1. Einleitung
1.1. Einteilung der Zerspanungsverfahren
2. Die Werkzeugschneide
2.1. Anforderungen
o Anforderung an die Geometrie → Keilförmig
o Anforderung an den Schneidstoff → Hart, verschleißfest und zäh auch bei hohen
Temperaturen
Beachte: α + β + γ = 90°
Bei sehr großem Keilwinkel kann der Spanwinkel auch negativ werden!
o Freiwinkel α
Ist nötig, damit die Freifläche nicht auf dem Werkstück reibt.
o Keilwinkel β
Winkel des eindringenden Schneidkeils. Bestimmt die Stabilität der Schneide.
β wird umso kleiner, je größer γ gewählt werden muss.
Einheiten:
Schnitt- Vorschub- Drehzahl Vorschub pro Durchmesser
geschwindigkeit geschwindigkeit Umdrehung
vc vf n f, fz d
Reißspan
4.3. Spanformen
Die entstehenden Späne werden in verschiedene Spanformen eingeteilt.
Span zu lange:
➢ Schlechte Reinigungsmöglichkeit der Maschine
➢ Schlecht automatisierbar
➢ Mögliche Beschädigung der Werkstückoberfläche
➢ Verletzungsgefahr
Span zu kurz:
➢ Beschädigung der Filter (Kühlschmierung)
Der Wärmeabtransport aus der Schnittzone durch Späne (80%) ist ein Schlüsselfaktor.
Reine Schneidöle:
• Meist Mineralöle (mit Zusätzen)
• Hohe Schmierfähigkeit u. guter Korrosionsschutz
• Wärmeleitfähigkeit geringer als bei wassermischbaren Kühlschmierstoffen
Wassermischbare Kühlschmierstoffe:
• Große Kühlwirkung ( Wasser und Öl)
• Emulsion mit Zusätzen damit Eigenschaften erhalten bleiben
• Geringere Verwendungsdauer (Alterung)
Synthetische Kühlschmierstoffe:
• Lösungsmittel die im Wasser aufgelöst werden
Gase und Luft:
• Bei der Zerspanung von Kunststoffen
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Trockenbearbeitung und Minimalmengenschmierung:
Warum? → Gesamtkosten für Einsatz von KSS sind höher als Werkzeugkosten
(Späne sind Sonderabfall)
Trockenbearbeitung:
• Schneidstoffe benötigen große Wärmehärte
• Nicht immer geeignet (z.B. Aluminium)
Minimalmengenschmierung (MMS):
• Geringe Mengen von KSS zugeführt (Dosiergerät)
• Entscheidend ist das genaue Auftreffen des Öl-Luftgemisches auf der Span- bzw. Freifläche
des Werkzeuges
Bei niedriger Schnittgeschwindigkeit (Temperatur) wird der Verschleiß durch Bildung von
Aufbauschneiden und mechanischem Abrieb verursacht.
Bei höherer Schnitttemperatur überwiegt der Verschleiß durch Oxidation und Diffusion.
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5.3. Verschleißarten
„Normaler“ Verschleiß wird hauptsächlich durch drei Verschleißarten bestimmt.
VB = Verschleißmarkenbreite →
Kriterium für Standzeit
5.3.1. Freiflächenverschleiß
Normaler Verschleiß nach einer gewissen Eingriffszeit. → Bestimmt die Standzeit
Ursache → Abhilfe:
• zu hohe Schnittgeschwindigkeit → vc senken, Kühlschmierung verstärken
• Verschleißfestigkeit zu gering → verschleißfesteren/beschichteten Schneidstoff wählen
• Vorschub im Verhältnis zur Schnittgeschwindigkeit zu gering → Vorschub erhöhen
5.3.2. Kolkverschleiß
Der ablaufende Span verursacht eine Auskolkung an der Spanfläche → Bruchgefahr
Ursache → Abhilfe:
• zu hohe Temperaturbelastung durch zu hohe Schnittgeschwindigkeit oder/und zu
hohen Vorschub, zu geringe Kühlung → vc, f senken, Kühlschmierung verstärken
• Verschleißfestigkeit zu gering → verschleißfesteren/kolkfesteren Schneidstoff wählen
• Spanwinkel zu gering → positiveren Spanwinkel wählen
Ursache → Abhilfe:
• zu verschleißfester Schneidstoff → zähere Schneidstoffsorte wählen
• Vibrationen → Werkzeug/Werkstückspannung überprüfen, Vorschub vergrößern
• Spanschlag → Spanleitstufen zum Weglenken des Spanes von der Schneide
5.3.4. Schneidkantenbruch/Absplitterungen
Mechanische Überlastung der Schneidkante kann zum Bruch führen. → Sofortiges Standzeitende
Ursache → Abhilfe:
• Überlastung des Schneidstoffes → zähere Schneidstoffsorte wählen
• Vibrationen → Werkzeug/Werkstückspannung überprüfen, Schnitttiefe verringern
• Spanschlag → Spanleitstufen zum Weglenken des Spanes von der Schneide
Ursache → Abhilfe:
• Erweichung des Schneidstoffes durch zu hohe Arbeitstemperatur
→ Schnittgeschwindigkeit senken
→ Verschleißfesteren Schneidstoff verwenden
→ Kühlschmierung verstärken
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5.3.6. Aufbauschneidenbildung
Materialaufschweißungen an der Schneidkante, wenn der Span infolge zu niedriger
Schnitttemperatur nicht richtig abfließt → Schlechte Oberflächengüte
Ursache → Abhilfe:
• Zu geringe Schnittgeschwindigkeit → Schnittgeschwindigkeit erhöhen (vc > 100 m/min)
• Spanwinkel zu klein → Spanwinkel vergrößern
• Fehlende Schmierung → fettere Emulsion verwenden
5.4. Standzeit
Die Standzeit ist jene Zeit, die eine Werkzeugschneide im Einsatz ist, bis die zulässige
Verschleißgrenze erreicht wird. Das heißt, sämtliche Werte der Verschleißformen liegen unterhalb
der kritischen Grenze. Meist wird die Verschleißmarkenbreite (VB) des Freiflächenverschleißes als
Kriterium herangezogen.
