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Zeichner
Franz Kafka
als bildender Künstler
Vitalis
„Unsere Kunst ist ein von der Wahrheit
Geblendet-Sein: Das Licht auf dem zu-
rückweichenden Fratzengesicht ist wahr,
sonst nichts.“
Franz Kafka
Zeilenmaße und Paginierung weichen in diesem E-Book
von der Druckvorlage ab.
Herausgegeben von
Niels Bokhove und Marijke van Dorst
Vitalis
Bibliographische Information der Deutschen Bibliothek
Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen
Nationalbiographie; detaillierte bibliographische Daten sind im Internet
über http://www.ddb.de abrufbar.
© Vitalis, 2006
Zusammenstellung: Niel Bokhove und Marijke van Dorst
Erläuterungen: Niels Bokhove
Titel der niederländischen Originalausgabe:
,Einmal ein großer Zeichner‘․ Franz Kafka als beeldend Kunstenaar․
2. erw. u. revid. Auflage. Utrecht: Salon Saffier, 2003
Druck und Bindung besorgte die
Druckerei Finidr, Český Těšín/Teschen.
Zeichnungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9
1 Der Denker . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10
2 Mann zwischen Gittern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12
3 Mann mit Spazierstock . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14
4 Mann mit Kopf auf Tisch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 6
5 Mann vor stehendem Spiegel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 8
6 Sitzender Mann mit gesenktem Kopf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20
7 Fechter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22
8 Läufer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24
9 Drei Läufer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26
10 ,Die Tänzerin Eduardowa […] in der Elektrischen
in Begleitung zweier Violinisten‘ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28
1 1 Mann auf Händen und Füßen gehend . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30
12 Jockey auf Pferd . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32
13 Kutsche mit Pferden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34
14 ,Ansichten aus meinem Leben‘ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36
15 Eßunlustig . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38
16 ,Eingehängtsein‘ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40
17 ,Etwas von meinen „Beschäftigungen“ ‘ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42
18 ,Japanische Gaukler‘ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44
19 Akrobaten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46
20 Mann zwischen Fabeltieren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48
2 1 Schlangendame . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50
22 Protestumzug . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52
23 Gehende Figuren – Sänfte beim Fluß und Baum . . . . . . . . . . . . . 54
24 Goethes ,Gartenhaus am Stern‘ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58
25 Glockenturm, vermutlich in Osteno . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60
26 Kirche und Häuser in Gandria –
Springbrunnen in San Margherita . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62
27 ,Eine derartige Brücke‘ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64
28 Spieltisch im Casino des Kurhauses, Luzern . . . . . . . . . . . . . . . . 66
29 Wohnsituation in der Villa Tatra, Tatranské Matliare . . . . . . . . 68
30 ,Bittsteller und vornehmer Gönner‘ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70
3 1 Abraham opfert seinen Sohn Isaak . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72
32 Mann am Tisch, Wirtin hinter der Wand . . . . . . . . . . . . . . . . . . 74
33 Frauenkopf und Pferdebein . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76
34 Malträtierter Mann vor einem Tisch, mit Zuschauern . . . . . . . . 78
35 Mürrischer Mann in schwarzem Anzug . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80
36 Der wilde Trinker . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82
37 Spaziergänger ohne Hose auf dem Dach . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 84
38 Zwei Wartende . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 86
39 ,Ottlas Gabelfrühstück‘ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 88
40 Dora Diamant . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 90
4 1 Mutter Kafka lesend – Selbstporträt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 92
Zu den Zeichnungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 95
10
2 Mann zwischen Gittern
12
denn ich wußte nicht, in welcher Höhe über dem Erdboden
sich meine Zelle befand. Sie schien sehr hoch zu liegen, we-
nigstens sah ich in der Tiefe nichts als grauen Dunst, wie
auch übrigens rechts und links und in der Ferne, nur nach
der Höhe hin schien er sich ein wenig zu lichten. Es war eine
Aussicht wie man sie an einem trüben Tag auf einem Turm
haben könnte.
[Aus ,Konvolut 1920‘]
3 Mann mit Spazierstock
Mein neunter Sohn ist sehr elegant und hat den für Frauen
bestimmten süßen Blick. So süß, daß er bei Gelegenheit so-
gar mich verführen kann, der ich doch weiß, daß förmlich
ein nasser Schwamm genügt, um allen diesen überirdischen
Glanz wegzuwischen.
[Aus ,Elf Söhne‘, 1917]
14
4 Mann mit Kopf auf Tisch
16
5 Mann vor stehendem Spiegel
Der dritte Sohn ist gleichfalls schön, aber es ist nicht die
Schönheit, die mir gefällt. Es ist die Schönheit des Sängers:
der geschwungene Mund; das träumerische Auge; der Kopf,
der eine Draperie hinter sich benötigt, um zu wirken; die
unmäßig sich wölbende Brust; die leicht auffahrenden und
viel zu leicht sinkenden Hände; die Beine, die sich zieren,
weil sie nicht tragen können.
[Aus ,Elf Söhne‘, 1917]
Ich habe seit jeher einen gewissen Verdacht gegen mich gehabt.
Aber es geschah nur hie und da, zeitweilig, lange Pausen waren
dazwischen, hinreichend um zu vergessen. Es waren außerdem
Geringfügigkeiten, die gewiß auch bei andern vorkommen
18
und dort nichts Ernstliches bedeuten, etwa das Staunen über
das eigene Gesicht im Spiegel, oder über das Spiegelbild des
Hinterkopfes oder auch der ganzen Gestalt, wenn man plötz-
lich auf der Gasse an einem Spiegel vorüberkommt.
[Aus ,Hungerkünstler‘, 1921/22]
6 Sitzender Mann mit gesenktem Kopf
20
7 Fechter
22
8 Läufer
Und ich setzte mich in Lauf. Ich lief ohne Hindernis dreimal
um den großen Platz herum und da ich keinen Betrunke-
nen traf, lief ich ohne die Schnelligkeit zu unterbrechen und
ohne Anstrengung zu verspüren gegen die Karlsgasse. Mein
Schatten lief oft kleiner als ich neben mir an der Wand, wie
in einem Hohlweg zwischen Mauer und Straßengrund.
[Aus ,Beschreibung eines Kampfes‘, 1907/08]
24
9 Drei Läufer
26
dagegen war der Lauf doch eigentlich Nebensache, er mußte
nachdenken, unter verschiedenen Möglichkeiten auswählen,
immer neu sich entschließen.
[Aus ,Der Verschollene‘, 1912/13]
10 ,Die Tänzerin Eduardowa […] in der
Elektrischen in Begleitung
zweier Violinisten‘
28
11 Mann auf Händen und Füßen gehend
30
12 Jockey auf Pferd
Das Pferd stolperte, fiel auf die Vorderbeine nieder, der Reiter
wurde abgeworfen. Zwei Männer, die jeder für sich irgendwo
im Baumschatten gelungert hatten kamen hervor und besa-
hen den Abgestürzten. Alles war jedem von ihnen irgendwie
verdächtig, das Sonnenlicht, das Pferd, das wieder aufrecht
stand, der Reiter, der Mann gegenüber, der plötzlich gelockt
durch den Unfall hervorgekommen war. Sie näherten sich
langsam, hatten die Lippen mürrisch aufgeworfen und mit
der Hand, die sie in das vorn offene Hemd geschoben hatten
fuhren sie unschlüssig an Brust und Hals umher.
[Aus ,Konvolut 1920‘]
Wenn man doch ein Indianer wäre, gleich bereit, und auf dem
rennenden Pferde, schief in der Luft, immer wieder kurz er-
zitterte über dem zitternden Boden, bis man die Sporen ließ,
denn es gab keine Sporen, bis man die Zügel wegwarf, denn
es gab keine Zügel, und kaum das Land vor sich als glatt
gemähte Heide sah, schon ohne Pferdehals und Pferdekopf.
[,Wunsch, Indianer zu werden‘, um 1912]
32
Nichts, wenn man es überlegt, kann dazu verlocken, in einem
Wettrennen der erste sein zu wollen.
Der Ruhm, als der beste Reiter eines Landes anerkannt zu
werden, freut beim Losgehn des Orchesters zu stark, als daß
sich am Morgen danach die Reue verhindern ließe. […]
[Beginn ,Zum Nachdenken für Herrenreiter‘, 1909/10]
13 Kutsche mit Pferden
Heute früh der leere Leiterwagen und das magere große Pferd
davor. Beide, wie sie die letzte Anstrengung machten, einen
Abhang hinaufzukommen, ungewöhnlich in die Länge gezo-
gen. Für den Beschauer schief aufgestellt. Das Pferd ein wenig
die Vorderbeine gehoben, den Hals seitwärts und aufwärts
gestreckt. Darüber die Peitsche des Kutschers.
[Tagebuch, 20. August 1912]
34
14 ,Ansichten aus meinem Leben‘
[…] ich schlafe jetzt so viel und fest bei Tag, ich habe wäh-
rend des Schlafes ein größeres Gewicht.
[Tagebuch, 12. Januar 1912]
36
15 Eßunlustig
38
[…] die Eingeweihten wußten wohl, daß der Hungerkünstler
während der Hungerzeit niemals, unter keinen Umständen,
selbst unter Zwang nicht, auch das Geringste nur gegessen
hätte; die Ehre seiner Kunst verbot dies.
[…]
,Du hungerst noch immer?‘ […] ,Weil ich hungern muß, ich
kann nicht anders‘, sagte der Hungerkünstler. […] ,Weil ich […]
nicht die Speise finden konnte, die mir schmeckt. Hätte ich
sie gefunden, glaube mir, ich hätte kein Aufsehen gemacht
und mich vollgegessen wie du und alle.‘
[Aus ,Ein Hungerkünstler‘, 1922]
,Ich wollte beweisen, daß wenn ich vor der Nahrung zurück-
wich, nicht der Boden sie schräg zu sich herabzog, sondern
ich es war, der sie hinter mir her lockte.‘
[Aus ,Forschungen eines Hundes‘, 1922]
40
Wir aber giengen so:
42
18 ,Japanische Gaukler‘
Alle Dinge nämlich die mir einfallen, fallen mir nicht von
der Wurzel aus ein, sondern erst irgendwo gegen ihre Mitte.
Versuche sie dann jemand zu halten, versuche jemand ein
Gras und sich an ihm zu halten das erst in der Mitte des
Stengels zu wachsen anfängt. Das können wohl einzelne z. B.
japanische Gaukler, die auf einer Leiter klettern, die nicht
auf dem Boden aufliegt, sondern auf den emporgehaltenen
Sohlen eines halb Liegenden, und die nicht an der Wand
lehnt sondern nur in die Luft hinaufgeht.
