Sie sind auf Seite 1von 22

Entwicklungspsychologie

1. Vorlesung am 17.09.2021

Es gibt eine alte und eine traditionelle Entwicklungsauffassung:


Traditionelle Entwicklungsauffassung:
- Alles nach der Pubertät hat nichts mehr mit Entwicklung zu tun
- Man ist davon ausgegangen, dass der Mensch ein passiver Empfänger ist (Umwelt tut gar nichts
dazu)
- Alles geht von der Biologie aus: Wachstum Reifung, Prägung; Lernen -> Lauter messbare Parameter
im Physiologischen Bereich
- Man ging von einem End- oder Reifezustandes aus -> äußerst problematisch denn es ist schwierig
einen Endzustand zu erreichen
- Problem an dem Glauben, dass wenn man eine Entwicklungsstufe erreicht, dass die davor
abgeschlossen ist: Nimmt keine Rücksicht auf Regressionen
- Man ging davon aus das Entwicklung universell ist -> also man ging zB davon aus das die Entwicklung
in Japan gleich ist wie jene in Österreich
Moderne Entwicklungsauffassung:
- Biologie + Umwelt + Mensch gestaltet aktiv seine Umwelt
- Keine Beschränkung auf Phasen/Stufen -> erweiterter Entwicklungsbegriff
- Nicht nur Kindheit/ Jugend, sondern gesamte Lebensspanne
- Normale und differenzielle Entwicklung
- Nicht nur Entwicklung hin zu Reifezuständen sondern auch Verluste/ Einschränkungen

Entwicklungspsychologie ist: Beschreibung und Erklärung, sowie Vorhersage und Beeinflussung


menschlichen Verhaltens und Gegenstand der Entwicklungspsychologie
Speziell: unter dem Aspekt der Veränderung über die Zeit

WS 21 Valerie Boswell 1
Aufgaben der Entwicklungspsychologie und Begrifflichkeiten:

Ad.: Ätiologie
Das Wissen über den ursächlichen Zusammenhang ist wichtig für eine angemessene Intervention bei
möglichen Fehlentwicklungen (auch Ressourcen!)
- Anamnese
- Explorative Gespräche
- Einholen von Informationen
- Beobachtungen
- Verstehen des Familiensystems
Bsp.: Kind 12 Jahre leidet an Depression – hat durchgehend Abwertung durch die Mutter erlebt – geringer
Selbstwert/negatives Selbstbild
Ursachenforschung ist in der Praxis ein ganz wichtiger Punkt!

Entwicklung durch Veränderung


Wann sind Menschen zur Veränderung bereit?
- Menschen sind zu Veränderungen bereit, wenn der Nutzen der Veränderung größer ist als der
Nutzen der Nicht-Veränderung
- Nutzen < Veränderung
- Nutzen jedoch sehr subjektiv!
Bsp.: Frau – Scheidungsfamilie – bleibt bei gewalttätigem Mann für Kinder

WS 21 Valerie Boswell 2
Einflussfaktoren und Kontexte von Veränderung
- Die individuelle Entwicklung ist in ihrem Verlauf fluide bzw. nicht festgelegt
- In Abhängigkeit von internen und externen Einflussfaktoren
- +) Resilienz (=Widerstandsfähigkeit) dh. Die erfolgreiche Lebensbewältigung trotz negativer
Entwicklungsbedingungen
- -) Vulnerabilität (=Verletzbarkeit) Individuelle Bereitschaft unter Risikobedingungen einen negativen
Entwicklungsverlauf einzuschlagen
- Welche Internen/externen Einflussfaktoren gibt es?
Extern: Freundeskreis, Finanzielles, Familie,
Intern: eigenen Erwartungen und Ziele, persönliche Einstellung: bin ich ein optimistischer/
positiver Mensch oder pessimistischer/negativer Mensch, Persönlichkeitsfaktoren

Klassifikation von Veränderung


- Verschiedene Beschreibungsformen zur Darstellungen von Entwicklungsverläufen
Modus:
• Quantitativ: Größenzuwachs; Zunahme der Anzahl der Wörter (alles in zahlen erfassbare)
• Qualitativ: Veränderung im Sprachgebrauch; Verben, Adjektiva
Verlauf:
• Kontinuierlich: allmähliche Veränderung
• Diskontinuierlich: sprunghafte Veränderung zB Demenz oder Main Events: plötzlicher Todesfall in
der Familie
Tempo: beschleunigt-verlangsamt-normal
Modifizierbarkeit: reversibel-irreversibel
Generalität: universell-spezifisch (individuell)

