sammengezogen in sogenannten Landsknechtsheeren, die sich nur mit der
Genehmigung zu Plünderung und Raub haben anwerben und zum Kampf
bewegen lassen, bestimmten den Kriegsablauf. Wie sehr der Krieg insbe-
sondere von der katholischen Seite menschenverachtendsten machtpoliti-
schen Zielen diente, zeigte sich nicht zuletzt in der Ermordung des eigenen,
einen Ausgleich mit der protestantischen Seite suchenden Feldherrn Wal-
lenstein. Spätestens mit diesem Mord zeigt sich auch, daß die katholische
Führung eher bereit war, eine völlige Zerstörung des so widerspenstigen
Deutschlands und eine möglichst weitgehende Ausrottung deutscher Men-
schen zu akzeptieren, als einen unabhängigen Weiterbestand dieser Men-
schen und ihrer Nation außerhalb der päpstlich-geistigen Abhängigkeit
zuzulassen. Was in späteren Zeiten die Bombardierung Dresden symboli-
sierte, das hatte seinen Vorläufer in Tillys Zerstörung der Stadt Magde-
burg. Beiden lag der gleiche Gedanke Zugrunde: die Vernichtung deut-
scher Menschen und die Zerstörung deutscher, in Städten und Häusern
aufgebauter, Identität, womit dann auch die Grundlage für die Anonymität
und menschliche Leere der heutigen Häuseransammlungen erst geschaffen
wurde.
239
Allein wenn es gelang, alle, insbesondere die noch immer der längst unter-
gegangenen germanische Ordnung so verbundenen, Widerstände
auszuschalten, wenn der gesamte mitteleuropäische Raum zum
machtpolitisch unbedeutenden Spielball gemacht werden konnte, dann
mußte sich daraus auch für das Haus Habsburg in seiner bestehenden
Konstitution (wie auch für alle anderen Mächte) eine gewaltige
Aufwertung ergeben (auch bekannt als die Relation zwischen den Blinden
und dem Einäugigen, die sich beide dadurch aufwerten, indem sie
gemeinsam den Beidäugigen erschlagen).
Tatsächlich wurden während der Jahre zwischen 1618 und 1648 zwei Drit-
tel bzw. dreiviertel des Deutschen Volkes ausgerottet. Eine
Vernichtungsleistung, die weltweit niemals mehr in einer Aktion erreicht
wurde. Da dies nicht in kürzester Zeit, sondern über 30 Jahre erfolgte,
womit also alle entscheidenden und verantwortlichen Figuren und
Organisationen in diesem Völkermord genügend Zeit hatten, die
fortschreitende Entwicklung im voraus erkennen zu können, sie aber alle
nicht gewillt waren, das grenzenlose Gemetzel zu verhindern, so muß
allein schon daher jeder und jede von ihnen für alle Zeiten als das gebrand-
markt werden, was sie waren und was sie in ihrer heutigen Form noch
immer sind:
weltanschaulich verwirrte Totschläger der Menschheit!
dem es nicht nur trotz, sondern gar mit dem reformierten christlichen
Glauben seine Entwicklung genommen hatte, sich der (in England entwik-
kelten) Konfrontation und Unterwanderung eines neuen, aber wiederum
vom Materialismus konstruierten, Glaubens und Wunderheilmittel, dem
marx'schen internationalen Sozialismus, ausgesetzt sah. Nicht nur der im-
mer internationale Herrschaftsanspruch des Christentums, auch der gleiche
internationale Anspruch des materiellen Sozialismus wurden, sowohl nach
dem Ersten, als dann noch weitaus verstärkter nach dem Zweiten Weltkrieg
zu den parteipolitischen Säulen, auf denen sich die über politisch-
materialistische Machtmittel so einzigartig steuerbare, demokratische
Staatsform im vernichteten Deutschland etablieren konnte (bzw. installiert
wurde).