[Tagebuch, November 1909]
44
19 Akrobaten
[…] er hat nur soviel Boden als seine zwei Füße brauchen,
nur soviel Halt als seine zwei Hände bedecken, also um soviel
weniger als der Trapezkünstler im Varieté, für den sie unten
noch ein Fangnetz aufgehängt haben. Uns andere uns hält ja
unsere Vergangenheit und Zukunft, fast allen unseren Müßig-
gang und wie viel von unserem Beruf verbringen wir damit,
sie im Gleichgewicht auf- und abschweben zu lassen.
[Tagebuch, im Herbst 1910]
46
20 Mann zwischen Fabeltieren
48
21 Schlangendame
,Bereitet der Schlange den Weg!‘ schrie es. ,Bereitet den Weg
der großen Madam.‘ ,Wir sind bereit‘ schrie es zur Antwort,
,wir sind bereit.‘ Und wir Wegbereiter, vielgerühmte Steinzer-
klopfer, marschierten aus dem Busch. ,Los‘ rief unser immer
fröhlicher Kommandant, ,los ihr Schlangenfraß.‘ Daraufhin
hoben wir unsere Hämmer und meilenweit begann das flei-
ßigste Geklopfe. Keine Pause wurde gestattet, nur Hände-
wechsel. Schon für abend war die Ankunft unserer Schlan-
ge angesagt, bis dahin mußte alles zu Staub zerklopft sein,
unsere Schlange verträgt auch das kleinste Steinchen nicht.
Wo findet sich gleich so eine empfindliche Schlange? Es ist
eben auch eine einzige Schlange, unvergleichlich verwöhnt ist
sie durch unsere Arbeit, daher auch bereits unvergleichlich
geartet. Wir verstehn es nicht, wir bedauern es, daß sie sich
noch immer Schlange nennt. Zumindest Madam sollte sie
sich immer nennen, trotzdem sie natürlich auch als Madam
unvergleichlich ist. Aber das ist nicht unsere Sorge, unsere
Sache ist es Staub zu machen.
[Tagebuch, 8. August 1917]
50
22 Protestumzug
Da ertönten aus der Ferne von der Gasse her stoßweise Trom-
meln und Trompeten. Einzelne Rufe vieler Leute sammelten
sich bald zu einem allgemeinen Schreien. Karl drehte den Kopf
und sah wie sich alle Balkone von neuem belebten. Langsam
erhob er sich, er konnte sich nicht ganz aufrichten und muß-
te sich schwer gegen das Geländer drücken. Unten auf den
Trottoiren marschierten junge Burschen mit großen Schritten,
ausgestreckten Armen, die Mützen in der erhobenen Hand,
die Gesichter zurückgewendet. Die Fahrbahn blieb noch frei.
Einzelne schwenkten auf hohen Stangen Lampione, die von
einem gelblichen Rauch umhüllt waren.
[Aus ,Der Verschollene‘, 1912/13]
52
23 a Gehende Figuren
(oben)
54
23 b Sänfte beim Fluß und Baum
(unten)
Aus den Gebüschen des andern Ufers traten gewaltig vier nack-
te Männer, die auf ihren Schultern eine hölzerne Tragbahre
hielten. Auf dieser Tragbahre saß in orientalischer Haltung
ein ungeheuerlich dicker Mann. Trotzdem er durch Gebü-
sche auf ungebahntem Weg getragen wurde, schob er die
dornigen Zweige doch nicht auseinander, sondern durchstieß
sie ruhig mit seinem unbeweglichen Körper. Seine faltigen
Fettmassen waren so sorgfältig ausgebreitet, daß sie zwar die
ganze Tragbahre bedeckten und noch an den Seiten gleich
dem Saume eines gelblichen Teppichs hinunterhiengen, und
ihn dennoch nicht störten. Sein haarloser Schädel war klein
und glänzte gelb. Sein Gesicht trug den einfältigen Ausdruck
eines Menschen der nachdenkt und sich nicht bemüht es zu
verbergen. Bisweilen schloß er seine Augen; öffnete er sie
wieder, verzerrte sich sein Kinn.
[Aus ,Beschreibung eines Kampfes‘, 1907/08]
56
24 Goethes ,Gartenhaus am Stern‘
58
Plan eines Aufsatzes ,Goethes entsetzliches Wesen‘.
[Tagebuch, 31. Januar 1912]
Ein Mensch der kein Tagebuch hat, ist einem Tagebuch gegen-
über in einer falschen Position. Wenn dieser z. B. in Goethes
Tagebuch liest, daß dieser am 11. Januar 1797 den ganzen
Tag zuhause mit verschiedenen Anordnungen beschäftigt, so
scheint es diesem Menschen, daß er selbst noch niemals so
wenig gemacht hat.
[Reisetagebuch, August/September 1911]
25 Glockenturm, vermutlich in Osteno
60
unregelmäßig, brüchig
wie von ängstlicher oder
nachlässiger Kinderhand
gezeichnet sich in den
blauen Himmel zackten.
Es war wie wenn irgend
ein trübseliger Hausbe-
wohner, der gerechter
Weise im entlegensten
Zimmer des Hauses sich
hätte eingesperrt halten
sollen, das Dach durch-
brochen und sich erho-
ben hätte, um sich der
Welt zu zeigen.
[Aus ,Das Schloß, 1922]
26 Kirche und Häuser in Gandria (oben)
Springbrunnen in San Margherita
(unten)
Was mich betrifft, Stille. Stille würde ich brauchen, kann leider
auch der Ihrigen dort nicht glauben und würde zumindest
den Springbrunnen abdrehn.
[Brief an Robert Klopstock, 24. Juli 1922]
62
27 ,Eine derartige Brücke‘
Ich war steif und kalt, ich war eine Brücke, über einem Ab-
grund lag ich, diesseits waren die Fußspitzen, jenseits die
Hände eingebohrt, in bröckelndem Lehm hatte ich mich fest-
gebissen. Die Schöße meines Rockes wehten zu meinen Seiten.
In der Tiefe lärmte der eisige Forellenbach. Kein Tourist ver-
irrte sich zu dieser unwegsamen Höhe, die Brücke war in den
Karten noch nicht eingezeichnet. So lag ich und wartete; ich
mußte warten; ohne abzustürzen kann keine einmal errich-
tete Brücke aufhören Brücke zu sein. Einmal gegen Abend,
war es der erste, war es der tausendste, ich weiß nicht, meine
Gedanken giengen immer in einem Wirrwarr, und immer
immer in der Runde – gegen Abend im Sommer, dunkler
rauschte der Bach, hörte ich einen Mannesschritt. Zu mir, zu
mir. Strecke Dich Brücke, setze Dich in Stand, geländerloser
Balken, halte den Dir Anvertrauten, die Unsicherheiten seines
Schrittes gleiche unmerklich aus, schwankt er aber, dann gib
Dich zu erkennen und wie ein Berggott schleudere ihn ans
Land. Er kam, mit der Eisenspitze seines Stockes beklopfte er
mich, dann hob er mit ihr meine Rockschöße und ordnete
sie auf mir, in mein buschiges Haar fuhr er mit der Spitze
64
und ließ sie, wahrscheinlich weit umherblickend, lange drin
liegen. Dann aber – gerade träumte ich ihm nach über Berg
und Tal – sprang er mit beiden Füßen mir mitten auf den
Leib. Ich erschauerte in wildem Schmerz, gänzlich unwis-
send. Wer war es? Ein Kind? Ein Turner? Ein Waghalsiger?
Ein Selbstmörder? Ein Versucher? Ein Vernichter? Und ich
drehte mich um, ihn zu sehn. Brücke dreht sich um! Ich war
noch nicht umgedreht, da stürzte ich schon, ich stürzte und
schon war ich zerrissen und aufgespießt von den zugespitzten
Kieseln, die mich so friedlich immer angestarrt hatten aus
dem rasenden Wasser.
[,Die Brücke‘, 1916]
28 Spieltisch im Casino des Kurhauses, Luzern
66
29 Wohnsituation in der Villa Tatra,
Tatranské Matliare
68
Ich hatte das Balkon-Unglück bei weitem nicht überwunden,
der obere Balkon ist zwar jetzt still, aber meine angstge
schärften Ohren hören jetzt alles, hören sogar den Zahn
techniker, trotzdem er durch 4 Fenster und 1 Stockwerk
von mir getrennt ist
und wenn er auch ein Jude ist, bescheiden grüßt und gewiß
keine bösen Absichten hat, ist er für mich durchaus der
,fremde Teufel‘. Seine Stimme macht mir Herzbeschwerden,
sie ist matt, schwer beweglich, eigentlich leise, aber dringt
durch Mauern. Wie ich sagte, ich muß mich erst davon
erholen, vorläufig stört mich noch alles, fast scheint es mir
manchmal, daß es das Leben ist, das mich stört; wie könnte
mich denn sonst alles stören?
[Aus einem Brief an Max Brod, Ende Januar 1921]
30 ,Bittsteller und vornehmer Gönner‘
70
31 Abraham opfert seinen Sohn Isaak
72
32 Mann am Tisch, Wirtin hinter der Wand
74
nur ausnahmsweise gewesen, weil der Mieter (meinetwegen)
das Zimmer gewechselt hat und sie ihn in das neue Zimmer
einführen wollte, auch werde sie vor die Tür einen schweren
Vorhang hängen.
[Aus einem Brief an Felice Bauer, 11. Februar 1915]
33 Frauenkopf und Pferdebein
(nach Leonardo da Vinci)
76
rief das – Halt! durch die Fanfaren des immer sich anpas-
senden Orchesters.
[Beginn ,Auf der Galerie‘, 1917]
78
Schulter, hielt den Kopf zur Brust geneigt und setzte mit
gestreckter Hand den Stock bei jedem Schritt weit von sich
auf den Boden …
[Tagebuch, 13. Juli 1916]
35 Mürrischer Mann in schwarzem Anzug
80
36 Der wilde Trinker
82
37 Spaziergänger ohne Hose auf dem Dach
84
38 Zwei Wartende
86
geneigt, die Knie geknickt, sie standen wie Straßenbettler.