Motorische Entwicklung

Frage: was ist an diesem Beispiel quantitativ? Das körperliche Wachstum des Kindes in Zentimetern; wie
lange die verschiedenen Phasen dauern; wie häufig das Kind welche Aktionen ausübt; vor allem: das Alter,
Kilo, … alles was man in Zahlen erfassen kann

WS 21 Valerie Boswell 3
PRÜFUNGSFRAGE: Merkmale von Veränderungen – TEMPO
Akzeleration: beschleunigt Entwicklung verfrühtes Auftreten von Merkmalen
Retardation: verzögerte Entwicklung verspätetes Auftreten von Merkmalen
• Der Rückstand wird bis zu einem bestimmten Alter aufgeholt
Progression: Überspringen eines Stadiums
• In eine Entwicklungsphase kommen, die dem Alter noch nicht entspricht, kann eine Überforderung
mit nachhaltigen Störungen bedeuten
Regression: Zurückfallen auf ein früheres Stadium
• Eine häufige Form zur Verarbeitung emotionaler Belastung
• Hängt oft mit Main Events zusammen

Eselsbrücke: Alles was Stadium ist hat Endung -gression – alles andere ist ein Merkmal also Akzeleration und
Retardation – wenn es verzögert ist dann Retardation (re für Rückwärts)- wenn beschleunigt Akzeleration.

Das Neugeborene
Reflexe des Neugeborenen:
- Tonische Reflexe überwachen die Lage des Körpers im Raum, bestimmen die Stellung der
Körperteile zueinander und regulieren die Tonusverteilung der gesamten quergestreiften
Muskulatur:
o Handgreifreflex: Bei Berühren der Innenhand erfolgt Faustschluss mit eingeschlagenem
Daumen (bis zum Handstütz etwa 4-6. Monat)
o Schreitreaktion: Bei Berührung der Fußsohlen mit der Unterlage wird eine
„Schreitbewegung“ mit Spitzfuß ausgelöst (bis etwa 3. Monat)
- Reflexe, die dem Ernährungsvorgang dienen (als tonische Mundreaktionen) und in der Regel im 3.
Lebensmonat verschwinden:
o Saugreflex: Saugbewegung bei Berühren der Lippen/ des Gaumens
o Schluckrefelx: Beim Trinken auslösbar
o Suchrefelx: Bei Wangenberührung wendet sich der Kopf zum Reiz und der Mund wird
geöffnet

WS 21 Valerie Boswell 4
- Kopfdrehpräferenz
o Zwischen 1.-4. Lebensmonat möglich
o Reizpräsentation (Olfaktorisch/auditiv)
- Hörpräferenz und Saugpräferenz
o Differenzieren Mutter und andere Frauen
Entwicklung der Wahrnehmung

Das erste Lebensjahr (3-12 Monate)


Motorische Entwicklung
- Ab welcher Woche Sitzen ohne Stütze, krabbeln, Laufen mit Begleitung usw
Feinmotorische Entwicklung
- zB „eine Hand gezielt zumMund führen“ 1-3Monat; „Objekt von einer in die andere Hand geben“ 4-
8Monat, usw
Sprachliche Entwicklung
- Sprachverstehen: 0-10 Monate: Betonungsmuster unterscheiden, Worte aus dem Wortfluss
heraushören, …
- Sprachproduktion: 1-15 Monat, Gurren, Plappern, Jargoning, Einzelne Worte sprechen

Das zweite Lebensjahr


Bindungsforschung: (Mary Ainsworth, 1913-1999)
- Strukturiertes
Beobachtungsverfahren „die fremde
Situation“ (FS-Test nach Ainswort and Wittig.
1969)
- Bei 12 bis 24 Monate alten Kindern

WS 21 Valerie Boswell 5
Die vier unterschiedlichen Bindungstypen

Das Spielverhalten von Kindern


Formen des Spiels in entwicklungsbezogener Reihenfolge

WS 21 Valerie Boswell 6
Der Erwerb der Theory of Mind (ToM)
- ToM: Fähigkeit, sich selbst und anderen mentale Zustände (Handlungsabsichten, Denken, Wissen)
zuzuschreiben und diese zu verstehen
- Das Wissen das es mehrere Mentale Zustände gibt und das Menschen anders denken
- Handlungsabsichten, Emotionen und Wünsche anderer werden ab dem 2. Lj verstanden
- Handlungsabsichten bereits ab dem 1. Lj verstanden
- Erkennen, dass andere nicht die gleiche Weltsicht haben müssen und daher so handeln, wie es ihrem
Wissensstand entspricht
- Welche, Werte, Ansichten, Wissenstands hat eine andere Person und wie weicht das von meinen
eigenen Handlungen ab

