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Barock 1. Teil
Inhalt:
Das Skriptum versteht sich als kleine Einführung. Der einleitende Text ist nicht von
vollständig zufriedenstellender Qualität.
Barockmusik
(Zum Übergang Renaissance – Barock siehe auchBand 10 der Fernlehre)
Die Periode der Barockmusik in der abendländischen Kunstmusik, auch bezeichnet als
Generalbasszeitalter, schließt sich an die Renaissance an und erstreckt sich vom Beginn des
17. bis etwa zur Mitte des 18. Jahrhunderts. Sie zählt heute zur sog. Alten Musik.
Der Beginn des musikalischen Barock wird – als eine Art „Merkstein“ - durch die
Kompositionen Claudio Monteverdis markiert. Eine mögliche Einteilung des weiteren
Zeitraums, die jedoch nur als ungefähr betrachtet werden muss, ist wie folgt:
Gesamtkulturell folgte die Phase des Rokoko; in der Musik etablierte sich bereits ab den
1730er Jahren der so genannte galante Stil. Häufig wird der Tod Johann Sebastian Bachs 1750
als das Ende des musikalischen Barocks betrachtet. Mit Haydn und Mozart folgte
musikgeschichtlich die Periode der Klassik.
Charakterisierung
Die zu Beginn des 17. Jahrhunderts aufkommenden Merkmale, die den Begriff „Beginn eines
neuen Musikzeitalters“ rechtfertigen, sind die Monodie (Sologesang mit Begleitung), aus der
sich das Paar Rezitativ und Arie ableitet, die Generalbasstechnik, die vollständige
Emanzipation der Instrumentalmusik und die neu entstandenen Gattungen Oper sowie
später Instrumentalkonzert und Oratorium.
Kompositionstechniken
Form
Während des Barocks emanzipierte sich die – vorher streng an den Gesang gekoppelte –
Instrumentalmusik. Dies zeigt sich im konzertanten Prinzip, dem bewegten
Zusammenwirken und quasi Wetteifern von Stimmen (vokal wie instrumental). Es
entstand das Concerto Grosso, das den Wechsel zwischen einer konzertierenden Sologruppe
(Concertino) und Orchester (Tutti, Ripieno) bezeichnet. Anstelle der Solistengruppe tritt im
Solokonzert ein einzelner Solist auf. Weitere musikalische Formen, die sich im
Barockzeitalter ausbildeten, sind etwa Suite, Fuge, Sonate (Triosonate), Kantate und
Oratorium.
Opern hatten im 18. Jahrhundert einen sehr großen Stellenwert. Einerseits dienten sie
höfischer Repräsentation, andrerseits waren sie – vor allem in Venedig, wo es zahlreiche
öffentliche Opernunternehmen gab – gleichsam Volksspektakel. In Italien war es üblich,
bekannte Arien in neue Opern zu übernehmen. Bei Wiederaufführungen wurden Opern häufig
an Sänger angepasst und Teile ausgetauscht. So kam es zu sogenannten Pasticci. Insbesondere
in Frankreich stellte man aus den instrumentalen Zwischenspielen Suiten zusammen, die
weite Verbreitung fanden.
Ausdruck
Die musikalische Sprache und Melodienbildung beruht auf einem reichhaltigen System
von Figuren, die einer musikalischen Rhetorik entsprechen und an „Affekte“ gekoppelt
sind, das heißt, menschliche Gemütszustände aufzuzeigen versuchen.
Struktur
Der gesamte Konzertsatz wird manchmal durch das Eröffnungsmotiv melodisch wie
rhythmisch geprägt; Ritornelle des Tutti gliedern den Gesamtablauf. Eine beständige
Wiederholung rhythmischer und melodischer Kleinmotive (Motorik und Sequenzen)
führt zu einer festen Betonungsordnung und Akzentgliederung. Als charakteristische
Schlusswendungen zur formalen Gliederung und Abgrenzung klarer Tonartenbereiche
(Dur- und Moll-Tonarten) dienen Kadenzen.
Klangtheorie
Die Barockmusik wurde weiters durch die Erkundung der Chromatik geprägt. Die früher
gebräuchlichen Kirchentonarten wurden (sukzessive bereits ab der 2. Hälfte des 16. Jhdts.)
durch Dur und Moll ersetzt. Aus den in der Renaissance aufgekommenen mitteltönigen
Stimmungen wurden später verschiedene temperierte Stimmungen entwickelt, um das Spiel in
vielen Tonarten ohne extrem scharf klingende Intervalle zu ermöglichen.
Instrumente
Viele der noch heute gebräuchlichen Instrumente wurden in der Barockzeit entwickelt. Die
barocken Formen dieser Instrumente unterscheiden sich jedoch im Klang beträchtlich von
ihren Nachfahren, da ein anderes Klangideal vorlag, bei dem Instrumente an die menschliche
Stimme erinnern sollten. Streichinstrumente (Barockvioline), aber auch Holzbläser
klangen allgemein leiser, weniger strahlend und tragfähig, dafür aber weicher und
modulationsfähiger in der Klangfarbe.
Bei den Flöten konnte sich die Blockflöte noch längere Zeit als Soloinstrument in
Diskantlage behaupten, ehe sie von der Traversflöte (um 1750) verdrängt wurde.
An Instrumenten mit einfachem Rohrblatt setzte sich weiters das Chalumeau durch (nicht zu
verwechseln mit der Schalmei der Renaissance). Bei den Blechblasinstrumenten wurden die
Posaune und zunächst auch der Zink übernommen. Letzter wurde bis zur Jahrhundertmitte
vor allem in der Kirchenmusik eingesetzt.
Bei den Streichinstrumenten verschwanden Liren, Rebecs, Fideln und zuletzt auch die
Gamben und wurden durch die Violinenfamilie ersetzt.
Bei den Zupfinstrumenten wurden Harfe und Laute übernommen und weiterentwickelt. In
Italien kam die aus der Mandora entwickelte Mandoline auf.
Von den Schlaginstrumenten der Renaissance wurde nur die Pauke übernommen. Dafür gab
es in dieser Zeit aber einige kuriose Erscheinungen wie das pantalonische Cymbal in Sachsen
und das Salterio in Italien, das sogar eine gewisse Breitenwirkung erlangte. Vor allem in der
französischen Barockmusik wurden gelegentlich ältere Instrumente wie die Drehleier oder
leise klingende Sackpfeifen eingesetzt.
Das auf Streichinstrumenten aufgebaute und mit Blasinstrumenten ergänzte Orchester begann
sich zu standardisieren – in schrittweiser Abkehr von den freien und wechselnden
Instrumentalbesetzungen der Renaissance.
Tasteninstrumente wie Cembalo und Orgel erfuhren eine Erweiterung ihres Umfangs und
ihrer Register und eine Verbesserung ihrer Mechanik.
Bedeutende Vertreter
Frühbarock - von Italien in die Welt
Die italienische frühbarocke Musik bringt eine historisch fast einzigartige „Masse“ an
Komponisten mit sich. Es entwickelt sich wesentlich die Sonate und das „Konzertieren“ in
verschiedenen Formen. Dies wirkt sich auch gewichtig auf die katholische Kirchenmusik aus.
