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Susann Vogel, Robert Busch

Exposé – Impact of cortisol in hair in situations of acute stress in social context

Die Messung von chronischem Stress wird immer häufiger über Cortisolwerte im Haar bestimmt. Aus
methodischer Sicht sind jedoch zahlreiche Fragen ungeklärt. Es sollten daher zunächst explorative
Fragestellungen im Vordergrund stehen. Eine dieser Fragen soll im Zuge dieser Arbeit näher
betrachtet werden. Trotz dass die Methode bereits in zahlreichen Studien zur Untersuchung von
chronischem Stress Verwendung findet, gibt es nahezu keinerlei Forschungen zu den unmittelbaren
Veränderungen der Cortisolwerte im Haar durch akuten Stress. Zu diesem Zeitpunkt ist uns nur eine
Studie zu dieser Fragestellung bekannt. Bei dieser explorativen Studie konnte mit nur 3 Versuchs-
personen eine Veränderung der Haarcortisolwerte am Arm im Vergleich zum gegenüberliegendem
Bein nach einem Cold-Pressure-Test nachgewiesen werden (Sharpley et al. 2009). Dabei wollte man
vor allem auf die lokale Veränderung des Cortisolwertes aufmerksam machen. Diese Veränderung
zeigte sich laut der Autoren unmittelbar. Die Fragestellung dieser Untersuchung soll wie folgt lauten:
Führt eine akute psychosoziale Belastung zu einer unmittelbaren Veränderung der Cortisolwerte im
Kopfhaar?
Als Methode zur Erzeugung von akutem psychosozialem Stress soll der "Trier Social Stress Test"
(TSST) Verwendung finden. Zur Erhebung des Ausmaßes der Stressreaktion eignen sich Speichel -
proben zur Bestimmung der Cortisol-, als auch Alphaamylasewerte. Zur Erfassung von subjektiv
erlebtem Stress werden Fragebögen eingesetzt. Zu diesem Zweck wurden der PASA und der MDBF
ausgewählt. Außerdem soll mit Hilfe von 2 Fragebögen (PSS, TICS) der subjektiv erlebte chronische
Stress erfasst werden.
Neuste Erkenntnisse zeigen, dass auch Schweiß einen Einfluss auf den Cortisolgehalt im Haar
darstellen könnte. Innerhalb dieser Untersuchung soll daher die Schweißmenge mit Hilfe von
speziellem Löschpapier und dessen Gewichtunterschied vor und nach der Anwendung durch
hinreichend genaue Laborwaagen bestimmt werden. Dazu liegt ein standardisiertes Protokoll zur
Durchführung vor. Dieses Verfahren wird innerhalb dieser Studie explorativ verwendet, da es kein
bekanntes Verfahren zur Bestimmung der Schweißmenge gibt. Darüber hinaus werden auch eine
subjektive Einschätzung der Versuchsperson sowie die Beobachtung des Gremiums im TSST
herangezogen. Ebenfalls erfasst werden die Einwirkzeit des Schweißes auf das Haar zwischen dem
Zeitpunkt der Entnahme und dem der Analyse. Zudem ist vorgesehen, weitere mögliche Einflüsse zu
kontrollieren. Darunter fallen unter anderem: Haarlänge am Hinterkopf (gemessen anhand der
Haarprobe); Zeitpunkt der letzten Haarwäsche; Haarwäsche pro Woche; Haarbehandlungen, wie
chemische Behandlung, Verwendung von Silikonen oder Hitzebehandlung; vorausgehende sportliche
Betätigung und verschiedene demographische Angaben.
Zum Ablauf der Untersuchung ist Folgendes festzuhalten: Nach Begrüßung und
Einverständniserklärung der Probanden zur Untersuchung wird zunächst ein demographischer
Fragebogen, der PSS, der TICS sowie das Haarprotokoll ausgefüllt. Nachdem das weitere Vorgehen in

