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Geschichte 1/2017
WUB
Nr. 83, 22. Jg., 1. Quartal 2017 / Heiliges Mahl / EUR 11,30 / Österreich, Luxemburg: EUR 11,80 / SFR 19,- / E 14597 / ISBN 978-3-944766-54-6
10 20 60
Mahlzeiten für die Götter Die fremden jüdischen Mähler Das große Mahl nach dem Fasten
Heiliges Mahl
Jörg Rüpke 32
Sakrale Mähler zwischen Euphrat und Tiber
Essen in religiösen Zusammenhängen im antiken
Mittelmerraum
Titelbild:
Fresko mit einer Bankettszene. Die Inschrift
„Agape mische!“ deutet auf ein frühchristliches
Mahl hin. Katakombe S. Marcellino e Pietro, Rom.
Aus der Welt der Bibel Da Kult und Glaube sich ebenfalls mit der Existenz des
Menschen beschäftigen, mag es kein Zufall sein, dass
Das Neueste aus der Welt der Bibel Religion und Essen seit Tausenden von Jahren verbun-
2
Grablege in der Grabeskirche geöffnet! den sind. Es ist spannend, zu sehen, wie einerseits
Ein Denker aus der Bronzezeit rote Fäden die Zeiten und Kulturen im Umgang mit
der religiösen Mahlkultur durchziehen und wie sich
Büchertipps und Bildrechte andererseits Religionen gerade bei Speisegesetzen
64
und Verhaltensregeln für die Tischgemeinschaft un-
terscheiden. Gerade hier kommt es zu Verwerfungen –
Panorama 66 sei es zwischen Juden und Nichtjuden, sei es zwischen
Lachisch: Torheiligtum aus der Zeit des Königs Hiskija
Gezer: Ein Palast für Salomo?
Christen verschiedener Konfessionen.
Forschung: „Gelebte Religion“ im 1. und 2. Jahrhundert
Wir verfolgen einige Spuren der interessanten Partner-
schaft von Gastronomie und Religion und hoffen, dass
Die Bibel in berühmten Gemälden 74 Sie Appetit bekommen, die Glaubenskulturen einmal
Lucas Cranach der Jüngere:
Simson und Delila von einer ungewöhnlichen Seite zu betrachten.
Auch für diese Ausgabe hatten wir Sie vor rund einem
NEUE REIHE: Reform und Reformation 78 Jahr eingeladen, Vorschläge für thematische Schwer-
in Bibel und Christentum
1. Verfall und Reform – ein biblisches Weltbild:
punkte zu benennen. Erfreulicherweise haben sich
Auf dem Weg zum einen Gott viele Leserinnen und Leser beteiligt. Für uns in der
Redaktion waren Ihre Rückmeldungen sehr hilfreich.
Nun können wir uns mit einem Heft bedanken, das
Die großen Entdeckungen 81 von Ihren Wünschen mitgeprägt ist. Wir wünschen
Der Ecce-Homo-Bogen: Ein heiliger Ort?
Ihnen viel Freude beim Lesen.
jerusalem Bei Restaurierungen in der material und Geröll sowie eine rissige Grablege seit 1810, dem Zeitpunkt der
Jerusalemer Grabeskirche haben For- weitere Marmorplatte, möglicherweise Errichtung der gegenwärtigen Grab-
scher erstmals seit 200 Jahren die Abde- aus der Zeit der Kreuzfahrer. Unter den kapelle. Zuletzt waren 1555 unter dem
ckungen der als Grab Christi verehrten Bruchstellen der zweiten Marmorplatte Franziskanerkustos Bonifatius von Ra-
Stätte entfernt und möglicherweise das sah man eine Felsschicht. Nach Anga- gusa Arbeiten am Grab vorgenommen
Steinbett der ursprünglichen Grablege ben des griechisch-orthodoxen Patri- worden. Die Restaurierungsarbeiten an
freigelegt. Die Untersuchungen fanden archats wurde auch diese Abdeckung dem gemeinschaftlichen Besitz gelten
hinter verschlossenen Türen und im entfernt, um den darunterliegenden Fel- als kleine Sensation (WUB berichtete).
Beisein der örtlichen Oberhäupter der sen zu reinigen. Forscher sollen nun die Frühere Bestrebungen scheiterten wie-
beteiligten Kirchen statt. Die Forscher Funde analysieren. derholt an der Uneinigkeit der Kirchen-
entfernten die Marmorabdeckung und Nach Angaben der Franziskaner han- vertreter. Sechs Konfessionen teilen sich
fanden darunter eine dicke Schicht Füll- delt es sich um die erste Öffnung der die Kirche. W (KNA)
Aufsehenerregende Wein-
lieferung aus dem 7. Jh. vC:
„Von der Magd des Königs, aus
Na'arata, Weinkrüge nach Jeruscha-
lem“. Nach Pnina Shor, Kuratorin im
Dead Sea Scrolls Project, könnte die
„Magd des Königs“ eine Frau gehobener
gesellschaftlicher Stellung sein.
Papyrus mit zwei Schriftreihen auf
11 cm Breite, hier in Originalgröße.
jerusalem Die Israelische Antiken- des Königs“), Wohnort („aus Na'arata“), ewige Hauptstadt des jüdischen Volkes
behörde (IAA) meldete im November Inhalt der Gefäße („Weinkrüge“) und war und bleiben wird.“
2016 die älteste hebräische Erwähnung Destination („nach Jerusalem“). Im Jo- Die beiden Archäologen Aren Maeir
Jerusalems in einem außerbiblischen suabuch 16,7 wird ein ähnlich lautender (Universität Bar-Ilan) und Christopher
Dokument. Das Schriftstück aus der Ort nahe Jericho genannt, Na'ara. Rollston (Universität George Washing-
Judäischen Wüste wurde 2012 bei einer Nach Dr. Eitan Klein (IAA) belegt ton) zweifelten dagegen laut der Jerusa-
Razzia unter Antikenschmugglern si- die Frachtnotiz eine organisierte Ver- lem Post wenige Tage später die Echtheit
chergestellt. Nach der Form der Buch- waltung unter den Königen Manasse, des Fundes an und warfen der Behörde
staben und einer 14C-Analyse wird es ins Amon, oder Josija, die zu dieser Zeit in mangelnde Sorgfalt bei der Untersu-
7. Jh. vC datiert, also in das Jahrhundert der Hauptstadt Jerusalem regierten. In chung vor. Für den Fälschungsverdacht
vor dem Babylonischen Exil. der durch die UNESCO-Jerusalem-Reso- der beiden Archäologen gebe es aber
Die Übersetzung offenbart ein Fracht- lutionen aufgeladenen Stimmung (siehe keinerlei Belege, sagte der Chef der ar-
dokument, das die Zahlung von Steuern S. 68) nutzte die Ministerin für Kultur chäologischen Abteilung der IAA, Gi-
oder den Gütertransfer zu Warenhäusern und Sport, Miri Regev, die Gelegenheit, deon Avny. Tinte könne man aber tat-
in die königliche Hauptstadt Jerusalem den Papyrusfund zu deuten als „weite- sächlich schwer datieren. W
belegt: mit Absender („Von der Magd ren Beweis dafür, dass Jerusalem die (WUB/IAA/KNA)
palästinensische Gebiete
spurenSuche
aussergewöhnliche Steintafel
Kalif al-Walid liebte den See Gennesaret S. 78). „G-tt“ ist eine Transkribie-
rung des Gottesnamens, der aus
khirbat al-Minya Nach der arabisch- Kuhnen herausfinden – von Handwer- Ehrfurcht nicht ausgesprochen
islamischen Eroberung ließ sich ein kern, Händlern und Zuckerrohrbauern wird.
umaijadischer Kalif (Walid I. oder Wa- genutzt. Ein nur 12 mm großes Glas-
lid II.) im 8. Jh. einen prächtigen Palast gewicht mit der arabischen Inschrift
mit Seeblick am See Gennesaret bau- „Ehre Allah“ weist darauf hin, dass christen im irak
en, aus weißem Kalkstein auf schwar- muslimische Händler hier im 9. oder
„Die schweigende Mehrheit
zem Basaltsockel; dazu eine der heute 10. Jh. mit höchst wertvollen Gütern
ältesten Moscheen des Heiligen Lan- handelten. Es gelang dem Mainzer der Muslime bittet uns,
des. Doch schon 749 nC beschädigte Team, einen der Siedeöfen für die Zu-
nicht auszuwandern, uns,
ein heftiges Erdbeben den Palast so ckerrohrverarbeitung freizulegen. Der
stark, dass er nicht fertiggestellt wur- Zuckerrohranbau löste im Mittelalter das ,Salz Mesopotamiens‘,
de. Stattdessen wurde er – das konn- einen Wirtschaftsboom im Heiligen
wie uns ein schiitischer
ten die jüngsten Ausgrabungen von Land aus, führte aber zur Verödung
Archäologen der Universität Mainz weiter Landstriche, weil der Holzver- Gelehrter genannt hat.“
unter der Leitung von Dr. Hans-Peter brauch für die Verarbeitung hoch war.
Die Mainzer Archäologen leiten hier Yousif Thomas Mirkis, chaldäischer
Winziges frühislami- auch ein Konservierungsprojekt, das Erzbischof von Krikuk und Sulei-
sches Glasgewicht, durch das Kulturerhalt-Programm der maniyeh (Irak), in einem Interview
Durchmesser Bundesrepublik finanziert wird: Denn mit dem Magazin „Le Monde de la
12 mm, für seit 1939 liegt die Ruine, rund 1 km Bible“ im November 2016.
besonders wert- südwestlich von Tabgha, schutzlos im
volle Waren. Freien und verfällt. W (Uni Mainz/WUB)
Lebensmittel
und Götterspeise
Die Aufnahme von Nährstoffen und von Wasser ist Voraussetzung für alles Leben. Essen
und Trinken gehören zu den existenziellen Vollzügen des Menschen, so wie das Atmen.
Die Dinge, die wir zu uns nehmen, nennen wir „Lebensmittel“. Was liegt näher, als sie mit
der Dimension in Verbindung zu bringen, die aus philosophischer und religiöser Perspek-
tive das Leben begründet, mit dem Göttlichen. Von Wolfgang Baur
E
ssen und Trinken verbinden und tren-
nen zugleich. Menschen und Götter, die
gemeinsam dasselbe essen, werden zu
einer Gemeinschaft. Menschen und Götter, die
nicht dabei geduldet oder dazu eingeladen wer-
den oder dies von sich aus nicht wollen, sind
Außenseiter dieser Gemeinschaft. Nicht um-
sonst muss man bei Gästelisten darauf achten,
dass man niemanden vergisst, der an sich da-
zugehört. Er könnte mit gutem Recht beleidigt
sein. Dasselbe gilt für Einladungen zum Essen,
die man verschmäht.
Doch nicht nur die Auswahl der Teilnehmer
hat identitätsstiftende Wirkung, sondern auch
die Auswahl und Behandlung der Speisen. Nicht
selten gibt es Speisekonventionen oder -gesetze,
die mit bestimmten Anlässen verbunden sind,
Speisevorlieben oder gar -tabus, die zu beach-
ten sind. Speisen, Getränke, Essen, Trinken,
Geruchsempfinden und auch Geschmack sind
vom Erfahrungshintergrund und damit von der
Kultur bestimmt, in der sie verortet sind. Die
anthropologische Forschung hat zudem darauf
hingewiesen, dass Nahrungsaufnahme auch mit
Zeitsprüngen in die Vergangenheit verbunden
sein kann, wenn man das Essen einer bestimm-
ten Speise mit individuellen oder kollektiven Er-
innerungen kombiniert. So hat manches Gericht
über seinen reinen „biologischen“ Nährwert hi-
naus einen „symbolischen Mehrwert“ , der sich
nur dem Kenner erschließt.
Die kultur- und kultbestimmten Regeln für
die korrekte Mahlzeit können sogar noch die
Götter ohne Speise! Die Fluttafel aus der Vor- und Nachbereitungen der Mahlzeit mit
rund 25.000 Tafeln umfassenden Bibliothek des
einbeziehen, wenn konkrete Zubereitungs- (ko-
assyrischen Königs Assurbanipal (669–627 vC)
chen, braten, Brot mit oder ohne Sauerteig) bzw.
beschreibt gleich zwei Katastrophen: Weil die
Entsorgungsarten der Speisereste (verbrennen,
Menschen der Flut zum Opfer gefallen sind, be-
vergraben, weitergeben, aufbewahren oder weg-
kommen die Götter als Folge nichts mehr zu essen.
werfen) angesagt oder verboten sind. Hat man
Damit wird eine der Hauptaufgaben des Menschen,
nämlich die Götter zu speisen, nicht mehr erledigt. schon bei einer Mahlgemeinschaft mit Menschen
Der Text entstammt einem Zyklus von zwölf Tafeln. Regeln zu beachten, so gilt dies umso mehr für
Dieser enthält Erzählungen, deren Wurzeln bis in eine kultische Mahlzeit, bei der eine Gottheit als
die altbabylonische Zeit (1800–1595 vC) zurück- anwesend gedacht, die Mahlzeit in göttlichem
reichen. Unter anderem findet sich darin eine Namen abgehalten oder als Opfergabe mit ihr
Sintfluterzählung, die ursprünglich zum sogenann- geteilt wird. Das sakrale Mahl stiftet die Gemein-
ten Atrahasis-Mythos aus dem 18. Jh. vC gehörte. schaft zwischen den Menschen und Göttern, die
Auch die Sintflutgeschichte der Bibel (Gen/1. Mose zusammen essen und trinken. Identität wird so
7–9) greift wesentliche Erzählzüge dieser Mythen gesichert und kann durch die Wiederholung der
auf. Mahlzeit verstetigt werden. Die Vorstellung, dass
eine Gottheit in der Speise selber anwesend ist
und sich die Teilnehmer mit dem Essen göttliche
Kraft einverleiben, ist im Alten Orient oder Alten
Testament allerdings nicht nachzuweisen.
es erwähnenswert, dass es dem assy- konnte. „Normalbürger“ mussten wohl Wohlergehen. Besonders häufig wurden
rischen König erlaubt war, sich vor ein mit ihren Haus- und Ahnengötterfiguren die Götter zu einem Bankett eingeladen,
Kultbild zu setzen und gleichzeitig mit Vorlieb nehmen. Gastgeber des assyri- wenn die Einweihung einer renovierten,
ihm Mahlgemeinschaft zu halten. König schen takultu-Fests war der König, der ausgebauten, neu gegründeten Stadt
und Gottheit speisten gemeinsam und die Götter als seine Gäste im Palast be- oder eines Palastes anstand. Als auf-
veranschaulichten so ihren intimen und wirtete. Bei diesen Festlichkeiten konn- merksamer Gastgeber und Herrscher mit
vertraulichen Umgang miteinander. ten die beteiligten Götter dazu gezwun- priesterlichen Kompetenzen brachte der
assyrische König den Göttern die Spei-
sen dar und verteilte Gastgeschenke.