Die hier entwickelten Techniken und musiktheoretischen Überlegungen verbreiten sich nach
und nach über ganze Europa (und damit später über die ganze Welt).
Die bedeutensten weiteren Zentren im 17. Jhdt (alle unter italienischem Einfluss):
London
Frankreich - Hochbarock
Das französische Musikleben des späten 17. Jahrhunderts wurde maßgeblich von Jean-
Baptiste Lully (1632–1687) am Hofe Ludwigs XIV. geprägt. Die eingängige Musik Lullys,
die vor allem die Tanzbegeisterung dieser Epoche befriedigte, prägte den „Barock“ das
höfische Leben. Als typisch französische musikalische Form sei die Suite genannt, große
Bedeutung hatte auch das Ballett (allein und in der Oper).
In Deutschland wurde die Musik vor allem von den Komponisten der norddeutschen
Orgelschule geprägt, deren repräsentativster Vertreter Dietrich Buxtehude (1637–1707)
war. Aus dem geistlichen Konzert entstand hier die deutsche Kantate.
In England ist die herausragende Persönlichkeit zunächst der früh verstorbene Henry Purcell
(1659-1695), der einen eigenen, ganz individuellen Stil entwickelt. Die weiteren
Entwicklungen in England sind hauptsächlich von nicht-englischen Künstlern geprägt: v.a.
G.F. Händel, der italienischen Oper und einem frühen Aufblühen des öffentlichen
Konzertlebens (siehe Christian Bach).
Spätbarock
Der Übergang von „Barock“ zu „Klassik“ (beide Begriffe sind spätere Erfindungen) umfasst
den weitläufigen Zeitraum von (frühestens) 1720 (bedeutende Innovationen in Italien – siehe
Sammartini, D. Scarlatti) bis (spätestens) 1767 (Tod Telemanns), und wird durch folgende
Begriffe grob umrissen: Galanter Stil, Empfindsamer Stil (Einfluss der „Aufklärung“), Früh-
bzw. Vorklassik, Bach-Söhne, Mannheimer Schule, 1. Wiener Schule, Aufblühen des
Öffentlichen Konzertlebens, Opernreformen (Opera buffa und v.a durch Gluck).
Komponisten im Barockstil hat es aber bis zum Ende des 18. Jahrhunderts gegeben, z.B. den
zu Lebzeiten in England sehr beliebten Niederländer Pieter Hellendaal. Bezeichnend ist u.a.
das Verschwinden des Generalbasses zugunsten auskomponierter (obligater) Stimmen. Das
Cembalo wird „historisch“ und vom (Hammer-)Klavier verdrängt.
Geistiger Hintergrund
Typisch für die Zeit des Barocks ist der Absolutismus, der seinen reinsten Ausdruck am Hofe
Ludwig XIV. fand und dessen kulturelles Schaffen in ganz Europa imitiert wurde. Die Kultur
blühte unter feudalistischer Förderung auf, und in Bauwerken, Gartenanlagen und anderem
wurde das Repräsentative und Monumentale bis hin zum Übertriebenen angestrebt.
Die Bezeichnung dieser Epoche stammt vom portugiesischen „barroca“ – einem vieldeutigen
Begriff, der u. a. Tongefäße, aber auch Lehm/Geröll bedeutet. Hingegen ist „barocca“ die
spätere italienische Variante – hier bereits ausschließlich als Bezeichnung der barocken
Epoche. Der Ausdruck Barock ist auf jeden Fall eine eher unfreundliche Titulierung, die erst
in nachbarocker Zeit zum Namen besagter Epoche wurde. Frischs Deutsch=Französisches
Wörterbuch („andere Auflage“, 1719) bezeichnet „baroque“ als eine Perle, „die nicht gantz
rund“ sei.
Ansonsten fühlte sich der Zeitgenosse des Barocks als ein Vertreter einer modernen,
aufgeschlossenen, „galanten“ Zeit. Problematisch ist die Tatsache, dass der Stilbegriff
„Barock“ für recht verschiedene Zeitströmungen steht. Das Frühbarock neigte eher zum
Derben, Rauen – völlig im Gegensatz zur Galanterie des Hochbarock. Die Bezeichnung
„Spätbarock“ ist ebenfalls problematisch, weil diese spätere Epochen überschneidet, die
eigentlich einen eigenen Namen haben (Régence, Rokoko).
In den Künsten der Barockzeit interessierte man sich insbesondere dafür, die verschiedenen
menschlichen Stimmungen (Affekte) zum Ausdruck zu bringen und in festen Formen zu
repräsentieren.
Eine besondere Vorliebe hatte man für die Allegorie, damals im deutschsprachigen Raum
auch als „Sinnbildniß“ bezeichnet. Die Ideale der Galanterie waren eigentlich
moralphilosophisch gemeint. Es ging dabei schlicht um die Regelung menschlichen
Zusammenlebens: Rücksicht, Zuvorkommenheit, Höflichkeit, Duldsamkeit. Doch schon
damals interpretierten „leichtlebige“ Gemüter das Wesen des Galanten zu einer Lebensweise
um, die darauf bedacht war, das jeweils andere Geschlecht mit vorgeschütztem Anstand für
sich einzunehmen. Religiöse Schwärmer nahmen dies wiederum zum Anlass, bekennend
galanten Damen und Herren generell sündhafte Absichten zu unterstellen. Hier zeigt sich das
Widersprüchliche des Barocks: Auf der einen Seite steht es für Lebensfreude, Lust –
andererseits stößt man auch immer wieder auf streng asketische Haltungen (siehe u. a.
Pietismus).
Mit dem Tode des Sonnenkönigs (1715) schien sich dann das Zeitgefühl verändert zu haben.
In der Mode schlugen ab etwa 1715 völlig neue Akzente durch: der Barock verabschiedete
sich langsam und es bahnt sich der Regence-Stil an – um die Mitte des Jahrhunderts abgelöst
vom Rokoko, jedoch verschwimmen im musikhistorischen Bereich die Begriffe „Barock“ und
„Rokoko“.
Moderne Rezeption
Wiederentdeckung
Nach dem Ende des Barockzeitalters wurde Barockmusik als veraltet betrachtet und nicht
mehr aufgeführt. Lediglich die Musik von Händel, besonders die Oratorien gerieten nicht in
Vergessenheit und wurden auch Ende des 18. und zu Beginn des 19. Jahrhunderts aufgeführt.
Zur gleichen Zeit begannen sich mehrere Musikliebhaber mit älterer Musik zu beschäftigen.
Zu nennen sind etwa Raphael Georg Kiesewetter, Simon Molitor oder Johann Nikolaus
Forkel.
Ein wichtiger Meilenstein für die Wiederentdeckung von Johann Sebastian Bach war die
Wiederaufführung der Matthäuspassion durch Felix Mendelssohn Bartholdy im Jahre 1829.
Andere Komponisten mussten bis ins 20. Jahrhundert auf ihre Entdeckung warten, etwa
Vivaldi, von dem man bis in die 1920er Jahre kaum mehr kannte als Die vier Jahreszeiten.
