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Einmal ein großer

Zeichner
Franz Kafka
als bildender Künstler

Vitalis
„Unsere Kunst ist ein von der Wahrheit
Geblendet-Sein: Das Licht auf dem zu-
rückweichenden Fratzen­gesicht ist wahr,
sonst nichts.“

„ … auf den wahrheitsgetreuen Bildern der


Künstler sehen wir diese Gesichter der Ver-
dammnis, die aufgerissenen Mäuler, die
mit hoch zugespitzten Zähnen besteckten
Kiefer, die verkniffenen Augen, die schon
nach dem Raub zu schielen scheinen, den
das Maul zermalmen und zerreißen wird.
Sind die Kinder böse, halten wir ihnen die­
se Bilder hin und schon fliegen sie weinend
an unsern Hals.“

Franz Kafka
Zeilenmaße und Paginierung weichen in diesem E-Book
von der Druckvorlage ab.

Die in den zitierten Texten von Franz Kafka enthaltenen


Eigenheiten in Orthographie und Syntax
sind dagegen beibehalten worden.
‚Einmal ein großer Zeichner‘
Franz Kafka als bildender Künstler

Herausgegeben von
Niels Bokhove und Marijke van Dorst

Vitalis
Bibliographische Information der Deutschen Bibliothek
Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen
Nationalbiographie; detaillierte bibliographische Daten sind im Internet
über http://www.ddb.de abrufbar.

© Vitalis, 2006
Zusammenstellung: Niel Bokhove und Marijke van Dorst
Erläuterungen: Niels Bokhove
Titel der niederländischen Ori­ginalausgabe:
,Einmal ein großer Zeichner‘․ Franz Kafka als beeldend Kunstenaar․
2. erw. u. revid. Auflage. Utrecht: Salon Saffier, 2003
Druck und Bindung besorgte die
Druckerei Finidr, Český Těšín/Teschen.

ISBN 3-89919-094-7 · Alle Rechte vorbehalten · www.vitalis-verlag.com


Inhaltsverzeichnis

Zeichnungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9

1 Der Denker . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10
2 Mann zwischen Gittern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12
3 Mann mit Spazierstock . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14
4 Mann mit Kopf auf Tisch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 6
5 Mann vor stehendem Spiegel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 8
6 Sitzender Mann mit gesenktem Kopf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20
7 Fechter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22
8 Läufer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24
9 Drei Läufer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26
10 ,Die Tänzerin Eduardowa […] in der Elektrischen
in Begleitung zweier Violinisten‘ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28
1 1 Mann auf Händen und Füßen gehend . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30
12 Jockey auf Pferd . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32
13 Kutsche mit Pferden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34
14 ,Ansichten aus meinem Leben‘ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36
15 Eßunlustig . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38
16 ,Eingehängtsein‘ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40
17 ,Etwas von meinen „Beschäftigungen“ ‘ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42
18 ,Japanische Gaukler‘ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44
19 Akrobaten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46
20 Mann zwischen Fabeltieren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48
2 1 Schlangendame . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50
22 Protestumzug . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52
23 Gehende Figuren – Sänfte beim Fluß und Baum . . . . . . . . . . . . . 54
24 Goethes ,Gartenhaus am Stern‘ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58
25 Glockenturm, vermutlich in Osteno . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60
26 Kirche und Häuser in Gandria –
Springbrunnen in San Margherita . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62
27 ,Eine derartige Brücke‘ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64
28 Spieltisch im Casino des Kurhauses, Luzern . . . . . . . . . . . . . . . . 66
29 Wohnsituation in der Villa Tatra, Tatranské Matliare . . . . . . . . 68
30 ,Bittsteller und vornehmer Gönner‘ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70
3 1 Abraham opfert seinen Sohn Isaak . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72
32 Mann am Tisch, Wirtin hinter der Wand . . . . . . . . . . . . . . . . . . 74
33 Frauenkopf und Pferdebein . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76
34 Malträtierter Mann vor einem Tisch, mit Zuschauern . . . . . . . . 78
35 Mürrischer Mann in schwarzem Anzug . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80
36 Der wilde Trinker . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82
37 Spaziergänger ohne Hose auf dem Dach . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 84
38 Zwei Wartende . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 86
39 ,Ottlas Gabelfrühstück‘ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 88
40 Dora Diamant . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 90
4 1 Mutter Kafka lesend – Selbstporträt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 92

Zu den Zeichnungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 95

Kafka: ,ein großer Zeichner‘ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 97


Editorische Hinweise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 107
Erläuterungen zu Zeichnungen und Texten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 1 0
Erwähnte, jedoch nicht zugängliche Zeichnungen . . . . . . . . . . . . . . . . 120
Authentische Vorlagen zu Kafkas Zeichnungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 22
Verwendete Literatur und Abkürzungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 2 3
Anmerkungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 126
Zeichnungen

Unsere Kunst ist ein von der Wahrheit Geblendet-Sein:


Das Licht auf dem zurückweichenden Fratzengesicht
ist wahr, sonst nichts. 1

[…] auf den wahrheitsgetreuen Bildern der Künstler


sehen wir diese Gesichter der Verdammnis,
die aufgerissenen Mäuler,
die mit hoch zugespitzten Zähnen besteckten Kiefer,
die verkniffenen Augen,
die schon nach dem Raub zu schielen scheinen,
den das Maul zermalmen und zerreißen wird.
Sind die Kinder böse,
halten wir ihnen diese Bilder hin,
und schon fliegen sie weinend an unsern Hals. 2
1 Der Denker

Ich blieb mit meinem Denken bei den gegenwärtigen Dingen


und ihren gegenwärtigen Zuständen nicht aus Gründlich-
keit oder zu sehr festgehaltenem Interesse, sondern, soweit
es nicht Schwäche des Denkens verursachte, aus Traurigkeit
und Furcht, aus Traurigkeit, denn weil mir die Gegenwart
so traurig war, glaubte ich sie nicht verlassen zu dürfen, ehe
sie sich ins Glück auflöste, aus Furcht, denn wie ich mich vor
dem kleinsten gegenwärtigen Schritt fürchtete, hielt ich mich
auch für unwürdig, bei meinem verächtlichen kindischen
Auftreten ernstlich mit Verantwortung die große männliche
Zukunft zu beurteilen, die mir auch meistens so unmöglich
vorgekommen ist, daß mir jedes kleine Fortschreiten wie eine
Fälschung erschien und das Nächste unerreichbar.
[Tagebuch, 2. Januar 1912]

Ich kann nicht denken, in meinem Denken stoße ich immer­


fort an Grenzen, im Sprung kann ich noch einzelweise man-
ches erfassen, zusammenhängendes, entwicklungsmäßiges
Denken ist mir ganz unmöglich.
[Aus einem Brief an Felice Bauer, 10./16. Januar 1913]

10
2 Mann zwischen Gittern

Eingesperrt in das Viereck eines Lattenzaunes, der nicht mehr


Raum ließ, als einen Schritt der Länge und Breite nach,
erwachte ich. Es gibt ähnliche Hürden, in die Schafe des
Nachts gepfercht werden, aber so eng sind sie nicht. Die
Sonne schien in geradem Strahl auf mich, um den Kopf
zu schützen, drückte ich ihn an die Brust und hockte mit
gekrümmten Rücken da.
[Tagebuch, 4. Juli 1916]

Mit einem Gefängnis hätte er sich abgefunden. Als Gefangener


enden – das wäre eines Lebens Ziel. Aber es war ein Gitterkä-
fig. Gleichgültig, herrisch, wie bei sich zuhause strömte durch
das Gitter aus und ein der Lärm der Welt, der Gefangene
war eigentlich frei, er konnte an allem teilnehmen, nichts
entgieng ihm draußen, selbst verlassen hätte er den Käfig
können, die Gitterstangen standen ja meterweit auseinander,
nicht einmal gefangen war er.
[Tagebuch, 13. Januar 1920]

Es war keine Gefängniszelle, denn die vierte Wand war völlig


frei. Die Vorstellung, daß auch diese Wand vermauert sein
oder werden könnte, war entsetzlich, denn dann war ich bei
dem Ausmaß des Raumes, der ein Meter tief war und nur
wenig höher als ich, in einem aufrechten steinernen Sarg.
Nun, vorläufig war sie nicht vermauert, ich konnte die Hände
frei hinausstrecken und, wenn ich mich an einer eisernen
Klammer festhielt, die oben in der Decke stak, konnte ich
auch den Kopf vorsichtig hinausbeugen, vorsichtig allerdings,

12
denn ich wußte nicht, in welcher Höhe über dem Erdboden
sich meine Zelle befand. Sie schien sehr hoch zu liegen, we-
nigstens sah ich in der Tiefe nichts als grauen Dunst, wie
auch übrigens rechts und links und in der Ferne, nur nach
der Höhe hin schien er sich ein wenig zu lichten. Es war eine
Aussicht wie man sie an einem trüben Tag auf einem Turm
haben könnte.
[Aus ,Konvolut 1920‘]
3 Mann mit Spazierstock

Und die Menschen gehn in Kleidern


schwankend auf dem Kies spazieren
unter diesem großen Himmel,
der von Hügeln in der Ferne
sich zu fernen Hügeln breitet.
[Motto ,Beschreibung eines Kampfes‘, 1907/08]

Mein neunter Sohn ist sehr elegant und hat den für Frauen
bestimmten süßen Blick. So süß, daß er bei Gelegenheit so-
gar mich verführen kann, der ich doch weiß, daß förmlich
ein nasser Schwamm genügt, um allen diesen überirdischen
Glanz wegzuwischen.
[Aus ,Elf Söhne‘, 1917]

Selbstvergessenheit und Selbstaufhebung der Kunst: Was Flucht


ist, wird vorgeblich Spaziergang oder gar Angriff.
[Aus ,Oktavheft G‘, 1917/18]

Auf Balzacs Spazierstockgriff: Ich breche alle Hindernisse,


auf meinem: mich brechen alle Hindernisse. Gemeinsam ist
das ,alle‘.
[Aus ,Ehepaar-Heft‘, Ende 1922]

14
4 Mann mit Kopf auf Tisch

Vor dem Einschlafen hatte ich gestern die zeichnerische Vor-


stellung einer für sich bergähnlich in der Luft abgesonderten
Menschengruppe, die mir in ihrer zeichnerischen Technik
vollständig neu und einmal erfunden leicht ausführbar schien.
Um einen Tisch war eine Gesellschaft versammelt, der Erd-
boden verlief etwas weiter als der Menschenkreis, von allen
Leuten aber sah ich vorläufig mit einer großen Gewalt des
Blickes nur einen jungen Mann in altertümlichem Kleid. Den
linken Arm hatte er auf dem Tisch aufgestützt, die Hand
hieng lose über seinem Gesicht, das spielerisch zu jemandem
aufschaute, der sich besorgt oder fragend über ihn bückte.
Sein Körper besonders das rechte Bein war mit nachlässiger
Jugendlichkeit gestreckt, er lag mehr als er saß. Die zwei
deutlichen Linienpaare, welche die Beine begrenzten, kreuzten
und verbanden sich leicht zu den Grenzlinien des Körpers.
Mit schwacher Körperlichkeit wölbten sich zwischen diesen
Linien die bleich gefärbten Kleider. Vor Erstaunen über diese
schöne Zeichnung die mir im Kopfe eine Spannung erzeugte
die meiner Überzeugung nach dieselbe und zwar dauernde
Spannung war, von der, wann ich wollte, der Bleistift in der
Hand geführt werden könnte, zwang ich mich aus dem däm-
mernden Zustand heraus, um die Zeichnung besser durch-
denken zu können. Da fand sich allerdings bald, daß ich mir
nichts anderes vorgestellt hatte, als eine kleine Gruppe aus
grauweißem Porcellan.
[Tagebuch, 17. Dezember 1911]

16
5 Mann vor stehendem Spiegel

Als es schon unerträglich geworden war – einmal gegen Abend


im November – und ich über den schmalen Teppich meines
Zimmers wie in einer Rennbahn einherlief, durch den Anblick
der beleuchteten Gasse erschreckt, wieder wendete, und in
der Tiefe des Zimmers, im Grund des Spiegels doch wieder
ein neues Ziel bekam, und aufschrie, um nur den Schrei zu
hören, dem nichts antwortet und dem auch nichts die Kraft
des Schreiens nimmt, der also aufsteigt, ohne Gegengewicht,
und nicht aufhören kann, selbst wenn er verstummt, da öff-
nete sich aus der Wand heraus die Tür, so eilig, weil doch
Eile nötig war und selbst die Wagenpferde unten auf dem
Pflaster wie wildgewordene Pferde in der Schlacht, die Gur-
geln preisgegeben, sich erhoben.
[Beginn ,Unglücklichsein‘ 1910]

Der dritte Sohn ist gleichfalls schön, aber es ist nicht die
Schönheit, die mir gefällt. Es ist die Schönheit des Sängers:
der geschwungene Mund; das träumerische Auge; der Kopf,
der eine Draperie hinter sich benötigt, um zu wirken; die
unmäßig sich wölbende Brust; die leicht auffahrenden und
viel zu leicht sinkenden Hände; die Beine, die sich zieren,
weil sie nicht tragen können.
[Aus ,Elf Söhne‘, 1917]

Ich habe seit jeher einen gewissen Verdacht gegen mich gehabt.
Aber es geschah nur hie und da, zeitweilig, lange Pausen waren
dazwischen, hinreichend um zu vergessen. Es waren außerdem
Geringfügigkeiten, die gewiß auch bei andern vorkommen

18
und dort nichts Ernstliches bedeuten, etwa das Staunen über
das eigene Gesicht im Spiegel, oder über das Spiegelbild des
Hinterkopfes oder auch der ganzen Gestalt, wenn man plötz-
lich auf der Gasse an einem Spiegel vorüberkommt.
[Aus ,Hungerkünstler‘, 1921/22]
6 Sitzender Mann mit gesenktem Kopf

An einem Wintervormittag – draußen fiel Schnee im trüben


Licht – saß K. trotz der frühen Stunde schon äußerst müde
in seinem Bureau. Um sich wenigstens vor den untern Beam-
ten zu schützen, hatte er dem Diener den Auftrag gegeben,
niemanden von ihnen einzulassen, da er mit einer größern
Arbeit beschäftigt sei. Aber statt zu arbeiten drehte er sich
in seinem Sessel, verschob langsam einige Gegenstände auf
dem Tisch, ließ dann aber, ohne es zu wissen den ganzen
Arm ausgestreckt auf der Tischplatte liegen und blieb mit
gesenktem Kopf unbeweglich sitzen.
[Aus ,Der Prozeß‘, 1914/15]

Wie ich diesen Sonntag heute verbracht habe mit Kopfhängen,


ohne unglücklich zu sein […]
[Aus einem Brief an Felice Bauer, 9./10. März 1913]

Mein sechster Sohn scheint, wenigstens auf den ersten Blick,


der tiefsinnigste von allen. Ein Kopfhänger und doch ein
Schwätzer. Deshalb kommt man ihm nicht leicht bei. Ist er am
Unterliegen, so verfällt er in unbesiegbare Traurigkeit […]
[Aus ,Beschreibung eines Kampfes‘, 1907/08]

20
7 Fechter

Der zweite [Sohn] ist schön, schlank, wohlgebaut; es entzückt,


ihn in Fechterstellung zu sehen.
[Aus ,Elf Söhne‘, 1917]

22
8 Läufer

Und ich setzte mich in Lauf. Ich lief ohne Hindernis dreimal
um den großen Platz herum und da ich keinen Betrunke-
nen traf, lief ich ohne die Schnelligkeit zu unterbrechen und
ohne Anstrengung zu verspüren gegen die Karlsgasse. Mein
Schatten lief oft kleiner als ich neben mir an der Wand, wie
in einem Hohlweg zwischen Mauer und Straßengrund.
[Aus ,Beschreibung eines Kampfes‘, 1907/08]

24
9 Drei Läufer

,So kommen wir zu keinem Ende‘, sagte der Polizeimann und


wollte Karl am Arm fassen. Karl wich noch unwillkürlich ein
wenig zurück, fühlte den freien Raum, der sich ihm infolge
des Abmarsches der Gepäckträger eröffnet hatte, wandte sich
um und setzte sich unter einigen großen Anfangssprüngen
in Lauf. Die Kinder brachen in einen einzigen Schrei aus
und liefen mit ausgestreckten Ärmchen paar Schritte mit.
,Haltet ihn!‘ rief der Polizeimann die lange, fast leere Gasse
hinab und lief unter gleichmäßigem Ausstoßen dieses Rufes
in geräuschlosem große Kraft und Übung verratendem Lauf
hinter Karl her. Es war ein Glück für Karl, daß die Verfol-
gung in einem Arbeiterviertel stattfand. Die Arbeiter halten
es nicht mit den Behörden. Karl lief mitten in der Fahrbahn,
weil er dort die wenigsten Hindernisse hatte, und sah nun
hie und da auf dem Trottoirrand Arbeiter stehen bleiben und
ihn ruhig beobachten, während der Polizeimann ihnen sein
,Haltet ihn!‘ zurief und in seinem Lauf, er hielt sich kluger
Weise auf dem glatten Trottoir, unaufhörlich den Stab gegen
Karl hin ausstreckte. Karl hatte wenig Hoffnung und verlor
sie fast ganz, als der Polizeimann nun, da sie sich Quergassen
näherten, die gewiß auch Polizeipatrouillen enthielten, gera-
dezu betäubende Pfiffe ausstieß. Karls Vorteil war lediglich
seine leichte Kleidung, er flog oder besser stürzte die sich
immer mehr senkende Straße herab, nur machte er zerstreut
infolge seiner Verschlafenheit oft zu hohe, zeitraubende und
nutzlose Sprünge. Außerdem aber hatte der Polizeimann sein
Ziel ohne nachdenken zu müssen, immer vor Augen, für Karl

26
dagegen war der Lauf doch eigentlich Nebensache, er mußte
nachdenken, unter verschiedenen Möglichkeiten auswählen,
immer neu sich entschließen.
[Aus ,Der Verschollene‘, 1912/13]
10 ,Die Tänzerin Eduardowa […] in der
Elektrischen in Begleitung
zweier Violinisten‘

