1. Thermidor Jahr V
Ein liebes Bäschen! was ins Stammbuch schreiben?
Und in Versen zwar, weh mir armen Unglücksmann!
Ich trinke ja nur Thäler Born
Und nicht Castaljens Dichterwasser.1
Doch Bäschen winkt, gehorchen muß ich wohl,
Ich reibe mir die Stirn daß meine Lorbeeren knistern,
sinne in die kreuz und queer
Und – Glück zu, jetzt hab ich endlich was.-
Aber meine Muse ist kein Flitterding
Das Mädchen merke dir, sie ähnelt unsrer Großmama,
trägt eine Schwarze Sammetkappe
Eine Jacke dreißig Fäuste hoch.
Eine Brille ziert das Nasenwerk,
Triefaugen blitzen im Gesicht, die begeistern mich,
dreymal räuspr’ich gravitätisch,
und beginne mit Homer nun wie folgt:
Ὣσ φάτο· µείδησεν δὲ βοῶϖισ ϖότνια Ἥρη,
µε δήσασα δ’εϖείτα ἑῷ ἐγκάτθετο κόλϖῳ.2
Lieber Einsiedler, lass Dir die Flügel an Kopf und Füssen nicht stutzen, werde
kein Herrnhuther und behalte mich lieb.
Gevatter Görres.
Heidelberg am 3. October 1808.