Heutige Sichtweise
Mit der Wiederentdeckung von Bach durch Mendelssohn begann die bis heute andauernde
Berühmtheit und Wertschätzung von J.S. Bach. Vielen gelten seine Werke heute als Inbegriff
und teilweise "Vollendung" des Barocks. Jedoch war Bach zu Lebzeiten kaum außerhalb von
Sachsen und Thüringen bekannt. Dennoch verhalf vor allem das populäre Interesse an Bach
zum Wiederaufleben der Barockmusik.
Mit der historischen Aufführungspraxis, die anfangs belächelt wurde und sich erst etwa in den
1970er Jahren durchsetzte, kam es auch zu einer zunehmenden Öffnung des barocken
Repertoires. Heute werden weltweit ähnlich viele Tonträger der Alten Musik – darunter
insbesondere des Barocks – wie der klassischen Musik nachfolgender Epochen verkauft.
2. Liste von Barockkomponisten
•
Frühbarock
Frankreich
Italien
Jacopo Peri
Claudio Monteverdi (Portrait von Bernardo Strozzi)
England
Dänemark/Schweden
Deutschland/Österreich/Schweiz
Spanien/Portugal
Mexiko
Polen/Böhmen/Schlesien
Italien
England
Niederlande/Belgien
Dänemark-Norwegen/Schweden
Deutschland/Österreich/Schweiz
Spanien/Portugal
Russland
Polen/Böhmen/Schlesien
Niederlande/Belgien
Italien
Böhmen/Polen/Schlesien
Spanien/Portugal
England
Skandinavien
- Claudio Merulo
Claudio Merulo
Merulo starb nach kurzer schwerer Krankheit am 5. Mai 1604. Er erhielt ein Staatsbegräbnis
und wurde in der Kathedrale von Parma an der Seite des Komponisten Cipriano de Rore
begraben.
Werk
Von Zeitgenossen wurde er als einer der besten Organisten seiner Zeit geschätzt und gilt
als ein Pionier der Toccata. Die von ihm überlieferten Orgelwerke sind echte
Instrumentalwerke, die sich von der reinen Nachahmung des vokalen Stils deutlich
entfernt haben. Er komponierte vielfach im Rahmen der venezianischen Mehrchörigkeit
und gehört zu den Pionieren des Stylus Phantasticus. Zu seinen Schülern gehörten
Florentio Maschera (um 1540 – 1584) und Giovanni Battista Mosto.
Literatur
• Giuseppe Martini: Claudio Merulo. Ordine Costantiniano di San Giorgio, Parma
2005, ISBN 88-901673-8-6 (Biographie)
https://www.youtube.com/watch?v=VUR6kW-Gfh0&t=64s
Stylus Phantasticus
Der Stylus Phantasticus (auch Stylus Fantasticus oder Fantastischer Stil) ist eine aus
Italien stammende Stilrichtung in der Musik des Barock, deren Anfänge auf Claudio
Merulo zurückgehen und die in der norddeutschen Orgelschule des späten 17.
Jahrhunderts ihren Höhepunkt erreichte.
Im Stylus Phantasticus gehaltene Werke zeichnen sich durch ein aus der
Improvisationspraxis abgeleitetes dramatisches Spiel aus, bei dem kurze,
unterschiedliche und teilweise dissonante, bizarre Figuren, extrem chromatische
Abschnitte, rasende Läufe auf originelle Weise miteinander verknüpft werden. Dies
geschieht durch die Verwendung von Ostinato-Strukturen, über denen die
Soloinstrumente, ähnlich wie in der heutigen Improvisationspraxis des Jazz, komplexe
Kontrapunkte entwickeln.
Weitere Pioniere dieses Stils neben Merulo waren Girolamo Frescobaldi (1583–1643),
Giovanni Pandolfi (c. 1620–1669) und Johann Jakob Froberger (1616–1667). In
verschiedenen Sonaten von Heinrich Ignaz Biber, Dietrich Buxtehude oder Francesco
Maria Veracini erreicht der Stylus Phantasticus Höhepunkte. Ein beeindruckendes
Beispiel ist Johann Sebastian Bachs Chromatische Fantasie und Fuge. Aber auch Bachs
Söhne setzten diesen Stil fort.
Im Gegensatz zum Stylus Phantasticus steht der Stile Antico. Dieser aus der Renaissance
stammende strenge kontrapunktische Stil wurde vor allem bei liturgischen
Kompositionen angewandt, die Beherrschung dieses Stils verlor sich zusehends ab der
zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts..[1][2]
„Der Stylus Phantasticus ist die allerfreieste und ungebundenste Setz-Sing- und
Spiel-Art, die man nur erdencken kan, da man bald auf diese bald auf jene Einfälle
geräth, da allerhand sonst ungewöhnliche Gänge, versteckte Zierrathen,
sinnreiche Drehungen und Verbrämungen hervorgebracht werden, ohne
eigentliche Beobachtung des Tacts und Tons; bald hurtig bald zögernd; bald ein-
bald vielstimmig; bald auch auf eine kurze Zeit nach dem Tact: ohne Klang-
Maasse; doch nicht ohne Absicht zu gefallen, zu übereilen und in Verwunderung
zu setzen.“
Johann Joachim Quantz schrieb: „In diesem Stil findet man eher Frechheit und verworrene
Gedanken, als Bescheidenheit, Vernunft und Ordnung“
- Claudio Monteverdi
Jugendzeit
Mantua
1590 wurde Monteverdi an den Hof des Herzogs Vincenzo I. Gonzaga als Sänger und
Violist nach Mantua bestellt, wo er 22 Jahre lang bleiben sollte. Er fand dort mit einem
vollständigen Orchester und herausragenden Solisten außergewöhnlich gute
Bedingungen vor. Monteverdi wurde dort 1594 ein sogenannter „Cantore“. Er heiratete
Claudia de Cattaneis, die Tochter eines ansässigen Musikers. 1597 bereiste er mit dem
Orchester Flandern, wo er die großen Meister des franko-flämischen Stils kennenlernte.
Nach seiner Rückkehr wurde er 1601 zum Kapellmeister berufen, trotz der Angriffe von
Giovanni Artusi, welcher den harmonischen Neuerungen von Monteverdi zu viel
„Modernität“ vorwarf, da er im Dienste des Ausdrucks die alten Regeln des
Kontrapunktes missachtete.
Trotz seiner Verpflichtungen gegenüber dem Hof komponierte Monteverdi von 1590 bis 1605
vier weitere Madrigalbücher. Von der Monodie, mit ihrer Betonung klarer Melodielinien,
verständlicher Texte und einer zurückhaltend begleitenden Musik, war es nur ein
kurzer, logischer Schritt zur Entwicklung der Oper. 1607 komponierte er eine der
ersten ihrer Art, L’Orfeo, die als Auftragsarbeit anlässlich des jährlichen Karnevals in
Mantua erschien und am 24. Februar uraufgeführt wurde; sie war auf Anhieb ein
großer Erfolg. Vom Tod seiner Frau, die im September in Cremona begraben wurde, zeigte
sich Monteverdi tief getroffen. Nachdem er sich zunächst geweigert hatte, nach Mantua
zurückzukehren, komponierte er dort 1608 eine weitere Oper, L'Arianna, von der nur das
Lamento überliefert ist.