K. wartete auf den ein wenig hinter ihm gehenden Gerichts-
diener und sagte: ,Wie gedemütigt die sein müssen.‘ Ja‘, sag-
te der Gerichtsdiener, ,es sind Angeklagte, alle die Sie hier
sehn, sind Angeklagte.‘ ,Wirklich?‘ sagte K. ,Dann sind es
ja meine Kollegen.‘ […]
[Aus ,Der Prozeß‘,
1914/15]
39 ,Ottlas Gabelfrühstück‘
Ottla scheint mir zuzeiten so, wie ich eine Mutter von der
Ferne wollte: rein wahrhaftig ehrlich folgerichtig, Demütig-
keit und Stolz, Empfänglichkeit und Abgrenzung, Hingabe
und Selbstständigkeit, Scheu und Mut in untrüglichem
Gleichgewicht. Ich erwähne Ottla weil doch auch in ihr mei-
ne Mutter ist, ganz und gar unkenntlich allerdings.
[Tagebuch, 18. Oktober 1916]
88
40 Dora Diamant
Von 2–4 ist D. immer bei mir, ja sie kommt schon nach 1
und ich fürchte, sie wird die ganze Krankenhausorganisation
zerstören.
[Aus einem Brief an die Eltern, 12. April 1924]
90
41 Mutter Kafka lesend (oben)
Selbstporträt (unten)
Jetzt erinnerte ich mich, daß die Brille im Traum von meiner
Mutter stammt, die am Abend neben mir sitzt und unter ih-
rem Zwicker während des Kartenspiels nicht sehr angenehm
zu mir herüberschaut. Ihr Zwicker hat sogar, was ich früher
bemerkt zu haben mich nicht erinnere das rechte Glas näher
dem Auge als das linke.
[Tagebuch, 2. Oktober 1911]
92
[Aus einem Brief an Felice Bauer,
Sprechen wir vom Werk Franz Kafkas (1883–1924), so denken wir un-
willkürlich an sein literarisches Werk. Weniger bekannt ist, daß Kafka
auch gerne zeichnete. Sein Freund und literarischer Nachlaßverwalter
Max Brod meinte schon früh, daß Kafka ,auch als Zeichner ein Künst-
ler von besonderer Kraft und Eigenart‘ sei und seine Zeichnungen
zu unrecht als ,Kuriosum‘ bezeichnet werden. Mehrere Zeichnungen
aus verschiedenen Abschnitten seines Lebens sind dank Brod, der sie
von Kafka selbst erhielt oder aus dessen Papierkorb rettete, erhalten
geblieben. 7
Die bekanntesten unter ihnen sind die sechs Zeichnungen eines
stilisierten Männchens, das in verschiedenen Positionen dargestellt
ist; von Brod als ,die schwarzen Marionetten an unsichtbaren Faden‘,
aber von anderen auch als ,Six [Small] Black Figures‘ (Nr. 2-7) beti-
telt. 8 Sie werden gern als Umschlagillustrationen für Kafka-Ausgaben
verwendet.
Selbstverständlich bekam Kafka schon in der Volksschule Zeichen-
unterricht, dieser bestand jedoch nur aus ,Nachbilden‘, also Nach- oder
Umrißzeichnungen von Objekten unterschiedlichster Form (vgl. Nr. 33
und 41 unten). Aufgrund dieser Unterrichtsform scheint Kafka diesem
Fach, jedenfalls zu jener Zeit, den Beurteilungen nach relativ wenig
Interesse und Begeisterung entgegengebracht zu haben. 9
Im Gymnasium war die Zeichenstunde dann fakultativ. Ob Kafka
daran teilgenommen hat, ist nicht bekannt, aber im Hinblick auf seine
Haltung in der Volksschule und auf die Tatsache, daß er vermutlich
während oder nach seiner Studienzeit ,bei einer schlechten Malerin
schulmäßiges Zeichnen zu lernen angefangen und mein ganzes Ta-
lent verdorben‘ hat, scheint das nicht sehr wahrscheinlich. 10 Wer diese
Malerin war, ist leider nicht bekannt.
Erst während seines Studiums bekam Kafka Lust zum Zeichnen.
1901/02 besuchte er bei Alwin Schultz (1838-1918) Vorlesungen über die
Geschichte der Baukunst, die niederländische Malerei, die christliche
Bildhauerkunst und belegte außerdem zwei kunsthistorische Semina-
re (in denen er Alfred Lichtwarks bekanntes Werk Übungen in der
Betrachtung von Kunstwerken nach Versuchen mit einer Schulklasse
97
[1898] kennenlernte, das er Jahre später ,ausgezeichnet in seiner Art,
darüber hinaus aber genug anzweifelbar‘ fand 11). In jenen Jahren war
er auch mit seinem ehemaligen Mitschüler Emil Utitz, der später ein
bekannter Kunstphilosoph werden sollte, befreundet. In den letzten
Jahren seines Jurastudiums, 1903-1905, kritzelte Kafka vor Langeweile
während der Vorlesungen ,Drudel‘ an den Rand seiner Notizen. Max
Brod borgte diese von ihm, erkannte den Wert und war so klug, die
Zeichnungen auszuschneiden und aufzuheben. Sie bilden jetzt wohl
den Löwenanteil der von Kafka überlieferten Zeichnungen. 12
Bis zu seinem Tod zeichnete Kafka dann mit einiger Regelmäßig-
keit. Mehr als das, gerade nach seiner Studienzeit scheint er trotz der
,schlechten Malerin‘ und seiner schon vom Gymnasium stammenden
Schriftstellerambition daran gedacht zu haben, Zeichner zu werden
(möglicherweise hat ihn dies zu Titorelli in Der Prozeß inspiriert), ein
Wunsch, der ihn zehn Jahre später dazu verführte, sich rückblickend
,ein großer Zeichner‘ zu nennen. Seine Zeichnungen hatten ihn da-
mals ,mehr befriedigt, als irgendetwas‘. Dies veranlaßte Brod, in jener
Gründungszeit der Prager Malergruppe ,Die Acht‘ (,Osma‘) – die sich
als erste in Prag zu Cézanne, Gauguin und van Gogh bekannte – zu
der Bemerkung: ,Ich kann euch den Namen eines ganz großen Künst-
lers nennen: Franz Kafka‘, so erinnerte sich Gruppenmitglied und
Mitschüler Kafkas, Fritz Feigl. Brod zeigte dann einige Zeichnungen,
die expressionistisch anmuteten und an den frühen Paul Klee oder
Alfred Kubin erinnerten, so Feigls Meinung. 13
Es scheint, daß Kafka in der Zeit nach seinem Studienabschluß, etwa
ab 1906, in regelmäßigem Kontakt mit den Mitgliedern der Gruppe
,Die Acht‘ gestanden hat. Neben Feigl waren das Willy Nowak, Oto-
kar Kubin (nicht mit Alfred Kubin zu verwechseln), Bohumil Kubišta,
Anton Procházka, Emil Filla, Max Horb und Georg Kars. So schrieb
er seiner Freundin im November 1907: ,Ich bin jetzt ganz plötzlich
unter eine Menge Leute gekommen, Offiziere, Berliner, Franzosen,
Maler, Coupletsänger‘. 14 Besonders die Worte ,Franzosen, Maler‘ las-
sen an die stark französisch orientierte Gruppe ,Die Acht‘ denken. In
ihrer Gesamtheit betrachtet erwecken die genannten Tatsachen den
Eindruck, daß Kafka in der beschriebenen Zeit noch keine eindeuti-
ge Wahl zwischen einer Existenz als Schriftsteller oder als bildender
Künstler getroffen hatte.
98
Später relativierte Kafka seine Zeichenbegabung und -ambition; so
versprach er seiner Freundin Felice Bauer, ihr ein paar alte Zeichnun-
gen zuzuschicken, ,damit Du etwas zum Lachen hast.‘ Brod, der, wie
oben erwähnt, schon früh die Bedeutung dieser Zeichnungen erkannt
hatte, führte seine Sammlung der ,Schmierereien‘ (so Kafka) fort. Spä-
ter gab Kafka, wenn auch mit Beschwerden über Brods Lob, dessen
Sammelwut, ,die ich nicht billige, aber verstehe‘, nach und gab sie
ihm direkt. Aber letztendlich bedeutete diese Geste nicht viel, denn
in seinem ,Testamentbrief an Brod von Ende 1921 bestimmte er, daß
,alles was sich in meinem Nachlaß […] an […] Gezeichnetem u.s.w.‘
befindet, vernichtet werden sollte, obschon er in einem zweiten letzten
Willen ein Jahr später diese Zeichnungen nicht mehr explizit erwähnte.
Seine Sammlung wollte Brod als Sondermonographie oder ‑mappe
herausgeben, dazu ist es aber leider nie gekommen. 15 Dieser Band soll
nachträglich diese Lücke einigermaßen füllen.
Fritz Feigl war nicht der einzige, der Kafkas Zeichenarbeit als ex-
pressionistisch einstufte, es gab jedoch auch andere Auffassungen. Nach
Brod war Kafka als Zeichner ein ,ebenso gewissenhafter Realist […]
wie zugleich Schöpfer einer Phantasiewelt‘, genau wie sich dies in seiner
Prosa widerspiegelt. Ein anderer drückte den Zeichnungen, die, beinahe
abstrakt, aus ,flowing, virtually unbroken lines‘ bestehen, den Stempel
,Jugendstil‘ auf. Ein Weiterer teilte Feigls Auffassung und meinte, die
Zeichnungen seien, mehr noch als die Erzählungen, expressionistisch;
manche verbinden sie mit Chagall, George Grosz, Ludwig Meidner,
Kubin, Marc, Kandinsky (,Blauer Reiter‘) und Klee. Ein Letzter betont
vor allem die Verwandtschaft mit Kandinsky. 16
Der Leser merkt: Nicht nur Kafkas Prosa, sondern auch seine Zeich-
nungen entbehren nicht der verschiedensten Deutungen!
99
,Aber das sind doch keine Zeichnungen, die ich jemandem zeigen
könnte. Das sind nur ganz persönliche und darum unleserliche
Hieroglyphen. […] Meine Figuren haben keine richtigen räumli-
chen Proportionen. Sie haben keinen eigentlichen Horizont. Die
Perspektive der Figuren, deren Umriß ich da zu erfassen versuche,
liegt vor dem Papier, am anderen, ungespitzten Ende des Bleistif-
tes – in mir!‘ […]
[Das Papier] war mit seltsamen kleinen, nur die Bewegung ab-
strakt betonenden Skizzen laufender, fechtender und auf dem Boden
kriechender und kniender Männchen bedeckt. […]
,[…] Die Zeichnungen sind Spuren einer alten, tief verankerten
Leidenschaft. […] Da sind nur die Spuren. Die Leidenschaft ist in
mir. Ich wünschte mir immer, zeichnen zu können. Ich wollte sehen
und das Gesehene festhalten. Das ist meine Leidenschaft. […] Ich
versuchte das Gesehene auf eine ganz eigene Weise zu umgrenzen.