Die Standzeit wird durch die Schnittgeschwindigkeit maßgeblich beeinflusst.
Die Standzeitgerade zeigt für den gültigen Bereich einen linearen Zusammenhang zwischen
Schnittgeschwindigkeit und Standzeit → Planung des Werkzeugwechsels
6. Schneidstoffe
6.1. Anforderungen an Schneidstoffe
Widersprüchliche Forderungen!
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6.2. Übersicht der Schneidstoffe
Eigenschaften:
+ Warmhärte bis ca. 600°C
+ gute Zähigkeit
Arten:
Bezeichnung Hauptsächliche Anwendung Schnitt-
geschwindigkeiten
„C“ = Coated
Beschichtung aus TiAl, TiC
Standzeiterhöhung: 5- fach gegenüber unbeschichtetem HSS
Schnittgeschwindigkeitserhöhung um 50% bei gleicher Standzeit
Die Korngröße der WC-Körner und der Bindemittelgehalt bestimmen die Eigenschaften!
Jede Hauptgruppe ist durch eine Zahl, welche Auskunft über die Zähigkeit bzw. Härte gibt, genauer
definiert
Beispiel:
Beschichtete Hartmetalle:
Vorteile:
+ hohe Härte (ca. 2500 HV) hohe Standzeit oder/und hohe Schnittgeschwindigkeit
+ glatte Oberfläche, keine Aufbauschneide, weniger Kolkverschleiß
+ Zähigkeit: Grund-HM bleibt erhalten
+ Isolierwirkung: WSP bleibt im inneren kühler
Beschichtungsarten:
CVD (Chemical Vapour Deposition): Am häufigsten eingesetzt
PVD (Physical Vapour Deposition): Sehr dünne Schichten (3 bis 6 µm) möglich
Nachteile:
- geringe Zähigkeit → sehr stoßempfindlich
- geringe Temperaturwechselbeständigkeit → Trockenbearbeitung
Aussehen:
Doppelt so hoch wie bei Hartmetalle und im Verhältnis dazu sehr leicht.
Oberfläche ist glatt und meist ohne Befestigungsbohrungen.
Die Schneidkante ist gefast.
Arten:
Bezeichnung Zusammensetzung Eigenschaften
Einsatz:
- Trockenbearbeitung von Gusseisen und gehärteten Stählen
- Schlichten, Feinschlichten von Einsatz- und Vergütungstählen (kontinuierlicher Schnitt)
Eigenschaften:
- Relativ spröde, aber zäher als Keramik.
- Extreme Warmhärte bis 2000°C
Einsatz:
- harte Eisenwerkstoffe 45 – 65 HRC
- harte Gusswerkstoffe (Nickel-Hartguss)
- Hartmetall
Arten:
DM (auch als MKD bezeichnet) DP (auch als PKD bezeichnet)
7. Wendeschneidplatten (WSP)
7.1. Eigenschaften
Die meisten modernen Werkzeuge zum Bohren, Drehen und Fräsen werden heute mit
Wendeschneidplatten bestückt.
Vorteile:
• Genormt → Siehe WSP ISO-Code → In einem Werkzeuggrundkörper können WSP mit
unterschiedlichen Schneidstoffen, Beschichtungen, Spanleitstufen, Eckenradien und
Schneidkantenausführungen eingesetzt werden.
• Je nach Form besitzt eine WSP bis zu 8 Schneidkanten → Wirtschaftlich
• Rascher Austausch der WSP nach Standzeitende → Wirtschaftlich
Schneidkantenausführung:
Der Übergang von der Freifläche zur Spanfläche beeinflusst ganz wesentlich die Standzeit.
Je nach Einsatzfall gibt es daher unterschiedliche Schneidkantenausführungen.
F E T S
Beispiel: Geben Sie die Merkmale der WSP an und machen Sie eine 3D-Skizze der WSP.