Venedig
Nach einem kurzen Aufenthalt in Cremona wurde Monteverdi 1613 einstimmig zum
Kapellmeister des Markusdoms in Venedig ernannt, eines der bedeutendsten
musikalischen Ämter der damaligen Zeit, wo er den Chor wiederbelebte, neue virtuose
Sänger wie Francesco Cavalli engagierte, neue Noten einkaufte, das Singen von Messen
an Wochen- und Festtagen wieder einführte und dafür sorgte, dass die Mitglieder des
Instrumentalensembles Monatslöhne erhielten, anstatt wie bisher auf Tagesbasis bezahlt
zu werden. Damit begannen seine wohl angenehmsten und produktivsten Jahre. Parallel
zu zahlreichen geistlichen Werken führte Monteverdi sein weltliches Werk weiter und
veröffentlichte zwischen 1614 und 1638 die Madrigalbücher VI bis VIII.
Nach dem Tod seines Sohnes, der der Pestepidemie während des Mantuanischen
Erbfolgekriegs zum Opfer fiel, wurde Monteverdi zusehends krank. 1632 ließ er sich, auch
unter dem Eindruck einer Pestepidemie, zum Priester weihen. Insbesondere durch die
Eröffnung des ersten öffentlichen Opernhauses in Venedig im Jahre 1637 angeregt,
verfasste er weitere Bühnenwerke, darunter Il ritorno d’Ulisse in patria (1641) und
L’incoronazione di Poppea (1642). Zeitgleich überwachte er die Ausgabe seiner
ausgewählten geistlichen Musik in der Sammlung Selva morale e spirituale (1641). Nach
einer letzten Reise nach Cremona und Mantua starb er 1643 in Venedig, wo ihm ein
feierliches Begräbnis zuteil wurde. Sein Grab befindet sich in der Kirche Santa Maria
Gloriosa dei Frari in der ersten der vier Kapellen, die den Hauptchor flankieren.
Bedeutung
Monteverdi führte die von den Florentinern (Jacopo Peri) kurz vor der Jahrhundertwende als
neue musikalische Form entwickelte Oper zu ihrem ersten Höhepunkt und erntete bereits zu
Lebzeiten großen Ruhm. Insgesamt komponierte er mindestens 18 Opern; aber nur L’Orfeo,
L’Incoronazione di Poppea, Il ritorno d'Ulisse in patria und die Arie „Lamento“ aus seiner
zweiten Oper L’Arianna blieben erhalten.
Monteverdis 8. Madrigalbuch enthält die „Madrigale von Liebe und Krieg“ (Madrigali
guerrieri et amorosi), welche vielfach als die vollendetsten Beispiele dieser Form
angesehen werden. Insgesamt demonstrieren die acht Bücher den bedeutenden Schritt
vom polyphonischen Stil der Renaissancemusik zum monodischen Stil des Barock.
Nach seinem Tod geriet Monteverdi lange Zeit in Vergessenheit; erst mit Gian
Francesco Malipiero, der Monteverdis Kompositionen von 1916 bis 1942 in sechzehn
Bänden veröffentlichte, erwachte wieder das Interesse an seinem Werk. Ein
Werkverzeichnis, das Stattkus-Verzeichnis, erschien 1985.
Geistliche Werke
Weltliche Vokalwerke
Bühnenwerke
„Orfeo“:
https://www.youtube.com/watch?v=0mD16EVxNOM
https://www.youtube.com/watch?v=LARI9cIub1k
Leben
Francesca Caccini erhielt ihre erste musikalische Ausbildung
bei ihrem Vater Giulio Caccini (1545-1618) in Gesang und
Laute. 1600 trat sie erstmals in Florenz als Sängerin auf. Für
die Zeit 1604/1605 wurde die Familie Caccini auf Wunsch von
Königin Maria de Medici an den Hof Heinrichs IV. nach Paris
beurlaubt. Hier wurde Francesca angeboten, dauernd am Hofe in Paris zu bleiben. Doch
Großherzog Ferdinando I. de’ Medici beorderte die Familie zurück nach Florenz. Florenz war
zu dieser Zeit eines der wichtigsten Kulturzentren. Hier blieb Francesca dann bis zu ihrem
Lebensende.
Francesca Caccini zählte zu den besten Sängerinnen ihrer Zeit. Sie begleitete sich stets
selbst auf dem Cembalo oder auf der Laute. Als ihr Vater 1618 starb, war sie neben Jacopo
Peri die wichtigste Musiker-Persönlichkeit in Florenz.
• Il passatempo (1614);
• Il ballo delle Zigane (1615);
• La fiera (1619);
• Il martirio di S. Agata (1622);
• La liberazione di Ruggiero dall'isola d'Alcina (1625);
Es ist der Forschungsarbeit der Dirigentin Elke Mascha Blankenburg zu verdanken, dass La
liberazione di Ruggiero nach 355 Jahren anlässlich des Internationalen Komponistinnen
Festivals im Jahr 1980 durch die Kölner Oper eine Wiederaufführung erlebte. Regie
führte Andrea von Ramm. Im Oktober 1990 wurde das Balletto zum ersten Mal wieder als
Gesamtkunstwerk aufgeführt. Die Ausführenden waren Julia Henning („Alcina“), Knut
Schoch („Ruggiero“) u.a. Solisten, der Kammerchor Fontana d'Israel und ein Ensemble mit
historischen Instrumenten. Musikalische Leitung: Isolde Kittel-Zerer, Inszenierung: Christa
Leiffheidt, Bühnenbild: Matthias Moebius, Kostüme: Ralf Christmann. Aufführungsort:
Eingangshalle und Treppenhaus des Museums für Hamburgische Geschichte, Holstenwall,
Hamburg.
Weitere Werke
• Rinaldo innamorato (nicht gedruckt);
• 1 Buch geistlicher und weltlicher 1-2stg. Kantaten mit Continuo (1618).
- Barbara Strozzi
.
Barbara Strozzi komponierte vorwiegend für den Eigengebrauch, das heisst für Sopran
solo. Die vorzugsweise von ihr gewählte Besetzung ist die für eine Singstimme, zwei
Melodieinstrumente und Basso continuo. Ihre Kompositionen zeigen, dass sie mit den
damals üblichen Stilmitteln vertraut war; sie weisen Gemeinsamkeiten mit der frühen Oper
auf. Individuell gestaltet sind vor allem die virtuosen Basslinien. Die Dissonanzbehandlung
weicht um der tonmalerischen Textdarstellung willen häufig von den Regeln des strengen
Satzes ab. Mehrfach verwendet Barbara Strozzi das „Genere Guerriero“.
Rezeption
• Irene Andessner porträtiert sich in ihrem Bildzyklus Donne illustri von 2003 unter
anderem als Barbara Strozzi.
• Luigi Dallapiccola liess 1940 Strozzis Canzonetta Amor dormiglione für Sopran und
Basso continuo in seiner Bearbeitung für Kammerensemble aufführen.[1]
• Von Russell Hoban erschien 2007 das Buch My Tango with Barbara Strozzi.