Meine Zeichnungen sind keine Bilder, sondern eine private Zei-
chenschrift.‘ […]
,[Die Männchen] kommen aus dem Dunkel, um im Dunkel
zu verschwinden […]. Mein Herumzeichnen ist ein sich ständig
wiederholender und mißlingender Versuch primitiver Magie. […]
Alle Dinge der Menschenwelt sind zum Leben erweckte Bilder. Die
Eskimos zeichnen auf das Holz, das sie entzünden wollen, einige
Wellenlinien. Das ist das magische Bild des Feuers, das sie dann
durch die Reibung des Entzündungsbolzens zum Leben erwecken.
Dasselbe mache ich. Ich will mittels meiner Zeichnungen mit den
Gestalten, die ich sehe, fertig werden. Doch meine Figuren zünden
nicht. Vielleicht verwende ich nicht das richtige Material. Vielleicht
hat mein Bleistift nicht die richtigen Eigenschaften. Es ist auch mög-
lich, daß ich schon selbst und ganz allein nicht die notwendigen
Eigenschaften besitze.‘
Kafka kam hierauf zurück, als sie über die Zeichnungen von van Gogh
sprachen. Er bewunderte von ihm vor allem das Gemälde Le café, le
soir: ,Ich möchte so gerne zeichnen können. In Wirklichkeit versuche
ich es auch immer. Aber es kommt dabei nichts heraus. Es ist eine ganz
persönliche Bilderschrift, deren Sinn ich selbst nach einer gewissen
Zeit nicht mehr entdecken kann.‘ 17
100
Vignetten-Entwurf
Mitte August 1907 schrieb Kafka an Brod: ,Und jetzt bleibt mir nur
übrig, Dir mein armer Junge für die Mühe zu danken, die Du hattest,
um Deinen Verleger von der Güte meiner Zeichnung zu überzeugen.‘
Es handelte sich um Kafkas Entwurf für eine Vignette für Brods neues,
,ziemlich gewagtes Gedichtbuch‘, welches den vorläufigen Titel Erotes
hatte und im Axel Juncker Verlag in Berlin erscheinen sollte. Brod
hatte offensichtlich an Kafka über diese Zeichnung geschrieben. Aber
auch Kafkas damalige Freundin (Hedwig Weiler) wußte von diesem
Entwurf, denn aus einem Brief vom Oktober 1907 wird der Ausgang
der Geschichte ersichtlich: , „Erotes“ werden bald unter dem Titel „Weg
des Verliebten“ erscheinen, aber ohne mein Titelblatt, das sich als nicht
reproduzierbar erwiesen hat.‘ 18
Dieser Enttäuschung war einiges vorausgegangen, wie neuere Un-
tersuchungen zeigen. Kafkas Zeichnung war ursprünglich von Brod
seinem Berliner Verleger Axel Juncker für seinen Erzählband Experi-
mente angeboten worden:
,Ich glaube, daß Sie sich kein künstlerisch wertvolleres und zugleich
effektvolleres Blatt wünschen können. Es steht ganz eigenartig, ein-
zigartig da; und doch voll zartem Japonismus […]. Zudem könnte ich
mir den Grundgedanken der Novellen gar nicht besser symbolisiert
denken als durch diesen eleganten jungen Mann, der, lächelnd und
weinend zugleich, resigniert zum Abgrund schreitet – zwischen zwei
wunderschönen kahlen schwachen Bäumchen […]. Ich hoffe auch,
daß das Blatt leicht zu reproduzieren ist. Ganz in schwarz natürlich,
die Schrift rot. – Honorarium wird nicht beansprucht.‘
Zwar fand Juncker die Zeichnung ,raffiniert und originell‘, lehnte sie
jedoch ab. Brod schlug daraufhin vor, die Zeichnung für seine fast
parallel geplante Gedichtsammlung Erotes zu verwenden. Auf diese
Weise würde er ,einem jungen Genie‘, wie er Kafka nannte, zu einem
Debüt verhelfen. Juncker reagierte anfangs positiv auf diesen Vorschlag,
entschied sich letztendlich, offensichtlich wegen der Unmöglichkeit der
Reproduzierbarkeit von Kafkas Entwurf, aber doch dagegen. 19 Warum
Kafkas Zeichnung – mittlerweile verschollen – nicht reproduzierbar
101
war, ist unbekannt. Was deren Stil anbelangt: Wir dürfen annehmen,
daß sie Ähnlichkeit hatte mit den frühesten Zeichnungen in diesem
Band, wie z. B. jener einer Sänfte bei einem Fluß und einem Baum (Nr.
23 unten), die ebenfalls japonistische Elemente enthält. Es ist bekannt,
daß Kafka in jenen Jahren stark an japanischer Kunst, vor allem an
der von Hiroshige Monotaga, interessiert war.
Trotzdem schien er sich für diesen Buchstaben und für seinen ganzen
Familiennamen zu genieren. Briefunterschriften versuchte er zu ver-
kürzen zu ,FK‘, als könne mich das entlasten.‘ 1914 schrieb er einem
Bekannten: ,Ich sehe meinen Namen nicht gern geschrieben‘. Dieses
Unbehagen ging sogar so weit, daß er Briefe an Freundin Milena Je-
102
senská immer knapper unterschrieb: von ,Ihr Franz K‘ über ,Ihr F‘ oder
,F‘ zu ,Dein‘: ,nun verliere ich auch noch den Namen, immerfort ist er
kürzer geworden und jetzt heißt er: Dein‘. Kein
Wunder, daß er sich bemühte, eine in diesem
Zusammenhang bedeutungsvolle Zeichnung
eines Bekannten von Milena für sie nachzu-
zeichnen 21, eine Zeichnung, die trotz ihrer für
Kafka rätselhaften Natur unwillkürlich an den
Buchstaben K erinnert.
Nur zu einer Zeichnung existiert ein Text aus Kafkas Hand, der zeigt,
daß Kafka an dieser Zeichnung gearbeitet hat. Allerdings nur in sei-
ner Phantasie, in der Zeit kurz vor dem Einschlafen, in der er seine
kreativsten Momente hatte. Ende 1911 beschrieb er im Tagebuch diesen
Tagtraum über eine ,zeichnerische Vorstellung einer für sich bergähn-
lich in der Luft abgesonderten Menschengruppe‘. Sie kam ihm ,in ihrer
zeichnerischen Technik vollständig neu und, einmal erfunden, leicht
ausführbar‘ vor. Es handelte sich um die Szene einer Menschengrup-
pe am Tisch, bei der ein junger Mann in einem altmodischen Anzug
auffiel. Kafka achtete insbesondere auf die Struktur der Zeichnung:
103
Sœnnecken
Über die Zeichentechnik Kafkas weiß man nur sehr wenig. Es ist
bekannt, daß eine Anzahl der Zeichnungen mit Tinte oder Bleistift
angefertigt wurden. Bei den Tintenzeichnungen wurde entweder
eine Kronen- oder eine Füllfeder verwendet. ,Richtige Bewertung der
Schreibarbeit: ein Tisch mit Tintenfaß und Feder‘, stellte er während
einer Reise ganz nüchtern fest. In einem Brief an Brod, vermutlich
vom Sommer 1909, hat Kafka seine Füllfeder in einer Zeichnung – hier
vereinigen sich sein Schreiben und das Zeichnen! – verewigt, wenn
auch auf eine merkwürdig verunstaltende Weise:
,Und trotz des besten Willens – es muß die Feder sein, die in meiner
Hand ihre eigenen bösen Wege geht.‘
,[…] vom Federhalter benutzte ich nur das untere Ende, um es mir
beim Lesen von Akten in die Schläfen zu drücken und mich so
wachzuhalten‘.
104
,Wie kann man nur überhaupt schreiben, wenn man so viel zu sagen
hat und wenn man weiß, daß die Feder durch die Menge des zu
Sagenden nur eine unsichere und zufällige Spur ziehen wird.‘ 24
Kafkas Kunstinteresse
105
Schadow, Signorelli (möglicherweise stand dieser zusammen mit Tizian
und Tintoretto Pate für Kafkas Maler Titorelli in Der Prozeß), Paul
Gauguin, dem schon genannten Vincent van Gogh, Erno Auerbach,
Emile Bernard bis hin zu Paul Cézanne und Auguste Rodin in seinem
Bücherschrank. 30 Und, in umgekehrtem Sinne: zwei Maler ersuchten
ihn, nackt Modell zu stehen! 31 Darüber hinaus zeigte er, seit seiner
frühen Freundschaft mit dem Barockkenner Oskar Pollak, Interesse
für dreidimensionale Kunstformen wie Bildhauerei (František Bílek,
Josef V. Myslbeck) und Architektur (Adolf Loos, Otto Wagner). 32
Wenn man Janouchs Gesprächsnotizen glauben darf, so bewunderte
Kafka van Gogh sehr, empfand die Zeichnungen von George Grosz
als ,gezeichnete Literatur‘ und verstand Kokoschkas Gemälde nicht.
Picasso sah seiner Meinung nach ,die Verunstaltungen, die noch nicht
in unser Bewußtsein eingedrungen sind‘. 33
Man kann also voraussetzen, daß Kafka seit seinen ersten Bestre-
bungen Künstler zu werden, das Interesse für diese Kunstform sein
Leben lang erhalten hat und auch klare Urteile darüber hatte.
Editorische Hinweise
107
Titel. Einigen Zeichnungen hat Kafka selbst einen Titel gegeben.
Auch der Kontext, in dem die Zeichnung entstanden ist, half uns,
einen angemessenen Titel zu finden. Beide Arten von Titeln, die aus
Kafkas Feder entstanden sind, werden in Anführungszeichen erwähnt.
Alle anderen Zeichnungen haben einen neutralen Titel bekommen
(manchmal den Beschreibungen anderer entnommen), der nur das
Wahrnehmbare benennt. In der Erläuterung werden die – oft inter-
pretierenden – Titel anderer erwähnt.