241
Sollten Sie, lieber Leser, bisher die ansonsten übliche Liste derer vermis-
sen, die zitiert werden, bzw. von denen abgeschrieben wurde, so will ich
mich hier für diese Unterlassung entschuldigen. Ich habe, mit Ausnahme
der mehr oder weniger bekannten Fakten, leider nur die wenigen Erwähn-
ten gefunden, ansonsten aber niemand, von dem ich hätte abschreiben kön-
nen, was natürlich auch an meiner Unbelesenheit liegen kann.
Der Bedarf nach wirklichem Wissen auf diesem Gebiet ist mehr als nur
erheblich, er ist für die Menschheit überlebenswichtig.
Den größten Beitrag dazu könnten natürlich die liefern, die das gesamte
Wissen in ihren Archiven verborgen halten, die römisch-katholische Kir-
che und der Vatikan. Nur müßten sie dazu das sein, oder endlich das wer-
den, was sie zu sein vorgeben, und nicht weiterhin nur als christlich-
heuchlerische Tarnkonstruktionen für machtpolitische und menschenver-
achtende Interessen agieren. Auf der anderen Seite wäre eine solche Öff-
nung der kirchlichen Archive aber gleichbedeutend mit deren organisatori-
scher Selbstauflösung, denn einzig Täuschung und Betrug sichern die Exi-
stenz der christlichen Lehre und ihrer Herrschaftsstrukturen.
re, was dem Ausmerzen des größten Übels und Wahns auf Erden gleich-
kommt, schafft nicht etwa das Chaos, sondern ist die Voraussetzung für die
Überwindung der materialistischen Werte- und Geisteswelt, um jenseits
von ihr endlich menschlich-freiheitliche Gemeinschaften und Lebens-
ordnungen bilden zu können!
Wer die gesamte, bis in den heutigen Tag reichende, menschliche Ge-
schichte und ihre Zusammenhänge, ja wer selbst ihre verfälschte Darstel-
lung verstehen, wer sich selber und seine natürliche Bestimmung finden
will, der kann dies nur dann erreichen, wenn er politisch denkt; eben so,
wie die Urheber aller Verfälschungen! Denn zu allen materiellen Zeiten
wird und wurde die Entwicklung von Politikern gestaltet!
Sollte die Geschichte endlich neu geschrieben werden, so würde sich viel-
leicht die folgende Gliederung anbieten:
Damit würde dann zumindest schon einmal der Vorhang beseitigt, der heu-
te noch vollständig die Zeit von 192 - 1096 n. Chr. überdeckt, und auf
dessen Oberfläche ein Kunstbild aufgezeichnet ist, wobei der Vorhang in
der Art zugezogen wurde, daß von der einen Seite die Zeit des antiken rö-
mischen Imperiums und von der anderen der Zeitraum vom Untergang der
germanische Ordnung nach 1096 soweit aufeinander zu gezogen und damit
verlängert wurden, bis sie um das Jahr 500 gegeneinanderstießen. Um die-
se Manipulation noch weiter zu tarnen, wurde selbst davor nicht zurückge-
schreckt, diesen Zeitraum noch um 300 Jahre zu verlängern.
244
Sollten Ihnen, lieber Leser, wenn vielleicht auch nicht erst jetzt, die Fragen
unter Ihrer Zunge immer drängender werden, Fragen wie: Ja aber, ja aber,
wo sind denn die Dokumente, wo die Beweise für dieses veränderte Ge-
schichtsbild, wie sie jedes gut-materialistische Recht fordert?, so können
Sie gern versuchen, solche in den geheimsten Archiven dieser Welt ausfin-
dig zu machen, oder Sie machen es genau so wie die, die Ihnen Ihr bisheri-
ges Geschichtsbild mitsamt der weltanschaulichen Brille „auf's Auge ge-
drückt" haben: schreiben Sie sich alle benötigten Dokumente doch einfach
selber.