• In Jochen Kelters Roman Hall oder die Erfindung der Fremde verbirgt sich hinter der
Hauptfigur Mariana Caldi jene von Barbara Strozzi.
• Georg Gräwe hat Barbara Strozzi oder Die Avantgarde der Liebe als Musiktheater
komponiert. Dessen Uraufführung im Luzerner Theater war im Mai 2010.[2]
- Caterina Assandra
Caterina Assandra (* um 1590 in Pavia; † nach 1618) war eine italienische Komponistin
und Benediktinerin.
Leben
Caterina Assandra erhielt ihre Ausbildung durch den möglicherweise aus deutschem
Sprachgebiet stammenden Don Benedetto Re, der von 1606 bis 1626 Organist am Dom von
Pavia war. Vermutlich in Anbetracht ihres Eintrittes in einen Orden machte sie die
Ausbildung. In einem Vorwort zu Werken von Giovanni Paolo Cima wird Catarina Assandra
äußerst lobend als Komponistin durch den Verleger ihrer beiden Sammlungen, Filippo
Lomazzo, erwähnt. Assandra verfasste eine Orgeltabulatur und komponierte zwei
Sammlungen Motetten. Ihr Leben verbrachte sie im Kloster Sant'Agata in Lomello, in das sie
vermutlich 1609 eintrat. [1]
Werke
• Ihr erste Werkesammlung op. 1 von etwa 1608 gilt als verschollen, lediglich ist ihre
Orgeltabulatur erhalten.
• Die Motetti à due, & tre voci, op. 2 (Mailand, 1609) waren dem Bischof von Pavia,
Graf Giovanni Battista Biglio gewidmet. Ein Exemplar befindet sich in der Thurn und
Taxis-Hofbibliothek in Regensburg.
Literatur
• Jane Bowers und Judith Tick, Women Making Music. University of Illinois Press
(1986). ISBN 0-252-01470-7
Wegbereiter der Sonate:
- Biagio Marini
Biagio Marini (* 3. Februar 1594 in Brescia, getauft 5. Februar 1594 in Brescia; † 17.
November 1663 in Venedig) war ein italienischer Violinist und Komponist des Barock.
Leben
Marini gilt als einer der frühen Violinvirtuosen und Komponisten. Unterrichtet wurde er
vermutlich durch seinen Onkel Giacinto Bondioli. Ab 1615 wirkte er als Violinist unter
Claudio Monteverdi am Markusdom in Venedig, 1620 in Brescia. 1621 finden sich Spuren
am Hof der Farnese in Parma. Fast 30 Jahre lang war in den Diensten des Herzogs und
Pfalzgrafen Wolfgang Wilhelm in Neuburg an der Donau tätig.
Bedeutung
Marini nahm eine wichtige Stellung in der Entwicklung der frühen Violin- und
Triosonate ein. Erstmals findet man in seinen Werken spieltechnische Neuerungen, so
schrieb er erstmals Doppel- oder Trippelgriffe und das Bogenvibrato vor. Auch führt er
als erster die Skordatur in zwei Sonaten des Op.8 ein.
Er gilt als früher Virtuose seines Instruments und als einer der ersten bedeutenden
Komponisten von Instrumentalmusik. Die Wirkung Marinis auf die italienische Musik im
17. Jahrhundert kann durchaus verglichen werden mit jener von Heinrich Schütz auf die
deutsche Musik seiner Zeit.
Gedruckte Werke
• Op. 1 Affetti musicali (1617 Venedig)
• Op. 2 Madrigali e symfonie
• Op. 3 Arie, madrigali et corenti (1620 Venedig)
• Op. 5 Scherzi e canzonette (1622 Parma)
• Op. 6 Le lagrime d’Erminia in stile recitativo
• Op. 7 Per le musiche di camera concerti
• Op. 8 Sonate, symphonie…e retornelli (1629 Venedig)
• Op. 9 Madrigaletti
• Op. 13 Compositioni varie per musica di camera
• Op. 15 Corona melodica
• Op. 16 Concerto terzo delle musiche da camera (1649 Mailand)
• Op. 18 Salmi per tutte le solennità dell’anno concertati nel moderno stile
• Op. 20 Vesperi per tutte le festività dell’anno
• Op. 21 Lagrime di Davide sparse nel miserere
• Op. 22 Per ogni sorte di strumento musicale diversi generi di sonate, da chiesa, e da
camera (1655 Venedig)
• 2 Motetten
Literatur
• Georg Brunner Biagio Marini: Die Revolution in der Instrumentalmusik. (Edition
Descartes 10) Verlag Bickel, Schrobenhausen 1997, ISBN 392280392X
• Dora J. Iselin Biagio Marini. Sein Leben und seine Instrumentalwerke (Phil. Diss.).
Hilburghausen/Basel 1930.
Affetti musicali
https://www.youtube.com/watch?v=LMCzpxSWk7w
- Salamone Rossi
Salamone Rossi (auch Salomone Rossi; * um 1570; † um 1630) war ein italienischer
Komponist des Frühbarock.
Leben
Salamone Rossi entstammte der alteingesessenen italienisch-jüdischen Familie der de Rossis
(Me-Ha-Adumim), die ihre Ursprünge auf die Zeit des Exils unter Titus zurückführte. Als
junger Mann machte er sich einen Namen als Violinist. 1587 wurde er unter Vincenzo I.,
anfangs als Sänger und Geiger, am Mantuaner Hof der Gonzagas angestellt, wo bereits seine
Schwester Europa als Sängerin wirkte. Schnell stieg er zum Kapellmeister auf und trat durch
instrumentale und vokale Kompositionen in Erscheinung. Rossi strebte zunächst dem
großen Vorbild Claudio Monteverdi nach und veröffentlichte 1589 einen Band mit 19
dreistimmigen Canzonetten. Dabei handelt es sich um tanzartige Stücke zum Singen oder
Spielen, ebenso wie Balletto und Villanelle sehr viel weniger anspruchsvoll als das kunstvolle
Madrigal. Die Stelle als Geiger behielt er bis 1622. Rossis Spuren verlieren sich nach 1628;
man nimmt an, dass er bei der österreichischen Invasion während des Mantuanischen
Erbfolgekrieges, den damit verbundenen antisemitischen Ausschreitungen oder den
darauffolgenden Seuchen ums Leben kam.
Werk
Seine größten Erfolge erzielte Salamone Rossi mit seiner Instrumentalmusik. Zunächst
veröffentlichte er 1607 und 1608 zwei Bände mit drei- und vierstimmigen Sinfonien und
Gagliarden, kürzere, eher einfache, meist zweiteilig gebaute Stücke. Sein "Terzo Libro"
(1613) und "Quarto Libro" (1622) enthalten dagegen bereits als "Sonata" bezeichnete
Stücke, durch die Rossi als "Erfinder" der barocken Triosonate angesehen werden
kann, also der Sonate in der klassischen Besetzung für zwei Melodieinstrumente (bei Rossi
Violinen oder Zinken) und Basso continuo.