Technik. In vielen Fällen ist die benutzte Technik – in Kafkas Fall:
Tintenfeder oder Bleistift – unbekannt. Sie kann manchmal aus den
Reproduktionen abgeleitet werden. Als Untergrund für die Zeichnungen
wurden unterschiedliche Materialien verwendet: die Marginalien der
Vorlesungsmitschriften (Nr. 23), Ansichts- und Briefpostkarten (Nr. 14,
39), Briefe (Nr. 15, 16, 17, 29), Hefte (Nr. 10, 13, 18, 19, 31, 32), Notizblöcke
(Nr. 24), zuweilen liniert (daher die Striche in Nr. 33 und 38), usw.
Format (Breite x Höhe). Nur in einigen Fällen ist das wirkliche
Format der Zeichnungen bekannt. Die Reproduktionen in diesem
Band haben aus diesem Grund nicht immer dasselbe Format. Einige
Zeichnungen wurden der Deutlichkeit wegen bewußt vergrößert. Von
den Zeichnungen, die das Papier mit Text teilen, ist das Format nur
der Abbildung selbst gegeben.
Quelle und Datierung. Ein Teil der Zeichnungen befindet sich in
Tagebuchheften oder in Briefen. Die Quelle ist dann eindeutig. – Nur
ein Teil der Zeichnungen ist datierbar, namentlich wenn sie, wie im
Tagebuch oder in Briefen, in Beziehung zu datierbaren Texten stehen.
Eine Anzahl wurde von Brod aus Kafkas Vorlesungsdiktaten geschnit-
ten, aber um welche es sich handelt, hat er nicht erwähnt.
Ort des Originals. Auch der heutige Aufbewahrungsort der Zeich-
nungen ist manchmal unklar. Die von Brod publizierten Zeichnungen
befinden sich wahrscheinlich in seinem Nachlaß, der von seiner Erbin
Ilse Esther Hoffe (Tel Aviv) betreut wird.
Erster Abdruck. Dies ist der Ort, wo eine Zeichnung zum ersten Mal
veröffentlicht wurde. Danach sind mehrere Zeichnungen in anderen,
gleichfalls erwähnten Publikationen wiedergegeben worden. Aus all
den Abdrucken wurde das jeweils beste ,Original‘ für den Abdruck
in diesem Band gewählt, da die wirklichen Originale sehr schwierig
oder gar nicht zugänglich sind.
108
Text(e). Ein Teil der Zeichnungen steht zwischen Texten von Kaf-
ka und gehört auch dazu. Die Textwahl war dann leicht; diese Texte
sind fett gedruckt. In anderen Fällen wurden Stellen gewählt, die die
Zeichnungen dem Thema oder dem Zweck gemäß gut zu ,illustrieren‘
scheinen. Für diese Texte, einschließlich Interpunktion und derglei-
chen, wurde die Kritische Ausgabe benutzt. Die Quellen werden in
der Erläuterung zu den Zeichnungen erwähnt.
110
6 Sitzender Mann mit gesenktem Kopf. TittY. Gandelman, S. 262:
,Hamlet, „folded up“ dying (or in a fit of desperation) on the
floor of the Castle‘; S. 269: ,Despairing K.‘; M. Barasch: s. Nr.
4). – Technik: unbekannt (Tinte?). – Format: unbekannt. – Quelle
und Datierung: unbekannt (s. nach Nr. 7). – Ort des Originals:
s. Nr. 2. Erster Abdruck: s. Nr. 2. – Texte: P, S. 149, Br II, S. 127-
28 (= BrF, S. 331), DL, S. 287-88.
7 Fechter. Titel: Brod, ÜFK, S. 393: ,auf den Fechtboden (oder die
Bühne Hamlets?) herangeholt‘; Gandelman, S. 262: ,Hamlet,
fencing against Laertes‘; S. 269: ,Fencing K.‘; Rothe, KH2, S. 565:
,ein Mann fechtend‘. – Technik: unbekannt (Tinte?). – Format:
unbekannt. – Quelle und Datierung: unbekannt (s. unten). – Ort
des Originals: s. Nr. 2. – Erster Abdruck: s. Nr. 2. – Text: DL,
S. 285.
2-7 bilden eine Gruppe, die oft Schwarze Marionetten an unsichtba-
ren Faden genannt wird. Titel: Brod, ÜFK, S. 393 (Gandelman,
S. 240 f.: ,Six [Small] Black Figures‘; Rothe, KH2, S. 565 f.: ,die
sechs Figurinen‘, ,Strichmännchen‘). – Datierung: Wenn sich
der Tagebuchtext zu Nr. 4 wirklich auf diese Zeichnung bezieht,
stammen die zueinander gehörigen Nr. 2-7 vom Dezember 1911.
Aufgrund der Tatsache, daß mindestens vier der ,Elf Söhne‘ von
Ende März 1917 mit Nr. 2-7 assoziiert werden können, könnte
auch eine Datierung in diesem Monat möglich sein. Wenn das
im Nachwort angeführte Gespräch mit Janouch wirklich Nr.
2‑7 betrifft, kann man daraus auch eine Datierung im Oktober
1922 schließen (vgl. Sudaka, S. 145).
8 Läufer. Titel: Brod, ÜFK, S. 393; Gandelman, S. 240, 256 f.: ,The
(Mad) Runner‘. – Technik: Tinte (Brod, ÜFK, S. 393). – For-
mat: unbekannt. – Quelle und Datierung: unbekannt. – Ort des
Originals: unbekannt (Archiv Max Brod, Tel Aviv?). – Erster
Abdruck: Brod, FK (Brod, ÜFK, S. 399). – Text: DL, S. 103.
9 Drei Läufer. Titel: nach Rothe, KH2, S. 566 (Gandelman, S. 243:
,The Runners‘). – Technik: unbekannt. – Format: unbekannt. –
Quelle und Datierung: unbekannt. – Ort des Originals: unbe-
kannt (Archiv Max Brod, Tel Aviv?). – Erster Abdruck: Brod,
ÜFK, S. 401. -Text: V, S. 283 f.
111
10 ,Die Tänzerin Eduardowa […] in der Elektrischen in Begleitung
zweier Violinisten‘. Titel: benannt nach zugehörigem Tagebuch
text; Gandelman, S. 266: ,Violin Playing‘; White, S. 220: ,a bout
[between two men] in the presence of a young woman, a clear
reference to the primary jealousy of the father for possession
of the mother‘. – Technik: Tinte, schwarz-braun. – Format (nur
Abb.): ca. 14 x 12,5 cm. – Quelle und Datierung: 1. Tagebuchheft
(,1. Quartheft‘), zwischen Notizen zum Besuch des Auftritts des
Russischen Balletts (Petersburg) im Mai 1909 (F K, S. 11), wobei
ihn vor allem die Tänzerin Jevgenja Eduardova faszinierte. – Ort
des Originals: KBod AI,1, in Bodleian. – Erster Abdruck: in
Tagebücher-Ausgaben. – Text: F, S. 10 f.
11 Mann, auf Händen und Füßen gehend (oder, um 90° gedreht:
Mann auf Leiter). Titel: Sudaka, S. 136-39: ,L‘Arpenteur‘ (Das
Schloß). – Technik: Bleistift. – Format: 6,6 x 3,5 cm. – Quelle
und Datierung: nach dem Stil möglicherweise aus der gleichen
Zeit wie Nr. 2-7. – Ort des Originals: Zylberberg-Sammlung,
DLA. – Erster Abdruck: Andere Seite, S. 169 (vgl. S. 164). – Text:
DL, S. 253.
12 Jockey auf Pferd. Titel: Brod, ÜFK, S. 393 (Gandelman, S. 254:
,Death riding her dying horse across the Styx‘; Ladendorf I, S. 301:
,Reiter‘; Rothe, KLF2, S. 565: Jockey auf sich bäumendem oder
springendem Pferd‘; White, S. 232: ,whipswinging rider‘). – Tech-
nik: Tinte(?). – Format: unbekannt. – Quelle und Datierung: un-
datiert; wenn es einen Zusammenhang gibt mit Kafkas Besuchen
der Pferderennen in Kuchelbad/Chuchle bei Prag (Chronik, S. 53,
Br I S. 82), ist 1908-10 denkbar. – Ort des Originals: unbekannt
(Archiv Max Brod, Tel Aviv?). – Erster Abdruck: Brod, GuL =
Brod, ÜFK, S. 395 (laut Gandelman, S. 240, 277: Brod, FK [vgl.
aber Gandelman, S. 253 Anm. 22!]). – Texte: NSF II, S. 298, 123,
DL, S. 32-33, 30.
13 Kutsche mit Pferden. Technik: Bleistift. – Format: ca. 10 x 12,5
cm. – Quelle und Datierung: ,Oktavheft A‘, im Konzepttext vor,
aber nicht gehörend zum Dramenfragment ,Der Gruftwächter‘
(NSF I, S. 277), vom November/Dezember 1916. – Ort des Ori-
ginals: KBod AIII,1, in Bodleian. – Erster Abdruck: K. Wagen-
112
bach, Franz Kafka. Annees dejeunesse (1883-1912) (Paris, 1983);
auch: Wagenbach, Bilder, S. 203; mit zugehörigem Text: Sudaka,
S. 108 f. – Text: NSF I, S. 78 und NSF I A, S. 245 (unkenntlich
gemacht; zur Zeichnung), NSF II, S. 80, F, S. 431.
14 ,Ansichten aus meinem Leben‘. Sechs Bilder von Kafkas Aufent-
halt in der Pension ,Stüdl‘ in Schelesen, November/Dezember
1918; v. 1. n. r. und v. o. n. u.: Bett, ,Müllern‘ vor offenem Fenster,
am Eßtisch; Liegebett auf Balkon, auf der Waage, am Tisch mit
einer Frau (Frau Olga Stüdl?). – Technik: (Tinte?). – Format: ca.
14 x 9 cm. – Quelle und Datierung: Postkarte an Ottla, Schelesen,
Anfang Dezember 1918. – Ort des Originals: Arch. K. Wagen-
bach (Gandelman, S. 242, Anm.). – Erster Abdruck: Wagenbach,
MSS, S. 78 (BrO, Abb. 16, zu Nr. 64). – Texte: Br I, S. 266 (= BrF,
S. 125-26) (,müllern‘ = nackt Turnen bei offenem Fenster), BrF,
S. 589, DL, S. 209, T, S. 143, 460.
15 Eßunlustig. Titel: nach Binder, BrO, S. 186. – Technik: Tinte(?). –
Format: unbekannt. – Quelle und Datierung: Postkarte an Ottla,
Schelesen, 11. Dezember 1918. – Ort des Originals: Bodleian. – Er-
ster Abdruck: BrO, S. 62. – Texte: BrO, S. 62, DL, S. 335, 348-349
(vgl. NSF II, S. 385, 399), NSF II, S. 466, 566-67.