Die Tänzerin Eduardowa, eine Liebhaberin der Musik, fährt


wie überall so auch in der Elektrischen in Begleitung zweier
Violinisten, die sie häufig spielen läßt. Denn es besteht kein
Verbot, warum in der Elektrischen nicht gespielt werden
dürfte, wenn das Spiel gut, den Mitfahrenden angenehm ist
und nichts kostet, d. h., wenn nachher nicht eingesammelt
wird. Es ist allerdings im Anfang ein wenig überraschend
und ein Weilchen lang findet jeder, es sei unpassend. Aber
bei voller Fahrt, starkem Luftzug und stiller Gasse klingt
es hübsch.
[Tagebuch, Mai 1909]

28
11 Mann auf Händen und Füßen gehend

Eine trübe Stallaterne schwankte drin an einem Seil. Ein


Mann, zusammengekauert in dem niedrigen Verschlag, zeigte
sein offenes blauäugiges Gesicht. ,Soll ich anspannen?‘ fragte
er, auf allen vieren hervorkriechend.
[Aus ,Ein Landarzt‘, 1917]

30
12 Jockey auf Pferd

Das Pferd stolperte, fiel auf die Vorderbeine nieder, der Reiter
wurde abgeworfen. Zwei Männer, die jeder für sich irgendwo
im Baumschatten gelungert hatten kamen hervor und besa-
hen den Abgestürzten. Alles war jedem von ihnen irgendwie
verdächtig, das Sonnenlicht, das Pferd, das wieder aufrecht
stand, der Reiter, der Mann gegenüber, der plötzlich gelockt
durch den Unfall hervorgekommen war. Sie näherten sich
langsam, hatten die Lippen mürrisch aufgeworfen und mit
der Hand, die sie in das vorn offene Hemd geschoben hatten
fuhren sie unschlüssig an Brust und Hals umher.
[Aus ,Konvolut 1920‘]

Je mehr Pferde Du anspannst, desto rascher gehts – nämlich


nicht das Ausreißen des Blocks aus dem Fundament, was
unmöglich ist, aber das Zerreißen der Riemen und damit
die leere fröhliche Fahrt.
[Aphorismen 45, 1917]

Wenn man doch ein Indianer wäre, gleich bereit, und auf dem
rennenden Pferde, schief in der Luft, immer wieder kurz er-
zitterte über dem zitternden Boden, bis man die Sporen ließ,
denn es gab keine Sporen, bis man die Zügel wegwarf, denn
es gab keine Zügel, und kaum das Land vor sich als glatt
gemähte Heide sah, schon ohne Pferdehals und Pferdekopf.
[,Wunsch, Indianer zu werden‘, um 1912]

32
Nichts, wenn man es überlegt, kann dazu verlocken, in einem
Wettrennen der erste sein zu wollen.
Der Ruhm, als der beste Reiter eines Landes anerkannt zu
werden, freut beim Losgehn des Orchesters zu stark, als daß
sich am Morgen danach die Reue verhindern ließe. […]
[Beginn ,Zum Nachdenken für Herrenreiter‘, 1909/10]
13 Kutsche mit Pferden

Das Pferd wurde vorgeführt. Der Mann zögerte. Die Frau


schloß die Augen als Zeichen der Zustimmung. Von der
Landstraße her kam ein Trupp Reiter. Man begrüßte ein­
ander.
[Aus ,Beschreibung eines Kampfes‘, 1907/08, unkenntlich ge-
macht]

Heute früh der leere Leiterwagen und das magere große Pferd
davor. Beide, wie sie die letzte Anstrengung machten, einen
Abhang hinaufzukommen, ungewöhnlich in die Länge gezo-
gen. Für den Beschauer schief aufgestellt. Das Pferd ein wenig
die Vorderbeine gehoben, den Hals seitwärts und aufwärts
gestreckt. Darüber die Peitsche des Kutschers.
[Tagebuch, 20. August 1912]

Die scheinbare Stille, mit welcher die Tage, die Jahreszeiten,


die Generationen, die Jahrhunderte aufeinanderfolgen, be-
deutet Aufhorchen: so traben Pferde vor dem Wagen.
[Aus ,Oktavheft H‘, 1918]

34
14 ,Ansichten aus meinem Leben‘

Ein rasendes zwei Minuten langes Turnen, wie vielleicht schon


einmal erklärt, bei ganz offenem Fenster, dann Anziehen
und auf die Bahn.
[Aus einem Brief an Felice Bauer, 24.125. November 1912]

Welches Möbel man braucht? Eine spanische Wand natür-


lich oder eine Matte, um ,müllern‘ zu können. Um nackt bei
offenem Fenster ,müllern‘ zu können, ohne daß die Leute
gegenüber die gute Gelegenheit benützen und mitzuturnen
anfangen.
[Aus einem Brief an Felice Bauer, 25. Mai 1914]

Sobald der Mann festgeschnallt ist, wird das Bett in Bewe-


gung gesetzt. Es zittert in winzigen, sehr schnellen Zuckungen
gleichzeitig seitlich, wie auch auf und ab. Sie werden ähnliche
Apparate in Heilanstalten gesehen haben; nur sind bei unserem
Bett alle Bewegungen genau berechnet; sie müssen nämlich
peinlich auf die Bewegungen der Egge abgestimmt sein.
[Aus ,In der Strafkolonie‘, 1914]

[…] ich schlafe jetzt so viel und fest bei Tag, ich habe wäh-
rend des Schlafes ein größeres Gewicht.
[Tagebuch, 12. Januar 1912]

Mehrmals in dieser Nacht trug ich mein Gewicht auf dem


Rücken.
[Tagebuch, 23. September 1912]

36
15 Eßunlustig

Schade, auf meinem Tisch wäre manches zu finden. Statt


dessen aber mache ich folgendes:

um Dir wieder eine Lehrstunde zu verderben.


[Aus einem Brief an Ottla, 11. Dezember 1918]

38
[…] die Eingeweihten wußten wohl, daß der Hungerkünstler
während der Hungerzeit niemals, unter keinen Umständen,
selbst unter Zwang nicht, auch das Geringste nur gegessen
hätte; die Ehre seiner Kunst verbot dies.
  […]
,Du hungerst noch immer?‘ […] ,Weil ich hungern muß, ich
kann nicht anders‘, sagte der Hungerkünstler. […] ,Weil ich […]
nicht die Speise finden konnte, die mir schmeckt. Hätte ich
sie gefunden, glaube mir, ich hätte kein Aufsehen gemacht
und mich vollgegessen wie du und alle.‘
[Aus ,Ein Hungerkünstler‘, 1922]

,Ich wollte beweisen, daß wenn ich vor der Nahrung zurück-
wich, nicht der Boden sie schräg zu sich herabzog, sondern
ich es war, der sie hinter mir her lockte.‘
[Aus ,Forschungen eines Hundes‘, 1922]

Es ist die Nahrung von der ich gedeihe. Auserlesene Speisen


auserlesen gekocht. Aus dem Fenster meines Hauses sehe
ich die Zuträger der Nahrungsmittel, eine lange Reihe, oft
stockt sie, dann drückt jeder seinen Korb an sich, um ihn
vor Schaden zu behüten. Auch zu mir schauen sie empor,
freundlich, manche entzückt.
[Aus ,Blaues Schulheft‘, 1923/24]
16 ,Eingehängtsein‘

Kaum hast Du unsere Zusammenkunft in Berlin beschrie­


ben, habe ich schon von ihr geträumt. […] Wir giengen
auch auf der Gasse spazieren […], wir giengen zwar nicht
eingehängt, aber wir waren einander noch näher, als wenn
man eingehängt ist. Ach Gott, es ist schwer, auf dem Pa­
pier die Erfindung zu beschreiben, die ich gemacht hatte,
um nicht eingehängt, nicht auffällig und doch ganz nahe
bei Dir zu gehn […]. Wie soll ich es also nur beschreiben,
wie wir im Traum gegangen sind! Während beim bloßen
Einhängen sich die Arme nur an zwei Stellen berühren und
jeder einzelne seine Selbstständigkeit behält, berührten sich
unsere Schultern und die Arme lagen der ganzen Länge
nach aneinander. Aber warte, ich zeichne es auf. Einge­
hängtsein ist so:

40
Wir aber giengen so:

[Aus einem Brief an Felice Bauer, 11./12. Februar 1913]

Jetzt nach dem Nachtmahl sah ich im Abendblatt ein Bild


Eueres neuen prinzlichen Brautpaares. Die zwei gehn in
einem Karlsruher Park spazieren, sind ineinander einge­
hängt, haben aber, damit noch nicht zufrieden, auch noch
die Finger verschlungen. Wenn ich diese verschlungenen
Finger nicht 5 Minuten lang angesehen habe, dann werden
es eben 10 Minuten gewesen sein.
[Aus einem Brief an Felice Bauer, 14./15. Februar 1913]
17 ,Etwas von meinen „Beschäftigungen“ ‘

Damit Du etwas von meinen ,Beschäftigungen‘ siehst, lege


ich eine Zeichnung bei. Es sind 4 Pfähle, durch die zwei
mittleren werden Stangen geschoben an denen die Hände
des ,Delinquenten‘ befestigt werden; durch die zwei äußern
schiebt man Stangen für die Füße. Ist der Mann so befe­
stigt, werden die Stangen langsam weiter hinausgeschoben,
bis der Mann in der Mitte zerreißt. An der Säule lehnt der
Erfinder und tut mit übereinandergeschlagenen Armen
und Beinen sehr groß, so als ob das Ganze eine Original­
erfindung wäre, während er es doch nur dem Fleischhauer
abgeschaut hat, der das ausgeweidete Schwein vor seinem
Laden ausspannt.
[Aus einem Brief an Milena Jesenská, September oder Oktober
1920]

42
18 ,Japanische Gaukler‘

Alle Dinge nämlich die mir einfallen, fallen mir nicht von
der Wurzel aus ein, sondern erst irgendwo gegen ihre Mitte.
Versuche sie dann jemand zu halten, versuche jemand ein
Gras und sich an ihm zu halten das erst in der Mitte des
Stengels zu wachsen anfängt. Das können wohl einzelne z. B.
japanische Gaukler, die auf einer Leiter klettern, die nicht
auf dem Boden aufliegt, sondern auf den emporgehaltenen
Sohlen eines halb Liegenden, und die nicht an der Wand
lehnt sondern nur in die Luft hinaufgeht.
[Tagebuch, November 1909]

44
19 Akrobaten

[…] er hat nur soviel Boden als seine zwei Füße brauchen,
nur soviel Halt als seine zwei Hände bedecken, also um soviel
weniger als der Trapezkünstler im Varieté, für den sie unten
noch ein Fangnetz aufgehängt haben. Uns andere uns hält ja
unsere Vergangenheit und Zukunft, fast allen unseren Müßig-
gang und wie viel von unserem Beruf verbringen wir damit,
sie im Gleichgewicht auf- und abschweben zu lassen.
[Tagebuch, im Herbst 1910]

46
20 Mann zwischen Fabeltieren

In dem Augenblick, in dem Du diesen Brief liest, fahre ich


vielleicht in meinem alten Frack, mit zersprungenen Lack-
stiefeln, viel zu kleinem Cylinderhut und außergewöhnlich
bleichem (das ist nichts als Koketterie, ich schaue genau so
aus wie sonst und wie damals im August) Gesicht (ich brau-
che jetzt nämlich immer so lange Zeit zum Einschlafen) als
Kranzelherr neben einer angenehmen, hübschen, eleganten
und vor allem sehr rücksichtsvollen und bescheidenen Cou-
sine in den Tempel, wo die Hochzeit mit dieser großen Fei-
erlichkeit vollzogen wird, die mich auch immer stört, denn
dadurch, daß für die jüdische Allgemeinheit wenigstens bei
uns die religiösen Ceremonien sich auf Hochzeit und Begräb-
nis eingeschränkt haben, rücken diese zwei Gelegenheiten
in eine so rücksichtslose Nähe, und man sieht förmlich die
strafenden Blicke eines vergehenden Glaubens.
[Aus einem Brief an Felice Bauer, 10./11. Januar 1913]

48
21 Schlangendame

,Bereitet der Schlange den Weg!‘ schrie es. ,Bereitet den Weg
der großen Madam.‘ ,Wir sind bereit‘ schrie es zur Antwort,
,wir sind bereit.‘ Und wir Wegbereiter, vielgerühmte Steinzer-
klopfer, marschierten aus dem Busch. ,Los‘ rief unser immer
fröhlicher Kommandant, ,los ihr Schlangenfraß.‘ Daraufhin
hoben wir unsere Hämmer und meilenweit begann das flei-
ßigste Geklopfe. Keine Pause wurde gestattet, nur Hände-
wechsel. Schon für abend war die Ankunft unserer Schlan-
ge angesagt, bis dahin mußte alles zu Staub zerklopft sein,
unsere Schlange verträgt auch das kleinste Steinchen nicht.
Wo findet sich gleich so eine empfindliche Schlange? Es ist
eben auch eine einzige Schlange, unvergleichlich verwöhnt ist
sie durch unsere Arbeit, daher auch bereits unvergleichlich
geartet. Wir verstehn es nicht, wir bedauern es, daß sie sich
noch immer Schlange nennt. Zumindest Madam sollte sie
sich immer nennen, trotzdem sie natürlich auch als Madam
unvergleichlich ist. Aber das ist nicht unsere Sorge, unsere
Sache ist es Staub zu machen.
[Tagebuch, 8. August 1917]

50
22 Protestumzug

Patriotischer Umzug. Rede des Bürgermeisters. Dann Ver-


schwinden, dann Hervorkommen und der deutsche Ausruf:
,Es lebe unser geliebter Monarch, hoch.‘ Ich stehe dabei mit
meinem bösen Blick. Diese Umzüge sind eine der wider-
lichsten Begleiterscheinungen des Krieges. Ausgehend von
jüdischen Handelsleuten, die einmal deutsch, einmal tsche-
chisch sind, es sich zwar eingestehen, niemals aber es so laut
herausschreien dürfen wie jetzt. Natürlich reißen sie man-
chen mit. Organisiert war es gut. Es soll sich jeden Abend
wiederholen, morgen Sonntag zweimal.
[Tagebuch, 6. August 1914]

Da ertönten aus der Ferne von der Gasse her stoßweise Trom-
meln und Trompeten. Einzelne Rufe vieler Leute sammelten
sich bald zu einem allgemeinen Schreien. Karl drehte den Kopf
und sah wie sich alle Balkone von neuem belebten. Langsam
erhob er sich, er konnte sich nicht ganz aufrichten und muß-
te sich schwer gegen das Geländer drücken. Unten auf den
Trottoiren marschierten junge Burschen mit großen Schritten,
ausgestreckten Armen, die Mützen in der erhobenen Hand,
die Gesichter zurückgewendet. Die Fahrbahn blieb noch frei.
Einzelne schwenkten auf hohen Stangen Lampione, die von
einem gelblichen Rauch umhüllt waren.
[Aus ,Der Verschollene‘, 1912/13]

52
23 a Gehende Figuren
(oben)

Schon sprang ich mit ungewohnter Geschicklichkeit meinem


Bekannten auf die Schultern und brachte ihn dadurch, daß
ich meine Fäuste in seinen Rücken stieß, in einen leichten
Trab. Als er aber noch ein wenig widerwillig stampfte und
manchmal sogar stehen blieb, hackte ich mehrmals mit mei-
nen Stiefeln in seinen Bauch, um ihn munterer zu machen. Es
gelang und wir kamen mit guter Schnelligkeit immer weiter
in das Innere einer großen, aber noch unfertigen Gegend, in
der es Abend war.
  Die Landstraße, auf der ich ritt, war steinig und stieg be-
deutend, aber gerade das gefiel mir und ich ließ sie noch
steiniger und steiler werden. Sobald mein Bekannter stolper-
te, riß ich ihn an seinen Haaren in die Höhe und sobald er
seufzte, boxte ich ihn in den Kopf. […]
  Zum Himmel aber, der mir allmählich durch die gekrümm-
ten Äste der Bäume, die ich am Rande der Straße wachsen
ließ, verdeckt wurde, rief ich in der erhitzten Bewegung des
Reitens: ,Ich habe doch anderes zu thun, als immer verliebtes
Gerede zu hören. Warum ist er zu mir gekommen, dieser
geschwätzige Verliebte? Sie alle sind glücklich und werden
es besonders, wenn es ein anderer weiß. Sie glauben einen
glücklichen Abend zu haben und schon deshalb freuen sie
sich des künftigen Lebens.‘
[Aus ,Beschreibung eines Kampfes‘, 1907/08]

54
23 b Sänfte beim Fluß und Baum
(unten)

Aus den Gebüschen des andern Ufers traten gewaltig vier nack-
te Männer, die auf ihren Schultern eine hölzerne Tragbahre
hielten. Auf dieser Tragbahre saß in orientalischer Haltung
ein ungeheuerlich dicker Mann. Trotzdem er durch Gebü-
sche auf ungebahntem Weg getragen wurde, schob er die
dornigen Zweige doch nicht auseinander, sondern durchstieß
sie ruhig mit seinem unbeweglichen Körper. Seine faltigen
Fettmassen waren so sorgfältig ausgebreitet, daß sie zwar die
ganze Tragbahre bedeckten und noch an den Seiten gleich
dem Saume eines gelblichen Teppichs hinunterhiengen, und
ihn dennoch nicht störten. Sein haarloser Schädel war klein
und glänzte gelb. Sein Gesicht trug den einfältigen Ausdruck
eines Menschen der nachdenkt und sich nicht bemüht es zu
verbergen. Bisweilen schloß er seine Augen; öffnete er sie
wieder, verzerrte sich sein Kinn.
[Aus ,Beschreibung eines Kampfes‘, 1907/08]

56
24 Goethes ,Gartenhaus am Stern‘

Montag 1 Juli. Gartenhaus am Stern. Im Gras davor ge­


zeichnet. Den Vers auf dem Ruhesitz auswendig gelernt.
Kofferbett. Schlaf. Papagei im Hof, der Grete ruft.
[Reisetagebuch, Juni/Juli 1912]

Heute war ich in Malcesine, wo Goethe das Abenteuer gehabt


hat, das Du kennen würdest, wenn Du die ,Italienische Reise‘
gelesen hättest, was Du bald tun sollst. Der Kastellan zeigte mir
die Stelle, wo Goethe gezeichnet hat, aber diese Stelle wollte
mit dem Tagebuch nicht stimmen und so konnten wir darin
nicht einig werden, ebensowenig wie im Italienischen.
[Ansichtskarte an Ottla Kafka, Riva, 28. September 1913]

