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PATIENTENINFORMATION

Fibromyalgie-Syndrom Juni 2021

FIBROMYALGIE-SYNDROM –
WENN MUSKELN UND GLIEDER
DAUERHAFT SCHMERZEN

Foto: © iStockphoto.com/kali9

LIEBE PATIENTIN, LIEBER PATIENT, ANZEICHEN FÜR EIN FMS

Sie haben seit Monaten anhaltende Schmerzen in vie- Die drei wichtigsten Krankheitszeichen sind:
len Körperbereichen, Schlafprobleme und fühlen sich ■ Länger als 3 Monate bestehende Schmerzen auf
erschöpft? Möglicherweise wurde bisher keine Ursache beiden Körperseiten. Mindestens 4 der 5 Körper-
dafür gefunden. Vielleicht hat Ihre Ärztin oder Ihr Arzt bereiche sind betroffen: Rücken mit Brustkorb,
daher den Verdacht auf ein Fibromyalgie-Syndrom ge- rechter Arm, linker Arm, rechtes Bein, linkes Bein
äußert und Sie möchten nun mehr darüber erfahren. und
■ Müdigkeit, Erschöpfung und
Auf einen Blick: Fibromyalgie-Syndrom
■ Schlafstörungen, man fühlt sich nicht ausgeschlafen.
■ Typische Beschwerden sind unter anderem: mehr
als 3 Monate bestehende Schmerzen in vielen Kör- Die Schmerzen können anhalten, wiederkehren oder
perbereichen, Erschöpfung und Schlafstörungen. wandern. Sie verstärken sich oft bei Stress, Nässe,
Kälte und längerem Sitzen oder Liegen.
■ Wichtig zu wissen: Die Erkrankung führt nicht zu Viele weitere Krankheitszeichen können bei einem
Schäden an Muskeln, Gelenken oder Organen. FMS auftreten, zum Beispiel:
■ Ziel der Behandlung ist, die Beschwerden zu lin-
■ Kopfschmerzen, schmerzhaft verspannte Muskeln
dern, vor allem mit körperlichem Training und see-
an Brustbein, Kiefer oder im Gesicht
lischer Unterstützung. Wenn Medikamente zum
Einsatz kommen, dann nur vorübergehend. ■ körperliche Beschwerden, wie Regelschmerzen,
Herzrasen, Atem- oder Magen-Darm-Probleme
■ Reiz-Überempfindlichkeiten, zum Beispiel der Augen,
DIE ERKRANKUNG Geräusch- oder Geruchsempfindlichkeit
■ Konzentrationsprobleme oder Leistungsabfall
Das Fibromyalgie-Syndrom (kurz: FMS) ist eine dauer-
hafte Erkrankung. Wörtlich übersetzt bedeutet Fibromy- ■ seelische Beschwerden, wie Nervosität, innere Un-
algie „Faser-Muskel-Schmerz“. Da hier unterschiedliche ruhe, Niedergeschlagenheit oder Angst
Beschwerden zusammentreffen, spricht man von
einem Syndrom. EIN FMS ERKENNEN
Etwa 2 von 100 Menschen sind vom FMS betroffen,
Frauen häufiger als Männer. Die Beschwerden treten Ihre Ärztin oder Ihr Arzt befragt Sie ausführlich zu Ihrer
meist im Alter von 40 bis 60 Jahren auf, seltener bei Lebenssituation, weiteren Erkrankungen und Ihren
Kindern, Jugendlichen oder im hohen Lebensalter. Bis Medikamenten. Auch Fragebögen kommen zum Ein-
heute ist die Ursache nicht geklärt. Man vermutet, satz, etwa zu Ihren Schmerzen.
dass die persönliche Veranlagung, belastende Le- Anschließend untersucht man Sie körperlich. Meist
bensereignisse, schlecht verarbeiteter Stress und folgen weitere Untersuchungen, zum Beispiel ein Blut-
Überlastung eine Rolle spielen. test. Das dient dazu, andere Erkrankungen auszu-
Obwohl die Schmerzen oft quälend und belastend sind, schließen, unter anderem Gelenk-Entzündungen oder
führt das FMS nicht zu Schäden an Muskeln, Gelenken Stoffwechsel-Krankheiten. Dafür sind manchmal wei-
oder Organen. Die Lebenserwartung ist normal. tere fachärztliche Untersuchungen empfehlenswert.
PATIENTENINFORMATION
Fibromyalgie-Syndrom