Göttermähler zu Hause Die Götter(figuren) such- Nach geraumer Zeit kehrten die Götter
Abgesehen von Mählern in Tempeln, wieder in ihre Tempel zurück, während
war es auch möglich, die Götter(bilder)
ten das Haus ihres Gast- der König mit seinen Beamten weiter-
„zu sich nach Hause“ einzuladen. Das gebers auf feiern konnte. Wenn die Götter dieser
qeritu-Fest in Assyrien war weniger ein Einladung folgten – was sie nach der
regelmäßiges Jahresfest als eine Fete, Quellenlage immer taten –, bestätigten
die zu unregelmäßigen Anlässen statt- gen sein, ihren Wohnsitz zu verlassen sie Rang und Legitimation des einladen-
fand. Es handelte sich um ein Bankett und das Haus ihres Gastgebers aufzu- den Königs und segneten ihn und sein
mit Götterbildern, das vom König aus- suchen. Satt und zufrieden segneten sie Bauwerk. Der König war also Nutznießer
gerichtet, aber auch von wohlhabenden anschließend den König mit langer Re- dieser Verbindung, da die Anwesenheit
Privatpersonen veranstaltet werden gierung, Gesundheit, hohem Alter und der Gottheit sowohl die Speise, die sie
16 welt und umwelt der bibel 1/2017 200219143033QH-01 am 10.04.2021 über http://www.united-kiosk.de
Kultische Mähler im Alten Orient und in Palästina/Israel
berührte, als auch das Haus, in das sie sich be- Relief von Assurbanipal in der Gartenlaube zei-
geben hatte, segnete. Zudem galt schon damals: gen dies ebenso wie 2 Sam 5-7. Inwieweit jeweils
Je erhabener die Gäste, desto angesehener war das „normale Volk“ bei diesen Feierlichkeiten
letztlich der Gastgeber. involviert war, lässt sich kaum mehr feststellen.
Grundsätzlich ist die Möglichkeit gegeben, dass
der König anlässlich bestimmter Ausnahmefei- Nase = Zorn
Normale und besondere Mähler im Alten ern dem Volk ein Festessen spendierte (2 Sam im Hebräischen sind die
Testament 6,19), das kurzfristig die sozialen Schranken Worte für Nase und Zorn
Das Alte Testament ist eine altorientalische Bi- überbrückte. identisch. Wenn Gott
bliothek in hebräischer Sprache. Daher kann es Brot hatte eine zentrale Bedeutung für die Er- wütend ist, dann hat er
nicht verwundern, wenn es in Bezug auf Mahl- nährung und eine entsprechend starke Symbol- sozusagen „die Nase voll“,
er schnaubt vor Zorn. Der
feiern eine kulturelle Kontinuität gibt und dem kraft. Das hebräische Wort læchæm bezeichnete
Geruch des Opfers soll ihn
gemeinschaftlichen Mahl sowohl im Alltag wie die „Nahrung“ an sich. Das gebrochene Brot, das
besänftigen.
bei Festzeiten eine hohe gemeinschaftsstiften- man gemeinsam tunkte, stand für die Mahlge-
de Bedeutung zukommt. So wurden hier wie meinschaft. Fleisch gab es nur selten und zu be-
dort zu wichtigen Anlässen Mahlfeiern veran- sonderen Anlässen. Das Blut, das als Sitz des Le-
staltet, sei es zur Entwöhnungsfeier (Gen 21,8), bens galt, sollte nicht verzehrt werden (Gen 9,4).
zum Geburtstag (Gen 40,20; Ijob 1,4f), zur Ehe-
Nachexilisch
Sakrale Mahlzeiten Im Jahr 587/6 eroberte
der babylonische König
Zu allen wichtigen Anlässen Kultmähler von Familien oder regelrechten Kult-
vereinen zum Andenken und ggf. im gedachten Nebukadnezzar Jerusa-
wurden Mahlfeiern veranstaltet Beisein der Toten sind in Mesopotamien, Syrien, lem und verschleppte
Phönizien und anderswo belegt und gehören in Teile der Bevölkerung
nach Babylonien. Erst 538
den Kontext der Totenpflege oder des Ahnen-
vC erließ der Perserkönig
schließung (vgl. Gen 29,22; Ri 14,10.12.17) oder kults. Inwieweit dies in Israel/Juda praktiziert
Kyrus ein Edikt, in dem
Bestattung (vgl. Jer 16,5-7; Ez 24,17.22; Hos 9,4). wurde, ist unklar. Jes 65,4 und Ps 106,28 bezie- er den Exilierten erlaub-
Jüngerkreise von Propheten trafen sich wohl hen sich polemisch auf Totenopfermähler, über te, zurückzukehren. Der
zum gemeinsamen Mahl im Haus des Meisters (2 deren Regelmäßigkeit oder Verbreitung nichts Neuanfang nach dieser
Kön 6,1). bekannt ist (vgl. den Beitrag dazu, S. 26–31). „Wende“ war für das Volk
Eine gemeinsame Mahlzeit war der Inbegriff Auch im Alten Testament kommt auf den Ebenen Israel der bedeutendste
von Solidarität mit Schwachen und Gastfreund- des privaten, lokalen und öffentlichen Kults (Dtn Einschnitt in seiner Ge-
schaft gegenüber Fremden (vgl. Gen 18,7f; 19,3) 14,26, 1 Sam 9,13, Neh 8,10) der Darbringung von schichte. Viele Bibeltexte
und konnte auch die Rückkehr ins Leben sym- Speisen an Gott und der Tischgemeinschaft mit wurden in dieser Zeit
bolisieren (1 Sam 18,22). Ebenso wurden im ge- ihm eine große Bedeutung zu. Zu den Riten ei- verfasst oder überarbeitet.
Letztlich ist die Theologie
samten Kulturbereich königliche Tempelbauten nes Bundesschlusses kann u. a. ein einmaliges
und Geschichtsbeurteilung
mit Banketten und Festivitäten eingeweiht, wie gemeinschaftliches Gottesmahl gehören (Gen
des Volkes Israel hier neu
schon Gudea von Lagasch (Zylinder B xvii 12-xix 15,17f; Jer 34,18; Ex 24,9-11), wogegen sakrale geschrieben worden. Der
21) oder 1 Kön 8 belegen. Mahlzeiten ansonsten eher um eine gewisse Re- Kult wurde wohl nicht
Auch Siegesbankette waren im alten Mesopo- gelmäßigkeit bemüht und kaum vom Opferkult nahtlos fortgesetzt. Alles
tamien, in Syrien wie im alten Israel üblich und zu trennen sind. war kleiner, bescheidener,
sind in Wort und Bild bezeugt: Die Königsstan- Die Übergabe der Speisen an JHWH im Rah- und Tieropfer traten in den
darte von Ur (s. S. 10/11) oder das neuassyrische men der Opfer (z. B. Lev 1-7) erfolgte durch De- Hintergrund.
dition und Vergangenheit gedenken. Kinder die Opfer allein dar, sodass sie auch letztlich die
lernen von ihren Eltern. Das gemeinschaftliche alleinigen Vermittler göttlichen Segens werden, Tora des Mose
Essen ist nicht nur ein Akt des Erinnerns, son- der nach wie vor von JHWH als Reaktion auf das Die Anweisungen in den
dern ein Akt der Teilnahme an der Identität als Opfer erwartet wird. Mahlgemeinschaft halten Büchern Ex bis Dtn, also
2.–5. Mose sind nicht, wie
Israelit. Dies zeigt sich besonders beim Pessach- nun nur noch die Priester mit JHWH im Tempel,
man vermuten könnte,
Mazzot-Fest, das vor Dtn 16 einen Blutritus mit wenn sie von seinen Opfern ihren Anteil erhal-
für die „erste“ Zeit Israels
dem Pessachlamm am jeweiligen Haus-/Zeltein- ten. Es ist die Priesterschrift, die den Opferkult geschrieben, sondern
gang einer Familie beinhaltete, was nun im Dtn einer tief greifenden Neuinterpretation unter- für die Zeit nach dem
durch ein Opfer mit anschließendem Gemein- zieht, indem sie beinahe sämtliche Opfer mit Babylonischen Exil. Sie
schaftsmahl am Zentralheiligtum ersetzt wird. dem Gedanken der Sühne verbindet. beziehen ihre Autorität von
Das Pessach wurde so in den zentralen und Zu diesem Zweck werden nicht nur die tradi- Mose, um die Verbindung
professionellen Opferkult am Tempel integriert. tionellen Opfer umgestaltet (Lev 1-3), sondern zur Anfangszeit Israels
Die Israeliten sollen dorthin wallfahren und eine es treten auch neue Opferarten (Sünd- und das herzustellen.
Mahlgemeinschaft halten. Neu ist zudem an Dtn Schuldopfer; s. Lev 4-5) hinzu. Pessach, Sabbat
16, dass das Pessach-Mazzot-Fest explizit und und die Speisegebote spielen für die fromme Le- Priesterschrift
konsequent mit dem Exodusgeschehen verbun- bensführung und die Identität als Mitglied des Texte innerhalb der Bücher
den wird, sodass es nun zu einem Gedächtnisfest Gottesvolks im Privatbereich eine zunehmende Gen–Dtn /1.–5. Mose, die
der Rettung aus Ägypten wird. Die Speisegebote, Rolle (s. die Argumentation des Heiligkeitsge- nach der Rückkehr von
bei denen die Mazzen (schnell gebackenes, un- setzes, Lev/3.Mose 17–26) dies umso mehr, als Teilen der nach Babylon
gesäuertes Brot, „Speise der Bedrängnis“) den diese Vorschriften – wenigstens in der Prägung verschleppten Israeliten
Tag der Befreiung aus Ägypten erinnernd verge- der priesterschriftlichen Tradition – diaspora- nach Kanaan geschrieben
genwärtigen, Speiseverbote (Gesäuertes) und das tauglich sind: Man kann sie überall einhalten. wurden, um die Katastro-
phe im Glauben an JHWH
gemeinschaftliche Essen des Pessach stiften die Eine andere Entwicklung ist von der propheti-
zu bewältigen und die Re-
Einheit des Gottesvolkes. In Jerusalem wird beim schen (Jes 1,10-17; Jer 7,21f; Hos 6,6; Am 5,21-25)
geln des Neuanfangs fest-
Essen von Mazzen und Pessachlamm der Auszug und weisheitlichen Opferkritik (Spr 15,8; 21,27) zulegen. Typisch sind darin
aus Ägypten nachgespielt. Die dortige Festge- beeinflusst: Sie fordert die rechte innere Haltung z. B. ordnende Elemente
meinschaft reiht sich sozusagen in den traditi- beim Opfer ein und bevorzugt fromme Gebete. (7-Tage-Schöpfung) und
onellen Zug der Israeliten ein. Hierbei spielt die Materielle Speisegaben und der Gedanke des die Formel „ganz Israel“.
Abgrenzung nach außen eine ebenso große Rolle sakralen Mahls werden mehr und mehr durch
wie die Tatsache, dass diese Mahlzeiten jährlich
zu den Festanlässen regelmäßig wiederholt wer-
den und somit JHWHs Rettungstat in der Vergan-
genheit jeweils neu zur Gegenwart wird. „Heute“ Materielle Speisegaben werden
ist die Nacht, in der Israel gerettet wird – wovor mehr und mehr durch toragemäße
auch immer. Die Festfreude ist an dieses gemein-
schaftliche Mahl gebunden, das man vor und mit Lebensführung ersetzt.
JHWH einnimmt. Man genießt mit Gott und dankt
ihm zugleich für seine Gaben (Dtn 12,7.12.18;
26,11). Diese Theorie des Pessach-Mazzotfests des Gesetzesgehorsam und toragemäße Lebensfüh-
Dtn ist schon im Alten Testament selber umstrit- rung ersetzt. Das wahre Opfer ist das Leben des
ten: über das Feierdatum, den Feierort (zentrales Frommen, der seinen ganzen Lebensweg mit
Heiligtum versus Familie, Ortsgemeinde), die Gott geht. Ein schönes neuzeitliches Beispiel
Riten, das Ausmaß und die Art der Priesterbetei- der Umsetzung dieses Gedankens ist das Kir-
ligung, die Interpretation und Abgrenzung der chenlied „Die güldne Sonne“, das in der dritten
Festgemeinde gab es unterschiedliche Ansichten, Strophe den Text enthält: „dankbare Lieder sind
die sich durchaus ausschließen. Weihrauch und Widder, an welchen er sich am
meisten ergötzt“.
Die echte Mahlgemeinschaft mit JHWH rückt
Die Zeit des Zweiten Tempels zunehmend in die Endzeit: Beim Festmahl auf
Dass jeder JHWH opfert und folglich mit ihm dem Zion am Ende der Tage (Jes 25,6-8) wird Prof. Dr. Angelika Berlejung ist
Professorin für Alttestamentliche
tafelt ist nach der „Tora des Mose“, die für den JHWH der Gastgeber sein. Bei diesem Gelage der
Wissenschaft an der Universität
Zweiten Tempel bestimmt war, nicht mehr er- Fülle wird auch die Vernichtung des Todes für Leipzig und Professor extraor-
laubt. immer verheißen. Diese Heilsweissagung trifft dinaire für Altorientalistik an
Es sind die Priester, die hier das alleinige Vor- alle Völker, sodass ein internationales Völker- der Universität Stellenbosch/
recht für sich beansprucht haben. Sie bringen Gottesmahl am Ende aller Zeiten stehen wird. W Südafrika.
M
ahlzeiten stiften Gemeinschaft – das Schwierigkeiten, die eine stark auf der religiösen
ist zu allen Zeiten bekannt gewesen Codierung des Mahls gegründete Identität im
und oft für politische Gesten genutzt Umgang mit denen bereitet, die nicht der eige-
worden. Es überrascht daher kaum, dass auch nen Gemeinschaft angehören.
der Neubeginn der israelitischen Gemeinschaft
nach dem babylonischen Exil, die Einweihung
des Zweiten Tempels, mit einem Pessachmahl Essen und Krise
verbunden wird. Das Mahl wird organisiert von Ähnliche Bedeutung erhielten Mahlzeiten dann
den Söhnen derjenigen, die ins Babylonische erst wieder durch einen skandalösen Vorgang.