Ein wenig Goethes Tagebücher gelesen. Die Ferne hält die-


ses Leben schon beruhigt fest, diese Tagebücher legen Feuer
dran. Die Klarheit aller Vorgänge macht sie geheimnisvoll,
so wie ein Parkgitter dem Auge Ruhe gibt, bei Betrachtung
weiter Rasenflächen und uns doch in unebenbürtigen Res­
pekt setzt.
[Tagebuch, 19. Dezember 1910]

58
Plan eines Aufsatzes ,Goethes entsetzliches Wesen‘.
[Tagebuch, 31. Januar 1912]

Ein Mensch der kein Tagebuch hat, ist einem Tagebuch gegen-
über in einer falschen Position. Wenn dieser z. B. in Goethes
Tagebuch liest, daß dieser am 11. Januar 1797 den ganzen
Tag zuhause mit verschiedenen Anordnungen beschäftigt, so
scheint es diesem Menschen, daß er selbst noch niemals so
wenig gemacht hat.
[Reisetagebuch, August/September 1911]
25 Glockenturm, vermutlich in Osteno

Mamette: mittelalterl. Zauberhut auf einem Glockenturm –


Esel u. dem Laubengang früher eine Hafenplatzseite ent­
lang – am Vierwaldstättersee hat man zu viel an sich ge­
dacht – Osteno
[Reisetagebuch, August/September 1911]

Nur einen Turm sah K., ob er zu einem Wohngebäude oder


einer Kirche gehörte, war nicht zu erkennen. Schwärme von
Krähen umkreisten ihn.
  Die Augen auf das Schloß gerichtet, gieng K. weiter, nichts
sonst kümmerte ihn. […] Flüchtig erinnerte sich K. an sein
Heimatstädtchen, es stand diesem angeblichen Schlosse kaum
nach, wäre es K. nur auf die Besichtigung angekommen, dann
wäre es schade um die lange Wanderschaft gewesen und er
hätte vernünftiger gehandelt, wieder einmal die alte Heimat
zu besuchen, wo er schon so lange nicht gewesen war. Und
er verglich in Gedanken den Kirchturm der Heimat mit dem
Turm dort oben. Jener Turm, bestimmt, ohne Zögern, geraden-
wegs nach oben sich verjüngend, breitdachig abschließend mit
roten Ziegeln, ein irdisches Gebäude – was können wir anderes
bauen? – aber mit höherem Ziel als das niedrige Häuserge-
menge und mit klarerem Ausdruck als ihn der trübe Werktag
hat. Der Turm hier oben – es war der einzige sichtbare –,
der Turm eines Wohnhauses, wie sich jetzt zeigte, vielleicht
des Hauptschlosses, war ein einförmiger Rundbau, zum Teil
gnädig von Epheu verdeckt, mit kleinen Fenstern, die jetzt in
der Sonne aufstrahlten – etwas Irrsinniges hatte das – und
einem söllerartigen Abschluß, dessen Mauerzinnen unsicher,

60
unregelmäßig, brüchig
wie von ängstlicher oder
nachlässiger Kinderhand
gezeichnet sich in den
blauen Himmel zackten.
Es war wie wenn irgend­
ein trübseliger Hausbe-
wohner, der gerechter
Weise im entlegensten
Zimmer des Hauses sich
hätte eingesperrt halten
sollen, das Dach durch-
brochen und sich erho-
ben hätte, um sich der
Welt zu zeigen.
[Aus ,Das Schloß, 1922]
26 Kirche und Häuser in Gandria (oben)
Springbrunnen in San Margherita
(unten)

Gandria ein Haus hinter dem andern aufgesteckt, Loggien


mit farbigen Tüchern, keine Vogelperspektive, Gassen und
keine Gassen – S. Margherita mit Springbrunnen auf der
Landungsstelle
[Reisetagebuch, August/September 1911]

[…] nur paar Zeilen, in einem schönen Park geschrieben, das


Rauschen eines Springbrunnens und den friedlichen Lärm
der Kinder im Ohr
[Brief an Grete Bloch, 16./17. Juni 1914]

Was mich betrifft, Stille. Stille würde ich brauchen, kann leider
auch der Ihrigen dort nicht glauben und würde zumindest
den Springbrunnen abdrehn.
[Brief an Robert Klopstock, 24. Juli 1922]

62
27 ,Eine derartige Brücke‘

Die Schweiz während der ersten Morgenstunden sich selbst


überlassen. Ich wecke Max beim Anblick einer derartigen
Brücke und verschaffe mir dadurch den ersten starken Ein­
druck von der Schweiz trotzdem ich sie schon lange aus
innerer in äußerer Dämmerung anschaue.
[Reisetagebuch, August/September 1911]

Ich war steif und kalt, ich war eine Brücke, über einem Ab-
grund lag ich, diesseits waren die Fußspitzen, jenseits die
Hände eingebohrt, in bröckelndem Lehm hatte ich mich fest-
gebissen. Die Schöße meines Rockes wehten zu meinen Seiten.
In der Tiefe lärmte der eisige Forellenbach. Kein Tourist ver-
irrte sich zu dieser unwegsamen Höhe, die Brücke war in den
Karten noch nicht eingezeichnet. So lag ich und wartete; ich
mußte warten; ohne abzustürzen kann keine einmal errich-
tete Brücke aufhören Brücke zu sein. Einmal gegen Abend,
war es der erste, war es der tausendste, ich weiß nicht, meine
Gedanken giengen immer in einem Wirrwarr, und immer
immer in der Runde – gegen Abend im Sommer, dunkler
rauschte der Bach, hörte ich einen Mannesschritt. Zu mir, zu
mir. Strecke Dich Brücke, setze Dich in Stand, geländerloser
Balken, halte den Dir Anvertrauten, die Unsicherheiten seines
Schrittes gleiche unmerklich aus, schwankt er aber, dann gib
Dich zu erkennen und wie ein Berggott schleudere ihn ans
Land. Er kam, mit der Eisenspitze seines Stockes beklopfte er
mich, dann hob er mit ihr meine Rockschöße und ordnete
sie auf mir, in mein buschiges Haar fuhr er mit der Spitze

64
und ließ sie, wahrscheinlich weit umherblickend, lange drin
liegen. Dann aber – gerade träumte ich ihm nach über Berg
und Tal – sprang er mit beiden Füßen mir mitten auf den
Leib. Ich erschauerte in wildem Schmerz, gänzlich unwis-
send. Wer war es? Ein Kind? Ein Turner? Ein Waghalsiger?
Ein Selbstmörder? Ein Versucher? Ein Vernichter? Und ich
drehte mich um, ihn zu sehn. Brücke dreht sich um! Ich war
noch nicht umgedreht, da stürzte ich schon, ich stürzte und
schon war ich zerrissen und aufgespießt von den zugespitzten
Kieseln, die mich so friedlich immer angestarrt hatten aus
dem rasenden Wasser.
[,Die Brücke‘, 1916]
28 Spieltisch im Casino des Kurhauses, Luzern

Entdeckung des Spielsaales in Luzern. 1 fr. Entrée. 2 lange


Tische. Wirkliche Sehenswürdigkeiten sind häßlich zu be­
schreiben, weil es förmlich vor Wartenden geschehen muß.
An jedem Tisch ein Ausrufer in der Mitte mit 2 Wächtern
nach beiden Seiten hin.

Höchsteinsatz 5 f. ,Die Schweizer werden gebeten, den


Fremden den Vortritt zu lassen, da das Spiel zur Unter­
haltung der Gäste bestimmt ist.‘ Ein Tisch mit Kugel, einer
mit Pferdchen. Croupiers in Kaiserrock. Messieurs faites
votre jeu – marquéz le jeu – les jeux sont faits – sont mar­
qués – rien ne va plus. Croupiers mit vernickelten Rechen
an Holzstangen. Was sie damit können: Ziehn das Geld auf
die richtigen Felder, sondern es, ziehn Geld an sich, fan­
gen von ihnen auf die Gewinnfelder geworfenes Geld auf.
Einfluß der verschiedenen Croupiers auf Gewinnchancen
oder besser der Croupier, bei dem man gewinnt, gefällt
einem. Aufregung vor dem gemeinsamen Entschluß zu
spielen, man fühlt sich im Saal allein. Das Geld (10 fr)
verschwindet auf einer sanft geneigten Ebene. Der Verlust
von 10 fr. wird als eine zu schwache Verlockung zum Wei­
terspielen empfunden, aber doch als Verlockung. Wut über
alles. Ausdehnung des Tages durch dieses Spiel.
[Reisetagebuch, August/September 1911]

66
29 Wohnsituation in der Villa Tatra,
Tatranské Matliare

Eine Kleinigkeit. Ein Gast, ein junger Mensch, krank aber


fröhlich, singt ein wenig unter meinem Balkon oder unter-
hält sich auf dem Balkon über mir mit meinem Freund (dem
Kaschauer, der übrigens zu mir rücksichtsvoll ist wie eine
Mutter zum Kind) – also diese Kleinigkeit geschieht und
ich winde mich auf meinem Liegestuhl fast in Krämpfen
das Herz kann es nicht ertragen, in die Schläfen bohrt sich
jedes Wort ein, die Folge dieser Nervenzerrüttung ist, daß
ich auch in der Nacht nicht schlafe.
[Aus einem Brief an Max Brod, 13. Januar 1921]

68
Ich hatte das Balkon-Unglück bei weitem nicht überwunden,
der obere Balkon ist zwar jetzt still, aber meine angstge­
schärften Ohren hören jetzt alles, hören sogar den Zahn­
techniker, trotzdem er durch 4 Fenster und 1 Stockwerk
von mir getrennt ist

und wenn er auch ein Jude ist, bescheiden grüßt und gewiß
keine bösen Absichten hat, ist er für mich durchaus der
,fremde Teufel‘. Seine Stimme macht mir Herzbeschwerden,
sie ist matt, schwer beweglich, eigentlich leise, aber dringt
durch Mauern. Wie ich sagte, ich muß mich erst davon
erholen, vorläufig stört mich noch alles, fast scheint es mir
manchmal, daß es das Leben ist, das mich stört; wie könnte
mich denn sonst alles stören?
[Aus einem Brief an Max Brod, Ende Januar 1921]
30 ,Bittsteller und vornehmer Gönner‘

,Wie bescheiden diese Menschen sind. Sie kommen zu uns


bitten. Statt die Anstalt zu stürmen und alles kurz und klein
zu schlagen, kommen sie bitten.‘
[Zitat Kafkas nach Max Brod, s. d.]

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31 Abraham opfert seinen Sohn Isaak

Ich könnte mir einen andern Abraham denken, der – freilich


würde er es nicht bis zum Erzvater bringen, nicht einmal bis
zum Altkleiderhändler – der die Forderung des Opfers sofort,
bereitwillig wie ein Kellner zu erfüllen bereit wäre, der das
Opfer aber doch nicht zustande brächte, weil er von zuhause
nicht fort kann, er ist unentbehrlich, die Wirtschaft benötigt
ihn, immerfort ist noch etwas anzuordnen, das Haus ist nicht
fertig, aber ohne daß sein Haus fertig ist, ohne diesen Rück-
halt kann er nicht fort, das sieht auch die Bibel ein, denn sie
sagt: ,er bestellte sein Haus‘ und Abraham hatte wirklich alles
in Fülle schon vorher; wenn er nicht das Haus gehabt hätte,
wo hätte er denn sonst den Sohn aufgezogen, in welchem
Balken das Opfermesser stecken gehabt?

am andern Tag: noch viel über diesen Abraham nachge-


dacht, aber es sind alte Geschichten, nicht mehr der Rede
wert; besonders der wirkliche Abraham nicht, er hat schon
vorher alles gehabt, wurde von der Kindheit an dazu geführt,
ich kann den Sprung nicht sehn. Wenn er schon alles hatte
und doch noch höher geführt werden sollte, mußte ihm nun,
wenigstens scheinbar, etwas fortgenommen werden, das ist
folgerichtig und kein Sprung. Anders die oberen Abrahame,
die stehn auf ihrem Bauplatz und sollen nun plötzlich auf
den Berg Morija; womöglich haben sie noch nicht einmal
einen Sohn und sollen ihn schon opfern. […]
[Aus einem Brief an Robert Klopstock, Juni 1921]

72
32 Mann am Tisch, Wirtin hinter der Wand

Endlich ein Zimmer aufgenommen. Im gleichen Haus in


der Bilekgasse. […] Der Nachbar unterhält sich stundenlang
mit der Wirtin. Beide sprechen leise, die Wirtin fast unhör­
bar, desto ärger. […] Ist es so in jeder Wohnung? Erwartet
mich eine solche lächerliche und unbedingt tödliche Not
bei jeder Vermieterin, in jeder Stadt?
[Tagebuch, 9. Februar 1915]

[…] meine Wirtin verflüchtigt sich zum Schatten mir zulie-


be, der junge Mensch, der neben mir wohnt, kommt abends
müde aus dem Geschäft, macht paar Schritte und liegt schon
im Bett. Und trotzdem, die Wohnung ist eben klein, man
hört die Türen gehn; die Wirtin schweigt den ganzen Tag,
paar Worte muß sie mit dem andern Mieter vor dem Schla-
fengehn noch flüstern; sie hört man kaum, den Mieter doch
ein wenig: die Wände sind eben entsetzlich dünn; die Schlag-
uhr in meinem Zimmer habe ich zum Leidwesen der Wirtin
eingestellt, es war mein erster Weg, als ich eintrat, aber die
Schlaguhr im Nebenzimmer schlägt dafür desto lauter, die
Minuten suche ich zu überhören, aber die halben Stunden
sind überlaut angezeigt, wenn auch melodisch; ich kann nicht
den Tyrannen spielen und die Einstellung auch dieser Uhr
verlangen. Es würde auch nichts helfen, ein wenig flüstern
wird man immer, die Türglocke wird läuten, gestern hat der
Mieter zweimal gehustet, heute schon öfter, sein Husten tut
mir mehr weh als ihm. Ich kann keinem böse sein, die Wir-
tin hat sich früh wegen des Flüsterns entschuldigt, es sei

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nur ausnahmsweise gewesen, weil der Mieter (meinetwegen)
das Zimmer gewechselt hat und sie ihn in das neue Zimmer
einführen wollte, auch werde sie vor die Tür einen schweren
Vorhang hängen.
[Aus einem Brief an Felice Bauer, 11. Februar 1915]
33 Frauenkopf und Pferdebein
(nach Leonardo da Vinci)

Im Louvre von einer Bank zur andern. Schmerz, wenn eine


ausgelassen wird.
Gedränge im Salon Carré, erregte Stimmung, gruppenwei-
ses Stehn wie wenn die Mona Lisa gerade gestohlen worden
wäre.
[Reisetagebuch, August/September 1911, Paris]

Es ist Isabella, der Apfelschimmel, das alte Pferd, ich hätte


sie in der Menge nicht erkannt, sie ist eine Dame gewor-
den, wir trafen einander letzthin in einem Garten bei einem
Wohltätigkeitsfest.
[Aus ,Hungerkünstlerheft‘, 1921/22]

Wenn irgendeine hinfällige, lungensüchtige Kunstreiterin in


der Manege auf schwankendem Pferd vor einem unermüdli-
chen Publikum vom peitschenschwingenden erbarmungslosen
Chef monatelang ohne Unterbrechung im Kreise rundum
getrieben würde, auf dem Pferde schwirrend, Küsse werfend,
in der Taille sich wiegend, und wenn dieses Spiel unter dem
nichtaussetzenden Brausen des Orchesters und der Ventilato-
ren in die immerfort weiter sich öffnende graue Zukunft sich
fortsetzte, begleitet vom vergehenden und neu anschwellenden
Beifallsklatschen der Hände, die eigentlich Dampfhämmer
sind – vielleicht eilte dann ein junger Galeriebesucher die
lange Treppe durch alle Ränge hinab, stürzte in die Manege,

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rief das – Halt! durch die Fanfaren des immer sich anpas-
senden Orchesters.
[Beginn ,Auf der Galerie‘, 1917]

Gestern in der Niklasstraße ein gestürztes Pferd mit blutigem


Knie. Ich schaue weg und mache unbeherrscht Grimassen
am hellen Tag.
[Tagebuch, 7. Oktober 1915]
34 Malträtierter Mann vor einem Tisch,
mit Zuschauern

Mit Bekannten an einem Kaffeehaustisch im Freien sitzen


und eine Frau am Nebentisch ansehn, die gerade gekommen
ist, schwer unter großen Brüsten atmet und mit erhitztem,
bräunlich glänzendem Gesicht sich setzt. Sie neigt den Kopf
zurück, ein starker Bartanflug wird sichtbar, sie dreht die
Augen nach oben, fast so, wie sie vielleicht manchmal ihren
Mann ansieht, der jetzt neben ihr eine illustrierte Zeitung
liest. Wenn man ihr doch die Überzeugung beibringen könnte,
daß man neben seiner Frau im Kaffeehaus höchstens eine
Zeitung, aber niemals eine Zeitschrift lesen darf. Ein Au-
genblick bringt ihr ihre Körperfülle zum Bewußten und sie
rückt ein wenig vom Tisch weg.
[Tagebuch, 24. August 1911]

,Willst Du Dich nicht in unsere Gesellschaft aufnehmen las-


sen‘, fragte mich letzthin ein Bekannter, als er mich nach
Mitternacht allein in einem schon fast leeren Kaffeehaus traf.
Nein das will ich nicht, sagte ich …
[Tagebuch, 6. Juni 1914]

Es war eine Kaffeewirtschaft in einem Heilbad. Der Nach-


mittag war regnerisch gewesen, kein Gast war erschienen.
Erst gegen Abend lichtete sich der Himmel, der Regen hörte
langsam auf und die Kellnerinnen begannen die Tische ab-
zutrocknen. Der Wirt stand unter dem Torbogen und blick-
te nach Gästen aus. Tatsächlich kam auch schon einer den
Waldweg herauf; Er trug ein langgefranztes Plaid über der

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Schulter, hielt den Kopf zur Brust geneigt und setzte mit
gestreckter Hand den Stock bei jedem Schritt weit von sich
auf den Boden …
[Tagebuch, 13. Juli 1916]
35 Mürrischer Mann in schwarzem Anzug