Das Jahr 1534 lieferte dann zwei Entscheidungen, die regional zwar weit
auseinander lagen, die aber über eine verblüffende tendenzielle Einheit-
lichkeit verfügten. Die Loslösung Englands von der päpstlichen Bevor-
245
Welche hohe Qualität die englische Politik bereits zum Zeitpunkt des von
ihr geplanten Ersten Weltkrieges erreicht hatte, das zeigt sich allein aus
den tatsächlichen Siegern dieses Krieges, den anglo-amerikanischen Händ-
ler-Plutokraten, die mit höchstem „Patriotismus" zunächst ihre Staaten
okkupiert hatten, um während des Krieges Frankreich finanziell ausbluten
zu lassen und begleitend Rußland auf den Kopf zu stellen, um dann, nach
dem siegreichen Abschluß, die deutsch-österreichische Zweckgemeinschaft
sowohl mit der Schuld als auch den Kosten des Krieges zu belasten.
nicht erst aufkommen zu lassen, und wenn dies nicht gelang, ihnen doch
zumindest die falsche Richtung zu weisen. Immer sind es imperialistische
Machtstrukturen, die gezwungen sind, geschichtliche Informationen zu
manipulieren, wären sie ansonsten doch dauerhaft genötigt, ihre Gewalt-
herrschaft offen zu betreiben. Geschichtsfälschung war und ist das zentrale
Täuschungsmittel aller imperialistischen Gewaltherrschaften! Dies gilt
auch heute für die US-amerikanische Herrschaft und nicht minder für die
mit ihr verknüpften bundesrepublikanischen Heloten. Seit den Zeiten der
altorientalischen Imperien, gefolgt vom antiken Rom, ist das materialisti-
sche Herrschaftsdenken immer gleich geblieben. Seine „Aufwertung" auf
das noch heute gültige politische Niveau erfolgte dann durch die Händler-
Plutokraten in Konstantinopel, die sich nicht nur einen eigenen Glauben,
sondern auch ein eigenes Volk erfanden, ja, die sogar soweit gingen, einen
weltanschaulichen Zwangsglauben für ihre Knechte zu erfinden.
Wer die menschlich individuelle Freiheit will, wird sie nur jenseits dieser
Weltanschauungen und jenseits jedes allein materiellen Denkens finden
können.
Selbst die sich in alle Teile der Welt zerstreuende, zuvor zum jüdischen
Volk erhobene, Bevölkerung Konstantinopels zeigt in ihrer darauffolgen-
den Entwicklung, daß die führenden, bereits seit 1307 christlich dominier-
ten, plutokratischen Kräfte bereits sehr frühzeitig erkannt hatten, worauf zu
achten war: Nicht nur, daß sie zu allen Zeiten die Nachkommen all der
Stämme, die sich trotz aller Manipulationen von ihrem ererbten Idealismus
nicht lösen konnten, in alle möglichen Kriege und Aktionen gegeneinander
stellten, sondern auch, daß sie ihre einzigen wirklichen Helfer, die Nach-
folger der aus Konstantinopel verflüchtigten Bevölkerung, vererbungsseitig
und geistig gegen jeden idealistischen Einfluß abschotteten. So mußten
diese, ganz gleich in welchem Elend, in Gettos leben, und jeder Ausbruch
daraus, jede Integration mit dem meist christlich gewordenen Gastvolk,
wurde als größte jüdische Sünde gebrandmarkt. Nur durch diese Konser-
vierungsmethode, mit der das materialistische Wesen Roms und Konstanti-
nopels über die Zeit gerettet wurde, konnte es je gelingen, daß die materia-
listisch-plutokratischen Führungskräfte zu allen Zeiten auf ein für ihre
Zwecke im Wesen hochqualifiziertes Potential zurückgreifen konnten.
Nicht etwa eine Rasse wurde auf diese Weise bis heute erhalten, sondern
das Wesen der einstig in Konstantinopel ansässigen Bevölkerung!