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Susann Vogel, Robert Busch

der Studie mit dem Probanden besprochen wurde, werden im Abstand von 10 min 2 Speichelproben
genommen. Er/Sie erhält dabei keine näheren Informationen zum TSST. Neben der ersten
Speichelprobe wird eine Haarprobe am Hinterkopf entnommen.
Die Versuchsperson wird daraufhin in den TSST geführt und erhält eine standardisierte Instruktion. In
der Antizipationsphase werden sowohl der MDBF als auch der PASA eingesetzt. Danach werden die
freie Redesituation und eine mathematische Aufgabe im TSST bearbeitet und mit Hilfe der
Anordnungen im TSST psychosozialer Stress induziert. Sobald die Versuchsperson den Raum
verlassen hat, wird eine weitere Speichelprobe entnommen und mit Hilfe des Schweiß-Protokolls die
Schweißmenge am Hinterkopf bestimmt. Dazu wird ein 1,5x3 cm großer Löschpapierstreifen für 2
min am Haaransatz im Nacken mit Handschuhen angehalten und sofort danach in einen luftdichten
Behälter verpackt. Sowohl davor als auch danach wird der gesamte Behälter mit Löschpapier darin
gewogen. Der Unterschied der Vor- und Nachmessung stellt die ermittelte Schweißmenge dar, die
über die Gewichtsangabe in mg operationalisiert wird. Im weiteren Verlauf werden alle 10 min
wiederholt Speichelproben genommen. Insgesamt handelt es sich um 7 Speichelproben (2 vor und 5
nach dem TSST), um sowohl den Cortisolanstieg als auch den Abfall messen und damit die gesamte
Stressreaktion abbilden zu können. Aus zahlreichen Stressstudien geht hervor, dass ca. 10 min nach
dem TSST der höchste Cortisolwert im Speichel zu messen ist, was der Entnahme der 4.
Speichelprobe entsprechen würde. Zu diesem Zeitpunkt wird ebenfalls die zweite Haarprobe
entnommen.
In dieser Untersuchung handelt es sich um ein Within-Design, da dieselben Personen zu verschiedenen
Zeitpunkten wiederholt untersucht werden. Es kann davon ausgegangen werden, dass es keine
außerhalb des circadianen Rhythmus liegenden Schwankungen der Cortisolwert gibt. Aus
ökonomischen Gründen wird daher auf eine Kontrollgruppe verzichtet.
Als Stichprobe werden sowohl männliche als auch weibliche Studenten der technischen Universität
Dresden angestrebt. Ausgeschlossen sind Personen mit Vorkenntnissen zum TSST, ebenso Personen,
die durch Erkrankungen oder Medikamenteneinnahme mit Einfluss auf die Stressreaktion oder durch
Nikotin/Alkohol/Drogenkonsum oder zu hohem/niedrigem BMI ungeeignet oder außergewöhnlich
starken Belastungen ausgesetzt sind. Weibliche Probanden, die von hormoneller
Empfängnisverhütung Gebrauch machen, müssen ebenfalls ausgeschlossen werden. Bei den übrigen
wird die Zyklusphase kontrolliert.
Zur Auswertung soll zunächst eine einfache Varianzanalyse mit Messwiederholung zum Einsatz
kommen, um bestimmen zu können, ob es überhaupt zu einem statistisch signifikanten Anstieg der
Cortisolwerte vor und nach dem TSST kommt. Dafür bietet sich an, eine multifaktorielle
Regressionsanalyse anzuwenden. Als Kriterium wäre der Cortisolgehalt im Haar und als Prädiktoren
der Cortisolgehalt im Speichel sowie die Schweißmenge geeignet. Außerdem bietet es sich darüber
hinaus an, eine Korrelationsanalyse zu nutzen. Falls die Schweißmenge und das Speichelcortisol mit
dem Haarcortisol korrelierten, sollte außerdem eine partielle Korrelation in Betracht gezogen werden.

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