Da sieht man plötzlich Löwy, der wie verschwunden war, vom


Oberkellner Roubitschek mit den Händen, vielleicht auch mit
den Knien zu einer Tür hin gestoßen werden. Er soll einfach
herausgeworfen werden. Dieser Oberkellner, der vor jedem
Gast, auch vor uns früher und später wie ein Hund dasteht,
mit hündischer Schnauze die sich über einen großen von
demütigen Seitenfalten geschlossenen Mund senkt.
[Tagebuch, 14. Oktober 1911]

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36 Der wilde Trinker

,Gehe ich in eine Weinstube mit der Absicht mich zu betrin-


ken, so weiß ich, ich werde diesen einen Abend betrunken
sein, aber in meinem Fall!‘
[Aus ,Beschreibung eines Kampfes‘, 1907/08]

Aberglaube: Trinkt man aus einem unvollkommenen Glas,


bekommen die bösen Geister Eingang in den Menschen.
[Tagebuch, 27. Oktober 1911]

Das war die einmalige große Abwechslung im Monat, bei


der ich mich gehen ließ; war irrtümlich etwas Schnaps zu-
rückgeblieben, dann soff ich es gleich nach der Abfahrt des
Inspektors aus, meistens hörte ich noch das Abfahrtssignal
des Zuges, während es schon in mich hineingurgelte. Der
Durst nach einer solchen Nacht war fürchterlich; es war, als
ob in mir ein zweiter Mensch wäre, der aus meinem Mund
seinen Kopf und Hals streckte und nach etwas Trinkbarem
schrie.
[Aus ,Erinnerungen an die Kaldabahn‘, 1914]

,Gib acht. Und trinke Wein damit Du Dir den Verstand


schärfst. Ohne Scheu. Kräftig. Es ist noch eine ganze Schiffs-
ladung da.‘
[Aus ,Oktavheft D‘, März/April 1917]

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37 Spaziergänger ohne Hose auf dem Dach

Wenn man in der Nacht durch eine Gasse spazieren geht,


und ein Mann, von weitem schon sichtbar – denn die Gasse
vor uns steigt an und es ist Vollmond – uns entgegenläuft,
so werden wir ihn nicht anpacken, selbst wenn er schwach
und zerlumpt ist, selbst wenn jemand hinter ihm läuft und
schreit, sondern wir werden ihn weiterlaufen lassen. Denn
es ist Nacht, und wir können nicht dafür, daß die Gasse im
Vollmond vor uns aufsteigt, und überdies, vielleicht haben
diese zwei die Hetze zu ihrer Unterhaltung veranstaltet, viel-
leicht verfolgen beide einen dritten, vielleicht wird der erste
unschuldig verfolgt, vielleicht will der zweite morden, und
wir würden Mitschuldige des Mordes, vielleicht wissen die
zwei nichts von einander, und es läuft nur jeder auf eigene
Verantwortung in sein Bett, vielleicht sind es Nachtwandler,
vielleicht hat der erste Waffen. Und endlich, dürfen wir nicht
müde sein, haben wir nicht soviel Wein getrunken? Wir sind
froh, daß wir auch den zweiten nicht mehr sehn.
[,Die Vorüberlaufenden‘, < 1908]

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38 Zwei Wartende

[…] ,Man nimmt überhaupt keine Rücksicht‘, sagte der Ge-


richtsdiener, ,sehn Sie nur hier das Wartezimmer.‘ Es war
ein langer Gang, von dem aus roh gezimmerte Türen zu
den einzelnen Abteilungen des Dachbodens führten. Trotz-
dem kein unmittelbarer Lichtzutritt bestand, war es doch
nicht vollständig dunkel, denn manche Abteilungen hatten
gegen den Gang zu statt einheitlicher Bretterwände, bloße
allerdings bis zur Decke reichende Holzgitter, durch die ei-
niges Licht drang und durch die man auch einzelne Beamte
sehen konnte, wie sie an Tischen schrieben oder geradezu
am Gitter standen und durch die Lücken die Leute auf dem
Gang beobachteten. Es waren, wahrscheinlich weil Sonntag
war, nur wenig Leute auf dem Gang. Sie machten einen sehr
bescheidenen Eindruck. In fast regelmäßigen Entfernungen
von einander saßen sie auf den zwei Reihen langer Holz-
bänke, die zu beiden Seiten des Ganges angebracht waren.
Alle waren vernachlässigt angezogen, trotzdem die meisten
nach dem Gesichtsausdruck, der Haltung, der Barttracht
und vielen kaum sicherzustellenden kleinen Einzelheiten
den höheren Klassen angehörten. Da keine Kleiderhaken
vorhanden waren, hatten sie die Hüte, wahrscheinlich ei-
ner dem Beispiel des andern folgend, unter die Bank ge-
stellt. Als die, welche zunächst der Tür saßen, K. und den
Gerichtsdiener erblickten, erhoben sie sich zum Gruß; da
das die folgenden sahen, glaubten sie auch grüßen zu müs-
sen, so daß alle beim Vorbeigehn der zwei sich erhoben.
Sie standen niemals vollständig aufrecht, der Rücken war

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geneigt, die Knie geknickt, sie standen wie Straßenbettler.
K. wartete auf den ein wenig hinter ihm gehenden Gerichts-
diener und sagte: ,Wie gedemütigt die sein müssen.‘ Ja‘, sag-
te der Gerichtsdiener, ,es sind Angeklagte, alle die Sie hier
sehn, sind Angeklagte.‘ ,Wirklich?‘ sagte K. ,Dann sind es
ja meine Kollegen.‘ […]
[Aus ,Der Prozeß‘,
1914/15]
39 ,Ottlas Gabelfrühstück‘

Liebe zwischen Bruder und Schwester – die Wiederholung der


Liebe zwischen Mutter und Vater
[Tagebuch, 15. September 1912]

Ottla scheint mir zuzeiten so, wie ich eine Mutter von der
Ferne wollte: rein wahrhaftig ehrlich folgerichtig, Demütig-
keit und Stolz, Empfänglichkeit und Abgrenzung, Hingabe
und Selbstständigkeit, Scheu und Mut in untrüglichem
Gleichgewicht. Ich erwähne Ottla weil doch auch in ihr mei-
ne Mutter ist, ganz und gar unkenntlich allerdings.
[Tagebuch, 18. Oktober 1916]

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40 Dora Diamant

Ein wunderbares Wesen


[Aus einem Brief an Tile Rössler, 3. August 1923]

Eine in ihrer Art unwahrscheinliche Hilfe


[Aus einem Brief an Milena Jesenská, November/Dezember
(?)-1923]

Ich kann nicht schreiben, Dora stört mich immerfort mit


Fragen, was sie mir bringen soll.
[Aus einem Brief an die Eltern, 11. April 1924]

Von 2–4 ist D. immer bei mir, ja sie kommt schon nach 1
und ich fürchte, sie wird die ganze Krankenhausorganisation
zerstören.
[Aus einem Brief an die Eltern, 12. April 1924]

90
41 Mutter Kafka lesend (oben)
Selbstporträt (unten)

Jetzt erinnerte ich mich, daß die Brille im Traum von meiner
Mutter stammt, die am Abend neben mir sitzt und unter ih-
rem Zwicker während des Kartenspiels nicht sehr angenehm
zu mir herüberschaut. Ihr Zwicker hat sogar, was ich früher
bemerkt zu haben mich nicht erinnere das rechte Glas näher
dem Auge als das linke.
[Tagebuch, 2. Oktober 1911]

Auch diese Blitzlichtaufnahme, Liebste, gehört schon mir, sei


es für Zeit oder für Ewigkeit, wie immer sie auch ausgefallen
sein mag. Um Dir jedes Bedenken zu nehmen (nicht, um Dir
gar welche Bedenken zu verursachen) schicke ich Dir eine
Blitzlichtaufnahme von mir. Sie ist recht widerlich, sie war
aber auch nicht für Dich bestimmt […] und ist beiläufig 2–3
Jahre alt. Ein verdrehtes Gesicht habe ich in Wirklichkeit nicht,
den visionären Blick habe ich nur bei Blitzlicht, hohe Kragen
trage ich längst nicht mehr. Dagegen ist der Anzug schon jener
mehrerwähnte einzige (einzige ist natürlich eine Übertrei-
bung, aber keine große) und ich trage ihn heute munter wie
damals. Ich habe schon in Berliner Theatern auf vornehmen
Plätzen, ganz vorn in den Kammerspielen, mit ihm Aufsehen
gemacht und einige Nächte auf den Bänken der Eisenbahn-
waggons in ihm durchschlafen oder durchduselt. Er altert mit
mir. So schön wie auf dem Bild ist er natürlich nicht mehr.
Die Halsbinde ist ein Prachtstück, das ich von einer Pariser
Reise mitgebracht habe […]. Zufälligerweise trage ich diese

92
[Aus einem Brief an Felice Bauer,

Binde gerade auch


2./3. Dezember 1912]

jetzt, während ich


schreibe. Auch sie
wird älter. Alles
in allem bitte ich
Dich nur, vor dem
Bild nicht zu er-
schrecken.
Zu den Zeichnungen

Selbstvergessenheit und Selbstaufhebung der Kunst:


Was Flucht ist, wird vorgeblich Spaziergang oder gar Angriff. 3

Der Standpunkt der Kunst und des Lebens


ist auch im Künstler selbst ein verschiedener. 4

Die Kunst fliegt um die Wahrheit, aber mit der entschiedenen


Absicht sich nicht zu verbrennen. Ihre Fähigkeit besteht darin
in der dunklen Leere einen Ort zu finden, wo der Strahl des Lichts,
ohne daß dies vorher zu erkennen gewesen wäre,
kräftig aufgefangen werden kann. 5
Kafka: ,ein großer Zeichner‘ 6

Sprechen wir vom Werk Franz Kafkas (1883–1924), so denken wir un-
willkürlich an sein literarisches Werk. Weniger bekannt ist, daß Kafka
auch gerne zeichnete. Sein Freund und literarischer Nachlaßverwalter
Max Brod meinte schon früh, daß Kafka ,auch als Zeichner ein Künst-
ler von besonderer Kraft und Eigenart‘ sei und seine Zeichnungen
zu unrecht als ,Kuriosum‘ bezeichnet werden. Mehrere Zeichnungen
aus verschiedenen Abschnitten seines Lebens sind dank Brod, der sie
von Kafka selbst erhielt oder aus dessen Papierkorb rettete, erhalten
geblieben. 7
  Die bekanntesten unter ihnen sind die sechs Zeichnungen eines
stilisierten Männchens, das in verschiedenen Positionen dargestellt
ist; von Brod als ,die schwarzen Marionetten an unsichtbaren Faden‘,
aber von anderen auch als ,Six [Small] Black Figures‘ (Nr. 2-7) beti-
telt. 8 Sie werden gern als Umschlagillustrationen für Kafka-Ausgaben
verwendet.
  Selbstverständlich bekam Kafka schon in der Volksschule Zeichen-
unterricht, dieser bestand jedoch nur aus ,Nachbilden‘, also Nach- oder
Umrißzeichnungen von Objekten unterschiedlichster Form (vgl. Nr. 33
und 41 unten). Aufgrund dieser Unterrichtsform scheint Kafka diesem
Fach, jedenfalls zu jener Zeit, den Beurteilungen nach relativ wenig
Interesse und Begeisterung entgegengebracht zu haben. 9
  Im Gymnasium war die Zeichenstunde dann fakultativ. Ob Kafka
daran teilgenommen hat, ist nicht bekannt, aber im Hinblick auf seine
Haltung in der Volksschule und auf die Tatsache, daß er vermutlich
während oder nach seiner Studienzeit ,bei einer schlechten Malerin
schulmäßiges Zeichnen zu lernen angefangen und mein ganzes Ta-
lent verdorben‘ hat, scheint das nicht sehr wahrscheinlich. 10 Wer diese
Malerin war, ist leider nicht bekannt.
  Erst während seines Studiums bekam Kafka Lust zum Zeichnen.
1901/02 besuchte er bei Alwin Schultz (1838-1918) Vorlesungen über die
Geschichte der Baukunst, die niederländische Malerei, die christliche
Bildhauerkunst und belegte außerdem zwei kunsthistorische Semina-
re (in denen er Alfred Lichtwarks bekanntes Werk Übungen in der
Betrachtung von Kunstwerken nach Versuchen mit einer Schulklasse

97
[1898] kennenlernte, das er Jahre später ,ausgezeichnet in seiner Art,
darüber hinaus aber genug anzweifelbar‘ fand 11). In jenen Jahren war
er auch mit seinem ehemaligen Mitschüler Emil Utitz, der später ein
bekannter Kunstphilosoph werden sollte, befreundet. In den letzten
Jahren seines Jurastudiums, 1903-1905, kritzelte Kafka vor Langeweile
während der Vorlesungen ,Drudel‘ an den Rand seiner Notizen. Max
Brod borgte diese von ihm, erkannte den Wert und war so klug, die
Zeichnungen auszuschneiden und aufzuheben. Sie bilden jetzt wohl
den Löwenanteil der von Kafka überlieferten Zeichnungen. 12
  Bis zu seinem Tod zeichnete Kafka dann mit einiger Regelmäßig-
keit. Mehr als das, gerade nach seiner Studienzeit scheint er trotz der
,schlechten Malerin‘ und seiner schon vom Gymnasium stammenden
Schriftstellerambition daran gedacht zu haben, Zeichner zu werden
(möglicherweise hat ihn dies zu Titorelli in Der Prozeß inspiriert), ein
Wunsch, der ihn zehn Jahre später dazu verführte, sich rückblickend
,ein großer Zeichner‘ zu nennen. Seine Zeichnungen hatten ihn da-
mals ,mehr befriedigt, als irgendetwas‘. Dies veranlaßte Brod, in jener
Gründungszeit der Prager Malergruppe ,Die Acht‘ (,Osma‘) – die sich
als erste in Prag zu Cézanne, Gauguin und van Gogh bekannte – zu
der Bemerkung: ,Ich kann euch den Namen eines ganz großen Künst-
lers nennen: Franz Kafka‘, so erinnerte sich Gruppenmitglied und
Mitschüler Kafkas, Fritz Feigl. Brod zeigte dann einige Zeichnungen,
die expressionistisch anmuteten und an den frühen Paul Klee oder
Alfred Kubin erinnerten, so Feigls Meinung. 13
  Es scheint, daß Kafka in der Zeit nach seinem Studienabschluß, etwa
ab 1906, in regelmäßigem Kontakt mit den Mitgliedern der Gruppe
,Die Acht‘ gestanden hat. Neben Feigl waren das Willy Nowak, Oto-
kar Kubin (nicht mit Alfred Kubin zu verwechseln), Bohumil Kubišta,
Anton Procházka, Emil Filla, Max Horb und Georg Kars. So schrieb
er seiner Freundin im November 1907: ,Ich bin jetzt ganz plötzlich
unter eine Menge Leute gekommen, Offiziere, Berliner, Franzosen,
Maler, Coupletsänger‘. 14 Besonders die Worte ,Franzosen, Maler‘ las-
sen an die stark französisch orientierte Gruppe ,Die Acht‘ denken. In
ihrer Gesamtheit betrachtet erwecken die genannten Tatsachen den
Eindruck, daß Kafka in der beschriebenen Zeit noch keine eindeuti-
ge Wahl zwischen einer Existenz als Schriftsteller oder als bildender
Künstler getroffen hatte.

98
Später relativierte Kafka seine Zeichenbegabung und -ambition; so
versprach er seiner Freundin Felice Bauer, ihr ein paar alte Zeichnun-
gen zuzuschicken, ,damit Du etwas zum Lachen hast.‘ Brod, der, wie
oben erwähnt, schon früh die Bedeutung dieser Zeichnungen erkannt
hatte, führte seine Sammlung der ,Schmierereien‘ (so Kafka) fort. Spä-
ter gab Kafka, wenn auch mit Beschwerden über Brods Lob, dessen
Sammelwut, ,die ich nicht billige, aber verstehe‘, nach und gab sie
ihm direkt. Aber letztendlich bedeutete diese Geste nicht viel, denn
in seinem ,Testamentbrief an Brod von Ende 1921 bestimmte er, daß
,alles was sich in meinem Nachlaß […] an […] Gezeichnetem u.s.w.‘
befindet, vernichtet werden sollte, obschon er in einem zweiten letzten
Willen ein Jahr später diese Zeichnungen nicht mehr explizit erwähnte.
Seine Sammlung wollte Brod als Sondermonographie oder ‑mappe
herausgeben, dazu ist es aber leider nie gekommen. 15 Dieser Band soll
nachträglich diese Lücke einigermaßen füllen.
  Fritz Feigl war nicht der einzige, der Kafkas Zeichenarbeit als ex-
pressionistisch einstufte, es gab jedoch auch andere Auffassungen. Nach
Brod war Kafka als Zeichner ein ,ebenso gewissenhafter Realist […]
wie zugleich Schöpfer einer Phantasiewelt‘, genau wie sich dies in seiner
Prosa widerspiegelt. Ein anderer drückte den Zeichnungen, die, beinahe
abstrakt, aus ,flowing, virtually unbroken lines‘ bestehen, den Stempel
,Jugendstil‘ auf. Ein Weiterer teilte Feigls Auffassung und meinte, die
Zeichnungen seien, mehr noch als die Erzählungen, expressionistisch;
manche verbinden sie mit Chagall, George Grosz, Ludwig Meidner,
Kubin, Marc, Kandinsky (,Blauer Reiter‘) und Klee. Ein Letzter betont
vor allem die Verwandtschaft mit Kandinsky. 16
  Der Leser merkt: Nicht nur Kafkas Prosa, sondern auch seine Zeich-
nungen entbehren nicht der verschiedensten Deutungen!