Entwicklung von Empathie und prosozialem Verhalten

WS 21 Valerie Boswell 7
Die Maxi-Geschichte (nach Wimmer und Perner, 1983)
- Kein standardisiertes Testverfahren sondern eine Möglichkeit zu prüfen wo sich das Kind in der
Theory of Mind gerade befindet
- Ein Kind, welches über Tom verfügt also „der Mensch hat ein anderes Wissen als ich“ wird sagen,
dass Maxi im grünen Schrank nach der Schokolade suchen wird, weil sie für Maxi denken können
und Maxi ja schließlich nicht wissen kann, dass die Mutter die Schokolade weggeräumt hat sondern
nur das beobachtende Kind
- Ergebnis:
o Kinder unter 3 ½ Jahren antworten falsch
o Kinder ab 4 Jahren geben meist die richtige Antwort (emotionale Empathie)
False-Belief Problem: Smartie Task
- Die Einsicht das eine Person eine falsche Meinung bzgl. Eines Sachverhaltes hat
o Sie können nicht auf die Falschaussage zurückgreifen
- Ergebnis:
o 3 Jährige Bleistift (auf beide Fragen bezogen)
o 4 Jährige konnten ihre falsche Antwort in Bezug nehmen (Smarties)

PRÜFUNGSFRAGE: Konzeptionen der Entwicklung


Zentrale Erklärungskonzepte
Entwicklungspsychologie soll klären warum es zu Veränderungen/Stabilitäten/individuellen Unterschieden
kommt
Konzepte:
- ! Reifung
o Definition: Genetisch ausgelöste, altersbezogene Aufbauprozesse von Strukturen und
Funktionen der Organe, des zentralen Nervensystems, der hormonalen Systeme, der
Körperformen bezeichnet
Genetisch gesteuerte Entwicklung
Bei Reifung haben exogene Faktoren keinen oder nur einen geringen Einfluss
o Kriterien für Reifungsprozesse:
Universelles Auftreten
Auftreten in eng begrenztem Zeitraum
Nachholbarkeit
Nichtumkehrbarkeit/Irreversibilität
o Fallbsp.: Wickelbrett der Hopi: Aus Bower, 1977
Hoppi ein Normadenvolk die ihre Kinder bis zum 4 Lj in diesem Wickelbrett trugen
Obwohl die Kinder zu dem Zeitpunkt schon gehen konnten u Körperliche schon
vieles machen könnten jedoch aufgrund des Wickelbrettes nicht können, wird alles
nachgeholt dh sogar wenn wenn der kulturelle Kontext/ die soziale Norm Einfluss
darauf nehmen (exogen) wird es später nachgeholt
- Reifestand
o Definition: Ein bestimmter Entwicklungsstand muss gegeben sein, damit Erfahrungen auf
fruchtbaren Boden fallen und effizient geübt werden können
o Muss nicht genetisch bedingt sein