Durch seine Freundschaft mit Leone da Modena, der im Jahre 1605 durch einen
rabbinischen Erlass mehrstimmige Chormusik in der Synagoge für zulässig erklärte,
wurde er zu entsprechenden Kompositionen ermutigt. Im Jahre 1623 erschienen seine
Lieder Salomos (Ha-Shirim Asher li-Shelomoh), die auch eine achtstimmige Vertonung von
Adon Olam sowie zwei Versionen des Kaddischgebetes enthalten. Stilistisch gehören sie zur
frühen Barockmusik, wobei chorale Psalmodie mit der Mehrchörigkeit von Andrea und
Giovanni Gabrieli kombiniert wird. Diese Kompositionen waren zur Feier besonderer Sabbat-
und Festtage in der Synagoge gedacht; siehe dazu auch Jüdische Musik.
Wiederentdeckung
Etwa 200 Jahre nach seinem Tod entdeckte der Baron Edmond de Rothschild auf einer
Italienreise eine aus insgesamt 52 Werken bestehende Sammlung alter Notenbücher mit dem
Namen „Salamone Rossi Ebreo“, die er kaufte und dem Kantor der großen Synagoge von
Paris überließ. Es sollte weitere 100 Jahre dauern, bis Rossis Werke der Musikwissenschaft
zur Verfügung standen.
https://www.youtube.com/watch?v=jxitvIvkgRg
Sonata quarta sopra l'aria di Ruggiero
Massimiliano Neri entstammte einer Musikerfamilie, die ihre Wurzeln in Verona hatte. Von
1644 bis 1664 war er stellvertredender Organist an San Marco und Kapellmeister am
Ospedaletto in Venedig. Ab 1664 hatte er eine Anstellung als Organist und Kapellmeister
beim Kurfürsten von Köln in dessen Residenz in Bonn.
Bekannt sind drei Werkesammlungen. Darunter die dem Kaiser Ferdinand III. gewidmeten
mehrstimmigen Sonaten, Canzonen Op. 2. Beide Instrumentalsammlungen sind von
hervorragender Qualität und enthalten interessante Beispiele der Triosonate. Die Sonaten
Op.2/10 und Op.2/14 hingegen sind die ersten überlieferten Beispiele der Gattung des
Concerto Grosso. Einzelne Stimmen von Neris Werken sind in Berliner und Breslauer
Sammlungen vorhanden.
Werke
• Op.1 "Sonate e Canzone a quatro da sonarsi con diversi stromenti in Chiesa, et in
Camera opra prima" (Venedig 1644)
• Op.2 "Sonate da suonersi con varii strumenti" (Venedig 1651)
• Op.3 "Motetti a due e tre voci. Libro primo opera terza" (Venedig 1664)
Venezianische Opernkomponisten
(nach Monteverdi)
- Francesco Cavalli
Leben
Cavallis Vater und erster Lehrer Giovanni Battista Caletti (1577 –
um 1642) war Domkapellmeister und Organist in Crema. Der venezianische Gouverneur von
Crema Federigo Cavalli wurde sein Patron, der ihn nach Venedig mitnahm und dessen Namen
er später als Opernkomponist übernahm. 1616 engagierte Claudio Monteverdi Cavalli als
Sänger am Markusdom in Venedig, zuerst als Knabensopran, dann als Tenor. 1620 wurde er
Organist in der Kirche San Giovanni e Paolo, was er erst aufgab, als er 1630 die wohlhabende
Witwe Maria Schiavina heiratete. Die Ehe blieb kinderlos und seine Frau starb 1652.
1639 wurde er aufgrund eines Wettbewerbs zweiter Organist in San Marco und führte
seine erste Oper Le Nozze di Teti e di Peleo am Teatro San Cassiano auf, dem ersten
öffentlichen Opernhaus, das zwei Jahre zuvor gegründet worden war. 1641 wurde La
Didone aufgeführt, dessen Libretto von Giovanni Francesco Busenello, dem Librettisten
der Incoronazione di Poppea Monteverdis stammt.[1] 1642 begann mit La virtù de' strali
d'Amore seine Zusammenarbeit mit dem Librettisten Giovanni Faustini (1615–1651). Ihr
letztes gemeinsames Werk wurde in dessen Todesjahr 1651 die Oper La Calisto.
Inzwischen war Cavalli auch international bekannt geworden: seine Oper Egisto wurde
1646 in Paris aufgeführt, Giasone (1649) gehörte zu den meist gespielten Opern des 17.
Jahrhunderts. Antonio Cesti (mit l'Orontea) war mittlerweile sein größter Rivale.
1651 reiste er nach Neapel und führt drei seiner Werke auf. Seine Oper Orione 1653 wurde in
Mailand bei der Wahl von Ferdinand IV. zum römischen König aufgeführt; Hypermestra
(1658) wurde bestellt von Carlo de' Medici.
April 1660 reiste er auf Einladung von Kardinal Mazarin nach Paris, um anlässlich der Heirat
Ludwigs XIV. mit Maria Theresia von Spanien Opern aufzuführen. Der Aufenthalt in Paris
wurde für den erfolgsverwöhnten Cavalli, der allerdings kränkelte und nur auf politischen
Druck (Mazarin wollte ihn unbedingt haben) dorthin reiste, zu einer großen Enttäuschung.
Nach seiner Ankunft starb sein Förderer Mazarin. Aufführungsprobleme oder Intrigen, die
hauptsächlich durch den als Ballett-Komponisten zu den Opern hinzugezogenen Jean-Baptiste
Lully entstanden, kamen hinzu. Sie führten dazu, dass die anlässlich der Hochzeit
komponierte Oper Ercole amante (Der verliebte Herkules) nicht rechtzeitig fertig wurde.
Weil das neue Theater in den Tuilerien nicht fertig war, wurde statt ihrer am 22. November
1660 Cavallis Erfolgsoper Xerxes in der Gemäldegalerie des Louvre aufgeführt. Sie hatte eine
französische Ouverture und statt Chören Ballette von Lully.
Die Aufführung des Ercole Amante fand erst anderthalb Jahre später im Palais des
Tuileries statt und dauerte mehr als sechs Stunden. Zwischendurch wurde getanzt und
gegessen. Es gab mindestens 21 Balletteinlagen [3] komponiert und geleitet von Lully, an
denen auch der Sonnenkönig teilnahm. Das Ballett Hercule amoureux sollte eines der
denkwürdigsten Ereignisse der Musikgeschichte werden, denn hier trat der König nun
zum zweiten Mal als Apollo auf.[4] Im letzten Akt, im Ballett Royal des sept Planetes trat
Louis XIV gleich drei mal als Tänzer auf: als Mars, Pluto und schließlich als Sonne. Der
Hof skandierte während seines Tanzes Lang lebe der Sonnenkönig! Diesen Spitznamen
sollte Ludwig XIV. sein Leben lang behalten. Lullys Ballette wurden bejubelt, Cavallis
Oper sehr viel verhaltener aufgenommen, teilweise deshalb, weil sie in Italienisch war
und möglicherweise auch weil ein Kastrat darin sang.