EIN FMS BEHANDELN Eine Behandlung in einer Schmerzklinik oder psycho-


somatischen Klinik kann hier ebenfalls hilfreich sein.
Das FMS ist nicht heilbar. Nur selten verschwinden die Nicht empfohlene Behandlungen
Schmerzen dauerhaft und vollständig. Eine Behand-
Folgende Behandlungen bringen oft keine Linderung
lung kann die Beschwerden aber wirksam lindern. Sie
und können teils sogar schaden. Daher empfehlen die
richtet sich nach Ihrer persönlichen Situation.
Fachleute sie nicht: die meisten Schlaf- und Schmerz-
Wissen und Schulung mittel (insbesondere starke Opioide), Spritzen in
Sie können lernen, mit Ihren Beschwerden besser um- schmerzende Körperstellen, Hormone wie Kortison und
zugehen. In einer Patientenschulung erhalten Sie viele einige physikalische Verfahren, zum Beispiel Massage,
Informationen zu Ihrer Erkrankung und deren Behand- Magnetfeldtherapie und Chirotherapie. Fachleute raten
lung sowie praktische Hinweise, um Ihr Wohlbefinden auch von speziellen Operationen ab, die angeblich ein
zu steigern und Stress zu verringern. FMS heilen sollen.
Sehr wirksam: Körperliche Bewegung
Fachleute empfehlen mehrmals pro Woche für min- WAS SIE SELBST TUN KÖNNEN
destens 30 Minuten ein leichtes Ausdauertraining, wie
Walking, Schwimmen oder Radfahren. Sanftes Kraft- ■ Wahrscheinlich werden Sie nicht sofort einen Er-
und Funktionstraining zweimal wöchentlich sind eben- folg der Behandlung spüren. Es kann einige Zeit
falls wirksam, zum Beispiel (Wasser-)Gymnastik in dauern, bis sie wirkt.
Gruppen. Wichtig ist, Muskeln und Bänder regelmäßig ■ Körperliche Bewegung tut gut. Da viele Übungen
zu bewegen, ohne sie dabei zu stark zu belasten. mit Schmerzen verbunden sein können, sollten Sie
Seelische Begleit-Erkrankungen behandeln langsam beginnen und sich nur vorsichtig steigern.
Bei seelischen Belastungen empfehlen Fachleute zu- Wählen Sie am besten etwas aus, das Ihnen
sätzlich eine Psychotherapie, insbesondere eine kogni- Freude macht.
tive Verhaltenstherapie. Zudem sind hier manchmal ■ Es ist empfehlenswert, sich selbst zu beobachten.
Medikamente hilfreich. Studien weisen darauf hin, dass Als Hilfe können Sie Ihre Beschwerden in einem
das Arzneimittel Amitriptylin helfen kann. Es kann niedrig Tagebuch notieren. So können Sie herausfinden,
dosiert für eine gewisse Zeit zum Einsatz kommen. Häu- ob Ihnen eine Behandlung nutzt oder nicht.
fige Nebenwirkungen sind Benommenheit, trockener
Mund und Kopfschmerzen. Wenn das nicht wirkt, kom- ■ Versuchen Sie, möglichst feste Schlafenszeiten
men in Einzelfällen vorübergehend andere Arzneimittel einzuhalten. Ruhezeiten im Alltag sind sinnvoll.
in Frage. Besprechen Sie dies mit Ihrem Ärzteteam. ■ Sie können lernen, sich zu entspannen und Stress
Kombinationen bei schwerem Krankheitsverlauf zu bewältigen. Entspannungsübungen und medi-
tative Bewegungstherapien, wie Tai-Chi, Qi-Gong
Bei einem schweren Verlauf empfehlen die Fachleute,
oder Yoga, können hier unterstützend wirken.
verschiedene Verfahren zu kombinieren, etwa Ausdau-
ertraining und kognitive Verhaltenstherapie. Dazu kön- ■ Sie können Ihre Erfahrungen mit anderen Betroffe-
nen auch Physiotherapie und Ergotherapie gehören. nen austauschen, etwa in einer Selbsthilfegruppe.

MEHR INFORMATIONEN
Quellen, Methodik und Links
Diese Information beruht auf aktuellen wissenschaftlichen Forschungsergebnissen und Empfehlungen für
Betroffene von Betroffenen.
Methodik und Quellen: www.patienten-information.de/kurzinformationen/fibromyalgiesyndrom#methodik
Weitere Kurzinformationen: www.patienten-information.de
Kontakt Selbsthilfe
Wo Sie eine Selbsthilfegruppe in Ihrer Nähe finden, erfahren Sie bei der NAKOS (Nationale Kontakt- und Informations-
stelle zur Anregung und Unterstützung von Selbsthilfegruppen): www.nakos.de, Telefon: 030 31018960
Verantwortlich für den Inhalt:
Ärztliches Zentrum für Qualität in der Medizin (ÄZQ) Mit freundlicher Empfehlung
Im Auftrag von: Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV)
und Bundesärztekammer (BÄK)
Telefax: 030 4005-2555
E-Mail: patienteninformation@azq.de
www.patienten-information.de
www.azq.de

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