WS 21 Valerie Boswell 8
o Es gibt also eine gewisse Zeit/ Phase, indem das Kind einen reifezustand erlangt, wo Sachen
besser oder schlechter gelernt werden können
o Bsp.: Erwerb der Blasenkontrolle des Kindes ohne viel Aufwand der Eltern -> zu früher Versuch
-> langwierig oder scheitern
- Sensible Perioden/ Phasen
o Entwicklungsabschnitte, in denen spezifische Erfahrungen maximale positive/negative
Wirkungen haben -> erhöhte Plastizität unter dem Einfluss spezifischer Bedingungsfaktoren
o Spezifische Erfahrungen haben maximale Wirkung
o Zeitfenster in der kindlichen Entwicklung (Bsp.: Sprache) mühelos erlernt werden kann
- Montessori Konzept – zB zeichnen eines Kindes wird stark gefördert
- Prägung
o Experiment mit Graugänsen (Konrad Lorenz)
o Prägungsbegriff:
Prägung wird als einmaliger, irreversibler Vorgang definiert, der nur während einer
kurzen Zeitspanne – bald nach der Geburt stattfinden kann
Ausdehnung des Prägungskonzepts von Gänsen auf die Humanentwicklung
Soziale Bindung (Bonding nach der Geburt)
- Kritische Lebensereignisse
o Trennung der Eltern, Tod eines nahestehenden Menschen, Eintritt in den Kindergarten/
Schule, Geburt des Geschwisterchens, Arbeitslosigkeit
o Führen zu: Problemen; Verlusten; Sozialen Konflikten; Belastenden Emotionen; Möglichen
Gewinn, wenn KL bewältigt wurde. Nur möglich durch den Aufbau neuer Kompetenzen/
Ereignissen; Können zu psychischen Störungen aber auch Entwicklungsgewinn führen (wenn
sie „erfolgreich“ bewältigt wurden!)
- Resilienz und Vulnerabilität (rein internale Faktoren) können helfen, kritische
Lebensereignisse zu überstehen
o Kritische Lebensereignisse Differenzierung:
1. Normativ kritische Lebensereignisse
Mehr oder weniger eng an ein Lebensalter gebunden, meist vorhersehbar (Eintritt in die
Schule)
2. Nicht normativ kritische Lebensereignisse
Auftreten in jeder Lebensphase möglich, keine präventiven Maßnahmen vorhanden
(plötzliche Scheidung der Eltern)
3. Historisch kritische Lebensereignisse Situationen
Sozial und historisch von großer Bedeutung sind (Covid)

WS 21 Valerie Boswell 9
Entwicklungsaufgaben-Konzept
- Das Konzept Entwicklungsaufgabe (EA) wurde ursprünglich von R.J. Havighurst in
den 40er Jahren konzipiert.
- EA stellen im Grunde Lernaufgaben dar, die sich über die gesamte Lebensspanne
erstrecken und zum Erwerb von Fertigkeiten und Kompetenzen führen
- EA beschreiben, welche Themen für ein bestimmtes Alter eine besondere
Wichtigkeit haben
- Die zeitliche begrenzten EA -> wen sie nicht bewältigt werden -> nachhaltige
Auswirkungen
- Die Bewältigung der EA ist essenziell für die erfolgreiche Entwicklung
- Die EA entstehen durch gesellschaftliche Anforderungen und Erwartungen
(Bsp.: Auszug aus dem Elternhaus in einem bestimmten Alter)
- Je nach Altersklasse kommt also eine andere Entwicklungsaufgabe

Bsp.: Entwicklungsaufgabe im Jugendalter


Welche EA im Jugendalter 12-18 Jahre kennen Sie?

WS 21 Valerie Boswell 10
Womit setzt sich das Individuum auseinander und was sind die Quellen:
PRÜFUNGSFRAGE: Skizzieren Sie in Kürze Havighurst Konzept von Entwicklungsaufgaben wodurch sind sie
determeniert, wer setzt sich damit auseinander und worum geht es / was sind die Effekte?

- Das alles Formt die Entwicklungsaufgaben


- Wenn das Individuum schafft diese Entwicklungsaufgaben welche durch die Quellen (also
Biologische Veränderungen, Sozio-kulturelle Erwartungen/ Normen und Individuelle Ziele/ Werte)
bedingt sind, zu meistern dann hat es positive Effekte und kann sich weiter Ausbilden
- Er sieht alle Aufgaben in Zusammenhang mit dem Alter, also auch wenn er sagt nach soziokultureller
Norm gibt es tdm gewisse Phasen/ Lebensspannen in der es sich Bewegt und er meint auch es gibt
mehrere Altersbereiche also es geht nicht nur von Geburt bis zur Pubertät sondern auch darüber
hinaus

Entwicklungsaufgaben – Altersbereiche
- Havinghurst strukturiert den Lebenslauf in Altersbereiche
- Er definiert 6 Etappen – in. Denen jeweils spezifische Entwicklungsaufgaben bewältigt sind
o Frühe Kindheit (bis 6 Jahre)
1. Gehen lernen
2. Lernen, feste Nahrung aufzunehmen
3. Sprechen lernen
4. Kontrolle der Körperausscheidungen
5. Geschlechtsunterschiede und sexuelles Schamgefühl erlernen
6. Begriffsbildung zur Beschreibung sozialer und physikalischer Realität
7. Bereitwerden für das Lesen lernen
8. Zwischen „richtig“ und „falsch“ unterscheiden (Gewissensenwicklung)
Das alles muss bewältigt werden damit es zu Kompetenzerweiterung kommt
o Mittlere Kindheit (6-12Jahre)
1. Erlernen körperlicher Geschicklichkeit (für gewöhnlich Spiele)
2. Aufbau einer positiven Einstellung zu sich als einem wachsenden Organismus
3. Lernen, mit Altersgenossen zurechtzukommen