Nachleben
Cavalli war der erfolgreichste Opernkomponist in der Mitte des 17. Jahrhunderts, in einer
Zeit, als sich in vor allem in Venedig in der Nachfolge Monteverdis die Oper herausbildete
und dort einen wahren „Boom“ erlebte, der auch auf das übrige Europa ausstrahlte, da sich die
herrschende Schicht häufig in Venedig beim Karneval traf. Zusammen mit dem Librettisten
Giovanni Faustini, mit dem er in den 1640ern die meisten seiner Opern schrieb, machte er aus
der Oper eine populäre Unterhaltung. Cavalli reduzierte Monteverdis extravagantes Orchester
für die Intendanten auf (billigere und) praktischere Maße, führte Belcanto, mit melodiösen
Arien wie das Lamento, in die Musik ein und beliebte komische Typen in seine Opern ein.
30 Opern von Cavalli sind überliefert (von etwa 40), die meisten werden in der Biblioteca
Marciana in Venedig aufbewahrt (aus der Sammlung von Marco Contarini). Cavallis Opern
weisen all die charakteristischen Übertreibungen und Absurditäten des 17.
Jahrhunderts auf, aber sie besitzen auch einen bemerkenswerten Sinn sowohl für
dramatische Wirkung als auch für musikalische Leichtigkeit, und einen grotesken
Humor, der kennzeichnend für die große italienische Oper bis zum Tod Alessandro
Scarlattis war. Seine Opern wurden wie alle damaligen Opern im Allgemeinen nur eine
Saison aufgeführt. Erste Wiederaufführungen wurden durch Raymond Leppard beim
Glyndebourne Festival in den 1960er Jahren durchgeführt. Seitdem wurden mehrere Opern
Cavallis neu aufgeführt, insbesondere La Calisto unter anderem von René Jacobs.
Werke
Opern
Leben
Als Pietro Cesti getauft, trat er als Vierzehnjähriger in den Franziskanerorden ein und nahm
den Namen Ordensnamen Antonio an. Der Eintritt in einen Orden war für ihn wie für viele
andere junge Menschen seiner Zeit der einzige Weg, eine musikalische Ausbildung zu
erhalten. Er wurde in Rom von Giacomo Carissimi ausgebildet und bekleidete im
Anschluss daran verschiedene kirchenmusikalische Ämter in Italien, so wurde er mit
Zwanzig Organist der Kathedrale und Musikmeister des Seminars in Volterra, 1647 trat er
aber auch als Sänger im neu restaurierten Theater von Siena auf. 1650 befand sich Cesti in
Florenz, wo er sich ungeachtet seines Ordensgelübdes bald einen Namen in der Theaterwelt
machte. So sang er in Francesco Cavallis Oper Giasone in Lucca, was ihm eine
Verwarnung des Minoritenordens eintrug. Dennoch fühlte er sich stark genug 1651 und
1652 in Venedig seine ersten beiden Opern in Szene zu setzen. In den Jahren 1652 bis
1657 wurde Cesti als Kammerkapellmeister also als Musikdirektor der Privatkapelle
von Erzherzog Ferdinand Karl in Innsbruck angestellt. Dort produzierte er zusammen
mit dem ebenfalls aus Arezzo gebürtigen Librettisten Giovan Filippo Apolloni drei
Aufführungen, die selbst für italienische Verhältnisse großen Erfolg hatten: Argia wird
zu Ehren der frisch zum Katholizismus konvertierten Königin Christine von Schweden
aufgeführt, die auf dem Weg nach Rom in Innsbruck Station machte. 1656 folgte
Orontea anlässlich des Karnevals und La Dori 1657.
Cesti musste sich 1659 auf Befehl des Franziskanerordens nach Rom begeben, wo er, vom
Gelübde entbunden, in der Sixtinischen Kapelle sang und komponierte.
In den Jahren 1665 bis 1667 wirkte er als Kapellmeister am Hof von Kaiser Leopold I.
in Wien und komponierte dort für die Hochzeitsfeier des Kaisers seine wohl
berühmteste Oper, Il Pomo d’oro. Letztlich kehrte Cesti nach Italien zurück, da ihm der
vorgeschriebene Prunk in Wien nicht gefiel. 1669 wirkte er am Hof des Erzherzogs in
Florenz, in Siena leitete er Opernaufführungen und auch für Venedig nahm er Aufträge
an. Cesti war neben Francesco Cavalli der bedeutendste Opernkomponist seiner Zeit.
Der Vorname Marc' Antonio, der häufig in der Literatur erscheint wurde ihm irrtümlich
gegeben.
Literatur
• Antonio Cesti: Il Pomo d'Oro. (Music for acts III and V from Modena, Biblioteca
Estense, Ms. Mus.E.120) (= Recent Researches in the Music of the Baroque Era 42).
Edited by Carl B. Schmidt. A-R Editions, Madison WI 1982, ISBN 0-89579-168-4.
Werke (Auszug)
Neben seinen Opern komponierte Cesti zahlreiche weltliche Kantaten und einige
kirchenmusikalische Vokalwerke.
https://www.youtube.com/watch?v=c0pyTKNZ4sI
International Singing Competition for Baroque Opera Pietro Antonio Cesti during the Innsbrucker
Festwochen 2013
https://www.youtube.com/watch?v=_gXisSOsfNY
Die Aufführung von Pomo d´oro 1667 in Wien war eines der spektakulärsten Musikereignisse des 17.
Jhdts. Die Dauer beträgt über 5 Stunden.
Weitere:
- Gregorio Allegri (Rom)
Seine wohl berühmteste Komposition ist das neunstimmige Miserere, das im Laufe der
Jahre viele zusätzliche Einflüsse und Veränderungen erfuhr. Das Stück wurde bis 1870
jedes Jahr in der Karwoche in der Sixtinischen Kapelle aufgeführt und durfte nicht
kopiert werden. Bei einem Besuch dort im Jahr 1770 hörte Wolfgang Amadeus Mozart
das Musikstück und schrieb es später aus dem Gedächtnis nieder. Eine erste
Veröffentlichung des Werkes aus dem Jahr 1771, stammt von Charles Burney. (Der Mythos
ist als Ganzes recht übertrieben.)
- Girolamo Frescobaldi (Orgel)
Girolamo Frescobaldi
Leben
Frescobaldi gilt zusammen mit Sweelinck als der
einflussreichste Komponist für Tasteninstrumente der
ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Er wuchs in Ferrara
auf, wurde von Luzzasco Luzzaschi unterrichtet, und
erstaunte seine Mitbürger schon im Alter von 17 Jahren
durch sein hervorragendes Orgelspiel. 1607 wurde er in Rom als Organist an der Kirche Santa
Maria in Trastevere angestellt und reiste im Gefolge seines Patrons, Kardinal Guido
Bentivoglio, nach Brüssel, wo er sich ein knappes Jahr aufhielt. Nach seiner Rückkehr nach
Rom 1608 erlangte er dank Bentivoglios Fürsprache eine Anstellung als Organist der
Peterskirche und amtierte daneben als Musiker für römische Persönlichkeiten wie zum
Beispiel den Kardinal Pietro Aldobrandini. 1615 war er ein Jahr lang Organist in Mantua
und von 1628 bis 1633 Hoforganist in Florenz. 1634 übernahm er wiederum die Stelle
als Organist am Petersdom.