248
Einen Großteil davon dann, nachdem der letzte staatlich organisierte Wi-
derstand der von der germanischen Ordnung vorgeprägten Idealisten 1945
zerstört war, in der Region des Islam als materialistische Speerspitze anzu-
siedeln, war nur eine machtpolitisch logische Konsequenz. Galt es doch in
der Folgezeit, nach der völligen Zerstörung aller Reste der germanischen,
nun auch die dort über den islamischen Glauben zusammengehaltenen
Gemeinschaften zu liquidieren.
Wie psychologisch liquidiert und umgewertet wurde und wird, das zeigt die
schleichende, dabei stetige Aufwertung der charakterlichen Eigenschaften,
wie sie Rom und dessen Nachfolgeimperium in Konstantinopel hervorge-
bracht haben. Materielle Gier, Betrug, Täuschung, Korruption, Unter-
drückung und Ausbeutung werden mit allen Mitteln der Desinformation
und der Umdeutimg als ganz normale menschliche Eigenschaften dekla-
riert - der Mensch muß als von Geburt an schlecht bzw. „sündig" darge-
stellt werden -, so daß die vormals in Konstantinopel gepflegten Eigen-
schaften zwischenzeitlich bedenkenlos von vielen derer, die stets heftiger
um ihr Überleben oder um ihren Anteil an der zur Verteilung stehenden
Korruptionsmasse kämpfen müssen, meist, ohne dies überhaupt zu bemer-
ken, einfach zur eigenen Motivation übernommen werden.
Auf dem tatsächlichen Bild der menschlichen Geschichte kann nun auch
die aktuell-politisch seit Jahrzehnten laufende Entwicklung verstanden
werden, mit der nicht nur die Bundesrepublik, sondern ganz Europa der
sogenannten Zuwanderung geöffnet wurde, wobei das Hauptaugenmerk
insbesondere darauf gerichtet war und ist, beide idealistischen Gruppen,
die islam- und die germanischgeprägte, möglichst in direkte Konfrontati-
onspositionen zu bringen, wobei das Ziel aller dieser Menschenverschie-
bungen erst dann erreicht sein dürfte, wenn spätestens mit der EU-
Aufnahme der Türkei alle Dämme brechen werden.
werk dar, das selbst noch von den heute herrschenden Kräften benötigt
wird, würde ansonsten doch weitaus mehr von den wahren Abläufen der
Geschichte, insbesondere der gesamtgermanischen und auch der deutschen
Geschichte, längst Allgemeinwissen sein. Wer die wahrhaftige deutsche,
wer die wahrhaftige europäische Geschichte sucht, der wird, ausgehend
von der Erforschung ihrer Ursprünge, immer dort die Lupe anlegen müs-
sen, wo die Fälschungen am widersprüchlichsten und am dichtesten sein
müssen: bei den europäischen, insbesondere auch bei deutschen Befrei-
ungsbemühungen. Bei der „Missionierung" des Abendlandes, bei der Auf-
lösung des Templerordens, bei Luther, den Bauernkriegen, dem 30-
jährigen Krieg, den Befreiungskriegen gegen die imperialen Anstrengun-
gen Napoleons, oder in den Kriegen des plutokratisch beherrschten, ach so
christlichen Anglo-Amerikas, das den Ersten und den Zweiten Weltkrieg
angezettelt hat. Auch alle Kämpfe gegen das römische Papsttum und seine,
hinter nichts anderem als nackter Heuchelei verborgenen, Einflüsse, ob von
Bismarck oder anderen unternommen, waren nichts anderes als Kämpfe
zur Wiedererringung der lange verlorenen und heute so vermißten geistigen
Freiheit.
Und dort, wo die geistige Kraft nicht mehr ausreicht, dort kann man sich an
den Aufbauerfahrungen des Islam orientieren.