WS 21 Valerie Boswell 11
4. Erlernen eines „angemessenen“ sozialen Rollenverhaltens
5. Entwicklung grundlegender schulischer Fertigkeiten
6. Entwicklung von Konzepten und Denkschemata
7. Entwicklung von Gewissen und Moral und einer Wertskala
8. Entwicklung von Einstellungen gegenüber sozialen Gruppen und Institutionen

o Adoleszenz (12-128 Jahre)


1. Neue und reifere Beziehungen zu Altersgenossen beiderlei Geschlechts aufbauen
2. Übernahme der Geschlechterrolle
3. Akzeptieren der eigenen körperlichen Erscheinung und affektive Nutzung des
Körpers
4. Emotionale Unabhängigkeiten von den Eltern und von anderen Erwachsenen
erreichen
5. Vorbereitung auf Ehe und Familienleben
6. Vorbereitung auf eine berufliche Karriere
7. Entwicklung einer Ideologie
8. Soziale verantwortliches Verhalten erstreben und erreichen
o Frühes Erwachsenenalter (18-30 Jahre)
1. Auswahl eines Partners
2. Mit dem Partner leben lernen
3. Familiengründung
4. Versorgung und Betreuung der Kinder
5. Ein Heim herstellen; Haushalt organisieren
6. Berufseinstieg
7. Verantwortung als Staatbürger ausüben
8. Eine angemessene soziale Gruppe finden
o Die anderen beiden nicht Prüfungsrelevant

Kognitive Entwicklung nach Jean Piaget

- Es geht im Grunde darum, wie Entwicklung entsteht


- Er geht davon aus, dass Kinder sich nach und nach in ihren Denkoperationen/ Denkschemata
weiterentwickeln und die gesteigerte geistige Aktivität führt zur konstruktiven Aktivität dh das Kind
schafft es sich Erkenntnis anzueignen von seiner Umwelt oder Gegebenheiten

WS 21 Valerie Boswell 12
- Das Kind setzt sich also aktiv mit seiner Umwelt auseinander
- Es gibt sowohl Vererbung als auch Umwelt

Die konkret operationale Stufe – nach Jean Piaget


- 7-12 Jahren erreichen die Kinder die konkret-operationale Stufe
- Logisches Denken entsteht
- Kinder sind nun in der Lage mehrere Aspekte einer Situation gleichzeitig zu betrachten
- Es können situatinsbezogene Probleme, konkret gelöst werden
- Die führt zu besserer Leitung in einer Reihe von Aufgabenklassen welche Piaget entwickelt hat (zur
Erfassung kognitiver Entwicklung)
- Bsp.: Umfüllaufgaben
o Vorschulkinder glauben, dass sich die Quantität der Flüssigkeit verändert hat. Antwort: „In
diesem Glas ist mehr Wasser, weil es höher steht“.

Kognitive Denkaufgaben-Definitionen:

WS 21 Valerie Boswell 13
Konservationsaufgaben nach J.P.

- Das Kind verfügt noch nicht über die


Fähigkeit zur Klasseninklusion
- Irreversibilität: Kind kann noch nicht
glz an das Ganze und an seine Teile
denken; dh es kann die Differenzierung
in braune und weiße Perlen nicht
rückgängig machen

Strukturgenetischer Ansatz
- J.P. ist Interaktionist: sowohl Vererbung als auch Umwelt spielen eine Rolle
- Kind ist ständig bemüht neue Problemlösestrategien zu entwickeln, um sich mit seiner Umwelt
auseinanderzusetzen und Aufgaben zu bewältigen
- Motor dafür ist die Äquilibration -> Streben nach Gleichgewicht zw. Organismus und der Welt
- Entwickelt
o Stadienunabhängige Theorie

PRÜFUNGSFRAGE: Ein Kind sagt XY mit dem und dem Wissen hat es bereits Assimiliert oder
ist das schon die Akkommodation?

o Stadienabhängige Theorie

WS 21 Valerie Boswell 14
Ad.: Piagets Entwicklungsstufen:
1.)