16 ,Eingehängtsein‘. Im Brief an Felice Bauer vom 14./15. Februar
1913 erwähnte Kafka ein Zeitungsfoto eines verlobten Prinzen-
paares, das in gleicher inniger Weise geht (Br II, S. 92, 416 [=
BrF, S. 299-300, gegenüber 593]) (s. Ill. 1). – Technik: Tinte (Br I,
S. 694). – Quelle und Datierung: Brief an Felice Bauer, 11./12.
Februar 1913. – Ort des Originals: unbekannter Käufer; Kopie:
FPDL. – Erster Abdruck: BrF, S. 294 (= Br II, S. 87). – Texte:
Br II, 86-87, 92 (= BrF, S. 294, 299-300).
17 ,Etwas von meinen „Beschäftigungen‘. Titel: Gandelman, S. 241:
,The Torture Machine‘. – Technik: Tinte(?). – Format: ca. 16,5 x
8 cm (vgl. BrM, S. 350). – Quelle und Datierung: Brief an Milena
Jesenská, September oder Oktober 1920. – Ort des Originals:
DLA. – Erster Abdruck: BrM, S. 271 (hier beide Teile verkleinert
und zueinander gerückt). – Text: BrM, S. 271 f.
18 ,Japanische Gaukler‘. – Technik: Tinte, schwarz. – Format (nur
Abb.): 18,5 x 7,5 cm. – Quelle und Datierung: 1. Tagebuchheft
113
(,1. Quartheft‘), in dem von diesem ,japanischen Gaukler‘ die
Rede ist; wahrscheinlich Erinnerung an den Prager Auftritt der
japanischen Gruppe ,The Mitsutas‘, November 1909. – Ort des
Originals: KBod I,1 in Bodleian. – Erster Abdruck: Tagebücher-
Ausgaben (T, S. 15, 4°Ox1, S. 17). – Text: T, S. 14.
19 Akrobaten. Technik: Bleistift. – Format (nur Abb.): ca. 19 x 9
cm. – Quelle und Datierung: 2. Tagebuchheft (,2. Quartheft‘),
wo kurz vorher, im November 1910[?], von ,Trapezkünstler im
Varieté‘ die Rede ist (T, S. 118), möglicherweise von Zirkus- oder
Varietébesuch angeregt. – Ort des Originals: KBod AI,2 in Bod-
leian. – Erster Abdruck: Tagebücher-Ausgaben (T, S. 119, 4°Ox2,
S. 32). – Text: T, S. 118.
20 Mann zwischen Fabeltieren. Zwei der umringenden Figuren halten
etwas fest, das Federwild ähnlich ist (Gandelman, S. 267). – Tech-
nik: unbekannt (Tinte?). – Format: unbekannt. – Ort des Ori-
ginals: Archiv K. Wagenbach. – Erster Abdruck: K. Wagenbach,
Kafka (Écrivains de toujours, 81) (Paris, 1968), S. 81. – Text: BrF,
S. 244 (= Br II, S. 33 f.).
21 Schlangendame. Titel: Binder, Hebr., S. 534. – Technik: unbe-
kannt. – Format: 2,5 x 12 cm. – Quelle und Datierung: ,Vokabel-
heft C‘ (,Quartheft‘ mit hebräischen Übungen), Juli 1923. – Ort
des Originals: KBod AIII,12 in Bodleian. – Text: T, S. 824 f.
22 Protestumzug. Titel: Aufgrund der Spruchbänder zu verbinden mit
der Tagebuchnotiz vom 6. August 1914 über einen ,Patriotischen
Umzug‘ in Prag anläßlich des Beginns des Ersten Weltkriegs,
August 1914 (Rothe, KH2, S. 566: ,skurrile disneyhafte, eine Fahne
tragende Fabelgeschöpfe‘; Gandelman, S. 267: ,Parade‘). – Technik:
unbekannt (Tinte?). – Format: unbekannt. – Quelle: unbekannt;
Datierung: vielleicht August 1914. – Ort des Originals: unbekannt
(Archiv M. Brod, Tel Aviv?). – Erster Abdruck: Brod, ÜFK, S.
401. – Text: T, S. 546-47, V, S. 321 f.
23a Gehende Figuren (beim Laurenziberg?). Möglicherweise mit un-
vollendeter, in jenen Jahren angefangener Novelle ,Beschreibung
eines Kampfes‘ verwandt. – Technik: unbekannt (Bleistift?). – For-
mat: unbekannt. – Quelle und Datierung: Kafkas Vorlesungsdik-
tate Jura, 2. Studienhälfte, 1903-05 (Wagenbach, Jugend, S. 127
114
f.). – Ort des Originals: Archiv K. Wagenbach. – Erster Abdruck:
Wagenbach, Jugend, Abb. 14, gegenüber S. 113. – Text: NSF I, S.
72 ff.
23b Sänfte beim Fluß und Baum. Möglicherweise mit unvollendeter, in
jenen Jahren angefangener Novelle ,Beschreibung eines Kampfes‘
verwandt. – Technik: unbekannt (Bleistift?). – Format: unbe-
kannt. – Quelle und Datierung: Kafkas Vorlesungsdiktate Jura,
2. Studienhälfte, 1903-05 (Wagenbach, Jugend, S. 127 f.). – Ort des
Originals: Archiv K. Wagenbach. – Erster Abdruck: Wagenbach,
Jugend, Abb. 14, gegenüber S. 113. – Text: NSF I , S. 78 f.
24 Goethes ,Gartenhaus am Stern‘. Gleichzeitig mit M. Brod zeichnete
Kafka am 1. Juli 1912 Goethes Gartenhaus im Park an der Ilm
in Weimar (Abdruck von Brods Zeichnung: BKR, S. 227). Nach
Brod, ÜFK, S. 393, unvollendet. – Technik: Bleistift. – Format: ca.
15 x 8 cm. – Quelle und Datierung: Notizblock, u. a. während
eines Besuches in Weimar, 29. Juni/7. Juli 1912, benutzt. – Ort
des Originals: Privatbesitz (T K, S. 243). – Erster Abdruck: Brod,
FK = Brod, ÜFK, S. 399 (T K, S. 244, BKR, S. 243). – Text: T, S.
1028 (= BKR, S. 242), Br II, S. 287 (= BrO, S. 20), T, S. 135, 367,
999 (= BKR, S. 177).
25 Glockenturm, vermutlich in Osteno. Nach H. Binder, der vorher
(Binder, Sicht, S. 63 und Abb. 4 [und auch T K, S. 230]) die Kirche
Albogasio Superiore in San Mamette am Nordufer des Lugano-
sees erwähnte. Man kann auch an die Albogasio Inferiore im
gleichen Ort denken (BKR, S. 284). – Technik: Bleistift. – Format:
ca. 8 x 13 cm. – Quelle und Datierung: Reisetagebuch Lugano-
Mailand-Paris-Erlenbach (August/ September 1911), 1. September
1911. – Ort des Originals: KPriv AIII,1 (Privatbesitz). – Erster
Abdruck: T, S. 958 (= BKR, S. 153). – Text: T, S. 958 (= BKR, S.
153), S. 17 f.
26 (oben) Kirche und Häuser in Gandria (s. Ill. 2). – Technik: Blei-
stift. – Format: ca. 8 x 6 cm (geschätzt). – Quelle und Datierung:
Reisetagebuch Lugano-Mailand-Paris-Erlenbach (August/Sep-
tember 1911), 1. September 1911. – Ort des Originals: KPriv AIII,1
(Privatbesitz). – Erster Abdruck: T, S. 957 (= BKR, S. 152). – Text:
T, S. 957 (= BKR, S. 152) (von Kafka unterstrichen).
115
26 (unten) Springbrunnen in San Margherita. – Technik: Blei-
stift. – Format: unbekannt. – Quelle und Datierung: Reiseta-
gebuch Lugano-Mailand-Paris-Erlenbach (August/ September
1911), 1. September 1911. – Ort des Originals: KPriv AIII,1 (Pri-
vatbesitz). – Erster Abdruck: T, S. 957 (= BKR, S. 152). – Text: T,
S. 957 (= BKR, S. 152), BrF, S. 601, Br, S. 398.
27 ,Eine derartige Brücke‘. Während einer Eisenbahnreise von Prag
nach Zürich, 26,/27. August 1911, auf der Strecke Lindau-Bregenz-
Höchst-Rorschach-St. Gallen verfertigt. Vielleicht Brücke über
den Alten Rhein (Brod: ,Morgens von Kafka geweckt, bei Anblick
einer hohen Brücke. Zuerst verdrießlich, dann erfreut, denn es
gibt viel zu sehn. Wir sind in der Schweiz.‘ [BKR, S. 75]). – Tech-
nik: Tinte, schwarz. – Format: ca. 5 x 5 cm (geschätzt). – Quelle
und Datierung: Reisetagebuch Lugano-Mailand-Paris-Erlenbach
(August/September 1911). – Ort des Originals: KPriv AIII, 1 (Pri-
vatbesitz). – Erster Abdruck: T, S. 945 (= BKR, S. 144). – Texte:
T, S. 945 (= BKR, S. 144), NSF I, S. 304 f.
28 Spieltisch im Casino des Kurhauses, Luzern. – Technik: Tinte,
schwarz. – Format: beide ca. 8 x 5 cm (geschätzt). – Quelle und
Datierung: Reisetagebuch Lugano-Mailand-Paris-Erlenbach (Au-
gust/September 1911), 27. August 1911. – Ort des Originals: KPriv
AIII.l (Privatbesitz). – Erster Abdruck: T, S. 952f. (= BKR, S. 149). –
Text: T, S. 952 f. (= BKR, S. 148 f.) (von Kafka unterstrichen).