Exil geführt worden sind (Esra 6,19-22). Man Als Antiochos IV. 168 vC in Jerusalem den Tem-
hätte die Tempelweihung auch mit dem Laub- pel entweihte und das jüdische Gesetz außer
hüttenfest verbinden können, wie es für Salomo Kraft setzte, soll er Juden dazu gezwungen ha-
(2 Chr 7,9) und später für die Hasmonäer be- ben, in der Öffentlichkeit Schweinefleisch zu es-
richtet wird (2 Makk 10). Auch dann hätte es ein sen – ein Symbol der Anerkennung königlicher
Mahl gegeben, doch Macht, dem sich eine
Pessach ist eine nach- Mutter mit ihren sie-
vollziehbare Wahl. Das Mahl, das an den Auszug ben Söhnen dadurch
Das Mahl, das an den
Auszug aus Ägypten
aus Ägypten erinnert, wird verweigert haben soll,
dass die ganze Fami-
erinnert, wird zum zum Gründungsmahl der neuen lie sich zu Tode fol-
Gründungsritual der
neuen, nachexili-
nachexilischen Gemeinde tern ließ (2 Makk 7, 4
Makk).
schen Gemeinde. Im Diese Erzählung
Gedenken an die Vorfahren feiert man die eigene war in ihrer Symbolik so eindrücklich, dass
Geschichte der Rückführung ins Heilige Land. die frühen Christen den makkabäischen Mär-
Religiöse Mahlzeiten können aber auch Ge- tyrern einen eigenen Kult widmeten (erwähnt
meinschaft verhindern – dann nämlich, wenn z. B. in Augustinus, In solemnitate martyrum Das vierte
es bestimmten Personengruppen aus religiösen Machabaeorum). Religion und weltliche Macht Makkabäerbuch:
Gründen nicht möglich ist, am Mahl der anderen prallten aufeinander, wobei die Frage nach Philosophische Schrift, die
teilzunehmen. Auch das hat eine identitätsstif- der Einhaltung der Speisegesetze im Fokus des am Ende des 1. Jh. nC von
hellenistischen Juden in
tende Wirkung. Es kann aber, je nach Kontext, Streites stand. Natürlich sind es die Ermorde-
Syrien verfasst wurde. Sie
zur Isolierung der eigenen Gruppe gegenüber ten, die nach der Logik dieser Texte durch ihre
befasst sich mit der Rolle
anderen führen. Die jüdische Geschichte der Glaubenstreue den eigentlichen Sieg davonge-
der Vernunft als Herrsche-
Antike zeigt beide Elemente in immer neuen tragen haben. Dass die Geschichte wohl erfun- rin über die Triebe. In
Varianten: Die integrative Wirkung einer Mahl- den ist, tut dieser Symbolik keinen Abbruch. Sie manchen orthodoxen Kir-
gemeinschaft, deren religiöse Aufladung so- zeigt, wie eng im Rückblick auf die Maßnahmen chen wurde sie als Anhang
gar eine Verbindung mit den Ursprüngen der von 168 die jüdische Identität an die Speisege- in den biblischen Kanon
eigenen Gemeinde ermöglicht, aber auch die setze gebunden wurde. aufgenommen.
A
Manches spricht dafür, dass es sich bei 1QSa uch der an bestimmte Anlässe der Juden verbunden sind. Sie
schlicht um eine ältere Fassung derjenigen Re- gebundene Mahlverzicht kann berührt damit die Möglichkeit des
gel handelt, die wir in 1QS finden – also eben- Zugehörigkeit anzeigen. Die Tora privaten Fastens aus Frömmigkeit,
falls um eine Ordnung für das Leben in der Ge- schreibt mit Jom Kippur (Lev 3,26- das etwa die Pharisäer laut dem
genwart. Und der Messias? Als gräzisierte Form
32) nur einen Fasttag verpflich- NT (z. B. Mt 9,14) praktizieren,
des hebräischen Wortes mašiach („Gesalbter“)
tend vor, doch mit der Zeit kamen das aber auch in jüdischen Schrif-
ist „Messias“ in den christlichen Schriften ein
weitere Anlässe hinzu. Zu einem ten erwähnt wird (z. B. Tob 12,8).
feststehender Begriff zur Bezeichnung Jesu.
unbekannten Zeitpunkt wurde Der jüdische Philosoph Philo
Sieht man in 1QSa nicht neutral einen „Gesalb-
etwa das Fasten Esters (Est 4,15- beschreibt als Ideal eine (fiktive)
ten“, sondern einen „Messias“, riskiert man
16) zur Aufforderung umgedeutet, Gruppe anscheinend jüdischer
eine Übertragung christlicher Deutungsmuster
auf Texte, in denen sie nichts zu suchen haben. am Tag vor Purim zu fasten. Die Philosophen in der Nähe von
Der „Gesalbte“ in unserem Text aus Qumran hebräische „Fastenrolle“ (Megillat Alexandria, in der man sich außer
könnte ein Amtsträger innerhalb der Gemeinde Ta’anit Batra) kennt am Übergang von Brot und etwas Ysop von über-
sein, was auch erklären würde, warum selbst zum Mittelalter 24 Fasttage, die haupt nichts mehr ernährt (de vita
in diesem vermeintlich endzeitlichen Szenario aber kaum allgemein verbreitet contemplativa). Auch römische
der Priester noch den Vorrang beim Mahl hat. gewesen sind. Demgegenüber Quellen erwähnen jüdisches Fas-
Gerade die Reihenfolge beim Vollzug religiöser nennt die deutlich früher (1./2. ten (Tacitus, Historiae 5,4), irren
Riten kann Hierarchien innerhalb einer Gemein- Jh. nC?) entstandene aramäische sich aber etwa in der Annahme,
de sichtbar machen. In späteren Formen der Ge- Fastenrolle (Megillat Ta’anit) 36 die Juden würden am Sabbat
meinderegel ist der „Gesalbte“ dann gar nicht Tage, an denen man nicht fasten fasten (z. B. Augustus laut Sueton,
mehr zu finden. darf, da sie mit glorreichen Siegen Divus Augustus 76).
Jüdische Mahlzeiten in
nicht jüdischer Umgebung
Die Speisegesetze erschwerten denjenigen
Juden, die außerhalb Palästinas lebten, die
Integration in die griechisch-römische Mehr-
heitsgesellschaft. Mit dem Opfer und dem Ge-
meinschaftsmahl waren die Juden von gleich
zwei rituellen Handlungen ausgeschlossen, die
die Zugehörigkeit zu einer antiken Stadt we-
sentlich bestimmten. Es fehlt denn auch in der
antiken Literatur nicht an abfälligen Bemerkun-
gen. Der römische Senator Tacitus konnte die
vermeintlich menschenfeindliche Haltung der
Juden auch daran festmachen, dass sie „beim
Essen abgesondert“ seien (Historiae 5,5); an-
dere schlossen aus der Weigerung, Schweine Schriftrolle mit dem Anfang des Buches Ester mit einem
zu opfern oder zu essen, dass die Juden das Jad (Lesefinger zum Anzeigen des gelesenen Textes)
Schwein als Gott verehrten oder jedenfalls be-
und Falsch oder zu viele Deutungsmöglichkei- Kißel). Ob Persius tatsächlich ein Sabbatmahl
ten gibt – deshalb sind sie verboten, Paarhufer beobachtet hat, ist ebenso umstritten wie die
hingegen koscher (de specialis legibus). Derarti- Frage, was es mit den „Tagen des Herodes“ auf
ge Deutungen können allerdings kaum mehr als sich hat. Deutlich ist aber zu spüren, wie fremd
einer Handvoll Intellektueller zugänglich gewe- die Juden und ihre Mahlzeiten römischen Be-
sen sein. obachtern erscheinen konnten. Grundsätzliche
Wie gut Nichtjuden über das, was wirklich Beeinträchtigungen der jüdischen Lebensweise
in jüdischen Gemeinden vorging, informiert scheint es allerdings in römischer Zeit nicht ge-
waren, ist ganz unklar. Der römische Dichter geben zu haben. Jüdische Versammlungen und
Persius gibt allerdings eine nicht eben schmei- Mahlzeiten waren generell erlaubt; die Bürger
chelhafte Beschreibung eines jüdischen Mahls: von Sardeis verpflichteten sogar die örtlichen
„Doch sind des Herodes Tage genaht und, ver- Marktaufseher dazu, „geeignete Nahrung“ für
teilt am schmierigen Fenster, speien die Lam- die Juden einzuführen (Josephus, Antiquitates
14,261).
Deutlich ist zu spüren, wie fremd den Römern Judentum ohne Tempel
die Juden und ihre Mahlzeiten waren Mit der Zerstörung des Jerusalemer Tempels im
Jahr 70 nC stellte sich die Frage neu, was jüdi-
sche Kultpraxis eigentlich ausmachte und wie
pen, veilchenbekränzt, fetten Qualm, und, die sie künftig aussehen konnte. Die zentralen Feste
rötliche Schüssel umfassend, schwimmt des waren seit Jahrhunderten untrennbar mit dem
Thunfisches Schwanz, und von Wein schwillt Tempel verbunden gewesen. Mussten sie nun
hell die Karaffe, bewegst du still deine Lippen, entfallen, und wenn ja, war Judentum ohne die-
erbleichst vorm beschnittenen Sabbat“ (Übs. W. se Feste überhaupt denkbar? Wie die allermeis-
E
in solches „Totenmahl“ ist schon im 3. trank. Die Aushöhlungen der Kellen dienen zu-
Jahrtausend vC auf einer Keilschriftta- gleich als Öffnungen der Libationsröhren, durch
fel in Nordsyrien bezeugt. Im Vorderen die man den Toten versorgte. Dabei sprach man:
Orient kümmerte sich neben der Familie eine „Iss und trink und lass es dir gut gehen.“ Ein
besondere Einrichtung um das Totenmahl mar- Totenmahl war also mehr als ein Erinnerungs-
zeah –, ein Feierverein, der ein Haus für die Fei- mahl: Der Tote selbst, so glaubte man, nahm
erlichkeiten sowie Felder, Weinberge und Vieh daran teil.
zur Verköstigung der Feiergesellschaft besaß.
Ähnlich wie bei den marzeah übernahmen im
Römischen Reich nach und nach Vereine (colle- Friede und Eintracht
gia) anstelle der Familien die Organisation der Die parentalia endeten am neunten Tag mit der
Totenmähler. Feier der caristia, der „lieben Verwandtschaft“.
Ein Festmahl für den Toten fand also nicht nur Dieses Fest verdeutlicht die soziale Bedeutung
unmittelbar nach dem Begräbnis statt. Nach der Totenmähler. Valerius Maximus erklärt in
der Bestattung gab es ein Totenmahl im engen seinen „Denkwürdigkeiten“ den Sinn des Mah-
Familienkreis und ein Bankett (silicernium) der les: „Unsere Vorfahren richteten auch ein feierli-
Angehörigen am Grab. Nach neun Tagen endete ches Mahl ein und nannten es caristia (…). Wenn
die erste Trauerphase mit der cena novemdialis. irgendein Streit unter den Verwandten entstan-
Danach nahmen die Angehörigen ihr Alltagsle- den war, sollte er (…) bei der heiligen Feier des Ti-
ben wieder auf, um von nun an den Toten vor sches und angesichts der allgemeinen Heiterkeit
allem zweimal im Jahr mit einem Mahl zu ehren: beigelegt werden.“
an seinem Geburtstag und am allgemeinen To- Die Mähler dienten also der Wiederherstel-
tenfest der Römer, den parentalia im Februar. lung von Frieden und Eintracht in der Fami-
lie. Ähnlich förderten sie in den Vereinen den
Zusammenhalt ihrer Mitglieder. Auch bei den
„Glühwein“, Fisch und Kuchen, Christen standen diese klassischen römischen
Eier und Brot Familientugenden im Vordergrund.
Abascanthus stellte den Vereinsoberen und den
Magistraten für seine Totenmähler so viel Geld
zur Verfügung, dass für Speis und Trank im Archäologische Spuren
Überfluss gesorgt war. Eine Grabplatte aus Alge- Dass die Christen die alte Praxis wie selbstver-
rien (s. Abb. links) zeigt im Relief die typischen ständlich weiterführten, bezeugt vor allem die
Speisen und Bestecke eines antiken Totenmahls: Archäologie. An christlichen Gräbern befanden
zwei Fische, Brote, kleine Kuchen, Eier mit Ei- sich die gleichen Einrichtungen für das Toten-
erlöffeln, ein Messer, ein Esslöffel und zwei mahl wie an heidnischen. In den Katakomben
Schöpfkellen, aus denen man erwärmten Wein Roms und auf den Friedhöfen Nordafrikas, Spa-
Die Katakombe San niens und der Levante hat man unmittelbar ne- den Mahlfeiern. Im Putz der umlaufenden Bän-
Gennaro in Neapel, ben den Gräbern zahlreiche steinerne Tische mit ke hat man mehr als 300 Graffiti gefunden, in
Italien. Hier wurden bei runden Schalen aus Glas oder Marmor gefun- denen Petrus und Paulus angerufen wurden.
den Verstorbenen auch den. In den christlichen Katakomben auf Malta Vermutlich haben die Christen Roms während
Mahlfeiern abgehalten. sind diese sogenannten Mensen von Liegebän- der Valerianischen Verfolgung im Jahre 258 Re-
ken umschlossen, sodass man hier das Toten- liquien von Petrus und Paulus hierhin gebracht.
mahl direkt bei den Gräbern abhalten konnte. Inmitten des riesigen Friedhofs, der von den Rö-
Meist war es aber so eng, dass nur ein Teil der mern frequentiert wurde, dürften die Christen
Festgesellschaft zu einer symbolischen Toten- nicht aufgefallen sein, wenn sie wie ihre Mitbür-
speisung hinabstieg. Das eigentliche Festmahl ger Totenmähler abhielten.