WS 21 Valerie Boswell 15
Bsp.: Rouge-Test (18-24Mon.)
- Im Gesicht des Kindes wird ein roter Tupfen appliziert, anschließend führt man es vor einen Spiegel
und beobachtet seine Reaktion
- Nimmt das Kind sich selbst „als sich selbst“ im Spiegel wahr?
- Kriterium für das Selbsterkennen: Das Kind bezieht den Punkt, den es im Spiegel sieht, auf sich. Es
zeigt, dass es sich selbst im Spiegel entdeckt hat, zB durch den Versuch, den Punkt im eigenen
Gesicht wegzuwischen, oder durch verbale oder mimische Reaktionen.

2.)

WS 21 Valerie Boswell 16
3.)

4.)

Kritik an der Stufenlehre:


- Übergang->nicht so plötzlich wie angegeben – eher kontinuierlich, langsamer und über einen
längeren Zeitraum
- Vermittlung des Eindrucks einer vorprogrammierten Entwicklung, die planmäßig abläuft
- Einheitlicher Entwicklungsstand bei altersgleichen Kindern wird postuliert – auf Abweichungen wird
nicht eingegangen
- Viele Leistungen können beim Einsatz kindgerechter Versuchsanordnungen schon von wesentlich
jüngeren Kindern erbracht werden
- Untersuchungsmethodik: Befragung an evtl. zu wenig Kindern; Suggestivfragen
- Säugling über wesentlich reichhaltigere angeborene Ausstattung von Wissenssystemen und
Lernvoraussetzung verfügt, als Piaget annahm

WS 21 Valerie Boswell 17
Schlussfolgerung zur Stufentheorie:
- Piagets Grundidee ist von zentraler Bedeutung in der Entwicklungspsychologie und Pädagogischen
Psychologie
- Das Kind wird nicht als passiver Empfänger und Speicher von Information gesehen, sondern als
aktives Individuum
- Das Weltbild des Kindes unterscheidet sich grundlegend von dem Erwachsener
- Das jeweilige Entwicklungsniveau setzt dem Verständnis und den Lernmöglichkeiten klare Grenzen
- Man kann dem Kind nur dann etwas Neues beibringen, wenn es von seinem Entwicklungsstand her
dazu bereit ist

Theorie der psychosozialen Entwicklung nach Erik K. Erikson (1902-1994)

WS 21 Valerie Boswell 18
Urvertrauen vs. Urmisstrauen (1. LJ)
- Urvertrauen ist etwas Basales und muss im 1. LJ aufgebaut werden
- Es entsteht aus der Erfahrung der überwiegenden Übereinstimmung zwischen der Welt und den
persönlichen Bedürfnissen
o Bsp.: Kind weint -> bekommt Aufmerksamkeit
- Die Schädigung des Urvertrauens kann zu nachhaltigen Problemen führen -> Rückzug auf sich
selbst, Entfremdung, Depression -> ersten Anzeichen in der Adoleszenz erste Anzeichen im
Erwachsenenalter

Anatomie vs. Scham u. Zweifel (2. Und 4. LJ)


- Emanzipation des Kindes von seiner Bezugsperson -> Unabhängigkeit zu erreichen -> mit großen
Krisen verbunden
- Erweist sich die Umgebung bei der Loslösung nicht als verlässlich genug -> stellen sich Scham und
Zweifel ein
o Bsp.: Kind, das Luftmatratze am Wasser sieht, wo Leute drauf liegen und Eltern fragt, ob das
auch mit der Decke geht. Elternteil: probiere es aus -> Kind blamiert sich dadurch, da es
unterging und alle lachten
- Eine unzureichende Bewältigung dieser Phase kann später zu -> Unsicherheit und Zweifel, Zwang
und Rechthaberei, wie auch zu Unentschlossenheit führen

Initiative vs. Schuldgefühl (4.-5. LJ)


- „Das Kind weiß, dass es ein ICH ist, nun muss es herausfinden, welche Art von Person es werden
will“
- Die Welt wird erkundet, Rollen werden ausprobiert
- Ungelöste Konfliktverarbeitung durch zu starke Einschränkungen der Eigeninitiative können zur ->
Selbstbeschränkung, Übergewissenheit vs. Zu unermüdlicher Initiative, Tun um jeden Preis führen

Werksinn vs. Minderwertigkeit (6. LJ-Pubertät)