29 Wohnsituation in der Villa Tatra, Tatranské Matliare. Deutet
die Lage der Zimmer Kafkas und der anderen Gäste im Giebel
des Sanatoriums an, wo er sich von Dez. 1920 bis August 1912
aufhielt (s. Ill. 3). Unterschriften in Kafkas Zeichenschema, v. l.
n. r. und v. o. n. u.: ,Kaschauer‘ (Arthur Szinay), ,Zahntechni-
ker‘ (Dr. Glauber?), ,stille nur manchmal gähnende Apothekers-
witwe‘ | ,Arzt‘ (Dr. Leopold Strelinger), ,meine Wohnung‘, ,ich‘
(auf Balkon). – Technik: unbekannt (Tinte?). – Format (Abb.):
19 x 5,5 cm (geschätzt). – Quelle und Datierung: Brief an M.
Brod, Tatranské Matliare, Januar 1921. – Erster Abdruck: BKB,
S. 306. – Text: BKB, S. 307.
30 ,Bittsteller und vornehmer Gönner‘. Titel: Kafka. – Technik: un-
bekannt (Tinte?). – Format: unbekannt. – Quelle und Datierung:
116
unbekannt. – Ort des Originals: unbekannt (Archiv M. Brod, Tel
Aviv?). – Erster Abdruck: Brod, GuL = Brod, ÜFK, S. 395. – Text
(über die Mitglieder von Kafkas Arbeitgeber Arbeiter-Unfallver-
sicherungs-Anstalt): Kafka, nach: Brod, ÜFK, S. 76.
31 Abraham opfert seinen Sohn Isaak. Titel: Aufgrund des Kon-
textes, nämlich Notizen zum Bibelbuch Genesis, namentlich
zu Abraham, vermutet Rothe, KH2, S. 562, Abrahams Opfern
seines Sohnes Isaak (Genesis 22, 1-29: ,Abraham auf die Probe
gestellt‘) sei dargestellt. Nach Sudaka, S. 91, zum nachfolgenden
Text gehörig: ,Er sucht Hilfe in den Wäldern‘. – Technik: Tinte,
blau. – Format: unbekannt (füllt vielleicht das ganze Blatt von
ca. 25 x 20 cm aus). – Quelle und Datierung: 11. Tagebuchheft
(,11. Quartheft‘), 14. Juli 1916. – Ort des Originals: KBod AI,11
in Bodleian. – Erster Abdruck: T, S. 796. – Text: Br, S. 333 f.
32 Mann am Tisch, Wirtin hinter der Wand. Titel: Kurz zuvor, am
10. Februar 1915, hatte Kafka ein Zimmer bei einer Wirtin in
der Bilekgasse 10 bezogen, wo er bis zum 15. März 1915 woh-
nen sollte (Chronik, S. 124). – Technik: Tinte, schwarz. – For-
mat: unbekannt. – Quelle und Datierung: 10. Tagebuchheft (,10.
Quartheft‘), 15. Februar 1915. – Ort des Originals: KBod AI,10
in Bodleian. – Erster Abdruck: T, S. 728. – Texte: T, S. 727, BrF,
S. 627.
33 Frauenkopf und Pferdebein. Vermutlich nach einer Zeichnung von
Leonardo da Vinci (s. Ill. 4). Titel: nach Sudaka, S. 57. – Technik:
Bleistift. – Format: 17 x 10,5 cm. – Quelle und Datierung: Rei-
setagebuch Lugano-Mailand-Paris-Erlenbach (August/Septem-
ber 1911), vermutlich während des Aufenthaltes in Paris, 8./13.
September 1911. – Ort des Originals: DLA, Marbach. – Erster
Abdruck: Sudaka, S. 58. – Text: T, S. 1002 (= BKR, S. 179), NSF II,
S. 419 f., DL, S. 262, T, S. 769.
34 Malträtierter Mann vor einem Tisch, mit Zuschauern. Titel:
nach Rothe, KH2, S. 566: ,vielleicht vor einem Tisch Stehende
mit wildem Haupt‘ (Sudaka, S. 101 ff: ,Mann vom Lande‘ ,[v]or
dem Gesetz‘, d. h. Zusammenhang mit Der Prozeß und mit Nr.
37). – Technik: unbekannt. – Format: unbekannt. – Quelle und
Datierung: unbekannt. – Ort des Originals: unbekannt (Archiv
117
M. Brod, Tel Aviv?). – Erster Abdruck: Brod, ÜFK, S. 402. – Text:
T, S. 39, 531, 795.
35 Mürrischer Mann in schwarzem Anzug. Wegen des Gesichtsaus-
drucks und der Kleidung könnte es Oberkellner Roubitschek
vom Café Savoy sein (wo Kafka 1911/12 jiddischen Theatervor-
stellungen beiwohnte), den Kafka in seinem Tagebuch vom 14.
Oktober 1911 beschrieb. Titel: Rothe, KH2, S. 565: ,ein älterer,
mit Frack oder Talar bekleideter Herr, vielleicht ein Richter, mit
knochigem, verwittertem Schädel‘; Sudaka, S. 63 f.: Porträt von
Kafkas Vater Hermann Kafka. – Technik: Bleistift (Rothe, KH2, S.
565). – Format: unbekannt. – Quelle und Datierung: unbekannt,
vielleicht Oktober 1911. – Ort des Originals: unbekannt (Archiv
M. Brod, Tel Aviv?). – Erster Abdruck: Brod, ÜFK, S. 403. – Text:
T, S. 82 f.
36 Der wilde Trinker. Titel: nach Brod, ÜFK, S. 393 (,der über sein
Glas gebeugte grimmig-irrsinnige „Trinker“ ‘; Rothe, KH2, S. 565:
,brutaler oder irrer Säufer‘; G. Janouch, Encounter 1971, August:
Selbstkarikatur). – Technik: unbekannt (Tinte?) – Format: unbe-
kannt. – Quelle und Datierung: unbekannt. – Ort des Originals:
unbekannt (Archiv M. Brod, Tel Aviv?). – Erster Abdruck: Brod,
GuL = Brod, ÜFK, S. 397 (Gandelmann, S. 240, 248, 277: Brod,
FK). – Texte: NSF I, S. 116, T, S. 201, 685, NSF I, S. 380.
37 Spaziergänger ohne Hose auf dem Dach. Titel: Binder, Kafka-
Kommentar zu sämtlichen Erzählungen (München, 1975), S. 72:
,Nachtwandler‘; Gandelman, S. 240: ,The Man on the Roof; Rothe,
KH2, S. 566: ,Mann, der über ein Dach oder eine Gasse schreitet‘.
Binder und Rothe sehen Zusammenhang mit der Geschichte ,Die
Vorüberlaufenden‘ (s. Text). – Technik: unbekannt (Bleistift?). –
Format: unbekannt. – Quelle und Datierung: unbekannt. – Ort
des Originals: unbekannt (Archiv M. Brod, Tel Aviv?). – Erster
Abdruck: Brod, FK = Brod, ÜFK, S. 398 (Gandelman, S. 240:
Brod, GuL, S. 34). – Text: DL, S. 26 f.
38 Zwei Wartende. Titel: Gandelman, S. 240, 245: ,Before the Law‘;
Rothe, KH2, S. 566: ,zwei Sitzende, die wie Angeklagter und
Richter oder auch Sohn und Vater scheinen‘; Sudaka, S.101 ff:
Zusammenhang mit Nr. 34 und Der Prozeß. – Technik: unbe-
118
kannt (Bleistift?). – Format: unbekannt. – Quelle und Datierung:
unbekannt. – Ort des Originals: unbekannt (Archiv M. Brod,
Tel Aviv?). – Erster Abdruck: Brod, FK = Brod, ÜFK, S. 400
(Gandelman, S. 240: Brod, GuL, S. 84). – Text: P, S. 92 f.
39 ,Ottlas Gabelfrühstück‘. – Technik: Bleistift. – Format (Abb.):
14 x 6 cm. – Quelle und Datierung: Ansichtskarte an Freund
von Schwester Ottla, Ouvaly, 16. Mai 1915. – Ort des Originals:
Bodleian. – Erster Abdruck: BrO, S. Abb. 9. – Texte: T, S. 438,
808 (= BrF, S. 730).
40 Dora Diamant. – Technik: Bleistift. – Format: unbekannt. – Quelle
und Datierung: Manuskript von ,Josephine, die Sängerin‘ (NSF II A,
S. 151), zwischen Mitte März und Anfang April 1924 verfaßt. –
Ort des Originals: KBod BII,7 in Bodleian. – Erster Abdruck:
Y. David (Hrsg.), Le Siècle de Kafka (Paris, 1984), S. 126. – Texte:
Br, S. 439, BrM, S. 319, BrE, S. 69, 70.
41 (oben) Mutter Kafka lesend. Beschreibung hat starke Ähnlichkeit
mit Stelle im Tagebuch vom 2. Oktober 1911.
(unten) Selbstporträt. Vielleicht nach einem Foto von etwa 1910
gezeichnet (Wagenbach, Bilder, S. 105). – Technik: Bleistift? – For-
mat: unbekannt. – Quelle und Datierung: Oktober 1911(?). – Erster
Abdruck: Brod, FK, 3., erw. Aufl. (Frankfurt a. M., 1954), S. 257
(,Porträt seiner lesenden Mutter / Selbstbildnis‘) (auch: J. Bauer,
Kafka und Prag (Stuttgart, 1971), S. [6]; Rothe, KK, S. 20). – Text:
T, S. 52, Br I, S. 293 (= BrF, S. 150 f.).
Erwähnte, jedoch nicht zugängliche Zeichnungen
120
47 Hundekopf mit langen Ohren (?). Erwähnung: S A, S. 37. Titel:
nach M. Pasley S A, S. 37. – Technik: Bleistift. – Format: ca. 1 cm
hoch. – Quelle und Datierung: ,Schloßheft I, Anfang 1922. – Ort
des Originals: KBod AI,18 in Bodleian.
48 Einfache Skizze einer Menschenfigur (?). Erwähnung: S A, S. 37.
Titel: nach M. Pasley, S A, S. 37: ,ein aufrechtes Oval, darin zwei
senkrechte Striche, darauf ein kleiner Kreis‘. – Technik: Blei-
stift. – Format: ca. 1 cm hoch. – Quelle und Datierung: ,Schloß-
heft I‘, Anfang 1922 (vgl. Ladendorff I, S. 300 Anm. 26). – Ort
des Originals: KBod AI,18 in Bodleian.
49 Zeichnung zum ,Gesprächsblatt‘. Gehört vielleicht zum Text ,Da
bekommt man einen Begriff von Schwindsucht in der Mitte ein
facettierter Stein, zur Seite die Sägen, sonst alles leer, trocke-
ner Auswurf.‘ Erwähnung: Br, S. 484. – Datierung: April/Juni
1924. – Ort des Originals: vormals Archiv Robert Klopstock (New
York), jetzt verschollen (Sudaka, S. 120).