Hier muss Frescobaldi wahre Triumphe gefeiert haben, bei jedem seiner Konzerte sollen
tausende Hörer zusammengekommen sein. In Rom verkehrte er weiterhin in
gesellschaftlich hohen Kreisen; einige seiner Werke sind der Familie Barberini gewidmet, aus
welcher der damalige Papst stammte.
Eine Toccata
https://www.youtube.com/watch?v=mVENq7tlxBU
- Giacomo Carissimi (Rom)
Giacomo Carissimi
Durch Carissimi erhielt die seit Beginn des 17. Jahrhunderts einsetzende
Reformbewegung der italienischen Musik ihren ersten Abschluss. Er formte die
weltliche Kantate, die Arie und auch das Duett in einer so gekonnten Weise, dass die
ganze weitere Entwicklung dieser Formen auf seine Ideen einging. Insbesondere gilt dies
für das Rezitativ. Auch den Chören verlieh Carissimi eine gesteigerte
Ausdrucksfähigkeit.
Ein Hauptverdienst des Komponisten bleibt, dass er auch der Kirchenmusik diesen
neuen Stil aufzuprägen versuchte. Hierzu komponierte er eine Reihe Historien in
Kantatenform. Hier verband sich der begleitete Sologesang mit ausdrucksstarken
Chören. Damit erfand er das spätere biblische Oratorium. Einer seiner Schüler war
vermutlich Alessandro Scarlatti, sicherlich aber Philipp Jakob Baudrexel, Antonio Cesti
sowie Marc-Antoine Charpentier.
Sein Nachfolger als Maestro di Cappella im Collegio Germanico 1686, beschreibt ihn als:
sehr genügsam in seinen inneren Angelegenheiten, sehr edle Manieren gegenüber Freunden
und Bekannten, groß, dünn und anfällig für Melancholie. [2].
Werke (Auswahl)
• Oratorien
o Historia di Jephte
o Baltazar
o Jonas
o Judicium Salomonis
o Ars cantandi eine Anleitung zur Singkunst. (Deutsche Übersetzung Augsburg 1696)
o Historia Divitis
o Dives Malus
o Historia di Job
o Vanitas Vanitatum
o Oratorio della SS Vergine
- Antonio Bertali (Verona - Opern in Wien)
Antonio Bertali
Antonio Bertali (* März 1605 in Verona; † 17. April 1669 in Wien) war ein italienisch-
österreichischer Komponist und Violinist.
Leben
Antonio Bertali studierte bis zu den niederen Weihen im Jahr 1623 an der Akolythenschule
von Verona. Seine musikalische Ausbildung erhielt er dort vom Domkapellmeister Stefano
Bernardi und von einem Violinisten namens Francesco Lauro. Bereits ab 1620 spielte er
häufig in der „Accademia Filarmonica“ von Verona, wo er Anfang 1624 eine feste
Anstellung erhielt. Ab April 1625 wechselte er in den kaiserlichen Dienst an die Wiener
Hofkapelle, wo er 1649 unter Ferdinand III., Nachfolger von Giovanni Valentini als
Kapellmeister wurde. Im Januar 1631 heiratete er in der Hofburgkapelle die Musikerin und
Kammerdienerin Maria Toppa (um 1617-1666). Am 2. März 1654 erhob der Kaiser Bertali in
den rittermäßigen Adelsstand. Er wurde 1669 in der Wiener Minoritenkirche beigesetzt.
Werke (Auswahl)
Bertali komponierte Opern, Oratorien und Instrumentalmusiken. Mit seinen Opern trug er
maßgeblich zur Festigung der italienischen Operntradition in Wien bei. Etwa die Hälfte
seines umfangreichen Werkes gilt als verschollen, in den Beständen der Wiener
Hofbibliothek und in der Bibliothek des Stift Kremsmünster sind noch zahlreiche
Autographen und Kopien aus der Hand von Bertalis Zeitgenossen Pavel Josef Vejvanovský
erhalten.
Vokal
• Weltliche und kirchliche Kantaten, Motetten, unter anderem Donna real (1631) für die
Hochzeitsfeier 1631 des künftigen Kaisers mit der Infantin von Spanien.
• Le strage de gl'innocenti (Kindermord in Bethlehem)
• Missa Ratisbonensis (1636)
• Lamento della regina d'Inghilterra
• Requiem pro Ferdinando II (1637)
• Mehr als 50 Introitus
Opern
Instrumental
• Sonata Leopoldus I.
• Tausend Gülden Sonate
• Ciaconna in C-Dur für Violine und B.C.
- Alessandro Stradella
Leben
Er war der Spross einer römischen Adelsfamilie und ein
hervorragender Sänger. In Rom wirkte er gemeinsam mit seinem Freund Carlo
Ambrogio Lonati am Hof der Christina von Schweden. Er war auch in Florenz und
Venedig ein sehr gefragte Künstler und absolvierte Auftritte in vielen Fürstenhäusern,
trat aber auch als Sänger geistlicher Musik in Erscheinung. Stradella führte ein
abenteuerliches Leben und musste wegen seiner Eskapaden sowohl Rom als auch
Venedig verlassen. Dieser Lebenswandel wurde ihm schließlich in Genua zum
Verhängnis, hier wurde er vermutlich wegen einer Liebschaft zu einer Schülerin aus
besseren Kreisen ermordet.
Stradella war ein äußerst produktiver Komponist. Er schuf Werke nahezu aller Gattungen
und hat dabei vielfach die Grenzen der musikalischen Konvention seiner Zeit
überschritten. So gehörte er 1674 neben Massimiliano Neri zu den ersten Komponisten,
die in der Gegenüberstellung von Soloviolinen und Violinchören die Bezeichnung
Concertino und Concerto Grosso anwandten, eine Tradition, die später von Corelli,
Torelli, Vivaldi und anderen Komponisten fortgeführt wurde. Er arbeitete mit anderen
auch für das Oratorium Santissimo Crocifisso.
Sein abenteuerliches Leben regte Friedrich von Flotow zur Komposition der 1844 in
Hamburg uraufgeführten romantischen Oper in drei Akten „Alessandro Stradella“ an.
Werke
Er schuf bemerkenswerte Simfonia genannte Werke für ein und mehrere
Streichinstrumente und Basso Continuo, sowie Serenaden, Motetten, Madrigale, über
200 weltliche und geistliche Kantaten, 6 Oratorien und acht zu seiner Zeit sehr
erfolgreiche Opern.
• L'accademia d'amore
• Il Girello
• La forza dell'amor paterno (Genua 1678)
• Il trespolo tutore (1679)
• Il moro per amore
• Il barcheggio
• Il Corispero
https://www.youtube.com/watch?v=A3tD-vzccw4
Dies hat allerdings seinen Preis: große formale Zusammenhänge über einen
langen Zeitraum fehlen noch. Diese zu entwicklen, ist die Aufgabe der
nächsten Generation (z.B. A. Scarlatti). Form und Vorgaben werden dann
bis hin zur Klassik zunehmend „strenger“.