Sehr interessant sind in diesem Zusammenhang die Bemerkungen


zu seinen Zeichnungen, die Kafka wohl im Oktober 1922 Gustav Ja-
nouch gegenüber äußerte. Leider sind Janouchs Erinnerungen an die
Gespräche nicht ganz zuverlässig, doch die Versuchung ist zu groß,
um die essentiellen Teile jenes Gesprächs hier nicht zu zitieren. Un-
willkürlich denkt man dabei an ,die schwarzen Marionetten an un-
sichtbaren Faden‘:

99
,Aber das sind doch keine Zeichnungen, die ich jemandem zeigen
könnte. Das sind nur ganz persönliche und darum unleserliche
Hieroglyphen. […] Meine Figuren haben keine richtigen räumli-
chen Proportionen. Sie haben keinen eigentlichen Horizont. Die
Perspektive der Figuren, deren Umriß ich da zu erfassen versuche,
liegt vor dem Papier, am anderen, ungespitzten Ende des Bleistif-
tes – in mir!‘ […]
  [Das Papier] war mit seltsamen kleinen, nur die Bewegung ab-
strakt betonenden Skizzen laufender, fechtender und auf dem Boden
kriechender und kniender Männchen bedeckt. […]
  ,[…] Die Zeichnungen sind Spuren einer alten, tief verankerten
Leidenschaft. […] Da sind nur die Spuren. Die Leidenschaft ist in
mir. Ich wünschte mir immer, zeichnen zu können. Ich wollte sehen
und das Gesehene festhalten. Das ist meine Leidenschaft. […] Ich
versuchte das Gesehene auf eine ganz eigene Weise zu umgrenzen.
Meine Zeichnungen sind keine Bilder, sondern eine private Zei-
chenschrift.‘ […]
  ,[Die Männchen] kommen aus dem Dunkel, um im Dunkel
zu verschwinden […]. Mein Herumzeichnen ist ein sich ständig
wiederholender und mißlingender Versuch primitiver Magie. […]
Alle Dinge der Menschenwelt sind zum Leben erweckte Bilder. Die
Eskimos zeichnen auf das Holz, das sie entzünden wollen, einige
Wellenlinien. Das ist das magische Bild des Feuers, das sie dann
durch die Reibung des Entzündungsbolzens zum Leben erwecken.
Dasselbe mache ich. Ich will mittels meiner Zeichnungen mit den
Gestalten, die ich sehe, fertig werden. Doch meine Figuren zünden
nicht. Vielleicht verwende ich nicht das richtige Material. Vielleicht
hat mein Bleistift nicht die richtigen Eigenschaften. Es ist auch mög-
lich, daß ich schon selbst und ganz allein nicht die notwendigen
Eigenschaften besitze.‘

Kafka kam hierauf zurück, als sie über die Zeichnungen von van Gogh
sprachen. Er bewunderte von ihm vor allem das Gemälde Le café, le
soir: ,Ich möchte so gerne zeichnen können. In Wirklichkeit versuche
ich es auch immer. Aber es kommt dabei nichts heraus. Es ist eine ganz
persönliche Bilderschrift, deren Sinn ich selbst nach einer gewissen
Zeit nicht mehr entdecken kann.‘ 17

100
Vignetten-Entwurf

Mitte August 1907 schrieb Kafka an Brod: ,Und jetzt bleibt mir nur
übrig, Dir mein armer Junge für die Mühe zu danken, die Du hattest,
um Deinen Verleger von der Güte meiner Zeichnung zu überzeugen.‘
Es handelte sich um Kafkas Entwurf für eine Vignette für Brods neues,
,ziemlich gewagtes Gedichtbuch‘, welches den vorläufigen Titel Erotes
hatte und im Axel Juncker Verlag in Berlin erscheinen sollte. Brod
hatte offensichtlich an Kafka über diese Zeichnung geschrieben. Aber
auch Kafkas damalige Freundin (Hedwig Weiler) wußte von diesem
Entwurf, denn aus einem Brief vom Oktober 1907 wird der Ausgang
der Geschichte ersichtlich: , „Erotes“ werden bald unter dem Titel „Weg
des Verliebten“ erscheinen, aber ohne mein Titelblatt, das sich als nicht
reproduzierbar erwiesen hat.‘ 18
  Dieser Enttäuschung war einiges vorausgegangen, wie neuere Un-
tersuchungen zeigen. Kafkas Zeichnung war ursprünglich von Brod
seinem Berliner Verleger Axel Juncker für seinen Erzählband Experi-
mente angeboten worden:

,Ich glaube, daß Sie sich kein künstlerisch wertvolleres und zugleich
effektvolleres Blatt wünschen können. Es steht ganz eigenartig, ein-
zigartig da; und doch voll zartem Japonismus […]. Zudem könnte ich
mir den Grundgedanken der Novellen gar nicht besser symbolisiert
denken als durch diesen eleganten jungen Mann, der, lächelnd und
weinend zugleich, resigniert zum Abgrund schreitet – zwischen zwei
wunderschönen kahlen schwachen Bäumchen […]. Ich hoffe auch,
daß das Blatt leicht zu reproduzieren ist. Ganz in schwarz natürlich,
die Schrift rot. – Honorarium wird nicht beansprucht.‘

Zwar fand Juncker die Zeichnung ,raffiniert und originell‘, lehnte sie
jedoch ab. Brod schlug daraufhin vor, die Zeichnung für seine fast
parallel geplante Gedichtsammlung Erotes zu verwenden. Auf diese
Weise würde er ,einem jungen Genie‘, wie er Kafka nannte, zu einem
Debüt verhelfen. Juncker reagierte anfangs positiv auf diesen Vorschlag,
entschied sich letztendlich, offensichtlich wegen der Unmöglichkeit der
Reproduzierbarkeit von Kafkas Entwurf, aber doch dagegen. 19 Warum
Kafkas Zeichnung – mittlerweile verschollen – nicht reproduzierbar

101
war, ist unbekannt. Was deren Stil anbelangt: Wir dürfen annehmen,
daß sie Ähnlichkeit hatte mit den frühesten Zeichnungen in diesem
Band, wie z. B. jener einer Sänfte bei einem Fluß und einem Baum (Nr.
23 unten), die ebenfalls japonistische Elemente enthält. Es ist bekannt,
daß Kafka in jenen Jahren stark an japanischer Kunst, vor allem an
der von Hiroshige Monotaga, interessiert war.

Ein Buchstabe als Bild

In den wenigen Studien zu Kafkas Zeichnungen wurde angenommen,


seine bekanntesten Zeichnungen, die sechs ,schwarzen Marionetten
an unsichtbaren Faden‘, seien Variationen auf den Anfangsbuchstaben
seines Familiennamens: K. Eine bestimmte Faszination für diesen
Buchstaben bezeugen auch die Namen der Hauptfiguren in Der Pro-
zeß (1914/15) und Das Schloß (1922), und auch der Gaukler in einem
Fragment von 1917 und das Paar in Das Ehepaar (1922) bekamen dieses
Initial als ,Namen‘. In einer Tagebuchnotiz von 1914 bekannte er sich
selbst dazu, diesem Buchstaben sehr ambivalent gegenüberzustehen:
,Ich finde die K häßlich,
sie widern mich fast an
und ich schreibe sie doch,
sie müssen für mich sehr
charakteristisch sein.‘ Zu-
gleich schrieb er in dieser
Notiz den Buchstaben K
mit einem schwungvollen Strich.  Und auch die Faksimiles seiner
20

Unterschrift zeigen klar den ästhetischen Wert des Buchstabens, wenn


nicht das Vergnügen für ihn selbst.

Trotzdem schien er sich für diesen Buchstaben und für seinen ganzen
Familiennamen zu genieren. Briefunterschriften versuchte er zu ver-
kürzen zu ,FK‘, als könne mich das entlasten.‘ 1914 schrieb er einem
Bekannten: ,Ich sehe meinen Namen nicht gern geschrieben‘. Dieses
Unbehagen ging sogar so weit, daß er Briefe an Freundin Milena Je-

102
senská immer knapper unterschrieb: von ,Ihr Franz K‘ über ,Ihr F‘ oder
,F‘ zu ,Dein‘: ,nun verliere ich auch noch den Namen, immerfort ist er
kürzer geworden und jetzt heißt er: Dein‘. Kein
Wunder, daß er sich bemühte, eine in diesem
Zusammenhang bedeutungsvolle Zeichnung
eines Bekannten von Milena für sie nachzu-
zeichnen 21, eine Zeichnung, die trotz ihrer für
Kafka rätselhaften Natur unwillkürlich an den
Buchstaben K erinnert.

Vor dem Einschlafen

Nur zu einer Zeichnung existiert ein Text aus Kafkas Hand, der zeigt,
daß Kafka an dieser Zeichnung gearbeitet hat. Allerdings nur in sei-
ner Phantasie, in der Zeit kurz vor dem Einschlafen, in der er seine
kreativsten Momente hatte. Ende 1911 beschrieb er im Tagebuch diesen
Tagtraum über eine ,zeichnerische Vorstellung einer für sich bergähn-
lich in der Luft abgesonderten Menschengruppe‘. Sie kam ihm ,in ihrer
zeichnerischen Technik vollständig neu und, einmal erfunden, leicht
ausführbar‘ vor. Es handelte sich um die Szene einer Menschengrup-
pe am Tisch, bei der ein junger Mann in einem altmodischen Anzug
auffiel. Kafka achtete insbesondere auf die Struktur der Zeichnung:

,Die zwei deutlichen Linienpaare, welche die Beine begrenzten, kreuz-


ten und verbanden sich leicht zu den Grenzlinien des Körpers. Mit
schwacher Körperlichkeit wölbten sich zwischen diesen Linien die
bleich gefärbten Kleider.‘

Dies erinnert sehr an eine der sechs ,Marionetten an unsichtbaren


Faden‘ (Nr. 4), die noch immer als Kafkas bekannteste Zeichnungen
gelten. Drollig – und einzigartig! – ist, daß er mit seiner eigenen ,Lei-
stung‘ sehr zufrieden war:
,Vor Erstaunen über diese schöne Zeichnung […] zwang ich mich
aus dem dämmernden Zustand heraus, um die Zeichnung besser
durchdenken zu können. Da fand sich allerdings bald, daß ich mir
nichts anderes vorgestellt hatte, als eine kleine Gruppe aus grau-
weißem Porcellan.‘ 22

103
Sœnnecken

Über die Zeichentechnik Kafkas weiß man nur sehr wenig. Es ist
bekannt, daß eine Anzahl der Zeichnungen mit Tinte oder Bleistift
angefertigt wurden. Bei den Tintenzeichnungen wurde entweder
eine Kronen- oder eine Füllfeder verwendet. ,Richtige Bewertung der
Schreibarbeit: ein Tisch mit Tintenfaß und Feder‘, stellte er während
einer Reise ganz nüchtern fest. In einem Brief an Brod, vermutlich
vom Sommer 1909, hat Kafka seine Füllfeder in einer Zeichnung – hier
vereinigen sich sein Schreiben und das Zeichnen! – verewigt, wenn
auch auf eine merkwürdig verunstaltende Weise:

Die ,echte‘ Feder sah wahrscheinlich wie in nebenstehender Anzeige


aus jener Zeit aus. 23
  Der Bedeutung der Füllfeder als bevorzugtes Schreibinstrument
hat Kafka eine Reihe literarischer Denkmäler gesetzt, in denen er das
Objekt personifiziert und ihm menschliche Eigenschaften wie einen
eigenen Willen und Dummheit andichtet:

,Und trotz des besten Willens – es muß die Feder sein, die in meiner
Hand ihre eigenen bösen Wege geht.‘

,[…] vom Federhalter benutzte ich nur das untere Ende, um es mir
beim Lesen von Akten in die Schläfen zu drücken und mich so
wachzuhalten‘.

,Die dumme Feder! Was für Dummheiten sie sich niederzuschreiben


nicht scheut, statt einmal etwas Vernünftiges zu schreiben, wie „Du
Liebste!“ und dann noch einmal „Du Liebste!“ und dann wieder
„Du Liebste!“ und nichts als das.‘

104
,Wie kann man nur überhaupt schreiben, wenn man so viel zu sagen
hat und wenn man weiß, daß die Feder durch die Menge des zu
Sagenden nur eine unsichere und zufällige Spur ziehen wird.‘ 24

Kafkas Kunstinteresse

Wir wissen nicht, ob die Ablehnung seines Umschlagentwurfs für


Brods Poesieband Kafka dazu veranlaßte, sein Vorhaben, Zeichner
zu werden, aufzugeben, um sich ganz der Literatur zu widmen. Fest
steht, daß sein Interesse für die bildende Kunst, insbesondere für das
Zeichnen und Malen, nicht nachließ. In seiner Studienzeit bewunderte
er, wie oben schon erwähnt, die japanische Kunst, vor allem Hiroshige
Motonaga, wohnte Polemiken und kunsttheoretischen Debatten bei, z.
B. einer über Max Brods Vortrag ,Gibt es Grenzen des Darstellbaren
in der Kunst?‘, und abonnierte Kunstzeitschriften wie Der Kunstwart
und die explizit erotischen Die Opale und Der Amethyst. Während des
Schreibens konnte er an der Wand in seinem Zimmerchen eine Repro-
duktion von Hans Thomas Pflügender Bauer betrachten. 25 Er kümmerte
sich intensiv um die Illustrationen seiner eigenen Bücher Der Heizer
und Die Verwandlung, träumte über Ingres‘ L‘Age d‘or, und Daumiers
Aquarelle munterten ihn auf. 26 Er kaufte Werke von dem schon oben
genannten Jugendfreund Fritz Feigl und von Willy Nowak, begegnete
einige Male Alfred Kubin, dem schon früh nach Paris abgereisten Ge-
org Kars und Lucian Bernhards Schüler Kurt Szafranski. 27 Er besuchte
Ausstellungen der Gruppe ,Die Pilger‘, mit den Gastausstellern Alfred
Kubin und Anton Bruder, und ,Das schöne Prag‘ und rezensierte – mehr
oder weniger als ,practical joke‘ – eine kleine Aquarellausstellung eines
Mitpatienten in einem Sanatorium. 28 Er lief durch die Säle des Louvre
(die Mona Lisa war gerade gestohlen worden! – vgl. Nr. 33) und den
Palast in Versailles und machte Notizen zum Werk von Tintoretto,
Tizian, Martini, Mategna, Perugino, Velázquez, Jordaens, Rubens, Ve-
ronese und Lorrain und zu Feldschlachtbildern; ebenfalls im Louvre
hing Georges Seurats Gemälde Le Cirque, das ihn wahrscheinlich zur
Geschichte ,Auf der Galerie‘ inspiriert hat. 29 Er suchte nach den Orten,
die Goethe in seinen Zeichnungen in der Italienischen Reise festge-
halten hat (vgl. Nr. 24), hatte Bücher und Zeitschriftennummern mit
Bildern von – schon früh – Ludwig Richter, auch Schnorr von Carolsfeld,

105
Schadow, Signorelli (möglicherweise stand dieser zusammen mit Tizian
und Tintoretto Pate für Kafkas Maler Titorelli in Der Prozeß), Paul
Gauguin, dem schon genannten Vincent van Gogh, Erno Auerbach,
Emile Bernard bis hin zu Paul Cézanne und Auguste Rodin in seinem
Bücherschrank. 30 Und, in umgekehrtem Sinne: zwei Maler ersuchten
ihn, nackt Modell zu stehen! 31 Darüber hinaus zeigte er, seit seiner
frühen Freundschaft mit dem Barockkenner Oskar Pollak, Interesse
für dreidimensionale Kunstformen wie Bildhauerei (František Bílek,
Josef V. Myslbeck) und Architektur (Adolf Loos, Otto Wagner). 32
  Wenn man Janouchs Gesprächsnotizen glauben darf, so bewunderte
Kafka van Gogh sehr, empfand die Zeichnungen von George Grosz
als ,gezeichnete Literatur‘ und verstand Kokoschkas Gemälde nicht.
Picasso sah seiner Meinung nach ,die Verunstaltungen, die noch nicht
in unser Bewußtsein eingedrungen sind‘. 33
  Man kann also voraussetzen, daß Kafka seit seinen ersten Bestre-
bungen Künstler zu werden, das Interesse für diese Kunstform sein
Leben lang erhalten hat und auch klare Urteile darüber hatte.
Editorische Hinweise

Obwohl Kafkas Zeichnungen schon auf vielfältige Weise den Weg in


die Öffentlichkeit gefunden haben, zum Beispiel als Umschläge und
Illustrationen zu Ausgaben seines Werkes oder als Sequenzen in einem
katalanischen Entwurf einer Art Zeichentrickfilm, ,Animació K.‘ 34, ist
merkwürdigerweise noch nie eine Sammlung erschienen. Max Brod
hat, wie oben erwähnt, seinen Plan, eine ,Kafka-Mappe‘ herauszugeben,
nicht realisiert. 35 In seinem Nachlaß müssen sich viele Zeichnungen
befinden, in die seine Erbin und ehemalige Wirtschafterin Ilse Esther
Hoffe jedoch niemandem Einblick gewährt. Klaus Wagenbach nahm
eine bescheidene Anzahl in seinem Bildband zu Kafkas Leben auf  36,
aber mit dem Vorhaben Brods ist das nicht zu vergleichen. Sogar die
kritische Ausgabe, die vom Kafka-Institut in Wuppertal im S. Fischer
Verlag herausgegeben wurde, enthält keinen separaten Band für diese
,Kleinodien‘; der Grund dafür mag wohl sein, daß die Zeichnungen
dort zwischen den Texten eingefügt wurden, wo sie auch im Manu-
skript zu finden sind.
In diesem Band sind zum ersten Mal alle Zeichnungen Kafkas abge-
druckt, sofern sie uns bekannt und auch veröffentlicht sind. Nur ein
paar Zeichnungen werden im Nachwort genannt. Von diesen Zeich-
nungen, die zwar erwähnt, aber nie veröffentlicht wurden, ist eine
Liste aufgenommen worden.
Die vorliegenden Zeichnungen weisen eine große Stil- und Themen-
vielfalt auf. Sie sind auf vielerlei Weise zu ordnen, zum Beispiel nach
Thema (informativ, Porträt, Reiseimpression, Phantasieszene) und nach
Stil (realistisch, expressionistisch, karikaturistisch, abstrakt). In die-
sem Band haben wir uns für eine Kombination aus beiden Kriterien
entschieden, daraus resultiert die frei assoziative, ,gleitende‘ Folge der
Zeichnungen.

Die Erläuterungen berücksichtigen eine Vielzahl von Einzelheiten: Titel,


Technik, Format, Quelle, Datierung, Ort des Originals, erster Abdruck,
Text(e). Den Zeichnungen selbst sind nur der Titel, die Nummerierung
und die zugehörigen Texte beigefügt.