Die Wände eines
fand oberirdisch statt, im Freien oder aber in ei-
Mahlraums neben einem nem Speiseraum, dem Triklinium, in dem man
Grab in Tipasa ziert ein
auf Lagern (griech. kline) um einen Tisch herum „Saufereien und
Mosaik mit der Inschrift: ausschweifende Gelage“
lag. Daneben befand sich meist ein kleines Be-
„Bei Gott, Friede und
cken, manchmal auch eine Zisterne oder sogar Die Totenmähler waren also auch bei Christen
Eintracht sei mit unserer
Mahlgemeinschaft!“ Noch eine kleine Küche. überaus beliebt. Besondere Highlights stellten
häufiger wird in christ- Unter San Sebastiano in Rom hat man einen die Märtyrerfeste dar, die man an den Gräbern
lichen Grabinschriften Totenmahlplatz der frühen Christen ausgegra- mit Vigilfeiern beging. Das war nicht unproble-
jedoch das Begriffspaar ben, der inmitten eines Gräberfeldes lag. In die- matisch. Schon Tertullian hatte um 200 auf die
„Friede und Liebe“ verwen- ser Hofanlage, mit 360 m² etwa so groß wie ein Nähe zum heidnischen Ahnenkult hingewiesen.
det. Tipasa (Algerien), 4. Tennisplatz, versammelten sich im 3. Jh. Chris- Und noch zwei Jahrhunderte später musste Au-
Jh. nC. ten zum Totenmahl. Vor Sonne und Regen konn- gustinus klarstellen: „Die, welche Lebensmittel
ten sie sich auf den überdachten Bänken schüt- mitnehmen (…), tun das in der Absicht, sie durch
zen, die um das Atrium liefen. Ein Brunnenhaus die Verdienste der Märtyrer heiligen zu lassen.
diente der Erfrischung und der Versorgung bei Dass es sich nicht um Opfer an die Adresse der
Grab und Altartisch Märtyrer handelt, wissen alle die, welche das auf den Friedhöfen durch die Feier der Eucharis-
gehören zusam- einzige Opfer der Christen kennen, das man auch tie zu ersetzen.
men: Grabaltar mit den dort darbringt.“
Gebeinen des hl. Alfons Hinzu kamen moralische Bedenken. Schon
Liguori in Pagani. Der bei einem normalen Mahl konnte ein Christ, wie Reliquien im Altar
Verstorbene Liguori ist der christliche Lehrer Klemens von Alexandria Um die diffusen Kräfte der Totenfrömmigkeit
auf diese Weise immer verdeutlicht, vieles falsch machen. Ruft man auf die Eucharistie zu konzentrieren, brachte
Teil der Mahlgemein- einen Diener mit einem Schnipsen, verweigert man die Kirche auf die Friedhöfe und die To-
schaft. man ihm die Menschlichkeit. Oder man redet zü- ten in die Kirche. Man deponierte Reliquien im
gellos oder isst und trinkt zu viel. „Es gehört sich Altar – eine Praxis, die bis heute in der katho-
auch nicht, gleichzeitig zu essen und zu trinken, lischen Kirche für die Einweihung eines Altares
denn das ist der Gipfel der Maßlosigkeit.“ Statt- unabdingbar ist. Sie knüpfte einerseits an eine
dessen fordert er: „In Liebe müssen die Mahlzei- griechisch-römische Bestattungsform an. Zahl-
ten eingenommen werden.“ reiche Grabmäler hatten die Form von Altären,
Nach der Konstantinischen Wende mehren auch noch bei den Christen.
sich die Berichte über Exzesse bei den Toten- Andererseits konnte man sich auf die Vision
mahlfeiern. Augustinus erzählt von „Saufe- von den Märtyrern unter dem Altar in der Offen-
reien und ausschweifenden Gelagen auf den barung des Johannes (6,9) berufen. Ambrosius
Friedhöfen“. In der Peterskirche in Rom gebe erklärt seiner Schwester, weshalb er im Jahre
man sich sogar täglich dem Weinrausch hin. 386 die Gebeine der Märtyrer Protasius und Ger-
In Mailand wusste sich Bischof Ambrosius nur vasius unter dem Altar beigesetzt hat: „Es sollen
noch dadurch zu helfen, dass er die Zugänge die triumphalen Opfer (victimae) an den Ort kom-
zum Friedhof schloss und Wärter aufstellte. Als men, wo Christus die Opfergabe (hostia) ist.“
Augustinus‘ Mutter Monika mit einem Becher
Wein zu den Gräbern gehen wollte, stand sie vor
verschlossenen Toren. Fortan, so erzählt Augus- Eucharistie und Caritas
tinus, habe sie sich mit der Eucharistiefeier zu- Eine Alternative boten die Friedhofsbasiliken.
friedengegeben. In der Tat versuchten Prediger Überall im Römischen Reich errichtete man seit
und Bischöfe, die unkontrollierten Totenmähler Konstantin Kirchen auf den Gräberfeldern, meist
über einem Märtyrergrab. Hier fanden zwar wei- Heute verbindet man meist diese scheinbar
terhin Totenmähler statt, sie waren aber nun alternativen Deutungen. Sie schließen sich näm-
„verkirchlicht“. Dem Totenmahl, das der Senator lich nur dann aus, wenn man von einer radika-
Pammachius im Jahre 396 für seine verstorbene len Trennung von Lebenden und Toten ausgeht.
Frau Paulina in Rom veranstaltete, ging eine Eu- Diese moderne Sicht war den antiken Menschen
charistiefeier in der Peterskirche voraus. Daran fremd – und ist es auch heute noch vielen Men-
schloss sich ein Festessen an. Im Hof vor der Kir- schen außerhalb der westlichen Welt.
che versammelten sich die Armen aus Stadt und Die Inszenierung des Totenmahls zielte dar-
Land. Sie saßen in geordneten Reihen, aßen und auf, die abwesenden Verstorbenen anwesend
tranken. Als der Senator kam, streckten sie ihm zu machen. Man speiste sie symbolisch. Ein Sitz
ihre Hände entgegen und erhielten Geldmün- wurde für den Toten freigehalten. Präsent war er
zen. Dieser Reichtum, so erklärt ihm Paulinus oft in Form eines Bildes oder einer Statue. Die
in einem Brief, floss nicht nur in die doppelten lateinische Bezeichnung für das Totenmahl, re-
Handflächen der Armen, sondern wurde „von frigerium (Erfrischung, Erquickung), bringt das
Engeln auch im Schoß des freudigen Herrgotts Ineinander von Diesseits und Jenseits zum Aus-
deponiert (…), um dir einst im Himmel wiederge- druck. Denn das Wort konnte beides bezeich-
geben zu werden“. nen: eine Speisung im Jenseits und das Toten-
Neben der Verbindung mit der Eucharistie bie- mahl der Hinterbliebenen.
tet das Almosengeben einen weiteren Faktor der
Verchristlichung. Es entsprach der Aufforderung
in Lk 14,12f: „Wenn du ein Mahl gibst, lad die
Armen ein.“ An die Stelle des klassischen römi-
Beim Grabbesuch stieß man zu einer idealen,
schen Euergetismus, jener Wohltätigkeit, die bei aus der Zeit gelösten Mahlgemeinschaft
den Totenmählern auch Nichtbedürftigen zugu-
tekam, trat nun die christliche Tugend der Barm-
herzigkeit (griech. eleemosyne → Almosen), die Die Christen führten diesen Brauch fort – ge-
speziell den Armen galt. mäß der Empfehlung, die Augustinus in seiner
Schrift „Über die Sorge für die Toten“ gibt: Bei
der Bestattung und dem Totengedenken solle
Das Mahl auf der Erde und im Himmel man sich an den Brauch eines jeden Volkes hal-
Auf Katakombenwänden und Sarkophagen fin- ten. Allerdings versuchten die Bischöfe, die pri-
den sich immer wieder Bilder von Mählern, und vate Frömmigkeit in eher kirchliche Bahnen zu
zwar unterschiedslos bei Christen und Heiden. leiten, durch die Verbindung mit der Eucharistie,
In der römischen Katakombe Pietro e Marcellina der Märtyrerverehrung und der Forderung nach
sind die Mahlszenen besonders häufig und viel- caritas. Vor allem aber bewerteten sie das Leben
fältig. Die Bilder stellen konkrete Familien dar, der Toten neu: kein tristes Schattendasein im
und zwar sowohl die Verstorbenen als auch die Hades mehr, das ab und an durch leichte Erqui-
Lebenden. Zudem sind Bilder und Architektur ckungen wie die Totenspeisung aufgehellt wird,
so gestaltet, dass wer den Raum betrat, den Ein- sondern das wahre Leben in Mahlgemeinschaft
druck gewinnen musste, selbst zu der dargestell- mit dem auferstandenen Christus, dem Augusti-
ten Mahlgemeinschaft zu gehören. Nachdem nus die Worte in den Mund legt: „Ich lade euch
man also oben im Speiseraum oder im Freien ein zu meinem Leben ein, wo niemand stirbt, wo das
reales Mahl gehalten hatte, stieß man nun, so Leben glücklich ist, wo Speisen nicht verderben
Norbert Zimmermann vom Deutschen Archäo- (...). Dorthin lade ich euch ein: (…) zum ewigen
logischen Institut in Rom, beim Grabbesuch „zu Abendmahl!“ W
einer idealen, aus der Zeit gelösten Mahlgemein-
schaft“.
In der Forschung hat man lange über den Sinn Prof. Dr. Andreas Merkt
ist Professor für Histo-
dieser Darstellungen gestritten. Wird hier das
rische Theologie, Alte
irdische Totenmahl dargestellt? Oder handelt es Kirchengeschichte
sich um ein Mahl im Jenseits? Deuten Blumen und Patrologie an der
und Sträucher auf ein paradiesisches Ambiente katholisch-theologischen
hin? Oder wird hier schlicht die Gartenanlage Fakultät der Universität
oberhalb des Grabes abgebildet, wo man das Regensburg.
Festmahl abhielt?
W
arum gehört zu politischen Empfän- gehörte dazu. Die Möglichkeit des Streits lag
gen, Firmenveranstaltungen und immer in Reichweite, ob themen- oder alkohol-
persönlichen Feiern in der Regel ein bedingt. Jede und jeder wusste darum und ver-
Essen? Weil dadurch u. a. definiert und bestätigt suchte ihn durch Regeln und Strafandrohungen
wird, wer „dazugehört“. Das spielte bereits bei zu verhindern. Die Tatsache, dass Streit häufig
antiken Mählern eine wichtige Rolle: Wer einge- als Thema in Vereinssatzungen erscheint, zeigt,
laden war oder schlicht immer dabei sein durf- wie sehr er Teil täglicher Erfahrungen war.
te, war eine Sache genauer Festlegung. Gemein-
schaft war und ist immer etwas, zu dem andere
nicht dazugehören. Sklaven oder Frauen, die Essen und Götter
Ehefrauen oder Prostituierte, Färber oder Nicht- Wann war Essen religiös? Wann stiftete es eine
adlige, Fremde oder Arme – je nachdem. sakrale Gemeinschaft? Diese Fragen wären in
Das hieß nicht, dass im Mahl alle gleich waren. der Antike kaum verstanden worden. Der Ge-
Ganz im Gegenteil. Ungleichheiten traten deut- danke einer „Religionsgemeinschaft“, in der
lich hervor: In der römischen Oberschicht der man Mitglied war und von der man im ganzen
vorchristlichen Jahrhunderte sollen die Männer
beim Essen gelegen, die Frauen der Familie (die
nicht, wie in Griechenland, vom Gelage ausge- Religion bestand nicht in einer
schlossen wurden) auf Stühlen gesessen haben.
Die Speiseplätze wiesen eine Hierarchie auf. Wo
Mitgliedschaft, sondern war etwas,
der Gastgeber lag (oder in öffentlichen Kontex- was man immer wieder tat
ten: saß oder stand), war das Zentrum. Von dem
konnte man weit entfernt sein oder man war
dicht daneben, im Mittelpunkt des Geschehens. Leben geprägt wurde, entwickelte sich nur sehr
Nicht alle bekamen notwendigerweise das Glei- allmählich. Er gewann erst Gestalt und Attrakti-
che. Manche, aus Mitleid oder als Bewunderer vität, als das Bewusstsein, in einem Imperium
eingeladen, suchten sich die Taschen vollzu- zu leben, so verbreitet und stark geworden war,
stopfen, weil sie für den nächsten Tag nicht nur dass immer weniger Menschen den Eindruck
ein schlechteres, sondern vielleicht gar kein hatten, es reiche, sich als Bewohner des eigenen
Essen erwarteten. Die Vorstellung, solche Gäste Ortes und dessen politischer Gemeinschaft zu
dabei zu erwischen und bloßzustellen, bereite- definieren. Religion bestand nicht in einer Mit-
te offensichtlich Vergnügen. Überhaupt, Streit gliedschaft, sondern war etwas, was man immer
Tavernen (römische (dies intercisi). Und da waren für die Wege schon Mitbürger wurden zu Gästen und persönlichen
Gasthäuser) besaßen erhebliche Zeiten zu kalkulieren, vor allem wenn Schuldnern im Blick auf die Symmetrie des
ebenfalls Lararien wie bei solchen Festen die im Umland lebenden Bür- Gebens. Das hatte Intellektuelle seit der grie-
diese hier in Pompeji. ger eingeladen waren. Außerdem wollte man chischen Klassik zur Kritik gereizt und Formen
Die Schutzgeister nicht immer die Nacht zum Durchfeiern (panny- „billiger“ Religion geschaffen, die nicht nur auf
wurden durch Schlan- chis) drangeben. In anderen Fällen wies der Ort andere Gaben, sondern andere Formen der re-
gen dargestellt. der Feier gar keine Möglichkeit der Zubereitung
von Speisen für die Teilnehmenden auf; hier wa-
ren die fertigen Speisen mitzubringen. Intellektuelle setzten auf andere
Die Bedeutung solcher Mähler kennzeichnet Formen religiöser Kommunikation
die Situation in größeren Städten der Kaiser-
zeit. Als Kulturtechnik darf das Tieropfer, das
„blutige Opfer“, nicht unterschätzt werden. Es ligiösen Kommunikation setzte: gemeinsames
hatte landbesitzenden Eliten erlaubt, ihre wirt- Singen, gemeinsames Lesen beziehungsweise
schaftliche Macht, die gerade in der Verfügung Zuhören. Hier waren Texte wichtiger geworden
über das Produktionsmittel „Land“ und in dem als das Töten von Fleisch liefernden Tieren. Die
Überschuss an Fleisch bestand, in religiöse Au- gemeinschaftsstiftende Wirkung des Essens war
torität und soziale Abhängigkeit zu verwandeln: dadurch nicht beeinträchtigt worden, wohl aber
seine Verbindung mit dem Opfer. So wichtig ser Kommunikation ging so durch den Magen
dieses vielfach in der Vorstellungswelt blieb, es wie durch die Finger.
konnte „virtualisiert“ werden, nur noch als Bild
oder Erzählung präsent gehalten werden. Auf ei-
nen solchen Fall muss weiter unten eingegangen Essen in religiösen Zusammenhängen
werden. Auch für Gruppierungen, deren längerfristiger
Im Übrigen ist es nicht erkennbar, dass es his- Zusammenhalt auf gemeinsamen religiösen In-
torisch das Tieropfer war, das rituelle Mähler be- teressen beruhte, spielte gemeinsames Essen
gründete. Trink- und Essgeschirr finden sich in eine wichtige Rolle. Gerade dafür verabredete
frühen Phasen vieler Heiligtümer, sei es als Aus- oder setzte man Regeln, gerade dafür bestimm-
stattung, sei es als niedergelegte oder in einer te man Zeit und Ort, gerade dafür stiftete man
Grube zerworfene Gabe. Offensichtlich gab die Geld, um ein solches Essen über Jahre hinweg
Einladung zum Mahl bestimmten Ereignissen zu sichern, in Einzelfall ihm sogar ein Dach zu
jene Attraktivität, die so etwas wie Öffentlich- geben.