Noch etwas zeigt sich aus der wahrhaftigen Geschichte: so lange es noch
Nachkommen der Germanen gibt, solange es das idealistische Wesen gibt,
so lange wird es immer wieder zu Versuchen kommen, Leben und Ordnung
so zu gestalten, daß sie sich im Einklang mit ihren althergebrachten Werten
und Sittlichkeiten befinden. Das Leben in der Betrugswelt der Imperiali-
sten, ob sie auftreten als imperiales Rom, als römische Papstkirche, als
Kaiser von Gottes Gnaden, als kapitalistisches englisches und/oder ameri-
kanisches Empire der Händler-Plutokraten, als „friedenstiftende" Weltre-
gierung unter UNO-Mandat oder auch als materieller Bolschewismus, wird
auch dem Deutschen Volk auf Dauer nicht möglich sein. Müßte doch jeder
irgendwann an seinen inneren Widersprüchen zu Grunde gehen. So ist
auch der alte Ausspruch zu verstehen: am germanischen (nicht nur am
deutschen) Wesen kann die Welt genesen. Nur wird heute das kann immer
dringlicher zu einem muß, wenn sich die Menschheit in ihrer Gesamtheit
nicht in naher Zukunft von dieser Welt verabschieden will.
Nur die Kenntnis von den Mechanismen der materiellen - und damit auch
immer imperialistischen - Herrschaftssysteme und ihren politischen Mitteln
und Methoden, in Verbindung mit dem ihnen konträr gegenüberstehenden
menschlichen Streben nach idealistischen Zielen und Vollkommenheiten,
kann den Völkern ihre verlorene Unabhängigkeit und Eigenständigkeit und
damit auch dem einzelnen Menschen seine volksgebundene Freiheit zu-
rückbringen, kann ihn wieder Mensch werden lassen.
Die Konsequenzen, die sich für die Bereiche der menschlichen Erziehung
und Ausbildung ergeben, dürften jedem deutlich machen, wie tief- und
weitgehend die Umgestaltung der gesamten Lebensordnung erfolgen muß,
soll es je wieder eine Ordnung werden, in der Menschen leben.
Der Imperialismus hat nicht aufgehört, er hat nur mehrfach sein Kleid
gewechselt und neue Tarnkappen entwickelt! Wo die christliche Täuschung
nicht ausreicht, werden Rechte und Menschenrechte vorgegaukelt. So lan-
ge der Materialismus, ob als plutokratischer Privat- oder als Staatskapita-
lismus, herrscht, so lange es nicht gelingt, den Materialismus in idealisti-
sche Ziele und Werte einzubinden, so lange wird es auch keine menschli-
che Gesellschaft geben können. Erst wenn der Mensch, wenn seine Arbeit
und sein Wirken, und nicht irgendein materialistischer Wirtschaftsfaktor,
im Mittelpunkt steht, erst dann wird eine menschliche Gesellschaft, die
immer antiimperialistisch sein muß, überhaupt möglich.
Eine Rettung dieser Erde, und nicht nur der Menschheit, ist also nur
dann zu erreichen, wenn sich die Menschen (wieder) ideellen Werten
zuwenden, die jeden Imperialismus zwingend ausschließen.
253
Als die wohl wichtigste Errungenschaft aller Geschichte wird immer das
gelten, was nicht erlern- oder auch anlesbar ist, sondern was die, die solche
Zeiträume, die heute Geschichte sind, einst erlebt und an jeden ihrer Nach-
kommen, wenn auch unbewußt, als innere Prägung weitergegeben haben.
Die Art und das Wesen.
Die allen, nicht nur den deutschen Menschen so in die Wiege gelegten, in
uralten Zeiten geprägten idealistischen Werte, die im Deutschen Volk nur
am längsten erhalten blieben und daher als dessen deutsche Art und als das
deutsche Wesen angesehen werden, stellten zu allen Zeiten den Menschen
und seine gemeinschaftliche idealistische Ordnung über alles Materielle.