107
  Titel. Einigen Zeichnungen hat Kafka selbst einen Titel gegeben.
Auch der Kontext, in dem die Zeichnung entstanden ist, half uns,
einen angemessenen Titel zu finden. Beide Arten von Titeln, die aus
Kafkas Feder entstanden sind, werden in Anführungszeichen erwähnt.
Alle anderen Zeichnungen haben einen neutralen Titel bekommen
(manchmal den Beschreibungen anderer entnommen), der nur das
Wahrnehmbare benennt. In der Erläuterung werden die – oft inter-
pretierenden – Titel anderer erwähnt.
  Technik. In vielen Fällen ist die benutzte Technik – in Kafkas Fall:
Tintenfeder oder Bleistift – unbekannt. Sie kann manchmal aus den
Reproduktionen abgeleitet werden. Als Untergrund für die Zeichnungen
wurden unterschiedliche Materialien verwendet: die Marginalien der
Vorlesungsmitschriften (Nr. 23), Ansichts- und Briefpostkarten (Nr. 14,
39), Briefe (Nr. 15, 16, 17, 29), Hefte (Nr. 10, 13, 18, 19, 31, 32), Notizblöcke
(Nr. 24), zuweilen liniert (daher die Striche in Nr. 33 und 38), usw.
  Format (Breite x Höhe). Nur in einigen Fällen ist das wirkliche
Format der Zeichnungen bekannt. Die Reproduktionen in diesem
Band haben aus diesem Grund nicht immer dasselbe Format. Einige
Zeichnungen wurden der Deutlichkeit wegen bewußt vergrößert. Von
den Zeichnungen, die das Papier mit Text teilen, ist das Format nur
der Abbildung selbst gegeben.
  Quelle und Datierung. Ein Teil der Zeichnungen befindet sich in
Tagebuchheften oder in Briefen. Die Quelle ist dann eindeutig. – Nur
ein Teil der Zeichnungen ist datierbar, namentlich wenn sie, wie im
Tagebuch oder in Briefen, in Beziehung zu datierbaren Texten stehen.
Eine Anzahl wurde von Brod aus Kafkas Vorlesungsdiktaten geschnit-
ten, aber um welche es sich handelt, hat er nicht erwähnt.
  Ort des Originals. Auch der heutige Aufbewahrungsort der Zeich-
nungen ist manchmal unklar. Die von Brod publizierten Zeichnungen
befinden sich wahrscheinlich in seinem Nachlaß, der von seiner Erbin
Ilse Esther Hoffe (Tel Aviv) betreut wird.
  Erster Abdruck. Dies ist der Ort, wo eine Zeichnung zum ersten Mal
veröffentlicht wurde. Danach sind mehrere Zeichnungen in anderen,
gleichfalls erwähnten Publikationen wiedergegeben worden. Aus all
den Abdrucken wurde das jeweils beste ,Original‘ für den Abdruck
in diesem Band gewählt, da die wirklichen Originale sehr schwierig
oder gar nicht zugänglich sind.

108
  Text(e). Ein Teil der Zeichnungen steht zwischen Texten von Kaf-
ka und gehört auch dazu. Die Textwahl war dann leicht; diese Texte
sind fett gedruckt. In anderen Fällen wurden Stellen gewählt, die die
Zeichnungen dem Thema oder dem Zweck gemäß gut zu ,illustrieren‘
scheinen. Für diese Texte, einschließlich Interpunktion und derglei-
chen, wurde die Kritische Ausgabe benutzt. Die Quellen werden in
der Erläuterung zu den Zeichnungen erwähnt.

Wir danken Hartmut Binder für seine Korrekturen und Ergänzungen.


Erläuterungen zu Zeichnungen und Texten

1 Der Denker. Technik: unbekannt (Tinte?). – Format: unbekannt. –


Quelle und Datierung: Aufgrund des Stils möglicherweise aus
der gleichen Zeit wie Nr. 2-7. – Ort des Originals: unbekannt
(Archiv Max Brod, Tel Aviv?). – Erster Abdruck: S. Leib, Franz
Kafka. The Question ofjewish Identity. Two Perspectives [Hebr.]
(o. O., 1998), S. 108. – Text: T, S. 335 f., BrF, S. 400.
2 Mann zwischen Gittern. Titel: Brod, ÜFK, S. 393: Mann ,auf ei-
nen Balkon herangeholt‘; Rothe, KH2, S. 565: Josef K. vor einer
Art Schranke sich gegenüber dem unsichtbaren Gericht vertei-
digend‘ (zu P, S. 149 f.). – Technik: unbekannt (Tinte?). – For-
mat: unbekannt. – Quelle und Datierung: unbekannt (s. nach
Nr. 7). – Ort des Originals: unbekannt (Archiv Max Brod, Tel
Aviv?). – Erster Abdruck: Brod, ÜFK, S. 396. – Texte: T, S. 791,
849, NSF II, S. 350 f.
3 Mann mit Spazierstock. Titel: Gandelman, S. 262: ,Hamlet, leaning
on a cane‘. – Technik: unbekannt (Tinte?). – Format: unbekannt. –
Quelle und Datierung: unbekannt (s. nach Nr. 7) – Ort des Ori-
ginals: s. Nr. 2. – Erster Abdruck: s. Nr. 2. – Texte: NSF I, S. 54,
DL, S. 290, NSF II, S. 64, 532.
4 Mann mit Kopf auf Tisch. Titel: Rothe, KH2, S. 565: Josef K. an
seinem Schreibtisch im Büro über seiner Verteidigungsschrift
brütend‘ (vgl. P, S. 176 f.); M. Barasch (Gandelman. S. 261 f.):
,Melancholy‘ (mit Nr. 4). – Technik: unbekannt (Tinte?). – For-
mat: unbekannt. – Quelle und Datierung: unbekannt (s. nach
Nr. 7). – Ort des Originals: s. Nr. 2. – Erster Abdruck: s. Nr.
2. – Text: T, S. 296.
5 Mann vor stehendem Spiegel. Titel: Brod, ÜFK, S. 393 (Gandel-
man, S. 262: ,Hamlet, looking at himself dubiously in a mirror‘;
id., S. 269: ,K. Gymnasta‘; Rothe, KH2, S. 565: ,mit verkreuzten
Beinen stehende Figur, vor dem offenen Grab‘). – Technik: un-
bekannt (Tinte?). – Format: unbekannt. – Quelle und Datierung:
unbekannt (s. nach Nr. 7). – Ort des Originals: s. Nr. 2. – Erster
Abdruck: s. Nr. 2. – Texte: DL, S. 33 ff, 286, NSF II, S. 421 f.

110
6 Sitzender Mann mit gesenktem Kopf. TittY. Gandelman, S. 262:
,Hamlet, „folded up“ dying (or in a fit of desperation) on the
floor of the Castle‘; S. 269: ,Despairing K.‘; M. Barasch: s. Nr.
4). – Technik: unbekannt (Tinte?). – Format: unbekannt. – Quelle
und Datierung: unbekannt (s. nach Nr. 7). – Ort des Originals:
s. Nr. 2. Erster Abdruck: s. Nr. 2. – Texte: P, S. 149, Br II, S. 127-
28 (= BrF, S. 331), DL, S. 287-88.
7 Fechter. Titel: Brod, ÜFK, S. 393: ,auf den Fechtboden (oder die
Bühne Hamlets?) herangeholt‘; Gandelman, S. 262: ,Hamlet,
fencing against Laertes‘; S. 269: ,Fencing K.‘; Rothe, KH2, S. 565:
,ein Mann fechtend‘. – Technik: unbekannt (Tinte?). – Format:
unbekannt. – Quelle und Datierung: unbekannt (s. unten). – Ort
des Originals: s. Nr. 2. – Erster Abdruck: s. Nr. 2. – Text: DL,
S. 285.
2-7 bilden eine Gruppe, die oft Schwarze Marionetten an unsichtba-
ren Faden genannt wird. Titel: Brod, ÜFK, S. 393 (Gandelman,
S. 240 f.: ,Six [Small] Black Figures‘; Rothe, KH2, S. 565 f.: ,die
sechs Figurinen‘, ,Strichmännchen‘). – Datierung: Wenn sich
der Tagebuchtext zu Nr. 4 wirklich auf diese Zeichnung bezieht,
stammen die zueinander gehörigen Nr. 2-7 vom Dezember 1911.
Aufgrund der Tatsache, daß mindestens vier der ,Elf Söhne‘ von
Ende März 1917 mit Nr. 2-7 assoziiert werden können, könnte
auch eine Datierung in diesem Monat möglich sein. Wenn das
im Nachwort angeführte Gespräch mit Janouch wirklich Nr.
2‑7 betrifft, kann man daraus auch eine Datierung im Oktober
1922 schließen (vgl. Sudaka, S. 145).
8 Läufer. Titel: Brod, ÜFK, S. 393; Gandelman, S. 240, 256 f.: ,The
(Mad) Runner‘. – Technik: Tinte (Brod, ÜFK, S. 393). – For-
mat: unbekannt. – Quelle und Datierung: unbekannt. – Ort des
Originals: unbekannt (Archiv Max Brod, Tel Aviv?). – Erster
Abdruck: Brod, FK (Brod, ÜFK, S. 399). – Text: DL, S. 103.
9 Drei Läufer. Titel: nach Rothe, KH2, S. 566 (Gandelman, S. 243:
,The Runners‘). – Technik: unbekannt. – Format: unbekannt. –
Quelle und Datierung: unbekannt. – Ort des Originals: unbe-
kannt (Archiv Max Brod, Tel Aviv?). – Erster Abdruck: Brod,
ÜFK, S. 401. -Text: V, S. 283 f.

111
10 ,Die Tänzerin Eduardowa […] in der Elektrischen in Begleitung
zweier Violinisten‘. Titel: benannt nach zugehörigem Tagebuch­
text; Gandelman, S. 266: ,Violin Playing‘; White, S. 220: ,a bout
[between two men] in the presence of a young woman, a clear
reference to the primary jealousy of the father for possession
of the mother‘. – Technik: Tinte, schwarz-braun. – Format (nur
Abb.): ca. 14 x 12,5 cm. – Quelle und Datierung: 1. Tagebuchheft
(,1. Quartheft‘), zwischen Notizen zum Besuch des Auftritts des
Russischen Balletts (Petersburg) im Mai 1909 (F K, S. 11), wobei
ihn vor allem die Tänzerin Jevgenja Eduardova faszinierte. – Ort
des Originals: KBod AI,1, in Bodleian. – Erster Abdruck: in
Tagebücher-Ausgaben. – Text: F, S. 10 f.
11 Mann, auf Händen und Füßen gehend (oder, um 90° gedreht:
Mann auf Leiter). Titel: Sudaka, S. 136-39: ,L‘Arpenteur‘ (Das
Schloß). – Technik: Bleistift. – Format: 6,6 x 3,5 cm. – Quelle
und Datierung: nach dem Stil möglicherweise aus der gleichen
Zeit wie Nr. 2-7. – Ort des Originals: Zylberberg-Sammlung,
DLA. – Erster Abdruck: Andere Seite, S. 169 (vgl. S. 164). – Text:
DL, S. 253.
12 Jockey auf Pferd. Titel: Brod, ÜFK, S. 393 (Gandelman, S. 254:
,Death riding her dying horse across the Styx‘; Ladendorf I, S. 301:
,Reiter‘; Rothe, KLF2, S. 565: Jockey auf sich bäumendem oder
springendem Pferd‘; White, S. 232: ,whipswinging rider‘). – Tech-
nik: Tinte(?). – Format: unbekannt. – Quelle und Datierung: un-
datiert; wenn es einen Zusammenhang gibt mit Kafkas Besuchen
der Pferderennen in Kuchelbad/Chuchle bei Prag (Chronik, S. 53,
Br I S. 82), ist 1908-10 denkbar. – Ort des Originals: unbekannt
(Archiv Max Brod, Tel Aviv?). – Erster Abdruck: Brod, GuL =
Brod, ÜFK, S. 395 (laut Gandelman, S. 240, 277: Brod, FK [vgl.
aber Gandelman, S. 253 Anm. 22!]). – Texte: NSF II, S. 298, 123,
DL, S. 32-33, 30.
13 Kutsche mit Pferden. Technik: Bleistift. – Format: ca. 10 x 12,5
cm. – Quelle und Datierung: ,Oktavheft A‘, im Konzepttext vor,
aber nicht gehörend zum Dramenfragment ,Der Gruftwächter‘
(NSF I, S. 277), vom November/Dezember 1916. – Ort des Ori-
ginals: KBod AIII,1, in Bodleian. – Erster Abdruck: K. Wagen-

112
bach, Franz Kafka. Annees dejeunesse (1883-1912) (Paris, 1983);
auch: Wagenbach, Bilder, S. 203; mit zugehörigem Text: Sudaka,
S. 108 f. – Text: NSF I, S. 78 und NSF I A, S. 245 (unkenntlich
gemacht; zur Zeichnung), NSF II, S. 80, F, S. 431.
14 ,Ansichten aus meinem Leben‘. Sechs Bilder von Kafkas Aufent-
halt in der Pension ,Stüdl‘ in Schelesen, November/Dezember
1918; v. 1. n. r. und v. o. n. u.: Bett, ,Müllern‘ vor offenem Fenster,
am Eßtisch; Liegebett auf Balkon, auf der Waage, am Tisch mit
einer Frau (Frau Olga Stüdl?). – Technik: (Tinte?). – Format: ca.
14 x 9 cm. – Quelle und Datierung: Postkarte an Ottla, Schelesen,
Anfang Dezember 1918. – Ort des Originals: Arch. K. Wagen-
bach (Gandelman, S. 242, Anm.). – Erster Abdruck: Wagenbach,
MSS, S. 78 (BrO, Abb. 16, zu Nr. 64). – Texte: Br I, S. 266 (= BrF,
S. 125-26) (,müllern‘ = nackt Turnen bei offenem Fenster), BrF,
S. 589, DL, S. 209, T, S. 143, 460.
15 Eßunlustig. Titel: nach Binder, BrO, S. 186. – Technik: Tinte(?). –
Format: unbekannt. – Quelle und Datierung: Postkarte an Ottla,
Schelesen, 11. Dezember 1918. – Ort des Originals: Bodleian. – Er-
ster Abdruck: BrO, S. 62. – Texte: BrO, S. 62, DL, S. 335, 348-349
(vgl. NSF II, S. 385, 399), NSF II, S. 466, 566-67.
16 ,Eingehängtsein‘. Im Brief an Felice Bauer vom 14./15. Februar
1913 erwähnte Kafka ein Zeitungsfoto eines verlobten Prinzen-
paares, das in gleicher inniger Weise geht (Br II, S. 92, 416 [=
BrF, S. 299-300, gegenüber 593]) (s. Ill. 1). – Technik: Tinte (Br I,
S. 694). – Quelle und Datierung: Brief an Felice Bauer, 11./12.
Februar 1913. – Ort des Originals: unbekannter Käufer; Kopie:
FPDL. – Erster Abdruck: BrF, S. 294 (= Br II, S. 87). – Texte:
Br II, 86-87, 92 (= BrF, S. 294, 299-300).
17 ,Etwas von meinen „Beschäftigungen‘. Titel: Gandelman, S. 241:
,The Torture Machine‘.  – Technik: Tinte(?). – Format: ca. 16,5 x
8 cm (vgl. BrM, S. 350). – Quelle und Datierung: Brief an Milena
Jesenská, September oder Oktober 1920. – Ort des Originals:
DLA. – Erster Abdruck: BrM, S. 271 (hier beide Teile verkleinert
und zueinander gerückt). – Text: BrM, S. 271 f.
18 ,Japanische Gaukler‘. – Technik: Tinte, schwarz. – Format (nur
Abb.): 18,5 x 7,5 cm. – Quelle und Datierung: 1. Tagebuchheft

113
(,1. Quartheft‘), in dem von diesem ,japanischen Gaukler‘ die
Rede ist; wahrscheinlich Erinnerung an den Prager Auftritt der
japanischen Gruppe ,The Mitsutas‘, November 1909. – Ort des
Originals: KBod I,1 in Bodleian. – Erster Abdruck: Tagebücher-
Ausgaben (T, S. 15, 4°Ox1, S. 17). – Text: T, S. 14.
19 Akrobaten. Technik: Bleistift. – Format (nur Abb.): ca. 19 x 9
cm. – Quelle und Datierung: 2. Tagebuchheft (,2. Quartheft‘),
wo kurz vorher, im November 1910[?], von ,Trapezkünstler im
Varieté‘ die Rede ist (T, S. 118), möglicherweise von Zirkus- oder
Varietébesuch angeregt. – Ort des Originals: KBod AI,2 in Bod-
leian. – Erster Abdruck: Tagebücher-Ausgaben (T, S. 119, 4°Ox2,
S. 32). – Text: T, S. 118.
20 Mann zwischen Fabeltieren. Zwei der umringenden Figuren halten
etwas fest, das Federwild ähnlich ist (Gandelman, S. 267). – Tech-
nik: unbekannt (Tinte?). – Format: unbekannt. – Ort des Ori-
ginals: Archiv K. Wagenbach. – Erster Abdruck: K. Wagenbach,
Kafka (Écrivains de toujours, 81) (Paris, 1968), S. 81. – Text: BrF,
S. 244 (= Br II, S. 33 f.).
21 Schlangendame. Titel: Binder, Hebr., S. 534. – Technik: unbe-
kannt. – Format: 2,5 x 12 cm. – Quelle und Datierung: ,Vokabel-
heft C‘ (,Quartheft‘ mit hebräischen Übungen), Juli 1923. – Ort
des Originals: KBod AIII,12 in Bodleian. – Text: T, S. 824 f.
22 Protestumzug. Titel: Aufgrund der Spruchbänder zu verbinden mit
der Tagebuchnotiz vom 6. August 1914 über einen ,Patriotischen
Umzug‘ in Prag anläßlich des Beginns des Ersten Weltkriegs,
August 1914 (Rothe, KH2, S. 566: ,skurrile disneyhafte, eine Fahne
tragende Fabelgeschöpfe‘; Gandelman, S. 267: ,Parade‘). – Technik:
unbekannt (Tinte?). – Format: unbekannt. – Quelle: unbekannt;
Datierung: vielleicht August 1914. – Ort des Originals: unbekannt
(Archiv M. Brod, Tel Aviv?). – Erster Abdruck: Brod, ÜFK, S.
401. – Text: T, S. 546-47, V, S. 321 f.
23a Gehende Figuren (beim Laurenziberg?). Möglicherweise mit un-
vollendeter, in jenen Jahren angefangener Novelle ,Beschreibung
eines Kampfes‘ verwandt. – Technik: unbekannt (Bleistift?). – For-
mat: unbekannt. – Quelle und Datierung: Kafkas Vorlesungsdik-
tate Jura, 2. Studienhälfte, 1903-05 (Wagenbach, Jugend, S. 127