keit schuf. Eine Öffentlichkeit, die Zeugin wurde Dass hierfür viel investiert wurde, zeigt sich
etwa des Abschlusses einer Bauphase, der Auf- schon bei Gruppen, deren soziale und wirt-
stellung einer Statue oder einer anderen Weih- schaftliche Stellung keiner Stiftungen durch
gabe. Gabe konnte aber eben auch das Geschirr Patrone und Patroninnen bedurfte, den soge-
selbst werden, das im Mahl noch ein letztes Mal nannten „öffentlichen Priestern“ in Rom. Der
Bedeutung im Essen erlangte und sich im Sehen Prunk ihrer Mähler war sprichwörtlich, „ein
wie im Berühren mit der Erinnerung aller, die Priesterschmaus“ war vermutlich das, was heu-
teilnahmen, verband. Nicht nur Liebe, sondern te „Essen wie Gott in Frankreich“ ist. Das galt
auch die Erinnerung an besondere Akte religiö insbesondere für jene Mähler, die ein neu aufge-
Priester und nommenes Mitglied auszurichten hatte, so wie eine substanzielle Eintrittsspende) die Aus-
Kultdiener beim andernorts eine Eintrittsgebühr (summa hono- sicht auf eine anständige Bestattung bot, traf
Opfer. Ein Priester raria) fällig wurde, die sich in ihrer Größenord- sich mehrfach im Jahr. Hier regelte die Satzung
bringt ein Trankopfer nung am Jahreseinkommen orientiert zu haben ein Minimum, das aus Wein, Brot und Sardinen
dar, ein Aulosbläser schien. Nicht irgendein Gott war hier zu ehren bestand; auf dieser Basis stand es den jährlich
spielt sein Instru- (zumindest kennen wir niemand, der das so in- wechselnden vier Speisedirektoren offen, wei-
ment, ein Opferstier terpretierte), sondern den Kollegen zu beweisen, tergehende Freigiebigkeit unter Beweis zu stel-
wird gebracht und dass man sozial mithalten konnte. Kulinarische len (CIL 14,2112). Geregelt war aber auch, wer
ein Liktor (Staatsdie- Innovationen waren da angesagt. Muränen wie doppelte oder wenigstens anderthalbfache Por-
ner bei öffentlichen Pfauen fanden bei solchen Anlässen das erste tionen erhalten sollte. Schon das Verlassen des
Auftritten mit einem eigenen Platzes war mit Strafandrohungen ver-
Rutenbündel) beglei- sehen. Auch die Sitzordnung – nicht allein die
tet die Handlung. Priesterkollegien dienten dem Namen – der Anwesenden war Teil des pontifi-
Heil des Kaiserhauses kalen Protokolleintrags.
In beiden Fällen standen die Bankette nicht
allein. Beide Kollegien hatten kultische Pflich-
Mal auf den Esstisch. Das längste uns erhaltene ten und mussten Angelegenheiten beraten,
Fragment der Protokolle der Priesterschaft der wenn auch sicher unterschiedliche. Das lanuvi-
Pontifices beschreibt eine solches Mahl für das sche Kollegium war in jedem Fall „heilsam“ für
frühe 1. Jh. vC (s. Kasten S. 37). das Kaiserhaus und für den früh verstorbenen
Das Kollegium zum Kulte der Diana und des Geliebten des Kaisers Hadrian. Raum war ihm
Antinous, das am 1. Januar 133 nC in Lanuvium in dessen Tempel geboten. Über eine solche Ein-
gegründet worden war und seinen Mitgliedern richtung oder hinreichend große private Räume
für einen geringen monatlichen Beitrag (und wie die Mitglieder des Pontifikalkollegiums ver-
38 welt und umwelt der bibel 1/2017 200219143033QH-01 am 10.04.2021 über http://www.united-kiosk.de
Sakrale Mähler zwischen Euphrat und Tiber
fügten nicht alle Gruppen. Für sie war es aber zeigte, bestand der Raum rechts und links des
kein Problem, für ihre Zusammenkünfte einen Mittelganges aus je einem Podium, das als Spei-
Bankettsaal (mit Kücheneinrichtungen) oder et- seliege diente, manchmal sogar eine Ablaufrin-
was Ähnliches in einer Kultanlage anzumieten, ne am Fuß aufwies. Kocheinrichtungen waren
mochte diese auch einem anderen Kult geweiht gelegentlich in Vor- oder Nebenräumen vorhan- Lesetipp
sein. den. Die Tötung des Tieres wurde dargestellt und • Jörg Rüpke, Pantheon:
erzählt, nicht nachgespielt. Und dennoch war Die Geschichte der antiken
das mitgebrachte Essen mehr als nur Grundlage Religionen, München: C. H.
Mehr als Essen des sozialen Miteinanders. Einzelne Trinkgeräte, Beck, 2016.
Einen Raum für das eigene Mahl zu mieten, wie etwa ein schlangenverziertes oder gar be-
setzte die Veranstalter unter vielerlei Zwänge, heizbares Gefäß, legen nahe, dass das Speisen
wenn es sie auch ökonomisch entlastete. Eine selbst als Wiederholung, als Vergegenwärtigung
Form des religiösen Zusammenschlusses im Rö- des mythischen Aktes imaginiert wurde. Man
mischen Reich gewann ihre Attraktivität (und stellte sich vor, nicht Wein zu trinken, sondern
ihre soziale Rekrutierungsbasis) gerade aus Blut, warmes, also frisches Blut floss in der Ima-
den Besonderheiten ihres Versammlungs- und gination der Mahlteilnehmer aus der Schale. Re-
Speiselokals. Ein besonderes Ambiente boten duzierte Beleuchtung und Wandgemälde konnte
die Mithräen oder „Mithras-Höhlen“. Sie waren ein Übriges tun, solche Vorstellungen anzure-
als Kellerraum oder eigener Bau zu ebener Erde gen. Wissenschaftlich-archäologisch lässt sich
ausgelegt für die Treffen von wenigen Dutzend das nur sehr unvollständig rekonstruieren. Aber
Prof. Dr. Jörg Rüpke ist
Mitgliedern, die dem Verein in definierten Hier- wir müssen immer damit rechnen, dass das, was Professor für Vergleichende
archiestufen angehörten. In der Längsachse aus- an den gefundenen Hühnchenknochen einmal Religionswissenschaft an der
gerichtet auf ein beleuchtbares Reliefbild, das hing, nicht als ordinäres Hühner-, sondern als Philosophischen Fakultät
den verehrten Gott bei der Tötung eines Stieres Stierfleisch genossen wurde. W der Universität Erfurt.
41
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welt und umwelt der bibel 1/2017
Tut dies zu meinem Gedächtnis
Wein. Für das Pessachmahl ist er schon vor der wir brechen“, die Anteil geben am Blut und am
Tempelzerstörung belegt, und auch Jesus lebt Leib des Herrn (10,16f). Im selben Zusammen-
nicht abstinent (Lk 7,34). Doch hatte der Wein in hang spricht Paulus von „geistlicher Speise und
manchen Bereichen des Judentums und des frü- Trank“ und bringt Brot und Wein allegorisch mit
hen Christentums eine schlechte Presse – nicht den himmlischen Gaben Manna und Felsenwas-
zuletzt aufgrund seiner Verwendung bei Libatio- ser in Israels Exodusgeneration in Verbindung
nen zu Ehren der heidnischen Götter gerade bei
den Mählern. Philo von Alexandrien bezeichnet
ihn als „Gift, das Tollheit erzeugt“ (vit cont 74).
So verzichten z. B. die jüdischen „Therapeuten“
Brot und Wein erinnern an Manna
(eine asketisch lebende Gruppe in Ägypten) laut und Wasser aus dem Felsen
Philo nicht nur auf Fleisch, sondern auch auf
Wein, bei den gemeinsamen Mählern werden in
erster Linie Brot mit Salz und Ysop sowie Wasser (10,1-5). Diese Begrifflichkeit erscheint auch in
genossen: „Bei diesem Gastmahl (...) wird an je- den ältesten uns überlieferten Eucharistiegebe-
nen Tagen kein Wein ausgeschenkt, sondern völlig ten der sog. Didache, einer Kirchenordnung aus
klares Wasser, kaltes für die meisten, warmes für der Zeit um 100 nC (Did 10,1-5). Spuren davon
die älteren, sofern sie üppig leben. Die Tafel bleibt finden sich auch in neutestamentlichen Zeug- Ysop wurde teilweise als
Bitterkraut beim Pessach-
rein vom Fleisch, sie bietet stattdessen Brot als nissen.
mahl gegessen und fand so
Nahrung, als Zukost Salz, dem bisweilen Hysop als
in manchen Gruppen auch
Gewürz beigegeben wird, um den Feinschmeckern
Die Mahlgebete als Kraftquelle und Opfer Eingang in die christliche
unter ihnen zu genügen“ (de vita contemplativa
Eucharistiefeier. Hyssopus
73, Übersetzung K. Bormann, 1964). Aber woher erhalten insbesondere Brot und officinalis ist ein ca. 60 cm
Lukas wiederum spricht in seinem Doppelwerk Wein diese „überirdischen“ Qualitäten, was hoher Strauch mit leuch-
nur vom „Brotbrechen“ (Lk 24,35; Apg 2,42; 20,11; macht sie zu „geistlicher Speise und Trank“, tend blauen Blüten. Die
27,35) und erwähnt bei den Gemeindemählern wodurch stiften sie „Gemeinschaft mit Leib und Pflanze wird als Gewürz in
niemals Wein. Schon beim letzten Abendmahl Blut des Herrn“? Die Antwort liegt nahe: durch Salaten und Gemüsespeisen
Jesu bietet Lukas den sog. „Wiederholungsbefehl“ die Gebete über Brot und Wein. verwendet, aber auch als
nur beim Brotwort (Lk 22,19f), er bezeugt (oder In der Welt der hellenistisch-römischen Sym- Heilkraut (entzündungs
bevorzugt) also eine auf das Brot konzentrierte posialkultur stellen die Mahlgebete ein jüdi- hemmend und krampflö-
„Mahlfeier“. Solche Brot-Eucharistien ohne Wein sches Spezifikum dar. In der frühen Kirche send).
und ohne üppiges Sättigungsmahl finden wir
auch in apokryphen Apostelakten des 2. und 3.
Jh. und in den judenchristlichen „Pseudoclemen-
tinen“. In diesen Quellen erscheint auch ein mit
Wasser gefüllter eucharistischer Becher. Demge-
genüber belegt Justin im 2. Jh. eine auf Brot und
Wein konzentrierte Eucharistiefeier ohne Sätti-
gungsmahl (Apol I 67).
D
ie Entwicklung der heute üblichen got- Text regelt nur Aspekte des Mahls, die nicht
tesdienstlichen Formen schöpft auch aus selbstverständlich sind. Ähnlich wie 1 Kor 12-15
ganz anderen Quellen als den Überliefe- behandeln die der Mahlbeschreibung folgenden
rungen über Jesus. Wer heute zur ursprünglichen Kapitel der Didache (11-14) literarische Gemein-
Tradition der ersten Zeit der Kirche zurückkeh- plätze antiker Mahlschilderungen (Rangord-
ren möchte, muss fast 1900 Jahre Entwicklung nung, Liebe) und Fragen des Verhaltens in der
der Eucharistie als Fehlentwicklung bewerten. Gruppe, die sich zum Teil auf die Treffen dieser
Die Kirche ist kein Abendmahlssaal und Jesus Gruppe beziehen lassen. Eine typisch christliche
benützte keinen Altar. Wahrscheinlich haben er Prägung des Treffens kommt (neben einer Regel
und die Apostel eine sättigende Mahlzeit einge- für die Teilnahme) nur durch den Vortrag von
nommen und nicht nur ein winziges Stück Brot Texten, der wenige Minuten der mehrstündigen
gegessen. Als älteste der Mahlschilderungen Veranstaltung in Anspruch nimmt, zustande.
erzählt 1 Kor 11,23-25, dass Jesus zwischen dem Eucharistie fühlt sich als normales Mahl an.
Brot- und dem Becherritual ein Mahl gehalten
hat. Vorsitzende beim Essen waren meistens die
Gastgeber oder Vereinsfunktionäre, eine Aufga- Tertullian und Cyprian:
be, die nicht mit einem Priestertum verbunden Morgen- oder Abendmahl?
war. Außerdem hat man derartige Gastmähler Im nordafrikanischen Karthago verteidigt der
immer vom Nachmittag in den Abend hinein ge- christliche Schriftsteller Tertullian († ca. 220)
halten. Abendmessen zu feiern, ist in der katho- das Christentum, indem er beschreibt, dass es
lischen Kirche nach Jahrhunderten des Verbots bei den christlichen Mahlfeiern höchst ehrbar
dieser Praxis erst wenige Jahrzehnte alt. Zwi- und anständig zugeht. An einer anderen Stelle
schen der Praxis der letzten Jahrhunderte und listet er Bräuche auf, die zwar nicht in der Bibel
der Antike besteht fast keine Kontinuität.
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welt und umwelt der bibel 1/2017
Der Tisch wird zum Altar
ben dem Gemeinschaftsmahl kann man „das zum eucharistischen Mahl eingeladen zu wer-
Sakrament der Eucharistie“ bei einer morgend- den. Sie konnten nämlich ein morgendliches
lichen Austeilung durch die Vorsteher erhal- Treffen, bei dem sie etwas Brot und Wein er-
ten. Tertullian versteht, dass eine Eucharistie, hielten, den Vorsteher ihrer Gruppe und andere
die sich am letzten Abend-Mahl Jesu orientiert, Leute trafen, sehr gut in ihr normales Leben als
nicht am Morgen (sondern nur zur abendlichen durchaus angesehene Bürger integrieren.
„Essenszeit“) und nicht als Austeilung durch die
Vorsteher (sondern nur als Mahl) gefeiert wer-
den kann. Ein großer Teil der Christen Kartha- Ein römischer Brauch?
gos nimmt bereits damals nie an Mahlfeiern teil. Eucharistie als Morgenbegrüßung
Man holt am Morgen Speisen (wohl auch Wein) Vielleicht steht hier eine römische Tradition im
beim Vorsteher der Gruppe ab. Einem römischen Hintergrund: Jeden Morgen versammelten sich
Beobachter war dieser Vorgang vertraut. Er die Klienten eines Patrons, zum Beispiel eines
konnte annehmen, dass ein Gastgeber oder ein Senators, vor dessen Haus. Sie warteten, bis die
Verein vom Mahl übrig gebliebene Köstlichkei- Diener des Patrons sie aufriefen. Die Morgen-
ten an Bekannte verteilte. Er hätte auf ähnliche begrüßung konnte weit mehr als eine Stunde
Weise auch Gästen eines von ihm veranstalteten dauern, bevor der Patron sich anschickte, zum
Festmahls Speisen mitgeben können. Beispiel auf das Forum zu gehen. Als Römer in-
vestierte man viel Zeit und Energie, diese sozi-
alen Mechanismen unablässig und persönlich
Bei Cyprian wird erstmals der Vorsteher als zu pflegen. In der Kaiserzeit lässt sich eine Ent-
„Priester“ und „Stellvertreter Christi“ bezeichnet wicklung innerhalb der Morgenbegrüßungen
beobachten, die diese Institution für die hier
gestellten Fragen noch anschlussfähiger macht.
