Sie sind auf Seite 1von 1

Ich betrachte es als mein großes Glück dass meine Eltern Leseratten sind und waren und ich

mit sehr
vielen Büchern und ohne Fernseher aufgewachsen bin. Nach dem Abendessen setzten sich meine Eltern
im Wohnzinuner aufs Sofa und lasen. Das war so langweilig dass man als Kind irgendwann auch zu
einem Buch griff um herauszubekommen wie man das aushalten kann: einfach still dazusitzen und in ein
Buch zu schauen. Ich kann mich sehr gut an das Wunder erinnern das geschah als ich lesen lernte und
sich mit einem Mal auf den weißen Seiten mit den bis dahin langweiligen schwarzen Buchstaben eine
riesige bunte unbekannte Welt auftat in der ich ganz allein herumreisen konnte. Von da an hatte ich
mindestens zwei Leben: Ich erinnere mich an das Gefühl auf dem Sofa meiner Großmutter mit einem
Buch in der Hand zu liegen gleichzeitig aber auf einem Pferderücken zu sitzen und zusammen mit
Winnetou durch die Prärie zu galoppieren. Bald stand ich auf einem schwankenden Schiff und segelte
mit Graf von Luckner durch einen schweren Sturm jagte mit Sigismund Rüstig am Strand

Schildkröten oder erlebte die Meuterei auf der Bounty. Mein Vater gab mir die Kinderbücher seiner
Kindheit und auf- Doris Dörri9, Autorin und Rsgisssurin geregt erzählte ich ihm von meinen Abenteuern
die ich nun erlebte und an die er sich gut erinnern konnte. Das war eine Welt an der meine Mutter und
meine kleineren Geschwister die noch nicht lesen konnten keinen Anteil hatten. Sie wussten ja noch
nicht einmal was ein

Greenhorn war!

Mit meinem Vater sah ich auch die ersten Filme meines Lebens natürlich alles Winnetou-Filme und
verstehe sehr gut die unvermeidliche Enttäuschung des treuen Lesers: Der eigene Film der beim Lesen
entsteht ist immer besser großartiger schöner.

Irgendwann wechselte ich von der Jugendwelt meines Vaters in die meiner Mutter. Ich las „Flicka"' und
„Die Familie auf Jaina' „Vom Wmde verweht"'. Unvergleichlich das Gefühl mit einem Buch zu leben. Es
nicht erwarten zu können weiter zu lesen mit den Charakteren die anregendsten Gespräche zu führen
mit Herzklopfen den Fortgang der Ereignisse zu erwarten und gleichzeitig das Ende zu fürchten. Ein
tolles Buch ausgelesen zu haben ist ein Abschied der besonderen Art. Manche Figuren verlassen einen
nie mehr manche Schicksale lassen einen nicht mehr los. Sie bleiben für immer in Erinnerung.

Das könnte Ihnen auch gefallen