114
f.). – Ort des Originals: Archiv K. Wagenbach. – Erster Abdruck:
Wagenbach, Jugend, Abb. 14, gegenüber S. 113. – Text: NSF I, S.
72 ff.
23b Sänfte beim Fluß und Baum. Möglicherweise mit unvollendeter, in
jenen Jahren angefangener Novelle ,Beschreibung eines Kampfes‘
verwandt. – Technik: unbekannt (Bleistift?). – Format: unbe-
kannt. – Quelle und Datierung: Kafkas Vorlesungsdiktate Jura,
2. Studienhälfte, 1903-05 (Wagenbach, Jugend, S. 127 f.). – Ort des
Originals: Archiv K. Wagenbach. – Erster Abdruck: Wagenbach,
Jugend, Abb. 14, gegenüber S. 113. – Text: NSF I , S. 78 f.
24 Goethes ,Gartenhaus am Stern‘. Gleichzeitig mit M. Brod zeichnete
Kafka am 1. Juli 1912 Goethes Gartenhaus im Park an der Ilm
in Weimar (Abdruck von Brods Zeichnung: BKR, S. 227). Nach
Brod, ÜFK, S. 393, unvollendet. – Technik: Bleistift. – Format: ca.
15 x 8 cm. – Quelle und Datierung: Notizblock, u. a. während
eines Besuches in Weimar, 29. Juni/7. Juli 1912, benutzt. – Ort
des Originals: Privatbesitz (T K, S. 243). – Erster Abdruck: Brod,
FK = Brod, ÜFK, S. 399 (T K, S. 244, BKR, S. 243). – Text: T, S.
1028 (= BKR, S. 242), Br II, S. 287 (= BrO, S. 20), T, S. 135, 367,
999 (= BKR, S. 177).
25 Glockenturm, vermutlich in Osteno. Nach H. Binder, der vorher
(Binder, Sicht, S. 63 und Abb. 4 [und auch T K, S. 230]) die Kirche
Albogasio Superiore in San Mamette am Nordufer des Lugano-
sees erwähnte. Man kann auch an die Albogasio Inferiore im
gleichen Ort denken (BKR, S. 284). – Technik: Bleistift. – Format:
ca. 8 x 13 cm. – Quelle und Datierung: Reisetagebuch Lugano-
Mailand-Paris-Erlenbach (August/ September 1911), 1. September
1911. – Ort des Originals: KPriv AIII,1 (Privatbesitz). – Erster
Abdruck: T, S. 958 (= BKR, S. 153). – Text: T, S. 958 (= BKR, S.
153), S. 17 f.
26 (oben) Kirche und Häuser in Gandria (s. Ill. 2). – Technik: Blei-
stift. – Format: ca. 8 x 6 cm (geschätzt). – Quelle und Datierung:
Reisetagebuch Lugano-Mailand-Paris-Erlenbach (August/Sep-
tember 1911), 1. September 1911. – Ort des Originals: KPriv AIII,1
(Privatbesitz). – Erster Abdruck: T, S. 957 (= BKR, S. 152). – Text:
T, S. 957 (= BKR, S. 152) (von Kafka unterstrichen).

115
26 (unten) Springbrunnen in San Margherita.  – Technik: Blei-
stift. – Format: unbekannt. – Quelle und Datierung: Reiseta-
gebuch Lugano-Mailand-Paris-Erlenbach (August/ September
1911), 1. September 1911. – Ort des Originals: KPriv AIII,1 (Pri-
vatbesitz). – Erster Abdruck: T, S. 957 (= BKR, S. 152). – Text: T,
S. 957 (= BKR, S. 152), BrF, S. 601, Br, S. 398.
27 ,Eine derartige Brücke‘. Während einer Eisenbahnreise von Prag
nach Zürich, 26,/27. August 1911, auf der Strecke Lindau-Bregenz-
Höchst-Rorschach-St. Gallen verfertigt. Vielleicht Brücke über
den Alten Rhein (Brod: ,Morgens von Kafka geweckt, bei Anblick
einer hohen Brücke. Zuerst verdrießlich, dann erfreut, denn es
gibt viel zu sehn. Wir sind in der Schweiz.‘ [BKR, S. 75]). – Tech-
nik: Tinte, schwarz. – Format: ca. 5 x 5 cm (geschätzt). – Quelle
und Datierung: Reisetagebuch Lugano-Mailand-Paris-Erlenbach
(August/September 1911). – Ort des Originals: KPriv AIII, 1 (Pri-
vatbesitz). – Erster Abdruck: T, S. 945 (= BKR, S. 144). – Texte:
T, S. 945 (= BKR, S. 144), NSF I, S. 304 f.
28 Spieltisch im Casino des Kurhauses, Luzern. – Technik: Tinte,
schwarz. – Format: beide ca. 8 x 5 cm (geschätzt). – Quelle und
Datierung: Reisetagebuch Lugano-Mailand-Paris-Erlenbach (Au-
gust/September 1911), 27. August 1911. – Ort des Originals: KPriv
AIII.l (Privatbesitz). – Erster Abdruck: T, S. 952f. (= BKR, S. 149). –
Text: T, S. 952 f. (= BKR, S. 148 f.) (von Kafka unterstrichen).
29 Wohnsituation in der Villa Tatra, Tatranské Matliare. Deutet
die Lage der Zimmer Kafkas und der anderen Gäste im Giebel
des Sanatoriums an, wo er sich von Dez. 1920 bis August 1912
aufhielt (s. Ill. 3). Unterschriften in Kafkas Zeichenschema, v. l.
n. r. und v. o. n. u.: ,Kaschauer‘ (Arthur Szinay), ,Zahntechni-
ker‘ (Dr. Glauber?), ,stille nur manchmal gähnende Apothekers-
witwe‘ | ,Arzt‘ (Dr. Leopold Strelinger), ,meine Wohnung‘, ,ich‘
(auf Balkon). – Technik: unbekannt (Tinte?). – Format (Abb.):
19 x 5,5 cm (geschätzt). – Quelle und Datierung: Brief an M.
Brod, Tatranské Matliare, Januar 1921. – Erster Abdruck: BKB,
S. 306. – Text: BKB, S. 307.
30 ,Bittsteller und vornehmer Gönner‘. Titel: Kafka. – Technik: un-
bekannt (Tinte?). – Format: unbekannt. – Quelle und Datierung:

116
unbekannt. – Ort des Originals: unbekannt (Archiv M. Brod, Tel
Aviv?). – Erster Abdruck: Brod, GuL = Brod, ÜFK, S. 395. – Text
(über die Mitglieder von Kafkas Arbeitgeber Arbeiter-Unfallver-
sicherungs-Anstalt): Kafka, nach: Brod, ÜFK, S. 76.
31 Abraham opfert seinen Sohn Isaak. Titel: Aufgrund des Kon-
textes, nämlich Notizen zum Bibelbuch Genesis, namentlich
zu Abraham, vermutet Rothe, KH2, S. 562, Abrahams Opfern
seines Sohnes Isaak (Genesis 22, 1-29: ,Abraham auf die Probe
gestellt‘) sei dargestellt. Nach Sudaka, S. 91, zum nachfolgenden
Text gehörig: ,Er sucht Hilfe in den Wäldern‘. – Technik: Tinte,
blau. – Format: unbekannt (füllt vielleicht das ganze Blatt von
ca. 25 x 20 cm aus). – Quelle und Datierung: 11. Tagebuchheft
(,11. Quartheft‘), 14. Juli 1916. – Ort des Originals: KBod AI,11
in Bodleian. – Erster Abdruck: T, S. 796. – Text: Br, S. 333 f.
32 Mann am Tisch, Wirtin hinter der Wand. Titel: Kurz zuvor, am
10. Februar 1915, hatte Kafka ein Zimmer bei einer Wirtin in
der Bilekgasse 10 bezogen, wo er bis zum 15. März 1915 woh-
nen sollte (Chronik, S. 124). – Technik: Tinte, schwarz. – For-
mat: unbekannt. – Quelle und Datierung: 10. Tagebuchheft (,10.
Quartheft‘), 15. Februar 1915. – Ort des Originals: KBod AI,10
in Bodleian. – Erster Abdruck: T, S. 728. – Texte: T, S. 727, BrF,
S. 627.
33 Frauenkopf und Pferdebein. Vermutlich nach einer Zeichnung von
Leonardo da Vinci (s. Ill. 4). Titel: nach Sudaka, S. 57. – Technik:
Bleistift. – Format: 17 x 10,5 cm. – Quelle und Datierung: Rei-
setagebuch Lugano-Mailand-Paris-Erlenbach (August/Septem-
ber 1911), vermutlich während des Aufenthaltes in Paris, 8./13.
September 1911. – Ort des Originals: DLA, Marbach. – Erster
Abdruck: Sudaka, S. 58. – Text: T, S. 1002 (= BKR, S. 179), NSF II,
S. 419 f., DL, S. 262, T, S. 769.
34 Malträtierter Mann vor einem Tisch, mit Zuschauern. Titel:
nach Rothe, KH2, S. 566: ,vielleicht vor einem Tisch Stehende
mit wildem Haupt‘ (Sudaka, S. 101 ff: ,Mann vom Lande‘ ,[v]or
dem Gesetz‘, d. h. Zusammenhang mit Der Prozeß und mit Nr.
37). – Technik: unbekannt. – Format: unbekannt. – Quelle und
Datierung: unbekannt. – Ort des Originals: unbekannt (Archiv

117
M. Brod, Tel Aviv?). – Erster Abdruck: Brod, ÜFK, S. 402. – Text:
T, S. 39, 531, 795.
35 Mürrischer Mann in schwarzem Anzug. Wegen des Gesichtsaus-
drucks und der Kleidung könnte es Oberkellner Roubitschek
vom Café Savoy sein (wo Kafka 1911/12 jiddischen Theatervor-
stellungen beiwohnte), den Kafka in seinem Tagebuch vom 14.
Oktober 1911 beschrieb. Titel: Rothe, KH2, S. 565: ,ein älterer,
mit Frack oder Talar bekleideter Herr, vielleicht ein Richter, mit
knochigem, verwittertem Schädel‘; Sudaka, S. 63 f.: Porträt von
Kafkas Vater Hermann Kafka. – Technik: Bleistift (Rothe, KH2, S.
565). – Format: unbekannt. – Quelle und Datierung: unbekannt,
vielleicht Oktober 1911. – Ort des Originals: unbekannt (Archiv
M. Brod, Tel Aviv?). – Erster Abdruck: Brod, ÜFK, S. 403. – Text:
T, S. 82 f.
36 Der wilde Trinker. Titel: nach Brod, ÜFK, S. 393 (,der über sein
Glas gebeugte grimmig-irrsinnige „Trinker“ ‘; Rothe, KH2, S. 565:
,brutaler oder irrer Säufer‘; G. Janouch, Encounter 1971, August:
Selbstkarikatur). – Technik: unbekannt (Tinte?) – Format: unbe-
kannt. – Quelle und Datierung: unbekannt. – Ort des Originals:
unbekannt (Archiv M. Brod, Tel Aviv?). – Erster Abdruck: Brod,
GuL = Brod, ÜFK, S. 397 (Gandelmann, S. 240, 248, 277: Brod,
FK). – Texte: NSF I, S. 116, T, S. 201, 685, NSF I, S. 380.
37 Spaziergänger ohne Hose auf dem Dach. Titel: Binder, Kafka-
Kommentar zu sämtlichen Erzählungen (München, 1975), S. 72:
,Nachtwandler‘; Gandelman, S. 240: ,The Man on the Roof; Rothe,
KH2, S. 566: ,Mann, der über ein Dach oder eine Gasse schreitet‘.
Binder und Rothe sehen Zusammenhang mit der Geschichte ,Die
Vorüberlaufenden‘ (s. Text). – Technik: unbekannt (Bleistift?). –
Format: unbekannt. – Quelle und Datierung: unbekannt. – Ort
des Originals: unbekannt (Archiv M. Brod, Tel Aviv?). – Erster
Abdruck: Brod, FK = Brod, ÜFK, S. 398 (Gandelman, S. 240:
Brod, GuL, S. 34). – Text: DL, S. 26 f.
38 Zwei Wartende. Titel: Gandelman, S. 240, 245: ,Before the Law‘;
Rothe, KH2, S. 566: ,zwei Sitzende, die wie Angeklagter und
Richter oder auch Sohn und Vater scheinen‘; Sudaka, S.101 ff:
Zusammenhang mit Nr. 34 und Der Prozeß. – Technik: unbe-

118
kannt (Bleistift?). – Format: unbekannt. – Quelle und Datierung:
unbekannt. – Ort des Originals: unbekannt (Archiv M. Brod,
Tel Aviv?). – Erster Abdruck: Brod, FK = Brod, ÜFK, S. 400
(Gandelman, S. 240: Brod, GuL, S. 84). – Text: P, S. 92 f.
39 ,Ottlas Gabelfrühstück‘. – Technik: Bleistift. – Format (Abb.):
14 x 6 cm. – Quelle und Datierung: Ansichtskarte an Freund
von Schwester Ottla, Ouvaly, 16. Mai 1915. – Ort des Originals:
Bodleian. – Erster Abdruck: BrO, S. Abb. 9. – Texte: T, S. 438,
808 (= BrF, S. 730).
40 Dora Diamant. – Technik: Bleistift. – Format: unbekannt. – Quelle
und Datierung: Manuskript von ,Josephine, die Sängerin‘ (NSF II A,
S. 151), zwischen Mitte März und Anfang April 1924 verfaßt. –
Ort des Originals: KBod BII,7 in Bodleian. – Erster Abdruck:
Y. David (Hrsg.), Le Siècle de Kafka (Paris, 1984), S. 126. – Texte:
Br, S. 439, BrM, S. 319, BrE, S. 69, 70.
41 (oben) Mutter Kafka lesend. Beschreibung hat starke Ähnlichkeit
mit Stelle im Tagebuch vom 2. Oktober 1911.
(unten) Selbstporträt. Vielleicht nach einem Foto von etwa 1910
gezeichnet (Wagenbach, Bilder, S. 105). – Technik: Bleistift? – For-
mat: unbekannt. – Quelle und Datierung: Oktober 1911(?). – Erster
Abdruck: Brod, FK, 3., erw. Aufl. (Frankfurt a. M., 1954), S. 257
(,Porträt seiner lesenden Mutter / Selbstbildnis‘) (auch: J. Bauer,
Kafka und Prag (Stuttgart, 1971), S. [6]; Rothe, KK, S. 20). – Text:
T, S. 52, Br I, S. 293 (= BrF, S. 150 f.).
Erwähnte, jedoch nicht zugängliche Zeichnungen

42 Eleganter junger Mann, der, lächelnd und weinend zugleich, re-


signiert zum Abgrund schreitet zwischen zwei wunderschönen
kahlen schwachen Bäumchen. Als Titelblatt (in japanischem Stil)
für Brods Band Experimente. Vier Geschichten (1907) bestimmt,
nicht realisiert. Titel: Brod, Brief an Verleger Axel Juncker, 7. März
1907 (Binder, Zeichner). – Technik: unbekannt. – Format: unbe-
kannt. – Datierung: Frühling 1907. – Ort des Originals: vormals
im Archiv Axel Juncker Verlag (Stuttgart), jetzt wahrscheinlich
verschollen.
43 Plan der Wohnung Lange Gasse 923/5, Prag. Diese Dreizimmer-
wohnung sollten Kafka und Felice Bauer nach ihrer Eheschlie-
ßung beziehen. – Technik: unbekannt (Tinte?). – Format: unbe-
kannt. – Quelle und Datierung: Brief an Felice Bauer, 19. Mai
1914. – Ort des Originals: anonymer Käufer der Briefe an Felice
Bauer, Juni 1987.
44 ,Das Wölkchen‘. Text hierzu: ,Wenn Dich jemand fragen sollte,
wie Dein Bräutigam aussieht, so sag‘, daß Du ihn fotografiert
hast und zeig das beiliegende Wölkchen. Ich bin es wirklich,
und Du hast es wirklich fotografiert.‘ (BrF, S. 585) – Technik:
unbekannt (Tinte?). – Format: unbekannt. – Quelle und Datie-
rung: Brief an Felice Bauer, 24. Mai 1914. – Ort des Originals:
anonymer Käufer der Briefe an Felice Bauer, Juni 1987.
45 ,Der Beobachter auf der Leiter‘. Vielleicht ist Nr. 11 gemeint. Er-
wähnung: Brief an Max Brod, Marienbad, 12./14. Juli 1916 (BKB,
S. 149). – Technik: unbekannt. – Format: unbekannt. – Datierung:
Juli 1916 od. früher. – Ort des Originals: als Geschenk im Archiv
Max Brod (Tel Aviv?).
46 ,Der Studierende über dem Buch‘. Vielleicht ist Nr. 4 gemeint.
Erwähnung: Brief an Max Brod, Marienbad, 12./14. Juli 1916 (BKB,
S. 149). – Technik: unbekannt. – Format: unbekannt. – Datierung:
Juli 1916 od. früher. – Ort des Originals: als Geschenk im Archiv
Max Brod (Tel Aviv?).