Ein halbes Jahrhundert nach Tertullian Es hatten nicht nur Klienten ein Interesse, ihren
schreibt Cyprian von Karthago († 258) gegen Patron zu treffen, anwesend zu sein und bei ihm
Zeitgenossen, welche die Eucharistie am Mor- Wünsche zu deponieren. Auch der Patron war
gen mit Wasser statt mit Wein feiern. In diesem daran interessiert, viele Klienten zu haben, die
Zusammenhang wird erstmals der Vorsteher als seine Bedeutung in der Stadt dokumentierten,
Priester (sacerdos) bezeichnet, der „als Stellver- wenn sie zum Beispiel vor ihm am Forum ein-
treter Christi“ (vice Christi) handelt und deswe- herschritten. Patrone begannen daher einen Teil
gen wie Jesus Wein verwenden muss (Cyprian, ihrer Klientel mit kleinen Gaben, „Körbchen“ ge-
Brief 63.14). Cyprian sieht auch, dass eine Feier, nannt, zu beschenken, wenn sie ihn am Morgen
die weder am Abend stattfindet noch ein Mahl besuchten.
ist, nicht an das Abendmahl Jesu anschließen Die These, dass sich die Eucharistie der
kann. Mit dem Zeitansatz des Abend-Mahls Jesu Christen Karthagos an die soziale Institution
gäbe die Schrift jedoch nur einen Hinweis auf der Morgenbegrüßungen anlehnte, beantwor-
Agapen und Eucharistien
den „Abend der Welt“; dass nämlich die alte tet viele (wenn auch nicht alle) Fragen, die an
Für die frühesten christli-
chen Schriftsteller besteht
Weltepoche zu einem Ende gekommen sei. Des- die Geschichte dieses Rituals gestellt werden
keinerlei Unterschied wegen lasse sich daraus keine Norm ableiten. müssen. Erstens ist der neue Zeitansatz eines
zwischen Eucharistie und Dagegen sei die Verwendung von Wein aufgrund morgendlichen Treffens, bei dem man Brot und
Agape. Die Didache (s. der Überlieferung klar gegeben. Wein gereicht bekam, geklärt und gleichzeitig
rechts.) bezeichnet die Cyprian gibt auch den Grund für die Morgen- verstehbar, warum es weiterhin Abendmähler
Gebete vor einem sättigen- feiern an: „Wenn wir jedoch unser Abendmahl gab. Zweitens ist verständlich, dass solche Eu-
den Mahl als „Danksagen“ halten, können wir nicht das Volk an unseren charistien überhaupt keine Mähler mehr waren,
– nämlich „Eucharistie“. Tisch rufen, um das wahre Sakrament in Ge- was nur störte, sobald Cyprian die Eucharistie zu
Tertullian (s. o.) verteidigt genwart aller Brüder zu feiern“ (Cyprian, Brief polemischen Zwecken mit dem letzten Abend-
das eine Mahl der Christen
63,16). Was das Volk, das nicht mehr an den mahl verglich. Drittens waren solche Eucha-
gegen römische Kritiker. Er
Tisch gerufen werden kann und daher nie das ristien eher eine Verteilung von Gaben als eine
sagt, dass es den Namen
trägt, „womit man im
wahre Sakrament feiert, dazu gesagt hat, lässt gemeinsame Feier. Viertens ist klar, warum sich
Griechischen die Liebe sich vermuten. Ein Teil der Christinnen und die Quellen nicht darum kümmern, an welchem
bezeichnet“, nämlich lat. Christen Karthagos hat ohnehin sein ganzes Le- Wochentag sich die Gemeinde traf. Die Morgen-
dilectio (griech. agape). ben kein luxuriöses Esszimmer der Oberschicht begrüßungen fanden mehrmals in der Woche
Die Mähler der christlichen von innen gesehen. Aber auch reichere Mitglie- statt. Die Christen nahmen ihre „Körbchen“ mit
Gruppen sind Eucharistien. der der Gruppen erwarteten nicht, von Cyprian nach Hause und aßen einen Teil der besonderen
Quellentexte
Martin Luther als Prediger. Predella des Cranach-Altars in der Stadtkirche St. Marien der Lutherstadt Wittenberg 1547
Jesus feiert Abendmahl mit den Reformatoren, um 1570, Mildensee bei Dessau
Liturgie, Theologie –
und ein bisschen Leben
Hat es so ausgesehen? Wenigstens so ungefähr? Tut mir leid: Auskünfte, wie es denn so zugegan-
gen war am Vorabend des Todes Jesu, beim feierlichen Mahl, wird man durch die Bildkunst nicht
bekommen. Das „historische Interesse“ wird dennoch gut bedient. Der Einfluss der sich wandeln-
den liturgischen Formen und des sakramentalen Verständnisses wird sichtbar und manchmal
auch – vergleichsweise verhalten – „das Leben“. Von Herbert Fendrich
Der Abendmahlsaltar
von Dirk Bouts (Mittel-
bild) zeigt Jesus mit dem
Segensgestus des Salvator
mundi („Retter der Welt“).
1464–1467, Öl auf Holz,
180 x 290 cm, St. Peter in
Löwen.
Reichlich Brot –
und nichts zu trinken
Die liturgische Prägung ist beim Mosaik (ent-
standen 1182) aus der Kathedrale von Monreale
auf Sizilien unübersehbar. Das Bildarrangement
folgt dem ostkirchlich-byzantinischen Schema.
Da mag die lateinische Inschrift (CENA DOMINI
– Herrenmahl) erstaunen; aber zur Zeit des letz-
ten Normannenkönigs Wilhelm II., als das Mosa-
ik entstand, war eine weitgehende Latinisierung
Siziliens abgeschlossen. In der Bildkunst wurde
jedoch die „griechische“, ostkirchliche Prägung
beibehalten. „Lateinisch“-katholischer Liturgie
ist vermutlich auch die Tatsache zu verdanken,
dass es zwar reichlich zu essen, aber nichts zu
trinken gibt. Auf den „Kelch“ wird verzichtet. In
fünf Schalen ist ein Fisch zu erkennen (ohne Fra-
ge eine Anspielung auf das Symbol des griechi-
D
as große Fastenbrechen am Seder, gefeiert. In der Spätantike, in der Jüngerschaft Jesu. Der „Himmels-
Ende des Ramadan, `Id al-Fitr, der wir uns in Jesu Zeit befinden, hatte tisch“ steht in seiner Wirkung in keinem
ist eines der beiden Hochfeste das Mahl bereits zusätzlich die univer- Verhältnis zu demjenigen Mahl, das die
des Islam, gegenüber dem anderen, dem salere Bedeutung einer Vorwegnahme Gemeinde Muhammads ebenfalls wäh-
Opferfest, `Id al-Adha, sogar das volks- des messianischen Mahls, des für alle rend der medinischen Zeit selbst erhält:
tümlichere, insofern es häuslich began- ausgerichteten jenseitigen Mahls, an- das Fastenbrechen, das in dem großen
gen wird. Obwohl dieses 29-mal wieder- genommen. Das Mahl war zum Symbol Mahlfest, dem `Id al-Fitr, am Ende des
holte Fasten und Fastenbrechen nur im einer transhistorischen Befreiung ge- Ramadan kulminiert.
Islam begegnet und als solches einzigar- worden.
tig ist, gehört doch auch dieses Mahl in Das Mahl Jesu ist auch im Koran re-
den großen Kontext der Mahlgeschichte flektiert: Es heißt in der medinischen Drei Religionen –
der monotheistischen Religionen. Sure 5:112-115: dreimal Traumabewältigung
„Als die Jünger sprachen, ‚Jesus, Sohn Rein äußerlich betrachtet, könnte man
Marias, kann dein Herr uns einen Tisch das Pessachmahl als Teil einer Ver-
Pessach, Abendmahl vom Himmel herabsenden? (…)/ Wir wol- söhnungsliturgie verstehen, die eine
und der Koran len davon essen, dass unser Herz Ruhe einschneidende Gewalterfahrung, das
Festmähler haben in der orientalischen finde (…)‘./ Jesus sprach: ‚Gott, unser Trauma der ägyptischen Sklaverei bzw.
Antike rituellen Charakter. Ihnen gehen Herr, sende uns einen Tisch vom Himmel des Babylonischen Exils, zu bewältigen
oft Fasten, vor allem aber Opferzeremo- herab, der uns ein Fest sei, den Ersten hilft. Vergleichbar geht auch von der
nien voraus. Im israelitischen Bereich wie den Letzen, und ein Zeichen von Dir!‘ nach Jesu Tod etablierten Eucharistiefei-
entstand das bedeutendste Mahl, das (...)/ Gott sprach: ‚Ich sende ihn euch hin- er eine solche tröstend versöhnliche
Pessachmahl, aus einem paganen Früh- ab. Wer dann unter euch noch ungläubig Wirkung aus, die die traumatischen Er-
jahrswendefest, das biblisch, Exodus ist, den strafe ich wie sonst niemanden in eignisse um seinen Tod durch ein Ge-
12,1-52 richtungsweisend für die spä- aller Welt‘“. meinschaft erzeugendes symbolisches
tere jüdische, aber auch christliche Dieser „Himmelstisch“ bezeugt das Mahl sinnstiftend erträglich macht.
Religion, mit einer heilsgeschichtlichen Verständnis der koranischen Gemeinde Ein ähnliches Muster lässt sich auch
Bedeutung unterlegt wurde, nämlich als von der christlichen Eucharistiefeier als bei der Stiftung des Ramadan erken-
Erinnerung an die Befreiung aus Ägyp- eines streng sakralen Mahls. Doch bleibt nen, die nach dem knappen Entrinnen
ten. Pessach wurde im Rahmen einer das Bild im Koran theologisch unausge- der Gemeinde von einer vernichtenden
Wallfahrt zum Jerusalemer Tempel be- schöpft, die etwas kryptische Erzählung, Niederlage, nach einer unerwartet sieg-
gangen. Nachdem die Pilger das dazuge- die von der Stärkung einer früheren reich entschiedenen Schlacht, erfolgt.
hörige Tieropfer lange Zeit im Tempelbe- Gemeinde (der christlichen) durch die Das im Koran erlassene Fastengebot für
reich dargebracht hatten, verlagerte sich Stiftung eines Mahls, aber auch von der einen ganzen Monat erfolgt jedenfalls –
das Pessachmahl allmählich, nach der Brisanz des Umgangs mit ihm berichtet, nach dem überzeugenden Zeugnis der
Tempelzerstörung 70 nC definitiv, in den ist in der Gemeinde Muhammads nicht islamischen Tradition – im Jahre 2 der
häuslichen Bereich. Jesus hat bereits weiter diskutiert worden. Das Ereignis Hedschra, nach der Schlacht von Badr.
ein häusliches Pessachmahl, hebräisch ist ja nicht ihre Erfahrung, sondern die In Sure 2:183-187 heißt es:
„Ihr Gläubigen! Euch ist vorgeschrie- Jom-Kippur-Fasten erkennen, bei dem im Frühjahr (Pessach/`umra) und im
ben zu fasten, so wie es denen vor euch die Grenzen der Fastenzeit an der Unter- Herbst (hagg ha-sukkot, Hüttenfest/had-
vorgeschrieben ist. Vielleicht dass ihr got- scheidbarkeit von weißen und schwar- jdj). Dieser Jahreslauf, der wie der jüdi-
tesfürchtig werdet./ Eine Anzahl von Ta- zen Fäden am Gebetsmantel gemessen sche für seinen Parallellauf mit den Jah-
gen. Wenn einer von euch krank ist oder werden. reszeiten auf Schaltmonate angewiesen
auf Reisen, eine Anzahl anderer Tage. … / war, war jedoch zur Zeit des Propheten
Der Monat Ramadan – in dem die Lesung bereits aus den Fugen geraten, er findet
herabgesandt worden ist als Rechtleitung Altarabische Traditionen im Koran lange keine Beachtung. Kora-
für den Menschen, und die klaren Bewei- Aber wenn auch die nun erstmals ge- nisch sanktionierte Feste gab es vor der
ses der Rechtleitung und Rettung (fur- setzlich gebotene Fastenpraxis an jüdi- Emigration nach Medina noch gar nicht.
qan). … // Es ist euch erlaubt, zur Fasten- sche Vorgänger anknüpft, so setzt doch Deren Institution verdankt sich dem
zeit bei Nacht mit euren Frauen Umgang der Fastenmonat eine altarabische Tra- Austausch mit der jüdischen Gemeinde
zu pflegen. Sie sind für euch, ihr für sie dition fort. Sie verband sich im Vorislam in Medina.
ein Kleid. (…). Berührt sie unbedenklich mit der Frühlingswallfahrt, der `umra, Denn Prophet und Gemeinde machen
(…) und esst und trinkt, bis ihr in der Mor- in der asketische Übungen wie Fasten nach der Hidjra, der Emigration nach
gendämmerung den weißen Faden vom und Verharren im Heiligtum üblich wa- Medina, eine rigorose Neubesinnung
schwarzen unterscheiden könnt. Hierauf ren und in die eine – auch noch im Koran durch. Die Tradition berichtet sogar, dass
haltet das Fasten durch bis zur Nacht.“ hervorgehobene – Nacht fiel, die „Nacht ihr Einzug in Medina auf den jüdischen
Das Ramadanfasten und -fastenbre- der Bestimmung“, laylat al-qadr. Dass Versöhnungstag, Jom Kippur, gefallen
chen sind also keine spontan erlasse- dieses Fasten durch ein Mahl beschlos- sei und der Prophet sofort die Bedeu-
nen koranischen Weisungen, es geht sen wurde, darf man voraussetzen, Ab- tung der dazu gehörigen Mose-Praxis
nicht einfach um ein Dankesmahl nach stinenz vom Essen dient ja auch dazu, für die eigene Gemeinde erkannt habe.