- Das Kind wird nun freier und offener für die Welt -> und für das Lernen im Sinne des ernsthaften
schulischen Lernens
- Das Kind erfährt Anerkennung durch Motivation und Fleiß, wenn den Anforderungen entsprochen
wird
- Es stellt sich jedoch auch das Problem des Misslingens
- Etablierung des Selbstwertes durch Erfolg, Erleben von Minderwertigkeitsgefühlen durch
Misserfolg
- Eine unausgeglichene Haltung kann zu -> Arbeitsversessenheit, übertriebenen Pflichtgefühl vs
Angst vor Versagen führen

Identität vs. Identitätsdiffusion (13.-18. LJ)


- „Ich bin nicht, was ich sein sollte, ich bin nicht, was ich sein werde, aber ich bin nicht mehr, was ich
war.“
- Im Zentrum steht das Problem der Identitätsfindung -> der/die Jugendliche sucht seine/ihre neue
Identität im Ausprobieren neuer sozialer Rollen

WS 21 Valerie Boswell 19
- Unbefriedigende Identitätsfindungen zeigt sich später in -> „ewiger Pubertät“ und voreiliger
Begeisterungsfähigkeiten für Veränderungen
- Marcia (1966) postuliert vier Teilphasen der Identitätssucher (später)

Intimität/ Solidarität vs. Isolierung (19.-25. LJ)


- Die Fähigkeiten zur Intimität voraus
o Weglaufen vor Beziehungen -> Anzeichen für fehlenden Identität
- Intimität ist die Kompetenz, sich mit jemanden in Beziehung zu setzen
- Die nicht vorhandene Fähigkeit, Intimität aufzubauen und zu leben
o Kann zu Ich-Sucht und zur Isolierung führen

Generativität vs. Selbstabsorption (26.-40. LJ)


- Erwachsene als MentorInnen, die die nachfolgende Generation in die Welt hineinführen
- Entscheidungen, Pläne für die weiteren Lebensetappen treffen
- Das Erlebnis der eigenen generativen Begrenzung kann zum Gefühl der Stagnation führen ->
Selbstverewigung, Langeweile, zwischenmenschliche Verarmung

Integrität vs. Verzweiflung (ältere Erwachsene +41)


- Integrität bedeutet Akzeptanz des eigenen Lebens
- Die Bilanz des Lebens ziehen -> Rückblick auf Geschafftes oder verpasste Gelegenheiten
- Nichtgelingen dieser Integrität führt zu Verzweiflung, die sich in Missbilligungen äußert
- Subjektive Lebenszufriedenheit wirkt sich auf Gesundheit aus

Die 4 Identitätszustände nach Marcia


1. Diffuse Identität
- Die Jugendlichen haben keinen Standpunkt und keine Vorstellungen über ihr Leben -> weder
allgemein noch konkret für die Gestaltung des Alltags
- Die Jugendlichen sind gleichgültig gegenüber politischen und ideologischen Belangen
- Die Jugendlichen weichen Probleme aus, bemühen sich nicht um eine Lösung
2. Übernommene Identität
- Die Jugendlichen haben Standpunkte in verschiedenen Lebensbereichen unkritisch von den Eltern
übernommen (Glaubensansätze)
- Die Jugendlichen sind fremdbestimmt, weil sie sich nicht um eigene Standpunkte bemühen
- Die Jugendlichen sind ängstlich in neuen Situationen; -> sie haben nicht gelernt,
Herausforderungen anzunehmen und Krisen zu meistern

WS 21 Valerie Boswell 20
3. Kritische Identität
- Die Jugendlichen sind in einer Krise; sie bemühen sich – bisher ohne Erfolg – um einen eigenen
Standpunkt
- Der Einfluss der elterlichen Einstellungen ist noch spürbar, doch sind die Jugendlichen relativ
unabhängig von ihren Eltern
- Austesten von Rollen -> Austesten verschiedener Arten eines Selbst
- Nonkonformes „wildes“ Aussehen gilt als Zeichen für den Kampf um die eigene Identität
4. Erarbeitete Identität
- Nach intensiver Auseinandersetzung (Krise) haben Jugendliche Eigene Standpunkte
- Differenzierte Vorstellungen über Familie und Beruf
- Überzeugungen hinsichtlich politischer und ideologischer Orientierung
- Verantwortungsvolles Verhalten

WS 21 Valerie Boswell 21
WS 21 Valerie Boswell 22

Das könnte Ihnen auch gefallen