120
47 Hundekopf mit langen Ohren (?). Erwähnung: S A, S. 37. Titel:
nach M. Pasley S A, S. 37. – Technik: Bleistift. – Format: ca. 1 cm
hoch. – Quelle und Datierung: ,Schloßheft I, Anfang 1922. – Ort
des Originals: KBod AI,18 in Bodleian.
48 Einfache Skizze einer Menschenfigur (?). Erwähnung: S A, S. 37.
Titel: nach M. Pasley, S A, S. 37: ,ein aufrechtes Oval, darin zwei
senkrechte Striche, darauf ein kleiner Kreis‘. – Technik: Blei-
stift. – Format: ca. 1 cm hoch. – Quelle und Datierung: ,Schloß-
heft I‘, Anfang 1922 (vgl. Ladendorff I, S. 300 Anm. 26). – Ort
des Originals: KBod AI,18 in Bodleian.
49 Zeichnung zum ,Gesprächsblatt‘. Gehört vielleicht zum Text ,Da
bekommt man einen Begriff von Schwindsucht in der Mitte ein
facettierter Stein, zur Seite die Sägen, sonst alles leer, trocke-
ner Auswurf.‘ Erwähnung: Br, S. 484. – Datierung: April/Juni
1924. – Ort des Originals: vormals Archiv Robert Klopstock (New
York), jetzt verschollen (Sudaka, S. 120).
50 Italien und Sizilien. Zeichnung zum ,Gesprächsblatt‘. Erwähnung:
Br, S. 488. Titel: Brod, Br, S. 488. – Datierung: April/Juni 1924 (Br,
S. 488). – Ort des Originals: vormals Archiv Robert Klopstock
(New York), jetzt verschollen (Sudaka, S. 120).
Authentische Vorlagen zu Kafkas Zeichnungen

Illustr. 1 (zu Nr. 16) – Das


verlobte Paar Prinzessin Illustr. 2 (zu Nr. 26) – Gandria
Viktoria Luise und Prinz
Ernst August (mit Detail­
ausschnitt)

Illustr. 3 (zu Nr.29) – Die Villa Tatra


(Kafkas Balkon in der Mitte) (Wagenbach, Illustr. 4 (zu Nr. 33) – Frauenkopf
Bilder S. 221) von Leonardo da Vinci (Sudaka, S. 59)
Verwendete Literatur und Abkürzungen

Werke von Kafka

4oOx 1-2 Oxforder Quartheft 1-2. [Faksimile-Ausgabe.] Frankfurt a.


M./Basel, 2001.
AS Amtliche Schriften. Berlin, 1984.
BKB Brod und Kafka, Eine Freundschaf II: Briefwechsel. Frank-
furt a. M., 1989.
BKR Brod und Kafka, Eine Freundschafi I: Reiseaufzeichnungen.
Frankfurt a. M., 1989.
Br Briefe 1902-1924. Frankfurt a. M., [o. J.].
Br I Briefe 1900-1912 [Krit. Ausg.]. Frankfurt a. M., 1999.
Br II Briefe 1913-März 1914 [Krit. Ausg.]. Frankfurt a. M., 1999.
BrE Briefe an die Eltern aus den Jahren 1922-1924. Frankfurt
a. M., 1990.
BrF Briefe an Felice und andere Korrespondenz aus der Verlo-
bungszeit. Frankfurt a. M, 1967.
BrM Briefe an Milena. Erw. u. neu geordnete Ausg., Frankfurt
a. M., 1983.
BrO Briefe an Ottla und die Familie. Frankfurt a. M., 1974.
DL Drucke zu Lebzeiten. Frankfurt a. M., 1994.
NSF I Nachgelassene Schriften und Fragmente I [Krit. Ausg.].
Frankfurt a. M., 1993.
NSF I A Apparatband zu dieser Ausgabe.
NSF II Nachgelassene Schriften und Fragmente II [Krit. Ausg.].
Frankfurt a. M., 1992.
NSF II A Apparatband zu dieser Ausgabe.
P Der Proceß. Roman [Krit. Ausg.]. Frankfurt a. M., 1990.
S Das Schloß. Roman [Krit. Ausg.]. Frankfurt a. M., 1982.
S A Apparatband zu dieser Ausgabe.
T Tagebücher [Krit. Ausg.]. Frankfurt a. M., 1990.
T K Kommentarband zu dieser Ausgabe.
V Der Verschollene. Roman [Krit. Ausg.]. Frankfurt a. M., 1983.
J Gustav Janouch, Gepräche mit Kafka. Erw. Ausg., Frank-
furt a. M., 1968.

123
Werke über Kafka – Quellen

Andere Seite ,Franz Kafka‘, in: A. Zauer und E. Köstler (Hrsg.),


Die andere Seite. Bild – Klang – Text. Grenzgänge
in der österreichischen Kunst des 20. Jahrhunderts
(Innsbruck, 1996), S. 164-69.
Binder, Hebr. H. Binder, ,Kafkas Hebräischstunden‘, Jahrbuch
der Deutschen Schiller-Gesellschaft 11 (1967), S. 527-
56.
Binder, Künstler H. Binder, ,Anschauung ersehnten Lebens. Kafkas
Verständnis bildender Künstler und ihrer Werke‘,
W. Schmidt-Dengler (Hrsg.), Was bleibt von Franz
Kafka? Positionsbestimmung. Kafka-Symposium
Wien 1983 (Schriftenreihe der Franz-Kafka-Ge-
sellschaft, 1) (Wien, 1985), S. 17-41.
Binder, Sicht H. Binder, Kafka in neuer Sicht. Stuttgart, 1976.
Binder, Skulpturen H. Binder, ,Kafka und die Skulpturen‘, Jahrbuch
der Deutschen Schiller-Gesellschaft 16 (1972), S. 623-
47.
Binder, Zeichner H. Binder, ,Zwischen Bäumchen zum Abgrund. Wie
Max Brod versuchte, Kafka als Zeichner zu etablie-
ren‘, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 23.11.2000.
Brod, FK M. Brod, Franz Kafka. Eine Biographie. Prag, 1937.
Auch in Brod, ÜFK.
Brod, GuL M. Brod, Franz Kafkas Glauben und Lehre. Win-
terthur/München, 1948. Auch in Brod, ÜFK
Brod, ÜFK M. Brod, Über Franz Kafka. Frankfurt a. M., 1966.
Chronik R. Hermes [u. a.] (Hrsg.), Franz Kafka. Eine Chro-
nik. Berlin, 1999.
Gandelman C. Gandelman, ,Kafka as an Expressionist Drafts-
man‘, Neohelicon 2 (1974) S. 237-277.
KH1 und 2 H. Binder (Hrsg.), Kafka-Handbuch, I-II. Stuttgart,
1979.
Ladendorf I-II H. Ladendorf, ,Kafka und die Kunstgeschichte‘
I-II, Wallraf-Richartz-Jahrbuch 23 (1961), S. 293-326;
25 (1963), S. 227-62.
Rothe, KH2 W. Rothe, Zeichnungen‘, KH2, S. 562-68.

124
Rothe, KK W Rothe, Kafka und die Kunst. Stuttgart 1979.
Sudaka J. Sudaka-Benazeraf, Le regard de Franz Kafka.
Dessins d‘un écrivain (Coli. Un double regard).
Paris, 2001.
Unseld J. Unseld, Franz Kafka. Ein Schriftstellerleben. Die
Geschichte seiner Veröffentlichungen. München/
Wien 1982).
Wagenbach, MSS K. Wagenbach (Hrsg.), Franz Kafka 1883-1924. Ma-
nuskripte, Erstdrucke, Dokumente, Photographien.
Berlin, 1966.
Wagenbach, Bilder K. Wagenbach, Franz Kafka. Bilder aus seinem
Leben. 2. erw. u. veränd. Neuausg.: Berlin, 1994.
Wagenbach, Jugend K. Wagenbach, Franz Kafka. Eine Biographie seiner
Jugend, 1883-1912. Bern, 1958.
White J. S. White, ,Psyche and Tuberculosis: The Libido
Organization of Franz Kafka‘, The Psychoanalytic
Study of Society 4 (1967), S. 185-251.

Archive und Bibliotheken

Bodleian Bodleian Library, Oxford


DLA Deutsches Literaturarchiv, Marbach a. N.
FPDL Forschungsstelle Prager Deutsche Literatur. Ber-
gische Univ. Wuppertal.
Anmerkungen

1
Aphorismus 63, 1917, NSF II, S. 62 und 127.
2
Aus ,Beim Bau der chinesischen Mauer‘, Februar/März 1917, NSF I,
S. 347.
3
Aus ,Oktavheft G‘, 1917/18, NSF II, S. 64.
4
Aus ,Oktavheft G‘, 1917/18, NSF II, S. 75.
5
Aus ,Oktavheft G‘, 1917/18, NSF II, S. 75-76.
6
Bearbeitung eines Vortrages anläßlich ,Der unbekannte Kafka‘ im
Salon Saffier, Utrecht, 25. Juni 2000, im Literair theater Branoul,
Den Haag, am 25. April 2001 wiederholt.
7
Brod, ÜFK, S. 214, 393 f., BKB, S. 149.
8
Brod, ÜFK, S. 396, 393; Rothe, KH2, S. 565; Gandelman, S. 240 f.
Die Datierung dieser berühmten Zeichnungen ist unklar. Gandel-
man, S. 241, denkt wegen des möglichen Zusammenhangs mit J,
S. 59 (das aber vermutlich von Oktober 1920 stammt; Rothe, KH2,
S. 566, verbindet dies jedoch mit ,Drei Läufer‘) an Oktober 1922.
Stilübereinstimmung mit ,Eingehängtsein‘ (BrF, S. 294) suggeriert
1912/13, möglicherweise thematischer Zusammenhang mit Der Prozeß
(Gandelman, S. 245, 262, 269), 1914. Man denkt aber auch an einem
Zusammenhang mit Hamlet (Brod, ÜFK, S. 393, Gandelman, S. 262).
Prof. M. Barasch (Jerusalem) schlug Gandelman (S. 261 f.) für die
zwei geneigten Figürchen den Titel ,Melancholy‘ vor.
9
Binder, ,Kindheit in Prag. Kafkas Volksschuljahre‘, Humanismen. Som
salt & styrka. Bilder & betraktelser tillägnade Harry Järv (Stockholm,
1987), S. 96 f.; vgl. id., ,Schüler in Prag. Franz Kafka im Spiegel seiner
Zeugnisse‘, Neue Zürcher Zeitung, 20./21. Oktober 1984.
10
22. Jahresbericht über das Staats-Gymnasium mit deutscher Unter-
richtssprache in Prag-Altstadt für das Schuljahr 1893-94 (Prag, 1894),
S. 34; 25. Jahresbericht […] 1896-97 (Prag, 1897), S. 44, Br I, S. 87 (=
BrF, S. 294), vgl. KH1, S. 221.
11
BrF, S. 709.
12
Wagenbach, Jugend, S. 127 f. Außer einigen wenigen befinden sie
sich jetzt im Max Brod Archiv, von seiner Erbin Ilse Esther Hoffe
(Tel Aviv) betreut.

126
13
Brod, ÜFK, S. 394; Wagenbach, Jugend, S. 243, BrF, S. 709, 294 (=
Br II, S. 87); F. Feigl, ,Kafka und die Kunst‘ [1949], H.-G. Koch (Hrsg.),
,Als Kafka mir entgegenkam … ‚Erinnerungen an Franz Kafka (Berlin,
1995), S. 136.
14
Br I, S. 80. S. zu ,Die Acht‘: Brod, ,Frühling in Prag‘, Die Gegenwart,
18. Mai 1907 (nachgedruckt in: id., Der Prager Kreis (Frankfurt a. M.,
1966), S. 60-65).
15
Br I, S. 87 (= BrF, S. 294), KH1, S. 323 f.; Brod, ÜFK, S. 214, 394; Br I,
S. 123 (= BKB, S. 77 [vgl. S. 467]), BKB, S. 149, 365, 421 f.
16
Brod, ÜFK, S. 393; M. M. Anderson, Kafkas Clothes. Ornament and
Aestheticism in the Habsburg Fin de Siècle (Oxford, 1994), S. 68;
Gandelman, S. 248-56; Ladendorf I, S. 300.
17
J, S. 58-60, 180.
18
Br I, S. 54 (= BKB, S. 33), M. Brod, Streitbares leben. Autobiographie
(München, o. J.), S. 11; BKB, S. 460, 31 (,Dein Brief), Br I, S. 73. – Von
diesem Publikationsversuch ist merkwürdigerweise in der Sekti-
on ,Franz Kafka als Zeichner (1907)‘ in Unseld, S. 22 ff., nicht die
Rede.
19
Binder, Zeichner.
20
Gandelman, S. 269 ff., Sudaka, S. 148 f.; NSF I, S. 406 f. (s. a. S. 402 f.),
NSF II, S. 516-24 und 534-41 (s. a. S. 531, 569 f.), T, S. 517. Zu Der
Prozeß: s. a. T, S. 666 f., 893; zu Das Schloß: s. a. NSF II, S. 421, 569 f.,
575 f.
21
BrF, S. 196 (= BR I, S. 348), 510, BrM, S. 8, 27, 35, 57, 67. BrM, S. 154 (28.
Juli 1920): nach einer ,Dich [= Milena Jesenská] betreffende Zeichnung
mit Blaustift von ihm [= Staša Jílovskás Mann Rudolf Jílovský]‘.
22
T, S. 296 f..
23
T, S. 740 f.; Br I, S. 102, 767; Velhagen und Klasings Monatshefte 25
(1911), 8 (April), S. 9.
24
BrF, S. 154, 201, 233, 234 (= Br I, S. 297, 353, Br II, S. 22, 23).
25
BR I, S. 91 (vgl. 5r, S. 467); Cronik, S. 55; ,Über Apperzeption‘, NSF I,
S. 9 f.; Brod, ÜFK, S. 54.
26
BR I, S. 196 f., Br, S. 135 f.; T, S. 258 f.; BR I, S. 38.
27
BrF, S. 683, 687-90, 713, Feigl, ,Kafka und die Kunst‘ …, Br I, S. 281 f.;
Br I, S. 108, T, S. 305 ff; T, S. 40 f., 45, 49, 535 f. (s.: G.-G. Lemaire,
Kafka et Kubin (Paris, 2002); T, S. 128 (s.: N. Nieszawer & G.-G.

127
Lemaire, ,Georges Kars‘, G.-G. L. (Hrsg.), Métamorphoses de Kafka
(Paris, 2002), S. 204 ff); T, S. 46 f.
28
T, S. 914 f.; BR I, S. 44; DL, S. 443.
29
T, S. 972-76, 1004, 1002 f. (Rubens: vgl. BR I, S. 129); Ladendorf I,
S. 303 ff
30
T, S. 124, 144, DL, S. 443; J. Born, Kafkas Bibliothek. Ein beschrei-
bendes Verzeichnis (Frankfurt/M, 1990), S. 135-42, 167 f., 176. Goethe:
vgl. BR I, S. 129.
31
T, S. 359, 1047.
32
BKB, S. 390, 395 f., 401, 403; T, S. 922 (vgl. L. Václavek, ,Franz Kafka
und der heilige Wenzel. Eine überraschende Entdeckung?‘, W. Kraus
und N. Winkler (Hrsg.), Das Schuldproblem, bei Franz Kafka (Schrif-
tenreihe der Franz Kafka-Gesellschaft, 6) (Wien/Köln/Weimar, 1995),
S. 118-25, wo über die Behauptung, Kafka habe sogar ein Bühnenstück
um Myslbeck verfaßt, berichtet wird); T, S. 159, BrF, S. 516.
33
J, S. 180, 197, 120, 195.
34
J. Insua (Hrsg.), La ciutat de K. Franz Kafka i Praga (Barcelona, 1999),
S. 56 f.
35
Brod, ÜFK, S. 393.
36
Wagenbach, Bilder, S. 151, 157, 178 f., 203.
Der Philosoph und Literaturhistoriker Niels
Bokhove ist einer der wichtigen europäischen
Kafka-Experten. Begründer und zugleich erster
Vorsitzender des Niederländischen Franz Kaf-
ka-Kreises, war er bis 2005 auch Chefredakteur
der Vierteljahresschrift „Kafka-Katern“.
Zur Kafka-Rezeption im niederländischen
Sprach­raum veröffentlichte er 1984 „Reiziger
in scheerappa­raten. Kafka in Nederland en
Vlaanderen“ und 1993 zusammen mit Cor de
Back „Niederländische Autoren über Franz
Kafka, 1922–1942“. Von Niels Bokhove stam-
men auch zahlreiche kleinere Beiträge im
„Kafka-Katern“ und in anderen Periodika, u.
a. zu Franz Kafka, Bruno Schulz, David Vogel
und Paul Celan. Bokhove arbeitet derzeit an
einer Mono­graphie über die Frauen in Kafkas
Leben und Werk. Bokhove ist Konservator-
Direktor am Comenius-Museum in Naarden/
Niederlande.

Die Pädagogin Marijke van Dorst arbeitet


teils als Beraterin, teils als Forscherin in den
Bereichen Kunst und Kultur. Im Jahr 2000
gab sie eine Sammlung von Kafkas Gedichten
„ ‚Ik ken de inhoud niet …‘ Gedichten / ‚Ich
kenne den Inhalt nicht …‘ Lyrik“ in zweispra-
chiger Fassung heraus. Sie ist Schriftführerin
des Niederländischen Franz Kafka-Kreises
und Vorstandsmitglied einer niederländischen
Božena-Němcová-Stiftung. Im Rahmen ihrer
Beschäftigung mit der tschechischen Litera-
tur – hierzu verfaßt Marijke van Dorst Beiträ-
ge, Rezensionen und Vorträge – untersucht sie
besonders die niederländische Rezep­tion Karel
Čapeks. Selbst als bildende Künstlerin aktiv,
ist Marijke van Dorst Leiterin des monatlichen
literarischen „Salon Saffier“ in Utrecht.
Sprechen wir vom Werk Franz Kafkas (1883–1924),
so denken wir unwillkürlich an sein literarisches
Werk. Weniger bekannt ist, daß Kafka auch gerne
zeichnete. Sein Freund und literarischer Nachlaß-
verwalter Max Brod meinte schon früh, daß Kafka
‚auch als Zeichner ein Künstler von besonderer Kraft
und Eigenart’ sei und seine Zeichnungen zu unrecht
als ‚Kuriosum‘ betrachtet würden.
  In diesem Band wird das zeichnerische Werk des
Schrift­stellers präsentiert und zusammen mit den
dazugehörigen Texten erstmals ausführlich doku-
mentiert.

„ … eine ansprechend gestaltete Buchpublikation.


Die großformatig reproduzierten Zeichnungen wer-
den mit einschlägigen Passagen aus Kafkas Lebens-
zeugnissen und Erzählwerken konfrontiert, so daß
sich im Wechselspiel von Bildbetrachtung und Lek-
türeeindruck Einsichten in Kafkas produktive Ein-
bildungskraft ergeben.“
Hartmut Binder, Neue Zürcher Zeitung

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