einer bestandenen Prüfung, auch nicht das Gemeinschaft stiftende Mahl neu zu Jedenfalls wurde das erste koranisch
sogleich um einen ganzen Monat. Im legitimieren. Stellt man einen Vergleich verordnete Fasten nicht auf den im pa-
Mittelpunkt der neuen Gesetzgebung zwischen den altarabischen und den is- ganen Kalender dafür passenden Termin
steht zunächst die Fastenpraxis selbst. raelitischen Festen an, so entsprechen im `umra-Monat Radjab gelegt, sondern
Diese lässt noch ihre Orientierung am sich Fastenzeiten und Pilgerfahrten auf den Termin des Jom Kippur, arabisch
`ashura‘. Aus zunächst einem einzigen rabgesandt haben – am Tag, da die beiden Wir sandten es herab in der Nacht der
Tag wurden – wie der Koran in Q 2:183-4 Heerscharen auf einander stießen! Bestimmung./Was weißt du, was sie ist,
bezeugt – mehrere Tage und – nach der Mit ebendem Begriff der Rettung, die Nacht der Bestimmung: Die Nacht der
erfolgreichen Schlacht von Badr, Q 2:185 furqan, war in Q 2:185 auch die Begrün- Bestimmung ist größer als tausend Mo-
– ein voller Monat. Dabei wird neben dung des Fastens im Ramadan verbun- nate. Die Engel und der Geist steigen in
dem Fasten auch das Fastenbrechen, das den worden. Der Ramadan ist mithin ein ihr herab – mit Erlaubnis ihres Herrn- in
Mahl, hervorgehoben, Q 187. Fest, das Pessach eng verwandt ist, nicht allen Angelegenheiten. Sie ist Segen – bis
Man übernahm aber nicht einfach vor- als Übernahme, sondern als Zeichen ei- zum Aufgang der Morgenröte.
gefundene Feste, sondern schloss sich nes neuen Denkens in Kategorien von Die hier gefeierte spirituelle Fülle wird
der heilsgeschichtlichen Hermeneutik Heilsgeschichte, wie es auch der Stif- mit dem viele Male wiederholten festli-
an, nach welcher die Jahreszeitenwen- tung von Passah unterliegt. Doch stehen chen Mahl im Ramadan gefeiert. W
den nicht auf ihre kosmische Bedeu- diese Verbindungen zur Heilsgeschichte
tung reduziert sind, sondern ein heils- nicht im Mittelpunkt der Feier. Was da-
geschichtliches Ereignis in Erinnerung bei viel mehr zählt, ist die zeitweilige
bringen sollten. Aus der jahreszeitlich Aufhebung der Grenzen zwischen Him-
orientierten `umra, die ohnehin ihren mel und Erde, das Offenstehen der Him-
Sitz im Jahreslauf verloren hatte, wur- melstore. Dies war bereits in Frühmekka
de nun – analog zu Pessach – ein Fest der Festinhalt der „Nacht der Bestim-
Prof. Dr. Angelika
zur Erinnerung an die Rettung vor über- mung“, der Laylat al-qadr, des `umra-
Neuwirth ist
mächtigen Feinden, d.h. an die Schlacht Monats gewesen, die nun in der medini- Professorin für
von Badr, so in Sure 8:41: schen Festregelung ihren festen Platz in Arabistik an der
Richtet euch nach dem was wir auf unse- der letzten Dekade des Ramadan erhält. Freien Universität
ren Diener am Tag der Rettung (furqan) he- Die Sure dazu, 97:1-5 lautet: Berlin
Festmahl am Himmelstisch
Die Studie betrachtet das jüdische Pessachfest, das Abendmahl Jesu in seinem Verhältnis zum
Pessachfest und die Aufnahme dieser Tradition im Koran. Dabei liegt der Akzent auf der gemeinsamen
Hoffnung, die alle drei Religionen mit dem „Festmahl im Himmel“ verbinden. Solche Verbundenheit
steht einer selbstgefälligen religiösen Überheblichkeit entgegen und lädt dazu ein, gerade bei der
Feier von Mählern die gemeinsame Erinnerungskultur und Zukunft ernst zu nehmen.
Karl-Josef Kuschel, Festmahl am Himmelstisch. Wie Mahl feiern Juden, Christen und Muslime verbindet,
Ostfildern, Patmos 2013, 171 S. € 14,99, ISBN 978-3-8436-0366-9.
Pantheon
Dieses umfassende Werk zur Geschichte der antiken Religionen eröffnet einen neuen Zugang zur
Alten Welt. Im Zeitraum vom Beginn des ersten Jahrtausends vC bis zur Ausbreitung des Christentums
in der Spätantike wirft der Religionswissenschaftler Rüpke einen Blick auf religiöse Kommunikation,
auf Rituale und Praktiken der Menschen, auf ihre Welt- und Gottesbeziehung. Dieser Einblick in die
antike Religiosität ist damit eine Erkenntnis über die Vielfalt der menschlichen Aneignungsformen.
Man lernt die vielen unterschiedlichen Räume kennen, in denen Männer und Frauen, Reiche und Arme
in Kontakt mit dem Göttlichen treten – Häuser, Tempel, Gräber, Straßen – und die vielen unterschied-
lichen Objekte, Erzählungen und Gebete die sie dafür nutzen. Interessant ist auch unter diesen Vor-
zeichen der Blick darauf, wie sich die christliche Gemeinschaft über einen langen Zeitraum hin bildet.
Jörg Rüpke, Pantheon. Geschichte der antiken Religionen, C. H. Beck 2016, 559 S., € 34,
ISBN 978-3-406-69641-1 378-3.
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Betlehem
74 bis 77
Die Bibel in berühmten Gemälden
Lucas Cranach der Jüngere: Simson und Delila
78 bis 80
THEMENREIHE 2017:
Reform und Reformation in Bibel und Christentum
1. Verfall und Reform – ein biblisches Weltbild
Auf dem Weg zum einen Gott
81 bis 83
Die großen Entdeckungen
Der Ecce-Homo-Bogen: Ein heiliger Ort?
84 bis 85
Ausstellungen und Veranstaltungen
unesco-resolutionen zu jerusalem
Ausgrabungssaison in lachisch
Toilette im
In der Zerstörungsschicht
des Palastes fanden sich nur
wenige Objekte, darunter ein 5
Stierköpfchen (2.), die Figurine
einer Gottheit (4.) und ein
Elfenbein-Spielbrett mit 20
eingeritzten Feldern (5.).
Der Silberanhänger mit einem
achtstrahligen Stern (3.) ist
bislang eines der ältesten
Fundstücke in Gezer.
74
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welt und umwelt der bibel 1/2017
Brüsten dargestellt (1609, London, National Gal- lung der Allegorie, Lust an der Betrachtung des Das Werk
lery). Das Motiv Simson und Delila wurde Ende Körpers und Lust an heimlichen Übertretungen Simson und Delila von
des 19. Jh. mit der künstlerischen Faszination für – diese moralisierenden Gemälde waren keines- Lucas Cranach dem Jün-
die Darstellung „verhängnisvoller“ Frauen wie- wegs so moralisch. geren, 1537, Öl auf Holz,
der aufgenommen, wie beispielsweise bei Gusta- 74,5 x 121 cm. Gemäl-
ve Moreau (1882, Musée Gustave Moreau, Paris). Der Maler degalerie Alte Meister,
Lucas Cranach der Jüngere (1515–1586) hat zwar Staatliche Kunstsamm-
Der geschichtliche Kontext das Werk und den Stil seines Vaters, Lucas Cra- lungen Dresden.
Trotz der relativen Offenheit, die Martin Luther nach des Älteren (1492–1553), fortgeführt, aber
zur Stellung der Frauen in seinen Schriften ein- ebenso eine eigene bildgewaltige Formenspra-
nahm, wurden sie in der Reformationszeit auf che entwickelt. Der Vater war als Hofmaler be-
ihre traditionellen Rollen als Gattin und Mutter kannt geworden; sein Werk umfasste Altarwerke,
beschränkt; Lust wurde als Sünde angesehen. allegorische Gemälde und Porträts. Diese ermög-
Da bei den Fürsten jedoch ein gewisser Wider- lichten ihm den Aufbau einer florierenden Werk-
stand gegen diese Strenge zu erkennen war, gab statt, die der unternehmerisch und künstlerisch
es die Möglichkeit, sich in der Allegorie auszu- begabte Sohn zur Blüte brachte, indem er den
drücken, auch in Darstellungen von biblischen väterlichen Stil einerseits gut reproduzierte und
Szenen. Oft ist es ein subtiles Spiel, denn unter andererseits beeindruckende neue Motive mit
dem Vorwand, die Weiblichkeit zu verurteilen, vielen Chiffren und „Bilderrätseln“ umsetzte. Die
wird sie in Wirklichkeit verherrlicht. Die zahlrei- Familie, die sowohl für katholische wie auch für
chen Darstellungen Evas in dieser Epoche geben evangelische Fürsten arbeitete, stand selbst der
zum Beispiel vor, die Haltung der Verführerin zu Reformation sehr nahe. Durch ihre Gemälde mit
Régis Burnet ist Professor
tadeln. Gleichzeitig gestatten sie, indem sie sich biblischen Themen und die Porträts zahlreicher für Neues Testament an
den Bibeltext zunutze machen, die Darstellung Reformatoren hatten sie Anteil an der Ausarbei- der Universität Louvain-la-
Evas in ihrer Nacktheit. Lust an der Entschlüsse- tung der reformatorischen Ikonografie. Neuve (Belgien).
1 Eselskinnbacken
2
Der Eselskinnbacken, der im Gras ne-
ben Simson liegt, spielt eine grund-
sätzliche Rolle im Gemälde. Zunächst
bildet der weißliche, gebogene Ge- 4
genstand einen Gegenpunkt zu der 3
sich öffnenden Waldlichtung. Dane-
ben ist der Kinnbacken ein wichtiges
narratives Element, das an die Stärke
Simsons erinnert. Mit dieser rudimen- 3
tären Waffe hatte er tausend Männer
erschlagen.
Die kleine Erzählung aus dem Rich-
1
terbuch (Ri 15,15-17) ist so erstaunlich,
dass der Knochen oft das Attribut Sim-
sons bildet, an dem er zu erkennen ist.
Weggeworfen und vernachlässigt ent-
hüllt er den Fall des Helden. Die Phi-
lister kommen, die Waffe müsste ihren 2 Delila – eine Frau, die einen Mann „kastriert“
Dienst wieder aufnehmen! Schließlich
erinnert dieser Knochen durch seine Die Mitte des Gemäldes wird besetzt durch einen Simson in Paraderüstung, mit der
seltsame Form an die Kuriositäten- der Maler seine Meisterschaft in der Kunst des Lichtreflexes beweisen kann, und eine
kabinetts, die zu Anfang der Renais- Delila, prächtig gekleidet in eine Robe aus Seidenstoff. Über dem Kopf trägt sie einen
sanceepoche aufkamen. Seine Iden- zarten Schleier, der ebenfalls die Kunstfertigkeit des Malers bei der Darstellung von
tifizierung fordert in jedem Fall den Transparenz beweist und das siegesgewiss konzentrierte Gesicht freilässt. Ferner weist
Scharfsinn des Betrachters heraus. Delila jene Physiognomie auf, die so typisch für die Cranach-Werkstatt ist: rundes Ge-
sicht, schmale Lippen, kleine Stupsnase und mandelförmige Augen.
Auch wenn die Szene den Anschein hat, züchtig zu sein, so fehlt es nicht an sexu-
ellen Anspielungen. Delilas Halskette zieht den Blick in ihr Dekolletée. Die Schutzvor-
richtung an der Rüstung Simsons verbirgt sein Geschlecht und weist doch darauf hin.
Und vor allem die Handhabung der Schere, mit der Delila das Haupthaar, das sie in
der Hand hält, schneidet, erinnert an eine Art Verstümmelung, die genau mit der bi-
blischen Metapher übereinstimmt: Das Scheren der Haare bedeutet die Beschneidung
von Simsons Kraft. Delila steht folglich schlechthin für die Rolle der Femme fatale, halb
Prinzessin, halb Frau, die Männer „kastriert“.
Die Quelle ihnen sagen: Kommt diesmal her! Denn er hat mir sein
ganzes Herz offengelegt. Die Philisterfürsten kamen
„Darauf sagte sie zu ihm: Wie kannst du sagen: Ich lie- zu ihr herauf und brachten das Geld mit hinauf. Delila
be dich!, wenn mir dein Herz nicht gehört? Jetzt hast du ließ Simson auf ihren Knien einschlafen, rief nach dem
mich dreimal getäuscht und mir nicht gesagt, wodurch Mann und schnitt dann die sieben Locken auf seinem
du so große Kraft besitzt. Und es geschah, als sie ihm Kopf ab. So begann sie ihn zu überwinden und seine
mit ihrem Gerede jeden Tag zusetzte und ihn bedrängte, Kraft wich von ihm. Dann rief sie: Philister über dir,
wurde er es zum Sterben leid; er legte ihr sein ganzes Simson! Er erwachte aus seinem Schlaf und dachte: Ich
Herz offen und sagte zu ihr: Kein Schermesser ist mir werde auch diesmal wie bisher entkommen und mich
auf den Kopf gekommen; denn ich bin vom Mutterleib freischütteln. Denn er wusste nicht, dass der HERR von
an Gott als Nasiräer geweiht. Würden mir die Haare ge- ihm gewichen war. Da packten ihn die Philister und sta-
schoren, dann würde meine Kraft von mir weichen; ich chen ihm die Augen aus. Sie führten ihn nach Gaza
würde schwach und wäre wie jeder andere Mensch. Da hinab und fesselten ihn mit Bronzeketten und er musste
sah Delila, dass er ihr sein ganzes Herz offengelegt hat- im Gefängnis die Mühle drehen.“
te. Sie schickte hin und rief die Philisterfürsten und ließ Buch der Richter 16,15-21 (Einheitsübersetzung 2016)
2017 gedenken die Kirchen in Deutschland – auch gemeinsam – der 1/17 Verfall und Reform –
ein biblisches Weltbild
Reformation, deren Ausgangspunkt man gern in der Veröffentlichung der
95 Thesen Martin Luthers gegen den Ablass am 31. Oktober 1517 sieht. 2/17 Reformen und Reformer
Während Kirchenhistoriker darauf verweisen, dass es allein im 16. Jahr- zur Zeit Jesu
hundert mehrere „Reformationen“ gab, zeigt ein Blick in die Bibel, dass 3/17 Reform(ation):
mit den Begriffen „Reformation“ und „Reform“ ein noch viel weiteres Feld Eine Idee macht Geschichte
erschlossen wird. Die Reihe beginnt in der Zeit des Alten Testaments. 4/17 Wie sich das Verhältnis
der Kirchen heute „reformiert“
des Königs Joschija (641–609 vC), von reine Ursprung, es folgt der Verfall – und
dem es unter anderem heißt, dass er be- eine Re-form, eine Rückkehr zu den For-
fahl, „alle Gegenstände aus dem Tempel men des Anfangs, muss den ursprüngli-
des Herrn hinauszuschaffen, die für den chen Zustand wieder herstellen.