So standen immer die Freiheit und Sicherheit der eigenen Familie, des
eigenen Stammes und des eigenen Volkes in Wert und Priorität selbst noch
über der materiellen Existenz und dem Leben des Einzelnen. Nicht die
Versklavung und Unterdrückung fremder Völker hat dafür die Rechtferti-
gung geschaffen, sondern einzig die Bewahrung und Erhaltung der Freiheit
des eigenen Volkes darf solches verlangen und erwarten. Nicht für Macht
und Geld, auch nicht für die, beiden untergelagerte, imperialistische Gier,
sondern für den Menschen und seine positive Entwicklung, für den Erhalt
seiner angestammten Gemeinschaft, ihrer Ordnung und Werte, hat jeder
Mensch seine Verpflichtung. Eine Verpflichtung nicht allein für sich
selbst, durchlebt jeder doch nur einen kurzen Zeitabschnitt in der Kette
seiner Ahnen, sondern für seine Kinder, für all die, die noch nach ihm
kommen.
Wieder eine menschliche Ordnung schaffen, den nun fast ein Jahrtausend
andauernden materialistischen Wahnsinn endlich überwinden, das ist die
Aufgabe, vor die sich jeder einzelne von uns - für sich und seine Nach-
kommen, für seine heutige und künftige Gemeinschaft, mag sie dereinst
wieder zu einer Volksgemeinschaft werden - gestellt sieht, soll nicht in
absehbarer Zeit das Kapitel Mensch von den Kräften, die ihn seit vielen
Generationen nur noch als Material oder Produkt sehen und behandeln,
endgültig abgeschlossen werden.
Wir, die wir wieder Menschen sein oder werden wollen, werden wieder
aus dem ganz Kleinen beginnen müssen. Aus kleinsten Lebensgemein-
schaften und -gruppen, die wieder nach den ihnen innewohnenden, uralten
menschlichen Werten beginnen, ihr Leben zu gestalten, wie schwer das
auch immer werden mag.
Auf der Suche nach den Gründen, die eine Bundesregierung ver-
anlaßt hatten, die gesamte vormalige DDR-Wirtschaft im An-
schluß an die deutsche Wiedervereinigung liquidieren zu lassen,
hat ein Nichthistoriker und Nichtsoziologe über den politischen
Vorgang der Wiedervereinigung und deren Einbindung in den
historischen Ablauf nachgedacht.
Den Zeigefinger erheben ist das eine, ihn zu sehen das andere.
Besonders schwierig wird es mit dem Erkennen und Sehen eines
erhobenen Zeigefingers dann, wenn der, der ihn erhoben hat,
selbst noch nicht will, daß er als solches erkannt wird. Ein erho-
bener Zeigefinger quasi als eigene Option für die Zukunft.
Auf der Suche nach einer Erklärung für eines der wohl unsinnig-
sten außenpolitischen Ereignisse des Dritten Reiches, der „Zer-
schlagung der Tschechoslowakei", lag auf einmal Hitler Zeige-
finger vor uns. Dabei zeigte er nicht nur erklärend auf das be-
trachtete Ereignis, auch zeigte er nicht nur auf die vorangegange-
nen, außenpolitischen Ereignisse während des Dritten Reiches,
sondern er zeigte sogar auf den tatsächlichen Weg in den Zweiten
Weltkrieg und selbst noch auf dessen politische Folgen und Kon-
sequenzen.
Ein Zeigefinger wurde gefunden, der allein aus seiner inneren
Aussage und damit auch aus seiner kausalen Wirkung nicht nur
Erklärungen, sondern auch letztlich zentrale Beweise dafür liefert,
weshalb die deutsche Wehrmacht in die Tschechei kam,
wer an der Einmarschplanung beteiligt war,
wie die deutsche Wehrmacht nach Polen kam.