50 Italien und Sizilien. Zeichnung zum ,Gesprächsblatt‘. Erwähnung:
Br, S. 488. Titel: Brod, Br, S. 488. – Datierung: April/Juni 1924 (Br,
S. 488). – Ort des Originals: vormals Archiv Robert Klopstock
(New York), jetzt verschollen (Sudaka, S. 120).
Authentische Vorlagen zu Kafkas Zeichnungen
123
Werke über Kafka – Quellen
124
Rothe, KK W Rothe, Kafka und die Kunst. Stuttgart 1979.
Sudaka J. Sudaka-Benazeraf, Le regard de Franz Kafka.
Dessins d‘un écrivain (Coli. Un double regard).
Paris, 2001.
Unseld J. Unseld, Franz Kafka. Ein Schriftstellerleben. Die
Geschichte seiner Veröffentlichungen. München/
Wien 1982).
Wagenbach, MSS K. Wagenbach (Hrsg.), Franz Kafka 1883-1924. Ma-
nuskripte, Erstdrucke, Dokumente, Photographien.
Berlin, 1966.
Wagenbach, Bilder K. Wagenbach, Franz Kafka. Bilder aus seinem
Leben. 2. erw. u. veränd. Neuausg.: Berlin, 1994.
Wagenbach, Jugend K. Wagenbach, Franz Kafka. Eine Biographie seiner
Jugend, 1883-1912. Bern, 1958.
White J. S. White, ,Psyche and Tuberculosis: The Libido
Organization of Franz Kafka‘, The Psychoanalytic
Study of Society 4 (1967), S. 185-251.
1
Aphorismus 63, 1917, NSF II, S. 62 und 127.
2
Aus ,Beim Bau der chinesischen Mauer‘, Februar/März 1917, NSF I,
S. 347.
3
Aus ,Oktavheft G‘, 1917/18, NSF II, S. 64.
4
Aus ,Oktavheft G‘, 1917/18, NSF II, S. 75.
5
Aus ,Oktavheft G‘, 1917/18, NSF II, S. 75-76.
6
Bearbeitung eines Vortrages anläßlich ,Der unbekannte Kafka‘ im
Salon Saffier, Utrecht, 25. Juni 2000, im Literair theater Branoul,
Den Haag, am 25. April 2001 wiederholt.
7
Brod, ÜFK, S. 214, 393 f., BKB, S. 149.
8
Brod, ÜFK, S. 396, 393; Rothe, KH2, S. 565; Gandelman, S. 240 f.
Die Datierung dieser berühmten Zeichnungen ist unklar. Gandel-
man, S. 241, denkt wegen des möglichen Zusammenhangs mit J,
S. 59 (das aber vermutlich von Oktober 1920 stammt; Rothe, KH2,
S. 566, verbindet dies jedoch mit ,Drei Läufer‘) an Oktober 1922.
Stilübereinstimmung mit ,Eingehängtsein‘ (BrF, S. 294) suggeriert
1912/13, möglicherweise thematischer Zusammenhang mit Der Prozeß
(Gandelman, S. 245, 262, 269), 1914. Man denkt aber auch an einem
Zusammenhang mit Hamlet (Brod, ÜFK, S. 393, Gandelman, S. 262).
Prof. M. Barasch (Jerusalem) schlug Gandelman (S. 261 f.) für die
zwei geneigten Figürchen den Titel ,Melancholy‘ vor.
9
Binder, ,Kindheit in Prag. Kafkas Volksschuljahre‘, Humanismen. Som
salt & styrka. Bilder & betraktelser tillägnade Harry Järv (Stockholm,
1987), S. 96 f.; vgl. id., ,Schüler in Prag. Franz Kafka im Spiegel seiner
Zeugnisse‘, Neue Zürcher Zeitung, 20./21. Oktober 1984.
10
22. Jahresbericht über das Staats-Gymnasium mit deutscher Unter-
richtssprache in Prag-Altstadt für das Schuljahr 1893-94 (Prag, 1894),
S. 34; 25. Jahresbericht […] 1896-97 (Prag, 1897), S. 44, Br I, S. 87 (=
BrF, S. 294), vgl. KH1, S. 221.
11
BrF, S. 709.
12
Wagenbach, Jugend, S. 127 f. Außer einigen wenigen befinden sie
sich jetzt im Max Brod Archiv, von seiner Erbin Ilse Esther Hoffe
(Tel Aviv) betreut.
126
13
Brod, ÜFK, S. 394; Wagenbach, Jugend, S. 243, BrF, S. 709, 294 (=
Br II, S. 87); F. Feigl, ,Kafka und die Kunst‘ [1949], H.-G. Koch (Hrsg.),
,Als Kafka mir entgegenkam … ‚Erinnerungen an Franz Kafka (Berlin,
1995), S. 136.
14
Br I, S. 80. S. zu ,Die Acht‘: Brod, ,Frühling in Prag‘, Die Gegenwart,
18. Mai 1907 (nachgedruckt in: id., Der Prager Kreis (Frankfurt a. M.,
1966), S. 60-65).
15
Br I, S. 87 (= BrF, S. 294), KH1, S. 323 f.; Brod, ÜFK, S. 214, 394; Br I,
S. 123 (= BKB, S. 77 [vgl. S. 467]), BKB, S. 149, 365, 421 f.
16
Brod, ÜFK, S. 393; M. M. Anderson, Kafkas Clothes. Ornament and
Aestheticism in the Habsburg Fin de Siècle (Oxford, 1994), S. 68;
Gandelman, S. 248-56; Ladendorf I, S. 300.
17
J, S. 58-60, 180.
18
Br I, S. 54 (= BKB, S. 33), M. Brod, Streitbares leben. Autobiographie
(München, o. J.), S. 11; BKB, S. 460, 31 (,Dein Brief), Br I, S. 73. – Von
diesem Publikationsversuch ist merkwürdigerweise in der Sekti-
on ,Franz Kafka als Zeichner (1907)‘ in Unseld, S. 22 ff., nicht die
Rede.
19
Binder, Zeichner.
20
Gandelman, S. 269 ff., Sudaka, S. 148 f.; NSF I, S. 406 f. (s. a. S. 402 f.),
NSF II, S. 516-24 und 534-41 (s. a. S. 531, 569 f.), T, S. 517. Zu Der
Prozeß: s. a. T, S. 666 f., 893; zu Das Schloß: s. a. NSF II, S. 421, 569 f.,
575 f.
21
BrF, S. 196 (= BR I, S. 348), 510, BrM, S. 8, 27, 35, 57, 67. BrM, S. 154 (28.
Juli 1920): nach einer ,Dich [= Milena Jesenská] betreffende Zeichnung
mit Blaustift von ihm [= Staša Jílovskás Mann Rudolf Jílovský]‘.
22
T, S. 296 f..
23
T, S. 740 f.; Br I, S. 102, 767; Velhagen und Klasings Monatshefte 25
(1911), 8 (April), S. 9.
24
BrF, S. 154, 201, 233, 234 (= Br I, S. 297, 353, Br II, S. 22, 23).
25
BR I, S. 91 (vgl. 5r, S. 467); Cronik, S. 55; ,Über Apperzeption‘, NSF I,
S. 9 f.; Brod, ÜFK, S. 54.
26
BR I, S. 196 f., Br, S. 135 f.; T, S. 258 f.; BR I, S. 38.
27
BrF, S. 683, 687-90, 713, Feigl, ,Kafka und die Kunst‘ …, Br I, S. 281 f.;
Br I, S. 108, T, S. 305 ff; T, S. 40 f., 45, 49, 535 f. (s.: G.-G. Lemaire,
Kafka et Kubin (Paris, 2002); T, S. 128 (s.: N. Nieszawer & G.-G.
127
Lemaire, ,Georges Kars‘, G.-G. L. (Hrsg.), Métamorphoses de Kafka
(Paris, 2002), S. 204 ff); T, S. 46 f.
28
T, S. 914 f.; BR I, S. 44; DL, S. 443.
29
T, S. 972-76, 1004, 1002 f. (Rubens: vgl. BR I, S. 129); Ladendorf I,
S. 303 ff
30
T, S. 124, 144, DL, S. 443; J. Born, Kafkas Bibliothek. Ein beschrei-
bendes Verzeichnis (Frankfurt/M, 1990), S. 135-42, 167 f., 176. Goethe:
vgl. BR I, S. 129.
31
T, S. 359, 1047.
32
BKB, S. 390, 395 f., 401, 403; T, S. 922 (vgl. L. Václavek, ,Franz Kafka
und der heilige Wenzel. Eine überraschende Entdeckung?‘, W. Kraus
und N. Winkler (Hrsg.), Das Schuldproblem, bei Franz Kafka (Schrif-
tenreihe der Franz Kafka-Gesellschaft, 6) (Wien/Köln/Weimar, 1995),
S. 118-25, wo über die Behauptung, Kafka habe sogar ein Bühnenstück
um Myslbeck verfaßt, berichtet wird); T, S. 159, BrF, S. 516.
33
J, S. 180, 197, 120, 195.
34
J. Insua (Hrsg.), La ciutat de K. Franz Kafka i Praga (Barcelona, 1999),
S. 56 f.
35
Brod, ÜFK, S. 393.
36
Wagenbach, Bilder, S. 151, 157, 178 f., 203.
Der Philosoph und Literaturhistoriker Niels
Bokhove ist einer der wichtigen europäischen
Kafka-Experten. Begründer und zugleich erster
Vorsitzender des Niederländischen Franz Kaf-
ka-Kreises, war er bis 2005 auch Chefredakteur
der Vierteljahresschrift „Kafka-Katern“.
Zur Kafka-Rezeption im niederländischen
Sprachraum veröffentlichte er 1984 „Reiziger
in scheerapparaten. Kafka in Nederland en
Vlaanderen“ und 1993 zusammen mit Cor de
Back „Niederländische Autoren über Franz
Kafka, 1922–1942“. Von Niels Bokhove stam-
men auch zahlreiche kleinere Beiträge im
„Kafka-Katern“ und in anderen Periodika, u.
a. zu Franz Kafka, Bruno Schulz, David Vogel
und Paul Celan. Bokhove arbeitet derzeit an
einer Monographie über die Frauen in Kafkas
Leben und Werk. Bokhove ist Konservator-
Direktor am Comenius-Museum in Naarden/
Niederlande.