Baal, die Aschera und das ganze Heer
des Himmels angefertigt worden waren.
Er ließ sie außerhalb Jerusalems bei den Weiterentwicklung, nicht Wieder-
Terrassen des Kidrontales verbrennen … herstellung eines vergangenen
Er holte die Priester aus den Städten Ju- Zustands
das und machte die Kulthöhen von Geba Tatsächlich aber – so hat die historisch-
bis Beerscheba, auf denen die Priester kritische Forschung gezeigt – entspricht
geopfert hatten, unrein“ (2 Kön 23,4.8). die geschichtliche Entwicklung nicht
Die biblische Erzählung bringt Joschi- diesem Deutungsschema; vielmehr han-
jas Zerstörung von „Götzenbildern“, delt es sich bei der Entstehung des „rei-
Altären und Heiligtümern mit einem nen“, bildlosen Monotheismus Israels
„Gesetzbuch“ in Verbindung, das zuvor mit Jerusalem als einzigem Kultort um
bei Bauarbeiten am Tempel gefunden eine schrittweise Entwicklung. JHWH ist
wird. Die Prophetin Hulda erklärt, dass zu Beginn der Königszeit eine Art Dynas
die Strafandrohungen, die das Buch tiegott; daneben werden, insbesondere
enthält, wahr werden, wenn das Volk von der einfachen Bevölkerung, durch-
weiterhin dem wahren Gott untreu ist aus andere Gottheiten verehrt, deren
– woraufhin der König Joschija in einer Existenz auch von der zeitgenössischen
das ganze Land umfassenden Aktion die „Theologie“ nicht bestritten wird. Neben
Zeichen des Abfalls zu beseitigen sucht. indirekten Hinweisen in den biblischen
Im Hintergrund der biblischen Dar- Schriften gibt es dafür auch archäolo-
stellungen steht also die Vorstellung, gische Zeugnisse, u. a. die zahlreichen
dass Israel am Anfang allein JHWH in Frauenidole, die in Jerusalem gefunden
den von Mose vorgeschriebenen Formen wurden und wohl für Aschera stehen,
verehrt hat und im Laufe der Zeit davon eine weibliche Gottheit, die nicht sel-
abgefallen ist. Nun erfolgt eine Reini- ten im Zusammenhang mit JHWH er-
gung in Richtung auf den Ursprung, der wähnt wird. Auch die Kupferschlange,
in diesem Fall in dem geheimnisvollen die Hiskija zerstören ließ – siehe Zitat
Buch (manche vermuten dahinter ein aus 2 Kön oben –, war möglicherweise
sogenanntes Ur-Deuteronomium) be- ein von der ägyptischen Religion ins-
schworen wird. Diese Darstellung macht piriertes Objekt, das seinen Weg in den Weibliche Figur, vermutlich der ka-
ein grundlegendes Schema sichtbar, mit Jerusalemer Tempel gefunden hatte und naanäischen Göttin Aschera. Zahlreiche
dem in der Entstehungsphase dieser bi- erst nachträglich mit der Geschichte der Figurinen dieser Art wurden in judäi-
blischen Bücher Geschichte geschrieben Wüstenwanderung verbunden wurde. schen Wohnhäusern aus der Zeit vor
und gedeutet wird: Am Anfang steht der Jedenfalls hat sich eine Erinnerung an dem Babylonischen Exil gefunden.
die „Kupferschlange“ in den Schriften der rechten Gottesverehrung erklärt – Auf- und Umbau des biblischen Kanons
erhalten, wie auch an eine Entfernung diese muss nun wiederhergestellt, d. h. im Christentum: Am Anfang steht das
durch König Hiskija. Zu dessen Zeit hat- re-formiert werden. Und das von dieser Paradies, es folgen der (Sünden-)Fall,
te sich die Hoffnung auf ägyptische Hilfe Theologie geprägte „deuteronomisti- verschiedene Ankündigungen einer Er-
bei der assyrischen Belagerung Jerusa- sche Geschichtswerk“ legt das Schema lösung oder „Re-form“, bis am Ende ein,
lems nicht erfüllt. an die gesamte Geschichte des Volkes wenn auch veränderter, Idealzustand
Außerdem gab es außerhalb Jerusa- an, so dass sie geprägt erscheint durch wiederhergestellt ist. Nicht umsonst en-
lems zahlreiche Heiligtümer, in denen den sich mehrfach wiederholenden Ab- det das „Alte Testament“ mit der Ankün-
JHWH verehrt wurde – erst im Laufe der lauf von Verfall und Reform, ausgehend digung einer Rückkehr zum ursprüngli-
Zeit wurden diese abgeschafft oder zer- von der idealen „Urzeit“ zu Zeiten des chen Zustand: Elija „wird das Herz der
stört. Vermutlich hat dabei tatsächlich Mose – ein Bild, das in Wirklichkeit nun Väter wieder den Söhnen zuwenden und
das unter Joschija „gefundene“ Buch erst geschaffen wird. das Herz der Söhne ihren Vätern, damit
eine Rolle gespielt, in dem – ganz im So war zuletzt auch die nachexili- ich nicht kommen und das Land dem
sche Theologie eine „Reform“ im Sinne Untergang weihen muss“ (Mal 3,24). Das
einer Weiterentwicklung: Nun erst ist heißt: Die mit Elija bzw. Johannes dem
Nun erst ist man man überzeugt, dass es neben JHWH Täufer einsetzende „Re-form“, von der
keine anderen Götter gibt, steht doch das Neue Testament erzählt, verhindert,
überzeugt, dass es auch hinter der Zerstörung von Stadt dass das Land und die Welt endgültig
neben JHWH keine und Tempel sowie hinter Kyrus, der die dem „Verfall“ preisgegeben werden.
Verbannten schließlich aus Babylon zu- Tatsächlich sind nicht wenige Grup-
anderen Götter gibt rückkehren lässt, der eine Gott Israels. pen zur Zeit Jesu davon überzeugt, dass
ihre (Re-)Form des Judentums den ur-
sprünglichen Sinn des Gesetzes, des
Stil eines assyrischen Vasallenvertra- Reform verhindert den gottgefälligen Lebens bewahrt, entdeckt
ges – die ausschließliche Treue Israels endgültigen Verfall oder wiederherstellt und so zur Re-
zu JHWH gefordert wurde. Am JHWH- Dennoch hat sich das Schema „Guter form des Volkes oder der Welt beiträgt.
Tempel in der Zitadelle von Arad im Ne- Anfang“ – „Verfall“ – „Re-form“ gerade Diesen Bewegungen wird die nächste
gev ist eine entsprechende Aktion sogar für die Schilderung von Geschichte viel- Folge unserer Artikelserie gewidmet
archäologisch nachweisbar: Der „Kult- fältig durchgesetzt. Auch in anderen Kul- sein. Dann wird auch noch deutlicher
pfahl“, der über Jahrhunderte im Aller- turen ist es anzutreffen. So schildert der werden, dass man die Darstellung einer
heiligsten des Tempels stand, wurde im griechische Dichter Hesiod (7. Jh. vC) die Weiterentwicklung als Wiederherstel-
7. Jh. „begraben“. Durch das eigentliche Geschichte als Abfolge von Zeitaltern, lung einer so nie vorhandenen Urform
Heiligtum wurde eine neue Stadtmauer die von immer stärkerem „Werteverfall“ nicht als Verfälschung der Geschichte
so hindurchgebaut, dass der Tempel un- gekennzeichnet sind: Auf das Goldene ansehen muss, sondern als EINE mög-
brauchbar und das Allerheiligste nicht Zeitalter folgt das silberne, darauf das liche Form der Geschichtsschreibung.
mehr zugänglich war! eherne und das eiserne … Eine ähnliche Diese wählt immer aus und deutet. Im
Die „Re-form“ des Joschija besteht Vorstellung findet sich auch im bibli- Fall der biblischen Überlieferung macht
also nicht in einer „Rückformung“, schen Buch Daniel, im Traum des Königs sie – nicht zu Unrecht – sichtbar, dass in
nicht in der Wiederherstellung eines Nebukadnezzar, der auf verschiedene, den beschriebenen Reformen Elemente,
früheren Idealzustandes, sondern in immer geringer und brüchiger werdende Tendenzen in den Vordergrund treten,
einer Weiterentwicklung, in der Anpas- Reiche hin gedeutet wird, das von einem die im Alten zwar angelegt, aber noch
sung der Kultformen an die theologische ewigen Reich Gottes abgelöst wird, das nicht wirkmächtig geworden waren.
Entwicklung, die von einer immer stär- sogar noch besser ist als das anfängliche Auch deshalb können Reformen in ganz
keren Transzendierung des Gottesbildes goldene (vgl. Dan 2,29-45). Und die grie- unterschiedliche Richtungen erfolgen,
gekennzeichnet war. Am Ende war für chische Lehre von den Weltaltern wird kommt es doch darauf an, welche dieser
den einen Gott nur noch ein Kultort vor- von den Stoikern dahingehend weiter- Elemente nun stark (gemacht) werden. W
stellbar. Nach dem Babylonischen Exil entwickelt, dass diese nach Ende eines
war nicht einmal mehr der bis dahin Zyklus durch einen Weltenbrand „refor-
akzeptierte „Gottesthron“ der Bundes- miert“ werden, sodass der Ursprungs- Dr. Georg Röwekamp,
Theologe mit Schwerpunkt
lade notwendig. Nach der Zerstörung zustand wiederhergestellt wird. Zur Zeit
Alte Kirchengeschichte
Jerusalems im Jahr 586 vC, auf die das des Augustus wird die Vorstellung dann und Repräsentant des
Babylonische Exil folgte, bewährt sich so aktualisiert, dass es der Kaiser ist, „Deutschen Vereins
nämlich das Schema zur Deutung der der jetzt das erneuerte goldene Zeitalter vom Heiligen Land“ in
Geschichte auf eindrucksvolle Weise: heraufführt. Jerusalem.
Die Katastrophe wird als Konsequenz Das Schema von Urzustand, Verfall
des Abfalls vom wahren Gott und von und Reform bestimmt dann sogar den
ren Seite der Straße befindet, um zu überprüfen, Jedenfalls, so fragt sich der Ingenieur mit Recht,
ob es einen dritten Bogen gibt, der symmetrisch wenn der Bogen aus der Zeit Jesu Christi stam-
zu den anderen beiden verläuft. Er entdeckt auf men würde, wie hätte er dann der Zerstörung
der Linie der beiden Bögen ein Stück antikes des Tempels und der Antoniafestung im Jahr 70
Mauerwerk, welches dem Pfeiler des nördlichen nC durch Kaiser Titus entgehen können?
Bogengangs sehr ähnlich ist. Das angebliche Pierotti war aber mehr an den hydraulischen
Eingangstor des „Pilatus-Prätoriums“ hatte Systemen und dem Tempelausbau interessiert,
und so bereitet ihm der Bogen und seine Tradi-
tion kein weiteres Kopfzerbrechen. Im Jahr 1864
veröffentlicht er einen Bericht über seine For-
„Seht, der Mensch!“ – der
schungen und die Datierungen; die Argumenta-
berühmte Ausspruch hatte dem tion wird verworfen, das Buch als wenig seriös
angesehen und es gerät geradezu in Vergessen-
Bogen über der Via Dolorosa
heit.
bereits seinen Namen gegeben Allerdings überzeugt seine Bemerkung über
den Ecce-Homo-Bogen eine Reihe der führen-
den Orientalisten seiner Zeit. So revidiert zum
starke Ähnlichkeit mit einem dreiportaligen Beispiel Félix de Saulcy im Jahr 1865 seine Ein-
Monumentalbogen. Als in der Klosterbaustelle schätzung: „Wenn man alles genau betrachtet,
der Zionsschwestern ein gut erhaltener Fußbo- so stammt der Bau dieses Tores meiner Meinung
den mit geriffelten Steinplatten freigelegt wird, nach aus einer weit späteren Epoche als der Zeit
hat Pierotti bald die Gelegenheit, den Sockel der Hinrichtung Jesu Christi.“ In der wissen-
des Pfeilers zu untersuchen: Das Mauerwerk ist schaftlichen Literatur wird der sogenannte Ecce-
sehr wohl römisch, allerdings kann es aufgrund Homo-Bogen als ein Bauwerk der neuen Stadt
der Größe der Blöcke und der Bautechnik seiner Aelia Capitolina gedeutet. Unter diesem Namen
Meinung nach kaum auf eine Epoche vor Hadri- hatte Kaiser Hadrian Jerusalem um das Jahr 130
an, also vor Beginn des 2. Jh. nC, datiert werden. nC neu aufbauen lassen.
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Die grossen entdeckungen | Der Ecce-Homo-Bogen
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(Referentin für Bibelpastoral und Biblische Bildung) der Muslime / Unter Tito / Politische Situation heute /
Dr. Wolfgang Wieland (Theologe) Slawische Literatur und Kirchenmusik
EINTRITT: frei REFERENT(INN)EN: u. a. Prof. Dr. Katrin Boeckh,
ANMELDUNG: www.kbw-stuttgart.de Prof. Dr. Andreas Müller, PD Dr. Heinzgerd Brakmann,
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Leben nach Luther. Ramses – Göttlicher Herrscher am Nil
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Ramses der Große war der mächtigste aller Pharaonen,
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Kulturerbe Psal-
IMPRESSUM
Heft 1/2017
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tig – Einzig- Verlag: Katholisches Bibelwerk e.V.,
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der Herrscher mit der Harfe Redaktion: Dipl.-Theol. Wolfgang Baur,
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Edition „Welt und Umwelt der Bibel“
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e [A] 5,50 / sFr 9,50
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Von den Anfängen bis ins 15. Jh., 4/99 o Der Nil, 1/04
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Renaissance bis in die Gegenwart, 4/00 o Von Jesus zu Muhammad, 1/05
o Auf dem Weg zur Kathedrale, Sonderheft 2000 o Religionen im antiken Syrien, 2/05
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o Athen. Von Sokrates zu Paulus, 1/06 o Kindgötter und Gotteskind, 4/10
o Ostern und Pessach, 2/06 o Die Apostel Jesu, 1/11
o Mose, 3/06 o Der Weg in die Wüste, 2/11
o Auf den Spuren Jesu 1: Von Galiläa nach Judäa, 4/06 o Unter der Herrschaft der Perser, 3/11
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o Wer waren die ersten Christinnen?, 4/15 o Heiliges Mahl – Zu Tisch mit den Göttern, 1/17
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